Nr. 31 / Oktober 2018
Dampf-Blatt www.dampferfreunde.ch — info@dampferfreunde.ch — facebook.com /dampferfreunde
Emotionen auf dem See!
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Spiezerli
Dampfer-Fahrplan Winter 2018/19
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«Wir möchten den Passagieren zeigen, dass sie sich auf einem Dampfschiff befinden» 10
DS Lötschberg
«Man muss viel Herzblut haben»
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DS Blümlisalp – Wellness für die alte Dame
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Käpt’n Dampferli
Scherenschnitte
Willkommen an Bord, liebe Kinder 8
Mit scharfem Messer zum filigranen Schiff 12 Die Schritt-für-Schritt-Anleitung
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«Die Lötschberg ist mein zweitliebstes Schweizer Schiff»
Fernrohr: Es war einmal …
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Unterstützen Sie unseren Verein
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Leserfoto 15
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Emotionen auf dem See! Werden Sie von Spiez nach Faulensee transportiert wie mit der Bahn oder geniessen Sie eine Schifffahrt, lieber Leser, liebe Leserin?
Mit einem Eisenbahnwagen lässt sich ein stolzes Schiff der Oberländer Seen sicher nicht vergleichen – welche Zumutung! Schliesslich erscheinen die Dampf- und Motorschiffe nicht mit Nummern auf Listen, sondern jedes Schiff trägt seinen Namen, ist einzigartig. Die Kapitäne und Matrosen kennen die Eigenheiten jeder Einheit, wissen, welche der stolzen Damen agil, welche etwas träger und welche manchmal sogar leicht bockig reagiert, wenn ein Befehl aus dem Steuerhaus auf das Ruder schlägt. Gleiches gilt für die Maschinisten auf den Raddampfern. Für den Umgang mit den beeindruckenden Maschinen ist Fingerspitzengefühl, ja gar eine gute Nase nötig. Und während im zurückliegenden Sommer andernorts von Hitzeferien die Rede war, bedienten die Nautiker der BLS auf und unter Deck bei hohen Temperaturen zuverlässig ihre Instrumente und Steuerräder und ermöglichten Ausflüge; nicht zu vergessen die Angestellten der Restauration! Ich staune immer wieder, wie viel Herzblut mit dem Betrieb der Schiffe verbunden ist. Das schlägt sich in Zahlen nieder. Dank findiger Tüftlerei kann nun beispielsweise
auf dem Dampfer Lötschberg rund ein Drittel des Brennstoffes eingespart werden. Hier kommen die Dampferfreunde ins Spiel. Wir sind Hüter der Überlieferung, Bewahrer. Dennoch tragen wir mit finanziellen Beiträgen dazu bei, dass Innovationen möglich werden. Und im einen oder anderen Fall vermitteln wir ausgewiesene Spezialisten, die ihr langjähriges Berufswissen einbringen. Mit den Schiff-Fans ist auch ein Spannungsfeld verbunden. Das Personal könnte Bücher schreiben. Wehe, wenn ein Matrose einen Wimpel nicht richtig aufgezogen hat. Postwendend kommt auch Nachricht, dieser oder jener hätte den Füllgrad der Maschine zu hoch eingestellt, «horne» nicht melodiös genug oder könnte etwas «fyner» an die Ländte fahren. Da ist eben auch auf Seiten der Fans viel Herzblut vorhanden.
David-André Beeler, Präsident Freunde der Dampfschifffahrt Thunerund Brienzersee. Titelbild: Historische Schiffsdampfmaschinen brauchen fürsorgliche Hände.
Das neue DS Spiez – ich schreibe bewusst «neue» – ist ein exemplarischer Fall: Für die einen muss es ein Zeitzeuge von 1901 bleiben, andere fürchten, es entstehe ein Disneylandboot, dritte schwärmen bereits vom künftigen speziellen Unikat des «Modern Steam». Ich hoffe, dass sich 2019 alle mit einem Schmunzeln auf dem neu-alten DS Spiez wiederfinden, mit einem Glas anstossen und die Fahrt an Bord eines immer noch einzigartigen Schiffs geniessen werden. Anstossen können wir dann auch auf unsere «Seebären» (Männer und Frauen), die uns die Ausfahrten immer von neuem ermöglichen.
Impressum Auflage: 24 000 Exemplare Freunde der Dampfschifffahrt Thuner- und Brienzersee, Postfach, 3600 Thun info@dampferfreunde.ch www.dampferfreunde.ch facebook.com/dampferfreunde An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: David-André Beeler, Daniel Barben und Fritz Lehmann; Christoph Hurni (Fotografie); Bernhard Hunziker, Alain Diezig (Werd & Weber AG, Gwatt), Heinz Zürcher ( Korrektorat). Layout und Illustrationen: Sonja Berger, Nina Ruosch (www.weberagentur.ch)
David-André Beeler
Dampf-Blatt Nr. 31 3 W I N T E R DA M PF
Dampfer-Fahrplan Winter 2018/19
Thunerseebrunch Jeden Sonntag 11. November 2018 bis 31. März 2019 Beginnen Sie Ihren Sonntag mit einem gemütlichen Brunch auf dem Schiff. Thun
Eine Dampfschifffahrt im Winter ist ein aussergewöhnliches Erlebnis. Reisen Sie z. B. mit dem Niederhornexpress bis nach Beatenbucht (mit Anschluss aufs Niederhorn). Oder geniessen Sie mittags bei einem feinen Essen das winterliche Panorama rund um den Thunersee.
DA M PF ERFA H R PL A N DS Blümlisalp Winterdampf Niederhornexpress 25.12.18 bis 2.1.19 täglich Diese «Expressfahrt» bietet Ihnen eine rasche Verbindung auf das Niederhorn. Zudem können Sie an Bord ein leckeres Frühstück geniessen. Thun Thun
ab 10.08 an 12.20
via Spiez und Beatenbucht
DS Blümlisalp Winterdampf 25.12.18 bis 2.1.19 täglich Thun Interlaken West Interlaken West Thun
ab 12.40 an 14.49 ab 15.10 an 17.20
W I N T ER FA H R T EN T H U N ER SEE Fondue-Chinoise-Schiff Jeden Donnerstag vom 8. November bis 13. Dezember 2018. Freitags, 18. Januar, 1. und 15. Februar, 1. und 15. März 2019
Fondueschiff
an 11.10
Rundfahrt via Spiez mit Halt an allen Stationen gemäss Fahrplan.
Mittagsschiff Täglich 5. November 2018 bis 5. April 2019 Geniessen Sie die einzigartige Aussicht und verbinden Sie den Ausflug mit einem feinen Mittagessen an Bord. Thun Interlaken West Interlaken West Thun
ab 11.40 an 13.49 ab 14.10 an 16.20
Nachmittagsschiff Täglich 9. März bis 5. April 2019 Geniessen Sie einen gemütlichen Nachmittag auf dem MS Stockhorn.
Jeden Samstag vom 10. November bis 15. Dezember 2018. Samstags, 12. und 26. Januar, 9. und 23. Februar, 9. und 23. März 2019
Thun
Weihnachtsschiff
Thun
24. Dezember 2018
ab 9.40
ab 13.10
an 14.20
Rundfahrt via Hünibach, Gwatt Deltapark, Einigen, Oberhofen und Hilterfingen. ab 14.40
an 17.20
Rundfahrt via Beatenbucht mit Halt an allen Stationen gemäss Fahrplan.
Silvesterschiffe 31. Dezember 2018 MS Schilthorn mit «The Baby’s» MS Berner Oberland mit «ChueLee»
BR I EN Z ER SEE Neu: Adventsschiffe
Änderungen vorbehalten. In Ausnahme fällen verkehrt ein Motorschiff.
Weitere Infos: www.bls.ch/winterschiff
Sonntag, 9. und 16. Dezember 2018 Mittagsrundfahrt mit Adventsmenü Interlaken Ost Brienz Brienz Interlaken Ost
ab 11.07 an 12.20 ab 12.40 an 13.53
Nachmittagsrundfahrt mit Glühwein und Adventsgebäck Interlaken Ost Brienz Brienz Interlaken Ost
ab 14.07 an 15.20 ab 15.40 an 16.53
Mit Halt an allen Stationen gemäss Fahrplan.
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L Ö T S C H BE RG
«Man muss viel Herzblut haben» Auf dem Dampfschiff Lötschberg fährt neu ein zweiter Heizer mit – und der ist ein Computer. Trotzdem ist die Erfahrung der Menschen im Maschinenraum wichtiger denn je.
Ein moderner Touchscreen erleichtert den Maschinisten die Erzeugung und Kontrolle des Dampfs.
Die Revolution passiert im Verborgenen. Die Dampfmaschine zischt und faucht wie seit über hundert Jahren. Das Spiel der Kolben zieht die Passagiere in seinen Bann. Doch etwas im Maschinenraum ist anders, seit das Dampfschiff Lötschberg im Frühjahr aus der Brienzersee-Werft in InterlakenOst gezogen wurde. Auf der Steuerbordseite hängt ein Bildschirm mit Touchscreen. Maschinist Peter Wyss drückt darauf herum und verschafft sich einen Überblick über den Dampfkreislauf. Denn neu kümmert sich ein Computer darum, dass genügend Dampf für die Maschine zur Verfügung steht.
«Unsere Arbeit ist dadurch ein bisschen einfacher geworden», sagt Peter Wyss. Sonden kontrollieren Druck und Temperatur, digital und sehr genau. Gerade zeigt ein roter Pfeil, dass der Druck im Kessel zunimmt. «Das ist sehr angenehm, wir können schneller reagieren.» So auch jetzt: Die Lötschberg fährt gleich die Aare hinunter und braucht gar nicht mehr Druck im Kessel. Vorausschauendes Denken und genaue Kenntnisse des Dampfprozesses sind nötig, um zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Eingriffe vorzunehmen, damit die Maschine im optimalen Bereich läuft.
«Auch wenn der Alarm losgeht, sehe ich sofort, was nicht stimmt, und muss nicht lange nach dem Fehler suchen.» Dank der neuen Steuerung wird der Brenner sehr gezielt eingesetzt, was Treibstoff spart. «Die Lötschberg verbraucht neu 695 statt 1088 Liter pro Tag. Während den 125 Betriebstagen in der Saison 2018 haben wir somit 49 125 Liter Heizöl gespart», sagt Ralph Darmstädter, technischer Leiter der BLS-Schifffahrt. «Damit sind wir im Bereich eines Motorschiffs. Die MS Brienz zum Beispiel verbraucht in etwa gleich
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3 (1) Dank findiger Tüftlerei verbraucht die Dampfmaschine der Lötschberg rund einen Drittel weniger Treibstoff. (2) Mit der neuen Digitaltechnik
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wird nur so viel Energie produziert wie nötig. (3) Das GPS berechnet die Ankunftszeit an der nächsten Ländte. Eine kleine Zusatzhilfe, welche vor allem bei Abendfahrten hilfreich ist.
2 viel.» Weitere Einsparungen seien möglich, ist Darmstädter überzeugt. Zum Beispiel beim Absalzen, einem Vorgang, bei dem Salzrückstände aus dem Kessel entfernt werden - mitsamt viel heissem Wasser und damit auch Energie. Jede Einsparung ist wichtig, sind doch Dampfschiffe im Unterhalt teurer als ein Motorschiff und brauchen zwei Personen mehr Besatzung. Diese arbeiten im Maschinenraum: Der Maschinist bedient die Dampfmaschine und ist auch für die Sicherheit verantwortlich und an den Stationen regelmässig mit einer Kanne in der Hand beim Auffüllen der Öler zu sehen. Der Heizer überwacht die Heizung und putzt die Maschine. Die Ausbildung zum Heizer dauert 25 Tage, danach erfolgt eine BLS-interne Prüfung. Nach fünf Jahren Arbeit im Maschinenraum kann er Maschinist werden. «Der Maschinist braucht viel Erfahrung», sagt Peter Wyss. Die Bedienung der Dampfmaschine für alltägliche Anlege- und Ablegemanöver sei nicht so schwierig. Anders sehe dies bei Ausnahmesituationen aus: etwa bei einem Nothalt oder bei einem «Mann über Bord»-Manöver. «Man muss sehr aufmerksam sein und auf alle Geräusche achten, auf die Hitze und auf den Geruch.» Es dürfe zum Beispiel kein Lager heisslaufen. Dabei verblüfft, wie gut
die Maschinisten ihre Maschine kennen. Als der Steuerstand der Lötschberg vor zwei Jahren kaputt ging, haben die Maschinisten schon Stunden vorher bemerkt, dass etwas nicht stimmt, allein am Widerstand des Rades, das sie zum Umsteuern brauchen, also zum Umstellen der Dampfmaschine von vorwärts auf rückwärts. Der Computer kann nicht die Erfahrung und das vorausschauende Handeln eines Menschen übernehmen. Doch diese Erfahrung droht verloren zu gehen. «Die Kontinuität ist ein Problem», sagt Ralph Darmstädter. Viele Heizer arbeiten nicht länger als fünf Jahre im Bauch des Dampfschiffs, stattdessen übernehmen sie andere Funktionen, werden zum Beispiel Schiffsführer. Der Arbeitsplatz im Maschinenraum ist heiss, laut und dreckig. «Man muss viel Herzblut für die Maschine haben», sagt Peter Wyss. Während historische Dampfmaschinen erfahrene Maschinisten brauchen, kommen die modernen ohne permanentes Personal im Maschinenraum aus. So zum Beispiel jene Dampfmaschine, die in diesem Winter ins «Spiezerli» eingebaut wird. Sie kann vom Kapitän ferngesteuert werden. «Das ist letztlich eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Der frühere Nachteil, dass alte Dampfschiffe
mehr Personal benötigten, lässt sich mit heutiger Technik vermeiden», sagt Roger Waller, Leiter der Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik DLM AG in Winterthur. Er hat die ferngesteuerte Dampfmaschine für das «Spiezerli» entwickelt. «Bei Autos sieht man am besten, dass die Technik Fortschritte gemacht hat», sagt er und fügt ein Beispiel an: Als die Lötschberg 1914 gebaut wurde, fabrizierte Ford das berühmte Modell T. Der Motor musste von Hand angekurbelt werden. Später wurde der elektrische Anlasser zum Standard. Obwohl die Lötschberg aussieht wie früher, wurde auch sie der Zeit angepasst. Ein weiteres Beispiel ist ein neues GPSGerät im Maschinenraum, das die Ankunftszeit an der nächsten Station berechnet. Es ist Bönigen um 21.33 Uhr – etwas knapp, findet Maschinist Peter Wyss und erhöht die Geschwindigkeit der Dampfmaschine. Das GPS springt auf 21.31. Auch das ein Vorteil der neuen Brenner- und Kesselsteuerung: Eigentlich ist die Reisegeschwindigkeit gegeben, trotzdem kann der Maschinist je nach Ladung, Wetterverhältnissen und Iststand der Maschine die Steuerung variieren. «Der Maschinist und der Heizer müssen sehr verlässlich sein», sagt Peter Wyss. «Der Kapitän muss sich auf uns verlassen können. Darauf bin ich stolz.»
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BL Ü M L I S A L P
Wellness für die alte Dame Dem Dampfschiff Blümlisalp steht im Winter ein grosser Unterhalt für rund eine Viertelmillion Franken bevor. Ersetzt werden ein in die Jahre gekommener Generator, die Trinkwasser-Aufbereitung und Verschleissteile. Das tönt einfacher, als es ist.
Gleich nach dem Winterdampf kommt die Blümlisalp im Januar in die neue Thunersee-Werft. Ein historischer Moment, wurde doch die alte Werft extra für dieses Dampfschiff gebaut. Auch die Grösse der neuen richtet sich nach ihm. Es stehen Unterhaltsarbeiten für rund 250 000 Franken an. Wir haben für Sie die wichtigsten zusammengestellt: Der eine Dieselgenerator der Blümlisalp wurde vor zwei Jahren ersetzt durch einen Generator mit Russpartikelfilter, damals der erste in der BLS-Flotte. Nun kann auch der zweite ersetzt werden. Dieser stammt noch aus der Zeit der zweiten Jungfernfahrt vor gut 25 Jahren. Die beiden Generatoren werden abwechslungsweise eingesetzt, da einer allein genug Strom für das Dampfschiff produzieren kann. Der zweite steht zur Sicherheit bereit und springt ein, wenn der erste ausfällt. Zusätzlich können die Navigationsgeräte, die Ruderanlage und die Notbeleuchtung über Batterien betrieben
Die Schaufelräder werden revidiert.
Die unteren Lager der Ruder werden
Die Lager haben mit der Zeit zu viel Spiel.
ausgetauscht.
werden. Bei einem totalen Stromausfall würde der Restdampf im Kessel reichen, um bis zur nächsten Ländte zu fahren.
Hochdruckzylinders gedreht, damit er sich möglichst gleichmässig abnützt. Jener im Niederdruckzylinder muss ersetzt werden. Kolbenringe zu giessen ist sehr aufwändig, weil eine spezielle Legierung aus Bronze, Kupfer, Zink und Blei verwendet wird. Vor 25 Jahren wurden gleich mehrere solcher Kolbenringe auf Reserve gegossen, die nun verwendet werden können.
Ersetzt wird auch die Anlage, die das Trinkwasser aufbereitet. Diese ist ebenfalls gut 25 Jahre alt. Die Qualität des Wassers wird regelmässig überprüft und ist nach wie vor gut. Jedoch braucht die Anlage viel Unterhalt. Zum Einsatz kommt deshalb eine neue Technik mit Partikelfiltern. Die beiden Schaufelräder werden revidiert. Dazu muss die ganze Mechanik, die dafür sorgt, dass die Schaufeln möglichst gerade ins Wasser eintauchen, kontrolliert und vermessen werden. Wenn die Lager zu viel Spiel haben, kann das zu Schlägen führen.
Für die alte Werft war die «Blümlisalp» zu lang. Das Tor konnte nicht geschlossen werden.
Bei der Revision der Dampfmaschine wird den zwei Kolbenringen besondere Beachtung geschenkt. Diese befinden sich im Zylinder und werden bei jeder Hinundher-Bewegung der Kolben abgenutzt. Mit der Zeit kann ein Teil des Dampfs entweichen, die Dampfmaschine verliert an Leistung. Bei der Lötschberg können dies die Maschinisten schon feststellen (lesen Sie dazu auch den Beitrag auf den Seiten 4 und 5). Deshalb wird der Kolbenring des
Eine aufwändige Prüfung steht dem Kessel bevor. Er muss während 48 Stunden einen Prüfdruck von 18 bar aushalten. Im normalen Betrieb beträgt der Druck 12,5 bar, in einem Dampfkochtopf ungefähr 1,8 bar. Für diese Prüfung muss die Isolation entfernt werden. Sonden und Messgeräte werden ausgebaut, weil sie diesem Druck nicht standhalten würden. Zudem müssen die zwei Sicherheitsventile entfernt werden, die sich bei 14 bar öffnen. Gefahr besteht keine, wurde doch der Kessel für einen Druck von mindestens 30 bar gebaut. Weiter werden die unteren Lager der Ruder ersetzt, das Deck wird abgeschliffen und geölt, die Kippfenster im Wintergarten müssen ersetzt werden und das Unterwasserschiff wird neu gestrichen. Im April muss alles fertig sein, denn dann kommt schon das nächste Schiff in die Werft.
«SPA N N EN D U N D M I T V I EL EN E MO T ION EN V ER BU N DEN» Im Januar kommt die Blümlisalp zum ersten Mal in die neue Thunersee-Werft. Ralph Darmstädter* erklärt, wie das geht. Ihr Team wassert die Blümlisalp im Januar zum ersten Mal in der neuen Werft aus. Macht Sie das nervös? Ralph Darmstädter: Wenn ich nein sage, wäre das gelogen (lacht) … Jeder Stapelgang macht mich ein wenig nervös. Es kann immer etwas schief gehen. Die Blüm lisalp kommt als sechstes Schiff in die neue Werft, wir werden also schon Erfahrung haben. Dennoch ist der erste Stapelgang des Dampfschiffs in die neue Werft spannend und mit vielen Emotionen verbunden. Gerade auch, weil die Blümlisalp eines der Schiffe ist, die die Schifffahrt auf dem Thunersee ausmachen. Woher wisst ihr, wie ihr die Stützen am Werftboden einstellen müsst? Wir werden 32 Auflagepunkte haben. Dampfschiffe sind sehr weich gebaut. Die Schale ist nicht so stabil wie zum Beispiel bei der Berner Oberland. Wenn das Dampfschiff im Wasser schwimmt, verbiegt sich der Kiel: Bug und Heck kommen nach oben, die schwere Dampfmaschine in der Mitte drückt nach unten. Deshalb müssen wir die Enden abstützen, damit sich
das Schiff im Trockendock nicht wie eine Banane verbiegt. Wie wir die Stützen einstellen müssen, sehen wir in den Bauplänen. Ist das Auswassern einfacher als in der alten Werft? Wir sind mit der neuen Werft nicht mehr vom Wetter abhängig. Die Berner Oberland konnten wir sogar während des Sturms Burglind auswassern! Früher mussten wir die Schiffe draussen vor der Werft genau über dem Wagen positionieren und Schiff und Wagen möglichst gleichzeitig in die Werft ziehen. Wir wussten nie genau, wo das Schiff schlussendlich aufliegen wird. Zudem war die Blümlisalp zu lang für den Wagen. Wir konnten das Tor nicht schliessen und mussten bei tiefen Temperaturen arbeiten. Heute müssen wir salopp gesagt bloss das 16 Meter breite Tor der Werft «preichen». Dann schliessen wir das Tor und positionieren das Schiff geschützt vor Wind und Wetter über den Stützen. Mit Lasermessgeräten schaffen wir das beinahe millimetergenau. Danach pumpen wir das Wasser ab und beginnen mit den Arbeiten.
* Ralph Darmstädter ist Leiter Technik und Infrastruktur bei der BLS-Schifffahrt.
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DA M PF E R L I
Willkommen an Bord, liebe Kinder!
Die Reise auf dem Dampfschiff ist ein unvergessliches Erlebnis. Es gibt viel zu entdecken. Ein Blick in den Maschinenraum, wo die Dampfmaschine stampft, oder vom Freideck das Leben auf dem und um den See beobachten. Unsere Spielkajüten-Leiterin zeigt dir gerne unser Spiel- und Bastelparadies.
Schatten-Rätsel Was hat der Schiffskoch vorbereitet? Ein Menü passt genau zum Schatten unten.
Finde den Weg Die Seeschlange möchte an Land. Finde den Weg über die Enten und Brotstückchen, ohne dass die Schlange nass wird.
Dampf-Blatt Nr. 31 9 K Ä P T ’ N
DA M PF E R L I
Wettbewerb
Gewinne eine Kinderparty auf dem Dampfschiff Blümlisalp, Bücher aus dem Werd & Weber Verlag oder Gutscheine von Franz Carl Weber. Die Innenarchitektin hat die neue Einrichtung für das «Spiezerli» entworfen. Wie würdest du den Salon ein richten? Wer sind die Passagiere? Male die Zeichnung aus und lass dabei deiner Fantasie freien Lauf.
Einsendeschluss 19. Mai 2019
Vorname Nachname Strasse/Nr. PLZ /Ort Alter
Gib deine Zeichnung in der Spielkajüte ab oder schicke sie an: Freunde der Dampfschifffahrt Thuner- und Brienzersee, Postfach, 3600 Thun.
Dieser Wettbewerb wird durch die Freunde der Dampfschifffahrt organisiert. Teilnahmeberechtigt sind Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
10 Dampf-Blatt Nr. 31 «SPI E Z E R L I»
«Wir möchten den Passagieren zeigen, dass sie sich auf einem Dampfschiff befinden» Architektin Tanja Rösner (aardeplan architekten ag) plant den Innenausbau des «Spiezerli». Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit und ins künftige Dampfschiff.
Was wird der Passagier sehen, wenn er auf das «Spiezerli» kommt? «Der Reisende betritt den luftigen Einstieg und steht direkt vor dem Abgang in den Maschinenraum und dem Kern mit Schiffsküche und Toilette. Dieser technische Bereich lebt vom Charakter des typischen Schiffsbodens, der Stahlwände und der Stahldecke mit den sichtbaren Profilen.» Wie wird das Schiff im Innern aussehen? «Betritt man die beiden Salons auf dem Hauptdeck, befindet man sich dank den grossen Fenstern in hellen Räumen, welche gleichzeitig eine nautische Ausstrahlung haben, aber auch gestalterische Elemente aus den letzten 100 Jahren enthalten. Die Profilierungen und Füllungen der Innenwände gehen auf frühere Aufnahmen von ca. 1950 vom Einstieg zurück und auf die Gestaltung der Türen, welche wir auf dem Schiff vorgefunden haben.» Welche Materialien kommen zum Einsatz? «Rund die Hälfte der Oberfläche in den Salons wird von geölten Holzflächen bestimmt. Das sind zum Beispiel der Schiffsboden, die Holzprofilierungen rund um die Fenster und Türen sowie die Stühle und Tische. Um diese charakterstarken Bauteile hervorzuheben, ist die andere Hälfte der Oberflächen in leicht getöntem Weiss gehalten. Dazu gehören die Decke und die fein profilierten Wände. Natürlich darf auch das Material Messing nicht fehlen,
welches zum Beispiel bei den Leuchten zum Einsatz kommt. Der Sonnenschutz bei den Fenstern wird aus Stoff sein.» Der vordere Unterdecksalon ist einzigartig, weil man nahe an der Wasseroberfläche sitzt. Wie hat das die Inneneinrichtung beeinflusst? «Die hoch positionierten Fenster in der Schiffsschale und die sichtbare Deckenkonstruktion aus Stahl definieren stark den Charakter dieses Salons. Die entlang der Seitenwände angeordneten Sitzbänke betonen die zulaufende Bug-Form des Schiffs. Die mittige Holztreppe bleibt in ihrer Form bestehen und rückt ins Zentrum. Die Wände zwischen den Fenstern und die Decke bleiben hell, die Ausstattung unter der Fensterlinie wird von Sichtholz dominiert. Dieser Materialwechsel im Inneren nimmt somit Bezug auf die Wasserlinie.» Das «Spiezerli» wurde oft umgebaut, aus der Zeit als Dampfschiff gibt es keine Fotos aus dem Innern. Nach welchen Überlegungen haben Sie den Innenraum gestaltet? «Mit Unterstützung von Experten haben wir eine Analyse der geschichtlichen Entwicklung des ‹Spiezerli› vorgenommen. Dazu gehörte auch eine Gesamtbetrachtung der Dampfschiffe, welche auf den Schweizer Seen unterwegs sind, insbesondere die Flotte der BLS. Vergleichbare Objekte waren nicht einfach zu finden. Das Dampfschiff hat mehrere Veränderungen miterlebt, Originalsubstanz ist kaum vorhanden. Es wurde
um drei Meter verlängert und mehrmals umgebaut. Es gibt keinen Originalzustand bei diesem Schiff, vielmehr ist es ein Resultat aus der Entwicklung der sich verändernden Bedürfnisse der Gesellschaft. Diesen Weg haben wir weiterverfolgt.» Wie haben sich die Bedürfnisse der Gesellschaft verändert? «In den Anfangsjahren wurde das ‹Spiezerli› als Ausflugsschiff im Sommer eingesetzt und stand lange etwas im Schatten der luxuriösen Raddampfer. Später kam es mehrheitlich als Transportmittel zum Einsatz und bekam nach einem Umbau den Übernahmen ‹Glettise› mit dem Charme eines Eisenbahnwagens. Ein Passagier, der primär transportiert werden will, hat andere Bedürfnisse als ein Tourist. Dieser wurde seit jeher vermutlich eher zum Raddampfer mit grossem Salon aus dunklem Nussbaum gelockt. Der Geschmack des «Spiezerli»- Fahrers lässt sich nur schwer erahnen. Ich gehe davon aus, dass ein Reisender sich auf diesem Schiff gut aufgehoben fühlte. »
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Verschiedene Visualisierungen des «Spiezerli»: Der Salon im Bug mit Treppe, der Unterdecksalon und der Salon im Heck. Die Ausarbeitung ist voll im Gang, was man auf den Bildern sieht, ist ein Arbeitsstand.
Arbeitsskizze vom Salon Heck mit Blick zum Einstieg.
Und heute? «Heute erwartet der Gast von dieser letzten Dampfschwalbe einen historischen Bezug – visuell und auch was den Einblick in die Antriebstechnik angeht. Wir möchten dem Fahrgast zeigen, dass er sich auf einem Dampfschiff befindet, auch wenn ein Schraubendampfer häufig nicht auf den ersten Blick als Dampfschiff wahrgenommen wird. Daneben haben wir aktuelle
Bedürfnisse berücksichtigt. Der Innen ausbau soll visuell leicht und in der Verarbeitung hochwertig sein. Technische Installationen müssen auf sehr wenig Platz inte griert werden. Dazu gehören zum Beispiel Strom, Heizung und Abdampfleitungen. Auch die Platzierung der Leiter zum Steuerhaus, der Abgang zum Maschinenraum oder Notausgänge für den Maschinenraum haben früh die Planung beeinflusst.
Salon Bug mit Treppe, welche in den Halbsalon führt.
Die Spiez hat eine ganz eigene Vergangenheit und wird deshalb auch künftig in ihrem Charakter einzigartig sein.»
DI E A R BEI T EN SCH R EI T EN VOR A N
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Weitere Informationen: www.spiezerli.ch
PC Bildquelle: aardeplan ag
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Das «Spiezerli» ist das älteste noch erhaltene Schiff (1901) in der Flotte der BLS. Ab dem kommenden Frühling wird es als Dampfschiff wieder auf dem Thunersee verkehren. Ende Mai wurde es in die Werft gebracht und der Rumpf kontrolliert. Danach wurden unter der Anleitung des SchiffbauIngenieurs Andreas Kindlimann die Stahlarbeiten vorgenommen. Gleichzeitig wurden Muster von den Wänden und den Möbeln in Originalgrösse hergestellt, um sie auf dem Schiff zu testen. Die Dampfmaschine wird nach FÜR DA S SIE Redaktionsschluss dieses SP EN Dampf-Blattes eingebaut.
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Halbsalon mit umlaufender Holzbank.
12 Dampf-Blatt Nr. 31 S C H E R E NS C H N I T T E
Mit scharfem Messer zum filigranen Schiff Dampfschiffe faszinieren, auch auf Papier. Doch weshalb Bilder kaufen, wenn man diese mit wenig Hilfsmitteln und etwas Geduld selber herstellen kann? Mit einem Scherenschnitt wird jeder innert Kürze zum Schiffskonstrukteur.
Farbige Bilder von Dampfschiffen hat wohl jeder Schiffsbegeisterte in seinem Archiv. Was in den meisten Fällen in Farbe mit vielen Details an die Wunderwerke der Technik erinnert, kann mit der Häufigkeit der Betrachtung auch langweilig werden. Warum nicht einfach die Silhouette abbilden, quasi eine Reduzierung der Strukturen auf das Notwendigste, damit das Hirn beim Betrachten auf Reise gehen kann? Das dachte sich wohl der pensionierte Arzt Markus Day aus Meiringen, der sich seit vielen Jahren dem Schiffsmodellbau verschrieben hat und beim Modell Boot Club Thun auch für die Jugendarbeit zuständig ist. Daneben hat er sich auch die Technik des Scherenschnittes angeeignet und bringt nun auch Dampf- und andere Schiffe der Oberländer Seen auf Papier. Anfangs nicht bloss aus lauter Freude an der Sache, wie er bei einem Treffen erzählt. «Zum Jubiläum des Modell Boot Club Thun sollte Geld gesammelt werden», erzählt er, «ich bin aber nicht so der Bettler», ergänzt er lachend. Deshalb überlegte er sich eine Möglichkeit, mit Verkäufen Geld zu generieren. Er wollte etwas verkaufen, was nicht alltäglich ist. Schon länger hat er sich mit Scherenschnitten befasst, «doch die Darstellung bäuerlicher Szenen wollte ich nicht mehr machen, ich suchte nach etwas Neuem», weshalb also nicht «Papierschiffe» verkaufen?
Gesagt, getan, Literatur half ihm auf die Sprünge: «Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain beschrieb die Mississippi- Dampfer, auf denen er in jungen Jahren arbeitete, als schwimmende Torten», erzählt Day. Und Torten seien weiss, «deshalb schnitt ich die Schiffe nun in weisses Papier und legte sie auf schwarzen Hintergrund». Scherenschnitte werden auch als Schattenbilder bezeichnet. Sie zeigen bloss die Umrisse einer Person oder eines Gegenstandes, mit den genauen Konturen des Schattens, weiss das Lexikon. Mit einem scharfen Messer, etwa einem Japanmesser, das meist in einem Haushalt zu finden ist, lässt sich Papier so bearbeiten, dass am Ende ein anschauliches Bild in ungewohnter Form übrig bleibt. «Ich als Arzt schneide natürlich mit einem Skalpell», sagt Day trocken. Ein einfaches Japanmesser mit spitzer Klinge, das in jeder Papeterie für wenig Geld zu haben ist, eignet sich aber ebenso gut. Doch es gab ein Problem mit den speziellen «Papierschiffen»: «Der Scherenschnitt kennt nur weiss und schwarz, Graustufen gibt es keine», sagt Day. Aber als Modellbauer ist
man bekanntlich ein Tüftler. Day ersann nach einigen Versuchen eine Lösung: «Licht wirft bekanntlich Schatten, also schneidet man den Schatten einfach aus!» Damit könne man eine tolle, dreidimensionale Wirkung erzielen. Doch damit sind noch nicht alle Probleme aus der Welt geschafft: Dunkle Konturen werden mit dieser Methode unsichtbar, etwa der schwarze Kamin oder die Wasserlinie. «Dagegen hilft ein feiner Papierstreifen, den ich beim Schneiden stehen lasse.» Beim Schneiden müsse man das Papier, «normales Druckerpapier hat genau die richtige Dicke», immer wieder drehen, das erleichtere die Arbeit ungemein. Um angehenden Papierkünstlerinnen und Papierkünstlern grossen Frust zu ersparen, rät Day, mit einfachen Schiffsformen anzufangen, «steigern kann man sich immer», sagt er. Übrigens war seine Bilder-Verkaufsaktion erfolgreich, an zwei weiteren Anlässen habe man ebenfalls noch Scherenschnitte ans Publikum verkauft. «Mehrere hundert Franken kamen so für die Clubkasse zusammen», zeigt er sich erfreut. Zu guter Letzt werde das ausgeschnittene Papier noch auf dunkles Papier geklebt, «einige Tropfen Leim genügen», sagt er. Damit könne man das Modell exakt positionieren, damit es aufgehängt in einem Rahmen ein gutes Bild abgebe.
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DI E SCH R I T T-F Ü R-SCH R I T TA N L EI T U NG U N T ER WOR D Ein Motiv eines Dampfschiffes im Internet suchen. Alternativ einen der Scherenschnitte auf der Website des Modell Boot Club Thun herunterladen (www.mbct.ch), Rubrik Galerie, Scherenschnitte. Die Datei (Ctrl + C) in ein WordDokument kopieren (Ctrl + V). Unter der Rubrik «Layout» das Querformat anwählen. Anschliessend Doppelklick auf das Bild, Befehl «Zuschneiden», überflüssigen Rand wegschneiden. Bild auf dem Blatt vergrössern, bis das Schiff noch knapp Platz findet. Falls notwendig, Bild spiegeln. Unter der Rubrik Bildtool «Farbe» auswählen. Befehl «Korrekturen» oder «Farbe», danach eine helle Farbe auswählen, so, dass man das Schiff noch knapp sieht,
damit man beim Schneiden den bereits gemachten Schnitt besser sehen kann. Bild drucken. Das Schneiden kann ohne mühsames Vorzeichnen bereits beginnen, Unterlage nicht vergessen! Tipps: Vieles vereinfachen, sprich weglassen (zB Passagiere), nicht aber die Baustrukturen des Schiffes. Mit einem einfachen Schiff beginnen, Erfolgserlebnisse sind wichtig. Darauf achten, dass alle weissen Teile mit dem Papierschnitt verbunden bleiben. Drehen des Blattes vereinfacht das Ausschneiden. Die Bildbearbeitung funktioniert ähnlich auch mit Photoshop oder Pages (Mac) und ähnlichen Programmen.
Markus Day verrät, wie auch Sie tolle Scherenschnitte machen können.
Das wird benötigt: PC, Laptop oder Tablet Japanmesser, Klinge mit spitzem Winkel Schneidunterlage Druckerpapier Dunkles Papier, um den Scherenschnitt aufzukleben.
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M I T G L I E DE R
«Die Lötschberg ist mein zweitliebstes Schweizer Schiff» Die Dampfschiffe auf dem Thuner- und Brienzersee haben überall auf der Welt ihre Bewunderer. Einer davon ist Peter Clarke aus London, der seit frühester Kindheit von der Schifffahrt begeistert und den Freunden der Dampfschifffahrt Thuner- und Brienzersee seit langer Zeit freundschaftlich verbunden ist.
Eigentlich ist Peter Clarke Polizist – einen grossen Teil seines Lebens diente der heute 72-Jährige in der Londoner Polizei. Seine wahre Leidenschaft aber gilt der Schifffahrt, die ihn seit frühester Kindheit begeistert.
DS Lötschberg erhalten hat. In diesem Jahr nämlich besuchten Clarke und seine Frau den heutigen Kapitän Martin Schild, der zu diesem Zeitpunkt noch in Ausbildung war. Die beiden sind bis heute Freunde geblieben. So besuchten Martin Schild und seine Frau das Ehepaar Clarke auch in England, wo sie die Chance nutzten und einen Ausflug auf der Waverley unternahmen. Die Waverley ist ein historisches Schiff – der letzte hochseetüchtige Raddampfer der Welt. Sie erinnert an die Zeit, in der es erstmals möglich war, ganze Ozeane unter eigenem Antrieb zu überqueren. Auch die Kingswear Castle liessen sich die Dampfschifffreunde nicht entgehen, ein Dampfschiff, das auch im 21. Jahrhundert noch mit Kohle befeuert wird.
Es begann mit Postkarten. Seit seinem siebten Lebensjahr sammelt Peter Clarke Postkarten von Schiffen. Seine beeindruckende Sammlung ist mittlerweile auf mehrere Tausend Exemplare angewachsen. Zwei ganze Alben seiner Sammlung sind dabei Schweizer Dampfschiffen gewidmet – und ein drittes ist schon in Vorbereitung. Natürlich blieb es nicht bei der Schwärmerei. Schon als Kind machte Clarke zahlreiche Ausflüge auf den Dampfschiffen, die im Solent verkehrten – der Meerenge zwischen Southampton und der Isle of Wight. Unter diesen Schiffen befand sich auch die histo-
Peter Clarke mit seinem jüngsten Enkel Nathaniel.
rische Whippingham. Nach dem Einmarsch der Nazis in Frankreich rettete sie in einer einzigen Hin- und Rückfahrt das Leben 2700 britischer Soldaten während der berühmten Evakuierung Dünkirchens. Danach diente das Schiff noch bis in die 60er-Jahre als Passagierdampfer. Seine ersten Erfahrungen mit Schweizer Dampfschiffen machte Peter Clarke dann als Pfadfinder in den 60er-Jahren. Das Schiff, das ihn damals von Flüelen nach Luzern brachte, war die Schiller. Bis heute ist sie sein liebstes Schweizer Schiff geblieben, auch wenn sie seit 2006 Konkurrenz von der
Peter Clarke war schon oft in der Schweiz; er war auf Dampfschiffen auf dem Vierwaldstättersee, dem Thunersee und dem Genfersee – allerdings noch nie auf dem Zürichsee. Möge sich ihm diese Chance demnächst bieten!
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Dampf-Blatt Nr. 31 15 L ESE R SE I T E
Leserfoto
An einem schönen Frühlingstag war Therese Walther den ganzen Tag auf den Berner Oberländer Seen unterwegs und hat dort auch unser Dampf-Blatt gelesen. Inspiriert davon gelang ihr zwischen Bönigen und Ringgenberg diese schöne Fotografie des Dampfschiffs Lötschberg. Herzlichen Dank!
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F R E U EN SI E SICH M I T U NS Ü BER DI E SCHÖNST EN DA M PF SCH I F F E SPI EZ ER L I», BLÜ M L ISA L P U N D L Ö T SCH BERG «
Das «Spiezerli» ist eine echte Rarität. Es gehört zu den letzten noch erhaltenen Schraubendampfern. Seine Jungfernfahrt hatte es im Jahr 1901 auf dem Thunersee.
Die Blümlisalp war bei der Jungfernfahrt 1906 das stärkste und eleganteste Schiff auf den Berner Oberländer Seen. Noch heute ist sie die Königin des Thunersees.
Die Lötschberg ist das Bijou vom Brienzersee. Als letztem Schaufelraddampfer aus der Fabrik von Escher Wyss, floss 1914 nochmals alles Herzblut in das Schiff.
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AUSBL IC K
Es war einmal …
Dampf-Blatt Nr. 32
«Die Halbsalondampfer auf dem Thunersee sind mir quasi ab Geburt vertraut gewesen – meine Eltern waren Ostschweizer und waren am Sonntag nicht, wie viele echte Einheimische, mit ‹Visite› bei Verwandten verpflichtet – und gingen mit dem Nachwuchs aufs Schiff … und wenn es nur bis Oberhofen war. ‹Beatus› und ‹Bubenberg› kannte ich auswendig, die ‹Helvetia›
wurde zurückhaltender eingesetzt und die Fahrten mit diesem Schiff waren deutlich seltener. Die ‹Stadt Bern› war eine Selbstverständlichkeit, aber wir waren trotzdem nicht allzu oft mit ihr unterwegs, weil ihre übliche Kurslage nicht mit den Meisterschen Routinen übereinstimmte… Auf jeden Fall war sie mein Lieblingsschiff. Jürg Meister
ER SCH EI N T I M M A I 2019 «Spiezerli»: Stand der Arbeiten Blümlisalp: Erstmals in der neuen Werft
September 1951 ng Jür g Meister Foto: P. Wil len, Sam mlu
Die Dampferfreunde Thunerund Brienzersee haben sich zum Ziel gesetzt, die beiden letzten bernischen Raddampfer Blümlis alp und Lötschberg sowie den einzigartigen Schraubendampfer Spiez zu erhalten.
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