Weidle Verlag Herbstvorschau 2021

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Weidle Verlag  Herbst 2021


Literatur  September

Theodor Wolff Die Schwimmerin Roman aus der Gegenwart

Foto: Eric Schaal

Mit einem Nachwort von Ute Kröger Einband: Kat Menschik ca. 360 Seiten, fadengeheftete Broschur, 25 Euro 978-3-949441-00-4

Der Berliner Journalist Theodor Wolff (1868–1943) schrieb auch Sachbücher, Theaterstücke und Romane. Sein letztes Werk war Die Schwimmerin und erschien 1937 bei Oprecht in Zürich – Wolff lebte da schon drei Jahre im südfranzösischen Exil. Der »Roman aus der Gegenwart«, so der Unterti­ tel, erzählt die Geschichte der Liebe eines älteren Mannes zu einer jungen Frau vor der Folie der politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen der Epoche. Der Mann ist Bankier, Hedonist und »Mann ohne Eigenschaften« (nicht umsonst heißt er Ulrich), der sich aus allem raushält – also das Gegenteil Wolffs. Sie, Gerda Rohr, ist politisch aktiv, brennt für die linksrevolutionären Bewegungen und hält seine Passivität nicht aus. Man kann in ihr Wolffs ehe­ malige Sekretärin, Ilse Stöbe (1911–1942), erken­ nen, eine Widerstandskämpferin und sowjetische Spionin, die von den Nazis hingerichtet wurde. Der Roman ist alles andere als ein Thesenstück, gar eine Sammlung von Leitartikeln: Er ist voller Schwung, ungewöhnlichen Formulierungen und atmosphärisch eine fulminante und genaue Schilderung dessen, was wir aus Babylon Berlin kennen – oder zu kennen glauben. Wolffs Roman ist vieles zugleich: Liebesgeschichte, Sozialgeschichte, Porträt Berlins – man kann anhand der geschilderten Topographie die Wege der Protagonisten abgehen –, ein wehmütiger Nachruf auf die Weimarer Republik, Vorahnung des bevor­ stehenden Untergangs, Beschreibung des Lebens im Exil. Und das alles in einer Sprache, die mittels überraschender Bilder erzählt.

Theodor Wolff war von 1906 bis 1933 Chef­ redakteur des »Berliner Tageblatts« und damit der einflußreichste Journalist der Weimarer Republik. Noch heute erinnert der Theodor-WolffPreis, der wichtigste deutsche Journalistenpreis, an ihn. Und im Theodor-Wolff-Park in Berlin ist die letzte Zeile seines letzten Artikels zitiert: »Geht hin und wählt!« Wolff emigrierte mit seiner Familie nach Südfrankreich, wurde aber im Mai 1943 in Nizza von italienischen Besatzungssolda­ ten verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. Im KZ Sachsenhausen zog er sich eine Krankheit zu, an der er am 20. November 1943 im Jüdi­ schen Krankenhaus, Berlin, starb. Ilse Stöbe wurde im September 1942 verhaftet und am 22. Dezember in Plötzensee hingerichtet. An sie erinnert eine Gedenktafel vor dem Haus Frank­ furter Allee 233 in Berlin. Ute Kröger studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte. Sie lebt und arbeitet als Lite­ raturwissenschaftlerin und Lektorin in Zürich. Publikationen zu Kultur-, Theater- und Literatur­ geschichte der deutschsprachigen Schweiz und ihren Institutionen.


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Die Menschen, die aus ihrer Arbeitsstätte vertrieben waren, irrten herum, auf der immer vergeblichen Suche nach anderem Verdienst. Man schickte sie überall mit einem Achsel­zucken fort, oder sie konnten schon drau­ ßen, auf einem Plakat, das an den geschlossenen Türen klebte, die Mitteilung lesen, Arbeiter würden hier nicht eingestellt. An jedem ­Morgen verließen sie ihre Frau und die Kinder, deren Gesichter immer schmaler wurden, und gin­ gen zu einem Amtsgebäude, in dem sich ein »Arbeitsnachweis« befand. In den Zimmern und Gängen des Hauses saßen, standen und lagerten schon viele Hundert, die meisten hatten nichts im Magen, einige zerkauten noch ein Stück Brot, alle warteten stundenlang in der muffigen, von schlechten Gerüchen verdickten Luft, obgleich es klar war, daß man auch hier keine Arbeit fand. Wo sollten sie hin? Wenn sie dann wieder, ziellos und hoffnungslos, durch die Straßen trot­ teten, hätten sie – aber sie waren zu müde und zu stumpf und was gingen die anderen sie an? – sehen können, wie die ganze Stadt allmählich verelendete und wie die Not, nachdem sie die Massen unten gewürgt, ihnen das Blut ausgeso­ gen hatte, jetzt nach oben, zu den Etagen der Wohlhabenden kroch. In fast jedem Haus waren die besseren Wohnungen leer, alles war zu ver­ mieten, die Besitzenden, die ihren Besitz verlo­ ren hatten, waren ausgezogen, hatten jetzt statt der zwölf Zimmer nur noch drei. Die Möbel, die Lichtkronen, Spiegel, Bilder und Bronzen wurden in der Versteigerung für einen Spottpreis verkauft. In den Sälen, Hallen und Höfen der Universitäten verlegten sich sehr viele Studen­ ten, statt auf ein ruhiges Studieren, das bei der Überfüllung aller Berufe doch keine Früchte tragen würde, auf ein erbittertes Debattieren, das infolge der allgemeinen Nervenüberreizung sehr oft in Prügelszenen überging. Hier kam zu dem Hunger nach Brot und Anstellung der Wunsch nach neuen Idealen, oder doch nach neuen Parolen und Symbolen, nach praktischen Zielen des Hasses, allgemein verständlichen, hand­ festen, dreinschlagenden Kampflosungen, hinter denen man etwas sah und mit denen sich etwas anfangen ließ. Studenten und auch viele jugend­ liche Arbeitslose, die anfangs vom Sozialismus die Beendigung ihrer Leiden erhofft hatten, flute­ ten jetzt dem gegnerischen Lager zu. Gleichzeitig stieg von Monat zu Monat die Zahl der Selbst­ mörder, wobei es wenig Unterschied machte, daß die einen noch einen Revolver besessen hat­ ten, während die anderen sich damit begnügen mußten, den Gashahn aufzudrehen.

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Literatur  August

Edem Awumey Die schmutzigen Füße Roman

Askia fährt Taxi in Paris, vornehmlich nachts. Er ist illegal, sein Taxischein gefälscht, sein Zimmer mit dem ewig tropfenden Wasserhahn schwer zu ertra­ gen. Eines Abends steigt eine Frau in seinen Wagen. Sie mustert sein Gesicht im Rückspiegel und sagt: »Sie erinnern mich an jemand. Einen Mann mit Tur­ ban, der mir vor ein paar Jahren Modell gestanden hat ...« Die Frau heißt Olia, stammt aus Sofia und ist Fotografin. Und der Mann mit dem Turban muß Askias Vater sein, den er auf dem langen Weg aus Mali verloren hat. Kurz vor ihrem Tod hat seine Mutter ihm noch erzählt, der Vater sei nach Paris gegangen. Askia sucht ihn. Nun hat er eine erste Spur. Immer wieder begegnet er Hinweisen auf einen geheimnisvollen Mann mit blütenweißem Turban. Ist das der verlorene Vater? Die Familie mußte aus Mali flüchten, weil kein Regen mehr fiel, die Felder verdorrten und das Vieh verdurstete. Unterwegs wurden sie verspottet als »die schmutzigen Füße«. Mutter und Sohn blieben an der Küste Togos, der Vater zog weiter. Askia folgt ihm Jahre später, ständig begleitet von der schmerz­ haften Erinnerung an den Hund Pontos auf der ­Müllhalde von Trois-Collines. Dieser mythische Roman über die Suche nach einem Vater klingt lange nach, weil die Zeitebenen und die Orte sich durchdringen und vermischen. Und weil durch Edem Awumeys Sprachkunst ein Gebilde ent­ steht, das zwar nur in Worten existiert, mitunter aber wirklicher erscheint als die sogenannte Wirklichkeit.

Foto: Rafał Komorowski

Foto: Jean-Marc Carisse

Aus dem Französischen von Stefan Weidle ca. 160 Seiten, fadengeheftete Broschur, 20 Euro Gefördert von der Kunststiftung NRW 978-3-949441-01-1

Edem Awumey wurde 1975 in Lomé, Togo, geboren. Les pieds sales, so der Originaltitel, erschien zuerst 2009 und kam sofort auf die Shortlist für den Prix Goncourt. Edem Awumey lebt in Vieux-Hull bei Ottawa. 2020 erschien sein Roman Nächtliche Erklärungen im Weidle Verlag. Er wird am 12. und 14. September beim inter­ nationalen literaturfestival berlin beide Bücher vorstellen.

Mancher entkommt dem Meer nur knapp, mit nassen Schultern, andere haben schmutzige Füße, weil sie laufen, flüchten in der Hoffnung auf ein Asylland, einen Platz, um neu Fuß zu ­fassen. Edem Awumey hat es vermocht, ein ­ganzes Universum entstehen zu lassen, in dem wir jenseits der eigentlichen Fakten, jenseits der jüngeren Geschichte seines Landes, Togo, auf Personen treffen, die dem Schmerz der Welt angehören. Ob in Afrika oder Europa: Überall irren die Verdammten dieser Erde herum – unter dem empathischen Blick dieses Autors. Der Roman geht uns alle an, weil er eine ­universelle Bedeutung besitzt. Tahar Ben Jelloun


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Edem Awumey Die schmutzigen Füße

Weidle

Alle waren sie gescheitert auf diesem Platz inmitten der Stadt, wie das Wrack eines alten Kahns im Hafen seiner Kindheit. Gesich­ ter, die Askia hier vor dem Centre Pompidou kennengelernt hatte. Unbeugsame. Unsterbliche Fressen. So charakterisierte er sie. Abenteurer, Läufer ohne Ziel, Inkarnationen des Scheiterns. Auf dieser Pariser Agora hingen einige solche Fressen rum: Lin, der Porträtmaler, der 1989 aus Peking geflohen war; die Visage von Kérim, dem Rumtreiber, von dem keiner wußte, woher er stammte und wie weit seine Füße ihn getragen hatten; Big Joe von Marie-Galante, städtischer Angestellter in seiner grünen Straßenkehrer­ uniform; Camille, die Nutte in ihrem hinten und an den Seiten vielfach geschlitzten Rock, Camille, die sich mit dem Fleisch der Lutetier den Bauch vollschlug, diese Venus der Straße ihrer Begier­ den, die ihr Geschlecht der Stadt der tausend Lichter darbot. Er hatte die Zeit, sie alle kennen­ zulernen, denn er streifte oft auf diesem Pflaster herum, wo Figuren und Schatten auf der Suche nach einem Zuhause sich langweilten, Menschen unterwegs von allen Polen iunserer alten Erde: t , pp, m FüßUnzufriedene, e a n Pilger, Flüchtlinge, Neugierige, all k e nur tzigwaren, erdie u e m M n die Seelen, geschaffen sich in Richtung h i t d e m h a b e n s c u n g au f e e m d ... Aus diesem n im fKreis zu drehen re komm Unendlichkeit a n d e n d e r H of u fas s e n . E m , n r e i lt Grund n kam er auf zdiesen Platz, r suin der Hoffnung, ü c h t e m n e u F u ß ze s U n i v e e i g e n t en, fl Sidi in der Unendlichkeit seiner dort u n , der Flucht itsmit ein gzua laufen, Platz den , e e t s t h n h c Weg oder ohne Turban, e c inen über j i o ve r m d e m w i r r e n G e s c h i e d e m s e t n d der sich schon a e abgenutzt, hatte in all den , i gewiß r j ü n g e n t r e f fe n o d e r assen ts dedenen er n begegnet war. i n zu l eStürmen, a e o j n s a u f Pe r s b i n Af r i k e r E r d e gab viele andere hier, deren , O kten, ToEs o e . i s Namen Askia en s, g kannte: ten d ieses Polizisten, ehörAnsichtskartenverkäufer, m g m n a ande nicht a d Welt n die Verd en Blick er eine h vereinsamte Großmütter, deren z der Gymnasiasten, e c il r s e r i i th oun padem an, w elagen e ra l l Jell... m e l e l n auf Père Lachaise a m a : Üb Männer s B e n r Taha eht u idieses nter d astand m – u r RoDa s tzt . bunte Museum mit dem m n g gauch e b tun der Platz davor ein Wegkreuz der r s. De ganzen deuMetall, e B e l des 4 Exodus, voller Hausierer, Flohmarkt­ er sel Zeit 3-97880händler, bekannten und fremden Visagen und 3-93 Puppengesichtern, Mädchen, die um 19 Uhr aus den Türen des Museums und der Bibliothek kamen, junge Frauen mit Stapeln von dicken Büchern auf dem Arm. Und Punkt 19 Uhr fielen die Bücher aufs Pflaster, als sie über die Schwelle der Bibliothek traten, und sie bückten sich, um sie aufzusammeln. Sie bückten sich wie für die Liebe, die Knie auseinander, und Askia erhaschte einen Blick auf ihre Taillen und mageren Hüften. Eines Tages kam ein Mädchen mit einem großen Folianten, der ihr aus den Händen glitt und zu Boden fiel. Als Askia herbeistürzte, um ihr beim Aufheben behilflich zu sein, da sah er ihn. Sidi. Sidi, ernst und mit festem Blick auf dem Ein­ band des Buches, mit einer Kopfbedeckung aus rotem Tuch, das sich in mehreren Schichten über seiner großen Stirn aufbaute. Der Rest des

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Gesichtes von großer Klarheit, wie in Holz geschnit­ ten, gerade Nase, hohe Schläfen und ein weiches bärtiges Kinn. In Holz geschnitten, weil nichts dieses fokussierte Gesicht nahbarer machen konnte. Ohne nachzudenken, fragte er das Mädchen, wo sie das Buch herhatte, auf dessen Einband jemand abgebildet war, den er für seinen Vater hielt. Verständnislos sah sie ihn an. Ein paar Sekunden später aber sagte sie: »Sie meinen die Abbildung auf dem Einband? Das ist ein Porträt von Askia Mohammed, dem König des Songhaireichs von 1492 bis 1528 ... Er erinnert Sie vielleicht an jemanden, den Sie kennen? Tut mir leid. Das ist definitiv nicht der, den Sie meinen. Aber vielleicht sind Sie selbst aus Songhai? Sie haben etwas mit diesem Bild gemeinsam ... Das ist spannend, Geschichte, wissen Sie? Sie ist ein Teil von uns ...« Askia kam sich dumm vor, regungslos stand er vor dem Mädchen, das schließlich im Inneren des Muse­ ums verschwand, ihr schmaler Schatten glitt ihr voran.

Edem Awumey

Die schmutzigen Füße Weidle


Rückblick  Max Mohr Frau ohne Reue Roman Mit einer biographischen Skizze von Roland Flade und einem Nachwort von Stefan Weidle. 224 Seiten, fadengeheftete Broschur, 14 Euro, 978-3-938803-95-0 Hinzu gesellt sich ein schriftstellerisches Können, das ihn, Max Mohr, fünf Romane hervorbringen ließ, die allesamt eines gemein haben: Sie sind Unterhaltungs­ literatur im besten Sinne, mit Witz, Geist und Atmosphäre — und einem zeitlosen Potenzial, Lesefreude zu bereiten. Mit Frau ohne Reue hat der Weidle Verlag nun Mohrs letzten Roman ans Tages­ licht zurückbefördert. Getrieben von den Falschheiten ihrer Zeit, befreit sich hierin eine junge Frau aus der Großstadt von allen sie einengenden Bindungen und Verpflichtungen und begibt sich auf die Suche nach ihrem eigenen Leben, ihrem persönlichen Glück ... Lebendig und ungekünstelt erzählt, damals so aktuell wie heute. Stadtmagazin 07, Jena

Max Mohr Frau ohne Reue

Roman weidle

max mohr frau ohne reue weidle

Die Aktionswoche »Würzburg liest ein Buch«, nämlich Frau ohne Reue, wurde aufgrund der Pandemie verlegt und findet nun vom 15. bis zum 25. Juli 2021 statt. Alle Infos finden Sie auf der Website wuerzburg-liest.de

Richard Newman Alma Rosé.   Wien 1906 – Auschwitz 1944 Eine Biographie Aus dem Englischen von Wolfgang ­Schlüter. Mit einem Vorwort von Anita Lasker-Wallfisch. 480 Seiten, Fadenheftung, fester Einband, 34 Euro 978-3-931135-66-9 Denn die Biographie, die Newman ­gelungen ist, vermittelt ein ebenso ein­ dringliches wie akribisch genaues Bild von Almas Lebensweg, soweit dieser rekonstruierbar ist. Newman zitiert aus­ giebig aus dem Briefwechsel zwischen Alma Rosé und ihrem Bruder, aus zahl­ reichen Interviews und Korresponden­ zen, die er im Laufe der Jahre geführt hat, sowie aus einer Fülle an Literatur und verliert in diesen Materialmassen dennoch nicht den klaren Blick auf sein Thema. Er entwirft Hypothesen und Deutungen, ohne die keine Biographie zu leben beginnt, und läßt sich dennoch nicht dazu hin­reißen, ins Reich der ­Fiktion abzugleiten. Einer der wesentlichen Vorzüge seines Erzählstils ist Newmans ­großes Vermögen zur Einfühlung, ohne daß darüber je die Distanz verlorenginge. Julia Spinola, FAZ

Herman Borchardt Die Verschwörung der Zimmerleute Roman Mit einem Vorwort von Franz Werfel und einem Nachwort von Uta Beiküfner. 1080 Seiten, zwei Bände im Schuber, Fadenheftung, fester Einband, 79 Euro 978-3-931135-80-5 Hermann Borchardt selbst hat vom ­Doppelcharakter des Buches gesprochen: Die Liberalen, die Revolutionäre des Romans sind modern und leben heute. Die rettenden Kräfte dagegen fühlen, reden und handeln so, wie man im 19. und 20. Jahrhundert eben nicht fühlte, redete, han­ delte. Sie stehen im Widerspruch zu dem Geist der Zeit, in die sie hineingestellt sind. Der Roman sei kein historischer, sondern eine parabolische Vision. Er habe »deut­ sches Wesen« nur als Material verwendet, wie der Maler Farben brauche. Jedoch gewinnt der Roman gerade aus diesen Schilderungen seine Bedeutung. Der Autor erzählt von Politik und Geschichte in wech­ selnden Szenen, in die Briefe, Dialoge, Lieder montiert sind, und schildert die Macht aus der Sicht der Herrschenden und die daraus entstehenden Zumutungen für den Einzelnen. Nicht die moralische Absicht des Autors ist für die Bedeutung des Romans entscheidend, sondern die Prägnanz seiner Schilderungen, die Kom­ postion und der eigene Ton: Realismus an der satirischen Schmerzgrenze. Joachim Kersten, Die Zeit


Rückblick Edem Awumey Nächtliche Erklärungen Roman Aus dem Französischen von Stefan Weidle. 208 Seiten, fadengeheftete Broschur, 22,00 Euro, 978-3-938803-97-4

Ein Roman, der durch die Erzählstruktur und Thematik fasziniert. Es ist nicht das übliche Klischee des Ausgleichens des Liebesentzugs und der gefühlten Einsam­ keit durch Essen. Es ist die Geschichte einer stark werdenden und eigenwilligen Frau. Doch sind in ihr einige Narben, die immer im Leben ihre Spuren zeigen ­werden. Das Gefühl, auch nach dem Abnehmen immer dick zu sein, wird bleiben, die Operations-Narben und das Seelentrauma des gemobbten Menschen trägt sie beständig mit sich. Auch die politische Geschichte, die in Mosambik ihren Anfang nahm und in Portugal ihren Kreis schließt, prägt ihr Dasein. Hauke Harder, Leseschatz

Da Awumey in seinem bereits 2013 auf Französisch erschienen Roman die Gewaltgeschichte Togos seit der Unabhängigkeit nicht konkret schildert, da er keine Ereignisse datiert und keine Namen nennt, wird sein Roman zur Parabel über das, was Menschen, die Macht haben, anderen Menschen, die sie nicht haben, antun können. Günter Rinke, literaturkritik.de

Was ihre Bücher so besonders macht, ist auch im Gespräch mit Isabela ­Figueiredo zu erleben: eine fast schon beängstigend ungeschützte Offenheit. Für ihr Gegenüber wie für ihre Leser ist diese Radikalität ein Geschenk. Holger Heimann, SWR2

Wie geht es deinen Augen? Schlecht. Wie geht es deinen Beinen? Schlecht. Aber du kannst laufen. Unmöglich. Hier können wir nicht laufen. Wie ist das Wetter? Wie gewöhnlich. Schau dir die Erde an. Ich habe sie angeschaut. Unsere Erde ist von der Dummheit ausgehöhlt und von Blut verdreckt. Hast du nie daran gedacht, ... Nie. Daß wir hier in einem Loch stecken. Unser Loch. Es gibt einen Weg hinaus.

978-3-938803-97-4

Dauerbrenner

Verleger Stefan Weidle hat diesen Erinnerungskraftakt in klirrend klares Deutsch übersetzt, das für schmerzhafte Nachwehen sorgt. Man sollte sie sich antun. Ein großes schmales Werk. Barbara Weitzel,   Welt am Sonntag kompakt

Nächtliche Erklärungen ist ein auf­ wühlendes Buch über die Auswüchse eines Unrechtsregimes. Es setzt sich aber auch mit der aufwiegelnden und kurzfristig erlösenden Wirkmacht von Literatur auseinander. Und mit der Erleichterung, die es bringt, das eigene Elend aufzuschreiben. Eva Karnofsky, WDR

Weidle

Federman ist Schriftsteller geworden, nach einer langen Odyssee, und jetzt, mit 80 Jahren, hat er sein persönlichstes und vielleicht schönstes Buch vorgelegt: Pssst! ist der Versuch, eine Kindheit in Erinnerung zu rufen, die mit einem Schlag beendet war und von der nicht viel übrig geblieben ist außer das Gefühl von Chaos, Verständnislosigkeit und Hunger. Aber seine Absicht ist es nicht allein, Bilder, Worte, Gerüche, die aus dem Gedächtnis wie ausradiert waren, zurückzurufen. Es geht ihm darum, ein spätes Grab aus Worten zu bauen. Er will M ­ utter und Vater, er will die ­beiden Schwestern erinnern, ihre Namen nennen, die zusammen mit ihren Kör­ pern für alle Zeiten hätten ausgelöscht werden sollen: Simon und Marguerite, Jacqueline und Sarah Federman, alle­ samt in Auschwitz vergast. Martina Meister, Frankfurter Rundschau

Isabela Figueiredo Die Dicke Roman Aus dem Portugiesischen von Marianne Gareis. 276 Seiten, fadengeheftete Broschur, 24 Euro, 978-3-938803-98-1

Edem Awumey Nächtliche Erklärungen

Raymond Federman Pssst! Geschichte einer Kindheit Aus dem Französischen von Andrea Spingler. Umschlag: Katharina Hinsberg. 204 Seiten, Fadenheftung, fester Einband, 23 Euro, 978-3-938803-10-3

Edem Awumey

Nächtliche Weidle Erklärungen


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Beethovenplatz 4, 53115 Bonn, Verleger@Weidle­Verlag.de Telefon (0228) 632954 / Fax (0228) 697842 ISBN (alt): 978­3­931135­... / ISBN (* = neu): 978­3­938803­... ISBN (** = ganz neu): 978­3­949441­... die

€ 20,– 25,–

Lieferbares Programm (Auswahl) * 97­4 Awumey, Edem: Nächtliche Erklärungen. * 28­8 Beethovenhalle Bonn. * 37­0 Bei Dao: Gottes chinesischer Sohn. 97­3 Böhmer, Otto A.: Der Zuwender. * 03­5 Böhmer, Otto A.: Wenn die Eintracht spielt. 80­5 Borchardt, Hermann: Die Verschwörung der Zimmerleute. 87­4 Carter, Jimmy: Angesichts der Leere. * 75­2 Chudori, Leila S.: Pulang (Heimkehr nach Jakarta). 89­8 Cohen, Albert: Die Tapferen. * 74­5 Colasanti, Marina: Mein fremder Krieg. 81­2 Crane, Peter: »Wir leben nun mal auf einem Vulkan.« * 00­4 Dembitzer, Salamon: Die Geistigen. * 13­4 Dembitzer, Salamon: Visum nach Amerika. 38­6 Fantlová, Zdenka: »In der Ruhe liegt die Kraft« ... * 10­3 Federman, Raymond: Pssst ! * 94­3 Figueiredo, Isabela: Roter Staub. * 98­1 Figueiredo, Isabela: Die Dicke. * 93­6 Flatland, Helga: Eine moderne Familie. * 21­9 Flechtheim, Alfred: »Nun mal Schluß mit den blauen Picassos !« 35­5 Fülöp­Miller, René: Katzenmusik. 18­8 Fuld / Ostermaier (Hg.): Die Göttin und ihr Sozialist. * 65­3 Goldschmidt, Pippa: Weiter als der Himmel. 86­7 Gronius, Jörg W.: Der Junior. 48­5 Gronius, Jörg W.: Ein Stück Malheur. * 02­8 Gronius, Jörg W.: Plötzlich ging alles ganz schnell. * 36­3 Gronius, Jörg W.: Horch. * 34­9 Gunnarsson, Pétur: punkt punkt komma strich. * 44­8 Gunnarsson, Pétur: ich meiner mir mich. * 56­1 Gunnarsson, Pétur: Die Rollen und ihre Darsteller. * 66­0 Gunnarsson, Pétur: Das vierte Buch über Andri. * 57­8 de Gusmão, Ana Nobre: Die Gefangene von Emily Dickinson. 93­5 de Gusmão, Ana Nobre: Die Seherin. 64­5 de Gusmão, Ana Nobre: Spiegel der Angst. 58­4 Hauser, Heinrich: Donner überm Meer. * 25­7 Hauser, Heinrich: Schwarzes Revier. * 45­5 Hauser, Heinrich: Zwischen zwei Welten. * 31­8 Hilpert, Heinz: Tagebuch für Nuschka. * 88­2 Jackson, Felix: Berlin, April 1933. * 06­6 Jentsch, Ralph: Alfred Flechtheim – George Grosz. 01­0 Joseph, Albrecht: Portraits I.: Carl Zuckmayer, Bruno Frank. 02­7 Joseph, Albrecht: Ein Tisch bei Romanoff ’s. 23­2 Joseph, Albrecht: Der letzte Vorhang. * 91­2 Juel, Dagny: Flügel in Flammen. * 85­1 Karumidze, Zurab: Dagny oder Ein Fest der Liebe. * 92­9 Khalifa, Mustafa: Das Schneckenhaus. * 82­0 Kidman, Fiona: Jean Batten, Pilotin. * 61­5 Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft. * 11­0 Koch, Eric: Die Braut im Zwielicht. * 16­5 Kubin, Wolfgang: Alles versteht sich auf Verrat. 44­7 Kubin, Wolfgang: Das neue Lied von der alten Verzweiflung Vertretung für Baden­ Württemberg, Bayern, Saarland, Rheinland­Pfalz Michel Theis theis@buero­indiebook.de Telefon 08141.3089389 Telefax 08141.3089388 Vertretung für Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein­Westfalen, Schleswig­Holstein Christiane Krause krause@buero­indiebook.de Telefon 08141.3089389 Telefax 08141.3089388

Vertretung für Berlin, Brandenburg, Mecklenburg­Vorpommern, Sachsen, Sachsen­Anhalt, Thüringen, Hessen Regina Vogel vogel@buero­indiebook.de Telefon 08141.3089389 Telefax 08141.3089388

Anzahl

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Vertretung Österreich Anna Güll Hernalser Hauptstraße 230/10/9 A­1170 Wien Telefon +43.699.19471237 mail: anna.guell@pimk.at Vertretung Schweiz Urs Heinz Aerni Schützenrain 5 CH­8047 Zürich Telefon +41.76.4545279 ursaerni@web.de

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Anzahl ISBN Titel Neuerscheinung Herbst 2021 ** 01­1 Awumey, Edem: Die schmutzigen Füße. ** 00­4 Wolff , Theodor: Die Schwimmerin.

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Bestellschein

ISBN Titel * 64­6 Kubin, Wolfgang: Die Geschichte eines Flachmanns. * 15­8 Kubin, Wolfgang: Unterm Schnurbaum. 83­6 Kubin, Wolfgang: Schattentänzer. * 09­7 Kulessa, Hanne: Der Große Schwarze Akt. * 17­2 Kuperman, Nathalie: Frühstück mit Mick Jagger. * 12­7 Lafargue, Jérôme: Freund Butler. 34­8 Landsberger, Artur: Berlin ohne Juden. 95­9 Landsberger, Artur: Liebe und Bananen. 74­4 Lawrence, D. H.: Aarons Stab. 46­1 Lawrence, D. H.: Vögel, Blumen und wilde Tiere. * 79­0 Ljungberg, Ann­Marie: Dunkelheit, bleib bei mir. 59­1 Lustig, Jan: Ein Rosenkranz von Glücksfällen. 91­1 Mahler, Gustav: »Liebste Justi !« * 83­7 Malek, Niroz: Der Spaziergänger von Aleppo. 19­5 Marienthal, Hal: Schumanns Reise. * 76­9 Matveev, Michel: Das Viertel der Maler. * 63­9 Matveev, Michel: Die Armee der namenlosen Revolutionäre. * 23­3 Matveev, Michel: Die Gehetzten. * 67­7 Mentula, Mooses: Nordlicht – Südlicht. * 04­2 Mirbeau, Octave: 628­E8. * 84­4 Mirbeau, Octave: Diese verdammte Hand. 22­5 Mohr, Max: Das Einhorn. * 95­0 Mohr, Max: Frau ohne Reue. 00­3 Mohr, Max: Venus in den Fischen. * 89­9 Morchiladze, Aka: Der Filmvorführer. * 87­5 Morchiladze, Aka: Reise nach Karabach 98­0 Muggenthaler, Johannes: Das Fremdenzimmer. 82­9 Muggenthaler, Johannes: Der Idiotenhügel. * 30­1 Muggenthaler, Johannes: Die letzte Trauung. 68­3 Muggenthaler, Johannes: Regen und andere Niederschläge. * 07­3 Muktupa­vela, Laima: Das Champignonvermächtnis. 66­9 Newman, Richard: Alma Rosé. * 50­9 Nixon, Carl: Rocking Horse Road. * 71­4 Nixon, Carl: Lucky Newman. * 60­8 Nixon, Carl: Settlers Creek. * 62­2 Orelli, Giovanni: Die Brille des Gionata Lerolieff . * 86­8 Patel, Shenaz: Die Stille von Chagos. * 72­1 Radlowa, Anna: Tatarinowa. * 54­7 Sahl, Hans: Die hellen Nächte. 31­7 Eric Schaal, Photograph. 14­0 Schaeffer, Albrecht: Helianth (3 Bände im Schuber). 33­1 Schmitz, Oscar A. H.: Bürgerliche Bohème. * 27­1 Seeber, Ursula / Weidle, Barbara: Edmund Wolf. 56­0 Sinclair, Upton u. a.: Werter Genosse, die Maliks ... 27­0 Siodmak, Curt: Unter Wolfsmenschen. Amerika. * 78­3 Slauerhoff , Jan Jacob: Das verbotene Reich. 47­8 Thelen, Albert Vigoleis: Briefe an T. de Pascoaes. 21­8 Thelen, Albert Vigoleis: Literatur in der Fremde. * 99­8 Turaschwili, Dato: Das andere Amsterdam. * 22­6 Wagner, Karl: Weiter im Blues. Zu Peter Handke. * 01­1 Weidle, Barbara (Hg.): Kurt Wolff . * 96­7 Wolff , Helen: Hintergrund für Liebe. 77­5 Zhai Yongming: Kaffeehauslieder. * 80­6 Zink, Rui: Die Installation der Angst. * 90­5 Zwagerman, Joost: Gimmick ! Presse: Julia Marquardt Kirchner Kommunikation Gneisenaustraße 85 10961 Berlin Telefon 030.84711813 Fax 030.84711811 marquardt@kirchner­pr.de www.kirchner­pr.de Auslieferung GVA Göttingen Postfach 2021 37010 Göttingen Telefon 0551.384200­0 Fax 0551.384200­10 bestellung@gva­verlage.de

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Barbara Weidle, Stefan Weidle,  Cornelia Feyll, Friedrich Forssman Klimaneutral gedruckt NatureOffice.com DE­077­134232

€ 19,– 19,– 19,– 21,– 19,– 23,– 19,– 21,– 23,– 19,– 23,– 16,– 48,– 17,– 21,– 19,– 16,90 23,– 23,– 29,– 20,– 19,– 14,– 19,– 19,– 20,– 19,– 21,– 21,– 19,– 23,– 34,– 19,90 23,– 23,– 16,90 18,– 17,90 16,90 44,– 84,– 21,– 25,– 34,– 28,– 20,– 19,– 19,– 23,– 21,– 25,– 20,– 19,– 18,– 23,–


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