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JAHRE YACHTHAFEN GRÖMITZ
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UNGESCHÜTZT DEM MEER AUSGESETZT – DIE ZEIT VOR DEM HAFEN
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INHALT 02/03
navigati DER ANFANG 04/05
n DIE ERWEITERUNG 58/59
BAUABSCHNITT EINS 10/11
PORTRAIT JÜRGEN COLSCHEN 66/67 HAFENMEISTER 72/73
BAUABSCHNITT ZWEI 12/13
PORTRAIT DG Z RS 76/77
BAUABSCHNITT DREI 14/15
HAFENKNEIPEN GESCHICHTEN 80/81
DER FISCHERVEREIN 16/17 DIE ALTEN SEGLER 28/29
INTERVIEW ODM 84/85
ZEITZEUGE MICHAEL GUTOWSKY 46/47
DIE ZUKUNFT 90/91
HAFEN
19 CHRONIK 67 SONDEREDITION 20 SCHUTZGEBÜHR 17 € 3,–
IMPRESSUM
JAHRE YACHTH AFEN G RÖMIT
Z
IDEEN- UND HERAUSGEBER TOURISMUS-SERVICE GRÖMITZ
BILDERWELTEN GRÖMITZER SEGEL-CLUB JÜRGEN COLSCHEN, PETER MÖLLER WERBEWERKSTADT, UND DER TOURSIMUS-SERVICE GRÖMITZ
KREATION/ILLUSTRATIONEN/GRAFIK RALF SUHR WERBEWERKSTADT TEXTKREATION DETLEF ARLT
DRUCK SVENJA MUCHOW WWW.DEDRUCKER.DE
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DER ANFANG 04/05
grömbsee, ein Flecke, hat einen meerhaFen Das alte Fischerdorf Grömitz hatte sich schon früh im 19. Jahrhundert dem Tourismus geöffnet. 1813 wurde es zum Seebad und ist damit eines der ältesten an der Ostsee. Seit 1949 war Grömitz auch Ostseeheilbad. Bis in die 1980er Jahre teilten sich Fremdenverkehr und Fischerei einträchtig Ort, Strand und Ostsee. Sogar die Idee des Hafens ist keine neue Erfindung des 20. Jahrhunderts.
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wie alles anFing
GROSSE LEIDENSCHAFT IN KLEINEN BOOTEN – DIE GRÖMITZER SEGELJUNGS
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DER ANFANG 06/07
Bereits im 14. Jahrhundert gab es im Ort einen Seehafen. Von hier aus trieben die Grömitzer Schiffe Handel mit den Travestädten Travemünde, Lübeck, Oldesloe und dänischen Städten. Eine Karte der Halbinsel Wagrien von 1652 vermerkt dazu: „Grömbsee, ein Flecke, hat einen Meerhafen“. Alte Lübecker Zollbücher verzeichnen, dass um 1670 zehn Grömitzer Schiffe Bauholz, Käse, Butter, Gerste und Weizen nach Lübeck lieferten. Die historische Hafenpracht war allerdings nur von kurzer Dauer. Im Laufe des 17. Jahrhunderts versandete der Grömitzer Hafen vollständig, und schon Napoleon, der 1811 die Küste der Lübecker Bucht genau vermessen ließ, fand keine Spuren eines Hafens mehr am Grömitzer Strand. Die Grömitzer Fischer wussten sich auch so zu helfen. Sie errichteten Stege ins flache Ostsee-
DIE VORGESCHICHTE: CLUB BRAUCHT HAFEN
wasser, wo sie ihre Boote vertäuen konnten – oder sie legten sie im Sommer an Bojen. Im Winter wurden sie an den Strand hochgezogen. Dass Segeln auch ein Hobby sein könnte, darauf kamen die Grömitzer im 19. und frühen 20. Jahrhundert überhaupt nicht. Klar, die Grömitzer Jungs übten das Segeln schon von klein an, um später in die Bootsstiefel ihrer Väter steigen zu können – aber so richtig ging es mit der Segelei erst Anfang der 1960er Jahre los.
Es ist ein Ausflug in die Wirtschaftswunderjahre der alten Bundesrepublik der sechziger Jahre. Ludwig Erhard war Bundeskanzler. Er versprach den Menschen in Deutschland die soziale Marktwirtschaft, das ganze Land befand sich im Aufbruch, man hatte wieder Geld, man war wieder etwas. Auch Grömitz erlebte sein ganz eigenes kleines Wirtschaftswunder. Dazu gehörte auch das Freizeitsegeln, das in dieser Zeit seinen ersten Boom erlebte. Zu diesen Freizeitkapitänen gehörte auch die Handvoll Grömitzer Jungs, alle in den Zwanzigern oder darunter, die ihre Leidenschaft für das Segeln zusammengeführt hatte.
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Sie gründeten auf einer Versammlung am 26. Juni 1964 den Grömitzer Segel-Club e.V. im Hotel Miramar. Erster Vorsitzender wurde der Bauunternehmer Hans Hüning. Nun braucht ein Segelclub Platz für seine Boote. Bisher lagen die kleinen Jollen und Kreuzer an Tonnen vertäut, am Strand hochgezogen oder bei den Fischern gegen gutes Geld am Steg. Das war keine Lösung auf Dauer. Ein Hafen musste her.
EIN BÜRGERMEISTER WIRD EINGESPANNT Die Jungs des Segelclubs baldowerten einen Plan aus und übertrugen ihrem ersten Vorsitzenden, dem Bauunternehmer Hans Hüning, die Aufgabe, einen entsprechenden Antrag bei der
IM KAMPF MIT WIND UND WELLEN – DIE FRÜHEN GRÖMITZER SEGELREGATTEN
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Gemeinde zu stellen. Das ging erst einmal vollständig in die Hose! „Der Antrag erhält wegen der unübersehbaren Herstellungs- und Unterhaltskosten einen abschlägigen Bescheid“, entschieden Gemeinde und Wasserwirtschaftsamt. Aber einer fand die Idee von Hans Hüning und seinem Segelclub gar nicht schlecht: Hermann Reimers, damals Bürgermeister von Grömitz. „Hans Hüning war immer die treibende Kraft hinter dem Yachthafen“, erinnert sich Gründungsmitglied Michael Gutowsky. „Er hatte das nötige Geld, die politischen Verbindungen und auch den Draht zum Bürgermeister. Er hat es mit viel diplomatischem Geschick so gedreht, dass Hermann Reimers tatsächlich glaubte, die Idee für den Hafen sei seine eigene gewesen. Ein Riesenvorteil für den Segelclub, denn von
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da an galoppierte er mit der Idee los und sagte: „Das machen wir“. Statt eines Hafens sollte vorerst alternativ ein Seesteg in „T-Form” gebaut werden, an dem die Boote beidseitig vertäut werden konnten. Gesagt, getan, Hans Hüning zimmerte mit seinen Arbeitsleuten einen kleinen Steg, dort wo heute die Katamarane liegen. Es blieben aber die Bedenken, ein Hafen in offener See würde der unberechenbaren Kraft der Elemente nicht standhalten. Da mussten es erst die Kieler mit ihrem Olympiahafen in Schilksee beweisen, dass so etwas doch möglich ist. Mit Verweis auf Schilksee stellte der Segelclub im Frühjahr 1965 einen erneuten Antrag auf den Bau eines Hafens mit vier Stegen. Die Gemeindevertreter ließen sich zu einer Besichtigungsfahrt nach Kiel-Schilksee überreden und waren vollständig überzeugt. Am 10. September 1965 fasste die Gemeindevertretung den Beschluss, den Yachthafen nach dem Kieler Vorbild für etwa 400 Boote in mehreren Jahresabschnitten zu bauen, und bereits wenige Tage später rollten die Raupen an und schoben die Steilküste ab, um Platz für das landseitige Hafengelände zu schaffen. „Am 2. November 1965 erging der erste Bauauftrag über 9000 Tonnen Findlinge für die
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Erstellung der Nordostmole an eine Hamburger Baufirma, die den Auftrag an Fehmaraner Steinfischer weitergab“ erinnert sich SegelClubmitglied Michael Gutowsky. Im März 1966 begannen die Bauarbeiten für die Nordostmole, die ersten drei Stege und die Zufahrtsstraße. „Die Steinfischer brachten die bis zu 1,5 Tonnen schweren Findlinge Tonne für Tonne nach Grömitz und schütteten nach und nach die Nordostmole auf“, erzählt Gründungsmitglied Olaf Hansen. Bis zum Sommer 1966 waren Nordostmole und drei Stege fertig, zum Beginn der Segelsaison 1967 wurde der erste Bauabschnitt des Yachthafens mit dem vierten Steg fertiggestellt. Nun war der Hafen gegen die gefürchteten Nordoststürme geschützt, aber nach Süden hin vollkommen offen, richtig? „Nein, stimmt nicht ganz“, sagt Clubmitglied Dr. Schütz. „ Im Süden wurde eine Stahlspundwand gerammt, die den Hafen bei grobem Seegang gegen den Schwall aus Südwesten geschützt hat.“ Diese Spundwand gibt es heute noch. Sie wurde später mit dem fünften Steg überbaut. Genug Platz gab es erst einmal. „Der Segelsport war noch nicht so verbreitet, und wir hatten ernste Schwierigkeiten, unsere Liegeplätze loszuwerden“, erinnert sich Olaf Hansen. „Außerdem war der Hafen zu flach für größere Schiffe“, ergänzt Michael Gutowsky.
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DER ERSTE BAUABSCHNITT 1966-67
zu Flach Für grosse schiFFe
HOCHWASSER, STEINFISCHERBOOTE UND, VORDERGRÜNDIG IM RUMPF UNTERGEBRACHT, DAS BÜRO DES SEGELSCHULE VON MICHAEL GUTOWSKY
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DER ZWEITE BAUABSCHNITT 1970-1990
Sumpf an Land, Ton im WaSSer DAS SÜSSE LEBEN PUSTET DURCH DEN NEUEN HAFEN
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Nun sollte der Hafen weiter wachsen – in die Länge aber auch in die Tiefe: Wir mussten Tiefgang schaffen für größere Boote. Das Problem war der Untergrund: „Wir haben hier blauen Ton. Man hat versucht, den mit Kettenbaggern und Spülungen herauszuholen. Nichts funktionierte, bis schließlich ein Niendorfer Steinfischer es schaffte, den Hafen auszubaggern. Das hat allerdings mindestens zehn Jahre gedauert. Schaufel für Schaufel raus und in der See wieder versenkt“, sagt Olaf Hansen. Vorteil des Blauen Tons ist allerdings bis heute: Der Ton steht, der Hafen verschlammt nicht. Fertig war allerdings noch nicht viel: „Der Hafen war 1967 eine große Baustelle. Es wurden gleichzeitig Stege gebaut und ausgebaggert, der Vorhafen war durch das Baggergut ein großes Sumpfgelände, die Hafenmeisterei war ein Bauwagen, links und rechts flankiert von Toilettenhäuschen“, erzählt Michael Gutowsky. Fertig
war allerdings die erste „Benutzungsordnung und Hafentarif für den Sommerliegehafen Grömitz“ – Ordnung muss sein. Auch an Land wurde fleißig weitergebaggert, um aus dem Sumpf ein vernünftiges Hafengelände zu machen. Die Uferböschung, das Hafenmeistergebäude mit Sanitäranlagen und Michael Gutowskys Segelschule „Blauer Peter“, eine Slipanlage mit Mobilkran und die Parkplätze wurden als erstes fertig. Aber es ging voran: 1969 war der zweite Bauabschnitt auch im Wasser fertig. Die Südwestmole mit den Stegen sechs bis zehn wurde fertiggestellt, die Gesamtfläche auf acht Hektar erweitert, die Normalwassertiefe betrug dank des Niendorfer Steinfischers drei Meter. Im Hafen standen jetzt 509 Liegeplätze zur Verfügung, die sich mit der Entwicklung des Wassersports immer besser verkauften.
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DER DRITTE BAUABSCHNITT 1970-1990
parknot und pommes
MITTELGROSSE KÄFER, DIE FRANZÖSISCHE KÖNIGIN ( DS), SEGELBOOT UND PARKNOT BIS 1982
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Die Liegeplätze im Wasser waren inzwischen mehr als gut belegt. Die mehrheitlich auswärtigen Bootseigner brauchten aber auch an Land einen Platz: Parkplätze waren ein großes Problem. 1977 wurden im Hafengebiet 150 Parkplätze errichtet, aber erst 1982 entschärfte sich die Situation, nachdem auf dem Grund des Hofes Albersdorf ein 10.000 Quadratmeter großer Parkplatz mit weiteren 364 Stellplätzen gebaut werden konnte. Auch die Segler fanden endlich ihre Heimat auf festem Boden: Am 18. September 1982 konnten sie die Fertigstellung ihres Clubhauses feiern, das sie gemeinsam mit dem Wohn- und Geschäftshaus der Familie Leppin errichtet hatten. Die Kurverwaltung, die den Betrieb des Ha-
fens nach dem ersten Bauabschnitt übernommen hatte, baute ein zweites Sanitärgebäude, kombiniert mit dem Dienstgebäude der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, und die Ring-Werft, die die Slipanlage und Bootshalle von der Evers-Werft übernommen hatte, baute ein Geschäftshaus, in dem Yachtbedarf angeboten wurde. Kulinarisch ging es ebenfalls voran: Fritz Hagen, der den Bedarf der Segler bisher mit seinem Hafenkiosk bescheiden abdeckte, baute seine Gaststätte „Cap Arcona“, samt angeschlossenem Schnellimbiss, um die Mägen der Liegeplatzinhaber im inzwischen rappelvollen Yachthafen mit seinen legendären Pommes Frites zu füllen.
„GAH WECH, DAT IS MIEN PLASS“, KRIEGTE MAN ALS JUNGSPUND ÖFTER ZU HÖREN“
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DER FISCHEREIVEREIN
schauFelkrieg und netzräuber
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GRÖMITZ IST EIN ALTES FISCHERDORF, FRÜHER HAT HIER JEDER GEFISCHT, EGAL, OB SCHMIED ODER HOTELIER. DESHALB IST AUCH DER FISCHEREIVEREIN VON GRÖMITZ EINE ALTEHRWÜRDIGE INSTITUTION IM ORT. DER ERSTE EINTRAG IM ALTEN VERSAMMLUNGSBUCH STAMMT VOM 31. MÄRZ 1919. SIEBEN MITGLIEDER GIBT ES NOCH – UND DIE HABEN WENIG ZU FISCHEN, ABER VIEL ZU ERZÄHLEN. Hans Giese schaut im Versammlungsbuch nach, wie lange die Jungs schon dabei sind. Im Buch wird alles notiert, was besprochen wurde und was Sache ist. „Guck, hier bin ich schon dabei“. Im Versammlungsprotokoll von 1994 steht sein Name. „23 Jahre, da kann man mal sehen, wie die Zeit läuft.“ Klaus Papke kam ein Jahr später dazu. Die Sitzungen des Fischereivereins finden einmal im Jahr statt. „So viel haben wir nicht mehr zu besprechen“, sagt Hans Giese. Ein wenig traurig ist er schon darüber. „Früher waren wir ein ganzer Haufen Leute, heute sind wir noch sieben Fischer im Verein. Früher waren das mal 27.“ Berufsfischer waren sie alle schon damals nicht mehr. „Da waren ein paar bei, die hatten ihre zugeteilten Parzellen, in denen sie fischen durften, damit sie sich nicht in die Quere kamen. Trotzdem kam es immer mal wieder zum „Schaufelkrieg“, in dem sich die Fischer gegenseitig die Schaufeln auf die Motorhauben ihrer
Autos hauten. Meist war dabei jede Menge Alkohol im Spiel. Die Vereinsversammlungen wurden gern morgens um halb sieben abgehalten, weil die Fischer dann noch nüchtern waren. „In der Kälte musste man sich halt aufwärmen“, war die gängige Erklärung. „War damals nicht so ganz einfach“, schmunzelt Hans Giese. „Die alten Fischer hatten ihren Kopf für sich. Wenn da so ein Junger kam, das war nicht so einfach.“ Auch Klaus Papke hat seine Erfahrungen mit den Alteingesessenen gemacht. „Ich hatte Heringsnetze draußen, und die waren am nächsten Morgen weg. Ich sah nur noch einen Kutter wegfahren. Im Hafen habe ich den Fischer gefragt, ob er meine Netze gesehen habe. „Dörfst du öberhaup Hering fischen“, hat er nur geantwortet. Was für ein Arschloch! Es gab wohl auch Zoff zwischen den Fischern: „GAH WECH, DAT IS MIEN PLASS“, kriegte man als Jungspund öfter zu hören.
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LEBEN KANN MAN NICHT VOM FISCH Leben konnten sie von der Fischerei nicht mehr. Es gab schon immer Zubrote: „Viele Fischer hatten damals Strandkörbe zur Vermietung aufgestellt”, erzählt Hans Giese. Nur einige wenige Fischer, wie Jürgen Colschen, waren Haupterwerbsfischer. Der ehemalige Hafenmeister ist einer der Ältesten im Fischereiverein, seit 1976 ist er Mitglied. Seine Familie hatte 1979 ein kleines Fischgeschäft übernommen, in dem sie bis 1992 ihren eigenen Fisch verkauft haben. Eine Genossenschaft, die ihre Fänge gemeinsam vermarktete, war der Fischereiverein nie. Jeder hat für sich selbst gewirtschaftet. „Zu damaliger Zeit ging das noch alles,” sagt Hans Giese. „Da konnten sie mit dem Boot rausfahren, Netze auswerfen und den Fang einholen. Heute muss man Fischwirt lernen, um überhaupt mit Netzen zu fischen. Wir haben das einfach von unseren Vätern gelernt, wenn wir mit ihnen rausgefahren sind.“ Damals sind sie so in den Beruf eingestiegen und haben sich in Hamburg bei der Seeberufsgenossenschaft die nötigen Bescheinigungen ausstellen lassen. Sie sind alle keine gelernten Fischer im Verein. „Da gibt es keinen mehr in Grömitz“, sagt Klaus Papke. In Neustadt soll es wieder einige
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Fischwirte geben, die als berufsmäßige Fischer arbeiten. Die Grömitzer haben alle andere Berufe gelernt. Hans Giese war Kundendienstmonteur im Heizungsbereich, Klaus Papke war bei der Telekom und ist rechtzeitig in den Vorruhestand abgehauen, „als es keinen Sinn mehr machte“. So hatte er mehr Zeit für seine eigentliche Passion: die Fischerei. Er fährt immer noch raus, ist sogar eine Berühmtheit: „Ich bin der Fischer, der mit dem Delfin schwimmt“. Das Bild mit ihm und den Ostsee-Delfinen ging Anfang 2016 durch die Presse. „Schweinswale haben wir ja öfter, aber dass Delfine unter uns durchtauchen, war natürlich ein Erlebnis“, sagt Klaus Papke. Gleich in der Hafeneinfahrt haben ihn zwei der eleganten Meeressäuger begrüßt und ihn begleitet. Ihren Fang haben die Hobbyfischer damals schon immer an Privatleute verkauft. „Massen haben wir nie gefischt“, sagt Klaus Papke. „Es reichte gerade für uns.“ Heute zahlt er sogar drauf. Allein die Abnahme seines Kutters durch die Seeberufsgenossenschaft kostet ihn alle fünf Jahre 600 Euro. Kein Wunder, dass heute nur noch zwei Kutter im Yachthafen von Grömitz liegen, der von Hans Giese und der von Klaus Papke.
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IHREN FANG TEILTEN GRÖMITZER FISCHER DAMALS SCHON FANGFRISCH AN DER BORDKANTE MIT GÄSTEN UND UREINWOHNERN
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AM WOCHENENDE BIN ICH DRAUSSEN Wenn Wind und Wetter es zulassen, geht es am Freitag los. Am frühen Abend werden die Netze aufgestellt und Sonnabend-Morgen, sobald es hell wird, fährt man wieder raus und holt die Netze ein. Am Sonntag wurden dann die Netzte gesäubert, ordentlich zusammengelegt und im Schuppen aufgehängt. Jeder Fischer hatte seinen eigenen Schuppen, einige von ihnen gibt es noch. Wichtig war, dass kein Ungeziefer in die Schuppen kam. Mäuse und Ratten haben sich gern über Muschelreste und sogar Styropor hergemacht. „Wir mit unseren zehn, zwanzig Netzen haben das ja im kleinen Stil gemacht“, erzählt Klaus Papke. Jürgen Colschen hat im großen Stil gefischt. Zu seinen besten Zeiten hat er 600 Netze ausgelegt. Und das geht ruckzuck. Die leichten Kunststoffnetze laufen über eine Rolle
ins Wasser und werden mit Bojen an Ort und Stelle gehalten. „In früheren Zeiten war das ganz anders,” erinnert sich Jürgen Colschen: „Zu Vadders Zeiten hat man noch mit den schweren Baumwollnetzen gefischt. Aus Kork wurden so kleine schwimmende Flotthölzer geschnitten, damit die unten mit Blei beschwerten Netze senkrecht im Wasser standen. Dann hat der eine Mann das Netz per Hand auseinandergetüdelt und ins Wasser gelassen, während der andere gerudert ist. Motoren hatte man damals noch nicht.“ Mit dieser Technik konnten die Fischer maximal 20 Netze auslegen – mit denen sie allerdings so viel Fisch fingen, dass sie davon leben konnten. Es war ja viel mehr Fisch da. Mit den modernen Netzen konnten sie dann Riesenmengen fangen, und das hat auch jeder getan. Das Ergebnis sehen wir heute: Es ist nichts mehr da.
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FRÃœHER KONNTEN WIR VOM FISCH LEBEN. HEUTE IST NICHTS MEHR DA
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DIE ZEIT VOR DEM HAFEN Der Yachthafen ist natürlich purer Luxus für die erfahrenen Fischer. Sie kennen es noch anders: „Früher war praktisch der ganze Strand Fischereigelände“, erinnert sich Jürgen Colschen. „Überall standen Netzstützen, von der Steilküste beim Strandidyll bis zur anderen Seite hin, das gehörte einfach dazu.“ Sogar ein massives Fischereigebäude gab es damals, bei der Pumpstation am Kinderheim Seestern. Anfang der siebziger Jahre wurde das Gelände verkauft, der Käufer finanzierte das heutige Gebäude des Fischereivereins, das sich im Eigentum der Gemeinde befindet. „Früher wurden die Boote an den Strand hochgezogen“, erinnert sich Hans Giese. „Teilweise hochgezogen“, korrigiert Jürgen Colschen. „ Ein Großteil der Boote lag im Sommer, wenn kein Sturm
DIE MEISTEN FISCHER VERMIETETEN AUCH STRANDKÖRBE
war, im Körk ( Anm. d. Redaktion: die Vertiefung zwischen Strand und erster Sandbank) vor Anker. Früher war das ja wesentlich tiefer, weil der Yachthafen noch nicht da war. In 50 Meter Entfernung vom
Strand war das Wasser schon drei Meter tief. Durch den Hafen ist das jetzt alles versandet.“ An den 30 Meter langen Seebrücken haben früher die Segelboote und die Fischkutter festgemacht. „Da wurde vorn aufs Schiff ein Anker gepackt, mit einer Reißleine, dann kriegte das Schiff einen ordentlichen Schupps, und wenn man meinte, das Schiff sei weit genug entfernt, zog man die Reißleine, und das Schiff lag auf Anker“, beschreibt Jürgen Colschen die gängige Ankertechnik vor der Zeit des
Yachthafens. Am nächsten Tag zog man das Boot an der gleichen Leine wieder an die Brücke. Im Winter oder bei Sturm wurden die Boote mit Drehböcken an den Strand hochgezogen. So einen alten Drehbock kann man noch am Strand von Dahme besichtigen. Zu der Zeit waren sich die Fischer noch einig, denn man war aufeinander angewiesen, erinnern sich die alten Fahrensleute. „Die Boote waren natürlich auch kleiner und leichter damals, fünf, sechs Meter, ohne Kajüte“, wirft Hans Giese ein. Die Fischer mit größeren Booten oder Kuttern lagen zu der Zeit in Niendorf.
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DER BAU DES JACHTHAFENS „Als Kinder war das Gelände des heutigen Yachthafens unser Spiel-Eldorado“, erzählt Jürgen Colschen. Am Strand lag eine riesige, gestrandete Schute, die sich vom Kettenbagger losgerissen hatte, der das neue Hafenbecken ausbaggerte. „Das war unser Abenteuerspielplatz“. Irgendwann wurde sie dann mit riesigen Luftpolstern bei Hochwasser vom Strand gehoben. Nach und nach wurde dann der Hafen gebaut. „1967 war die Mole mit den ersten drei Stegen fertig, nach hinten war noch alles offen, später wurden die Stege vier und fünf mit einer Spundwand darunter gebaut, und so erhielt man ein geschlossenes Hafenbecken mit einer Einfahrt“, erinnert sich Jürgen Colschen. Anschließend wurden die Stege sechs bis zehn dazu gebaut, und 1972 war der Hafen dann eigentlich fertig. Die Berufsfischer zogen mit ihren Booten vom Seestern in den Hafen. Sieben Plätze waren für sie reserviert. Als Nebenerwerbsfischer hatte man keine Chance auf einen Liegeplatz, geschweige denn auf einen Schuppen.
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hans giese Jahrgang 1941, hat die Fischerei inzwischen krankheitsbedingt aufgeben müssen und hat sich abgemeldet. Seit 1971 lebt der in Pommern geborene ehemalige Betriebsschlosser in Grömitz und hat seitdem als Heizungsbauer und Kundendienstmonteur bei Wiebe gearbeitet. Auch er hat früh als Hobbyfischer angefangen und sich 1991 seinen eigenen Kutter zugelegt. 2.500 Mark hat er damals bezahlt. „Heute werden dir die Dinger nachgeschmissen, weil es keinen Nachwuchs mehr gibt.“ Seit 12 Jahren ist er nun in Rente. Seine Frau hat 30 Jahre beim Tourismus-Service gearbeitet, sie hat seine Hobbyfischerei immer mitgetragen. Vor vier Jahren hat er aufgehört, jetzt hat er seine Marke abgegeben und seine Nummer vom Kutter abgekratzt.
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DIE FISCHER FUHREN ALLEIN RAUS, DENN ZU ZWEIT MUSS MAN TEILEN
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klaus papke ist reinrassiger Lenster, das bedeutet, er ist zu Hause in Lenste geboren, nicht im Krankenhaus. Darauf legt er Wert. Von der Dorfschule Lenste aus ist er frühreif mit vierzehneinhalb Jahren 1969 nach Hamburg in die Lehre gegangen – zum Fernmeldedienst der Post, wie die Telekom früher noch hieß. „Da ging das noch auf die Masten“, schwärmt der Techniker. Nach der Lehre kam er wieder zurück. Schon damals, 1976, hat er die Hobbyfischerei mit Netzen betrieben. „Man musste sich bei Fischmeister Ulrich in Heiligenhafen einen Hobbyfischereischein holen. Mit dem konnte ich mich dann zu den Lehrgängen für den Bootsschein für den Fischkutter machen.“ Während der Woche ist er dann auf die Telefonmasten geklettert, und am Wochenende mit seinem kleinen Kutter rausgefahren. – Fast immer ganz allein, denn „wenn man zu zweit fährt, muss man teilen.“ Fischerei war immer Hobby für ihn, als Zubrot und Kostendecker reichte der Erlös. Heute ist Klaus Papke „der letzte Mohikaner“ in Grömitz. Als Einziger fährt er mit seinem Kutter noch zum Fischen raus.
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DIE ALTEN SEGLER
alter rum und junge Frauen DIE WILDEN JUNGS VON GRÖMITZ
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SIE WAREN IMMER FÜR EIN ABENTEUER UND EINEN GUTEN SCHLUCK ZU HABEN – AN LAND UND ZU WASSER
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IN DER KIRCHENSTRASSE (OBERDORF) WURDE GEBETET, UNTEN AM STRAND OFT GETANZT. VIELE DÄCHER UNTER REET UND DER ALTE MARKTPLATZ
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Echte Grömitzer Jungs können nicht ohne die See leben, egal wie alt, egal wo sie das Leben hin verschlagen hat. Olaf Hansen, Jahrgang 1940, und Dr. Albrecht Kühner, zwei Jahre älter, sind so zwei echte Fahrensleute, die ihr ganzes Leben lang immer eine Handbreit Wasser unterm Hintern brauchten – bis heute. Und wer denkt, die Generation unserer Großväter war so ruhig und bedächtig wie heute, der irrt sich ganz gewaltig. Das waren echt wilde Kerle, als sie jung waren. Man muss sie nur erzählen lassen. Die Zeiten waren nicht einfach nach dem zweiten Weltkrieg und noch sehr ursprünglich. Grömitz bestand bis in die fünfziger Jahre aus zwei Dörfern: Dem oberen „Kirchdorf“ und dem unteren „Wicheldorf“, dem Fischerdorf, verbunden nur durch eine Straße. Die Häuser waren fast alle mit Stroh gedeckt, erinnert sich Olaf Hansen. „Wir waren drei Jungs zuhause, alles Halbwaisen, mein Vater ist im Krieg geblieben. Wir sind mit meiner Mutter und den Großeltern auf-
gewachsen. Mein Opa war Fotograf in Grömitz und hatte unten am Strand ein ziemlich großes Fotogeschäft. Sein Bruder hatte einen Verlag in Oldenburg. Zusammen haben sie an der ganzen Ostseeküste Postkarten verkauft.“ Die Hansenbrüder sind unmittelbar hinterm Deich aufgewachsen und haben sich von Kindesbeinen an für die See interessiert. „Die Fischer hatten offene Ruderboote, und da haben wir als kleine Jungs ausgeholfen. Wir haben die Riemen in den Wind gehalten, damit die Boote trieben und die Fischer ihre Netze einholen konnten.“ Mit diesen Booten wurden auch Touristen über die Ostsee geschippert. Sie haben einen Mast gesetzt, ein Sprietsegel angeschlagen. Das ging so 1948 los, da kamen die Touristen allmählich zurück. Der professionelle Tourismus kam allerdings erst in den 50er Jahren so richtig in Schwung – auch in der Familie Hansen: „Oma kam auf die Idee, den Schweinestall sauberzumachen, da könnt ihr jetzt wohnen, die anderen Zimmer werden vermietet. So sind wir groß geworden.“
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OK! DIE JOLLE MIT DER KAUGUMMIWERBUNG WAR DAS URSCHIFF DES GRÖMITZER SEGELCLUBS
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DAS ERSTE BOOT IST ABGESOFFEN Dr. Albrecht Kühner kam zum ersten Mal als kleines Baby nach Grömitz. Seine Tante betrieb eine Arztpraxis im Ort. Kurz nach dem Krieg zog seine Familie ganz an die Ostsee, der kleine Albrecht wurde ein echter Ostseejunge: „Ich habe mit zehn Jahren gemeinsam mit meinen Cousins und Cousinen mein erstes Schiff gebaut. Ein paar Bretter zusammengenagelt, mit Dachpappe ummantelt und das schwere Ding dann auf zwei Leiterwagen zum Strand gekarrt. Bei Pfeffer-Jansen haben wir es zu Wasser gebracht. Aber schon nach kurzem Rumpaddeln soff es ab. Trotz mehrmaligem Nachbessern haben wir es nie dicht bekommen und es schnell wieder aufgegeben.” Aber die Liebe zum Wasser blieb. „Wir waren immer froh, wenn wir mit den Fischern mitsegeln durften“, erzählt Olaf Hansen. Die hatten ihre offenen, seegängigen Boote mittlerweile rundherum mit Bänken versehen und schipperten bis zu 20 Gäste auf einmal durch die Gegend. Wir durften diese besegelten Boote dann steuern und haben so das Segeln von der Pike auf gelernt.“ Die Scheine haben sie erst viel später gemacht, wegen der Versicherung und
der Navigation. Die älteren Jungen organisierten sich, erinnert sich Olaf Hansen: „Es gab immer eine starke Gemeinschaft unter den Jugendlichen. Wir waren in verschiedenen Familienbanden organisiert, deren Namen noch heute legendär sind: Die Hüningbande, die Benthienbande oder die Hagenbande. In unserer Freizeit hielten wir uns überwiegend am Wasser auf – die Oberdörfler an der Steilküste, die Unterdörfler am Strand, man wollte nichts miteinander zu tun haben.“ Hansen war Unterdörfler, Albrecht Kühner gehörte zu den Oberdörflern. Aber trotzdem: Das Segeln hat sie zusammengebracht: Einer der Grömitzer Jungs, Hans-Werner Schütz, hatte als erster eine vernünftige Jolle, den WIKINGER, eine aufgestockte O-Jolle mit gaffelgetakeltem Großsegel und ohne Vorsegel. Diese O-Jolle wurde „aufgeplankt“, also eine Planke höher gemacht, um dem Wellengang besser standzuhalten. „Auf dem Segel hat er für OK-Kaugummis Werbung gemacht. Das war unser einziges Schiff, das wir mit fünf Jungs gesegelt haben, das Urschiff des Grömitzer Segelclubs“, sagt Dr. Albrecht Kühner.
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RECHT FESCH, ALBRECHT KÜHNER WAR SCHON DAMALS EIN FLOTTER JUNGER MANN MIT IDEEN UND VISIONEN
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IM SOMMER LAGEN DIE BOOTE AN DEN STRAND GEZOGEN ODER AN DEN FISCHERSTEGEN
AENEAN LEO LIGULA, PORTTITOR EU, CONSEQUAT VITAE, ELEIFEND AC, ENIM.
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mit der conger und einer postkarte nach malmรถ
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Auch Albrecht Kühner blieb nicht lange ohne schwimmenden Untersatz. Der Fahrlehrer und nebenberufliche Bootshändler, Jochen Biebrach, besorgte Albrecht Kühner eine gebrauchte Kunststoffjolle aus Holland, mit der er lange rausgefahren ist. So hat er seine ersten Segelerfahrungen gemacht. Olaf Hansen wurde ebenfalls von Jochen Biebrach mit einer Congerjolle versorgt. „Mit der Conger sind mein Bruder Klaus und ich nach Malmö gesegelt.“ Das stelle man sich mal vor, mit einer Nussschale, die schon auf der Alster kibbelt, fahren die ganz locker über den großen Teich. Heute unmöglich. Die Wasserschutzpolizei würde solche Abenteurer ganz schnell aus dem Wasserverkehr ziehen.
Aber Segeln schweißt zusammen: „Wir haben unsere Boote nebeneinander an den Strand gelegt, und so wuchsen unsere beiden Cliquen nach und nach zusammen“, erinnern sich die beiden alten Seehasen. Später, als die Boote größer wurden, haben die jungen Segler sie an Bojen festgemacht – immer eine Angstpartie, wenn die Nord-Oststürme kamen. „So manches Mal haben wir im Strandkorb übernachtet, um die Boote, wenn sie abrissen, an den Strand zu holen“, sagt der gelernte Kochmaat Olaf Hansen. Zusammen mit einigen Stammgästen aus Hamburg, die schon größere Kajütboote hatten, wurde daher der Segelclub gegründet, der den Bürgermeister Hermann Reimers schließlich vom Bau des Hafens überzeugte.
JEDE FREIE MINUTE GEHÖRTE DEN BOOTEN UND DER SEGELCLIQUE
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PER SCHIFF UND TRUCK IN DIE WEITE WELT Da waren die wilden Jungs bereits berufstätig. Olaf Hansen ging mit 15 Jahren von zu Hause weg und lernte in Hamburg seine Berufe, zunächst Konditor, Bäcker und dann Kochmaat. Ab 1959 ist er für insgesamt acht Jahre zur See gefahren. „Das war noch echte Seefahrt. Ich bin als Koch auf sogenannten Trampschiffen gefahren, die Stückgut von Hafen zu Hafen brachten.“ Die ersten Jahre hat er sich zwischen Europa und Südamerika herumgetrieben. In Rio hat er sich sogar in eine feurige brasilianische Schönheit namens Vania verliebt und sie fast geheiratet. Hat aber gerade noch rechtzeitig den Rückzieher gemacht und sich in die Karibik verzogen, wo er im Stückgutverkehr unter anderem Zucker vom Heimathafen Montego Bay auf Jamaika bis in den Norden nach Kanada
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brachte. Auf Jamaika lagen sie manchmal sechs Wochen vor Anker, Gelegenheit für den jungen Olaf, alten Rum und junge Damen näher kennenzulernen und per Esel die Insel zu überqueren. Auch dort wäre er um ein Haar hängengeblieben – wegen einer Frau natürlich. Geheiratet hat er dann aber seine Birgit aus Hamburg. Etwa zur gleichen Zeit studierte Albrecht Kühner Medizin in Hamburg, Freiburg und Wien. In den Semesterferien hat er in den USA als Lastwagenfahrer gutes Geld verdient: „Ich bin immer mit einem Frachter von Hamburg oder Bremerhaven aus in sieben Tagen in die USA gefahren und habe dann drei Monate Geld verdient. Der Dollar stand bei 4,40 Mark und wir haben die Dollars so leicht verdient, wie hier die Mark, oder noch leichter.
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MUTIG. TOLLKÜHN. ALBRECHT KÜHNER
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YACHTHAFEN GRÖMITZ
ÄRGER MIT DER VANIA Ab und zu, zwischen den Törns, kam Olaf Hansen nach Grömitz, um hier Urlaub zu machen und zu segeln. „Ich habe immer Geld geschickt, von dem meine Brüder mir ein Auto und 1962 eben auch ein Schiff gekauft haben - einen Jollenkreuzer, der fast zwei Jahre unter Wasser im Ratzeburger See gelegen hatte. Sie haben ihn allein wieder auf Vordermann gebracht: „22 Spanten, fast alle Planken und das gesamte Deck haben wir in Heimarbeit erneuert. Den Mast haben wir mit fünf Minuten Angst bezahlt; heimlich bei Nacht und Nebel im Wald gefällt, am Strand längs nach Hause gezogen, sauber gemacht und aufgestellt.“ Das Segel hatte Olaf Hansen aus Canvas selbst mit der Hand genäht, den er in Quebec gekauft hatte. Als es fertig war, war die Vania ein echtes Schmuckstück. Als der Segelclub 1964 gegründet wurde, war es das größte Schiff im Club. „1965 sind wir damit bis nach Kopenhagen und Malmö gesegelt – mit einer Postkarte als Seekarte. Für richtige Seekarten hatten wir kein Geld. „Vania“ hieß das gute Stück, benannt nach seiner alten Liebe aus Rio. Gab ganz schön Krach, als seine Frau Birgit später erfuhr, woher der Name kam. Dr. Albrecht Kühner erinnert sich an heftigen Ärger auf dem Steg.
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DER LOHN DER WELTENBUMMLER: SCHIFFE UND FRAUEN
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junge männer, alte pötte DEN MAST HABEN WIR MIT FÜNF MINUTEN ANGST BEZAHLT
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Inzwischen war der Hafen gebaut, die Vania lag sicher an Steg 3, als Albrecht Kühner und Mike Gutowsky 1966 ein Angebot bekamen. Ein Neustädter Fischer wollte seinen alten, vergammelten Fischkutter verkaufen – mit einem Einzylinder-Glühkopfmotor, der mit Patronen und Pressluft gestartet werden musste. Der Motor war das Einzige, was noch funktionierte. Ansonsten war das Schiff eine große Müllhalde. „Wir haben den Kutter tagelang ausgeräumt und gesäubert – umlagert von Neustädter Fischern, die uns grüne Jungs mit guten Ratschlägen versorgt haben“, erinnert sich Albrecht Kühner. „Der Kutter war 1898 in Stolpmünde als Segelschiff gebaut worden. Wir haben ihn wieder mit einem größeren Mast aufgerüstet – auch eine Tanne – und getakelt. Von den Fischern haben wir ausgediente Lohsegel geschenkt bekommen und mit einer Gaffel an den Mast geschlagen und so den Ori-
ginalzustand von damals wieder hergestellt.“ Auf einer Werft auf Fehmarn wurde der Kutter noch einmal abkalfatert und dann unter großem Hallo in den neuen Grömitzer Yachthafen an den Steg 1 überführt. Dort eilte er oft genug anderen Schiffern zur Hilfe: „Wenn jemand mal Probleme mit dem Tiefgang in seiner Box hatte, haben wir uns angeboten, den Liegeplatz mit Hilfe der Kutterschraube gegen kleines Geld etwas tiefer zu machen“, erzählt Dr. Albrecht Kühner. „Dafür wurde der Kutter an den Steg gebunden und der Motor langsam laufen gelassen. In zwei, drei Stunden hat die Schraube den Sand dann zum Nachbarn gepustet – der kam dann auch wieder und hat unsere Dienste in Anspruch genommen.“ Mit diesem Kutter hat Mike Gutowsky seine Segelschule „Blauer Peter” gegründet – der Kutter war Büro und Firmensitz, bis das Gebäude neben der Hafenmeisterei fertig war.
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LAND IN SICHT, BEIM INTERVIEW, AUF FOTOS UND IN WAHREN GESCHICHTEN
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MANN WIRD RUHIGER 1967 ging Olaf Hansen von Bord und verabschiedete sich von der großen Fahrt, Albrecht Kühner von den amerikanischen Trucks. Wie ihr Grömitzer Yachthafen, wuchs mit der Zeit auch ihre bürgerliche Existenz. Aus Albrecht wurde der Allgemeinarzt Dr. Kühner mit eigener Praxis, aus Olaf 1972 der Betriebsleiter der Hamburger Rathauskantine. Die Segelei blieb immer ihr Sport. Albrecht Kühner war einer der ersten Katamaranbesitzer in Grömitz, Olaf Hansen kaufte sich 1976 eine schicke Hallberg Rassy Monsun 31, ein herrliches Schiff. 22 Jahre segelte er die „Lütten Schieter“. Lütten, das waren seine Kinder und der Schieter war seine Frau. Aber das ist eine andere Geschichte.
olaF hansen Olaf Hansen ist geborener Grömitzer. Der gelernte Küchenmeister ist nach seiner Lehre als Schiffskoch zur See gefahren und hat sich auf der ganzen Welt herumgetrieben. Als er seine Frau Birgit kennenlernte, musterte er ab und leitete schließlich die Kantine des Hamburger Senats. Auch er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Grömitzer Segelclubs und hat 22 Jahre lang eine edle Hallberg-Rassi Yacht gesegelt. Aus Gesundheitsgründen hat er sich vor Kurzem vom Segelsport zurückgezogen.
dr. albrecht kühner Dr. Albrecht Kühner ist zwar kein geborener Grömitzer, war aber zwei Wochen alt, als er das erste Mal nach Grömitz kam. Seine Tante hatte hier eine Arztpraxis. Nach dem Krieg ist seine Familie nach Grömitz gezogen, er ist hier zur Schule gegangen und hat schließlich den Beruf seiner Tante fortgeführt. Er war lange Allgemeinarzt für alle Fälle in Grömitz und ist einer der Gründer des Grömitzer Segel-Clubs. Er war und ist begeisterter Katamaransegler und fährt heute noch mit seinem Cat FX one raus auf die Ostsee.
Hallberg Rassy Monsun 31
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ZEITZEUGE MICHAEL GUTOWSKY
„so hermann, nu Fang mal an“ WIR WAREN EINE HANDVOLL JUNGS, DIE BEI DEN FISCHERN HAND- UND SPANNDIENST LEISTETEN
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Eine Szene, wie in einem Schwarzweißkrimi aus den frühen 1960er Jahren. Eine Gruppe von Männern sitzt in einem schummerigen Gastraum eines Hotels, die Luft ist rauchgeschwängert von Zigarren und Zigaretten, das Bier fließt. Es ist klar: Hier wird etwas ausgekungelt. Ein Mann sagt: „Ich brauche 120.000 Mark, dann könnt ihr euren Plan umsetzen.“ Betretenes Schweigen, bis ein anderer Mann in sein Jackett greift, ein Scheckbuch herausholt, einen Scheck ausfüllt, und ihn dem anderen Mann übergibt. „So Hermann, nu fang mal an“, sagt er, der andere nickt überrascht. Diese Szene hat sich genauso abgespielt erinnert sich Michael „Mike“ Gutowsky, der da-
mals auch dabei war. Es ging um die Gründung des Grömitzer Yachthafens. Hermann war der damalige Bürgermeister Hermann Reimers, Hans Hüning, finanzstarker Bauunternehmer, stellte den Scheck aus. Er gehörte, wie die anderen Männer am Tisch, zu den Gründungsmitgliedern des Grömitzer Segelvereins, junge Männer, die sich schon seit ihrer Jugend kannten, und die eines verband: Die Leidenschaft für das Segeln. „Wir waren eine Handvoll Jungs, die bei den Fischern Hand- und Spanndienst leisteten und dafür konnten wir dann Boot fahren“, erinnert sich Mike Gutowsky. „Ich war damals so um die zwölf Jahre alt.“
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wirtschaFts wunder triFFt auF FischerdorF VON LINKS: HANS HÜHNING, BÜRGERMEISTER HERMANN REIMERS UND ALBRECHT KÜHNER IM ROHBAU DES NEUEN SEGELCLUB-HAUSES
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Grömitz war ein Fischerdorf damals. Aber eines, das im Wirtschaftswunderdeutschland der sechziger Jahre zunehmend von Touristen lebte. Im Sommer verdienten sich die Fischer ein wenig Geld dazu, indem sie Gäste spazieren segelten. Das war der Beginn des Segelsports in Grömitz. Die Fischerboote lagen am Fischersteg oder draußen vor Anker, und wenn man ein Boot in Betrieb nehmen wollte, musste man entweder hinschwimmen oder mit einem kleinen Boot dahin rudern – und das konnte bei schlechtem Wetter schon schwierig werden. Bei Hochwasser und Wind konnte es auch passieren, dass die Fischerboote abrissen und auf den Strand geschlagen wurden. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre entstand unter den Fischern, aber auch den Seglern, die Idee, dass ein Hafen her musste, zumal Anfang der sechziger Jahre zunehmend Privatleute mit ihren Segelbooten nach Grömitz kamen. Auch einige, vorwiegend junge, Grömitzer entdeckten den Segelsport für sich und gründeten einen Segelclub. Die größte Sorge der jungen Segler, wie auch der alten Fischer, war immer, wie man die Boote sicher am Strand unterbringen konnte. Es gab einige Naturbuchten rund um Grömitz, aber der Segelsport war noch nicht weit verbreitet, und entsprechend gering war der Bedarf für einen Yachthafen. Niendorf oder Neustadt waren Häfen für Berufsfischer, lediglich in Neustadt und Travemünde gab es einen kleinen Yachthafen – aber das war es dann auch schon.
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DIE GRÖMITZER POLITIK WOLLTE DIE LÄSTIGEN JOLLEN VOM STRAND WEGHABEN.
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WIRTSCHAFTSWUNDER TRIFFT AUF FISCHERDORF
gingen dabei auch einige Schiffe verloren. Das war also nicht das Richtige.
„Und wie sollten wir Jungs dahin kommen?“, fragten sich Mike Gutowsky und seine Kameraden. Die Idee des Hafens setzte sich in den Köpfen der Wassersportler fest, aber die Frage war, wo und wie sollte er gebaut werden. Bürgermeister Hermann Reimers hatte die Idee, am Bach (wo heute die Straße zum Yachthafen herunterführt) einen Steg zu bauen, an dem die Freizeitsegler mit ihren Jollen liegen konnten. Der Hintergrund: Die Grömitzer Politik wollte die lästigen Jollen vom Strand weghaben. Der Steg wurde gebaut, aber das passte der Ostsee überhaupt nicht, und er wurde gleich im nächsten Jahr durch einen heftigen Nordoststurm kurz und klein gehauen. Leider
„Dann haben wir vom Club gesagt, gut, dann bauen wir einen Hafen“, erzählt Mike Gutowsky. „Das sagt man mal so einfach, aber die Jungs haben gemeint, man guckt einfach mal, wie das geht.“ Entscheidend war, jemanden zu begeistern, der da mitmacht. Hans Hüning, der damalige erste Vorsitzende, der in der Kommunalpolitik gut vernetzt war, schob Hermann Reimers die Idee des Yachthafens quasi unter, indem er sagte: „Hermann, mit so einem Yachthafen kann man später mal gutes Geld verdienen.“ Fortan war der Yachthafen die Idee von Hermann Reimers, und er „galoppierte im wahrsten Sinne des Wortes los“, amüsiert sich Gutowsky noch heute.
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EINFACH MAL DIE STEILKÜSTE ABSCHIEBEN Die ersten Kostenschätzungen wurden eingeholt, kein Mensch wusste ja, wieviel so ein Hafen kosten würde. Dann setzte er sich 1966 mit dem Segelclub in Hameisters Hotel zusammen und machte das bis heute legendäre Angebot: „Wenn ihr vom Club einen Steg für 120.000 Mark kauft, dann baue ich den Hafen. „Der Rest ist Geschichte. „Hermann Reimers war baff, hat dreimal tief Luft geholt und dann aber kurzfristig die Firma Alpen beauftragt, die mit vier Raupen ganz einfach die Steilküste abgeschoben hat – unvorstellbar heute mit den ganzen Umweltvorschriften, Bebauungsplänen und so weiter und so fort“, erzählt Mike Gutowsky lachend. Im gleichen Atemzug hat er die Steinfischer bestellt, die Steine vor der Küste fischten, und sie dann zu einer Mole aufschichteten. Die Arbeiten gingen relativ fix voran, weil zunächst nur ein Molenhaken auf der linken Seite des heutigen Hafens gebaut wurde, der
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auch nicht so hoch war, wie heute. Daraufhin wurden der erste und der dritte Steg gebaut. „Da gab es keinen Plan, keine Zeichnungen, das hat Hermann Reimers so bestimmt, allerdings mit dem Wissen, dass die Mole die Schiffe besonders vor den nordöstlichen Stürmen schützen muss“, sagt Gutowsky. Das Ausbaggern des Hafenbeckens war das größte Problem, erinnert er sich, weil der Grund aus blauem Ton besteht. Eigentlich hatte man sich davon versprochen, den Hafen dadurch schnell und leicht auf Tiefe bringen zu können, aber das war ein großer Irrtum. „An dem harten Ton haben sich ganz viele Firmen die Zähne ihrer Kräne verbogen, bis schließlich ein kleiner Steinfischer aus Niendorf es geschafft hat. Er hat allerdings gefühlte zehn Jahre im Hafenbecken Steg für Steg daran gebaggert.“ Mit den hydraulischen Baggern von heute ist das alles kein Problem mehr. Bis heute muss der Hafen ja jedes Jahr wieder ausgebaggert werden.
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SO SAH ES AUS, AUF DER STEILKÜSTE OHNE HAFEN
HIER KOMMT DER HAFEN HIN
ROHRE AN DER NORDMOLE, SPÜLSAND UND EIN STEINFISCHER
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EIN HAFEN DIREKT AN DER KÜSTE: „WAS DIE KIELER KÖNNEN, DAS KÖNNEN WIR AUCH“
ein küstenhaFen
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n geht gar nicht
DER BAUWAGEN WAR DIE HAFENMEISTEREI
MANCH SONDERBARES GEFÄHRT LIEF DEN HAFEN AN
DIE ALTEN STEGE WURDEN NACH UND NACH ERNEUERT
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Zweifel am Hafen hat es immer gegeben. „Einen Hafen direkt an der Küste kann man nicht bauen, das wird nix“, sagten die „Experten”. Allerdings wurde parallel zum Grömitzer Hafen auch der Olympiahafen in Kiel-Schilksee für die Olympiade 1972 gebaut, und die Grömitzer sagten sich: „Was die Kieler können, das können wir auch“, und haben trotz aller Unkenrufe einen richtig tollen Yachthafen direkt ins Meer gesetzt. Aber für den Hafen musste nun auch Werbung gemacht werden, um Segler nach Grömitz zu locken. Mit einem eigens hergestellten Hafenmodell sind Michael Gutowsky und Hermann Reimers zur damals brandneuen Bootsaustellung (heute Hanseboot) nach Hamburg gefahren, um dort Liegeplätze zu verkaufen. „Die Leute standen staunend vor diesem wunderschönen Gerät, aber wir haben keinen einzigen Liegeplatz verkauft“, erinnert sich Mike Gutowsky. Einigermaßen entsetzt fuhren sie wieder nach Hause, haben aber immer weiter geworben. Ein steiniger Weg, aber ab 1970 ging es los. Immer mehr Segler schlossen langfristige Liegeplatzverträge
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ab. „Und wo stelle ich mein Auto ab?“ war eine häufige Frage. „Können Sie im Hafen abstellen“, war die großzügige Antwort. „Ja, aber ich habe auch noch einen Wohnwagen.“ „Können Sie auch im Hafen hinstellen.“ Das sah Hermann Reimers sehr locker. Für viele Jahre konnten Besucher deshalb immer wieder auch Wohnwagen im Grömitzer >achthafen bewundern. Die Nachfrage entwickelte sich in den siebziger und achtziger Jahren rasant, der Hafen wurde entsprechend Stück für Stück erweitert. Durch den Hafen hat sich die Sanddrift vollkommen verlagert. Vor und hinter dem Hafen gab es früher keinen oder kaum Strand. „So breit wie ein Handtuch war der Strand,“ erinnert sich Mike Gutowsky. Heute zieht sich ein großer Keil aus „unheimlich viel“ Sand von Dahmeshöved bis zum Yachthafen, sehr zur Freude der Grömitzer Badegäste, die sich über einen breiten Strand und sehr flach abfallendes Wasser freuen. Ein Paradies, das sie nicht zuletzt dem Yachthafen verdanken.
michael gutowsky Mike Gutowsky ist einer der Gründer des Grömitzer Segelvereins und damit auch einer der Väter des Grömitzer Yachthafens. Mit Gründung des Grömitzer Yachthafens hat er auch seine Segelschule „Blauer Peter“ gegründet. An das Datum erinnert er sich heute noch genau: „Es war am 15. Juli 1967.“ Auch seine Segelschule feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.
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DIE ERWEITERUNG
die erweiterung 1990-92
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Nach 20 Jahren war der Hafen in die Jahre gekommen. Der Sandeintrag durch die undichte Mole, verfaulender Seetang, den die Ostsee bei aufgewühlter See in rauen Mengen in den Hafen spülte, mussten Jahr für Jahr mit hohem Kostenaufwand ausgebaggert werden. 6000 Kubikmeter jährlich verzeichnet die Chronik in den achtziger Jahren. Hinzu kam der ständige Ärger mit der Nachbargemeinde Schashagen, deren Küste im Unterdruck des Nährstroms (der strömungsabgewandten Seite) liegt, verlor ihren ganzen Strandsand, der erst in Pelzerhaken wieder angespült wurde. Grömitz verpflichtete sich damals, jedes Jahr 12.000 Kubikmeter Sand nach Bliesdorf zu liefern, um den Verlust auszugleichen. Zudem wurden der Hafen, und ganz besonders die Molen, 1989 von einem schweren Nordoststurm stark beschädigt.
Kurzum, es musste etwas getan werden, der Hafen musste modernisiert werden – finanziert durch eine gleichzeitige Erweiterung auf 12 Stege. Die Molen wurden von beauftragten Spezialfirmen komplett herausgenommen und vollkommen neu gesetzt – und zwar rund um den ganzen Hafen. Erstmals wurde die Mole mit einem Vlies vernünftig gegründet, das die Sandeinspülung ins Hafenbecken verhindert. Darauf wurde ein Molenkern aus kleinen Steinen gesetzt, der dann mit großen Steinen aus Schweden und Bornholm pyramidenförmig ummantelt wurde. So konnte die See nicht mehr so stark an der Mole nagen, und die Sandeinspülung wurde drastisch reduziert. Geplant und gebaut wurde der neue Hafen unter Leitung des jungen Ingenieurbüros b&o Ingenieure Heinz Büchner und Bernd Opfermann, den Wasserbauingenieuren aus Hamburg.
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der herr der see brücken
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Man nennt ihn auch den Vater der modernen Seebrücken, und in der Tat stehen eine Vielzahl der Bauwerke an der gesamten Ostsee mit allen Beinen fest im Wasser. Bernd Opfermann ist Wasserbauingenieur, vor der Gründung der b&o Ingenieure hat Opfermann als Projektleiter die ersten 5 Seebrücken in Schleswig Holstein betreut, u.a. auch Grömitz. Nach der Gründung der b&o Ingenieure 1986 sind mit dem Planungsteam noch eine Vielzahl weiterer Seebrücken in Schleswig Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und SachsenAnhalt realisiert worden. Besonders sind die die Seebrücken von Heiligenhafen und Niendorf zu nennen. Aber Bernd Opfermann und sein Team sind auch ausgewiesene Hafenbauexperten. Unter seiner Federführung wurde der Grömitzer Yachthafen 1990/91 erweitert und umgebaut.
Sie haben mit dem b&o Team ja fast jede Seebrücke in der Ostsee gebaut. Bernd Opfermann: Nun ja, es gibt schon ein paar, die wir nicht geplant haben, aber wir haben jetzt zum 30. Firmenjubiläum tatsächlich unsere zwanzigste Seebrücke geplant. Wie kommt man dazu? Ich habe konstruktiven Ingenieurbau für Brückenbau studiert. Ich hatte aber keine Lust, Autobahnbrücken zu bauen, und habe entdeckt, dass es Spaß macht, Küstenschutzmaßnahmen zu planen. „Versuch macht klug“, war mein Leitspruch – und das hat sich bis heute gut bewährt.
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Sie gelten als der Vater der modernen Seebrücken, wieso? Ich komme ja aus dem Brückenbau an Land. Da bewegt sich nichts. Im Wasser ja. Wir, als b&o Team, haben also überlegt, wenn man im Wasser etwas auf Pfählen gründet, muss es oben beweglich bleiben. Bei Extremstürmen kann es zu Zerstörungen von Bauteilen an Brücken kommen, aber die muss man durch gute Konstruktionsideen begrenzt halten. Unser Konzept, die Brückenfelder lose auf die fest verankerten Brückenpfeiler aufzulegen und sie lediglich gegen das Verschieben in Längs- und Seitenrichtung zu sichern, hat sich seit 39 Jahren bewährt. Wenn nun eine Welle unkontrolliert von unten gegen die Brücke schlägt, dann hebt sich das ganze Brückenteil und fällt im günstigen Fall wieder in die alte Lage zurück, oder es fällt von der Brücke. Dann ist aber nur ein Element der Brücke weg, das erneuert werden kann, und eine komplette Zerstörung des Bauwerks wird verhindert. Das ist die erste Sollbruchstelle. Die zweite ist die Befestigung des Holzbelags auf den Brückenfeldern. Die sind nur leicht verschraubt, damit sich nur der Belag bei starkem Wellenschlag löst und nicht das teure Brückenfeld. Diese Technik haben
wir entwickelt und die hat sich bei allen Brücken bewährt, die wir geplant haben. Die neuen Brücken wie in Heiligenhafen und Niendorf, haben wir außerdem höher geplant, mit 4,20 Meter über dem Wasser – das ist den zunehmenden Stürmen und den erhöhten Wasserständen an der Ostsee geschuldet.
Sie haben auch mit dem b&o Team einige Sportboothäfen gebaut, welcher war ihr erster? Tatsächlich war der Yachthafen von Grömitz unser erster Hafen. Da hatten wir schon gute Kontakte zu Grömitz, denn 1984 habe ich als junger Ingenieur bei einer großen Consultingfirma schon die Grömitzer Seebrücke geplant – übrigens in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem späteren Bürgermeister Jörg-Peter Scholz. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Ende der achtziger Jahre kam Grömitz mit einem Riesenproblem auf uns zu: Dem Hafen drohte damals eine Abrissverfügung, unter anderem, weil die Einfahrt des Hafens nicht genehmigungsfähig gebaut worden war. Dann haben wir überlegt, wie wir den Hafen umbauen könnten, so dass er allen Belangen Rechnung trägt, ohne größere Kosten zu
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verursachen, und einen entsprechenden Plan vorgelegt.
Ging der glatt durch? Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil, es gab sehr viele Widerstände seitens der Genehmigungsbehörden, unter anderem deshalb, weil die Bliesdorfer berechtigte Sorgen hatten, dass durch den Grömitzer Yachthafen ihre Küste abgetragen würde. Die ersten 15 Jahre nach der Hafenerweiterung mussten die Grömitzer dann jedes Jahr große Mengen Sand von der Nordmolenseite in die Leezone hinter die Südmole verbringen. Bei der Planung mussten wir auch noch die Grömitzer Regenentwässerung berücksichtigen – die haben wir mit zwei großen Gussrohrleitungen auch noch mit in den Kern der Südmole gepackt. Im Prinzip haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Was haben sie vorgefunden, als sie anfingen? Wir haben zwei Meter hohe Molen aus den siebziger Jahren vorgefunden, die sanddurchlässig waren. Das war kein Planungsfehler, sondern man kannte den Sedimentdurchfluss
in den neunzehnhundertsechziger Jahren einfach noch nicht. Wir haben die alten Molen daraufhin aufgenommen und mit ganz neuen Steinkonfigurationen auf drei Meter Höhe neu aufgebaut.
Wie baut man eine Mole richtig? Man braucht immer einen Kern aus kleinem Material, dieser verhindert, dass Sand durch die Mole getrieben wird, dann braucht man eine Filterschicht, die dafür sorgt, dass der Kern bei Wellenbelastung nicht aus der Mole gespült wird, und eine Deckschicht aus großen Steinen bis 2,4 Meter Kantenlängen, die die Seegangsbelastung lagestabil aufnehmen und nicht vom nächsten Sturm weggeräumt werden.
Und wer kann so etwas bauen? Wir haben nach öffentlicher Bauleistungsausschreibung eine vernünftige Baufirma gefunden, die etwas vom Molenbau versteht, und dann haben wir erst einmal die 800 Meter lange Umschließung gebaut. Der Hafen war vorher ja nicht so groß. Da, wo man jetzt den Bogen im Einfahrtsbereich nach innen sieht,
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war der Hafen Richtung Norden zu Ende. Wir haben die Erweiterung einfach davorgesetzt. Die Baufirma hat das wunderbar gemacht – mit dieser Firma Colcrete von Essen arbeiten wir bis heute zusammen.
Da muss man in Zukunft auch noch mal etwas tun. Wir haben eine Machbarkeitsstudie zum Bau einer Sandfalle erstellt, die verhindert, dass die Hafeneinfahrt versandet. Die Baumaßnahme muss lediglich noch umgesetzt werden.
Haben Sie alles weggerissen oder den Bestand wiederverwendet?
Die Mole ist das Eine, der Hafen das Andere, wie ging der Innenausbau vor sich?
Wir haben teilweise mit dem Bestand gearbeitet. Die innenliegende Mole war die Abschlussmole des alten Hafens. Die haben wir weiterverwendet und haben dann in Bogenform die neue Mole um den Hafen herumgebaut und ihn Richtung Süden erweitert. Um das den Genehmigungsbehörden schmackhaft zu machen, ist damals von der technischen Hochschule in Braunschweig in einer großen Halle ein Modell in einem Wasserbecken gebaut worden, dort sind dann Wellen simuliert worden. Die Hafeneinfahrt ist im Modell so modelliert worden, dass möglichst wenig Sand in den Hafen gespült wird. Dies ist baulich auch umgesetzt worden.
Funktioniert das bis heute? Das hat sich in den letzten 30 Jahren natürlich etwas überholt, weil die Leeseite Richtung Norden komplett mit Sand aufgefüllt ist und das Sediment jetzt schon am Hafen vorbeiläuft.
Wir mussten sehr hohen Planungsaufwand betreiben, um die Problematik des Aushubs während des Haufenbaus zu lösen. Der Hafen war sehr flach, darunter lagen Mergel- und Muddeschichten ohne Ende. Mit großen Dümpern wurden Sand und Schlick aufgenommen und auf den Strand Richtung Bliesdorf gepackt. Da ist auch mal ein Dümper umgekippt, der Baggerführer kam gerade noch aus dem Führerhaus raus. Das war nicht witzig, passiert aber. Wir haben es trotz der Wetterwidrigkeiten an Land und im Wasser geschafft, die Hafenumschließung innerhalb eines Jahres fertigzustellen. Beim Innenausbau haben wir landseitig ein Deckwerk mit einer Spundwand aus Bongossiholz gebaut – die steht heute noch, ist aber im Rahmen der letzten Umgestaltung wesentlich verändert worden. Anschließend haben wir die bestehenden Stege erweitert und die neuen Stege gebaut. Als der Hafen fertig war, wurden nach und nach die alten Stege erneuert.
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Ist der Hafen so, wie er heute ist, noch zeitgemäß? In modernen Häfen hat man heute überall Schwimmstege, die sich mit dem Wasserstand bewegen. Insofern sind die festen Stege im Grömitzer Hafen nicht mehr zeitgemäß. Sie haben aber den Vorteil, dass sie nicht so viel Platz brauchen, wie Schwimmstege, das bedeutet mehr Liegeplätze und eine bessere Auslastung des Hafens. Natürlich müssen die Holzstege nach und nach erneuert werden, weil die Pfähle morsch werden und die Planken mürbe. Aber ansonsten ist der Grömitzer Yachthafen mindestens noch für die nächsten 30 Jahre sehr gut zu gebrauchen.
bernd opFermann
Ihr Fazit nach 26 Jahren? Der Grömitzer Yachthafen war ja praktisch unser Erstlingswerk. Ich kann heute noch sagen, dieser Auftrag war ein erfreuliches Beispiel dafür, wie gut man mit einer Kommune zusammenarbeiten kann. Wir haben intensivste Gespräche und Baubesprechungen geführt, die immer positiv ausgegangen sind und zu schnellen Ergebnissen geführt haben. Sonst wären wir auch nicht so schnell fertig geworden. Die Verbindung zu Grömitz ist heute noch sehr eng. Wir sind gerade aufgefordert worden, über eine Neugestaltung der Grömitzer Seebrücke nachzudenken – das macht uns stolz.
ERSTE IDEEN BESTEHEN, VIELLEICHT STEHT SIE GANZ IM ZEICHEN DER SONNENSEITE?
Bernd Opfermann, Jahrgang 1946, ist gebürtiger Hesse. Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums zog er 1972 mit seiner Frau nach Hamburg und wollte ursprünglich nur zwei Jahre bleiben. Daraus sind mittlerweile über 45 Jahre geworden. Wasserbau hat ihn von Anfang an fasziniert, und was mit Regenwasserspeichern und Rückhaltebecken begann, wurde schnell zu Küstenschutz, Seebrücken und ganzen Häfen. 1986 machte er sich mit seinem Partner Heinz Büchner selbstständig – im letzten Jahr feierten sie ihr 30-jähriges Firmenjubiläum. Mittlerweile gibt Bernd Opfermann sein Wissen über Wasserbau an Studenten weiter. Von Ruhestand ist keine Rede, er will es aber in den nächsten Jahren ruhiger angehen lassen und sich mehr um sein, 1988 erworbenes, altes, 1790 aus Holz gebautes Grenadierhaus, in Schweden, welches bis 1960 als Bauernhaus genutzt wurde, kümmern.
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PORTRÄT JÜRGEN COLSCHEN
nettigkeit hat nichts mit bootsgrösse zu tun
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20 Jahre Hafenmeister im Grömitzer Yachthafen – da hat man viel zu erzählen. Jürgen Colschen ist in seinem Leben vieles gewesen, Seemann, Bierfahrer, Kutterfischer und schließlich bis zu seiner Pensionierung Hafenmeister. Er kennt den Hafen so gut, wie kaum ein anderer – von der Gründung bis heute. Lassen wir ihn einfach erzählen.
VOM WESTHAFEN IN DIE OSTZONE Alte Zeiten, schöne Zeiten? Das war nicht immer so, es konnte auch richtig hart zugehen, im Grömitz der sechziger Jahre, das weiß der ehemalige Hafenmeister Jürgen Colschen nur zu genau. Er stammt aus einer alten Grömitzer Fischerfamilie und war gerade mit der Schule fertig, als sein Vater schwer krank wurde. Die Familie musste ernährt werden, also hat Jürgen als 16-Jähriger mit einer Sondergenehmigung auf dem Boot seines Vaters weiter gefischt. Da hat er zum ersten Mal im Grömitzer Yachthafen gelegen, am Steg 1 bei den Fischerbooten. „Nach dem Tod meines Vaters bin ich zur See gefahren, Ostseeroute, DDR“, erzählt
der alte Seebär. Jedes zweite Wochenende sind sie in der Ostzone gewesen. Wenn sie mit ihrem Westschiff in Rostock ankamen, stand schon ein Vopo am Pier, der sie nicht aus den Augen ließ: „Die wurden alle Stunde ausgetauscht, damit sie uns nicht zu nahe kamen,“ erinnert sich Colschen. „Die hatten da ihre Hütte mit Holzfeuer und saßen dann die ganze Nacht.“ Der „Kalte Krieg” an der warmen Ostsee hatte aber auch seine guten Seiten: „Wir haben immer im Basar eingekauft, manchmal ein Viertel Rind. Ein Vopo, den wir kannten, war Schlachter, und wenn der da war, hat er uns an Bord heimlich das Viertel Rind zerlegt und dann schnell wieder runter.“
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VOM BIERFAHRER ZUM KUTTEREIGNER Lange hat es Jürgen Colschen nicht bei der christlichen Seefahrt gehalten. Er hat seine Frau kennengelernt, und die wollte ihn lieber zu Hause haben. Dann kamen die Bundeswehr und verschiedene Jobs auf dem Bau und so, aber eigentlich hat er an Land nichts Vernünftiges gelernt: „Ich bin eine Zeit lang Bierfahrer gewesen, habe aber am Wochenende immer gefischt, um ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen.“ 1978 hat er den Bierjob an den Nagel gehängt und hauptberuflich als Fischer gearbeitet. 1979 kaufte er sein eigenes kleines 6-Meter Holzboot und übernahm gleichzeitig die Strandkörbe seiner Mutter. Eine typische Fischerkarriere in den siebziger Jahren. Zehn Jahre später investierte er in einen 10 Meter-Kutter – eine kurzfristige Angelegenheit, „denn leider gab es dann nur noch drei wunderbare Jahre, und danach ging es mit der Dorschfischerei in der Ostsee rapide in den Keller, da war gar nichts mehr an Fisch da”, erzählt Grömitz’ letzter Berufsfischer.
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KIRSCHEN ESSEN MIT HAFENMEISTER
JÜRGEN COLSCHEN: DER GRÖSSTE FISCHER MIT DER FETTESTEN BEUTE
Aber er hatte Glück: 1992 wurde in Grömitz die Stelle als stellvertretender Hafenmeister ausgeschrieben, er wurde angenommen und konnte sogar noch seinen Kutter gut nach Rügen verkaufen. Sein Chef war Kapitän Hermann Peters, ein schwieriger Charakter, mit dem oft genug nicht gut Kirschen essen war. Aber sein Job hat ihm gefallen, dem Hafen ging es nach der Erweiterung gut, aber das sollte sich ändern: „Als ich anfing, war der Hafen noch richtig voll, mit Warteliste für Festliegeplätze und sehr vielen Gastliegern, aber nach zwei Jahren war er plötzlich ziemlich leer,“ erzählt Jürgen Colschen. „Wir waren schlichtweg zu teuer geworden. Heiligenhafen hatte 1994 seine Preise gesenkt, und viele von unseren Leuten sind dahin gegangen. Gleichzeitig war seit der Wende in der östlichen Region der Ostsee viel gebaut worden, und insbesondere Berliner Gäste sind dorthin abgewandert.“ Das Dilemma zog sich bis 2007 hin, da war Jürgen Colschen schon sieben Jahre Hafenmeister und Herr des Grömitzer Yachthafens: „Als wir die neue Promenade gebaut haben, strömten die Gäste wieder in hellen Scharen zu uns in den Yachthafen. Es ging uns immer besser, die
Zahlen wurden wieder richtig gut, und heute haben wir ja wieder eine riesenlange Warteliste.“
DAS RÄTSEL „STRG“ UND „ENTF“ Und nicht nur die Zeiten änderten sich, auch die Anforderungen an seinen Job haben sich in seiner Zeit als Hafenmeister radikal verändert: „Allein durch die Computergeschichte hat sich wahnsinnig viel verändert. Als wir 1995/96 eine Schrankenanlage bekamen, saßen mein Kollege Lehmann und ich vor unserer Computertastatur und rätselten, was denn „Strg“ und „Entf“ bedeuteten. Das hat uns ja keiner richtig erklären können, und es hat gedauert, bis wir damit klar kamen.“ Computer hatten die Hafenmeister zwar schon gesehen, aber man hielt nicht viel von den Dingern: „Wir hatten zwar vorher schon so ein Uralt-Modell von Computer bei uns stehen, aber den haben wir nur genutzt, um zu sehen, wer auf welchem Liegeplatz liegt. Das wurde einmal pro Woche von der Kurverwaltung per Diskette aktualisiert. Familie Peters hatte aber immer einen Karteikasten, in dem stand, was tatsächlich war, weil das auf dem PC war eine andere Version der Wirklichkeit.“
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SCHMUGGLER IN GRÖMITZ Döntjes und Geschichten aus seiner Zeit als Hafenmeister kann er viele erzählen: „Eines Tages lag ein neues Schiff auf einem Liegeplatz, der eigentlich frei sein sollte. Der Festlieger hatte ein neues Schiff gekauft, aber uns nicht Bescheid gesagt. Das sah aus wie ein niedriges Angelboot, dabei war das voll Wasser gelaufen. Dann kommt plötzlich der Wäscher, der das danebenliegende Boot gewaschen hatte an und sagte: „Du, das Boot ist am Absaufen.” Dann gingen wir hin und mein Chef, Hermann Peters, ging auf das Boot rauf, um zu schauen, ob noch Menschen im Schiff sind, jedenfalls ist das Schiff dann vollständig abgesoffen. Dann kam ein Steinfischer, der gerade am Baggern war, und hat das Ding wieder hoch geholt. Das war ein nagelneues Schiff. Ursache: Die Brille des Stevenrohrs war nicht ordentlich befestigt worden und während der Jungfernfahrt rausgewandert. Dort konnte dann das Wasser einsickern.“ Auch Schmuggler gab es, wie es sich für einen richtigen Hafen gehört: „Da lief eines Morgens schon der Zoll im Hafen unruhig auf und ab und hat auf ein Schiff aus Russland gewartet. Als das dort weggefahren ist, wussten die hier schon Bescheid und haben es beobachtet, bis es hier ankam. Das war ein Charterschiff aus Neustadt. Das haben sie dann gleich hopps genommen, als es hier anlegte. Einer hat sich noch auf einem anderen Boot versteckt, aber die haben sie alle gekriegt. Das ganze Boot war voller Zigaretten – das haben sie dann mitsamt der Ware nach Neustadt geschleppt.“ Bis zu seinem Ruhestand 2012 ist Jürgen Colschen Hafenmeister geblieben. Sein Fazit: „Die Gäste sind immer gleich geblieben. Es gibt sehr nette und weniger nette, allerdings hat das überhaupt nichts mit der Bootsgröße zu tun!“ „DU, DAS BOOT IST AM ABSAUFEN“
hansheinrich lunau Hans-Heinrich Lunaus Familie lebt seit Generationen in Grömitz. Er ist gelernter Automechaniker, war Zeitsoldat und Lagerist und hat 2005 als stellvertretender Hafenmeister unter Jürgen Colschen angefangen. Seit 2015 ist er Hafenmeister
2006-2007 - DER HAFEN MACHT SICH HÜBSCH
wir sind das grösste hotel in grömitz DIE GUTEN GEISTER VOM HAFEN – UNSERE HAFENMEISTER
HAFENMEISTER 72/73 JAHRE
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„Irgendwann möchte ich auch mal Hafenmeister werden“, schwärmt Kurdirektorin Janina Kononov, wenn sie mal wieder von einem Termin zum nächsten hetzt, und der Feierabend noch lange nicht in Sicht ist. „Den ganzen Tag an der frischen Luft, nett mit den Seglern schnacken, ab und zu mal eine Kontrollrunde drehen und die Belegungsschilder umdrehen.“ Ein Traumjob!
„SCHÖN WÄR’S JA“, lacht Hans-Heinrich Lunau, seit 12 Jahren Hafenmeister im Grömitzer Yachthafen. „Frische Luft finde ich auch schön, aber leider schlage ich mich die meiste Zeit des Tages mit der Buchhaltung und anderem Papierkram herum.“ Er kümmert sich um die Vermietung der Liegeplätze, kommuniziert das ganze Jahr über mit den Schiffseignern und ist für das ganz normale Tagesgeschäft zuständig. „Unsere Festlieger haben immer irgendwelche Wünsche, auf die wir oft genug mit dem nötigen Fingerspitzengefühl eingehen müssen“, sagt der eigentlich immer gut gelaunte Hafenmeister. „Wir sind auch Ansprechpartner für Kummer und Sorgen – manchmal ist da jede Menge Einfühlungsvermögen gefragt.“ Ist klar, denn die Schiffe sind das Paradies für viele Eigner. Wo sonst können sie sich so gut entspannen und mal „Fünfe gerade sein lassen“, wie auf dem eigenen Boot im gut geschützten Grömitzer Yachthafen. Hausmeister, gute Seele, Ansprech-
partner, Servicekraft, aber auch Ordnungshüter, das sind die vielen Rollen des Hafenmeisters, die sich Hans-Heinrich Lunau mit seinem Kollegen teilt. Volker Lucka ist als Hafenmeister für die technische Betreuung des Jachthafens zuständig. Er betreut die Arbeiten an den Stegen, koordiniert und beaufsichtigt die Baggerarbeiten, beaufsichtigt die Handwerker und ist in der Saison ebenso ins Tagesgeschäft eingebunden. „Den Ordnungshüter müssen wir zum Glück nur ganz selten herausholen, aber wenn es darauf ankommt, dann schreiten wir auch ein“, erklärt der Hafenmeister bestimmt. Ach ja, Hotelier ist er auch noch: „Wir sind das größte Hotel hier in Grömitz, mit 770 Zimmern und über 2000 Betten.“ Da steckt schon viel Arbeit dahinter, um ein reibungsloses Funktionieren der Wasserbettenburg sicherzustellen – und das nicht nur während der Saison. „Nach der Saison ist vor der Saison“, ist das Motto der beiden Hafenmeister. Wenn sich ein Gast im Winter in den Hafen verirrt, hat er den Eindruck, dass alles schläft, nix ist los hier.
volker lucka Volker Lucka ist gebürtiger Suxdorfer, hat Tischler gelernt und ist seit 2004 im Grömitzer Yachthafen tätig.Seit 2015 ist er technischer Hafenmeister.
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Aber der Eindruck täuscht. Hinter den Kulissen wird gewaltig gearbeitet: „Gerade im Winter ist viel los. Wir müssen laufende Verträge verlängern, Kündigungen bearbeiten, Neuvermietungen vornehmen, damit die Plätze wieder neu belegt werden“, zählt Hans-Heinrich Lunau auf. Es gibt Kündigungen??? Ein Platz im Grömitzer Yachthafen ist so begehrt, wie ein Logenplatz im Champions-League-Finale, da überlegt man es sich dreimal, ob man den aufgibt. Aber tatsächlich verlassen Festlieger, manchmal aus Altersgründen oder weil sie wegziehen, ihren Liegeplatz. Und dann beginnt das Nachrücken von der ellenlangen Warteliste. Dabei müssen die Hafenmeister sehr sorgsam vorgehen, damit die richtigen Boote auch auf den richtigen Plätzen liegen. „Wenn ein großer Platz frei wird, kann ich auf den natürlich kein kleines Boot legen”, sagt Lunau. „Wir müssen natürlich darauf achten, dass wir die Plätze wirtschaftlich optimal belegen.“ Der Hafen ist ein Wirtschaftsbetrieb, der Geld bringen muss. Ein Schiff, das einen Meter länger und einen halben Meter breiter ist, bringt eben mehr Liegeplatzgebühren ein. Es hilft also nichts, an erster Stelle der Warteliste zu stehen, wenn das Boot nicht zum freien Platz passt. Auch die Schiffe müssen zueinander passen: „Ein Segler will natürlich kein Hochhaus von Motorboot neben sich liegen haben“, gibt Volker Lucka zu bedenken.
Die Belegung ist ein Puzzlespiel, das Erfahrung und Fingerspitzengefühl verlangt. Auch Kundenwünsche müssen erfüllt werden. Wenn sich ein Festlieger ein größeres Boot zulegt, muss das natürlich erst einmal untergebracht werden, bevor der Platz an Neulieger vergeben wird. Es ist kompliziert, aber es klappt gut. Klagen kommen den Hafenmeistern kaum zu Ohren. Aber ein Yachthafen besteht nicht nur aus Wasser. Drumherum gibt es ein riesiges Gelände, das auch betreut werden muss – und hier kommt Volker Lucka ins Spiel. Er muss im Winter die Stege kontrollieren, im Bedarfsfall Reparaturen ausschreiben und beauftragen und Baggerarbeiten veranlassen. Im letzten Winter musste die Hafeneinfahrt ausgebaggert werden, auch an der Mole musste gebaggert werden. Die Sanitärhäuser müssen für die Saison vorbereitet werden und die Stege werden für die Saison gereinigt und mit Feuerlöscher, Rettungsstangen, Wasserschläuchen aufgerüstet. Große Sachen erledigen externe Handwerksfirmen, bei kleinen Reparaturen greifen die Hafenmeister selbst in ihre gut ausgestattete Werkzeugkiste. Ab 1. April kommen nach und nach die Schiffe aus dem Winterlager zurück. 770 Stück müssen zu Wasser gelassen werden, wenn die alle zur
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gleichen Zeit kämen, würde die Warteschlange bis Neustadt reichen. Deshalb bucht der Eigner beim Kranbetreiber A-Z-Yachtservice einen Termin, meldet sich am Tag vorher in der Hafenmeisterei an, und dann flutscht das Schiff problemlos ins Wasser auf den freigemachten Liegeplatz. Denn nicht belegte Festliegerplätze vermietet die Hafenmeisterei an Gastlieger, das zweite finanzielle Standbein des Hafens. Freie Plätze erkennt der Gastsegler an der grünen Marke am Liegeplatz. Ist sie auf Rot gestellt, muss er sich einen anderen Platz suchen – auch diesen Service organisieren die Hafenmeister. Wer wann wo liegt und wann nicht, das halten Lunau und Lucka auf ganz altmodischen Papierlisten fest – „viel besser, schneller und übersichtlicher als jedes Computerprogramm“, schwört Hans-Heinrich Lunau. In einer Saison sammeln sich zwei fette Aktenordner mit Tageslisten an. Eine gute Kommunikation mit den Seglern ist das A und O eines funktionierenden Hafens. Ein Segler meldet sich an und auch wieder ab – egal, ob Gast oder Festlieger. Nur so können die Plätze flexibel vergeben werden. Bezahlt wird die Gastliegermiete direkt beim Hafenmeister am Tresen. Beim morgendlichen Kontrollgang um sieben Uhr wird geguckt und kontrolliert, ob alle Schiffe in Ordnung sind, und wer noch was zu bezahlen hat. Ab und an muss ein Eigner zuhause angerufen werden, wenn eine Leine gerissen ist,
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eine Plane kaputt ist oder, Gott bewahre, Wasser ins Schiff eingedrungen ist. Die Telefonnummern haben die Hafenmeister parat. Nach dem Rundgang öffnet das Büro für das Publikum. Sieben Tage die Woche von 8.00 bis 20.00 Uhr ist die Tür offen, gearbeitet wird zu dritt in zwei Schichten, Urlaub ist nicht drin zwischen Frühjahr und Herbst, ein Tag in der Woche macht einer frei – aber nicht am Wochenende. Dann ist im Hafen die sprichwörtliche Sau los. Aber nicht nur Segler kommen an den Tresen der Hafenmeisterei. „Dadurch, dass die Promenade bis zum Hafen durchgeht, sind wir hier auch schon so etwas wie eine TourismusInformation“, sagt Hans-Heinrich Lunau. Sehr viel Nichtsegler fragen nach Busfahrplänen, Heftpflastern oder Freizeittipps. „Im Sommer kommen sie in Massen, und wir helfen eigentlich immer“, weiß Hans-Heinrich Lunau. Im Herbst wird dann wieder abgeräumt, alles winterfest gemacht, und dann freuen sich die Hafenmeister auf ihren Urlaub, den sie traditionell im November/Dezember nehmen. Danach geht es wieder von vorne los – im schönsten Hafen in der Lübecker Bucht, wie die Hafenmeister finden. Ein schöner Job ist das, aber kein ruhiger: „Man sollte schon stressresistent sein“, sagt Volker Lucka. Also kein entspannter Nachfolgejob für unsere Kurdirektorin.
GRILLPLATZ GRÖMITZ’ SÜDLICHSTE FISCHBUDE
FALKENTHAL SEAFOOD
HAFENKNEIPE EISCAFÉ SEGELSCHULE LA BODEGA HAFENMEISTEREI
SEENOTRETTUNGSKREUZER
STRANDGUT WEINLOUNGE GRÖMITZER SEGEL-CLUB YACHTHAFEN RESTAURANT SANTA MARIA
WASSERSPORTSCHULE
89 % DAUERLIEGE PLÄTZE GESAMT
7% GASTLIEGE PLÄTZE
3% SEGLER AUS DEM BALTISCHEN RAUM
Neuzugang im Hafen: Jens Lattemann verstärkt seit der Saison 2017 das Team rund um Hans-Heinrich Lunau.
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PORTRÄT DGZRS
tretboot in seenot
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Ein schöner Frühlingsmorgen im Grömitzer Yachthafen, Treffpunkt Steg 6. Zwei Bootsführer, lässig in Dreiviertelhosen und Poloshirts, unterhalten sich über ihre Boote. Natürlich geht es darum, wer den größten und den längsten hat. Wir reden hier selbstverständlich von Bootsmotoren und Masten.
GUIDO FÖRSTER LÄCHELT NUR MÜDE.
700 PS, HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 23 KNOTEN – DIE HANS “ HACKMACK“ IM EINSATZ
Er fährt hier mit Abstand den dicksten Pott im Hafen: 23 Meter Länge, 6 Meter Breite, zwei Dieselmotoren bringen es zusammen auf 2.700 PS, Höchstgeschwindigkeit: 23 Knoten. „Hans Hackmack“ heißt sein Schiff und ist der Seenotrettungskreuzer der ehrwürdigen Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, stationiert im Grömitzer Hafen. Und Guido Förster ist Vormann und damit Chef an Bord: „Seit sechs Jahren, also seit dem 14. April 2011, ist die Hans Hackmack in Grömitz stationiert“, erzählt Guido Förster. 1996 wurde sie bei der Schweers-Werft in Bardenfleth vom Stapel gelassen, und ab ihrer Indienststellung zunächst in Büsum stationiert. Ihr Vorgängerschiff war die „Bremen“, die rund 18 Jahre in Grömitz lag. Auf dem Seenotrettungskreuzer hat Guido Förster seine Karriere bei der DGzRS begonnen: „Ich bin 1994 in Grömitz eingestiegen, da war die „Bremen“ gerade ein Jahr alt. Der Job war eigentlich nur für den Winter geplant, aber es
hat mir so gut gefallen, dass jetzt 23 Jahre daraus geworden sind – bisher“, schmunzelt der Seebär. Rettungskreuzer liegen schon lange in Grömitz, wie die Ausstellung an der Promenade zeigt. Dort sind alle Boote verzeichnet, die in Grömitz gelegen haben. „Die waren sogar schon hier, als es noch gar keinen Hafen gab, weiß Guido Förster. „Es gibt im Ort noch einen alten Rettungsschuppen hinter dem Deich, da wurden die Rettungsboote rübergeschoben. Im Sommer lagen sie draußen an der Seebrücke, und im Winter wurden sie im Schuppen aufbewahrt.“ Nachzulesen ist die Geschichte der Grömitzer Seenotrettung in einer eigenen Chronik, denn 2012 haben sie das 100-jährige Jubiläum der Station in Grömitz gefeiert: „Wir sind schon doppelt so lange hier, wie der Hafen, die ersten 50 Jahre haben wir uns auch ohne Hafen beholfen.“ Früher bestand die Seenotrettung vor Ort aus Grömitzer Freiwilligen, die im Seenotfall alarmiert wurden.
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Erst ab 1985 wurden sie durch festangestellte Seenotretter ersetzt, die während ihrer täglichen Dienstzeit immer vor Ort sein müssen. Vier Mann sind sie an Bord, die immer zwei Wochen pro Schicht bleiben: „Nach einer Woche kommen meistens zwei Neue, da hat man noch mal ein wenig Abwechslung, und die Übergabe ist fließender“, weiß der Chef an Bord. „Da geht mal etwas kaputt, und man leiert die Reparatur an, bestellt etwas, das eine Woche später kommt, dann ist immer noch jemand da, der das mitbekommen hat und Bescheid weiß.“
„WIR SIND IN DREI MINUTEN DRAUSSEN UND SOFORT AUF „HOHER SEE“
Dass der Hafen für die DGzRS eine besonders gute strategische Lage hat, spielt für die Seenotretter eine entscheidende Rolle: „Wir liegen so, dass wir ein 180 Grad Panorama haben, wir können also das gesamte Seegebiet bis zum Horizont einsehen“, erklärt Guido Förster. „ Der Weg hinaus ist ganz kurz, wir sind in drei Minuten draußen und sofort auf „hoher See“, das heißt, wir können sofort Gas geben.“ Das Revier der „Hans Hackmack” reicht von nördlich von Dahme bis Pelzerhaken und umfasst eine Reichweite von einer halben Stunde. Bei größeren Einsätzen, wenn ein Seenotrettungskreuzer zum Beispiel zum Feuer löschen angefordert wird, muss der Grömitzer Seenotrettungskreuzer allerdings die gesamte Lübecker Bucht, von Travemünde über Wismar bis Fehmarn, abdecken. Die Aufgaben der Seenotretter sind vielfältig, deshalb muss ihr Schiff ein Alleskönner sein: „Wenn jemand in Seenot ist, retten wir ihn“, beschreibt der Vormann ganz pragmatisch seinen Job. „Früher hieß das ja schiffbrüchig, aber dafür muss man ja erst mal ein Schiff haben. Wir retten heute aber auch Surfer oder Badegäste, also jeden, der im
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varie sind vielfältig. Der Klassiker: Die oder auf dem Wasser in einer Notlage Maschine läuft nicht mehr. Das kommt ist. „Seenot” ist ein sehr individueller auch bei Segelschiffen vor, die dann Begriff, das wissen die Retter. Ein den Notruf wählen, um von Schiffsführer, der nicht mehr in Dahmeshöved abgeschleppt der Lage ist, eine Situation “SEENOT IST werden zu wollen. „Da fragen selbst zu lösen, ist in Seenot, EIN SEHR Punkt, das ist eine eindeutige INDIVIDUELLER wir dann auch mal, ob sie Definition. Die tritt bei einem BEGRIFF, DAS denn nicht Segel setzen können. unerfahrenen Segler vielleicht WISSEN DIE „Ach, ja..., wir können ja auch segeln”, hören wir dann”. schon eher bei Windstärke fünf RETTER.” Da kommt eben wieder die ein, oder wenn die Besatzung individuelle Seenot ins Spiel“, seekrank wird, und nur noch einer sagt der Chef. In der ersten Panik denkt einsatzfähig ist, als bei einem erfahrenen man nicht an Lösungen, die einen ohne Segler, der erst bei Windstärke neun fremde Hilfe in Sicherheit bringen. rausfährt und sein Schiff immer noch im Ein großer Teil der Einsätze sind allerGriff hat. In erster Linie geht es bei der dings Suchfahrten – getreu dem Motto, DGzRS darum, erst Menschen in Sicherdas groß auf dem Schiff steht: „SAR – heit zu bringen, erst danach ist das MaSearch and Rescue“, die internationale terial an der Reihe: „Ein Menschenleben Bezeichnung für den Such- und Retgeht immer vor. Wenn es sich anbietet, tungsdienst, den die DGzRS vertragsgedie Sachwerte mit zu retten, dann mamäß auf See von der Bundesrepublik chen wir das natürlich auch sofort.“ Deutschland übertragen bekommen hat. Wenn das Schiff noch schwimmfähig „Es kommt immer wieder vor, dass ein ist, schleppen sie es mit der „Hans Angler mit seinem kleinen Angelboot Hackmack” lieber ab, bevor sie nur die rausfährt und abends seine Ehefrau bei Leute abbergen. Aber das ist nicht ununs anruft, dass er noch nicht wieder zu gefährlich, denn beim Abbergen muss Hause ist. Meistens wissen die Angeder Kreuzer oder das Beiboot „Emmi” hörigen auch nicht, wo die Vermissten immer dicht an das Fahrzeug ran – das gestartet sind und wo sie hin wollten.“ gibt Schrammen an beiden Booten und Dann muss die „Hans Hackmack” raus ist gefährlich. Die Ursachen für eine Ha-
und einen großen Bereich absuchen, unterstützt von anderen Seenotrettungskreuzern, der Wasserschutz- polizei, dem Zollkreuzer, einem BGS Boot und manchmal sogar privaten Booten. Meist kämmt ein Verband von fünf bis sechs Schiffen das Suchgebiet durch, bis man etwas gefunden hat. Häufig kommt aber auch Entwarnung von Land, dass der Gesuchte wieder aufgetaucht ist. Auch medizinische Einsätze gehören zur Routine der Seenotretter, wenn sich jemand auf dem Wasser verletzt oder zum Beispiel einen Herzinfarkt bekommt. Deshalb ist Steg 6 auch breiter, als die anderen Stege im Grömitzer Jachthafen. Verletzte und Kranke können im Ernstfall schneller transportiert werden. Natürlich hat Guido Förster auch kuriose Döntjes auf Lager: „Wir haben mal ein Tretboot gerettet, bei dem der eine Schwimmkörper abgesoffen war. Der Gatte stand neben dem Boot – er konnte im Wasser stehen!! – und hatte seine Frau auf dem Arm. Er rief um Hilfe, anstatt einfach an Land zu gehen. Wir haben ihn mit dem Tochterboot herausgeholt. Hinterher war er wirklich der Meinung, wir hätten ihm das Leben gerettet – das ist individuelle Seenot.“
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HAFENKNEIPE KOMPASS
tina, lass die hähne glühen
MARTINAS LEIDENSCHAFT, ARBEITSPLATZ UND WOHN“ ZIMMER”
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Der „Kompass” ist die gemütliche Stube im Grömitzer Yachthafen: „Zu uns kommen alle Gäste wie ins Wohnzimmer“, sagt Wirtin Martina Deichmeyer. Vormittags ist Frühschoppen angesagt – von Anfang an. „Mein Stammgast, der kleine dicke Oskar, Gott hab in selig, hatte sein Boot im Hafen liegen und saß drei Tage nach der Eröffnung am Tresen und hat jeden, der draußen vorbeikam, auf ein Bier in meine Kneipe eigeladen,“ erinnert sie sich. gefolgt, als sie den „Kompass” im Grömitzer „Das waren alles alte Männer, und ich Yachthafen eröffnet hat. Es war also von Andachte schon, ach du Elend, jetzt hast du fang an rappelvoll im „Kompass”: „Unsere hier einen Rentnertreff eröffnet – keiner Stammgäste sind ja mit uns gemeinsam alt unter 70, tolle Wurst!“ Aber für einen Frühgeworden. Damals waren sie 50, schoppen war das auch in Ordnung. ,heute sind sie eben 70 und komSo etwas gibt es heute nicht mehr „TINA, LASS’ – nur noch am Sonntag. Der Alkohol DIE HÄHNE men immer noch“, freut sich die wird heute direkt an Bord getrun- GLÜHEN, ZEHN blonde Wirtin. Aber auch im Hafen war Martina Deichmeyer bekannt – ken, nicht mehr im „Kompass”. DURSTIGE Früher, wenn Stammgast Oskar mit SEELEUTE SIND die „Insel” gehörte zu den beliebseiner großen „Paloma“ in den GLEICH DA.“ testen Etablissements unter den Seglern und den Jungs von der Hafen fuhr, schrie er schon von Bord Marine. Immer wenn die blauen Jungs an mit seinem Megafon: „Tina, lass’ die Hähne der Seebrücke festgemacht haben, hat Olly glühen, zehn durstige Seeleute sind gleich sie in die „Insel” eingeladen“, erinnert sich da.“ Sie ist sogar die 300 Kilometer zu seiner Martina. „Der erste Drink ging immer aufs Beerdigung gefahren – der Pastor hat ihren Haus“. Seine Verbundenheit zur schwim„Kompass” in seiner Rede gleich dreimal menden Truppe ging so weit, dass er gern erwähnt, fast wäre sie deshalb wieder in die ein ausgemustertes Marineschiff – sogar Kirche eingetreten. ein U-Boot – an die Außenmole des Hafens legen wollte, um es zu einem schwimmenMartina Deichmeyers Mann Olly hat 25 den Veranstaltungslokal umzubauen. Jahre die Diskothek „Insel” betrieben, heute Ist natürlich nicht genehmigt worden – obdas „Valentino”. Auch dort war sie schon als wohl, so ein Cocktail-U-Boot hätte ja schon Wirtin aktiv und beliebt. Deshalb ist ihr das was! Stammpublikum aus der „Insel” begeistert
20 JAHRE WAR SIE DIE GASTGEBERIN, BEVOR SIE DEN „KOMPASS” VERLIESS.
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Martina und Olly sind keine gebürtigen Grömitzer. Olly kommt aus Oldenburg in Oldenburg, in den fünfziger Jahren war er das erste Mal in Grömitz und turnte hier als Musiker und Discjockey, unter anderem im legendären „Scotch-Club” herum, es hat ihm hier schon immer gefallen. Erstmal hatte er aber eine Diskothek in Hannover.“ Aber da bekam ihm die Luft nicht, ist echt so, er bekam immer Nasennebenhöhlenentzündung und da hat ihm der Arzt Seeluft empfohlen“, erzählt Martina, die es aus Bad Schwartau an die Ostseeküste verschlagen hat. Nach Grömitz ist sie wegen Olly gezogen. Sie hatte bereits einen Laden in Dahme, als sie Olly kennenlernte. Aus Liebe hat sie ihr Geschäft im Nachbarort aufgegeben und ist bei ihrem Zukünftigen in die „Insel” eingestiegen. Schon damals, vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren hatte Olly Deichmeyer ein Auge auf die Hafenkneipe geworfen: „Olly wollte diesen Laden unbedingt haben, die Pläne für eine typische Hafenkneipe waren schon fix und fertig“, erinnert sich seine Frau. Aber erst 2008 konnte Martina Deichmeyer Ollys Traum verwirklichen. Obwohl Hafenkneipe, wird ihr „Kompass” hauptsächlich von deutschen Seglern frequentiert – viele davon aus Nordrhein-Westfalen oder dem Ruhrpott. Ab und zu sind mal ein paar Skandinavier oder Holländer darunter, wie Jap,
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der sich ein Schiff im Hafen mit ein paar Freunden aus Deutschland teilt – aber der spricht Gott sei Dank Deutsch, denn Martinas Englisch ist doch ziemlich eingerostet. Nur 30 Prozent der Gäste kommen aus dem Hafen, schätzt Martina Deichmeyer, die anderen sind die Ferienwohnungsbesitzer, Grömitzer und Urlauber. Woran das liegt? „Viele Segler wollen ihre Ruhe auf dem Boot haben und bei selbstgekochten Spaghetti und Rotwein ihre Hafenromantik genießen, ist ja auch eine nette Gemeinschaft, hier im Hafen.“ Dafür hat die Hafenwirtin vollstes Verständnis. Aber es ist schon wichtig, wer neben wem liegt, denn der eine will die Idylle genießen, während der andere gern Party macht. Da ist das Händchen des Hafenmeisters gefragt, um Theater zu vermeiden. Es gibt schon einige schwimmende Partyinseln im Hafen, weiß die Wirtin, besonders die „Next Generation“, die so nach und nach Papas Boot übernimmt, feiert gern an Bord. Im „Kompass” haben die jungen Leute allerdings ohne Ausweis keine Chance „Tante Tina passt auf“, ist ihr Motto. Unter 18 gibt es keinen Tropfen Alkohol für die jungen Blaumänner, da ist sie eisern. Sie hat zu viel Angst, dass die Jugendlichen hinterher duhn in den Teich fallen – besser also Durststrecke für die Lütten.
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WILDE PARTYS UND DURSTSTRECKE FÜR DIE LÜTTEN
Schlag gemacht, das Segel gesetzt und an diesem Tau Sie dürfen auch den Renner in ihrem Laden nicht testen: gezogen“, während der Motorbootfahrer nur kurz brummt: „Schwuler Hirsch“, eine Mischung aus Jägermeister und “SCHWULER „Mann oh Mann, da haben wir wieder ganz schön viel Sprit Baileys, ist das meistverkaufte Getränk im „Kompass”. HIRSCH” rausgeknallt, aber wir haben nur eine halbe Stunde nach Wenn einer eine Runde ausgibt, wird „Schwuler Hirsch“ geordert, Lübeck gebraucht und ordentlich gefeiert.“ Ein Segelboot ist halt ein ein Rezept, das die Segler aus Hamburg St. Pauli mitgebracht haben. Sportgerät, das Motorboot ein Verkehrsmittel, resümiert die welterfahSie hat viele wilde Abende im „Kompass” erlebt, die wildesten sind rene „Kompass”-Wirtin. Sie selbst hatte keine Ahnung vom Wasserimmer die spontanen Geburtstagspartys der Hafenlieger. Dann wird sport, als sie in den Hafen kam: „Ich wusste noch nicht einmal, was ein getanzt, getrunken und gesungen, und Martina wird zur Entertainerin, Fender ist.“ Sie dachte, das wäre der plattdeutsche Begriff für Fett, weil obwohl sie gar nicht singen kann, wie sie behauptet. Der Sänger ist Olly immer von Fendern redete, wenn ein dickes Schiff vorüberfuhr. Aber Olly: „Mein Name ist Kurt, ich bin ‘ne Zangengeburt“ ist ein von ihm vom Zuhören hat sie inzwischen die wichtigsten Fachbegriffe gelernt. geschriebener Partyhit, der leider auf dem Index landete. Die Boote sind zwar mit den Jahren größer geworden, die Hafenleute sind aber immer noch die Gleichen. Angeber und Protzer gibt es hier Anekdoten kann sie viel erzählen: „Wir hatten einen Stammgast, der kaum – manchmal zum Leidwesen der Geschäftsfrau: „Champagner spielte bei mir früher immer ganz hervorragend Schifferklavier – und hauen meine Gäste leider nicht raus.“ Sie kennt noch die goldenen Zeiten das, während er dabei Bier trank. Der konnte keine Noten, aber spielte in der „Insel”, als der Champagner in Strömen floss. Das ist vorbei, auch jedes Lied, wenn ich es ihm vorgesungen habe“, erinnert sich Martina die Millionäre im Hafen sind bescheiden geworden. Prominenz ist Deichmeyer. Seemannsgarn, wie man es aus anderen Hafenkneipen kennt, erzählen ihre Gäste kaum: „Meine Gäste spinnen nicht, das vertreten, aber selbst die will nicht auffallen und möchte ganz normal sind ja Bootsfahrer, keine Angler.“ Aber es gibt durchaus Unterschiede behandelt werden – und wird es auch. Vielleicht ist es diese Bodenständigkeit, die den Grömitzer Yachthafen neben der Lage bei Jung und – zwischen Motorbootfahrern und Seglern, zum Beispiel. Wenn sie Alt, bei Reich und nicht so Reich, bei Bekannt und Unbekannt so von ihrer Reise berichten, erzählt der Segler ungefähr eine Stunde beliebt macht, sinniert die Mutter der Hafenkneipe. und wirft mit Fachbegriffen um sich: Wir haben auf unserem Törn den
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INTERVIEW OLAF DOSE-MIEKLEY
ein haFen Für seeleute und sehleute
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Als Hafenmeister Volker Lucka 2004 anfing, hatte der Grömitzer Yachthafen seine beste Zeit scheinbar hinter sich. Es gab, heute unvorstellbar, Leerstände im Hafenbecken. Damals endete die Promenade vor dem Yachthafen. Asphalt und Waschbetonplatten prägten das Bild an Land. Es war nicht hübsch. Im Winter 2006/2007 packte die Gemeinde das Projekt Hafenerneuerung an. Bis Juni war der Hafenrand eine große Baustelle, Restarbeiten wurden im Herbst 2007 erledigt. Einer der Initiatoren und intimer Kenner des Yachthafens ist Olaf Dose-Miekley, bis Ende 2016 Betriebsleiter des Tourismus-Service und 19 Jahre lang Tourismusdirektor von Grömitz. Das Finanzressort leitete damals Karl-Heinz Stein. Heute ist ODM, wie alle ihn in Grömitz nennen, Hoteldirektor im Strandidyll, kurz vor dem Grömitzer Yachthafen.
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Was zeichnet Grömitz aus, Herr Dose-Miekley? Es sind fünf Dinge, die jedem Gast und jedem Einheimischen sofort einfallen und worauf man in Grömitz auch zu Recht stolz ist: Die Promenade, der supertolle acht Kilometer lange Strand, der Lensterstrand, die „Grömitzer-Welle”, und da ist auch sofort der Hafen. Diese fünf Dinge bringen die Gäste nach Grömitz, aber der Hafen bringt mit Abstand die interessanteste Klientel zu uns. Sie haben oft nicht nur einen Liegeplatz hier, sondern besitzen auch eine Ferienwohnung, sie verbringen sehr viel Zeit im Ort und bringen viele zusätzliche Gäste aus ihrem Umfeld mit ins Ostseebad. Der Hafen hat eine enorme Ausstrahlung auf den gesamten Ort. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn sofort erfinden.
schen Hafen und Urlaub. Wenn man hier in den Hafen kommt, egal ob vom Land oder vom Wasser, kommt man nicht in einen Industriehafen, wo auch Getreide verladen wird. Und man landet auch nicht irgendwo im „Nirwana“, wo nichts rundherum los ist. Wer hier anlandet, ist sofort mitten im Urlaub und kann nach wenigen Schritten alle Angebote der tollen Infrastruktur von Grömitz nutzen – Einkaufen, Freizeit, Strand, Restaurants und vieles mehr. Andersherum ist es das Gleiche. Wer bei uns rausfährt, ist sofort im offenen Wasser und kann in alle Richtungen lossegeln. Mehr als 12.000 Gastlieger pro Jahr – Tendenz steigend – die aktuelle Auslastung hart an der Grenze des Machbaren und die lange Warteliste sprechen für unseren Yachthafen.
Was zeichnet den Hafen neben den kurzen Wegen aus? Was macht den Grömitzer Yachthafen so außerordentlich beliebt? Niedrige Liegekosten können es nicht sein. Nein, Grömitz ist wirklich nicht für günstige Liegeplatzkosten bekannt. Im Gegenteil, wir gehören zu den teuersten Häfen in Schleswig-Holstein. Trotzdem sind wir rappelvoll, und die Wartelisten sind lang. Das heißt: Die Qualität stimmt – und natürlich die außerordentliche Lage. Es gibt kaum Häfen, die über eine so attraktive Lage verfügen. Unser selbstgewählter Slogan „Landgang am Strand lang“ trifft es genau: Es gibt diese unmittelbare Verbindung zwiDER HAFEN HAT EINE ENORME AUSSTRAHLUNG AUF DEN GESAMTEN ORT.
Der Hafen ist so extrem heterogen, dass er schon wieder homogen ist. Hier findet man ein Milieu, das man gern erleben möchte. Von der Vier-Meter-Schaluppe bis zur 24-Meter-Superyacht ist alles vorhanden, entsprechend unterschiedlich ist auch die Eignerstruktur. Durch die Peripherie ist die Kulisse aber auch für den Landurlauber extrem attraktiv, selbst als Nicht-Wassersportler, kann man problemlos einen ganzen Tag im Hafen verbringen. Es wird nicht langweilig. Man kann auf der Wiese grillen, sich Pommes auf die Hand holen oder schön
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WER BEI UNS RAUSFÄHRT, IST SOFORT IM OFFENEN WASSER UND KANN IN ALLE RICHTUNGEN LOSSEGELN italienisch essen gehen. Man beobachtet auslaufende Schiffe, geht Schnuppersegeln, und die Szenerie im Hafen Sehen und Gesehenwerden gehört genauso dazu, wie ein ganz ungezwungenes Miteinander.
Während ihrer Zeit hat sich der Yachthafen gewaltig verändert. Wie haben sie das erlebt? Während der schönen Zeit meiner Tätigkeit hat sich der Hafen sehr entwickelt. Einmal durch den Anbau und die Erweiterung von 9 auf 12 Stege in den Jahren 1990/91, den der damalige Bürgermeister Scholz maßgeblich vorangetrieben hat. Ich war zu der Zeit übrigens der Veranstaltungsleiter der damaligen Kurverwaltung. Die Erweiterung von 560 auf 780 Liegeplätze wurde aufgrund der Riesennachfrage nötig. Es wurden damals nicht nur neue Stege sowie ein neues Sanitärgebäude vis à vis Steg 11 gebaut, sondern die bestehenden Stege wurden gleichzeitig verlängert. Dafür musste die gesamte Außenmole versetzt werden, und die südliche Mole wurde ganz nahe der Grömitzer Ortsgrenze gesetzt. Die Hafenfläche wurde damit auf ungefähr zwei Hektar erweitert. Das lief natürlich nicht ohne Komplikationen und zusätzlich mit drastischen Kostensteigerungen gegenüber den ursprünglichen Schätzungen. Die Erweiterung löste einen weiteren guten Nachfrageschub aus.
Aber das war ja nur eine Kapazitätserweiterung. So richtig schön sah der Hafen auch danach nicht aus. Richtig, die Modernisierung und Attraktivitätssteigerung ist erst in den Jahren 2005 – 2006 strategisch und politisch angedacht worden. Der strategisch betriebswirtschaftliche Ansatz des TourismusService unter Leitung von Karl-Heinz Stein und mir beruhte auf der Frage, wie wir in Zukunft mit der Liegenschaft Yachthafen umgehen wollen. Er war landseitig technisch deutlich in die Jahre gekommen. Sanitärgebäude, Hafenmeisterei und sonstige Serviceeinrichtungen entsprachen nicht mehr modernen Standards, es gab keine Tankstelle, keine Cafés oder Restaurants, die Krananlage war mittelprächtig, Parkplätze waren notdürftig auf Rasenflächen eingerichtet, die Hafenpromenade bestand aus einem Stück geteerter Fläche, die gesamte Einfahrtssituation war unschön – kurz: Der Anblick war weder für Seeleute noch für Sehleute einladend, von Aufenthaltsqualität keine Spur. Das hat sich auch durch einen spürbaren Rückgang in der Belegung der Liegeplätze bemerkbar gemacht. Wir hatten weniger Festlieger und deutlich weniger Gastlieger. Anfang der 2000er haben wir sogar mal die „Goldene Zitrone“ eines Wassersportverlags bekommen – und dies nicht für besonders gute Leistungen. Es musste also etwas passieren. TEAMARBEIT: KARL-HEINZ STEIN UND OLAF DOSE-MIEKLEY
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Wie erfindet man einen in die Jahre gekommenen Hafen neu?
DEM GRÖMITZER YACHTHAFEN GEHT ES GANZ PRÄCHTIG
Wir haben zuerst mal geschaut, wie wir gleichzeitig die Attraktivität und die Umsätze steigern können. Wir mussten also einerseits etwas für die Kulisse im Ort tun, denn Maritimität ist einer der Hauptgründe, warum die Gäste an die Ostsee kommen. Zum anderen wollten wir das betriebswirtschaftliche Ergebnis bis weit in die Zukunft sichern. Grömitz musste also investieren, um die Erträge zu steigern und zusätzliche Gäste für Hafen und Ort begeistern, indem wir die Wasserkante lebens- und liebenswert für Seeleute und Sehleute machten. Und das haben wir umgesetzt.
Und wie geht das? Nicht ganz einfach, aber es geht. Es muss Leute geben, die so ein Projekt tragen und voranbringen. Das war in diesem Fall der damalige Bürgervorsteher Jochen Sachau, der uns ermutigt und dafür gesorgt hat, dass das Projekt auf die Tagesordnung der politischen Gremien gesetzt wurde. Es gab aus dem Kieler Wirtschaftsministerium gute Hinweise und Unterstützung, dass es für so ein Projekt auch Fördermittel gäbe. Das Projekt „Maritime Erlebnispromenade“ war geboren. Mit einer ersten Ideenskizze, die die Neustädter Architekten und Freiraumplaner Walter Benthien und Arend Schäfer vorgestellt haben, gab es schnell wichtige Fürsprecher auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Auch, weil deren frische Ideen überzeugten
– zum Beispiel die treppenartige Anordnung der Promenade, so dass man ans Wasser herangehen kann, und die wellenförmige Ufergestaltung.
Die Idee war geboren, wie ging es weiter? Es ging dann relativ schnell. Die Zustimmung der Gemeinde kam, die „Maritime Erlebnispromenade“ wurde vom Land und der EU finanziell gefördert, und dann kamen auch schon die Baugenehmigungen. Wir konnten die geplanten 5 Millionen Euro investieren, 50 Prozent davon kamen als öffentliche Fördermittel. Dafür mussten wir versprechen, dass sich der Umbau auch wirtschaftlich lohnt, dass nicht nur mehr Festlieger und Gäste kommen, sondern dass sich neue Betriebe in der Hafenumgebung ansiedeln und so zusätzliche Arbeitsplätze entstehen und das wirtschaftliche Leben prosperiert. Der Hafen sollte ein Wirtschaftsfaktor in Grömitz werden – und so ist es auch gekommen. Es gab vorher keine Hafenkneipe am Zentrumsplatz, es gab keine Servicebetriebe in dieser Güte und Menge wie heute, es gab keine florierende Restaurantszene. Heute haben wir ein renommiertes Hafenrestaurant, ein Café als Hafenversorger, ein Eiscafé, ein Fischrestaurant im Norden, das Fischereigebäude wurde um einen Räucherfischverkauf erweitert, Shops und nicht zuletzt das Wassersportangebot von Jung bis Alt in den Wassersportschulen sowie einen echt coolen Surfspot – alles nach diesem Umbau, alles Effekte, die aus der Investition der Gemeinde und der öffentlichen Hand entstanden sind.
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Haben die Effekte funktioniert? Oh ja, ganz gewaltig: Heute gibt es einen Spielplatz, Liegen, Bänke und weitere Erlebniselemente im Hafen. Die Autos sind auf Parkplätze „verbannt“, die die Sicht nicht stören. Heute stehen der Fußgänger und der Erlebnis- und Aufenthaltswert der Menschen im Fokus, und das merkt jeder. Der Hafen ist während der Saison immer voll. Die Gemeinde hat allerdings auch klug weiter investiert. Kurz nach Fertigstellung der Erlebnispromenade hat sie eine neue Hafenmeisterei gebaut, neue Sanitäreinrichtungen, Veranstaltungsflächen und -räume, Waschmaschinen, Ver- und Entsorgungsstationen für Sonderabfälle oder auch die Schiffstankstelle wurden gebaut und der Hafenkran durch die Gemeinde übernommen. Regatten, Veranstaltungen und viele Aktivitäten der ansässigen Clubs machen den Charme des maritimen Lebens in Grömitz aus. Zwei Jahre später ist dann im letzten Bauabschnitt auch der 900 Meter lange Südmolensteg als Promenadenverlängerung über das Wasser bis zur Hafeneinfahrt gebaut worden. Der Erfolg: Fast Vollbelegung der Liegeplätze, eine Verdoppelung der Gastliegerankünfte und dementsprechend eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Hafens. Dem Grömitzer Yachthafen geht es ganz prächtig, der Hafen ist seit zehn Jahren ein absolutes Profitcenter für den Tourismusbetrieb und ganz Grömitz. Heute strahlt der Grömitzer Yachthafen ein gesundes Selbstbewusstsein aus, durch mehr und anspruchsvolle Liegeplatzinhaber,
durch
olaF dosemiekley schöne Boote und ein attraktives Umfeld, in dem sich Wassersportler und Touristen wohlfühlen. Zumindest für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre ist die Zukunft des Hafens durch diese Investitionen vor zehn Jahren gesichert. Die nicht geringen Investitionen haben sich bereits deutlich amortisiert.
Das heißt, der Hafen ist jetzt fertig? Bestimmt nicht. Ein Unternehmen, wie der Yachthafen, ist nie fertig. Es gibt immer einige Sachen, die entwicklungsfähig sind. Das Sanitärgebäude gegenüber dem Hafenplatz sollte in Zukunft entwickelt werden, und sicherlich wird man auch dem Fischereigebäude in Zukunft eine neue Nutzung übergeben, davon bin ich fest überzeugt. Wasserseitig sind einige Steganlagen noch zu erneuern. Wir müssen auch in Zukunft immer weiter an der Qualitätsschraube drehen.
Er ist ein echter Grömitzer Junge. 1970 geboren, hat er das Tourismushandwerk von der Pike auf in der Kurverwaltung gelernt. Zunächst war er als Veranstaltungsleiter der Kurverwaltung tätig. Nach seinem Studium zum Touristikfachwirt war er dann 19 Jahre als Betriebsleiter und Tourismusdirektor für Grömitz aktiv. Insgesamt 28 Jahre hat er hochgradig begeistert die Entwicklung seines Heimatortes begleitet und maßgeblich erfolgreich touristisch gelenkt. Das Grömitz-Marketing und die Infrastrukturentwicklung waren sein Steckenpferd, und so ist es kein Wunder, dass der Bau der Promenade, des Lensterstrandes, die Neugestaltung des Yachthafens und die Neuentwicklung der „Grömitzer-Welle” mit Hotelansiedlung sowie viele andere kleine und große Projekte in der „Ära ODM“ geplant und verwirklicht wurden.
JAHRE
YACHTHAFEN GRÖMITZ
DIE ZUKUNFT
wachwechsel im yachthaFen grömitz NEUE LEITUNGEN Seit dem Jahreswechsel liegt die Leitung des Tourismus-Service Grömitz in neuen Händen. Janina Kononov und Lars Widder haben das Ruder von Olaf Dose-Miekley und Karl-Heinz Stein übernommen und steuern damit auch die Zukunft des Yachthafens in Grömitz in den nächsten Jahren. Offiziell sind sie die Betriebsleiterin Marketing und der Betriebsleiter Verwaltung und Finanzen. Man kann sie aber auch Tourismusdirektoren nennen – obwohl, wie Direktoren wirken die beiden nicht, Amtsgehabe und Hierarchiedenken sind ihnen fremd.
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Frau Kononov, Herr Widder, wie definieren Sie Ihre Aufgaben? Janina Kononov Als Betriebsleiterin Marketing kümmere ich mich um alles, was die Außendarstellung des Ortes betrifft. Ich verantworte die Werbung, die PR, kümmere mich um die Veranstaltungen und organisiere gemeinsam mit Herrn Widder die Infrastrukturentwicklung in Grömitz.
Lars Widder Kurz gesagt, ich bin für die Verwaltung und die Finanzen zuständig. Dazu gehören die Buchhaltung, das Kurabgabewesen, viele Personalfragen sowie das Controlling des Campingplatzes, der Grömitzer Welle” und eben “ des Yachthafens. Frau Kononov und ich arbeiten sehr eng als Team zusammen, das ist die Grundidee des Ganzen.
Was sind ihre ersten Erinnerungen an Grömitz und den Yachthafen? Lars Widder Meine Grömitzer Ausbildungskollegen, die ich bei der Sparkasse kennengelernt habe. Daraus haben sich Freundschaften entwickelt, und so bin ich öfter in Grömitz gewesen. Den Yachthafen habe ich erst durch meine jetzige Tätigkeit kennengelernt. Aber mein Bezug zum Segeln ist natürlich sehr eng. Ich habe schon als Schüler das Segeln gelernt und habe selbst ein Boot, das im Hafen von Burgtiefe auf Fehmarn liegt. Als stellvertretender Tourismusdirektor habe ich dort auch den Yachthafen betreut, das Metier ist also nicht neu für mich.
Janina Kononov Wir haben früher als Kinder immer an der Steilküste gespielt und Staudämme an einem kleinen Wasserlauf im Wald gebaut. Da sah der Hafen natürlich noch ganz anders aus. Er war nichts Besonderes. Da gab es Bootsliegeplätze und viel Asphalt – es war ziemlich grau im Hafen, zumindest landseitig. Für uns Kinder war der Hafen kein Anziehungspunkt, es hat nicht gereicht, um mich zum Segeln zu motivieren. Erst als Erwachsene, als ich in Hamburg gewohnt habe und als Urlauberin zurück nach Hause gekommen bin, habe ich gemerkt, dass der Grömitzer Yachthafen etwas ganz Besonderes ist. Der Großstädter fühlt sich zum Hafen hingezogen, weil die Aufenthaltsqualität mittlerweile sehr hoch ist. Man geht spazieren, schaut sich das Treiben im Hafen an, holt sich ein Fischbrötchen oder geht essen – es ist einfach total schön dort.
Herr Widder, Sie können vergleichen: Was macht den Hafen in Grömitz so besonders? Lars Widder Der Yachthafen in Burgtiefe ist in der Fläche größer und hat mehr Platz zwischen den Stegen, Grömitz hat aber das Leben im Hafen, mit einer funktionierenden Promenade, Gastronomie und Infrastruktur. Das fehlt in vielen Yachthäfen. Bei den überwiegenden Westwindlagen ist Grömitz für Segler ein traumhaftes Revier, bei Ostwind ist die Anfahrt allerdings anspruchsvoll.
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Janina Kononov Es ist dieses Lebensgefühl, das den Grömitzer Yachthafen so einmalig macht – und natürlich die Infrastruktur. Man kommt in den Hafen und ist sofort mitten im Leben. Es ist immer etwas los in der Saison, man kann mit einem Glas Wein ganz entspannt auf das Wasser schauen oder sich auf tollen Veranstaltungen amüsieren. Wir veranstalten jedes Jahr im September zum Beispiel ein Hafenfest für die ganze Familie, in diesem Jahr natürlich ein ganz großes Jubiläumsfest im Sommer, außerdem gibt es den beliebten Lichtersommer mit großem Feuerwerk. In der Nebensaison ist der Hafen ein Ort der Ruhe, die Gäste gehen hier gern spazieren, gehen gemütlich essen und genießen die Stimmung.
Lars Widder Den Gast aus dem Binnenland zieht es ja ans Wasser und auf das Wasser. Beides geht im Yachthafen, auch wenn man kein Segler ist. Auf dem Südmolensteg kann man praktisch über das Wasser gehen und so seine Perspektive wechseln. Von See auf das Land schauen, das kann man auch im Winter wunderbar erleben.
Janina Kononov Der Hafen ist gerade im Winter ein ES IST DIESES LEBENSGEFÜHL, DAS DEN GRÖMITZER YACHTHAFEN SO EINMALIG MACHT
beliebtes Ziel für Spaziergänger. Sie gehen an der Seebrücke los, und es zieht sie ganz automatisch nach rechts zum Hafen hin. Der Hafen ist das ganze Jahr ein Anziehungspunkt für unsere Gäste, insofern ist unsere Strategie aufgegangen, den Hafen durch die Verlängerung der Promenade in den Ort einzubinden.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der Segelsport in den nächsten Jahren entwickeln, und was bedeutet das für den Grömitzer Yachthafen? Lars Widder Der Segelsport ist klar im Umbruch. Viele Segler geben ihren Sport aus Altersgründen auf, aber bisher kommen noch genügend jüngere Schiffseigner nach. Wir in Grömitz merken davon allerdings noch nicht so viel, die Nähe zu Hamburg und die gute Autobahnanbindung werden auch in Zukunft für eine gute Auslastung des Grömitzer Yachthafens sorgen. Häfen, die weiter im Norden liegen, werden sich eventuell auf einen Nachfragerückgang einstellen müssen. Durch seine hervorragende Lage sowie die attraktive Infrastruktur für Segler und Sehleute hat der Hafen eine gute Perspektive, auch in Zukunft ein Touristenmagnet zu sein.
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Bernd Opfermann, der Hafenplaner, sieht den Grömitzer Yachthafen für die nächsten 30 Jahre gut aufgestellt. Sehen Sie das auch so? Lars Widder Von der Kapazität her ist der Hafen gut
haben Pläne, ihre Angebote weiterzuentwickeln. Wir, als Gemeinde, stellen sogar eine Baufläche im Wasser zur Verfügung, auf der eine gastronomische Bebauung möglich wäre.
aufgestellt. Wir können sicherlich nur begrenzt auf den Trend zu noch größeren Schiffen reagieren, aber wir werden ständig weiter modernisieren. Die letzten Holzstege, zum Beispiel, werden in den nächsten Jahren ausgetauscht. Auch in der Höhe werden wir die Stege zukünftig steigenden Wasserständen jeweils anpassen. Sie können sicher sein, der Tourismus-Service hat in Zukunft noch Einiges auf dem Zettel, was die Hafenentwicklung betrifft.
können wir sehr selbstbewusst sein, und der Hafen ist eines unserer Schmuckstücke. Natürlich müssen wir konstant die Qualität erhöhen und Neues schaffen, und deshalb ist der Hafen, als eine unserer wichtigsten Attraktionen, ständig im Fokus unserer Aufmerksamkeit, da können die Gäste sicher sein.
Janina Kononov Wenn Herr Opfermann das sagt,
Lars Widder Grömitz hat da sicherlich ein Luxuspro-
wird das so sein. Aber perspektivisch werden wir den Hafen natürlich auch in Zukunft weiter entwickeln. Wir werden die Qualität der Sanitäranlagen weiter verbessern, es gibt Pläne für ein neues Gebäude der DGzRS und es wird über den Neubau eines hochwertigen Hotels oberhalb des Yachthafens nachgedacht, das den Hafen sicherlich im Hinblick auf Lifestyle und Attraktivität weiter aufwerten wird. Das Grundstück hat die Gemeinde schon bereitgestellt. Auch die Eigentümer der Hafenimmobilien
blem. Bereits vor zehn Jahren hat man erkannt, dass man in die Infrastruktur investieren musste und hat den Hafen fit für die Zukunft gemacht. Andere Orte ziehen jetzt nach, um auf den Standard zu kommen, an den Grömitz sich schon gewöhnt hat. Wir wollen auch weiterhin Vorreiter in der touristischen Entwicklung bleiben, und werden sicherlich auch in Zukunft die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, damit der Grömitzer Yachthafen einer der attraktivsten an der norddeutschen Küste bleibt.
Ihr Fazit? Janina Kononov Grömitz ist ein sehr schöner Ort, da
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JAHRE
YARA KUHLEMANN
jugend trainiert Für Freiheit DIE WASSERPRINZESSIN
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Yara Kuhlemann ist schon gesegelt, da war sie noch gar nicht geboren. „Bis zum neunten Monat bin ich mit ihr im Bauch gesegelt, „erzählt Mutter Claudia Reimers-Kuhlemann. „Ende September kam das Boot ins Winterlager, am 17. Oktober wurde Yara geboren.“ Yara ist ein Name, der von den Amazonasindianern in Brasilien stammt. „Prinzessin des Wassers”, bedeutet der Name in ihrer Sprache. Und dann Mutterschutz und Segelpause? Von wegen! Pünktlich zum Frühjahr wurde das KuhlemannSchiff wieder zu Wasser gelassen, und Yara war von da an auf jedem Törn dabei. Das ist nicht hart, das ist Familientradition. Mutter Claudia segelt auch schon seit ihrem siebten Lebensjahr. „In den Sommerferien sind wir immer mit dem Schiff meiner Eltern über die Elbe nach Grömitz gesegelt und haben dann hier die schönste Zeit des Jahres verbracht“, erinnert sich Mutter Claudia an ihre eigene Kindheit. Yaras Familie lebt bis heute in Drage an der Elbe, heute liegt ihr Schiff allerdings die ganze Saison an Steg 3 des Grömitzer Segelclubs. Yaras erste Erinnerung an den Yachthafen ist die kleine Hafenmauer, die beim Umbau 2006 unter den Holzüberbauten verschwand. Dort hat sie gekeschert und balanciert. Und an den kleinen Opti-Steg und natürlich die Optimisten des Segelclubs erinnert sie sich noch genau. Denn schließlich hat sie genau hier das Segeln gelernt.
ALLES, WAS SEGEL HAT Heute segelt sie alles, was ein Segel hat – auch die Albin Vega ihrer Eltern – mehr oder weniger. „Es wird immer weniger, dass sie mit mir segelt“, sagt Mutter Claudia. Das Jollensegeln findet Yara wesentlich aufregender und spannender, als das behäbige Dickschiff-Fahren. „Das Jollensegeln ist selbstständiger, und ich kann es allein machen“, sagt Yara. „Von Anfang an bin ich am liebsten solo gesegelt, weil ich dann das Meer für mich allein habe und ich es nicht mag, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun habe.“ Und schnell ist so eine Jolle natürlich auch, wenn der Wind stark genug pustet. Einen großen Wunsch hat Yara: Sie hätte gern einen Slipsteg für Jollen im Yachthafen. Ihre Boote muss sie immer mühsam über die Holzkante ins Wasser lassen, das kostet Kraft und ist auch nicht gut für die empfindlichen Kunststoffboote. Die Treppen am Jollensteg findet sie nicht ideal: „Treppen und Trailer, das funktioniert nicht“, sagt Yara. Für Optis ist das natürlich kein Problem, aber mit Lasern oder 420ern wird das schon problematisch. Die Jugendlichen des Grömitzer Segelclubs trainieren gemeinsam an der Wassersportschule am Strand und können auch deren Boote mit benutzen, die einfach per Trailer ins Wasser geschoben werden.
YARA SEGELT ALLES, WAS EIN SEGEL HAT
JUNGE LEUTE BEI DER STANGE HALTEN Praktisch jedes Wochenende verbringt Yara während der Saison in Grömitz. Auch im Winter ist sie mit ihrer Familie öfter mal in Grömitz. Sie genießt dann die Ruhe in ihrem Lieblings-Segelort. Aber sie ist natürlich auch ein junges Mädchen, das neben Schule und Segelei auch gern mal feiert. „Wir machen gern mal am Strand eine Party“, sagt die Sechzehnjährige. Die Segeljugend des GSC ist auch gleichzeitig ihre Clique. „Die meisten Jugendlichen kenne ich schon von klein auf an. Viele haben den Verein und das Segeln allerdings schon wieder aufgegeben.“ Schule, Studium und fehlende Motivation – ein Problem, wie alle Vereine es kennen, findet auch GSCVorsitzender Hans-Joachim Ahrens: „Das Problem, ist es, die jungen Leute bei der Stange zu halten oder sie generell zu motivieren.“ Eine Herausforderung, die allerdings nicht neu und auf die Generation von
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Yara beschränkt ist: „ Schon ich bin zu einer Zeit eingestiegen, als die jungen Leute alle abgehauen sind, nachdem sie von ihren Eltern nicht mehr zum Segeln gezwungen werden konnten“, sagt HansJoachim Ahrens. „Man muss den jungen Leuten als Verein auch etwas anbieten können.“ Das hat der GSC erfolgreich getan. Werbung und Jugendarbeit haben Familien mit Kindern motivieren können, inzwischen konnte der Verein sein Durchschnittsalter von 63 Jahren auf 45 Jahre senken. „Wir bieten den Jugendlichen inzwischen ein wirklich professionelles Training und sind sehr kinderfreundlich,“ so der GSC-Vorsitzende. Im Gegensatz zu anderen Segelclubs wächst die Jugendabteilung des GSC sogar: „Letztes Jahr hatten wir 15 aktive Kinder im Training, und durch unsere Kooperation mit der Wassersportschule von Jörg Eschenbach können wir den Kids auch nach der Opti-Zeit attraktives Material bis hin zum Kat anbieten, das hält die Jugendlichen bei der
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ICH SEGELE AM LIEBSTEN SOLO, WEIL ICH DANN DAS MEER FÜR MICH ALLEIN HABE
Stange“, sagt Schriftführerin Claudia ReimersKuhlemann, die für die Jugendarbeit des Grömitzer Segelclubs verantwortlich ist.
KEIN JOGHURTBECHER FÜR YARA Yara will auf jeden Fall dabeibleiben, solange sie noch die Zeit dafür findet. Entscheidend für die Wahl ihres Studienortes ist auf jeden Fall die Nähe zum Wasser – Hamburg, Lübeck oder Kiel, diese drei Städte kommen für sie in Frage. Auch in Grömitz will sie auf jeden Fall bleiben. Sie hat sich jetzt gerade ein größeres Boot gekauft, eine Laser-Jolle, die auf der Jollenwiese des GSC liegt. Demnächst will sie ihren Bootsführerschein machen und irgendwann dann auch das Schiff ihrer Eltern übernehmen: „Ich bin da ein bisschen altmodisch. Ich finde unsere alte Albin Vega immer noch schöner, als diese großen Plastikjoghurtbecher mit Antrieb vorn und hinten.“
Das Dickschifffahren schließt das Jollensegeln ja nicht aus, meint sie: „Auf dem Dickschiff kann ich mich herrlich in die Sonne legen und mit einer Jolle kann man schließlich nicht in den Urlaub fahren.“ Meistens segelt Yara mit ihrer Familie nach Dänemark und genießt die kleinen Häfen und Inseln der dänischen Südsee. Allerdings verbringt sie ihre Ferien mittlerweile lieber in Grömitz selbst. Sie arbeitet in den Ferien jetzt als Segellehrerin in der Wassersportschule. Ein Jahr geht Yara noch zur Schule, dann macht sie ihr Abitur. Was danach kommt, ist noch offen. Vielleicht will sie einmal Lehrerin werden und kann sich sogar vorstellen, einmal in Grömitz zu leben, wenn es den passenden Job hier für sie gibt. Zunächst einmal will sie nach dem Abi erst einmal in Grömitz mit ihrem Laser die Freiheit genießen – denn das bedeutet das Segeln auf dem Meer vor Grömitz vor allen Dingen für sie: „Absolute Freiheit.“
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RÜGEN
MÖN
219 KM
87 KM
LOLLAND 74 KM
BOLTENHAGEN 63 KM
FEHMARN 53 KM
TRAVEMÜNDE 32KM
GRÖMITZ NEUSTADT 10 KM
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LIEFERVERKEHR IN DER HOCHSAISON WERDEN BIS ZU 1200 PERSONEN TÄGLICH VERSORGT
FISCHER/ANGLER LAUFEN AUS SEE- & SEHLEUTE INNERHALB EINES SOMMERTAGES STRÖMTEN ÜBER 12.000 MENSCHEN DURCH DEN HAFEN. ZÄHLT EIN GROSSSEGELEVENT, WIE DIE DEUTSCHEN WINDSURFMEISTERSCHAFTEN DAZU, SIND ES BEDEUTEND MEHR.
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