welternährung Die Zeitung der Welthungerhilfe
4. Quartal 2015 | 44. Jahrgang
Das furchtbare Kind
Die jämmerliche uno
migration
Die Welthungerhilfe hat sich auf das stärkste El-Niño-Ereignis seit 1870 eingestellt.
Bürokraten, aber keine Macher sieht der streitbare Jean Ziegler bei den Vereinten Nationen.
Über die Situation von Millionen Flüchtlingen und unsere Möglichkeiten, etwas zu bewegen.
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Seite 9–12
WeltHungerhilfe Aktuell
Mehr Promis bei »Wir helfen Flüchtlingen« Bundesweit | 436 000 Euro Spenden brachte die von Claudia Roth und der Welthungerhilfe 2014 initiierte Kampagne »Wir helfen Flüchtlingen«. Das Geld kam den Flüchtlingen, die in der Türkei leben, zugute. Jetzt startet eine Neuauflage – mit allen prominenten Unterstützern von 2014 und weiteren. Inzwischen halten sich in der Türkei rund 2,5 Millionen Menschen vor allem aus Syrien und dem Irak auf. Ihre Lage hat sich eher verschlechtert. Mehr Infos unter: www.wir-helfenfluechtlingen.de as
© Zeus
Nach den Gipfeln
Mit Erfolg: Tausende, wie hier auf den Philippinen, haben rund um den Klimagipfel für eine bessere Zukunft demonstriert.
Hat die Zukunft eine Chance? Das historische Klimaschutzabkommen von Paris ist der erste Schritt in die richtige Richtung Das Ziel ist ambitioniert: Auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius soll die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts begrenzt werden. Der Weg dahin ist nicht wirklich klar. Ob die Armen davon profitieren, wird die Umsetzung des Abkommens zeigen.
en dort, deren Lebensraum einfach weggeholzt wird, Eskimos aus dem Norden Alaskas, deren Boden wegschmilzt, Insel- und Küstenbewohner, die umsiedeln müssen, weil sie vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind, Peruaner, die nach dem Abschmelzen der Andengletscher nicht mehr wissen, wo das Wasser für Energie und Landwirtschaft herkommen soll. Es war mehr als nur eine Konfrontation mit der Wirklichkeit, es war ein Aufschrei, eine Aufforderung an die großen Treib hausgasemittenten, endlich gegenzusteuern und die Welt auf einen anderen Pfad zu bringen.
Laut Vertrag soll die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden – für die Inselstaam Ende war es sehr emotioten eine reine Überlebensfrage. Nur: nal. Tränen flossen, die AnWie soll dieses Ziel erreicht werden? spannung bei Delegierten Der Begriff Dekarbonisierung – die und Beobachtern wich großer Ervollständige Abkehr von Kohle, Öl leichterung. Mit diesem überraschenund Gas – kommt im Vertrag nicht den Ergebnis haben viele nicht gevor. Stattdessen einigte man sich darechnet. Ob in Kyoto, Bali, Cancún rauf, dass in der zweiten Jahrhunoder Durban – oft sah es überhaupt derthälfte nicht mehr Treibhausgase nicht danach aus, dass diese Staatenausgestoßen werden dürfen als von gruppe sich jemals würde einigen der Natur absorbiert werden können. können. Nachdem 1992 auf der Damit konnten auch China, Indien Nachhaltigkeitskonferenz in Rio de und Saudi-Arabien leben. Janeiro die Klimarahmenkonvention Paris steht für ein historisches der Vereinten Nationen ins Leben Abkommen. Aber die eigerufen worden war, verhangentliche Arbeit fängt jetzt delten die 196 Mitgliedstaaerst an. Wie konkret mit beten 23 Jahre lang um dieses Mehr zum Thema reits entstandenen KlimaAbkommen. Die Welt sah Mehr Informationen zur Position der Welthungerschäden umgegangen wird, 1992 noch anders aus, es gab hilfe im Zusammenhang mit der Klimakonferenz wie die Aufstockung der FiEntwicklungs- und Industriein Paris und dem Thema Klimawandel gibt es nanzmittel für Anpassungsländer, von erneuerbaren unter: www.welthungerhilfe.de/pressemitteilungmaßnahmen aussieht, wie Energien redete kaum jeklimakonferenz-paris Klimaschutz und Armutsbemand. Zur Gruppe der Länder kämpfung Hand in Hand gehaben sich inzwischen die hen, wird die Umsetzung Schwellenländer gesellt. Vor allem China und Indien verdanken Die Gruppe der kleinen Inselstaaten zeigen. Die Zivilgesellschaft weltihr Wirtschaftswachstum dem über- aus Südsee und Karibik hat es ge- weit, die den Prozess konstruktiv mäßigen Verbrauch von Kohle. Die schafft, Wut und Verzweiflung in und kritisch begleitet hat, wird sich erneuerbaren sind gegenüber fossilen politisches Kapital zu verwandeln. nicht vom Erfolg in Paris blenden Energieträgern oder der Atomkraft Der Außenminister der Marshallin- lassen, sondern auf seine Umsetzung längst konkurrenzfähig geworden. seln, Tony de Brum, brachte die Koa- pochen. Für Deutschland heißt das: Dass unter dieser Entwicklung vor lition der ambitionierten Staaten auf Ausstieg aus der Kohle – sofort! allem die armen Länder und die mar- den Weg. Neben den Entwicklungsginalisierten Bevölkerungsgruppen ländern stießen die USA, die Europä- Michael Kühn ist Mitarbeiter der Weltleiden, konnte man in Paris hautnah ische Union, aber auch Kanada, Brahungerhilfe in Bonn und war als Beerleben: Es waren Indios aus Brasili- silien und andere Hardliner dazu. obachter bei der Konferenz in Paris. Von Michael Kühn
A
Berlin | In diesem Jahr veröffentlichen Welt hungerhilfe und Terre des Hommes Deutschland den 23. Bericht »Die Wirklichkeit der Entwicklungspolitik«. Der jährliche Bericht analysiert die Entwicklungspolitik der Bundesregierung. Unter dem Titel »Nach den Weltgipfeln 2015« befasst er sich mit der Frage, ob die deutsche Politik »fit für die Umsetzung der Agenda 2030« ist, der neuen Agenda für nachhaltige Entwicklung. Er bewertet die Ergebnisse der wichtigsten Gipfel und formuliert Empfehlungen an die Bundesregierung. Mehr Infos unter: www.welthungerhilfe. de/bericht-wirklichkeit-entwicklungspolitik. html bdb
Green Colleges wirken Rukka | Ende 2015 besuchte Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Projekte der Welt hungerhilfe in Indien. Vor allem von den fünf Green Colleges in Jharkhand war er begeistert. Dort lernen Kleinbauern beispielsweise moderne Methoden des Reisanbaus, erwerben tiermedizinisches Grundwissen oder lernen, wie die Milchproduktion mit einfachen Mitteln gesteigert werden kann. »Green Colleges sind ein Erfolgsmodell«, so Müller. fs
Die »Welternährung« wünscht allen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
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