BärnLiebi Nr. 3, Herbst 2020

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Bärn i e b i L

3 / Herbst 2020 / CHF 14.–

Igel gesucht

Fiesta Mexicana in Bern

Dem Herbst auf der Spur

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser DANIEL KOCH: STÄRKE IN DER KRISE Daniel Koch ist für einige besser bekannt als «Mister Corona». Ein Name, der für die Schweiz zur Marke wurde. Der Berner Arzt und Spitzenbeamte blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Nach dem Staatsexamen folgte ein Aufenthalt in Peru in einem Andenspital. Danach war er als Arzt für das IKRK tätig, zunächst in Südamerika, dann in den Bürgerkriegen von Sierra Leone, Uganda und Ruanda und später in Südafrika. Ab 2002 folgte die Tätigkeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG), insbesondere als Mitglied der Taskforce gegen die SARS-Pandemie und die Vogelgrippe H5N1. Durch seinen letzten Einsatz während der weltweiten COVID-19-Pandemie erlangte Daniel Koch schweizweite Bekanntheit. In diesem Buch wird diese faszinierende Lebensgeschichte mit zahlreichen Anekdoten nacherzählt. Es gibt uns wichtige Hinweise und Lektionen für die Zukunft.

H IM AUC NDEL A H H BUC ÄLTLICH H R E

Für regnerische Tage bietet sich ein Besuch in der Ideenwerkstatt Schönguet besonders an. Die Gründerin Sabin Rüegg empfängt Gäste mit ihrem sonnigen Gemüt und lässt bei einem Themenworkshop gerne mal das Fernweh aufkommen. Finden Sie am Ideenbuffet Inspiration und lassen Sie Ihrer Kreativität anschliessend freien Lauf …

NEU

Im Herbst haben viele Wildtiere in der Region nur ein Ziel, nämlich so viel Winterspeck anfressen wie möglich! So auch der Igel, welcher in der Stadt oft beobachtet werden kann. Wie sich der eigene Garten möglichst igelfreundlich gestalten lässt und viele weitere spannende Fakten zu den kleinen Stacheltieren erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

CHF 39.–

Ruedi Grüring wurde 1947 in Bern geboren. Nach der Matura am Gymnasium in Thun studierte er Medizin in Bern. Es folgte die Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Ab 1982 führte er während 30 Jahren seine Praxis in Interlaken. 2016 erschien sein Buch «Kleine Patienten – grosse Schicksale» im Werd Verlag. Das Schreiben der Geschichten über Daniel Koch war für ihn eine einmalige Herausforderung in seinem Ruhestand.

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Mit der Herbstausgabe der BärnLiebi sollten Sie auch für stürmische Tage bestens gerüstet sein. Wir wünschen Ihnen einen farbenfrohen Herbst und ganz viel Freude beim Lesen und Stöbern.

nn Je t z t a b o

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Anja Rüdin Redaktorin BärnLiebi

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Wüstenregionen, Regenwälder und Gebirgslandschaften – so abwechslungsreich wie das Land ist auch die mexikanische Küche. Ob Tacos, Quesadillas, Enchiladas oder Guacamole, auch in Bern geniesst man Speisen aus Mexiko.

Herbstzeit ist Pilzzeit, das weiss jeder! Wir haben für Sie Tipps für einen gelungenen Abstecher in den Wald zur Pilzsuche zusammengestellt. Nach einem Abenteuer in der herbstlichen Natur wärmt man sich am besten mit einer herzhaften Gemüsesuppe wieder auf.

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Talon einsenden / faxen an: Werd & Weber Verlag AG, Gwattstrasse 144, 3645 Thun / Gwatt, Fax 033 336 55 56 oder bestellen Sie online oder per Mail: www.weberverlag.ch, mail@weberag.ch

anche Wildtiere bekommt man kaum M zu sehen, dazu gehört der Siebenschläfer. Doch das kleine Tier mit den grossen Augen und dem buschigen Schwanz lebt eigentlich gar nicht so weit vom Menschen entfernt.

An besonders sonnigen Herbsttagen lohnt sich ein Ausflug ins sagenumwobene und wilde Gasteretal – übrigens einer der liebsten Rückzugsorte des Altbundesrates Adolf Ogi. Er verrät einige seiner Lieblingsorte in diesem Tal und erzählt von dessen wechselhaften Geschichte.

Autor: Daniel Koch und Ruedi Grüring 260 Seiten, 16 × 23 cm, gebunden, Hardcover Mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-03922-065-6

Bestellung Bitte senden Sie mir ___ Ex. «DANIEL KOCH: STÄRKE IN DER KRISE» zum Preis von je CHF 39.– (inkl. Versandkosten). ISBN 978-3-03922-065-6

Wenn die Tage langsam kürzer werden und sich die Blätter an den Bäumen nach und nach bunt färben, ist es wieder soweit: Der Herbst ist da! Wie vielfältig der Herbst sein kann, beweist schon das ständig wechselnde Wetter – an manchen Tagen wärmen Sonnenstrahlen, an anderen lässt einen der kühle Wind schaudern und die Blätter rascheln. Und wenn dann noch Regen und Kälte dazukommen, verkriecht man sich am besten unter einer kuscheligen Decke, vielleicht mit der BärnLiebi als Lektüre?

Highlights:

i e r e n!

ch er n-liebi. 5 a b @ il a m 55 5 033 336 oder Tel.

Die geistreichen Chansons von Mani Matter verleiten Menschen jeden Alters zum Mitsingen – auch heute noch. Wir begeben uns auf die Spuren des talentierten Berner Musikers, der aus der Schweizer Kultur nicht mehr wegzudenken ist.

Auch am Kiosk!

Unterschrift

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EINBLICK Tierwelten 6 I gel gesucht 16 D er Siebenschläfer – ein friedlicher Nachbar

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Bärn-Persönlichkeiten 22 L eidenschaft – nicht bloss für die Schweiz 28 Eine Frau stellt sich den Herausforderungen Gourmet 34 F ood-Report: Fiesta Mexicana 42 R estaurant-Report, Fischerstübli: Tatar, was sonst? Tradition 50 Die Zunft zum Mohren Kunst & Handwerk 56 S chönguet – ein Ort der Kreativität Musik 64 A uf den Spuren von Mani Matter

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Geschichte 70 G ertrud Woker: Ein Leben im Zeichen der Wissenschaft und des Friedens

Outdoor 74 D er Bergkristall der Berner Alpen Literatur 82 François Loeb: Ein Fast-Read-Roman 84 L esen macht glücklich 88 Entdecken: Pilzreise 90 Kochen: G emüsesuppe 92 Gute Adressen 96 Veranstaltungen 98 Ausblick & Impressum


Rubriktitel

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Tierwelten

Igel gesucht Julia Sommer

StadtWildTiere, zvg

Mitten in der Stadt einem Wildtier zu begegnen, klingt nicht sehr wahrscheinlich. Dennoch sind in Städten wie Bern viele Tiere zuhause. Zu ihnen gehört auch der Igel. Ihn und seinen Lebensraum zu schützen, das hat sich das Projekt «Igel gesucht» zur Aufgabe gemacht. Auch die Bevölkerung kann mithelfen.

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Tierwelten

Anders als in anderen Städten konnten in Bern flächendeckend Igel nachgewiesen werden.

Durch die Verdichtung des Wohnraumes für Menschen verkleinert sich der Lebensraum für Tiere beträchtlich.

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ildtiere mitten in der Stadt? Das ist gar nicht so abwegig. In Gärten und Parks, aber auch auf begrünten Flachdächern findet sich abwechslungsreicher Lebensraum für Wildtiere. Schätzungen zufolge leben in manchen Siedlungsgebieten einige tausend Tierarten. Damit ist die Artenvielfalt in Städten überraschenderweise beinahe vergleichbar mit derjenigen in Waldgebieten. In Bern sind, wenn auch versteckt, viele Wildtiere zuhause. Wenn man sich auf die Suche einlässt, kann man auf Igel, Füchse, Mäuse, Hasen, Fledermäuse, Kröten, Eidechsen, Blindschleichen und viele mehr treffen.

tung des Wohnraumes für Menschen verkleinert sich der Lebensraum für Tiere beträchtlich. Mit dieser Problematik beschäftigt sich das Projekt StadtWildTiere.

Projekt StadtWildTiere

Mit diesem Projekt soll auf die versteckte Tierwelt in Städten aufmerksam gemacht werden: Auf der Onlineplattform www.bern.stadtwildtiere.ch wird die Verbreitung von Wildtieren erfasst und auf Karten dargestellt. So kann man sich ganz einfach einen Eindruck über die Situation von Wildtieren in der eigenen Umgebung machen. Aber auch selbst aktiv werden kann man. Das Projekt StadtWildTiere bietet die Möglichkeit, eigene Beobachtungen einzutragen und damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Plattform zu leisten.

Weil aber immer mehr Grünflächen aus Städten verschwinden, ist die Artenvielfalt in der Stadt gefährdet. Durch die Verdich-

Die Forscher hinter dem Projekt haben sich aber noch weit grössere Ziele gesetzt: Aus

den gesammelten Daten können sie Wissen über das Leben und die Verbreitung von Wildtieren in der Stadt gewinnen. Dieses Wissen ist wichtig, um die städtischen Wildtiere gezielt zu fördern und ihren Lebensraum zu schützen.

«Igel gesucht» Ein besonderes Augenmerk wurde bei StadtWildTiere auf den Igel gelegt. In Zürich wurde ein drastischer Rückgang der Igelpopulation seit 1993 festgestellt. Diese Erkenntnis deckt sich mit Erfahrungen aus ganz Europa. Um herauszufinden, wie es um die Verbreitung von Igeln in der Stadt Bern steht, wurde 2018 das Projekt «Igel gesucht» gestartet. Anhand von zwei Methoden wollten die Forscher Erkenntnisse über die Verbreitung von Igeln in Bern gewinnen. Zum einen wurden an Orten, wo Igel vermutet wurden,

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Rubriktitel Tierwelten

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Tierwelten

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Beim Igel handelt es sich um einen Nützling, der als Insektenfresser für das biologische Gleichgewicht sorgt. Spurentunnel aufgestellt, in denen Igel ihre Fussabdrücke hinterlassen. Zum anderen wurde die Bevölkerung miteinbezogen. Igelsichtungen sollten auf der Plattform von StadtWildTiere (oder ganz einfach in der Wildtiere-App) eingetragen und, wenn möglich, mit einem Foto belegt werden. Das Projekt «Igel gesucht» war ein voller Erfolg: Zwischen Mai und September 2018 gingen insgesamt 298 Meldungen von Igelbeobachtungen in Bern ein. Zudem wurden von engagierten Freiwilligen 258 Spurentunnel aufgestellt. In 133 dieser Tunnel wurden Igelspuren gefunden. Diese Resultate zeigen, dass in Bern der Igel immer noch in vielen Stadtquartieren verbreitet ist. Anders als in anderen Städten konnten in Bern flächendeckend Igel nachgewiesen werden.

Besondere Ansprüche muss das Winterschlafnest erfüllen: Es soll möglichst regen- und schneedicht sein und gut isolieren.

Der Igel Die Forscher von StadtWildTiere und «Igel gesucht» wollen einen Rückgang der Igelpopulation verhindern. Das ist nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für die Gärten wichtig: Beim Igel handelt es sich um einen Nützling, der als Insektenfresser für das biologische Gleichgewicht sorgt. Der Igel gehört zu den nachtaktiven Insektenfressern. Hauptsächlich ernährt er sich von Käfern und deren Larven, macht aber auch vor Regenwürmern, Spinnen und Schnecken nicht Halt. Er ist enorm ortstreu und verlässt nur selten sein Gebiet. Um sich zurechtzufinden, hat er einen ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn. Sein Sehvermögen ist hingegen eher schwach ausgebildet. Meist einmal im Jahr bringt eine Igelmutter im Durchschnitt vier bis sieben Igeljunge zur Welt. Bereits im Alter von drei bis vier Wochen verlassen sie zum ersten Mal das

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Nest und machen sich selbstständig auf die Nahrungssuche. Im Sommer baut sich der Igel oft mehrere Nester, besonders sorgfältig konstruiert er allerdings nur dasjenige, in dem der Nachwuchs aufgezogen wird. Besondere Ansprüche muss auch das Winterschlafnest erfüllen: Es soll möglichst regen- und schneedicht sein und gut isolieren. Deshalb werden diese Nester meist in Hecken, unter Holzstapeln oder in Hohlräumen unter Gebäuden gebaut. Der Winterschlaf hilft dem Igel, die nahrungsarmen Wintermonate zu überbrücken. Die Körperfunktionen setzt er dabei auf ein Minimum hinab: Das Herz schlägt weniger schnell, die Atmung geht langsamer und die Körpertemperatur sinkt. Dank des Fettpolsters, das er sich im Herbst angefressen hat, kann er so bis zu einem halben Jahr ohne Futter auskommen. Droht dem Igel Gefahr, rollt er sich ein und stellt seine Stacheln auf. Damit kann er sich zum Beispiel gegen Katzen zur Wehr setzen. Natürliche Feinde findet er im Uhu, im Dachs und selten im Fuchs. Der grösste Feind des Igels ist allerdings der Mensch. Viele Igel fallen jährlich dem Verkehr zum Opfer. Deshalb ist es besonders in ruhigen Quartieren wichtig, langsam und vorsichtig zu fahren. Trifft man auf ein verletztes Tier, sollte man sich direkt an eine Igelstation oder an einen Tierarzt wenden. Auf keinen Fall sollte der Igel mitgenommen und an einem anderen Ort wieder ausgesetzt werden.

Den eigenen Garten igelfreundlich gestalten Auch zuhause kann man dem Igel helfen: Abwechslungsreiche Gärten, Innenhöfe und Grünanlagen sind ideale Lebensräume für Igel. Sie bieten genügend Nahrung und

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Rubriktitel Tierwelten

Auch zuhause kann man dem Igel helfen: Abwechslungsreiche Gärten, Innenhöfe und Grünanlagen sind ideale Lebensräume für Igel.

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Schutz für die Tiere. Mit einigen einfachen Massnahmen kann man auch den eigenen Garten igelfreundlich gestalten. Exotische Gewächse bieten kaum Lebensraum für Insekten. Um genügend Nahrung zu finden, ist der Igel deshalb auf einheimische Pflanzen angewiesen. Am besten eignen sich Hecken und Büsche, die dem Igel auch als Unterschlupf dienen. Für den Winterschlaf baut sich der Igel ein warmes Nest. Deshalb sollten kleine Äste und Laub im Herbst liegengelassen oder zu einem Haufen zusammengetragen werden. So hat der Igel genügend Isolationsmaterial für sein Nest. Für den kleinen Igel können Mauern oder Zäune schnell zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Damit er sich auf der Nahrungssuche möglichst frei bewegen kann, können bei solchen Hindernissen

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kleine Durchgänge angebracht werden. Auch wenn der Garten soweit igelfreundlich ist, können darin immer noch einige Gefahren lauern: Besonders Teiche, Mähgeräte und Schädlingsbekämpfungsmittel sind gefährlich für den Igel. Um diese Gefahren zu eliminieren, kann man bei Gartenteichen und Schwimmbecken eine Ausstiegshilfe anbringen. Weil Igel tagsüber unter Büschen ruhen, sollte dort nicht mit gemäht werden. Und letztlich sollte auf Schädlingsbekämpfungsmittel nach Möglichkeit verzichtet werden, oder biologische Mittel eingesetzt werden. Durch das Minimieren der Gefahren und das Schaffen einer angenehmen Umgebung, kann viel für den Igel und für ein friedliches Miteinander von Menschen und Wildtieren in der Stadt gemacht werden.

Igel beobachten • Der Igel ist häufig in Gärten oder Parks in der Nähe von Sträuchern und Hecken anzutreffen. • A m besten die Dämmerung abwarten, dann wird der Igel aktiv. • Auf lautes Schmatzen oder Rascheln im Laub achten. • Wichtig: Ruhig verhalten und Distanz wahren. Den Igel auf keinen Fall anfassen!

Buchtipp Der Igel Katerina Sedy, Reto Suter 2020, 64 Seiten, 21 × 21 cm Mit zahlreichen Abbildungen ISBN: 978-3-03922-034-2 CHF 29.-

Interessiert? Sie möchten eigene Beobachtungen eintragen oder sich über die Verbreitung von Wildtieren in Ihrer Umgebung informieren?

bern.stadtwildtiere.ch

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Tierwelten

Der Siebenschläfer – ein friedlicher Nachbar Hanspeter Latour

Hanspeter Latour, zvg

Es gibt Wildtiere wie beispielsweise Füchse und Eichhörnchen, die wir oft zu sehen bekommen, andere zeigen sich eher selten. Zur zweiten Gruppe gehört der Siebenschläfer – und das, obwohl das kleine Tier mit seinen grossen Augen und dem buschigen Schwanz oft gar nicht so weit vom Menschen entfernt lebt.

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Es gibt typische, nur im Sommer aktive Tiere, welche Sie kaum zu Gesicht bekommen.

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enn Sie, liebe Leserinnen und Leser der BärnLiebi, in unserer Region an einem sonnigen Tag einen Spaziergang oder eine Wanderung unternehmen, erfreuen Sie sich sicher an der Sichtung von Schmetterlingen, Vögeln, Eidechsen und einer Vielzahl von Insekten. Wenn Sie Glück haben, können Sie überraschenderweise auch ein grösseres Wildtier sehen oder einen Fisch im Wasser. Es gibt aber auch bei uns typische, nur im Sommer aktive Tiere, welche Sie kaum oder eher selten zu Gesicht bekommen. Eines davon möchte ich Ihnen in dieser Geschichte etwas näher vorstellen.

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Der kleine Schläfer Teilweise schon im Herbst, aber sicher im Winter und im Frühling schläft der zur Familie der Bilche gehörende Siebenschläfer in seiner Behausung. Diese Verhaltensweise hat dem guten Kletterer seinen Namen gegeben. Der Siebenschläfer schläft sieben Monate im Jahr oder eben ohne Weiteres auch länger. Er ist nicht nur ein vorwiegend nachtaktives Tier, sondern auch ein ausgesprochener Liebhaber des Sommers. Zu dieser Jahreszeit findet er reichlich Buchenkerne, Eicheln, Haselnüsse und verschiedene Sämereien, welche er für die Paarungszeit und dann

insbesondere für den anzulegenden Winterspeck benötigt. Sein Lebensraum entspricht seinen Nahrungsvorlieben. Er bevorzugt lichte Buchen- und Mischwälder oder Parkanlagen mit Hecken und Haselsträuchern. Siebenschläfer können ein Alter von sechs bis neun Jahren erreichen. Ein Weibchen bringt in der Regel fünf bis sieben Jungtiere zur Welt. Die Jungen werden in mit Laub gepolsterten Hohlräumen von Bäumen oder schutzbietenden Totholzstrukturen aufgezogen. Gerne suchen sich die Siebenschläfer dafür aber auch für Vögel bestimmte Nistkästen aus, wenn die Vogelbruten vorbei sind. Den Winter verbringen sie an frost-

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Tierwelten

sicheren Plätzen im Boden oder nicht selten in Gebäuden. Der Siebenschläfer gilt als nicht gefährdet, ist aber geschützt und darf in Fällen, in denen er störend wirkt, nicht getötet, sondern nur vergrämt werden. Mir ist eine solche Geschichte von einem Ferienheim bekannt. Von der tieferliegenden Küche gab es einen kleinen Schacht mit einem Handaufzug zum Essraum. Als bemerkt wurde, dass sich dort ein Siebenschläfer zur Überwinterung eingenistet hatte, liessen die Erstbenutzer diesen gewähren, respektive schlafen und erklärten den Aufzug als gesperrt. Fortan benutzten sie zum Geschirrtransport die kurze Treppe. Ob auch die folgenden Ferienheimbenutzer so tierliebend waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Ganz sicher landete das Tier aber nicht als Zubereitung für eine Delikatesse in der Küche, wie dies von den alten Römern gepflegt und genossen wurde. In unserem Garten und Wäldchen bekam ich leider noch nie einen Siebenschläfer zu Gesicht. Ganz in der Nähe fand ich bei einem grossen, schon älteren Holzstapel deutliche Losungshaufen eines Siebenschläfers. Weil ich auf nächtliche Beobachtungen verzichtete, bekam ich ihn aber nie zu sehen. Als ich meinem Kollegen Martin beim Reinigen der Nistkästen davon erzählte, sagte er mir, er wüsste in seinem Revier ganz genau, in welchen Nistkästen Siebenschläfer zu sehen wären. Gerne nahm ich sein Angebot zu einer Beobachtung an.

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baum befestigten Kasten und kaum hatte Martin diesen geöffnet, kletterte ein schöner Siebenschläfer auf die obersten Äste. Martin machte den Kasten wieder zu, ich machte meine Fotos und anschliessend zogen wir uns zurück und beobachteten mit dem Feldstecher aus grösserer Distanz, wie der Siebenschläfer wieder einzog. Ich dankte Martin für die erfolgreiche Beobachtung und bei einem Kaffee mit Nussgipfel unterhielten wir uns im Restaurant «Gärtli» über das Nebeneinander von Vögeln und Siebenschläfern.

Bilder linke Seite: Der von Hanspeter Latour gesichtete Siebenschläfer.

Es kommt gelegentlich vor, dass Siebenschläfer noch während der Brutzeit der Vögel in deren Gelege eindringen. In solchen Fällen ist es um die Eier oder Jungvögel geschehen. Mehrheitlich sind die Vogelbruten jedoch vorbei und von einer starken Bedrohung der Vögel durch die Siebenschläfer kann keine Rede sein.

Es kommt gelegentlich vor, dass Siebenschläfer noch während der Brutzeit der Vögel in deren Gelege eindringen.

Gerne zeige ich Ihnen auf der nebenstehenden Seite meine Bilder vom nicht gefährdeten, aber doch selten zu sehenden Tier mit seinen grossen schwarzen Augen, den langen Schnauzhaaren, den rundlichen Ohren und dem buschigen Schwanz.

Unser Tipp Natur mit Hanspeter Latour

Erfolgreiche Sichtung

336 Seiten,

Ausgerüstet mit Feldstecher und Fotoapparat fokussierte ich den ersten von Martin geöffneten Nistkasten. Tatsächlich war auf dem Kastenboden reichlich Laub, was auf einen Bewohner hinwies. Ein Tier war allerdings nicht zu sehen. Wir gingen auf dem Waldweg zum nächsten, an einem Laub-

21,5 × 25,5 cm, gebunden, Hardcover CHF, 49.–

Erhältlich auf www.weberverlag.ch oder im Buchhandel

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Bärn-Persönlichkeiten

Leidenschaft – nicht bloss für die Schweiz Thomas Bornhauser

Thomas Bornhauser, Johann Mürner

Ausdauernd, leidenschaftlich und offen für Neues. Mit diesen Worten beschreibt der Präsident der Stiftung Pro Patria seine Lebenseinstellung. Als Musiker, Weltreisender, Architekt im Atelier 5, Chef von Denkmalpflege, Archäologie und Ortsbildschutz auf Bundesebene, Vertreter der Schweiz im Europarat und in der UNESCO war er viel beschäftigt – und die Musik spielt immer noch!

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ohann Mürner, Sie sind in mehreren nationalen Stiftungen tätig und seit 2015 Präsident der Pro Patria. Diese kennen wir von den Briefmarken und dem 1. August-Abzeichen. Können Sie uns ein wenig mehr über die Stiftung erzählen? Hervorgegangen aus dem 1909 gegründeten Schweizerischen Bundesfeierkomitee, unterstützt die Pro Patria seit über 100 Jahren kulturelle und soziale Projekte in der Schweiz. Getragen wird sie von der Solidarität der Bevölkerung und von Persönlichkeiten aus Politik und Kultur.

100 Jahre! Ist dieser langanhaltende Erfolg auch weiterhin gesichert? Tradition allein ist keine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft, hier muss sich auch die Pro Patria hinterfragen. Insbesondere, da der Absatz unserer Abzeichen und Briefmarken rückläufig ist. Seit dem Aufkommen der Neuen Medien ist der Briefmarkenverkauf generell zurückgegangen, wer schreibt heute noch Briefe?

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«Als ich der Expertengruppe La Chaux-de-Fonds /Le Locle vorschlug, haben mich alle für «einigermassen verrückt» gehalten.» Was heisst das für die Pro Patria? Einerseits prüfen wir im Bereich der Finanzmittelbeschaffung neue Möglichkeiten, andererseits muss die Stiftung, neben dem treuen Stammpublikum, vermehrt auch die jüngere Generation ansprechen. Es gilt, unser Profil zu schärfen: Für was steht die Pro Patria?

Wurden diesbezüglich neue Wegweiser aufgestellt? Ja. Der Stiftungsrat hat in einem intensiven Prozess eine Standortbestimmung vorgenommen und die Ziele der weiteren Tätigkeit definiert. Beispielsweise unterstützen wir bei den Finanzhilfen neuerdings die «lebendigen Traditionen», d.h. neben dem materiellen auch das immaterielle Kulturerbe.

Sie wurden als Nachfolger von Alt-Ständerat Carlo Schmid zum Präsidenten der Pro Patria gewählt. Inwieweit konnten Sie für diese Aufgabe von Ihrer beruflichen Vergangenheit profitieren? Ich konnte und kann von meinen Erfahrungen als Mitglied der Geschäftsleitung und Chef der Abteilung Heimatschutz und Denkmalpflege im Bundesamt für Kultur profitieren. Der Zugang zur schweizerischen Kultur ist für die Pro Patria ausserordentlich wichtig. Zugute kommt mir auch die Eigenschaft, Herausforderungen unvoreingenommen zu begegnen.

Sie leben dieses Herangehen an neue Aufgaben? Das habe ich immer gemacht, mit Überzeugung und Erfolg. Als ich 1993 auf eidgenössischer Ebene den Aufgabenbereich Heimatschutz und Denkmalpflege übernahm, um aus dem damals «rückwärtigen Dienst» eine Bundesfachstelle aufzubauen, war das Neuland. Verbunden mit Perspektiven und

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BärnPersönlichkeiten

Chancen, mit der Beratung von Bundesräten, von Parlamentskommissionen, der Mitarbeit in Fachkommissionen und einer Erweiterung des Arbeitsgebiets auf internationale Themen.

Internationale Angelegenheiten? Ja, ich wurde Mitglied in verschiedenen Gremien des Europarates und Experte im Welterbekomitee der UNESCO. Dies führte zu Einsätzen in China, Südafrika, Neuseeland, Brasilien und anderen Ländern.

Was bleibt Ihnen aus der Zeit mit dem UNESCO-Welterbe in Erinnerung? Sicher einmal die Erarbeitung der «Liste indicative» für unser Land. Ich übernahm die Leitung einer Expertengruppe mit der Zielsetzung, die potenziellen Welterbestätten der Schweiz zu evaluieren und auf die Vorschlagsliste zuhanden der UNESCO zu setzen.

Im Bereich Kulturerbe waren es vier Objekte, die in der Folge und nach einem aufwendigen Verfahren allesamt ins UNESCO-Verzeichnis eingeschrieben wurden: die Weinbergterrassen des Lavaux 2007, die Rhätische Bahn in der Landschaft Albula / Bernina 2008, die Stadtlandschaft der Uhrenindustrie La Chaux-de-Fonds / Le Locle 2009 und die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen 2011.

Und Ihre erste Herausforderung, die Sie stemmen mussten? Als ich der Expertengruppe La Chaux-deFonds / Le Locle vorschlug, haben mich alle für «einigermassen verrückt» (lacht) gehalten. Zu kämpfen hatte ich auch bei der Rhätischen Bahn: Entgegen meiner Überzeugung wollten die RhB und die Regierung des Kantons Graubünden nur den Streckenabschnitt Albula einschreiben lassen.

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BärnPersönlichkeiten

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Wo stehen wir heute in Sachen UNESCO-Welterbe? Im Übereinkommen zum Schutz des Kulturund Naturerbes der Welt ist die Schweiz mit zwölf Stätten sehr gut vertreten: Neun Kulturerbe- und drei Naturerbestätten. Wenn überhaupt, werden nur wenige neue Objekte dazukommen.

«Hilfreich ist sicher eine gewisse Unbeschwertheit und das Glück, dass mich der innere Motor stetig antreibt.»

Szenenwechsel. Bekannte beschreiben Sie als Rastlosen: Zwei Jahre auf Weltreise, Musiker, Schachspieler, «Golden Runner» am Grand Prix von Bern, Engagement im Behindertensport … Hilfreich ist sicher eine gewisse Unbeschwertheit und das Glück, dass mich der innere Motor stetig antreibt. Bis heute ist mir die Energie noch nicht ausgegangen.

Wie kamen Sie zum Behindertensport? 1980 hat mich eine Arbeitskollegin animiert, an einer Leiterausbildung zur Begleitung von Blinden und Sehbehinderten im Ski-Langlauf mitzumachen. Seither verbringe ich jährlich eine Woche in einem Behinderten-Sportcamp. Dabei sind viele Freundschaften entstanden und für alle Beteiligten, ob blind oder sehend, ist es wiederkehrend eine wunderbare Erfahrung.

Und zum Grand Prix von Bern? Hier war es ein Schulkollege, der mich 1982 auf die erstmalige Austragung aufmerksam machte. Ohne grosses Training ging ich an den Start und habe mich ganz vorne, neben Markus Ryffel (!), aufgestellt. Kurz darauf sah ich seine Absätze (lacht). Seither lief ich die zehn Meilen (16 093 Meter) des Grand Prix insgesamt 38 Mal und trage den Titel «Golden Runner». Ob das ewig weitergeht, werden wir noch sehen.

Apropos Sport: Ihre Frau Hélène ist gebürtige Kanadierin, eine bekannte Schwimmerin und täglich im Wasser … Tatsächlich, sie schwimmt und schwimmt, was sie in die Schweizer Master-Rekord-

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bücher gebracht hat: 400, 800 und 1500 Meter Freistil sowie 200 Meter Rücken. Da kann ich nicht mithalten, meine beiden Töchter haben mich schon im zarten Kindesalter im Schwimmbassin abgehängt.

Last but not least: Ihre ganz grosse Leidenschaft gehört der Musik. Seit wann? In der 5. Schulklasse erhielt ich eine Gitarre, beschriftete sie mit dem Schriftzug «Johnny» – frei nach Johnny Hallyday – und lernte zu spielen. Als dann 1963 aus dem Nichts «The Beatles» auftauchten, gab es kein Halten mehr. Fortan begleitete mich die Gitarre überall hin und ich spielte auf Tanzbühnen, in Clubs und Konzertlokalen. Mit Gruppen wie die «New Mahogany Blues Band», «Popcorn» oder «Johnny and The Dreamers». Mit dieser Band und der CD «Trails of Troubles» im Gepäck verabschiedete ich mich von der Bühne. «The Last Waltz» fand am 17. Dezember 1994 im Casino Theater Burgdorf statt. Für das Proben und für Auftritte hatte ich schlicht keine Zeit mehr.

Die unvermeidliche Frage: War es das? Nein, nach dem erzwungenen Abschied habe ich «neue Saiten» aufgezogen. Ich spiele und singe seither an Aufritten zeitlose Songs von Bob Dylan, Kris Kristofferson bis hin zu den Beatles: «The Beat Goes On!»

Johann Mürner Geboren 1949, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, wohnhaft in Wabern. Architekt und Planer, Praxis im Architekturund Planungsbüro Atelier 5 in Bern, ehemaliger Chef von Heimatschutz und Denkmalpflege im Bundesamt für Kultur, Mitglied im Welterbekomitee der UNESCO und Vertreter der Schweiz im Europarat. Präsident der Schweizerischen Stiftung Pro Patria, Mitglied verschiedener Stiftungsräte, u.a. Stiftung zur Förderung der Denkmalpflege, San Gottardo, Kloster St. Johann in Müstair.

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Bärn-Persönlichkeiten

Eine Frau stellt sich den Herausforderungen Thomas Bornhauser

Thomas Bornhauser, zvg

Der Mann stirb unverhofft, die Witwe bleibt allein mit dem Geschäft zurück, das sie nun allein führen muss. Wie schafft sie das, wie überwindet sie Vorurteile und Widerstände? Vor allem: Was zeichnet sie als Kämpferin aus? Wir haben eine ungewöhnliche Frau getroffen: Franziska Rhyner-Kübli, die im Industriegebiet von Zollikofen allein einen kleinen Produktionsbetrieb (weiter)führt.

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ranziska Rhyner-Kübli macht einen aufgestellten Eindruck. Nicht bloss, weil sie als Einfrau-Betrieb weiterarbeiten kann, sondern weil ihre momentane Auftragslage gut ist. Das mag auf den ersten Blick erstaunen, bei näherem Hinsehen allerdings wird klar, wieso dem so ist. Riotex in Zollikofen – unmittelbar neben der berühmten Riwax in Zollikofen gelegen

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(siehe auch Kästchen) – stellt Erfrischungs- und Reinigungstücher her. Man könnte eine ihrer Produktelinien durchaus als Desinfektionstüchlein bezeichnen, darf man aber nicht. «Es sind keine medizinischen Tücher», stellt die 47-Jährige resolut fest. Und dennoch: Gerade, weil Sauberkeit das Gebot der Stunde ist, kann sie sich über den Auftragseingang nicht beklagen. «Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte ich ein

schlechtes Gewissen», sagt sie nachdenklich, «es konnte doch nicht sein, dass ich daraus Profit schlagen würde.» Ein Mitglied des Gewerbevereins Zollikofen rückte ihr schlechtes Gewissen zurecht. «Mit deiner Arbeit hilfst Du mit, dass Unternehmen und Institutionen ihre Aufgabe wahrnehmen können, indem sie mit deinen Reinigungstüchern die Hygiene von Ablageflächen oder Apparaturen sicherstellen können.»

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BärnPersönlichkeiten

Rubriktitel

Hintergrund

Die Geschichte des Albatros … Untätig gegen Vorurteile ankämpfen

Bild links: Noch sind nicht alle Platten und CDs beim künftigen Besitzer … Bild Mitte: Tücher von Riotex gibt es auch für Tiere. Bild rechts: Nahaufnahme der Baumwollmaschine.

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Die gute Auftragslage, von der wir soeben geschrieben haben, war nicht immer so. Nachdem ihr Mann 2014 stirbt, ist sie von einem auf den anderen Tag auf sich allein gestellt. «Riotex war eines der beiden Lebenswerke von Walter, das galt und gilt es am Leben zu erhalten», sagt sie heute mit Stolz. Und legt die Karten gleich offen auf den Tisch. Walter Rhyner hatte mit den beiden Betrieben gutes Geld verdient, also hiess es in Zollikofen, die Witwe brauche sich keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen. Was viele nicht wussten: Franziska Rhyner-Kübli war nicht Alleinerbin. Und wie so oft in einer Erbengemeinschaft gab es auch hier länger andauernde Unstimmigkeiten, so dass die Berner Oberländerin die anderen Erben ausbezahlen musste, um ihre Firma – die Firma ihres Mannes – behalten zu können, und das Haus, das sie heute weiter bewohnt. «Sie schreiben rote Zahlen, lange halten Sie das nicht mehr aus», bekam sie vom (externen) Buchhalter regelmässig zu hören. Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage. Für die Unternehmerin hiess das: Sparen, sparen, sparen. «Ich habe auf die Reinigungskraft verzichtet, putzen kann ich selber»,

sagt sie – was noch heute gilt. Und weil im Keller noch sehr viel Verpackungsmaterial lag, überlegte sie sich, wie man zum Beispiel Kartons optimal abfüllen konnte, um Leerraum zu vermeiden. Sehr viele kleine Schritte führten dazu, dass Riotex heute wieder schwarz schreibt. Und selbstverständlich unternimmt Franziska RhynerKübli den Gang zur Post mit ihren Sendungen in die ganze Schweiz ebenfalls selber. Das grösste Kompliment erhielt sie von Leuten aus dem Gewerbeverband Zollikofen, als sie näher mit ihnen zu tun hatte. «Franziska, Du bist gar nicht so, wie man sich zum Teil hinter vorgehaltener Hand erzählt.» Kommentar überflüssig. Eine grosse moralische Stütze seien, so sagt sie, in dieser Zeit ihre Familie und Freunde gewesen.

Produkte aus der Schweiz Wie kommt sie denn an neue Kunden heran, wie pflegt sie den Kontakt mit den bisherigen? «Die Beziehungen zu meinen langjährigen Kunden sind mir wichtig, schon allein deshalb, weil ich von ihnen dann und wann wertvolle Ratschläge für Produkteinnovationen erhalte», sagt sie und ergänzt: «Mögliche neue Kunden schreibe ich gezielt an,

Das berufliche Wirken von Walter Rhyner (im Bild) lässt sich kurz zusammenfassen: 1969 gründet er mit seinem Bruder zusammen die Riwax-Chemie AG in Zollikofen, ein auf Autopflegemittel spezialisiertes Unternehmen. 1986 verlässt er die Firma und legt den Grundstein zur Riotex AG, die Erfrischungs- und Reinigungstücher in den verschiedensten Varianten herstellt. 2014 stirbt er nach kurzer Krankheit, seither führt seine Frau Franziska Rhyner-Kübli den Betrieb weiter. In der ersten Zeit ihres Bestehens war die Riotex AG fast ausschliesslich mit der Produktion von Scheibenreinigungs-Doppeltüchern, mit je einem Nass- und einem Tro-

ckentuch, beschäftigt. Diese Riotex-Entwicklung gehört bis heute zu den Beliebtesten im In- und Ausland. Im Laufe der Zeit wurden zusätzliche Maschinen integriert, was den Vorteil einer Vielfalt von neuen Produkten mit sich brachte. So wurden in der Riotex AG die ersten Schweizer Erfrischungstücher mit reiner Baumwolle hergestellt. Die Palette der Produkte ist heute sehr umfangreich, das Angebot umfasst eine Reihe von Produkten, wie Brillenreinigungstücher, Computer-Reinigungstücher, Schuhpoliturtücher, Lufterfrischer und anderen. Eine breite Öffentlichkeit kannte Walter Rhyner jedoch nicht in erster Linie als erfolgreichen Geschäftsmann, sondern als Oldies-DJ. Seine Sendung Albatros, von mehreren Regionalradios ausgestrahlt, war Kult. Kein Wunder, denn Walter Rhyner hatte in seinem professionellen Aufnahmestudio mehrere Zehntausende Singles und Tausende von Langspielplatten in den Regalen stehen. Ohne zu übertreiben: In der Schweiz wusste niemand besser über die Songs der 50er- bis in die 80er-Jahre Bescheid als er. Zu jedem Lied hatte er eine passende Geschichte, unglaublich.

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BärnPersönlichkeiten

Rubriktitel

«Sorry schnell», heisst es mehrmals während unseres Besuches. Entweder ruft ein Kunde an oder es gilt an einer Maschine etwas umzustellen. einige davon kommen aufgrund von Mundzu-Mund-Reklame, das ist immer gut», lacht sie. Zu den Kunden zählen bekannte Grossfirmen, aber auch Coiffeure, Optiker, Reiseveranstalter, Private und, und … Wie steht es mit Konkurrenz? Die ist happig, vor allem jene aus dem Ausland, die natürlich viel günstiger produzieren kann, weil Franziska Rhyner-Kübli alle von ihr verwendeten Flüssigkeiten bei Riwax einkauft. Auch die Folien kauft sie in der Schweiz ein, die Baumwolle in Deutschland. «Sorry schnell», heisst es mehrmals während unseres Besuches. Entweder ruft ein Kunde an oder es gilt an einer Maschine etwas umzustellen.

Maschinen verschrotten?

Bild rechts: Der lange Weg ist das Ziel.

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Ich frage die engagierte Frau, die das Unternehmen ihres Mannes zu seinem Andenken beinahe koste es, was es wolle weiterführt, wie sie die Zukunft einschätzt. Vor ihrer Antwort sind Sorgenfalten zu sehen, denn die Maschinen haben inzwischen ein gewisses Alter erreicht, ihr Ausstoss ist limitiert, sie entsprechen nicht mehr den Hochleistungsstrassen, die es heute gibt und die sich Riotex schlicht nicht leisten kann. «Zudem», so Franziska Rhyner-Kübli, «steigen die gesetzlichen Auflagen ständig. Wer weiss, was noch passieren wird, vielleicht zwingt man mich dazu, die Geräte abzustellen und dann als Schrott zu verkaufen.» Es ist zu hoffen, dass ihr das erspart bleibt.

Zur Person Franziska Rhyner-Kübli 1973 geboren, in Willigen bei Meiringen verbringt sie ihre Kindheit, wo sie auch die Schule besucht. Nach einem Welschlandjahr – «Das war damals üblich …» – in Grens oberhalb von Nyon, danach die Ausbildung als Lebensmittelverkäuferin in Meiringen, geht sie nach Grindelwald. Sie arbeitet in einer Bäckerei, anschliessend in einer Käserei, um später in den Service zu wechseln, weil ihr im Foodverkauf «zu wenig lief». Während 17 Jahren ist sie in einigen Restaurants zu sehen – unter anderem in Grindelwald, auf dem Joch, auf der Grossen Scheidegg. 1999 lernt sie Walter Rhyner kennen und bleibt fortan seine Partnerin, beruflich und privat. Hobbies: Lesen, Stand-up-Paddel, Reisen, Fotografieren und neuerdings kochen.

Riotex AG Tannholzstrasse 1 3052 Zollikofen E-Mail: info@riotex.ch Telefon: 031 915 15 51

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Mexiko-Report

Fiesta Mexicana  Alain Diezig, Patrick Leuenberger, Nicole Odermatt, Anja Rüdin, Julia Sommer

Mexiko: Weite Wüstenregionen, tropische Regenwälder, markante Gebirgslandschaften. So abwechslungsreich wie das Land selbst ist auch die mexikanische Küche. Geprägt von antiken Anbaumethoden, rituellen Bräuchen und beeinflusst durch gewaltsame Eroberungen entwickelte sich diese vielfältige Kulinarik.

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Mexiko-Report

Rubriktitel

I

m Jahr 2010 wurde die mexikanische Küche und Kochkultur zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Dies aus gutem Grund: Die Kulinarik vereint antike Anbau- und Kochtechniken sowie rituelle und spirituelle Bräuche in sich. Sie ist somit ein wichtiger Bestandteil der mexikanischen Kultur und Lebensweise, sie ist vielfältig und bunt durchmischt – und von historischen Einflüssen geprägt: Die Küche Mexikos hängt stark mit der Geschichte des Landes zusammen.

Hauptzutaten der reichhaltigen mexikanischen Küche sind Tortillas, Fleisch und Käse – aber auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Gemüsen und Früchten.

Am Anfang der mexikanischen Kochtradition stehen die indigenen Völker – die Azteken und Mayas, die Otomí, die Purépecha und die Zapotecas. Ihre Speisen basierten auf den Ressourcen, die das Land ihnen zur Verfügung stellte: Mais, Bohnen, Chili, Fisch und je nach Region auch Wild. Die ersten europäischen Einflüsse erhielt die mexikanische Küche als Folge der zerstörerischen spanischen Eroberung. Die Spanier brachten neue Speisen und Nahrungsmittel nach Mexiko. So fanden Weizen, Reis und Zucker Eingang in die mexikanische Küche. Zudem kam erst mit den spanischen Eroberern die Viehzucht nach Mexiko. So wurde fortan nicht mehr ausschliesslich Wild gejagt, sondern auch Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Hühner gehalten. Nicht nur die Spanier hinterliessen ihre Spuren in der mexikanischen Küche. Immigranten aus verschiedenen Ländern prägten mit den Jahren die Kulinarik des Landes: Einwanderer aus Neapel gründeten Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Nu-

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delfabriken, deutsche Immigranten brachten ihr Wissen in der Braukunst mit und im 19. Jahrhundert galt die französische Küche in Mexiko als besonders edel. Hauptzutaten der reichhaltigen mexikanischen Küche sind Tortillas, Fleisch und Käse – aber auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Gemüsen und Früchten. Die historischen Einflüsse schlagen sich noch heute in der mexikanischen Küche nieder und sind vor allem in regionalen Unterschieden bemerkbar: Am Meer wird traditionell immer noch viel Fisch gegessen, im Norden des Landes überwiegt das Fleisch. Ebenso ist dort der Einfluss der Tex-Mex-Küche stark spürbar. Während im Norden der Weizen verbreitet ist, ist im Süden der traditionelle Mais Bestandteil fast jeder Mahlzeit. Aber nicht nur andere Länder haben in der mexikanischen Küche ihre Spuren hinterlassen, auch Mexiko hat die Küchen der Welt geprägt: So stammen Pflanzen wie zum Beispiel die Avocado, der Mais, die Tomate und der Chili ursprünglich aus Mexiko. Inzwischen sind sie fast auf der ganzen Welt beliebt und haben zumindest in Europa längst Einzug in die Privat- und Restaurantküchen gehalten. Ob Tacos, Quesadillas, Tostadas, Enchiladas oder Guacamole – auch in der Schweiz erfreut sich die mexikanische Küche grosser Beliebtheit. Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen eine Auswahl an mexikanischen Speisen vor, die Sie in und um Bern geniessen können. «E Guete!», oder: «¡que aproveche!»

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Mexiko-Report

Bigote Verde

El Mexicano

Papa Joe’s

Etwas versteckt und von der Strasse abgeschirmt befindet sich der gemütliche Garten des Bigote Verde. Die zusammengewürfelten Gartenmöbel und die vielen Pflanzen machen die besondere Atmosphäre dieses Gartens aus, an dem sich das schöne Wetter wunderbar geniessen lässt. Ein Blick in das kleine Kellerlokal (in dem immer wieder auch kulturelle Anlässe stattfinden) verspricht auch für regnerische Tage einen angenehmen Aufenthalt: Die Wände sind bunt bemalt und mit der urbanen Kunst von Que Zhinin gestaltet.

Mitten in der Einkaufspassage in der Spitalgasse führt eine Treppe hinauf ins El Mexicano. Warme Gelbtöne an den Wänden, farbige Tischsets und Kakteen geben dem Saal ein unverkennbares mexikanisches Flair. Trotzdem zieht es uns hinaus auf die gedeckte Terrasse, wo ein kühler Wind die Hitze etwas erträglicher macht. Wer nur zum Cocktailtrinken gekommen ist, kann es sich auf bequemen Rattan-Lounges gemütlich machen.

Im Papa Joe’s ist Tex-Mex angesagt. US-amerikanische Speisen dominieren die Karte: Caesar Salad, Burger, Steak, Wings und Ribs stehen Fajitas und Nachos gegenüber. Dafür ist Mexiko bei der Einrichtung Trumpf, ein echtes Highlight. Man wähnt sich in der Villa Kunterbunt, so fantasievoll ist alles zusammengewürfelt: Kacheln, Lampenschirme, eingerahmte Elvis Presleys, Papageien, Adler, eine Hängebrücke und ein echtes Auto. Auf zwei Stöcken hat es für jede Gruppe die passende Nische. Obwohl das Innere sehr einladend aussieht, entscheiden wir uns für einen Tisch draussen, unter den Lauben.

Bigote Verde:

Der Service ist freundlich und aufmerksam, das Essen kommt schnell: Nach einer Viertelstunde sind die Fajitas de Pollo da. Wir erschrecken kurz, also plötzlich etwas brennt. Vor unseren Augen werden Poulet, Peperonistreifen, Zwiebeln und schwarze Bohnen flambiert, was dem Gericht einen angenehm rauchigen Geschmack verleiht. Die kleinen Fajitas füllen wir mit Bohnenpaste, Guacamole, Crème fraîche, Tomatensauce, Salat und Cheddar. Es schmeckt etwas anders als zuhause, aber geradeso lecker.

El Mexicano:

Auch kulinarisch vermag das Bigote Verde zu überzeugen: Neben mexikanischem Hausbier führen sie eine gute Auswahl an Cocktails und aguas frescas auf der Karte. Nach einem würzigen Bier entscheiden wir uns für die vegetarischen Tacos. Von der freundlichen Bedienung werden uns drei weiche Maistortillas, gefüllt mit Käse, Avocado, Pilzen, Mais und Peperoni serviert. Getoppt wird dieses Ensemble mit Crème fraîche, aromatischen Zwiebeln und Tomatenwürfeln. Die ziemlich milde Speise lässt sich mit der separat servierten, pikanten Sauce aufpeppen – es schmeckt einfach fabelhaft!

Eine übersichtliche Karte zeigt die grosse Auswahl an Gerichten: Nachos, Tacos, Enchiladas, Quesadillas, Fajitas sowie verschiedene Fleisch- und Fischgerichte. Die TortillaVariationen gibt es übrigens alle auch als vegetarische Variante. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns für die Quesadillas de Res, die bald darauf auch schon serviert werden. Die angebratenen Weizentortillas sind gefüllt mit Cheddarkäse, Tomatensauce, Champignons sowie Rindsfleischstreifen und werden mit Sour Cream, Frijoles, Guacamole und einem Salatkorb serviert. Dieses tolle Geschmackserlebnis lässt sich mit einem Mojito Virgen bestens abrunden!

Es schmeckt einfach fabelhaft!

Die TortillaVariationen gibt es alle auch als vegetarische Variante.

Preis: CHF 25.– Preis: CHF 20.–

Preis: CHF 36.50

Kontakt

Kontakt

Bigote Verde

El Mexicano

Papa Joe’s

Laupenstrasse 57, 3008 Bern

Spitalgasse 26, 3011 Bern

Schauplatzgasse 23, 3011 Bern

Telefon: 076 417 65 57 E-Mail: info@bigoteverde.ch

Telefon: 031 311 32 20 E-Mail: bern@elmexicano.ch

Telefon: 031 311 60 90 E-Mail: papajoes.bern@gastrag.ch

www.bigoteverde.com

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Kontakt

www.bern.elmexicano.ch

Papa Joe’s:

Die Einrichtung ist ein echtes Highlight.

www.papajoes.ch

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Mexiko-Report

Tres Amigos:

Die feurige Schärfe der mexikanischen Küche hat uns überzeugt.

Mexican Bar:

Die Tortillas dienen gleichzeitig als Besteck und als Teller.

Tres Amigos

Mexican Bar

Dass das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside immer wieder einen Besuch wert ist, dürfte allen bekannt sein. Schon als wir aus dem Tram ausstiegen, begrüsste uns ein lieblicher Schokoladenduft aus der nahegelegenen Toblerone-Fabrik – und so betraten wir bereits bestens gelaunt den angenehm klimatisierten Gebäudekomplex in BernBrünnen. Das Tres Amigos, mit seiner rustikalen und authentisch mexikanischen Einrichtung, befindet sich im unteren Stockwerk und gleich daneben lädt das Pathé Kino dazu ein, den Abend mit einem Blockbuster abzurunden.

Die Mexican Bar in Boll bei Bern ist ein sympathisches kleines Restaurant, das in einer guten Viertelstunde Zugfahrt von Bern aus erreicht werden kann. Hier kann man im gemütlichen Garten mit Blick auf die Felder und Wälder überraschend exotisch dinieren.

Vom zuvorkommend freundlichen Personal erhalten wir unsere Enchiladas Rojas de Res, also mit Schweizer Rindsfiletstreifen an scharfer Chile-Guajillo-Sauce gefüllte Tortillas, welche mit Käse überbacken und mit Bohnen und Tomatenreis serviert werden. Die feurige Schärfe der mexikanischen Küche hat uns überzeugt, von allen Gerichten auf der vielseitigen und doch übersichtlichen Speisekarte gibt es aber auch mildere Varianten, die nicht weniger schmackhaft sind.

Wir entscheiden uns für absolutes mexikanisches Comfort Food – Alambre. Das spanische Wort «Alambre» bedeutet «Draht» – in diesem Fall bezeichnet es den Draht oder Spiess, mit dem die saftigen Fleischstücke während des Bratens zusammengehalten werden. Serviert wird das Ganze dann mit allem, was gefällt – standardmässig dazu gehören gegrilltes Gemüse, Zwiebeln, Käse, Sauerrahm, Guacamole und Salsa (auf Wunsch erhält man hier auch pürierte Chilis dazu, was sehr zu empfehlen ist). Die wichtigste Komponente der Mahlzeit ist der dazugehörige Stapel Tortillas – diese dienen gleichzeitig als Besteck und als Teller. Das Fleisch ist wunderbar auf den Punkt gebraten und die Kombination verschiedener Geschmäcker und Texturen ergeben eine äusserst schmackhafte und befriedigende Mahlzeit. Auch zum Nachkochen zuhause empfohlen!

Preis: CHF 32.– Preis: CHF 30.–

Kontakt Tres Amigos

Mexican Bar

Gilberte-de-Courgenay-Platz 4 3027 Bern

Neumattweg 19 3067 Boll bei Bern

Telefon 031 998 22 22 E-Mail bern@tresamigos.ch

Telefon 079 629 72 61

www.tresamigos.ch

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Kontakt

w ww.mexicanbartmk. wixsite.com

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Serie rt Restaurant-Repo

Gourmet

Tatar, was sonst? Martin Jenni

Christian Reichenbach

Arme Grande Nation, wenn ihr so gute Köche abhanden kommen wie Sébastien Arnoux einer ist, der im «Fischerstübli» im MatteQuartier nicht nur Fisch, sondern vornehmlich Tatar auf die Teller seiner Fangemeinde zaubert.

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Gourmet

D Die Hektik bleibt aussen vor. So, wie das auch die Beizer im Matte-Quartier handhaben.

ie kulinarische heile Welt war in den letzten Jahren in Frankreich mehr Mythos als reell, gerade im einfachen Bistrot oder in der bürgerlichen Mittelklasse gingen an zahlreichen Orten die Lichter aus. Staatliche Reglementierungen, hohe Steuern und Personalkosten machen ihnen heute noch zu schaffen, im Gegensatz zu den grossen, bepunkteten und besternten Flaggschiffen, die das besser abfedern, zumal es immer noch zahlreiche finanzkräftige Trendsetter auf der Genusspiste hat. Auf dem Lande, im Dorf und in der Kleinstadt, muss sich der Reisende leider nur zu oft in Selbsthilfe üben und den Picknickkorb packen, will er sich nicht mit Hunger und Durst durch die Gegend fortbewegen. Nur selten hat er das unverschämte Glück und findet noch eine der klassischen Beizen, die zur ordentlichen «Plat du jour» und zur gefüllten Karraffe «Vin du patron» animieren. Mittlerweile regt sich Gottlob generationenübergreifend Widerstand gegen die Verrohung der kulinarischen Sitten. Bistrots gehen in den Dörfern, Kleinstädten und Städten wieder auf. Gleich drei wundervolle Partien kommen mir da in den Sinn. In der Champagne denke ich in Troyes an das geniale Aux Crieurs de Vin, im wunderschönen Burgunderdorf Chapaize an das verträumte Bistrot Saint-Martin oder oberhalb des denkwürdigen jurassischen Dorfes Baume-les-Messieurs an das stimmungsvolle Bistrot Le Goût des Autres. Diese einfachen Oasen lohnen sich für eine Pause vor dem helvetischen Alltag und für ein Wochenende ohne allzu grossen Trubel. Die Hektik bleibt aussen vor. Eigentlich so, wie das auch die Beizer im Matte-Quartier handhaben.

Das Burgund in Bern Sébastien Arnoux stammt aus dem Burgund, das berühmt für seine opulente Küche ist. Andouillette (Innereienwurst), Schnecken, Oeufs en meurette (poschiertes Ei in einer Boeuf Bourguignon-Sauce), Gougères (Windbeutel mit Käsefüllung),

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Jambon persillé, Bresse-Hühner und so einige andere schöne Dinge, lassen den Traditionsgaumen eines jeden passionierten Beizengängers unruhig hin und her tanzen.

Martin Jenni Geboren 1959, freier Journalist BR und Sachbuchautor, lebt und arbeitet im Schwarz­b ubenland (SO). Er schreibt über die feine Lebensart in verschiedenen Printmedien und entdeckt für ­s eine Kolumnen und Bücher patinierte Einkehren, kulinarische Spezialitäten und verträumte Plätze in Stadt und Land.

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Seit Dezember 2019 setzen im Fischerstübli die Bernerin Lea Steinmann und Sébastien Arnoux mit frischem Elan und taufrischer Küche neue Akzente. Lea Steinmann begrüsst ihre Gäste herzlich, empfiehlt Weine, kredenzt, schenkt ein und nach und führt kompetent und aufmerksam durch den Mittag und Abend. Die Weinkarte überzeugt mit einem durchdachten Angebot zu fairem Preis. Aufgefallen sind mir unter anderem der Gutedel von Anne-Claire Schott, der Riesling-Silvaner von Tom Litwan, der Muscadet von David Landron und der Beaujolais von Thomas und Anne-Laure Agatensi. Zwei Burgunder, vertreten durch Chardonnay und Pinot Noir, hat es auch. Vielleicht wird ja in absehbarer Zeit im Keller noch eine Nische frei für einen fruchtig-frischen Aligoté, der stets im Schatten des Chardonnays steht oder für den dezent perlenden Crémant de Bourgogne Rosé von Guy Amiot et Fils? Freude bereiten die sec angerichteten Teller von Sébastien Arnoux, der auf jegliches überflüssige Dekor verzichtet und das subtil gewürzte Grundprodukt in den Vordergrund stellt. Im kulinarischen Mittelpunkt steht aber nicht die Opulenz, sondern das

in verschiedenen Variationen angebotene Rinds- und Fischtatar. Das letzte Mal war es die orientalische Mischung mit Arganöl, Harissa, Zitrone, Mandel und Minze, diesmal klassich mit Kapern, Cornichons, Senf, Ketchup, Schalotte, Wachtelei, «Wustersauce» und einigen Tropfen schottischem Whisky. Auch ein vegetarisches, ein sehr schmackhaftes Tatar, wird angeboten, das je nach Saison variiert. Als Alternative stehen fünf Vor- und zwei Hauptspeisen zur Wahl. Unter anderem ein lauwarmer Ziegenkäse mit Speck und Pflaume, ein Cevice vom Silberfelchen aus dem Neuenburgersee und ein Entrecôte Parisienne. Was mir persönlich fehlt, sind einige Burgunder-Spezialitäten, die ja perfekt zu Bern und Sébastien Arnoux passen würden, war doch Bern einmal die Reichsstadt der Burgundischen Eidgenossenschaft. Gut, das ist lange her, aber die kulinarische Verbandelung wäre doch eine Überlegung wert, ist doch Arnoux ein Könner, der das Spagat zwischen Tradition und Innovation perfekt beherrscht. Denn ob der kulinarische Fokus Tatar auf Zeit das richtige Konzept für die Berner ist, kann ich als Basler nicht beurteilen, was ich aber weiss, ist, dass ich mich bei Sébastien Arnoux mutig auf eine schweinische Andouillette einlassen würde. Mehr Kompliment geht von meiner Seite her nicht. Viel Glück.

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Rubriktitel Gourmet

Rubriktitel

Kontakt Fischerstübli Gerberngasse 41, 3011 Bern Telefon 031 311 03 04 Di – Do: 10.00 – 14.15 Uhr, ab 17.00 Uhr Fr: 10.00 – 14.30 Uhr, ab 17 Uhr Sa: 11.00 – 14.30, ab 18 Uhr

www.fischerstuebli.ch

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Rubriktitel

Tradition

Die Zunft zum Mohren Julia Sommer Thomas Würsten

Serie «Ges

Die Zunft zum Mohren war ursprünglich die Zunft der Textilhandwerker: In ihr organisierten sich die Schneider und Tuchscherer. Sie kann auf eine lange Tradition zurückblicken und nimmt auch heute noch gesellschaftliche Funktionen wahr.

ellschaf ten und Zünf te

»

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m Mittelalter bildeten sich in Bern und in anderen Städten erste handwerkliche Vereinigungen heraus. Von den Adligen und den Räten wurden sie anfangs als Bedrohung wahrgenommen. So gab es auch in der Geschichte Berns immer wieder Konflikte und Aufstände – was vorübergehend sogar in einem Zunftverbot mündete. Immer mehr etablierten sich allerdings die Zünfte und Gesellschaften und übernahmen auch politische Funktionen. Ihre Kernaufgabe war es, das Handwerk zu kontrollieren und die Ausbildung zu leiten. Zudem waren die Zünfte auch für Aufgaben wie zum Beispiel die Armenpflege zuständig.

Wie alles begann Eine der Berner Zünfte, die auch heute noch aktiv ist, ist die Zunft zum Mohren. 1383 wurde sie erst50

mals schriftlich erwähnt und die ersten Satzungen datieren ins Jahr 1460. Weshalb aber nennt sich die Zunft der Schneider und Tuchscherer «Zunft zum Mohren»? Zur Namensgebung gibt es zwei unterschiedliche Theorien. Beide haben sie mit einem Heiligen zu tun: Sicher ist, dass vom 15. bis ins 19. Jahrhundert an der Kramgasse 12 (wo heute noch das Zunfthaus steht) eine Wirtschaft betrieben wurde, die den Namen «Zum Mohren» trug. Ob sie der Zunft den Namen gab, oder umgekehrt, ist nicht bekannt. Der Begriff «Mohr» könnte sich bei dieser Erklärung auf einen der drei Heiligen Könige beziehen, denn: Die Heiligen drei Könige galten als Schirmherren der Reisenden. Deshalb war der Name «Zum Mohren» für Gasthöfe besonders beliebt.

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Tradition

Immer mehr etablierten sich allerdings die Zünfte und Gesellschaften und übernahmen auch politische Funktionen.

Rubriktitel

Auch die andere Erklärung bezieht sich auf einen Heiligen – den Heiligen Mauritius. Als Anführer der Thebäischen Legion kam er aus Nordafrika ins Wallis, wo er umgebracht wurde. Wegen seiner Herkunft wurde er häufig dunkelhäutig dargestellt. Der Begriff «Mohr» bezieht sich dabei auf den lateinischen Namen «Mauritius», der von «maurus» (dunkel) abgeleitet wird. Der Heilige Mauritius galt als Schutzpatron der Handwerker, die mit Farbe umgehen. Somit ist er auch der Patron der Färber und Tuchhandwerker. Die Herkunft des Zunftnamens und des dazugehörigen Wappens kann wohl nicht abschliessend geklärt werden. Auf einer kleinen Tafel beim Zunfthaus wird darauf hingewiesen, dass sowohl das Hauszeichen als auch die Darstellung des «Mohren» im Wappen zeitgebundene – und damit vorurteilsbehaftete – Vorstellungen von dunkelhäutigen Menschen repräsentieren.

Das Handwerk Als Vereinigung der Schneider und Tuchscherer kümmerte sich die Zunft zum Mohren um eines der menschlichen Grundbedürfnisse: die Bekleidung. Sie war zum einen für die Ausbildung der Handwerker verantwortlich, zum anderen aber auch für die Kontrolle des Handwerks. Es war ausserdem die Aufgabe der Zunft, die von der Obrigkeit erlassenen Kleidungsvorschriften umzusetzen: So sollte der Verschwendung und der Prunksucht vorgebeugt und für eine sittsame Mode gesorgt werden.

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Beim Handwerk des Tuchscherers handelt es sich um eine alte Tätigkeit des Textilgewerbes. Mit schweren Scheren schnitten die Tuchscherer Wollfaserreste ab, die aus dem Tuch hervorstanden. Sie veredelten die Textilien damit soweit, bis sie eine komplett glatte Oberfläche hatten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Tätigkeit nach und nach von Schermaschinen übernommen.

Ähnlich erging es auch den Webern: Anders als die Tuchscherer waren sie nicht in den Manufakturen tätig, sondern stellten die Stoffe in Heimarbeit her. Aber auch sie wurden von der Industrialisierung hart getroffen und ein Grossteil der Arbeit wurde fortan von Maschinen übernommen. Auch das Handwerk der Schneider veränderte sich mit dem Einsatz der Nähmaschinen. Trotz dieser grossen Veränderung blieb ihre Bedeutung bis ins 20. Jahrhundert hinein aber gross. Die Arbeitsbedingungen der Handwerker wandelten sich also mit der Zeit genauso wie die politischen Umstände – und damit veränderte sich auch die Funktion der Zunft. Obwohl – und gerade weil – die Industrialisierung das Handwerk schwer traf, blieb die Bedeutung der Zunft gross.

Die Zunft zum Mohren heute Inzwischen hat sich in der Zunft zum Mohren vieles verändert: Obwohl die Zunft zum heutigen Tag rund 1110 Mitglieder zählt, ist keines der Mitglieder mehr in der Textil-

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Rubriktitel

Die Zunft zum Mohren kann auf eine lange Geschichte und viele Traditionen zurückblicken.

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branche aktiv. Damit hat sich auch die Funktion der Zunft verändert. Schon lange sind die Zünfte nicht mehr verantwortlich für die Ausbildung und die Kontrolle des Handwerks. Ein Relikt aus alter Zeit ist allerdings geblieben: In Bern werden die Zünfte nicht (wie in anderen Städten) als Vereine eingestuft, sondern als burgerliche Korporationen mit Gemeindecharakter. Dadurch ist die Zunft zum Mohren (wie auch die anderen Berner Zünfte) bis heute für die Sozialhilfe von ihren Mitgliedern verantwortlich. Damit sind wir in der heutigen Zeit angelangt: Die Zunft zum Mohren kann auf eine lange Geschichte und viele Traditionen zurückblicken. Was davon bleibt bis heute? Es lassen sich vor allem die traditionellen Veranstaltungen anführen: Noch heute trifft sich das Grosse Bott, das aus den stimmberechtigten Zunftangehörigen gebildet wird, zweimal jährlich – im Frühling und im Herbst. Es ist zuständig für die Genehmigung

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des Budgets und der Rechnung. Die Finanzierung der durch das Gesetz vorgeschriebenen Aufgaben einer Gemeinde ist immer noch Voraussetzung für das Funktionieren der Zunft. Dazu gehört aber auch das gesellschaftliche Zusammensein. Zu alten Traditionen sind neue Veranstaltungsformen hinzugekommen, so zum Beispiel ein Kinderfest und ein Kulturabend. Dabei wird auch der Kontakt zu anderen Zünften gepflegt. Ein weiterer Zeitzeuge, der bis heute überdauert hat, ist das altehrwürdige Zunfthaus an der Kramgasse. Zum ersten Mal wurde es 1423 als «hus und gesellschaft zem mören» in einem Dokument erwähnt. Das Gesellschaftshaus stand schon 1474 am heutigen Standort. Das Vorderhaus stammt aus dem Jahr 1693 und das Hinterhaus lässt sich auf 1748 datieren. Auch die steinerne Figur wacht schon lange über die Zunft: Das Hauszeichen geht auf das 17. Jahrhundert zurück.

Auch heute noch ist das Haus im Besitz der Zunft. Den Zunftkeller, ein schöner und rustikaler Berner Gewölbekeller, sowie den stilvollen Zunftsaal, der noch über die historische Decke und einen alten Parkettboden verfügt, kann man sogar mieten. So können auch nicht-Zunftangehörige ein Stück Berner Zunftgeschichte erfahren.

Anekdote Die Arbeit der Tuchscherer war anspruchsvoll und die Arbeitsbedingungen hart: Nicht selten wohnten die Tuchscherer in den Manufakturen, in denen sie auch ihre langen Arbeitstage verbrachten. Bei ihrer Arbeit hantierten sie mit Scheren, die bis zu 18 kg wogen. Gegen diese schweren Arbeitsbedingungen kämpften die Tuchscherer ab dem 18. Jahrhundert wiederholt an – und davon leitet sich der heutige Begriff der «Schererei» ab.

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Rubriktitel

Kunst & Handwerk

Schönguet – ein Ort der Kreativität Anja Rüdin

Anja Rüdin, Sabin Rüegg

«Selber machen macht glücklich», das ist ein Credo der Ideenwerkstatt Schönguet. In verschiedenen Workshops, saisonalen Events und auch einem «Fitnesscenter fürs Gestalten» inspiriert das Schönguet-Team immer mehr Leute. Was die Ideenwerkstatt so einzigartig macht und welche Besonderheiten Besucher an diesem produktiven Ort erwarten dürfen, verraten uns die Gründerin Sabin Rüegg und ihre Schwester Annette Hubacher im Gespräch.

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Kunst & Handwerk

Man geht erholt und überhaupt nicht ermüdet nach Hause, obwohl man sich im Fitnesscenter fürs Gestalten kreativ ausgetobt hat.

Rubriktitel

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ie Ideenwerkstatt öffnete ihre Türen und liess uns an einem ihrer beliebten «Afterworkshops» mit dem Thema Lampenfieber teilhaben. Die dreistündigen Kurse finden regelmässig statt und sollen einer anstrengenden Arbeitswoche einen kreativen Ausklang verleihen. Es gibt auch ganztägige oder mehrtägige Workshops, die sich immer an einem bestimmten Thema orientieren. Am Anfang steht das Ideenbuffet – hier werden den Teilnehmerinnen verschiedene mögliche Projekte aufzeigt, die sie «glustig» machen sollen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Vom Besticken von Stoffen zum Bedrucken von T-Shirts bis hin zur Herstellung von Taschen ist alles möglich. Im LampenfieberAfterworkshop stehen verschiedene Arten von Lampen und Lichterketten zur Auswahl. Regeln gibt es keine, solange man seiner Kreativität freien Lauf lässt. Die jeweiligen Workshops im Schönguet sollen nicht nur auf das Handwerk fokussiert sein, sondern ein bestimmtes Gefühl in den Teilnehmerinnen auslösen. So wird beispielsweise im Kurs «Saudade – Lisboa» das Fernweh in einem wachgekitzelt, mithilfe von gestalterischen Projekten, passender Musik und einem leckeren portugiesischen Menü. Beim Afterworkshop gibt es zwar auch ein Ideenbuffet, wegen der kürzeren Dauer des Events fällt es jedoch ein wenig kleiner aus. Dies tut der gemütlichen Atmosphäre und der gestalterischen Vorfreude aber keinen Abbruch. Anstelle eines kompletten Menus werden die

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Gaumen der Teilnehmerinnen durch ein leckeres Apéro mit frischgebackener Focaccia, Gemüsedip und Prosecco verwöhnt und damit auf einen gelungenen Start ins Wochenende angestossen.

Das «Fitnesscenter fürs Gestalten» Das Schönguet ist nicht nur ein Ort für Workshops, es gibt auch andere Angebote, wie zum Beispiel das «Fitnesscenter fürs Gestalten». Die Idee ist inspiriert von normalen Fitnesscentern mit Kraftmaschinen. «Während den Öffnungszeiten kommt man einfach rein und wir haben Maschinen, die man gebrauchen kann», erläutert Sabin Rüegg. «Hier sind es einfach Stanzmaschinen, Nähmaschinen, Bohrmaschinen …», ergänzt Annette Hubacher. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Personen, die zu Hause keine professionelle Ausrüstung haben und trotzdem kreativ sein möchten. Zudem stellt das Fitnesscenter einen Ort dar, an dem man sich explizit Zeit für sich selbst nehmen kann. Gemäss den Besucherinnen geht man erholt und überhaupt nicht ermüdet nach Hause, obwohl man sich im Fitnesscenter fürs Gestalten kreativ ausgetobt hat. Vielleicht ist dies Teil des Erfolgsrezepts der Ideenwerkstatt. «Es ist wie Wellness für die Seele», beschreibt es Sabin. Gerade in der heutigen Zeit wird das Analoge oft vom Digitalen abgelöst. Gerade deshalb ist «Wellness für die Seele» und «Fitness für die Sinne» im Schönguet so wichtig, sind Sabin und Annette überzeugt. «Die Selbstwirksamkeit der Realisation, ich kann

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Kunst & Handwerk

das, die Freude über das Gemachte, sich selbst ausdrücken zu können durchs Gestalten – all dies ist eigentlich Psycho-Hygiene», beschreibt Sabin Rüegg. Auch Misserfolge gehören zu diesen Erfahrungen dazu, manchmal klappt etwas einfach nicht oder geht in die Hosen. «So lassen wir sie aber nie nach Hause gehen, wenn sie gefrustet sind!», betont Annette Hubacher. Dank der Hilfe des Schönguet-Teams geht man mit einem fertigen Kunstwerk, einem neuen Lieblingsstück und vielen neuen Ideen nach Hause.

«98 % unserer Kunden sind Kundinnen» Und das, obwohl sich die Workshops und Angebote des Schönguets nicht explizit an Frauen richten … «Aber oftmals geht es in den Kursen um Dekoration und das ist nun mal einfach ein Frauenthema. Frauen dekorieren viel lieber, den Männern ist es eher ‹schnurz›», bringt es Sabin auf den Punkt. Es besteht auch die Möglichkeit, ein Thema für einen Workshop vorzuschlagen und so auch als interessierter Mann fündig zu werden. Dies natürlich nur, wenn der Vorschlag den «ethischen und gestalterischen Grundsätzen des Schönguets entspricht», meint Annette schmunzelnd.

Dank der Hilfe des SchönguetTeams geht man mit einem fertigen Kunstwerk, einem neuen Lieblingsstück und vielen neuen Ideen nach Hause.

«Mit Kindern zu arbeiten ist uh schön, sie sind so schnell zu begeistern», betont Sabin Rüegg und erinnert sich an ihre Zeit als Lehrerin. Auch im Schönguet werden mehrmals pro Jahr Kurse für «Chly u Gross» angeboten. An diesen Nachmittagen findet man dann ungewöhnlich viele Männer in den Räumen des Schönguets – denn hier kann der Götti oder der Grossvater zum Helden werden: Sie helfen den Kindern, ein magnetisches Schlüsselbrett, Schmuck oder eine Tasche zu machen. Das gemeinsame Gestalten verbindet und berührt einfach, das macht «Gross u Chly» glücklich, sind sich die beiden Schwestern einig.

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Kunst & Handwerk

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Ein Ort der Begegnungen Das Schönguet ist ein Familienbetrieb, hier trifft man von Grosseltern bis Urenkelin alle Generationen an. Und genau so herzlich werden die Teilnehmerinnen der Workshops hier empfangen. Es sind auch die Begegnungen untereinander, die das Schönguet ausmachen: «Man kommt während dem Workshop plötzlich in tiefgründige Gespräche mit zuvor fremden Menschen», beschreibt Annette. Da kommt es auch schon einmal vor, dass eine Teilnehmerin die andere nach Hause fährt, obwohl sie sich vorher gar nicht gekannt haben. «Wir haben einfach so gute Leute hier und es kommen immer mehr», lächelt Sabin Rüegg. «Man fragt sich fast, woher. Wir sind so beschenkt hier.»

Das Schönguet ist ein Familienbetrieb, hier trifft man von Grosseltern bis Urenkelin alle Generationen an.

Wie verschiedene Generationen aufeinandertreffen, so findet man in den Kursen auch von Anfängern bis Profis jegliche Gestaltungsfähigkeiten. «Man muss für die Workshops nichts können, aber man darf», beschreibt Sabin Rüegg. Die Herausforderung, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene ein Erfolgserlebnis zu garantieren, ist durch das Ideen-Buffet möglich. Jede Teilnehmerin sucht sich das Projekt heraus, welches am meisten anspricht und den eigenen Fähigkeiten entspricht. Im Schönguet gilt: «Man kann kommen, wie man ist. Jeder ist willkommen!» Mitbringen sollte man lediglich ein wenig Neugierde, fügt Annette Hubacher an.

An Ideen mangelt es im Schönguet nicht … Das Schönguet gibt es nun seit 17 Jahren, lange bevor DIY und Upcycling zum Trend wurden, und trotzdem gehen Sabin Rüegg und Annette Hubacher die Ideen nicht aus. Es ist natürlich nicht so, dass sie alles selbst erfinden – manche Dinge haben sie schon irgendwo gesehen. «Aber wir machen immer unser eigenes Ding daraus», betont Annette Hubacher. Weitere Inspiration findet das Team des Schönguet auf Reisen, zum Beispiel nach Lissabon oder Australien. «So können auch andere das Fernweh erleben, ohne selbst unbedingt auf Reisen zu gehen», erläutert Sabin Rüegg.

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In Zukunft sollen vermehrt Teamevents, mit 10 bis über 100 Personen, stattfinden. Ein weiterer Traum von Sabin Rüegg ist es, Kurse zur Selbstentwicklung anzubieten. Auch ein Flyer wird momentan entworfen, und das nach 17 Jahren, erzählen die beiden lachend. Was im Schönguet aber immer erhalten bleiben soll, ist das Familiäre: «Wir möchten uns um jede Kundin kümmern. Eigentlich das, was wir uns hier aufgebaut haben, pflegen und weiter ausbauen», erklärt Sabin Rüegg. Denn genau das macht einen Tag im Schönguet aus – gemeinsames Gestalten und die Freude daran in einer familiären Atmosphäre mit anderen zu teilen …

Kontakt Schönguet Ideenwerkstatt Bernstrasse 91b, 3322 Schönbühl Telefon: 031 852 06 65 E-Mail: info@schoenguet.ch

www.schoenguet.ch

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Musik

Auf den Spuren von Mani Matter Patrick Leuenberger 64

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In der Schweiz dürfte es praktisch unmöglich sein, dass ein Kind die Grundschule abschliesst, ohne zumindest ein Lied von Mani Matter kennen und singen gelernt zu haben. Doch nicht nur die ganz Jungen lassen sich immer wieder von den geistreichen Chansons des Berner Musikers verzaubern; Menschen jeden Alters lassen sich zum Mitsingen verleiten, wenn jemand das «Zündhölzli» oder «Dr Ferdinand isch gstorbe» zum Besten gibt.

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Musik

Titelbilder: Gross: Mani Matter mit Gitarre und Kindern in seinem Wohnzimmer in Wabern. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Krebs, Hans / Com_L190075-0008 / CC BY-SA 4.0

Klein: Während 283 Wochen erreichte das Album «I han es Zündhölzli azündt» die Schweizer Hitparade, als Bestplatzierung erreichte es 2016 den siebten Rang. Bild: Zytglogge Verlag

Bild oben: Die Berner Troubadours (v. l. n. r.): Fritz Widmer, Markus Traber, Bernhard Stirnemann, Ruedi Krebs, Mani Matter und Jacob Stickelberger. Bild: Greti Oechsli, Bern

Bild rechts: Für Menschen aus den verschiedensten Hintergründen ist Mani Matter eine bekannte Grösse, das gilt offensichtlich auch für Streetart-Künstler. Aufgenommen in Biel. Bild: Arthur Baumgartner

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Am 4. August 1936 kommt Mani Matter im Spital von Herzogenbuchsee zur Welt. Er ist der Sohn der Niederländerin Wilhelmina Matterde Haan, die als Sekretärin arbeitete, und von Erwin Matter, der als Fürsprecher, also Staatsanwalt, tätig war. Untereinander sprach die Familie Französisch. Mani Matters richtiger Name war eigentlich Hans Peter, von seiner Mutter wurde er aber immer mit Jan, was die niederländische Form von Hans ist, angesprochen. Im frühen Kindesalter sprach seine Schwester Helen dies als Nani aus, was dann schliesslich zu Mani wurde. Etwas später wurde Mani sogar Hans Peters Pfadfindername. 1963 heiratete Mani Matter Joy Doebeli, Tochter eines Berners und einer Engländerin. Das Paar durfte sich bereits ein Jahr später über die Geburt ihrer ersten Tochter Sibyl freuen. Ihr folgte 1965 die zweite Tochter Meret und 1967 kam schliesslich noch der Sohn Ueli hinzu. Am 24. November 1972 wurde Mani Matter unerwartet und viel zu früh aus dem Leben gerissen. Während eines Überholmanövers verunglückte er auf dem Weg zu einer Vorstellung im Schloss-Kabarett in Rapperswil tödlich. Nach seiner Abdankungsfeier in der reformierten Kirche Wabern wurde er im Bremgarten-Friedhof beigesetzt.

Das musikalische Wirken Schon früh entdeckte der junge Mani Matter seine Leidenschaft zum Musizieren und schrieb bereits in der Gymnasialzeit sein erstes Chanson. Einige Jahre später, nämlich 1960, folgte dann sein erster Radioauftritt in der Sendung «Kaleidophon» von Radio Bern. Noch heute gehören viele der Lieder aus dieser Zeit zu den Lieblingen des Publikums, wie etwa «S Lotti schilet», «I han en Uhr erfunde» oder das bereits erwähnte Stück über die tragischen Todesumstände des Katers Ferdinand. Nach weiteren sechs Jahren wurde vom Zytglogge Verlag Mani Matters erste Schallplatte veröffentlicht, die ursprünglich «Berner Chansons von und mit Mani Matter» hiess, dann aber zu «I han en Uhr erfunde» umgetauft wurde. Mit «Alls wo mir id Finger chunnt» erschien im Folgejahr bereits Mani Matters zweite Platte. Auch die «Berner Troubadours», ein Kollektiv von Musikern, zu denen Mani Matter gehörte, zeigten 1967 im Galerietheater «Die Rampe» ihr erstes richtiges Programm. Von Anfang an fand Mani Matters Wirken grossen Anklang und er etablierte sich schnell in der Berner Musikerszene. In Anbetracht des intelligenten Humors in seinen Texten – die gelegentlich aber auch eine sonderbar berührende Melancholie hervorrufen können – ist sein Erfolg sicher keine Überra-

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Musik

schung. So wurde er 1969 für sein frisch veröffentlichtes Chansonbändchen «Us emene lääre Gygechaschte» mit dem Buchpreis der Stadt Bern ausgezeichnet. 1970 erschien Matters dritte Platte «Hemmige».

Mani Matter als Jurist und Politiker Zweifellos ist Mani Matter einer der bedeutendsten Mundart-Musiker überhaupt. Man würde der Persönlichkeit Mani Matter jedoch Unrecht tun, wenn man sie lediglich auf seine Musik reduzieren würde. Der Berner war nämlich darüber hinaus ein studierter Jurist und erhielt 1965 sogar die Doktorwürde verliehen. Er arbeitete zudem an seiner Habilitationsschrift «Die pluralistische Staatslehre», welche er jedoch nie einreichte.

Mani Matter war nicht nur ein herausragender Musiker, sondern auch ein promovierter Jurist.

Mani Matter war zudem in der Politik tätig. Bereits 1959 liess er sich auf die Stadtratsliste der Gruppe «Junges Bern» setzen. Als die Gruppe drei Jahre später bei den kantonalen Grosswahlen kandidierte, war Mani Matter ihr zweiter Ersatzmann. Ab 1969 wurde er dann Rechtskonsulent des Gemeinderates der Stadt Bern, im Folgejahr wurde er zudem Oberassistent an der Universiät Bern, wo er einem Lehrauftrag für Staats- und Verwaltungsrecht nachging.

Nachlass

Bild: Diverse Künstler, unter anderem Stephan Eicher, haben sich in ihrem Schaffen von Mani Matter inspirieren lassen.

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Bereits im jungen Alter von 36 Jahren ging Mani Matter von uns. Er hinterliess in der Schweizer Kultur seinen einzigartigen Fussabdruck und bewegt die Menschen auch heute noch, rund 50 Jahre später. Immer wieder werden seine Lieder von zeitgenössischen Musikern aufgegriffen und neu interpretiert, zum Beispiel von der Mundart-Rockgruppe Züri West, von Stephan Eicher, Polo Hofer, Bligg oder Dodo Hug – Diese Aufzählung liesse sich schier endlos weiterführen. 1992, zu Mani Matters 20. Todesjahr, erschien die CD «Matter Rock», auf der von verschiedenen Schweizer Musikern insgesamt 25 Interpretationen von Mani Matters Chansons zu hören sind. Zudem erhält das 1977 erschienene Buch «Mani Matter: ein Porträtbild» von Franz Hohler eine Neuauflage.

Durch Friedrich Kappeler wurde 2002 Mani Matters Lebenswerk mit einem Dokumentarfilm, unter dem Titel «Mani Matter – Warum syt dir so truurig?», gewürdigt. Noch aktueller ist eine Hommage der Mundart-Rapper Lo & Leduc, die 2011 ein Lied mit dem Titel «Warum düt dir so fröhlech» veröffentlichten. Als letztes Beispiel aus der Musikbranche sind die Swiss Music Awards 2017 zu erwähnen. Dort wurde ihm der Tribute Award verliehen, der aussergewöhnliche Künstler posthum ehrt. Auch die Stadt Bern entschied sich 2003 dazu, in Anerkennung von Mani Matters Lebenswerk eine kleine Strasse am Rathaus in Bern «Mani-Matter-Stutz» zu taufen. Zudem wurde der Platz bei der Talstation

der Gurtenbahn anlässlich des 80. Geburtstags von Mani Matter 2016 umbenannt. Seit 2017 ist das Dorfzentrum von Herzogenbuchsee, wo Mani Matter geboren wurde, ebenfalls nach ihm benannt. Es ist nicht einfach, die Arbeit von Mani Matter in einem kurzen Text zusammenzufassen, denn seine Musik kennt keine Hochund Tiefpunkte. Nahezu jedes seiner Lieder ist auf seine Art etwas Besonderes, kein einziges verdient es nicht, erwähnt zu werden. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb Mani Matter noch immer so präsent ist. Sicher ist jedenfalls, dass er aus der Schweizer Kultur nicht wegzudenken ist. Und sich das wohl auch so schnell nicht ändern wird.

Immer wieder werden seine Lieder von zeitgenössischen Musikern aufgegriffen und neu interpretiert. Kontakt Der Nachlass im schweizerischen Literaturarchiv: https://ead.nb.admin.ch/html/matter_D.html Schweizerisches Literaturarchiv (SLA) Hallylerstrasse 15, 3003 Bern E-Mail: arch.lit@nb.admin.ch

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Serie

Geschichte

Gertrud Woker: Ein Leben im Zeichen der Wissenschaft und des Friedens Julia Sommer

Universitätsarchiv Bern

Vor 142 Jahren geboren, vor 52 Jahren gestorben: Gertrud Woker (1878 – 1968) lebte ein langes und interessantes, aber auch ein von Krisen durchzogenes Leben. Zwei Weltkriege, wissenschaftliche Erfolge und politisches Engagement prägten die Bernerin. Ihre politischen Forderungen und ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse waren zukunftsweisend und ihre Anliegen sind auch heute noch aktuell.

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ertrud Woker wurde am 16. Dezember 1878 in Bern geboren. Die zwei Themenfelder der Wissenschaft und der Politik, die sie selbst ein ganzes Leben lang beschäftigen sollten, waren ihrer ganzen Familie wichtig. Ihr Vater, Philipp Woker, war Professor für allgemeine und Kirchengeschichte an der Universität Bern. Ihr Bruder, Harald Woker, war politisch interessiert, Mitglied des Oltener Aktionskomitees und Berner Stadtund Grossrat. Ihr Onkel Eduard Müller war Bundesrat. Wer Gertrud Woker allerdings am meisten beeinflusste, war Emma Müller. Die Frau des Bundesrates war politisch aktiv, initiierte Frauenvereine und setzte

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sich für die Wählbarkeit von Frauen in Schulkommissionen und Vereinsvorstände ein. Damit stiess sie die Öffentlichkeit regelmässig vor den Kopf. Diesen familiär vorgezeichneten Spuren der Politik und Wissenschaft sollte auch Gertrud Woker in ihrem Leben folgen.

Die Wissenschaft Bereits früh zeichnete sich das grosse Interesse Wokers für die Naturwissenschaften ab. Nach einer nicht sehr geradlinigen Schulkarriere (Privatschule, Sekundarschule, Pensionat, Unterricht bei einer Klosterfrau), bestand sie 1898 die Matura mit Bestnoten. Sie schloss die Sekundar- und Gymnasiallehrerinnenausbildung erfolgreich ab und studierte daraufhin

Chemie, Physik und Botanik an der Universität Bern. 1903 promovierte sie als erste Schweizerin in Chemie. Nach einem Forschungsaufenthalt in Berlin kehrte sie nach Bern zurück, wo sie sich 1907 habilitierte und die Vorlesungstätigkeit aufnahm. 1911 erhielt Gertrud Woker ihr eigenes kleines Labor für physikalischchemische Biologie. Diese ersten Schritte auf der akademischen Karriereleiter nahm Woker noch ohne grössere Schwierigkeiten. Auf eine Professorinnenstelle wartete sie jedoch vergeblich, sie wurde nur von der Hälfte der Fakultät in ihren Bestrebungen unterstützt. Mit ihrem kleinen Labor und einem geringen Gehalt fehlten ihr zudem die Mittel,

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Geschichte

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ihre Forschung weiter bekannt zu machen. Erst 1933 wurde sie auf Drängen von ausländischen Professoren zur Extraordinaria ernannt. An ihrer bescheidenen Entlöhnung änderte sich dadurch nichts.

Die Politik

«Durch ihr biochemisches Fachwissen war sich Gertrud Woker der Gefahr von chemischen Waffen bestens bewusst.»

Durch ihr biochemisches Fachwissen war sich Gertrud Woker der Gefahr von chemischen Waffen bestens bewusst. Sie engagierte sich vor allem im Ersten Weltkrieg gegen den Einsatz chemischer Waffen und hielt aufklärende Vorträge. Gesinnungsgenossinnen fand sie in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Die IFFF setzte sich für die totale Abrüstung und die Beendigung des Krieges ein, aber auch für die Gleichberechtigung der Geschlechter. 1924 war Gertrud Woker Mitbegründerin der IFFF-Kommission gegen die wissenschaftliche Kriegsführung. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie sich deshalb auch gegen die atomare Aufrüstung ein. Woker war überzeugt davon, dass es unter der Regierung von Frauen keinen Krieg geben würde. Unter anderem deshalb setzte sie sich für die politische Gleichberechtigung der Frau ein. Sie forderte aber nicht nur das Frauenstimmrecht, sondern auch die gleiche Entlöhnung wie Männer für dieselbe Arbeit.

Die Rückschläge Gertrud Wokers Universitätskarriere kam trotz ihrer ausserordentlichen wissenschaftlichen Leistungen nur langsam voran. Das lag, wie bereits angetönt, an drei Faktoren: Als Frau war es zu Wokers Zeit noch nicht sehr üblich zu studieren, und insbesondere universitäre Lehrtätigkeiten hatten vor ihr erst wenige Frauen innegehabt. Ein anderer Grund stellte die Wahl ihres Faches dar. Die Biochemie war zu dieser Zeit noch ein sehr neues, modernes Gebiet der Wissenschaft, das sich über die Grenzen der Chemie herauswagte und sich erst noch als eigenständiges Fachgebiet etablieren musste. Die Gründung eines biochemischen Ins-

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tituts erlebte Woker nicht mehr, es wurde an der Universität Bern erst 1975 eingerichtet. Was sich allerdings am meisten auf ihre wissenschaftliche Karriere auswirkte, war Wokers politisches Engagement. Sie protestierte gegen die Indienstnahme der Wissenschaft durch die Rüstungsindustrie und appellierte an Wissenschaftler, Rechenschaft über ihre Unterstützung des Krieges durch wissenschaftliche Entwicklungen abzulegen. Folgerichtig stellte sie auch in ihrem eigenen Leben den Frieden über wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie sprach sich öffentlich gegen den Giftgaskrieg aus, woraufhin sofort der Verdacht aufkam, sie sei nicht nur Pazifistin, sondern auch Kommunistin und Landesverräterin. Als sich schliesslich sogar die Armee einschaltete, wurde sie von der Universität streng ermahnt. Ihr politisches Engagement, die Anfeindungen anderer Wissenschaftler und ihre vertiefte Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Kriegsführung gingen nicht spurlos an ihr vorbei: Mit zunehmendem Alter litt Woker unter Verfolgungswahn, fürchtete bei vorbeifliegenden Flugzeugen einen Giftgasangriff und sah überall welke, von Bleibenzin vergiftete Blätter. Im Alter von 91 Jahren starb sie in der Heilanstalt Préfargier bei Marin.

Das Nachwirken Welche Spuren hinterliess das Engagement dieser besonderen Frau? Ihre wissenschaftlichen Verdienste wurden 1981 gewürdigt, indem die Strasse, an der das Institut für Biochemie der Universität Bern liegt, in Gertrud-Woker-Strasse umbenannt wurde. Vor allem aber ihre politischen Anliegen haben bis heute nichts an Aktualität eingebüsst. Diskussionen um die Gleichberechtigung erreichten im Frauenstreik letztes Jahr einen neuen Höhepunkt und auch die von ihr mitbegründete Schweizer Sektion der IFFF existiert bis heute, wenn auch unter anderem Namen. Die Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF) Schweiz setzt sich immer noch gegen den Krieg und für ein friedlicheres Miteinander ein.

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Der Bergkristall der Berner Alpen Alain Diezig

Robert Bösch, Dr. Andrea Fischbacher

Das Gasteretal ist ein sagenumwobenes, verwunschenes, wildes und erstaunlich wandelbares Tal bei Kandersteg im Berner Oberland. Es ist auch einer der liebsten Rückzugsorte von Kanderstegs berühmtestem Sohn, Altbundesrat Adolf Ogi. In «Lieblingsorte: Dölf Ogi im wildromantischen Gasteretal» nimmt er Sie mit auf eine philosophische Meditation über die Kraft und Schönheit der Natur, über ein Tal, dessen wechselhafte Geschichte viele Jahrhunderte zurückreicht, und über die Menschen, die symbiotisch in und mit diesem Kraftort leben. 74

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Kein Geheimnis ist aber, dass Dölf Ogi dem Gasteretal auch nach dem Ende seiner aktiven politischen Karriere weiterhin sehr zugetan ist.

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enn es einen Landstrich gibt in der Schweiz, der untrennbar mit dem Namen einer bekannten Schweizer Persönlichkeit verknüpft ist, dann ist das das Gasteretal und Altbundesrat Adolf Ogi. Die Verbindung der beiden ist schon nahezu ikonisch. Ins Gasteretal führte Ogi 1993 den Gesamtbundesrat und im Jahr 2000 den damaligen UNO-Generalsekretär Kofi A. Annan. In diesem Tal liegt auch die sagenumwobene Quelle der berühmten Bergkristalle, die Ogi als Politiker zu verteilen pflegte. Wie Adolf Ogis Cousin Hermann Ogi verrät, führt der Altbundesrat immer noch stets ein Exemplar mit sich. Das hat ihm der erfahrene Strahler, Lokalhistoriker, Dorfchronist und Sachbuchautor eingeschärft, denn «der richtige Stein tut jedem gut». Wo diese Kristallklüfte nun denn genau liegen, bleibt natürlich streng geheim. Kein Geheimnis ist aber, dass Dölf Ogi dem Gasteretal auch nach dem Ende seiner aktiven politischen Karriere weiterhin sehr zugetan ist. «Lieblingsorte: Dölf Ogi im wildromantischen Gasteretal» ist nicht nur ein Wanderführer durch dieses ganz erstaunliche Tal; es zeigt Ogi von einer nachdenklichen, philosophischen Seite, die auch Menschen, die seine politische Karriere aufmerksam verfolgten, unbekannt sein dürfte.

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«Ein Zauber liegt über dem Gasteretal», sagt Adolf Ogi. «Es ist mein Lieblingstal, bestehend aus Stein und Wasser, Wind und Wetter. Hier wachsen seltene Pflanzen, darunter etwelche Primärpflanzen, und hier wohnen viele bedrohte Tierarten. Die Auenwälder werden immer wieder von der Kander geflutet, aus den senkrecht sich erhebenden Kalkfelsen fallen, stürzen, rieseln Wasserläufe, nach Gewittern und im Frühling sturzbachartig, im Herbst zögerlich. Dasselbe Tal, von dem ich meine, jeden Meter zu kennen, zeigt sich mir bei jedem Besuch wieder anders, manchmal ganz anders. Und immer von Neuem zauberhaft.» Das Gasteretal bei Kandersteg im Berner Oberland ist tatsächlich ein Tal wie kaum ein anderes. Es wird bereits seit undenklicher Zeit genutzt. Schon die Römer kannten das Tal – der Name «Gasteretal» leitet sich vom Lateinischen «castra» ab, was unter anderem «Lager» bedeutet. Tatsächlich stand auf dem Burghügel bei Selden eine solche Festungsanlage, die von Legionären genutzt wurde – und da die Römer oftmals schon bestehende Wege benutzten, darf man vermuten, dass die Menschen das Tal schon lange davor bewohnten oder mindestens durchquerten. 1374 findet sich dann auch die erste schriftliche Erwähnung des Tals als Durchgangsort auf der Handelsroute vom Mittelmeer nach Zentraleuropa.

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Hier darf die junge Kander noch mäan­ drieren, wie es ihr beliebt, und schlägt darum gelegentlich überraschende Läufe ein.

Hier darf die junge Kander noch mäandrieren, wie es ihr beliebt, und schlägt darum gelegentlich überraschende Läufe ein. Im Gasteretal kann man einen Fluss erleben, wie er früher war – bevor die grossen Gewässerkorrekturprojekte des 19. und 20. Jahrhunderts die Schweizer Flüsse und Ströme kanalisierten, zähmten und zivilisierten. Als Kind versuchte Adolf Ogi zusammen mit seinem Vater, die Ufer der Kander im Gasteretal aufzuforsten und so den Flusslauf zu stabilisieren. Wenn aber die Kander im Gasteretal stark anschwillt, ist sie kräftig genug, um auch grosse Bäume mitzureissen. Selbst die Hängebrücke bei Selden ist nicht sicher vor dieser Urgewalt und wurde schon mehrmals beschädigt. Eine Wanderung durch das Bachbett der Kander im Gasteretal ist immer auch eine Art Zeitreise, denn «dank der kanalisierten Flussläufe durch stabile, schnurgerade Flussbette sind wir uns heute gar nicht mehr an die zerstörerische Gewalt des Wassers gewöhnt. Ich erinnere mich gut, wie das früher war und welchen Segen die Bachund Flusskorrekturen für Mensch und Tier darstellten», meint Ogi. Die Geschichte des Gasteretals ist aber auch eine Geschichte der Menschen, die seit vielen Jahrhunderten in und mit diesem Tal leben. Noch vor nicht allzu langer Zeit war das wilde Tal sogar ganzjährig bewohnt – so lebte etwa Adolf Ogis Grossmutter Margrit OgiKünzi in ihrer Jugend ganzjährig in Selden. Dies ist heutzutage nicht mehr möglich; zu gefährlich sind die Winter im von hohen, steilen Felswänden umringten Trogtal. Aus diesem Grund wird im Oktober auch die einzige Zufahrtsstrasse geschlossen. Im Sommer aber kehrt wieder Leben ein, denn im Gasteretal existieren noch Spuren der uralten halbnomadischen Lebensweise, die den Völkern des Alpenraums einst eigen war. So gibt es hier noch die altehrwürdige Institution des Dorfältesten, in dessen Obhut sich die berühmte, über 300 Jahre alte Gastere-

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«Wir sind als Gesellschaft durchaus in der Lage, auch mit sensiblen Landschaften umzugehen und zu diesen ganz speziell Sorge zu tragen.» 80

bibel und die etwas jüngere Gasterechronik befindet. Der jetzige Dorfälteste Christian Künzi führt nebenher auch das Gasthaus Steinbock, in dem man am knisternden Kaminfeuer den Geist dieses Tales auf sich wirken lassen kann. Kann man einen Besuch in diesem Naturschutzgebiet aber überhaupt verantworten? Darf man hingehen und etwa mit den eigenen Füssen durch das Bachbett der jungen Kander spazieren? Selbstverständlich, sagt Adolf Ogi, dem das Schlusswort überlassen sei: «Im Grunde unseres Herzens sind wir doch alle noch ein wenig Kantianer und durchaus fähig und willens, Verantwortung

für etwas zu übernehmen. Indem ich meine Lieblingsplätze bekannt mache, werden sie in ihrer ganzen Bedeutung als wertvolle Orte in einer intakten Landschaft wahrgenommen und etwas Wertvolles zu schützen, sind die Menschen gerne bereit. Ich bin schon zu lange Politiker, als dass ich den Kräften der Demokratie nicht vertraute. Auch das Tragen von Verantwortung haben wir in den letzten fast hundert Jahren demokratisiert. Wir sind als Gesellschaft durchaus in der Lage, auch mit sensiblen Landschaften umzugehen und zu diesen ganz speziell Sorge zu tragen, das liegt mir sehr am Herzen.»

Unser Tipp Lieblingsorte Dölf Ogi im wildromantischen Gasteretal 224 Seiten, gebunden Hardcover, 16,4 × 23,6 cm ISBN 978-3-03818-262-7 CHF 49.–

Erhältlich auf www.weberverlag.ch oder im Buchhandel

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Literatur

Seil –

Ein Fast-Read-Roman François Loeb

Waller sah beim Bezahlen immer auf seine Hände, schaute in sie hinein, betrachtete dabei seine Adern und Kapillaren und erschauerte immer wieder über das Wunder ihrer Konstruktion und Funktionsweise.

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arald Waller lebte zurückgezogen. Nicht freiwillig. Zwangsweise. Denn er kam nicht an bei seinen Mitmenschen. War zum Einzelgänger geworden, wurde belächelt, ja noch schlimmer, links liegengelassen, hatte nichts zu sagen, es konnte nichts über ihn gesagt werden. Beziehungsprobleme, Bezugsschwierigkeiten, mit diesen beiden Worten wurde er von seiner Umwelt gefangengehalten in seinem eigenen Seelenkäfig. Waller war von unbestimmbarem Alter, wohl schon im Ruhestand, war eines Tages zugezogen ins Dorf und radelte seither täglich, ausser am Sonntag – an dem er meist in seiner Wohnung blieb – in den Lebensmittelladen, wo er sich in Selbstbedienung mit dem Lebensnotwendigen eindeckte und als einziges Wort «danke» nach dem Bezahlen an der Kasse sagte. Mehr war ihm nicht zu entlocken, so viel der Besitzer und seine Gehilfin in den ersten Monaten seines Dorfdaseins sich auch bemühten. Waller sah beim Bezahlen immer auf seine Hände, schaute in sie hinein, betrachtete dabei seine Adern und Kapillaren und erschauerte immer wieder über das Wunder ihrer Konstruktion und Funktionsweise, eine Angewohnheit, die er auch in seiner Wohnung regelmässig mehrmals täglich pflegte. An einem Samstag im November, es war ein nebliger Sams-

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tag, machte eine Schaustellertruppe Halt im Dorf, übernachtete und kündete an, am Sonntag nach dem Kirchgang ihr Können zum Besten zu geben. Fakire sollten auftreten, Feuerschlucker, Seiltänzer, Schlangenund Taubeschwörer. Waller, der sein ln-dieHand-Schauen immer noch mit Akribie pflegte, freute sich auf die Vorstellung, da ja auch er, zwar nur an sich, doch immerhin, dem Übersinnlichen, Nichterklärbaren nahestand. Um elf Uhr dreissig, kaum waren die Kirchenglocken verstummt, versammelte sich fast das gesamte Dorf – mit Ausnahme des Pfarrers und einiger Strenggläubiger, welche Schausteller und ihre Kunst als ablenkende Scheinwelt abtaten – auf dem Dorfplatz, über den vom Gasthaus Krone zur Metzgerei Birri ein Seil gespannt war, von Fenster zu Fenster des zweiten Geschosses, leicht abschüssig zwar, da die beiden Häuser nicht die gleichen Deckenhöhen hatten, da sie aus verschiedenen Jahrhunderten stammten. Die Vorstellung begann. Vater, Sohn und die beiden Töchter der Schaustellerfamilie – die Mutter besorgte die Requisiten; dem Vernehmen nach war sie vor Jahren vom hohen Seil gestürzt – konzentrierten sich, die eine Tochter nahm die Flöte hervor, welche die Schlange beschwören und das gerollte Tau kerzengerade in die Höhe entringeln sollte, entlockte dem Instrument die ersten Töne. Da brach

François Loeb die Sonne durch, ein heisser Hochsommertag kündigte sich an, Waller sass auf einem goldenen Thron mitten auf dem Platz, das Dorf kniete vor ihm wie vor einem Lehensherren, er nahm das Zepter in die eine, den Reichsapfel in die andere Hand, sah in die Hände, golden durchblutet waren seine Adern und Kapillaren, schritt hin zum gespannten Seil, stieg hinauf, überquerte es zu zwei Dritteln, rutschte aus, versuchte sich zu halten mit seinen Instrumenten, stürzte ab, der Boden tat sich auf, er versank in den Mutterleib der Erde, sank und sank, durchquerte Wasserschichten und Lavaströme, Wolkenbänder und Horizonte, Sternenmeere und Spiralen, wachte auf in seinem Bett, sah in seine Hände, stand auf, radelte ins Dorf an diesem klammen Novembermorgen, betrat den Lebensmittelladen, kaufte ein, sagte an der Kasse «danke», sah dabei in seine Hände und kehrte heim in seinen Traum.

1940 in Bern geboren und aufgewachsen, hat François Loeb 1965 an der Universität St. Gallen mit einem lic. oec. abgeschlossen. Er war in verschiedenen Unternehmen in Kanada und in der Schweiz tätig. Weitere 27 Jahre verbrachte er als Unternehmungsleiter in dem von seinem Urgrossvater 1881 gegründeten Warenhaus LOEB. Seit seinem Studium ist Loebs Passion das Schreiben, das mittlerweile zur zweiten Berufung wurde. Loeb hat zahl­ reiche Bücher und Wochengeschichten, letztere können kostenlos bezogen werden, veröffentlicht.

Waller sass auf einem goldenen Thron mitten auf dem Platz, das Dorf kniete vor ihm wie vor einem Lehensherren, er nahm das Zepter in die eine, den Reichsapfel in die andere Hand …

www.francois-loeb.com

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Literatur

Lesen macht glücklich! Buchtipps von Regula Tanner, Journalistin und Buchhändlerin

Fridas Abenteuer im Schloss

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Anna der ­Indianer

Lügen am Zürichberg

Die Geschichte der Bäume

Siebenschläfers sieben Betten

Daniel Koch – Stärke in der Krise

Regula Tanner und Simona Rosser, Leseglück Verlag, CHF 25.00

Livia Anne Richard, Cosmos Verlag, CHF 31.90

Irène Mürner, Gmeiner Verlag, CHF 22.90

Kevin Hobbs und David West, Laurence King Verlag, CHF 45.90

Susanna Isern und Marco Somà, Baeschlin Verlag, CHF 21.90

Ruedi Grüring, Werd Verlag, CHF 39.00

Das illustrierte Buch «Fridas Abenteuer im Schloss» erzählt von den aufregenden Erlebnissen eines Eichhörnchens im Schloss Oberhofen. Frida, das Eichhörnchenkind, lebt mit ihrer Familie auf einer Wettertanne im Schlosspark. Sie schaukelt auf Ästen, wirft Tannzapfen und bewundert die Hüte der spazierenden Gräfin. Eines Tages springt Frida auf einen besonders schönen Hut und lässt sich unbemerkt von der Gräfin ins Schloss tragen. Doch dann wird sie vom Grafen erwischt und in einen Käfig gesperrt. Frida braucht viel Mut und Geschick, um alle Gefahren zu überstehen. Die Autorin Regula Tanner aus Steffisburg und die Künstlerin Simona Rosser aus Heimberg wollen mit ihrer Geschichte kleine und grosse Leute erfreuen.

Warum bloss muss sie beim Indianer Spielen immer die Squaw sein? Als Anna vier Jahre alt ist, wird ihr dies auf einmal klar: Weil sie ein Mädchen ist. Das kann doch nicht sein! Denn eigentlich wäre sie viel lieber der Chefindianer. Anna beschliesst, fortan als Winnetou durch die Welt zu gehen, was ihr einige Erfahrungen beschert. Jahre später verliebt sie sich in einen viel älteren Mann, Nico, und endlich hat sie keine Angst mehr vor körperlicher Nähe. Die Berner Theaterregisseurin und -autorin Livia Anne Richard legt mit «Anna der Indianer» ihren ersten Roman vor. Ein äusserst spezielles, zutiefst menschliches Buch, das sich mit den Themen Frau werden und sein befasst.

Nach einem Selbstmordversuch kommt die 16-jährige Lara auf eigenen Wunsch in die Kinderpsychiatrie. Denn: Nach Hause zur Mutter will sie nicht mehr. Was ist los mit der jungen Frau? Auf den ersten Blick sieht alles so tadellos aus. Lara stammt aus wohlhabendem Haus und besucht das Gymnasium. Doch ihr Vater will die Familie verlassen, ihre Mutter ist kontrollsüchtig und ihr kleiner Bruder leidet an einer seltsamen Krankheit. Andrea Bernardi, Detektiv bei der Stadtpolizei Zürich, findet nach und nach heraus, was sich hinter der Fassade der Familie verbirgt. Die Autorin Irène Mürner ist ehemalige Stadtzürcher Polizistin und lebt heute am Thunersee. Ihr ist ein vielschichtiger Krimi mit interessant gezeichneten Figuren gelungen.

Dieses reich bebilderte Buch widmet sich den Bäumen. Bäume haben von jeher eine wichtige Auswirkung auf uns Menschen und auf die Verfassung unseres Planeten. Die beiden Autoren – die englischen Gärtner und Züchter Kevin Hobbs und David West – zeigen auf, wie Bäume zu wichtigen religiösen, politischen und kulturellen Symbolen für die Menschen wurden. In ihrem Buch präsentieren sie viele überraschende Fakten und spannende Geschichten über gut hundert Bäume. Einige Unbekannte sind darunter, aber auch alte Bekannte wie zum Beispiel Walnuss, Edelkastanie und Stein-Eiche. Die ansprechenden Illustrationen ergänzen die Texte und machen das Buch zu einem wunderschönen Geschenk für Naturfreunde.

Die Tiere im grünen Wald leben friedlich miteinander. Doch auf einmal geschieht Merkwürdiges: Als der Hase eines Morgens erwacht, entdeckt er in seiner Karottenkiste den kleinen Siebenschläfer. Am nächsten Morgen taucht das Tierchen in der Krawattenschublade des Rotkehlchens auf, am übernächsten im Geweih des Hirsches. «Schlaf in deinem eigenen Bett», sagen die Tiere zum Siebenschläfer. Daraufhin verschwindet er in den grauen Wald und begibt sich in Gefahr. Erst jetzt merken die Tiere, dass er Angst hat, alleine zu schlafen. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass der Siebenschläfer nicht mehr allein sein muss. Ein herzerwärmendes Bilderbuch über wahre Freundschaft und das Überwinden von Angst.

Jetzt gibt es also ein Buch über «Mister Corona». Daniel Koch, der Berner Arzt und Spitzenbeamte, blickt nach seiner Pensionierung auf ein bewegtes Leben zurück. Nach dem Staatsexamen arbeitete er in Peru in einem Andenspital, danach war er als Arzt für das IKRK tätig. Seine Einsätze führten ihn nach Sierra Leone, Uganda, Ruanda, Südafrika und Südamerika. Ab 2002 war er im Bundesamt für Gesundheit (BAG) tätig. Durch seinen letzten Einsatz während der weltweiten COVID-19-Pandemie erlangte Daniel Koch schweizweite Bekanntheit. In diesem Buch wird seine Lebensgeschichte mit zahlreichen Anekdoten nacherzählt.

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Entdecken

Pilzreise Das braucht’s:

So geht’s:

Pilzbestimmungsbuch oder entsprechende Seiten im Internet

In den Herbstmonaten, wenn die Nächte kühl, aber die Tage noch warm sind, gedeihen die meisten Pilzarten. Laden Sie die Kinder auf eine Pilzreise ein. Dazu wird ein Pilzbestimmungsbuch mitgenommen. Goldröhrlinge wachsen unter Lärchen, Birkenrotkappen unter Birken, Sommersteinpilze im Laubwald und Wiesenchampignons nur auf Wiesen. Die Kinder können auch einfach nach Lust und Laune durch den Wald streifen und schauen, wo sie welche Pilze finden. Weisen Sie die Kinder darauf hin, dass viele Pilze giftig sind, nicht nur die eher seltenen Fliegenpilze, die mit ihrem leuchtenden roten Mäntelchen sehr einladend aussehen. Diese sollten nicht einmal angefasst werden. Nach dem Pilzesammeln geht’s zusammen auf die Pilzkontrollstelle. Die Kontrolleurin oder der Kontrolleur weiss oft auch für Kinder Interessantes über die Pilze zu berichten. Anschliessend können die Pilze in der Küche zu einem feinen Menü verarbeitet werden.

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Kochen

Gemüsesuppe Das braucht’s:

So geht’s:

• 700 g gemischtes Gemüse (z.B. Kartoffeln, Kürbis, Fenchel, Rüebli, Sellerie) • 2 EL Buchstabenteigwaren • 1 dl Bouillon • 1 dl Rahm • Augenbinde

Auf dem Markt und in den Läden finden sich noch immer zahlreiche Gemüse: Kürbisse, Kartoffeln, Sellerie und vieles mehr. Lassen Sie ein Kind nach dem anderen mit verschlossenen oder verbundenen Augen an einem Gemüse riechen und fragen Sie es, was das wohl sein könnte. Errät das Kind anhand des Duftes, was Sie in den Händen halten? Das ist eine ziemlich schwierige Sache. Um die Aufgabe zu vereinfachen, darf das Kind das Gemüse in die Hand nehmen, sodass auch sein taktiler Wahrnehmungssinn mitarbeiten kann. Nach dem Ratespiel geht es in die Küche. Schürze umbinden und hopp – schon kann das Waschen, Schälen und Rüsten beginnen. Das gewaschene und gerüstete Gemüse wird in mundgerechte Stücke geschnitten und in heisser Bouillon weich gekocht. Geben Sie einige Buchstabenteigwaren und ein bisschen Rahm dazu, und schon ist die Gemüsesuppe genussfertig. Dieses köstliche Herbstgericht mundet Kindern vorzüglich und enthält erst noch einiges an Vitaminen. Und mit den Buchstaben lassen sich lustige Wörter auf den Tellerrand schreiben. Alternative: Pürieren Sie das Gemüse und raten Sie im Vorfeld, welche Farbe die Suppe bekommt.

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Hingehen

Gute Adressen Kultur • Restaurants & Bars • Hotels Einkaufen • Gesundheit • Dienstleistungen • Marktplatz

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Restaurants & Bars

Bern riecht und duftet!

Crazy Daisy Kitchen Bar im Grand Casino Bern

Die Berner Parfümeurin Brigitte Witschi setzte sich mit der Frage auseinander, wie ihre Stadt riecht. Daraus entstanden sind drei exklusive Duftkreationen: die BERN COLLECTION!

www.artofscent.ch

Willkommen im CRAZY DAISY! Treten Sie ein in die Welt des Gamblings und der Gangster: feine Speisen und Getränke ganz im Stil der 20er Jahre.

www.crazy-daisy.ch

Restaurant mille sens les goûts du monde Bern Das «mille sens» ist bekannt für seine moderne Interpretation von regiona­ len und natürlichen Ingredienzen. Telefon 031 329 29 29 E-Mail info@millesens.ch

www.millesens.ch

Kultur

Circus Harlekin 28 Jahre «Ambiance und Qualität» Stressfreie, hochstehende Unterhaltung, weltbekannte Artistinnen und Artisten, Live-Orchester. Auch für Geschäfts- und Privatfeiern.

Interessiert? Sie gehören auch zu den ­g uten Adressen Berns? Melden Sie sich bei uns!

mail@baern-liebi.ch

www.circusharlekin.ch

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Rubriktitel

Rubriktitel

Die Bäume schminken sich mit bunter Farbpalette zum grossen Herbstball. 94

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Oktober bis November 2020

Veranstaltungen von der Redaktion empfohlen OKTOBER

20.00 Uhr

JAMES GRUNTZ, SOLO PIANO

La Cappella, Bern

5.11.

16.30 Uhr

AQUARIENWELT IM DÄHLHÖLZLI

Dählhölzli, Bern

5.11.

19.00 Uhr

POLITTISCH, ZNACHT-TALK MIT VIKTOR GIACOBBO

Casino Bern

5.11.

20.00 Uhr

JOËL VON MUTZENBECHER, STAND UF!

Theater am Käfigturm, Bern

6.11.

20.00 Uhr

STEFAN BÜSSER, MASTERARBEIT

Theater am Käfigturm, Bern

7.11.

14.00 Uhr

GENERATIONEN IM MUSEUM

Kunstmuseum Bern

10. + 11.10.

19.30 Uhr

PATENT OCHSNER

Bierhübeli, Bern

13.11.

20.30 Uhr

TROUBAS K ATER

Sternensaal Bern-Bümpliz

18.11.

20.00 Uhr

REETO VON GUNTEN, ALLTAG SONNTAG

La Cappella, Bern

18.11.

20.30 Uhr

ADHD, JAZZ AUS ISLAND

Turnhalle, Bern

4.10.

14.00 Uhr

GELIEBT, GESCHÄTZT, GESCHÜTZT – FÜHRUNG

Botanischer Garten der Universität Bern

9.10.

20.00 Uhr

LISA ECKHART, DIE VORTEILE DES LASTERS

Theater National, Bern

20.00 Uhr

LES TROIS SUISSES, VAGABUND

La Cappella, Bern

20.00 Uhr

STROHMANN-K AUZ, SITZLÄDER – DER LETZTE STAMMTISCH

19. – 21.11.

14.10.

La Cappella, Bern

20.11.

18.00 Uhr

ÜBERNACHTEN IM DÄHLHÖLZLI FÜR KINDER

Dählhölzli, Bern

16.10.

17.00 Uhr

SPAZIERGANG DURCH DIE BÄRENANLAGE

BärenPark, Bern

22.11.

12.30 Uhr

SONNTAG IM MUSEUM

Kunstmuseum Bern

17.10.

20.00 Uhr

K AYA YANAR, AUSRASTEN! FÜR ANFÄNGER

Kursaal, Bern

24.11.

20.00 Uhr

BERNER TROUBADOURS, EINE HOMMAGE

La Cappella, Bern

17. + 18.10.

20.00/17.00 Uhr LISA CATENA, NEUES PROGRAMM

La Cappella, Bern

25.11.

19.30 Uhr

77 BOMBAY STREET

Bierhübeli, Bern

22.10.

20.00 Uhr

MICHAEL ELSENER, GUTE NACHT SHOW

Theater am Käfigturm, Bern

28.11.

20.00 Uhr

CHARLES NGUELA, HELVETIA’S SECRET

Theater am Käfigturm, Bern

23.10.

17.30 Uhr

FÜHRUNG ZU DEN «DREI K ATZEN»

Dählhölzli, Bern

29.11.

14.00 Uhr

OHNE MOOS NIX LOS – FÜHRUNG

23.10.

20.00 Uhr

IRISH FOLK FESTIVAL

Theater National, Bern

Botanischer Garten der Universität Bern

24.10.

19.30 Uhr

YOKKO, DIE GROSSE ABSCHLUSS SHOW

Bierhübeli, Bern

29.11.

20.30

ROBERTO FONSECA-YESUN, JAZZ AUS KUBA

Turnhalle, Bern

25.10.

20.30 Uhr

ARNO CAMENISCH LIEST

Turnhalle, Bern

28.10.

20.00 Uhr

MICHAEL ELSENER, FAKE ME HAPPY

Bierhübeli, Bern

EINSTEIN MUSEUM

Bernisches Historisches Museum

20.30 Uhr

JAIMIE BRANCH, TROMPETENKLÄNGE AUS NEW YORK

Dauerausstellung

28.10.

Turnhalle, Bern

4.9.20 – 10.1.21

WACHSEN – BLÜHEN – WELKEN

Kunstmuseum Bern

31.10.

14.00 Uhr

STADTKRIMI BERN, TÖDLICHES NETZ

Zytglogge Turm, Bern

15.9.20 – 14.2.21

CRAZY, CRUEL AND FULL OF LOVE

Kunstmuseum Bern

15. – 25.10.

SHNIT, WORLDWIDE SHORTFILMFESTIVAL

Stadt Bern

16.10. – 6.12.

«DEATH AND BIRTH IN MY LIFE»

Museum für Kommunikation, Bern

NOVEMBER

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4.11.

DAUERAUSSTELLUNGEN

1.11.

13.00 Uhr

STADTKRIMI BERN, DAS DUNKLE AUGE

Zytglogge Turm, Bern

4.11.20 – 5.6.21

SAMURAI

Bernisches Historisches Museum

1.11.

14.00 Uhr

TANNENGRÜN, GIFTGRÜN, FROSCHGRÜN – FÜHRUNG

Botanischer Garten der Universität Bern

6.11.20 – 11.7.21

SUPER – DIE ZWEITE SCHÖPFUNG

Museum für Kommunikation, Bern

19.11.20 – 4.7.21

FRAUEN INS BUNDESHAUS

Bernisches Historisches Museum

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AUSBLICK Das Hermelin im Winterkleid

IMPRESSUM

Sobald eine weisse Schicht Schnee die winterlichen Landschaften bedeckt, zeigt sich das Hermelin in seinem Winterkleid: Die Fellfarbe wechselt von braun auf weiss. Eines dieser seltener gewordenen Tiere zu sehen, kann zu einem schwierigen Unterfangen werden. Umso grösser ist die Freude, wenn man ein kleines Hermelin ausgelassen auf einer Wiese herumtollen sieht …

HERAUSGEBER: Werd & Weber Verlag AG KONZEPT, REALISATION, COPYRIGHT: Werd & Weber Verlag AG Gwattstrasse 144, 3645 Thun Tel. 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 www.baern-liebi.ch, mail@baern-liebi.ch LEITUNG: Annette Weber, a.weber@weberag.ch AUTORINNEN UND AUTOREN: Thomas Bornhauser, Alain Diezig, Martin Jenni, Hanspeter Latour, Patrick Leuenberger, François Loeb, Nicole Odermatt, Anja Rüdin, Julia Sommer, Regula Tanner FOTOS: Arthur Baumgartner, Thomas Bornhauser, Alain Diezig, Franconia, Kilian J. Kessler, Hans Krebs (ETH-Bibliothek Zürich), Hanspeter Latour, Patrick Leuenberger, Johann Mürner, Nicole Odermatt, Greti Oechsli, Christian Reichenbach, Sabin Rüegg, Anja Rüdin, Sandstein, Michael Schmid, Julia Sommer, StadtWildTiere, Universitätsarchiv Bern, Thomas Würsten, Zytglogge Verlag, images.bern.com, zvg

Handgefärbte Wolle der Extraklasse Im Winter kuschelt man sich besonders gerne in einen warmen Wollpullover oder einen dicken Strickschal. Alles, was man für sein eigenes Strickprojekt braucht, bietet Babette Eymann von Magliamania: In ihrem Atelier färbt sie die edlen Naturfasern sorgfältig von Hand – somit ist jedes Garn wirklich einzigartig.

Starke Frauen: Helene von Mülinen (1850 – 1924) In der Serie «Starke Frauen» stellen wir Ihnen Helene von Mülinen vor. Schon als Mädchen erkannte sie, dass Frauen noch längst nicht dieselben Rechte haben wie Männer. Doch statt sich in die Zwänge der Rollenbilder zu schicken, lehnte sie sich dagegen auf. So wurde sie zu einer der wichtigsten Stimmen in der frühen Schweizer Frauenbewegung.

Weitere Themen Johannes Eymann, Geigenbau Fotoreportage: Die Schweiz im Lockdown Chlausengruppe St. Mauritius Gesellschaft zu Schuhmachern Verein Pflegekind Bern

Die nächste BärnLiebi erscheint Mitte November 2020. 98

LAYOUT / GRAFIK: Milena Portenier, Nina Ruosch BILDBEARBEITUNG: Adrian Aellig LEKTORAT: Patrick Leuenberger, Anja Rüdin, Carmen Sonderegger, Julia Sommer KORREKTORAT: Carmen Sonderegger INSERATE: Fabienne Righetti, f.righetti@weberag.ch

WOHLENSEE Aussergewöhnlich, dass ein See Geburtstag feiert! Doch beim Wohlensee ist es so: Am 23. August 2020 wird er genau hundertjährig. Das Buch Wohlensee erzählt, wie seinerzeit mit dem Kraftwerk in Mühleberg die Aare gestaut wurde und rund zwanzig Bauernhöfe im See versunken sind. Eindrückliche Bilder aus allen vier Jahreszeiten zeigen die Gegenwart des Wohlensees als beliebtes Naherholungsgebiet und naturbelassenen Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Ausserdem stellen uns zwölf Anwohner «ihren» Wohlensee vor und erzählen Geschichten, die selbst Einheimische nie gehört haben.

NEU

H IM AUC NDEL HHA BUC ÄLTLICH ERH

Buch Autor: Hans Markus Tschirren, mit Bildern von Alexandra Hertig 348 Seiten, 23 × 27 cm, gebunden, Hardcover Mit 293 Abbildungen, ISBN 978-3-03818-256-6

CHF 49.– Kalender Fotografin: Alexandra Hertig CHF 25.–, 43 × 34,5 cm, Spiralbindung 14 Blätter, ISBN 978-3-03818-252-8

CHF 25.–

AUFLAGE: 10 000 Exemplare ERSCHEINUNGSWEISE: 4 × jährlich, jeweils Anfang März, Juni, September und Dezember VERTEILUNG: Abonnenten, Kioskbesucher, Anwohner entlang der Aare, VIPs ABONNEMENTSPREISE: 1 Jahr mit 4 Ausgaben CHF 48.– (inkl. 2,5 % MwSt.) 2 Jahre mit 8 Ausgaben CHF 89.– (inkl. 2,5 % MwSt.) ISSN-NUMMER: 2571-8126 Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist verboten. KONTAKT / A BOSERVICE: Telefon 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 oder mail@baern-liebi.ch, www.baern-liebi.ch Der Verlag Werd & Weber wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016 – 2020 unterstützt.

Hans Markus Tschirren (* 1948) arbeitete als Klassenlehrer an der Primarschule Hinterkappelen und als freier Journalist, vorwiegend für die Sportredaktion des Schweizer Fernsehens SRF. Nach zwei Büchern über das Berner Mattequartier stellt er in seinem neusten Werk jene Gegend vor, in der er seit über 50 Jahren lebt – den Wohlensee.

Bestellung Ex. «Kombipaket Buch & Kalender» (CHF 60.– inkl. MwSt. / Versandkosten) Ex. «Buch Wohlensee» (ISBN 978-3-03818-256-6, CHF 49.– inkl. MwSt. / Versandkosten) Ex. «Kalender Wohlensee 2021» (ISBN 978-3-03818-252-8, CHF 25.– inkl. MwSt. / Versandkosten)

Name/Vorname Adresse PLZ / Ort E-Mail

Talon einsenden / faxen an: Werd & Weber Verlag AG, Gwattstrasse 144, 3645 Thun / Gwatt, Fax 033 336 55 56 oder bestellen Sie online oder per Mail: www.weberverlag.ch, mail@weberag.ch

Datum

Unterschrift

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Kunstmarkt Beo Vorschau auf die Ausstellung und Auktion Freitag, 20. November bis Sonntag, 22. November 2020 Die idyllische Alp im Berner Oberland an der Wand – ein Bild, das längst nicht mehr gefällt. Eine Ansicht des Niesens, die im Estrich verstaubt. Oder eine Sammlung an Thuner Originalbildern, die im Keller auf die Wiederentdeckung wartet. Dies und vieles mehr soll den Weg in die Kunstgalerie Hodler finden und von dort zu neuen Besitzern und Besitzerinnen: Im November wird der erste Kunstmarkt Berner Oberland aus der Taufe gehoben. Informieren Sie sich auf kunstmarkt-beo.ch über das ständig wachsende Angebot.

Bedingungen + Angenommen und verkauft werden ausschliesslich Kunstwerke (Bilder, Grafiken, Skulpturen, Objekte) von lebenden oder verstorbenen Berner Oberländer Kunstschaffenden oder mit Ansichten des Berner Oberlandes. + Es muss sich um Originalbilder oder Grafiken in gutem Zustand handeln. Kunstdrucke werden nicht angenommen.

In Zusammenarbeit: 100

kommen vom 20. bis 22. Novem+ Die Einlieferung der Werke ber 2020 in der Kunstgalerie erfolgt von Montag, 16. bis Hodler zum Verkauf. Dort nicht Mittwoch, 18. November 2020 verkaufte Objekte verbleiben bis direkt in der Kunstgalerie Hodler. zu einem Jahr auf der Internet+ Grundsätzlich entscheidet plattform und können laufend der Galerist über die Annahme. erworben werden. Er legt zusammen mit dem + Für jedes angenommene Werk Verkäufer/der Verkäuferin den ist eine Grundgebühr von Fr. 20.– Verkaufspreis fest. in bar zu bezahlen. Die Provision + Die Angebote werden auf der bei einem Verkauf beträgt 30 %; Internetplattform kunstmarktdem Einlieferer verbleiben 70 %. beo.ch veröffentlicht und

Atelier & Kunstgalerie Hodler GmbH Frutigenstrasse 46A, 3600 Thun +41 33 223 15 41, atelier@hodler-thun.ch www.hodler-thun.ch

Werd & Weber Verlag AG Gwattstrasse 144, 3645 Thun/Gwatt +41 33 336 55 55, mail@weberverlag.ch www.weberverlag.ch


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