Sebastian Weise
Heidenau
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m August 2015 wütete ein rechtsextremer Mob im sächsischen Heidenau. Anlass war die neu eröffnete Flüchtlingsnotunterkunft in einem leerstehenden Baumarkt in der Kleinstadt. Angestachelt und organisiert von NeonaziNetzwerken konnte der Hass mehrere Nächte in Folge zu Gewaltexzessen eskalieren.
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ener Hass hat eine lange Tradition in dieser Region. Vor allem die ländlichkleinstädtische Szenerie ist fest in der Hand fremdenfeindlicher Ansichten. Gewaltbereite Neonazis und rechte Kameradschaften arbeiten seit Jahren an ihren Strukturen, aber auch der normale Schläger mit rassistisch-dumpfem Horizont hat das öffentliche Leben, und sei es nur durch drohende Präsenz, im Würgegriff. Mit diesem Schwitzkasten von Brutalität und Ablehnung des Fremden jedweder Form hat sich die restliche Bevölkerung abgefunden. Und so nimmt es nicht wunder, dass immer wieder von Aufmärschen und Übergriffen rassistischer Natur in diesem Landstrich die Rede ist.
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ch habe Heidenau zwei Wochen nach den Krawallen besucht. Nicht weit von der Flüchtlingsunterkunft entfernt habe ich rund um eine große Apfelplantage die Bilder gefunden, die diese Grundstimmung der Ablehung symbolisieren können. In der Anmutung eines gleichgeschalteten Massenaufmarsches haben solche Monokulturen viel gemein mit dem Bild vom treuen Deutschen. Die Ansichten von Zäunen und Barrieren, von Asphalt und burgähnlichen Grundstücken wiederum vermitteln den möglichen Blick des Ankommenden auf seine neue Umgebung. In ihrer nüchternen Ziellosigkeit hat die Fotoserie „Heidenau“ keinen sensationellen Anspruch. Aber ein Bild wie jenes vom Rehkadaver im Zaungeflecht bleibt als Synonym für brutale Realitäten im Gedächtnis; anders vermutlich als das Geschehen in Heidenau selbst. Dafür ist die Aufmerksamkeitsspanne im medialen Dauerfeuer einfach zu gering.
Alle Bilder Š Sebastian Weise 2015 Kontakt: info@weisesicht.de