Welternährung 2/2012

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welternährung Die Zeitung der Welthungerhilfe

www.welthungerhilfe.de

2. Quartal 2012 | 41. Jahrgang

porträt

Dossier

Wasserspeicher und besseres Saatgut sollen die Menschen vor Hunger schützen.

Lourdes Mugica ist seit 20 Jahren für die Welthungerhilfe im Einsatz.

Ob der Gipfel der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro einen Durchbruch für mehr nachhaltige Entwicklung bringt, ist mehr als ungewiss.

Seite 4–5

Seite 7

Seite 9–12

Sonderseiten

© Pilar

Dürre im Sahel

Seite I–IV

Junge Autoren über die Konferenz »Move! United for Sustainable Development«

WeltHungerhilfe Aktuell

Gauck übernimmt Schirmherrschaft Berlin  |  Bundespräsident Joachim Gauck hat kurz nach seinem Amtsantritt bestätigt, dass er die traditionell beim Amtsinhaber liegende Schirmherrschaft über die Welthungerhilfe übernimmt. Gauck ist damit der zehnte Schirmherr der Welthungerhilfe. Die Welthungerhilfe freut sich auf die Zusammenarbeit im Kampf gegen Hunger und Armut weltweit. sb

© Brown/Polaris/laif

Beim D ­ alai Lama

Ikone der freiheit: Aung San Suu Kyi (hier: im März 2012) hat Jahrzehnte im Gefängnis und unter Hausarrest verbracht. Nun ist sie Parlamentsabgeordnete.

Myanmar im Wandel

Gemeinsam für Afrika

Das Regime lockert langsam die Fesseln und öffnet sich für den Westen Über viele Jahre hinweg war Myanmar ein weitgehend abgeschottetes Land, das von ­einer Militärdiktatur beherrscht wurde. Doch seit ­einigen ­Monaten kann ein ­demokratischer Umbruch ­beobachtet werden. Im April 2012 fanden Nachwahlen statt. Als E ­ rgebnis zog die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi mit ihrer Partei ins Parlament ein.

Von Klemens Ludwig

F

ast zwei Jahrzehnte lang reichte es, den Namen Aung San Suu Kyi auszusprechen, und jedes Gespräch war abrupt beendet. Bei aller Bewunderung für die charismatische Oppositionsführerin beherrschte die Angst den Alltag der Menschen. Inzwischen ist Aung San Suu Kyi Parlamentsabgeordnete. Bei Nachwahlen im April durfte sie mit ihrer Partei, der National League for Democracy (NLD), erstmals antreten – und erhielt in ihrem Wahlkreis 99 Prozent der Stimmen. Auch im Erfolg blieb sie sich treu, denn zunächst weigerte sie sich, einen Eid auf die Verfassung zu schwören, in der die Vormachtstellung der Armee festgeschrieben ist. Nach einigen Verhandlungen erklärte sie sich doch noch dazu bereit.

Militärs weiter stark Ohnehin ging es bei der Nachwahl nicht um eine grundlegende Machtverschiebung, denn die eigentliche Parlamentswahl hatte bereits im November 2010 stattgefunden – ohne die NLD und Aung San Suu Kyi. Die stand damals noch unter Hausarrest und hatte zu einem Boykott aufgerufen. Der Arm der Militärs, die »Un­ion Solidarity and Development Party« erhielt 495 von 661 Sitzen im Ober- und Unterhaus. Dennoch könnte der Erfolg der NLD eine Kurskorrektur hin zu ei-

ner demokratischen Zivilgesellschaft signalisieren. Der Wandel umfasst viele Bereiche. Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte die Regierung über 200 und zu Beginn des neuen noch einmal 651 politische Gefangene freigelassen, darunter zahlreiche Prominente wie Min Ko Naing, einen der Führer des Volksaufstands von 1988, sowie Journalisten, Künstler und Vertreter ethnischer Minderheiten.

Minderheiten integrieren Gleichzeitig traf sich Staatspräsident Thein Sein wiederholt zu privaten Gesprächen mit Aung San Suu Kyi, die Pressezensur wurde gelockert und ein Waffenstillstand mit den Karen im Osten des Landes vereinbart, die für mehr Eigenständigkeit kämpfen. Gerade die Integration der ethnischen Minderheiten ist von großer Bedeutung. Doch so positiv das Abkommen mit den Karen auch ist, so schwer wiegt der nach 17 Jahren im vergangenen Juni erneut ausgebrochene Konflikt im Kachin. Hier sind aktuell mehr als 60 000 Menschen aus ihren Heimatorten vertrieben, die aufgrund bestehender Zugangsrestriktionen von Regierungsseite kaum Unterstützung erhalten. Trotzdem spürt man eine Veränderung: Die Angst weicht allmählich und die Menschen bekennen sich zu Aung San Suu Kyi. Besucher und Investoren haben ihre Chancen entdeckt und genutzt; der Tourismus verzeichnet einen

Neu-Delhi  |  Mitarbeiter der Welthungerhilfe wurden im Frühjahr vom Dalai Lama eingeladen. Bei einem Treffen in Neu-Delhi konnten sie dem geistlichen Oberhaupt des tibetischen Buddhismus Projekte der Welt­ hungerhilfe vorstellen. Ihre Arbeit in einem tibetischen Kinderdorf, im Kampf gegen den Hunger und für Gleichberechtigung hat ihm sehr gefallen. Binnen zwei Jahren unterstützte er die Arbeit mit 30 000 Euro. sb

nie gekannten Boom. Der Wandel hat das internationale Ansehen der Regierung aufgewertet. So hat US-Außenministerin Hillary Clinton Myanmar im November 2011 besucht, Ende April folgte der ­deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Beide versprachen, den Demokratisierungsprozess zu unterstützen, weshalb unter anderem die von der Europäischen Gemeinschaft verhängten Sanktionen – ausgenommen das Waffenembargo – für zunächst ein Jahr ausgesetzt wurden. Die internationalen Reaktionen deuten auf den tieferen Grund des Wandels hin. Vordergründig gab es für die Militärs keine Veranlassung dazu, denn sie sitzen fest im Sattel. Allerdings hatten sie sich in den Jahrzehnten der Isolation vollkommen vom großen Nachbarn im Norden abhängig gemacht: Die Volksrepublik China dominiert schon lange die nationale Wirtschaft. Insbesondere der eher gemäßigte General und heutige Staatschef Thein Sein hat erkannt, dass es nur eine Möglichkeit gibt, der chinesischen Umklammerung zu entkommen: die Öffnung nach Westen. Und dafür sind substanzielle Reformen unverzichtbar.

berlin  |  Das Bündnis »Gemeinsam für Afrika« lädt alle Schulen dazu ein, beim Aktionswettbewerb »Armut und Hunger beenden« mitzumachen. Klassen können kreative Aktionen oder Projekte zur Bekämpfung von Armut in Afrika entwickeln und eine kurze Dokumentation mit Bildern einreichen. Auf die ­Gewinner warten verschiedene Preise. Einsendeschluss ist der 29. Juli 2012. Weitere Informationen unter www.gemeinsam-fuer-­afrika.de/schulkampagnen/wettbewerb sb

Welternährung gewinnt Fox Award in Gold Penzberg  |  Im Juni gab es Grund zur Freude – die »Welternährung« wurde mit einem der Fox Awards 2012 in Gold ausgezeichnet. Die Zeitung der Welthungerhilfe wurde für ihre Effizienz geehrt. Laut Jury überzeugen vor allem das redaktionelle und das Vermarktungskonzept. Bei den Fox Awards wird die Effizienz von Unternehmensmedien bewertet. Sie wurden dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen. Insgesamt gab es 68 Preisträger, die Effizienzleistungen hinsichtlich Entwicklung, Reichweite, Umsatzimpulsen, Qualität der Verbreitung und Markenkonformität ­zeigen. pas

Klemens Ludwig ist freier Journalist in Tübingen.

LITERATURTIPP Klemens Ludwig: Birma. Eine Länderkunde. Beck’sche Reihe, 2. Auflage. München 2009, 172 Seiten, ­ 12,95 Euro.

ONLINE SPENDEN: www.welthungerhilfe.de


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