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Die Imster Pensionistin Christine Schuler fühlte sich in der Fußgän- gerzone so richtig wohl. Sie schaute dem Landecker Daniel Schrott über die Schulter. Der selbständig tätige studierte Infor- matiker engagiert sich ehrenamt- lich für die Initiative „Altes für Gu- tes“, deren Leistungen unter www.altes-für-gutes.at im Inter- net beworben werden.
Sabine Auderer aus Umhausen ist Souffleuse beim Theaterverein „Gegenwind“
„Bei jeder Aufführung ist die Anspannung vom ersten Satz bis zur Verabschiedung enorm“, sagt Souffleuse Sabine Auderer. Foto: Hirsch
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Sabine Auderer begleitet die Produktionen des Theatervereins Vorderes Ötztal von den ersten Konzeptionsproben bis zur letzten Aufführung. Neben Obmann Lukas Leiter kennt sie die Produktionen so gut wie kein anderer. Sensibel und fast unsichtbar ist sie jede Sekunde beteiligt.
Es ist eine Arbeit im Abseits, ohne Scheinwerferlicht, ohne Verbeugung und ohne eigenen Applaus. Dennoch ohne sie geht an den meisten Bühnen gar nichts. Sie ist das heimliche Rückgrat jeder Schauspielinszenierung, der Fels in der Brandung eines Schauspiels. Die Souffleuse, die niemand sieht, die in keiner gelungenen Premiere erwähnt wird und deren Namen bei keiner Rezension fällt. Mit ihr lernen die Schauspielerinnen und Schauspieler den Text, wegen ihr kann sich die Regie ganz auf ihre Einfälle konzentrieren. Von Anfang an ist sie dabei, von der ersten Textprobe bis zum letzten Vorhang. Kleinere Theatervereine und Heimatbühnen verzichten gar ganz auf eine Souffleuse, obwohl sie doch Anker und Hafen gleichzeitig für den Schauspieler ist. Der Theaterverein Vorderes Ötztal hat eine. Sabine Auderer, Mutter von drei erwachsenen Söhnen und Ehefrau des Laien-Schauspielers Manfred. Seit Beginn ist Sabine die textsichere Einflüsterin bei „Gegenwind“. Früher saß sie noch versteckt im Souffleurkasten, der in der Mitte der Bühne unterhalb der Rampe im Bühnenboden eingelassen war. „Voraussetzung ist, dass man keine Platzangst hat. Vor allem bei uns früher in Umhausen und dass man nicht sehr groß ist“, schmunzelt Sabine. „Da ist mir meine kleine Größe schon sehr entgegengekommen“, lacht sie. Der Kasten war, wie in allen Theatern, nur zur Bühne hin offen, etwa 25 cm hoch und schmal. Heute gibt es den Kasten auch in großen Häusern nicht mehr. Die Souffleuse sitzt mal auf der Seitenbühne und mal in der ersten Reihe des Zuschauerraums. Beim Theaterverein Vorderes Ötztal, der sich nicht umsonst „Gegenwind“ nennt, ist das anders. „Sobald die erste Aufführung beginnt, heißt es für mich still sein. Ab diesem Zeitpunkt souffliere ich nicht mehr, sondern widme mich anderen Dingen“, erzählt Sabine. „Dann sind die Schauspieler auf sich allein gestellt. Sollte es doch einmal einen Texthänger geben, dann müssen die anderen Schauspieler darauf reagieren“, meint sie.
Mehr als eine Souffleuse
Sabine Auderer und Lukas Leiter, Obmann und Spielleiter, sind ein eingespieltes Team. Über ein Jahrzehnt arbeiten sie gemeinsam und teilen dieselben Visionen. Sabine ist mehr als eine Einflüsterin in Notfällen, die still darauf wartet, dass einer den Text vergisst. Sie ist der unsichtbare, hilfreiche Geist, der die Regieanweisungen penibel mitschreibt. „So kann sich Lukas ganz auf die Inszenierung konzentrieren“, sagt sie. Im Gegensatz zu anderen Souffleusen kann und soll Sabine mit dem Team planen und diskutieren. Sie weiß punktgenau, wo welcher Schauspieler stehen soll, von welcher Seite er abgehen oder welches Requisit er in die Hand nehmen muss. Manchmal gibt sie den Schauspielern auch Eselsbrücken an die Hand, damit nicht nur der Text, sondern auch die Inszenierung sitzt. Dabei folgt sie ihrer Intuition und je nach Schauspielertypus entscheidet Sabine individuell, wann sie eine Hilfestellung gibt und wann nicht. „Die meisten der Schauspieler kenne ich schon lange und da weiß man halt, wann man was sagen soll und wann nicht. Es braucht Einfühlungsvermögen und auch ein bisschen Geduld“, lächelt die ehemalige Altenpflegerin. Sie hält den Laden am Laufen, sowohl als Souffleuse während der Proben als auch als Assistentin während der Aufführungen. Dann schirmt sie die Schauspieler ab, gibt ihnen das Stichwort zum Einsatz oder hilft ihnen beim Kostümwechsel. Es kommt schon mal vor, dass Sabine ein Kostüm näht oder die eine oder andere Requisite beschafft. Dieses bisschen mehr als eine Souffleuse im klassischen Sinn zu sein, gefällt Sabine. Sie ist glücklich in der zweiten Reihe, auch wenn ihr Name bei keiner Theaterkritik erwähnt wird. „Es macht einfach viel Spaß, ohne auf der Bühne zu stehen. Das Scheinwerferlicht wäre nie etwas für mich gewesen“, sagt Sabine.