welternährung Die Zeitung der Welthungerhilfe
JUNI 2015 | 44. Jahrgang
Weichen auf Zukunft
Dreimal erfolg
Über diese Zeitung
Was die Welthungerhilfe den Staatschefs auf den langen Gipfelweg mitgibt.
Beispiele für Projekte, die helfen, dass Menschen ihr tägliches Auskommen haben.
Seite II
Seite III
Die vorliegende Sonderausgabe ist Teil der Zeitung »Welternährung«, die von der Welthungerhilfe vierteljährlich herausgegeben wird.
© Illustration: Simon Prades
Sonder ausgab e
Wir statt ich Vier Gipfel sollen den Grundstein legen für eine Welt ohne Hunger im Jahr 2030 Was haben das beschauliche Schloss Elmau in Bayern, die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba und die Metropolen New York und Paris gemeinsam? Hier finden 2015 Gipfeltreffen statt, bei denen die Staatsführer zeigen müssen, ob sie den Mut h aben, sich auf eine globale Agenda für eine gerechtere Zukunft für alle Menschen zu einigen.
Gipfeljahr 2015
www.welthungerhilfe.de
dazu verpflichten, gemeinsam die krasse Ungleichheit in der Welt zu überwinden. Was die Ernährung der Weltbevölkerung angeht, n der Aufbruchstimmung der Jahrtausendwen- so findet sich in der geplanten »Post-2015-Agenda« de verabschiedeten die Staats- und Regierungs- ein ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2030 soll es keichefs im Jahr 2000 eine Millenniumserklärung nen Hunger mehr geben. Es soll also nicht mehr und acht Millenniumsziele mit dem Zeithorizont nur, wie es in den »alten« Millenniumszielen hieß, 2015. Die Bilanz ist gemischt: Sicher, es gab Erfol- der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung ge – etwa bei der Bekämpfung der Kindersterblich- halbiert werden. Das Menschenrecht auf Nahrung keit oder bei der Förderung der Grundbildung. Auch wäre dann für alle Wirklichkeit. Das ist richtig und die Zahl der Hungernden ging weltweit zurück, in gut. Seit über 50 Jahren setzt sich die Welthungermanchen Ländern sank die Zahl der Armen deut- hilfe genau hierfür ein. Denn es ist nicht zu akzeplich. Aber ein echter Durchbruch blieb bislang aus. tieren, dass gehungert wird, weil Regierungen zö andeln. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich gern zu h Was muss passieren? Wir brauchen eine langfriszunehmend. Und noch immer müssen 805 Millionen Menschen weltweit hungern. Alle zehn Sekun- tige, überprüfbare Selbstverpflichtung der Regierunden stirbt ein Kind an den Folgen von Mangel- oder gen, mehr in die Hungerbekämpfung zu investieren Unterernährung. Nun soll eine neue globale Agenda entstehen. Beim Gipfeltreffen der G7-Staatschefs im Juni auf Schloss Elmau werden erste politische Signale geWIE LÄSST SICH DER setzt. In Addis Abeba geht es um die Frage der HUNGER BIS 2030 BEENDEN Finanzierung und Ausgestaltung von Entwicklung, um Hungerbekämpfung und Klimafolgen. Im SepKleinbauern in den Mittelpunkt stellen! tember sollen die Staatschefs in New York 17 Ziele für eine nachhaltige globale Entwicklung beschließen. Schließlich soll im Dezember in Paris ein inERTRÄGE ERNÄHRUNG ternational verbindlicher Klimavertrag verabschieSie produzieren rund 70 Prozent der Sie liefern gesunde det werden (mehr zu den Gipfeln finden Sie auf Nahrungsmittel in Entwicklungsländern. Nahrungsmittel. Seite II). Generell muss sich zeigen, ob die Regierungschefs bereit sind, globale Verantwortung zu tragen ENERGIE und ihre nationalen Interessen hintanzustellen. InsVIELFALT Sie benötigen weit besondere die Industrienationen müssen anerkenweniger fossile Energie. Sie nutzen vielfältige nen, dass Regierungshandeln, ob in der Handels-, Saaten und Rassen. der Agrar- oder der Energiepolitik, Auswirkungen in anderen Ländern haben kann. Entwicklungsländer dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen, denn Korruption und schlechte Regierungsführung NACHHALTIGKEIT behindern jeden Fortschritt. Die Schwellenländer Sie erhöhen die Widerstandsfähigkeit wiederum sollten nicht die Fehler der Industriestaaund erhalten Ökosysteme. ten wiederholen, sondern umwelt- und sozialverträgliche Wege gehen. Alle Nationen müssen sich Von Marion Aberle und Rafaël Schneider
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– finanziell wie auch strategisch. Dabei muss der Fokus auf den ländlichen Räumen und den Kleinbauern in Entwicklungsländern liegen, denn drei von vier Hungernden leben auf dem Land. Wenn die Kleinbauern mehr produzieren, neue Arbeitsplätze auf dem Land entstehen und gleichzeitig Handelsund Agrarpolitiken einen gerechten Marktzugang ermöglichen, dann können Armut und Hunger tatsächlich zügig reduziert werden. Vier Gipfel bieten 2015 die Chance für eine bessere Zukunft für alle – aber auch das Risiko, dass doch nichts passiert. Das darf nicht sein. Jetzt ist die Zeit zu handeln! Marion Aberle und Dr. Rafaël Schneider sind Teamleiter in der Abteilung Politik und Außenbeziehungen der Welthungerhilfe in Bonn.
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Die Regierungen müssen:
bäuerliche Strukturen gezielt fördern – und zwar mit einem besonderen Fokus auf von Armut gezeichneten Regionen.
die ökologischen Vorteile der bäuerlichen Landwirtschaft nutzen und stärken.
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mehr Einkommen im ländlichen Raum schaffen, zum Beispiel durch Weiterverarbeitung, Handel und Dienstleistungen.
die Rechte von Kleinbauern stärken, besonders bezüglich der Landrechte und des Umgangs mit Saatgut.
ein höheres und langfristiges finanzielles Engagement für die Hungerbekämpfung vereinbaren.