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freizeiterlebnis
Tiere
sind die besten Botschafter
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Kein Tirol-Urlaub ohne Besuch im Alpenzoo: In einzigartiger Panoramalage über den Dächern von Innsbruck zeigt der Zoo die Biodiversität des Alpenraums und bietet ebenso lehrreiche wie entspannte Stunden. Wir haben mit Direktor André Stadler eine Runde durch sein „Revier“ gedreht und über das All-inclusive-Leben der Tiere, seinen persönlichen Liebling und neue Projekte geplaudert.
Kontakt
Alpenzoo Innsbruck Weiherburggasse 37a A-6020 Innsbruck T +43 512 292323 office@alpenzoo.at www.alpenzoo.at
Öffnungszeiten
Täglich geöffnet! 9.00 – 18.00 (April – Oktober) 9.00 – 17.00 (November – März)
Tipp
Freier Eintritt mit der Innsbruck Card
Der erste Weg führt traditionell zum Braunbärengehege. Bäume, Büsche, Wurzelstöcke und querliegende Stämme, Felsen, ein Wasserfall – doch wo verbirgt sich Meister Petz? An diesem verregneten Montagmorgen lässt sich die Bärendame, Martina, nicht blicken. Das Männchen, Ander, halb versteckt, blinzelt dem Chef in der braunen Mitarbeiterjacke von weitem zu.
sonnenzeit: Seit Ihrem Amtsantritt 2018 dürfen die Bären 23 Stunden am Tag draußen sein. Nutzen sie das? André Stadler: Natürlich. Hier finden die Bären alles, was sie auch in freier Wildbahn schätzen. Generell zählt die Qualität eines Geheges mehr als die Größe. Wir Menschen fühlen uns in einer gemütlichen 80-qm-Wohnung ja auch wohler als im Turnsaal. Überhaupt bedeutet ein Zoo »all-inclusive« für die Tiere: Sie bekommen Futter, Wasser, ideales Gelände, werden ständig auf ihr psychisches und gesundheitliches Befinden gecheckt. Ohne Überlebensdruck bewegen sie sich entsprechend weniger. Ein Wolf, der draußen bis zu 100 km am Tag läuft, ist im Zoo auf vergleichsweise kleiner Fläche ganz zufrieden. Durch die artgerecht gestaltete Umgebung sitzen die Tiere allerdings nicht auf dem Präsentierteller und es kommt vor, dass man das eine oder andere gerade nicht sieht.
sonnenzeit: Was mache ich dann als neugieriger Zaungast? André Stadler: Verständlicherweise bringst du eine gewisse Erwartungshaltung mit. Immerhin bezahlst du Eintritt und möchtest mit deiner Familie die versprochenen Tierarten bewundern. Ich empfehle jedoch, den Zoobesuch auch als willkommene Möglichkeit zur Entschleunigung zu betrachten. Was spricht dagegen, am Ende des Rundgangs ein bestimmtes Gehege noch einmal anzusteuern – vielleicht ergibt sich ja jetzt ein tolles Erlebnis?
Unterhaltung ist also ein schöner Nebeneffekt, aber nicht der eigentliche Zweck eines Zoos. Vor dem weltweit größten Kaltwasseraquari-
Gruppenbild mit Gänsegeier: Zoodirektor André Stadler präsentiert stolz die neue Geiervoliere.
um skizziert der promovierte Biologe, der sich mit dem Job als Zoodirektor einen Kindheitstraum erfüllt hat, die vier Hauptaufgaben eines Zoos: Natur- & Artenschutz, Forschung, Bildung und Erholung.
sonnenzeit: Was macht den Alpenzoo besonders? André Stadler: Unser Auftrag ist klar und weltweit einzigartig: Wir halten die Tiere der Alpen – in den Alpen. Auch solche, die hier früher einmal heimisch waren, wie z.B. Elche. Unser Fokus liegt auf der Arterhaltung und Umweltbildung, wir führen aber auch ein eigenes Forschungsinstitut. Generell versuchen wir eine möglichst große Biodiversität abzubilden. Zum Beispiel möglichst viele der knapp 140 Fischarten des Alpenraums.
sonnenzeit: Bei der Frage nach dem Lieblingstier geben Sie sich immer diplomatisch. André Stadler: Weil ich tatsächlich keines habe. Besser gesagt: Es ist immer das Tier, mit dem ich mich gerade beschäftige. Heute Morgen habe ich unseren Schneehasen-Nachwuchs gesehen – sehr goldig! – und in dieser Sekunde ist der Schneehase mein Lieblingstier. Aber morgen wechselt es wieder. Ich kann jedem Tier etwas abgewinnen.
sonnenzeit: Auch den kleinen und weniger spektakulären? André Stadler: Logisch. Vor meiner Zeit gab es z.B. noch keine Insekten im Alpenzoo.
Fotos: Alpenzoo und sonnenzeit
… mehr erleben im Alpenzoo
■ Schaustall mit gefährdeten
Haustierrassen
■ Freiterrarien ■ Großaquarium
„Fischwelt der Alpen“
■ Aqua-Terrarium ■ „Am Holzweg“
interaktiver Lehrpfad
■ Geolehrpfad über die
Entstehung der Alpen
■ SUMSI-Welt über
die Bienen
■ HYPO-Bärenmobil
für Zooführung buchbar
■ Bären-Kinderspielplatz
Bekannte Alpenbewohner wie die Gämse und viele andere große und kleine Vierbeiner freuen sich ganzjährig auf Besuch. Nun haben wir den Alpenbock, einen wunderschönen schwarz-blauen Käfer, der in Totholzstämmen lebt. Vier Jahre fressen sich die Larven durch das Holz, bevor der Käfer im Juni/Juli schlüpft, 30 Tage lebt, neue Eier legt und stirbt. 90 Prozent dieser Art sind verschwunden. Wir weisen auf die Zerstörung seines Lebensraums hin und beteiligen uns an einem internationalen Zuchtprojekt, um den Alpenbock wieder flächendeckend anzusiedeln. sonnenzeit: Also Augen offen halten beim Wandern! Welchen Tieren aus dem Zoo könnten wir dabei noch begegnen? André Stadler: Theoretisch allen, auch wenn einige Arten regionaler begrenzt sind. Ich sehe z.B. regelmäßig einen Adler über dem Zoo kreisen und die Alpendohlen kommen von der Seegrube runter an den Inn. Ein Besuch im Alpenzoo dient auch dazu, den Blick zu schärfen: Zuerst kannst du dir die Gämsen und Stein böcke im Alpenzoo anschauen und dann fährst du mit der Bahn auf die Nordkette und be obachtest sie in freier Natur. Wir betreten die imposante neue Geierschlucht. Mehr als 1.000 Quadratmeter groß und bis zu 14 Meter hoch ist die Heimat der Gänsegeier, Schmutzgeier und Alpenkrähen. Die Besonderheit der Voliere: Man kann mittendurch marschieren und die Vögel aus nächster Nähe bewundern. Ein echtes Erlebnis für Großstadtkinder wie auch Einheimische. sonnenzeit: Sie übersiedelten vom größten Ballungsraum Deutschlands nach Tirol. Sind die Menschen hier spürbar naturverbundener? André Stadler: In Wuppertal glauben manche Kinder tatsächlich, Kühe seien lila. So weit ist es in Tirol nicht, aber eine gewisse Entfremdung macht sich durchaus auch bemerkbar. Deshalb bin ich stolz darauf, dass wir uns als zweiter Zoo in ganz Europa am tollen Projekt „Tierschutz macht Schule“ beteiligen, das Kindern das richtige Verhalten und Respekt gegenüber Tieren beibringt. sonnenzeit: Indem sie echten Tieren begegnen? André Stadler: Genau. Ich sage immer: Wenn es Zoos nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Das lebende Tier als Botschafter funktioniert besser als jede TV-Doku, jedes Buch oder Foto. Denn im Fernsehen reißt der Löwe eine Beute, paart sich, kriegt Junge und das alles in 45 Minuten. Im wahren Leben schläft er 20 Stunden am Tag. Auch so wichtige Sinneseindrücke wie den Geruch erfährt man nur im Zoo. Wir haben hier 2.000 Tiere, mit denen wir für den Umweltschutz begeistern können. Zum Abschluss des Rundgangs, der nur einen kleinen Ausschnitt der Alpenzoo-Welt offenbart, trinken wir im Restaurant »Animahl« noch einen Verlängerten, plaudern über den „Luxus“ des Mitanpackens und die Zukunft.
sonnenzeit: Verbringt man als Direktor nicht mehr Zeit am Schreibtisch, als einem lieb ist? André Stadler: Die vielfältigen ManagementAufgaben machen mir Spaß, aber als Vollblutzoologe bestehe ich auf der klassischen Morgenrunde durch den Zoo. Dabei kann ich un-
kompliziert mit den MitarbeiterInnen den Kontakt halten und – ich gestehe es – die Tiere sehen! Muss eines für den Tierarzt oder Transport eingefangen werden, gönne ich mir ab und zu, da mitzuhelfen. Mit dem Raubtierpfleger verbindet mich der Running Gag, wer den Wildkatzen-Nachwuchs eher erwischt.
sonnenzeit: Auf welche Neuigkeiten im Alpenzoo dürfen wir uns freuen? André Stadler: 2021 gibt die Wasseramsel ihr Comeback. Außerdem eröffnen wir im Frühjahr in der Weiherburg ein Naturkundemuseum mit Exponaten aus den Tiroler Landesmuseen und Wechselausstellungen. 2022 feiert der Alpenzoo sein 60-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass werden Dachs und Fuchs wieder einziehen. Ein Zoo ist ein lebendes Konstrukt – wenn du an der einen Ecke fertig bist, ist die andere schon wieder 40 Jahre alt.
Vielen Dank für das Gespräch! n
... die beste Zeit für Tierbabys
■ Viele Jungtiere werden zwi-
schen April und Juni geboren
■ Frisch geschlüpfte Jungvögel
im Frühling
■ Nachwuchs bei Nutztieren im
Schaustall im Winter
■ Wenige Tiere wie Reptilien,
Lurche und Murmeltiere halten Winterschlaf
Faszination alpine Tierwelt
täglich ab 9 Uhr (April – Okt. bis 18 Uhr, Nov. – März bis 17 Uhr)
Am Fuß der Nordkette, hoch über den Dächern der Landeshauptstadt von Tirol, erstreckt sich der Alpenzoo Innsbruck (750 m) mit seinen rund 2000 Tieren aus 150 Arten. Als sogenannter „Themenzoo“ bietet er in naturnahe gestalteten Gehegen, Aquarien und Terrarien die weltweit größte Sammlung von Tieren aus dem Alpenraum. Dazu zählen auch Elch und Wisent, die noch nach der letzten Eiszeit in Tirol beheimatet waren. Die Publikumslieblinge Bär, Wolf und Luchs fehlen genauso wenig wie Steinbock, Gams und Bartgeier. Begehbare Gehege und große Panoramascheiben bieten faszinierende Einblicke in die Tierwelt der Alpen. Am Schaubauernhof werden ge fährdete Haustier rassen gezeigt und der „Bären-Kinderspielplatz“ rundet für unsere kleinen Tierfreunde den gelungenen Alpenzoo-Besuch ab! KOMBITICKET Alpenzoo: Gratisparken + Fahrt mit der Hungerburgbahn ab Congress Innsbruck + Zoobesuch (www.nordkette.com)
Alpenzoo Innsbruck-Tirol, Weiherburggasse 37, 6020 Innsbruck, +43/512-29 23 23, office@alpenzoo.at, www.alpenzoo.at