welternährung Die Zeitung der Welthungerhilfe
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2. Quartal 2015 | 44. Jahrgang
nepal nach dem beben
aufschwung für alle?
GipfelJahr 2015
Viele Menschen stehen vor dem Nichts. Es wird noch Jahre dauern, bis sich das Land erholt hat.
Vertreter von Nichtregierungsorganisationen in Peru und Bolivien über die Lage der Landbevölkerung.
Werden die Regierungen den Mut haben, internationale Interessen an die erste Stelle zu setzen?
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welthungerhilfe trauert
© Benedicte Kurzen/Noor/laif
In Pakistan getötet bonn | Vor über drei Jahren wurde unser Kollege Giovanni Lo Porto in Pakistan entführt. Als erfahrener Entwicklungsexperte arbeitete er daran, die Trinkwasserversorgung nach der verheerenden Flut dort zu verbessern. Seither haben wir Tag für Tag auf seine Freilassung gehofft. Ende April erreichte uns nun die schreckliche Nachricht. In einem vom Weißen Haus so bezeichneten »antiterroristischen Einsatz« des US-amerikanischen Militärs wurde Giovanni Lo Porto im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan bereits im Januar unabsichtlich getötet. Wir sind zutiefst erschüttert über den tragischen Verlust unseres Kollegen, der sich mit ganzem Herzen für unsere Sache einsetzte. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden. kb
WeltHungerhilfe Aktuell
tRAUER: Bombenanschläge und Entführungen bringen viel Leid. Das Foto entstand am Rande einer Beerdigung in Rayfield (Nigeria) nach einem Anschlag der Boko Haram.
Der unheilige Krieg Der Terror islamistischer Gruppen nimmt in immer mehr afrikanischen Ländern zu Während des jüngsten G7Gipfels haben die Islamisten eine große Bühne bekommen. Am letzten Tag des Gipfels trafen sich die Regierungschefs mit ihren Kollegen aus dem Irak und mehreren afrikanischen Ländern. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um die Bekämpfung des islamistischen Terrors.
Entführungen und die Erpressung von Lösegeld sind eine weitere zentrale Einnahmequelle. Weil die Terrorgrupigeria ist vom islamistischen pen für derlei Aktivitäten im lebensTerror besonders betroffen. feindlichen Umfeld der Wüste eine Allein in den Tagen nach ausgeklügelte Logistik brauchen, sind dem Gipfeltreffen auf Schloss Elmau sie auf Tausende Zuarbeiter ange haben Islamisten bei Selbstmordattenwiesen. Fässer mit Benzin, Pakete mit taten und Bombenanschlägen im NorProviant, Waffen oder Fahrzeugerden des Landes mehr als 100 Mensatzteile werden von ansonsten »unschen getötet. Boko Haram hatte der bescholtenen« Familienvätern an verTerrormiliz »Islamischer Staat« (IS) am einbarten GPS-Koordinaten in der 7. März die Treue geschworen, sechs Wüste hinterlegt. In einigen Regionen Tage später nahm der IS den im Sahel und in der Sahara Schwur offiziell an. Seitdem gibt es außer al-Qaida und ihweht in den Propagandaviren Verbündeten praktisch keiMitarbeiter schützen deos von Boko Haram die ne Arbeitgeber mehr. Immer wieder geraten Mitarbeiter von Auch die somalische Shaschwarze Fahne des IS. Hilfsorganisationen durch Terrorgruppen in Die Miliz bedroht nicht nur baab-Miliz profitiert wirtGefahr. Welche Schutzmaßnahmen die Nigeria, sondern überzieht schaftlich von ihrem angebWelthungerhilfe ergreift, beschreibt ihr Sicherlängst die gesamte Region mit lich religiös motivierten Krieg. heitsexperte Josef Frei auf Seite 13. Attentaten und Anschlägen, Allein der illegale Handel mit agiert auch in Kamerun, dem Holzkohle in den von ihr konNiger und Tschad. Zudem getrollierten Gebieten bringt winnen im Norden des Sahelstaates vom IS kopieren. Gemeinsam ist ih- nach UN-Angaben viele Millionen Mali mehrere islamistische Gruppen nen auch das wirtschaftliche Interes- Euro im Jahr. Die einfachen Kämperneut an Einfluss. Selbst in der Haupt- se am sogenannten »heiligen Krieg«. fer bekommen von diesen Reichtüstadt Bamako werden verstärkt An- Boko Haram hat geradezu mafiöse mern wenig zu sehen. Aber in Kenia schläge verübt. Keine andere Mission Strukturen und finanziert sich durch und Somalia erzählen sich die junder Vereinten Nationen (UN) weltweit alles, was verboten ist: Bankraub, gen Männer von dem »Gehalt«, das hat mehr Menschenleben zu beklagen, Schutzgelderpressung, Entführungen, Kämpfer der Shabaab-Miliz angebals die MINUSMA in Mali. Seit dem Drogen- und Waffenhandel. Die Lage lich erhalten. Für viele, die sonst keiJahr 2013 wurden bereits mehr als im Grenzgebiet von Nigeria, dem nerlei Perspektiven haben, ist 40 Blauhelmsoldaten durch islamisti- Tschad und Kamerun ist für derlei Ge- der Gedanke an ein regelmäßiges sche Attentate getötet. Der Funke der schäfte ausgesprochen günstig. Im Einkommen bei der Terrormiliz Krise in Mali droht auf das Nachbar- Norden von Mali verdienen die isla- unwiderstehlich. land Niger überzuspringen. mistischen Milizen ihr Geld unter anEbenfalls prekär ist die Sicherheits- derem mit dem Schmuggel von harBettina Rühl ist freie Journalistin lage im Osten des Kontinents, in ten Drogen, Menschen und Waffen. in Köln und Nairobi, Kenia. Von Bettina Rühl
N
omalia und Kenia. Der Anschlag der S islamistischen Shabaab-Miliz auf die Universität der kenianischen Stadt Garissa am 2. April hat ein blutiges Schlaglicht auf die Lage in diesen Ländern geworfen. Die überwiegend kenianischen Attentäter töten 148 Menschen. Gemeinsam ist den islamistischen Milizen in den genannten Konfliktregionen nicht nur die islamistische Propaganda, wobei sie ihre »Kommunikationsstrategie« voneinander und
Preis für den Wassermann neu-delhi | Rajendra Singh, der »Wassermann von Indien« kann sich über den Stockholm Water Prize Laureate im Jahr 2015 freuen. Der Preis wurde ihm für seine Bemühungen um innovative Wasseraufbereitungstechniken verliehen. Rajendra Singh leitet die von der Welthungerhilfe unterstützte Wasserkampagne »Jan Jal Jodo« in Indien. Die Kampagne befasst sich mit Wasserrechten auf kommunaler Ebene. fs
Jahresbericht bonn | Die Welthungerhilfe engagiert sich immer stärker in Ländern, die von humanitären Krisen betroffen sind, wie Syrien oder Südsudan. Das zeigt der im Juni vorgestellte Jahresbericht. Die Spendeneinnahmen haben sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr erhöht und lagen bei 40,8 Millionen Euro. Öffentliche Geber förderten weltweit Projekte in der Höhe von 152,2 Millionen Euro. Davon wurde das meiste Geld für Nothilfemaßnahmen verwendet. Weitere Informationen unter: www.welthungerhilfe.de/ jahresbericht.html ps
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