BärnLiebi Nr. 3, Herbst 2018

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Bärn i e b i L

3/Herbst 2018/CHF 14.–

Es isch nümm wi aube

Zwischen Kunst und Kommerz

Wo Früchte auf dem Feld reifen


100 Postkarten

BLS

BERN LÖTSCHBERG SIMPLON Meine Alpenbahn

Hi s t or i s c h e

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h t en d c i s n A d n u k ate

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CHF 39.–, © 2018 Box mit 100 Postkarten ISBN 978-3-03818-153-8

Die BLS und ihre Vorgängerbahnen haben immer wieder Pionierleistungen erbracht und so das System Eisenbahn in der Schweiz und weltweit entscheidend mitgeprägt. Auch bei Vermarktung der BLS setzte man von Anfang an neue Impulse. Auf zahlreichen Plakaten wurden modernste Eisenbahntechnik und atemberaubenden Landschaften in Einklang gebracht. Die Fahrt mit der Eisenbahn wurde zum Erlebnis.

BL 3/2018

Die BLS ist stolz auf Ihre Geschichte. Aus diesem Grund wurde die BLS Stiftung ins Leben gerufen, welche die zahlreichen Pionierleistungen in der Technik und in der Werbung sammelt, pflegt und erlebbar macht. Eine Auswahl aus der Plakatsammlung der BLS Stiftung finden Sie in dieser einmaligen Postkartenbox.

BESTELLUNG Bitte senden Sie mir: Ex. «Postkartenbox BLS» (ISBN 978-3-03818-153-8) zu CHF 39.– inkl. MwSt. und Versandkosten. Erscheinungstermin September 2018. Name und Vorname

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Senden an: Werd & Weber Verlag AG, Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun-Gwatt. Detailinformationen / online bestellen: www.weberverlag.ch


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser Vielleicht geht es Ihnen so wie mir und der Sommer ist für Sie das höchste der Gefühle. Da kann es bei mir im Spätsommer schon mal zu Verlustängsten angesichts der bald endenden warmen Jahreszeit kommen. Doch ist der Herbst dann schliesslich da, bin ich jedes Jahr aufs Neue positiv überrascht – ja geradezu begeistert! Nie ist das Licht so schön und so sanft wie im September und Oktober, wenn die Blätter an den Bäumen uns in ihren strahlenden Rot- und Goldtönen bezaubern. Im November schliesslich, wenn das Wetter vielerorts neblig und regnerisch wird, lässt es sich wunderbar auf dem Sofa mit einem guten Buch und einer heissen Tasse Tee entspannen – und endlich ist es wieder kühl genug, um den Lieblings-Kuschelpullover aus dem Schrank zu holen.

Highlights:

Zero Waste ist ein Ansatz zu einer nachhaltigen Abfallreduktion mit dem Ziel eines möglichst kleinen ökologischen Fussabdrucks. Wir stellen Ihnen das Konzept von Zero Waste sowie die drei Unverpackt-Läden in Bern vor.

Der Herbst hat auch viel Potenzial, um Aktivitäten, die in der Sommerhitze zu kurz gekommen sind, wieder aufleben zu lassen. Jetzt müssen wir nicht mehr hoch in die Berge, um eine Wanderung zu unternehmen, denn auch die nähergelegenen Ausflugsziele wie die Alte Aare oder der Gurten bieten sich an den milderen Tagen an. Einem neuen Trend, der sich langsam aber sicher in Bern etabliert, gehen wir in dieser Ausgabe ebenfalls nach: den Unverpackt-Läden. Sie sind Teil der «Zero Waste»-Bewegung und setzen auf nachhaltige und faire Produkte, ganz ohne Verpackung. Schnappen Sie sich Ihre Einmachgläser und Vorratsdosen und entdecken Sie diese neue Art des Einkaufens. Auch aus kulinarischer Sicht hat der Herbst viel zu bieten: Kürbisse und Marroni zählen zu meinen absoluten Favoriten und ich freue mich spätestens ab Ende August wie ein kleines Kind auf diese herbstlichen Genüsse. In dieser Ausgabe erkunden wir den Kürbishof der Familie Jost und sind in Berns Strassen und Gassen auf der Spur der Marroni-Häuschen.

Wir nehmen Sie mit auf einen Spaziergang entlang der Alten Aare und durch die sie umgebenden idyllischen Auenwälder, vom ­malerischen Städtchen Aarberg nach Büren an der Aare.

Dies und vieles mehr erwartet Sie in dieser BärnLiebi, setzen Sie also schon mal den Teekessel auf und machen Sie es sich zur Lektüre gemütlich. Mit herbstlichen Grüssen

ren!

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-liebi.ch mail@baern 336 55 55 33 oder Tel. 0

Laura Scheidegger Redaktorin BärnLiebi Werd & Weber Verlag AG, Thun

Im Hofladen der Familie Jost in Hofen stehen Kürbisse im Angebot. Seit rund 20 Jahren bietet die Bauernfamilie das beliebte Gemüse im Direktverkauf an.

Auch am Kiosk! 3


EINBLICK

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128 Heit Sorg zu Bärn.


Herbst 6 Herbstausflug auf Berns Hausberg 16 Wo Früchte auf dem Feld reifen 24 Die besten K­ ürbisrezepte von Adrian Tschanz 30 Heissi Marroni! Aare-Liebi 36 Die Auen­landschaft entlang der Alten Aare Bärn-Persönlichkeiten 44 Silvia Hofer: Berns Atelierhaus im Wandel der Zeit Handwerk 52 «Schuemächerli, Schuemächerli, was choschte myni Schue?» Kunst 56 «Du würdsch o gschyder dini Grossmuetter i dä Kurs schicke!» 64 Die Schönheit liegt im Auge des Berg-Betrachters Tierwelten 72 Die Aare als L­ ebensraum für ­W ildtiere

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Naturapotheke 80 Heilkraft der Alpen Musik 86 Und so etwas gibt es in der Schweiz? Freizeit 94 Zero Waste – Unverpackt in Bern Stadtrundgang 104 Unter den Lauben – ein ­Spaziergang durch die Altstadt Architektur 112 Heit Sorg zu Bärn – ­Engagement für den Erhalt wertvoller Bausubstanz Gourmet 118 Auf der Suche nach einem k­ lassischen Tatar in Bern Kolumne 124 Tina Müller: Linkshänder Literatur 126 Lesen macht glücklich! Buchtipps von Regula Tanner 128 130

Backen & Basteln Apfelstreuselkuchen Ein Windrädli dreht im Herbstwind

Geschichte 132 Wo einsame Menschen eine Zuflucht finden … Literatur 138 Mord und Totschlag am Wohlensee

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Kreuzworträtsel

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Bärndütsch

Em Iseli aalütte, we dr Computer spinnt

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Veranstaltungen

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Ausblick & Impressum

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Herbst

Herbstausflug auf Berns Hausberg Laura Scheidegger Bern Welcome, Laura Scheidegger, zvg

Jeden Sommer zieht es Tausende von Festivalfans und Wanderlustigen auf den Gurten. Doch auch jetzt im Herbst ist die Saison des Berner Hausbergs noch lange nicht vorbei. Besonders Wanderungen sind in den etwas kühleren Tagen eine gute Möglichkeit, die letzten Wochen vor dem Wintereinbruch auszunutzen. Belohnt wird die etwa einstündige Wanderung mit einem ­Panorama über ganz Bern und Umgebung.

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uf den Gurten gelangt man normalerweise von Wabern aus – ob mit dem Bähnli oder zu Fuss ist die stadtzugewandte Seite die schnellste und bekannteste Option, um auf den Gipfel zu kommen. Um ein bisschen Abwechslung ins Spiel zu bringen, besteigen wir den Gurten von der hinteren Seite aus, nämlich via Kehrsatz. In weniger als 20 Minuten erreichen wir das Dorf vom Hauptbahnhof Bern aus. Während der ersten Viertelstunde führt uns ein schöner, aber steiler Quartierweg am Fuss des Gurtens entlang empor. Plötzlich lichten sich die Häuser und machen Wiesen und kleinen Wäldchen Platz. Von hier aus führt der Weg hoch zum Gurtendörfli, einer kleinen Siedlung von liebe-

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Bild oben: Bei klarem Wetter sind auch die Alpen zu erkennen.

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Der Weg gewinnt nun stetig an Höhe. Freunde von Naturpfaden werden vielleicht etwas enttäuscht sein, denn dieser Weg ist durchwegs geteert, verfügt jedoch über einen Kiesstreifen in der Mitte. Dafür entschädigt aber die Aussicht umso mehr! Uns eröffnet sich ein herrliches Panorama über die Belper Ebene, die Aare und die Hauptstadt. An klaren Tagen sieht man das Bundeshaus und das Münster glasklar vor der Silhouette des Jura.

Uns eröffnet sich ein herrliches Panorama über die Belper Ebene, die Aare und die Hauptstadt.

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voll gepflegten und dekorierten Bauernhäusern mit wunderschönen Gärten. An der Weggabelung entscheiden wir uns für den Weg, der rechterhand aus dem Dörfli führt, über die andere Wegvariante auf der linken Seite werden wir später wieder herunterwandern.

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Die besten ­Kürbisrezepte von Adrian Tschanz Adrian Tschanz

Adrian Baumann

Die folgenden Rezepte sind eine Hommage an das zum Glück nicht vergessen gegangene Gemüse, das noch vielseitiger ist als die Kartoffel. Natürlich ist die Auswahl bei den Produkten sehr wichtig, da es festkochende, weichkochende, süsslich-fruchtige und eher mehlige Kürbisse gibt. 24


Herbst

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on Kürbisfesten verstehe ich etwas. 1985 in Oppligen geboren, habe ich meine Kindheit mehr oder weniger im Landwirtschaftsbetrieb meines Vaters verbracht. Noch heute führt er die Kürbisplantagen
mit dem richtigen Gespür sowohl für «Land» wie auch für «Wirtschaftsbetrieb». Zu Beginn der Kürbiskocherei stelle ich mir stets die Kürbisse zusammen, die ich verwende und rüste sie gleich draussen im Garten oder auf dem Balkon, denn das versüsst die etwas mühsame Arbeit. So lecker sie auch sind, so widerstandsfähig sind sie zugleich. Die eigentliche Küchenarbeit
 mit den gerüsteten Kürbissen macht dann
 umso mehr Spass, wenn man nur noch kochen kann.

Bild: All diese Köstlichkeiten finden Sie im Buch von Adrian Tschanz.

Buchtipp TSCHANZ KOCHT!

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2015 240 Seiten 24,8 × 25,9 cm gebunden Softcover ISBN-Nummer 978-3-03818-085-2 CHF 59.–

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Das Kochtalent ­Adrian Tschanz (*1985) aus dem Berner Oberland gehört zu den jungen Wilden in der Koch- und Gastroszene. Ob beim Schweizer Fernsehen mit seiner Sendung «Tschanz mit a llem» oder im Restaurant Halle 6 in ­ Thun – der Küchenrocker überzeugt mit unerwarteten kulinarischen Kombina­ tionen, gewürzt mit seiner witzigen, ­f rechen und charmanten Art. Seine Spezialität sind Cross-over-Gerichte mit regionalen Produkten.

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Heissi Marroni! Lisa Inauen

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Wenn im Herbst die Tage wieder kürzer und kälter werden und der Winter langsam naht, gibt es einen Trost: Frisch geröstete Marroni! Aber wie gelangen die Kastanien bis nach Bern?

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ühler werdende Luft, bunt gefärbte Blätter und der Geruch von feuchter Erde erinnern daran, dass bald die kalte Jahreszeit einbricht. Aber nicht nur beim Spaziergang im Wald, sondern auch inmitten der Pendlerströme am Hauptbahnhof «herbstelt» es: In den Marronihüsli an mehreren Standorten in Bern werden Kastanien geröstet und in Papiertüten an die hungrige Kundschaft verkauft. Mehr oder weniger leicht lassen sich die Schalen entfernen und schon kann man die goldgelben Marroni – Achtung, heiss! – verzehren. Doch die Nüsse haben eine längere Reise hinter sich, bis sie in den Händen der Kunden in und um Bern sind.

Bild oben: So sieht das Innere der Kastanienfrucht aus. Bild rechts: In diesen stacheligen Fruchtbechern, auch Cupula genannt, befinden sich meist drei Nüsse.

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WEIT GEREIST Die meisten Marroni, die in der Schweiz verkauft werden, stammen aus Italien. Aber auch in der Schweiz wachsen Kastanienbäume: vor allem im Tessin, im Jura, im Wallis, am Genfersee, am Vierwaldstättersee und am Zugersee. Die veredelten Kastanienbäume mit weit ausladender Krone stammen ursprünglich aus den Ländern des Kaukasus, wo sie von den alten Armeniern kultiviert und auf Persisch als «Kasutah», als «trockene Frucht» bekannt ­waren. Die Römer nannten sie dann «Cas­ tanea» und nutzten neben den Nussfrüchten auch das Holz der Bäume. Mit der Ausbreitung des römischen Reiches gelangte die Kastanie in das Gebiet der heutigen


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Wer die Marroni selbst verarbeitet, kann mit einem einfachen Test deren Qualität prüfen: Im Wasserbad sinken die frischen Kastanien, jene mit Würmern, Schimmel oder anderen Beschädigungen hingegen schwimmen an der Wasseroberfläche. Bei verwurmten Marroni zeichnen sich ausserdem oft kleine Löcher in der braunen Schale ab. Frische Marroni sind dunkel, glänzend, schwer und relativ hart.

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Kastanien liefern bis zu dreimal mehr Kalorien als Getreide – deshalb auch die Bezeichnung «Brotbaum der Armen». So war die Edelkastanie vom Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung. Da die Kastanien einen hohen Zucker- und Wassergehalt haben, sind sie leicht verderblich. Kaum vom Ast gefallen, werden sie von Hand aufgelesen, nach Kaliber – sprich nach Grösse – sortiert und sterilisiert. Danach werden die Marroni mit Lastwagen bis nach Bern transportiert und anschliessend zum Verkäufer gebracht. Von dort gelangen sie dann zu den Marronihüsli, wo sie geröstet werden.

Trotz verschiedenen Konservierungstechniken wie Dörren, Wasserbad oder Erwärmung kommt es vor, dass Schädlinge oder Schimmel die Marroni verderben. Lieferanten rechnen deshalb damit, dass für 100 kg Endprodukt im Durchschnitt 200 bis 300 kg Kastanien eingekauft werden müssen.

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LEICHT VERDERBLICHE KÖSTLICHKEIT

Kastanienbäume wachsen im Gegensatz zu anderen Bäumen auch in einer Höhe von 1000 m ü. M.

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Schweiz. Dort bürgerte sich um 1600 der Begriff «Marone» ein. Besonders in den hoch gelegenen alpinen Tälern wurde die Kastanie begeistert aufgenommen: Kastanienbäume wachsen im Gegensatz zu anderen Bäumen auch in einer Höhe von 1000 m ü. M. Zudem eignet sich das Holz dank des hohen Tannin-Gehalts bestens für witterungsbeständige Bauten.

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Kunst

Die Schönheit liegt im Auge des Berg-Betrachters Laura Scheidegger Alpines Museum der Schweiz Bern, zvg

Sind Berge schön? Das ist Ansichtssache. So befindet auch das Alpine Museum der Schweiz in Bern, welches seine a­ ktuelle Hauptausstellung prominent diesem Thema widmet: In «Schöne Berge. Eine Ansichtssache» zeigt das Museum seine Gemäldesammlung und lässt die Besucher selber e­ ntscheiden, welche Berge denn nun schön sind und welche Bilder doch eher nicht. Die Ausstellung dauert noch bis am 1. September 2019.

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Outdoor

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anche Gemälde sind klein, andere gross, teilweise sind die abgebil­ deten Massive schon beinahe unnatürlich bunt, dann wieder in schlichten Grautönen gehalten. Auf dem einen ist ein bekannter Berg vor einem strahlend blauen Hintergrund zu sehen, auf dem anderen eine Berg­kette während eines Sturms festgehalten. Die 120 Bergbilder aus der Gemälde­ sammlung des Alpinen Museums der Schweiz zeigen zwar alle in etwa das Gleiche, doch veranschaulicht die Ausstellung der vielen Bilder auf kleinem Raum, wie unterschiedlich das alpine Sujet sein kann; wie es abhängig von der jeweiligen Wetterlage variiert und wie stark die Beziehung des Künstlers zum Gemalten das Bild beeinflusst. Eines der Bilder, welches sofort ins Auge sticht, zeigt das Matterhorn, gemalt von Ivan Moscatelli. Nicht wegen seiner Grösse oder des Sujets – es gibt in der Ausstellung grössere Bilder und auch viele, die das Matter­horn zeigen – sondern wegen seines ultramarinen Hintergrunds. Dieser ist so unnatürlich blau und eindimensional, dass er beinahe in den Augen schmerzt. Und trotzdem besticht das Bild und fesselt den Betrachter. Man hat das Gefühl, als stehe man am Fusse des Berges und schaue an ihm entlang in den unendlichen Himmel, oder – wenn man zu lange hinsieht – man falle direkt in dieses Meer aus Blau, weil man plötzlich nicht mehr weiss, wo oben und unten ist. Eine andere, düstere Bergvision zeigt ein Bild von Alexandre Calame. Zu sehen sind zwei Personen – eine sichtlich verletzt – inmitten einer verwüsteten Landschaft nach einem Sturm. Geknickte Bäume, karge ­Felsen und Schatten dominieren das Bild. Die imposanten, weissen Berge sind nur im Hintergrund durch schwarze Wolken zu erahnen. Mit jedem weiteren Bild in der Ausstellung wird dem Besucher bewusst, wie viele Facetten und Gesichter Berge haben. Sie können Freiheit und Weite, ­ ­Romantik und Stille, aber auch Tod und

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Als die Dauerausstellung 1963 anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des SAC umgestaltet wird, findet auch eine Neuausrichtung und Fokussierung statt. Die Sammlung

Bild linke Seite: Szene aus Hodlers berühmtem Gemälde «Aufstieg und Absturz» von 1894.

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Die Ursprünge der Bildersammlung gehen zurück auf die Gründungszeit des Alpinen Museums der Schweiz. Dieses wird anfangs des 20. Jahrhunderts von der Berner Sektion des SAC (Schweizer Alpen Club) konzipiert und geplant. 1902 präsentiert der Ethnologe Rudolf Zeller ein Sammelprogramm für das Museum. Ein Teilbereich der Sammlung ist die «Entwicklung der künst­lerischen Darstellung der schweizerischen Alpenwelt». Die «alpine Kunst» wird schliesslich bei der Eröffnung des Museums 1905 in Form von Druckgrafiken und ­Aquarellen repräsentiert. Die Kunstwerke gehören weiterhin dem SAC Sektion Bern, werden dem Alpinen Museum der Schweiz jedoch als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Bild oben: Berge vor blauem Himmel sind ein besonders beliebtes Motiv, hier von Berthe Roten-Calpini.

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DIE GESCHICHTE DER BILDERSAMMLUNG

In den 1930er-Jahren entsteht auf dem Helvetiaplatz das neue Gebäude des Alpinen Museums der Schweiz. Die Dauerausstellung wird von Rudolf Zeller, seit 1905 Direktor des Museums, geplant und eingerichtet. Etwa zur ­gleichen Zeit gelingt dem SAC zusammen mit der Gottfried Keller-Stiftung der Erwerb mehrerer wichtiger alpiner Gemälde. Zum einen das monumentale, siebenteilige Kunstwerk «Aufstieg und Absturz» (1894) von Ferdinand Hodler sowie mehrere Landschaftsbilder von Alexandre Calame. ­ Sowohl der Museumsneubau am Helvetiaplatz als auch die Bilder Calames stärken ab der Mitte der 30er-Jahre den Ruf des ­Museums als Institution für alpine Kunst. Die Sammlung wird ab nun auch durch Schenkungen und Legate dauernd erweitert.

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Verderben bedeuten und tragen sowohl für den Künstler als auch für den Betrachter die unterschiedlichsten Assoziationen mit sich.

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Tierwelten

Die Aare als ­Lebensraum für ­Wildtiere Thomas Hirt

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Entlang der Aare in und um Bern besteht eine lebhafte und spannende Tierwelt, die für uns Menschen manchmal sichtbar, meist aber gut versteckt ist. Krebse, Fische, Vögel, Säugetiere und Amphibien: Der Fluss und seine Umgebung beherbergen eine grosse Vielfalt von Tieren. Einige interessante Exemplare aus der gesamten Bandbreite zeigen dies sehr schön auf. 73


Tierwelten

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eben der Aare selbst bieten Flussnebenläufe und Auenlandschaften ideale Lebensräume für verschiedenste Tiere. Bekannt sind etwa die Belper Giessen links- und rechtsseitig der Aare ab Münsingen und Belp. Dieses Gebiet ist nicht nur ein beliebter Naherholungsraum, sondern umfasst auch Schutzbereiche in Mooren und Auen. Dort und anderswo entlang der Aare existiert eine artenreiche Tierwelt.

Bilder diese Seite: Wasser ist der geeignete Lebensraum für den Biber. Bild rechte Seite: Die Aare ist das wichtigste schweizerische Laich­ gewässer der Äsche.

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Einer der bekanntesten Bewohner der Aareumgebung ist zweifellos der Biber. An Land sieht er mit seinem flachen, schuppigen Schwanz, den Hinterpfoten mitsamt Schwimmhäuten und seiner plumpen Gestalt sehr behäbig und fast etwas linkisch aus. Im Wasser ist das aber ganz anders: Als ausgezeichneter Schwimmer ist er hier in seinem Element. Ein ausgewachsener Biber kann mit über 25 Kilogramm bei einer Länge von 130 cm


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Natürlich ist in der Aare eine Vielzahl verschiedener Fische zu Hause. Bekannt ist zum Beispiel der Egli, auch Barsch oder Flussbarsch genannt. Dieser Fisch bevorzugt Gewässer mit einer nicht zu starken Stromgeschwindigkeit und klarem Wasser. Er ernährt sich von kleineren Fischen. Ein wesentlich häufigerer Aarebewohner ist die Äsche. Sie laicht beim Ausfluss der Aare aus dem Thunersee und ist entsprechend zwischen Thun und Bern sehr verbreitet. Dieser Fisch leidet besonders unter der Erwärmung der Flüsse, denn im Durchschnitt ist das Wasser heute 1,5 Grad wärmer als noch in den 1970er-Jahren. Das trifft besonders die Weibchen, deren Sterblichkeit höher ist.

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Am bekanntesten sind Biber aber natürlich dafür, dass sie mit Dämmen und Kanälen ihr Revier ganz nach ihrem Gusto umgestalten. Sie bauen sich abgeschirmte Unterschlüpfe aus Ästen, Steinen und Schlamm, die mit der Zeit grosse Ausmasse annehmen können: die sogenannten Biberburgen. Um die Eingänge unter Wasser zu halten, die Wassertiefe zu stabilisieren und Holz leichter transportieren zu können, staut der Biber das fliessende Wasser. Das mag bei der Aare etwas zu ambitioniert sein, kann aber bei Nebenarmen und anderen kleineren Fliessgewässern enorme Veränderungen bewirken.

Die meisten dieser Tiere sieht man bei einem Spaziergang an der Aare wohl nicht einfach so.

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ganz schön massiv sein – der Biber ist das grösste Nagetier in Europa. Er ernährt sich von verschiedensten Pflanzen, die er sich in seinem Revier sichert, das schon mal ein bis zwei Kilometer Ufergebiet entlang eines Fliessgewässers umfasst. Im Winter frisst der Biber vor allem Baumrinden, wofür er geeignete Bäume fällt. Das Revier besetzt der Biber mit einem festen Partner des anderen Geschlechts, denn im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren leben Biber monogam.

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Freizeit

Zero Waste – Unverpackt in Bern Iris Lengyel

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Iris Lengyel, zvg


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Jährlich werden in der Schweiz pro Einwohner rund 730 kg Abfall ­produziert. Mehr als die Hälfte davon landet in der Verbrennungsanlage. Die Schweizer Bevölkerung verbraucht heute mehr als dreimal so viele Ressourcen wie die Erde bereitstellen kann. Zero Waste ist ein Ansatz zu einer nachhaltigen Abfallreduktion mit dem Ziel eines möglichst kleinen ökologischen Fussabdrucks. Dabei stehen in erster Linie überflüssige Verpackungen im Fokus.

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egründerin der Bewegung ist die Französin Bea Johnson, die mit ihrem Blog «Zero Waste Home» und dem gleich­ namigen Buch das Konzept international zu verbreiten begann. Wörtlich übersetzt heisst Zero Waste «Null Müll», doch bei dem Prinzip geht es vor allem auch um einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Der wachsende Wohlstand der westlichen Gesellschaft hat zu einer teils verschwenderischen Lebensweise geführt, verschiedenste Gegenstände werden eher weg­ geworfen als wiederverwendet, weil alles stets zur Verfügung steht. Noch Mitte des

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20. Jahrhunderts waren Offenverkäufe üblich, der Konsument ging in die lokale ­Bäckerei, Käserei oder Metzgerei und kaufte seine Lebensmittel an der offenen Theke. Heute gibt es riesige Supermärkte, die eine regelrechte Verpackungsschlacht betreiben, mit oftmals nicht nachhaltigen Produktionsweisen. Das Prinzip der «5R» ist ein Leitfaden zur Umsetzung der Zero-Waste-Lebensweise, regt zu einem nachhaltigen Konsumverhalten an und gibt Tipps zur Reduktion von Abfall. Der Verzicht soll dabei nicht im Zentrum stehen, viel mehr die Eigenverantwortung wie auch unser Umgang mit dem Konsum.


Freizeit

REFUSE REDUCE REUSE RECYCLE REFUSE (verweigern, was nicht gebraucht wird) Dabei soll im Alltag anfallender Abfall, von Kassenquittungen über Werbeprospekte bis zu Plastiksäcken abgelehnt werden. Oftmals werden solche Objekte gar nicht benutzt oder gelesen und landen dann im Müll. Eine kollektive Veränderung kann Abhilfe schaffen und solchen Abfall reduzieren.

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(reduzieren, was verringert, aber nicht verweigert werden kann) Gerade die westliche Gesellschaft ist an ein Leben aus Überfluss und Konsum gewöhnt. Bei diesem Schritt soll der eigene Ressourcenverbrauch überdacht und angepasst und Qualität über Quantität gestellt werden. So macht es beispielsweise kaum Sinn, dass jeder Haushalt einen eigenen Bohrer hat, der nur selten benötigt wird, alternativ kann man diesen mit einer Gemeinschaft teilen oder ausleihen. Ähnlich ist es bei Verpackungen aller Art – wieso zum Beispiel sind Bananen manchmal zusätzlich in Plastik verpackt?

(recyceln, was weder verweigert, verringert noch weiterverwendet werden kann) Wer nach dem Prinzip von Zero Waste lebt, sollte eigentlich nicht allzu viel recyceln müssen, da angestrebt wird, dass nur wenig zum Recyceln übrig bleibt. Denn gemäss dem Zero-Waste-Konzept hat auch Recycling seinen Preis, in ökologischer und produktiver Weise: Ein Objekt wird verändert, um daraus etwas Neues zu schaffen. Für die Zero-Waste-Verfechter ist der beste Recycling-Abfall jener, den es gar nicht erst gibt.

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Quelle: www.zerowasteswitzerland.ch

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(kompostieren, was kompostierbar ist) Organische Abfälle werden kompostiert, können sich so auf natürliche Weise zersetzen und der Erde ihre Nährstoffe wieder­ geben.

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(wiederverwenden, was weder verweigert noch verringert werden kann) Durch Wiederverwendung kann nachhaltig mit Ressourcen umgegangen werden: So zum Beispiel durch Benutzung von wiederverwendbaren Behältern, Reparatur von kaputten Gegenständen oder Kauf von Occasion-Ware.

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AUSBLICK IMPRESSUM

BRAUEREI ALTES TRAMDEPOT Seit 20 Jahren trägt das Alte Tramdepot zur Berner Ess-, Trink- und Bierkultur bei. Das hausgebraute Bier erfreut sich grosser Beliebtheit und ist seit kurzem auch in der Flasche erhältlich. Neu gibt es im Alten Tram­depot auch haus­ gemachtes Eis und auch der Tram­depot Whisky expandiert stetig.

HERAUSGEBER: Werd & Weber Verlag AG KONZEPT, REALISATION, COPYRIGHT: Werd & Weber Verlag AG Gwattstrasse 144, 3645 Thun Tel. 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 www.baern-liebi.ch mail@baern-liebi.ch LEITUNG: Annette Weber, a.weber@ weberag.ch AUTOREN: Simone Barth, Thomas Bornhauser, Peter Brechbühl, Heinz Däpp, Romina Del Principe, Hans Ulrich Gränicher, Thomas Hirt, Lisa Inauen, Iris Lengyel, Tina Müller, Laura Scheidegger, Regula Tanner, Adrian Tschanz, Annette Weber FOTOS: Alpines Museum der Schweiz Bern, Simone Barth, Adrian Baumann, Bern Unverpackt, Bern Welcome, Martin Bichsel, Thomas Bornhauser, Simone Bürkle, Hans Ulrich Gränicher, Christine Hunkeler, Iris Lengyel, Laura Scheidegger, Palette, Annette Weber, Hans-­ Rudolf Wüthrich (Figuren), David Zehnder

STIFTUNG SCHULUNGS- UND ­W OHNHEIME ROSSFELD

CHRISTINE LAUTERBURG Für viele war und ist die Berner Schauspielerin, Musikerin und Jodlerin Christine Lauterburg ein Paradiesvogel sondergleichen. Ihre Musik vereinigt Elemente von Volksmusik, Folk, Pop, Techno, Chanson und Worldmusik. Christine Lauterburgs Schaffen, ihre Originalität, ihr Talent, ihre Authentizität polarisieren.

Ihre Arbeit ist Vertrauenssache. Ein Ver­t rauen, dass sie sich im Laufe der Jahre – mit Hilfe ihrer Betreuer – erarbeitet haben. Die Rede ist von den Mitarbeitern «Treuhand» bei der Stiftung Schulungs- und Wohnheime Rossfeld in Bern. Dieses Kompetenzzentrum für Menschen mit Behinderung ermöglicht es, jungen Menschen einen Beruf zu erlernen, der ihnen nicht nur Freude bereitet, sondern sie auch motiviert, ihr Bestes zu geben.

WEITERE THEMEN Auf den Spuren des Stadtbachs Allen Dulles – Berner ­Meisterspion? Wilde Tiere in der Stadt Della Casa – Geschichte und Tradition Naturapotheke

Die nächste BärnLiebi erscheint Anfang Dezember 2018. 146

LAYOUT / GRAFIK: Milena Portenier BILDBEARBEITUNG: Adrian Aellig LEKTORAT: Lisa Inauen, Iris Lengyel, Laura Scheidegger KORREKTORAT: Lars Wyss INSERATE: Iris Lengyel, i.lengyel@ weberag.ch AUFLAGE: 10 000 Exemplare ERSCHEINUNGSWEISE: 4× jährlich, jeweils Ende März, Juni, September und Dezember VERTEILUNG: Abonnenten, Kioskbesucher, Anwohner entlang der Aare, VIPs ABONNEMENTSPREISE: 1 Jahr mit 4 Ausgaben CHF 48.– (inkl. 2,5 % MwSt.) 2 Jahre mit 8 Ausgaben CHF 89.– (inkl. 2,5 % MwSt.) ISSN-NUMMER: 2571-8126 Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist verboten. KONTAKT / ABOSERVICE: Telefon 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 oder mail@baern-liebi.ch, www.baern-liebi.ch


VO GIGELE BIS GUGLE 500 + 1 bärnischi Anekdote, erzellt vom J. Harald Wäber Dieser Band widerlegt das gängige Klischee, die Bernerinnen und Berner seien durchwegs langsam und nicht besonders schlagfertig. 500 + 1 bernische Anekdoten, in jahrelanger Arbeit zusammengetragen, beweisen vielmehr das Gegenteil und verhelfen damit zu heiterem Lesevergnügen wie folgendes Beispiel zeigt: «Der Maler und Lehrer a der Städtische Zeicheschuel Eugen Henziross (*1877) stellt sech emene Basler vor: ‹Henziross›. – D Antwort isch: ‹Nai, laider nit›!» Autor: J. Harald Wäber 220 Seiten, 16,4 × 23,5 cm, gebunden, Hardcover Mit 20 Illustrationen ISBN 978-3-03818-093-7

CHF 39.– J. HARALD WÄBER (*1942) hat seine Liebhabereien zum Beruf gemacht, indem er Geschichte, Volkskunde und Dialektologie studierte und anschliessend bis zu seiner Pensionierung als Archivar tätig war. Er arbeitete im Staatsarchiv des Kantons Bern und hierauf in der Burgerbibliothek Bern, die er von 1991 bis 2007 leitete. Im Ruhestand sammelte er in den letzten Jahren bernische Anekdoten, die er in ein gepflegtes Stadtberndeutsch übersetzte und nun präsentiert.

Bestellung Bitte senden Sie mir ___ Ex. «VO GIGELE BIS GUGLE» zum Preis von je CHF 39.– (inkl. Versandkosten). ISBN 978-3-03818-093-7

Talon einsenden / faxen an: Werd & Weber Verlag AG, Gwattstrasse 144, 3645 Thun / Gwatt, Fax 033 336 55 56 oder bestellen Sie online oder per Mail: www.weberverlag.ch, mail@weberag.ch

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ITTU’ME INGLISCH’E – MATTEÄNGLISCH Die Matte und ihre Sprachen Im ersten Teil von «Ittu’me inglisch’e – Matteänglisch» nehmen uns die Autoren mit auf einen Rundgang durch das Berner Mattequartier. Hier entwickelten im ausgehenden Mittelalter Flösser, Fischer und Handwerker aus aller Welt ihre eigene Geheimsprache, das Matteänglisch. Die Mattebewohner kommen in einem zweiten Teil zu Wort. Sie erzählen darin eindrückliche Geschichten aus dem letzten Jahrhundert und von ihrem immer wiederkehrenden Kampf gegen das Hochwasser der Aare. Heutige Kinder berichten von ihren Streichen, den Abenteuern am Mattebach und wo sich der grusligste Ort der Matte befindet. Im sprachlichen Teil werden wir eingeführt in Aufbau und Bedeutung des Mattedialekts und des Matteänglisch. Zahlreiche Sprachbeispiele, die auch auf der beiliegenden CD zu hören sind, sowie ein Wörterverzeichnis runden dieses Werk ab. Autoren: Hans Markus Tschirren und Peter Hafen 156 Seiten, 16,4 × 23,5 cm, gebunden, Hardcover Mit 53 Abbildungen ISBN 978-3-03818-105-7

CHF 29.– Inklusive Audio-CD

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