Leseprobe Euro 2016

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EURO 2016 InHalt Die schönsten Fotos

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Titelstory knapp daneben …

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Die Gruppenspiele Gruppe a: Das Blaue vom himmel? Gruppe B: Wenn David gewinnt Gruppe c: himmel blau, Wasser nass Gruppe D: Der Stolz der Spanier Gruppe E: Zum Weinen schön Gruppe F: »Wir sind keine Brasilianer«

32 34 38 42 50 54 58

Das Achtelfinale Die kleinen, die Großen und die Glücklichen Es wächst zusammen

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Reportage Das Gefühl Euro

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Das Viertelfinale Jonas wer? Der Elfmeterkrimi in 18 akten

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Fotogalerien Euro-News Euro-Sprüche

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Das Halbfinale Das Duell Sieger & verlierer Der Schock

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Reportage nur nicht wegducken!

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Das Finale Frankreichs Tränen Die finale Entscheidung Die ronaldo-Show So feiert portugal

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Porträt Trainer Fernando Santos: Schnöder Erfolg

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Statistik Das deutsche Euro-aufgebot 2016 Die deutschen aufgebote zur Europameisterschaft seit 1960 alle 15 vorherigen Em-Finals Der Weg zur Euro Euro-Ergebnisse, vorrunde Euro-Ergebnisse, achtelfinale, viertelfinale Euro-Ergebnisse, halbfinale, Finale Eurostatistik

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Reportage über Fußball in Europa

Das Gefühl Euro

Das Gefühl Euro

IM foKUs. Europa trifft sich in frankreich. Es ist nach 1960 und 1984 die dritte Endrunde mit dem Endspiel in Paris.

Es hat Kritik gegeben am neuen Modus. 24 Mannschaften im Turnier, vier Wochen Fußball – ist das nicht zu viel des Guten? Den Fußballfans scheinen die Neuerungen zu gefallen. Und

die vermeintlich »Kleinen« kommen groß raus. In der 25. Kalenderwoche des jahres 2016 vibriert das britische Königreich vor historischer Nervosität. »Wallstreet online«

schreibt: »guten Morgen! Am donnerstag kommt es zur brexit-Abstimmung in großbritannien. Nachdem zuvor bei Umfragen fast durchgängig die brexit-befürworter in der Mehrheit waren, hat sich das blatt

nun gewendet. die brexi jüngsten Umfragen vorn die Menschen auf der ruhr. sie haben sich in de bis aufs blut gefetzt.


Die schönsten Fotos der EURO 2016

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Reportage über Frankreich

Nur nicht wegducken!

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dEr EiffELTUrM MiT POLiZEiPräsENZ. symbolfoto der Euro 2016 in politisch turbulenten Zeiten. Abcd Adfgdg sgdAAsdg fgjf . Asfhyfy yndngdgdygjnyfgj fxmmxhf mfmv fh.

Streiks, Schlägertruppen, Terroristen – bei der europameisterschaft in Frankreich muss der Fußball eine harte Bewährungsprobe überstehen. Mit Sport hat das nicht das Geringste zu tun.

der schwere Mann wird für einen kurzen Moment leicht. sein lebensrunder Körper schwingt sich aus dem sitz, die Arme werden flügge, der schlips schwebt vor dem bauch. der Mann hat ein Lächeln und einen kleinen Triumph im gesicht,

die schmalen Lippen entspannen sich. françois Hollande freut sich. Zwei, vielleicht drei sekunden ist er sorgenfrei. Zu besichtigen auf http://lelab.europe1.fr/euro-2016-le-stressant-matchfrance-albanie-vu-par-francois-hollande-

en-gifs-de-francois-hollande-2773787. Es gibt da auch wackelnde bilder, die den Mann in seiner ganzen Pein zeigen. da wirft er sich nach hinten, schleudert den rechten Arm unkontrolliert in die Luft, patscht sich anschließend mit der Hand

auf den Oberschenkel und ist sich per blickkontakt mit dem ebenfalls entrüsteten Nachbarn einig, dass er den Unfug nicht mehr mit ansehen kann. Ein andermal will er schon wieder aus Unwillen ausflippen, besinnt sich dann jedoch, stützt

den rechten Ellbogen aufs linke Knie und legt den Zeigefinger über Kinn und Lippen bis zur Nase. dann sieht er aus wie ein griechischer denker. Hat was. Aber schlussendlich darf er dann triumphieren und den binder fliegen lassen.

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Reportage nur | nicht Reportage wegducken! Abc || FrAnkreich2016 FrAnkreich2016 |

das Europa-gefühl, wo ist es hin? Nun, wenigstens die fußballnationalmannschaft lässt sich nicht irremachen. England spielt am Montag der 25. Kalenderwoche im letzten Match der grup-

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Abcd Adfgdg sgdAAsdg fgjf . Asfhyfy yndngdgdygjnyfgj fxmmxhf mfmv fh.

raus aus der Europäischen Union, die Anderen wollen drinbleiben. Ein umnachteter Mann hat die Labour-Politikerin joe cox auf offener straße getötet, angeblich, weil sie gegen den brexit war.

Reportage Das Gefühl EURo | FraNKrEich2016 |

Reportage | Inhalt Abc | FRANkREicH2016

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Nur Nicht wegducken!

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it-gegner liegen in ne.« Insel sind in Aufen letzten Wochen die Einen wollen

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cHAmPioN PoRTuGAl. kEin EuSEBio unD kEin LuiS FiGo haT ES GESchaFFT. ronaLDo Schon. ErSTmaLS WurDE porTuGaL EuropamEiSTEr. ES iST DEr ErSTE inTErnaTionaLE TiTEL Für DaS kLEinE LanD am aTLanTik.


NuR FliEGEN iST ScHöNER. poLEnS anGrEiFEr JakuB BLaSZcZykoWSki hEBT aB. ES SiEhT So auS, aLS STEhE Er nach SEinEm TrEFFEr GEGEn DiE SchWEiZ in DEr LuFT. naTürLich EinE opTiSchE TäuSchunG. aBEr DiE poLEn üBErSTanDEn ErSTmaLS in ihrEr Em-GESchichTE DiE vorrunDE unD SchEiTErTEn ErST im viErTELFinaLE am SpäTErEn EuropamEiSTEr porTuGaL.



ViertelFinale

Der KlassiKer. DeutschlanD gegen ItalIen: BereIts Im VIertelfInale trafen DIe WeltmeIster Von 2014 unD 2006 aufeInanDer. nIe zuVor hatte eIne DfB-ausWahl eInen turnIersIeg üBer ItalIen gefeIert …



JONAS WeR?

sIegersPrInt. nach hectors elfmeter gibt es kein halten mehr. Draxler, höwedes, hummels, Kimmich, müller und Boateng sprinten zum schützen.

er kommt aus der Oberliga und schießt Deutschland ins Halbfinale. Dort treffen Jonas Hector und Kollegen auf die Gastgeber, die »Helden«-Killer des Turniers. auch weiter im Turnier: die spiel-Zerstörer aus Portugal und die walisischen Weltenstürmer. Was bleibt vom Viertelfinale der eM in Frankreich? DEUTSCHLanD – ITaLIEn 7:6 (0:0, 1:1, 1:1) i.e. Das Vorspiel hat es in sich. Die Deutschen entsteigen dem Bus und sehen mit ihren turnschuhen und Badeschlappen und Bermudas, trainingshosen und gemischt-

farbigen t-shirts aus wie eine reisegruppe von braungebrannten, sportlichen Kegelfreunden. Die Italiener sind geschniegelt wie für den catwalk. Die anzüge scheinen maßgeschneidert und kleiden prächtig. Verspiegelte sonnenbrillen machen sich auch gut in dieser abordnung einer eliteanstalt für höhere söhne des landes. Verdammt gut sehen sie aus. zum fürchten gut. so haben sie sich schon vor dem turnier der nation präsentiert, als ihnen das fernsehen eine show zur besten sendezeit geboten hat. Dann geht es um den rasen. Die Italiener lehnen ein zusätzliches Wässern des Platzes kurz vor dem spiel und in der halbzeit ab. nur kein schneller Platz für Özil, Kroos und Konsorten.

DeutschlanDs elfmeterhelDen. manuel neuer und Jonas hector jubeln nach dem finalen schuss. sie haben den Italien-fluch beendet.


gianluigi Buffon gewinnt beim hymnensingen. mit 38 ist der italienische torhüter der senior auf dem feld. er weiß, dass dies wohl seine letzte chance ist, bei einem internationalen turnier zu triumphieren. er will diesen erfolg, unbedingt. für sich und für sein land, dessen hymne er mit geschlossenen augen in die Welt schmettert. los geht’s. Das bekommen ganz schnell die besagten herren Özil und Kroos zu spüren. Vor denen haben die azzurri ein wenig Bammel. sie gehen den deutschen filigranstars in der ersten Viertelstunde sehr forsch an die Klamotten. außerdem praktizieren die Italiener ein forechecking, das sogar manuel neuer beim abstoß vor Probleme stellt. In der 13. minute bekommt Khedira einen tritt, signalisiert, es gehe nichts mehr. schweinsteiger macht sich bereit, wird eingewechselt. Wieder eine Verletzung bei Khedira, der adduktor ist es diesmal. zum achten mal in einem Jahr stoppt der Körper den athleten. nach 20 minuten schlägt Kroos weit nach vorn auf den sprintenden gomez. Der ist zwar mit der schuhspitze dran, fabriziert aber nur eine rückgabe. Buffon hält. es ist das erste mal, dass er eingreifen muss. neuer auf der anderen seite sieht dem treiben genauso arbeitslos zu. schweinsteiger köpft ins tor, nachdem er De sciglio weggestoßen hat. es ist kein tor – aber vielleicht doch ein halbes? Buffon jedenfalls war chancenlos. und schweinsteiger hat souverän verwandelt. auch wenn es ein foul war – der moral tut so was gut.

4:6 (1:1, 1:1, 1:1) i.E. Wales – Belgien 3:1 (1:1) Deutschland – Italien 7:6 (0:0, 1:1, 1:1) i.E. Frankreich – Island 5:2 (4:0) Polen – Portugal

nach einer halben stunde bügelt Boateng einen schnitzer von Kimmich aus und klärt – zum wiederholten mal im turnier – vor einem heranrauschenden stürmer eine brandgefährliche flanke. zu dieser zeit sind die Italiener zwei Kilometer mehr gelaufen als die Deutschen. Drei minuten vor der Pause tunnelt sich hummels nahe der linken eckfahne frei, legt auf Kroos, der verzieht, Kimmich hält drauf, müller kommt dran, Buffon auch. gegenzug. neuer überspielt. sturaro kommt frei zum schuss. Das muss ein tor sein – Boateng, wieder Boateng, lenkt zur ecke. 90 sekunden später ecke Deutschland. Kroos. Die Italiener schlagen den Ball weit raus. nach der Pause sind die Italiener am Drücker. sie bearbeiten Kimmichs seite, der im rückwärtsgang überfordert scheint. Dann wieder Kimmich vorne, mit gefährlicher flanke. 54. minute. gomez legt ab auf müller, der an der 16er-linie kreuzt und schießt. lorenzi klärt im flug für den geschlagenen Buffon. Jetzt drückt Deutschland. auch ein Konter wird von schweinsteiger geblockt. 65. minute. Dieser gomez. links an der eckfahne gegen zwei. macht sich frei. Passt in den strafraum …

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Action Viertelfinale | FranKreicH2016

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la mannschaft. Daumendrücken beim elfmeterschießen. V.l. Draxler, höwedes, hector, Kimmich, Özil, schweinsteiger, hummels, Boateng (verdeckt), müller, Kroos.

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fatales hanDsPIel. Jérôme Boateng springt nach einer flanke hoch, hält beide arme in die luft und wird angeschossen. handelfmeter ist die folge.

Dorthin ist hector gespurtet. er kommt von der mittellinie, wo er sich orientiert hat, ob ein sturmlauf zulässig wäre. Ja, hat er entschieden, kein gefährlicher Italiener, um den wer sich kümmern müsste. also rannte er nach vorn, in den strafraum des gegners …

In auersmacher, einem 2.500-seelenort nahe der französischen grenze, ist Jonas hector aufgewachsen, dort hat er auf tore aus schulranzen gespielt und ist dann dem örtlichen Verein beigetreten. erst mit 20 Jahren ist er aus der saarländischen Provinz zum 1. fc Köln in die große Welt des fußballs gewechselt. »Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass ich mal als stammspieler im Profifußball landen würde, hätte ich ihn für bekloppt erklärt.« mit 18 war er froh, dass er mit dem sV auersmacher in die oberliga südwest aufgestiegen war. Der trainer konnte ihn auf allen Positionen einsetzen. hector spielte auf der sechs vor der abwehr, er machte den manndecker, stürmte außen und in der mitte. und wenn not am mann war, stellten sie ihn ins tor. mittlerweile fragten größere Vereine an, ob er zu haben sei. auch die talentscouts

des 1. fc Kaiserslautern hatten ihn für außergewöhnlich empfunden. hector überlegte – dann lehnte er ab. »Ich wollte damals einfach nicht weg. Ich spielte seit der f-Jugend in auersmacher und wollte zumindest eine oberligasaison spielen.« angeführt von ihrem jungen strategen, der aufgrund eines Wachstumsschubs und seiner schnelligkeit zunehmend auch als linksverteidiger eingesetzt wurde, erreichten die auersmacher überraschend den fünften Platz. hector glänzte mit neun toren und 13 Vorlagen. nun würde er sich nicht mehr vor den Profis drücken können. mit seinem Bruder lukas reiste er zu zwei trainingstagen bei der u23 des fc Bayern. zum saisonende machten ihm auch der sc freiburg und 1899 hoffenheim offerten. am ende aber sagte sich hector, es solle dann doch ein Verein sein, der nicht zu weit entfernt von seinem heimatdorf ist. »auf einmal war ich in Köln und stand auf eigenen Beinen. Da musste ich erst einmal mit klarkommen.« unter frank schaefer arbeitete hector sich in den ersten beiden Jahren in der regionalliga hoch. Dann hat ihn holger stanislawski erstmals in den Profikader berufen. gegen unterhaching folgte das Debüt im DfB-Pokal – und hector überzeugte den damaligen

fc-coach. ab dem dritten spieltag stand er regelmäßig im Kader, zum saisonende avancierte er zum stammspieler. auch den Wechsel von stanislawski zu trainer Peter stöger schaffte der mit 1,85 metern für einen außenverteidiger recht große hector beeindruckend unaufgeregt. Im aufstiegsjahr verpasste er nur ein spiel wegen einer Verletzung, in den restlichen 33 spielen stand er immer in der startelf und wurde nur ein mal ausgewechselt. Vertragsverlängerung bis 2018. Der trainer sagte voraus: »Jonas hector hat sein großes Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. er lernt sehr schnell und ist im training und in den spielen immer voll konzentriert. Ich freue mich jedes mal, wenn ich ihn auf dem Platz sehe.« einer lokalen zeitung gab hector damals ein Interview. Bescheiden war er und schüchtern. er wurde nach der nationalmannschaft gefragt. »Diesen traum hat jedes Kind, das fußball spielt. es ist das höchste der gefühle. aber ein konkretes ziel ist das nicht. Ich möchte mit Köln in der Bundesliga spielen. Dann schauen wir einfach mal, was kommt.«

Viertelfinale gegen Italien. ein spiel auf des messers schneide.


DIe führung. mesut Özil verwandelt eine Vorarbeit von Jonas hector, erzielt mit seinem ersten turniertor das 1:0. Buffon ist geschlagen.

schaft das halbfinale erreicht – aussetzen. sehr ärgerlich ist das. hummels lacht höhnisch und besinnt sich auf die Jetztzeit. schließlich ist er neben Boateng und neuer Part des musketier-trios vor dem deutschen tor. schweinsteiger wird mehr und mehr der mann mit dem überblick. hat noch eine Kopfballchance. es geht in die Verlängerung. Boateng muss intensiv behandelt werden. Dann bilden sie einen Kreis um löw. Die hände sprechen Bände. spiel ruhig machen, spiel in die Breite ziehen, schnelle Vorstöße einschieben. ernste Kollegen. auf der anderen seite nimmt conte seine akteure in die crash-einzelbehandlung. gelaufene 118 Kilometer (Italien) gegen 112 der Deutschen. heißt das was? oder

Jonas hector hat es in die nationalmannschaft geschafft – und manche fachleute fragten erstaunt: »Jonas wer?« er ist ins team gewachsen ohne großes gedöns. Bescheiden und leise, auf dem Platz ein großer zweikämpfer und einer, der mit Drang nach vorn marschiert, wenn er die möglichkeit sieht. einer, der bis zum schlusspfiff konzentriert seinen Job macht. In frankreich könnte er sich durchaus was auf sich einbilden. tut er aber nicht. hobbys: Besuche im heimatort. Dort schaut der 24-Jährige – so oft es geht – vorbei. meist geht es dann zum auersmacher ascheplatz, um die alten Kollegen bei ihren spielen zu unterstützen. »Ich bin froh, wenn ich die zeit finde, an freien Wochenenden nach hause zu kom-

hummels kassiert eine gelbe: Das war ein männlicher Körpereinsatz, eine gelbe Karte zücken die schiris bei dieser em normalerweise nicht. für hummels ist es nun schon zum zweiten mal eine solch überharte ahndung seines defensiven tuns. er muss – falls die mann-

die tatsache, dass die Italiener »alt« sind und die Deutschen »jung«? sie sind doch alle »am anschlag«. Jonas hector braucht keinen Physio. Konzentriert hört er dem trainer zu, er sieht aus, als ob er ernst lächle.

men und mich mit meinen freunden zu treffen. Das fehlt mir in Köln schon etwas«, erzählt er der »saarbrücker zeitung«. man bolzt ein bisschen, man guckt amateuren zu. man hat eine gute zeit. und dann hockt man vorm Bildschirm und zockt eine runde fIfa auf der Playstation.

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Der ausgleIch. leonardo Bonucci lässt manuel neuer keine chance, verwandelt den handelfmeter eiskalt unten rechts.

Action Viertelfinale | FranKreicH2016

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Jetzt dieser geniale Pass von gomez. hector nimmt an, schießt weiter nach innen, abgefälscht in den lauf von Özil. 1:0. 1:0 durch neuer-gomez-hector-Özil. sie greifen weiter an. gomez rennt rein, mit der hacke, Buffon reagiert. Wenig später greift sich der angreifer an den rechten oberschenkel. er spielt den Ball dann selbst ins aus – für ihn kommt Julian Draxler. Boateng bei flanke mit hochgereckten armen nach oben. hand. leonardo Bonucci läuft an, hält inne, unten rechts, neuer in der ecke, der Ball ist zu scharf und zu platziert. ausgleich. es wird eng. Bis zur letzten minute. erst in der nachspielzeit drängen die Deutschen auf einen sieg. Die gegner halten das unentschieden.

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grätsche mIt folgen. mats hummels fährt eder in die Parade, trifft den Ball, aber sieht gelb. Damit ist er für das halbfinale gesperrt.

megachance. mit der ferse zielt mario gomez auf das italienische tor, zwingt Buffon zu einer glanzparade. chiellinis einsatz kommt zu spät.

Der KaPItän Ist zurücK. Bastian schweinsteiger, für den verletzten Khedira eingewechselt, stemmt sich gegen das italienische Bollwerk.

alles auf null. 1:1. »one more time« kommt aus den stadionlautsprechern. Der song ist von Daft Punk und nicht sonderlich inspiriert. es geht darin ums Weiterfeiern, immer weiter, immer weiter. one more time Were gonna celebrate oh yeah, all right Don’t stop the dancing lass es uns noch mal machen. lass uns weiterfeiern. oh mann, so ist’s gut. nur nicht aufhören.

also geben sie sich den rest, die Italiener und die Deutschen. sie rennen bis ultimo. Boateng und seine Vorderleute haben die besseren Waden und machen in der Verlängerung die schnelleren Kilometer. sie kommen zu chancen, sie sind manchmal ganz nah dran. sie wollen nicht ins elfmeterschießen. sie wollen das schicksal, das italienische, nicht herausfordern. Die azzurri spüren ihr »alter«. manchmal kontern sie, dann sind sie gefährlich wie Vipern. meist aber igeln sie sich ein und verlassen sich auf Buffon als allerletzten mann und das glück im elfmeterschießen. müller, der stürmer, foult in gegners straf-

raum – und chiellini stirbt wie ein schwan. Wie sich da der müller aufregt. man kann es ihm an den lippen und den händen ablesen: »Ist ja okay, war ein foul – aber mach doch kein theater. Wie so ein Baby. gnäh! gnäh! gnäh! hör auf mit dem schmarrn.« chiellini weiß gar nicht, worüber dieser müller da schimpft. er hebt die hände wie ein fiatfahrer, dem vor einem unfall die Vorfahrt genommen worden ist. müller rückt ihm auf den Pelz wie ein adria-urlauber, dem sie das Badetuch von der liege stiebitzt haben. Bonucci stellt sich zwischen die beiden. Der schiedsrichter eilt herbei. Da


BItteres aus. giggi Buffon bedankt sich bei den fans, hat tränen in den augen. Der große Juvetorwart scheidet mit der squadra azzurra aus.

der hinter dem siegtor her. Kurz darauf wird er von einem grinsenden chiellini umgenietet. man steht auf, sieht sich in die augen, gibt sich die hand, lächelt schmal, macht weiter. man ist quitt. man ist auch pari, als finito ist. nun wird es grausam. elfmeterschießen vor der tifosiKurve. Italien beginnt. Insigne trifft. Kroos verwandelt ins rechte eck. zaza (er ist in allerletzter minute für den showdown eingewechselt worden) trippelt mit klitzekleinen schritten los, macht sich selbst irre, zimmert drüber. müller, der sichere schütze, macht es mit einem schwach geschossenen Versuch

Özil, dieser feinmotoriker, macht es zu genau. Pfosten rechts. es ist zum Verzweifeln. Pellè zielt links vorbei. Draxler ins rechte eck. ausgleich. Bonucci hat ja schon einen elfer sicher verwandelt. Diesmal aber hält neuer. Bastian schweinsteiger kann nun den sieg klar machen. er ist ein sicherer schütze. hat während des matchs in den Kampf hineingefunden. er geht langsam zum Punkt, hat nichts mehr von diesem fighter der vergangenen 105 minuten. legt den Ball behutsam auf den Punkt, läuft zaghaft an. Drüber.

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Das em-aus. sami Khedira muss schon nach 15 minuten raus, hat sich an den adduktoren verletzt. Klaus eder (rechts) und Doc müller-Wohlfahrt begutachten den muskel.

Weiter geht es. sechster Vergleich. giaccherini mit coolem heber zum 4:3. hummels: Buffon ist dran, Ball ist trotzdem drin. Parolo sicher. Kimmich. erstes großes turnier. Buh-getöse der Italien-fans. Buffon: ein mann wie ein riese. na und? linkes eck. ausgleich. De sciglio an die unterkante der latte und ins tor. Wieder führen die Italiener, wieder müssen die Deutschen auf teufelkommraus ausgleichen. Boateng ist dran. Ihm tun die Beine weh. eigentlich mögen sie nicht mehr. nun sollen sie gehorchen. Boateng sieht leidend aus. zielt ins linke eck. es ist gut. Boateng jubelt nicht, er ist nur erleichtert. Darmian. neuer. gehalten. neuer geht weg und sieht aus wie jemand, dem man nicht in einer dunklen gasse begegnen möchte. hector muss. hector, der so gekämpft hat und wieder sauber geblieben ist. Vor der deutschen Bank halten sie sich alle an den schultern, der Doc müller-Wohlfahrt, die Physios, die assis, die Betreuer, die reservisten. trainer löw steht hinter ihnen, ernst, betroffen, geschafft, um Jahre gealtert. hector läuft an. rechts unten. halb stramm. flach. Buffon wirft sich in die richtige ecke. er fällt, der Ball rauscht in richtung torlinie, Buffon ist fast unten, nur der oberkörper und der erste arm brauchen noch eine halbe zehntel bis zum Boden. Der Ball ist da, Buffon auch. Der Ball ist eine halbe zehntel zu schnell für Buffon. Wischt unter dem tollen torwart ins netz. hector läuft gleich durch, der neuer erwischt ihn als erster, dann sind die anderen Kollegen über dem neuen helden. an der reservebank kriegen sie sich nicht mehr ein. herr löw ist zu erschöpft zum lauten Jubel. er lacht kurz, wendet sich und geht erst mal nach hinten ab. halbfinale. später gibt Jonas hector sein erstes Interview in der arD. er ist schüchtern wie ein tanzschüler: »Ich kann’s nicht beschreiben. Ich wüsste nicht, wie ich es ausdrücken sollte. Ich habe mein herz in die hand genommen und geschossen. Dann habe ich glück gehabt. und er ist reingegangen.« mehr war es nicht. aus das trauma. nie zuvor hatte Deutschland bei einem turnier gegen die Italiener gewonnen. Weder bei einer Wm, auch nicht bei einer euro. Jetzt ist es passiert – im shootout aus elf metern.

Action Viertelfinale | FranKreicH2016

Buffon leicht. schon wieder kein tor für den münchner, der sich aufgerieben hat. Barzagli verwandelt. 3:2.

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steht aber auch schon Buffon, der altersweise torhüter, schlichtet lachend. müller beruhigt sich sofort und rennt wie-

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Der elfmeterkrimi in 18 akten 0:1

insigne verwandelt eiskalt, bringt Italien in führung.

1:1

Kroos lässt Buffon keine chance.

Zaza schießt über das tor.

2:2

Pellè schießt seinen elfmeter neben das tor.

Draxler schießt hart und platziert.

3:4

Parolo lässt neuer keine chance.

neuer ahnt die ecke, hält gegen Bonucci.

4:4

Kimmich verwandelt eiskalt, obwohl Buffon die ecke ahnt.

5:5

Boateng versenkt seinen elfmeter ins linke eck.

neuer hält gegen Darmian.

4:5

De sciglio zielt in die tormitte.


1:2

Buffon hält gegen Müller.

Barzagli überlistet neuer in der tormitte.

Özil verlädt Buffon, trifft aber nur den Pfosten.

2:3

schweinsteiger hat den ersten matchball, schießt über das tor.

Giaccherini trifft in die tormitte.

3:3

Hummels hat glück, Buffon ist mit der hand dran.

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Action Viertelfinale | FranKreicH2016

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6:5

Hector schießt hart, trifft unter Buffon hindurch.

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KoPfBall-ungeheuer. olivier giroud köpft das 5:1, überspringt Ingason und torhüter halldorsson.

raus mIt aPPlaus. sighthorsson ist schneller, macht das 1:4. Island steckt nie auf und verabschiedet sich unter allgemeinem Beifall.

FRanKREICH – ISLanD

5:2 (4:0)

JedeR ist ein kapi, ein Held, ein kRiegeR »hu! hu! hu! huuhuuhuu!« so singen sie schon den ganzen sonntag in der französischen metropole. zehntausend haben ein ticket fürs Viertelfinale gegen frankreich, weitere 15- bis 20000 bereiten sich auf ein Pariser Public Viewing vor.

sie sind friedlich, fröhlich, stark und stolz. fern der heimat sind sie ein herz mit den landsleuten zu hause, die sich und ihr land und ihre spieler in frankreich feiern. Kaum ein Isländer, der an diesem abend der Partie nicht beiwohnt. Kaum einer, der nicht mit einstimmt in den chor der nation: o gott, du unsres Islands herr, dein name sei uns heilig, ja heilig alle stund’. Dir winden aus sonnensystemen den Kranz deine getreuen, mit den äonen im Bund …

Das kleine Island mit seinen 330.000 menschen berauscht sich an sich selbst und der leistung der fußballer bei der em. zu ende gesungen. nun wird gekämpft. zwölf minuten steht es 0:0. Bis matuidi von der mittelinie den Ball steil nach vorne schlägt. giroud überläuft zwei abwehrspieler, nimmt den Ball mit, nimmt maß. langes eck. mächtiger schuss. frankreich führt. Das war’s dann wohl. »hu! hu! hu! huuhuuhuu!«, skandieren zehntausend stolze nordmenschen. Kleiner angriff. Kopfball Bödvarsson. torwart lloris greift sich den Ball. so nicht, die herren! Pogba von der mittellinie steil auf griezmann, der schießt einen Isländer an. ecke. griezmann führt selbst aus. Pogba steigt hoch. Drin. 20 minuten gespielt. Pogba ballt die faust in richtung der Isländer: so, ihr Burschen, das war’s. »allons, enfants de la patrie, le jour de gloire est arrivé.« 66.000 singen aus breiter Brust. Präsident francois hollande lächelt sehr froh. fast bringen die Isländer diesen rückstand über die zeit. Doch dann, drei minuten vor der Pause, legt griezmann für Payet an der strafraumgrenze auf, der findet mit seinem spannschlag das rechte lange eck. ein wenig später sind die Isländer im schock zu weit aufgerückt. Pogba auf giroud, der steil auf griezmann, der läuft allein auf den torhüter zu, lupft.


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Action Viertelfinale | FranKreicH2016

ach, armes Island. es ist sonntag, 21.45 uhr. Im fernen nordland sind sie fassungslos, im stade saint-Dénis singen sie vorerst mal nicht »hu!«. Pause. 0:4. Der isländische reporter gudmundur Benediktsson hat bei der europameisterschaft wegen seines Jubelkreischens Kultstatus erreicht. nicht mal die südamerikaner können das annähernd so schrill. sein Kommentar vom frankreich-spiel wird sogar von einem spartenkanal des zweiten Deutschen fernsehens live übertragen. gegenüber Wissenschaftsjournalisten der faz macht sich Phoniater michael fuchs vor dem Viertelfinale sorgen um die unbeschadete heimkehr des reporters vom fußballturnier. »er könnte sich ein stimmproblem einhandeln. Das gewebe wird nämlich bei erhöhtem Druck leicht verletzt, weil es mechanisch zu stark belastet wird. In der regel erholt es sich schnell wieder. Jeder fußballfan, der einmal im stadion rumgebrüllt hat, kennt das: abends ist man zwar heiser, aber am nächsten morgen ist die stimme wieder normal. Wenn man jedoch übertreibt oder zu oft schreit, reagiert das gewebe mit Verdickungen auf die enorme mechanische überlastung, stimmlippenoder auch schreiknötchen genannt: eine fleischgewordene funktionsstörung.

gemeinsam mit Kristbjörg lebt er in cardiff, wo er auf »montage« kickt. Die beiden haben einen kleinen sohn, der wird sicher auch mal fußballer. oder handballer. oder Kraftsportler. Kristbjörg ist Bodybuilderin und kann mit beiden füßen gegen den Ball treten. gunnarsson, im april 1989 in akureyri zur Welt gekommen, ist ein Paradefußballer der neuen goldenen generation. 2006 wechselte er von Þór akureyri zur u19 des az alkmaar. er rackerte in der 2. mannschaft, schaffte den sprung in die 1. mannschaft von az. Da wurde er nur in einem spiel in der eredivisie, der höchsten liga der niederlande, eingesetzt. Im sommer 2008 wechselte aron nach england zu coventry city. er spielte bis 2011 in der 2. liga, der football league championship. nach drei spielzeiten ging er weiter innerhalb der liga zum walisischen club cardiff city. er stieg mit cardiff als meister in der spielzeit 2012/2013 in die Premier league auf. sein Debüt in der höchsten englischen spielklasse gab er am 17. august 2013, dem ersten spieltag. Bei der 0:2-niederlage gegen West ham united spielte er über 90 minuten. nach nur einer spielzeit ging es zurück in die 2. liga. Die Karriere des Isländers gunnarsson ist eine typische achterbahnfahrt für einen Wikinger, der in die fremde zieht, um im fußball sein glück zu finden. nun ist der nationalrausch von frankreich zu ende. Wird es einen Kater geben? ach was! gunnarsson steht dem Interviewer der uefa rede und antwort. Weit hinten feiern die fans noch, gunnarsson drückt sich nicht vorm reden. einer muss da durch, dann macht er das eben: »es war schwierig, aber eine tolle erfahrung. mir fehlen die Worte. es war ein schreckliches spiel für uns. In der zweiten halbzeit haben wir gut gespielt, wir haben entschieden, dass wir das turnier gut für uns beenden wollen. aber hören sie, hören sie diese fans. sie machen uns stolz. und seien sie sicher: Wir kommen wieder.” Die Isländer lieben Pferde. sie legen Wert darauf, den hengsten besonders treffende namen zu geben. ein Kátur ist ein lustiger fröhlicher zeitgenosse. ein Ófeigur ist einer, der partout überleben will und zu einem unsterblichen wird. Das alles sind die spieler Islands – auch nach dem 2:5 gegen frankreich. aber vor allem ist jeder ein Kapi. ein held. ein Krieger. hu! hu! hu! huuhuuhuu!

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eIsKalt. Keiner ist vor dem tor so gefährlich wie antoine griezmann. hier lupft der kleine stürmer den Ball über halldorsson zum 4:0 ins netz.

rastet er völlig aus, könnte es passieren, dass er sich einen stimmschaden zufügt. er wäre chronisch heiser, der Klang seiner stimme rauher. zudem könnte er nicht mehr so laut und ausdauernd sprechen, die stimme würde ihm häufiger versagen. typischerweise hätte er das gefühl, ein fremdkörper würde im hals stecken, den man weghusten möchte, dabei ist da gar nichts.« zur Pause kann man den Wissenschaftler beruhigen. Der reporter ist ziemlich ruhig geworden. man spielt wieder. Wird es ein fiasko für die braven männer aus dem norden? nein. gunnarsson wirft ein, wieder ganz weit. geklärt. Der Ball kommt wieder zu gunnarsson, dem Bärtigen. Die Isländer spielen sich vor dem strafraum der franzosen fest. auf einmal eine Bananenflanke vors tor. In formation rennen zwei franzosen und drei angreifer auf den torhüter zu. sigthorsson ist der schnellste und der erste am Ball. hält im lauf den fuß hin. Kurzes eck. Island jubelt. gudmundur Benediktsson kreischt. Drei minuten später giroud mit dem Kopf zum 5:1. Dann wird er ausgewechselt. Wie zufrieden er ist! auch monsieur hollande freut sich, als gäbe es keine arbeitslosigkeit, keine streiks, keinen terror – und der Brexit wäre auch nicht Wirklichkeit. lloris verhindert mit unglaublicher Parade nach Kopfball aus zwei metern das 2:5. so geht das hin und her. und wenn einer jetzt erst ins stadion käme, hätte er den eindruck, die Isländer rechneten sich noch eine chance aus. sie lassen nicht locker. eckenverhältnis in den ersten 20 minuten der zweiten halbzeit: 2:0 für Island. nationalheld gudjohnsen wird eingewechselt. man schreibt die 83. minute. Bjarnason macht das 2:5. zwei minuten werden nachgespielt. es bleibt beim bislang torreichsten ergebnis der em. Die franzosen traben zu ihren fans, die Isländer trotten zu ihrer Kurve. sie stellen sich in formation. es regnet in strömen. gunnarsson, der Bärtige, steht an der spitze. er ist müde und traurig, klatschnass und ein wenig trotzig. Dann zwingt er sich ein freundliches gesicht auf, weil er hört, wie sie auf der tribüne jubeln, die freunde aus der heimat. er hebt die hände über den Kopf, die mitstreiter tun es ihm gleich. sie klatschen – und mit ihnen zehntausend stolze menschen. hu! … aron gunnarsson ist ein geknickter held. nun braucht er die umarmung von freundin Kristbjörg Jónasdóttir.

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POLEn – PORTUGaL 4:6 (1:1, 1:1) i.e.

MiniMalisten, die keinen spass MacHen Dieser mann und der Ball – das ist eine symbiose, die nach ganz eigenen gesetzen funktioniert. schwerkraft, nein danke. geht nicht – das gibt es scheinbar nicht für den fußballartisten cristiano ronaldo. Beim aufwärmen setzt der Portugiese vor dem Viertelfinale gegen Polen mal en passant eine flanke mit der hacke ins netz. er will ganz viel bei der em. nun, ronaldo hat schon des Öfteren vieles bei turnieren mit der nationalmannschaft angestrebt. Dann erlebte er bittere tage. Doch diesmal soll das anders werden. er hat sich einigermaßen ins geschehen einbringen können, ein tor hat er gar mit der hacke gemacht, die Portugiesen haben sich mit einer knochenharten truppe von effizienzfußballern in dieses Viertelfinale vorgearbeitet. nun müssen sie also diese Polen in schach halten. Die haben ohnehin viel Dusel bei ihrem achtelfinalsieg gegen vitale schweizer gehabt. erst das elfmeterschießen hat’s entschieden. Die müssten zu packen sein, die Polen. hymnen. Die Portugiesen singen feuriger. sogar der in diesen momenten sonst etwas maulfaule ronaldo. Das spiel beginnt. man setzt sich auf der tribüne. man sucht seine Wege auf dem Platz. eine minute vierzig sekunden sind rum. cedric verschätzt sich. außen links profitiert grosicki. treibt den Ball ein paar schritte. Passt scharf nach innen. Da kommt lewandowski herangeprescht und schiebt ein. als ob das nie anders gewesen wäre. Dabei hat bis zu diesem augenblick der beste torjäger europas bei der em noch nicht seine form gefunden. er hatte sich gemüht, aber die treffer mussten die anderen beisteuern. offenes gegenüber. hin und her. ronaldo mit dem ersten geblockten Volleyschuss nach zehn minuten. lang hat der schock nicht gedauert. Portugal ist verärgert. Die Polen kontern schnell und gefährlich. 16. minute. ronaldos freistoß nummer 42 bei em- und Wm-turnieren, der vergeigt ist. Im gegenzug verlädt lewandowski den kreiselnden Pepe. Pepe muss ein paar minuten später gegen milik klären. letzte rille. Dann die Portugiesen. sie spielen sich mit

PoWerman. renato sanches hämmert den Ball gegen vier Polen hindurch zum 1:1 ins netz und bringt Portugal zurück.

umJuBelter Jungstar. abwehr-as Pepe (real madrid) eilt sanches hinterher, um zu gratulieren.

drei Kurzpässen durch Polens abwehr. Die wackelt sehr. ronaldo hebt den arm, doch er wird nicht bedient. er sprintet in den freien raum, muss wieder abbremsen. ronaldo schaut zum himmel, als könnte er von da unterstützung erhoffen. 28. minute. endlich, am strafraum, wird ronaldo gefunden. er dreht sich kurz, zieht ab, unten links, der torwart muss sich lang machen. In der 33. ist es sanches, der von der 16-meter-linie abzieht, der Ball wird leicht abgelenkt. aber es reicht für Portugal. ausgleich. sanches! seit oktober in der ersten von Benfica lissabon, bald bei Bayern. »Ich freue mich darauf, mit renato zu ar-

beiten«, schreibt der kommende Bayerncoach carlo ancelotti in seiner em-Kolumne für den »Daily telegraph«. »er ist so schnell mit den füßen und im Kopf, eine richtige Persönlichkeit auf dem Platz. und das musst du auch sein, wenn du zu einem Klub wie Bayern gehst.« enorm zweikampfstark und passsicher, dazu äußerst wendig und trickreich. Kein Wunder, dass er in Portugal als größtes talent seit cristiano ronaldo gefeiert wird. Der modellathlet mit kapverdischen Wurzeln wurde vom magazin »11 freunde« so beschrieben: »sanches bewegt sich ständig zwischen angriff und abwehr. Das macht es schwer, ihm eine klare Position zuzuschreiben. er ist zu offensiv für die klassische sechs, aber zu zweikampfstark für einen typischen zehner.«


WaLES – BELGIEn

3:1 (1:1)

nach nicht mal sieben minuten brennt es schon lichterloh. Im strafraum der nationalmannschaft von Wales kennen sich die Verteidiger nicht mehr aus. torwart hennessey pariert einen schuss gerade noch, muss dann zuschauen, wie die Belgier gleich zwei weitere hundertprozentige versieben. einmal hat ein Waliser noch auf der linie einen schuh am Ball, dann schießt ein Belgier in den himmel. Dreifachchance für Belgien, dann noch einmal eine nach einer ecke. Das beginnt furchteinflößend. Wales schüttelt sich, kontert. In lille sind die »teufel« los. 150.000 Belgier sind über die 20 Kilometer entfernte grenze gekommen, geben die töne im stadion an und haben die stadt besetzt. nach zehn minuten ist nicht ganz klar, warum sich Wales’ star gareth Bale und seine mitstreiter mit so breiter Brust ins spiel bewegt haben. »Das ist noch nicht das ende des Wegs«, haben sie erklärt, und Bale hat darauf verwiesen, dass er sich bis zum endspiel in Paris nichts vorgenommen habe. Jetzt werden sie überrannt. links und rechts rollen die Belgier – in weißen trikots und schwarzen hosen – das terrain auf. Die Waliser – in rot und Weiß – schauen hinterher. 13. minute, de Bruyne wechselt übers ganze feld auf eden hazard, der spielt auf radja nainggolan, den Irokesen-mann, der fürchterlich in den linken oberen Winkel draufhält. 1:0. zwar berappeln sich die Waliser nach einer Viertelstunde, aber sie reiben sich beim bemühten Passspiel weit vor dem belgischen strafraum auf. Die Belgier führen und halten sich die Waliser vom leibe. Doch Wales rennt. Dann sind sie durch. ramsey bis fast zur grundlinie, legt zurück auf taylor, der schießt hart, aber nicht platziert genug, courtois kann die hand mit einem reflex an den Ball bringen. Wales rennt. Belgien hält verhalten dagegen. unmerklich entgleitet dem favoriten die Kontrolle. es ist ein seltsames Duell. Können und eleganz gegen Willen und Kampf. höchste fußballschule gegen unverdrossenheit. und der kleine hang zur selbstüberschätzung gegen das Vertrauen in das eigene unermüdliche, manchmal unvollkommene tun.

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geFigHtet und geWonnen

Action Viertelfinale | FranKreicH2016

von Perisic profitiert und im gegenzug den siegtreffer gemacht. und Polen hat aufs glück und Können der elfmeterschützen gebaut. In minute 86 schlägt ronaldo in die luft. Danach sieht er, wie auf der großbildleinwand die szene wiederholt wird. cristiano ronaldo lacht über sich – ein bisschen ungläubig und ein bisschen hilflos. Die Polen greifen sporadisch an. gerne über rechts. gerne mit der Variante, dass sie den Portugiesen ein Kurzpassspiel am strafraum aufzwingen, dann mit einer steilen Vorlage auf milik oder grosicki. lewandowski wühlt sich an der außenlinie müde. er versucht, das spiel mit gewalt herumzureißen. aber wenn es mal eine flanke an den elfmeterpunkt schafft, ist eben kein lewandowski da, der verwandeln würde. ehrlich: es ist nach dem ausgleich ein zerfahrenes match geworden. mit einer polnischen mannschaft, der vor allem in der Verlängerung die Ideen und der Dampf ausgehen. und mit einem portugiesischen team, das die attacken minimiert und übervorsichtig nach hinten absichert. Wollen die überhaupt in der zeit gewinnen? müssen die das? Bislang haben sie noch nicht ein mal nach 90 minuten geführt, sie sind die minimalisten, die keinen rechten spaß machen. es kommt wirklich zum showdown. Den entscheiden die Portugiesen mit 5:3 für sich. Kaltblütigster schütze: renato sanches. er grübelt nicht, er zweifelt nicht. er macht, was er immer tut, wenn er zum elfmeter antritt. »Ich habe mir die seite ausgesucht und geschossen. Dann war er drin.« Klar war er drin. Warum nicht? Verhalten jubeln die Portugiesen, eher jeder für sich. Die ersten sind schon auf dem Weg in die Kabine, als sich auf dem rasen die emotionalste szene des spiels abspielt. Pepe, der grausame, hat sich seine beiden töchterchen geschnappt und spielt mit ihnen fangen. Dann legt er sich wie ein junger hund auf den rücken und beobachtet seine Kinder mit einem fröhlichen lachen aus der Perspektive eines gefällten Verteidigers. Verteidiger ist er ja. und was für einer! Viele stürmer fürchten ihn. man sagt, er habe auch ein paar üble tricks drauf. Pepe ist bei real madrid angestellt als der mann fürs grobe. Bei Portugal sorgt er dafür, dass kreative gegner um ihre lust am sport gebracht werden. Jetzt ist er im halbfinale und darf mit den töchterchen tollen. und plötzlich ist er ein ganz lieber riese, der Pepe.

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selbstsicher ist dieser sanches auch noch. nach dem spiel erklärt er zufrieden: »Die leute kritisieren uns, aber das ist uns egal. Wir sind im halbfinale!« Davon gleich. sanches weiter: »Wir waren sehr ruhig, cool und zuversichtlich im elfmeterschießen. also haben wir gewonnen. Das team vertraut mir. also bin ich selbstbewusst genug, ein spiel für die mannschaft rumzureißen.« sein nationaltrainer fernando santos wird über den 35-millionen-Jungstar nach dem Polen-match misslaunig (na gut, der mann ist noch nie beim lachen erwischt worden) sagen: »Ja, das kann man ihm attestieren – renato sanches hat erfreulich gespielt. aber ich denke nicht, dass der renato, den wir heute gesehen haben, schon der renato ist, den wir in zukunft sehen werden. er wird immer besser.« Da mag der coach wohl recht haben. Die menschen haben beim aufeinandertreffen der Polen und der Portugiesen mit sicherheit auch nicht die chance gehabt, irgendeinen spieler auf der höhe seines Könnens bewundern zu dürfen. Womit wir wieder in der fortgeschrittenen anfangsphase der Partie wären. gerade also hat sanches ausgeglichen, da geht dem match die luft aus. Das gekicke wird schlechter und schlechter. zerfahrener und zerfahrener. Ideenund planlos. es wird ein geschiebe und geschubse, ein herumeiern. Die Portugiesen verwehren sich dem kreativen fußball. Ihre stärke ist das Destruktive, das abwarten, das sich-nichtirre-machen-lassen, wenn sie ausgepfiffen werden. Die Polen können nicht mehr, als ihnen der fußballherrgott gegeben hat. gegen die Portugiesen reicht die rennerei nicht. Jetzt belauern sie sich, die Polen sind bissiger und pfiffiger. In der 55. minute wird ronaldo steil geschickt, macht es allein. außennetz. In der 64. verzieht cedric von der strafraumgrenze aus. sehr knapp – in einer Phase, in der sich die Portugiesen gar keine fehler mehr leisten wollen. Die Polen sind auf der rechten seite stark, links liegt das terrain etwas vernachlässigt. Dann, in der 69., kommen sie über links, wieder dieses Verwirrspiel mit kurzen Pässen, hereingabe auf milik, der scheitert aus vollem lauf. Jedrzejczyk kann den Ball gerade noch vor ronaldo am langen Pfosten vorbeispitzeln. Jetzt, in minute 81, ist es ein tanz auf dem seil. Die mannschaften kennen sich ja damit aus. Portugal hat im Viertelfinale gegen Kroatien von einem Pfostenschuss

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teamgeIst. als einziges britisches team erreicht neuling Wales das Viertelfinale, triumphiert hier gegen geheimfavorit Belgien.

30. minute. eckball. Die Waliser sperren wie eine rugby-truppe ihren Kapitän ashley Williams ab. Der ist nur 1,83 groß, doch er springt dahin, wo er mit dem Ball kollidiert. Kopfstoß. 1:1. ärgerlich. Belgien gibt wieder gas. Wales kontert. Bale allein gegen vier mann. er kommt zum abschluss, der belgische torhüter muss sich sehr, sehr lang machen. «Don’t take me home, don’t take me home, I want to stay here and want to drink my beer”, singen sie in der Waliser Kurve. sie tun den teufel und lassen sich heimschicken, sie bleiben noch eine Weile und bestellen schon mal die nächste runde. Die Belgier können ihre lässigkeit nicht abschütteln. Die Brexit-Kampfschweine lassen das Wühlen nicht. Das belgische »Kampfschwein« marc Wilmots lässt in der Pause den eber raus. Wilmots ist bekannt dafür, dass er nie aufgibt. »Kampfschwein« haben ihn die fans von schalke 04 respektvoll genannt, und er hat es geliebt. Jetzt geigt er seinen Belgiern in der Kabine die meinung. nach einem guten schuss von hazard, fünf minuten nach der Pause, schwingt der coach die arme. Will heißen: Weiter, Burschen, kämpfen, kämpfen. Wilmots hat das sakko schon lange ausgezogen, die ärmel des weißen hemds hochgekrempelt. endlich geben sie sich mühe, die millionäre auf dem Platz. Wieder lukaku, gefährlich, Williams springt höher. ecke. Das spiel sieht gekippt aus. aber was will das schon heißen, wenn Waliser auf dem Platz sind?

55. minute. Bale spielt einen Pass ganz weit auf ramsey, der legt zurück auf hal robson-Kanu. Der dreht sich und dreht sich. Die belgischen Verteidiger kommen nicht mehr mit. sie lassen sich aus dem zentrum treiben, drei männer werden von einem Waliser versetzt. Kanu bricht nach rechts weg, hackentrick ins zentrum, jetzt ist er frei, nimmt maß, schießt. Der mann spielt in der zweiten liga, aber jetzt lässt er alle alt aussehen. auch den Weltklassetorhüter courtois. halbhoch links. Ins eck. 2:1. fällt den Belgiern jetzt was ein? erst mal stürmt Wales weiter. Williams, frei nach ecke: lachend hämmert er knapp drüber. In lille ist es ruhig geworden. 150.000 Invasoren greifen sich an die stirn – was treiben ihre Jungs da? Wilmots fasst sich unters Kinn und brüllt, die Boys sollten den Kopf hoch nehmen. De Bruyne wühlt sich durch, hennessey ist überspielt, aber da ist wieder ein Kumpel und drischt die Pille aus dem strafraum. Diesmal war es chester. fellaini daneben, Wales kommt nicht mehr aus der eigenen hälfte. Die Belgier wechseln mertens für Jordan lukaku ein, einen offensiven für einen Verteidiger. noch 15 minuten. fellaini auf Witsel, der grätscht am tor vorbei, da fehlen 20 zentimeter. ledley geht, King kommt. ledley ist alle und out. Kampf tut weh. Der mann sieht aus wie einer, den man nicht kleinkriegen kann. einen meter 83 groß ist er und hat sich in den letzten beiden Jahren einen

dunklen struppigen Bart wachsen lassen. er weiß, dass er es nie mit den großen technikern wird aufnehmen können. er ist ein schlepper und schlachtross im mittelfeld. Damit ist »Joe«, Joseph christopher ledley, ganz zufrieden. er hat es nicht anders gelernt, seit er als teenager bei cardiff city das Kicken lernte. er hatte es nicht weit zu seinem Verein, ist in fairwater aufgewachsen, dort haben sie ihn dazu getrieben, noch weiter zu rennen und seine einwürfe noch weiter ins feld zu schleudern. es zieht ihn immer wieder in die heimat – auch wenn klar ist, dass ein fußballer in Wales niemals nennenswertes geld verdienen kann und er selbst, nach seinem engagement bei celtic glasgow (dreimal schottischer meister) und crystal Palace (in der abgelaufenen saison nur 15. in der Premier league) sich auch für die zukunft auf ein Dasein als legionär einrichtet. übrigens: als der hübsche Joe im »ausland« war, hat er sich diesen monströsen Bart sprießen lassen. Das war wie eine camouflage. »ach, fairwater«, murmelt er. »Wer sagt schon fairwater. Bei uns heißt der stadtteil tillgoed – das würdet Ihr nicht-Waliser wohl mit ›dunkler forst‹ übersetzen. Ich rede von meiner heimat nur in meiner sprache. Ich denke in meiner sprache – und ich weiß, dass die fans das genauso fühlen wie ich. Deswegen sind wir unten auf dem rasen und die da in der Kurve eine einheit. Wir stehen das alles zusammen durch.«


aus. geheimfavorit Belgien ist gescheitert und kann es – wie hier Kevin de Bruyne – nicht fassen.

trainer chris coleman sagt dem mann vom fernsehen: »Wir sind nicht in dieses match gegangen, um spaß zu haben. Wir haben uns aufs Kämpfen eingestellt. also haben wir gefightet und gewonnen.« er sieht sehr glücklich aus, doch ganz plötzlich verschwindet die euphorie aus seinem gesicht. »Wir wissen, was wir hier tun«, sagt er und geht zu seinen spielern. feiern. menschen, die coleman kennen, verstehen, warum er sich nicht bedingungslos freuen kann. Der frühere Profi, dessen aussichtsreiche Karriere durch einen Beinbruch gestoppt worden ist, bezeichnet manchmal den Job des nationaltrainers als »traum und albtraum zugleich«. Die geschichte nimmt am 27. november 2011 ihren lauf. Da wird gary speed tot aufgefunden; erhängt in seiner garage. er ist nationaltrainer von Wales, hinterlässt eine frau und zwei Kinder. coleman ist seit seinem zehnten lebensjahr garys »best buddy«, sein bester Kumpel. er hat bis heute keine erklärung für den selbstmord seines freundes. Jetzt soll er seinen Job übernehmen. »Ich hatte immer davon geträumt, nationalcoach zu werden, aber es wurde ein albtraum«, sagt coleman. zumal er mit der elf einen miesen einstand hat. Bis ihm seine frau sagt, »hey chris, wenn du schon verlierst, dann doch wenigstens mit deinen eigenen Ideen. Du verwaltest nicht das erbe von gary.« chris coleman hat sich auf sich selbst besonnen. und er hat begonnen, seinen männern das ultimative Kämpfen beizubringen. Jetzt haben das auch die Belgier zu spüren bekommen.

Action Viertelfinale | FranKreicH2016

Don’t take me home, don’t take me home. Wie ein rugby-Pack stehen die Waliser in ihrem strafraum. Werfen sich in schüsse, dreschen wild den Ball weg. nur weg damit. Kämpfer spüren, so heißt es, keinen schmerz. hennessey fängt eine hohe flanke, bei der alles, inklusive Ball, auf ihn zukommt. er fängt sicher, geht zu Boden, bleibt liegen. Wenig später pfeift der schiedsrichter ab. Das feiern beginnt. We stay here, we drink the beer.

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DIe entscheIDung. Joker sam Vokes köpft das 3:1, Belgiens schlussmann courtois ist ohne abwehrchance.

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als er den Platz im match gegen Belgien verlässt, kann er kaum noch gerade laufen. müde klatscht er in richtung der frenetischen anhänger, lässt sich beglückwünschen, sinkt auf seinen Platz. Job getan. sein fünftes spiel ist es bei dieser em gewesen. einmal wurde er eingewechselt, viermal ausgewechselt. In 310 minuten ist Joe ledley 35,65 Kilometer unterwegs gewesen. er hat den Ball 102-mal berührt. 136 Pässe hat er geschlagen, 125 sind beim mitspieler angekommen. und während er dreimal gefoult hat, ist er fünfmal vom gegner umgenietet worden. Jetzt ist der tank erst einmal leer. Joe ledley trinkt eine flasche Wasser aus, legt sich ein handtuch über die schultern, ein Physio knetet die harten Waden – und mit fiebrigem Blick beobachtet er, wie seine freunde das match zu ende bringen. fernschuss Witsel, drüber. robson-Kanu trödelt bei der auswechslung. aber es ist nicht nur ein zeitschinden, der mann ist platt wie eine flunder. noch zehn minuten. es gibt nur noch die spielhälfte von Wales. noch fünf minuten. sie befreien sich über rechts, eine hohe flanke. Der eingewechselte Vokes meldet sich mit handzeichen, läuft vom elfmeterpunkt los, immer schneller in eine hohe flanke hinein, hält den Kopf hin und verlängert über den torhüter. marc Wilmots hat schreckweite augen. 3:1.

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Slowakei

Ungarn

Schweden

TĂźrkei

Ă–sterreich

Ukraine


Tschechien

Kroatien

Deutschland

England

Russland

Island


Ein Fußballfest bei unseren Nachbarn – das war die Euro 2016. Erstmals nahmen 24 Mannschaften teil, und die vielen »Davids« machten den »Goliaths« ganz schön zu schaffen. Island warf die Engländer aus dem Turnier und wurde erst im Viertelfinale gestoppt; Wales schaffte es gar bis ins Halbfinale. Die tollen Fans, vor allem aus Irland, Schweden, Wales oder Island, machten Paris und die anderen Spielorte zu fröhlichen Städten und die Euro zu einem Fußballfest. Den Titel holte eine Mannschaft, die zuvor als Gruppendritter kein Spiel gewann und im Finale gegen Gastgeber Frankreich früh ihren Superstar Cristiano Ronaldo durch Verletzung verlor – und trotzdem erfolgreich kämpfte: Portugal. Auch das deutsche Team hatte tragische Figuren: Den starken Boateng, der sich im Halbfinale gegen Frankreich verletzte. Und Kapitän Bastian Schweinsteiger, der das Aus durch einen Handelfmeter einleitete. Aber Angstgegner Italien, nie zuvor in einem Turnier besiegt, wurde im Viertelfinale geschlagen. Mit emotionalen Fotos, spannenden Reportagen und einer umfangreichen Statistik lädt dieses Buch dazu ein, die Europameisterschaft noch einmal zu erleben.

ISBN 978-3-7307-0245-1 VERLAG DIE WERKSTATT


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