Zeitung Welternährung - Ausgabe 3/2010

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WELTERNÄHRUNG DIE ZEITUNG DER WELTHUNGERHILFE

WWW.WELTHUNGERHILFE.DE

3. QUARTAL 2010 | 39. JAHRGANG

ECUADOR

DOSSIER

Die Flutkatastrophe wird Pakistan noch viele Jahre belasten.

Private und öffentliche Gelder schützen einen Nationalpark vor der Erdölausbeutung.

Professor Michael Krawinkel erläutert, warum eine ausgewogene Kinderernährung eine zentrale Aufgabe der Entwicklungspolitik ist.

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© privat

PAKISTAN

WELTHUNGERHILFE AKTUELL

Bundespräsident als Schirmherr

© Welthungerhilfe

BERLIN | Auch der neue Bundespräsident Christian Wulff hat die Schirmherrschaft über die Welthungerhilfe übernommen und setzt damit die Tradition seiner Amtsvorgänger fort. Bärbel Dieckmann, Präsidentin, und Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe, danken dem Bundespräsidenten herzlich für die Übernahme der Schirmherrschaft: »Wir freuen uns, mit dem neuen Bundespräsidenten Christian Wulff einen idealen Unterstützer dafür gefunden zu haben, unsere Arbeit in unserer Gesellschaft noch bekannter und anerkannter zu machen und noch mehr Menschen für die Überwindung von Hunger und Armut zu mobilisieren. Deshalb freuen wir uns sehr auf die Zusammenarbeit.« pas

EINE CHANCE GEGEN DEN HUNGER: Nur eine ausreichende Ernährung in den ersten 1000 Lebenstagen ermöglicht eine gesunde Entwicklung – ein ganzes Leben lang.

Kinder brauchen gutes Essen Die Welthungerhilfe und das US-Forschungsinstitut IFPRI stellen gemeinsam den Welthunger-Index 2010 vor Die Ernährung von Kindern innerhalb der ersten 1000 Tage ist entscheidend für die weitere Entwicklung und den künftigen Lebensweg. Dies ist die zentrale Botschaft des Welthunger-Indexes 2010, den die Welthungerhilfe gemeinsam mit dem Internationalen Forschungsinstitut für Agrarund Ernährungspolitik (IFPRI) am 11. Oktober in Berlin vorstellte.

Von Bärbel Dieckmann

D

er Kampf gegen die Unterernährung von Kindern in Entwicklungsländern ist ein zentraler Faktor für die Reduzierung des weltweiten Hungerproblems. Neue Erkenntnisse zeigen, dass es dabei vor allem auf eine gesunde Ernährung innerhalb eines entscheidenden Zeitfensters von gerade einmal 1000 Tagen ankommt. Dieses umfasst die Phase von der Empfängnis bis zum zweiten Geburtstag eines Kleinkindes. Warum sind ausgerechnet diese ersten 1000 Tage für den weiteren Lebensweg so entscheidend? Kinder, die bereits in dieser intensiven Wachstumsphase an Mangelernährung leiden, besuchen weniger lange und erfolgreich die Schule, verdienen als Erwachsene weniger und haben insgesamt eine geringere Lebenserwartung. Physische und kognitive Schäden, die durch Unterernährung innerhalb dieses Zeitraumes ausgelöst werden, können späterhin meist nicht mehr rückgängig gemacht werden. Zudem bekommen Frauen, die als Kind unter Mangelernährung gelitten haben, später selbst oft Kinder mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht. Der Teufelskreis der Unterernährung setzt

sich so über Generationen fort. Das Problem der frühkindlichen Unterernährung ist dabei nicht gleichmäßig über den Globus verteilt, sondern konzentriert sich auf wenige Länder und Regionen. Über 90 Prozent der Kinder, die für ihr Alter eine zu geringe Körpergröße aufweisen (ein Anzeichen für chronische Unterernährung), sind in Afrika und Asien beheimatet. In Indien allein leben 42 Prozent aller unterernährten Kinder weltweit. Doch gibt es auch positive Beispiele bei der Bekämpfung von frühkindlicher Unterernährung: In Thailand

Arbeit der Welthungerhilfe. In vielen Projekten steht die Ernährungssituation von Kindern und Frauen im Fokus, wie zum Beispiel in Mali. Hier sollen durch ein Vierjahresprogramm bis 2011 etwa 125 000 Menschen erreicht werden. Die ersten Erfolge sind in den Dörfern bereits sichtbar. Es gibt weniger unterernährte Kinder, die Frauen stillen ihre Kinder länger und sowohl die Gesundheit der Mütter als auch die der Kinder hat sich verbessert. Doch trotz dieser positiven Beispiele sind weltweit noch immer Millionen von Kindern auf der ganzen

Mehr zum Thema Der Welthunger-Index wird seit 2006 gemeinsam mit dem Washingtoner Forschungsinstitut IFPRI und der irischen Nichtregierungsorganisation Concern Worldwide herausgegeben. Sie erhalten den Bericht unter Telefon: (0228) 22 88-134 oder als Download unter www.welthunger-index.de.

beispielsweise konnte in den 1980erJahren die Fehlernährung bei Kindern um die Hälfte von 50 auf 25 Prozent gesenkt werden. Der gezielte Einsatz von Ernährungsprogrammen durch die Regierung, die Einrichtung eines weitreichenden Netzes von freiwilligen Helfern sowie der verbesserte Zugang zu Gesundheitsvorsorge, Abwasserentsorgung und sanitären Einrichtungen waren zentrale Säulen dieses Erfolgs. Die Bekämpfung von Hunger und Armut ist das zentrale Anliegen in der

Welt tagtäglich Unterernährung und Hunger ausgesetzt. Diese Situation muss sich ändern. Daran arbeitet die Welthungerhilfe in ihren Projekten jeden Tag (siehe auch Seite 2 und Dossier auf Seite 9 bis 12).

Transparente Zivilgesellschaft BONN | Die Welthungerhilfe als eine der größten nationalen Hilfsorganisationen beteiligt sich an der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Ziel dieser Initiative ist es, ein möglichst breites Aktionsbündnis innerhalb der Zivilgesellschaft herzustellen, das sich auf die wesentlichen Parameter für effektive Transparenz einigt. Die Unterzeichner verpflichten sich, zehn präzise benannte, relevante Informationen über ihre Organisation der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Welthungerhilfe kommt dieser Forderung auf folgender Internetseite nach: www.welthungerhilfe.de/transparente-zivilgesellschaft.html pas

Godesberger Gespräch: Das Maß des Glücks BONN | Immer mehr materieller Wohlstand macht die Menschen kaum glücklicher. Zudem lässt sich Wachstum oft nur auf Kosten anderer Gesellschaften und der Umwelt erzielen. Diese beiden zentralen Botschaften vermittelte der Volkswirt und Glücksforscher Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel bei dem diesjährigen Godesberger Gespräch Ende September in Bonn. Unter der Moderation von Mirjam Gehrke (Deutsche Welle) machte er sich zusammen mit Karma Ura, Präsident des »Center for Bhutan Studies«, Bhutan, auf die Suche nach Alternativen zum Wachstumsdenken. Karma Ura stellte das Konzept des »Bruttonationalglücks« vor, das bereits in den siebziger Jahren von der bhutanesischen Regierung entwickelt und in der Verfassung verankert wurde. pas

Bärbel Dieckmann ist Präsidentin der Welthungerhilfe.

Weitere Informationen: www.welthungerhilfe.de/ whi2010.html

ONLINE SPENDEN: www.welthungerhilfe.de


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