50 Jahre Handball-Bundesliga

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Inhalt

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Editorial

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50 Jahre HandballBundesliga

Nur sieben Jahre

Aus 50 Jahren HandballBundesliga

Impressionen Chronik

Feldhandball

50 Stars

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200

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Prestigeduell und traditionelle Saisoneröffnung

Das Beste vom Besten

Das HBLJugendzertifikat als Zündstufe des deutschen Erfolgs

Botschafter der Bundesliga

Auf allen Kanälen: Der Handball und die Medien

Super Cup

All Star Game

Jugendzertifikat

Botschafter

Medien


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Strategen des Spiels

Von Machern, Mäzenen und Moneten

Motoren und Pioniere

Erfolgreich gegen alle Widerstände

Erst Pflicht, dann Mega-Event

344

Trainer

Manager & Präsidenten

Schiedsrichter

2. HandballBundesliga

DHB-Pokal

232

246

252

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Wir haben mit Abstand die stärkste Liga der Welt – kein Grund, sich auszuruhen!

Deckarms Unfall: Die Liga übernimmt soziale Verantwortung

Porträts aller Meister und Klubs

· Abschlusstabelle Autoren · Ewige Tabelle · Torschützenkönige · Torschützenliste · Die meisten Bundesligaspiele · Die ewige Tabelle der 2. Liga · Die Ehrentafel der Meister

Interview

Soziales Engagement

Meister und Klubs

Statistik

Impressum



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Liebe Leserinnen und Leser! Aus der Idee der Gründerväter von einer höchsten Spielklasse im Handball ist in 50 Jahren eine Bundesliga gewachsen, die sich wirtschaftlich wie sportlich den Ruf der stärksten Liga der Welt erarbeitet hat. Dazu waren viele Schlachten abseits des Spielfeldes notwendig, bis sich ein unabhängiger Ligaverband formieren konnte, der unsere Bundesliga zu dem machte, was sie heute ist: Sehnsuchtsort für die besten Spieler der Welt und Sammelbecken deutscher Talente. Es ist die Leistung dieser Akteure, die die große Anziehungskraft unserer Bundesliga ausmacht. Sie begeistern jedes Jahr auf ein Neues Millionen von Menschen in den Hallen und vor den Bildschirmen, indem sie das Spiel mit dem Ball und der Hand, dem Wunderwerk an Kraft, Geschicklichkeit und Präzision mit so viel Hingabe spielen – und bei allem Erfolg bodenständig und mit großer Nähe zu den Fans geblieben sind. Diesen Männern, ihren Geschichten und den 95 Klubs denen es gelungen ist, Bundesligageschichte zu schreiben, ist dieses Buch gewidmet. Es bietet außerdem spannende Artikel, die Triumphe, schmerzhafte Niederlagen und andere bemerkenswerte Handball-Ereignisse aus 50 Jahren Historie lebendig machen. In einem großen Interview blicken Ligapräsident Uwe Schwenker und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann auf die dynamische Entwicklung beider Bundesligen und wagen einen Blick in die Zukunft unseres Sports. Passend dazu wird eine junge deutsche Handball-Nationalmannschaft im Jubiläumsjahr der Liga Europameister, gewinnt Bronze bei den olympischen Sommerspielen von Rio de Janeiro und spielt sich damit zurück in die Weltspitze und in die Herzen von Millionen Menschen. Ein schöneres Geschenk konnten die „Bad Boys“ der DKB Handball-Bundesliga kaum machen, sind es doch genau solche Erfolge, die das konstruktive Wechselspiel der Bundesligaklubs mit der Nationalmannschaft und dem DHB auf besondere Weise dokumentiert und lebendig hält. Schicken sich gerade junge deutsche Handballer an, es ihren Helden aus 50 Jahren Bundesliga gleichzutun, so zählen dazu gewiss viele der ausländischen Stars, die die Bundesliga sportlich und menschlich bis heute bereichern. Sie sind ein bedeutsamer Grund dafür, dass Bundesligaspiele in fast 50 Ländern weltweit zu sehen sind. Auch von den Spuren, die sie in der Bundesligahistorie hinterlassen haben, berichtet dieses Buch. So wie schon das Hörbuch „Altes vom Hexxer – Geschichten aus 50 Jahren Handball-Bundesliga“, das wir für Sie herausgegeben haben. Wenn wir Ihnen, liebe Handballfans, nun auch noch auf rund 350 Seiten Papier die große Historie unserer Bundesliga näherbringen, Ihre Erinnerungen auffrischen und die Freude am Handball lebendig erhalten könnten – dann hätte sich dieses Buch gelohnt. Oliver Lücke Leiter Unternehmenskommunikation der DKB Handball-Bundesliga

Freudiger Anlass dieses bildgewaltigen Buches ist das 50-jährige Jubiläum der Handball-Bundesliga. Ein halbes Jahrhundert voller Emotionen, denkwürdiger Handballereignisse und großer Veränderungen liegt hinter uns. Während das Spiel selbst bis heute beinahe unverändert geblieben ist, haben sich die wirtschaftlichen Dimensionen grundlegend gewandelt: Fast 100 Millionen Euro hat die DKB Handball-Bundesliga in der Saison 2015/16 umgesetzt. Hinzu kommen noch einmal 20 Millionen Euro in der 2. Handball-Bundesliga.


Triumph



Erfolg



50 Jahre Bundesliga: Die Chronik



Erster Bundesligaspieltag 15. Oktober

1966

Vom Spätstarter zur stärksten Liga der Welt Die Gründung der Bundesliga erfolgte spät, nämlich erst im Jahr 1966. Nachdem die Rakete gezündet war, war die Liga rasch sportlich, ökonomisch und medial Motor für den gesamten deutschen Handball. Die Gründung der Handball-Bundesliga GmbH im Jahr 2003 war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Profihandballs. Die Chronik einer Erfolgsgeschichte.

Auf die Bundesliga gab’s ein Bier. Ein schönes Pils garantierte der Ort, an dem die gut 30 Funktionäre aus dem erweiterten Vorstand des Deutschen Handballbundes (DHB) am 4. September 1965 für den Herbst 1966 die Einführung einer zweigleisigen Bundesliga beschlossen: Getagt wurde im Saal der Union-Brauerei an Dortmunds Hohem Wall. Debattiert wurde in dieser Sitzung nicht mehr viel. Die Technische Kommission (TK) des DHB unter Friedel Bäcker (Dortmund) hatte in den Wochen zuvor viel Vorarbeit für die Modernisierung des Spielsystems geleistet. Den Männern war bewusst, dass sie Handballgeschichte schrieben. „Der 4. September 1965, d. h. seine Vormittagsstunden von 9:30 bis 12:30 Uhr, wird dereinst in der Geschichte des deutschen Handballs als ein Markstein verzeichnet stehen“, hieß es im Fachorgan „Deutsche Handballwoche“. Die gleiche Rhetorik verlautete im April 1966, als der DHB-Bundestag in Dortmund den Beschluss formal bestätigte. Die Bundesligagründung war zweifellos eine Zäsur. Denn damit verabschiedete sich der Klubhandball von dem seit 1950 bestehenden Meisterschaftssystem, in dem die jeweiligen Meister der Oberligen in K.-o.-Runden zunächst die Teilnehmer der Endrunde ermittelt hatten. In diesen Endrunden-Turnieren, an denen meist sechs Teams teilnahmen, wurden die Partien in 2x10 oder 2x15 Minuten ausgespielt, weshalb stets eine gute Tagesform und auch etwas Glück vonnöten war, um die Deutsche Meisterschaft im Hallenhandball zu erringen (erst Mitte der 1960er Jahre wurden die Spielzeiten verlängert). Das neue Spielsystem, in dem die beiden Staffelmeister in einem Endspiel über 60 Minuten den Titelträger ausspielten, war sportlich weitaus gerechter, weil es die Leistungen der Mannschaften über ein ganzes Jahr reflektierte. Als Pioniertat konnte der DHB, mit seinerzeit 300.000 Mitgliedern bereits damals der stärkste Verband im Weltverband IHF, die Liga freilich nicht feiern. Ähnlich wie im Fußball, der erst 1963 die Bundesliga installiert hatte, hinkten die Deutschen im internationalen Vergleich hinterher. „Was bei uns jetzt als Fortschritt gepriesen wird, ist in den meisten Ländern Europas schon seit Jahren eine Selbstverständlichkeit“, stellte die „Deutsche Handballwoche“ lakonisch fest. „In Skandinavien, Frankreich, Spanien, der Schweiz und auf dem Balkan wird seit Jahren, meist schon seit Jahrzehnten, in übergeordneten Klassen Hallenhandball gespielt. Wir ziehen sozusagen nach.“ Wohl wahr. In Schweden spielte man seit 1934 eine nationale Liga aus. Im Fußball hatten insbesondere steuerliche Probleme die Gründung der Eliteklasse verzögert – wenn dort offiziell Profis aufgelaufen wären, hätte das die Gemeinnützigkeit aller Klubs in Frage gestellt. Im Handball lag der Fall anders. Hier konzentrierten sich die DHB-Funktionäre zu lange auf den Feldhandball, den die deutschen Handballer dominierten. Sie mochten das Feldspiel „nicht aufgeben“, wusste das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zu berichten. Die Oberliga „jenseits der Zonengrenze“ („Deutsche Handballwoche“) startete aus den gleichen Gründen erst 1966. Im Ausland, insbesondere in Skandinavien und in den Ländern des Ostblocks, hatte sich das Spiel jedoch längst in die Halle oder auf das Kleinfeld im Freien verlagert. „Es verlangte eine völlig neue Taktik und eine veränderte Spielweise, bot jedoch den Zuschauern mehr Tempo und Spannung. Sogar in Kamerun und an der Elfenbeinküste, in Japan, China und Korea setzte sich das Kleinfeldspiel durch. Die Deutschen führten

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Der VfL Gummersbach wird mit dem 17:13 gegen Dukla Prag als erster Bundesligist Europapokalsieger 28. April

1967

links: Programmheft zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1950 in Berlin, Mitte: Antrag zur HandballBundesliga beim DHB-Bundestag 1966, rechts: Eintrittskarte für den ersten Bundesliga-Spieltag am 15. Oktober 1966

deshalb das Hallenspiel zusätzlich ein, weil sie international nicht ins Abseits geraten wollten.“ Der Sinneswandel setzte in den DHB-Gremien erst ein, als der Leidensdruck zunahm. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften 1961 und 1964 war der sportliche Abstand der DHB-Auswahl zu den führenden Nationen wie Rumänien oder Schweden offenkundig. Als Grund dafür wurde die mangelhafte Vorbereitung auf die WM-Championate angeführt. Weil die Nationalspieler damals rund 60 Pflichtspiele in der Halle und auf dem Feld zu absolvieren hatten, konnten sie, klagte „Der Spiegel“, „kaum noch auf Länderspiele vorbereitet werden“. Deswegen gab der DHB-Vorstand mit der zweigleisigen „Elite-Division“ auch „die Gewinnung von Terminen für Länderspiele und Lehrgänge“ als Grund an. Und so wurde Bundestrainer Werner Vick in Dortmund von der Deutschen Handballwoche als eigentlicher „Sieger des Tages“ gefeiert. „Gibt ihm doch die Konzentration der spielstärksten deutschen Handballvereine in einer Bundesliga die Handhabe, dank gewonnener Termine für Länderspiele und Lehrgänge auf höherer Ebene seine Truppe öfter und intensiver zu schulen und so zu der Einheit zu verschmelzen, die den DHB wirklich ehrenvoll zu repräsentieren vermag.“ Vick sagte: „Nur die Bundesliga ermöglicht wieder eine starke Nationalmannschaft.“ Für die WM 1967 in Schweden aber, schwante den Beobachtern, würde sich die Konzentration wohl noch nicht auswirken. Aus den Skandalen im Fußball, als sich der Deutsche Fußball-Bund kurzerhand über seine eigenen Regeln zur Nominierung der 16 Gründungsklubs hinweggesetzt hatte, hatten die Handballfunktionäre ihre Lehren gezogen. Der Qualifikationsmodus

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Erste Tagung der Bundesligavereine in Frankfurt, um die Interessen gegenüber dem DHB zu formulieren 24. Februar

Herbert Lübking (Dankersen) erzielt gegen Hildesheim (39:18) 20 Tore 11. Januar

1968

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für die je acht Plätze in der Nord- und Südstaffel war so schlicht wie hart. Die besten Mannschaften aus dem Westen (vier Plätze) und aus dem Norden (vier Plätze) der Serie 1965/66 bildeten ab Oktober 1966 die Nordstaffel. Auch für die Südstaffel, die ihre Teams aus dem Süden (vier Plätze), dem Südwesten (drei Plätze) und aus Berlin (ein Platz) rekrutierte, galt allein die Saison 1965/66. Historische Meriten spielten keine Rolle. Das führte, weil es in den Endrundenpartien zu sensationellen Resultaten kam, zu einer aberwitzigen Konstellation für die erste Spielzeit: Der VfL Gummersbach als Titelverteidiger war der einzige Klub unter den 16 Gründungsmitgliedern, der einen Hallentitel auf dem Briefpapier verzeichnen konnte. Der dreifache Meister THW Kiel etwa war in den entscheidenden Partien am krassen Außenseiter SV St. Georg Hamburg gescheitert (11:18 und 11:6). Die Ära des Rekordmeisters PSV Hamburg war bereits beendet. Und die traditionsreichste Mannschaft des deutschen Hallenhandballs, FRISCH AUF! Göppingen, fehlte ebenso in der neuen Liga wie der zweimalige Titelträger Berliner SV 1892. „Anfang ohne Tradition?“, titelte daher bang die „Deutsche Handballwoche“ und hielt, wenn auch eher halbherzig, „ein Plädoyer für FRISCH AUF! Göppingen“. Doch eine Lex Göppingen gab es nicht. Erst in der folgenden Saison stiegen mit dem THW und FAG die publikumsträchtigen Klubs in die Eliteliga auf, während die krassen Außenseiter SV St. Georg Hamburg und der TSV 1861 Zirndorf wieder (und wohl für immer) in den Niederungen des Handballs verschwanden. Vor dem Start in die neue Spielklasse hielt sich die Euphorie deshalb ziemlich in Grenzen. Die Liga startete „begleitet von allen guten Hoffnungen, manchen Diskussionen und einigen Zweifeln“, so war im Oktober 1966 in der Deutschen Handballwoche zu lesen. Das erste Tor im Süden erzielte Josef Hutter vom TV Hochdorf in der ersten Minute beim 14:11-Sieg gegen die Reinickendorfer Füchse, am 15. Oktober 1966. Im Norden wurde diese Ehre Herbert Lübking zuteil, der beim 18:18-Remis von Grün-Weiß Dankersen beim PSV Hannover als Erster traf.

Die Formierungsphase Die Zeit der zweigleisigen Bundesliga 1966 bis 1977 Alle leisen Zweifel an dem neuen System waren bald wie weggeblasen. Nicht nur medial war der Erfolg der zweigleisigen Bundesliga schon im ersten Jahr offenkundig (siehe Kapitel „Medien“). Auch hinsichtlich der Zuschauerentwicklung und der Infrastruktur erwies sich die neue Liga am Ende der 1960er Jahre als starker Motor. Die Nachfrage wuchs kräftig. Das Zuschauerinteresse stieg derart, dass Klubs wie Solingen 98 oder der VfL Gummersbach, die über Hallen mit nur geringen Kapazitäten verfügten, schon 1967 für einige Heimspiele in die rund 7.000 Fans fassende Sporthalle nach Köln auswichen. An anderen Standorten war der Andrang so groß, dass die Kommunen neue Hallen finanzierten. Die Hohenstaufenhalle in Göppingen, die im Herbst 1967 eröffnet wurde, nahm rund 3.000 Fans auf. Und es war auch der neuen Handball-Bundesliga geschuldet, dass die Hansestadt Hamburg mit der Alsterdorfer Sporthalle im November 1968 eine geeignete Spielstätte für die Handballer des Cover „Deutsche Handballwoche“ vom ersten Bundesligaspieltag

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Bundesliga-Arbeitsgemeinschaft fordert vom DHB paritätische Aufteilung der TV-Gelder 12. Juni

Hallenhandball feiert in München olympische Premiere 26. August – 11. September

1971

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Hamburger SV zur Verfügung stellte (der HSV hatte zuvor, weil die ursprüngliche Heimhalle in der Ritterstraße zu klein und dunkel war, nach Harburg ausweichen müssen). Es war kein Zufall, dass diese Halle, die rund 4.000 Zuschauern Platz bot, am 16. November 1968 mit einem Handball-Länderspiel gegen Schweden festlich eröffnet wurde. Auf die Tickets für die Endspiele um die Deutschen Meisterschaften gab es geradezu einen Run. Vor dem Finale 1969 in Dortmund hätte der VfL Gummersbach allein 15.000 Karten verkaufen können, behauptete VfL-Manager Eugen Haas damals.

Hansi Schmidt (Gummersbach) trifft im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1967 gegen den TV Hochdorf

Als die Bundesliga im Oktober 1971 ihren fünften Geburtstag feierte, attestierte der Sport-informationsdienst (sid) dem deutschen Hallenhandball gar eine „Hochkonjunktur“. Im sid-Kommentar „Am Drehkreuz ist oft Endstation“ wurden die meisten Hallen der Bundesligisten als zu klein bewertet. Selbst die Kieler Ostseehalle, die damals 7.200 Fans aufnehmen konnte, sei oft ausverkauft. „Man muss sich allen Ernstes fragen, wohin diese Handball-Begeisterung führen wird, eine Begeisterung, die offensichtlich bald Hallen mit Kapazitäten von 10.000 bis 20.000 Zuschauern erfordert“, fragte die Sportnachrichtenagentur. Angesichts des bevorstehenden olympischen Turniers 1972 in München müsse man „in neuen Dimensionen für die Hallenneubauten denken“.

Bundesliga lockt ausländische Stars Mit der größeren wirtschaftlichen Zugkraft wurde die Bundesliga für ausländische Spitzenkräfte attraktiver. Speziell jugoslawische Stars boten den Bundesligaklubs oder den Aufstiegsaspiranten ihre Dienste an, obwohl sie wegen des Amateurparagrafen offiziell kein Geld verdienen durften (weshalb sie als „Sportlehrer“ oder „Sportstudent“ bezeichnet wurden).

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So warf Rückraumstar Zlatko Zagmestar 1967 den BSV Solingen 98 in die Bundesliga Nord und trug, nachdem er zuvor mit Gummersbach, Leutershausen und Göppingen verhandelt hatte, im Herbst 1967 für zwei weitere Spiele das Trikot der Solinger („Oheios“) – er war neben Zdravko Ackum, Anton Turkalj (beide Jugoslawien) und Lajos Keller (Ungarn) der vierte Ausländer im Team. Beim TV Hochelheim (dem Vorgängerverein des TV Hüttenberg) heuerte der ebenso renommierte Jugoslawe Josip Milkovic an, um die Mannschaft mit seinen Toren aus dem Rückraum in die Bundesliga zu werfen. Phönix Essen nahm 1967 den zweimaligen Weltmeister Petre Ivanescu (Rumänien) unter Vertrag und bereitete so den Aufstieg im Jahr 1970 vor. Und der rumänische Rückraumstar Hans Moser trug das Trikot des TSV Milbertshofen. Der TV Hochdorf spielte ab November 1967 mit dem norwegischen Internationalen Trygve Hegnar („Er bevorzugt das Flugballspiel und ist bekannt für seine gefährlichen Knick-Fallwürfe“), der sich schon eine Saison zuvor im ersten Einsatz für die SG Leutershausen verletzt hatte. Zum HSV zog es im Sommer 1968 den polnischen Nationalspieler Heinz Nieradzik. Zwei Jahre später trug der Japaner Katsuhiko Chikamori das HSV-Trikot und war damit der erste Asiate in der Bundesliga. Mit dem Österreicher Christian Patzer, der 1969 von Union Edelweiß nach Göppingen wechselte, gewann im Januar 1970 der erste Ausländer den deutschen Meistertitel. In der Saison 1973/74 lief der erste Isländer in der Bundesliga ebenfalls im grün-weißen Trikot auf: Geir Hallsteinsson, dessen Vater einst isländischer Nationaltrainer war, hatte sich mit

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Mit dem Endspiel TV Großwallstadt – SVH Kassel (13:10 n. V.) endet das Kapitel FeldhandballBundesliga 15. Juli

1973

einem Brief bei Göppingen um einen Platz in der Mannschaft beworben. Seine Landsleute Axel Axelsson und Olafur Jonsson wurden 1977 mit Grün-Weiß Dankersen Meister. Weitere Beispiele: 1974 lockte der THW Kiel den ersten Dänen (Lars Bock) mit einem verbotenen Handgeld von 10.000 Mark in die Bundesliga. Und für die Saison 1974/75 verpflichtete die TS Steinheim mit Mohammed Klai einen tunesischen Olympiateilnehmer von 1972; der erste Afrikaner in der Bundesliga wechselte später nach Rheinhausen. Es wurde jedenfalls schon vor Einführung der eingleisigen Bundesliga sehr bunt und international in der Bundesliga. Zumal einige Spieler wie Milkovic, Moser und insbesondere Ivanescu nach ihrer Zeit als Spieler auch als Trainer wirkten.

Auch ein finanzieller Erfolg Die Erlöse aus dem Verkauf der Zuschauertickets wurden bis 1976 weitgehend „sozialisiert“. Denn der DHB-Bundestag hatte vor dem Bundesligastart beschlossen, dass die Einnahmen zwischen Heim- und Auswärtsklub im Verhältnis 60:40 aufgeteilt werden mussten. Diese hohe Beteiligung des Gastes löste regelmäßig Begeisterung bei den Teams aus, die beim Zuschauerkrösus THW Kiel antraten. „Das ist die größte Summe, die wir je bei einem Auswärtsspiel kassiert haben“, jubelte Eugen Haas, Manager des VfL Gummersbach, nach dem Auswärtsspiel in der Ostseehalle während der Saison 1968/69. „Gäbe es keine Einnahmeteilung im Verhältnis 60:40 – der THW wäre jetzt schon steinreich! So finanzieren die Kieler einen Teil der Nordstaffel“, kommentierte die „Deutsche Handballwoche“ Ende 1967. THW-Funktionäre wie Gert-Hinrich Reese kämpften daher jahrelang gegen diesen Verteilungsschlüssel und erreichten Anfang der 1970er Jahre eine Änderung des Schlüssels auf 70:30. Abgeschafft wurde diese Einnahmenteilung erst vor der Saison 1976/77. Die gestiegene Ticketnachfrage und die wachsende Medienpräsenz lohnte sich aber in finanzieller Hinsicht auch für den Veranstalter der Bundesliga, den Deutschen Handballbund. Denn der DHB kassierte neben sogenannten Spielbeiträgen (zunächst jährlich 300 Mark) auch zehn Prozent der Bruttoeinnahmen aus allen Heimspielen der Bundesligisten. Diese „Spielabgaben“ summierten sich im Jahr 1976 auf 140.000 Mark (bei einem Aufwand in Höhe von 2.000 Mark). Dazu kassierte der DHB auch die Erlöse aus dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft (1976 waren das 20.000 Mark). Inklusive der Spielbeiträge, die von 300 auf 750 Mark pro Klub erhöht worden waren und sich 1976 auf 15.000 Mark beliefen, erlöste der DHB damit rund 185.000 Mark jährlich. Und dann waren da noch die Erlöse aus den TV-Verträgen mit der ARD und dem ZDF, die nach der Bundesligagründung ebenfalls kontinuierlich stiegen. 1968 stellte der DHB dafür noch 80.000 Mark in seinen Etat ein, 1971 waren es bereits 100.000 Mark, 1976 schließlich 132.000 Mark. Und da der DHB von diesen TV-Geldern den Bundesligisten lediglich 25 Prozent weiterleitete, summierten sich die Erlöse aus dem Betrieb im letzten Jahr der zweigleisigen Bundesliga auf knapp 300.000 Mark. 1970 hatte DHB-Pressewart Bernhard Thiele, der 1972 DHB-Präsident wurde, in einem Text für die „Deutsche Handballwoche“ noch energisch bestritten, dass sich die Liga für den DHB lohne („Bundesliga – kein Geschäft für den DHB“). Doch immerhin war schon so viel Geld da, dass man über die Verteilung der Erlöse mit den Bundesligaklubs in den Clinch gehen konnte.

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Die Festspiele des Christian Patzer (Foto) Das Weihnachtsfest war gerade erst vorüber. So kurz nach dem Fest lag es für 2.000 Göppinger Fans nahe, einen ihrer Helden des Meisterschaftsendspiels vom 2. Januar 1970 mit der Melodie von „O Tannenbaum“ zu huldigen. Mit „O Christian! O Christian! Wie schön sind Deine Tore!“, feierten die Fans den 1,94m großen Christian Patzer wegen seiner vier Treffer beim 22:18 (10:7)-Sieg gegen den VfL Gummersbach. FRISCH AUF!-Abteilungsleiter Anton Burkhardtsmaier jubelte nach dem Finale über „Christian-Patzer-Festspiele“. Der wuchtige Österreicher war mit diesem Triumph erster ausländischer Handballer, der Deutscher Meister wurde. „Tatsächlich?“, fragt der heute 71-Jährige, der im Sommer 1969 von Edelweiß Linz an den Rand der Schwäbischen Alb gewechselt war und 1972 erneut Meister wurde. „Darüber freue ich mich, das ist eine schöne Geschichte.“ Der erste Ösi in der Liga war Patzer allerdings nicht. 1968/69 spielte Martin Wesinger für die SG Leutershausen, später in Großwallstadt. Patzer arbeitete als Technischer Zeichner in Göppingen. Zweimal die Woche wurde trainiert, vor dem Endspiel etwas öfter. „Wir haben bei Frisch Auf! nicht für Geld gespielt“, erzählt Patzer. „Für den Titel gab es 200 Mark Prämie. Und ein Urlaub auf Island, das hat gepasst.“ Erst 1974 flatterte ihm ein lukratives Angebot auf den Tisch: „Das war verlockend. Aber ich hatte mit dem Handball schon abgeschlossen und in Linz eine gute berufliche Perspektive.“ Das Angebot? Es kam vom TSV Rintheim. Er bot dem Festspiel-Patzer 10.000 Mark Handgeld.


Klubs wie der HSV und Wellinghofen laufen erstmals mit Trikotwerbung auf Januar

1974 Löste 1970 mit seinem Wechsel zum TuS Nettelstedt den ersten Bundesliga-Skandal aus: Herbert Lübking

Ringen um TV-Gelder

Das böse und das gute Trikot Geld und Sport – diese Kombination fürchteten die Funktionäre des DHB bis in die achtziger Jahre wie der Teufel das Weihwasser. Handball sollte ein lupenreiner Amateursport sein. „Beschriftung und Aufdrucke auf der Spielkleidung mit Ausnahme der Vereinsnamen und Vereinsemblem sind unzulässig“, hieß es streng in der DHB-Spielordnung, § 22 Ziffer 1. „Das gilt auch für Trainingsanzüge, wenn sie während des Spiels getragen werden.“ Als dann aber im Jahr 1973 Jägermeister-Boss Günter Mast die Fußballer von Eintracht Braunschweig ungeachtet aller Verbote mit dem Hörner-Whiskey-Emblem auflaufen ließ, spürten die Idealisten starken Gegenwind. 1974 eroberte der Kommerz dann auch den Handball. Der TuS Wellinghofen gewann das Wettrennen mit FRISCH AUF! Göppingen um einen lukrativen Werbevertrag mit einem Rosenheimer Brause-Hersteller („Frucade“). Und es dauerte nicht lange, da trugen auch die Handballer des Hamburger Sport-Vereins in der Bundesliga Nord das „Böse“ auf der Brust: den Werbeschriftzug „Campari“. Das heißt, nicht alle HSV-Handballer. Das Trikot von HSV-Rückraumstar Peter Pickel blieb blank. Als DHB-Kaderspieler hätte er sonst die Förderung der Deutschen Sporthilfe und sogar die Olympiateilnahme riskiert. „Das war irre damals, ein ziemliches Durcheinander, aber so war es“, erinnert sich Pickel. Ab 1. Januar 1976 verbot der DHB den Vereinen wieder jegliche Trikotwerbung. Aber den Lauf der Zeit stoppten sie nicht. Ab Juli 1979 war Trikotwerbung „vorläufig“ erlaubt, wie der DHB mitteilte. Der Anfang vom Ende der reinen Lehre im Handball.

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen DHB und Vereinen waren so erheblich, dass der Obmann des THW Kiel, Rolf Krabbenhöft, schon im Sommer 1967 öffentlich forderte, „einen Bundesligaausschuss ins Leben zu rufen, damit die Belange der Mannschaften entsprechend berücksichtigt werden“. So geschah es. Die Bundesliga wählte kurz darauf insgesamt vier Vertreter, welche die Interessen der Vereine gegenüber dem Veranstalter DHB wahren sollten. Die ersten zwei Sprecher aus dem Norden hießen Buhrmester (Dankersen) und Menzel (Hildesheim), die Delegierten aus dem Süden waren Kenner jr. (Esslingen) und Vogel (Großwallstadt). Dieses Gremium war, wenn man so will, der erste formale Vorläufer des heutigen Präsidiums. Es gewitterte gewaltig zwischen den Fronten. Bundesspielwart Hofmann berichtete im Mai 1968 nach einer Tagung der Bundesligavereine in Karlsruhe dem DHB-Vorstand, dass sich die Vereine in vielen Belangen benachteiligt fühlten. (…) Man müsse den Vereinen unbedingt ein Mitspracherecht geben. Aus diesem Grunde sei es aber erforderlich, mit allen Bundesligavereinen (Feld und Halle) mindestens einmal im Jahr eine Arbeitstagung durchzuführen, auf der die anstehenden Probleme zusammen mit der TK und dem Vorstand erörtert werden könnten. DHB-Präsident Otto Seeber schließe sich dieser Meinung an, so Hofmann. Das klang gut in den Ohren der Klubvertreter. Aber als sie für die Jahre 1967 und 1968 ein TV-Honorar in Höhe von 3.000 Mark pro Bundesligist, mithin rund zwei Drittel der gesamten TV-Erlöse (80.000 Mark jährlich), forderten, verhallten diese Wünsche ungehört. Auch den Vorschlag der „BL-Arbeitsgemeinschaft“, die TV-Summe nach Abzug der Verwaltungsausgaben zu teilen, lehnten die DHB-Vertreter als „indiskutabel“ ab. Man sei keineswegs engstirnig und wisse auch, dass die vorgesehenen 20.000 Mark nicht ausreichen würden, die Ansprüche der BL-Vereine abzugelten, doch sei diese Summe überhaupt keine Verhandlungsbasis, hieß es im DHB-Vorstandsprotokoll vom 28. September 1968. Der DHB überwies schließlich 275 Mark pro Saison und Bundesligist (insgesamt 40.000 Mark). Viel zu wenig, erklärten die Vereine: Denn da, wo das Fernsehen seine Kameras aufbaue, könne man schließlich keine Karten verkaufen und habe dadurch Einnahmeverluste. Schon zu diesem Zeitpunkt erklärten die Ligavertreter, bei den zuständigen Stellen der ARD und des ZDF einen separaten TV-Vertrag verhandeln zu wollen. Das aber lehnten die Sender kategorisch ab. Und auch der Wunsch der Vereinsvertreter, im DHB-Vorstand einen Sitz zu bekommen, um so über die Belange der Bundesliga wenigstens mitentscheiden zu können, stieß beim Dachverband auf taube Ohren. „Die oftmals erhobene Forderung, die Bundesligavereine brauchten ein Mitspracherecht im DHB, muss zunächst zurückgestellt werden, da hierüber nur der erweiterte Vorstand befinden kann. Zu dem anstehenden Problem eine Meinungsbildung herbeizuführen und diese dann den zuständigen Gremien mitzuteilen, ist im Augenblick die einzige Lösung“, hieß es in einer Niederschrift eines DHB-Funktionärs vom September 1968. Der Streit um die Verteilung der TV-Gelder entwickelte sich zu einem Dauerbrenner in den Interessenkonflikten zwischen DHB und den Bundesligavereinen. Auch 1975 taten die 20

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oben: Gründungsmitglied der Bundesliga 1966: RSV Mülheim unten: Szene aus dem Meisterschaftsfinale 1971 zwischen Grün-Weiß Dankersen und dem TV Großwallstadt

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