Börsianer 58. Ausgabe, Q2 2024

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DIE LEIDEN DER LENZING

CEO Stephan Sielaff

Hans Peter Haselsteiner

LIEBER UNBEQUEM

Make tailor-made asset management happen

Unsere Corporates, Institutional & Wealth Clients vertrauen uns als aktivem Manager bei Spezialfonds, Advisory-Mandaten und institutionellen Publikumsfonds sowie bei der Umsetzung von Master-KAG-Lösungen und im Asset Servicing.

rcm.at

Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand: Mai 2024.

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INGRID

KRAWARIK

stv. Chefredakteurin „Börsianer“

Liebe Börsianerinnen und Börsianer!

Es ist 18.50 Uhr an einem Donnerstagabend, es klingelt vier Mal, da hebt Hans Peter Haselsteiner ab mit den Worten: „Frau Krawarik, Sie wissen aber eh, dass Sie hier jetzt alle Tabus brechen.“ In etwa so lassen sich meine Begegnungen – telefonisch, aber auch beim Interview die Woche davor - mit Hans Peter Haselsteiner beschreiben. Ich erkläre mir das damit, dass er gerne auch unbequeme Menschen um sich hat, wie er mir im Interview erzählt, und das eben selbst auch lebt. Warum Hans Peter Haselsteiner? Die Rückmeldungen aus den Führungsetagen des Finanzmarkts nach seinem „ZiB 2“-Interview bei Armin Wolf im Jänner 2024 zum Fall Signa waren extrem positiv, und immer schwang der Wunsch mit, mehr über den Unternehmer zu wissen. Ich habe mit unserem Börsianer des Quartals über unternehmerische Verantwortung, krasse Fehlentscheidungen, den russischen Oligarchen Oleg Deripaska und seine Faszination für Rene Benko gesprochen. Und wundern Sie sich nicht über die Fotoauswahl: Haselsteiner wollte partout keinen Fotografen zulassen. Nicht einmal ein #KrawarikSelfie habe ich abgestaubt. Deshalb gibt es auch diesmal ein Cover in neuem Design. Ob wir das beibehalten? Lassen Sie sich überraschen.

Was kann die Kapitalmarktunion?

Neutraler verlief die Begegnung mit Othmar Karas (Seite 24), der immer

#KrawarikSelfie. Der Juni ist mit dem Wiener Börse Preis und zahlreichen Kundenfesten der Banken fast ein Partymonat am Kapitalmarkt. Für Finanzminister Magnus Brunner war es ziemlich sicher der letzte Börse Preis in seiner Funktion. Er war mit Sicherheit der nahbarste Minister aller Zeiten. Seine Bilanz in puncto Kapitalmarkt, für den er immer ein offenes Ohr hatte, ist weniger berauschend – bis auf die Finanzbildungsinitiative ist in Richtung der Vorsorge nichts weitergegangen.

als „glühender Europäer“ beschrieben wird. Und er ist es tatsächlich: „Die europäische Verantwortung gehört über die parteipolitische Taktik gestellt.“ Beim abschließenden Händeschütteln hat er mir mitgegeben: „Seien Sie ein bisserl optimistischer.“ Mein Kollege Daniel Nutz und ich haben mit ihm auch über die sträflich unvollendete Kapitalmarktunion gesprochen, derer sich Robert Winter (Seite 20) mit vielen Stimmen aus der Finanzbranche angenommen hat. „Zuerst brauchen wir funktionierende Kapitalmärkte“, meint dazu Andreas Treichl im Kommentar (Seite 16). Das allein ist eine Mammutaufgabe für Jahrzehnte. Unser Deutschland-Korrespondent Oliver Stock erklärt derweil, wieso der digitale Euro (Seite 28) eigentlich cool ist, und Irmgard Kischko hat herausgefunden, wer am labilen Immobilienmarkt (Seite 98) durchtauchen muss. Zuerst muss die Vertrauenskrise am Immobilienmarkt gelöst werden, sagt mir dazu UBM-Vorstandschef Thomas G. Winkler.

Im Interview: Lenzing und B&C

Spannend auch das Interview mit Lenzing-Vorstandschef Stephan Sielaff auf Seite 95, das virtuell stattgefunden hat. „Wir haben – in der größten Krise der Textilbranche – einen guten Job gemacht“, verteidigt Stephan Sielaff das teilweise katastrophale Abschneiden der Lenzing AG. Auch die Kritik vonseiten des Großaktionärs B&C prallt an ihm ab. Seinen Vorstandsvertrag, der noch bis März 2025 läuft, hat er überraschenderweise trotzdem nicht verlängert. Apropos B&C: Kollegin Angelika Kramer hat B&C-Aufsichtsratschef und Wirtschaftsrechtler Wolfgang Hofer (Seite 54) für das Börsianer Rechtsjournal zum Gespräch getroffen und ihn gefragt, wie er seine Doppelfunktion als Berater und Eigentümervertreter bei der B&C Holding Compliance-rechtlich rechtfertigt.

Politische Ideen für den Standort Österreich

Falls Sie Veranlagungstipps suchen, Raja Korinek hat sich für Sie den Dividendenmarkt angeschaut (Seite 34). Welche Ideen die politischen Parteien zur Sicherung des Standorts Österreich haben – ein Riesenthema bei all meinen Gesprächen mit Vorständen – lesen Sie auf Seite 102. Ans Herz lege ich Ihnen auch das Marktgeflüster von Martin Kwauka mit dem Titel „Fünf verlorene Jahre gehen in die Verlängerung“ – hat was Fußballeskes – und den Kommentar unseres Chefökonomen Peter Brezinschek zu den merkwürdigen Inflationsschätzungen der EZB. Bleibt mir noch, den besten Pressesprechern des Kapitalmarkts, Peter Kleemann, Christian Hromtaka und dem Duo Rupert Reif / Michael Ulrich, zu gratulieren. Viel Freude mit dem neuen Börsianer-Magazin und einen beschwingten Sommer! Wir lesen und sehen uns wieder im Herbst.

Ingrid.Krawarik@derboersianer.com

Twitter @derboersianer

Linkedin: Ingrid Krawarik

Nachgefragt I. „Börsianer“-Redakteurin Angelika Kramer traf B&C-Aufsichtsratschef Wolfgang Hofer, einen der mächtigsten Anwälte, für unser Rechtsjournal zum Interview.

Nachgefragt II. Othmar Karas war 25 Jahre im EU-Parlament.

bei der Kapitalmarktunion

Warum
nichts weitergeht, haben ihn Ingrid Krawarik und Daniel Nutz gefragt.

EU Listing Act bringt wesentliche Änderungen bei

den Veröffentlichungspflichten

Am 24. April 2024 hat das EU-Parlament mit dem EU Listing Act umfangreiche Änderungen im Kapitalmarktrecht beschlossen. In einem Maßnahmenpaket von mehreren Rechtsakten soll unter anderem die Prospektverordnung und die Marktmissbrauchsverordnung (MAR) geändert werden.

Für Unternehmen mit börsennotierten Wertpapieren ergeben sich daraus Änderungen bei der Veröffentlichungspflicht von Zwischeninformationen und dem Aufschub der Veröffentlichung von Insiderinformationen.

In Hinkunft sind im Rahmen der Ad-hoc Publizität insiderrelevante Zwischenschritte bei zeitlich gestreckten Sachverhalten nicht mehr veröffentlichungspflichtig. Ausschließlich der letzte Umstand oder das letzte Ereignis ist unverzüglich zu veröffentlichen. Ausgenommen davon ist der Fall, dass die Vertraulichkeit der Informationen nicht bis zur Veröffentlichung des Endergebnisses gewahrt werden kann, weil beispielsweise hinreichend präzise Gerüchte im Markt aufgekommen sind. Der EU Listing Act sieht vor, dass die Europäische Kommission durch delegierten Rechtsakt demonstrativ Beispiele für Endergebnisse auflisten und so Rechtssicherheit schaffen kann.

Eine weitere Änderung der Marktmissbrauch-VO ergibt sich beim Aufschub der Veröffentlichung von Insiderinformationen.

Bisher konnte die Veröffentlichung einer insiderrelevanten Information aufgeschoben werden, wenn dieser Aufschub im berechtigten Interesse des Emittenten lag, die Vertraulichkeit sichergestellt und der Aufschub nicht geeignet war, die Öffentlichkeit irrezuführen.

Künftig soll es nicht mehr auf die Möglichkeit der Irreführung ankommen, sondern die Insiderinformation darf nicht im Widerspruch zur letzten öffentlichen Bekanntmachung oder anderweitigen Verlautbarungen des Emittenten in derselben Angelegenheit stehen.

Für Personen, die Führungsaufgaben wahrnehmen, wird die Schwelle bei meldepflichtigen Transaktionen (Directors´ Dealings) binnen eines Kalenderjahres von EUR 5.000 auf EUR 20.000 angehoben. Gleichzeitig soll den zuständigen nationalen Behörden (FMA) Flexibilität eingeräumt werden, um diesen Schwellenwert auf EUR 50.000 anzuheben.

Zum Inkrafttreten des EU Listing Acts fehlt nurmehr die Annahme durch den Europäischen Rat. Die Änderungen der Marktmissbrauchs-VO sollen dann 18 Monate nach der Veröffentlichung und Inkrafttreten der betreffenden Änderungsverordnung im EU-Amtsblatt anwendbar sein.

Markus Fellner fwp Partner

Peter Stiegler fwp Rechtsanwalt

KAPITALMARKT

NUR NICHT ALT WERDEN Hans Peter Haselsteiner will kein Pensionist sein

FINANZMARKT

LIEBER UNBEQUEM (COVER) 10

Hans Peter Haselsteiner hat mit seinen 80 Jahren schon viel geschaffen und erlebt. Derzeit kämpft der Strabag-Gründer gegen den russischen Oligarchen Oleg Deripaska mit aller Vehemenz und bei der Signa um seine Millionen.

KAPITALMARKT ALS GROSSBAUSTELLE

Sichert die 20 Kapitalmarktunion unseren Wohlstand?

INTERVIEW

Europäer Othmar Karas 24 über Verhinderer der europäischen Idee

ZANKAPFEL DIGITALER EURO

Magnus Brunner gegen 28 Burkhard Balz

INTERVIEW

Lenzing-CEO 95

Stephan Sielaff über die größte Krise der Textilbranche

KATERSTIMMUNG AM IMMO-MARKT

Durchtauchen in der 98 Vertrauenskrise

RENDITE

AKTIENMÄRKTE 32

Chartvergleich zur Wiener Börse

PORTFOLIO 33

Die Asset-Allocation der LGT

DIVIDENDEN-AKTIEN

Lukrativer Zahltag 34

1. Teil: Marktumfeld 36

2. Teil: Veranlagung 38

3. Teil: Interview 40

BÖRSENWETTER 42

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

KURSDATEN 44

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

STATISTIK 48 Börsen- und Wirtschaftsdaten

EXTRA: BÖRSIANER JOURNAL 51 Rechtsguide 2024

BRANCHEN

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

50

RANKING

Die 50 besten Pressesprecher des Kapitalmarkts

MEINUNGEN

ANDREAS TREICHL 16 Keine Zukunft ohne europäischen Kapitalmarkt

JOCHEN DICKINGER 17 Es lebe die Freiheit!

PHILIPP SCHÖCKLER 17 Fida: Chance statt Bedrohung

PETER BREZINSCHEK 18 Inflation spricht gegen linearen Zinsabbau!

SEITENBLICKE

RANKING 91

Die 50 besten CFOs des Kapitalmarkts

SO DENKT DIE POLITIK 102

Soll es staatlich verordnete Sparzinsen geben?

MARKTGEZWITSCHER 106

Darüber wird im Netz gesprochen

BÖRSENTALK 108

Wo sich die Finanzbranche trifft

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 111

Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

WELTBLICK 112

Die Sicht der Korrespondenten

DANIEL ZULAUF 60 Kein Befreiungsschlag für Julius Bär

KURT WEINBERGER 78 Nachhaltigkeit und Digitalisierung

BETTINA SCHRAGL 82 Dicke Bretter

PETER BARTOS 86 CSDDD nimmt letzte Hürde

ALBERT BIRKNER 88 Der faktische Geschäftsführer in der Insolvenz

PETER FELSBACH 107 Corporate Newsroom

MARTIN KWAUKA 110 Es drohen weitere fünf verlorene Jahre

Ad-hoc der Redaktion

HEISSER HERBST

Das Börsianer-Team verabschiedet sich nach dieser Ausgabe keineswegs in den Urlaub. Über den Sommer gestalten wir unseren Auftritt, insbesondere unsere Webseiten, neu, um für Sie ab Herbst in frischem Glanz zu erscheinen. Auch personell bekommen wir bald Zuwachs in der Redaktion.

RECHTSGUIDE

Zum zweiten Mal tourte unsere Autorin Angelika Kramer durch die heimische Rechtsbranche und legt auch heuer wieder eine starke Handreiche für Anwälte in Form unseres Rechtsjournals vor.

GEEHRT

Wir freuen uns mit unserem Börsianer-Chefökonomen Peter Brezinschek über den Erhalt des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien.

FLUGHAFEN WIEN

Seit 70 Jahren im Steigflug

Von 64.000 auf rund 30 Millionen Passagiere: Seit seiner Gründung in 1954 bis heute verzeichnet der Flughafen Wien eine beeindruckende Entwicklung.

Seit 1954 ist der Flughafen Wien Österreichs Tor zur Welt! Denn vor 70 Jahren starteten die ersten Linienflüge vom Wiener Airport. Dieser befindet sich seit damals im Aufwind!

Aus einem kleinen Flugplatz wurde das internationale Drehkreuz Europas: Begonnen hatte alles mit der Übergabe der damals noch spartanischen Flughafenanlage durch die britische Besatzungsmacht an die Republik Österreich 1954. Die Starts und Landungen der wenigen Maschinen gaben den Kurs für eine unglaubliche Entwicklung vor: Im ersten Betriebsjahr frequentierten 64.000 Reisende den Airport – heute ist die Zahl der Fluggäste auf rund 30

Millionen Passagiere pro Jahr angewachsen. Ursprünglich als Militärflugplatz der deutschen Luftwaffe genutzt, fällt der Startschuss für den Flughafen Wien, wie wir ihn heute kennen und schätzen, erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Noch während der Besetzung übergeben die Briten ihre 1945 übernommene Royal Airforce Station Schwechat an Österreich. Der 1. Jänner 1954 wird zur Geburtsstunde: Die Flughafen Wien Betriebsgesellschaft m.b.H. nimmt ihren operativen Betrieb auf. Damals gehörten 50 Prozent dem Bund, je 25 Prozent Niederösterreich und Wien.

Ära des Wachstums

In den späten 50er- und 60er-Jahre blüht die Luftfahrtindustrie auf. Der Flughafen Wien wird mit der Gründung der Austrian Airlines AG 1957 zu deren bis heute stolzer Heimatbasis. Schon am 31. März 1958 erfolgt der Erstflug

nach London. 1960 wird der Terminal 2 eröffnet, der bis heute in Betrieb ist. 14 Fluglinien bedienten den regelmäßigen Flugverkehr. Bereits sechs Jahre später knackt der Airport erstmals die 1-Million-Passagiermarke. 1969 – im Jahr der Mondlandung – startet die Austrian ihren ersten Transatlantikflug nach New York.

Dunkle Zeiten

Doch die Entwicklung des Flughafen Wien hat auch seine dunklen Zeiten und Tragödien. Noch während der Herrschaft der Nationalsozialisten werden ungeheure Verbrechen am heutigen Areal verübt. Ein von Künstler Arik Brauer gestaltetes Mahnmal erinnert

© Flughafen Wien

GROSSES DANKESCHÖN!

„Die Erfolgsgeschichte unseres Flughafens ist Vielen zu verdanken: Dem Pioniergeist der Aufbaugeneration, unseren Kunden und Geschäftspartnern und allen Menschen, die gerne reisen, sowie unserem tollen und engagierten Team, wie auch den uns stets unterstützenden Aktionären. Als Österreichs Visitenkarte und Tor zur Welt werden wir den Airport weiterentwickeln und uns tagtäglich um Kundenfreundlichkeit bemühen.“

Mag. Julian Jäger, Dr. Günther Ofner, Vorstände der Flughafen Wien AG

an die entsetzlichen Qualen von tausenden KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern. Diese mussten unter unmenschlichen Bedingungen Heinkel-Flugzeuge bauen. Tragische Stunden bringt auch der Anschlag der Terroristengruppe Abu Nidal am Check-in Schalter der israelischen Fluglinie EL AL am 27. Dezember 1985. Drei Tote und Dutzende Verletzte sind zu beklagen.

Starkes Passagierwachstum

Aufbruchsstimmung

Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 rückt der Airport noch mehr ins Zentrum Europas und wird rasch zum führenden Drehkreuz nach Osten. Über 5 Millionen Flugreisende verzeichnet der Flughafen Wien in diesem Jahr! Dieser Aufschwung schlägt sich 1992 im Börsegang nieder. Heute ist diese Aktie eine der erfolgreichsten Airport-Aktien weltweit mit einem Wert von 4,3 Milliarden Euro.

Stetiger Ausbau

Doch damit ist die absolute Flughöhe noch immer nicht erreicht. Im Jahr 2011 wird die 20-Millionen-Passagiermarke geknackt. Die Errichtung des bis heute höchsten Flughafen-Towers Europas, die Eröffnung des neuen Terminals 3 und der Ausbau der AirportCity mit dem Office Park 4 verändern die Silhouette des gesamten Standortes markant. Für die hohe Qualität erhält der Flughafen das 4-Sterne-Prädikat von Skytrax und mehrmals die Auszeichnung zum „Best Airport Staff Europe“. 2019 gelingt der bisher höchste Passagierrekord mit 31,7Millionen. Wenige Monate später erfolgt jedoch die Vollbremsung durch die Pandemie. Die größte Krise der globalen

Luftfahrt verschont auch den Flughafen Wien nicht: Am Höhepunkt von Covid reduziert sich das Passagieraufkommen um 99% auf wenige hundert Reisende pro Tag.

Neuer Passagierboom

Aber der Flughafen erholt sich schnell: Mit zunehmenden Lockerungen der Beschränkungen kehren die Reisenden zurück, die Passagierzahlen knüpfen an das Wachstum vor der Krise an. Heuer erwartet der Airport rund 30 Millionen Passagiere. Aktuell bedienen mehr als 60 Airlines Direktflüge ab Wien zu 190 Destinationen in

67 Ländern weltweit. Mit mehr als 23.000 Beschäftigten in 250 Unternehmen ist der Standort größter Arbeitgeber der Ostregion. Seit mehr als 20 Jahren steht der Airport in einem guten und lösungsorientierten Austausch mit seinen Anrainern. Mit der Inbetriebnahme einer der größten PVAnlagen Österreichs und anderen Energieeffizienzmaßnahmen führt der Flughafen Wien seinen Betrieb seit 2023 CO2-neutral. Mit dem Bau der Terminal-Süderweiterung (geplante Inbetriebnahme 2027) und der rechtskräftigen Genehmigung für die 3. Piste sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Experten rechnen bis 2050 mit einer Verdopplung der Passagierzahlen weltweit. 80 Prozent der Weltbevölkerung sind noch nie geflogen und auch die wollen und werden reisen. Und hoffentlich viele davon über den Flughafen Wien.

www.viennaairport.com/70jahre

2027 geht die neue Süderweiterung in Betrieb

Mäzen. Hans Peter Haselsteiner vor dem Künstlerhaus, das auch die Albertina Modern beheimatet. Ob er neben dem bestehenden Gesellschaftervertrag noch eine weitere Unterstützung der Haselsteiner-Stiftung gewährt, weiß er noch nicht.

„OHNE CHARISMA HAT MAN VERLOREN“

Hans Peter Haselsteiner kämpft derzeit an mehreren Fronten: gegen den russischen Oligarchen Oleg Deripaska mit „aller Vehemenz“ und im Fall Signa um seine Millionen. Über Fehleinschätzungen, die Fähigkeit zu begeistern und wo er unternehmerisch seiner Verantwortung nachkommt.

VITA

HANS PETER HASELSTEINER

Investor und Großaktionär

Strabag SE

Der promovierte Handelswissenschaftler (80) war von 2006 bis 2013 Vorstandsvorsitzender der Strabag SE. Seit 2008 ist er Miteigentümer der Rail Holding AG, die die Westbahn betreibt. Zuletzt geriet der Unternehmer wegen Fehlinvestitionen bei der Signa in die Schlagzeilen. Der gebürtige Tiroler unterstützt die Festspiele in Erl, die er als „Freude“ bezeichnet, dort sei der Stab noch nicht übergeben. Bei seinen Kunstsammlungen hat der Vater dreier Buben seinen Sohn Sebastian eingesetzt, bei der Strabag SE hat sein Sohn Klemens das Ruder übernommen.

INTERVIEW INGRID KRAWARIK

Hans Peter Haselsteiner hat gern gute und unbequeme Leute um sich. Auch er lebt beide Eigenschaften mit Genuss, und das von einer Sekunde auf die andere. Der Strabag-Gründer empfängt die BörsianerChefredaktion in seinem Büro in der Walfischgasse in Wien im obersten Geschoß, der Händedruck ist freundlichbestimmt. Fotos will er keine machen, es gebe schon genug von ihm. Auch Fragen über Signa oder Rene Benko will er eigentlich nicht beantworten, der Hinweis auf die journalistische Sorgfaltspflicht lässt ihn dann doch kurz darüber reden. Ein Gespräch über seine Faszination für Rene Benko, was am Standort Österreich falsch läuft, wieso die Strabag SE in Russland trotz des Oligarchen-Aktionärs Oleg Deripaska nicht erfolgreich war und was das größte Gut als Unternehmenschef ist.

Herr Haselsteiner, Sie wurden am 1. Februar 80 Jahre alt und sind immer noch unterneh-

ACHT VON 25 MILLIONEN EURO

Hans Peter Haselsteiner investierte ab 2013 ins Signa-Reich, zuletzt hielt er 15 Prozent an der Signa Holding von Rene Benko, weil er „das Augenmerk stärker auf Handel und IT-Anwendungen“ legen wollte, und neun Prozent an der Signa Development. Hans Peter Haselsteiner stellte 25 Millionen Euro zur Rettung der Signa Development zur Verfügung. „Davon sind bisher acht Millionen Euro von der Masseverwalterin abgerufen worden“, sagt Hans Peter Haselsteiner zum „Börsianer“.

merisch sehr aktiv. Wieso tun Sie sich das alles noch an? Sie könnten die Pension genießen. – Hans Peter Haselsteiner: Das Letzte, was ich möchte, ist meine Pension genießen! Sie wäre auch nicht groß genug, um sie genießen zu können. Die Dosierung ist das eigentliche Problem. Alt werden ist nichts für feige Hund’. Nichts zu tun wäre das Eingeständnis, dass man

Hans Peter Haselsteiner 2011 mit dem damaligen Raiffeisen-General Christian Konrad, mit dem er sich jetzt ein Büro teilt, und Rene Benko beim Törggelen.

alt wird. Das will ich mir auch nicht vorstellen. Solange ich bei klarem Verstand bin, werde ich das nicht tun. Dass ich mir ab und zu sage: „Wieso machst du das?“, ist auch eine gewisse Koketterie.

Ihr „ZiB 2“-Interview bei Armin Wolf Ende Jänner 2024 zur Signa-Pleite haben viele Kapitalmarktteilnehmer interessiert verfolgt. Dabei ging es auch um unternehmerische Verantwortung. Was verstehen Sie darunter? Sind Sie ihr bei der Signa nachgekommen? – Es gibt einen berühmten Spruch, der oft an Bürowänden hängt: „Der Chef hat immer recht“. Das ist eine verhängnisvolle Versuchung: durch Autorität und Macht für sich in Anspruch zu nehmen, automatisch im Besitz der richtigen Entscheidung zu sein. Das ist man eben nicht. Unternehmensführer und Manager, die für andere Verantwortung tragen, sollten sich bewusst sein, dass sie sich auch irren können. Fehlinvestitionen aus dem eigenen Vermögen sind keine unternehmerischen Entscheidungen.

Runder Tisch.
#SIGNA

Haben Sie sich oft geirrt? – Das nehme ich an. Wenn auch nie so dramatisch und mit den Auswirkungen wie im Fall Signa. Es gibt eine ganze Reihe von Fehlentscheidungen, die ich in Erinnerung habe. Zum Teil sind sie erklärbar, zum Teil nicht.

Was machen Sie nach so einer Fehlentscheidung? – Mit den Folgen leben. Und schauen, wie ich den Schaden minimiere und damit zurechtkomme und was ich daraus gelernt habe, damit so was nicht wieder passiert.

Was haben Sie aus der Signa-Pleite gelernt? – Ich bin nur darin bestätigt worden, was ich verabsäumt habe.

Und zwar? – Mehr nachfragen, mehr prüfen, lästig sein. Bevor man Entscheidungen trifft, viel tiefer in die Materie eindringen und den Vertrauensvorschuss dosieren. Die große Stärke des Rene war, dass er in seiner Einfachheit ein sehr überzeugender Typ ist. Er hat diese direkte, geradlinige, angenehme tirolerische Art, ist ein sehr guter Immobilienunternehmer, er weiß, wovon er redet, hat das x-mal getestet, das hat er im kleinen Finger gehabt. Ich habe mich begeistern lassen.

Was genau hat Sie an Rene Benko begeistert, dass Sie sich so stark bei der Signa engagiert haben? – Er war ein vielversprechender Immobilienmensch, und ich wollte in Immobilien investieren und habe mir die Signa ausgesucht. Ich kannte ihn nur flüchtig. So, aber das war’s jetzt mit den Signa-Fragen.

Wechseln wir zur Strabag. Sie haben das Unternehmen sehr erfolgreich aufgebaut, sind mit Ihrer Stiftung weiter Großaktionär. Ihr Sohn Klemens Haselsteiner hat dort kürzlich das Ruder an der Unternehmensspitze übernommen. Sind Sie stolz auf ihn? – Ja, ich bin stolz auf ihn. Ich habe meine unternehmerische Verantwortung insofern wahrgenommen, dass ich meinem Sohn

„Die große Stärke des Rene war, dass er in seiner Einfachheit ein sehr überzeugender Typ ist. Ich habe mich begeistern lassen.“
HANS PETER HASELSTEINER

die Firma anvertraut habe – mit Zustimmung meiner Mitaktionäre -, aber nicht deshalb, weil er mein Sohn ist, sondern weil ich ihn für einen geeigneten Unternehmensführer halte. Es ist auch mein dritter Sohn, und ich habe am längsten auf ihn warten müssen. Die beiden Älteren haben andere Begabungen und Talente und hätten es auch nicht gewollt. Hätte ich diesen Sohn nicht gehabt, hätte ich ganz anders entschieden.

Das heißt, bei der Strabag keine familiäre Nachfolgeregelung auf Teufel komm raus? – Er wäre es nicht geworden, wenn er in meinen Augen nicht diese Eignungen hätte. Das ist auch ein großes Thema für viele Tausende mittelständische, sehr, sehr erfolgreiche Unternehmen: dass sie die Nachfolgefrage zu verantworten haben. Bei kleineren Unternehmen ist es fast selbstverständlich, dass sie vererbt werden. Wir sind ein börsennotierter Konzern mit fast 20 Milliarden Umsatz und 80.000 Mitarbeitern, das ist zumindest in Österreich nicht mehr der Mittelblock. Da hängt immer das Schicksal von ein paar Tausend Leuten daran, dass die Nachfolge mit den notwendigen Voraussetzungen einhergeht. Für mich ist es ein Glück, dass ich diesen Sohn habe.

Interessiert es Sie noch, was mit der Strabag SE passiert? – Natürlich. Ich verfolge es auch noch.

Werden Sie noch um Rat gefragt? – Hin und wieder von meinem Sohn. Wenn er kommt und fragt, dann diskutieren wir.

Ansonsten dränge ich niemandem Rat und Meinung auf.

Bei der Strabag SE war lange der russische Investor und Oligarch Oleg Deripaska mit Ihrer Stiftung im Syndikat beteiligt. – Ist er immer noch.

Laut Ad-hoc-Meldung hat er seinen Anteil an die Iliadis verkauft.– Ja, aber die Sanktionskonformität ist noch nicht geklärt.

Wieso haben Sie sich damals für Oleg Deripaska entschieden? - Er ist 2007 gekommen und wollte sich an der Strabag beteiligen. Damals hatten wir gerade einen Börsengang geplant. Oleg Deripaska hat den Börsengang durch seine eigene Beteiligung im letzten Augenblick ersetzt. Wir sind dann gemeinsam ein Dreivierteljahr später an die Börse gegangen. Und das war für die Strabag ein ganz maßgeblicher Schritt, weil unsere Kapitalausstattung in andere Dimensionen gehoben wurde. Seit damals sind wir vollkommen unabhängig von Fremdfinanzierungen, und das ist für einen Baukonzern unserer Größenordnung eine verhältnismäßig selten anzutreffende Konstellation. Das öffnete eine wunderbare Perspektive für weiteres Wachstum.

Was ist in Russland schiefgelaufen? - Eine meiner großen Fehleinschätzungen war die Entwicklung des russischen Marktes. Ich habe damals gesagt, im Jahr 2020 wird Russland das größte Einzelland der Strabag sein. Und größer sein als Deutschland. Das ist nicht einmal in Ansätzen gelungen. Das ist nicht einmal gelungen, als die Welt noch in Ordnung war. 2008 kam die Finanzkrise, die hat das Ganze zurückgeworfen. Als es sich 2013/2014 normalisierte, kam die Annexion der Krim. Es ist nicht gelungen, Russland zu einem Heimatmarkt der Strabag zu machen.

Warum? – Der öffentliche Sektor war tabu, weil nicht „compliant“, und der

private Sektor war nicht stetig genug. Es gab sehr große Einzelprojekte, aber keine Kontinuität. Die bekommt man nur, wenn man den privaten und öffentlichen Sektor kombinieren kann, daraus ergibt sich eine gewisse Pipeline. Diese Verstetigung hatten wir nicht, da stehen dann 2.000 bis 10.000 Leute auf der Schaufel und wissen nicht, was sie tun sollen. Es braucht eine gewisse Kontinuität in der Auftragseinnahme und Abarbeitung, sonst ist man nicht rentabel. Das ist in Russland nie befriedigend gelungen.

Hätten Sie sich da von Oleg Deripaska mehr Unterstützung gewünscht? – Nicht unbedingt. Es war bald erkennbar, dass sich die Oligarchen untereinander mit einer gewissen Eifersucht betrachten. Daher war es uns recht, dass die Beteiligung von Deripaska in Russland als neutrale Angelegenheit betrachtet wurde.

Ärgert Sie das heute, dass der Konzern wegen Deripaska so viele Scherereien hat? –Ärgern ist das falsche Wort. Ich bin traurig, in erster Linie als Europäer, dass wir

Die Aktionärsstruktur der Strabag SE besteht aus einem Syndikat zwischen der HaselsteinerFamilie (30,7 Prozent) und der Uniqa/Raiffeisen, die 31,9 Prozent halten. Drittgrößter Aktionär ist die MKAO Rasperia Trading, die seit 26. März 2024 von der Iliadis JSC kontrolliert wird und 24,1 Prozent hält. Diese 24,1 Prozent, die bisher indirekt vom russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrolliert wurden, sind aufgrund von EU-Sanktionen eingefroren. Sie waren früher Teil des Syndikats. Die Raiffeisen Bank International AG hatte versucht, diesen Anteil zu erwerben, ist aber gescheitert. Der Streubesitz beträgt 10,9 Prozent. Der Restanteil entfällt auf eigene Aktien.

mit einem so großen europäischen Land Krieg führen. Auch wenn das keiner hören will. De facto führen wir ja Krieg, auch wenn die Ukraine Soldaten schickt. Wir sind indirekt Kriegspartei, wir finanzieren das, wir bewaffnen. Das Argument ist, wir müssen das wegen unserer ureigenster Interessen tun. Weil die

Haudegen. In der Walfischgasse im ersten Wiener Bezirk befindet sich in einem Dachgeschoß das Büro von Hans Peter Haselsteiner, das er sich auch mit Signa-Sanierer Erhard Grossnig teilt, mit dem er auch die Westbahn gegründet hat.

Bedrohung richtet sich gegen uns, gegen die freie Welt, wir tun es, um die europäische Demokratie zu schützen.

Das ist schon wichtig, oder dass man diese Werte verteidigt? – In meinen Augen: Ja. Es gibt aber auch einige ernstzunehmende Stimmen, die sagen, es sei nicht realistisch, dass Russland je die Kraft entwickeln könne, sich einen Konflikt mit der Nato zu leisten. Aber das ist Politik. Damals war eine positive Russland-Perspektive vorhanden, die ist bedauerlicherweise zusammengebrochen, und das ist eben auch die traurige Tatsache. Die Strabag hat sich seit 2007 ohne Russland prächtig entwickelt und ihren Umsatz um zig Prozent erhöht. Oleg hat sich fair eingekauft und einen anständigen Preis gezahlt. Er hat sich als Mitaktionär meistens konstruktiv verhalten, und daher hatten wir auch keinen Grund, ihn zu bekämpfen oder abzulehnen.

Haben Sie noch Kontakt zu ihm? – Nein, natürlich seit der Sanktionsverhängung nicht. Wir wollten ihm einen Ausweg

#STRABAG SE
„Deripaska hat das als Kriegserklärung verstanden. Es ist eine gerichtliche Auseinandersetzung, und die führen wir mit aller Vehemenz.“
HANS PETER HASELSTEINER

zeigen vor der Sanktion, den hat er nicht ergriffen. Danach mussten wir gewisse Schritte setzen …

… wie das Einfrieren der Dividende. - Er hat das als Kriegserklärung verstanden. Wir nicht, denn es war eine Notwendigkeit. Er sagt, es ist Krieg. Und diesen Krieg führen wir jetzt auch. Es ist eine gerichtliche Auseinandersetzung, und die führen wir mit aller Vehemenz, um unsere Interessen zu wahren und weil wir glauben, dass ein russischer Aktionär für die Strabag nicht mehr wünschenswert ist und potenziell schädlich sein kann.

Stichwort Europa, es waren vor kurzem Europa-Wahlen. Interessiert Sie das noch? – Wahlen interessieren mich immer!

Sind Sie zufrieden mit den Politikern in Österreich? – Wer mit keiner und keinem zufrieden ist, muss eine eigene Partei gründen mit einem eigenen Programm. Es gibt allerdings Politiker, die nur nach der Mehrheit schielen und einfach nicht das tun, was notwendig ist. In der Praxis haben wir eine Parteiendemokratie, und wir werden damit zurechtkommen müssen.

Ist der Standort Österreich wettbewerbsfähig? – Ich glaube der Standort Europa ist im Feuer und in Gefahr, solange wir diese Energiepreise und diese demografische Entwicklung haben. Wenn wir nichts dagegen tun, werden wir nicht mehr oder nur noch weniger wachsen und an Wohlstand verlieren.

Was braucht es da? – Das demografische Problem kann gelöst werden, indem wir nennenswert die Geburtenrate steigern, was nicht realistisch sein dürfte. Die Alternative ist Zuwanderung. Über die brauchen wir uns nicht unterhalten: Wir haben seit Jahrzehnten eine schlechte Migrationspolitik und eine sehr, sehr schlechte Integrationspolitik. Es wird viel zu wenig Geld dafür ausgegeben. Da haben wir keine Fortschritte gemacht.

Wenn Sie auf Ihr Lebenswerk zurückschauen, was war unternehmerisch Ihre erfüllendste Zeit? – Das kann ich nicht beantworten. Es gibt spannendere und wenige spannendere Ereignisse.

Sie sind einer der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs und waren bis vor kurzem auch noch in der Puls-4-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ als Investor tätig. Was würden Sie jungen Unternehmern mitgeben? – Die größte Kunst und gleichzeitig die größte Herausforderung oder die entscheidende Notwendigkeit ist, andere Menschen – und zwar gute und unbequeme – zu begeistern. So zu begeistern, dass Sie für dich arbeiten wollen. Das ist das Einzige, was man beherrschen muss. Das ist mein Credo.

Sie lassen sich nie unterkriegen. Ist das eine Ihrer Stärken? – Das hat mit unterkriegen nichts zu tun. Ich kann eine Schaufel schwingen, und das nicht gut. Man kann keine Firma führen und Unternehmer sein, ohne andere Menschen in großer Zahl für sich einzunehmen. Wenn man das nicht kann, nicht motivieren kann, einschwören kann auf ein gemeinsames Ziel, hat man einen schweren Stand als CEO oder Unternehmer. In einem familiengeführten Unternehmen riskiert man sein eigenes Geld. Das ist für mich ein Vorteil in der Glaubwürdigkeit der eigenen Visionen. Wenn aber die Teamfähigkeit und/oder das Charisma fehlt, wenn man diese Begeisterung nicht ausstrahlen kann, dann hat man verloren. n

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KEINE ZUKUNFT OHNE EUROPÄISCHEN

KAPITALMARKT

Viele europäische Politiker haben die Bedeutung einer Kapitalmarktunion verstanden, aber leider auch, dass sie damit keine Wahlen gewinnen können.

Wer hätte sich vor fünfzehn Jahren vorstellen können, dass europäische Autofahrer Elektroautos aus China und tatsächlich von chinesischen Marken kaufen wollen? Wer hätte sich vorstellen können, dass die Europäische Union deshalb Ausgleichszölle einführt? Die günstigen grünen Autos aus China sind nur ein Beispiel von vielen, die zeigen, wie sehr sich die Welt verändert hat und vor welchen Herausforderungen Europa steht: der Kampf gegen den Klimawandel, die Abhängigkeit von China und den USA, wenn es um neue Technologien geht, die Schwäche seiner Wirtschaft und seiner Verteidigungsfähigkeit.

Das alles zu ändern erfordert große Investitionen. Die Schätzungen reichen von zusätzlichen 500 bis 900 Milliarden Euro pro Jahr. Ob die EU dafür gemeinsam neue Schulden aufnehmen soll oder nicht, darüber scheiden sich die politischen Geister. Worin sich aber alle einig sind: Ohne privates Kapital wird sie das nicht schaffen. Dafür bräuchte sie einen funktionierenden, gemeinsamen Kapitalmarkt. Aber da beginnen sich die Geister dann schon wieder zu scheiden.

Lange ging es Europa auch ganz ohne gemeinsamen Kapitalmarkt gut. Es liegt gar nicht weit zurück, da hatte Europa in fast allen Industriezweigen zumindest zwei oder drei Weltmarktführer. Es genügten Banken, um sie zu finanzieren.

„Ohne privates Kapital werden wir Herausforderungen wie Klimawandel nicht bewältigen.“
ANDREAS TREICHL

Die herkömmlichen Industrien hatten umfassende Aktiva als Sicherheiten anzubieten. Unternehmen, die heute in den neuen Technologien unterwegs sind, haben das jedoch nicht, sie benötigen Eigenkapital. Banken wiederum können aufgrund der verschärften Regulierung viel weniger Risiko eingehen.

Viel schwerer als das wiegt aber die Tatsache, dass Europa keine Kapitalmarktkultur hat. Uns fehlt das Verständnis dafür, dass ein gut ausgestalteter Kapitalmarkt dabei hilft, unsere Wirtschaft und auch unsere Pensionssysteme zu finanzieren. In Zeiten freizügiger Bankfinanzierung und attraktiver Realzinsen war das kein großes Problem. Jetzt ist es eines.

Bereits in den vergangenen 15 Jahren hat das zu hohen Wohlstandsverlusten für Europas Mittelstand geführt, und das wird sich leider fortsetzen. Wer in Euro-

VITA ANDREAS TREICHL Vorstandsvorsitzender der Erste Stiftung und Präsident des European Forum Alpbach

Unter Andreas Treichl (72) entwickelte sich die Erste Group Bank AG zu einer der führenden Finanzinstitutionen in Zentral- und Osteuropa. Im Dezember 2019 wechselt er in die Erste Stiftung. Treichl ist bekannt für seine Vision eines starken, europäischen Kapitalmarkts und setzt sich für die Förderung von Finanzbildung und sozialen Projekten ein.

pa ein Start-up gründet und international wachsen will, wird weiterhin in die USA gehen, um sich auf ihrem großen, liquiden Kapitalmarkt die Mittel dafür zu holen. Und wenn in Europa Unternehmen fehlen, in die europäische Pensionsfonds investieren können, werden auch diese weiterhin das Wachstum in den USA und Asien finanzieren, statt gleichzeitig Europas Pensionssysteme abzusichern und seine Wirtschaft anzuschieben.

Die Situation ist paradox, sie ist an einem kritischen Punkt, aber sie ist nicht ohne Hoffnung. Viele europäische Politiker haben die Bedeutung einer Kapitalmarktunion verstanden, aber leider auch, dass sie damit keine Wahlen gewinnen können. Weil der ehemalige italienische Ministerpräsident Enrico Letta weiß, dass die Worte Kapital und Markt bei vielen europäischen Politikern und Bürgern nicht gut ankommen, spricht er nun klugerweise von einer Spar- und Investitionsunion als zentrales Element für die Stärkung des europäischen Binnenmarkts.

Ein sprachlicher Kniff allein schafft aber keinen Kulturwandel. Das gelingt nur langsam, durch viel Aufklärung darüber, dass der Kapitalmarkt keine Spielwiese für wohlhabende Eliten ist, und indem Unternehmen vorleben, dass der Kapitalmarkt Transparenz schafft und Wohlstand bringt. Davon haben wir in ganz Europa noch viel zu wenige. n

VITA JOCHEN DICKINGER

Investor und Aufsichtsrat

Athos Immobilien AG

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehören der Börse, Twitter und Griechenland.

ARBEITSZEIT

ES LEBE DIE FREIHEIT!

Philipp Schöckler ist Partner bei EY Management Consulting mit Fokus auf Banking in Wien. Die Beratungsschwerpunkte seines Teams liegen in den Bereichen Strategy, Customer and Growth sowie Operations and Transformation.

FINANZÖKOSYSTEM

FIDA: CHANCE

STATT BEDROHUNG

Das EU Financial Data Access Framework (Fida) stellt eine strategische Chance für den Finanzsektor dar, indem es den Weg für Open Finance ebnet. Fida fordert Banken auf, ihre Datenzugriffs- und Verarbeitungskapazitäten zu erweitern, was die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen begünstigt. Diese Neuerung ermöglicht es, Finanzdienstleistungen zu personalisieren und die Kundenbindung durch datengestützte Einblicke zu vertiefen.

Mit der bevorstehenden Einführung von Fida sollten Finanzinstitute die Initiative ergreifen, um ihre Systeme und Prozesse zu überprüfen und anzupassen. Die Investition in ITInfrastruktur und die Implementierung von APIs für den Echtzeitdatenaustausch sind dabei entscheidend.

Hier muss sich jedes Unternehmen entscheiden, welche strategische Ausrichtung es einschlagen will. Reicht es aus, nur den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden?

Oder forciert man einen strategischen Ansatz, indem man eine Verbesserung bestehender Produkte und des Kundenerlebnisses durch die Integration externer Datenquellen und Partnerschaften anstrebt?

„Lieber Staat, bitte misch dich so wenig wie möglich in das Wirtschaftsleben ein.“

ie Diskussion über Arbeitszeiten wird regelmäßig geführt: Soll es eine 40-Stunden-Woche sein oder doch nur eine 30-Stunden-Woche? Politiker, Arbeitgeberund Arbeitnehmervertreter debattieren intensiv darüber. Doch warum hat bisher niemand in Betracht gezogen, dass mündige Bürger selbst entscheiden könnten, wie viele Stunden sie arbeiten möchten? Weshalb sollte der Staat bestimmen, wie viele Stunden seine Bürger pro Woche arbeiten dürfen? Wäre es tatsächlich so dramatisch, wenn ein junger Mensch mit seinem Arbeitgeber vereinbart, 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, während ein anderer nur 24 Stunden arbeiten möchte –vorausgesetzt, er findet einen Arbeitgeber, der dies akzeptiert? Der Staat sollte sich aus diesen Entscheidungen heraushalten, wenn zwei erwachsene Menschen einen Arbeitsvertrag abschließen möchten. Ebenso sollte er sich nicht in die Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einmischen. Kollektivverträge führen oft zu festgelegten Löhnen, die weder vom Arbeitnehmer noch vom Arbeitgeber individuell ausgehandelt wurden. Statt Freiheit herrscht Unmündigkeit – so lautet das Motto des Staates. Wäre es die neoliberale Hölle, wenn ein selbstständiger Unternehmer sein Geschäft sonntags öffnen möchte, der mündige Kunde entscheidet, ob er am Sonntag einkaufen will, und der mündige Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber einen entsprechenden Sonntagslohn aushandelt? Falls der Mitarbeiter sonntags nicht arbeiten möchte, kommt es einfach zu keiner Vereinbarung. Lieber Staat, bitte misch dich so wenig wie möglich in das Wirtschaftsleben ein. Dein Interventionismus schafft nur weitere Probleme, die du dann zu lösen versuchst – Probleme, die ohne deine Einmischung gar nicht erst entstanden wären. n

JOCHEN DICKINGER
„Es ist die Möglichkeit, sich als Vorreiter zu platzieren.“
PHILIPP SCHÖCKLER

Finanzinstitute sollten diese Zeit zur Klärung strategischer Ziele und Definition eines Zielbildes nutzen. Eine proaktive Herangehensweise an Fida ermöglicht es, nicht nur den Status ‚compliant‘ zu erreichen, sondern auch ihre Marktposition zu stärken und neue Ertragsmöglichkeiten im Ökosystem zu erschließen. Es ist eine gute Gelegenheit, sich als Vorreiter in einem transparenteren, effizienteren und kundenorientierten Finanzmarkt zu positionieren und jetzt Teil eines widerstandsfähigen und nachhaltigen Finanzökosystems zu werden. n

INFLATION SPRICHT GEGEN LINEAREN ZINSABBAU!

Die Inflationsprognosen der EZB sind mit dem starken Preisauftrieb im Dienstleistungssektor nicht realistisch, denn die preisdämpfende Wirkung von Energie läuft im zweiten Halbjahr 2024 aus.

Am 6. Juni 2024 war es endlich so weit: Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nach der letzten Zinsanhebung Mitte September 2023 den Trend zu sinkenden Leitzinsen in der Eurozone eröffnet. Lange angekündigt, war dies keine Überraschung. Viel interessanter war die Interpretation, wie der EZB-Rat den künftigen Trend sieht. Und da machte EZB-Präsidentin Lagarde klar, dass die Finanzmärkte keinesfalls auf einen linear fallenden Leitzins setzen sollten. Denn wie immer ist die EZB von Sitzung zu Sitzung „datengetrieben“.

Die EZB widmet sich in ihren Statements sehr fokussiert der Inflationsentwicklung, und da insbesondere den Lohnsteigerungen. Die EZB hat auch einen ECB Wage Tracker konstruiert, der nicht nur die aktuellen Kollektivvertragserhöhungen, sondern auch die Einmalzahlungen in den sechs Beobachtungsländern mitkalkuliert. Neben den fünf großen Volkswirtschaften der Eurozone ist auch Österreich in diesem Panel vertreten. Im April 2024 haben die Autoren der EZB noch eine recht unruhige Bewegung für den weiteren Jahresverlauf 2024 projektiert, aber den Höhepunkt schon hinter uns gesehen, mit erkennbarer Abwärtsentwicklung bis Jahresanfang 2025. Im Juni 2024 führen die Datenergänzungen zu einem weniger beruhigenden wellenförmigen Anstieg der Lohnsteigerungen inklusive Einmalzahlungen, sodass der Spitzenwert von plus 4,7 Prozent pro Jahr nach vorübergehendem Rückgang im Frühjahr und Sommer 2024 gegen Ende der zwei-

„Die EZB hat nur ein kurzes Fenster im dritten Quartal für weitere Zinssenkungen.“
PETER BREZINSCHEK

ten Jahreshälfte 2024 wieder erreicht und eventuell überschritten wird.

Obwohl die Inflationsprognose der EZB für 2024 und 2025 leicht angehoben wurde, scheint diese höhere Lohnsteigerungsprojektion noch nicht in den neuen Juni-Forecasts genügend eingebaut zu sein. Die aktuellen Prognosewerte lauten 2,5 Prozent nach 2,3 Prozent im März für 2024 und 2,2 Prozent nach 2,0 Prozent im März für 2025. Diese Werte sind aber mit dem starken Preisauftrieb im Dienstleistungssektor nicht realistisch, denn die preisdämpfende Wirkung von Energie läuft nunmehr im zweiten Halbjahr 2024 aus. Mit Ausnahme von Jänner 2024 mit minus 0,1 Prozent pro Monat sind die Dienstleistungspreise im letzten halben Jahr um durchschnittlich 0,7 Prozent pro Monat gestiegen. Das ergibt einen annualisierten Wert von über acht (!) Prozent.

Die von Christine Lagarde geäußerte Meinung, die Inflationsrate wird sich um den aktuellen Wert (2,6 Prozent im Mai) auf- und abbewegen, erscheint daher kaum realistisch. Neben den hartnäckigen Dienstleistungspreisen, die immerhin 45 Prozent Gewichtung im harmo-

Der renommierte Kapitalmarktexperte (65), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungs- und Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld- und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

nisierten Verbraucherpreisindex haben, sind auch ausgelaufene staatliche Preisstützungsmaßnahmen einzelner Länder Garantien dafür, dass es 2024 und Anfang 2025 keinen Trend der Jahresteuerung Richtung 2,0 Prozent geben wird. Spanien, Portugal oder Belgien, vor einem Jahr noch als Vorbild für Österreich in der Teuerung dargestellt, haben seit Ende ihrer Preissubventionen einen anziehenden Preistrend. Die Inflationsraten sind nicht nur höher als vor einem Jahr, sondern auch deutlich über jener Österreichs. Und da auch das bisher preisstabilste große Italien sein Inflationstief erreicht hat, ist ab Herbst der Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) zur Drei-Prozent-Marke wahrscheinlich.

Damit dürfte im zweiten Halbjahr eine neuerliche Aufwärtsrevision des HVPI durch die EZB bevorstehen. Die Frage ist nur, wann. Die EZB hat nur ein kurzes Fenster im dritten Quartal für weitere Zinssenkungen, am ehesten am 18.Juli. Ab September könnte die Jahresteuerung so weit nach oben tendieren, dass sich Zinssenkungen mit dem „datengetriebenen“ Geldpolitikansatz nicht vereinbaren lassen. Die nächste Zinspause könnte bis ins erste Quartal 2025 anhalten. Die Finanzmärkte haben nach dem 6. 6. mit nur 40 Basispunkten Leitzinsreduktion 2024 reagiert. Im Klartext: eine Zinssenkung plus 60 Prozent Wahrscheinlichkeit für eine weitere. Die nächsten drei Monatsanstiege beim HVPI werden über diese 60 Prozent Erwartung entscheiden. Die Chance darauf nimmt ab. n

VITA PETER BREZINSCHEK Chefökonom „Börsianer“
„Es gibt keine taugliche europäische Initiative.“
CHRISTOPH BOSCHAN

Der Weg zur Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion ist steinig. Der große Wurf steht bisher aus. Experten skizzieren, woran es hakt.

Enrico Letta macht es wie eine Rockband: Er geht auf Tour. So etwa von September 2023 bis April 2024. Er besuchte 65 europäische Städte und nahm an mehr als 400 Treffen teil. Auf Basis seiner Erkenntnisse erstellte der ehemalige italienische Ministerpräsident im Auftrag der Europäischen Union einen Bericht zur Zukunft des EU-Binnenmarktes. Anfang Mai präsentierte der Experte auf Einladung des Europäischen Forums Alpbach in Wien die Ergebnisse.

Lettas Conclusio der Kapitalmarktunion: „27 europäische Finanzmärkte führen dazu, dass die Menschen ihr Erspartes in den USA anlegen. Die Amerikaner kaufen unsere Firmen. Wir müssen mehr privates Kapital einsammeln. So können wir auch die grüne Transformation finanzieren.“ Diese Bedenken nimmt man bei der EU ernst. Francesca Dalboni, Sprecherin der EU-Kommission für Banken und Finanzdienstleistungen, sagt: „Wir begrüßen die Schlussfolgerungen des EU-Rats und den Letta-Bericht vom 18. April. All dies wird in die Vorbereitungen der Kommission für den nächsten politischen Zyklus der Kapitalmarktunion einfließen. Diese Union ist ein langfristiges Projekt, und wir haben bereits viel getan. Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der EU sind jedoch dringend weitere Fortschritte erforderlich.“

#TIMELINE

2015 lag der erste Aktionsplan vor. Danach wurde es relativ still um die Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion. Kürzlich ging es aber Schlag auf Schlag. Im Frühjahr 2024 kam es zu einer regelrechten Flut an einschlägigen Berichten und Statements. Im März formulierte die Eurogruppe ein Statement zur Zukunft der Kapitalmarktunion. Ebenso im März folgte ein Statement des EZB-Rats zu den Fortschritten. Im April wurde ein Report von Enrico Letta zur Zukunft des Binnenmarktes, der auch Vorschläge für eine „Savings and Investment Union“ enthält, präsentiert. Ebenso im April wurde der vom Juristen und Finanzexperten Christian Noyer, der unter anderem als ehemaliger Chef der französischen Nationalbank fungierte, erstellte Bericht „Developing European Capital Markets to Finance the Future“ veröffentlicht. Danach präsentierte der Europäische Rat Schlussfolgerungen mit mehreren Punkten zur CMU. Dazu zählen etwa die Harmonisierung nationaler Insolvenzrahmen für Unternehmen, eine Neubelebung des europäischen Verbriefungsmarktes, eine Verbesserung der Konvergenz und Wirksamkeit der Beaufsichtigung der Kapitalmärkte in der gesamten EU sowie die wirksame Beaufsichtigung grenzüberschreitend tätiger Kapital- und Finanzmarktakteure. Zusätzlich sollen die Bedingungen für institutionelle, private und grenzüberschreitende Beteiligungsinvestitionen verbessert werden und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Mitgliedstaaten beim Zugang zu privatem Kapital gelten.

Der Weg zur Schaffung einer Capital Markets Union, kurz CMU, ist hart und steinig. Der erste Aktionsplan dazu wurde 2015 veröffentlicht. Und bis jetzt steht der große Wurf noch aus. Nun stellen sich zwei wichtige Fragen: Wie geht es weiter? Und welche Fallstricke lauern? Willibald Cernko, Banken-Spartenobmann der WKO und scheidender CEO der Erste Group Bank AG, sagt: „In den vergangenen neun Jahren wurden regulatorische Maßnahmen ergriffen, die den europäischen Kapitalmarkt zumindest ein Stück voranbrachten. Aber der Fokus war falsch. Zu viel Klein-Klein. Die Kapitalmarktunion bleibt im Vergleich zur Bankenunion, die einen echten Paradigmenwechsel für die europäische Finanzindustrie brachte, ein Stückwerk. Es fehlt der große politische Wurf.“

Nur ein Papiertiger?

Wenig Optimismus zeigt Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Börsengruppe Wien und Prag: „Es gibt keine relevante Diskussion zu einem ‚einheitlichen EU-Kapitalmarkt‘. Die diskutierten Maßnahmen sind zwar weitgehend unterstützenswert, aber für die tatsächliche Entwicklung unseres Kapitalmarktes von geringer Bedeutung.“ Laut dem Börsenchef fehlt noch sehr viel, um das Ziel eines global wettbewerbsfähigen

EINE SCHWERE GEBURT

MILLIARDEN EURO

sind in der Europäischen Union alleine bis 2030 an Investitionen notwendig, um einen  flächendeckenden Gigabit- und 5G-Internetzugang sicherzustellen.

Marktes zu erreichen. Boschan: „Es gibt kein harmonisiertes Gesellschafts-, Insolvenz- und Steuerrecht. Für den wichtigsten Aspekt, nämlich die Schaffung großer Kapitalsammelstellen, gibt es keine taugliche europäische Initiative. Generell werden keine quantifizierbaren Ziele in der Kapitalmarktunion gesetzt. In der Form ist die Union ein Papiertiger, die richtigen Hebel liegen bei den Nationalstaaten.“

Jedenfalls ist eine Verbesserung der Kapitalmarktkultur geboten. Cernko sagt: „Alle Europäer sollten mit dem Kapitalmarkt in Berührung kommen und seine Vorzüge kennenlernen. Voraussetzungen dafür sind aktive Bewusstseinsbildung und Anreize, insbesondere im Steuerbereich.“ Dass der Aufholbedarf groß ist, zeigt sich am Vergleich

„Anteil der EU am globalen Aktienmarkt beträgt nur elf Prozent.“
WILLIBALD CERNKO

mit den USA. Cernko: „Der Anteil der EU am globalen Aktienmarkt beträgt nur elf Prozent. Das ist weit weg von dem, was man wegen der wirtschaftlichen Stärke und des eigenen geopolitischen Anspruchs vermuten würde. Speziell wenn man ihn mit dem Anteil der USA vergleicht, der bei 40 Prozent liegt.“

Die wirklich wirksamen Hebel liegen nicht in der Hand der Union, sondern bei den Mitgliedsstaaten, sagt Börsenchef Boschan: „Ob und wie die nationale Po-

litik den Kapitalmarkt entwickeln möchte, ist eine Frage, die eben von den politischen Entscheidungsträgern zu beantworten wäre. Da wir uns mitten im Wahlkampf befinden, wäre das eine gute Gelegenheit, Antworten zu liefern. Das Thema ist für einen großen Teil der Bevölkerung hochrelevant. Schließlich besitzt bereits mehr als jede vierte Person in Österreich Wertpapiere. Jede fünfte Person, die noch nicht investiert, hat Interesse daran.“

Wie wichtig eine funktionierende CMU ist, zeigt sich an mehreren Beispielen. EU-Expertin Dalboni erklärt: „Die Kapitalmärkte sind nicht ausreichend integriert und liefern nicht das, was EUUnternehmen brauchen. Dies verringert die Kapazitäten für die Finanzierung des Übergangs zu einer klimaneutralen und digitalen Zukunft, für saubere Techno-

Auf Tour. Der ehemalige italienische Ministerpräsident Enrico Letta (links) tourte für die Kapitalmarktunion durch Europa und berichtete Finnlands Premier Petteri Orpo, EU-Kommisionspräsidentin Ursula von der Leyen und Mark Rutte, Premier der Niederlande und ab Oktober NatoGeneralsekretär, von seinen Erkenntnissen.

„Wir brauchen zuerst funktionierende Kapitalmärkte.“
ANDREAS TREICHL

EU sind es 700 Milliarden - jährlich.“ Solche Beträge sind nur aufzustellen, wenn Banken und die öffentliche Hand akkordiert vorgehen. Aber die Beteiligten stoßen angesichts der schieren Höhe des Investitionsbedarfs an ihre Grenzen. Cernko: „Wir brauchen ein Instrument, das es ermöglicht, große Mengen an Kapital auch dann zur Verfügung zu stellen, wenn damit erhöhte Risiken verbunden sind. Dafür gibt es nur eine Lösung – den Kapitalmarkt.“ Dem stimmt auch ErsteStiftung-Präsident Andreas Treichl zu (Seite 16). „Wir brauchen zuerst funktionierende Kapitalmärkte. Das erreichen wir durch ein Pensionssystem, das den Kapitalmarkt miteinbezieht, wie etwa in den skandinavischen Ländern“, meinte Treichl kürzlich bei „Finanzen im Dialog“ in Wien. Dem pflichtet auch Börsenchef Boschan bei.

„Kapitalmärkte liefern nicht das, was EU-Unternehmen brauchen.“
FRANCESCA DALBONI

logien, Biotechnologien und Innovationen.“ Wenn keine Fortschritte erzielt werden, droht laut Boschan weiteres Ungemach: „Europäische Unternehmen könnten noch stärker andere Kapitalmärkte für ihre Finanzierung nutzen, und Investoren könnten auch zukünftig vermehrt in nichteuropäischen Kapitalmärkten veranlagen.“

Wie groß die Herausforderungen sind, skizziert Cernko: „Unsere Wirtschaft steht vor einer grundlegenden Transformation. Wenn wir in der EU einen flächendeckenden Gigabit- und 5G-Internetzugang sicherstellen wollen, sind bis 2030 knapp 150 Milliarden Euro zu investieren. Und: Grünes Wachstum ist das Gebot der Stunde. Die dafür nötigen Investitionen belaufen sich in Österreich bis 2030 auf 145 Milliarden Euro. In der

Eurogruppe-Chef Pascal Donohoe meinte bei selbiger Veranstaltung im Finanzministerium, dass die Kapitalmarktunion bisher etwa an den unterschiedlichen Auslegungen von Risiken einzelner Mitgliedsstaaten gescheitert ist.

Nationale Befindlichkeiten

Andere Länder, andere Sitten. Das gilt etwa für nationale Insolvenzregeln, die grenzüberschreitende Investitionen erschweren. Bei diesem Problem ortet Willi Cernko nicht einmal ein Mindestmaß an Harmonisierung. Und auch bei der Harmonisierung von Steuern ist wegen des Einstimmigkeitsprinzips nur wenig Bewegung zu erwarten.

Wenn es um Änderungen geht, geben Deutschland und Frankreich die Marschrichtung vor. Cernko: „Wenn sich diese Staaten in eine Richtung be-

wegen, folgt der Rest der EU. Die EU besteht aber glücklicherweise nicht aus zwei, sondern aus 27 Mitgliedstaaten. Ich bin daher zuversichtlich, dass auch andere Länder Leadership beweisen werden, wenn es um große Fragen rund um den Kapitalmarkt geht.“ Dass die Achse Olaf Scholz und Emmanuel Macron wichtig ist, streicht auch Börsenchef Boschan hervor: „Berlin-Paris hätte grundsätzlich eine übergroße Bedeutung. Bei den angesprochenen Personen ist das allerdings zu relativieren. Macron wurde bei der EUWahl abgestraft, bei Scholz sind mir keine Aussagen bekannt, die ein bedeutsames Ambitionsniveau zur Aufwertung des europäischen Kapitalmarktes erkennen ließen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob beiden das Potenzial eines Kapitalmarktes für ökologische Transformation, Innovation und nicht zuletzt Umverteilung überhaupt ansatzweise bewusst ist. Sie setzen eher auf Verschuldung.“ Hinter vorgehaltener Hand heißt es auch, dass Frankreich und Deutschland mehr über den Stützpunkt der Kapitalmarktunion streiten – entweder Paris oder Frankfurt – und auch deshalb wenig weitergeht. Auch dieses Scharmützel gilt es zuerst zu überwinden.

% MEINE RENDITE

Die Transformation der europäischen Wirtschaft erfordert enorm hohe Investitionen. Ohne Integration der EU-Finanzmärkte drohen große Vorhaben zu scheitern. Bei der Umsetzung der EUKapitalmarktreform sind aber noch viele entscheidende Fragen zu klären. Der Haken: Bis auf weiteres stehen nationale Befindlichkeiten und das Prinzip der Einstimmigkeit einem großen Wurf im Weg. n

„320 Milliarden an Ersparnissen gehen jetzt pro Jahr nach Amerika.“
OTHMAR KARAS

VITA

OTHMAR KARAS

Scheidender Erster Vizepräsident EU-Parlament

Der gebürtige Niederösterreicher (66) scheidet heuer nach 25 Jahren aus dem EU-Parlament aus. Der Politik dürfte er aber nicht abhandenkommen. Er ist jedenfalls auch als Vizepräsident der Europäischen Bewegung Österreich und Präsident des Hilfswerks Österreich und als Lektor für Politikwissenschaft aktiv.

ES GEHT UM 470 MILLIARDEN EURO

Nach 25 Jahren scheidet Othmar Karas als längstdienender österreichischer Volksvertreter im EU-Parlament aus. Der Börsianer fragte ihn, wie eine Kapitalmarktunion den Abfluss von Kapital in

die USA verhindern

würde

und warum Österreich kein Vorbild in Sachen europäischer

Integration ist.

INTERVIEW DANIEL NUTZ, INGRID KRAWARIK FOTOS DIETER BRASCH

Othmar Karas wirkt optimistisch, als ihn der Börsianer kurz nach den geschlagenen EU-Parlamentswahlen im Haus der Europäischen Union nebst der alten Wiener Börse trifft. Im Parlament gibt es weiterhin eine klare proeuropäische Mehrheit. In seinen 25 Jahren in Brüssel gerieten sich Karas auch aufgrund seiner stets proeuropäischen Positionen und „seine“ ÖVP immer wieder in die Haare. Gerüchte über eine eigene Parteigründung kommentiert der schei-

dende Erste Vizepräsident des EU-Parlaments nicht. Er will lieber über Europa sprechen, in einer starken Zusammenarbeit und einem konsequenten Ausbau des Binnenmarktes sieht er die einzige Chance Europas, im globalen Wettbewerb bestehen und den Wohlstand sichern zu können, wie er sagt. Wir wollen es genau wissen und schalten das Aufnahmegerät für folgendes Gespräch ein.

Herr Karas, Ihre Partei, die ÖVP, plakatierte im vergangenen EU-Wahlkampf: „Europa, aber besser“. Was haben Sie denn in den letzten 25 Jahren falsch gemacht? – Othmar Karas: Man macht sicher auch Fehler. Aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Mir ist es immer darum gegangen, Mehrheiten für etwas zu suchen und damit Ängste zu überwinden und Europa stärker zu machen. An der Grundhaltung, dass wir Europa stärken und vertiefen müssen, als Antwort auf die Krisen und die neue geopolitische Situation, hat sich bei mir nichts geändert.

Wettbewerbsfähigkeit. „Im Finanzmarkt und Binnenmarkt liegen zwei große Potenziale, die in der gesamten Dimension der EU nicht gehoben wurden“, erklärt Othmar Karas der „Börsianer“-Chefredaktion.

Und wie stellen Sie sich diese Stärkung vor?

– Es geht darum, dass wir die europäische Integration beschleunigen und dabei effizienter werden. Nehmen wir nur den Finanzmarkt oder den Binnenmarkt her. Hier liegen zwei große Potenziale, die in der gesamten Dimension der Europäischen Union nicht gehoben wurden. Es ist wichtig, dass wir diese beiden Bereiche stärken, auch als Antwort auf die Krisen und für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union. Neben der Klimaneutralität sollen die entsprechenden Papiere von Enrico Letta und Mario Draghi wichtige Bestandteile des Arbeitsprogramms der Europäischen Union sein. Weiters sage ich Ihnen aber auch ganz offen, dass ich mir eine andere Grundtonalität gewünscht hätte und auch für eine andere Grundtonalität stehe als jene, die auf den Plakaten im vergangenen Wahlkampf standen.

„Die in Brüssel bekommen es nicht hin“, lautet die Botschaft. Wie kommt man aus dieser Dynamik heraus? – Indem man die Wahrheit sagt. Es gibt keine Entscheidung ohne die Teilnahme der Mitgliedstaaten am Entscheidungsprozess. Die-

ser Prozess ist dynamisch und transparent. Das Absentieren von der Einigung, also die nachträgliche Abkehr vom ursprünglich erzielten Kompromiss, hat eindeutig zugenommen. Leider hat auch die Schuldzuweisung an die EU zugenommen, anstatt den Mehrwert Europas zu erwähnen. Und das hat letztlich den Gegnern Europas und auch den extremen Parteien geholfen.

Sie haben den Letta-Report angesprochen. Die Integration des Binnenmarkts soll demnach beispielsweise mit einer Energieunion, einer Telekommunikationsunion oder der Kapitalmarktunion erweitert werden. Wie profitieren Österreichs Unternehmen davon? – Österreich ist ein Hauptprofiteur des Binnenmarktes! Laut der aktuellen Wifo-Studie entstehen aus einem Euro Mitgliedsbeitrag aus Österreich an die EU alleine 33 Euro volkswirtschaftlicher Nutzen durch den Binnenmarkt. Wir sind kein Nettozahler, sondern der Mitgliedsbeitrag an die Europäische Union ist ein Investment in die Zukunft Österreichs. 60 Prozent des Wohlstands in Österreich erwirtschaften wir außerhalb Österreichs, aber innerhalb der Europäischen Union.

#LETTA-BERICHT

ZUKUNFTSPLAN FÜR EU-BINNENMARKT

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Enrico Letta erarbeitete im Auftrag der EUKommission eine umfassende Analyse und einen Zukunftsplan für den EU-Binnenmarkt. Er betont die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung und demografischen Wandel. Zu den zentralen Empfehlungen gehören die Stärkung der Forschungsinfrastruktur, die Schaffung eines europäischen Kapitalmarkts und die Förderung öffentlicher und privater Investitionen in Forschung und Innovation. Der Report fordert auch die Einführung einer „fünften Freiheit“ für den freien Austausch von Wissen.

Der Binnenmarkt ist aber nicht fertig. Wo ist denn anzusetzen? – Ein Beispiel ist die Energie. Da haben wir nationale Netzgrenzen, sogar oft innerhalb der Staaten, sodass wir die gesamte Kraft des Binnenmarkts nicht nutzen können. Das Gleiche gilt für Verkehrsnetze. Diese Barrieren gehören vollständig beseitigt. Der Binnenmarkt muss ein hundertprozentiger Binnenmarkt sein. Das Letta-Papier geht in die völlig richtige Richtung. Alleine die Fertigstellung des Binnenmarkts im Waren- und Dienstleistungsverkehr würde 825 Milliarden Euro an Effizienzgewinn bringen. Das ist mehr, als die Kommission an notwendigen Investitionen für die digitale und grüne Transformation berechnet.

Wie lange braucht es, bis man dort ist? –Wir können sofort die Kapitalmarktunion machen, weil klar ist, was hier zu geschehen hat. Sie scheitert nicht an der Kommission, sie scheitert nicht am Europäischen Parlament, sondern sie scheitert am mangelnden politischen Willen mancher Mitgliedstaaten.

Es gibt derzeit keine Einigung zur Einlagensicherung. Österreich stellt sich da quer.

Könnte die Vervollständigung der Bankenunion scheitern? – Ich selbst habe noch kurz vor dem Ende dieser Periode einen parlamentarischen Vorschlag für einen Stufenplan zur Erreichung der Vervollständigung der Bankenunion vorgelegt. In Österreich wie in Deutschland geht es um eine Lösung für den dezentralen Bankensektor und die Frage der Einlagensicherung der Haftungsverbünde. Daher trete ich dafür ein, dass wir die europäische Einlagensicherung nicht blockieren, sondern einen eigenen Vorschlag erarbeiten. Das Parlament und die Kommission haben einen Vorschlag für eine politische Einigung auf den Tisch gelegt. Und ich hoffe, dass meine Initiative das Wie und nicht das Ob in Österreich und Deutschland vorantreibt.

Geht dann auch mehr bei der Kapitalmarktunion weiter? – Wenn wir die Bankenunion fertig haben, ist das auch ein Motor. Ich würde die Dinge aber parallel sehen. Die Kapitalmarktunion müssen wir fertigstellen, um das private Finanzierungs- und Investmentpotenzial zu heben, das es in Europa gibt. Es geht aber auch nicht alles über den Kapitalmarkt. Es müssen auch strukturell und inhaltlich die Barrieren im Binnenmarkt gelöst werden. Das ist unsere Hausaufgabe. Der europäische Binnenmarkt hat 450 Millionen Kundinnen und Kunden - der nordamerikanische Binnenmarkt hat gerade einmal 360 Millionen. Wenn wir also immer sagen, anscheinend ist der amerikanische Markt stärker, dann liegt es nicht daran, dass er größer ist, sondern an unseren Barrieren, die wir bei der Energie, bei den Netzen, bei der Forschung oder beim Kapitalmarkt noch nicht beseitigt haben.

Wie bauen wir diese gemeinsam ab? – Ich hoffe, dass der Druck der Realität so groß wird, dass man die Chancen nutzen muss, statt Angst vor der Zusammenarbeit zu haben. 470 Milliarden Euro mehr an privaten Investments würde alleine

„Wir brauchen in der EU mehr privates Risikokapital und Investitionen.“
OTHMAR KARAS

die Kapitalmarktunion bedeuten. 320 Milliarden an Ersparnissen gehen jetzt pro Jahr nach Amerika, nur weil wir keine europäische Kapitalmarktunion haben und nur weil wir die Bankenunion noch nicht fertiggestellt haben. Ich sage immer wieder: Die europäische Integration ist ein Teil der Lösung unserer Probleme und nicht die Ursache.

Es scheint, der politische Wille, gemeinsam europäische Lösungen zu suchen, hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Wieso? – Bis zur Finanzkrise, und eingeschränkt noch bis zur Migrationskrise 2015, gab es einen klaren politischen Willen. Alle Mitgliedstaaten und die EUInstitutionen stellten sich gemeinsam Herausforderungen, die ein Staat allein nicht bewältigen kann. Seit der Migrationskrise wächst der Zulauf zu den Extremen stärker, die aus Nationalismus und der Spaltung der Gesellschaft politisches Kapital schlagen und daher nicht an Lösungen interessiert sind.

Was ist die Ursache? – Die Fülle der Themen und Herausforderungen im Transformationsprozess ist so groß wie seit 1945 nicht mehr. Ich kritisiere, dass manche Mitte-Parteien beginnen, nach rechts oder nach links zu schielen und die Problematisierung und Nationalisierung zum Programm machen und nicht die europäische Zusammenarbeit.

Und Sie sind dennoch ein optimistischer Europäer? – Ja. Weil der Druck hoffentlich auch für die, die das nicht verstehen wollen, größer wird. Wir brauchen in der EU mehr privates Risikokapital und private Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Energieunabhängigkeit und die Unabhängigkeit in Sachen Sicherheit und Digitalisierung von den USA kann nur in der Europäischen Union gelöst werden. Die Extremen werden kein Problem lösen.

Wie sehen Sie dabei die Rolle Österreichs? – Ein Teil meiner Auseinandersetzung mit der österreichischen Innenpolitik besteht ja darin, dass ich kritisiere, dass Österreich nicht immer Europas Integrationsschritte vorantreibt, obwohl wir ja immens vom Binnenmarkt profitieren. Die Energieabhängigkeit von Russland oder die Lieferkettenprobleme haben uns besonders getroffen. Ich fordere die Verantwortlichen dazu auf, dass Österreich jeden Integrationsschritt von Beginn an offensiv betreibt und sich in diese Debatte einbringt.

Wie kann das geschehen? – Die Mehrheiten dafür gibt es, wenn man die Zusammenarbeit der proeuropäischen Parteien und auch der Fraktionen wieder stärkt. Die Sozialdemokraten, die Christdemokraten, die Liberalen und die Grünen müssen sich jetzt mit der Kommissionspräsidentin zusammensetzen und ein gemeinsames Programm für die nächsten fünf Jahre erarbeiten, das die von uns besprochenen Dinge beinhaltet. Das ist eine Frage der Verantwortung. n

Gewichtig. Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank, ist ein großer Befürworter des Digitalen Euro.

ZANKAPFEL DIGITALER EURO

Burkhard Balz widerspricht Magnus Brunner: Der Deutsche-Bundesbank-Vorstand ist derjenige, der den digitalen Euro im Laufe dieses Jahrzehnts einführen soll. Der österreichische Finanzminister ist skeptisch. Wer hat die besseren Argumente?

TEXT OLIVER STOCK

Burkhard Balz ist nicht nur ein großgewachsener, sondern auch ein einflussreicher Mann. Viele Jahre saß er für die Konservativen im Europaparlament und organisierte im Finanzausschuss neue Regeln für Banken und Finanzmärkte. Inzwischen ist der gelernte Bankkaufmann selbst wieder ein Banker – ein Bundesbanker, der sich mit Bedacht ein Aufgabengebiet ausgesucht hat, das ihn gerade in den Mittelpunkt des Euro-Systems transportiert: Balz ist derjenige im Vorstand der Deutschen Bundesbank, der den digitalen Euro einführen soll.

Doch das Projekt, das jetzt in die heiße Phase kommt, ist kein Selbstläufer. Einer von Balz’ erklärten Gegnern ist Österreichs Finanzminister Magnus Brunner. Er hat seine Gründe, die vor allem politische sein dürften: Dem ÖVP-Minister sitzen die Rechten im Nacken, die alles, was danach aussieht, als könne es die Zukunft des Bargelds bedrohen, ablehnen. Opportun ist es für Brunner also nicht, sich in Sachen digitaler Euro zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Eher im Gegenteil. Doch wer hat die besseren Argumente?

„Digitaler Euro darf keine Einschränkung des Bargeldes mit sich bringen.“
MAGNUS BRUNNER

Was der digitale Euro kann Brunner hatte jüngst nach Wien eingeladen, um unter dem Titel „Die Zukunft des Geldes“ über die Einführung des digitalen Euro zu diskutieren. Vor allem prominente Kritiker des Projekts waren anwesend. Peter Bofinger etwa, streitbarer Ökonom aus Würzburg und ehemaliger Wirtschaftsweiser, der die deutsche Bundesregierung berät. Sein Fazit: „Der digitale Euro ist ein Projekt ohne erkennbare Vorteile, aber mit hohen Kosten und nicht geringen Risiken.“ Oder Robert Zadrazil, Präsident des Verbands österreichischer Banken und Bankiers, sagt: „Nur mit echtem Mehrwert für die Kunden macht der digitale Euro Sinn. Dieser echte Mehrwert konnte von der EZB aber noch nicht vermittelt werden.“ Deswegen macht Brunner am Ende mehr Einschränkungen, als dass er Unterstützung für das Projekt signalisiert: „Grundsätzlich“, sagt er, und wer schon so anfängt, signalisiert damit bekanntlich das Gegenteil, „unterstützen wir das Ziel der Kommission, die Rolle des Euro zu stärken. Der digitale Euro kann in Österreich allerdings nur eine Ergänzung zum Bargeld und zu den bisherigen Zahlungsalternativen sein. Zudem darf die Einführung des digitalen Euro absolut keine Einschränkung der Verwendung des Bargeldes mit sich bringen. Auch der Schutz persönlicher Daten und der Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger haben oberste Priorität und müssen auch in Zukunft sichergestellt werden.“ So weit die Kurzfassung der Diskussion in Wien. Vielleicht hätte es geholfen, Bundesbankvorstand Balz hinzuzubitten. Denn der hat eine deutlich andere Sicht auf das

Thema. Der Börsianer hat ihn in Frankfurt besucht und wollte wissen, was der digitale Euro nun wirklich bringt (Seite 31). Das Vorhaben sieht in seinen Grundzügen so aus: Mit dem digitalen Euro soll eine zusätzliche Bezahloption geschaffen werden, die sowohl online als auch offline nutzbar sein wird. Er wird erstmals ein digitales europäisches Zahlungsmittel sein, das im gesamten Euro-System akzeptiert wird. Der digitale Euro soll ebenso wie Bargeld von den Zentralbanken des Euro-Systems herausgegeben werden. Das Projekt ist Ende vergangenen Jahres von der sogenannten Untersuchungsphase in die Vorbereitungsphase gegangen, was eher die formale Beschreibung dafür ist, dass derzeit die notwendige Technologie und Software entwickelt wird. Ende des Jahrzehnts soll er dann kommen und für Banken, Finanzdienstleister, Händler und Verbraucher bereitstehen.

Weniger Geld für Kredite?

Widerstand kommt derzeit vor allem von Banken und aus der Politik. Die Banken treibt das Thema um, wie hoch das Guthaben ist, das Kunden in digitalen Euro halten können. Sie befürchten, dass das Geld dann nicht mehr auf ihren Konten liegt und somit zur Kreditvergabe an andere nicht zur Verfügung steht. Balz sieht das anders. Derzeit werde über die Höhe des Guthabens in digitalen Euro diskutiert, die Spannbreite liege zwischen 500 bis 3.000 Euro. Sie wäre das Haltelimit in der Digitalen-Euro-App, aber nicht unbedingt ein Limit für Zahlungen. „Wer ein Auto kaufen will oder sonst etwas Teures, kann das auch mit dem Haltelimit machen“, sagt Balz. Denn was gera-

„Echter Mehrwert konnte von der EZB noch nicht vermittelt werden.“
ROBERT ZADRAZIL

de entwickelt werde, sei ein sogenanntes Wasserfallsystem. Das heißt: Jeder, der eine App für den digitalen Euro hat, kann diese mit seinem Bankkonto verknüpfen. Auf dem muss genug drauf sein, und dann fließt das Geld, was über das Haltelimit hinaus für eine Bezahlung benötigt wird, vom Bankkonto auf die Digitale-EuroApp. Paypal funktioniert ähnlich. Und politische Widerstände? Auch denen begegnet der Bundesbank-Vorstand: „Die einzige politische Kraft in Deutschland, die den digitalen Euro ablehnt, ist die AfD. Sie hält uns Zentralbanken im EuroSystem vor, dass wir damit den Ausstieg aus dem Bargeld einleiten, was schlicht Quatsch ist“, sagt er und lässt erkennen, dass er eine ähnliche politische Schlachtordnung auch in anderen Ländern vermutet. Balz weist darauf hin, dass die Europäische Zentralbank derzeit an einer neuen Euro-Banknotenserie arbeitet, die zeitgleich mit dem digitalen Euro Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommt. „Bargeld ist gelebte Freiheit“, stellt er fest. „Wir sind gerade dabei, die dritte, ganz neue Euro-Banknotenserie auf den Weg zu bringen. Das machen wir, weil wir weiter voll auf das Thema Bargeld setzen.“

% Meine Rendite

Die Europäische Zentralbank will den digitalen Euro im Laufe dieses Jahrzehnts einführen. Banken fürchten um ihr Geschäft, konservative Politiker sorgen sich um die Zukunft des Bargelds. Befürworter des digitalen Euro weisen diese Argumente zurück und machen deutlich, dass Europa nur mit diesem Projekt ein eigenes länderübergreifendes Zahlungssystem aufbauen kann. n

DIE GEWINNERFONDS IM PORTRAIT

„DIGITALER

EURO BEDEUTET EUROPÄISCHE SOUVERÄNITÄT“

Wir verstehen das Projekt nicht. Wenn ich heute Onlinebanking mache oder mit meinem Handy bezahle, bin ich doch auch schon irgendwie digital unterwegs. Was habe ich von dem digitalen Euro? – Burkhard Balz: Wir haben heute gut funktionierende Zahlungssysteme, das steht außer Frage. Aber wir haben bislang kein digitales europäisches Zahlungsmittel, das über die Ländergrenzen hinweg funktioniert. Nehmen wir die Girokarte, das ist ein rein deutsches System: Sie funktioniert nur innerhalb unserer Landesgrenzen.

Meine funktioniert auch in Italien. – Ja, aber nur, weil dahinter eine Abwicklung über die amerikanischen Zahlungsdienstleister Mastercard oder Visa steckt. Wir sind dabei auf internationale Kartensysteme angewiesen. Der digitale Euro würde die Abhängigkeit von den großen Zahlungsverkehrsunternehmen verringern. Ein digitaler Euro würde also wesentlich auf die europäische Souveränität einzahlen. Wir setzen das Regelwerk für den digitalen Euro selbst auf, und auch die Infrastruktur wäre in Europa. Das Thema der Souveränität hat mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine erheblich an Bedeutung gewonnen.

Verdrängt der digitale Euro das Bargeld? – Bargeld bleibt unser Kernprodukt, der digitale Euro ist eine Ergänzung. Doch die Nutzungsquoten von Bargeld sinken langsam, aber stetig, auch in Deutschland. Daher möchten wir als Zentralbanken des Euro-Systems zusätzlich zum Bargeld ein digitales Zahlungsmittel herausgeben.

Der HYPO VORARLBERG EURO ANLEIHEN KURZLÄUFER Fonds verfolgt einen aktiven Managementansatz und berücksichtigt ökologische/soziale Merkmale iSd. Artikels 8 der VO (EU) Nr. 2019/2088 („Offenlegungsverordnung“). Ziel der Anlagepolitik ist auf längere Sicht die Erwirtschaftung eines Wertzuwachses unter Inkaufnahme mittlerer Wertschwankungen. Der Fonds investiert mindestens zu 51 % in Schuldverschreibungen mit Bonitätseinstufung im Investment-Grade-Segment. Bis zu 49 % des Fondsvermögens können in Schuldverschreibungen mit einer Restlaufzeit größer als drei Jahren investiert werden sowie maximal 10 % in Zielfonds. Die Duration des Investmentfonds darf maximal 1 Jahr betragen. Die Veranlagung erfolgt ausschließlich in Euro.

STAMMDATEN

Fondsname: Hypo Vorarlberg Euro Anleihen Kurzläufer (R)T

Paribas S.A. EO-FLR

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EU TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX US TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR) PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH

Starke Performance. Österreichische Aktien liegen trotz positiver Performance hinter den anderen Märkten. Osteuropa ist nach einer Schwächephase im Aufwind. Auch in den Schwellenländern setzt es steigende Kurse. Im Wahljahr bleiben die USA derzeit das Zugpferd der globalen Börsen. Europa ist gut in Fahrt.

WOLFGANG

MATEJKA

Geschäftsführer

MARKTAUSBLICK ÖSTERREICH

In einer Gemengelage aus Geopolitik, Lokalpolitik, EU-Regularien und einer globalen Börsenhysterie in Richtung künstlicher Intelligenz konnte der heimische Aktienmarkt keine eigenständigen Akzente entwickeln. Das globale Momentum der Aktienmärkte, dass große Werte gegenüber kleineren Aktien deutlich bevorzugt werden, blieb auch für Österreichs Aktien dominant präsent. Dem Faktor Liquidität wurde die Hauptrolle zugeordnet. Während die EZB der ihr zugewiesenen Erwartung, als erste große Notenbank die Zinsen zu senken, entsprach, zeigten sich in den USA widersprüchliche Entwicklungen bei Inflation und Konjunktur, weshalb die FED diesbezügliche Senkungserwartungen enttäuschte. Auch die letzten volkswirtschaftlichen Entwicklungen deuten bereits einen Trendwechsel zwischen Europa und den USA an. Die Inflation bleibt in Europa tiefer und besser unter Kontrolle, während die Wirtschaftsindikatoren in der EU bereits ein Wachstum andeuten, das in den USA einer Stabilisierung gewichen ist. Der österreichische Aktienmarkt pflegt mittlerweile die Perspektive des Durchtauchens durch die Belastungsfaktoren Ukraine-Krieg und Wachstumsdelle. Die Ergebnisqualität der Unternehmen ist beruhigend gut, während die politischen Einflussfaktoren noch keine Unterstützung signalisieren. Der ATX bleibt einer der günstigsten Aktienindizes, was durch die vergleichsweise geringere Liquidität erklärt werden muss. Die Ventile M&A und Beteiligungsinvestment beginnen langsam, aber doch die Dynamik am heimischen Markt zu erreichen. Die Anzahl an entsprechenden Transaktionen steigt konstant. Ein Einstiegsmomentum für aufmerksame Investoren wäre dadurch gesetzt.

ERWARTUNGEN FÜR EUROPA HÖHER ALS USA

Was die EZB-Zinssenkung für die Anlagestrategie bedeutet, warum die USA trotz hoher Bewertungen interessant bleiben und warum Europa Potenzial hat: Gerald Moser von der LGT Bank erklärt dem Börsianer seine Investmentschwerpunkte.

Was bedeutet die EZB-Zinssenkung für Sie?

– Gerald Moser: Wir setzen im Euro-Raum gegenüber dem US-Dollar stärker auf Duration. Im Moment sind wir beim USDollar eher bei einer kurzen Duration.

Welche Chancen sehen Sie auf dem Anleihemarkt allgemein? – Wir sehen die Chancen immer noch darin, hohe Renditen bei Anlagen mit festen Laufzeiten abzuschöpfen. Da die vom Markt erwarteten sechs oder sieben Zinssenkungen ausgeblieben sind, ist das Umfeld für Anlagen mit fixen Laufzeiten nach wie vor sehr attraktiv. Wir denken, dass derzeit die Kreditaufschläge zu eng sind. Wir würden daher kein zusätzliches Risiko aufbauen, um höhere Kreditaufschläge zu erzielen. Im Gegenteil: Es ist derzeit günstig, das Risiko im Portfolio zu reduzieren, so erhöhen wir die Qualität der Anleihenportfolios.

Glauben Sie weiters an die „Magnificent Seven“ als Treiber der Märkte? – Neben Nvidia sind wir aktuell in Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet investiert. Einige der „Magnificent Seven“ werden weiterhin sehr gut performen, aber wir denken, dass es auch andere Marktsegmente gibt, die zuletzt gelitten haben und die jetzt wirklich attraktiv bewertet sind.

Warum investieren Sie jetzt stärker in USAktien? – Unsere Erwartungen für Europa sind höher als für die USA. Aber wenn wir unsere strategische Asset-Allocation aufbauen, betrachten wir verschie-

45 % Aktien

40 % Anleihen

13 % Alternatives

2 % Geldmarkt

ANLEIHEN

17,5 % High Grade

14,5 % Staatsanleihen

3,0 % Inflationsindexierte Anleihen

3,0 % Schwellenländer

2,0 % High Yield

AKTIEN

26,5 % USA

5,8 % Europa (ohne Schweiz und UK)

5,0 % Japan

4,0 % Schwellenländer

2,2 % UK

1,5 % Schweiz

ALTERNATIVE INVESTMENTS

4,0 % Edelmetalle

3,0 % Hedgefonds

2,0% Rohstoffe

VITA GERALD MOSER

CIO

LGT Bank

Der studierte Volks- und Betriebswirt begann seine Laufbahn bei Goldman Sachs im Investment-Banking in London als Aktienstratege. Danach wechselte er zu Credit Suisse International Wealth Management in Zürich, wo er für die Aktienstrategie verantwortlich war. 2019 ging er als Chief Market Strategist zur Barclays Private Bank in London. Seit Oktober 2021 ist er bei der LGT Bank.

QUELLE: LGT

dene Szenarien, sogenannte Basis- und sekundär Szenarien. Die Volatilität der Renditen ist in jedem Markt außer in den USA sehr hoch. Und bei den meisten Sekundärszenarien leiden die USA am wenigsten, denn in den USA ist der Konsum gut verankert, und wir sehen wenig Risiko für eine Verhaltensänderung bei den US-Konsumenten. Deshalb sind US-Aktien ein starkes Ankerinstrument im Portfolio.

Sie schätzen Europa stärker ein. Wo genau? – Das Potenzial in Europa liegt für uns in Werten mit kleinerer Kapitalisierung. Wir sehen, dass die europäische Wirtschaft von einem niedrigen Niveau aus wieder an Fahrt aufnimmt. Es gibt eine starke Korrelation zwischen Small Caps und Indikatoren wie dem PMI für das verarbeitende Gewerbe. Der Indikator deutet auf eine Erholung hin, und wir glauben, dass Small Caps dann auch aufholen werden.

Was ist Ihre Prognose für Gold? – Für Gold sind wir derzeit neutral, aber langfristig sehen wir Aufwärtspotenzial. In den vergangenen 18 Monaten hat vor allem die Geopolitik den Goldpreis beeinflusst. Wenn die Zinssätze sinken, könnte das auch positiv für Gold sein.

Reduzieren Sie Ihre Hedgefonds? – Ja, da die Renditeerwartungen für diese Anlagen aktuell sogar etwas niedriger sind, als wenn sie Geldmarktanlagen in USDollar halten. n

LUKRATIVER ZAHLTAG

1.

HINTERGRUND

44,55 Prozent der gesamten Wertentwicklung des S&P-500-Index von Ende Dezember 1994 bis Ende Mai 2024 entfiel auf Ausschüttungen. Beim breiter gestreuten Stoxx600-Index waren es knapp 65 Prozent.

SEITE 36

2.

VERANLAGUNG

Der Finanzsektor zählt zu den stärksten Dividendenzahlern, JP Morgan Chase zählt zu den weltweit lukrativsten. Doch auch Technologiekonzerne wie Meta und zuletzt Alibaba machen bei Ausschüttungen mit.

SEITE 38

SEITE 40 3.

INTERVIEW

Der Janus Henderson Global Dividend Index erreichte 2023 mit 1,469 Billionen US-Dollar ein neues Rekordhoch. Jane Shoemake vom GlobalEquity-Income-Team erwartet heuer einen weiteren Rekord.

Dividenden. 2023 war ein starkes Jahr für die Unternehmen, die Ausschüttungen an die Aktionäre waren dementsprechend hoch.

Die Inflation bleibt hartnäckig, die Wirtschaft schwächelt: In solch einem Umfeld lohnt sich der Blick auf etablierte Unternehmen, die den Fokus auf eine lukrative Dividendenpolitik setzen. Derzeit führen vor allem Banken den Trend an, Japan holt als Region kräftig auf. So nutzen Top-Fondsmanager ihre Chancen.

TEXT RAJA KORINEK

GANZ OHNE GEIZ

Die Dividendenzahlungen legen weltweit zu, Ausschüttungen bieten vor allem in Zeiten hartnäckiger Inflation eine verlockende Perspektive. Doch lohnt sich der Fokus auf solche Unternehmen tatsächlich?

TEXT RAJA KORINEK

Die globalen Dividendenzahlungen erreichten 2023 ein neues Rekordhoch von 1,66 Billionen US-Dollar (siehe Seite 40). Allein bei den 1.200 größten Dividendenzahlern weltweit, aus denen sich der Janus Henderson Global Index zusammensetzt, erreichte das Volumen 1,469 Billionen USDollar. Für heuer erwartet Janus Henderson Dividendenzahlungen von insgesamt 1,72 Billionen US-Dollar, ein bereinigtes

Wachstum gegenüber 2023 von fünf Prozent. Hierbei wird der Gesamtbetrag um Währungseffekte, einmalige Sonderdividenden und technischen Faktoren sowie Indexänderungen angepasst.

Der Fokus auf stetige Dividendeneinnahmen kann sich dabei lohnen. Das inflationäre Umfeld – gepaart mit einer schwächeren Konjunktur – liefert ein starkes Argument. So liegt die Dividendenrendite bei den Ausschüttungen soli-

der Konzerne knapp über der Inflationsrate der Eurozone. Aktuell beträgt die Dividendenrendite beim MSCI World High Dividend Yield Index 3,6 Prozent (per Ende Mai 2024). Im Index enthalten sind Großkonzerne wie Exxon, Johnson&Johnson und Nestle.

Langfristig stabile Entwicklung

Der langfristige Beitrag von Ausschüttungen an der gesamten Wertentwicklung einer Aktienanlage sollte nicht unterschätzt werden. Dann nämlich entfalten Dividenden wegen des Zinseszinseffekts ihre volle Wirkung – sofern sie wiederveranlagt werden –, betont Johannes Hesche, Leiter Qualitatives Portfoliomanagement und Executive Partner bei Acatis Investment. Hesche verweist auf den Vergleich eines Kurs- und seines entsprechenden Performanceindex. „Der Kursindex bildet nur die Kurszuwächse

Guter Deal Johnson&Johnson gehört punkto Dividenden zu den Lieblingen der Fondsmanager.

der enthaltenen Aktien ab, während der Performanceindex die wiederveranlagten Dividenden berücksichtigt.“ So legte der Euro-Stoxx-50-Kursindex in den letzten fünf Jahren um knapp mehr als 43 Prozent zu. Der Euro-Stoxx-50-Net-Performanceindex, sprich nach Abzug der Steuern auf Dividenden, stieg um gut 61 Prozent. Überhaupt können Anleger in Europa besonders hohe Dividendenrenditen lukrieren, sagt Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender Schoellerbank AG.

Europa vor den USA

Hierzu verweist der langjährige Privatbanker auf handfeste Zahlen: So entfielen 44,55 Prozent der gesamten Wertentwicklung des S&P 500 von Ende Dezember 1994 bis Ende Mai 2024 auf Ausschüttungen. Beim breiter gestreuten Stoxx 600 waren es knapp 65 Prozent. Das liegt daran, dass in den USA zahlreiche junge Wachstumsunternehmen noch nicht ausschütten oder Konzerne auf – steuerschonende – Aktienrückkäufe als Aktionärsmaßnahme setzen. Besonders lukrativ ist Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3-Banken-Generali-Investment-Gesellschaft, zufolge die Entwicklung beim ATX-Index. „Hier lag die Dividendenrendite zuletzt bei 5,3 Prozent. Die Wiener Börse hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem klassischen Dividendenmarkt entwickelt.“ Dies sei vor allem auf großkapitalisierte Titel wie Erste Group Bank AG und OMV AG zurückzuführen, die sehr hohe Ausschüttungen vornehmen. Ebenfalls hohe Dividendenzahlungen gibt es bei den Versicherern VIG AG und Uniqa Insurance Group

AG. Auch bei Industrieunternehmen wie Andritz AG oder Strabag SE sei die Dividendenrendite ansehnlich. „Auch in den kommenden Jahren dürften die Ausschüttungen hoch bleiben“, ergänzt Wögerbauer.

Warnsignale beachten

Es kommt aber auch zu Dividendenkürzungen. „Ein generelles Warnzeichen ist, wenn ein Unternehmen sehr viel des freien Cashflows für Dividendenzahlungen aufwendet oder erst gar nicht über einen freien Cashflow verfügt“, sagt Helmut Siegler, Schoellerbank AG. Zudem kann ein Kurssturz einer Aktie, etwa aufgrund einer Gewinnwarnung, die Dividendenrendite unmittelbar hinaufschnellen lassen. Davon sollten sich Anleger nicht blenden lassen. Dividendenkürzungen könnten folgen.

Auch eine hohe „Payout Ratio“ - gemessen an der Dividendenzahlung im Verhältnis zum Nettogewinn – sei ein Warnsignal. Siegler verweist auf eine Faustregel und meint, im Allgemeinen sollte die Payout-Ratio nicht höher als 50 Prozent des Nettogewinns sein. Hinzu kommt: „Je zyklischer eine Branche ist, so etwa der Automobil- oder Flugsektor, desto inkonsistenter sind Dividendenzahlungen.“

% MEINE RENDITE

Dividendenzahlungen nehmen weltweit zu. Dies zeigt etwa die Entwicklung jener Indizes, die eine Wiederveranlagung berücksichtigen, wobei Europa insbesondere hervorsticht. Es gibt jedoch Warnsignale, auf die Anleger achten sollten. n

© FLORIAN ROGNER

DER REIZ DER DIVIDENDEN

Der Fokus auf Kurschancen reicht manch einem Fondsmanager nicht. Auch eine lukrative Dividendenpolitik kann langfristig zu einem erfolgreichen Vermögensaufbau führen. Worauf die Experten achten.

Die jüngste Geldpolitik sorgt vor allem bei Unternehmen, die auf Wachstumsfinanzierung angewiesen sind, für Unsicherheit. Aufgrund der hartnäckigen Inflation verschiebt sich nämlich der erste Lockerungsschritt in den USA. Die Eurozone senkte den Leitsatz um minus 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Unklar bleibt, welche Schritte noch folgen.

Solid aufgestellte Konzerne können sich selbst in solch einem Umfeld durchsetzen und schütten oft einen Teil ihres Gewinns an Anleger regelmäßig aus. „Sie haben meist ein funktionierendes, bewährtes und profitables Geschäftsmodell und erwirtschaften hohe Bargeldbestände“, erläutert Johannes Hesche, Leiter Qualitatives Portfoliomanagement und Executive Partner bei Acatis Investment. „Darum müssen sie weniger in-

vestieren und können mehr an die Aktionäre zurückgeben.“ Hesche meint, ein Investment in dividendenlastige Aktien biete deshalb zeitunabhängig Chancen.

Technologiebranche wandelt sich

Die Landschaft hat sich aber in den vergangenen Jahren verändert. Einige Wachstumsunternehmen aus der USTechnologiebranche sind mittlerweile etabliert und schütten auch aus. „Nach Meta ist nun Alphabet in die Dividendenpolitik eingestiegen. Beide Unternehmen gesellen sich damit zu Microsoft, Apple und Nvidia“, konstatiert Cameron Shanks, Investmentanalyst bei Aegon Asset Management.

Für Anleger, die ebenfalls den Fokus auf „Dividendenzahler“ setzen wollen, kann sich daher ein Blick auf Branchenfonds und Zertifikate lohnen. Der JP

Morgan Investment Funds – Global Dividend Fund (LU0329201957 für Privatanleger; LU0329203144 für Großanleger) verfolgt drei Strategien, erklärt CoFondsmanager Sam Witherow. So wird in Unternehmen investiert, die eine besonders hohe Dividendenrendite aufweisen. Hinzu kommen Unternehmen, die nicht die höchsten Ausschüttungen aufweisen, aber seit Jahren stetig steigern. Und dann gibt es jene Titel, die ein besonders hohes Dividendenwachstum versprechen. Da reicht die Palette vom US-Getränkehersteller Coca-Cola, mit einer Dividendenrendite von zuletzt 3,10 Prozent, bis hin zu Microsoft. Hier lag die Dividendenrendite zuletzt bei rund 0,70 Prozent. Überhaupt nimmt Technologie mit knapp 15 Prozent die höchste Gewichtung ein. Regional reiht sich Europa an zweiter Stelle, nach den USA. Auf

Öl zahlt Die OMV AG hat ein neues Logo. Der Konzern schüttete heuer 5,05 Euro je Aktie an Dividende aus.

zehn Jahre (per 17. Juni 2024) erzielte der Fonds pro Jahr 10,40 Prozent. Im Aegon Global Equity Income Fund (IE00BF5SW189 für Privatanleger; IE00BF2HQ058 für Großanleger) reiht sich die Region Asien-Pazifik an zweiter Stelle. Zu den größten Einzelpositionen zählen ebenfalls Microsoft sowie der taiwanische Chiphersteller TSMC. Der Finanzsektor ist mit beinahe 20 Prozent ebenfalls hoch gewichtet, etwa mit der Zurich Insurance Group AG, wo die Dividendenrendite jüngst knapp sechs Prozent erreichte. Die jährliche Wertentwicklung des Fonds auf zehn Jahre erreichte zuletzt 10,39 Prozent.

Hoher Cashflow im Fokus

Im Acatis Value und Dividende (AT0000A146T3 für Privatanleger; AT0000A2UTW8 für Großanleger) sind die USA mit rund 42 Prozent am geringsten gewichtet, gefolgt von Europa. Gesucht werden dabei hauptsächlich Branchen mit stetigem, stabilem Wachstum. Firmen sollten eine hohe unternehmerische Wertschöpfung aufweisen, einen hohen Cashflow erwirtschaften und eine gleichmäßige Dividendenpolitik betreiben. Dazu muss laut Hesche auch das Rechnungswesen transparent sein, Unternehmen müssen auf gute Corporate Governance achten. Die jährliche Zehnjahresperformance lag zuletzt bei 9,20 Prozent.

Einen soliden Fokus auf die Wiener Börse innerhalb seiner Peergroup legt der LLB Aktien Österreich-Fonds (AT0000 815030 für Privatanleger; AT0000A1YH98 für Großanleger). Der Fonds schaffte ein jährliches Plus auf zehn Jahre von 5,6 Prozent. Trotz der hohen Dividenden leidet die Wiener Börse derzeit aber an der Nähe zu Osteuropa. Knapp mehr als ein Viertel des Fonds entfällt auf Finanztitel etwa mit der Erste Group Bank AG. Ein weiteres Viertel entfällt auf Energie, das etwa mit der OMV AG und EVN AG abgedeckt wird. Auch Technologie spielt eine gewichtige Rolle, etwa mit AT&S AG.

Auch Zertifikate bieten Chancen, etwa das Alphabeta Access Products Globale Dividenden Stars Indexzertifikat von Morgan Stanley (DE000DA0ABY2). Dabei werden nur Titel mit dem langfristig stärksten Dividendenwachstum berücksichtigt. Obendrein müssen die Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren lückenlos und in den letzten fünf Jahren Dividenden zumindest gleichbleibend ausgeschüttet haben – und zwar nicht aus der Firmensubstanz. Regional sind die USA am höchsten gewichtet, gefolgt von Kanada und der Schweiz. Zu den größten Positionen zählen Broadcom, Procter & Gamble und Canadian Natural Resources. Dividenden werden reinvestiert.

%

MEINE RENDITE

Dividendenzahlende Unternehmen bieten im Normalfall regelmäßige Ausschüttungen, gepaart mit einer schwankungsärmeren Performance. Dabei legen Fondsmanager und Zertifikateanbieter den Fokus auf etablierte Unternehmen mit soliden Cashflows. Dennoch sind Verluste ebenso möglich. n

DIE GEWINNERFONDS IM PORTRAIT

BRW Finanz AG Mischfonds GOLD

Überzeugungstäter

Eine langfristige Perspektive, gepaart mit einem tiefen Verständnis von ausgewählten Anlagemöglichkeiten sowie einem aktiven Aktien-, Renten- und Liquiditätsmanagement. Es gilt, Chancen zu erkennen, sie zu nutzen und gleichzeitig die Risiken nicht aus den Augen zu verlieren. Hierfür steht der BRW Balanced Return Plus. Wir leben diese Philosophie bereits seit über zehn Jahren mit der nötigen Konsequenz. Die erneute Zuerkennung der höchsten Auszeichnung des Börsianer Grün – ESG Fund Award zeigt, dass wir den eingeschlagenen Weg mit Bedacht gehen und uns der Verantwortung bei der Kapitalallokation sehr bewusst sind. Nicht, weil es der Zeitgeist verlangt, sondern weil es unserer Überzeugung entspricht.

STAMMDATEN

Fondsname: BRW Balanced Return PlusDirect

ISIN: DE000A2H7PA8

Währung: EUR Auflage Anteilsklasse: 03.04.2018

ALLOKATION

Microsoft 5,47 %

Taiwan Semiconductors 3,84 % Berkshire Hathaway 3,58 % Novo-Nordisk 3,23 % PayPal 2,89 % Alphabet 2,86 % Meta 2,47 %

2,43 %

Weshalb heuer ein neues Rekordhoch bei den Dividendenzahlungen erreicht werden dürfte und zuletzt Banken die Reihung anführten, erläutert

Jane Shoemake, Client Portfolio Manager im Global Equity Income Team bei Janus Henderson Investors.

„DIVIDENDENWACHSTUM IST WENIGER VOLATIL“

Der Janus Henderson Global Dividend Index erreichte 2023 mit 1,469 Billionen US-Dollar ein neues Rekordhoch. Dazu werden Ausschüttungen von den 1.200 größten Unternehmen weltweit – gemessen an deren Marktkapitalisierung – betrachtet, erklärt Jane Shoemake von Janus Henderson Investors. Auf diese entfallen 90 Prozent aller Dividenden, wobei die USA mit 45 Prozent den größten Anteil ausmachen. Dies liegt Shoemake zufolge daran, dass der US-Aktienmarkt der weltweit größte ist, wenngleich die Dividendenrendite mit rund 1,3 Prozent im Schnitt bescheiden ausfällt.

Wie sieht es in anderen Regionen aus? – Jane Shoemake: In Kontinentaleuropa liegt die aktuelle Dividendenrendite bei etwa drei Prozent, in Großbritannien ist sie mit 3,5 Prozent etwas höher. In Australien liegt die Rendite bei fast vier Prozent, wobei ein erheblicher Teil aus dem wichtigen australischen Bankensektor stammt.

Manch ein Anleger achtet bei seinen Aktieninvestments gezielt auf Ausschüttun-

gen. Wie lukrativ ist dies? – In unserem Index, der 2009 lanciert wurde, stieg das Dividendenwachstum jährlich um durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Das Dividendenwachstum ähnelt dem Gewinnwachstum, ist aber insgesamt weniger volatil. Wenn Unternehmen sich zu Ausschüttungen entscheiden, sind sie bemüht, diese aufrechtzuerhalten und letztlich zu steigern. Kürzungen kommen bei Aktionären, die ein konstantes Ertragsniveau erwarten, nicht gut an. Erst wenn daher die Gewinne stark einbrechen, wie etwa während der Pandemie, greifen viele Konzerne zu drastischen Maßnahmen und kürzen Dividenden.

Welche Region führt dabei das Dividendenwachstum an? – Kontinentaleuropa war im vergangenen Jahr der wichtigste Wachstumsmotor der Gesamtentwicklung. Das Plus lag bei 17,6 Prozent, die Summe der Ausschüttungen erreichte 300,7 Milliarden US-Dollar, wobei Konzerne wie das norwegische Energieunternehmen Equinor und der dänische

Gutes Dividendenjahr. Jane Shoemake von Janus Henderson stimmt das erste Quartal zuversichtlich.

Schifffahrtsbetreiber Moeller Maersk zu den weltweit größten Dividendenzahlern zählen. Insgesamt hatten mehr als 84 Prozent der europäischen Unternehmen die Ausschüttungen erhöht oder beibehalten. Überhaupt wird die Dividendenlandschaft von etablierten Konzernen dominiert und weniger von Wachstumskonzernen wie etwa Technologiewerten in den USA.

Können Sie dies erläutern? – Ein Teil der Gewinne wird für Ausschüttungen eingesetzt, ein weiterer für den Investitionsbedarf des Unternehmens. Auch werden Gewinne in Europa weniger für Aktienrückkäufe verwendet, wie es jenseits des Atlantiks eher üblich ist, um überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. Jedoch sollte erwähnt werden, dass Aktienrückkäufe in den vergangenen zwei Jahren auch in Europa ein wenig zugenommen haben, da Aktien diesseits des Atlantiks derzeit sehr günstig bewertet sind. Solch eine Maßnahme stützt grundsätzlich den Aktienkurs, da sie zu einem Anstieg des Gewinns je Aktie beitragen kann.

2023 entfiel beinahe die Hälfte des weltweiten Dividendenwachstums auf Banken. Weshalb? – Während der Pandemie gab es in vielen Industrieländern für jene Banken, die staatliche Stützen bekamen, ein Verbot für Dividendenauszahlung. Die Maßnahme wurde aufgehoben, die Ausschüttungen nachgeholt beziehungsweise wieder regulär ausbezahlt. Hinzu kommt, dass die gestiegenen Zinsen den Banken höhere Gewinne beschert haben, da sie am Kreditgeschäft wieder besser verdienen. Dies ermöglicht den Geldhäusern, mehr an ihre Aktionäre auszuschütten, wobei China Construction Bank Corporation sowie JP Morgan Chase zu den weltweit größten Dividendenzahlern zählen. Letztendlich haben sich die Renditen in dem Sektor normalisiert. Allein am MSCI World Banks Index lag die Dividendenrendite per Ende Mai bei 4,1 Prozent.

In Japan wächst der Fokus auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe. Können Sie darauf eingehen? – Tatsächlich hatten bis vor wenigen Jahren viele japanische Unternehmen jede Menge Cash auf ihren Bilanzen gehortet, anstatt es sinnvoll einzusetzen. Einige Reformen wurden unter Shinzo Abe, dem ehemaligen Premierminister Japans, angeregt. Auch die Tokioter Börse übte zuletzt Druck auf Unternehmen aus, Barbestände im Sinne der Aktionäre einzusetzen. Zuletzt lag die Dividendenrendite japanischer Unternehmen im Schnitt bei gut zwei Prozent, und sie steigt weiter. Die Ausschüttungen erreichten im vergangenen Jahr im Schnitt rund 79 Milliarden US-Dollar. Das Dividendenwachstum lag damit bei 7,6 Prozent im Jahresvergleich.

Im laufenden Jahr wird mit 1,72 Billionen US-Dollar ein weiteres Rekordhoch prognostiziert. Woher kommt der Optimismus?

DEM KAPITALMARKT

EINE STIMME GEBEN

Karl Fuchs

Geschäftsführer

Aktienforum

Für eine breite Unternehmensfinanzierungspalette sorgen

Das Finanzierungsangebot für österreichische Unternehmen muss weiter verbessert werden. Österreichische Unternehmen sollen verstärkt den heimischen Kapitalmarkt als Finanzierungsmöglichkeit wahrnehmen.

• Eigenkapital stärken

• Vorbörsliche Finanzierungen verbessern

• Börsengänge forcieren

Altersarmut durch Vermögensaufbau verhindern

Durch eine Kombination von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen wird die finanzielle Versorgung im Alter unter risikodiversifizierten Gesichtspunkten gegenüber monistisch finanzierten Systemen verbessert. Im Bereich der privaten Pensionsvorsorge müssen maßgebliche Verbesserungen vorgenommen werden, da Österreich hier im internationalen Vergleich eine unterentwickelte Rolle einnimmt.

– Die Entwicklung zum ersten Quartal stimmt uns zuversichtlich. Da erreichten die Ausschüttungen mit 339,2 Milliarden US-Dollar einen weiteren Quartalsrekord. Die Entwicklungen sind vielfältig. So schütteten zum Beispiel zwei große Technologiekonzerne mit Meta und Alibaba, das ein Zweitlisting in den USA hat, zum ersten Mal Dividenden aus. Insgesamt haben 93 Prozent der Unternehmen weltweit, die jeweils im ersten Quartal eine Dividende ausschütten, diese entweder erhöht oder konstant gehalten.

% MEINE RENDITE

Die Dividendenzahlungen brechen einen Rekord nach dem anderen, wobei zuletzt der Bankensektor das Wachstum angetrieben hat, sagt Jane Shoemake. Auch heuer erwartet Shoemake einen neuen Rekord. Zu der Entwicklung tragen mittlerweile immer mehr Technologiekonzerne bei. n

Entgeltliche Einschaltung

• Behaltefrist für Wertpapierverkäufe einführen

• Stärkung der Pensionskassen und der überbetrieblichen Altersvorsorge

• Wirtschafts- und Finanzbildung in Schullehrplänen etablieren

Kapitalmarktregulierung entstauben

Durch zahlreiche Novellen im Bereich des Kapitalmarktrechts ist der Rechtsrahmen in Österreich unübersichtlich geworden, europäische Vorgaben wurden teilweise überschießend umgesetzt und haben große Interpretationslücken hinterlassen.

• Praxisnahe Gestaltung des Kapitalmarktrechts

• Treffsicher machen der Aufsicht

• Gold-Plating zurückdrehen www.aktienforum.org

YEAR-TO-DATETRENDS DER WELTBÖRSEN

KOMMENTAR

LUCA PAOLINI

Chefstratege Pictet Asset Management

GERINGES, ABER POSITIVES WACHSTUM

Fürs dritte Quartal sind wir optimistisch, dass alle wichtigen Anlageklassen inflationsbereinigt positive Renditen erzielen werden. Diese werden heute in der Nähe ihres historischen Trends gehandelt, was auf ein ausgewogeneres makroökonomisches Umfeld und das Ende der zwei Jahrzehnte währenden finanziellen Repression zurückzuführen ist. Darüber hinaus entsprechen die Anleiherenditen wieder dem Trendwachstum. Wir erwarten ein moderates Wirtschaftswachstum, 1,8 Prozent in den USA, etwa ein Prozent in Europa. Ein durch die künstliche Intelligenz hervorgerufener positiver Produktivitätsschub wird durch die negativen Auswirkungen der demografischen Alterung, der Deglobalisierung und des sich verlangsamenden Wachstums in China wieder aufgehoben. Die Inflation wird sich langsam den Zielvorgaben der Zentralbanken annähern, was jedoch eine Kombination aus relativ hohen Zinsen und einer Art fiskalischer Straffung – möglicherweise über Steuern auf Vermögen und Kapital –erfordern würde. Aktienanleger sollten eher auf bestimmte Sektoren und Themen als auf Regionen setzen. Wir gehen davon aus, dass die Sektoren Technologie, Industrie und Gesundheitswesen in den kommenden fünf Jahren die globale Aktienbenchmark um insgesamt etwa 20 Prozentpunkte übertreffen werden.

ROLAND NEUWIRTH

Fondsmanager, Salus Alpha

„Meine top fünf sind AT&S, Do & Co, ETS, OMV und Wiener Städtische. Verkaufen würde ich Amag, Austria Card Holdings, EVN, Kapsch und Marinomed.“

MARKUS REMIS

Head of Institutional Equity Research, RBI AG

„Meine Top-Käufe sind Andritz, OMV, Telekom Austria, Rosenbauer und UBM.“

STOCKHOLM (OMX 30)

2.573,77 I 7,42 %

FRANKFURT (DAX)

18.163,52 I 8,43 %

WIEN (ATX)

3.591,60 I 4,56 %

ZÜRICH (SMI)

12.012,87 I 7,86 %

ATHEN (ATHEX)

1.424,04 I 10,12 %

WARSCHAU (WIG 20)

2.489,90 I 6,27 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

468,34 I 4,25 %

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

2.120,02 I 3,40 %

SCHANGHAI (SHCOMP)

2.998,14 I 0,78 %

SEOUL (KOSPI)

2.784,26 I 4,86 %

HONGKONG (HANG SENG)

18.028,52 I 5,76 %

FRITZ MOSTBÖCK

Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Kaufen würde ich nach wie vor Andritz, EVN, Do & Co sowie auch FACC und Strabag.“

SYDNEY (ALL ORDINARIES)

8.040,50 I 2,69 %

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Die Zeichen auf Kaufen sehe ich bei OMV, RBI, SBO, AT&S und Andritz. Auf Verkauf steht Wienerberger.“

38.596,47 I 15,34 %

TOKIO (NIKKEI 225)

KURSE ÖSTERREICH

AKTIENKURSE

ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD) UNTERNEHMEN

S Immo

Marinomed Biotech AG

DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

FONDSNAME

Responsible Immobilienfonds

3 Banken Österreich-Fonds

Raiffeisen Österreich Rent

DIE TOP 12 ANLEIHEN (YTM)

2,75% Anleihe 2019-2025

UBM 3,125% Sustain-Li-Bd.21-26

WEB 6,5% Hybrid-Anl. 2014

WEB 6,5% Hybrid-TeilSV 2015

6,25% WEB Wind Hybrid-Anl.2016

WEB Windenergie 2,25%Anl.18-28

S IMMO 3,25% Anl.15-27/S2/2015

SIMMO 1,25% GreenBd.22-27/1-22

WEB 4 % Senior-TeilSV 15-25

Best in Park.3,5% Anl.18-28/S2

SIMMO 2,875% Anl.18-30/S2/2018 AT0000A1Z9C1 89,00 5,15 2,88 06.02.2030

CA Immo 1,875% Bonds 18-26 AT0000A22H40 94,50 5,10 1,88 26.03.2026

KURSE INTERNATIONAL

Quelle: baha

ROHSTOFFE SELEKTION (YTD)

WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD)

KRYPTOWÄHRUNGEN SELEKTION (YTD)

ZINSEN SELEKTION (YTD)

TOP-HANDELSTEILNEHMER

1. (1.) Morgan Stanley Europe

2. (3.) Goldman Sachs Europe 572,91

3. (2.)

4.

5.

6.

7.

8. (4.)

9.

10.

WIENER BÖRSE AG

MEISTGEHANDELT PLATZIERUNG

(4.) Bawag Group AG

7. (8.) Raiffeisen Bank International AG

8. (6.) Voestalpine AG

9. (10.) Immofinanz AG

10. (5.) Andritz AG

Gesamt Mai 2024 24.110,90 Gesamt Mai 2023 24.885,41

–774,51

WIENER BÖRSE AG

ADDIKO BANK STÖSST AUF GROSSES

INTERESSE

Um die Wiener Addiko Bank AG könnte es ein Wettbieten geben. Die slowenische Bankengruppe NLW hat unlängst ein Übernahmeangebot veröffentlicht. Der Angebotspreis beträgt 20 Euro pro Aktie vor Dividendenausschüttung. Dieses Offert ist bis einschließlich 16. August 2024 gültig. Dabei handelt es sich um ein Konkurrenzangebot zu jenem der Agri Europe Cyprus, die bereits zehn Prozent an der vor allem in

Südosteuropa starken Addiko Bank AG hält und Interesse an weiteren 17 Prozent hat. Sie bietet dafür aber nur 17,5 Euro pro Aktie. Im Jahr 2023 verzeichnete die Addiko Bank AG einen Nettogewinn von 41,1 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit Anfang des Jahres können sich die Aktionäre aber über einen Kursanstieg von mehr als 40 Prozent freuen.

3-BANKEN-GRUPPE UND UNICREDIT BEENDEN STREIT

Die Unicredit Bank Austria AG hat ihren mehrjährigen Rechtsstreit gegen die 3-Banken-Gruppe, an der sie eine Beteiligung hält, beendet und alle Anfechtungsklagen von Hauptversammlungsbeschlüssen zurückgezogen. In dem Rechtsstreit ging es unter anderem um die Frage, ob der Eintritt der Generali 3 Banken Holding in die Syndikatsstruktur der 3-Banken-Gruppe im Jahr 2003 eine Angebotspflicht hätte auslösen müssen. Mit Klärung der übernahme- und gesellschaftsrechtlichen Themen ist der Rechtsstreit beendet. Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger nannte es „einen Freudentag“. „Der Unicredit Bank Austria ist eine aktienrechtlich unangreifbare und moderne Governance bei den 3 Banken nach wie vor ein großes Anliegen. Wir werden unsere Ansprüche weiterhin im Interesse aller Aktionäre konstruktiv vertreten, das heißt im besten Interesse der drei Banken insgesamt“, heißt es von der Unicredit Bank Austria AG zum Börsianer

STRABAG-DEAL DER RBI IN RUSSLAND GEPLATZT

Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) bläst den geplanten Strabag-Deal in Russland ab. Die RBI hatte geplant, das Eigenkapital ihrer Russland-Tochter über Aktien der Strabag SE aus dem Land in die Gruppe zu holen. Durch die Übernahme der Rasperia Trading Limited verfügt nun der Investor Iliadis JSC über 24,1 Prozent der Strabag-Aktien. Um die Anteile aus der Russischen Föderation herausholen zu können, war ein komplizierter Tausch vorgesehen: Zwar verbleibt das Geld in Russland, die RBI sollte jedoch im Gegenzug besagte Beteiligung an der Strabag SE erhalten. Dieser Deal wurde aufgrund der befürchteten Sanktionen durch die USA und die EU abgeblasen. Was mit der Russland-Tochter nun passieren wird, bleibt weiterhin unklar. Die Europäische Zentralbank (EZB) fordert die RBI weiterhin dazu auf, ihre Geschäfte in Russland bis 2026 massiv zu reduzieren.

BEWEGT DEN MARKT RECHT

PORTRÄT

Als B&C-Boss steht

Wolfgang Hofer in der Kritik

54

Rechtsguide 2024

SIGNA-PLEITE

Die rechtlichen Konsequenzen und neue Regeln

EXKLUSIV

Die große Börsianer-Umfrage zum juristischen Nachwuchs

INFLUENCER

Die Social-Media-Stars der Branche und was sie können

PRO KAPITALMARKT!

360 GRAD. 365 TAGE. Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschä igung geht.

PRO KAPITALMARKT.

EGAL WIE DIE WÜRFEL FALLEN.

Die Wirtscha swissenscha en belegen, dass ein fitter Finanzplatz ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtscha ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschä igung und Wohlstand. Deshalb setzen wir uns dafür ein, egal wie die Würfel fallen.

„Börsianer“

Liebe Börsianer!

Ja, es ist tatsächlich schon wieder ein Jahr um, und Sie halten bereits das zweite Rechtsjournal des „Börsianer“ in Ihren Händen.

Er ist einer jener Männer, die als Stiftungsvorstand der B&C Privatstiftung zurzeit für am meisten Wirbel im ATX sorgen: Wolfgang Hofer. Er verkauft Anteile an österreichischen Traditionsunternehmen wie Lenzing AG, sorgt für jede Menge Fluktuation in der B&C-Holding und verdient bei all dem noch jede Menge Geld. Der Börsianer hat ein Porträt des weitgehend unbekannten Rechtsanwalts Hofer geschrieben und ihn zu einem Interview gebeten. Nach der Lektüre (Seite 54) wird es vielleicht klarer, was ihn antreibt.

Ein weiterer Mann der Finanzwelt liefert sicher noch Gesprächsstoff für viele Jahre: der einstige Immobilienstar und jetzige Pleitier Rene Benko. Welche Lehren man aus der Jahrhundertpleite ziehen kann, lesen Sie auf Seite 58.

Dass Rechtsanwälte aber nicht nur über komplizierte Causen und Schriftsätze nachdenken, sondern auch darüber, wie sie auf Social Media zu Stars werden, wird in der Story „Legal Rockstars“ geschildert. Es tut sich jeden Fall etwas in der Branche!

Auch im Recruiting sorgt die Generation Z für Bewegung. Wie Rechtsanwälte an ihren Nachwuchs gelangen und was sie dafür bereit sind, zu tun, liest man in der aktuellen BörsianerUmfrage.

Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen einen tollen Sommer zu wünschen – und behalten Sie einen kühlen Kopf!

Ihre Angelika Kramer Leitung Börsianer Journal Recht a.kramer@derboersianer.com

„Ohne Anwälte im Aufsichtsrat geht es heutzutage einfach nicht.“

Inhalt Börsianer Journal

54 Porträt & Interview B&C-Vorstand Wolfgang Hofer

58 Regularien Welche Folgen die Signa-Pleite hat

62 Umfrage Wie finden Kanzleien Nachwuchs?

66 Investoren Welche Hürden im M&A-Business lauern

69 Influencer

Das sind die Legal Rockstars

72 Zahlen, Daten, Fakten

Die Branche im Überblick

74 Events der Branche Zeiten des Diskurses und der Feiern

58
Rene Benko verschafft Anwälten für die Zukunft viel Arbeit.
66
Die Experten von Baker McKenzie erklären die Herausforderungen bei M&A.

Der Anwalt als Entrepreneur

Mächtiger Anwalt. Wolfgang Hofer steht mit seiner B&C in der Kritik. Erfüllt die Stiftung ihren Zweck?

Wolfgang Hofer ist seit 50 Jahren Wirtschaftsrechtsanwalt, man könnte ihn das Mastermind der B&C Privatstiftung nennen. Seine Kritiker bemängeln Transparenz und so manche internen Probleme.

Man sieht es Wolfgang Hofer an, dass er sich in seiner Haut nicht so recht wohl fühlt. Als er gemeinsam mit einigen Managern der B&C-Holding Mitte April 2024 einige Wirtschaftsjournalisten zu einem Hintergrundgespräch in die Firmenzentrale in das Palais Ephrussi in der Wiener Innenstadt bittet, liegt eine beklemmende Stimmung in der Luft. Mag sein, dass es daran liegt, dass Hofer die Öffentlichkeit generell scheut, mag aber auch an der für ihn nicht gerade angenehmen Botschaft liegen, die er zu verkünden hat.

Wolfgang Hofer ist seit 50 Jahren als Wirtschaftsrechtsanwalt tätig, seit 24 Jahren steht er auch an der Spitze der B&C Privatstiftung, die Anteile an einigen der wichtigsten heimischen Industrieunternehmen – Amag: 52,7 Prozent, Lenzing: 52,25 Prozent und Semperit: 54,2 Prozent – besitzt. Als längstdienender Stiftungsvorstand neben Birgit Noggler und Ex-Banker Erich Hampel hat der Jurist den Ruf, das eigentliche Mastermind oder die graue Eminenz hinter dem Industriekonglomerat zu sein. „Der Anwaltsberuf, so wie ich ihn gelernt habe, versteht sich als diskrete Beratung, wo der Rat und der Klient im Vordergrund stehen und nicht der Berater“, sagt der 72-Jährige im Gespräch mit dem Börsianer. Verdient hat die Kanzlei Hofer daran dennoch gut. Ein Gutteil ihrer Einnahmen wurde mit

Arbeit für die B&C-Holding und deren Beteiligungen erzielt. Was auch manche Kritiker wegen mangelnder Compliance auf den Plan rief. Bis vor ein paar Jahren hat dieses Konzept auch ganz gut geklappt, aber als Investor Michael Tojner gemeinsam mit einer Gruppe anderer österreichischer Investoren 2018 ein begehrliches Auge auf die Stiftung warf und sie sturmreif schießen wollte, war auch die Zurückhaltung obsolet. „Nach diesem Angriff ist uns klar geworden, dass wir auch Öffentlichkeitsarbeit machen mussten“, meint Hofer heute.

Selbstbedienungsladen?

Denn Tojner ließ die B&C Holding damals in keinem guten Licht stehen. Ein intransparenter Selbstbedienungsladen sei sie, so der Investor. Der eigentliche Stiftungszweck sei nicht die Förderung der heimischen Wirtschaft, sondern die Förderung von Hofer selbst und seinen Vorstandskollegen. Dabei hat sich die Holdingkonstruktion wirtschaftlich lange Jahre gut bewährt und den Aktionären schöne Renditen eingebracht. Doch seit einigen Jahren scheint mächtig Sand im Getriebe zu sein: häufige Managementwechsel, auch Ungereimtheiten bei der ehemaligen Lenzing-Tochter Hygiene Austria und der desaströse Zukauf von Schur Flexibles, bei dem das Management einem Betrug aufgesessen sein dürfte und nun um etliche Millionen Euro Schadenersatz kämpfen muss.

Die Aktien aller drei Beteiligungen schwächeln angesichts dessen und wegen des für die europäische Industrie schwierigen Umfelds. Das veranlasst Hofer während des Hintergrundgesprächs sogar zu ein paar selbstkritischen Worten: „Vielleicht haben wir zu wenig laut vor den Problemen, die auf uns zukommen, gewarnt. Wir waren skeptischer als die Organe der Kernbeteiligungen.“ Denn der Industrie wehe ein besonders „rauer Wind mit heftigen

Windböen“ entgegen, so Hofer. All das hat die Stiftung dazu gezwungen, die Strategie der Holding neu zu überdenken und von der bisherigen Doktrin, „50 Prozent plus eine Aktie“ am Unternehmen zu besitzen, abzugehen.

Ab nun ist die B&C Holding offen für Investments in ihre Beteiligungen. Manche Marktbeobachter werten den Schritt als schwere Niederlage. Auch dem eigentlichen Stiftungszweck, den Standort Österreich zu fördern, werde man mit dem Verkauf an ausländische Investoren nicht gerecht, wird gemunkelt. Das sieht der Anwalt, der ursprünglich Welthandel studieren wollte, ganz anders: „Das passiert genau zur Förderung des Unternehmertums beziehungsweise der einzelnen Beteiligungen. Denn manchmal kann die 50+1-Doktrin für die Unternehmen auch eine Fessel sein. Zum Beispiel: Wenn man am Kapitalmarkt Geld aufnehmen will, benötigt man auch einen gewissen Streubesitz, damit die großen, vor allem angelsächsischen Investoren angesprochen werden können und nach ihren internen Regeln investieren dürfen. Da ist es wichtig, dass man über die Börse auch wieder rauskommt, ohne den Kurs zu zerstören.“ Also wird nun eifrig nach Investoren mit frischem Geld gesucht, bei der Lenzing AG hat das bereits mit dem Einstieg von Suzano Mitte Juni geklappt.

Allerdings sind Hofers Tage an der Spitze der Stiftung gezählt. In ein paar Jahren haben sowohl er als auch Erich Hampel die von den Statuten festgelegte Altersgrenze erreicht und müssen Jüngeren Platz machen. Eine Kandidatin ist mit Birgit Noggler (49) bereits gefunden. Sie ist seit 2022 neben den beiden Herren im Stiftungsvorstand. Als weiterer Favorit wird Cord Prinzhorn (51) gehandelt, der seit einigen Monaten für die B&C als Aufsichtsratsvorsitzender bei Lenzing AG und Semperit AG Holding sitzt – und der kein Jurist ist. n

Doppelfunktion. Wolfgang Hofer erklärt im Gespräch mit dem „Börsianer“, warum er gleichzeitig Berater und Eigentümervertreter sein kann und darin keinen Konflikt sieht.

Der Rechtsanwalt Wolfgang Hofer ist als Vorstand der B&C-Stiftung einer der mächtigsten Männer im ATX. Im Interview mit dem „Börsianer“ liefert der 72-Jährige Argumente für seine Doppelfunktion.

INTERVIEW ANGELIKA KRAMER FOTO STEFAN BURGHART

VITA WOLFGANG HOFER Vorstand B&C Privatstiftung

Wolfgang Hofer (72) ist seit 1980 Partner der Rechtsanwaltskanzlei Grohs Hofer. Zu seinen Mandanten zählten große Banken wie die Creditanstalt und die Länderbank. Im Jahr 2000 wurde er zum Vorstand der B&C Privatstiftung bestellt. 2014 wurde er zusätzlich Aufsichtsratsvorsitzender der B&C-Holding, die Mehrheitsanteile an der Amag, Lenzing und Semperit besitzt. 2018 konnte er einen Übernahmeversuch durch Michael Tojner und andere Industrielle nur mit großem Aufwand abwehren. Hofer hat vier Kinder, fünf Enkelkinder und bezeichnet sich als begeisterten Familienvater.

„Ein paar Jahre habe ich noch“

Herr Hofer, wie viel Ihrer Tätigkeit ist anwaltliche Arbeit, wie viel beansprucht die B&C-Holding? - Wolfgang Hofer: Ich bin ja in der Holding vor allem als Anwalt tätig. Beim Beteiligungsmanagement fällt jede Menge juristische Arbeit an. Das kann man schwer trennen.

Sind Sie auch für die Beteiligungen als Anwalt tätig? - Nein, das nicht. Ich denke, man sollte die Eigentümerinteressen von jenen der Beteiligungen trennen. Nur in ganz speziellen Fällen, etwa bei der Gestaltung von Vorstandsverträgen, beraten wir den Aufsichtsrat. Wir sorgen auch dafür, dass die Beteiligungen gute Anwälte haben.

Ihre Kanzlei hat letztes Jahr Umsätze von knapp zehn Millionen Euro gemacht. Wie viel davon kommt aus der B&C-Holding? - Rund die Hälfte. Dafür sind aber auch sechs Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und sonstiges Personal tätig.

Ihre Doppelfunktion als Berater und Eigentümervertreter bei der B&C-Holding wurde

schon mehrfach kritisiert. Sind die Funktionen für Sie vereinbar? - Dieses Schicksal teile ich mit vielen Stiftungsvorständen. Viele Berater fungieren als Stiftungsvorstände. Die zwei Funktionen lassen sich oft nicht trennen.

Es gibt aber auch Vorstände, die aus Compliance-Gründen diese Funktionen bewusst trennen. - Auch okay. Die B&C Privatstiftung ist insofern besonders, da es – anders als bei den klassischen Familienstiftungen – keine Stifter und keine Stifterfamilie mit vorwiegend Ausschüttungsinteressen gibt und daher nur der Stiftungszweck im Mittelpunkt steht. Aus juristischen Gründen haben die Stifterinnen, Bank Austria und Creditanstalt, bei der Gründung auf alle Stifterrechte verzichtet. Daher kommt dem Stiftungsvorstand bei der B&C eine besondere Verantwortung zu, die eine intensive Befassung und Auseinandersetzung voraussetzt.

Ziehen Sie auch externe Anwälte bei der B&C-Holding hinzu? - Ja, jede Menge. Bei

großen Transaktionen braucht man auch große Kanzleien. Wir arbeiten gerne und immer wieder mit denselben, bewährten Rechtsanwaltskanzleien zusammen.

Die B&C-Holding verkauft ihre ZehnProzent-Beteiligung an der Vamed gerade an Fresenius. Hat Ihre Kanzlei diesen Deal ausgehandelt? - Ja. Die Verhandlungen waren intensiv und haben das ganze Pfingstwochenende hindurch gedauert.

Wird man nach so vielen Jahren als Berater und Eigentümervertreter nicht betriebsblind? - Ja, die Gefahr besteht. Dagegen versuche ich mich zu schützen, indem ich mich viel mit anderen Experten austausche, unterschiedliche Perspektiven einfange und nie mit dem zufrieden bin, was wir erreicht haben. Man darf sich nicht ausruhen.

Haben Sie auch beim Kauf von Schur Flexibles beraten? - Wir haben für die Due Diligence alles, was Rang und Namen hat, als Berater aufgeboten. Unsere Kanzlei war als Vertreterin der Auftraggeberin B&C gegenüber der Transaktionskanzlei und als Beraterin des Deal-Captains, Herbert Ortner, dabei. Dieser hatte ja bei Palfinger viel M&A-Erfahrung gesammelt. Ich selbst habe mich punktuell, vor allem bei preislichen Zielsetzungen, involviert. Ich habe etwa die angedachte weitestgehende Aufgabe aller Verkäuferhaftungen verhindert, was uns jetzt entscheidend hilft.

Machen Sie nach diesem Rückschlag seither etwas anders? - Ja, wir machen nun auch immer eine persönliche Due Diligence der bei potenziellen Beteiligungen tätigen wesentlichen Manager. Wäre das auch bei Schur passiert, hätten die Alarmglocken vielleicht schon vor der Unterschrift geläutet.

Als Stiftungsvorstand gehen Sie nicht in die Aufsichtsräte der Beteiligungen. Wieso nicht? - Das ist rechtlich schwer möglich, man käme dauernd in Konflikte. Wir

haben ein sehr gemischtes Portfolio, daher ist es notwendig und gut, wenn wir uns dafür die jeweiligen Industriefachleute suchen.

Zwei Drittel der österreichischen Stiftungen halten Unternehmensbeteiligungen. Versteinern diese darin nicht? - Unsere Stiftungssatzung ist inhaltlich sehr breit angelegt. Daher sehen wir diese Gefahr bei uns nicht. Der OGH ist ja sehr restriktiv, was Änderungen von Stiftungssatzungen anlangt. Das beklagen viele Familienstiftungen, weil sie auch nach Generationen kaum etwas ändern können. Wir hätten auch gerne einen Stiftungsvorstand mehr als bei der Gründung vorgesehen, was das Gericht aber leider nicht zugelassen hat.

Ein Gericht hat Norbert Zimmermann als Stiftungsvorstand der B&C-Stiftung abgelehnt. Ist das in Ihren Augen richtig, dass Gerichte so etwas entscheiden? - Unsere Satzung besagt, ab dem 70. Lebensjahr kann man nicht mehr auf unbestimmte Zeit als Vorstand bestellt werden. Bei Herrn Zimmermann hat die Richterin leider aber auch eine Bestellung auf bestimmte Zeit ausgeschlossen. Das lässt sich schwer nachvollziehen. Ich selbst bin seit 70 auch auf bestimmte Zeit bestellt.

Bis wann sind Sie bestellt? - Ein paar Jahre habe ich noch.

Wer bestimmt Ihre Nachfolge? - Der Stiftungsvorstand selbst.

Gibt es schon Kandidaten? - Ja, ich denke, das ist eine unserer zentralsten Aufgaben. Aber viele Kandidaten findet man dafür nicht, weil der Job viel Erfahrung benötigt und arbeitsintensiv ist.

Haben Sie aus dem Angriff von Herrn Tojner auf die Stiftung etwas gelernt? - Es ist uns klar geworden, dass man auch Öffentlichkeitsarbeit machen muss. Und wir haben erkannt, dass die B&C-Holding ein appetitliches Angriffsziel ist. Tojner war für uns aber das geringere Übel als Tho-

mas Schmid, der gleich das Stiftungsrecht in seinem Sinn ändern wollte.

Zwei Anwälte sind im ATX die mächtigsten Manager: Sie als B&C-Chef und Edith Hlawati als Öbag-Chefin. Zufall? - Das ist kein Zufall. Frau Hlawati war ja schon lange Jahre als Anwältin in großen Aufsichtsräten dabei. Ohne Anwälte in Aufsichtsräten geht es heutzutage gar nicht, weil so viel reguliert wird. Frau Hlawati ist eine Spitzenjuristin, die nicht in die Öffentlichkeit drängt. Sie ist die Idealbesetzung.

Bei der Lenzing AG haben Sie mit dem brasilianischen Unternehmen Suzano einen Syndikatspartner gefunden und geben dafür 15 Prozent ab, mit der Option auf weitere 15 Prozent, was ein Übernahmeangebot auslösen würde. Ist das die gewollte Intention der B&C-Stiftung? Wie wird da der Stiftungszweck erfüllt? - Suzano hat darauf hingewiesen, dass von ihr keine Mehrheit an der Lenzing AG angestrebt wird. Wir erfüllen damit den Stiftungszweck der „Förderung österreichisches Unternehmertum“, da die Aktionärspartnerschaft stark auf die erfolgreiche Weiterentwicklung der Lenzing ausgerichtet ist und zusätzlich mit einem „Österreich Paket“der Standort Lenzing und auch die Börsennotierung in Österreich sind langfristig vertraglich abgesichert - versehen ist. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Lenzing AG wird durch Suzano maßgeblich gestärkt und der weitere Ausbau der globalen Marktposition bei nachhaltigen Zellulosefasern unterstützt.

Was würde die B&C-Holding mit einem Anteil unter 25 Prozent machen? - Die B&C bleibt – auch nach einem eventuellen Übernahmeangebot – weiterhin und langfristig Kernaktionär der Lenzing AG und wird in der Rolle die Entwicklung des Unternehmens im Sinne unseres Stiftungszwecks unterstützen. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen sind in einem Aktionärssyndikat vertraglich abgesichert. Dazu braucht es nicht unbedingt mehr als 25 Prozent der Aktien. n

Präzendenzfall Benko. Der tiefe Fall des einstigen Shootingstars der Immobranche und seiner Signa führt zu einer Diskussion über die Lehren aus der Milliardenpleite.

Nie mehr wieder Signa?

Allen ist klar: Nach so einer Riesenpleite wie jener der Signa braucht es Änderungen in diversen Regularien. Experten verraten dem „Börsianer“, wie und wo Adaptierungen notwendig sind.

TEXT ANGELIKA KRAMER

Die Ideen sind schier nicht enden wollend. SPÖ-Chef Andreas Babler etwa forderte kurz nach Auffliegen der Signa-Pleite eine Millionärssteuer, ein Konzerninsolvenzrecht, mehr Aufsicht und mehr Transparenz. „Wir werden nicht mehr zulassen, dass Milliardäre wie Benko Gewinne einstreifen, während die Arbeitnehmer durch die Finger schauen“, polterte er auf seiner FacebookSeite. Viel Konkreteres gab es seither zur größten Pleite in Österreichs Geschichte aus seiner Partei nicht mehr zu hören. Etwas detaillierter sieht der Plan der Grünen für eine „Lex Signa“ aus. Deren Abgeordnete Nina Tomaselli präsentierte kürzlich acht Forderungen als Folge dessen, was aus dem CofagU-Ausschuss an Erkenntnissen gewonnen wurde. Darunter etwa höhere Strafen für Unternehmen, die keine Jahresabschlüsse veröffentlichen, und ein Verbot für Aufsichtsräte, auch als Berater tätig zu sein. Außerdem seien Steuerberater stärker in die Pflicht zu nehmen, wenn sie Ratschläge zur Steuervermeidung geben.

Anfang Februar 2024 gab es im Justizministerium zur Causa prima sogar einen runden Tisch mit zahlreichen Experten von der Finanzprokuratur, Gläubigerschutzverbänden, Kammern sowie mit Steuer-

beratern und Wirtschaftsprüfern. Justizministerin Alma Zadic war damals voller Tatendrang und präsentierte ein Fünf-Punkte-Programm, das neben höheren Strafen bei Bilanzsäumigkeit auch mehr Transparenz für Privatstiftungen vorsah. Nun, Ende Juni, lässt dieses vollmundig angekündigte SignaPaket immer noch auf sich warten, offenbar hat sich der erste Schock gelegt. Aus dem Justizministerium heißt es dazu: „Das angesprochene Gesetzespaket befindet sich derzeit in politischer Abstimmung. Wir arbeiten weiter intensiv an der Umsetzung neuer Regeln, um die gezielte und profitgetriebene Verschleierung von Bilanzen zu verhindern.“ Nach rascher Umsetzung klingt das nicht gerade.

Höhere Strafen bei Bilanzsäumigkeit

Der Börsianer hat sich inzwischen bei Experten umgehört, welche Maßnahmen sie für sinnvoll erachten würden, um ein Desaster wie bei der Signa künftig zu verhindern, und welche Fragen gestellt werden müssen, um mehr Licht ins Dunkel der Jahrhundertpleite zu bringen. Karl-Heinz Götze, Insolvenzleiter beim KSV 1870, stellt gleich eingangs klar: „Verhindern wird man so eine Insolvenz ohnehin nicht können. Aber einige durch die Signa

GASTKOMMENTAR

Dani Zulauf ist Korrespondent des „Börsianer“ in Zürich

Kein Befreiungsschlag für Julius Bär

Die Schweizer Bank kann ihr Benko-Debakel nicht wegfusionieren und muss in sich gehen.

Julius Bär hat durch die Kreditgeschäfte mit der SignaGruppe viel Vertrauen und Geld, verloren. Und zu allem Unglück steht die Bank seit Februar auch ohne Chef da. Philipp Rickenbacher, ein Veteran der Zürcher Vermögensverwaltungsbank, hatte seinen Hut „im besten Interesse des Unternehmens“ genommen, wie er seinen Abgang im dunkelsten Moment der Krise selbst erklärte.

Eine Lösung für das akute Führungsproblem soll zu jenem Zeitpunkt aber bereits in der Luft gelegen haben. Das jedenfalls suggerierten Gerüchte, denen zufolge Julius Bär den lokalen Mitbewerber EFG International übernehmen wollte. Doch die Nachrichtenagentur Reuters setzte den Spekulationen rasch ein Ende. Die Übernahmegespräche seien im Februar geführt, aber bald darauf wieder abgebrochen worden, hieß es.

Zumindest auf den ersten Blick hätte die Übernahme ein eleganter Befreiungsschlag für Julius Bär werden können. Der 56-jährige EFG-Chef Giorgio Pradelli, ein Italiener mit Schweizer Pass, scheint einen guten Job zu machen. Seit seinem Antritt als CEO im Jahr 2018 hat sich der Kurs der EFG-Aktien verdoppelt, während die Julius-BärTitel nur 25 Prozent vorangekommen sind. Dass Pradelli den Wechsel zur der dreimal größeren Nachbarin dennoch vollzieht, ist möglich, aber wohl eher unwahrscheinlich. Der Manager verdankt seine erfolgreiche Karriere nicht zuletzt der griechischen Reederfamilie Latsis, für die er in unterschiedlichen Funktionen seit 20 Jahren tätig ist und die 45 Prozent aller EFG-Anteil hält.

Dank der Agentur Reuters weiß man inzwischen auch etwas genauer, warum der erhoffte Befreiungsschlag ein Schlag ins Wasser wurde. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat offenbar ihr Veto gegen die Übernahme eingelegt. Der Grund: Julius Bär soll zuerst analysieren, warum sie mit Rene Benko so hart ins Risiko ging. Kein schlechter Rat!

„Sanktionen können von Verwarnung bis zum Ausschluss vom Markt reichen.“

aufgetauchte Schlupflöcher sollte man zumindest stopfen“, so der Experte. Neben höheren Strafen bei Bilanzsäumigkeit plädiert Götze jedenfalls für mehr Kontrolle durch die Firmenbuchgerichte. Denn er habe schon Bilanzen gesehen, wo Aktiva mit Passiva nicht übereinstimmten oder wo drei Jahre die idente Bilanz hinterlegt wurde. „Da sollte man nicht nur an Strafen denken, sondern auch den Geschäftsführer entsprechend haften lassen“, schlägt Götze vor. Die Begeisterung der Firmenbuchgerichte angesichts der angekündigten Mehrarbeit solle sich aber in Grenzen halten, ist zu hören. In eine ähnliche Richtung geht die Idee Wolfgang Peschorns, des Anwalts der Republik, der sich bei den beiden großen Signa-Gesellschaften SDS und SPS für einen Konkurs anstatt einer Sanierung mit Eigenverwaltung ausgesprochen hat: „Wenn von einem Unternehmenskonglomerat keine Konzernbilanz gelegt wird, gleichwohl diese für rationelle Entscheidungen erforderlich wäre, dann frage ich mich, ob so jemand am Markt teilnehmen können soll. Man könnte hier vielleicht an Sportwettbewerben Anleihe nehmen und gelbe und rote Karten einführen: Die Sanktionen können also von Verwarnung bis zum Ausschluss vom Markt reichen. Nicht die Behörden sollten den Unternehmen nachlaufen müssen, sondern es sollte einen gewissen Automatismus geben. Es sollen keine neuen staatlichen Ressourcen erforderlich werden.“

Von einem Konzerninsolvenzrecht hält Götze wenig: „Ich bin kein Fan dieser Forderung. Gerade die Signa ist ein Konglomerat sehr unterschiedlicher Unternehmensverhältnisse. Wie kommen all die anderen Gläubiger dazu, dass sie auch in die Pleite schlittern, wenn eine Gesellschaft in diesem Riesenkonglomerat insolvent ist?“, gibt er zu bedenken. Außerdem wäre jede Anwaltskanzlei in Österreich mit einer derartigen Rieseninsolvenz als Verwalter vermutlich überfordert. Aktuell arbeiten nicht weniger als 16 verschiedene Insolvenzverwalter am Fall Signa. Der Austausch zwischen diesen, so Götze, funktioniere großteils zufriedenstellend.

Bis zur Zwangsliquidierung

Rechtsanwältin Bettina Knötzl in ihrer Funktion als Präsidentin des Beirats von Transparency International würde bei Bilanzsäumigkeit zu ganz drastischen Maßnahmen greifen: „Das kann bis hin zur Zwangsliquidierung eines Unterneh-

WOLFGANG PESCHORN

„‚Eine Hand wäscht die andere‘ muss aufhören!“

mens gehen.“ Darüber hinaus sollte die Öffentlichkeit, also etwa Gläubiger, im Verdachtsfall auch ein Antragsrecht auf eine Sonderprüfung bekommen. „So kann man vielleicht Gewinnausschüttungen oder üppige Bonuszahlungen an Manager das nächste Mal verhindern“, hofft sie. Heftig kritisiert sie die Verquickung von Politik und Wirtschaft: „Wir haben sogar ein niedliches Wort dafür: die Freunderlwirtschaft.“ Die „Old Boys’ Clubs“, wie sie derart einschlägige Netzwerke nennt, sieht sie als Problem für Österreich. „‚Eine Hand wäscht die andere‘ muss aufhören!“, fordert Knötzl.  Ähnlich sieht das auch Wolfgang Peschorn: „Die Signa ist ein klassisches Beispiel für Berater- und Interessennetzwerke. Wirtschaftsprüfer sind beispielsweise im Signa-Konglomerat in Organen gesessen. Die Verflechtung zwischen einer operativen geschäftlichen Tätigkeit und der Beratung war offenbar sehr eng. Das führt immer zu einem Interessenkonflikt.“ Auch ein bekannter Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, der allerdings anonym bleiben will, thematisiert die Rolle der Berater: „Mehrere Wirtschaftsprüfer haben die Jahresabschlüsse der großen Signa-Gesellschaften uneingeschränkt bestätigt. Niemandem ist irgendwas verdächtig vorgekommen. Wie ist das möglich?“, fragt er sich. Eine Ausweitung der Befugnisse der APAB, der Aufsicht über die Wirtschaftsprüfer, schlägt der

„Auch Geschäftsführer entsprechend haften lassen.“

Experte deshalb vor. Auch, dass erst die Europäische Bankenaufsicht vor der österreichischen FMA aktiv wurde, ist für ihn nicht verständlich.

Verfahrensrechtlich ortet die TI-Funktionärin Knötzl auch Handlungsbedarf. Die extrem hohen Streitwerte bei österreichischen Gerichten würden die Aufarbeitung erschweren. Auch in der Causa Signa seien manche Klagen deswegen lieber im Ausland eingebracht worden. „Es ist nicht einzusehen, warum es in Österreich keinen Deckel bei Pauschalgebühren gibt“, meint die Anwältin. Zur Entlohnung von Insolvenzverwaltern räumt sie ein, dass auch hier eine Deckelung kommen muss. „Bei den geschädigten Gläubigern schaffen extrem üppige Honorare böses Blut“, bemerkt Knötzl. Speziell in der SPS sollen die Verwalter etliche Millionen bekommen haben.

„Gott sei Dank gibt es hie und da Bilanzskandale“, hat Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Bernhard Vanas vor einigen Jahren in einem vielbeachteten Aufsatz geschrieben. Andernfalls würden nie Verbesserungen im Rechtsrahmen passieren, und es würde so weitergewurschtelt wie bisher. In diesem Sinne kann man Rene Benko und seinen Mannen vielleicht sogar dankbar sein, dass sie zumindest den Anstoß geliefert haben, die eine oder andere Gesetzeslücke zu schließen. n

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Nachfolgesorgen. Wie in anderen Branchen auch ist guter Nachwuchs unter den Juristen schwer zu finden. Wie überzeugt man die Jungen davon, bei einem anzuheuern?

Wie sehr fürchten Anwaltskanzleien, dass der Nachwuchs ausgeht, was tun sie dagegen und wo findet man gute Konzipienten? Die große „Börsianer“-Umfrage.

Die Zeiten, als man als Absolvent eines Jusstudiums froh sein musste, wenn man überhaupt ein Bewerbungsgespräch bei irgendeiner Anwaltskanzlei bekam, liegen lange hinter uns. „Manches Vorstellungsgespräch fühlt sich so an, als würde sich der Anwalt beim Konzipienten bewerben“, schrieb Alexander Scheuwimmer, Rechtsanwalt und Präsident des Österreichischen Juristenverbands, deshalb kürzlich in einem Aufsatz. Denn viele der rund 2.200 jährlichen Jusabsolventen würden von der langen Ausbildung und der schwierigen Prüfung abgeschreckt, weswegen viele in andere, etwas weniger beschwerliche Berufe ausweichen würden. Wenn sich also einmal ein ambitionierter Jusabsolvent in eine Rechtsanwaltskanzlei verirrt, dann rollt man ihm meist den roten Teppich aus: mehr Gehalt, gute Weiterbildungsmöglichkeiten und mehr Freizeit zählen fast schon zum Standardpackage beim Berufseinstieg. Aktuell zahlen einige große Wiener Anwaltskanzleien bereits über 4.000 Euro brutto im Monat. Macht immerhin 56.000 Euro im Jahr. Verglichen mit mancher Kanzlei in Deutschland, die zuletzt angetrieben durch angloamerikanische Sozietäten, 150.000 Euro Einstiegsgehalt bot, ist das allerdings immer noch bescheiden.

Der Bedarf an Rechtsanwaltsanwärtern übersteigt aktuell das Angebot an Bewerbern. Und so manche Kanzlei macht sich Sorgen, dass es immer schwieriger wird, an guten Nachwuchs zu kommen. Allerdings, davon ist Scheuwimmer überzeugt, ist diese Phase nur von kurzer Dauer, denn die KI wird vor allem die leichtere Arbeit von Konzipienten rasch ersetzen: „Der Bedarf an Rechtsanwaltsanwärtern wird dementsprechend früher oder später sinken. Insbesondere Kanzleien, die standardisierte Dienstleistungen anbieten oder zumindest über standardisierte Prozesse verfügen, werden mit dem einen oder anderen Junior weniger auskommen als derzeit.“ Die von der Kanzlei GSV entworfene und vorgestellte KI „AI:ssociate“ geht genau in diese Richtung.

Früh Nachwuchs holen

Wie aber sehen die Kanzleien, die der Börsianer zu einer Umfrage eingeladen hat, das Thema Nachwuchs? Insgesamt neun

Kanzleien haben dazu acht Fragen beantwortet. Überraschend dabei ist, dass nur 22,2 Prozent der Befragten angeben, mit Problemen bei der Suche nach Konzipienten zu kämpfen. BPV Hügel erklärt dies so: „Wir hatten im letzten halben Jahr keine nennenswerten Probleme damit, Konzipienten und Konzipientinnen zu finden, weil wir eine effiziente Nachwuchsstrategie verfolgen. Wir haben langjährige und starke Kooperationen mit Universitäten aufgebaut und bieten Studenten und Studentinnen das ganze Jahr über Praktikumsplätze. Dadurch lernt man sich wechselseitig gut kennen, und junge Absolventen und Absolventinnen starten dann sehr gerne bei uns. Das ist ein Erfolgsmodel.“ Etwas differenzierter sieht man das bei FWP: „Es hängt von den Rechtsgebieten ab, da die Anzahl der Bewerber variiert.“ Ein schneller Bewerbungsprozess und persönliche Ansprechpartner würden aber für die Kanzlei sprechen. Große Unterschiede zur Zeit vor fünf Jahren will man bei FWP nicht erkennen, denn: „Zwar zieht es immer mehr Absolventen in Unternehmen, auf der anderen Seite kommen aber immer häufiger Absolventen aus der Wirtschaftsuniversität (WU Wien) in Anwaltskanzleien.“

Der Großteil der vom Börsianer befragten Kanzleien, die alle als Arbeitgeber einen ausgezeichneten Ruf haben, kann kaum Erschwernisse bei der Suche feststellen, wie etwa Baker McKenzie Österreich. „Die Suche ist aus unserer Sicht eigentlich nicht schwieriger, da wir uns bereits früh an die Anforderungen der neuen Generation angepasst haben.“ Ähnlich sieht man das bei BPV Hügel: „Wir haben auch unsere Arbeitsbedingungen kontinuierlich verbessert, sodass wir als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Wir sehen die Erwartungen der jüngeren Generation als Chance zur Weiterentwicklung und gehen darauf ein – bei Teamkultur, Übertragung von Verantwortung mit sinnstiftender Arbeit, also ‚purpose‘, und Work-Life-Balance.“

Mehr Geld und Freizeit

Der Wunsch nach mehr Geld durch die Bewerber erschwert die Suche zumeist nicht, wie auch die Antworten auf Frage drei zeigen. Da schon eher jener nach mehr Freizeit und mehr Flexibi-

Suche nach Konzipienten

Hatten Sie im letzten halben Jahr Probleme (lange Dauer, Absagen, überzogene Forderungen etc.) damit, Konzipienten zu finden?

Ja Nein

Gestaltet sich die Suche schwieriger als vor 5 Jahren?

Ja Nein

Was erschwert die Suche?

Bewerber sind schlechter ausgebildet

Bewerber wollen mehr Geld

Bewerber wollen mehr Freizeit

Grund

Mussten Sie Bewerbern bei deren Vorstellungen entgegenkommen?

Ja Nein

Was bieten Sie Konzipienten an zusätzlichen Leistungen? (Mehrfachnennungen)

Mehr Geld

Mehr Freizeit / zeitliche, örtliche Flexibilität

Goodies. Bei DLA bekommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die länger im Büro bleiben, ein Late Dinner und ein Late Taxi.

Kostenlose Weiterbildung

Anderes

%

lität. In dem Zusammenhang wird von einigen die im Berufsleben mittlerweile omnipräsente Work-Life-Balance ins Treffen geführt. „Bewerber achten stärker auf ihre Work-Life-Balance, jüngere Generationen schreckt der Anwaltsberuf stärker ab als früher – sie wollen keine 60 Stunden plus arbeiten“, hat man bei Brandl Talos die letzten Jahre beobachtet. Außerdem sei es für viele Juristen gar kein Ziel mehr, Partner einer Kanzlei zu werden, so Brandl Talos. Die Hauptschuld für erschwerte Bedingungen am Arbeitsmarkt ortet man bei Freshfields in der Demografie: „Viele Babyboomer verlassen derzeit den Arbeitsmarkt und gehen in den Ruhestand.“ Die Zahl der Jusabsolventen steige zwar weiterhin, allerdings würde ein immer größer werdender Teil der Jungjuristen in andere Berufe wechseln – etwa in Rechtsabteilungen von Konzernen, wo die Bezahlung trotz gestiegener Anwaltshonorare deutlich attraktiver ist. Von schlechterer Ausbildung der Jungjuristen ist jedenfalls keine Spur. „Bei den Bewerbungsgesprächen ist uns aufgefallen, dass die Bewerber meist sehr gut vorbereitet waren und teilweise mit einer Frageliste gekommen sind, um die unterschiedlichen Kanzleien bestmöglich zu bewerten. Sie waren sehr interessiert an ihren zukünftigen Aufgabenbereichen und in welcher Teamstruktur sie arbeiten würden“, konnte man bei PHH beobachten. Auch das Thema Arbeitsstunden war öfter ein Thema.

Du-Kultur und Weiterbildung

Guten Bewerbern entgegenzukommen ist bei einem Gutteil der Sozietäten gang und gäbe. Um sich von anderen Kanzleien abzuheben, zählen oft banale Dinge. So führt BPV Hügel etwa den neuen Kanzleistandort in der City als entscheidenden Faktor an. Auch bei DLA, seit ein paar Monaten in der früheren Creditan-

stalt und nur wenige Schritte vom Juridicum entfernt, ist man stolz auf das neue Office. Aber auch die Unternehmenskultur wird als Unterscheidungsmerkmal angeführt: „Die Kandidaten gehen im Rahmen der Bewerbung bei Rechtsanwaltskanzleien davon aus, dass die Umgebung hierarchisch geprägt ist mit traditionellen Rahmenbedingungen. Es ist daher sehr wichtig, unsere modernen Strukturen breit zu kommunizieren – mit flachen Hierarchien, Du-Kultur, diversen Teams und stetigem Austausch mit internationalen Kollegen.“ Auch bei Freshfields setzt man verstärkt auf das Thema Internationalität und erklärt: „Wir bieten unseren Juristen eine faire und wettbewerbsfähige Gehaltsstruktur, die sich an der Marktspitze positioniert. Darüber hinaus zeichnen wir uns durch anspruchsvolle Arbeitsinhalte aus, die unseren Mitarbeitenden vielfältige und herausfordernde berufliche Erfahrungen ermöglichen.“ Generell zählen Weiterbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen (100 %) und mehr Freizeit (88,9 %) zu den beliebtesten Angeboten für Bewerber. „Zeitgemäß wird der Wunsch nach Homeoffice geäußert, dem wir als Kanzlei auch sehr aufgeschlossen gegenüberstehen. Auch gibt es mittlerweile mehr Bewerberinnen mit Kindern, die wieder zurück in den Beruf kommen möchten. Wir haben mit unseren Teilzeitjuristinnen nur sehr gute Erfahrungen gemacht“, heißt es aus der Kanzlei Herbst Kinsky. Es scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass sich Anwältinsein und Teilzeit nicht ausschließen. Bei PHH fürchtet man etwa, dass der Nachwuchs immer weniger (Frage 8) wird, denn: „Eine lange Ausbildung und meist sehr viele Arbeitsstunden machen den Beruf – gerade für Frauen – nicht attraktiv.“

Zum Repertoire vieler Großkanzleien gehören inzwischen jede Menge „Wellbeing-Angebote“ wie Gratisfitnessstudio, Bioobst, wöchentliches Fußballtraining, Yoga auf der eigenen Dachterrasse oder Achtsamkeitstraining. Bei DLA wird auch noch Late Dinner, Late Taxi sowie Reinigungsservices vergütet. Bei der Suche nach dem besten Nachwuchs für die Kanzlei bleibt kein Kanal ungenützt. Am häufigsten setzt man unter Anwälten aber auf Messen wie die kürzlich stattgefunden habende Jus Success und auf gute Kontakte zu den Universitäten. Auch Mundpropaganda ist bei vielen ein wichtiges Instrument zur Konzipientensuche. Alle befragten Kanzleien geben an, wenn einmal ein Konzipient gefunden sei, dann bleibe dieser jedenfalls länger als eineinhalb Jahre dabei.

Um dem befürchteten Schwund an jungen Rechtsanwälten entgegenzutreten, dürfen Kanzleien jedenfalls nicht untätig sein und sollten wie DLA auch Werbung für den Berufsstand machen: „Der Beruf bietet unglaublich spannende Spezialisierungen und Entwicklungsmöglichkeiten in jede Richtung und die Möglichkeit der Tätigkeit in verschiedensten Settings: Beratung im Rahmen der Ausübung der Tätigkeit in einer größeren Struktur, Selbstständigkeit mit einer eigenen Kanzlei, Möglichkeit der Tätigkeit in einem internationalen Kontext, sodass das Interesse an der Ausübung sicherlich hoch bleiben wird.“ n

Suche nach Konzipienten

Wie finden Sie hauptsächlich Ihre Konzipienten? (Mehrfachnennungen)

Annonce

Über die Unis, Messen

Anderes

Wie lange bleiben Konzipienten im Schnitt bei Ihrer Kanzlei

Weniger als ein halbes Jahr

½ Jahr bis 1 ½ Jahre

als 1 ½ Jahre

Machen Sie sich Sorgen, dass die Zahl der Rechtsanwälte in den nächsten Jahren zurückgehen könnte?

Investoren sind überrascht worden

Weltweit kämpft die Beraterbranche mit starken Rückgängen im M&AGeschäft. Christian Atzler und Eva-Maria Segur-Cabanac von der Kanzlei Baker McKenzie sprechen über die Hürden in ihrem Business.

TEXT ANGELIKA KRAMER

Herausforderung. M&A-Deals gingen zuletzt zurück. Die Branche muss sich umstellen. Es werden neue Anforderungen gestellt.

Der Strabag-RBI-Deal, einer der größten des letzten Jahres, ist kürzlich gescheitert. Waren Sie überrascht? - Eva-Maria SegurCabanac: Es ist offensichtlich, dass die Rahmenbedingungen für einen Rückzug aus Russland immer komplexer werden. Unsere Kanzlei hat Mandanten bei einigen der komplexesten und erfolgreichsten Exits aus Russland seit 2022 beraten.

Erschweren geopolitische Krisen das M&AGeschäft im Allgemeinen? - Segur-Cabanac: Die Unternehmen passen ihre Strategien proaktiv an, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere bereiten sie sich darauf vor, gefährdete Länder bei Bedarf schnell zu verlassen. Agilität ist von entscheidender Bedeutung, da komplexe gesellschaftsrechtliche Konstrukte eine rechtzeitige Entscheidungsfindung behindern können.

Baker McKenzie beschäftigt in Europa 500 Leute allein im Corporate-Bereich. Gibt das Business denn genug für alle her? Es lief die letzten Monate nicht berauschend. - Christian Atzler: Der Markt für Fusionen und Übernahmen hat einen Rückgang verzeichnet, aber das kann hauptsächlich Schwierigkeiten der Preisfindung zwischen Käufern und Verkäufern zugeschrieben werden. In der Praxis sieht es so aus, dass in den meisten unserer europäischen Büros die Transaktionsberatung ab November 2023 wieder angezogen hat. Private-Equity-Investoren haben in den vergangenen Jahren viel Geld eingesammelt, und das ist nach wie vor verfügbar, was zu einem Investitionsdruck führt. Gleichzeitig kommen wieder großvolumige Transaktionsobjekte auf den Markt, sodass es Grund zu Optimismus gibt.

Gibt es in Österreich derzeit auch große Transaktionen auf dem Markt? - Atzler: Ja, zum Beispiel im Bereich der Infrastruktur. Es tut sich also wieder etwas, auch wenn eine gewisse Zurückhaltung aufseiten der Verkäufer noch immer vorhanden ist.

Was bedeutet ein solcher Geschäftsrückgang für die Anwaltskanzlei? Musste Baker McKenzie Mitarbeiter im Bereich M&A abbauen? - Segur-Cabanac: Im Gegenteil, wir haben in Wien und weltweit erheblich ausgebaut. In den letzten 18 Monaten haben wir Fusionen und Übernahmen im Wert von 40 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, mit einem kumulierten Gesamtwert von mehr als 150 Milliarden US-Dollar weltweit. Wir befinden uns im Wachstumsmodus und sind bestrebt, in den wichtigsten Geldmärkten weiter zu expandieren, indem wir unsere M&A-Riege um hochkarätige und vielfältige Talente erweitern. Wir hatten in den letzten Jahren viele strategische Investoren als Klienten, bei denen die Preissensibilität weniger ausgeprägt war als bei Finanzinvestoren. Außerdem hält uns das Corporate Advisory sehr busy.

Ist das M&A-Geschäft auch das umsatzstärkste in der Kanzlei? - Atzler: Dieser Bereich ist nicht nur die größte Gruppe der Kanzlei in Bezug auf die Zahl der Beschäftigten, sondern auch derjenige mit dem höchsten Umsatz.

Die EZB hat kürzlich eine Zinswende vollzogen. Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie für das M&A-Geschäft? - Atzler: Es ist schwierig, dies vorherzusagen. Allerdings rechne ich nicht mit einem sofortigen Boom nach einer einzigen Zinssenkung. Niedrigere Zinssätze könnten allerdings Marktteilnehmer dazu veranlassen, einige Transaktionen zu starten, die sie vor einigen Monaten eher vage in Erwägung gezogen hatten.

Wird das regulatorische Umfeld für Transaktionen denn auch komplexer? - SegurCabanac: In Österreich haben vor allem die Investitionskontrollen die Komplexität von Transaktionen erhöht, das hat auch zu Verzögerungen geführt. Das österreichische Recht ist in dieser Hinsicht sehr weit gefasst. Selbst wenn Österreich nur eine der vielen Jurisdiktio-

#ÜBERBLICK

DIE CORPORATE GROUP (M&A, GESELLSCHAFTSRECHT, RESTRUKTURIERUNG) von Baker McKenzie umfasst 500 Anwälte in Europa (EMEA). Im Wiener Büro sind 20 Mitarbeiter in diesem Bereich tätig.

Rechtsberater

nen ist, in denen eine Transaktion stattfindet, können die Behörden den Prozess sehr kompliziert machen.

Hat dieses Gesetz auch Investoren abgeschreckt? - Segur-Cabanac: In den Fällen, die wir bearbeitet haben, sind einige Investoren zumindest davon überrascht worden.

Atzler: Wir haben bislang vor allem die kartellrechtliche Konstellation sehr früh als Teil einer Transaktion angesehen, heute geht es auch um Investitionskontrollen in vielen Ländern, die auch deshalb unterschiedlich sind, weil es keine EU-weite Harmonisierung gibt. Wenn etwa Erwerber aus dem Fernen Osten oder dem Nahen Osten kommen, wird der Prozess noch komplexer. Und neuerdings kommen auch ausländische Subventionen – Foreign Subsidies – hinzu, bei denen geprüft wird, ob Erwerber aus anderen EU-Ländern staatliche Unterstützung erhalten haben –das ist in Kraft getreten im Jänner 2023. Dies führt bereits in der Vorbereitung zu Verzögerungen, da Unternehmen häufig nicht über die notwendigen Prozesse verfügen, um die erforderlichen Daten bereitzustellen. Als Anwalt betonen wir

QUELLE: REFINITIV; IM ERSTEN QUARTAL ABGESCHLOSSEN

den frühzeitigen Dialog mit den Behörden, um Transaktionshürden in letzter Minute zu vermeiden.

Welche Folgen ergeben sich, wenn ein Unternehmen staatliche Unterstützung erhalten hat? - Atzler: Das kann bis zum Verbot gehen, wenn die EU befürchtet, dass der Markt auf der Käuferseite verzerrt wird. Mir ist jedoch noch kein Verbot bekannt.

Sind diese Vorschriften in Ihren Augen übertrieben? - Segur-Cabanac: In Österreich betrifft die Investitionskontrolle sehr weit gefasste Bereiche und auch kleinere Transaktionen. Diese Transaktionen haben daher gewisse Verzögerungen. All dies bedeutet, dass es nicht unbedingt vorteilhaft für das Unternehmensumfeld ist.

Atzler: Wenn es ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit gibt, können alle Marktteilnehmer gut damit umgehen. Das ist aber noch nicht der Fall.

Gibt es neben dem Investitionsschutzgesetz noch andere nachteilige Austro-Spezifika für das M&A-Geschäft? - Segur-Cabanac: Das österreichische Gebühren-

recht stellt in Transaktionen oftmals eine große Herausforderung dar und führt bei Investoren und Vertragspartnern außerhalb von Österreich zu Verwunderung.

Inwieweit wird KI bei Übernahmen und Fusionen eingesetzt? - Segur-Cabanac: Die gesamte Branche arbeitet an Tools, die die Due Diligence erheblich unterstützen werden. Oftmals scheitert es heute noch an der Qualität der für die KI verwendbaren Daten.

Atzler: Natürlich ist die Überprüfung der Dokumente dennoch häufig automatisiert.

Ein Blick in die Zukunft: Wann werden wir in Europa wieder Riesendeals wie den Vodafone-Mannesmann-Deal sehen? - Atzler: Ob es ähnlich große Transaktionen geben wird, ist in diesem Umfeld schwer vorherzusagen. Allerdings sind bereits einige größere Tickets auf dem Markt. Großes Potenzial sehe ich in Carveouts, also in dem Verkauf von Unternehmensteilen, und in Unternehmensverkäufen, wenn der bisherige Eigentümer keinen geeigneten Nachfolger finden konnte. n

Influencer. Angus Young, Frontman bei AC/DC, führte Krawatte und Uniform bei Rockkonzerten ein. Die Bühnen der Legal Influencer sind dagegen das Internet und vorerst Social Media.

E#KOMMUNIKATION

Legal Rockstars

Manche Anwälte haben die sozialen Medien für sich entdeckt: als Marketing-Tool, als AkquiseInstrument oder einfach, um Gleichgesinnte kennenzulernen. Der „Börsianer“ hat die Rockstars unter ihnen ausfindig gemacht.

TEXT ANGELIKA KRAMER

s wäre eindeutig zu kurz gegriffen, Dominik Leiter nur als Anwalt zu bezeichnen. Der Arbeitsrechtsexperte und Partner der Kanzlei Weisenheimer – was im Englischen übrigens so viel wie Klugscheißer heißt – bietet laut seinem Linkedin-Profil „more than legal advice“. „Ich will die Rechtsberatung weiterentwickeln, weg von der KI wieder hin zum Menschen. Der Sinn hinter der Tätigkeit ist es, der mich interessiert“, formuliert es

der 53-Jährige im Gespräch mit dem Börsianer. Karin Schmollgruber, eine Juristin, die sich auf Marketing für Rechtsanwälte spezialisiert hat und die Szene bestens kennt, nennt Leiter gar die „gute Linkedin-Seele“. Denn Linkedin ist Leiters Hauptinstrument, seine Vorstellung der wahren Seele des Rechts unter das Volk zu bringen. Noch. Denn der Rechtsanwalt, der unter anderem für Tesla tätig ist, hat Großes vor: Am 24. September 2024 will er mit seinem „Recht+“

einen Abend lang eine ganze Halle füllen. „Das wird eher ein Rockkonzert als eine Konferenzveranstaltung“, so Leiter. Mit dabei sind auch einige DJs und mehrere Speaker, die wie auch Leiter selbst den Sinn hinter dem Recht ergründen wollen. Einige hat er über Linkedin kennengelernt, wo der Anwalt seit etwas mehr als zwei Jahren sehr regelmäßig Beiträge postet. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht und weil man über das Netzwerk gut Leute kennenlernen kann“, so Leiter, der mittlerweile mehr als 5.000 Follower hat. Seine Beiträge haben mit rein rechtlichem Inhalt oder Selbstbeweihräucherung wenig zu tun. Von Mode bis Philosophie ist alles dabei. Seine Themenauswahl erfolgt nicht zufällig, denn der Jurist hat vor Jahren in den USA im Zuge einer Coaching-Mentoring-Runde gelernt, wie Social Media funktionieren kann. Und auch heute arbeitet er mit Social-Media-Profis aus Deutschland zusammen.

Auf Mandantenjagd

Dominik Leiter ist einer von denen, die man in der Szene „Legal Influencer“ nennt. Der Rechtsanwalt erklärt: „Juristischer Content allein reicht nicht.“

Stefanie Thuiner Die

mittlerweile nicht nur auf Linkedin ein Star, sondern sie ist auch als Speakerin sehr gefragt.

Heidemarie

Florian Stangl

Nadine Leitner Cerha

Er verbringt täglich mindestens ein bis zwei Stunden und am Wochenende noch einmal einen halben Tag mit der Arbeit auf Linkedin, mit Inhalten, mit denen er die Community unterhalten will. Die Mühe rentiert sich nicht nur in Form von Spaß, der zurückkommt, sondern auch in Form von Mandanten. „Ich habe schon ein paar Mandanten über Linkedin kennengelernt“, erzählt Leiter. Aber nicht nur irgendwelche Mandanten, sondern „solche, die gut zu mir passen.“ Die eben auch mehr als nur Rechtsberatung suchen.

Die Szene der Legal Influencer ist anders als etwa in Deutschland hierzulande noch recht überschaubar. Und sie spielt sich großteils auf Linkedin ab. Nur wenige Juristen wie etwa die „Yoga-Anwältin“ Therese Frank wagen sich auch auf Tiktok oder Instagram. Zwei Dutzend Juristen sind es etwa, die den Channel regelmäßig nützen. Gemeinsam mit Expertin Schmollgruber hat der Börsianer eine – keinesfalls erschöpfende – Liste der besonders auffällig, regelmäßig und qualitativ hochwertig agierenden Linkedin-Anwälte (siehe Liste) erstellt. Auch der Wiener Vergaberechtsanwalt Martin Schiefer gehört dazu. Er zählt mittlerweile über 20.000 Follower – eine sensationelle Zahl für Österreich. Er ist bereits seit sechs Jahren regelmäßig dabei, denn, so Schiefer: „Schon damals war klar, dass Linkedin im Kommen ist.“ Und es ist in seinen Augen der für Anwälte relevanteste Kanal. „Über Linkedin erreicht man zielgerichtet die Politik und wichtige CEOs.“ Und das ist für einen Vergaberechtler nicht so unwichtig. Allerdings ist seine Kanzlei auf nahezu allen Kanälen vertreten: Youtube, Instagram, Facebook, nur Tiktok vermeidet der 53-Jährige aus Datenschutzgründen. Auch er widmet rund ein bis zwei Stunden täglich dem Social-Media-Content. Eine Agentur hilft ihm bei der Umsetzung der Beiträge. „Ich denke, die Anwaltsszene unterschätzt die Wirkung

Dominik Leiter Der Arbeitsrechtsspezialist Dominik Leiter will seinen Followern viel mehr als nur Recht vermitteln.
General Counsel von Myflexbox ist

Martin Schiefer. Vergaberecht sexy? Bei manchen Beiträgen von Martin Schiefer könnte man das fast glauben.

von Social Media sträflich.“ Viele seiner Kollegen wären der Meinung, wenn ein Anwalt auf Social Media aktiv sei, dann hätte er das nötig, dann ginge es ihm schlecht. „Aber ich kann alle beruhigen: Mir geht es gut“, sagt Schiefer launig. Als langjähriger Social-Media-Experte hat er auch einen Rat bei der Hand: „Man darf nicht zu emotional sein, sonst sollte man die Finger davon lassen.“ Denn die eine oder andere Rückmeldung auf Postings verlangt schon eine harte Haut.

Likes für Prost

Auch Marketingexpertin Schmollgruber, die im Manz-Verlag das Buch „Selbstmarketing für Anwälte. Das Fitnessprogramm für mehr Anwälte“ herausgebracht hat, hat Ratschläge für werdende Legal Rockstars: „Linkedin erfordert eine regelmäßige Investition von Zeit und Energie, um mit inhaltlich wertvollen Beiträgen sichtbar zu werden. Dort zählt vor allem die kontinuierliche Präsenz und der aktive Austausch mit anderen. Mit hübschen Selfies oder Urlaubsgrüßen erreicht man hier wenig bis gar nichts.“ Allerdings vermehren rein inhaltliche Beiträge auch nicht unbedingt die Follower. Das weiß auch Nadine Leitner, M&A-Expertin und Partnerin bei Cerha Hempel, die erst seit ein paar Monaten dabei ist, sich in der Szene aber bereits einen Namen gemacht hat. Ihr am häufigsten gelikter Beitrag

Nadine Leitner Die Corporate-Anwältin ist erst seit kurzem auf Linekdin aktiv – und zeigt sich über die starke Resonanz erstaunt.

war bislang jener, wo sie in einem Video Kollegen zugeprostet hat. „Ich fand es spannend, dass die Resonanz darauf so groß war“, so Leitner. Auch Mandanten sprechen sie gelegentlich darauf an. Vor allem Inhalte, die Frauen Mut machen, kommen gut an. „Generell war ich erstaunt, wie sehr meine Beiträge wahrgenommen werden“, sagt Leitner. Rein private Inhalte würde die Anwältin jedenfalls nie posten. Aber orientiert sich die 37-Jährige bei ihren Beiträgen an anderen Social-Media-Nutzern? „Ich bin nicht hier, um jemanden zu kopieren, die Inhalte kommen alle von mir selbst“, sagt sie. In ihrer Kanzlei ist Leitner die

mit Abstand aktivste Linkedin-Userin. Warum nicht mehr Anwälte, so wie sie, den Kanal für Marketing nutzen? „Viele Anwälte denken, ihre Inhalte würden sich dafür nicht eignen, weil sie zu trocken seien“, glaubt Leitner. Was sie aber nicht bestätigen kann. Auch bei der Mitarbeiterakquise spielt Social Media eine immer bedeutendere Rolle, wobei man jüngere Mitarbeiter eher über Instagram als Linkedin erreicht.

Plötzlich ein Star

Doch nicht nur in der heimischen Anwaltei erwacht allmählich das Bewusstsein, dass man über Social Media neue Mandanten- und Mitarbeiterschichten erreichen kann, auch Unternehmensjuristen entdecken das Instrument zusehends für sich. Eine, die hier sehr weit zu sein scheint, ist Stefanie Thuiner, General Counsel beim Start-up Myflexbox. Das Thema Marketing hat sie bei den Profis gelernt: Nach dem Berufseinstieg in einer großen Anwaltskanzlei landete sie vor fünf Jahren in der Marketingabteilung von Red Bull. „Dort habe ich wertvolle Impulse erhalten“, erzählt Thuiner. Aber als sie dann von Red Bull zu Myflexbox wechselte, war sie von heute auf morgen Einzelkämpferin, der ständige Austausch mit Kollegen ging verloren. Und so kam auch bei ihr Linkedin ins Spiel. Über die Plattform tauscht sie sich nun regelmäßig mit anderen Unternehmensjuristen aus, auch über die Grenzen hinweg. Bei Interesse finden auch immer wieder Remote-Treffen mit anderen Linkedin-Usern statt. Ihre Präsenz auf Linkedin hat Thuiner mittlerweile zu einer richtigen Star-Speakerin gemacht: So ist sie kürzlich in der Wiener Hofburg aufgetreten, um ihren Berufsstand zu vertreten, Ende Juni war sie in Amsterdam am Alternative Events In-House Technology Europe Summit vertreten, und im Herbst hat sie einen Auftritt auf der Rust NextGen. Nebenbei bringt sie im Linde-Verlag auch noch ein Buch heraus. Da soll noch jemand sagen, der Beruf eines Juristen sei langweilig. n KANZLEIEN UND FOLLOWER

Daten & Fakten

VERDIENST

STATISTIKEN JUNI 2024 Kanzlei Zahl der Partner Umsatz 23/24* Gewinn*

*IN MIO. €; QUELLE FIRMENBUCH; BLAU: MINUS GEGENÜBER VORJAHR; GRÜN: PLUS; KEINE UMSATZ- UND GEWINNANGABEN VON FRESHFIELDS

Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Anwalts in Österreich beträgt 83.850 EURO (2023: 86.232 Euro)

Das Jahresgehalt eines Rechtsanwaltsanwärters liegt bei 63.229 EURO (2023: 58.775 Euro)

QUELLE: GLASSDOOR

PERSONALSTAND JUSTIZ

Im BMJ sind 225 BEDIENSTETE im höheren Dienst sowie RICHTER und STAATSANWÄLTE sowie 198 ÜBRIGE BEDIENSTETE beschäftigt.

50 Prozent der Rechtsanwaltsanwärter sind Frauen

In Wien gibt es 3.715 Rechtsanwälte, davon 1.042 Frauen

In Österreich gibt es 7.073 Rechtsanwälte und 2.275 Rechtsanwaltsanwärter

24 Prozent der Rechtsanwälte sind

Frauen

QUELLE: RAK WEIN

Im Planstellenbereich der Justizbehörden in den Ländern sind 7.010,33 BESCHÄFTIGTE, davon 1.685,3 RICHTER, 255,25 RICHTERAMTSANWÄRTER UND 441,3 STAATSANWÄLTE, beim Bundesverwaltungsgericht 610,93 PERSONEN, hievon sind 215,98 RICHTER tätig.

In den Justizanstalten arbeiten 4.164 MITARBEITER.

2024 steigen die Planstellen in der Justiz um 135. Das Justizbudget konnte um 15 PROZENT AUF 2,398 MRD. EURO erhöht werden.

QUELLE: BMJ

DIE 20 GRÖSSTEN KANZLEIEN IN ÖSTERREICH

Schönherr 161

Wolf Theiss 146

Cerha Hempel 125

Binder Grösswang 115

Freshfields 107

CMS 100

E+H 98

Dorda 96

Saxinger 85

fwp 70

bpv Hügel 68

DLA 65

Taylor Wessing 65

Baker McKenzie 61

Haslinger Nagele 61

KWR 51

Schramm Öhler 46

EY Law 44

Brandl Talos 37

Deloitte Legal 36

QUELLE: TREND, APRIL 2024

77 Untersuchungen wegen Marktmissbrauchs (–7)

198 Vor-Ort-Maßnahmen (+4)

56 Verwaltungsstrafen (–23), verhängt mit einer Gesamtsumme von 2,6 Mio. € (+1,1 Mio. €)

145 Anzeigen (–16) an die StA sind erfolgt

39 Geldwäscheermittlungsverfahren (–125)

48 GeldwäscheVerwaltungsstrafverfahren (–69)

24 Strafanzeigen im Kampf gegen unerlaubten Geschäftsbetrieb (–28)

432 Whistleblower-Hinweise, davon 213 aufsichtsrelevant

QUELLE: FMA-GESCHÄFTSBERICHT; () VERGLEICH ZUM VORJAHR

roadmap24 passion

At Schoenherr, we are passionate about what we do and how we do it.

Our passion fuels extraordinary ideas, dedication and innovation. It enables legal excellence.

Read our roadmap24, a compilation of passionate legal articles and artwork.

schoenherr.eu/passion

Auf dem Stand von März 2024 waren in der WKStA 230 Verfahren anhängig.

Ein Drittel davon sind Großverfahren mit zwei- bis dreistelligem Millionenschaden

12 Prozent sind reine Korruptionsdelikte

70 Prozent sind reine Wirtschaftsstrafdelikte

18 Prozent sind eine Kombination aus beidem

Die Verfahren werden von 45 Staatsanwälten, 15 IT-Experten und 10 Wirtschaftsfachleuten bearbeitet

2023 wurden 770 Verfahren abgeschlossen

In 257 kam es zu keiner Einleitung von Ermittlungen

Bei 459 Beschuldigten kam es zu einer Einstellung

In 54 Fällen gab es Schuldsprüche

In 60 Fällen kam es zu Teilfreisprüchen

QUELLE: WKSTA

Sophie Martinetz ist das österreichische Gesicht der Legal-Tech-Szene. Wenn Sie ruft, kommen heimische Legal-Tech-Experten wie Susanne Mortimore (LexisNexis) ebenso wie jene aus dem Ausland wie etwa Daniella Domokos (ARAG) oder Top-Speaker Martin Selmayr (beide unten).

„KI

kapert Rechtsbranche“

Weitere Experten, die Martinetz’ Ruf nach Wien folgten, waren: Nienke van der Have und Marijm Janssen.

Martin Selmayr wechselte nach Jahren als Vertreter der EU-Kommission in die Wissenschaft und hält derzeit eine Gastprofessur an der Universität Wien.

PHH UND ANDERE KANZLEIEN

ERSTER WIENER M&A-TAG

24. APRIL 2024

HAUS DER INDUSTRIE

Was machen M&A-Berater, wenn ihr Geschäft nicht gerade berauschend läuft? Sie treffen einander zum Austausch und zum gegenseitigen Aufrichten. So geschehen beim ersten Wiener M&A Day von PHH, Brandl Talos, Freshfields, Schönherr und Wolf Theiss und der Universität Wien. Den internationalen Touch steuerten der Schweizer Anwalt Christoph Neeracher (Bär & Karrer), Jan Bauer aus Deutschland (Skadden Arps) und Leo Borchard aus London (Davis Polk) bei.

Sie brachten internationale Sichtweisen in die Wiener

M&A-Szene: Die Anwälte

Christoph Neeracher, Jan Bauer und Leo Borchardt im Gespräch mit Rainer Kaspar (v. l.).

WU LEGAL TECH CENTER

ERSTER EUROPEAN LEGAL TECH SUMMIT

23. MAI 2024

WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN

Unter Juristen ist KI derzeit Topthema. Das konnte man auch am regen Interesse am ersten „European Legal Tech Summit“ an der WU Wien beobachten. Das europäische Who’s who fand sich auf dem vom WU Legal Tech Center veranstalteten Summit und diskutierte über aktuelle Fortschritte in der Legal-Tech-Branche und den Einsatz von KI in der Rechtsfindung. Als Keynote-Speaker wurde der frühere EU-Botschafter in Wien und nunmehrige Wissenschaftler Martin Selmayr gewonnen.

„Von Praktiker zu Praktiker“

Der M&A-Markt sei internationaler und vernetzter geworden. Umso wichtiger sei der gegenseitige Austausch, sagt Rainer Kaspar, Partner bei PHH.

„Go West“

Full House bei der Büroeröffnung von Thomas Talos (l.) und Ernst Brandl. Die rund 100 Mitarbeiter von Brandl Talos freuen sich über mehr Platz und einen schönen Ausblick im Vio Plaza.

Brandl-Talos-Partner Roman Rericha (l.) und Speedinvest-Partner Markus Lang mit Erfrischungen.

Brandl-Talos-Partner Raphael Toman (l.) begrüßt Mandanten aus dem Banking-Bereich.

BINDER GRÖSSWANG

PODIUMSDISKUSSION „IMPULSE“

05. JUNI 2024

KANZLEI BINDER GRÖSSWANG

Die EU-Überregulierung stand im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Finanzpolitik, Kapitalmärkte und Banken – was bringt die Zukunft?“ diskutierten Vertreter der Hochfinanz. Finanzminister Magnus Brunner forderte vor rund 100 Gästen einen „New Deal“ zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, bevor man den Green Deal überhaupt weiterverfolgen könne. Weiteres Thema: Fokus auf Innovation und Bildung, um im Wettbewerb mit den USA und Asien nicht auf der Strecke zu bleiben.

BRANDL TALOS

BT OPEN HOUSE

06. JUNI 2024

VIO PLAZA

Die Rechtsanwälte von Brandl Talos vollzogen vor kurzem einen Perspektivenwechsel. Von den Büroräumlichkeiten auf der Wiener Mariahilfer Straße ging es für rund 100 Mitarbeiter nicht nur hoch hinaus, sondern auch weiter westlich. Über der U4-Station Meidlinger Hauptstraße im neuen Vio Plaza residieren die Juristen nun im 12. bis 14. Stockwerk mit exzellentem Blick über Wien. Davon konnten sich auch zahlreiche Mandanten und Freunde der Kanzlei bei der BT-Open-House-Feier überzeugen.

Finanzminister Magnus Brunner, der ja auch als Kandidat für den nächsten EU-Kommissar gehandelt wird, präsentiert in der „Impulse“Diskussion neue Ideen für Europa.

„New Deal vor Green Deal“

Reges Interesse am Impulse-Talk in der Kanzlei Binder Grösswang mit Peter Oswald (CEO MM), Ingrid Hengster (Barclays Germany), Finanzminister Brunner, Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller und RLB-OÖ-Boss Heinrich Schaller.

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89 Prozent der befragten Banken erwarten Wettbewerbsvorteile durch ESG. Aber bei 40 Prozent der Großbanken wirkt ESG negativ auf den Gewinn. Was machen die falsch? – Frank Mrusek: Unsere Vermutung ist, dass Großbanken sich sehr stark um die regulatorischen Themen gekümmert und etwa in Schulungen investiert haben. Und das kostet natürlich zunächst mehr Geld, als man damit einholt. Die sehen also einen negativen Ertrag. Insbesondere die Landes- und Kantonalbanken haben eher einen positiven Blick, weil sie schon sehr stark in der Produktentwicklung sind. Und da können schon positive Effekte erzielt werden.

Jede vierte befragte Bank sagt, von ESG zu profitieren. Was machen die richtig? – Bei den Daten handelt es sich um Selbsteinschätzungen. Aber man sieht, dass diese Banken die regulatorischen Kosten gar nicht richtig miteingerechnet haben in ihrer Antwort,

Frank Mrusek stellte mit dem Beratungsunternehmen ZEB 36 europäischen Banken (Schwerpunkt DACH-Raum) konkrete Fragen zu ihrer eigenen ESG-Selbsteinschätzung.

KLEINERE BANKEN SEHEN ESG ALS VORTEIL

dass sie aber auch schon Produkte anbieten im Rahmen der Transformation oder eben mit ESG-Hintergrund und daraus dann auch schon echt ins Geschäft ziehen und das dann eben als positiven Effekt entsprechend darstellen.

Laut Ihrer Befragung ist ESG kaum in den Risikomodellen angekommen. Woran hapert es? – Daten sind hier definitiv das Hauptthema. Das ist wiederum ein Problem für kleinere Banken, weil die können oft nicht auf Datenanbieter zurückgreifen. Das heißt, sie müssen die Daten selbst erheben, indem sie bei ihren Kunden nachfragen oder versuchen, sie aus irgendwelchen öffentlichen verfügbaren Datenbanken abzuleiten. Das ist auch ein methodisches Thema, weil die Risikomodelle oft einen Zeithorizont von drei Jahren haben. Wenn ich jetzt Abschätzungen auf 25 Jahre machen muss, wird das in bestehenden Modellen ein Problem.

VERZÖGERTER BREAK-EVEN BEI BANK99

Die Österreichische Post AG berichtete im Bereich Filiale & Bank im ersten Quartal ein Minus von 2,7 Millionen Euro. Dahinter steckt die zähe Migration der 150.000 ING-Kunden ins eigene IT-System der Bank 99. Somit wird der angestrebte

KARRIERE

Peter Bosek

ist seit Juli neuer CEO der Erste Group Bank AG. Zusätzlich dazu wird er auch die Rolle des Chief Retail Officers ausüben. Boris Gröndahl

Sprung der Bank 99 in die Gewinnzone 2024 nicht erreicht. Das Projekt soll Ende des Jahres fertig sein. Die Kosten liegen bei einem zweistelligen Millionenbetrag. Ein weiterer Geldzuschuss für die IT-Umstellung sei nicht mehr notwendig.

wird neuer Sprecher der Finanzmarktaufsichtsbehörde. Er war mehr als 25 Jahre Wirtschaftsjournalist, zuletzt bei Bloomberg. Robert Zadrazil

Wiener Privatbank SE streicht für Geschäftsjahr 2023 die Dividende

Oesterreichische Nationalbank prognostiziert 0,3 Prozent Wachstum

FMA-Vorstand Eduard Müller strebt keine weitere Amtszeit an

Arbeitsminister Martin Kocher will OeNBGouverneur werden

BKS Bank begibt bereits zehnten Green Bond

MEINUNGSUMFRAGE ZU GELDANLAGE

ist seit Mai Country Manager Österreich der Unicredit Bank Austria AG . Sein CEO-Nachfolger ist Ivan Vlaho.

STUDIE. Die Raiffeisen Research befragte 500 Österreicherinnen und Österreichern ab einem Alter von 24 Jahren zum Umgang mit Wertpapieren. 86 Prozent kaufen AKtien zum Vermögensaufbau. 79 Prozent der Befragten geben an, sich mit Wertpapieren für die Altersvorsorge abzusichern, und rund 58 Prozent betreiben auch Vorsorge für ihre Kinder. Die derzeitige Inflation bereitet 86 Prozent der befragten Personen Sorgen; Geldanlage mit Wertpapieren wird von rund 67 Prozent genutzt, um die Teuerung auszugleichen. Einer relativen Mehrheit ist Sicherheit wichtig: Beim Investieren in Anlageprodukte ist 43 Prozent der Befragten ein geringes Risiko am wichtigsten, nur 28 Prozent sehen hohe Renditen als relevantesten Investitionsgrund.

KOLUMNE

KURT

WEINBERGER

Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung

NACHHALTIGKEIT UND DIGITALISIERUNG

Die Bedeutung der Verzahnung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit für die Unternehmensentwicklung ist unumstritten. Dabei darf man digitale Innovationen nicht isoliert betrachten, sondern muss sie als Teil einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie sehen. Trotz wachsenden Bewusstseins für die Bedeutung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird aufgrund hoher Anfangsinvestitionen und Unsicherheiten über den Return on Investment oftmals noch gezögert, entschlossen zu handeln. Mit der Zurückhaltung übersieht man langfristige Chancen und Wettbewerbsvorteile, die durch ein aktives Engagement entstehen können. Die Investition in Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist nicht nur eine Verpflichtung gegenüber Gesellschaft und Umwelt, sondern stellt auch eine strategische Entscheidung dar, die den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sichert. Visionäre Unternehmen, die hierfür finanzielle Mittel bereitstellen, werden ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern und sich auch als verantwortungsbewusste Pioniere in einem digitalisierten und umweltbewussten Wirtschaftsumfeld positionieren. Kurzfristiges Denken und Gewinnmaximierung zulasten von Human- und Naturkapital gehören der Vergangenheit an. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind untrennbar als Chance und nicht nur als regulatorische Pflicht zu sehen. Es gilt, mutig in die Zukunft zu marschieren!

k.weinberger@derboersianer.com

WETTERMODELLE VERSAGEN

In der Versicherungsbranche wird derzeit fast nur über ein Thema diskutiert: Schäden aus den Naturkatastrophen. Zuerst die Überschwemmungen in Süddeutschland, dann in der Steiermark sowie Murenabgänge und Verwüstungen. Nach einem eher ruhigen ersten Quartal befürchten die Versicherer, dass die jüngsten Unwetter der Auftakt für einen naturkatastrophenreichen Sommer sein könnten. In Österreich rechnet allein die Wiener Städtische mit Schäden von mehr als fünf Millionen Euro wegen Naturkatastrophen der letzten Wochen. Besonders hoch sind die Schäden in der Landwirtschaft, wo nicht nur Starkregen, sondern auch Hagel für Zerstörungen der Felder sorgte. In

HDI LEBEN ZIEHT SICH AUS ÖSTERREICH ZURÜCK

Die HDI Lebensversicherung, die zur deutschen Talanx-Gruppe gehört, verlässt Österreich. Die Niederlassung von HDI Leben wird mit Jahresende geschlossen. Der ÖsterreichTeil wurde seit 2011 von Michael Miskarik geleitet. Das bestehende Geschäft wird künftig von Deutschland aus betreut, Neugeschäft wird keines mehr gemacht. Das Geschäft mit Industrieversicherungen und das Schaden-/ Unfallgeschäft ist davon nicht betroffen. Als Grund für den Rückzug aus dem Lebens-Geschäft nennt die Versicherung, dass sich die rechtlichen- und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Österreich auseinanderentwickelt hätten. Dadurch seien für die österreichische LebensSparte zusätzliche Kosten entstanden.

Deutschland erwägt die Politik nun eine Pflichtversicherung der Hauseigentümer gegen solche Schäden. Österreichische Versicherer verstärken ihre jahrzehntealte Forderung nach einer Pflichtversicherung ebenfalls. Bisher konnte sich die Politik dafür nicht erwärmen, bedeutet das doch zusätzliche Kosten fürs Wohnen. Eine Aussicht auf Entspannung an der Wetterfront gibt es aber nicht. „Rekordniederschläge stehen wahrscheinlich in Zusammenhang damit“, ist der Chefmeteorologe der Munich Re, Ernst Rauch, überzeugt. Und noch eine Studie bereitet Sorgen: Laut Experten sind die Wettermodelle der Versicherer zu sehr auf Daten der Vergangenheit aufgebaut. Sie versagen also in der Prognose.

Die Hoffnung der Branche, dass die höheren Zinsen der klassischen Lebensversicherung wieder auf die Sprünge helfen könnten, hat sich nicht erfüllt. Im Jahr 2023 ist das Prämienvolumen in Österreich um 4,5 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro geschrumpft. Besonders unbeliebt waren weiterhin die Einmalerläge, deren Prämienaufkommen im Vorjahr um ganze 28 Prozent auf 0,5 Milliarden Euro eingebrochen ist. Bei den laufenden Prämien gab es einen Rückgang um 0,7 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Nur dank der fondsgebundenen Lebensversicherung konnten einige Anbieter – Grawe, Merkur und HDI Leben - Zuwächse erzielen. Grawe schaffte in diesem Bereich im Vorjahr sogar ein Plus von elf Prozent, die Merkur Versicherung eines von 15 Prozent.

MEHR EINBRÜCHE WÄHREND DER EM

Die Hochstimmung vieler Fußballfans während der Meisterschaften hat auch eine Schattenseite. Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt, wie eine Analyse der Wiener Städtischen Versicherung AG zeigt. Im Durchschnitt nimmt die Einbruchszahl um etwa zehn Prozent zu. „Während der Events sind viele Menschen bei Public Viewings, die Wohnungen stehen leer – was für Einbrecher ein besonderes VIP-Ticket bedeutet“, sagt die Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen,

Doris Wendler. So habe die Wiener Städtische bei vergangenen Fußball-Events während der Spielzeit pro Tag 20 Einbruchsmeldungen registriert. Das ist ein Zehntel mehr als in Zeiten, in denen keine Spiele stattfinden. Generell gehe allerdings der Trend bei Einbrüchen während Großevents seit der WM in Brasilien nach unten. Allerdings war die WM in Katar vor zwei Jahren eine Ausnahme, weil sie in der Vorweihnachtszeit stattfand. Public Viewing war da kein Thema.

ÖSTERREICHER SORGEN GROSSTEILS VOR

In Österreich gewinnt die Vorsorge an Bedeutung. Laut einer repräsentativen Umfrage von Marketmind im Auftrag der Allianz Versicherung Österreich sorgen 86 Prozent der Österreicher für sich oder auch für Familienangehörige vor. Die größte Bedeutung kommt dabei dem Sparen oder der Veranlagung zu, die 78 Prozent der Befragten als Vorsorgeinstrument angegeben haben. Eine Gesundheitsvorsorge oder private Krankenversicherung nannten 43 Pro-

KARRIERE

Roman Weber

hat mit 1. Mai 2024 die Vertriebsleitung der HDI Versicherung AG übernommen.

Reinhard Pohn

zent, eine Altersvorsorge 41 Prozent der Befragten. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten schafft für die Zukunft der eigenen Kinder eine Absicherung. Interessanter Aspekt der Umfrage: Geringverdienende und Alleinerziehende sorgen mehr für ihre Kinder als für sich selbst vor. Die Eigenvorsorge ist Menschen aus Kärnten, der Steiermark und Tirol sehr wichtig. Bei den Burgenländer steht hingegen die Absicherung für andere an oberster Stelle.

folgte mit 1. Juli als Marketingund Vertriebsvorstand der Generali Versicherung AG auf Arno Schuchter.

Hana Machacova

wurde gemeinsam mit Vratislav Kulhanek, Martin Simhandl und Agnes Svoob neu in den Aufsichtsrat der Vienna Insurance Group gewählt.

TICKER

Uniqa steigert Prämien im Firmenkundengeschäft auf eine Milliarde Euro +++

Generali erhöhte Prämienvolumen 2023 um 4,3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro +++

Helvetia sponsert

Speerwurf-EM-Medaillengewinnerin Victoria Hudson bei Olympia +++ Merkur setzt auf Produkte für fondsgebundene Ausbildungsvorsorge

JUNGE BEVORZUGEN DAS AUTO STUDIE. Die Debatte über den Klimawandel und Ausstieg aus fossilen Brennstoffen hat der Beliebtheit des eigenen Autos keinen Abbruch getan. Für zwei Drittel der Österreicher hat das eigene Kfz nach wie vor einen hohen bis sehr hohen Stellenwert. Für ein Viertel ist die Bedeutung des Autos sogar gestiegen, wie aus einer repräsentativen Online-Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Wiener Städtischen Versicherung hervorgeht. Den größten Zuwachs in der Beliebtheit gab es bei den 17- bis 30-Jährigen, von denen 40 Prozent angaben, dass der Wert eines eigenen Autos gestiegen sei. Bei den Antriebsvarianten führt weiter der Benziner, gefolgt vom Diesel. Der Anteil von Hybrid- und E-Autos liegt bei acht Prozent. Im Falle eines Neukaufs präferiert ein Drittel der Befragten Benzinmotoren. Ein Fünftel würde ein Hybridoder E-Auto kaufen, falls der Preis stimmt. Die Hälfte der Befragten würde maximal 20.000 Euro für ein Auto ausgeben.

INTERVIEW

FRANK WEINGARTS

Experte für Anlageprodukte

Onemarkets Fund

Unicredit

Vor eineinhalb Jahren hat die Unicredit die Marke „Onemarkets Fund“ mit extern gemanagten Teilfonds im UCITS-Mantel eingeführt. Über ein Open-Architecture-Konzept kommen externe Fondsmanager zum Zug. Europaweit steht man bereits bei sieben Milliarden Euro an verwalteten Assets. Wir haben Onemarkets-Chef Frank Weingarts nach einer Zwischenbilanz gefragt.

Hat es seit der Einführung von Onemarkets Fund einen Wechsel bei den Mandaten für die Fonds gegeben?

– Nein, bis jetzt wurden die Fonds von den ausgewählten Fondsgesellschaften, die nach unserer Analyse am besten für das jeweilige Thema geeignet sind, optimal gemanagt. Es gab keinen Anlass für einen Wechsel.

Auf wie viele Märkte in Europa wurde der Vertrieb inzwischen ausgerollt?

- Das Angebot der Onemarkets Funds erstreckt sich über die gesamte internationale Präsenz der Unicredit. Neben Österreich ist dies Italien, Deutschland und nahezu alle osteuropäischen Länder, in denen Unicredit ein Filialnetz hat. Wir versuchen so Synergien insbesondere im Produktangebot für unsere Kunden zu schaffen.

Welche Investmentthemen stehen mittelfristig im Fokus? – Die Palette ist mittlerweile sehr breit aufgestellt und reicht von US und Global Equity über Emerging Markets bis zu Themen wie Nachhaltigkeit und Heritage. Wir haben bewusst sowohl konservative Bond Funds als auch gemischte Fonds im Angebot, um den unterschiedlichen Risikoappetit unserer Kunden gerecht zu werden. Die Palette ist bereits jetzt recht breit, kann aber in Zukunft durchaus um weitere aktuelle Themen und regionale Tranchen ergänzt werden.

VERMÖGENSVERWALTER IM FOKUS

Ende Mai startete die EU-Kommission eine neue Konsultation zur Regulierung der Fondsbranche. Im Fokus stehen dabei die sogenannten Nichtbanken, die „NonBank Financial Mediation“ (NBFI). Dieser große Bereich umfasst neben dem AssetManagement auch Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und bisher unregulierte Formen der Vermögensverwaltung wie Familiy-Offices. Die Regulatoren haben den Nichtbankensektor schon länger im Visier, nachdem immer wieder Verwerfungen im Finanzsystem von dort ausgehen. Im dritten Quartal 2023 machte die NBFI in der EU ein Volumen von rund 43 Billionen Euro aus. Das sind fünf Billionen Euro mehr als im Bankensektor. Einige europäische Finanzaufsichten ließen in einem gemeinsamen „Non-Paper“ bereits im Vorfeld durchblicken, wo ihre Prioritäten liegen werden. Das sind

etwa der Einsatz von Liquidity-Management-Tools (LMT) in allen Arten von offenen Fonds, die Einführung von systemweiten Stresstests für die Vermögensverwalter und ein „wirklich konsolidierter Aufsichtsansatz“ für große grenzüberschreitende Vermögensverwalter. Diese könnten dann von einem eigenen Kollegium beaufsichtigt werden. Die Vereinigung österreichischer Investmentgesellschaften wollte derzeit noch keine Stellungnahme zu den Plänen abgeben. Thomas Loszach, Vorstandsmitglied der Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich, warnt vor unverhältnismäßigen Einschränkungen für Asset-Manager, die sich letztlich negativ auf die Rendite der Anleger auswirken. „Es gilt, die Balance zwischen Finanzmarktstabilität und den Anlegerinteressen zu wahren“, so sein Appell.

JEDER ZWEITE FONDS-EURO GRÜN

Österreich weist bei der nachhaltigen Geldanlage eine internationale Spitzenposition aus. Die brandaktuellen Daten der RFU Fund Survey 2024 zeigen, dass 48 Prozent der Fondsvolumina grün (nach Artikel 8 oder 9 der EU SFRD) angelegt sind. Historisch gesehen waren institutionelle Investments aus den Vorsorge- und Pensionskassen für den hohen ESG-Anteil Österreichs verantwortlich. Die Dynamik des letzten Jahres ging aber aus dem Retail-Segment aus, so Studien-

autor Reinhard Friesenbichler zum Börsianer. Mit 51 Milliarden Euro sind bereits 62 Prozent des Retail-Volumens nachhaltig veranlagt. Blickt man auf nachhaltig zertifizierte Produkte – also mit dem Umweltzeichen oder FNG-Siegel – dann beträgt das Volumen immerhin noch 16 Prozent oder 33 Milliarden Euro. Rund 61 Prozent der nachhaltigen Assets fallen auf die Raiffeisen KAG, Erste Asset Management und Amundi als die drei größten heimischen KAGs.

WU ist Global Head of Sustainable Investing bei JP Morgan Asset Management

MEHR KLARHEIT BEI ESG

Wie hat sich das ESG-Thema für die Fondsindustrie verändert? – Jennifer Wu: Der Fondsmarkt hat sich beim Thema Nachhaltigkeit stark weiterentwickelt. ESG bedeutet Daten und Information, aber was sollen uns die ESG-Ratings sagen? Investoren brauchen da noch mehr Klarheit vom Regulator. Nehmen wir ein Tabakunternehmen, das seine Mitarbeiter exzellent behandelt, aber ein Produkt herstellt, das gesundheitlich schädlich ist. Ist es in puncto ESG ein gutes oder schlechtes Unternehmen?

Was könnte da helfen? – Man könnte zwei Benotungen einführen, zum Beispiel einen ESG/Sustainability-Score und einen Impact-Score, das würde es für viele Investoren die Definition von nachhaltigem Investieren viel klarer machen. So könnten Investoren mit nachhaltigen Zielen

auch in Unternehmen mit hohen Emissionen investieren und aktiv an den Chancen teilhaben, die sich aus der Transformation dieser Unternehmen ergeben. Derzeit bleibt nur der Ausschluss. Außerdem gehören Klima- und Naturrisiken genauer bepreist, um langfristige Risiken für Anlageportfolios besser verstehen und quantifizieren zu können.

Nehmen Sie auch eine Anti-ESG-Stimmung wahr? – Wir befinden uns in einer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit, aber nicht jedes Land ist gleich weit. Wir werden einige schwierige Jahre haben, aber die Menschen werden erkennen, dass wir zusammenarbeiten müssen. Der Inflation Reduction Act in den USA und der Green Deal der EU beschleunigen den grünen Übergang.

Bei den alljährlichen Zertifikate Awards

Moderator Wolfgang Gerhardt und die Preisträger Volker Meinel (BNP Paribas), Philipp Arnold (Raiffeisen Zertifikate), Frank Weingarts (Onemarkets Österreich und CEE).

ZERTIFIKATE AWARDS AUSTRIA 2024

Austria konnte sich wieder Raiffeisen Zertifikate den Gesamtsieg in der Jury-Bewertung sichern. Auf Platz zwei schaffte es erstmals die französische BNP Paribas, und Platz drei ging an Onemarkets Fund, die zur Unicredit gehört. Ähnlich das Bild beim Publikumspreis, nur mit dem Unterschied, dass Platz zwei an die Erste Group Bank AG ging.

Volksbanken-Verbund verlängert Zusammenarbeit mit Union Investment

Amundi bringt seinen ersten Laufzeit-ETF auf den Markt

Security KAG begibt ESG-Aktienfonds nach Erkenntnissen aus eigener ESG-Studie +++

Investmentfonds feiern 2024 ihren 250. Geburtstag

Zertifikatemarkt in Österreich stabil bei 15,4 Milliarden Euro Open Interest

PWC: ETF-BOOM DURCH MILLENNIALS STEHT BEVOR STUDIE. Das Beratungsunternehmen PWC hat eine Prognose zum globalen ETF-Markt im Jahr 2028 erstellt und rechnet bis dahin mit einem stattlichen Wachstum von 13,5 Prozent per anno. Das wäre dann ein Marktvolumen von 19,2 Billionen US-Dollar – um acht Billionen mehr als heute. In Europa geht es mit plus 14,3 Prozent per anno noch etwas schneller. Ausschlaggebend dabei: Die jüngere Generation der Privatanleger schätze den kostengünstigen und unkomplizierten Zugang zu den Indexfonds über digitale Tools, statt auf Bankberaterinnen und Fondsmanager zu vertrauen. Und potenzielles Kapital wäre vorhanden: Bis 2030 werden die dann nicht mehr ganz so jungen Millennials mehr als 68 Billionen US-Dollar von ihren Eltern geerbt haben.

KOLUMNE

DICKE BRETTER

BETTINA

SCHRAGL

Kommunikationsleiterin

Semperit Group AG

So ist es mit dem Bohren dicker Bretter. Also gilt es, den WienerBörse-Chef auch anlässlich der kurzen Paneldiskussion beim 200-Years-Semperit-Get-together mit der Financial Community zu fragen, wo die Politik im Sinne des Kapitalmarkts anpacken sollte. Von der Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere fange ich gar nicht an (darüber schreibe ich seit 2011). Christoph Boschan lässt mit einem Zahlenvergleich hinsichtlich der Pensionsvorsorge aufhorchen: In Österreich und Deutschland beläuft sich das in privaten Pensionsplänen geparkte Vermögen auf unter zehn Prozent des BIPs. In den Niederlanden und Dänemark hingegen ist es mehr als das zweibis zweieinhalbfache BIP. Also 2,5 Jahre versus grad mal ein rundes Monat Bruttoinlandsprodukt. Was den erfolgreichen Einsatz des Kapitalmarkts für die Volkswirtschaft und sozialen Sicherungssysteme anbelangt, könnte Österreich also noch einiges von anderen lernen. Aufholpotenzial belegt auch das Wettbewerbsranking für 2024 der Schweizer IMD Business School: In der EU sind Dänemark, Irland, Schweden und die Niederlande auf den Plätzen drei, vier, sechs und neun. Österreich und Deutschland sind im Jahresvergleich um je zwei Plätze auf 26 und 24 gesunken. Bei den Herausforderungen für Österreich für 2024 führt IMD „Reform of pension and healthcare systems“ an. Das bleibt wohl über 2024 hinaus ein dickes Brett.

b.schragl@derboersianer.com

PIERER UND MATESCHITZ STEIGEN BEI ROSENBAUER EIN

Der am Weltmarkt führende Feuerwehrgerätehersteller Rosenbauer bekommt mit der Robau Beteiligungsverwaltung neue österreichische Miteigentümer. Hinter der Robau steckt KTM-Boss Stefan Pierer, der die strategische Führung innehat. Neben der Pierer Industrie AG und der Mark Mateschitz Beteiligungs GmbH sind noch die Raiffeisen Beteiligungsholding GmbH und die Invest Unternehmensbeteiligungs AG an der Robau beteiligt. Bis Ende des Jahres zeichnen die neuen Investoren 3,4 Millionen neue Aktien und werden dafür 35 Euro pro

Aktie zahlen, insgesamt also 119 Millionen Euro investieren. Durch die Ausgabe an jungen Aktien wird sich der Anteil der von Familiengesellschaftern gehaltenen Rosenbauer Beteiligungsverwaltung von 51 Prozent auf ein Drittel reduzieren, die Robau wird dann ebenfalls ein Drittel am Unternehmen halten. Hintergrund des Einstiegs ist die hohe Verschuldung des in Oberösterreich ansässigen Unternehmens. Zuletzt betrug die Nettofinanzverschuldung 428 Millionen Euro. Im Vorjahr schrieb die Rosenbauer AG nach negativen Jahren wieder schwarze Zahlen.

DIVIDENENREKORD VON 6,5 MILLIARDEN EURO

2023 war ein Spitzenjahr für Dividenden. Im Jahr 2023 schütteten die 20 ATX-Unternehmen Rekorddividenden von rund 6,1 Milliarden Euro aus. An der Spitze steht die OMV AG mit einer Rekordausschüttung von 1,7 Mrd. Euro, gefolgt von der Verbund AG mit 1,4 Mrd. Euro und der Erste Group AG – ebenfalls mit einer Rekorddividende von 1,1 Mrd. Euro. Keine

Dividende floss etwa an die Aktionäre der Lenzing AG, Immofinanz AG oder S Immo AG. Die vorläufigen Zahlen für 2024 zeigen, dass die Ergebnisse des Vorjahres übertroffen werden. Kein Wunder, dass die Wiener Börse derzeit den ATX TR immer wieder ins Spiel bringt. Der Index beinhaltet, ähnlich wie der deutsche DAX, die Dividendenausschüttungen.

SOLARENERGIE VON DER AUTOBAHN

Herr Streibl, hundert Prozent Erneuerbare bis 2030 ist das Ziel. Wie weit sind wir denn bei der Energiewende? - Der Erneuerbarenausbau hat enorm an Schub gewonnen, seit die Grünen in der Regierung sind und der Green Deal der EU besteht. In Österreich hat das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vor allem die Ausbauziele erhöht, eine sichere Finanzierungsgrundlage geschaffen und damit die Planungssicherheit erhöht.

Beim Ausbau der Erneuerbaren gibt es immer wieder Widerstände aus den Gemeinden. – Sind Flächen laut Widmungsplan gewidmet, können wir Projekte umsetzen, und dann hat die Kommune kein Gegenstimmrecht. Das ist etwa im Burgenland der Fall. Darum funktioniert dort auch der Ausbau so gut, und die Gemeinden verdienen über

ULRICH STREIBL

CEO

Oekostrom AG

die Steuer auch noch sehr gut. Was wir bemerken, ist, dass die Zustimmung der Bevölkerung dort am größten ist, wo bereits Windkraft- oder Photovoltaikanlagen stehen.

Sie wollen jetzt Photovoltaik entlang der Autobahnen zu installieren. Wie? – Die Autobahnen sind nun schon einmal da. Die angrenzenden Flächen sind für Wohngebiete nicht besonders attraktiv und darum gut nutzbar. In Deutschland macht man das teilweise schon. Laut Netzinfrastrukturplan benötigen wir bis 2030 21 Terawattstunden an Solarstrom. Die Nutzung von nur zwölf Prozent der bereits vorbelasteten Flächen würde laut unseren Berechnungen ausreichen, um eine halbe Million Haushalte mit sauberem Strom zu versorgen.

DIE BIOGENA-ANLEIHE ÜBERTRIFFT ERWARTUNGEN

Die Biogena GmbH & CO KG hat Anfang April höchst erfolgreich eine fünfjährige Unternehmensanleihe (ISIN AT0000A3BYL9) mit einem Fixzinssatz von 7,5 Prozent, bei einer Stückelung ab 1.000 Euro, begeben. Da das Zeichnungsvolumen von sechs Millionen Euro um mehr als eine Million überschritten wurde, wurde die Zeichnungsfrist nach etwas über sechs

KARRIERE

Stefan Doboczky

übernimmt den Vorstandsvorsitz der OMV-Chemietochter Borealis AG. Er saß bereits seit 2019 im Borealis-Aufsichtsrat und kennt das Unternehmen gut.

Florian Heindl

Wochen vorzeitig beendet. Das Durchschnittsinvestment der 742 Investoren lag bei rund 9.400 Euro. Mit dem frischen Kapital soll die Durchdringung des DACHRaums vorangetrieben werden. Besonders der deutsche Raum hat laut CEO Albert Schmidbauer großes Wachstumspotenzial. Für Oktober 2024 ist eine zweite Anleiheemission geplant.

ist neuer CFO der FACC AG. Heindl war bereits bis 2022 bei der FACC AG als IR-Chef tätig. Der Manager Tongyu Xu ist seit Mai neuer Chief Sustainability Officer der FACC AG.

Hans Lang

hat am 1. April die IR-Agenden sowie die Kommunikation mit Finanzmedien bei der Pierer Industries AG übernommen. Er kommt von der A1 Telekom.

TICKER

Constantia Flexibles erwirbt Mehrheit an Aluflexpack AG +++

Wiener Kapitalmarktkonferenz am 16. Oktober im Hotel Bristol +++

Die Semperit-Gruppe feiert ihr 200-jähriges Bestehen +++

Öbag schüttet an Republik

Dividende in Höhe von 1,67 Milliarden Euro aus

Shortseller aktiv: AT&S braucht Liquidität

NEUER BÖRSENWERTREKORD STUDIE. Laut einer Börsenwertstudie der Beratungsgesellschaft PWC hat die Marktkapitalisierung der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ein neues Rekordhoch von 39,9 Billionen US-Dollar erreicht. Unternehmen aus den USA sind auch dieses Jahr am häufigsten im Top-100-Ranking vertreten. Sie stellen allein acht der zehn weltweit wertvollsten Unternehmen dar, mit drei IT-Firmen auf Spitzenplätzen. Neben den USA belegen Saudi-Arabien und China die ersten drei Plätze im Länderranking. China war mit Hongkong und Taiwan die einzige Region im Ranking, die einen Rückgang bei der Marktkapitalisierung von Unternehmen verzeichnete, nämlich minus fünf Prozent. Alle anderen Regionen verzeichneten hingegen Zuwächse: Die übrigen Länder erzielten ein Wachstum von zwölf Prozent, Europa von 14 Prozent und die USA von 36 Prozent.

SQUEEZE-OUT BEI S IMMO AG

Die CPI Property Group bereitet ein Squeeze-out (einen Gesellschafterausschluss) seiner Tochtergesellschaft S Immo AG vor. Die CPI Property Group hält gemeinsam mit der Immofinanz AG sowie mit eigenen Aktien 92,54 Prozent an der S Immo AG. Für die restlichen Aktionäre – im Streubesitz befinden sich 7,13 Prozent – wird es ein Angebot geben. Die Minderheitsaktionäre der S Immo sollen gegen eine Barabfindung ihre Aktien auf die Immofinanz übertragen, die

Höhe soll durch ein Bewertungsgutachten festgestellt werden. Das Squeeze-out soll im Herbst 2024 auf der Hauptversammlung der Immofinanz AG beschlossen werden. Die Aktien gehen so in der Immofinanz AG auf, damit verschwindet die S Immo AG von der Börse. Es wird erwartet, dass sich der Angebotspreis wahrscheinlich in einer Spanne zwischen dem Buchwert von 23,66 Euro und NDV von 25,83 Euro je Aktie bewegen wird.

UBM: VERKAUFSERFOLGE UND VERLUST

Im Wohnungseinzelverkauf wurden bei der UBM Development AG mehr als doppelt so viele Wohnungen verkauft wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Rahmen des Projekts Arcus City gingen fünf Grundstücke in den Besitz einer tschechischen Baufirma über. Im Poleczki Business Park in Warschau wurde ein Gebäude an den bestehenden Mieter verkauft. In Prag stockte der Miteigentümer des Hotels Andaz Prag seinen Anteil von 25 auf 40 Prozent auf. Trotz erster Verkaufserfolge erlauben es die aktuellen Marktbedingungen noch nicht, die Gewinnzone zu erreichen. Die UBM verzeichnete im ersten Quartal ein negatives Ergebnis vor Steuern von 7,3 Millionen Euro. Dennoch konnte die Eigenkapitalquote bei 30 Prozent stabilisiert und die Nettoverschuldung auf unter 630 Millionen Euro begrenzt werden.

IM FOKUS

Der europäische Hotelinvestmentmarkt entwickelt sich im Jahr 2024 positiv. Laut einer Studie des Immobiliendienstleisters CBRE planen 70 Prozent der Investoren, ihre Kapitalallokation in diesem Sektor zu erhöhen. Nach den Zinssenkungsprognosen zum Jahresende haben die Investoren in den Sektor investiert. Kleinere Firmen – mit einem verwalteten Vermögen von weniger als fünf Milliarden Euro – werden weltweit laut CBRE künftig am aktivsten sein, denn mehr als die Hälfte von ihnen plant, ihre Investitionstätigkeiten zu erhöhen. Attraktivstes Ziel in Europa ist Spanien, gefolgt vom Vereinigten Königreich. Die Umfrage zeigt zudem, dass sich die Investoren wieder stärker auf städtische Hotels konzentrieren.

ERSTES ÖFFENTLICHES GEBÄUDE AUS

RECYCLINGBETON IN WIEN-SIMMERING

In Wien-Simmering wurde ein Gebäude für die MA 48, Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark, eröffnet. Das Besondere daran ist, dass das zweistöckige Bauwerk der Stadt Wien aus Recyclingbeton errichtet wurde. Insgesamt wurden rund 1.500 Kubikmeter Beton verarbeitet, die durchschnittliche Recyclingquote be-

KARRIERE

wird Vorsitzender der Geschäftsführung der UBM Development in Deutschland.

trug je nach Betongüte 15 bis 20 Prozent. Damit wurden insgesamt circa 450 Tonnen Recyclingmaterial als Ersatz für den Primärrohstoff wiederverwertet. Bei der Betonlieferung setzte man auf kurze Transportwege, ausgeführt von den lokalen Betonherstellern. Die Pläne wurden von der HD Architekten ZT GmbH erstellt.

verstärkt als Consultant Valuation das Team der EHL Immobilien Bewertung.

bislang Vorständin der Wiener Städtischen Versicherung AG, zieht im Oktober in die Geschäftsführung der BIG ein.

TICKER

UMB will Emissionen bis 2030 um 42 Prozent reduzieren

Vojtech Ozorovsky neuer Head of Asset Management bei CA Immo AG

Immofinanz verkauft mehrere Büroimmobilien in Warschau

Strabag zieht in der Slowakei Großauftrag an Land

Entgeltliche Einschaltung

PORR: Europäischer Branchenverband sieht Trendwende am Bau

Eine im Juni erschienene Marktstudie verkündet Licht am Ende des BauTunnels. Euroconstruct, ein wichtiger Anbieter von Bau­ und Wirtschaftsdaten in Europa, beleuchtet darin neben 15 westeuropäischen auch vier osteuropäische Länder.

Das Wichtigste vorweg: Sowohl für Westeuropa als auch für Osteuropa prognostiziert Euroconstruct – nach zwei mageren Jahren –endlich wieder positives Wachstum innerhalb der Baubranche. Insgesamt soll sich die Steigerung auf 1,3 % (2025) bzw. 1,8 % (2026) belaufen.

Deutlich wachsen sollen vor allem die Sektoren Sonstiger Hochbau, exkl. Wohnbau (2025: +1,8 %; 2026: +1,7 %) und Infrastruktur/Tiefbau (2025: +2,7%; 2026: +2,6 %). Für letzteren wird bereits 2024 von einem Wachstum von 2,2 % ausgegangen.

Positiv beurteilt Euroconstruct dabei vor allem geplante Steuererleichterungen und Subventionen. Außerdem dürfte der Wohnungsbau vom demografischen Wandel und der Steigerung der Realeinkommen profitieren. Im Infrastrukturbereich sind Umweltthemen und Energiepolitik, der schlechte Zustand der Infrastruktur sowie gut gefüllte Fördertöpfe die wesentlichen Treiber.

PORR Heimmärkte positiv

Für die Heimmärkte der PORR ist die Prognose somit positiv. Besonders gut sind die Branchenperspektiven in Osteuropa. Insbesondere in Polen fallen die Wachstumsprognosen für 2024 mit 2,5 % sowie für die beiden kommenden Jahre mit 5,0 % (2025)

und 6,0 % (2026) ausgesprochen attraktiv aus. In Tschechien soll die Bauleistung 2025 um 2,5 % anziehen und ein Jahr später sogar um 6,1 % zulegen. Auch im stärksten Heimmarkt Österreich stehen die Zeichen auf Wachstum, wobei dieses bei +1,1 % (2025) und +1,6 % (2026) liegen dürfte.

Starke Wettbewerbsposition

Ende März entfielen bei der PORR Group rund 60 % des Auftragsbestands auf den Tiefbau, der weiterhin eine wesentliche Wachstumsstütze bleiben dürfte. Dabei bietet die PORR mit ihrem breiten Leistungsportfolio alles entlang der Bau­Wertschöpfungskette aus einer Hand. Dank einer starken Wettbewerbsposition ist sie für die Zukunft bestens gerüstet.

David Christmann
Christine Dornaus

CSDDD NIMMT LETZTE HÜRDE

Nach einigem Hin und Her wurde die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) kurz vor Ende der Legislaturperiode doch noch vom EU-Parlament beschlossen. Mit der CSDDD werden im Zeitraum von 2027 bis 2029 weitreichende Sorgfaltspflichten von Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt entlang ihrer Lieferketten eingeführt. Die Richtlinie gilt für Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 450 Millionen Euro, die in der EU tätig sind oder Umsätze in der EU erzielen. Von der Richtlinie betroffene Unternehmen müssen die Einhaltung der Menschenrechte und Umweltstandards in ihrer gesamten Aktivitätenkette kontrollieren, Beschwerdeverfahren einrichten, jährliche Erklärungen abgeben und einen Klimaübergangsplan festlegen. Bei Verstößen gegen die CSDDD können Strafzahlungen von bis zu fünf Prozent des globalen Nettoumsatzes und zivilrechtliche Haftung für Schäden drohen. Im Hinblick auf die weitreichenden Auswirkungen sollten von der Richtlinie betroffene Unternehmen die möglichen negativen Auswirkungen ihrer Aktivitäten erheben und beurteilen. Weiters sollten sie die Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmenspolitik und interne Prozesse und Verantwortlichkeiten integrieren sowie auch Datenerhebungsprozesse implementieren, um die Corporate Sustainability ganzheitlich abzubilden und die Synergien zwischen den einzelnen Aspekten der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu nutzen.

p.bartos@derboersianer.com

KI-NUTZUNG IN INVESTOR RELATIONS

Die Leiterin des Masterstudiengangs Digital Business Communications der FH St. Pölten befragte in Kooperation mit Junicorn 86 KI-Abteilungen aus Unternehmen zur Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI).

von Texten für die Website, Newsletters, IR-Präsentationen und Social Media. Dabei geht es aber in 32 Prozent der Fälle vordergründig um Übersetzungsarbeiten, nur 17 Prozent nutzen KI auch zur Textbearbeitung und -produktion. Deep L und ChatGPT sind die dafür meistgenutzten Tools.

Inwieweit ist künstliche Intelligenz (KI) in den Investor Relations angekommen? – Unserer Studie zufolge nutzen bereits 19 Prozent KI in ihrer täglichen IR-Arbeit. Das zeigt aber auch, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Knapp die Hälfte testet vorsichtig oder plant, sich erst künftig mit KI zu befassen. Überraschend ist, dass für jede dritte IR-Abteilung KI derzeit gar nicht relevant ist.

Welche KI-Tools werden verwendet? – Es geht um Content für Geschäftsberichte, das Verfassen von E-Mails, das Erstellen

Welche sind die größten Herausforderungen bei der Nutzung von KI? – Alle IR-Professionals sehen neben Potenzialen auch Herausforderungen bei der Nutzung von KI. Sei es das große Thema Datenschutz und Datentransparenz, CybersecurityRisiken oder die Schulung von Mitarbeitenden. Letztlich nutzt jede Technologie aber nur dann etwas, wenn sie auch von Zielgruppen akzeptiert wird. Dementsprechend ist auch das Verständnis und Vertrauen der Stakeholder, also der Investoren, Analysten, Behörden, wichtig. Hier kann die IR mit klarer Kommunikation zur KI-Nutzung einwirken, um Misstrauen schon im Vorhinein zu verhindern. Auch die Einhaltung ethischer Standards ist ein wichtiges Thema.

HADERN MIT DEM STANDORT

Österreich steht im internationalen Wettbewerb nur noch im Mittelfeld, so lautet das Ergebnis von Deloitte Radar, bei dem 600 Führungskräfte die internationale Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Wirtschaftsstandortes einschätzen. Die Schlussfolgerung: Ein Masterplan 2030 soll das Land unter die fünf Besten Europas bringen. Zentral dabei sind letztlich altbekannte und oft artikulierte Themen:

Dringend nötig sind Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und Bürokratie, eine spürbare Senkung der Steuern und Lohnnebenkosten. Zukunftsweisende Investitionen in die Transformation der Wirtschaft sind demnach ebenso unerlässlich. Bekanntlich finden im September 2024 Nationalratswahlen statt. Die Forderungsliste liest sich ähnlich wie vor den letzten beiden Wahlen.

Zur Studie

VERÄNDERTE FINANZBERICHTERSTATTUNG

Wesentliche Änderungen für die Finanzberichterstattung bringt die eben beschlossene und ab 2027 wirksame IFRS 18. Peter Schentler, Head of CFO Advisory, von Horvath Österreich, dazu vom Börsianer befragt: „Die notwendigen Änderungen in Strukturen und Guidelines bieten auch die Chance, Governance, Guidelines und Systeme umfassend zu verschlanken und an

neue Informationsanforderungen anzupassen.“ Grob zusammengefasst geht es um eine geänderte GuV-Struktur mit neuen Definitionen und Bezeichnungen, neue Vorgaben für zu berichtende Kennzahlen und neue Guidelines zur Gruppierung von Informationen. Eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema empfiehlt sich, um nicht unter Zeitdruck zu kommen.

KAUM FÖRDERUNG DER DIVERSITÄT

Diversität halten die meisten Unternehmen für wichtig. Doch wie die aktuelle Erhebung „Diversity Reporting zur Vielfalt“ von Kirchhoff Consult und BDO zeigt, fehlt es der Mehrheit der Unternehmen gemäß ihrer Berichterstattung noch an entsprechenden Förderungen, um diese Ziele zu erreichen. 82,5 Prozent der Unternehmen in den Top-Indizes Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (DAX, ATX, SMI) erkennen Diversität als Bereicherung an. Allerdings zeigen nur 28,8

Prozent der Unternehmen ihren Gender-Pay-Gap auf, und nur 7,6 Prozent ergreifen Maßnahmen dagegen. Obwohl 86 Prozent spezifische Ziele für den Frauenanteil haben und der Anteil von Frauen in Führungspositionen auch steigt, behandeln nur 16,3 Prozent der Unternehmen das Thema Neurodiversität. Bei der sexuellen Orientierung und der kulturellen Diversität gibt es Diskrepanzen zwischen Bekenntnissen und tatsächlichen Maßnahmen.

KARRIERE

Clementine Michalek-Waldstein

hat die Leitung des KathreinFamily-Konsult-Teams übernommen. Die 45-jährige geprüfte Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin war zuletzt in leitender Position in einer Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei in Wien tätig.

Andreas Sumper

ist neuer Partner bei ZEB Österreich. Der promovierte Betriebswirt hat sich zuletzt auf die digitale Neuausrichtung in der Finanzbranche spezialisiert und soll bei ZEB neue Strategien und Produkte in Richtung digitaler Kundenerlebnisse und End-to-End-Transformationen im Kreditgeschäft entwickeln.

Denkstatt und EY tun sich für Nachhaltigkeitsprüfungen zusammen

BCG: Weltweites Anlagevermögen mit 120 Billionen US-Dollar auf Rekordhoch

PWC: Mehrheit der HR-Verantwortlichen sieht in Vier-Tage-Woche Wettbewerbsvorteil

Simon Kucher warnt vor Schutzzöllen für China-Importe

WENIGER AUSLÄNDISCHE INVESTITIONEN

STUDIE. Die EY Attractiveness Survey zeigt, dass Europa 2023 insgesamt 5.694 ausländische Investitionsprojekte verzeichnete. Das ist ein Rückgang von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr und deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Frankreich, Großbritannien und Deutschland konnten jedoch Zuwächse von über zehn Prozent verzeichnen. Österreich erlebte einen Rückgang von mehr als 20 Prozent auf nur noch 80 Projekte. Hauptinvestor in Österreich bleibt Deutschland trotz eines Rückgangs um fast 20 Prozent. Die USA und die Schweiz folgen, jedoch mit deutlich weniger Projekten. Österreichs Investitionen im Ausland sanken auf 90 Projekte. Osteuropa konnte ein Wachstum verzeichnen, während Westeuropa rückläufig war.

KOLUMNE

ALBERT BIRKNER

Managing Partner Cerha Hempel

DER FAKTISCHE GESCHÄFTSFÜHRER IN DER INSOLVENZ

Mit seiner jüngsten Entscheidung (17 Ob 2/24d) hat sich der Oberste Gerichtshof (OGH) erstmals mit der Frage beschäftigt, ob auch der faktische Geschäftsführer als Mitglied des Leitungs- oder Aufsichtsorgans und daher als „naher Angehöriger“ eines Insolvenzschuldners anzusehen ist. Der Gesetzgeber unterstellt nahen Angehörigen des Schuldners die Kenntnis beziehungsweise die verschuldete Unkenntnis des Eintritts der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners. Nimmt ein naher Angehöriger nach diesem Zeitpunkt ein für die Gläubiger nachteiliges Rechtsgeschäft vor, ist dieses anfechtbar.

Das Höchstgericht hat entschieden, dass auch der faktische Geschäftsführer, gleich dem rechtlichen Geschäftsführer, eine besondere Informationsmöglichkeit über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Schuldners hat. Es ist daher gerechtfertigt, auch ihn als nahen Angehörigen zu qualifizieren. Dies führt aber nicht automatisch dazu, dass auch leitende Angestellte und andere Personen, die in den Besitz von Informationen gelangten, als nahe Angehörige erfasst werden müssten, zumal diese nicht regelmäßig – was für eine Analogie zu nahen Angehörigen erforderlich wäre – über eine gleichkommende Informationsbeschaffungsmöglichkeit wie ein (faktischer) Geschäftsführer verfügen.

a.birkner@derboersianer.com

BEI CAUSA BUWOG IST KEIN ENDE IN SICHT

Die Mühlen der Justiz mahlen, aber sie mahlen sehr langsam. Bei keinem anderen Verfahren ist das so gut zu beobachten wie in der Causa Buwog. 15 Jahre nach dem Auffliegen von Ungereimtheiten beim Verkauf der Buwog-Wohnungen durch den damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und acht Jahre nach Erheben der Anklage durch die WKStA gegen ihn und weitere Beschuldigte liegt nun gerade einmal die Stellungnahme der Generalprokuratur vor, die dem OGH eine

Finanzminister Magnus Brunner will im Kampf gegen Scheinfirmen mit dem neuen Betrugsbekämpfungsgesetz eine neue Waffe einsetzen. 60 Millionen Euro Mehreinnahmen erhofft sich Brunner durch das Gesetz, das bis zum 21. Mai in Begutachtung war. Im Rahmen des Betrugsbekämpfungsgesetzes Teil I sind unter anderem Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro für die Erstellung und Verwendung von Schein- und Deckungsrechnungen vorgesehen. Scheinunternehmen sollen

weitgehende Bestätigung der vor vier Jahren erfolgten Schuldsprüche empfiehlt. Fehlt also noch das Urteil des Höchstgerichts, dem voraussichtlich eine erneute Befassung von Einzelaspekten des Falls vom Gericht erster Instanz folgen dürfte. Was aber wieder einige Jahre dauern kann. Grasser, dem acht Jahre Haft drohen, ist mittlerweile ergraut, der Buwog-Komplex umfasst nicht weniger als 5.200 Aktenstücke – nicht gerade schmückend für die Arbeit der heimischen Justiz.

KAMPFANSAGE GEGEN SCHEINFIRMEN

künftig auch in die Sozialbetrugsdatenbank aufgenommen werden, und das Arbeitsmarktservice soll Zugang zur Sozialbetrugsdatenbank haben. Weiters ist eine umfangreichere Haftung des Auftraggebers für Entgeltansprüche von Arbeitnehmern bei vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Einbindung von Scheinunternehmen geplant. Allein im ersten Quartal dieses Jahres hat die Finanzpolizei 39 Scheinfirmen identifiziert. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 28.

FLUGHAFEN WIEN BLITZT AB

Die dritte Piste am Flughafen Wien scheint sich vor Gericht zu einer „never-ending story“ zu entwickeln. 2012 wurde der Bau vom Land Niederösterreich erstmals genehmigt. Erst 2020 folgte nach etlichen Einsprüchen dann das endgültige „Go“ des Höchstgerichts. Doch nun kam der nächste Rückschlag. Der Flughafen Wien hatte eine Erstreckung der Baufrist von 2030 auf 2033 bei Gericht beantragt, weil die Pandemie die Reisetätigkeit zum Erliegen ge-

WEBER & CO HOLT SICH DAMEN-DUO

Die auf Kapitalmarkt und Finanzierungen spezialisierte Kanzlei Weber & Co geht mit den zwei Vergaberechtsspezialistinnen Martina Harrer und Anita Vukas eine Kanzleipartnerschaft ein. „Der Zusammenschluss bringt eine Erweiterung in den für unsere Mandanten wichtigen Rechtsgebieten Bau- und Vergaberecht“, freut sich Stefan Weber. Insgesamt hat die Kanzlei nun sieben Partner, mit einem leicht weiblichen Überhang von vier Partnerinnen. Neben Weber, Harrer und Vukas gehören Katharina Kitzberger, Daniela Witt-Dörring, Philipp Baubin und Klaus Pfeiffer zu den Gesellschaftern.

KARRIERE

Martin Eichinger

ist bei Cerha Hempel zum Partner ernannt worden. Der 37-Jährige ist seit 2020 bei der Wiener Wirtschaftskanzlei tätig und hat sich einen Ruf als Experte bei Mergers & Acquisitions erarbeitet.

bracht hatte und eine Kapazitätserweiterung deshalb aktuell nicht vonnöten war. Diese Fristerstreckung wurde nun aber vom Bundesverwaltungsgericht untersagt. Der Flughafen Wien, vertreten von Schönherr-Anwalt Christian Schmelz, will in der Frage die Höchstgerichte anrufen, auch weil das Gericht in dem Verfahren Umweltorganisationen erstmals bei einer Fristerstreckung UVP-pflichtiger Projekte eine Verfahrensstellung einräumte.

STRAFE GEGEN LENZING

Das Kartellgericht verhängt auf Antrag der Bundeswettbewerbsbehörde eine Geldstrafe von 75.000 Euro gegen die Lenzing AG. Hintergrund ist die Gründung der Hygiene Austria GmbH durch die Lenzing AG und der Palmers Textil AG. Das Kartellgericht stellte nun fest, dass die Parteien schon vor Freigabe der Gründung gegen das Durchführungsverbot verstießen, indem die Lenzing AG die Öffentlichkeit von der Gründung informiert und operative Handlungen gesetzt hatte. Das Durchführungsverbot schützt den Wettbewerb vor potenziellen und tatsächlich marktbeschränkenden Auswirkungen.

Dora Rendessy ist seit kurzem Counsel bei der global tätigen Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Sie ist bereits seit 2011 im Wiener Büro für Gesellschaftsrecht und M&A sowie Stiftungsrecht zuständig. Die 39-jährige Anwältin hat in Wien und auch in Stockholm studiert.

verstärkt das Team von Saxinger am Standort Wien als Rechtsanwältin. Milani (31), die derzeit einen Master in Construction Law und Dispute Resolution am King’s College in London absolviert, ist Expertin für internationales Schiedsrecht.

Schönherr berät Strabag bei Vamed-Engagement

Deloitte berät Immofinanz beim Verkauf des City Tower

Saxinger eröffnet neuen Standort in Salzburg

Binder Grösswang berät den Verbund bei Green Bonds

PHH, FWP beraten Invest AG bei Philoro-Deal

CYBERBETRUG AUF DEM VORMARSCH STUDIE. Einer Studienauswertung des US-Datensicherheitsdienstleisters Lexis Nexis Risk Solutions zufolge wuchs der Cyberbetrug schneller als der Onlinehandel. Während der Onlinehandel weltweit um sieben Prozent zunahm, wurden um 59 Prozent mehr Angriffe von menschlichen Tätern auf E-Commerce-Transaktionen registriert. Insgesamt wird das Wachstum von Onlineangriffen durch Menschen auf 19 Prozent geschätzt. Das beinhaltet neben dem Onlinehandel auch Attacken auf Banktransaktionen oder Onlineglücksspiele. Ausgewertet wurden für die Erhebung 92 Milliarden Transaktionen.

TICKER

OeNB startet Eventreihe „Fintech Rocks!“

Deutsche Aufsicht hebt Wachstumsbeschränkung für N26 auf

Zahlungsanbieter Ebury schließt Partnerschaft in Afrika

Kreditkarten-Start-up Pliant kooperiert mit Commerzbank

Santander Bank schließt deutsche Payment-Tochter Pagonxt

SCALABLE ERÖFFNET

TECH HUB IN WIEN

Die in Deutschland gegründete digitale Investmentplattform Scalable Capital hat nun neben Berlin, München und London auch einen Standort in Wien. Die Stadt sei nicht nur ein bedeutendes Zentrum für Technologie und Innovation, so Andreas Schranzhofer, Chief Technology Officer und selbst gebürtiger Österreicher: „Mit einer Präsenz in Wien können wir die hochqualifizierten Fachkräfte aus der Region für uns gewinnen.“ Gesucht werden vor allem Data- oder Software-Engineers, Product-Manager oder Business-Development-Analysten. Scalable verwaltet rund 20 Milliarden Euro an Kundengeldern.

FROOTS KOOPERIERT MIT MAKLERPORTAL WEFOX

Das auf digitale Vermögensverwaltung für Kleinanleger spezialisierte Wiener Fintech Froots geht eine strategische Partnerschaft mit dem Makler-Serviceportal Wefox Österreich ein. Dabei können die Makler ihren Kunden die Produkte von Froots direkt über eine technische Anbindung an eine Technologieplattform anbieten. Für das Haftungsdach wurde das Grazer Wertpapierunternehmen 4money an Bord geholt. Damit gebe es einen One-Stop-Shop für die Bereiche Finanzierung, Versicherung, Investment und Veranlagung, heißt es in einer Aussendung von wefox. „Die Mission von Froots, professionel-

les Investieren und Veranlagen am Kapitalmarkt in die Bevölkerung zu tragen und vor allem auch für Menschen mit niedrigerem Einkommen und kleineren regelmäßigen Kapitaleinlagen zugänglich zu machen, hat uns von Anfang an begeistert“, sagt Rene Besenbäck, Country Head von Wefox in Österreich. Wie kürzlich bekannt wurde, kann sich Froots auch über 2,5 Millionen Euro frisches Kapital freuen. Das Geld kommt u. a. vom US-Investor Alan Morgan und dem Venture-Capital-Fonds Greyhound. Investiert wird es in den Ausbau der Investor-Experience und in eine Werbeoffensive.

BITPANDA STEIGERT UMSATZ

In den ersten drei Monaten des Jahres konnte das Krypto-Fintech Bitpanda bereits über 100 Millionen Euro an Nettoeinnahmen erzielen, berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg. Das ist insofern beachtlich, als es 2023 für das gesamte Jahr gerade einmal 148 Millionen Euro Umsatz waren. Entsprechend optimistisch ist man bei Bitpanda auch beim Gewinn für 2024. Was es dieses Jahr sicher nicht geben wird, ist ein Börsengang, wie Kommunikations-Chef Paul Wolter auf Anfrage bestätigt: „Das ist aktuell kein Thema, mit dem wir uns beschäftigen.“ 2019 hatte CEO Eric Demuth noch einen möglichen IPO in den kommenden fünf Jahren in den Raum gestellt.

besten Pressesprecher des Kapitalmarkts

Dass präventive Kommunikation besser gewesen wäre, musste kürzlich Voestalpine-Pressesprecher Peter Felsbach (Platz 5 / 47,50 Punkte) erkennen, als das börsennotierte Unternehmen es verabsäumte, bei der Bilanzpressekonferenz zu den Zahlen 2023/24 einen Bilanzskandal bei einer deutschen Voestalpine-Tochter zu erwähnen. Die Sache wurde am selben Nachmittag publik und explodierte medial. Mittlerweile untersucht die Finanzmarktaufsicht den Fall, der beschuldigte ehemalige Geschäftsführer wehrt sich gegen die Vorwürfe und droht mit einem Rechtsstreit. Neben exzellenter Krisenkommunikation hat sich der Aufgabenbereich der Pressesprecher deutlich ausgeweitet. Sie sind oft gleichzeitig Marketing-Verantwortliche und führen eigene Medien- und Kommunikationsplattformen mit Videos sowie eigenen Interviews und Podcasts. Nach dem Motto: Ist die Berichterstattung nicht genehm, bauen wir unser eigenes Outlet. Auch der veränderte Medienkonsum gibt den Pressesprechern eine Mehrarbeit auf. Santander-Sprecher und Vorstand Robert Hofer (Platz 40 / 28,39 Punkte) sagt: „Es ist aus meiner Sicht in den letzten Jahren deutlich herausfordernder geworden, die jeweilige Organisation in den relevanten Zielgruppen zu positionieren, da Medien diversifizierter, aber auch leider personell ausgedünnter geworden sind.“ BMF-Sprecher Stefan Trittner (Platz 22 / 35,16 Punkte) meint: „Mit Blick auf digitale Bedrohungen wie DeepfakeVideos und Phishing-Angriffe muss die Krisenkommunikation stets ak#RANKING

Christian Hromatka

ERSTE GROUP BANK AG

Peter Kleemann

FLUGHAFEN WIEN AG

Rupert Reif

Michael Ulrich

SPRECHER DES FINANZMINISTERS

UNTERNEHMEN

PLATZ ZULETZT NAME

7. (–) Wastl Alexander Wiener Börse AG 14. (–) Wenzel-Hirsch/Raftl Unicredit Bank Austria AG 18. (–) Dandrea-Böhm/Höfler

Telekom Austria AG 22. (–) Trittner Stefan Bundesministerium für Finanzen 26. (–) Faulmann Marlies OeNB

tiv weiterentwickelt werden.“ Grund genug, die Pressesprecher vor den Vorhang zu holen und zu zeigen, wer seinen Aufgaben exzellent nachkommt. Der Börsianer hat zum sechsten Mal mit dem goldenen Ranking die 50 besten Pressesprecher des Kapitalmarkts ermittelt. Die 65 Nominierten bewerteten sich gegenseitig mit einem bis zehn Punkten, der Börsianer hatte auf das Ergebnis keinen Einfluss.

Die Top-Platzierten

Flughafen-Sprecher Peter Kleemann (Platz 1 / 57,42 Punkte) klettert nach 2020 wieder auf der ersten Platz und gewinnt 0,52 Punkte vor dem zweitplatzierten Christian Hromatka ( 56,90 Punkte) von der Erste Group Bank AG. „Ich bin für Medienarbeit, Social Media, Interne Kommunikation, Anrainerkommunikation und Feedbackmanagement verantwortlich. Interne Kommunikation ist seit der Pandemie durchaus wichtiger geworden, weil sich mit veränderten Arbeitswelten durch Homeoffice und Onlinemeetings auch die Anforderungen an die Kommunikation verändern“, sagt Peter Kleemann zum Börsianer. Als bester Neueinsteiger holt sich der aktuelle Sprecher der Wiener Börse AG, Alexander Wastl (45,81 Punkte), gleich Platz sieben. Chapeau! Einen Riesensatz nach vorn machen die

2. PLATZ
1. PLATZ
3. PLATZ
DIE NEUEINSTEIGER

1. (2.) 57,42 ↑ Kleemann Peter Flughafen Wien AG

2. (5.) 56,90 ↑ Hromatka Christian Erste Group Bank AG

3. (25.) 53,87 ↑ Reif Rupert / Ulrich Michael Finanzminister

4. (28.) 49,35 ↑ Smole Natascha Uniqa Insurance Group AG

5. (4.) 47,50 ↓ Felsbach Peter Voestalpine AG

6. (6.) 47,33 → Homola Michael Österreichische Post AG

7. (–) 45,81 ↑ Wastl Alexander Wiener Börse AG

8. (16.) 44,52 ↑ Grubelnik Klaus Finanzmarktaufsicht (FMA)

9. (12.) 44,38 ↑ Metelko Ingun Verbund AG

10. (9.) 44,00 ↓ Kreuzer Christian Wiener Städtische Versicherung AG

11. (23.) 40,31 ↑ Hajdinyak Claudia Wienerberger AG

12. (10.) 39,00 ↓ Kafesie Karin / Haas Wolfgang Vienna Insurance Group AG

13. (21.) 37,50 ↑ Roither Hannes Palfinger AG

14. (–) 37,24 ↑ Wenzel-Hirsch Stefan / Raftl Matthias Unicredit Bank Austria AG

15. (11.) 36,88 ↓ Zach Stefan EVN AG

16. (19.) 36,77 ↑ Greinix Rudolf VBV Gruppe

17. (17.) 36,25 → Schragl Bettina Semperit AG Holding

18. (–) 36,13 ↑ Dandrea-Böhm Livia / Höfler Michael Telekom Austria AG

19. (30.) 35,67 ↑ Jedlicka Alexander Donau Versicherung AG

20. (46.) 35,67 ↑ Pelinka-Kinz Andrea Raiffeisen-Verbundunternehmen

21. (26.) 35,33 ↑ Haber Michaela Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG

22. (–) 35,16 ↑ Trittner Stefan Bundesministerium für Finanzen

23. (33.) 34,19 ↑ Schweighart Martina / Karner Markus Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB)

24. (32.) 33,87 ↑ Knap Angelika Generali Versicherung AG

25. (18.) 33,75 ↓ Reischl Gerald AT&S Austria AG

26. (–) 33,55 ↑ Faulmann Marlies Oesterreichische Nationalbank (OeNB)

27. (34.) 32,50 ↑ Rapolter Manfred Bawag Group AG

28. (40.) 32,26 ↑ Winkler Mario Österreichische Hagelversicherung

29. (–) 32,19 ↑ Smith Daniel OMV AG

30. (–) 31,94 ↑ Reichsöllner Jakob FACC AG

31. (41.) 30,97 ↑ Hirschvogl Marcus Schoellerbank AG

32. (31.) 30,32 ↓ Kiesenhofer Tiemon Rosenbauer International AG

33. (–) 30,00 ↑ Kugi Bettina BKS Bank AG

34. (29.) 30,00 ↓ Wagerer Elisabeth S Immo AG

35. (–) 29,67 ↑ Danz Christof / Pelinka-Kinz Andrea Raiffeisen Bank International AG

36. (22.) 29,67 ↓ Huber Michael Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

37. (35.) 29,35 ↓ Simak Markus Agrana Beteiligungs AG

38. (27.) 28,97 ↓ Kerschbaum Dieter / Severin Paul Erste Asset Management

39. (–) 28,75 ↑ Jakl Marianne Strabag SE

40. (–) 28,39 ↑ Hofer Robert Santander Consumer Bank

41. (43.) 28,13 ↑ Friepeß Michaela Pierer Mobility AG

42. (42.) 28,06 → Hoffmann Maresa Zumtobel AG

43. (–) 27,81 ↑ Fürchtegott Barbara Frequentis AG

44. (–) 27,81 ↑ Manner Melanie Porr AG

45. (39.) 27,50 ↓ Layr Wolfgang Volksbank Wien AG

46. (–) 27,33 ↑ Putz Beatrix Oberbank AG

47. (–) 26,88 ↑ Kannonier Lisa KPMG Austria AG

48. (49.) 26,88 ↑ Nowshad Armin

Deloitte Österreich

49. (–) 26,88 ↑ Oberpriller Anna-Maria PWC Österreich

50. (–) 26,13 ↑ Gimesi Thomas Allianz Gruppe

PLATZ ZULETZT NAME

DIE AUFSTEIGER

UNTERNEHMEN

20. (46.) Pelinka-Kinz Andrea Raiffeisen-Verbundunternehmen

4. (28.) Smole Natascha Uniqa Insurance Group AG

3. (25.) Reif Rupert / Ulrich Michael Finanzminister

11. (23.) Hajdinyak Claudia Wienerberger AG

19. (30.) Jedlicka Alexander Donau Versicherung AG

Dritt- und Viertplatzierten: Das Duo Rupert Reif und Michael Ulrich (53,87 Punkte) punktet als Sprecher des Finanzministers Magnus Brunner mit Professionalität und verbessert sich um 22 Plätze; Natascha Smole (Platz 4 / 49,35 Punkte) von der Uniqa Insurance Group AG macht 24 Plätze gut. Auch der scheidende und längstdienende FMA-Sprecher Klaus Grubelnik (Platz 8 / 44,52 Punkte) schafft es komfortabel unter die ersten zehn und bereitet derzeit seinen Nachfolger Boris Gröndahl auf die Agenden der Finanzmarktaufsicht vor.

Aufsteiger und Neueinsteiger

Die Aufsteigerin des Rankings ist Andrea Pelinka-Kinz (Platz 20 / 35,67 Punkte), die nicht nur für die Raiffeisen-Verbundunternehmen spricht, sondern auch zusammen mit Christof Danz (Platz 35 / 29,67 Punkte) nach dem Abgang von Ingrid Ditz Ende 2023 die Medienkommunikation der Raiffeisen Bank International AG leitet. Bei der Unicredit Bank Austria AG übernahm Stefan Wenzel-Hirsch (37,24 Punkte) im März 2024 den Stab von Michael Halama und schafft es mit Matthias Raftl auf Anhieb gleich Platz 14. Die meisten zehn Punkte staubt Peter Kleemann mit sechs Siegen ab, Rupert Reif und Michael Ulrich holen sich fünfmal die Höchstbewertung. n

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

VITA

Der diplomierte Chemieingenieur führt seit April 2022 die Lenzing AG an vorderster Front. Seine persönliche Lieblingsfaser ist Modal, er selbst ist auch eifriger Käufer von Lenzing-Aktien. Der gebürtige Deutsche scheidet mit März 2025 aus der Lenzing aus.

„WIR HABEN EINEN GUTEN JOB GEMACHT“

CEO Stephan Sielaff nimmt die Kritik von Großaktionär B&C am Lenzing-Management sportlich. Wie bei der Lenzing AG der Turnaround in der größten Krise der Textilwirtschaft gelingen soll und wo die Hürden liegen, erklärt er im Börsianer-Interview.

INTERVIEW INGRID KRAWARIK

„Die größte Krise der Textilwirtschaft zu meistern ist unsere oberste Prämisse.“

Lenzing-AG-Vorstandschef Stephan Sielaff musste in den vergangenen Monaten viele negative Nachrichten vermelden. Darunter waren Abschreibungen in Höhe von 480 Millionen Euro für 2023 und massive Sparmaßnahmen. Wolfgang Hofer, Aufsichtsratschef der B&C-Gruppe (Seite 54), die mit 52,25 Prozent an der Lenzing AG beteiligt ist, meinte dazu: Die B&C könne nicht dauerdurchfüttern ohne weiteres Wachstum und Dividendenlosigkeit. Stephan Sielaff sagt, „wir haben einen guten Job gemacht“. Im Onlinegespräch mit dem Börsianer erklärt er, warum so manches schiefgelaufen ist. Den kürzlichen Einstieg von Zellstoffproduzent Suzano (siehe Infokasten) nennt er trotz der eigenen Zellstoffproduktion in Brasilien „wertvoll“. Das Lenzing-Werk in Brasilien und der damit gemachte Profit sei extrem wichtig für die Lenzing AG. Bevor wieder groß investiert wird, müssen aber die Zahlen stimmen, erklärt Sielaff. Daran arbeite er. Im ersten Quartal 2024 ist das auch schon wieder besser gelungen. Seinen Vorstandsvertrag hat er nicht verlängert, im März 2025 übernimmt Rohit Aggarwal den CEO-Posten.

Herr Sielaff, Wolfgang Hofer von der B&C Privatstiftung hat als Großaktionär vor einigen Wochen Kritik am Management der Lenzing AG geübt. Man könne nicht immer nur „dauerdurchfüttern ohne Wachstum und Dividendenlosigkeit“. Nehmen Sie sich das zu Herzen? – Stephan Sielaff: Un-

STEPHAN SIELAFF
© LENZING AG

ser Mehrheitsaktionär hat selbstverständlich jederzeit ein Recht darauf, Kritik zu üben. Und die nehmen wir sportlich an und natürlich sehr ernst. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir alle bei der Lenzing AG in vielen Punkten einen guten Job gemacht haben. Wir haben in einer der größten Krisen der Textilindustrie ein Investitionsprogramm von zwei Milliarden Euro pünktlich und im Budget in Betrieb genommen, trotz Corona. Die neuen Produktionsstätten sind jetzt ausinvestiert. Wir haben rasch Sparmaßnahmen eingeleitet, auf die wir unser Performanceprogramm jetzt noch draufgesetzt haben. Das war insgesamt eine gute Leistung. Und ja, diese Anstrengungen müssen wir verstärkt fortführen. Die Zusammenarbeit mit der B&C erlebe ich als konstruktiv. Ich telefoniere sehr regelmäßig mit Aufsichtsratschef Cord Prinzhorn. Machen wir uns nichts vor: In der Krise einen starken Mehrheitseigentümer zu haben wie die B&C Holding ist überhaupt nicht verkehrt.

Jetzt haben Sie sogar zwei. Der weltgrößte Zellstoffhersteller Suzano aus Brasilien ist bei der Lenzing AG eingestiegen und kauft 15 Prozent von der B&C-Gruppe. Was versprechen Sie sich von dem neuen Aktionär? Sie haben doch schon ein Zellstoffwerk

in Brasilien. – Ich freue mich über unseren neuen Kernaktionär. Suzano kann auf Basis ihrer Kernkompetenzen im Bereich Zellstoffproduktion und Operational Excellence einen wertvollen Beitrag im Aufsichtsrat leisten.

Die Faserproduktion ist energie- und kapitalintensiv, das wurde der Lenzing AG am Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zum Verhängnis. Wie stellt sich Lenzing dafür in Zukunft auf? – Wir hatten seit dem Angriffskrieg Energiekosten in Österreich, die um den Faktor 20 höher als vor der Krise waren. Bei der Natronlauge, die wir für die Viskose- und Modalproduktion brauchen und die nach Zellstoff unser zweitwichtigster Rohstoff ist, hatten wir ebenfalls um den Faktor fünf erhöhte Energiekosten. Mit diesen Kosten konnten wir gar nicht profitabel produzieren und mussten unseren Standort in Heiligenkreuz zeitweise abstellen. Wir versuchen nun, effizienter und autarker zu werden. Wir haben deshalb in Heiligenkreuz ein Biomassekraftwerk gekauft und in Oberösterreich die größte Photovoltaikanlage ihrer Art installiert. Zusätzlich dazu setzen wir auf Windenergie.

Wie viel spart sich Lenzing damit? – Die Kosten sind mittlerweile gesunken, aber

Durchtauchen. Der aus Holz hergestellte Zellstoff ist neben Natronlauge der wichtigste Rohstoff für die Lenzing AG, das Geschäft ist kapital- und energieintensiv. Die Aktie braucht noch einen Boost.

die USA haben nach wie vor ein Drittel unserer Energiekosten. China ist noch günstiger. Wir müssen daher weiter an der Effizienz arbeiten. In Thailand arbeiten wir jetzt an einem Projekt, um Dampfverbräuche pro Kilo Faser zu senken. Wir haben dort eine 30-prozentige Reduktion erzielt – das spart Kosten und CO2. Insgesamt planen wir im Rahmen unseres Performance-Programms, dass wir Einsparungen von 100 Millionen Euro pro Jahr erreichen. Etwa auch durch Prozessverbesserungen und weiter verbessertes Einkaufsmanagement.

Haben Sie ein Beispiel? – In Ravenna in Italien importieren wir Natronlauge. Wir verfügen über einen eigenen riesigen Tank im Hafen, der uns dabei hilft, die Preise in Europa wettbewerbsfähig zu halten. In Indonesien haben wir dasselbe Modell nachgebaut und eine Importroute etabliert. In Summe haben wir in unserem ganzheitlichen Performance-Programm über 1.000 Initiativen gestartet, um die Kosten nachhaltig zu attackieren. Manche bringen ein paar Tausend Euro, manche Millionen Euro.

Was immer noch verwundert, ist das Dividendenversprechen von jährlich mindestens 4,50 Euro je Aktie aus dem Jahr 2022,

Quelle: baha

das die Lenzing im April 2024 gegeben hat. Würden Sie das vorausschauend nennen? – Unser Orderbuch war damals voll, wir konnten die Nachfrage teilweise nicht bedienen. Alle Indikatoren waren auf grün. Und dann kam am 24. Februar 2022 der Angriff auf die Ukraine und hat alles zurückgeworfen.

Haben Sie jetzt andere Indikatoren dazugenommen? – Wir warten nicht mehr auf den Rückenwind des Marktes. Dafür haben wir den Textilvertrieb verstärkt und umgestellt und unter anderem in zwei von drei Regionen neue Verkaufsleiter eingesetzt. Neue Kunden, Segmente und Märkte entwickelt man aber nicht über zwei Tage oder zwei Wochen. In der Folge war das Absatzvolumen in unserem ersten Quartal sehr gut, da haben wir den Markt klar geschlagen.

Was meinen Sie mit neuen Märkten? – In der Textilindustrie entsteht, wie auch in vielen anderen Industrien, der Trend, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Da haben wir wegen unseres globalen Footprints einen kompetitiven Vorteil. Wir sehen viele positive Marktentwicklungen in Vietnam, Pakistan, aber auch in Brasilien. Wir gehen aber natürlich nicht raus aus dem chinesischen Markt. Wir werden auch weiterhin sehr aktiv unsere Produkte dort verkaufen und fokussieren uns dabei auf unsere Premiumprodukte wie Ecovero und Modal.

Die Lenzing AG hat im Vorjahr über eine Million Fasern produziert. Bei welcher Faser sehen Sie den größten Wachstumsmarkt? –Bei Lyocell. Hier wird über die Zeit mit 20 Prozent Wachstum pro Jahr gerechnet. Derzeit leidet der Markt noch an Überkapazitäten. In Summe sehen wir einen Textilmarkt, der sehr langsam bei technischen Veränderungen im Faserbereich ist, aber sehr schnell dreht.

Was meinen Sie damit? – Es gibt Marken wie Zara & Co, die 50 Kollektionen im Jahr auf den Markt bringen. Als ich noch

#AKTIE

DAS SAGEN ANALYSTEN ZUM EINSTIEG VON SUZANO

Bei der Lenzing AG ist kürzlich der weltgrößter Zellstoffhersteller Suzano aus Brasilien zu einem Kurs von 39,70 Euro je Aktie eingestiegen, was einem Gesamtpreis von 230 Euro Millionen entspricht, und hat von der B&C-Gruppe –bisher 52,25 Prozent – 15 Prozent übernommen. Außerdem hat Suzano die Möglichkeit, einen weiteren 15-Prozent-Anteil von der B&C bis Ende 2028 zu erwerben. B&C und Suzano bilden nach Abschluss der Transaktion ein langfristiges Aktionärssyndikat, in dem B&C die Kontrolle ausüben soll. Am Aktienmarkt sorgte der Einstieg kurzfristig für ein Feuerwerk, die Lenzing-Aktie legte um 15 Prozent auf 37,20 Euro zu, ist aber inzwischen wieder auf rund 34 Euro zurückgefallen. „Der Schritt unterstreicht die Attraktivität von Lenzings Anlagen und Technologien, kurzfristig gesehen ändert aber das Hinzukommen eines neues Minderheitsaktionärs wenig an den Problemen, die der Lenzing AG in den letzten Jahren zugesetzt haben. Diese wären: hohe Verschuldung, intensiver Wettbewerb, auch zunehmend in Spezialfasern, und sich nur langsam erholende Nachfrage aus China“, fasst Aktienanalyst Sebastian Bray von der Berenberg Bank zusammen. Auch Analyst Christoph Schultes von der Erste Group Bank AG meint: „Für die strategische Weiterentwicklung der Lenzing ist der Einstieg sicherlich positiv zu werten, er gibt Hoffnung auf eine mögliche künftige Verbesserung der zuletzt angeschlagenen Geschäftsentwicklung bei der Lenzing.“

jung war, gab es vier Kollektionen, plus einer Übergangsjacke.

Gibt es da nicht ein Zurück zu mehr Nachhaltigkeit? – Wenn ich mit großen Marken spreche, höre ich noch nicht, dass diese auf weniger Kollektionen gehen. Man wird ein hohes Maß an Agilität im Textilmarkt brauchen, um erfolgreich zu sein. Bei den Materialien ist es etwas anderes. Die großen Marken haben alle Nachhaltigkeitsversprechen abgegeben, mit ölbasiertem Polyester wird das spannend. Natürlich wird es Marken geben, die sich weiter über den Preis definieren, das ist aber nicht unsere Zielgruppe. Premiummarken wiederum, die

sagen müssten, wir haben unsere Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht, weil Polyester eingesetzt wurde, werden ein Problem bekommen. Das kann für die Marke sehr schädlich sein – hier hat Lenzing die passenden Lösungen.

Das klingt nach einem sehr gutem Wachstumsmarkt für die Lenzing AG. Aber wie wollen Sie dieses Potenzial heben? Bis jetzt hat das nicht funktioniert. – Nachhaltigkeit hat in den letzten zwei Jahren leider eine Pause genommen. Bei unserer Faser Ecovero, die wir in Indonesien produzieren, sind wir dennoch vom ersten Quartal 2023 auf das erste Quartal 2024 um 50 Prozent gewachsen. Wir versuchen immer öfter, direkt mit den Marken zu arbeiten, und wollen in Zukunft auch langfristige Verträge verhandeln. Zudem werden wir ein Bevölkerungswachstum von zwei bis drei Prozent sehen. Alle Menschen wollen und müssen sich bekleiden. Baumwolle wird stark unter Druck kommen, weil es keine Flächen für Wachstum gibt, da sie für Lebensmittel gebraucht werden. Polyester wird wachsen, weil die Kapazitäten von holzbasierten Cellulosefasern nicht so schnell ausgebaut werden können. Die gesamte Textilbranche geht durch eine, wenn nicht sogar die größte Krise. Diese zu meistern, ist unsere oberste Prämisse.

Was macht Sie so zuversichtlich für die Aktie der Lenzing AG? – Wir sind bis Ende 2025 durchfinanziert, unsere Liquidität ist gesund. Das erste Quartal war ein guter Start, das Orderbuch sieht gut aus. Und wir haben den einen oder anderen Gamechanger in der Planung.

Welche Risiken sehen Sie? – Wir sollten uns stärker bemühen, geopolitische Krisen zu lösen, anstatt zusätzliche zu schaffen. Und bei der EU-Lieferkettenrichtlinie brauchen wir ein Level-Playing-Field. Es kann nicht sein, dass wir in Europa alles offenlegen müssen und jene, die nach Europa importieren, nicht. Das ist eine klare Benachteiligung. n

KATERSTIMMUNG AM IMMO-MARKT

Die österreichische Immobilien- und Baubranche liegt am Boden. Noch gibt es kaum Anzeichen auf Erholung. Das Vertrauen von Käufern und Investoren muss erst zurückgewonnen werden.

Katzenjammer. Branchenvertreter sehen nur die Lockerung der KIMVerordnung als Lösung. Andere versuchen die Immobilienkrise durchzutauchen.

Die Party ist vorbei. Nach mehr als zehn Jahren, in denen in Chefetagen der Immobilienunternehmen regelmäßig die Korken knallten, weil die Gewinne nur so sprudelten, herrscht Katerstimmung. Bereits die Zinswende im Sommer 2022 leitete die Kopfschmerzen ein. Gefüttert mit Billigstkrediten haben Projektentwickler und Bauträger lange Zeit Wohnungen errichtet, deren Preise dank der ebenso mit billigen Krediten ausgestatteten Käufer in die Höhe geschossen waren. Gute Eigenkapitalpolster waren da nicht notwendig. Die Wohnungen wurden den Anbietern regelrecht aus der Hand gerissen. In den zehn Boomjahren stiegen die Immobilienpreise um 125 Prozent, die Einkommen der Bevölkerung im Durchschnitt aber nur um 55 Prozent. Da hätte so mancher Projektentwickler schon Vorsicht walten lassen können.

Doch die Erkenntnis kam zu spät. Im Juli 2022 hatte die Europäische Zentralbank die Nullzinspolitik beendet und den Leitzins bis September 2023 auf 4,5 Prozent angehoben. Seit dem Vorjahr war den meisten klar: Die Nachfrage stockt. Viele laufende Projekte wurden gestoppt, neue Projekte aufgeschoben. Doch die bereits aufgenommenen Finanzierungen mussten bedient werden – und kosteten bis zu sechsmal so viel wie vor der Zinswende. Viele Projektentwickler hatten sich kurzfristig und variabel verzinst finanziert. Die Zinsfalle schnappte zu. Eine unvermeidliche Pleitewelle überzog die Branche: 193 Insolvenzen im gesamten Hochbau meldete der KSV 1870 für das erste Halbjahr 2024. Das sind um 53 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Und auch den potenziellen Käufern fällt die Finanzierung schwer.

Investoren lassen sich Zeit Wie sehr die gestiegenen Zinsen und die Unsicherheit der Investoren den ImmoMarkt drückt, zeigt der EHL-Immobilieninvestmentmarktbericht. Im ersten Quartal 2024 sank das Transaktionsvo-

lumen auf 500 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag es noch bei 556 Millionen Euro, in Vorkrisenjahren aber noch bei fast einer Milliarde Euro. „Die Investoren sind vorsichtiger geworden. Abschlüsse dauern viel länger als früher“, sagt Karina Schunker, Geschäftsführerin von EHL Wohnen. Einige erwarteten Preisrückgänge, andere prüften die Projekte länger und genauer als noch vor drei Jahren. Der schwache Markt lässt die Wohnbautätigkeit dementsprechend schrumpfen. Im Vorjahr wurden 46.600 Wohneinheiten baubewilligt, um 27 Prozent weniger als 2022, wie aus Daten der Statistik Austria hervorgeht.

Strenge Regeln für Kreditvergabe

Zum anderen beklagt die Immo-Branche die Kreditinstituts-Finanzierungsmaßnahmen-(KIM-)Verordnung der Finanzmarktaufsicht (FMA), die im August 2022 erlassen wurde. Sie schreibt den Kreditnehmern zumindest 20 Prozent Eigenkapital für den Immobilienkauf vor und begrenzt die Laufzeit der Finanzierung auf 35 Jahre. Damals waren die Immobilienpreise auf einem Höchststand, Kredite waren leicht zu bekommen und die Kreditzinsen auf einem Rekordtief. Die FMA sah dieses Gemisch als gefährlich an und versuchte daher, mit der KIM-Verordnung die Entwicklung zu bremsen.

Doch die Immobilienbranche schäumt und hält die KIM-Verordnung für den Hauptgrund der Krise. „KIM greift massiv in den Immobilienmarkt ein. Die Hürden sind für viele besonders hoch. In Wahrheit führen die Auswirkungen der KIM-Verordnung in die Krise“, glaubt Johannes Wild, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Die FMA hält diese Argumente für nicht stichhaltige. Denn es gebe Ausnahmen. Bis zu 1,2 Milliarden Euro an Wohnbaukrediten dürften die Banken außerhalb der strengeren Kriterien vergeben. „Doch dieses Volumen ist nur zur Hälfte ausgenützt“, betont FMA-Spre-

cher Klaus Grubelnik. Es fehle einfach die Nachfrage nach Wohnungen auf entsprechendem Preisniveau.

Gestiegene Baukosten

Ein dritter Auslöser der Krise waren die Baukosten. Tatsächlich sind diese seit Jahren deutlich stärker als die Inflation gestiegen. Laut Baukostenindex der Statistik Austria verteuerte sich das Bauen seit 2002 um jährlich 3,3 Prozent, die Verbraucherpreise stiegen dagegen im Durchschnitt um 2,2 Prozent. Treiber dieses Kostentrends waren zunächst die Baumaterialien. Erst ab 2022 haben im Gefolge der hohen Inflation auch die Lohnkosten nachgezogen. Der Baukostenindex erreichte daher neue Höchststände, erst jüngst stabilisieren sich die Preise. Doch die Lohnerhöhungen in der Bauindustrie und im -gewerbe dürften kaum Entspannung der Baukosten zulassen. Das schlägt sich in den anhaltend hohen Immobilienpreisen nieder. „Bei Neubauten liegen die Verkaufspreise ab Bauträger quer durch Österreich mittlerweile bei mehr als 5.000 Euro pro Quadratmeter“, stellt Hagen Luckert, Geschäftsführer des Wohnbaufinanzberaters Infina Credit Broker, fest. Das zeigt sich auch im Baukostenindex der Statistik Austria, der im Februar 2024 einen neuen Rekordstand erreichte (siehe Grafik). Michael Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter der 3SI Immogroup, kann sich daher nicht vor-

Entwicklung der jährlichen Baukosten 2000 bis 2023 (Indexierung auf Jahr 1990)

stellen, dass es bei den Baukosten und daher auch Immobilienpreisen zu Preisrückgängen kommt. „Die Baubranche hat Lohnsteigerungen von rund 20 Prozent über die vergangenen beiden Jahre zu verkraften“, betont er. Versuche, mit der Modulbauweise günstiger zu bauen, könnten ein Ausweg sein. Doch dieses System stecke noch in den Anfangsphasen, wie Schmidt betont. Und es eigne sich nur für Neubauten auf der grünen Wiese, nicht für innerstädtische Bauten.

Mit Optimismus durch die Krise

3SI-Geschäftsführer Michael Schmidt will sich von den Turbulenzen am Markt nicht beirren lassen, obwohl auch er einräumt, dass 2023 „eine Katastrophe war“. Im ersten Halbjahr konnte 3SI noch 300 Wohnungen verkaufen, im zweiten dann nur noch 75. „Aber wir bauen seit 2022 trotzdem verstärkt“, betont er und gibt sich äußerst optimistisch, heuer zumindest 150 Wohnungen veräußern zu können. „Wir setzen auf Qualität und auf infrastrukturstarke Lagen“, erklärt Schmidt. Denn die Nachfrage sei da. Wien wachse, und die Menschen würden sich an die verteuerten Finanzierungen gewöhnen, meint er. Und begonnene Projekte nicht weiterzubauen verschlinge nur Zinsen und Betriebskosten. Billiger zu bauen hält Schmidt für keinen Ausweg. Käufer verlangten Qualität, also Parkettböden, Außenbeschattung, energieeffiziente Bauweise. Ei-

nen leichten Aufwärtstrend seit Jahresbeginn registriert auch die Buwog. „Wir konnten einige Wohnungen verkaufen, aber es ist nach wie vor schwierig“, beschreibt Andreas Holler, Geschäftsführer der Buwog Group, die aktuelle Lage.

Mieten statt kaufen

Karina Schunke, Chefin von EHL Wohnen, registriert einen deutlichen Trend zur Miete. Weil die Finanzierungen schwer zu bekommen seien, würden viele mieten statt kaufen. Die Mieten steigen daher weiterhin stärker als die Inflation. Insbesondere in Wien sei die Lage angespannt. „Hier fallen die Fertigstellungen von Wohnungen heuer um 50 Prozent ab. 2.000 Wohnungen kämen heuer auf den Markt, die Bevölkerung aber wachse“, erklärt sie. Schunke geht davon aus, dass sich die Situation am Mietmarkt daher weiter zuspitzen werde. Einen regelrechten Boom am Mietmarkt registriert die Buwog. „Wir haben derzeit alles voll vermietet“, sagt Holler. An Kleinanleger würden kaum noch Wohnungen verkauft. Früher machten sie bei der Buwog rund ein Fünftel der Käufer aus, jetzt nur noch fünf Prozent.

Dass die Immobilienpreise oder die Baukosten fallen könnten, glaubt keiner der Befragten.

Eine dramatische Warnung kommt von der Wirtschaftskammer: „Die sinkende Neubautätigkeit stellt den Immobilienmarkt auf den Kopf“, sagt Immobi-

Sonstige Kosten
Preistreiber. Seit der Covid-Pandemie sind die jährlichen Baukosten massiv gestiegen, vor allem durch die hohen Lohnkosten.
„Abschlüsse dauern viel länger als früher.“
KARINA SCHUNKER

lien-Branchensprecher Gerald Gollenz. Er erwartet, dass ab 2025 die Fertigstellungen bundesweit um bis zu 80 Prozent einbrechen. Das werde das Angebot drücken, ein Preisrückgang der Immobilien sei daher nicht zu erwarten. Wohl aber eine dramatische Folge für die österreichische Wirtschaft: „Viele Fachkräfte werden ihre Arbeit verlieren, kleinere Unternehmen werden schließen müssen“, erwartet Gollenz. Für Wohnungskäufer heiße das aber auch, dass das Angebot knapper werde, die Preise eher steigen werden.

Zwiespältiger Ausblick

Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank sieht die gesamte Branche als positives Signal. „Aber es wird keinen retten, der mit Projekten in der Krise steckt“, räumt Immobilieninvestor Günter Kerbler ein. Da müssen schon noch ein paar weitere Zinsschritte erfolgen. Gelegentlich nutzt Kerbler die angespannte Lage der Konkurrenz, um

„Der Transaktionsmarkt steht seit über zwei Jahren still.“
THOMAS G. WINKLER

günstige Projekte zuzukaufen. 3SI-Geschäftsführer Schmidt nimmt die Zinswende als Auftakt für einen neuen Aufbruch am Immomarkt. Er sieht schon seit Jahresbeginn eine leicht steigende Nachfrage. Kerbler nennt das „leichte Zuckungen am Markt“, mehr sei das nicht. Buwog-Chef Holler sieht in der Zinssenkung jedenfalls einen Lichtblick und ist dabei mit vielen Brancheninsidern einer Meinung.

Bei der derzeitigen Übergangsphase sei aber auch Nüchternheit gefordert, meint Thomas G. Winkler, Vorstandsvorsitzender der börsennotierten UBM Development AG. Damit Immobilienunternehmen wie die UBM Development AG wieder für Investoren am Kapitalmarkt attraktiv werden, müsse allerdings mehr geschehen als ein paar Zinsschritte der Notenbank. „Der Transaktionsmarkt ist über zwei Jahre stillgestanden, und es gab eine Rekordanzahl an Insolvenzen. Um das Vertrauen unserer Investoren aufrechtzuerhalten,

„Baubranche hat Lohnsteigerungen von 20 Prozent zu verkraften.“
MICHAEL SCHMIDT

setzen wir auf konsequente und transparente Kommunikation. So haben wir auch klar kommuniziert, dass wir 2024 Liquidität vor Profitabilität stellen und erst 2025 wieder in die Gewinnzone zurückkehren“, sagt Winkler dem Börsianer. Er ist aber vorsichtig optimistisch, in den nächsten Quartalen wieder am Kapitalmarkt aktiv werden zu können.

Die Branche müsse dazu ihr derzeit anhaftendes Krisenimage verlieren.

% MEINE RENDITE

Die Immobilienkrise ist trotz EZB-Zinssenkung noch nicht ausgestanden. Branchenvertreter sehen nur im Wegfall der KIM-Verordnung die Lösung. Für potenzielle Käufer und Investoren könnte sich abwarten lohnen. Finanzierungen sollten günstiger werden und die Immobilienpreise zumindest nicht weiter steigen. Mittelfristig könnten Baukosten durch Innovationen wie die Blockbauweise sinken. In der Branche ist eine Konsolidierung auf Angebotsseite erkennbar. n

IMPULSE FÜR DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT

Österreichs Wettbewerbsfähigkeit ist gesunken. Der Börsianer wollte deshalb wissen, mit welchen Konzepten für den Standort Österreich die Parteien in die Nationalratswahl im September gehen.

Viele Gespräche, die der Börsianer in letzter Zeit mit Vertretern von börsennotierten Unternehmen führte, kamen schnell zu einem Thema: dem Standort und den damit verbundenen Sorgen. Das ist zwar nichts Neues –man erinnere sich an den unglücklichen Kommentar des ehemaligen Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl über den „abgesandelten“ Wirtschaftsstandort. Der Unmut wird jedoch derzeit durch wenig ermutigende Statistiken verstärkt. Im Standort-Ranking des IMD ist Österreich beispielsweise unter 67 bewerteten Ländern auf den 26. Platz zurückgefallen. Welche Antworten hat die Politik darauf? Die Senkung der Lohnnebenkosten oder Unternehmensabgaben finden sich beispielsweise von jeher auf diversen Forderungslisten. Doch geschehen ist wenig. Wo kann man noch ansetzen? Manche setzen ihre Hoffnung auf die Transformation der Wirtschaft, in der Österreich eine Führungsrolle spielen möchte. Doch kann das allein durch nationale Anstrengungen gelingen, oder bedarf es eines europäischen Zusammenspiels? Die Parlamentsparteien bieten hierzu unterschiedliche Lösungsansätze an.

Mit rund 23.000 Arbeitnehmern beschäftigt die Voestalpine AG fast die Hälfte ihrer Belegschaft im Inland. Steigende Energie- und Lohnkosten trübten zuletzt unter anderem die Wettbewerbsfähigkeit.

Theresia Niss Nationalratsabgeordnete ÖVP

Aus Unternehmerkreisen heißt es, hohe Lohnkosten, Bürokratie und Überregulierung gefährdeten den Wirtschaftsstandort. Sehen Sie Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bedroht? – Österreich ist als Standort attraktiv für viele globale Top-Unternehmen und für viele KMUs, die das Fundament unserer Wirtschaft bilden. Damit das so bleibt, gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu stärken. Entlastung, Bürokratieabbau und die Schaffung der besten Rahmenbedingungen für Investitionen stehen dabei ganz oben auf unserer Agenda. Dann bleibt der Standort Österreich auch in Zukunft attraktiv und international wettbewerbsfähig. Dafür arbeiten wir, den Kurs gibt dabei der „Österreich-Plan“ von Bundeskanzler Karl Nehammer vor.

Welche Maßnahmen hinsichtlich des Standorts halten Sie für erforderlich, um den Wohlstand im Land auch in Zukunft zu sichern? –Es sind die Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und so Wohlstand ermöglichen. Wir wollen die besten Rahmenbedingungen schaffen, damit Betriebe erfolgreich wirtschaften können und der Standort gestärkt wird. Etwa durch Senkungen der Unternehmenssteuern und der Lohnnebenkosten. Außerdem stehen wir für eine Reduktion der Berichtspflichten von Unternehmen. Auch geht es um mehr Konsequenz, um die Übererfüllung europäischer Mindeststandards – Stichwort „Gold Plating“ – zu vermeiden.

Welche Maßnahmen sollten auf europäischer Ebene verfolgt werden? – Wichtig wäre eine neue Schwerpunktsetzung der EU in Richtung der Wirtschaft und des konsequenten Abbaus von Überregulierung und der schleichenden Zentralisierung auf europäischer Ebene. Nur so bleiben wir international wettbewerbsfähig.

Welche anderen Länder dienen als Vorbilder? – Im Bereich Digitalisierung sind die skandinavischen oder baltischen Länder sicher Vorbilder, auch für uns. Außerhalb der EU ist die Schweiz in Hinblick auf die Abgabenquote ein Land, an dem man sich orientieren kann. Und außerhalb Europas punktet etwa Israel als Innovationsstandort und Start-up-Hub.

Aus Unternehmerkreisen heißt es, hohe Lohnkosten, Bürokratie und Überregulierung gefährdeten den Wirtschaftsstandort. Sehen Sie Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bedroht? – Österreichs Wettbewerbsfähigkeit hat in den letzten Jahren tatsächlich gelitten. Sie ist – noch – nicht in Gefahr, aber zweifellos durch ein „Weiter-so“ wie in den Jahren Schwarz-Grün und Schwarz-Blau gefährdet. Der wesentliche Fehler in der Wirtschaftspolitik der Regierung war, dass sie über fast zwei Jahre eine deutlich höhere Teuerung als der westeuropäische Durchschnitt zugelassen hat. Sie haben einfach nichts getan. Dafür zahlen die Unternehmen und die Bevölkerung einen hohen Preis. Auch in der Währung Wettbewerbsfähigkeit.

Welche Maßnahmen hinsichtlich des Standorts halten Sie für erforderlich, um den Wohlstand im Land auch in Zukunft zu sichern?

– Wir müssen zurückkommen auf eine Wirtschaftspolitik, die auf Beschäftigung setzt, die auf Investitionen setzt, die den Unternehmen beim Investieren hilft und selbst investiert. Die gewaltigen Anstrengungen, die im Zuge der Transformation nötig sind, also der Umstellung auf klimafreundliche Energiegewinnung, Industrie, Gebäude, Landwirtschaft und ein klimafreundliches Verkehrssystem, können Staat und Unternehmen nur gemeinsam schaffen. Und: Über den Wohlstand von morgen entscheidet sich, wie gut wir die Kinderbetreuung, Schulen, die Lehre und die Universitäten organisieren.

Welche Maßnahmen sollten auf europäischer Ebene verfolgt werden? – Die Europäische Union hat einen wesentlichen sozialdemokratischen Gedanken aufgegriffen: Wir müssen Arbeitsplätze wieder zurückholen nach Europa. Wir müssen auf die europäische Industrie schauen und dürfen es nicht einfach zulassen, dass große Branchen sang- und klanglos aus Europa abwandern.

Welche anderen Länder dienen als Vorbilder, was könnte man sich dort abschauen? – Lange Zeit war Österreich selbst ein Vorbild für andere Länder. Hohe Beschäftigung, gute Löhne, hohe Produktivität, innovative Unternehmen und eine innovative Gesellschafts- und Sozialpolitik. Das sind Merkmale sozialdemokratischer Staaten. Nach den Regierungsjahren von ÖVP mit FPÖ und Grünen müssen wir uns Vorbilder suchen. Das ist kein gutes Zeichen.

Aus Unternehmerkreisen heißt es, hohe Lohnkosten, Bürokratie und Überregulierung gefährdeten den Wirtschaftsstandort. Sehen Sie Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bedroht? – Unsere Wirtschaft wird durch überbordende Bürokratie, Melde- und Berichtspflichten und Überregulierungen belastet. Vieles davon ist auf nationaler Ebene verschuldet, aber auch durchs sogenannte Gold Plating, also Übererfüllung von EU-Richtlinien. Diese Belastungen, mit denen die Betriebe tagtäglich konfrontiert sind, gefährden den Wirtschaftsstandort. So ist Österreich in den letzten Jahren im Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit zurückgefallen. Diese Regierung ist auch auf EU-Ebene nicht gewillt, sich gegen weitere Regulierungen und Belastungen auszusprechen.

Welche Maßnahmen hinsichtlich des Standorts halten Sie für erforderlich, um den Wohlstand im Land auch in Zukunft zu sichern?

– Die Wirtschaft muss von überbordenden Bürokratie-, Melde- und Informationsverpflichtungen befreit werden, wie etwa durch einen „Bürokratie-Check“ für alle neuen Gesetze vor ihrer Beschlussfassung oder durch Durchforstung des nationalen Rechtsbestands in Hinblick auf die Wirtschaft belastende Normen. Überdies sind Potenziale für die Senkung der Lohnebenkosten ohne Auswirkungen auf Sozialleistungen auszuloten und diese dann auch umzusetzen. Kurzfristig sind jedenfalls auch die Kammerbeiträge zu den Wirtschaftskammern dringend zu reduzieren. Zur Entlastung der energieintensiven Industrie ist dringend eine Verlängerung des StrompreiskostenAusgleichsgesetzes zu beschließen.

Welche Maßnahmen sollten auf europäischer Ebene verfolgt werden? – Auf EU-Ebene muss ein grundsätzlicher Kurswechsel vorgenommen werden, der geeignet ist, endlich die die Wirtschaft belastenden Überregulierungen zu beenden, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft nicht noch weiter einzuschränken.

Welche anderen Länder dienen als Vorbilder? – Vorbilder sind für uns weniger andere Länder als viel mehr ganz generell jene Unternehmen und Wirtschaftstreibenden, die trotz dieser zum Teil widrigen Rahmenbedingungen und Belastungen dennoch in der Selbständigkeit bleiben und damit Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen. Genau für diese Gruppe gilt es nun, die angeführten Maßnahmen zu setzen.

Aus Unternehmerkreisen heißt es, hohe Lohnkosten, Bürokratie und Überregulierung gefährdeten den Wirtschaftsstandort. Sehen Sie Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bedroht? – Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Österreichs Wirtschaft weg vom alten Denken und die grüne Transformation schaffen. Je mehr Energie wir im Land produzieren, desto mehr Wertschöpfung bleibt im Land, und wir werden resilient. Das bietet gleichzeitig auch die Chance für Innovationsführerschaft bei grünen Technologien und attraktive Jobs im Land. Die Bundesregierung unterstützt das durch den Transformationsfonds für die Industrie sowie zahlreiche weitere Förderungen. Internationale Entwicklungen, wie die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf E-Mobilität, dürfen wir nicht verschlafen. Die Politik hat die Verantwortung, für Unternehmen Planungssicherheit zu schaffen.

Welche Maßnahmen hinsichtlich des Standorts halten Sie für erforderlich, um den Wohlstand im Land auch in Zukunft zu sichern? – Wir müssen mehr Wertschöpfung in Österreich halten. Also weg von der Gasabhängigkeit und Energie hier erzeugen. Und weg vom hohen Ressourcenverbrauch hin zur Kreislaufwirtschaft. Das schafft neue Arbeitsplätze, macht die Wirtschaft weniger abhängig von Russland und China und hilft außerdem dem Klima.

Welche Maßnahmen sollten auf europäischer Ebene verfolgt werden? – Der Green Deal ist ein sehr wichtiger Schritt, um Europa langfristig wettbewerbsfähig zu halten. Wir müssen in Österreich auf das setzen, worin wir stark sind: Hochtechnologie und Qualität. Wenn wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen, kann Europa Weltmarktführer in grünen Technologien werden. Damit erhalten wir attraktive Jobs und Wohlstand in Europa und Österreich.

Welche anderen Länder dienen als Vorbilder? – Es gilt, die Politikbereiche vernetzter zu begreifen. US-Präsident Bidens Inflation Reduction Act ist eine kluge Kombination aus Klima-, Sozial-, Wirtschafts- und Industriepolitik. Da braucht es mehr Investitionen in der EU – eine Politik, die uns unabhängiger von fossilen Energien macht, ist auch Teil einer nachhaltigen Außen- und Sicherheitspolitik.

Aus Unternehmerkreisen heißt es, hohe Lohnkosten, Bürokratie und Überregulierung gefährdeten den Wirtschaftsstandort. Sehen Sie Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bedroht? – Ja. Die Wirtschaftspolitik geht in die falsche Richtung, während andere Länder wie Dänemark oder die Schweiz konsequent ihren Standort stärken. Österreichs Wettbewerbsfähigkeit befindet sich auch deshalb im Sinkflug, weil die Regierungspolitik, die nur den Rahmen setzen kann, nicht aus dem Dauerkrisenmodus herauskommt und keine Energie für mutige Reformen hat.

Welche Maßnahmen hinsichtlich des Standorts halten Sie für erforderlich, um den Wohlstand im Land auch in Zukunft zu sichern? – Eine umfassende Entlastung im Rahmen einer Steuerreform, die Mehrleistung belohnt und nicht verhindert. Eine umfassende Bildungsreform, weil das Wissen und die Fähigkeiten in Österreich ein wichtiges Kapital für die Zukunft sind. Generell brauchen wir Reformen für mehr Vermögensaufbau in Österreich, mit einer Stärkung der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge. Ein starker Kapitalmarkt trägt zu Investitionen in den Standort bei, deshalb braucht es in der nächsten Bundesregierung auch eine starke Stimme für mehr EU-Binnenmarkt.

Welche Maßnahmen sollten auf europäischer Ebene verfolgt werden? – In der nächsten EU-Legislaturperiode sollte erstens Entbürokratisierung ernsthaft angegangen werden, zweitens eine Zukunftsquote im EU-Budget angestrebt werden, drittens die Kapitalmarkt- und die Energieunion vollendet werden, um Preise zu senken und Investitionen zu mobilisieren.

Welche anderen Länder dienen als Vorbilder, was könnte man sich dort abschauen? – Man kann sich in Dänemark ansehen, wie man ohne akute Krise den Sozialstaat langfristig absichert. Von der Schweiz kann man lernen, wie ein funktionierender Föderalismus dafür sorgt, dass niedrigere Steuern mit hoher Lebensqualität einhergehen. Von Estland kann Österreich lernen, wie ein digitaler Staat und ein modernes Schulsystem aufgebaut sind.

@ DELOITTE

Pride-Saison 2024.

Wir blicken zurück auf unvergessliche Momente: Den dynamischen Pride Run den geselligen Pride Brunch und die eindrucksvolle Pride Parade. Danke an alle Teilnehmer:innen! Gemeinsam haben wir gezeigt, dass Liebe keine Grenzen kennt und Vielfalt unsere größte Stärke ist. Lasst uns weiterhin für Gleichberechtigung und Akzeptanz kämpfen – nicht nur bei der Pride, sondern jeden Tag! #Pride2024 #LoveIsLove #PrideRun #PrideBrunch #PrideParade #LGBTQ #Equality #Community #CelebrateDiversity

Bei unserem #Nachhaltigkeitsforum kamen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Gemeinsam und in Arbeitsgruppen steckten sie Ziele und Maßnahmen ab, tauschten sich über Herausforderungen in der Umsetzung aus und legten die nächsten Schritte fest. Das Forum setzte wichtige Impulse für unser Klima- und Umweltschutzprogramm, das auf den vier Eckpfeilern #Klimawandel, #Umweltschutz, #Biodiversität & #Ökosysteme und #Ressourcennutzung & #Kreislaufwirtschaft aufbaut. #Nachhaltigkeit #ASFINAG #InsideASFINAG

Live-Bericht von der Green Postal Night aus Wien! Gemeinsam mit Walter Oblin eröffnete Georg Pölzl das Event in „Meinls Rösthalle“. Es folgt ein Impulsvortrag von Klimaexperte Marcus Wadsak und eine Podiumsdiskussion mit Mirjam Techt, Robert Nagele, Thomas Jakl und Walter Oblin, moderiert von Daniela Philipp. Jetzt werden gerade die Zertifikate durch unseren Vertrieb übergeben. Danach erkunden wir den Themenpark mit Fokus auf Post Loop, die gabarage upcycling design und vielem mehr. Als Pionierin in der Logistik stellen wir seit 2011 alle Sendungen CO2-neutral zu. Dies erreichen wir durch Emissionsreduktion, erneuerbare Energien, den Ausbau unserer E-Flotte und Klimaschutzprojekte. Der TÜV Austria bestätigt jährlich unsere CO2-neutrale Zustellung. Heute übergeben wir unseren Geschäftskund*innen das „CO2-NEUTRAL ZUGESTELLT“-Zertifikat bei der Green Postal Night. #logistik #nachhaltigkeit #zusammenbringen #GreenPostalNight

Wir erweitern unser Trinkwasserleitungsnetz in der Region Petronell-Carnuntum und im Gemeindegebiet von Scharndorf. Dafür bauen wir eine 7,5 km lange Transportleitung, um die Versorgungssicherheit zu garantieren und weitere Gemeinden in der Region mit Trinkwasser zu versorgen. Die Fertigstellung der Transportleitung ist für Dezember 2024 geplant. #trinkwasser #baustart #transportleitung

Die Freude ist groß! Zusammen mit SMATRICS dürfen wir uns über den 2. Platz beim Best4FLEET-Award in der Kategorie „Elektro-Infrastruktur & Lastmanagement“ freuen, der gestern in der Wiener Hofburg im Rahmen der Fleet Convention verliehen wurde. Dabei bewertete eine Expertenjury Unternehmen nach deren Image. Vielen Dank für diese Auszeichnung! Auf dem Foto v. l.: Roland Lausch, Viviane Hitschmann, Martin Brunner, Martha Salaquarda, Philipp Edinger, Tobias Reschop, Thomas Dittrich #verbund #best4fleet #award #auszeichnung #elektroinfrastruktur #lastmanagement

@ PALFINGER AG

Exciting expansion – from Löbau into the world! We are delighted to announce the re-opening of our European hub for access platforms in Löbau, which marks a significant milestone in PALFINGER’s journey. With an investment of more than 14 million euros since 2021, PALFINGER is strengthening its position as the world’s leading supplier of state-of-the-art access platforms. This new site not only underscores our commitment to quality and efficiency but also supports our growth by making access platforms an important pillar of the business, alongside cranes. #palfingerag #palfinger #opening #platforms

Der Flughafen Wien war Gastgeber einer Konferenz der Wirtschaftskammer Niederösterreich und von Ecoplus zur Wasserstoffzukunft Niederösterreichs. Bei der Veranstaltung „Wasserstoff.Zukunft.Niederösterreich“ im Vienna Airport Conference & Innovation Center tauschten sich 400 Experten und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft über den aktuellen Stand der Wasserstofftechnologie aus. Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner betonte die Rolle des Flughafens als großer Erzeuger von Sonnenstrom, aktuell prüft der Airport die Nutzung von Wasserstoffproduktion zur Verwertung von PV-Überschussstrom. Der Flughafen Wien engagiert sich aktiv für eine nachhaltige Energiezukunft. #Energiezukunft #Nachhaltigkeit #FlughafenWien

Once again, we would like to use #PrideMonth to take a stand and show our colors. At UNIQA, we strongly believe that our strength comes from diversity. That is why we value and respect each other – regardless of sexual orientation or identity. This year we are not only sending out a bright signal with the rainbow lighting of the UNIQA Tower, but are also involved as a premium sponsor of the EuroGames in Vienna, for more diversity in sport. We are particularly pleased that over 60 colleagues will be actively involved as athletes and volunteers. #HappyPride #UNIQA #LivingBetterTogether #EqualRights

KOLUMNE

CORPORATE

NEWSROOM: GUTE PLANUNG IST ALLES

Die Kommunikationsabteilungen stehen heute vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Es gibt immer mehr Kanäle und Technologien, was die Vielfalt und Komplexität der Kommunikationslandschaft erhöht. Zudem haben Geschwindigkeit und globale Reichweite deutlich zugenommen. All dies erfordert von den Kommunikatoren ein hohes Maß an Flexibilität, Kreativität und strategischer Planung. Der Corporate Newsroom kann hierbei ein gutes Hilfsmittel sein, das auch wir seit fast zehn Jahren nutzen, um unsere Kommunikationsaktivitäten zu planen und konzernweit zu steuern. Es handelt sich dabei nicht um einen physischen Raum, sondern vielmehr um ein Mindset. Unser Ziel ist es, alle Zielgruppen dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten, auf ihre vertraute Art und Weise. Während wir 2015 noch eines der wenigen Unternehmen mit einem Newsroom waren, hat sich das Konzept mittlerweile auch in vielen anderen Kommunikationsabteilungen bewährt - und ist nach wie vor aktuell. Wichtig für den erfolgreichen Einsatz ist aber die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung. In naher Zukunft wird uns künstliche Intelligenz dabei unterstützen, Trends zu erkennen und unsere Strategien laufend zu verbessern. Entscheidend sind aber die Menschen und das Teamwork. p.felsbach@derboersianer.com

PETER FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG
@ FLUGHAFEN WIEN
@ UNIQA

PROMINENZ, HUMOR UND GROSSE GEWINNE

Die Wienerberger AG holte sich den CorporateBond-Preis: in der Siegerpose Vorständin Solveig Menard-Galli.

WIENER BÖRSE AG

WIENER BÖRSE PREIS 2024

04. JUNI 2024

PALAIS NIEDERÖSTERREICH, WIEN

Beim Wiener Börse Preis im Palais Niederösterreich in Wien kam die Prominenz des Kapitalmarktes zusammen. Auch Finanzminister Magnus Brunner trat in seiner Funktion auf. Wiener-BörseChef Christoph Boschan führte galant durch den Abend und bildete mit Meinungsforscher Peter Hajek kurzzeitig ein Duo mit Stand-up-Comedy-Qualitäten, das man so nicht vorausgesehen hatte. Willibald Cernko holte sich als scheidender Vorstandschef mit der Erste Group Bank AG den großen ATX-Preis. Insgesamt wurden 13 Awards an neun Unternehmen übergeben.

Meinungsforscher Peter Hajek wartete mit einigen interessanten Bonmots für Tierbesitzer auf: jene, die einen Vogel haben, besitzen die meisten Aktien. Christoph Boschan (Wiener Börse AG) nahm es mit Humor.

Hannes Roither (Palfinger AG) ist sichtlich gerührt. Er übernahm den Preis für 25 Jahre IR-Arbeit von Fritz Mostböck (Erste Group Bank AG) und Edith Frank (Wiener Börse AG) entgegen. Gratulation!

SOMMER, SONNE, SONNENSCHEIN

Trio: Wolfgang Litzlbauer (Umdasch), Patricia Neumann (Siemens AG Österreich) und IV-Präsident Georg Knill.

Bitte lächeln: Reinhard Schwendtbauer (RLB OÖ AG),

Willibald Cernko freute sich über den großen ATX-Preis für die Erste Group Bank AG.

RAIFFEISENLANDESBANK OÖ AG

KUNDENEMPFANG DER RLB OÖ AG

25. JUNI 2024

REITERPLATTFORM ALBERTINA

Der Kundenempfang der Raiffeisenlandesbank OÖ AG zählt zu den wichtigsten und begehrtesten Sommerfesten des Finanzmarkts Österreich. Mehr als 1.000 Besucher, darunter viel Prominenz aus Wirtschaft und Politik, genossen den stimmungsvollen Abend auf der Reiterplattform der Albertina in Wien. Mit dabei waren Andreas Klauser (Palfinger AG), Gerald Mayer (Voestalpine AG), Michaela Friepess (Pierer Industries AG), Claudia Trampitsch (Amag) sowie Johann Strobl (RBI AG).

Gastgeber Heinrich Schaller war sichtlich zufrieden und posierte für unzählige Fotos mit seinen über 1.000 illustren Gästen. Hier mit Gattin Claudia, Michael Strugl (Verbund AG) und Unternehmer Walter Scherb.

Die Minister und RLB-OÖ-Vorstandschef Heinrich Schaller: Martin Polaschek, Karoline Edtstadler und Norbert Totschnig sorgten für die politische Prominenz.

Henrietta Egerth-Stadlhuber (FFG), Industrieller Hannes Androsch und Porr-CEO Karl-Heinz Strauss.

VISIONEN FÜR DIE STADT VON MORGEN

Beatrice Schobesberger, Herta Stockbauer (BKS Bank AG) und Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB): ein sommerliches Trio.

Carmen Redman-Wippel (Taylor Wessing) und Hedwig Sazma (RBI) waren zwei gern gesehene Gäste.

Ein erstklassiges Podium: Dieter Dorazin (Wiener Linien), Kristina Giacomelli (Sangreal Properties), Herwig Schwarz (Strabag Real Estate), Ingrid Krawarik („Börsianer“), Theresa Mai (Wohnwagon).

Claudia Steegmüller (Taylor Wessing) fragte nach, Solveig Menard-Galli (Wienerberger AG) hörte gespannt zu.

An so einem traumhaften Tag kommen die Leute zusammen. Sowie Ex-Bank-Austria-Vorstand Wilhelm Hemetsberger, Hannes Mösenbacher (RBI) und der neue Finanzvorstand der Voestalpine AG, Gerald Mayer.

Grüll, Ex-CFO der RBI, und Wilhelm Celeda (Kathrein Bank AG) freuten sich über das wunderschöne Ambiente im Palais Liechtenstein.

BÖRSIANER

28. BÖRSIANER SALON

18. JUNI 2024

BOXWOOD-RESTAURANT, WIEN

Beim 28. Börsianer Salon im Boxwood im ersten Wiener Bezirk ging es um die Stadt der Zukunft. Themen wie „Der Baustoff von morgen“ und „Strukturen für eine nachhaltige und grüne Stadt“ wurden von den Experten auf dem Podium – Kristina Giacomelli (CEO Sangreal Properties), Wohnwagon-Gründerin Theresa Mai, Hauptabteilungsleiter Dieter Dorazin von den Wiener Linien und Geschäftsführer der Strabag Real Estate, Herwig Schwarz – aufgegriffen. Die Gäste freuten sich über eine spannende und sehr lebhafte Diskussion und ein schmackhaftes Frühstück.

STIMMUNGSVOLLES GARTENFEST

RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL AG

RBI SUMMER COCKTAIL 2024

13. JUNI 2024

PALAIS LIECHTENSTEIN, WIEN

Rund 800 Gäste, unter denen sich prominente Vertreter aus Wirtschaft, Politik, und Gesellschaft fanden, nahmen am traditionellen Summer Cocktail der Raiffeisen Bank International (RBI) im Gartenpalais Liechtenstein teil. Vorstandsvorsitzender Johann Strobl begrüßte die Anwesenden, darunter Außenminister Alexander Schallenberg und Altkanzler Wolfgang Schüssel. Die Veranstaltung bot zahlreiche Networking-Möglichkeiten. Für das leibliche Wohl sorgte Do & Co bis in die späten Abendstunden.

Auch sie dürfen nicht fehlen: Valerie Brunner (RBI) mit Porr-Vorstand Karl-Heinz Strauss.

Außenminister Alexander Schallenberg und Johann Strobl (RBI), beide sichtlich gut gelaunt.

Martin

ES DROHEN WEITERE FÜNF VERLORENE JAHRE

Österreich ist wegen der hohen Inflation in Europa Schlusslicht bei den realen Renditen des privaten Geldvermögens. Die angedachten Reformen für Vorsorge und Kapitalmarkt der Regierung blieben folgenlos. Die kommende Nationalratswahl gibt wenig Grund zu Optimismus.

Fünf lange Jahre hatte die schwarzgrüne Koalition Zeit, um das Wahlprogramm in den Punkten Kapitalmarkt und Altersvorsorge abzuarbeiten. Geschehen ist trotz ambitionierter Vorgaben praktisch nichts. Es gab weder die versprochene KESt-Befreiung für ethisch-ökologische Investments noch irgendwelche in Aussicht gestellten Förderungen für die zweite und dritte Säule des Pensionssystems. Lediglich der Finanzbedarf für die Stützung der staatlichen Pensionen uferte weiter aus: 2023 musste der Bund bereits 37 Prozent seiner Steuereinnahmen für die Pensionisten verwenden. Und weil in den kommenden Jahren die Babyboomer in den Ruhestand treten, steigt der Finanzbedarf weiter sprunghaft. FPÖ und SPÖ lässt das übrigens kalt: Beide fordern weitere teure Pensionszuckerln.

Auf der Gegenseite brachten die vergangenen fünf Jahre einen rekordverdächtigen Schwund der Kaufkraft des privaten Vermögens des österreichischen Wahlvolkes. Während sich die Zinsen vor allem für täglich fälliges Geld nahe null bewegten, zehrte die in Österreich besonders hohe Inflation kräftig am Kapitalstock. Ernüchternd ist auch die Zehnjahresbilanz: Laut einer Studie von Raiffeisen Research war Österreich beim Punkt Realverzinsung des gesamten privaten Geldvermögens zwischen 2013 und 2022 Schlusslicht unter elf untersuchten EU-Staaten: Pro Jahr ging den österreichischen Sparern und Anlegern mehr

„Die Reaktion der Politik: Achselzucken.“
MARTIN KWAUKA

als ein halbes Prozent Kaufkraft verloren. Österreich war damit der Hauptverlierer der Nullzinspolitik der EZB. Staaten wie Finnland, Irland und sogar Griechenland erreichten im gleichen Zeitraum mehr als drei Prozent plus per annum.

Die Reaktion der Politik: Achselzucken. Auch die Wahlprogramme geben wenig Hoffnung auf Besserung. So gab ÖVP-Finanzsprecher Karlheinz Kopf in einer Umfrage von Fonds Professionell zum Besten: „Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge hat sich bereits als effektiv erwiesen.“ Was kümmert den ÖVP-Finanzkapazunder schon die Realität, dass die Zukunftsvorsorge seit der Finanzkrise 2007/2008 an die Wand gefahren ist und dringend reformiert werden müsste. Übrigens: Seitdem sind 16 Jahre vergangen, in denen lückenlos ÖVPFinanzminister verantwortlich für dieses Desaster eines Produkts mit anfangs über einer Million Kunden waren. Zum Wunschdenken neigt dagegen in der Umfrage SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer: Er schlägt bei der Zukunftsvorsorge eine Mindestrendite in Höhe der Inflation vor – natürlich ohne Angabe, wer das zahlen soll. Zur generellen Stärkung des

Der leidenschaftliche Weinbauer (66) ist seit 29 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

Kapitalmarkts fällt übrigens beiden wenig Konkretes ein, was in ihren nationalen Handlungsbereich fiele: Kopf sieht primär die Kapitalmarktunion als Erfolgsfaktor, auch Krainer verweist auf die EU. Das kann in einer möglichen großen Koalition lustig werden, wenn die geballte Kompetenz beider Parteien aufeinandertrifft. Beim Thema KESt und beim vorgeschlagenen Vorsorgedepot sind sich wiederum die grüne Finanzsprecherin Nina Tomaselli und SPÖ-Pendant Krainer einig, dass kein Handlungsbedarf bestehe. Die Steuern auf Kapitalerträge seien niedriger als die Steuern auf Arbeit. Auch hier scheint ihre Meinung nicht durch Fakten getrübt. Die durchgerechnete Besteuerung von Aktien nach KöSt und KESt liegt in Österreich mit 44,18 Prozent laut usp.gv.at knapp unter dem Grenzsteuersatz für Einkommen zwischen 62.080 und 93.120 Euro. Angesichts der Tatsache, dass die KESt pauschaliert ist und (Kauf-) Spesen nicht abgezogen werden dürfen, liegt die Besteuerung sogar deutlich über der Durchschnittsbesteuerung von Erwerbseinkommen. Das gilt ganz besonders für Kleinanleger.

Am kapitalmarktfreundlichsten geben sich Neos-Finanzsprecherin Karin Doppelbauer und FPÖ-Finanzsprecher Hubert Fuchs. Doch was sagt das schon: Als Fuchs Finanzstaatssekretär war, ist davon nichts umgesetzt worden. Fazit: Ganz gleich, wie die nächste Regierung aussieht, es drohen weitere verlorene Jahre für Anleger, die Altersvorsorge und den Kapitalmarkt. n

VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

FIRMENINDEX

3 Banken Generali Investment 37

3 S Immo Group 100

Acatis Investment 36, 38

Addiko Bank AG 50

Aegon Asset Management 38

Allianz Versicherung Österreich 79

B&C Holding 55

Baker McKenzie Österreich 63, 66

Bank99 77

BDO Austria 86, 87

Berenberg Bank 97

Bet at Home AG 17

Binder Grösswang 75

BPV Hügel 63

Brandl Talos 63, 74, 75

Buwog Group 100

CBRE 84

Cerha Hempel 70, 71, 88

Deutsche Bundesbank 29, 31

DLA Piper 64

EHL Wohnen 99

Erste Group Bank AG 21, 43, 93, 97

Erste Stiftung 16, 23

Euro Gruppe 23

Europäische Union (EU) 21, 25

Europäische Zenralbank 30

European Forum Alpbach 16, 21

EVN AG 93

EY Österreich 17, 87

FH ST. Pölten 86

Finanzmarktaufsicht FMA 93, 99

Finanzminister Magnus Brunner 29, 91

Finanzprokuratur 60

Flughafen Wien AG 93

FPÖ 104

Freshfields 65, 74

Froots 90

FWP 63

Gallup Institut 79

Grüne 105

GSV 63

Herbst Kinsky 65

Horvath Österreich 87

Infina Credit Broker 100

Janus Henderson 36, 40

JP Morgan Asset Management 38, 81

Julius Bär 60

Kanzlei Weisenheimer 69

Kanzler Hofer 55

IMPRESSUM/SERVICE

Chefredakteur/Herausgeber: Wayne Financial Media GmbH

Chefredaktion: Ingrid Krawarik (CvD), i.krawarik@derboersianer.com; Daniel Nutz, d.nutz@derboersianer.com

Redaktion: Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Anna Lena Scheuz, Hedwig Schneid, Robert Winter

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Kreditschutzverband 1870 59 Lenzing AG

Matejka & Partner Asset Management

Oekostrom AG

Hagelversicherung 78

Österreichische Post AG 93

Österreichischer Juristenverband 63 ÖVP 103

Palfinger AG

Pictet Asset Management 42 PWC 81

Raiffeisen Bank International AG 42, 77, 93, 109

Raiffeisen Landesbank OÖ 108

S Immo AG 84 Salus Alpha 42

Schiefer Rae 70 Schoellerbank

Korrespondenten: Deutschland/Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz/Zürich: Daniel Zulauf

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93, 108

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

WELTBLICK

Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

KRIEGERISCHE ZEITEN, KRIEGERISCHE START-UPS

Korrespondent Deutschland

MÜNCHEN. Die erfolgreichsten Startups sind jene, die romantische Vorstellung am nachhaltigsten erschüttern. Zum Beispiel Helsing: Vor drei Jahren in München gegründet, könnte das Rüstungs-Start-up mit einer neuen Finanzierungsrunde eine Bewertung von vier Milliarden US-Dollar erreichen. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete des Start-ups ist das Schlachtfeld in der Ukraine. Dort lernen Drohnen mithilfe der Helsing-KI-Spezialisten das Nachdenken. Das Start-up war

bereits ein Jahr nach der Gründung in den Krieg gezogen: In der Ukraine stellt es seine Fähigkeiten und Technologien für Operationen an vorderster Front bereit. Ihren Geschäftszweck definieren die Münchner so: „Es ist Helsings Anspruch, als europäischer Technologievorreiter demokratische Gesellschaften zu befähigen, souveräne Entscheidungen zu treffen und eigene ethische Standards durchsetzen zu können.“ Jede Zeit bringt ihre eigenen Start-ups hervor. Und die Zeiten sind gerade kriegerisch.

KITZBÜHEL SCHLÄGT ST. MORITZ UM LÄNGEN

ZÜRICH. Die Pandemie hat viele tiefe Spuren hinterlassen, auch im Zweitwohnungsmarkt in alpinen Top-Destinationen. Seit Ende 2019 verteuerten sich die Ferienwohnungen in den Schweizer Alpen kumuliert um fast 30 Prozent. Das stellte die UBS unlängst in ihrem „Alpine Property Focus“ fest. An der Spitze der internationalen UBS-Rangliste steht ein Schweizer Standort. Das ist mit Blick auf den Reichtum des Landes noch keine Überraschung. Erstaunlich ist, dass sich Langzeitleader St. Moritz von Ver-

bier, einem unter Engländern gerade besonders beliebten Ort in den Walliser Alpen, verdrängen lassen musste. Gewiss: Mit einem Quadratmeterpreis von 21.200 Franken bleiben Eigenheime in St. Moritz einer sehr kleinen und betuchten Klientel vorbehalten. Europas teuerste Alpendestination außerhalb der Schweiz ist Kitzbühel (Rang 7). Dort ist der Quadratmeterpreis in den letzten zehn Jahren um 5,8 pro Jahr auf 16.200 Franken gestiegen – so schnell wie nirgendwo in den 43 von UBS untersuchten Destinationen.

HÄRTER GEGEN CHINA EU

ITALIEN. Seit Russland aus dem Völkerrecht ausscherte, ist aus der G8 die G7 geworden. Beim Gipfel in Fasano verständigten sich die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien auf ein 50-Milliarden-Euro-Hilfspaket für die Ukraine. Auch die Gangart gegen China wurde härter, gerade hinsichtlich chinesischer Komponentenlieferungen für Russlands Rüstungsindustrie.

DANIEL ZULAUF

Korrespondent Schweiz

GEGEN US-TECH-GIGANTEN

KALIFORNIEN. Mit rund 3.200 Prozent auf Fünfjahressicht hat Nvidia den größten Kursgewinn weltweit hingelegt und mit einer Marktkapitalisierung von 2,9 Billionen US-Dollar Microsoft und Apple als wertvollste Unternehmen der Welt überholt. Für Microsoft hagelte es zuletzt eine Strafe der EU wegen Wettbewerbsbehinderung. Die EU geht immer massiver gegen die Marktmacht der US-Tech-Giganten vor.

Das nächste Magazin erscheint um den 7. Oktober 2024. Bis dahin täglich: www.derboersianer.com

OLIVER STOCK

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