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Vorwort
Niemand kann sich dem Wetter vollständig entziehen. Es war und ist mit all seinen Spielformen immer ein hochaktuelles Thema. Besonders beeinflusst von den Launen des Wetters sind all jene, die sich aus beruflichen Gründen oder wegen Aktivitäten in der Freizeit in der freien Natur bewegen. Darum ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen schon seit jeher mit dem Wetter beschäftigten. Um etwas über das künftige Wetter zu erfahren, musste man sich lange Zeit ausschliesslich auf Beobachtungen in der Natur abstellen. Die Beurteilung der Wolkenentwicklung, der Windströmung oder das Verhalten von Tieren waren oft die einzige Grundlage, um Hinweise für die weitere Wetterentwicklung der nachfolgenden Tage, Wochen oder sogar Monate zu bekommen. Viele der daraus abgeleiteten Regeln, die zum Teil in Reimform abgefasst sind, wurden über Generationen weitergegeben.
Selbst in der Pionierzeit des Alpinismus fehlten die Möglichkeiten, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse aufgebaute Wetterprognosen abzustützen. Viele Vorgänge und Zusammenhänge in der Atmosphäre kannte man noch nicht, und auch der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen beschäftigte niemanden. Damals standen bei den Besteigungen von Bergen nicht selten naturwissenschaftliche Fragestellungen weit über den sportlichen Zielen oder den klettertechnischen Schwierigkeiten. Um beispielsweise die Geheimnisse des Luftdrucks, der Luftfeuchtigkeit oder der Lufttemperatur mit zunehmender Höhe zu enträtseln, wurden manchmal meteorologische Messinstrumente mitgetragen. Die dabei gewonnen Erkenntnisse waren wertvoll und wirkten sich in der Folge nachhaltig bei der Entwicklung von Methoden für die Erstellung von Wettervorhersagen aus.
Heute ist die Zeit, wo man sich für die Abschätzung der zu erwartenden Wetterentwicklung ausschliesslich mit der Interpretation von Wolkenbildern, Druckänderungen oder Windströmungen begnügen muss, längst vorbei. So komplex das Thema Wetter –besonders im Gebirge – sein mag, so einfach ist es heutzutage, sich darauf vorzubereiten. Selbst in entlegenen Gebieten ist es fast überall möglich geworden, mit dem Mobiltelefon oder dank Internetanschluss in Berghütten detaillierte, auf wissenschaftlicher Basis abgestützte Wetterinformationen für die Tourenplanung zu beziehen.
In der heutigen Zeit darf man sich mit viel mehr Vertrauen auf die Dienstleistungen der Wettervorhersagedienste abstützen, als das noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall gewesen ist. In den letzten Jahrzehnten gab es bei den Vorhersagemethoden zahlreiche Entwicklungen, die zu einer stetigen Verbesserung der Prognosequalität führten. Besonders verbessert hat sich die Trefferrate der Mittelfristprognosen mit einer Gültigkeitsdauer von fünf bis zehn Tagen. Fortschritte bei der Erfassung des Wetters, neue Methoden und leistungsfähigere Computer werden die Qualität der Vorher- sagen weiter ansteigen lassen. Da jedoch das Wetter mit all seinen Spielformen ein Bestandteil der Natur ist und bleibt, wird es sich auch in Zukunft – trotz weiteren Anstrengungen – niemals mit hundertprozentiger Genauigkeit prognostizieren lassen. Grundkenntnisse über die Zusammenhänge beim Wetter gehören daher weiterhin zu einem wichtigen Rüstzeug für all diejenigen, die in der freien Natur unterwegs sind. Wer unterwegs das Wettergeschehen aufmerksam verfolgt, der kann wahrscheinlich eine sich abzeichnende Wetterentwicklung frühzeitig erkennen und den daraus möglicherweise entstehenden, wetterbedingten objektiven Gefahren angemessen begegnen. Der für solche Entscheide notwendige Erfahrungsschatz lässt sich allerdings nicht mit dem Lesen eines Buches über das «Wetter» von einem Tag auf den andern aufbauen. Ein permanentes Interesse am Wetter, insbesondere an den Wolkenbildern, sollte daher für jeden naturverbundenen Menschen eine Selbstverständlichkeit sein.
1982 hat der SAC-Verlag seine erste Lehrschrift dem Thema «Wetter» gewidmet. Das ursprünglich für Ausbildungskurse des SAC verfasste Buch löste erfreulicherweise weit über den SAC-Kreis hinaus ein positives Echo aus. Weitere, überarbeitete und dem neusten Stand der Wissenschaft angepasste Auflagen folgten. Sie hatten alle das Ziel, bei all jenen, die hauptsächlich in den Bergen unterwegs sind, das Verständnis für die Wettervorgänge praxisorientiert, in knapper und möglichst anschaulicher Form zu fördern. In der nun fällig gewordenen 6. Auflage ist von dieser Zielsetzung nicht abgerückt worden.
Gegenüber den vorangegangenen Auflagen gab es einige Anpassungen und Erweiterungen. Am augenfälligsten dürfte die Veränderung des Erscheinungsbildes sein. Sie trägt die Handschrift von Fabrice Villard von der Firma Villard Kommunikationsmedien GmbH in Münchenbuchsee und der Egger AG, Print und Dialog, in Frutigen. Auch der Inhalt wurde auf den neusten Stand gebracht. Wertvolle Anregungen dazu bekam ich vom langjährigen Ausbildner für Gebirgsmeteorologie in SAC-Kursen, Philippe Gyarmati, und von Dani Gerstgrasser von der MeteoSchweiz, der mir nebst fachlichen Ratschlägen auch verschiedene Fotos für das Buch zur Verfügung stellte. Besonders freut mich, dass das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) die 6. Auflage des Buches «Wetterkunde für Wanderer und Bergsteiger» wiederum unterstützt hat. Damit dokumentiert die MeteoSchweiz ihre Verbundenheit zum SAC.
Wertvolle Unterstützung erhielt ich auch von René Wellig, Leiter Verkauf und Marketing Egger AG, von Andreas Mathyer, Leiter des SAC-Verlags, und von Shana Hirschi (Layout) sowie dem Korrektorat der Egger AG für das Überlesen meiner Manuskripte nach orthografischen Regeln. Ihre grosse Fachkompetenz und ihre konstruktiven Ratschläge haben die Zusammenarbeit ausgesprochen angenehm gemacht. Nicht vergessen will ich meine Frau, bei der ich grossen Rückhalt für dieses Vorhaben fand.
Allen, die mir bei der Erstellung der 6. Auflage mit Rat und Tat beistanden, gehört mein aufrichtiger Dank.
Gerne hoffe ich, dass dieses Buch wieder gut aufgenommen wird und helfen möge, das Wetter ein bisschen besser zu verstehen, einzuschätzen und zu bestaunen.
Wangen ZH, im Juli 2017 Peter Albisser
Abb. 2: Nach einem wolkenlosen Vormittag wachsen am Nachmittag immer mehr Quellwolken in die Höhe. Es empfiehlt sich, die Wolkenentwicklung genau im Auge zu behalten. Es drohen Regenschauer und Gewitter.