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WEINVIERTLER G‘SCHICHTLN

Da geht einem das G'impfte auf ...

Dieser Spruch wurde erst durch die Pockenimpfung möglich. 1977 verpflichtend eingeführt, endete 1981 die Pocken-Impfpflicht in Österreich schon wieder und wenn sie, geneigte Leserin, jetzt aufmerksam ihre Oberarme betrachten und dort eine Narbe entdecken, dann waren Sie dabei!

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Geimpft wurde damals „subkutan“, was soviel heißt, als dass der Impfstoff in die Haut geritzt wurde. Über der Stelle bildete sich in den nächsten Tagen eine Blase, die bei starker Muskelanspannung platzen, oder eben „aufgehen“ konnte. Wir Österreicher haben daraus natürlich sofort eine wunderbare Redewendung gemacht. In sowas sind wir Weltmeister! Unangefochten an erster Stelle!

In den letzten Monaten werde ich immer wieder Ohrenzeuge impftechnischer Auseinandersetzungen und manchmal werden Argumente vorgebracht, bei denen meine Pockennarbe am linken Oberarm schon sehr an ihre Grenzen stößt: Von Ausgrenzung im wildesten Sinn. Bis zu Vergleichen mit der Stigmatisierung der Juden in der Nazizeit werden hier Szenarien skizziert, die teilweise schon so blöd sind, dass sogar mir das Lachen vergeht. Und ich bin da wirklich recht hart im Nehmen …

Damit sie mich recht verstehen: Ich habe einen Freiheitsdrang und eine Freiheitsliebe, wegen der mich mein Leben schon die beschwerlichsten Wege gehen ließ. Was ich bei all meinen Bemühungen frei zu sein aber gelernt habe, ist, dass sich meine Grenzen der Freiheit immer an der Gesellschaft der Menschen orientieren muss, mit denen ich zusammenlebe. Viele Freiheiten gestalte ich deswegen so, dass ich sie auf meine Umwelt abstimme.

Diogenes, mein lieber Freund und Kollege aus Griechenland, nahm da weniger Rücksicht. Er machte alles öffentlich! Von der Notdurft bis zu seiner Libido lebte er alles ungeniert aus. Seine Kritik an der Gesellschaft richtete sich allerdings gegen die damals gültigen Moralvorstellungen und die damit verbundene Empörung seiner Mitmenschen. Niemals zog er in Erwägung, mit seinem Verhalten andere zu gefährden oder zu verletzen. Sein Gegner waren die falsche Moral und die Heuchelei.

Die internetgeschulten Impfprediger der heutigen Zeit unterscheidet im Prinzip alles von diesem großen griechischen Geist. Ihr kruder Protest mit den irrwitzigsten Argumenten richtet sich gegen alle verzweifelten Versuche, eine Pandemie in den Griff zu bekommen, ohne jedoch den Hauch einer Alternative zu bieten. Diogenes lebte Alternativen, die Entrüster und Protestierer waren auch hier auf der peinlicheren Seite der Geschichte.

Und wenn dann nichts mehr hilft, dann kommt immer das Argument, dass diese ganze Sache von einer geheimen Macht gesteuert sei. Und da stimme ich zum ersten Mal mit allen Querdenkern, Skeptikern und Coronaleugnern überein! Denn ich kenne diese geheime Macht! Diese Macht, die es seit Anbeginn der Menschheit gibt und die es geschafft hat, im Zeitalter der digitalen Information weltweit vernetzten Wissens nicht zu verschwinden, sondern noch zu wachsen. Es ist nämlich die Dummheit, die hier im Hintergrund ihre perfiden Fäden zieht. Die stirbt nicht aus und passt sich jeder Gesellschaft an. Sie ist es auch, die dem alten Diogenes das G'impfte aufgehen hätte lassen, wenn es denn damals schon eine Pockenimpfung gegeben hätte. Und nur für den Fall dass jetzt irgendwer glauben könnte, dass ich mich als einzigen Undummen in einem Heer von Deppen sehe: Das Gegenteil ist der Fall!

Ich bin geimpft, gegen Covid und gegen noch so einige Sachen. Und wenn es eine Impfung gegen Dummheit gibt, dann bin ich der erste, der sich anmeldet! Möge sie auch noch so umstritten, oder teuer sein. Denn, wie sagte eine meiner Lieblings-Comicfiguren Homer Simpson dereinst zu seiner Frau Marge: „Warum müssen wir die Kinder dauernd gegen Krankheiten impfen lassen, die sie sowieso nie kriegen?“ Aber der trägt bestimmt nicht umsonst den Namen eines griechischen Philosophen …

Ihr

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