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Sabine Hurni über

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Draussen spielen

Draussen spielen

Sabine Hurni über… … die beste Frucht der Welt

Endlich! Die neuen Äpfel sind da. Diese alltäglichste, normalste Frucht in der Früchteschale ist zwar das ganze Jahr verfügbar. So richtig saftig, knackig und fruchtig schmeckt der Apfel jedoch nur in den Herbstmonaten, wenn er erntefrisch vom Baum in die Obstauslage kommt. Es gibt über 2000 Apfelsorten und immer wieder kommen neue Züchtungen auf den Markt. Was nicht heisst, dass alles was neu ist auch besser sein soll. Denken wir nur an den Golden Delicious Apfel, der makellos einheitlich gross, süss, mild und ziemlich langweilig das ganze Jahr im Supermarkt erhältlich ist. Da haben alte, lokale Sorten, wie Boskop, Gravensteiner oder Cox Orange, welche auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Obstbauer zu finden sind, geschmacklich eindeutig mehr zu bieten. Alte Apfelsorten sind so vielgestaltig wie wir Menschen. Mal grösser, mal kleiner, mal runder, mal kantiger, mal farbiger, mal heller. Und entsprechend breiter sind sie in ihrer Geschmacksvielfalt. Die Früchte benötigen weniger Pestizide als konventionelle Zuchtsorten, sind jedoch viel abhängiger von den Tücken der Natur. Mal ist die Ernte gut, mal fällt sie ganz aus.

Eine Frucht, die sich aus eigener Kraft gegen Pilzinfektionen und Insektenbefall schützen muss, baut entsprechend mehr Selbstschutz auf. Zum Beispiel mit dem sekundären Pflanzenstoff Polyphenol, der antioxidativ wirkt. Je mehr Polyphenole ein Lebensmittel enthält, desto wertvoller ist es für uns. Deshalb sind Äpfel so überaus gesund. Auch sie sind reich an Polyphenolen. Insbesondere die alten Sorten, die biologischen Äpfel und natürlich jene, die im eigenen Garten wachsen und kaum Pestizide gesehen haben. Sie benötigen alle etwas mehr Rüstaufwand und werden schneller braun nach dem Aufschneiden als Elstar, Jonagold und Golden Delicious. Sie sind jedoch prall gefüllt mit sekundären Pflanzenstoffen. Der Apfel gilt seit jeher als Basis für eine gute Gesundheit. Immerhin hat sich der Spruch: «An apple a day keeps the doctor away» über Jahrzehnte gehalten und in gewissem Mass auch wissenschaftlich bestätigt, wenn man bedenkt, wie viele wertvolle Nährstoffe diese Frucht uns schenkt. Sie ist Gehirnnahrung, Verdauungshelfer, Dickdarmreiniger, Blutzuckerregulierer und Lymphflussverbesserer. Der Apfel befeuchtet, gleicht den Wasserhaushalt aus, versorgt uns mit fast allen Nährstoffen, die wir brauchen und unterstützt die Leber in ihren Aufgaben.

Wer ein paar Kilos verlieren möchte, isst den Apfel eine Viertelstunde vor dem Essen. Diese fruchtige Vorspeise sorgt dafür, dass der Heisshunger verfliegt und man weniger isst. Menschen die Medikamente einnehmen müssen, können sich mit dem täglichen Genuss von drei Äpfeln einen sanften Leberschutz aufbauen. Zudem kann die Darmflora mit Hilfe von Äpfeln in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden. Vor allem dann, wenn man die Mikroorganismen, die sich auf einem biologisch angebauten Apfel tummeln nicht entfernt, sondern den Apfel ungewaschen geniesst. Die Darmflora spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr. Ist der Darm gesund, ist auch das Immunsystem stark und es können sich kaum Krankheiten entwickeln. Was den Apfel so darmfreundlich macht, sind Inhaltstoffe wie Ballaststoffe, Pektin und Polyphenole. Die Ballaststoffe dienen der Darmflora als Futter, das Pektin versorgt die Schleimhautzellen mit Feuchtigkeit und Energie und die Polyphenole wirken antioxidativ und entzündungshemmend.

Vorausgesetzt man isst die Äpfel roh und mit der Schale! Beim Verarbeiten zu Apfelmus, Kompott oder auf der Apfelwähe gehen die meisten sekundären Pflanzen-

stoffe, also auch die Polyphenole, verloren. Der Apfel ist deshalb ein Lebensmittel, das wir bevorzugt roh, in unverarbeiteter Form geniessen sollten. Vor dem Essen, als Zwischenverpflegung oder frisch geraffelt morgens im Müesli. Und dies nicht zu knauserig! Greifen Sie ruhig bis zu dreimal täglich zum Apfel. Besonders jetzt, in der herbstlichen Erntezeit. Aufgrund der hohen Menge an Ballaststoffen, sollten Sie den Apfelkonsum eher langsam steigern, damit sich der Darm an die vielen unverdaubaren Fasern gewöhnen kann. Er wird sich darüber freuen, braucht aber eine gewisse Gewöhnungszeit. Wenn wir schon bei den Nahrungsfasern sind: Im Apfelsaft sind diese je nach Grad der Filtrierung weniger oder kaum mehr vorhanden. Zudem werden bei industriellen Säften oft Hilfsstoffe oder gar Zucker beigefügt. Deshalb ist die Frucht dem Saft vorzuziehen.

Der Apfel dient in verarbeiteter Form als Heilmittel. Ein weich gekochter Apfel wird im Ayurveda, der indischen Naturheilkunde, zusammen mit einem Teelöffel Butterfett Ghee, einer Prise Muskatnuss und einer Prise Kardamom bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Menschen mit Darmentzündungen, Magen- und Reizdarmproblemen sollten morgens einen gekochten Apfel zum Frühstück essen, gewürzt mit etwas Fenchelpulver und Ingwer. Gegen Heiserkeit kann ein gebratener Apfel mit Honig helfen und Apfelschalentee soll für starke Nerven und gegen geistige Erschöpfung nützlich sein.

Wenn Sie also Platz haben in ihrem Garten, dann pflanzen Sie einen Apfelbaum! Apfelbäume zierten bereits im Mittelalter die mitteleuropäischen Gärten. Ursprünglich stammt der Baum aus Asien und wurde in der Antike nach Europa gebracht. Die Blütezeit, eine weiss bis zartrosafarbene Pracht, dauert von Ende April bis im Mai. Aus diesen Blüten bilden sich im Spätsommer und Herbst die Früchte. Wenn Sie einen Apfelbaum pflanzen möchten, sollten Sie sich in einer Baumschule beraten lassen. Nicht jeder Apfelbaum passt in jeden Garten und nicht jede Sorte zu jeder Familie. Die verschiedenen Apfelsorten reifen im Zeitraum von August bis November. Die einen Äpfel eignen sich perfekt zum Kochen, andere zum roh essen, weitere kann man bis im Frühling lagern. Es lohnt sich also, möglichst verschiedene Sorten anzubauen oder mehrere Sorten auf einen einzelnen Baum zu pfropfen. So züchten Sie sich Ihren Winterbooster im eigenen Garten – biologisch, reich an Vitaminen und erst noch klimaneutral.

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Beratung

VERKLEBTE AUGEN

Seit einiger Zeit verklebt mein rechtes Auge mit einer gelben Flüssigkeit, vor allem nachts. Am Tag ist das Auge eher wässerig. Laut Augenarzt ist alles in Ordnung. Was könnte ich tun?

U. B., Zürich

Mit zunehmendem Alter werden die Augen trockener, ebenso die Haut und die Schleimhaut. Das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Eine wichtige Massnahme dagegen ist das Trinken. Füllen Sie morgens eine grosse Karaffe mit Wasser oder stark verdünntem Tee. Davon trinken Sie den grössten Teil am Morgen, gleich nach dem Aufstehen.

Den Rest am Nachmittag und Abend. Versuchen Sie auch den Brotkonsum zu reduzieren, indem Sie es am Wochenende geniessen, unter der Woche aber eher Speisen essen, die in Wasser gekocht sind. Es gibt einige gute Augentropfen, die sie problemlos über längere Zeit einnehmen können. Die von Ihnen erwähnten Malventropfen gehören auch dazu. Ebenso die Augensalbe, die Sie in der Apotheke erhalten haben.

Sie dürfen die beiden Produkte aufbrauchen. Die Salbe über Nacht anwenden, die Tropfen am Tag bei Bedarf. Wenn die Salbe mal offen ist, sollte man sie innert rund sechs Monaten aufbrauchen. Ansonsten müssen sie sich keine Sorgen machen wegen einer Überdosierung. Befeuchtende Augenpräparate werden Sie vermutlich in der Zukunft immer mehr oder weniger intensiv begleiten. Wenn Sie Ihre Produkte aufgebraucht haben, können Sie auch mal die Augentropfen von Wala probieren. Es ist, wie auch Weleda, ein anthroposophisches Präparat und enthält eine sehr interessante Wirkstoffkombination. Sie finden die Tropfen in Drogerien und Apotheken unter dem Namen: Wala Chelidonium/Terebinthina laricina comp.

KOPFSCHUPPEN

Meine Tochter hat an einer Stelle am Kopf Schuppen. Im Moment vermeidet sie Gluten und Laktose. Sie nimmt regelmässig von Schüssler Calciumtabletten ein und massiert die betroffene Stelle mit Teebaumöl. Bis jetzt leider ohne Erfolg. Haben Sie noch einen Rat?

S. L., Worb

Schuppen werden oft durch eine verminderte Durchblutung der Kopfhaut verursacht. Am besten kauft sich Ihre Tochter ein Fläschchen Neem-Öl. Erhältlich oder zumindest bestellbar in Drogerien. Morgens und abends die schuppige Stelle damit massieren. In einem meiner Ayurveda Büchern habe ich soeben gelesen, dass Eiweiss empfohlen wird. Man nimmt das Weisse vom Ei, vermischt es mit etwas frischem Zitronensaft und streicht es auf die Schuppen. Eine halbe Stunde einwirken lassen und dann die Haare mit einer schonenden Seife waschen. So führt man der Haut Proteine zu, die sie widerstandsfähiger machen. Ob es hilft, kann ich nicht sagen, aber Sie dürfen mir gerne zurückmelden, ob es gewirkt hat.

Bei der Pflege wäre es gut, natürliche Produkte aus dem Regal der Naturkosmetik zu verwenden. Erhältlich in Drogerien und Reformhäusern. Ein Shampoo ohne Silikon, Duftstoffe und andere allergieauslösende Inhaltstoffe. Es gibt inzwischen auch sehr gute Haarseifen, die fast nur Öl und Wasser enthalten. Auf diese Weise reduziert man alles, was das Haar und den Kopfboden reizen könnte.

Die zusätzliche Einnahme von Kalzium ist eine gute Idee. Allerdings enthalten die Calciumtabletten von Schüssler Laktose. Sie sind mit Milchzucker gemischt. Wenn Ihre Tochter strikt auf Laktose verzichten möchte, sollte sie die Mineralsalze in flüssiger Form kaufen.

APHTEN IM MUNDRAUM

Mein Partner leidet an Aphten und offenen Stellen im Mund. Er ist 66-jährig, Vegetarier. Er fühlt sich gesund und nimmt keine Medikamente ein. Spagyrik und tibetische Medizin brachten leider keinen Erfolg. Was kann er tun?

L. H., Zürich

Es kann gut sein, dass Ihrem Partner gewisse Nährstoffe fehlen. Bei Aphten und Mundwinkelrissen sind es oft die B-Vitamine und das L-Lysin. Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn er den B-Vitamin und den L-Lysin Bedarf vorübergehend mit einem Supplement ergänzt. Ich habe soeben gesehen, dass es von Burgerstein ein Präparat gibt, das alles abdeckt. Aminosäuren und BVitamine. L-Lysin ist eine Aminosäure, die bei Menschen, die sich vegetarisch ernähren oft nicht gut abgedeckt werden kann.

Es sei denn, jemand isst täglich Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen und Linsen. Diese Lebensmittelgruppe ist sehr wichtig für Vegetarier*innen. Ihr Partner soll versuchen, vermehrt auch die Hülsenfrüchte in den Speisealltag zu integrieren. Hier ein Tipp, damit es einfacher geht: Hülsenfrüchte über Nacht einlegen, am nächsten Tag die Hülsenfrüchte in frischem Wasser kochen. Evtl. etwas Fenchel- oder Kreuzkümmelsamen mitkochen. In der Pfanne abkühlen lassen und portionenweise einfrieren. So haben Sie immer gekochte Hülsenfrüchte zur Hand und können die Linsen beliebig in einen Zwiebel-Gewürz-Sud geben und ein Curry kochen, eine Suppe zubereiten oder unter den Reis mischen.

Dann wäre da noch die Zahnpaste. Inhaltstoffe in herkömmlichen Zahnpasten sowie Fluor bringen die Mundflora durcheinander. Wechseln Sie auf eine Zahnpaste ohne Fluor. Das Angebot in Drogerien und Reformhäusern ist inzwischen ziemlich gross. Es gibt sehr gute Ayurvedische Zahnpasten, die ich sehr empfehlen kann, die Sole-Zahnpaste von Weleda oder ein ähnliches Produkt. Man muss sich anfangs etwas umgewöhnen, wenn die Zahnpaste weniger schäumt oder kräutiger schmeckt. Aber es lohnt sich, sich beim Zahnpasten-Angebot ein wenig durchzukosten.

Zudem kann Ihr Partner probieren, den Mundraum mit nativem Kokosöl zu pflegen. Einfach etwas Öl in den Mund nehmen und mit der Zunge überall verteilen. Das kühlt und beruhigt.

Gesundheitstipp

Süssholz

Es ist eine fast vergessene Erinnerung aus der Kindheit – das Süssholz. Das Heilmittel löst Schleim und unterstützt den Körper bei der Bekämpfung von Husten.

So hilft das Süssholz: Süss, herb und holzig schmeckt das Süssholz auf der Zunge. Es enthält grössere Mengen an Glycyrrhizinsäure, welche zusammen mit anderen Inhaltstoffen entzündungshemmend, schleimlösend und antibakteriell wirkt. Von dieser Wirkung profitieren Jung und Alt, wenn es darum geht, einen Husten zu kurieren. Zudem legt sich die Glycyrrhizinsäure wie ein Schutzschild über die Magenschleimhaut und schützt diese. Das ist ideal bei örtlichen Entzündungen oder während der Einnahme von starken Medikamenten, die den Magen reizen können.

Wie anwenden: Die einfachste Anwendung ist die Süssholzstange. Man kaut darauf herum und saugt den, mit Speichel vermischten, süssen Saft aus dem Holz. Wer es vorzieht, sich einen Tee zuzubereiten kauft das Süssholz im Fachhandel geraspelt. Mit kochendem Wasser überbrühen, auf Trinktemperatur abkühlen lassen, etwas Honig dazu geben und langsam trinken. Glycyrrhizinsäure kann den Blutdruck erhöhen. Deshalb nicht länger als sechs Wochen anwenden. Nicht geeignet bei Bluthochdruck und in der Schwangerschaft.

Weitere Tipps bei Husten:

• Viel Trinken! Damit sich der Schleim in den

Bronchen verflüssigen kann, sollte man zur

Unterstützung der Heilung rund zwei Liter

Wasser und Tee trinken. Am besten heiss. • Reduzieren Sie schleimbildende Lebensmittel wie Zucker, Milchprodukte und Weissmehl. • Vermischen Sie Honig mit Ingwerpulver und gemahlenem Pfeffer. Diese scharfe Mischung wirkt schleimlösend.

Behandlungsfehler – eine Entschuldigung bewirkt oft mehr als der Rechtsweg

Potenziell falsche Behandlungen von medizinischen Fachpersonen können bei Patient*innen grosse Nöte auslösen. Egal, ob nun wirklich ein juristisch relevanter Behandlungsfehler passiert ist oder nicht, trägt das Verhalten der medizinischen Fachperson sehr viel zum weiteren Verlauf bei. So können beispielsweise nur schon Worte des Bedauerns durch beteiligte Fachpersonen für eine Deeskalation sorgen. Bleiben diese aus, kann das sehr belastend für Patient*innen werden, insbesondere, wenn sie einen gesundheitlichen Schaden erlitten haben. Sie fühlten sich dann weder wahr- noch ernstgenommen – und streben nicht selten umso vehementer eine Klärung durch Dritte an, um gegebenenfalls eine Entschädigung zu erhalten. Auch für die medizinischen Fachpersonen sind solche Situationen mitunter schwierig.

Rechtlich ist eine Entschädigung unter anderem daran gekoppelt, dass eine Sorgfaltspflichtverletzung nachgewiesen werden kann. Jedoch erschwert diese «Schuldorientierung» im Schweizer Haftpflichtrecht ganz grundsätzlich eine offene Kommunikation und belastet die Beziehung zwischen ärztlichen Fachpersonen und Patient*innen. Das müsste nicht so sein: In anderen Ländern bestehen zum Teil verschuldensunabhängige Modelle mit Patient*innenfonds, die manchmal sogar von Leistungserbringenden selbst für medizinische Zwischenfälle eingerichtet werden. Den meisten Patient*innen geht es nämlich um die Anerkennung und den Ausgleich eines Schadens – und nicht darum, die Ärzt*innen anzuklagen.

Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO

Mehr zum Thema Patient*innenrecht:

Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.

Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

SCHMERZENDE HALSWIRBEL

Ich habe starke Nackenverspannungen mit Arthrose im Halswirbelbereich. Könnte mir Johanniskrautöl helfen? Was meinen Sie zu Teufelskrallenwurzel- und Weidenrinden-Extrakt und Hagebuttenpulver?

R. M., Bern

Ja, Sie sollten Ihre Wirbelgelenke und den Nacken unbedingt regelmässig mit Johanniskrautöl pflegen. Den verspannten Nacken könnten Sie sogar mit einem warmen Johannsikrautöl-Wickel behandeln: Etwas Öl auf ein Stofftaschentuch, das Tuch auf einer Bettflasche wärmen, auflegen, mit einem Wolltuch abdecken und die Bettflasche oder ein Kirschkernsäcklein drauflegen zum Wärmen. Als Therapie wäre für Sie die Wirbeltherapie nach Dorn ideal. Dort werden die Wirbelkörper auf sehr sanfte Art an den richtigen Ort zurückgeschoben. Es gibt in der Schweiz viele Therapeutinnen und Therapeuten, die diese Therapieform anbieten. Solange die Wirbel in der Fehlstellung verharren, wird die Degeneration eher gefördert.

Innerlich wäre Grünlippmuschelextrakt sehr hilfreich, weil er dabei hilft, die visköse Knorpelsubstanz zwischen den Wirbelkörpern mit Wasser zu füllen, damit sie wie ein kleines Kissen die Schläge dämpft. Teufelskralle ist wärmend bei rheumatischen Themen, Weidenrinde wirkt schmerzstillend und Hagebuttenpulver entzündungshemmend. Alles gut, vermutlich nicht ganz befriedigend. Ich denke, der Grünlippmuschelextrakt käme dem Ziel am nächsten. Da er am eigentlichen Thema der Knorpeldegeneration mitarbeitet und gleichzeitig entzündungshemmend wirkt.

Und noch etwas: Es heisst, dass eine Gewürzmischung sehr erfolgreich bei Arthrose wirken soll. Das ist Kreuzkümmel, Koriander und Muskat. Alle drei Gewürze zu gleichen Teilen mischen und dreimal täglich einen halben Teelöffel davon in etwas Wasser gelöst trinken oder zum Kochen verwenden.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

In Liebe Schluss machen

Leila Dregger

Wann solltest du deine Beziehung beenden? Spätestens, wenn du in einer Abhängigkeitsbeziehung gelandet bist. Eine gesunde Beziehung macht beide schöner, lebendiger, selbstbewusster. Beide investieren in ihr Zusammensein und in ihre Entwicklung, trotzen ihren Ängsten, verändern sich miteinander und lieben gemeinsam die Welt. Sie fordern sich heraus, damit sie das Beste werden, das sie sein können. Eine Abhängigkeitsbeziehung ist das Gegenteil: Ihr separiert euch in eurer eigenen kleinen Welt, um euch gut zu fühlen. Darin lässt du dich von ihm benutzen, weil du denkst, dass er dann bei dir bleibt – du machst dich klein, damit er sich wohlfühlt – du machst ihn klein, damit er denkt, dich zu brauchen – ihr lasst euch einander wehtun im Austausch dafür, dass ihr nicht ansprecht, was am anderen unschön ist – du triggerst seine Schwachstellen und suggerierst ihm, dass du die Einzige bist, die ihn da auffangen kann. Sehr unschöne Strategien geschehen in einer Abhängigkeitsbeziehung. Warum tun wir uns das an – für das bisschen Nähe? Für das Prestige, einen Partner zu haben? Dafür, nicht mehr mit uns allein zu sein?

Dynamiken zu erkennen, ist noch kein Trennungsgrund. Es kommt darauf an, ob beide bereit sind, sie aufzugeben. Das heisst, sie sich in Liebe und Wahrheit anzuschauen, offenzulegen und zu verändern. Mit jeder aufgegeben Dynamik, jeder errungenen Wahrheit und echten Versöhnung entsteht aus der alten Beziehungskiste ein Liebestempel. Das ist die wichtigste Aufgabe jeder Liebesbeziehung.

Wenn dein Partner nicht mitzieht, wenn er – oder sie – nicht weitergehen, nichts verändern will, auch nicht für dich und eure Liebe … dann ist es die Aufgabe deiner Liebe, die Entscheidung deines Partners zu akzeptieren und deine Konsequenzen zu ziehen. Das braucht Mut, denn du stehst vor der Wahl: Liebe oder Beziehung? Du liebst ihn oder sie nach wie vor. Ihr habt das Schönste und Tiefste erlebt, was man mit einem anderen Menschen erleben kann. Aber du erkennst, ihr werdet beide in der Beziehung nicht mehr wachsen. Die Liebe wird sterben – und der Liebestempel, den ihr zusammen aufgebaut habt, wird zerfallen. Ihr werdet eines jener Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben. Trennst du dich aber in Liebe, dann bleibt sie erhalten, auch wenn ihr nicht mehr zusammen seid. Dann wirst du den anderen schliesslich ausserhalb eurer Dynamik sehen, ausserhalb seiner Reaktionsmuster auf dich. Du siehst ihn – oder sie – so wie er wirklich ist. Das ist eine im besten Sinne ent-täuschte Liebe.

Nach der Trennung – ich empfehle einen sauberen Schnitt und wirklich eine Weile keinen Kontakt – werden beide auf sich selbst zurückfallen. Dort merken sie, was ihr eigener Anteil an Lieblosigkeit und Langeweile war. Eine schmerzhafte, aber wertvolle Zeit der Selbsterkenntnis. Wer bist du – wenn du nicht mehr alles auf deinen Partner schieben kannst? Welche Lebendigkeit, Kreativität, Kontaktfreude und Interessen aktivierst du auf dich gestellt? Welcher Schmerz, welche Einsamkeit hast du die ganze Zeit mit der Beziehung zugedeckt? Bist du bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen?

Wer jetzt nicht im Schnellschuss einen neuen Partner sucht, um all das nicht mehr fühlen zu müssen, wird früher oder später auf den eigenen Grund kommen – und Selbstliebe aktivieren. Von hier aus ist wieder alles möglich. Vielleicht sogar ein Neuanfang der Liebe.

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u.a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

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