Grüne Wende auf Schiene?
Aus eigener Kraft.
Mit der Natur. Seit mehr als 70 Jahren und in Zukunft.
Zukunfts-Themen im Fokus:
„Wir müssen die Transformation begleiten!“
In Sektoren zu denken, greift zu kurz. Um verantwortungsvoll mit der Komplexität von Nachhaltigkeit umzugehen, braucht es Masterpläne. Geschäftsführer Dieter Aigner und Fondsmanager Stefan Grünwald erläutern, wie Raiffeisen Capital Management1 den anspruchsvollen Herausforderungen von wertebasiertem Investieren begegnet.
Als eine von nur wenigen Fondsgesellschaften in Europa hält Raiffeisen Capital Management ein AAA-Rating der renommierten Agentur Scope2. Im Zentrum dieser Bewertung stand die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Fondsmanagement. Was hat zu diesem Erfolg geführt?
Dieter Aigner: Wir haben seit rund zehn Jahren ein Fondsangebot, das entlang von ESG-Kriterien3 investiert. Vor einigen Jahren haben wir erkannt, dass die Begleitung der Transformation hin zu Klimaneutralität der wesentliche Punkt ist, wenn es um verantwortungsvolles Investieren geht. Wir haben daher sieben Bereiche identifiziert, die sehr stark von dieser Transformation betroffen sind und diese als Zukunfts-Themen in den Fokus gestellt: Energie, Infrastruktur, Kreislaufwirtschaft,
Mobilität, Technologie, Rohstoffe sowie Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden. Zu diesen sieben Schwerpunkten haben wir im Fondsmanagement interdisziplinäre Arbeitsgruppen gegründet, die sich intensiv auch in Hinblick auf ESG mit der jeweiligen Materie befassen und untereinander in engem Austausch stehen, da es auch viele inhaltliche Zusammenhänge und entsprehende Schnittstellen gibt. Das Knowhow, das wir als aktiver Asset Manager durch diesen Deep Dive in die Unternehmen und Staaten gewinnen, ist fester Bestandteil des Investmentprozesses und fließt daher auch unmittelbar als qualitative, diskretionäre Bewertung in die Entscheidung mit ein, ob wir in ein Unternehmen oder einen Staat investieren und somit wesentlich die Transformation unterstützen. Dies wurde von Scope entsprechend gewürdigt.
1 Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H.
2 Scope bescheinigt dem Fondsmanagement von Raiffeisen Capital Management ein AAA-Rating für exzellente Qualität und Kompetenz beim Management nachhaltiger Fondsstrategien. Den detaillierten Scope-Report zum ESG Capability Rating finden Sie unter rcm-international.com/de
Wichtige Hinweise: Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger:innen gemäß § 21 AIFMG sowie die Basisinformationsblätter der Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH stehen unter rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Basisinformationsblätter zusätzlich auch in englischer Sprache) bzw. im Fall des Vertriebs von Anteilen im Ausland unter rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in
Sie stehen diesen Teams vor und leiten selbst die Arbeitsgruppe Infrastruktur. Worum geht es bei den Zukunfts-Themen konkret?
Stefan Grünwald: Im Endeffekt greifen die sieben Themen die Tätigkeitsbereiche von Unternehmen der gesamten Wirtschaft auf. Wir erörtern und bewerten globale Trends und Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die einzelnen Unternehmen. Es geht um Investmententscheidungen, aber auch darum, eine Meinungstiefe zu gewissen Themen zu bilden, um wertebasierte Entscheidungen fundiert treffen zu können.
Wie werden diese Meinungen entwickelt?
Grünwald: Wir tragen wissenschaftliche Erkenntnisse und Meinungen zusammen, filtern und bewerten diese nach definierten Kriterien. Dabei stehen die Beurteilung der aktuellen ESG-Auswirkungen sowie der Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und ESG-Transformation im Mittelpunkt. Zudem werden die positiv oder negativ tangierten SDGs4 berücksichtigt. Wir arbeiten dabei mit sehr komplexen Querschnittsmaterien in fast allen Bereichen. Kein Thema kann singulär beurteilt werden. Die sieben Teams kooperieren deshalb sehr stark untereinander, um zu gemeinschaftlichen Ergebnissen zu kommen, die dann als Basis in den Investmentprozess einfließen.
Aigner: Dieses vernetzte Denken ist eine große Chance und der wesentliche Unterschied zu anderen Investmenthäusern, aber auch eine große Herausforderung, da es kaum Unternehmen gibt, die nur ein einzelnes Produkt produzieren. Die Windkraft ist ein passendes Beispiel. Sie ist klar positiv besetzt, aber viele Energiekonzerne haben neben Windkraft auch noch andere Sparten in ihrem Portfolio. Das muss alles berücksichtigt werden. Wir schauen uns beispielsweise auch an, woher die Rohstoffe für ein Windrad kommen. Auch das sehr komplexe Thema Lieferketten spielt stark in die Bewertung ein. Es geht darum, einen Weg zu finden, der der Transformation mehr nutzt als schadet.
Grünwald: Wir beschäftigen uns bewusst mit Themen, wo sich Veränderungen abspielen, nicht nur weil sich dort Investmentchancen ergeben, sondern dort auch die wesentlichen ESG-Fragestellungen entstehen. Es ist ein Kernstück unserer Arbeit, hier ständig am Puls der Zeit zu agieren und die Transformation zu begleiten, indem wir Engagement in Richtung der Unternehmen betreiben.
Ist externes Research somit obsolet?
Grünwald: Nein, wir nutzen sebstverständlich auch weiterhin externe Datenquellen und haben nicht den Anspruch, die bessere Universität zu sein. Aber wir plausibilisieren auch, was von Rating-Agenturen geliefert wird. Das sehen wir als ureigenste Aufgabe eines aktiven Asset Managers. Darüber hinaus holen wir uns auch externe Expert:innen in die Arbeitsgruppen, um zusätzlich einen Out-of-the-Box-Blick auf unsere Investmentthemen zu bekommen.
Wird diese intensive Auseinandersetzung mit den Zukunfts-Themen und deren Wirkungen auf Nachhaltigkeit und Transformation auch von Ihren Anleger:innen positiv bewertet?
Aigner: Ja, absolut. Wir machen das nicht zum Selbstzweck, sondern vor allem mit dem Ziel, für unsere Anleger:innen Risiken zu reduzieren und sinnstiftende finanzielle Chancen zu nutzen. Wir sind dabei im ständigen Austausch, insbesondere mit unseren institutionellen Investor:innen. Auch hier handeln wir als aktiver Asset Manager, indem wir diese spezielle Zielgruppe als strategische Partner sehen und betreuen, deren spezifischen Anforderungen und enorm hohen Ansprüchen an Veranlagunsgthemen sich stetig weiterentwickeln. Sie schätzen unsere hohe Glaubwürdigeit bei dem Thema und auch unsere Transparenz. Auf unserer Kommunikationsplattform investment-zukunft.at können sie – und auch jede:r andere – sämtliche Informationen rund um die Zukunfts-Themen abrufen. Dort machen wir unseren gesamten Investmentprozess greifbar und nachvollziehbar und zeigen, wie langfristiges, verantwortungsvolles Investieren am Kapitalmarkt funktionieren kann.
3 Nachhaltiges Finanzwesen bezieht sich im Sinne des Green Deals der EU auf den Prozess der Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen (ESG) bei Investitionsentscheidungen im Finanzsektor, was zu langfristigeren Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten und Projekte führt.
4 Sustainable Development Goals (SDGs) sind die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele, die in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (United Nations, UN) festgelegt wurden und zu denen sich auch Österreich bekennt.
deutscher) Sprache bzw. in der Landessprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine außerhalb des Fondsdomizillandes Österreich aufheben kann. Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen KAG, erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, 1190 Wien, Stand: April 2024.
DANIEL NUTZ
Chefredaktion, „Börsianer Grün“
Das aktuelle Magazin und die erste Edition Grün von 2015.
Liebe Börsianerinnen und liebe Börsianer!
Der grüne Transformationszug rollt, doch es gibt einige Hürden zu nehmen. „Derzeit scheint die Luft ein wenig draußen zu sein“, sagte mir unlängst ein Vorstand. Klar, Veränderungen erzeugen auch Schmerzen. Und wenn sie so schnell gehen müssen wie jetzt, tut es an mehreren Stellen besonders weh. Frag nach bei Unternehmen und Investoren, die sich mit der EU-Lieferkettenrichtlinie oder anderen bürokratischen Hindernissen herumschlagen (Seite 40).
Gilt es, auf die Bremse zu treten oder den EU Green Deal ganz abzublasen, wie es angesichts des Wahlkampfs zum EU-Parlament manche fordern? Keine gute Idee! Denn in den kommenden fünf bis zehn Jahren entscheidet sich, wie die menschliche Zivilisation, unser Wirtschafts- und das Wohlstandssystem auf hundert Jahre betrachtet aussehen wird – das belegen die wissenschaftlichen Fakten.
Zwischenbilanz der Wende
Dass beim Plan zur Klimaneutralität bis 2050, dem EU-Green Deal, einiges vorangegangen ist, erklären Julia Kistner in der Titelstory und EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness im Gastbeitrag (Seite 146). Nicht jedes Murren ist berechtigt. Oft sitzen in den Nationalstaaten die Blockierer, nicht in Brüssel. Letztlich brauchen Unternehmen Investitions- und Planungssicherheit, da aus der Transformation auch Geschäftschancen entstehen können (Seite 32). Der Börsianer erkannte dies unter den Finanzmedien als Erster. Die Edition Grün verspricht seit 2015 Orientierung bei den Themen Transformation und Nachhaltigkeit, damit die Rendite stimmt. Seit 2022 erreicht der Börsianer Grün als eigenständiges Medium den gesamten DACHRaum. Die zehnte Ausgabe ist also ein kleines Jubiläum.
Fund Award in zweiter Runde
Apropos Rendite. Unsere Expertin Raja Korinek hat für Sie die interessantesten grünen Investmentthemen zusammenge-
Mit Knof im Trailer Beim Ludwig-Erhard-Gipfel 2024 der Weimer Media Group traf unser Korrespondent Oliver Stock den Vorstandsvorsitzenden der deutschen Commerzbank AG, Manfred Knof, in einem silbernen Trailer zum Interview (Seite 80).
Weltweit einzigartig
Die in Österreich gestartete Green Finance Alliance ist derzeit weltweit noch ein Unikat. Der „Börsianer Grün“ traf BKS-Bank-Chefin Herta Stockbauer und Andreas Rajchl vom österreichischen Klimaschutzministerium (Seite 32).
Höhenluft
Schweiz-Korrespondent Daniel Zulauf sprach mit Urs Kessler über die Zukunft des Tourismus in den Alpen (Seite 134).
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fasst (ab Seite 48). Zum bereits zweiten Mal geben wir Ihnen auch eine Vergleichshilfe bei nachhaltigen Finanzprodukten. Beim Börsianer Grün – ESG Fund Award siebten wir aus 3.194 im DACH-Raum zugelassenen Fonds jene 1.991 aus, die eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. Nach unserem Test – bei dem neben Nachhaltigkeitskriterien auch die Performance bewertet wurde – bleiben 51 aktiv gemanagte Fondsprodukte übrig, denen wir das Prädikat „Goldstatus“ verleihen. Herzlichen Glückwunsch an die Sieger!
In luftigen Höhen
Hoch hinaus fuhren wir diesmal auch. Unser Schweiz-Korrespondent Daniel Zulauf interviewte Urs Kessler, den CEO der Jungfraubahnen Management AG. Das Tourismus-Paradeunternehmen betreibt Seilbahnen, die ins ewige Eis auf mehr als 4.000 Meter führen (Seite 134). Aus Deutschland lieferte unser Korrespondent Oliver Stock ein Interview mit dem erfolgreichen Unternehmensumbauer Manfred Knof, CEO der Commerzbank AG (Seite 80). Meine Kollegin Ingrid Krawarik schafft es auch immer wieder, neben ihrem Job in der Börsianer-Chefredaktion zur rasenden Reporterin zu werden. Diesmal traf sie etwa die frühere estnische Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid zu einem kurzen Gespräch (Seite 25), um gleich darauf andernorts weiterzurecherchieren, um Ihnen ein spannendes Briefing zum Thema Erdöl und Kreislaufwirtschaft zu liefern (Seite 118).
Viel Vergnügen mit dem Magazin Börsianer Grün wünscht Ihnen
Daniel Nutz d.nutz@derboersianer.com
SRI – ENERGIEWENDE AM LAUFEN
Europa hat im Jahr 2023 neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 18,3 Gigawatt installiert. Davon entfielen 16,2 Gigawatt auf die 27 EU-Länder. Ein Rekordwert! 3,8 Gigawatt der Gesamtmenge sind Offshore-Windkraftanlagen. Die EU will die Genehmigungsverfahren unkomplizierter machen. Manche Mitgliedstaaten setzen diese Möglichkeiten aber nicht in nationales Recht um.
CSR – KAMPF DEM PLASTIK
Damit weniger Partikel in Umwelt und Meere gelangen, untersagt die EU den Verkauf von Mikroplastik und Produkten, denen es zugesetzt ist. Von den Vorschriften ausgenommen sind Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden. Laut offiziellen Angaben werden in der EU jährlich 42.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. Bis 2030 soll es zumindest ein Drittel weniger sein.
ESG – KONTROVERSER COP-PRÄSIDENT
Der Chef eines Ölkonzerns war als Präsident der Weltklimakonferenz eine Vorgabe und bot eine nachvollziehbare Angriffsfläche. Sultan Ahmed Al-Jaber soll für seine staatliche Ölgesellschaft Adnoc, ein Anteilseigner der österreichischen OMV AG, und gegen den Ausstieg aus Fossilen lobbyiert haben, so der Vorwurf. Das Ergebnis der COP 28 war auch weniger ein großer Schritt für den Klimaschutz, sondern ein wichtiger Schritt zur Unterstützung der von der Erderwärmung besonders betroffenen Staaten.
Wie bekommt man den Durchblick? 96
% RENDITE
WELTINDIZES 46
US-Zinssenkung im zweiten Halbjahr
GRÜNE INVESTMENTS
Vier Zukunftschancen 48
1. Plastik 50
2. Wasserstoff 52
3. Green Bonds 54
4. Holz 56
ESG FUND AWARD 62
Die besten nachhaltigen Fonds
MARKTMEINUNGEN 70
Nachhaltige Strategien der Fondsmanager
IMPACT INVESTING 74
Die Kirschen auf der Torte
% SOZIALES
MENSCHENRECHTE 96
Kette der Verantwortung
DIVERSITÄT 102 Frauen in die Chefsessel!
CSR-PORTRÄTS 106
Eine Handvoll für die grüne Revolution
BÖRSIANER CHALLENGE 130
Bäume für das Klima
MARKTGEZWITSCHER 139
Grüne Postings aus dem Netz
INTERVIEW MANFRED KNOF Rüstung hui, Atomkraft pfui
% UMWELT
WASSER 116 Nasse Geschäfte
ERDÖL UND PLASTIK 118 Öl im Kreislauf
E-FUELS 122 Eine Tankfüllung Hoffnung
PRO & KONTRA 126 Pestizide
%
SERVICE
ZAHLEN 29 Fakten zur Transformation
UMFRAGE 40 Frust bei Investoren
GLOSSAR 87 Sprechen Sie nachhaltig?
RATINGS UND LABELS 113 Agenturen und Gütesiegel
FIRMENINDEX/IMPRESSUM 145 Auszüge von Unternehmen
% MEINUNGEN
EU-LIEFERKETTENGESETZ BRAUCHT FINGERSPITZENGEFÜHL 100 Kommentar Bernhard Müller und Christian Richter-Schöller
GREEN FINANCE ALS SCHLÜSSEL ZUR TRANSFORMATION 146 Kommentar Mairead McGuinness
TRANSFORMATION BRAUCHT KLUGE REGELN 147 Kommentar Heimo Scheuch
DIE GRAUE WIRKLICHKEIT MIT DEM GRÜNEN GELD 148 Kommentar Alexandra HabelerDrabek
FÜNF ENTSCHEIDENDE THEMEN FÜR NETTO-NULL 150 Kommentar Hans Stoter
BIODIVERSITÄT ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 152 Kommentar Hanna Simons
STEUERVORTEILE FÜR GRÜNE INVESTMENTS – BITTE WARTEN 153 Marktgeflüster Martin Kwauka
1. WELTPOLITIK
Killt Trump die Klimapolitik?
2. UMWELT
In Wasser investieren
3. GELDANLAGE
Investments, die den Wald schützen
4. DIVERSITÄT
Frauen und Finanzen: die Suche nach Vorbildern
5. GREEN BANKING
Klimaschutz aus dem Weltall
6. INNOVATION
Die Zukunft der Stahlerzeugung
7. GRÜNE FINANZIERUNG
Was Sie über Green Bonds der EU wissen müssen
Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem Balken markiert.
DIE GRÜNE WENDE AUF HALBEM WEG
Grund zum Lachen?
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel haben gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einige Vorgaben des Green Deal auf Schiene gebracht. Allerdings sind noch viele Kilometer zu gehen.
Bis 2050 will Europa als erster Kontinent klimaneutral sein. Wie weit ist der Kontinent auf diesem Weg?
Der Börsianer Grün zieht eine Zwischenbilanz des Green Deal
BRIEFING JULIA KISTNER
Europa wird 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein, so das vollmundige Versprechen der europäischen Staats- und Regierungschefs bei der Vorstellung des European Green Deal am 11. Dezember 2019. Bis 2030 sollen bereits 55 Prozent weniger Treibhausgas ausgestoßen werden als noch 1990. Bis 2040 will man schon 90 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Letzteres Zwischenziel wird aber frühestens Ende 2025 beschlossen.
Erste Erfolge
Ziele sind schön. Aber was wurde tatsächlich davon schon erreicht? Die letzten verfügbaren Daten der Europäischen Umweltagentur von 2021 zeigen, dass die 27 EU-Mitglieder ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 28,7 Prozent auf 3303,6 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente reduziert haben. Hierzu hat auch die Konjunkturdelle durch Covid 2020/21 beigetragen.
Tim McPhie, EU-Kommissionssprecher für Klimaschutz und Energie, sieht
„Bei taxonomiekonformen Investitionen überdurchschnittlich gut.“
LEONORE GEWESSLER
es vor allem als Erfolg an, „dass sich die EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des Green Deal auf das ‚Fit for 55‘-Paket mit einer Rahmengesetzgebung für Klimaschutz, Energie und Transport geeinigt haben, die jetzt die Mitgliedstaaten in ihre nationalen Energie- und Klimaschutzpläne umsetzen“. Selbst die grüne Fraktion des Europäischen Parlaments betont, dass man mit dem Green Deal viel auf den Weg gebracht habe. Doch der Weg zu Netto-Null ist noch lange und liegt in erster Linie in der nationalen Umsetzung der Mitgliedsstaaten. Bei der Landwirtschaft sitzt die EU direkt an einem großen Hebel, 38 Prozent des EUBudgets fließen in die gemeinsame Agrarpolitik.
Falsche Anreize für Landwirtschaft
Die „Farm to fork“-Strategie des Green Deal, welche die biologische Landwirtschaft unterstützen soll, sei prinzipiell gut, würde aber viel zu wenig greifen, um die EU-Vorgabe für die Landwirtschaft, bis 2030 dreißig Prozent ihrer Emissionen einzusparen, erfüllen zu können, heißt es aus dem Büro des grünen EUParlamentariers Michael Bloss zum Börsianer Grün. Den Bauernfamilien ginge es nicht wegen der Umweltauflagen schlecht, sondern weil man seit zwanzig Jahren mit der Subventionierung von Großflächen und der Viehstückzahl völlig falsche Anreize gebe. Man müsse die Agrarförderungen insgesamt viel stärker an die Bestückung von Viehställen mit Solarpaneelen, an Renaturierungen von extensiv bewirtschaftetem Ackerland oder auch an die Speicherung von Kohlendioxid in landwirtschaftlichen Böden koppeln.
Wo liegen weitere Hürden? In dem renommierten Wissenschaftsjournal „Nature“ warnen Klimaforscher da-
TIM MCPHIE
„Einer von vier Neuverkäufen in Europa ist entweder ein Eoder Hybrid-Pkw.“
OLIVER ZIPSE
„Fehlende Ladeinfrastruktur wird zum Flaschenhals der E-Mobilität.“
„Europa bietet das fortschrittlichste Regelungsumfeld der Welt.“
MILJAN GUTOVIC
vor, dass mit den EU-Anreizen für den Holzanbau und die Förderung von Bioenergie die Nahrungsmittelproduktion ins Ausland verlagert und dort Wälder abgeholzt würden. Dies würde sich global, aber auch in der EU negativ auf die CO2-Speicherung und Biodiversität auswirken. Der Green Deal sieht vor, dass bis 2030 drei Milliarden zusätzliche Bäume gepflanzt werden.
Verspätete Verkehrswende Neben der Landwirtschaft ist der Verkehr eine der großen Stellschrauben für
die Wende. Doch da hakt es. Der Europäische Rechnungshof bemängelt, es gebe zu wenige günstige E-Fahrzeuge und zu wenige alternative Kraftstoffe. Das Ziel, 2035 keine Benziner und dieselbetriebene Autos mehr zuzulassen, sei so nicht erreichbar.
„Kein Green Deal ohne Stecker“, kontert Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG und Präsident der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA). Er schließt sich an der Kritik des Europäischen Rechnungshofs an, dass es in Europa unzureichende Ladeinfra-
struktur gebe. Während China seine EMobilität stark stütze und die USA die gesamte Regierungsflotte elektrifizierten, werde in Europa die fehlende Ladeinfrastruktur zum Flaschenhals der EMobilität. Um die bis 2030 zu erwartenden 30 Millionen E-Fahrzeuge zu versorgen, müsste es laut EU-Kommission drei Millionen öffentliche Ladestationen geben, davon eine Million bis 2024. Laut den Daten des European Alternative Fuels Observatory stünden wir derzeit bei rund 225.000 öffentlichen Ladepunkten, 44.000 davon in Deutschland.
Werden Sie Teil der EVN Klimainitiative.
evn.at /aktie
*Die EVN hat fünf konkrete Ziele zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen mit der Science Based Targest Initiative akkordiert. Erreichen werden wir diese Ziele dank unserer Investitionen in erneuerbare Energie und leistungsstarke Netze.
weniger66%CO2 bis 2034*
Prozent des EU-Budgets von 2021 bis 2027, also über 1.824,3 Milliarden Euro, werden für Klimaschutzmaßnahmen aufgewendet. Gegenüber 1990 sollen die Treibhausgase im Jahr 2030 um 55 Prozent sinken.
EU-Kommissionssprecher Tim McPhie sieht die Energiewende im Verkehr dennoch auf Kurs, „der Anteil der emissionsarmen E-Autos ist bei Neuverkäufen von noch einem Prozent 2018 auf 13 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Einer von vier Neuverkäufen in Europa ist entweder ein E- oder Hybrid-Pkw.“
Fehlende Energieeffizienz
Auch die eine oder andere Hürde gilt es bei der Energieerzeugung zu überwinden. Einige EU-Staaten subventionieren fossile Brennstoffe nach wie vor mit. Das von Kohle stark abhängige Polen tut sich schwer, den Zeitplan für den Kohleausstieg bis 2030 einzuhalten. Das Land darf sich jetzt bis 2050 Zeit lassen.
In Verzug ist man auch bei der Gebäudesanierung. Laut der EU-Gebäuderichtlinie muss bis 2030 der Verbrauch von Kohle, Gas und Erdöl um 16 Prozent und bis 2035 im Wohnbau um 20 bis 22 Prozent sinken. Die Einsparungen müssen zu 55 Prozent in den energetisch schlechtesten Wohngebäuden erfolgen, was betroffene Private oftmals nicht leisten können.
Schleppend geht auch der geforderte Ausstieg aus fossilen Heizungen, der laut der jüngsten Novelle der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie bis 2040 erfolgen muss, voran. In Deutschland ist zwar jetzt schon die Förderung von Heizkes-
#EMISSIONEN
DIE GRÖSSTEN
TREIBHAUSGASVERURSACHER IN EUROPA
Produktion/Industrie 23,5 % Haushalte 17,9 %
Stromerzeugung, Gasversorgung 15,5 %
Landwirtschaft 14,3 %
Verkehr/Lagerung 12,8 %
QUELLE: EUROSTAT Q2/23
seln gesetzlich verboten, heizen mit fossilen Energieträgern ist nach deutschem Recht aber bis 2044 erlaubt.
Nationale Gesetzgeber sind säumig
Doch die Schuld auf die EU zu schieben geht am Problem vorbei. Verzögernd für viele Maßnahmen wirkt, dass die EU-Mitgliedsstaaten nach dem Beschluss des EU-Parlaments noch zwei Jahre Zeit haben, neue EU-Vorgaben in nationales Recht umzusetzen, die dann oftmals aber die Fristen nicht einhalten. So droht Österreich derzeit ein EUVertragsverletzungsverfahren, weil sich die Regierung aus ÖVP und Grünen seit drei Jahren nicht auf ein Klimaschutzgesetz einigen kann. Säumig ist Österreich auch beim Erneuerbaren-Gas-Gesetz, beim Elektrizitätswirtschaftsgesetz, beim Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz und bei der Umsetzung
der überarbeiteten EU-ErneuerbarenRichtlinie Red III. Die Gesetze wären notwendig, um den Ausstieg aus fossiler Energie zu beschleunigen. Beispiel gefällig? Eine Bürgerinitiative kann ein Klimaschutzprojekt der Voestalpine AG verhindern, weil der Gesetzgeber Klimaschutz noch nicht vor Umwelt- und Nachbarschutz gestellt hat. Der Stahlkonzern plant in Linz und Donawitz zwei klassische Hochöfen durch Lichtbogenöfen zu ersetzen und so jährlich vier Millionen Tonnen Emissionen einzusparen. Dazu würde aber die beeinspruchte Stromleitung benötigt. Die Anrainer wollen nicht, dass ein dafür geplanter Strommast auf einer Trockenwiese aufgestellt wird. Ein klassischer Zielkonflikt, der die Wende bremst.
Auch die Klimaziele selbst werden von Mitgliedsstaaten verfehlt. Weil etwa Österreich sehenden Auges das Klimaziel 2030 verfehlt, winkte ihm bereits ein Vertragsverletzungsverfahren. Der österreichische Rechnungshof summierte vor zweieinhalb Jahren die möglichen Strafzahlungen auf insgesamt neun Milliarden Euro. Im österreichischen Finanzministerium rechnet man derzeit mit einer Summe von 4,7 Milliarden Euro, die es mit diversen Maßnahmen noch zu verringern gilt. Doch bis der EU-Gerichtshof eine Klage verhängt, können Jahre vergehen. Aus
Brüssel hört man, dass die Behörden die Verfahren beschleunigen möchten.
Große Finanzierungslücken
Strafzahlungen von Emissionssündern reichen außerdem bei weitem nicht aus, die grüne Transformation zu finanzieren, geschweige denn das Projekt der transeuropäischen Eisenbahnen endlich auf Schiene zu bringen – dafür dürfte derzeit schlichtweg das Kapital fehlen. Um das Netto-Null-Emissionsziel bis 2050 zu erreichen, würde es 620 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030 benötigen, so die EUKommission. Geld ist prinzipiell da. Die EU hat viele ihrer Fördertöpfe sowie das Next-Generation-EU-Programm und ihr mehrjähriges Haushaltsbudget grün gefärbt. Zumindest 30 Prozent der Gelder müssen in grüne Initiativen fließen, beim 672,5 Milliarden Euro schweren Aufbauund Resilienzfonds sind es gar 37 Prozent. Mit dem Invest-EU-Programm will man mit EU-Garantien von 2021 bis 2027 insgesamt nochmals 372 Milliarden Euro mobilisieren, bevorzugt für nachhaltige Wirtschaftsinitiativen.
Trotz allem fehlt für die Energiewende noch geschätzt eine Billion Euro, um Staaten und die Wirtschaft bei der grünen Transformation zu unterstützen. Die rote und die grüne Fraktion im EUParlament wollen daher stärker das europäische AAA-Rating nutzen, um gemeinsame Green Bonds günstig zu begeben. Neben finanziellen Hilfen für nachhaltigere Produktionen müsse man sie vor unfairer Billigkonkurrenz aus Drittstaaten schützen. Dafür gibt es zwar den Carbon Border Adjustment Mechanism, der greift aber nicht weit genug. So werden ab 2026 Stahlimporte in die EU je nach deren CO2-Emissionen bei der Produktion belastet, nicht aber Stahl, der in einem importierten Auto verarbeitet wurde.
EU-Taxonomie als grüne Messlatte Welche Investitionen nachhaltig sind, dafür hat die EU mit ihrer Taxonomie ein Klassifizierungssystem für ökologisch
nachhaltige Aktivitäten begonnen, das nicht ganz unumstritten ist. Stichwort: Gas und Atomkraft sind demnach nachhaltig. Laut der EU-Taxonomie spricht auch nichts gegen Rüstungsinvestitionen (siehe Seite 22).
Das Wiener Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler hat die Taxonomie-Kennzahlen von 42 berichtspflichtigen Unternehmen analysiert: „Österreichische Unternehmen schneiden im Bereich der taxonomiekonformen Investitionen im europäischen Maßstab überdurchschnittlich gut ab.“ Und das sei auch wirtschaftlich sinnvoll, zumal grüne Technologien ein riesiger Zukunftsmarkt seien, bei dem Österreich und Europa die Chance hätten, vorn mitzuspielen. Hier schlägt das heimische Klimaschutzministerium einen Made-in-Europe-Bonus von bis zu zehn Prozent vor, wenn ein Mindestanteil von europäischer grüner Technologie in Erzeugeranlagen eingebaut wird.
Transformation auf Schiene
Schon jetzt haben die EU-Mitgliedstaaten und deren Wirtschaft große grüne Taten vollbracht, betont man im Klimaschutzministerin von Leonore Gewessler auf Anfrage des Börsianer Grün: „Österreichs Bundesregierung unterstützt seit 2022 mit einem Budget von 5,7 Milliarden Euro bis 2030 Unternehmen dabei, auf klimaneutrale Produktionsprozesse umzustellen. Im Rahmen der ersten Ausschreibung zur Unterstützung von Investitionskosten können durch ein Fördervolumen von 157,7 Millionen Euro bereits 2,4 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Herzstück der Transformation ist auch die ökosoziale Steuerreform mit dem CO2-Preis und dem regionalen Klimabonus.“
Deutsche Firmen haben 2022 laut der deutschen Förderbank KfW rund 72,2 Milliarden Euro für Klimaschutz ausgegeben, das ist jeder siebente Euro ihrer Neuinvestitionen und 18 Prozent mehr als noch 2021. Aber um Deutschland klimaneutral zu machen, müsste die Pri-
vatwirtschaft nach KfW-Schätzungen 120 Milliarden Euro pro Jahr investieren. Manchmal müssen uns erst Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten darauf hinweisen, dass Europa auf einem guten nachhaltigen Weg ist. „Europa bietet das fortschrittlichste Regelungsumfeld der Welt, um den Übergang zu Netto-Null-Emissionen zu beschleunigen, vom Green Deal der EU bis zur CO2-Bepreisung“, meint Miljan Gutovic, CEO eines der weltweit größten Baukonzerne, der Holcim AG, mit Sitz in der Schweiz. „Wir sehen den Green Deal und die daraus erwachsenen Transparenzpflichten durchaus als Chance, da mehr Vergleichbarkeit geschaffen wird und die Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns ganzheitlich bewertet werden“, so Gutovic. Die großen Dekarbonisierungsprojekte seien der Schlüssel, um den Standort Europa weiterhin in Betrieb zu halten und dennoch eine Netto-Null zu erreichen.
Die Holcim AG steckt bis 2030 zwei Milliarden Schweizer Franken in die Carbon-Capture-Technologie. Auf die technische CO2-Entnahme setzt übrigens auch die EU-Kommission, um ihr Ziel, 90 Prozent CO2-Reduktion bis 2040, zu erreichen. Bis 2030 soll der kohlenstoffarme Zement Eco-Planet 50 Prozent des Zementverkaufs bei Holcim ausmachen. Die beiden Holcim-Zementwerke in Österreich im Leitha-Gebirge und der Südsteiermark seien schon „Weltmeister der CO2-Reduktion“. In ihren 150 Werken in Europa will die Holcim AG 20 Millionen Tonnen Bauschutt pro Jahr recyceln.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Durch den Green Deal wurde vieles auf den grünen Weg gebracht. Im Gegensatz zu China und den USA fließt noch zu wenig in die Wende. Es braucht mehr Anreize für Unternehmen und eine ambitioniertere Ökologisierung der Landwirtschaft. Vor allem aber müssen EU-Klimavorgaben auch national umgesetzt werden. n
2,44
Billionen US-Dollar werden weltweit für Verteidigung ausgegeben. Zu Europas Rüstungsgiganten zählen Airbus, BAE Systems, Dassault Aviation, Leonardo Rheinmetall und Thales.
Podcast anhören. Sind Waffen jetzt nachhaltig?
KRIEG ODER KLIMASCHUTZ
Was uns die Aufrüstung an Kapital, Rohstoffen und Arbeitskräften kostet Warum die Verteidigungsindustrie nachhaltige Finanzierungsprobleme hat Welche Rohstoffe für Energiewende und Rüstungsindustrie gebraucht werden
BRIEFING JULIA KISTNER
Aufrüstung. Die Unterstützung der Ukraine und die damit verbundenen Investments in Waffen erzeugen ein Dilemma. Fehlt das Kapital letztendlich gar beim Klimaschutz?
Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“, lautet ein aus dem Lateinischen stammendes Sprichwort, das sich sinngemäß schon in den altgriechischen Texten Platons wiederfindet und das gerade wieder mit Leben erfüllt wird. Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri sind die globalen Verteidigungsausgaben von 2012 bis 2022 um 41 Prozent angewachsen, 2023 stiegen die Ausgaben nochmals um 6,8 Prozent und liegen nun bei 2,443 Billionen US-Dollar.
Europa hielt sich bis 2022 diesbezüglich zurück. Die Militärausgaben stiegen von 2012 bis Anfang 2022 um 13 Prozent auf 240 Milliarden Euro. Dann schockierte im Februar 2022 Wladimir Putins Ukraine-Invasion Europa. Gegenüber 2019 haben sich die Waffenimporte nach Europa fast verdoppelt. Die Nato fordert von ihren Mitgliedern ein oder zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung zu investieren, was erst neun der 27 EU-Mitgliedstaaten erfüllen.
Auch auf europäischer Ebene munitioniert man auf, „aber ohne die Nato und
die Nationalstaaten zu unterlaufen“, betont Binnenmarktkommissar Thierry Breton vor Journalisten. Man wolle ihnen nicht die Zuständigkeit für die Verteidigung nehmen, „es geht darum, mit europäischen Steuermitteln auch die europäische Verteidigungsindustrie zu unterstützen“. Zuletzt wurden 68 Prozent der Waffen, die in die Ukraine geliefert wurden, in den USA beschafft, insgesamt 80 Prozent aus Nicht-EU-Staaten.
Njet zur Neutralität?
Eine gemeinsame europäische Verteidigungspolitik wurde 2021 mit der Gründung der Europäischen Friedensfazilität, kurz EPF, gestärkt. Österreich zahlt jährlich 25 Millionen Euro an die EPF. Bis 2027 sind es 175 Millionen Euro. Deutschland steuert als größter Beitragszahler jährlich 180 Millionen Euro bei, alles in allem 1,08 Milliarden Euro. Insgesamt stehen der EPF von 2021 bis 2027 für die Finanzierung militärischer Operationen im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik 5,7 Milliarden Euro zur Verfügung.
„Der Krieg könnte Transformation und Wachstum bremsen.“
THOMAS MAYER
Auch gibt es das European Defense Industry Programme, kurz Edip. Dessen Ziel ist es, dass die Mitgliedsstaaten bis 2030 mindestens die Hälfte ihres Verteidigungsbudgets in europäische Produktionen stecken. Dafür sollen auch 2025 bis 2027 rund 1,5 Milliarden aus dem EUBudget an die europäische Rüstungsindustrie fließen.
Mit dem neuen European Defense Fonds, kurz EDF, stehen weiters von 2021 bis 2027 insgesamt rund 7,953 Milliarden Euro für Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich der Verteidigung zur Verfügung. „Österreich trägt laut seines BIP-Anteils 18,4 Millionen Euro bei“, erklärt Thomas Leithner, Programmmanager bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, „laut Analyse und aus Sicht unseres Verteidigungsministeriums konnte keine Unvereinbarkeit mit der Neutralität festgestellt werden.“ Ergänzt werden die europäischen Forschungsgelder mit nationalen, das ist in Österreich das Verteidigungsforschungsprogramm Forte.
Konkurrenz zum Klimaschutz
Die Staatsschulden sind hoch, und jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Die Europäische Investitionsbank EIB finanziert derzeit vor allem Projekte für Klimaschutz. Kredite für die Produktion von Waffen oder Munition darf sie nicht vergeben. Das soll sich ändern, fordern hochrangige Politiker aus mehreren EU-Staaten, unter ihnen der deutsche FDP-Chef Christian Lindner.
Auch bei privatwirtschaftlichen Investitionen stehen Verteidigung und Klimaschutz miteinander im Wettstreit. Momentan sind die Rüstungsfirmen,
RHEINMETALL AG
Tonnen Stahl benötigt man für ein Kriegsschiff. Auch Munition enthält Stahl und Blei.
nicht etwa grüne Energien die neuen Shootingstars an der Börse. So hat sich etwa der Preis der deutschen Rüstungsaktie Rheinmetall AG in einem Jahr verdoppelt, der VanEck Defense UCITS ETF hat rund 46 Prozent zugelegt.
Andererseits beklagt die Waffenindustrie, dass Banken und institutionelle Investoren die Finanzierungen erschweren, oftmals mit dem Hinweis auf die hauseigene Compliance. Vor allem würden die EU-Regulatorien zur Nachhaltigkeit Investitionen in die Rüstungsindustrie verhindern. Dem sei nicht so, widerspricht Christoph Swoboda, Leiter des Brüsseler Büros des deutschen Fondsverbands BVI, und verweist auf eine Aussage der European Defence Industrial Strategy Edis, laut der das nachhaltige europäische regulatorische Rahmenwerk, die EU-Taxonomie, Finanzierungen der Rüstungsindustrie nicht ausschließt – von geächteten Kriegsmitteln abgesehen.
„Auch ökologische Nachhaltigkeit ist in der Waffenindustrie laut der EU-
EUROPÄISCHE SPITZENREITER BEI DEN MILITÄRAUSGABEN 2023
Deutschland 72 Mrd. Euro*
Vereinigtes Königreich 68,4 Mrd. Euro
Frankreich 56,9 Mrd. Euro
Italien 29,3 Mrd. Euro
Spanien 27,9 Mrd. Euro
QUELLE: DEUTSCHER BUNDESTAG, EU-KOMMISSION *INKL. 20 MILLIARDEN EURO SONDERVERMÖGEN FÜR DIE BESCHAFFUNG MILITÄRISCHER AUSRÜSTUNG
Kommission möglich“, meint Swoboda. Die Förderung grüner Gebäude bis hin zu alternativ betriebenen Transportmitteln sei auch im Militär ein Thema. In Brüssel wird man nicht müde zu betonen, dass 30 Prozent des EU-Budgets von 2021 bis 2027 in den Klimaschutz fließen.
„Es ist keinesfalls zielführend, die notwendige Erhöhung der Verteidigungsausgaben gegen die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung auszuspielen“, beklagt Helge Wulsdorf, Leiter Nachhaltige Geldanlagen der deutschen Bank für Kirche und Caritas, „Kriege haben nicht nur generell katastrophale Nachhaltigkeitsbilanzen, sie haben auch verheerende CO2-Fußabdrücke, über die bislang noch gar nicht gesprochen wird.“
Verteilungskampf um Rohstoffe
Die europäische Rüstungsindustrie verbraucht eine Vielzahl von Rohstoffen, die für die Klimawende benötigt werden. Angefangen von Metallen wie Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium, Kobalt,
#INTERVIEW
„Mit Steuermitteln die europäische Verteidigungsindustrie unterstützen.“
THIERRY BRETON
Titan oder Wolfram über Mineralien wie seltene Erden, Graphit oder Lithium, Erdöl und Erdgas bis hin zu Chemikalien wie Harzen, Kunststoffen oder Lösungsmitteln. Ein Militärschiff besteht aus 100.000 Tonnen Stahl. Ein Kampfjet benötigt für die Herstellung über hundert verschiedene Rohstoffe. Munition enthält Blei und Stahl. Auch stammen die meisten Rohstoffe für die Rüstungsproduktion aus geopolitischen Problemstaaten wie China, Russland und Afrika.
Gefecht um Fachkräfte
Nicht zuletzt macht die Kriegsindustrie anderen Branchen zunehmend hochqualifizierte Fachkräfte streitig. Die Europäische Verteidigungsagentur EDA schätzt, dass bereits 2022 über eine Million Menschen in der europäischen Rüstungsindustrie direkt und indirekt beschäftigt waren. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri schätzt die weltweite Zahl auf rund 3,5 Millionen Menschen. „Die Umstellung auf Kriegswirtschaft und der Abzug von Rohstoffen und Arbeitskräften könnte so einen geringen inflationären Beitrag leisten und nicht nur die grüne Transformation, sondern das Wachstum insgesamt einbremsen“, befürchtet Thomas Mayer, Leiter des Flossbach-von-Storch-Research-Instituts.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Verteidigung gibt es nicht zum Nulltarif. Milliardenschwere Verteidigungskosten konkurrieren mit Klimaschutzausgaben. Die EU-Taxonomie schließt die Rüstungsbranche nicht aus. Die Finanzbranche hat Berührungsängste und befürchtet einen nachhaltigen Schwund ihrer Glaubwürdigkeit. n
Kersti Kaljulaid war von 2016 bis 2021 Staatspräsidentin der Republik Estland.
EUROPA HAT NOCH DIE NASE VORN
Der Börsianer Grün traf Kersti Kaljulaid beim Wirtschaftssymposium „12 Minutes Europe“ der Wirtschaftskammer Österreich zu einem kurzen Austausch über Aufrüstung versus Energiewende und den Wettbewerbsvorteil der europäischen grünen Transformation.
Zieht der Ruf nach Aufrüstung notwendiges Kapital von der grünen Transformation ab? – Kersti Kaljulaid: Eigentlich nicht. Denn der Sicherheitsaspekt der Energieunabhängigkeit Europas deckt sich mit dem grünen Ziel der Klimaneutralität. Das ist der einzig wahre Wettbewerbsvorteil, den Europa hat. Die großen Innovationen kommen vielleicht nicht aus Europa, aber die kleinen, die Smart Solutions, schon. Wenn Energie lokal produziert wird, ist das sehr mächtig und transformativ, das unterschätzen wir oft.
Das zuletzt vielgerühmte „local for local“? – Ja, aber auch das „big for big“, da bewegt sich gerade sehr viel, etwa in Deutschland mit den Themen Wasserstoff und Energiespeicher. Es gibt nicht das eine Wundermittel. Bei der COP in Dubai hatte ich den Eindruck, dass die ölproduzierenden Länder erstmals Angst hatten. Da bewegt sich was.
Aus der Industrie gab es zuletzt viel Kritik an der neuen Lieferkettenrichtlinie. Das Ziel sei gut, der Weg dorthin so nicht machbar. Wurde da übers Ziel hinausgeschossen? - Wir sollten uns mehr zutrauen, damit wir unsere grüne Blase intakt halten können. Diese Transformation bringt auch Hindernisse mit sich. Vor allem brauchen wir mehr Rechtssicherheit in der grünen Gesetzgebung. Vor ein paar Jahren war Erdgas keine grüne Energieform, dann hat die Europäische Kommission beschlossen, es ist grün, aber nicht für alle. Das muss stabiler werden. Am Ende wird es sich auszahlen. Wir haben das Thema künstliche Intelligenz und Technologie bereits an die Amerikaner verloren, bei der grünen Transformation haben wir jetzt einen Wettbewerbsvorteil sowohl in Sachen Rechtsordnung als auch aufseiten der Unternehmen, die wissen, was sie für die Transformation brauchen. Das dürfen wir jetzt nicht aus der Hand geben. Alles braucht seine Zeit, aber bremsen ist jetzt keine Option.
Hier können Sie das gesamte Ranking einsehen.
Böses Geld. Zieht man ESG- wie auch Risikobewertungen in Betracht, sind Investments in Schurkenstaaten ein rotes Tuch. Der „Diktator“ in nämlichem Film von Sacha Baron Cohen macht sich keine Gedanken über die Refinanzierung seines Staates.
VON GUTEN UND BÖSEN STAATEN
Wie ESG-Länderrankings funktionieren und welche Staaten sich ganz oben und welche weit unten auf der Liste finden.TEXT DANIEL NUTZ
Welches Unternehmen ist gut?
In welches lässt sich mit einem moralischen Wertekatalog bedenkenlos investieren? Welches ist durch Nachhaltigkeitsstrategien resilienter und dadurch risikoresistenter? Antworten auf solche Investorenfragen versuchen bekanntlich diverse ESG-Ratings zu liefern (siehe Seite 103). Stärker in den Fokus rückten zuletzt auch ESG-Bewertungen von Staaten, etwa bei Asset-Managern, die ganz oder teilweise in Staatsanleihen investieren, und anderen AssetOwnern, etwa Pensions- und Vorsorgekassen.
Was wird erhoben?
Der Börsianer Grün hat sich durch die Rohdaten des aktuellen Berichts von RFU Research geackert. Das in Wien ansässige Ratingunternehmen ist mit einem TrackRecord von zehn Jahren einer der Pioniere beim Länderranking. Sein Bewertungstool basiert auf insgesamt knapp 200 Indikatoren, die auf Methoden wie dem Konzept der Planetaren Grenzen oder der Bedürfnistheorie von Manfred Max-Neef, Hartmut Bossel und Ian Gough aufbauen.
Länder im grünen Bereich
Analog zu anderen Länderbewertungen zeigt Skandinavien die besten Ergebnisse aus ökologischen und sozialen sowie Governance-Kriterien. „Die Skandinavier sind aufgrund des relativ hohen Ressourcenverbrauchs bei der Ökologie im Durchschnitt. Sie holen ihren guten Score etwa durch ein funktionierendes Sozialsystem, hohe Demokratiewerte und eine ausgeprägte Governance, etwa geringe Korruption“, erklärt Studienleiter Christian Loy. Auffallend ist das gute Abschneiden Costa
#ESG-RATING
DIE LÄNDER IM ÜBERBLICK
Die RFU-Bewertungsskala reicht von –10 (ganz schlecht) bis +10 (Optimalzustand).
TOP 15
Schweden 3,9
Ricas oder der Kapverden. Laut Loy ist dies einerseits zwar durch die geringe Industrialisierung begründet. Vorsicht: Flugkilometer, über die Touristen ins Land kommen, werden derzeit noch nicht ausreichend zugeordnet. Andererseits sieht man speziell im Fall Costa Ricas auch den Einfluss einer Friedensrendite. „Dort hat man auf die Landesverteidigung verzichtet und das Geld in Bildung und Soziales investiert. Das kommt jetzt natürlich mit Zinseszins zurück.“ Der Fall Griechenlands zeige demnach den gegenteiligen Effekt. „Dort sind die sehr hohen Militärausgaben dafür verantwortlich, dass die sozialen Scores sinken. Angesichts der seit dem Ukraine-Krieg schwelenden Diskussion über eine mögliche Neubewertung von Rüstung hinsichtlich ESG und Taxonomie sind das spannende Ergebnisse“, sagt Loy.
Niederlande 2,7
FLOP 15
Saudi-Arabien
Libyen
Ver. Arabische Emirate
Iran
Sudan
Syrien
Zentralafrik. Republik
Irak
Jemen
Russland
Tschad
Eritrea
Afghanistan
Myanmar
Katar
–5,9
–5,4
–5,3
–5,0
–5,0
–4,9
–4,9
–4,9
–4,8
–4,7
–4,6
–4,5
–4,5
–4,2
–4,2
QUELLE: RFU
DACH-Raum unter den Top 15 Relativ gut schneidet der DACH-Raum ab. „Die Schweiz schneidet im Vergleich zu Österreich und Deutschland im ökologischen Bereich, vor allem bei Klimawandel, Landnutzung und Versauerung der Meere, etwas besser ab. Im sozioökonomischen Bereich sind es eher eine Vielzahl an unterschiedlichen Indikatoren, bei denen die Schweiz besser abschneidet, beispielsweise Sicherheitsindikatoren oder weniger Gewalt gegenüber Frauen“, so Loy.
Wenig überraschend finden sich die USA im letzten Viertel. Das Verhältnis des enormen Ressourcenverbrauchs zum überschaubaren Lebensstandard passt nicht. Und auch die Sicherheitslage spricht gegen die USA, so die Studienautoren. RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesen-
„Istanbul ist eine Alternative zur Türkei als Ganzes.“
REINHARD FRIESENBICHLER
bichler: „Unsere Daten zeigen, dass es kaum ein Land unter den 163 untersuchten Staaten gibt, in dem die Wahrscheinlichkeit größer ist, ermordet zu werden.“
Und wer steht am untersten Ende, und was kann man konkret davon ableiten? Es gibt eine weitreichende Korrelation der Länder mit den schlechtesten Scores mit den Refinanzierungskosten bei Staatsanleihen. Allerdings gesellen sich auf der Liste dieser Failed States auch die meisten arabischen Länder, die ihren Wohlstand auf Erdöl bauen. Auch Länder mit autoritären Systemen wie China finden sich am Ende der Liste. Ein kontinuierlicher Absteiger ist auch Russland sowie die Türkei. Hier zahlt es sich aber laut Friesenbichler aus, genauer auf das Land zu blicken. Istanbul hat etwa deutlich bessere Werte als die gesamte Türkei. Für Investoren könnte dies also eine Alternative sein.
Und wie verwenden Investoren solche
ESG-Länderrankings? Gerade institutionelle Investoren wie Pensions- und Vorsorgekassen oder Versicherungen halten aufgrund ihrer konservativen Anlagestrategien Staatsanleihen in ihren Portfolios. Nachhaltigkeitsratings helfen dabei, Chancen und Risiken zu erkennen, die noch außerhalb des Horizonts von klassischen Bonitätsratings liegen. Außerdem ist es für Länder ein Reputationsgewinn, sich am grünen Kapitalmarkt erfolgreich refinanzieren zu können.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Der „Börsianer Grün“ traf den österreichischen Finanzminister Magnus Brunner zum Interview.
Podcast anhören.
Österreichs Finanzminister über Green Budgeting
WIE WIRD EIN BUDGET GRÜN?
ESG-Ratings von Staaten erweitern die Möglichkeiten zu ethischen Investitionen. Skandinavien führt die Rangliste an. Neben den Failed States befinden sich auch viele arabische Ölländer auf den hintersten Plätzen. n #INTERVIEW
Herr Minister, Sie haben im Finanzministerium das Green Budgeting eingeführt. Worum geht es dabei? – Magnus Brunner: Ein Klimateam koordiniert über die unterschiedlichen Sektionen und Abteilungen hinweg das Klimathema. Letztlich geht es darum zu schauen, dass wir jeden Steuer-Euro vernünftig einsetzen und gleichzeitig analysieren, wie groß der Impact dieses eingesetzten SteuerEuro ist und ob es uns hilft, die Klimaziele zu erreichen.
Sie haben auch eine sogenannte Green Spending Review initiiert. Werden da jetzt klimaschädliche Subventionen gekürzt? – Wir haben, was die klimaschädlichen Maßnahmen betrifft, bereits erste Spending Reviews gemacht und diese auch veröffentlicht. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um auch in der nächsten Budgeterstellungen daran anschließen zu können und von klimaschädlichen und umweltschädlichen Anreizen und Subventionen immer weiter wegzugehen. Und der muss in Zukunft weiter ausgebaut werden. Das sind erste Schritte, aber es muss weitergehen.
Und wann wird es hier jetzt wirklich konkrete Maßnahmen geben? – Wir haben jetzt schon damit begonnen. In der nächsten Finanzausgleichsperiode, in den nächsten fünf Jahren, werden die Länder, Städte und Gemeinden auch eine intensivere Rolle spielen müssen. Wir werden mehr Transparenz im Finanzausgleich entsprechend darstellen. Hier muss das Fördersystem dargestellt werden.
Mit einem Volumen von fast neun Milliarden Euro am Markt ist die Republik Österreich ein führender Emittent von Green Bonds. Was ist hier das Angebot? - Wir haben nicht die europäische Taxonomie als Grundlage hergenommen, die hat Atomkraft und beispielsweise Gas dabei, aber bei uns ist das nicht so. Bei uns sind Green Bonds wirkliche grüne Anleihen. Es ist sozusagen eine österreichische Taxonomie. Ich habe das vergangenes Jahr in Marrakesch einem internationalen Umfeld vorgestellt und gesagt: Also wir haben eine Austrian Taxonomy und keine European Taxonomy. Das hat dann große Lacher verursacht.
Transformation in Zahlen WICHTIGE
FAKTEN DER NACHHALTIGKEIT
#ZAHLENBIODIVERSITÄT IN ZAHLEN
62 Prozent
55 %
der weltweiten Wirtschaftsleistung hängen von funktionierenden Ökosystemen ab.
der österreichischen Unternehmen behandeln das Thema Biodiversität trotz starker Abhängigkeiten und zunehmender Risiken nicht oder zu wenig, zeigt eine internationale Erhebung des WWF und EY. Circa 100.000
US-Dollar sollen ab 2025 jährlich in die Erhaltung der Natur in Schwellenländern investiert werden. 10 bis
Arten gibt es laut wissenschaftlichen Schätzungen auf der Erde.
Schutzgebiete der Erde versorgen die Menschen mit Leistungen im Gegenwert von 4,4 bis 5,2 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
1998 wurde die erste Strategie von der Nationalen Biodiversitäts-Kommission in Österreich beschlossen und dem Ministerrat zur Kenntnisnahme vorgelegt.
1875
wurden in der Schweiz zum Erhalt der Biodiversität die ersten Schutzgebiete - die Eidgenössischen Jagdbanngebiete - gesetzlich verankert.
Biodiversität ist ein Wirtschaftsfaktor. Ergebnisse der letzten Welt-Artenschutzkonferenz und wissenswerte Zahlen bezüglich der biologischen Vielfalt.
QUELLEN:
30 %
der weltweit geschädigten Flächen sollen bis 2030 den Beginn einer Wiederherstellung und Renaturierung erfahren.
350 Millionen
Hektar Wald sollen bis 2030 im Rahmen der New York Declaration on Forests aufgeforstet werden.
Etwa 50 %
des Verlusts der Tier- und Pflanzenarten im DACH-Raum sind gebietsfremden invasiven Arten geschuldet.
Millionen
Erforscht sind bisher lediglich circa 1,7 Millionen Arten.
44 Billionen
US-Dollar der globalen wirtschaftlichen Wertschöpfung hängen mäßig oder stark von der Natur und den von ihr bereitgestellten Dienstleistungen ab.
1 Million Arten
sind derzeit weltweit unmittelbar vom Aussterben bedroht, das sind 25 Prozent aller Arten.
196
Staaten sind der Convention on Biological Diversity bisher beigetreten und haben mit dem neuen globalen Rahmen für Biodiversität die gemeinsame Umsetzung der Konvention bis 2030 geregelt.
Mehr als 40 Prozent
der in Deutschland heimischen Insektenarten sind in den letzten 30 Jahren ausgestorben, sehr selten geworden oder im Bestand gefährdet.
Abteilungsleiter
Bundesministerium für Klimaschutz
Der gebürtige Wiener (37) leitet die Abteilung VI/3 Grüne Finanzen und Nachhaltige Wirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz (BMK). Davor war er für die Finanzmarktaufsicht und zuletzt für die Fisma in Brüssel tätig.
HERTA STOCKBAUER
Vorstandsvorsitzende BKS Bank AG
Die gebürtige Klagenfurterin (63) ist seit 2014 Vorstandsvorsitzende der BKS Bank und engagiert sich seit vielen Jahren für ein nachhaltigeres Bankwesen. Sie scheidet zur Jahresmitte aus ihrer Funktion aus.
NÄHRBODEN DER GRÜNEN WENDE
Finanzunternehmen sollen bei der grünen Transformation eine Schlüsselrolle spielen Wie Banken ihre Kreditportfolios dekarbonisieren und taxonomiekonform investieren
Derzeit kein Greenium bei Kreditvergabe oder VeranlagungINTERVIEW DANIEL NUTZ FOTOS DIETER BRASCH
Normalerweise glühen in den Sitzungen der Green Finance Alliance bei BKS-Vorstandschefin Herta Stockbauer und Andreas Rajchl aus dem Bundesministerium für Klimaschutz die Köpfe. Dann geht es beispielsweise um sogenannte ScienceBased Targets und darum, wie Banken und Versicherungen ihr Geschäft dekarbonisieren. Der Börsianer Grün sprach mit ihnen über Erfolge und Hürden der grünen Revolution und die Gefahr einer Gegenbewegung. Unser Fotograf bat die BKS-Chefin, fürs Aufmacherfoto eine Pflanze in die Hand zu nehmen. Im folgenden Interview erfragten wir, wie das Pflänzchen Green Finance gedeiht.
Frau Stockbauer, sind Sie heute – im Sinne der Nachhaltigkeit bei Dienstreisen –mit dem Zug nach Wien angereist? – Herta Stockbauer: Nein, ich bin mit dem Auto angereist, aber mit einem Hybridfahrzeug, das ich seit vielen Jahren fahre. Aber die Bahnreisen haben in den letzten Jahren wirklich an Attraktivität gewonnen. In einigen Jahren wird auch die Fahrt von Klagenfurt nach Wien mit der Bahn sehr schnell gehen.
Einige Unternehmen schnaufen wegen der Berichtspflichten und Regulatorik. Wieso tun Sie sich die Mitgliedschaft in der Green Finance Alliance an? – Stockbauer: Die
#INITIATIVE
GREEN FINANCE ALLIANCE
In Österreich entstand auf Initiative des Klimaschutzministeriums vor zwei Jahren die weltweit einzigartige Green Finance Alliance. Die Allianz ist die weltweit erste staatliche Initiative, die eine freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen vorsieht. Dies beinhaltet eine verpflichtende Umsetzung konkreter Kriterien für ihr Kerngeschäft. Die wissenschaftsbasierten Kriterien richten sich am 1,5-Grad-Ziel aus. Der Fortschritt der Mitglieder wird jährlich evaluiert: Laut dem ersten Jahresbericht 2023 wurden 80 Prozent der Kriterien umgesetzt, mehr als 45 Prozent vollständig. Mitglieder sind aktuell zehn Finanzunternehmen mit einer gemeinsamen Bilanzsumme von rund 180 Milliarden Euro und ungefähr 23.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Green Finance Alliance schafft eigentlich keine neuen Regularien. Sie zeigt vielmehr Wege auf, wie man die Regularien um den Green Deal gut für sich nutzen kann. Der Mehrwert für uns besteht darin, dass alle Mitglieder ein ähnliches Mindset haben. Wir lernen mit anderen Unternehmen, aber auch vom Klimaministerium oder von den Mitarbeitern des Umweltbundesamtes.
Herr Rajchl, die zehn Mitglieder der Green Finance Alliance haben sich 215 Kriteri-
en gesetzt, rund 80 Prozent davon wurden erfüllt. Wie wirken Sie da rein? – Andreas Rajchl: Das Bundesministerium für Klimaschutz (BMK, Anm.) übernimmt die strategische Steuerung der Alliance. Wir stellen sicher, dass die Initiative auf wissenschaftsbasierten Kriterien aufbaut. Der Mehrwert für die Mitglieder liegt insbesondere in der unabhängigen Begleitung bei der Umsetzung der Klimaziele, den klaren Vorgaben und im Wissensvorsprung gegenüber Mitbewerbern. Das Lenkungsgremium der Initiative ist unabhängig von den Mitgliedern. Als Koordinierungsstelle übernimmt das Umweltbundesamt das jährliche Monitoring und überprüft, ob die Mitglieder ihre Ziele erreicht haben. Auf Basis dieses Monitorings trifft dann das Lenkungsgremium seine Entscheidungen.
Was waren denn die bedeutendsten Ergebnisse? – Stockbauer: Besonders wichtig für uns sind zwei: die Klimastrategie und die Engagement-Strategie. Gerade Erstere ist sehr wichtig, weil es darum geht, welche Geschäfte mit Kohle, Erdöl und Erdgas ausgeschlossen werden und welche trotzdem möglich sind. Wir wollen uns nicht aus dem gesamten Geschäft verabschieden! Ganz zentral war für uns die Entwicklung der Science-Based Targets (siehe Kasten Seite 34), die wir Ende vorigen Jahres bei der Sciene Based Targets
Initiative (SBTi) zur Validierung eingereicht haben Das war ein wunderbarer Prozess, in dem wir viel gelernt haben. Am Anfang konnte ich mir nicht vorstellen, wie man das praktisch umsetzt. Doch jetzt wissen wir, wie wir Portfolios dekarbonisieren können, und ich kann sagen: Dieses Geschäft trägt dazu bei, dass wir auf dem Zielpfad bleiben, oder zeigt uns, wie weit wir vom Zielpfad weg sind. Das geht, weil ich jetzt entsprechende Kennziffern habe. Und das war – neben vielen Dingen im Governance-Bereich –das Wertvollste.
Für die Methodik braucht es Daten, Daten und Daten. Wie groß ist hier noch das Problem, diese zu bekommen? – Stockbauer: Ich glaube, man muss zwei Wege unterscheiden: Daten, die man für die Verfolgung der Science-Based Targets benötigt, und Daten, die man für die Taxonomiefähigkeit und -konformität benötigt. Das geht zwar in die gleiche Richtung, ist aber nicht genau dasselbe. Wo wir wirklich Schwierigkeiten haben, sind Daten für die Feststellung der Taxonomiekonformität (siehe Kasten Seite 35). Im Bereich der Taxonomiefähigkeit ist dies einfacher.
Herr Rajchl, viele Unternehmen können offensichtlich die Daten nicht liefern. – Rajchl: Noch nicht. Wir sind schon weit gekommen, stecken aber natürlich noch mitten in der Umsetzungsphase. Neben den anfänglichen Implementierungskosten müssen wir auch die mittel- und langfristigen Vorteile sehen. Wenn Europa in der Transparenz eine Vorreiterrolle einnimmt, werden globale Investoren, die nachhaltige Investmentchancen suchen, dazu bewegt, diese in Europa oder Österreich zu tätigen. Wir können dadurch Kapital nach Europa holen.
Vor zwei Jahren hat Blackrock-Boss Larry Fink noch gesagt, dass ESG die Zukunft sei. Zuletzt ist man aber, auch wegen des Drucks der US-Republikaner, sehr zurückgerudert. Gibt es da nicht gerade einen Backlash? –Stockbauer: Ich glaube, ein Backlash ist in
„In den Niederlanden können Banken ihre grünen HypothekenPortfolios über grüne Anleihen refinanzieren.“
ANDREAS RAJCHL
SCIENCE-BASED TARGETS
sind mess- und umsetzbare Reduktionsziele, die den Klimazielen des Pariser Klimaabkommens entsprechen. Sie werden von unabhängigen Stellen wie beispielsweise der ScienceBased Targets Initiative (SBTi) überprüft.
den Vereinigten Staaten stärker ausgeprägt als in Europa. Dort verlieren Nachhaltigkeitsfonds auch an Volumen. In Europa sehe ich nicht, dass Klimaschutz, Umweltschutz und Biodiversität an Priorität verlieren. Und die meisten Unternehmer sind auch bereit, einen aktiven Beitrag zu leisten. Allerdings dürfen wir sie nicht mit zu vielen Regularien überfordern, sonst kippt die Stimmung.
Rajchl: Man muss sicher bei der Implementierung von Regularien unterstützen und gleichzeitig an der Vereinfachung der Compliance arbeiten, ohne dabei die Transparenz zu verlieren. Daran arbeitet man auf europäischer Ebene, und auch das BMK versucht, seinen Beitrag zu leisten. Wir werden uns bald in einer neuen Daten-Ära wiederfinden und müssen Anreize setzen, sodass die Geldflüsse stärker in grüne Investitionen gehen und wir von fossilen Energieträgern wegkommen. Gleichzeitig müssen wir die Daten möglichst gut nutzen: für Analysen und um den Investoren unsere internationale Vorreiterrolle zu zeigen.
Nachhaltigkeitsreporting soll ja kein Selbstzweck sein, sondern auch zu Innovationen führen. Tut es das? – Stockbauer: Die Produktinnovationen bei uns stammen zum überwiegenden Teil aus dem Nachhaltigkeitsbereich ESG. Nicht nur aus dem E, sondern auch aus dem S. Zudem ist die Klimaveränderung mit Risiken verbunden, wenn Unternehmen Standards nicht erfüllen oder von Klimaveränderungen betroffen sind. Es hilft uns, Risiken einzuschätzen. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Arbeitsmarkt. Viele junge Menschen suchen sich sehr bewusst ihren Arbeitgeber aus. Da sind nachhaltigkeitsbewusste Unternehmen klar im Vorteil.
Rajchl: Finanzinstitute haben auch eine wichtige Rolle zu überlegen, wie sie Finanzierungsmöglichkeiten zur Dekarbonisierung anbieten können. Das ist sicher etwas, wo Innovation stattfinden muss, wo noch viel getüftelt wird. Wie kann einem Unternehmen zum Beispiel eine private Transitionsfinanzierung angeboten werden, die im Einklang mit den Klimazielen steht. Da gibt es Bewegung, aber da gibt es sicher auch noch einiges zu tun.
Ein sogenanntes Greenium, also einen attraktiveren Preis, sieht man bei der Kreditvergabe derzeit nicht. – Stockbauer: Ich glaube nicht, dass sich das im Pricing niederschlagen wird. Es gab einmal die Idee, grüne Finanzierungen mit einem
Überraschung. Die BKS-Vorstandsvorsitzende hätte sich nicht gedacht, dass manche Dinge so schnell gehen.
geringeren Risikogewicht für die Bemessung der Eigenmittel auszustatten. Das wird aller Voraussicht nach nicht kommen. Es gibt derzeit kein Greenium, weder im Kreditbereich noch bei Veranlagungen. Ich würde mir persönlich für grüne Produkte eine Befreiung von der KESt wünschen. So könnte Kapital für die Finanzierung der grünen Wende mobilisiert und die private Altersvorsorge gestärkt werden.
Rajchl: Wenn man die Risikosicht betrachtet, kann man davon ausgehen, dass Transitionsrisiken und physische Risiken immer schlagender werden. Das bedeutet, dass ein Investment sich im Einzelfall durch eine verstärkte Risikobetrachtung in mittlerer oder langer Frist als sicherer herausstellen kann.
Stockbauer: Das kann durchaus sein. Aber auch das Gegenteil kann eintreten, weil viele dieser grünen Investitionen einen hohen innovativen Charakter haben. Innovation bedeutet immer, dass es nichts Vergleichbares am Markt gibt, und das birgt natürlich das Risiko zu scheitern.
Rajchl: Sehr interessant finde ich die Entwicklung in den Niederlanden, wo die Refinanzierung weniger über Einlagen läuft, sondern über die Kapitalmärkte. Dort können Banken zum Beispiel ihre grünen HypothekenkreditPortfolios über grüne Anleihen refinanzieren und schon hier und da ein Greenium erzielen.
„Es gibt kein Greenium, weder im Kreditbereich noch bei Veranlagungen.“
#REGULATORIK
TAXONOMIEKONFORMITÄT
zeigt, dass eine bestimmte Wirtschaftsaktivität eines Unternehmens die Kriterien der EU-Taxonomie erfüllt. Taxonomiefähigkeit bezeichnet lediglich die Möglichkeit, dass Wirtschaftsaktivitäten von Unternehmen den Kriterien der Verordnung grundsätzlich entsprechen können.
HERTA STOCKBAUER
Im Juni 2024 sind die EU-Parlamentswahlen. Es sind nicht mehr bloß die Populisten, auch manche Konservative lassen sich bereits dazu hinreißen, gegen den Green Deal Stimmung zu machen, und gehen auf Wählerfang. Glauben Sie, dass Teile rückgängig gemacht werden können? – Stockbauer: In den Grundzügen ist das nicht aufzuhalten. Das glaube ich wirklich! Der Green Deal ist in der Wirtschaft grundsätzlich gut aufgenommen worden. Es gibt auch Erfolge: Wir sehen das zweite Mal in Folge einen Rückgang der CO2-Emissionen. Ich glaube aber, dass das Lieferkettengesetz, das jetzt schnell durchgepeitscht wurde, die Stimmung negativ beeinflusst. Viele Unternehmen sehen sich derzeit außerstande, das umzusetzen.
Wieso brauchen wir es trotzdem? - Rajchl: Wir stecken mitten in der Transformation. Das zeigt auch die erste BMK-Analyse der Taxonomieberichte. Wir wissen jetzt, dass ziemlich stark taxonomiekonform investiert wird. Das ist ein enorm positives Zeichen. Es ist jetzt nicht der richtige Moment, hier lockerzulassen! Wenn wir uns zum Pariser Klimaabkommen bekennen, müssen wir schauen, welche Maßnahmen wir noch zusätzlich benötigen.
Geht der Plan der Politik auf, die Banken als Treiber des grünen Wandels einzuspannen? - Stockbauer: Ja, der geht wirklich auf. Man sieht und spürt das auch in der Industrie. Jedes Institut ist sehr bestrebt, vor allem ökologisch sinnvolle Investitionen oder Unternehmen zu finanzieren, die einen hohen Umsatzanteil an grünen Produkten haben. Es ist eine Herausforderung, weil es oft enorme Zusatzkosten bedeutet. Man darf inmitten der Transformation, in der wir uns befinden, aber nicht unterschätzen, dass Preise Lenkungseffekte haben. Das haben wir in der Energiedebatte gesehen oder bei der Entwicklung der Energiepreise. Ich erinnere mich an den Beginn der Debatte um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, wo es hieß: Es sei nie und nimmer erreichbar, das in diesem kurzen Zeitraum umzusetzen, und dann steigen und explodieren plötzlich die Energiepreise, und es geht.
Rajchl: Es ist schön, dass wir tatsächlich eine Reduktion der Emissionen in den letzten Jahren sehen. Natürlich schwankt das ein wenig, weil es auch mit der wirtschaftlichen Leistung gekoppelt ist. Wir sehen eine Entkoppelung zwischen Wirtschaftsleistung und Emissionen, und das gibt Hoffnung. n
Stockbauer: Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir mit der ganzen Datenlage so weit kommen. Es ist großartig, wie weit wir jetzt etwa bei den ökologischen Themen gekommen sind. Wir wissen beispielsweise, wie hoch die CO2Äquivalente für gewerbliche Immobilien in Kilo pro Quadratmeter sind, das war für mich vor fünf Jahren auch unvorstellbar. Es zeigt für mich, der Weg stimmt.
Platzhirsch. Seit einem Jahrzehnt ist die Energiewende in China voll im Gange. Dieses Bild aus der Provinz Hebei zeigt dies eindrucksvoll. Europas Industrie ist von Chinas Komponenten abhängig.
Podcast anhören. Aufwind für die Windenergie?
CHINAS ENERGIEVORTEIL
Am Solarenergiemarkt stehen chinesische Produzenten in der Poleposition
Die Windenergie trotzt diesem Trend – wie lange noch?
BRIEFING IRMGARD KISCHKO
#STATISTIK
PRODUKTIONSWERTE DER PV-INDUSTRIE IN MILLIARDEN DOLLAR 2022
Rekorde und Gigantomanie: Das ist Sache Chinas. Auch bei der Energiewende. Seit Jahren führt das Land im globalen Vergleich beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie. Von den 116 Gigawatt an Windenergieleistung, die 2023 weltweit installiert wurden, entfallen 75 Gigawatt auf China. Das ist fünfmal so viel wie der europäische Windkraftausbau im Vorjahr. Natürlich wird auch das weltgrößte Windrad in China entstehen. Der chinesische Anlagenbauer Ming Yang Smart Energy plant den Bau einer Offshore-Windturbine mit 22 Megawatt Leistung und einem Rotordurchmesser von 310 Metern. Große Windturbinen in Österreich kommen im Vergleich auf etwa 7,5 Megawatt.
QUELLE: IEA REPORT TRENDS IN PHOTOVOLTAIC APPLICATIONS 2023
Wird China mit seiner Mega-Windenergieindustrie nun auch Europa überrollen? In der Solarbranche ist das schon passiert. Ein kurzer Rückblick: Nach der Jahrtausendwende herrschte Aufbruchstimmung unter den europäischen Sonnenenergieproduzenten. Vor allem in
Deutschland entstand eine beachtliche Industrie in diesem Bereich – bis die Chinesen ab 2010 dieses Geschäft entdeckten und eine Aufholjagd starteten. Hubert Fechner, Obmann der österreichischen Technologieplattform Photovoltaik, erinnert sich: „Ich war damals in der Normprüfung für Solaranlagen tätig. Chinesische Unternehmen kamen mit erstklassigen europäischen Experten zu unserer Qualitätssicherung. Da fehlte es an nichts.“ China habe eben schon 2010 erkannt, dass die Solarenergie der Gamechanger in der Energiewende sei. Für Europa begann ein schmerzlicher Prozess. Denn die europäischen Erzeuger waren im Wettbewerb mit China meist unterlegen.
„Überkapazitäten werden abgebaut.“
HUBERT FECHNER
Dominant am Markt
Heute ist China unumstrittener Weltmarktführer in der Solarenergie (siehe Tabelle S. 37). Nur etwa ein Drittel des Produktionswertes der Solarmodule, Siliziumzellen oder Beschichtungen wird im eigenen Land verbaut. Zwei Drittel gehen in den Export – zulasten der Erzeuger in Europa. In Deutschland folgte eine Pleitewelle. In Österreich musste erst kurz vor Weihnachten 2023 das Grazer Solarunternehmen Solar Energy Systems Insolvenz anmelden. Dem Preisdruck Chinas ist kaum ein Unternehmen gewachsen. Chinesische Erzeuger werden hochsubventioniert und konnten somit enorme Überkapazitäten produzieren. Diese werden nun billigst auf den Weltmarkt gebracht. Hubert Fechner sieht dennoch nicht ganz schwarz für die wenigen österreichischen Modulhersteller. „Die Überkapazitäten werden abgebaut, und der Preisdruck wird zurückgehen“, meint er. Nicht alle sind seiner Meinung. In der Solarbranche herrscht generell eher düstere Stimmung. „Die Lage wird sich noch zuspitzen“, sagt ein Experte, der namentlich nicht genannt werden will. In Europas Solarmarkt haben chinesische Hersteller schon jetzt einen Marktanteil von 90 Prozent.
Patriotismus oder Zölle Angesichts dieser Marktverzerrung durch subventionierte chinesische Billigprodukte bleibt nur der Aufruf an das Gewissen der Käufer. „Schaut auf europäische Herkunft der Produkte“, sagt Fechner. Österreichs börsennotierte Verbund AG setzt auf diese Karte. „Wir bieten Privatkunden Solaranlagen über unsere Hauptkooperationspartner So-
„EU muss für ein Level Playing Field für alle Marktteilnehmer sorgen.“
JOSE LUIS BLANCO
larvolta und Conversio von österreichischen und chinesischen Erzeugern an. Die Kunden können entscheiden, was sie wollen“, erklärt Verbund-Chef Michael Strugl. Zudem plädiert er für eine Umstellung des Fördersystems, etwa für Batteriespeicher. „Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, jene Systeme zu fördern, die von österreichischen oder europäischen Herstellern kommen“, sagt er. Zölle auf chinesische Erzeugnisse halten die meisten Experten für eine schlechte Lösung. „Wenn Zölle zum Beispiel auf Module eingehoben würden, würde das die Ausbaudynamik hemmen und dem gesamten Markt schaden“, ist FroniusChefin Elisabeth EngelbrechtsmüllerStrauß überzeugt. Besser findet sie den Weg der USA. Dort werden mit hohen Förderungen für die heimischen Hersteller chinesische Produzenten aus dem Markt gedrängt.
Europäische Windflaute
In der europäischen Windenergiebranche herrscht derzeit keine Hochstimmung, aber daran sind nicht die chinesischen Wettbewerber schuld. Vielmehr ist es der europäische Markt, auf dem zu wenig Nachfrage, zu wenig Ausbaudynamik registriert wird. Tausende Arbeitsplätze mussten gestrichen werden. So hat der dänische Weltmarktführer in der Windparkentwicklung, Orsted, bis zu 800 Stellen gestrichen, weil Kunden Projekte überraschend gestoppt haben. „Die Investoren sind verunsichert. Die Politik ist nicht konsequent. Investoren brauchen klare, langfristige Rahmenbedingungen“, erklärt der Schweizer Wissenschaftler Thomas Justus Schmidt vom Paul-Scherrer-Institut, dem größten Schweizer Forschungszentrum für
„Systeme europäischer Hersteller fördern.“
MICHAEL STRUGL
Energie, Klima und Ingenieurswesen. Ihm fehlt eine europäische Perspektive auf die Energiewende. „Die Länder müssten zusammenarbeiten. Mit der Idee der Energieautarkie in jedem einzelnen Land kommen wir nicht weiter“, sagt er. Europa sei nicht schnell genug. „Der Net-Zero Industry Act der EU setzt auf Diversifikation in der Lieferkette zur Reduktion von Abhängigkeiten und Risiken. Die EU muss zudem für ein Level Playing Field für alle Marktteilnehmer sorgen“, sagt Nordex-CEO Jose Luis Blanco zum Börsianer Grün.
Die Gefahr für die Windenergiebranche komme nicht aus China, ist Stefan Gsänger, Generalsekretär des World Wind Energy Association (WWEA), überzeugt. „Der Anteil chinesischer Hersteller am europäischen Windenergiemarkt ist sehr gering. Ich sehe keine Tendenz, dass sich das grundlegend ändern sollte“, sagt er. Dass die Windbranche dem Schicksal der PV-Industrie folgt, sei ein Schreckgespenst, das er seit Jahren kenne. Aber in der Realität sei das nicht sichtbar – oder noch nicht. Immerhin stammen schon sieben der zehn größten Windturbinenhersteller der Welt aus China. Und der chinesische Produzent Goldwind hat kürzlich das deutsche Windkraftunternehmen Vensys erworben. Zudem plant Goldwind eine eigene Fabrik in Europa.
% MEINE GRÜNE RENDITE Unternehmen, die im Bereich der Energiewende tätig sind, leben in einem unsicheren Umfeld. Der Preisdruck aus China, die Förderpolitik der USA und die Volatilität der europäischen Energiepolitik machen es auch den Investoren schwer. n
Elektrolyse. Weltweit wird an Materialien für die Energiewende geforscht. Iridium ist etwa für die Elektrolyse wichtig.
FORSCHUNG AN NEUEN MATERIALIEN
Das Zeitalter des Öls geht zu Ende. „Jetzt starten wir ins Age of Materials“: Professor Günther Rupprechter vom Institut für Chemie an der Technischen Universität Wien ist überzeugt, dass neue, verbesserte Materialien eine wichtige Zutat für das Gelingen der Energiewende sind. Gemeinsam mit den Unis Wien und Innsbruck sowie dem Austrian Institute of Technology hat die TU nun ihr bisher größtes Forschungsprojekt begonnen. Mit 35 Millionen Euro für fünf Jahre erforschen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nun neue Materialien, die vor allem für Speicher und die Wasserstofferzeugung eingesetzt werden sollen. Denn die bisher benutzten Rohstoffe wie Iridium seien nicht in großen Mengen verfügbar und sehr teuer. Nun gehe es darum, Alternativen zu finden beziehungsweise den Einsatz dieser Rohstoffe zu minimieren.
Einiges ist da in den vergangenen Jahren schon gelungen. So habe man für die Elektrolyse zur Wasserstofferzeugung vor fünf Jahren noch vier Milligramm Iridium pro Quadratzentimeter benötigt, jetzt komme man mit 0,5 Milligramm aus, berichtet Professor Thomas Justus Schmidt von der Schweizer Forschungseinrichtung Paul-Sperrer-Institut (PSI).
Mit der Kraft der Sonne
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des Teams an der TU ist die direkte Nutzung der Sonne, um die gewünschten chemischen Prozesse auszulösen. Photokatalyse versucht es den Pflanzen nachzumachen, die Chlorophyll nutzen, um „Licht gut zu ernten“, wie Rupprechter ausführt. Die Energie der Sonne intensiver zu nutzen – darin sehen die Forscher und Forscherinnen enormes Potenzial für die Zukunft.
Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß ist seit 2012 CEO der auf Photovoltaik und Batterieladetechnik spezialisierten Fronius International.
„DAS
IST KEIN FAIRER WETTBEWERB“
Die Chefin von Fronius International, Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, warnt im Gespräch mit dem Börsianer Grün vor dem Vordringen Chinas in Europas Erneuerbare-Energie-Markt.
Chinesische Produzenten dominieren den Photovoltaikmarkt in Europa. Sehen Sie mittelfristig eine Überlebenschance für europäische Erzeuger? - Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß: Bei Modulen sieht die Lage tatsächlich sehr kritisch aus. Letztlich ist das aber auch eine standortpolitische Entscheidung, die Europa treffen muss. Will man diese Schlüsseltechnologie selbst in der Hand haben, oder nimmt man die Abhängigkeit von anderen Weltregionen in Kauf?
Gilt das auch für andere PV-Komponenten? - Beim Wechselrichter und der dazugehörigen Software sieht es anders aus. Hier sind europäische Hersteller wie Fronius durch Forschung, Innovation und höchste Qualität immer noch sehr gut.
Sind chinesische Erzeuger bei Wechselrichtern im Vormarsch?Der Druck aus Asien und vor allem aus China ist groß. Waren vor etwa zehn Jahren europäische Wechselrichter-Hersteller noch mit 60 Prozent Marktanteil führend, ist dieser Marktanteil heute auf etwa zehn Prozent geschrumpft. Allein ein einziger Hersteller aus China deckt mit seinen Produkten 29 Prozent des Weltmarkts ab. Diese Entwicklung ist nicht gesund. In China werden Produkte stark gefördert und dann unter Herstellungskosten nach Europa exportiert. Im Gegenzug ist jedoch der PV-Markt in China für europäische Hersteller vollkommen abgeschottet. Das ist kein fairer Wettbewerb.
UMFRAGE 2024
GUT GEMEINT
Die Stimmung in Sachen Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft hat sich gedreht. Besonders die Bürokratie in der Europäischen Union erstickt das Potenzial kreativer Lösungen in Europa und führt zur Wettbewerbs- und Wohlstandsverlust. Das ergab eine exklusive Umfrage des Börsianer Grün bei 500 Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
TEXT INGRID KRAWARIK
Krieg und Waffen. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine brachte nicht nur menschliches Leid. Dadurch werden auch Investments in Kriegsgerät neu bewertet.
Zu viel Bürokratie!, tönt es derzeit aus allen Ecken Europas, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. ESG –übersetzt Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – verkommt immer mehr zu einem verpönten Begriff, eine gewisse Anti-ESG-Stimmung schwappt langsam aus den USA nach Europa herüber, hinzu kommt ein KPI-Chaos. Es mangle an zielgerichteten und bewältigbaren Anforderungen, die Moral der G’schicht sei ein Wettbewerbsnachteil für den Standort Europa. „Die EU-Bürokratie ist ein grundsätzliches Übel geworden. ESG ist nur ein Teil dessen. Der Komplexität von ESG folgend, ist eine exakte Definition, die sich über einen längeren Zeitraum hält, unrealistisch. Deshalb steht der Wille der EU zu regulieren in starkem Konflikt mit exakter Definition. Ergebnis ist das schlimmste aus zwei Welten: bürokratische Ballone, die nur Aufwand erzeugen und auf Basis der Furcht vor späterer Interpretation immer größere Umfänge annehmen“, fasst ein Umfrageteilnehmer den Ärger der Investoren zusammen. Die Bürokratie seitens der EU „hat dem sehr wichtigen Investmentthema ESG fast die Luft zum Atmen genommen“, schreibt eine Teilnehmerin. Einige wenige versuchen zu beschwichtigen und äußern, dass der Unmut verständlich sei, „da es bis dato keine Regeln gab und es noch keine tieferen Analysen der Chancen einer ESG-Performance als Hebel gibt“. Rarer outen sich jene in der Umfrage „Nachhaltigkeit in der Finanzbranche 2024“, die ohne Wenn und Aber an der Transformation der Finanzwirtschaft festhalten: „Auch die verworrenste Regulierung, Greenwashing oder eine Anti-ESG-Stimmung wird es nicht schaffen, dieses überlebenswichtige Thema vom Tisch zu fegen.“
Die bereits zum zehnten Mal durchgeführte Befragung von mehr als 500 Investoren aus dem DACH-Raum zeigt teilweise überraschende Veränderungen. So befürchtet eine steigende Anzahl der Befragten Renditeeinbußen von ESG- im Vergleich zu klassischen Investments, die größte Sorge bereitet den Umfrageteilnehmern aber die zunehmende EU-Bürokratie, die als Wettbewerbsnachteil für den Standort Europa gesehen wird.
Nachhaltig gegen klassisch
Wer sich die Toppositionen einschlägiger Artikel-8- und in gewissem Ausmaß auch Artikel-9-Fonds im Vergleich zu klas-
sischen globalen Fonds ansieht, wird mit den gleichen Namen überrascht, darunter Nvidia, Amazon, Alphabet, Microsoft und Amazon. So gesehen stellt sich die Frage, ob nicht ohnehin schon alles nachhaltig ist und wofür man überhaupt noch eine Klassifizierung braucht. Es gibt natürlich Branchen wie Rüstung und Kinderarbeit, die in nachhaltigen Fonds derzeit keinen Widerhall finden, Rüstungsaktien zählten aber im Vorjahr zu den Abräumern an der Börse, Wasserstoff-Aktien und Erneuerbare-Aktien sackten ab. Prompt kam der Ruf: Aufrüstung als Verhinderung von Krieg müsse nachhaltig sein. Es müsse klar sein, dass man andere Risikoprämien kontrahieren müsse, wenn nachhaltige Unternehmen geringere Risiken mit sich brächten, meint ein Umfrageteilnehmer. Immerhin 35,48 Prozent der Befragten rechnen mit Renditeeinbußen bei nachhaltigen Investments, im Vorjahr waren es nur 21,84 Prozent. Die Skepsis ist gestiegen.
BEFÜRCHTEN SIE BEI NACHHALTIGEN INVESTMENTS (ESG) RENDITEEINBUSSEN GEGENÜBER KLASSISCHEN INVESTMENTS?
JA: 35,48 % (2023: 21,84 %)
NEIN: 64,52 % (2023: 78,16 %)
Grüne Schätze
An nachhaltigen Produkten gibt es praktisch kein Vorbeikommen mehr, 88,71 Prozent der Befragten haben schon eines gekauft. Wobei hier auch die Nachfrage nach Green Bonds steigt. In Österreich können Anleger seit kurzem in grüne Bundesschätze, denen Anleihen zugrunde liegen, investieren mit einer ge-
sicherten Rendite und Laufzeit sowie ohne Kursschwankungen. Das alles mit unbegrenzter Garantie der Republik Österreich.
HABEN SIE SCHON EINMAL IN EIN NACHHALTIGES
FINANZPRODUKT INVESTIERT?
JA: 88,71 % (2023: 85,06 %)
NEIN: 11,29 % (2023: 14,94 %)
Viel Aufwand für Industrie
Der Fokus vieler Industrieunternehmen liegt derzeit auf der Transformation ihres Geschäftsmodells. Oft werden ihnen dabei Steine in den Weg gelegt, sei es durch fehlende rechtliche Schritte, mangelnde Infrastruktur oder durch ausbleibendes, versprochenes Kapital. Auch die EU-Taxonomie helfe nicht unbedingt weiter: Die Kriterien, nach denen Wirtschaftstätigkeiten als nachhaltig eingestuft werden, sind teilweise wissenschaftlich umstritten und von politischen Interessen getrieben, schreibt ein Teilnehmer. Und: „Nachhaltiges Wirtschaften war und wird immer ein zentraler Faktor erfolgreicher Unternehmen bleiben und für die notwendige Wachstumsdynamik sorgen. Die EU hat jedoch leider auch hier für mehr Verwirrung und Aufwand gesorgt und diesem wichtigen Thema am Ende auch deutlich geschadet.“ Die Mehrheit der Befragten, 79,03 Prozent, findet trotzdem, dass auf lange Sicht Nachhaltigkeit auch den Unternehmenserfolg gegenüber nichtnachhaltigen Unternehmen deutlich steigert.
SIND NACHHALTIGE UNTERNEHMEN LANGFRISTIG WIRTSCHAFTLICH ERFOLGREICHER ALS ANDERE?
Labels statt Regulierung
Die Offenlegungsversordnung der Europäischen Union, in der Klassifizierungen von Fonds in Artikel 6, 8 und 9 vorgenommen werden – wobei 9 der nachhaltigste Ansatz mit nachweislichem Impact ist – hat zu ein bisschen mehr Ruhe am Veranlagungssektor geführt. Und zu der Erkenntnis, dass immerhin 37,10 Prozent der Umfrageteilnehmenden nachhaltige Investmentfonds für ausreichend vergleichbar halten. Im Vorjahr waren es nur 26,74 Prozent. Die eindeutige Mehrheit von 62,90 Prozent hält die Klassifizierungen aber für nicht ausreichend genug. „Die Vergleichbarkeit ist aus meiner Sicht nicht durch regulatorisch verpflichtende Veröffentlichungen von kaum verständlichen Daten möglich, sondern durch Kennzeichnungen etwa mit dem österreichischen Umweltzeichen, dem FNG-Siegel oder einfach durch eigene Recherche“, meint ein Teilnehmer. Und: „Nachhaltige Investments müssen sich immer stärker differenzieren. Dazu braucht es klare Strategien und hohe Transparenz von uns Anbietern, aber auch einheitliche und konsistente Ratingkriterien. Die ESG-Rating-Verordnung ist ein richtiger Schritt in diese Richtung.“
SIND NACHHALTIGE INVESTMENTFONDS FÜR SIE AUSREICHEND VERGLEICHBAR?
JA: 37,10 % (2023: 26,74 %)
NEIN: 62,90 % (2023: 73,26 %)
Daten: Alt und wenig valid
Beim Thema Greenwashing scheiden sich die Geister der Umfrageteilnehmer, wie am Ergebnis sichtbar wird. Ein großes Thema sind die zur Verfügung stehenden Daten, die mit Argusaugen bewertet werden müssen. „Die sehr präsente Greenwashing-Diskussion sowie die politische Einflussnahme auf die Nachhaltigkeitsdefinition bei den Themen Atomenergie und Gas hat zweifelsohne das Vertrauen in dieses Thema nicht gefördert“, meint Werner Zenz, Sprecher des Vorstands der Spängler Bank AG in Österreich. Ein anderer moniert, dass die zugrunde liegenden ESG-Daten kaum valid und aktuell sind: „Dies ist ein generelles Problem bei ESG-Datenanbietern, das zuletzt in Deutschland auch die Bafin adressiert hat. Als Fondsmanager hand-
le und berichte ich im Jahr 2024 ESG-Daten, welche teilweise noch aus dem Jahr 2021 stammen. Transformationsprozesse eines Unternehmens lassen sich so keinesfalls zeitnah und sinnvoll als Investor begleiten“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. Und: „Wenn man allerdings weiß, wie die Berechnung eines CO2-Austoßes eines Veranlagungsportfolios funktioniert, welche Annahmen dabei getroffen werden, Durchschnittswerte herangezogen werden, dabei diverse Mehrfachzählungen in Kauf genommen werden, ist die Aussagekraft von solchen Zahlen alles andere als verlässlich, repräsentativ und schon gar nicht vergleichbar zwischen Marktteilnehmern. Für die Erstellung von diversen Reports werden nun Heerscharen an Kapazitäten aufgebaut und erhebliche zeitliche Ressourcen aufgewendet, um am Ende von Investorenseite nicht nur ein erforderliches Bekenntnis in Richtung Net-Zero zu bekommen, sondern dieses auch noch auf die sprichwörtliche zweite Kommastelle exakt darzustellen. Das alles birgt, trotz all dem aktuell vorhandenen besten Wissen und Gewissen, ganz einfach die Gefahr in sich, früher oder später dem Vorwurf von Greenwashing ausgesetzt zu sein.“
HAT GREENWASHING BEI BÖRSENNOTIERTEN UNTERNEHMEN ZUGENOMMEN?
JA: 50,85 % (2023: 50,59 %)
NEIN: 49,15 % (2023: 49,41 %)
Gut gemeint, schlecht umgesetzt Rund 76 Prozent der Befragten rechnen wegen der steigenden EU-Bürokratie beim Thema Nachhaltigkeit mit einem Wettbewerbsnachteil für den Standort, was wiederum in erhöhtem Ausmaß zu einer Anti-ESG-Stimmung führt. Das Thema polarisiert. Eine überbordende Bürokratie gefährde die Er-
Nachhaltiges Handeln steht bei uns schon immer hoch im Kurs.
post.at/investor
Die Österreichische Post ist im ständigen Auf und Ab des Kapitalmarktes ein zuverlässiger, attraktiver Dividendentitel. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit für die Post von großer Bedeutung: Die Österreichische Post betreibt heute mit über 4.000 E-Fahrzeugen die größte E-Flotte des Landes. Das Ziel ist es, bis 2030 alle Sendungen im Inland CO2 frei zuzustellen. Nähere Informationen auf post.at/investor
reichung der eigentlichen Nachhaltigkeitsziele, schreibt ein Teilnehmer, denn die Transparenz sei etwa für Retail-Kunden nicht besser geworden. „Die ESG-Regulatorien sind unangemessen überbordend und ideologisch. Die Vorträge dazu sind tendenziös. Aus einer grundsätzlich guten Sache ist reine Ideologie geworden. Die Maßnahmen zeigen Konzeptlosigkeit, da keine weltweite Gesamtlösung angestrebt wird –die vermutlich auch nicht durchsetzbar ist. Die einzige Auswirkung ist die Schwächung der europäischen Wirtschaft“, macht sich ein Teilnehmer Luft. Nicht alles sei schlecht: „Die zusätzliche Bürokratie bindet Ressourcen, was den Unternehmen in Europa zu Recht wenig Freude bereitet. Aber auch internationale Unternehmen, die auf dem EU-Markt präsent sein wollen, müssen diese Standards erfüllen, Stichwort Lieferkettengesetz. So bringen Investitionen in die Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil – zumindest auf dem europäischen Markt (was den europäischen Unternehmen tendenziell zugutekommt). Europa muss aufpassen, nicht auch beim Thema Green Technology von den USA und China überholt zu werden. Bei den E-Autos scheint China das Rennen zu gewinnen, auch die US-Unternehmen haben dank des Inflation Reduction Acts gute Voraussetzungen“, sagt ein Teilnehmer.
BRINGT DIE ZUNEHMENDE EU-BÜROKRATIE BEIM THEMA NACHHALTIGKEIT EINEN WETTBEWERBSNACHTEIL FÜR DEN STANDORT MIT SICH?
„Der Kapitalfluss, der global in die grüne Transformation strömen sollte, stockt derzeit. Die vier Gründe liegen in der Gefahr von Greenwashing, unsicheren Renditeerwartungen auf der langfristigen Zeitachse, langen Verfahrensdauern beim Ausbau alternativer Energiequellen und in der Ablenkung durch geopolitische Krisen“, sagt Andreas Brandstetter, CEO der börsennotierten Uniqa Insurance Group AG, zum Börsianer Grün. Rund 72 Prozent der Befragten rechnen damit, dass Aufrüstung und Wohlstandsverlust durch hohe Inflation grüne Investments verhindern.
DENKEN SIE, DASS THEMEN WIE KRIEG UND WOHLSTANDSVERLUST (INFLATION) KAPITAL VON GRÜNEN INVESTMENTS ABZIEHEN?
JA: 72,13 %
NEIN: 27,87 %
JA: 75,81 % (2023: 55,68 %)
NEIN: 24,19 % (2023: 44,32 %)
DIE UMFRAGEKRITERIEN
Bei der Umfrage des „Börsianer Grün“ wurden im April 2024 mehr als 500 deutsche, österreichische und Schweizer institutionelle Investoren aus Branchen wie Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen, Pensionskassen und Vorsorgekassen schriftlich befragt. Sieben Fragen konnten dabei jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zusätzlich wurden schriftliche Kommentare eingeholt. Bei falscher oder fehlender Beantwortung einzelner Fragen wurde die Bewertung der jeweiligen Frage im Ergebnis nicht berücksichtigt.
Für eine lebenswerte Zukunft: wienerberger Nachhaltigkeitsprogramm 2026
Wir bei wienerberger sind uns unserer Verantwortung für den Planeten und dessen Erhalt für kommende Generationen bewusst. Mit innovativen und nachhaltigen Lösungen für Neubau, Sanierung sowie Wasser- und Energiemanagement sind wir Teil der Lösung, wenn es darum geht, dem Klimawandel und seinen Auswirkungen zu begegnen. Unsere gesetzten Maßnahmen in den Bereichen Dekarbonisierung, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft sowie zum Wasser- und Abfallmanagement sind unser Beitrag für eine nachhaltige Zukunft.
Mehr dazu finden Sie in unserem Nachhaltigkeitsprogramm 2026
MARKTENTWICKLUNG
ENTWICKLUNG KLASSISCHER VERSUS NACHHALTIGER INDIZES IN DER DACH-REGION (YTD)
Grün geht nicht auf. Die nachhaltigen Indizes in Deutschland und Österreich hinken den traditionellen Aktienindizes heuer und auf Einjahressicht hinterher. Nur der Schweizer SXI Swiss Sustainability 25, der nachhaltige Aktien nach den Vorgaben der Ratingagentur Inrate beheimatet, schlägt seinen traditionellen Counterpart SMI.
INDIZESVERGLEICH
VERGLEICH VON KLASSISCHEN MIT NACHHALTIGEN INDIZES (1 J IN %) KLASSISCHE INDIZES
18492,49 18,32
INDIZES
US-ZINSSENKUNG ERST IM ZWEITEN HALBJAHR
Auch zu Beginn des zweiten Quartals scheint das Aktienmarktmomentum ungebrochen. Gestützt wird es jedoch nicht mehr von überbordenden Zinssenkungsfantasien, sondern von Konjunkturdaten, die auf eine äußerst sanfte Konjunkturlandung hindeuten. Damit erscheint in den USA erst eine Zinssenkung im zweiten Halbjahr realistisch. Vor diesem Hintergrund ist die Rendite der zehnjährigen Benchmarkanleihe im April in den USA um rund 40 Basispunkte gestiegen, während sie in Deutschland unter Schwankungen seitwärts notierte. Gleichwohl werden an den Aktienmärkten aktuell sowohl bei den Bewertungs- als auch Stimmungsindikatoren Schwellenwerte erreicht, die zu etwas mehr Vorsicht mahnen. Dementsprechend dürften die „Aktienmarktnachzügler“, gerne auch mit Qualitäts-Bias, aus der „alten“ Industrie und mit Nachhaltigkeitsprämien wieder stärker in den Vordergrund rücken. Die angespannte geopolitische Situation und die wieder etwas höheren Inflationsraten manifestieren sich hingegen in einem anhaltenden Aufwärtstrend beim Gold – trotz eines US-Dollars, der von den aktuellen Zinsdifferenzen gestützt wird.
Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Prospekt des OGAW und das BIB, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.
Wachstum durch Nachhaltigkeit
Pauline Grange
Lead Portfolio Manager Global Equities, Columbia Threadneedle Investments
nsere Welt ist voller gesellschaftlicher und ökologischer Veränderungen. Unternehmen, die in eine nachhaltigere Zukunft investieren und entsprechende Innovationen hervorbringen, stärken auch ihre eigene Fähigkeit, solide finanzielle Erträge zu erwirtschaften. Das globale Aktienportfolio im CT (Lux) Sustainable Outcomes Global Equity setzt deshalb auf Unternehmen, die an Lösungen für die weltweiten Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit arbeiten – von erneuerbaren Energien bis hin zu erschwinglichem Wohnraum –und gleichzeitig überdurchschnittliches Kapitalwachstum erzielen.
Impact, Intention, Integrität
In unserem bottom-up-orientierten Auswahlprozess von Portfoliotiteln favorisieren wir Firmen mit Produkten oder Dienstleistungen, die eine positive Wirkung auf die Umwelt und/oder die Gesellschaft haben. Ein weiteres Kriterium sind klare Belege für die Absicht Investitionen zu tätigen, die diese Wirkung verstärken. Wenngleich wir den Schwerpunkt auf positive Ergebnisse legen, geben wir auch Mindestwerte für das vor, was wir erwarten. Wichtig ist uns schließlich auch, dass die Unternehmen bei ihrer Geschäftstätigkeit ihre Integrität unter Beweis stellen. Die Top-Aktien im CT (Lux) Sustainable Outcomes Global Equity stammen derzeit aus den Bereichen KI, Gesundheit und Rohstoffe.
Der Fonds ist ein Teilfonds von Columbia Threadneedle (Lux) II, eine in Luxemburg gegründete SICAV von Threadneedle Management Luxembourg S.A. verwaltet. Der aktuelle Verkaufsprospekt, BIB und die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind in englischer Sprache und/oder in Deutsch bei der Verwaltungsgesellschaft, International Financial Data Services (Luxembourg) S.A. und/oder auf unserer Website und bei unserem Vertreter und unserer Zahlstelle in der Schweiz, CACEIS Investor Services Bank S.A.. Esch-sur-Alzette, Zurich Branch, Bleicherweg 7, CH 8027 Zürich erhältlich erhältlich. Threadneedle Management Luxembourg S.A. kann beschließen, die für die Vermarktung des Fonds getroffenen Vorkehrungen aufzuheben. Der Fonds ist nach Artikel 9 der EU-Verordnung 2019/2088 über nachhaltigkeitsbezogene Angaben im Finanzdienstleistungssektor (Offenlegungsverordnung) als Fonds eingestuft, der ökologische oder soziale Merkmale fördert. Bei der Entscheidung, in den beworbenen Fonds zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des beworbenen Fonds berücksichtigt werden, wie sie in seinem Prospekt beschrieben sind. columbiathreadneedle.com. Herausgegeben von Threadneedle Management Luxembourg S.A., eingetragen beim RCS unter Nummer B 110242. Columbia Threadneedle Investments ist der globale Markenname der Columbia- und Threadneedle-Unternehmensgruppe. WF2020372 (04/24)
1.
Innovationen sollen helfen, die nachhaltige Transformation weltweit voranzubringen. Das Spektrum reicht von Alternativen zu Plastik, zu denen etwa Holz zählt, bis hin zum Einsatz grünen Wasserstoffs. Solche Entwicklungen eröffnen langfristige Anlagechancen mit entsprechenden Branchenaktien wie auch mit Green Bonds, die einen zunehmenden Anteil der Finanzierung ausmachen. Jedoch sind auch Kursschwankungen sowie mögliche Anfangsverluste zum Teil groß.
PLASTIK
Es dauert zehn bis 20 Jahre, bis sich ein Einkaufssack im Meer zersetzt hat. PET-Flaschen brauchen rund 450 Jahre, bis sie sich im Wasser zersetzt haben und in Form von Mikroplastik auf den Meeresgrund sinken. Anleger können auf Unternehmen setzen, die Lösungen anbieten oder bemüht sind, den Einsatz von Plastik zu reduzieren.
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2.
WASSERSTOFF
Die Einsatzmöglichkeiten für Wasserstoff sind vielfältig, darunter fällt etwa die Stahlproduktion oder auch der Lkw-Transport, auch in der Schiff- sowie in der Luftfahrt gibt es Einsatzpläne. Laut Statista wurden von 2015 bis 2018 gut 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff weltweit produziert. Bis 2030 dürften es 25 Tonnen werden.
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3.
GREEN BONDS
Die Anfänge der Green Bonds reichen bis ins Jahr 2007 zurück. Größter Emittent war bis jetzt im Jahr 2022 China mit 85 Milliarden US-Dollar. Im Oktober 2023 verabschiedete das EU-Parlament den EU Green Bond Standard. Die EU will in den kommenden Jahren grüne Anleihen in Höhe von 250 Milliarden Euro emittieren.
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DIE ELEMENTE DER KLIMAWENDE
HOLZ
Holz wird für den Hausbau, die Möbelherstellung oder als papierbasiertes Verpackungsmaterial eingesetzt. Der weltweite Holzverbrauch von 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmeter ist laut WWF Deutschland pro Jahr höher als die Menge, die den Wäldern nachhaltig entnommen werden könne – nämlich jährlich drei Milliarden Kubikmeter.
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INTERVIEW
„Wie bei allen neuen Technologien gibt es anfangs einen großen Hype, gefolgt von einer Marktkonsolidierung. Solange die Technologie, auch im Bereich des grünen Wasserstoffs, funktioniert, setzt sie sich langfristig durch“, sagt Fondsmanagerin Mirjana Kovacevic von der Gutmann KAG in Österreich.
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Verpackung
Der schwedische Papierhersteller
Billerud ist in einschläigen Zero-PlastikIndizes gelistet.
Vor gut zwei Jahren veröffentlichte die Medizinische Universität Wien eine Studie, der zufolge der Mensch wöchentlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik aufnimmt, eine Menge, die in etwa der Größe einer Kreditkarte entspricht. Die Zufuhr ist vielfach, so etwa über das Trinken aus Plastikflaschen oder durch den Verzehr von Meerestieren. Überhaupt sei Plastik überall, konstatiert Manfred Santen, Chemieexperte des Meeresschutzteams bei Greenpeace in Deutschland. „Es steckt auch in der Nachttischlampe, im Radiowecker oder in der Kaffeemaschine.“
Laut der „Global Plastics Outlook“Studie der OECD von 2022 dürften die Plastikmüllberge von 353 Megatonnen 2019 auf 1014 Megatonnen im Jahr 2060 anschwellen, sofern nicht gegengesteuert wird. Den meisten Pro-KopfMüll produzieren die USA mit mehr als 130 Kilogramm pro Jahr, wie aus Zahlen von Statista hervorgeht. In der Europäischen Union (EU) sind es im Schnitt 36 Kilogramm pro Person. In Österreich sind es 33 Kilogramm, in Deutschland gut 41 Kilogramm. Noch dramatischer fällt die Bilanz laut der Schweizer Umweltorganisation Oceancare bei den Eidgenossen aus. Dort liegt die Plastik-
müllproduktion bei jährlich 127 Kilogramm pro Kopf.
Lange Lebensdauer
Das grundsätzliche Problem bringt Matthias Janson, Datenjournalist bei Statista, auf den Punkt: „Es dauert zehn bis 20 Jahre, bis ein Einkaufssack im Meer zersetzt wird. PET-Flaschen brauchen rund 450 Jahre, bis sie im Wasser zersetzt sind und in Form von Mikroplastik auf den Meeresgrund sinken.“ Dabei sind nicht nur Abfallberge eine Gefahr. Die OECD-Studie verweist auf Unmengen CO2-äquivalenter Emissionen, die vor allem wäh-
1. ZERO PLASTIC – KAMPF DEN KUNSTSTOFFBERGEN
rend der Produktion abgesondert werden. 2019 waren es 1,8 Gigatonnen. Bis 2060 könnte das Volumen auf 4,3 Gigatonnen anschwellen.
Solche Aspekte bringen die Politik auf den Plan. Im Rahmen des Green Deal der EU, der im Sommer 2021 verabschiedet wurde, muss die Recyclingquote für Kunststoffe in den Mitgliedsländern bis Jahresende 2025 bei 50 Prozent, bis Ende 2030 bei 55 Prozent liegen. Doch laut der Umweltberatung liegt die Quote in Österreich erst bei rund 26 Prozent. In Deutschland sind es 35 Prozent, wie es seitens des Umweltbundesamtes heißt. In der Schweiz
UNICREDIT ESG GL. ANTI PLASTIC IND.
artikel und Arzneimittel hergestellt werden. Shimano produziert wiederum Fahrradkomponenten und verkündete 2022, für seine Produkte möglichst umweltfreundliche Verpackungen verwenden zu wollen. In den vergangenen zwei Jahren lag das jährliche Minus bei 4,64 Prozent auf Eurobasis (per 22. April).
erreichte die Quote knapp mehr als 30 Prozent, wie Kunststoff Swiss, der Branchenverband der schweizerischen Kunststoffindustrie, aufzeigt.
Auf Recycling setzen
Chancen für Anleger gibt es mit Zertifikaten, so etwa mit dem Open End Indexzertifikat auf den ESG Global Anti Plastic Index der Unicredit (ISIN DE000HVB5PL7). Der Index bildet die Entwicklung von bis zu 25 Unternehmen ab, die in den Bereichen Plastikvermeidung, -wiederverwendung und -recycling tätig sind. Dazu zählt etwa die norwegische Tomra Systems, das unter anderem Leergutrücknahmeautomaten herstellt. Die schwedische Billerud produziert Papierverpackungen, die unter anderem für Hygiene-
Das Indexzertifikat Alphabeta Access Products Zero Plastic von Morgan Stanley (DE000DA0AB30) umfasst acht europäische Unternehmen, die mit ihren alternativen Konzepten helfen, die Plastikflut einzudämmen. Dazu zählen der österreichische Kartonhersteller Mayr-Melnhof wie auch Veolia Environnement aus Frankreich. Der Konzern behandelt unter anderem auch Abwasser. Auch Tomra Systems ist Teil dieses Zertifikats. In den vergangenen zwei Jahren lag das jährliche Minus bei 18,25 Prozent auf Eurobasis.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Die wachsende Plastikproduktion wird zunehmend zum Umweltproblem. Einerseits erzeugt die Produktion eine Menge CO2-äquivalenter Emissionen, andererseits führen die wachsenden Müllberge zu ernsten Umweltproblemen. Dementsprechend können Anleger auf Unternehmen setzen, die Lösungen anbieten oder bemüht sind, den Einsatz von Plastik zu reduzieren. n
2. GRÜNER WASSERSTOFF –DER SAUBERE ANTRIEB
Grüner Wasserstoff steht in den Schlagzeilen: Im April gab der österreichische börsennotierte Energieversorger Verbund AG bekannt, die Landesgesellschaft Westfalen Austria ab 2026 mit grünem Wasserstoff beliefern zu wollen. Dabei wird Verbund AG den Energieträger an mehreren Standorten in der Region herstellen. Und Westfalen möchte mit dem grünen Wasserstoff mittelständische Unternehmen in Österreich sowie im süddeutschen Raum versorgen.
Doch worum geht es? Wasserstoff wird derzeit vor allem mittels Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen, wobei dann von grauem Wasserstoff die Rede ist. Dabei wird viel CO2 freigesetzt. Der blaue Wasserstoff wird mit demselben Verfahren hergestellt. Jedoch wird das
CO2 unterirdisch gespeichert, ein Vorgang, der als Carbon Capture and Storage (CCS) bezeichnet wird.
Klimafreundliche Produktion
Bei der Herstellung grünen Wasserstoffs spaltet ein Elektrolyseur – unter Einsatz nachhaltig produzierten Stroms – Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf. Es entsteht kein CO2. Noch ist die Produktion überschaubar: Laut Statista wurden von 2015 bis 2018 gut 1,2 Millionen Tonnen weltweit produziert. Doch bis 2030 dürften es 25 Tonnen werden. Dazu müssen auch Elektrolysekapazitäten ausgebaut werden. Hier liefert die Internationale Energieagentur Zahlen: 2023 lag die Kapazität weltweit bei 2356 Megawatt (MW). Bis 2030 könnte sie auf 443.692 MW hinaufschnellen.
Dabei treibt die Politik die Entwicklung kräftig voran. Die Europäische Kommission hat 2020 die Europäische Wasserstoffstrategie veröffentlicht. So sollen bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von zumindest 40.000 Megawatt installiert werden. In der Schweiz gibt es solch ein Vorhaben noch nicht, es gibt aber erste Entwürfe. „Eine nationale Wasserstoffstrategie, die der Schweizer Bund im Laufe des Jahres 2024 vorlegen will, wird dringend benötigt“, sagt Nicolas Crettenand, Vorstandsvorsitzender der Hydrospider. Das schweizerische Joint Venture aus den Unternehmen Alpiq, H2 Energy und Linde aus Deutschland fokussiert sich auf die Beschaffung, Produktion und Logistik grünen Wasserstoffs für den Schwerverkehr.
Dekarbonisierung als Zielsetzung Tatsächlich sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig, etwa für die Dekarbonisierung der Schwerindustrie, etwa in der Stahlproduktion. Im Transport soll der Energieträger für Lkws sowie in der Schiff- und Luftfahrt eingesetzt werden. Dafür werden Brennstoffzellen eingesetzt, in denen die im Wasserstoff gespeicherte chemische Energie wieder in elektrische Energie umgewandelt und zurückgewonnen wird. „Vom CO2-freien klimaneutralen Antrieb bis zum schnellen Tanken in wenigen Minuten mit einer Reichweite je nach Fahrzeugtyp von bis zu 800 Kilometern gibt es mehrere Gründe, die für ein Fahrzeug mit Wasserstofftechnologie sprechen“, sagt Crettenand. Dennoch leiden viele der Branchenfirmen
derzeit unter hohen Zinsen, da sie oft Wachstumsunternehmen sind, und schreiben teils noch keine Gewinne.
Patrik Hanser von Legal & General Investment Management (LGIM) rät zu einer breiten Streuung. Der L&G Hydrogen Economy UCITS ETF (ISIN IE00BMYDM794) bildet den Solactive Hydrogen Economy Index ab, der entlang der Wertschöpfungskette 26 Titel selektiert. So baut etwa Air Liquide, ein französischer Industriegasehersteller, auch Elektrolyseure. Fuellcell Energy aus den USA baut Brennstoffzellenkraftwerke. Die dänische Orsted liefert erneuerbaren Strom aus Windkraft. Auf drei Jahre liegt das Minus mit April bei rund 18 Prozent per anno auf Eurobasis.
Im BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Hydrogen Economy – UCITS ETF
Zukunft am Meer. Ein Serviceschiff des Unternehmens
Orsted dockt an einem Offshore-Umspannwerk an. Auch grüne Energie gehört gewartet.
(LU2365458145) werden 40 Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette abgebildet. Die größte Position ist Paccar aus den USA, Hersteller von Lkws mit Brennstoffzellen. Siemens Energy produziert etwa grünen Wasserstoff im deutschen Wunsiedel. BMW setzt mit dem X5 Hydrogen auf grüne Wasserstoffautos. Der Wertverlust auf ein Jahr liegt bei rund 7,7 Prozent auf Eurobasis.
%
MEINE GRÜNE RENDITE
In grünem Wasserstoff steckt große Hoffnung: Bei der Produktion wird kein CO2 abgestoßen. Und mit dem Einsatz sollen Industrie sowie Schwerverkehr dekarbonisiert werden. Die Entwicklung steht derzeit noch am Beginn. Dementsprechend jung sind viele Pure Players aus der Branche. n
3.
GREEN BONDS –GRÜNE RENDITE FÜR
DIE KLIMAWENDE
Für die Nachhaltigkeitswende muss Kapital des privaten Sektors eingebunden werden. Anlegern eröffnen sich Chancen mit Green Bonds, deren Erlöse für Umweltprojekte eingesetzt werden, die im Emissionsprospekt festgehalten sind. Damit nicht der Verdacht des Greenwashings aufkommt, wird für eine Green-Bond-Emission eine Zweitmeinung von einer Nachhaltigkeitsratingagentur eingeholt wie der ISS ESG aus den USA oder der RFU aus Österreich.
Neuer EU-Standard
Im Oktober 2023 verabschiedete das EUParlament den EU Green Bond Standard. Die Regelung definiert einheitliche Anforderungen für grüne Anleihen, die in der EU emittiert werden. „Dies soll sich nach Wunsch der EU zum Marktstandard entwickeln“, erklärt Philipp Finter, Experte für ESG Integration & Research bei Metzler Asset Management. Erstmals angewendet wird der Standard ab dem 21. Dezember 2024. Dazu müssen die Erlöse in Tätigkeiten investiert werden, die der EU-Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften entsprechen. Derzeit entfällt laut Standard and Poor’s Financial Services der Großteil der Emissionen auf den Energie- sowie den Gebäudesektor. Chancen im Investment-Grade-Bereich in Europa nutzt Bernhard Birkhäuser, Fondsmanager des DWS Invest Corporate Green Bonds (LU1982200609 für Privatanleger: LU1873225533 für Großanleger). Knapp mehr als die Hälfte ist auf Unternehmen außerhalb der Fi-
Quelle: baha
nanzbranche veranlagt, etwa mit Engie und Volkswagen International Finance. Der deutsche Automobilkonzern setzt die Erlöse für eine emissionsreduzierte Produktion des Elektroautos ID.7 Pro ein. Die jährliche Wertentwicklung des Fonds lag auf drei Jahre per 19. April bei minus 2,13 Prozent auf Eurobasis.
Der SEB Green Bond Fund (LU0041441808 für Privatanleger; LU1144887475 für Großanleger) investiert in grüne Anleihen weltweit. Dabei kann es sich um Projekte wie Windparks, umweltfreundliche Transportmittel, nachhaltige Landwirtschaft oder Abfallmanagement handeln. Dazu zählen United Utilites aus UK, das schwedische Vasakronan und die norwegische Tomra Systems, die Leergutrücknahmeautomaten herstellt. Die jährliche Wertentwicklung auf zehn Jahre liegt bei rund 1,5 Prozent auf Eurobasis.
Die Anfänge der Green Bonds reichen bis 2007 zurück, als die Europäische In-
DWS CORPORATE GREEN BONDS
Quelle: baha
vestitionsbank ihren Climate Awareness Bond emittierte. Seither ist der Markt stark gewachsen. Zahlen von Standard and Poor’s Financial Services zufolge lag das globale Emissionsvolumen 2019 bei 262,50 Milliarden US-Dollar. 2022 waren es 508,52 Milliarden US-Dollar. Im Halbjahr 2023 lag das Emissionsvolumen bei knapp 310 Milliarden US-Dollar.
Größter Emittent war 2022 China mit 85 Milliarden US-Dollar, gefolgt von den USA. Doch Europa holt auf. „Die EU ist im Zuge der Covid-Pandemie zu einem der größten Emittenten von Green Bonds aufgestiegen“, sagt Daniel Wild, Chief Sustainability Officer der Bank J. Safra Sarasin.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Im Zuge des Wiederaufbaufonds Next Generation EU hat sich die EU-Kommission das Ziel gesteckt, in den kommenden Jahren grüne Anleihen in Höhe von 250 Milliarden Euro zu emittieren. n
Wir denken nicht nur nachhaltig an morgen, wir handeln auch danach.
Zum Beispiel mit unseren über 12 Hektar großen Blühflächen als wichtige Lebensgrundlage für Bienen in ganz Oberösterreich. Bienen sorgen durch Bestäuben für Pflanzenblüte. Sprechen Sie mit uns, wie wir mithelfen können, auch Ihr Unternehmen aufblühen zu lassen.
Rohstoff. Holz ist in aller Munde und vielfältig einsetzbar. Unternehmen wie die Lenzing AG verwenden Holz zur Herstellung von Textilfasern, der Konzern UPM Biochemicals will aus nachhaltig erwirtschaftetem Laubholz Biochemikalien zur Fertigung recyclingfähiger Alltagsgegenstände und Materialien herstellen.
4. HOLZ –WERKSTOFF DER ZUKUNFT
Eine alte Bauweise wird wiederentdeckt. Auf die Konstruktion mit Holz setzt die österreichische UBM Development AG mit diversen Projekten, so etwa bei einer McDonald’s-Filiale im brasilianischen Sao Paulo. Doch was macht den Reiz des Werkstoffs aus? „Im Holzbau liegt der größte Hebel zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei der Errichtung von Gebäuden. Jeder Kubikmeter Holz bindet langfristig eine Tonne CO2 und braucht für seine Produktion lediglich die Sonne als Energiequelle“, betont Konzern-Vorstandsvorsitzender Thomas G. Winkler. Demgegenüber erzeugt die Herstellung eines Kubikmeters Beton rund 0,6 Tonnen CO2.
„In Gebäuden aus Holz wird der Kohlenstoff oft über Jahrzehnte gespeichert“, ergänzt Christoph Butz, Fondsmanager
des Pictet-Timber Fonds. Zudem kann beim Transport der Materialien Treibstoff und somit CO2 eingespart werden. Denn es lässt sich pro Lkw-Ladung mehr Holz als Beton transportieren.
Vielfältiger Einsatz
Der Einsatz gestaltet sich auch im Hausbau vielfältig. „Es wird auch für die Möbelherstellung oder papierbasierte Verpackungen eingesetzt“, so Butz. Neuerdings werde der Rohstoff zudem für viele chemische Grundstoffe, die heute aus Erdöl gewonnen werden, verwendet. Ein Beispiel: Bis Ende 2024 möchte UPM Biochemicals, Tochter des finnischen Papierproduzenten UPM-Kymmene, am deutschen Standort Leuna eine Bioraffinerie eröffnen und dort aus nachhaltig erwirtschaftetem Laubholz Biochemikalien zur Ferti-
gung recyclingfähiger Alltagsgegenstände und Materialien herstellen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfach, etwa für Textilien, Kunststoffe, Kosmetika und Medikamente.
Hinzu kommt, dass Holz nachwächst. Einzig dazu muss die Forstwirtschaft nachhaltig erfolgen, auch da Wälder bedeutende Kohlenstoffspeicher sind. In deren Verlust finde man eine der Hauptursachen für die wachsende Menge an menschengemachten Kohlendioxidemissionen, heißt es in der Studie „Alles aus Holz“ des WWF Deutschland von 2022. Darin wird festgehalten, dass der weltweite Holzverbrauch von 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr höher ist als die Menge, die den Wäldern nachhaltig entnommen werden könne – nämlich jährlich drei Milliarden Kubikmeter.
Wertschöpfung im Fokus Wie könnten hierfür Lösungsansätze aussehen? Im Pictet-Timber Fund (ISIN LU0340559557 für Privatanleger; LU0340557262 für Großanleger) wird entlang der gesamten Waldwertschöpfungskette investiert. „Dies beginnt beim Waldbesitz und der Verarbeitung des Holzes bis hin zur Verwendung“, erklärt Butz. Investiert wird auch in Sägewerke, die Bauholz produzieren, in Holzbauer sowie in Zellstoffproduzenten. Dabei unterliegen solche Subsegmente eigenen Wirtschaftszyklen. Zu den größten Fondspositionen zählen die US-Waldbesitzer Weyerhaeuser, Potlatch Deltic und Rayonier. Erstere zwei Unternehmen verarbeiten ihr Holz auch zu Bauholz und weiteren Holzprodukten. Auch Verpackungshersteller wie Packaging Corp Of America und Graphic Packaging zählen zu den größten Fondspositionen. Auf zehn Jahre erzielte der Fonds eine jährliche Wertentwicklung von knapp mehr als acht Prozent auf Eurobasis (per 19. April). Im iShares Global Timber & Forestry UCITS ETF (IE00B27YCF74) ist der Ansatz ähnlich. Die größte Einzelposition ist ebenfalls Weyerhaeuser, gefolgt von Suzano. Das brasilianische Forstwirt-
pierprodukte. Die schwedische Svenska Cellulosa ist wiederum der größte private Waldbesitzer in Europa und verarbeitet ihr Holz weiter. Auf zehn Jahre verzeichnete der ETF ein jährliches Plus von gut 8,87 Prozent auf Eurobasis.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Holz ist ein gefragter nachhaltiger Rohstoff. Bei einer vernünftigen Bewirtschaftung der Wälder wächst es stetig nach. Und es speichert CO2. Die Verwendungsmöglichkeiten sind breitgefächert und reichen vom Hausbau bis hin zu Papierverpackungen und der Produktion von Biochemikalien. Die Investmentproduk-
BRÜCKENSCHLAG
ZUR NACHHALTIGKEIT
Weshalb soziale Aspekte eine wachsende Rolle spielen
Wo Fondsmanagerin Kovacevic ihre Schwerpunkte setzt
INTERVIEW RAJA KORINEK
Gutmann Aktien Nachhaltigkeitsfonds
Mirjana Kovacevic verfügt über mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung im Aktien- und Risikomanagement und über zehn Jahre Erfahrung im nachhaltigen Investieren. Neben ihrer Tätigkeit bei der Gutmann KAG seit 2007, bei der sie für das Management von Aktienfonds zuständig ist, widmet sie sich in ihrer Freizeit dem Tennis und Laufen. Kovacevic hat einen Abschluss in Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Universitäten in Wien und Belgrad.
„In unserem Haus bleibt die Waffenproduktion weiterhin ein Ausschlusskriterium.“
MIRJANA KOVACEVIC
Die geopolitischen Spannungen verschlimmern sich zunehmend, der Fokus auf die Rüstungsindustrie steigt. Droht die Nachhaltigkeit ins Hintertreffen zu geraten?
Mirjana Kovacevic, Fondsmanagerin des Gutmann Aktien Nachhaltigkeitsfonds, betont, dass die geopolitischen Konflikte zwar für viel Leid sorgen. Doch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schwinde damit nicht. Allein die jüngste Rekordhitze in Europa verdeut-
liche, welch Ausmaß etwa die Klimakrise erreicht hat. Der nachhaltige Fokus im Haus bleibt damit klar definiert.
Manch ein Investor argumentiert, dass der Einsatz von Rüstung zur Selbstverteidigung moralisch vertretbar sei, wie auch Investments in entsprechende Unternehmen.
- Mirjana Kovacevic: In unserem Haus bleibt die Waffenproduktion weiterhin ein Ausschlusskriterium. Auch wenn entsprechende Aktien zuletzt stark an
Wert gewonnen haben, zeigt sich langfristig, dass Anleger mit nachhaltigen Investments im Schnitt keinen Renditenachteil erleiden. Grundsätzlich spielen jedoch unterschiedliche Moralvorstellungen bei der nachhaltigen Veranlagung eine große Rolle. Nehmen Sie das Beispiel Atomkraft: In österreichischen nachhaltigen Portfolios ist sie im Großen und Ganzen ein Ausschlusskriterium. In Frankreich und Tschechien wird die Atomkraft als Teil der Lösung für die Energiewende gesehen.
Kann die Energiewende gelingen? Der Ölpreis steigt. Ölkonzerne verdienen wieder mehr, während China jüngst kritisiert wurde, die EU mit billigen Solarpaneelen zu fluten. Auch Windanlagenbauer aus Europa agieren derzeit nicht immer profitabel. - Wie bei allen neuen Technologien gibt es anfangs einen großen Hype, gefolgt von einer Marktkonsolidierung. Solange die Technologie, auch im Bereich des grünen Wasserstoffs, funktioniert, setzt sie sich langfristig durch. Denkbar ist zudem, dass die EU auf den Import von Chinas Solarpaneelen mit Handelsrestriktionen reagieren könnte, ähnlich wie es jüngst die US-Regierung mit Zöllen umgesetzt hat. Die Energiewende lässt sich nicht aufhalten, zumal europäische Stromversorger und große Ölkonzerne stärker darauf setzen. Aufgrund des breitflächigen Ausbaus ist Strom aus Wind und Sonne inzwischen günstiger als aus der Gasverstromung.
Worauf legen Sie im Fonds besonderes Augenmerk? - Gleich vorweg: Wir investieren nicht in Nischenanbieter erneuerbarer Energietechnologien, ein Umstand, der für eine ruhigere Wertentwicklung sorgt. Wir wollen den breiten Markt, somit etablierte Qualitätsaktien aus entwickelten Ländern, abbilden, unter Berücksichtigung unserer Selektionskriterien. Dabei geht es nicht nur um Umweltthemen. Wir achten zum Beispiel auch darauf, ob Menschen-
„KI kann dazu beitragen, dass Ressourcen effizienter eingesetzt werden.“MIRJANA KOVACEVIC
GUTMANN AKT. NACHHALTIGKEITSF.
staat Kalifornien einen Konflikt mit Gouverneur Ron DeSantis rund um gesellschaftspolitische Aspekte, die DeSantis als zu liberal einstufte. - Der Konzern ist in dieser Hinsicht immerhin standhaft geblieben. Walt Disney bietet zudem mit seinen Parks und weiteren Angeboten eine breite Freizeitpalette an. Zudem ist auch dieser Konzern bemüht, seine Umweltbilanz zu verbessern.
rechte verletzt werden, Korruption bekämpft wird und ob etwa auf Fairness bei den Lieferketten geachtet wird.
Die größte Branchengewichtung entfällt auf Technologieaktien, etwa mit Nvidia und Microsoft. Wie passt dies zu Nachhaltigkeit? - Beide Konzerne sind wichtige Mitspieler im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Sie kann etwa dazu beitragen, dass Ressourcen effizienter eingesetzt werden. So gibt es bereits Bewässerungsanlagen, die sich auf die KI verlassen, damit der Wassereinsatz in der Landwirtschaft möglichst schonend erfolgt. Microsoft unternimmt zudem große Anstrengungen, den Wasser- und Stromverbrauch in seinen Datenzentren zu senken. Es geht im Fonds ja nicht nur um den Impakt eines Geschäftsmodells, sondern auch darum, wie sehr ein Unternehmen bestrebt ist, zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen.
Und wie passt Walt Disney hinein? Noch vor Monaten gab es etwa im US-Bundes-
Steht der soziale Aspekt auch bei Ihrem Investment in Eli Lilly im Fokus? Der Konzern ist stark im Geschäft mit seinem Abnahmepräparat Zepbaound tätig. - Fettleibigkeit und damit verbundene Krankheiten wie Diabetes 2 sind ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Knapp eine Milliarde Menschen sind weltweit betroffen. Eli Lilly entwickelt aber auch weitere Medikamente, etwa zur Behandlung von Krebs. Auch solche Krankheiten nehmen zu, zumal die Weltbevölkerung altert. Dafür braucht es ebenso Lösungen. Eli Lilly tätigt zudem vielversprechende Forschungen im Bereich Alzheimer.
Wie kann die Medizintechnik zu Lösungen beitragen? So ist der Fonds auch in Insulet, ebenfalls aus den USA, investiert. - Insulet bietet Insulinpumpen an, in die ein Insulinvorrat für bis zu drei Tage eingefüllt werden kann. Damit wird die herkömmliche Insulinspritze ersetzt. Die Dosis lässt sich zielgenauer anwenden, da die Pumpe mit dem Blutzuckermessgeräte über das Smartphone verbunden werden kann. Die Aktie selbst war zuletzt aufgrund der neuen Diätpräparate, die oftmals auch gegen Diabetes 2 eingenommen werden, unter Druck geraten. Denn es stellte sich damit die Frage, ob die Zahl der Diabetes-2-Patienten sinken wird. Doch die Abnahmepräparate haben Nebenwirkungen und ersetzen keine gesunde Lebensweise. Die Erkenntnis sollte sich allmählich durchsetzen, ein Umstand, von dem innovative Unternehmen aus der Medizintechnik profitieren könnten. n
GEMEINSAM BESSER NACHHALTIG
Die Nachhaltigkeitsstrategie der UNIQA Insurance Group verbindet ökonomisches Handeln mit klaren Verpflichtungen gegenüber Umwelt und Gesellschaft und orientiert sich am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.
Die Klimaerwärmung gefährdet Natur und Gesellschaft als Ganzes: Neben geopolitischen Konflikten und Cyberrisiken zählen extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen zu den Top 3 der von der UNIQA Group identifizierten Emerging Risks. Unternehmen aus dem Versicherungs- und Finanzsektor kommt als Risikoträgern hier besondere Bedeutung zu: Durch ESG-konforme Investments und Underwriting-Prozesse können wirksame Akzente für einen Richtungswechsel des Wirtschaftssystems gesetzt werden. Die UNIQA Insurance Group ist Branchenvorreiterin in Österreich und
entspricht damit auch einer erhöhten Nachfrage von Investoren- und Kundenseite. Durch Mitgliedschaften in namhaften österreichischen und internationalen Klimainitiativen schafft UNIQA zusätzlich den Schulterschluss mit anderen Akteur:innen der Branche.
Mit starken Partnern auf dem Weg zur Klimaneutralität
Als Gründungsmitglied der Green Finance Alliance bekennt sich UNIQA zur schrittweisen Dekarbonisierung aller Unternehmensbereiche und verfolgt dabei eine strikte ESG-konforme Investitionspolitik. Bis 2040 soll das Netto-Null-Treibhausgas-Emissions-Ziel in Österreich, bis 2050 in allen 17 internationalen UNIQA Gesellschaften erreicht sein. Seit 2024 werden keine neuen Direktinvestitionen in Unternehmen getätigt, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes aus Kohleaktivitäten erzielen. Für Erdöl und Erdgas gelten ähnliche Maßnahmen. Bei Industrieund KMU-Kunden bezieht UNIQA Nachhaltigkeitsratings in die Zeichnungspolitik mit ein. Negative Auswirkungen werden im Rahmen einer Engagement-Strategie
angesprochen und können bis zum Ausschluss führen, wenn an CO2-intensiven Geschäftsmodellen festgehalten wird.
UNIQA setzt auf ESG-konforme Finanzprodukte
Die ESG-konformen Veranlagungen wachsen stetig und machen bereits zwei Milliarden Euro aus, davon mehr als die Hälfte in erneuerbare Energien samt notwendiger Infrastruktur. UNIQA erfasst die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kund:innen digital und strukturiert, um maßgeschneiderte Beratungen und Produkte anbieten zu können. Zwölf neue ESG-konforme Artikel-8- bzw. Artikel9-Fonds zielen ausschließlich auf ökologische und soziale Merkmale ab. Mehr über die ESG-Strategie, inklusive der Betriebsökologie, und das soziale Engagement erfahren Sie im neuen Nachhaltigkeitsbericht 2023. www.uniqagroup.com
#RANKING
ESG Fund Award
DIE BESTEN NACHHALTIGEN INVESTMENTFONDS
TOP-PERFORMER UNTER DEN GRÜNEN FONDS
Zum zweiten Mal suchte der Börsianer Grün – ESG Fund Award die besten nachhaltigen Fonds in der DACH-Region. Dieses Mal schafften es 1.991 Fonds in unsere Wertung. 51 erreichten dabei den Goldstatus. Erstmals untersuchten wir auch ETFs.
TEXT DANIEL NUTZ
Geld soll nachhaltig wirken. So wollen es ethische Investoren, viele institutionelle Anleger und immer mehr Private. Deshalb zeichnet der Börsianer Grün 2024 nunmehr zum zweiten Mal die besten nachhaltigen Fonds aus dem DACH-Raum beim Börsianer Grün – ESG Fund Award aus. Wir wollen dabei zeigen, welche nachhaltigen Fonds nicht nur in Sachen ESG-Bewertung, sondern auch hinsichtlich der Performance die Nase vorn haben. In Kooperation mit dem Fintech ESG Plus und mit dessen Cleanvest-Datenbank entwickelte der Börsianer Grün eine Formel, mit der die besten Fonds ausgesiebt werden können (siehe dazu Methodik auf Seite 69). Dabei wurden Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie – also jene, die sich gemäß der EU-Offenlegungsverordnung SFDR zu Artikel 8 oder Artikel 9 bekennen –
#SFDR
WELCHE FONDS GRÜN SIND
Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) ist die EU-Offenlegungsverordnung, die Transparenz in Bezug auf nachhaltige Finanzprodukte fördert. Artikel 6 betrifft Fonds, die explizit keine Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Artikel-8-Fonds integrieren Umwelt-, Sozialund Governance-Faktoren (ESG) in ihre Anlagestrategie. Artikel-9-Fonds verfolgen nachhaltige Ziele und müssen strenge Kriterien erfüllen, etwa einen gewissen Impakt aufweisen. Die SFDR zielt darauf ab, Anlegern klare Informationen über den Nachhaltigkeitsansatz von Fonds zu geben und Greenwashing zu verhindern.
unter die Lupe genommen. Leser und Investoren bekommen so einen Überblick über die nachhaltige Investitionswelt im DACH-Raum. Ab einem Rating von 85 aus 100 erreichbaren Punkten verleihen wir den Goldstatus. Diesen erreichen nur 2,5 Prozent der in unserer Datenbank analysierbaren 1.991 nachhaltigen Anlageprodukte. Neu dabei waren heuer auch Exchange Traded Funds, also ETFs, die in einer Sonderwertung analysiert wurden.
Blick zurück
Vergangenes Jahr untersuchte der erste Börsianer Grün – ESG Fund Award 2023 noch alle im DACH-Raum zugelassenen Fondsprodukte und bewertete sie nach Nachhaltigkeitskriterien und Performance. Dabei schafften auch einige wenige Artikel-6-Fonds – die offiziell keine Nachhaltigkeitsstrategie verfol-
gen – den Sprung in die Bestenliste. Dies war damals wenig überraschend, weil der Markt sich hinsichtlich der Zuordnung der eigenen Produkte gemäß den EU-Vorgaben noch nicht sicher war. Das Thema Greenwashing war in aller Munde. Es gab einige Ab- sowie wenige Aufstufungen. Wieso machen wir das heuer nicht mehr? „Mittlerweile können wir sicher sein, dass jeder Fonds, der eine nachhaltige Strategie verfolgt, zumindest als Artikel 8 und jene Produkte mit höheren Ansprüchen als Artikel 9 deklariert sind“, erklärt Armand Colard, Geschäftsführer von ESG Plus. Und so sind wir dieses Jahr vorgegangen.
Bewertungskriterien
Der Börsianer Grün – ESG Fund Award analysierte die besten nachhaltigen Investmentfonds im Verhältnis 50:50 nach
„Leistungsfähige Chips sind entscheidend.“
CHRISTOPH KEIDEL
den Kriterien ESG und Performance. Ein ESG-Filter screente dabei die Investmentfonds nach den zehn nachhaltigen Kernkriterien von Cleanvest, die sich aus bis zu 97 thematischen Unterkriterien zusammensetzen. Hinzu kommt eine Bewertung der Dreijahresperformance mit dem Stichtag 31. März 2024. Aufgrund der vollständigeren Datenlage wurden Retailtranchen gezogen, zudem wurden Eurotranchen präferiert, Spezialfonds wurden nicht berücksichtigt (Methodik, Seite 69). Die ESG-Kriterien sind: keine Kinderarbeit, frei von Waffen, frei von Atomstrom, frei von Kohle, frei von Öl und Gas, keine Artenschutzverletzungen, keine Verletzung der Rechte von Indigenen und Frauen, grüne Technologien, Gesundheit und Bildung. Die untersuchten Anlageprodukte müssen eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz haben und bereits länger als drei Jahre existieren sowie sich laut EU-Offenlegungsverordnung zu Artikel 8 oder Artikel 9 bekennen. Durch diese Auswahl kommen 1.991 durch Cleanvest aktuell bewertete Aktien-, Anleihen- und Mischfonds mit einem Gesamtvolumen von 1,832 Billionen Euro von 183 Assetmanagern in die Wertung. Die erstmals durchgeführte Sonderwertung der ETFs beinhaltet 266 Produkte mit einem Gesamtvolumen von 230 Milliarden Euro.
Außenseiter siegt bei Aktien Im Vergleich zu den Ergebnissen von 2023 fällt heuer eine größere Asymmetrie im Zustandekommen des Gesamtergebnisses auf. Waren vergangenes Jahr die Sieger sowohl bei Nachhaltigkeit als auch bei Performance im Spitzenfeld, zeigt sich heuer, dass eher die Dreijahresper-
formance bei den Top-Platzierten der Treiber für einen guten Gesamtscore war. Erwartungsgemäß fallen viele Fonds, die auf die Energiewende und Cleantech setzen, relativ weit zurück. Die raschen Zinsanhebungen haben viele Projekte verteuert und den Unternehmen zugesetzt, so die Mehrheitsmeinung der Analysten, wobei den Titeln Zukunftspotenzial gegeben wird. Eines wird aber auch deutlich: Die Nachhaltigkeitspunkte korrelieren auch dieses Jahr in einem gewissen Maße mit der Performance. Fonds mit 100 Punkten bei der Performance schneiden im überwiegenden Ausmaß auch bei der Nachhaltigkeit überdurchschnittlich gut ab. Man sieht also: Ohne ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit gibt es heutzutage auch keine Performance.
Als Außenseitersieg könnte man den erstplatzierten Aktienfonds bezeichnen. Der Kotak Funds-India Midcap Fund (LU0511423229, 96 Gesamtpunkte) investiert in indische Midcaps. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Finanzdienstleistern und Technologien. Investments in Bildung und Gesundheit beflügeln dabei den ESG-Score. Der Ausschluss von Waffen und fossilen Energien sind Pluspunkte, die einen Nachhaltigkeitsscore von 93 ergeben. „Man findet nichts Negatives. Aus ESG-Sicht ist es aber ein ‚Light‘-Produkt, weil kein konkreter nachhaltiger Impakt erkennbar ist“, so Armand Co-
„ESG möglichst kongruent in Investmentprozess abbilden.“
LEOPOLD SALCHER
lard. Ebenso verhält es sich beim Zweitplatzierten Diversified Growth Company QIC GCC Equity Fund (LU1589519591, 92,5 Gesamtpunkte), der im arabischen Raum investiert, einen Value-Ansatz verfolgt, aber beispielsweise fossile Brennstoffe ausschließt.
Tech-Werte als Kurstreiber
Wie der Name suggeriert, hat es der LBBW Global Warming (DE000A0KEYM4, 90 Gesamtpunkte) auf Technologien gegen den Klimawandel abgesehen. Wie sich zeigt, ist es aber in der Dreijahresperformance von Vorteil, das Thema umfassender zu denken. Denn die zuletzt abgestraften Cleantech-Werte kommen bei den Top-Positionen derzeit nicht vor. Fondsmanager Christoph Keidel von LLBW Asset Management sieht jedoch gegenüber dem Börsianer Grün gute Chancen bei Halbleiterherstellern wie Nvidia. „Leistungsfähige Chips sind entscheidend, wenn wir in Zukunft mehr erneuerbare Energien nutzen wollen. Dazu ein Zahlenbeispiel: Zwei Drit-
tel des weltweit emittierten Kohlendioxids stammen aus dem Energiesektor, also aus der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle, um damit Energie zu produzieren.“
Was weiter auffällt: Sehr spezialisierte Fonds, etwa zum Thema Gesundheit, schneiden sehr gut ab. Ein Beispiel ist der Raiffeisen-Health and WellbeingESG (AT0000714282, 86,5 Gesamtpunk-
Dunkelgrüne Anleihen
Während in der Bewertung von 2024 der Aktienfonds weniger strenge Vorgaben bei den Nachhaltigkeitskriterien eher von Vorteil scheinen – unter den Top Ten waren acht Artikel-8-Fonds –, erklimmen bei den Anleihenfonds gleich vier „dunkelgrüne“ Produkte gemäß Artikel 9 die vordersten fünf Plätze. Der Erstplatzierte, der European Bond Opp.
TOP-ANLEIHEN-FONDS – GOLDSTATUS
Fondsname
te). Fondsmanager Leopold Salcher dazu: „Wir versuchen, das Thema ESG möglichst kongruent in unserem Investmentprozess abzubilden. Die Bereiche Onkologie, Neurologie und Immunologie stellen für uns die wichtigsten Teilbereiche des Healthcare-Sektors dar.“
2027 (FR0013221033, 97,5 Gesamtpunkte) von Anaxis Asset Management, verfolgt dazu eine klare ESG-Strategie „Wir haben unsere eigene Analyse entwickelt und wenden diese auf jedes Unternehmen in unseren Portfolios an. Unsere Ziele sind: Reduzierung des CO2-Fuß-
TOP-MISCH-FONDS – GOLDSTATUS
abdrucks aller unserer Portfolios um durchschnittlich 7,5 Prozent pro Jahr über den Zeitraum von 2018 bis 2028. Wir haben die durchschnittlichen Emissionen unserer Portfoliobestände seit 2018 um mehr als 50 Prozent reduziert“, erklärt Thibault Destres, Fondsmanager und Head of Fixed Income, auf Anfrage des Börsianer Grün.
Allgemein fällt auf, dass High-Yieldund Emerging-Markets-Fonds weit vorn platziert sind. Eine Top-Performance (100 Performancepunkte) weist der Drittplatzierte, der AXA IM ACT US Short Duration High Yield Low Carbon (LU1199946242, 95 Gesamtpunkte), auf, der zu knapp 60 Prozent in Unternehmensanleihen und zu mehr als 40 Prozent in Derivate investiert. Interessant: Der Pareto SICAV - Pareto ESG Global Corporate Bond H EUR Cap (LU1199946242, 92,5 Gesamtpunkte), Nummer fünf unter den Anleihenfonds, zeigt ein gutes Nachhaltigkeitsscoring von 97 Punkten.
Auffallend: Der dänische Energiekonzern Orsted führt hier zwar als führendes Transformationsunternehmen zu ESG-Pluspunkten, aber auch zu geringen Abstrichen, weil ein Teil des Geschäfts noch an fossilen Energieträgern hängt. „Firmen wie Orsted zeigen, wohin die ESG-Reise künftig gehen sollte. In allen konventionellen Sektoren braucht es Vorreiter wie diesen, um eine grüne Transformation hin zu einer klimaschonenden Wirtschaftsweise zu ermöglichen. Leider sind Titel wie Orsted noch sehr rar, daher braucht es das Engagement und den Druck vieler privater und institutioneller Investoren, um hier mehr Bewegung in die Transformation ganzer Sektoren zu bekommen“, erklärt Colard von ESG Plus.
Mischfonds setzen auf Aktien Durchwegs Artikel-8-Fonds finden sich untern den Top-Platzierten der Mischfonds. Insgesamt erreichen sieben Fonds eine Gesamtpunktezahl von mehr als 85 und somit den Goldstatus
„Die Unternehmen müssen einen positiven Trend aufweisen.“
JOHANNES ROSENSTATTER
des Börsianer Grün. Auf Platz eins der Mischfonds landet der Spängler Privat: Flexibel (AT0000A18WC7, 94 Gesamtpunkte). Das Anlageprodukt aus der ältesten Privatbank Österreichs zielt auf den langfristigen Vermögensaufbau ab. Es wird in ein breitdiversifiziertes internationales Large-Cap-Portfolio investiert, erklärt Johannes Rosenstatter, Leiter des Asset-Managements der Spängler Bank AG.
Die Strategie: „Die Unternehmen müssen einen positiven Trend, eine gute Qualität sowie eine attraktive Bewertung aufweisen.“ Ein Erfolgsgarant bei der Performance war zuletzt die hohe Aktienquote von 99 Prozent. Bei der Nachhaltigkeit sorgt eine spezielle konfessionelle Auslegung des Begriffs ESG für ein gutes Rating. Der Fonds orientiert sich an den Richtlinien für ethische Geldanlagen der österreichischen Bischofskonferenz. In der Bewertung kommt er so auf 91 Nachhaltigkeitspunkte – sehr gut, allerdings nicht absolute Spitze in Sachen Nachhaltigkeit. Innerhalb der Lieferketten gibt es vereinzelte Problemfälle beim Schutz indigener Rechte sowie einen Titel, der bei Gleichstellung von Frauen negativ auffällt.
Unter den Top-Performern (100 Performancepunkte) der Mischfonds findet sich der Arabesque SICAV - Global ESG Momentum Flexible (LU1023698746, 93 Gesamtpunkte) wieder. Investmentschwerpunkte sind Technologie, Gesundheitswesen und Industriewerte. Colard von ESG-Plus: „Tendenziell haben diesmal Mischfonds mit sehr hohen Aktienquoten die Nase vorn, weil sie mit Performance punkten konnten.“
„Braucht Engagement und den Druck der Investoren.“
ARMAND COLARD
ETF – GOLDSTATUS
Zehn goldene ETFs
2024 hat der Börsianer Grün – ESG Fund Award das erste Mal Exchange Traded Funds (ETF) unter der gemeinsamen Formel Nachhaltigkeitsbewertung und Dreijahresperformance bewertet. Auch
hier wurde die Latte für eine Goldbewertung bei einer Gesamtpunktezahl von 85 gelegt. Von 268 Titeln erreichten zehn den Goldstatus des Börsianer Grün – ESG Fund Award (siehe Kästen oben und unten).
ANLEIHEN ETF – GOLDSTATUS
UNSERE METHODIK
Der Börsianer Grün hat es sich zum Ziel gesetzt, Fonds noch umfassender zu bewerten. Doch was ist nachhaltig? Natürlich spielen die ESGKriterien (Umwelt, Soziales und Governance) eine zentrale Rolle. Letztlich wollen Investoren aber auch in jene Produkte investieren, die eine entsprechende Rendite abwerfen. Beim Börsianer Grün – ESG Fund Award wollten wir wissen, welche Fondsprodukte hinsichtlich ESG-Kriterien und Performance am besten abschneiden. Die Kriterien:
Auswahl der untersuchten Fonds
n Als Ausgangsbasis wurden alle 3.194 aktiv gemanagten Fonds, die in der Cleanvest-Datenbank von ESG Plus umfasst sind und eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz haben gewählt.
ESG-Gesamtpunkte
Nach folgenden Kriterien wurden beim Börsianer Grün – ESG Fund Award die besten nachhaltigen Fonds bewertet.
n Es wurden gemäß der EU-Offenlegungsverordnung nachhaltige Fonds (Artikel 8 und Artikel 9) ausgewählt.
n Analysiert wurden Fonds der Kategorien Aktienfonds, Anleihenfonds und Mischfonds.
n Es wurden nur Fonds untersucht, deren Positionen zu mindestens 95 Prozent analysierbar sind. Investitionen von Fonds in andere Fonds können nicht berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wurden keine Fonds analysiert, die zu mehr als 5,0 Prozent in andere Fonds investieren, somit generell keine Dachfonds.
n Um die Performance entsprechend bewerten zu können, wurden nur Fonds untersucht, die bereits länger als drei Jahre existieren (Datenquelle: Refinitiv).
n Es wurden nur Fonds analysiert, von
denen zum Zeitpunkt der Datenerhebung Ende März 2024 bei Refinitiv Portfoliodaten verfügbar waren.
n Zur Analyse wurden Retail- und Eurotranchen herangezogen.
Bewertung der Fonds
n Alle Fonds wurden gleichwertig aufBasis ihrer Nachhaltigkeit und Performance bewertet.
n Der Stichtag der Analyse war der 31. März 2024.
n Um einen fairen Vergleich sicherzstellen, wurden Fonds getrennt nach ihrer Kategorie bewertet (Aktien-, Anleihen- und Mischfonds). Aktienfonds werden im Vergleich mit allen anderen Aktienfonds bewertet.
n Exchange-Traded Funds (ETFs) wuden nach denselben Kriterien in einer Sonderkategorie bewertet.
Typ Artikel Performance-PunkteNachhaltigkeits-Punkte
94,5 98 91 SpaenglerPrivat: Flexibel
AT0000A18WC7
8 M Bankhaus Spängler
FONDS-KATEGORIE
ARTIKEL
Gibt an, ob es sich nach SFDR um Artikel 8 oder Artikel 9 handelt.
A= Aktienfonds, B= Anleihenfonds, M= Mischfonds
GESAMTPUNKTE
Die finale Fonds-Gesamtbewertung ist der gleich gewichtete Mittelwert aus dem NachhaltigkeitsScore und dem Performance-Score.
PERFORMANCEPUNKTE
Die Performance von Fonds wird auf Basis der dreijährigen annualisierten Rendite bewertet. Je Fondskategorie wurden Quantile über alle Werte aller Fonds dieser Kategorie mit Ein-Prozent-Schritten erstellt. Es wurden Ein-Prozent-Schritte gewählt, um ausreichend zwischen einzelnen Fonds unterscheiden zu können. Das performancestärkste Prozent fließt in das erste Quantil und bekommt ein Scoring von 100 Punkten, das zweitstärkste Prozent kommt in das zweite Quantil und bekommt ein Scoring von 99 Punkten und so weiter.
NACHHALTIGKEITSPUNKTE
Die Nachhaltigkeit wurde durch den Cleanvest-Score von ESG Plus evaluiert. Der Score besteht aus zehn Basiskriterien, die sowohl für Staaten als auch Unternehmen angewendet werden. Diese Kriterien bestehen insgesamt aus 93 thematischen Unterkriterien. Die zehn Basiskriterien umfassen unter anderem Umweltthemen wie grüne Technologien, Artenschutz, frei von Kohle, von Öl und Gas und von Atomstrom, aber auch soziale Themen wie Bildung und Gesundheit, frei von Waffen, frei von Kinderarbeit, indigene Rechte und Gleichstellung von Frauen. Es wurden Quantile in Ein-Prozent-Schritten gebildet, wonach auch hier ein Score von 0 bis 100 Punkten entsteht. Nähere Informationen zur Methodik des Cleanvest-Scores: www.Cleanvest.org/methodik.
TECHNOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT IM EINKLANG
ESG-Fonds verzeichneten 2023 leichte Zuwächse.
Tech-Aktien waren Renditebringer in nachhaltigen Fonds. Der starker Anstieg bei ETFs zieht nachhaltiges Geld ab.
TEXT INGRID KRAWARIK
Was macht einen guten nachhaltigen Fonds aus? Warum finden sich Unternehmen wie Nvidia, Eli Lilly und Microsoft in vielen einschlägigen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds? Das sind nur einige Fragen, die sich Anleger derzeit stellen. Die Europäische Union hat mit ihren Klassifizierungen zu Artikel-6-, -8und -9-Fonds eine Orientierung Richtung ESG gegeben. Wobei ESG im angloamerikanischen Sprachraum bereits verpönt ist, dort konzentriert man sich auf „sustainable“, wie JP Morgan Assetmanagement auf dessen Investmentkonferenz im März 2024 verlautete. Auch der Wunsch nach einem separaten ESG-sowie einem zusätzlichen Impact-Rating wurde von Jennifer Wu – für die nachhaltige Investmentplattform bei JP Morgan verantwortlich –, ins Spiel gebracht. 5,2 Billionen Euro wurden laut Morningstar-Daten Ende 2023 in Europa in Artikel-8- und Artikel-9-Fonds verwaltet, im Vergleich zu 2022
ein Zuwachs von 1,7 Prozent. Wobei Artikel8-Fonds Nettoabflüsse von 27 Milliarden Euro verkraften mussten, Artikel-6-Fonds erzielten einen Nettozuwachs von 93 Milliarden Euro. PWC Luxembourg wartet mit anderen Daten für 2023 auf, Artikel-8- und Artikel-9-Fonds – ESG-Fonds – kommen hier auf 6,2 Billionen Euro verwaltetes Vermögen, 5,8 Billionen Euro davon in Artikel8-Fonds. PWC Luxembourg rechnet bis 2027 mit einem Zuwachs auf 9,4 Billionen Euro. Pictet hatte mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro bei Artikel-9-Fonds das größte verwaltete Vermögen, bei Artikel-8-Fonds war Blackrock mit einem Volumen von 432,6 Milliarden Euro tonangebend. Spannend sind auch die europäischen ETF-Daten: Laut Lipper waren 1.189 Milliarden Euro in Artikel6-ETFs gebunkert, immerhin rund 76 Prozent. Der Börsianer Grün hat bei vier Fondsmanagern nachgefragt, bei welchen Aktien sie derzeit zugreifen und warum Tech cool ist.
ÖSTERREICH
Bernd Kiegler
Raiffeisen KAG
Raiffeisen High Tech ESG Aktien
ISIN: AT0000A1U7H9
Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? An welcher Benchmark messen Sie sich? - Wir treffen akzentuierte Investmententscheidungen und haben rund 40 Positionen. Der Fokus liegt dabei auf disruptive Innovationen und Wachstumsfirmen im Hightech-Bereich. Dabei setzen wir auf Unternehmen, die verantwortungsvoll innerhalb des ESGRahmens agieren. Die Benchmark ist der MSCI-World IT.
Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Nvidia, Microsoft, AMD, Broadcom und Applied Materials. Die aktuell wichtigsten Investmentthemen im RaiffeisenHighTech-ESG-Aktien sind Artificial Intelligence, HalbleiterChip-Hersteller und -Zulieferer, Cloud-Infrastructure und Cyber-Security.
Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der Titel für das Portfolio? – Die Technologiebranche ist von Innovation und einem dynamischen technischen Fortschritt geprägt, und die Unternehmen im HighTech-ESG-Fonds spiegeln das wider. Zusätzlich zum Fokus auf Wachstum und Innovation ist es uns wichtig, dass sich Unternehmen auch verantwortungsvoll innerhalb des ESG-Rahmens verhalten.
Wo in Branchen oder Ländern sehen Sie derzeit günstige Einstiege?
- Im Hochtechnologiebereich sind viele US-Firmen zu finden, aber auch asiatische Firmen sind sehr stark und teils sogar tonangebend. In diesen Regionen wird sehr viel mehr als anderswo in Technologie investiert, so haben Firmen aus diesen Regionen auf absehbare Zukunft auch bessere Wachstumsaussichten.
Schauen Sie auf ESG? Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert?
- Die Technologiebranche ist grundsätzlich bereits eine mit gutem ESG-Rating, verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen. Davon ist Environment die Komponente, die am besten mit Daten und Fakten zu überprüfen ist. Die verfügbaren ESG-Informationen über Firmen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und die Datenqualität hat sich stark verbessert.
Wie wird die nachhaltige Ausrichtung des Fonds kontrolliert? - Raiffeisen Capital Management hat hierfür mehrere Kontrollinstanzen, darunter auch die eigens dafür geschaffene Abteilung Sustainability Office. Zusätzlich stützen wir uns auch auf namhaftes externes ESG-Research.
SCHWEIZ
Daniel Lurch und Lena Jacquelin
J. Safra Sarasin Fund Management
JSS Green Planet
ISIN: LU0333595436
Welche Anlagestrategie verfolgen Sie? - Der JSS Sustainable Equity - Green Planet Fonds investiert in den Schutz von Ökosystemen, Ressourceneffizienz, intelligente Mobilität und zukünftige Energien. Seine Anlagestrategie basiert fest auf der Verfolgung langfristiger Wachstumschancen durch ein tiefes Verständnis unserer Megatrends und die Bewertung ihrer Wertschöpfungsketten. Obwohl wir keine offizielle Benchmark haben, bewerten wir unsere Leistung im Vergleich zum Durchschnitt der MorningstarÖkologie-Kategorie, die ähnliche Strategien widerspiegelt.
Was sind derzeit die größten Positionen in Ihrem Fonds? - Das Thema Schutz von Ökosystemen umfasst Investitionen in Anbieter von innovativen Wassertechnologien und spezialisierte Umweltberatungsfirmen, wie zum Beispiel Xylem und Stantec. Der Bereich Ressourceneffizienz konzentriert sich auf Unternehmen, die entscheidend zur Förderung der Kreislaufwirtschaft beitragen, insbesondere auf Unternehmen, die sich auf Abfallrecycling, die Behandlung gefährlicher Abfälle und die Weiterentwicklung von Software zur Material- und Prozessoptimierung spezialisiert haben, wie zum Beispiel Republic Services oder PTC.
Wo in Branchen oder Ländern sehen Sie derzeit günstige Einstiege? - Wir sind uns der vielversprechenden Wachstumsperspektiven bei Hightech-Lösungen wie Elektrofahrzeugen, Leistungshalbleitern und Energiespeichern bewusst, erkennen aber auch überzeugende Trends in traditionellen Sektoren wie Abfallrecycling, Wasseraufbereitung und Stromnetzen. In letzter Zeit haben wir uns verstärkt mit dem Thema sauberes Wasser befasst und ein erhebliches Investitionspotenzial in Unternehmen identifiziert, die sich den drängenden Wasserproblemen stellen. Wir sind uns auch der wichtigen Rolle der Energienetze bei der Umstellung auf grüne Energie bewusst und betrachten Investitionen in die Netzmodernisierung als strategische Chance innerhalb der Wertschöpfungskette.
Wie wird die nachhaltige Ausrichtung des Fonds kontrolliert? - Unser ESG-Reporting bietet transparente Einblicke in die wichtigsten Leistungsindikatoren (KPIs), wie etwa das Engagement in Bezug auf grüne Aktivitäten und nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs), Kohlenstoffemissionen und Temperaturanpassung. Durch die kontinuierliche Bewertung dieser Kennzahlen stellen wir sicher, dass unsere Investitionsentscheidungen auch im Laufe der Zeit mit unseren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen.
DEUTSCHLAND
Christoph Keidel
LLBW Asset Management
LBBW Global Warming
ISIN: DE000A0KEYM4
Welche Anlagestrategie verfolgen Sie? - Der LBBW Global Warming orientiert sich nicht an einer Benchmark. Die Anlagestrategie ist speziell darauf ausgerichtet, global an der Wertsteigerung der Aktien von Unternehmen zu partizipieren, die vom Kampf gegen die Erderwärmung profitieren. Eine vergleichbare Benchmark mit ähnlicher Zusammensetzung gibt es nicht.
Was sind derzeit die größten Positionen in Ihrem Fonds? - Die fünf Top-Werte sind Nvidia mit einem Anteil von 8,8 Prozent, Boston Scientific (3,5 Prozent), Schneider Electric SE (3,3 Prozent), Linde (3,1 Prozent) und Eli Lilly and Company (3,1 Prozent). Zu den fünf Top-Branchen zählen der Bereich Technologie mit einer Gewichtung von 36,3 Prozent sowie die Sektoren Industrieprodukte und Services (15,5 %), Finanzdienstleister (10,9 %), Gesundheit (10,7 %) und Versicherungen (8,0 %). Diese Angaben beziehen sich auf den Stand vom 29. Februar dieses Jahres.
Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der Titel für das Portfolio? – Der Fonds investiert zu mindestens 75 Prozent in Wertpapiere und Geldmarktinstrumente, die unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt werden. Zusätzlich hat sich der Fonds zu einem Mindestanteil von fünf Prozent an nachhaltigen Investitionen verpflichtet. Mehr als 50 Prozent des Fonds werden schließlich in Aktien angelegt, deren Geschäftserfolg mit der globalen Erwärmung im Zusammenhang steht. Darüber hinaus orientiert sich der Fonds an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.
Wo in Branchen oder Ländern sehen Sie derzeit günstige Einstiege? - Leistungsfähige Chips sind entscheidend, wenn wir in Zukunft mehr erneuerbare Energien nutzen wollen. Zwei Drittel des weltweit emittierten Kohlendioxids stammen aus dem Energiesektor, also aus der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle zur Energieproduktion. Um das zu ändern und die Energieerzeugung CO2-neutral zu machen, brauchen wir große Mengen hochspezialisierter Halbleiter. Hableiter spielen darüber hinaus auch bei der Steigerung der Energieeffizienz, etwa in Gebäuden, eine wichtige Rolle. Und: Ohne eine ausreichende Zahl von Ladesäulen ist diese Transformation nicht zu schaffen. Von der entsprechend hohen Nachfrage profitieren Unternehmen wie Schneider – die Firma gehört zu den führenden Unternehmen, wenn es um die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität geht. Aufgrund des besseren Investitionsklimas sehen wir allerdings größere Investmentchancen bei Unternehmen aus den USA.
INTERNATIONAL
Fondsmanager Mark Denham Carmignac
Carmignac Portfolio Grandchildren
ISIN: LU2004385667
Welche Anlagestrategie verfolgen Sie? – Der Fonds Carmignac Portfolio Grandchildren ist Benchmark-unabhängig. Da sich unser Fonds auf Large-Cap-Investitionen in entwickelten Märkten konzentriert, sind in der Praxis die überwiegende Mehrheit unserer Überzeugungen im Referenzindikator (MSCI World) enthalten. Der Fonds arbeitet als High-Conviction-Fonds mit einem Portfolio, das typischerweise aus 35 bis 45 Aktien besteht. Daher kann der Unterschied zur Benchmark relativ groß sein.
Was sind derzeit die größten Positionen in Ihrem Fonds? - Die Top Ten machen fast 50 Prozent des Fonds aus. Der Fokus liegt auf Sektoren: Technologie, Gesundheitswesen und Konsum. Im Gesundheitswesen liegt der Schwerpunkt auf Behandlungen gegen Fettleibigkeit, wo wir zwischen Novo Nordisk und Eli Lilly insgesamt etwa zehn Prozent des Fonds engagiert haben. Wir mögen auch Life-Science-Tools und -Dienstleistungsunternehmen wie Lonza und Thermo Fisher. Im Technologiesektor investieren in Aktien, die direkt am KI-Boom beteiligt sind, wie Nvidia. Darüber hinaus berücksichtigen wir auch andere Wettbewerber in der Halbleiterindustrie wie AMD oder ASML. Für Stabilität halten wir Positionen in SAP und Oracle, die für ihre stabile Performance im Technologiesektor bekannt sind.
Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Unser Portfolio weist eine allgemein niedrige Umschlagshäufigkeit auf, was unsere Neigung widerspiegelt, an langfristigen Überzeugungen festzuhalten. Derzeit waren über die Hälfte unserer Überzeugungen bereits seit der Auflegung im Portfolio vertreten. Der jüngste Ausstieg aus dem Fonds war Puma. Wir waren besorgt über die Strategie des Unternehmens, sich auf den Großhandelsvertriebskanal zu verlassen.
Wie wird die nachhaltige Ausrichtung des Fonds überwacht? - Die ESG-Integration über die ESG-Plattform START, die interne und externe ESG-Ratings umfasst, wird auf mindestens 90 Prozent der Emittenten angewendet. Der Umfang des Aktienuniversums wird durch strikte Ausschlüsse (Öl und Gas, Waffen, Glücksspiel, Alkohol, Stromerzeugung usw.) um mindestens 20 Prozent reduziert. Mindestens 80 Prozent des Nettovermögens des Fonds steht im Einklang mit den relevanten Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Der Mindestanteil nachhaltiger Anlagen mit ökologischen und sozialen Zielen beträgt zehn sowie 30 Prozent des Nettovermögens des Fonds.
Jedes Haus hat eine Geschichte.
Erzähle sie weiter.
Reden wir übers Sanieren und mögliche Förderungen
#VERANTWORTUNG
Höchstleistung. Für ESGInvestoren ist Impact Investing die Kirsche auf der Torte.
DIE KIRSCHEN AUF DER TORTE
Impact Investing gilt als die Königsklasse nachhaltiger Geldanlage Wildwuchs führt zu Impact Washing Es fehlt an Definition und Messbarkeit der erzielten Wirkung
BRIEFING ROBERT WINTER
Impact Investing ist eine tolle Sache.
Denn es kann schlicht und einfach niemand etwas dagegen haben, wenn Geld so punktgenau eingesetzt wird, dass die Welt sauberer wird und dass es den Menschen besser geht. Aber worüber reden wir eigentlich, wenn es um Impact Investing geht? Die Antwort auf diese Frage fällt etwas frustrierend aus: Denn man weiß es leider nicht ganz genau.
Eine denkbar einfache Definition hat sich Günther Kastner, Chief Investment Officer (CIO) von Impact Asset Management, zurechtgelegt: „Impact Investing muss immer eine positive Wirkung nach sich ziehen. Bei Social Bonds, Mi-
krofinanz oder auch Green Bonds ist ein solcher Impakt vergleichsweise einfach nachvollziehbar. ESG-Investing ist breiter gefasst. Bei Investitionen in Unternehmen sollen negative Folgen reduziert werden. Es geht etwa um die Verringerung der Schäden, die der Natur zugefügt werden, also die Vermeidung von negativem Impact.“ Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. FairFinance-Investment-Manager Werner Krendl sagt: „Oft wurde die Bezeichnung Impact Investing oder Impact nur zu Marketingzwecken eingesetzt. Das ist unter Impact Washing bekannt. Grundsätzlich muss Impact Investing meh-
2,3
rere Eigenschaften aufweisen. Der Impakt muss auf Basis einer klaren Strategie erzielt werden, darf also nicht zufällig passieren. Performance und Wirkung müssen messbar sein. Im engeren Sinn soll ein Impact Investment additional sein, sich also von existierenden Finanzierungsquellen unterscheiden.“
Keine etablierte Methodik
Aber gerade bei der Messbarkeit tauchen Probleme auf, klare Vorgaben sind nicht vorhanden. Deshalb gibt sich auch Marian Klemm, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen FNG, keinen Illusionen hin: „Ein positiver Impakt ist das, was sich alle Beteiligten wünschen. Aber bisher konnte für Impact Investing keine anerkannte Definition formuliert werden. Auch für die Messbarkeit eines Impakts gibt es keine etablierte Methodik. Aber zumindest ist berechenbar, wie der CO2-Ausstoß durch unterschiedliche Maßnahmen reduziert werden kann.“ So bleibt den Initiatoren von Impact Investing nur, eigene Scoring-
modelle zu entwickeln. Fair-Finance-Experte Krendl sagt: „Unser Fokus liegt auf sozialen Innovationen. Wir investieren in Produkte und Dienstleistungen, die Menschen zugutekommen, die in der Gesellschaft benachteiligt sind. Das betrifft Menschen mit Behinderungen, am Arbeitsmarkt Benachteiligte, jegliche Form der Inklusion sowie mit einem wichtigen Schwerpunkt auch das Gesundheits- und Pflegethema. Gemessen wird die Anzahl an Menschen, deren Leben sich durch diese Innovationen verbessern. Gemessen wird auch, wie sehr sich ihre Situation insgesamt verbessert. Beispiele sind technologische Hilfsmittel für Gehörlose oder Textvereinfachungen, wodurch die Barrierefreiheit digitaler Angebote deutlich besser wird.“ Die Geschäftsmodelle sollten aber auch den Wachstumsund Profitkriterien klassischer Technologieinvestitionen entsprechen. Krendl: „Kommt beides zusammen, sprechen wir von Impact Investment.“
In Summe lässt sich auch der Grad der Wirkung oft nur schwer ermitteln. „Bei
der nachhaltigen Geldanlage sind Definitionen generell schwierig. Mit Impact Investing sollen direkt positive Wirkungen erzielt werden. Bleibt die Frage, was wirklich wirkt“, meint Robert Zepnik, Chef von Zepcon und Ögut-zertifizierter Berater für nachhaltige Geldanlagen.
Schwierig, aber machbar
Und auch beim insgesamt per Impact Investing veranlagten Volumen herrscht Verwirrung (siehe Kasten Seite 78). Schließlich mussten etwa in Österreich und Deutschland viele Impact Investments wegen regulatorischer Diskussionen umdeklariert werden. Aber zumindest in diesem Punkt dürfte Verbesserung nahen. „Bei der Einstufung von Fonds werden Neuregelungen diskutiert. Die bisherige Klassifikation laut der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR), die zwischen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds unterscheidet, wurde zu einem Label. Eine Neufassung mit Artikel-9a-Fonds, die als Impact-Aligned, also als wirkungskompatibel, eingestuft
Die Bedeutung von Wertschöpfungsketten für grüne Anlagen
Der grüne Wandel bedeutet nicht nur eine Neuausrichtung unseres finanziellen Kompasses oder auf den neuesten “grünen Trend” aufzuspringen. Wir befinden uns mitten in einer Revolution der Umweltinvestitionen.
Im Kern des grünen Wandel steht eine strategische Verschiebung, die eine Reihe von noch nie dagewesenen Investitionsmöglichkeiten eröffnet. Während die jüngsten Verpflichtungen und strategischen Weichenstellungen der Regierungen zwar vielversprechend sind, reichen sie nicht aus. Die Verwirklichung von Net-Zero-Emissionen bis 2050 wird unsere Gesellschaft weitere 3,5 Billionen USD pro Jahr kosten. Dies entspricht einem Anstieg von 60% gegenüber dem derzeitigen Investitionsniveau und entspricht der Hälfte der globalen Unternehmensgewinne, einem Viertel der weltweiten Steuereinnahmen und 7% der Ausgaben der privaten Haushalte. Innerhalb dieses dynamischen Umfelds haben wir vier “Megathemen” identifiziert, die die grüne Transformation ermöglichen werden: Schutz der Ökosysteme, Ressourceneffizienz, Intelligente Mobilität und Zukunftsenergien.
Der JSS Sustainable EquityGreen Planet Fonds ist unser Kernprodukt im Umweltbereich und investiert in Unternehmen, die durch die vier Megathemen den Weg für eine grünere Zukunft ebnen. Unser einzigartiger Investmentansatz, der sich auf “grüne Wertschöpfungsketten” konzentriert, bietet die Instrumente,
Wasser-Wertschöpfungskette
um tiefer in das komplexe Netzwerk von Technologien und Lösungen einzutauchen, die die grüne Transformation antreiben. Dabei geht es um mehr als nur die großen Trends zu identifizieren, sondern darum die unzähligen Technologien zu erkennen und übersehene Anbieter grüner Lösungen mit signifikantem Wachstumspotenzial aufzudecken. Diese detaillierte Analyse ermöglicht es uns, tief in Subindustrien und Unternehmen einzutauchen, um aussagekräftige Erkenntnisse und Wettbewerbsdynamiken zu ermitteln.
Das Ergebnis ist ein diversifiziertes thematisches Portfolio. Unser Ansatz ermöglicht es uns, flexibel zu sein und aufregende Chancen im SMC-
Bereich zu finden, der jetzt etwa die Hälfte unserer Gesamtstrategie ausmacht. Wir sind davon überzeugt, dass attraktive Renditen und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen - sie sind beide Katalysatoren für unseren gemeinsamen Fortschritt. Vergessen Sie nicht, dass es bei der grünen Transformation nicht nur darum geht, Gutes zu tun: Sie ist ein Ausdruck einer soliden ökonomischen Logik.
Daniel Lurch, Leitender Portfoliomanager – JSS Sustainable Equity – Green Planet
„Durch Zusammenschluss großer Geldverwalter wäre viel zu bewegen.“
ROBERT ZEPNIK
werden, ergibt Sinn. Fonds, die unter Artikel 9b fallen, sollen künftig als Impact-Generating, also als wirkungseffektiv, klassifiziert werden. Eine solche Unterscheidung ist auf jeden Fall richtig“, sagt FNG-Vorstandschef Klemm. Auch in diesem Punkt steht Günther Kastner aufseiten der Pragmatiker: „Die Regulierung von Impact Investing ist schwierig, aber machbar.“
Erneuerbare und Wasseraufbereitung
Wie die Praxis belegt, kann Impact Investing viel bewegen. Etwa im Bereich der erneuerbaren Energie. Und das Geld ist gut angelegt. Schließlich liegt die CO2-Emission je Kilowattstunde erzeugten Stroms bei Offshore-Windparks bei nur sieben Gramm. Bei OnshoreProjekten sind es laut dem deutschen Umweltbundesamt neun Gramm. Zum Vergleich: Wird Strom mit Braunkohle erzeugt, beträgt die CO2-Emission je Kilowattstunde 1.034 Gramm.
Auch in fernen Ländern umgesetzte Projekte haben nachhaltige Wirkung. Darauf hat sich das Private-Equity-Unternehmen Vital Capital mit Sitz in Zürich spezialisiert. Ein Beispiel für ein gelungenes Projekt: Der fehlende Zugang zu Wasser ist im afrikanischen Angola ein großes Problem. Laut der Weltbank sind etwa 30 Prozent der ländlichen Bevölkerung von Wassermangel betroffen. Mit einem Engagement von Vital Capital beim Unternehmen Water For All gelang es über den Einsatz moderner Filteranlagen und Speichermöglichkeiten, eine halbe Millionen Menschen aus der Notlage zu befreien.
Auf finanzielle Inklusion ist der bereits im April 2006 lancierte Mikrofinanzfonds I-AM Vision Microfinance
(ISIN LU0236782842) ausgerichtet. Seit dem Start hat der Fonds mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar an 341 verschiedene Mikrofinanzinstitute (MFI) in 69 Ländern in Form von 1.392 Darlehen vergeben. Die MFI wiederum vergeben Mikrokredite an arme, aber wirtschaftlich aktive Menschen vor Ort und unterstützen sie beim Aufbau einer eigenen Existenz. In Summe konnte damit bisher das Leben von rund einer Million Menschen positiv beeinflusst werden.
Fair-Finance-Experte Krendl erläutert: „Die Venture-Capital-finanzierte Start-up-Szene gibt auch zum Thema ökologische und soziale Innovation die Dynamik vor. Das ist der Treiber von unten. Aber natürlich müssen Industrieunternehmen und Konzerne auch durch den Druck seitens der Regulatorik und des Marktes ihre Nachhaltigkeit verbessern. Da unsere Probleme global sind, müssen es auch die Lösungen sein. Das Abschalten eines Kohlekraftwerks in einem Schwellenland hat sicher mehr
„Impact Investing muss immer eine positive Wirkung nach sich ziehen.“
GÜNTHER KASTNER
CO2-Einsparpotenzial, als bei Voestalpine neue Abluftfilter einzubauen.“
Druck mit Stimmrechten
Bei einem Engagement in Projekte oder in bestehende Konzerne kommt es auf die Stoßrichtung an. Eine Veranlagung von 100.000 US-Dollar in Microsoft zieht so gut wie keine Wirkung nach sich. Mittels Impact Investing bei kleineren Unternehmen kann dagegen mit einer gleich hohen Veranlagung etwas bewirkt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, über die Ausübung von Stimmrechten Veränderungen zu bewirken. Aber auch das hat seine Grenzen. „Sowohl nachhaltige als auch her-
#VOLUMEN
DER MARKT DES IMPACT INVESTING
Die Frage, wie viel Geld eigentlich per Impact Investing gehalten wird, variiert je nach Quelle stark. Und Umklassifizierungen erhöhen die Verwirrung. Für das Jahr 2020 schätzte die zur Weltbank-Gruppe gehörende International Finance Corporation den globalen Markt für Impact Investments auf 2,3 Billionen USDollar. Laut dem Global Impact Investing Network, kurz GIIN, belief sich das weltweite Marktvolumen der als Impact Investments eingestuften verwalteten Vermögenswerte im Jahr 2022 jedoch nur auf 1,16 Billionen US-Dollar. Die deutsche Bundesinitiative Impact Investing (BIII) führt alle zwei Jahre eine Umfrage unter Impact-Investoren durch. 2022 nahmen 225 Investoren teil. Damals gaben die aus Deutschland stammenden Befragten an, insgesamt ein Impact-Vermögen in Höhe von 38,9 Milliarden Euro zu verwalten. Aber mit einem Volumen von 3,12 Milliarden Euro ließ sich nur ein geringer Teil der Gelder als wirkungskompatibel einstufen. Auf wirkungseffektive Investitionen entfielen 9,23 Milliarden Euro.
Laut dem Marktbericht 2022 des im DACH-Raum aktiven Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wiesen Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds in Deutschland im Jahr 2021 ein Volumen von 29,9 Milliarden Euro auf. In Österreich waren es 6,4 Milliarden Euro und in der Schweiz 101 Milliarden Franken. Gemäß dem von der Swiss Sustainable Finance (SSF) publizierten Schweizer Marktstudie „Nachhaltige Anlagen 2023“ hat sich das auf Basis einer geänderten Methode erhobene Volumen im Jahr 2022 auf 182 Milliarden Franken erhöht. Dagegen wurde im FNG-Jahresbericht 2023 für Deutschland und Österreich ein sehr starker Rückgang auf ein für beide Länder erfasstes gemeinsames Volumen von 6,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Aber das Geld ist nicht weg. Es wurde nur anders klassifiziert und trägt nach der Umklassifizierung nicht mehr die Bezeichnung „Impact“.
kömmliche Fonds halten häufig die gleichen Aktien. Das kann bei der Ausübung von Stimmrechten zu unterschiedlichen Positionen führen. Es ist einer Kapitalverwaltungsgesellschaft jedoch nicht erlaubt, gleichzeitig für oder gegen eine Verbesserung der Nachhaltigkeit zu stimmen“, so Klemm.
Realismus legt Zepcon-Experte Zepnik an den Tag: „Für Impact-Investoren ist es schon ein Erfolg, wenn bei einer Hauptversammlung ein Punkt zur Tagesordnung eingebracht werden kann. Aber das Engagement kann über die Stimmrechtsausübung hinausgehen. Investoren können direkt mit dem Management
von Unternehmen Kontakt aufnehmen, Maßnahmen finanzieren und damit positive Wirkungen anstoßen. Dafür gibt es bereits erste Ansätze.“
Druck ausüben
Speziell große Vermögensverwalter können laut CIO Kastner etwas bewirken. Kastner: „Große Asset-Manager können viele Anreize schaffen und großen Druck ausüben.“ Und es gibt dem Vernehmen nach einige namhafte Anlagegesellschaften, die große Bemühungen an den Tag legen. Dazu zählen etwa Columbia Threadneedle, Nordea, Ethius Invest aus der Schweiz, Manda-
rine Gestion oder auch Franklin Templeton. Robert Zepnik: „Mit einem Zusammenschluss großer Geldverwalter wie etwa von Blackrock und Fidelity Investments wäre viel zu bewegen. Das ist aber schwierig. In den USA werden Investmentgesellschaften verklagt, wenn sie sich zusammenschließen.“
% MEINE GRÜNE RENDITE
Impact Investing ist aus Sicht des investierten Geldes nur eine Randerscheinung. Aber es ist die Kirsche auf der Torte. Bei der Unterscheidung von nachhaltigen Investments und Impact Investing gibt es weiterhin Missverständnisse. n
#INTERVIEW
PRIVATE EQUITY ERZIELT MEHR WIRKUNG
Herr Krendl, gibt es eine allgemein gültige Definition für Impact Investing? - Werner Krendl: Nein. In den USA, in UK, Deutschland, Frankreich oder den skandinavischen Staaten wird Impact Investing im Detail unterschiedlich definiert. Gemein ist diesen Definitionen die Absicht zur Erzielung einer finanziellen Rendite bei gleichzeitig positiver Wirkung, die auch gemessen werden muss. Es gibt zu viele unterschiedliche Meinungen, wodurch es für Anleger schwierig wird, jene Anbieter zu selektieren, die es mit dem Thema ernst meinen. Die Unbestimmtheit zeigt sich auch daran, dass in den letzten Jahren Impact-Investing-Fonds umklassifiziert wurden, zum Teil auch durch Druck von regulatorischer Seite. Gleichzeitig hält sich die EU mit der Formulierung einer Definition zurück.
Wie kann eine Wirkung erzielt werden? –Eine Wirkung des Investments muss di-
rekt erzielt werden, etwa durch die Zeichnung eines Green Bonds oder PrivateEquity-Investments. Das ist etwa mit dem Kauf von Aktien oder Anleihen am Sekundärmarkt nicht möglich. Die Ausnahme davon ist, den Impakt durch das Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen zu erzielen. Das wird mit Engagement bezeichnet. Bei einem Private-Equity-Investment können die Fondsmanager bestimmen, wie die Mittel verwendet werden. Dies kann nach wirkungsorientieren Kriterien erfolgen.
Sind die positiven sozialen oder ökologischen Auswirkungen messbar? – Die objektive Messbarkeit ist noch weniger standardisiert als die Definition des Begriffs. Es wird versucht, sich dem Thema über die Kombination unterschiedlicher Ansätze zu nähern. Daraus soll sich über die Zeit ein Standard entwickeln. Einfache Ansätze wie der Verweis auf die SDGs, der
Werner Krendl, Experte für Impact-Beteiligungen bei der Sinnova-Gruppe, zu der die Fair-Finance Vorsorgekasse AG gehört, über die Messbarkeit der erzielten Wirkung.
Sustainable Development Goals, führen zu keiner befriedigenden Lösung. Ausgangspunkt sollte eigentlich eine Theory of Change auf Unternehmensebene sein. Das machen Start-ups, aber keine großen Kapitalmarktemittenten. Die Messung könnte sich auch an den ESG-Ratings orientieren. Aber auch hier gibt es noch zu viele verschiedene Ansätze, was die Vergleichbarkeit erschwert. Ein AAA-Rating für Impact gibt es leider noch nicht.
Welche Rolle spielen Venture Capital und Private Equity beim Impact Investing? –Impact Investing hat sich in den Private Markets entwickelt. Mit dem Einsatz von Venture Capital oder Private Equity können ökologische und soziale Innovationen direkt unterstützt werden. Private-Equity-Investments haben insgesamt aber mit unter zwei Prozent nur einen kleinen Marktanteil im Vergleich zu Aktien und Anleihen.
#STANDPUNKT
VITA
MANFRED KNOF CEO Commerzbank AGFür die Allianz-Gruppe baute er die Tochtergesellschaften in der Schweiz und Osteuropa um. Seit 2021 macht er selbiges mit der deutschen Commerzbank AG. Erfolgreich. Er führte das Haus wieder in den DAX 40. Knof selbst bezeichnet sich als Mensch der Tat.
WIR MÜSSEN WIEDER GEMEINSAM ANPACKEN
Wie CEO Manfred Knof die Commerzbank AG in Deutschland wieder auf Kurs brachte Warum vor der Kernenergie, aber nicht der Rüstungsindustrie die Ampel auf Rot steht Warum er seinen Mitarbeitern keine Vier-Tage-Woche geben will
Der CEO der Commerzbank AG, Manfred Knof, sitzt im sogenannten Silverliner, einem riesigen silbernen zum Fernsehstudio umgebauten Wohnwagen, der auf einem Gutshof am Tegernsee in Bayern parkt. Dort geht gerade der Ludwig-Erhard-Gipfel über die Bühne, bei dem sich österreichische und deutsche Wirtschaftsführer und Politiker die Klinke in die Hand geben. Zwischen seinen Terminen nimmt sich Knof eine halbe Stunde Zeit für den Börsianer Grün. Er vermisst in der politischen Debatte ein glasklares Ziel für den schwächelnden Standort Deutschland. Als Bank finanziert das Geldhaus alle Projekte ESG-konform, was für ihn heißt, dass er sich nach den politischen Vorgaben auf nationaler Ebene richtet. Als nachhaltig betitelte Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche lehnt er ab. Das derzeitige Geschäft sieht er stark durch die weltweiten Zinsschritte beeinflusst.
Herr Knof, steigen wir ein mit dem Thema Energie. Eine Mehrheit der Staaten in Eu-
ropa hat sich wieder der Kernenergie zugewandt - oder sich auch gar nicht erst von ihr abgewandt. Wie gehen Sie eigentlich damit um, wenn jemand in Frankreich ein Kernkraftwerk finanzieren will? - Manfred Knof: Grundsätzlich würden wir es begrüßen, wenn ESG-Standards auf nationaler Ebene einheitlich umgesetzt würden. Unsere Richtlinie schließt die Finanzierung von Atomkraftwerken derzeit aus. Gleichzeitig beobachten wir die Entwicklungen auf politischer Ebene. Bei den erneuerbaren Energien gehört die Commerzbank zu den größten Finanzierern in Deutschland und Europa.
Auch das Thema Rüstung wird immer wieder thematisiert und ist eigentlich nicht das, was unter ESG-Gesichtspunkten ganz oben steht. - Zum Thema Rüstungsfinanzierung gibt es eine klare Grundlage, auch unabhängig davon, dass der Staat bei uns beteiligt ist. Wir finanzieren Rüstungshersteller, die Waffen und Rüstungssysteme für die Bundesrepublik Deutschland und ihre Verbündeten produzieren.
Sie haben gerade erwähnt, dass der Staat Großaktionär bei Ihnen ist. Wie geht es damit weiter? - Die Frage, wie der Bund mit seinem Anteil umgeht, müssen Sie dem Bund stellen, da bin ich der falsche Ansprechpartner.
Na ja, der Staat braucht Geld. - Ein Ausstieg des Bundes aus der Commerzbank würde sicher nicht die Haushaltsprobleme dieses Landes lösen. Für uns als Commerzbank ist derzeit entscheidend, dass der Bund unsere Strategie mitträgt. Mit dem neuen Geschäftsmodell haben wir die Commerzbank so aufgestellt, dass sie als eigenständige Bank auch ohne den Staat ihre Rolle am Markt wahrnehmen kann. Das ist unser Anspruch.
Ist es schade, dass Deutschland nicht mehr die ganz große nationale Bank hat? Wie lassen sich die großen Themen unserer Zeit wie etwa der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft so überhaupt angehen? - Das Thema kommt nur voran, wenn sich auch die Kapitalmarkt- und Bankenunion in Europa entwickelt. Ein starker europä-
ischer Finanzmarkt wäre im zunehmenden Wettbewerb mit den USA und China wichtig. Solange das Geschäft in Europa noch derart fragmentiert ist, wird es schwierig. Deswegen trommeln meine Kollegen und ich für die Kapitalmarktunion - nicht als Selbstzweck, damit die Banken größer werden, sondern damit die großen Themen unserer Zeit überhaupt finanziert werden können.
Die Commerzbank ist inzwischen wieder erfolgreich, Deutschland dagegen auf
standsfähig erweist. Die Unternehmen sind anpassungsfähig und in der Lage, schnell auf bestimmte Krisen zu reagieren. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass ich derzeit bei unseren Kunden viele Sorgen und Ängste wahrnehme. Sie sind der anhaltenden konjunkturellen Schwäche geschuldet, aber auch den strukturellen Problemen unseres Landes.
Sie haben für Ihr Unternehmen eine Agenda 2027 formuliert. Können Sie eine solche auch fürs Land formulieren? - Un-
dem absteigenden Ast, wenn man allein das Wirtschaftswachstum betrachtet. Wie passt das zusammen? - Den wirtschaftlichen Erfolg haben wir uns mühsam erarbeitet. Dazu gehörten schmerzhafte Einschnitte im Personal und eine Verkleinerung des Filialnetzes. Gleichzeitig haben wir ein neues Geschäftsmodell definiert und eine klare Strategie verabschiedet. Ich stimme Ihnen zu, die wirtschaftliche Lage Deutschlands ist in der Tat nicht rosig. Aber ich möchte wenigstens eine Lanze für den deutschen Mittelstand brechen, der sich als sehr wider-
ser Land braucht jetzt eine umfassende Wachstums- und Zukunftsagenda, die den Menschen und Unternehmen wieder Zuversicht und Planungssicherheit gibt. Nur Einzelmaßnahmen, wie wir sie bisher sehen, reichen nicht. Es bedarf eines gesamthaften Konzepts, das die wichtigsten Säulen unserer Wirtschaft adressiert – das sind Bildung, Digitalisierung, Energie und Infrastruktur. In all diesen Dimensionen sind wir derzeit nicht wettbewerbsfähig. Wir müssen hier einfach mehr ins Risiko gehen. Und natürlich müssen wir die überbor-
dende Bürokratie abbauen und Unternehmenssteuern senken. Eine solche breitangelegte Agenda wäre übrigens auch das beste Mittel gegen die Sorgen, die viele Menschen in die Arme der Populisten und Extremisten treiben.
Themen wie Bürokratisierung begegnen Ihnen auch? - Im Privaten wie jedem anderen Bürger auch. Wenn man beispielsweise seinen Reisepass verlängern will oder den Führerschein erneuern muss. Oder wenn die Kinder ir-
„Wir finanzieren Rüstungshersteller, die Waffen und Rüstungssysteme für die Bundesrepublik Deutschland und ihre Verbündeten produzieren.“
Schlagfertig. „Börsianer Grün“Korrespondent Oliver Stock traf Manfred Knof zum Talk am Tegernsee.
gendwo beim Einwohnermeldeamt angemeldet werden müssen, das ist fast immer alles sehr mühsam.
Und wo im Beruf? - Wenn wir versuchen, Mitarbeitende der Commerzbank aus dem Ausland hier in Frankfurt anzumelden, sind das langwierige Prozesse - um nur ein Beispiel zu nennen. Das ist bei dem derzeitigen Führungsund Fachkräftemangel nicht sonderlich hilfreich. Es ist sehr schwierig, eine Arbeitserlaubnis für die Mitarbeitenden zu bekommen. Und wenn sie dann
mal endlich hier sind, wird es auch nicht einfacher.
Bei der Digitalisierung sieht es nicht besser aus. - In der Tat. Ich schaue immer neidvoll auf die nordischen Länder. Dort ist das Bankkonto mit einer digitalen Identität verbunden. Damit kann man Behördengänge papierlos und schnell erledigen. Das macht das Leben für alle viel einfacher.
Wenn ich nach Deutschland schaue, diskutieren wir über nachhaltige Arbeitsbedingungen, was letztlich auch auf kürzere Arbeitszeiten hinauslaufen soll. Können wir uns das leisten? Wo sehen Sie Einschnitte, die einfach notwendig sind? - Es ist keine Frage, dass wir die Ärmel wieder hochkrempeln müssen, wenn wir die notwendige Transformation unseres Landes in Gang bringen wollen. Das kann nicht funktionieren, wenn wir immer weniger arbeiten.
Was sagen Sie einem jungen Bewerber, der zu Ihnen kommt und sagt, ich hätte gerne eine Vier-Tage-Woche? - Es gibt sicher den einen oder anderen, der eine besondere persönliche Situation hat. Grundsätzlich steht Flexibilität jedem Arbeitgeber gut an, aber am Ende des Tages müssen wir wieder gemeinsam anpacken. Wir stehen in einem internationalen Wettbewerb, und deshalb brauchen wir Fleiß, Arbeit und Engagement. Und diese Tugenden sehen wir auch, wenn wir auf die junge Generation schauen. Wir haben im letzten Jahr wieder einige Hundert Mitarbeitende eingestellt - sowohl Auszubildende als auch duale Studenten und Führungskräfte.
Das Thema Nachhaltigkeit ist in den vergangenen zwei Jahren überlagert worden vom Inflationsthema und von den sprunghaft gestiegenen Zinsen. Nun haben wir alle damit gerechnet, dass in diesem Jahr wieder eine Zinssenkung ansteht. Aber in den USA scheint die Inflation sehr hartnäckig. - Wir haben als Commerzbank
„Ein starker europäischer Finanzmarkt wäre im zunehmenden Wettbewerb mit USA und China wichtig.“
MANFRED KNOF
schon Ende letzten Jahres gesagt, dass wir nicht glauben, dass die Zinswende so schnell und so tief kommen wird, wie das von einigen prognostiziert wurde. Und damit lagen wir wohl richtig.
Wird die EZB im Sommer die Zinsen senken? - Wir erwarten, dass der erste Schritt der EZB im Juni kommt. Aber insgesamt dürften die Zinssenkungen erst einmal eher moderat ausfallen. Denn wir haben in Europa über die Lohnabschlüsse immer noch Druck auf die Inflation. Außerdem wird die EZB auch sehr genau auf die amerikanische Notenbank schauen, die es mit Zinssenkungen ja nicht mehr so eilig hat.
Was passiert dann? - Wenn die Zinsen sinken und sich das Niveau um die Drei-Prozent-Marke einpendelt, dann bewegt sich alles wieder zurück in Richtung Normalität. Wir sehen das am Immobilienmarkt, der einige Zeit wirklich fast zum Erliegen gekommen war. Und jetzt scheint es tatsächlich so zu sein, dass Käufer und Verkäufer wieder zueinanderfinden.
Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus? Sie haben von den höheren Zinsen profitiert.Zweifellos hat uns die Zinsentwicklung Rückenwind gegeben, vor allem im letzten Jahr. Aber das ist nur ein Teilaspekt. Wir haben auch auf der Kostenseite sehr erfolgreich gearbeitet. Und um unabhängiger vom Zins zu werden, rücken wir das Provisionsgeschäft immer mehr
in den Mittelpunkt. Etwa indem wir unsere Firmenkunden in der aktuellen Zeit globaler Veränderungen begleiten oder unsere Privatkunden stärker an das Wertpapiersparen heranführen.
Jetzt haben wir einige Banken, vor allem Direktbanken, die diese Zinsschritte genutzt haben und wirklich unglaubliche Zinsen von bis zu 4,5 Prozent für die Kundschaft versprechen. Machen Sie da mit?Nun, wir haben uns mit der Commerzbank und der Comdirect wettbewerbsfähig im Markt positioniert. Ich sehe nicht, dass wir einen ungesunden Wettbewerb auf dem deutschen Markt haben. Im Gegenteil, wir haben insgesamt eine gute Balance zwischen Kundeninteressen und Profitabilität.
Was halten Sie vom digitalen Euro? Die Bundesbank sitzt bei den Diskussionen mit am Tisch. - Zunächst einmal ist es wichtig, dass das Thema mit den Banken gemeinsam diskutiert wird, denn es sind noch wichtige Aspekte zu klären. Digitale Bezahlmöglichkeiten gibt es ja heute schon in vielfältiger Form. Man muss herausarbeiten, was der besondere Nutzen eines digitalen Euro wäre. In Abhängigkeit davon wird man einen geeigneten regulatorischen Rahmen dafür setzen. Und dann bleibt noch die Frage, wie man das in die Umsetzung bringt.
2050, das werden wir beide noch erleben. Wird es dann noch Bargeld geben? - Auf jeden Fall. Es gibt viele Menschen, denen das wichtig ist, das müssen wir respektieren. Aber keine Frage, der Trend geht eindeutig in Richtung digitales Bezahlen. Aber letztlich wird der Markt das regeln. Ich fände es nicht richtig, den Menschen hier Vorschriften zu machen.
Haben Sie selbst noch Bargeld in der Tasche? - Ich habe immer etwas Bargeld dabei, aber nicht viel. Wenn ich mal nicht an mein Handy komme oder der Akku leer ist, sollte es wenigstens für ein Taxi reichen. n
ASSEKURANZEN UNTER WASSER
Umweltschäden setzen den Versicherungen stark zu
Welche Maßnahmen die Branche angesichts des Klimawandels setzt
BRIEFING DANIEL NUTZ
Erdbeben, Überschwemmungen, Waldbrände – 2023 war das wärmste Jahr überhaupt und auch ein Jahr der Naturkatastrophen. Nicht alle sind auf den fortschreitenden Klimawandel zurückzuführen, doch ein Zusammenhang aus Erderwärmung und Schäden lässt sich empirisch belegen. So berichtet der weltgrößte Rückversicherer Munich Re 2023 von einer Schadenssumme aus Unwettern und Naturkatastrophen von 250 Milliarden US-Dollar. Das ist zwar etwas weniger als 2022 – indem weltweit ein Schaden von 275 Milliarden US-Dollar entstand
Katastrophen. Überschwemmungsschäden sind in manchen Teilen der Welt kaum noch versicherbar. In diesem Bild ist es glücklicherweise zu keinen realen Schäden gekommen. Es stammt von einer Aktion der NGO Greenpeace, die vor einigen Jahren in Mexiko auf die ökonomischen Gefahren der Klimaerhitzung hinwies.
– aber der Trend der vergangenen zehn Jahre sagt ganz klar: Die Erderwärmung führt zu mehr Schäden und folglich zu mehr Auszahlungen der Versicherer. Schwergewitter in Nordamerika und Europa waren 2023 mit einem Gesamtschaden von 76 Milliarden US-Dollar zerstörerisch wie nie, davon waren laut Munich Re 58 Milliarden US-Dollar versichert. Der World Property and Casualty Insurance Report der Beratungsunternehmen Capgemini und Qorus weist einen 3,6-fachen Schaden bei versicherten Werten durch Naturkatastrophen in den letzten 30 Jahren aus.
Podcast anhören. Versicherungen im Klimasturm
Prämien steigen
Dies ist der Grund, weshalb bei der im Dezember 2023 abgehaltenen Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai ein Schwerpunkt auf finanzieller Unterstützung für jene Schwellenländer lag, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Auch in der Versicherungsbranche glühen die Köpfe. Nur etwa 40 Prozent der Schäden aus Unwettern und Naturkatastrophen sind versichert. Aber sowohl die Prämien als auch die Leistungen der Assekuranzen steigen. Dies bestätigt Kurt Svoboda, Risikovorstand der Uniqa Insurance Group AG: „Wir prognostizieren, dass Unwetterschäden mehr werden und zeitgleich die Schäden durch Naturkatastrophen wie beispielsweise Erdbeben zumindest gleich bleiben. Der Einfluss des Klimawandels ist klar zu verzeichnen.“
Konkret stellt sich die Frage: Kann man solche Risiken überhaupt noch versichern? Die Reaktion der Versicherungsunternehmen auf höhere erwartbare Schäden ist im ersten Schritt die Erhöhung der Versicherungsprämien oder die Einschränkung der Schadensdeckung. In den USA gibt es bereits erste Regionen, aus denen sich Assekuranzen hinsichtlich der Versicherung von Natureinflüssen zurückziehen. So geschehen in Kalifornien, das zuletzt von enormen Waldbränden betroffen war. Auch in Florida werden Versicherer aufgrund der rapid steigenden Hochwassergefahr vorsichtig. Dort rechnet man in den kommenden Jahren sogar mit einer Verdoppelung der Kosten für Überschwemmungsversicherungen. Im Verhältnis dazu sind derzeit die Schäden in Zentraleuropa moderater. Doch auch hier gibt es Häufungen. So führten beispielsweise die Unwetter im Sommer 2023 in Österreich dazu, dass der Dachverband der Versicherungen eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen bei den diesbezüglichen Versicherungen fordert. Bei der finanziellen Behebung von Schäden geht immer weniger ohne den Staat. Dazu Svoboda: „Es wird nur funktionieren, wenn eine ge-
250
Milliarden US-Dollar:
Das war 2023 laut Munich Re die Schadenssumme aus Unwettern und Naturkatastrophen.
meinschaftliche Herangehensweise von Gebietskörperschaften, vom Staat und auch von der Privatwirtschaft erfolgt.“
Versicherungen sind gefordert Schutz vor Klimarisiken ist das eine. Die Eindämmung des Klimawandels der andere notwendige Ansatz. Und dabei haben die Assekuranzen beträchtliche Hebel in den Händen. „Die Versicherungsbranche kann bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft eine führende Rolle spielen. Mit ihren Verbindungen in alle Branchen haben Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, Anreize für nachhaltige Geschäftspraktiken zu setzen und verantwortungsvolles Verhalten ihrer Kundschaft zu fördern“, sagt der Leiter der Nachhaltigkeitsdienstleistungen bei Deloitte Schweiz, Marcel Meyer. Sein Unternehmen hat im Herbst 2022 gemeinsam mit dem WWF einen Bericht veröffentlicht, der aufzeigt, welche Möglichkeiten Versicherungsunternehmen haben, um negative Umweltauswirkungen zu verringern und als Katalysator für die grüne Transformation zu fungieren. Meyer meint: Rasche Maßnahmen in Bezug auf Klimaschutz und Biodiversität seien angesichts der drohenden Unversicherbarkeit im besten Interesse der Versicherungsunternehmen. „Die Anlagestrategien von Versicherungsunternehmen verändern sich durch das Einbeziehen von ESG-Kriterien. Versicherer sind wichtige institutionelle Investoren, die
sich aktiv mit den Unternehmen, in die sie investieren, auseinandersetzen und ihren Einfluss nutzen können, um auf spürbare Verbesserungen der Nachhaltigkeitspraktiken zu drängen. Außerdem erweitern die Versicherer ihre Portfolios allmählich um nachhaltige Anlageprodukte wie grüne Anleihen und erneuerbare Energie“, erklärt Marcel Meyer.
Wohin mit dem Geld?
Auf fast acht Billionen US-Dollar belaufen sich die Bruttoprämien in dem Sektor weltweit. Große Versicherer oder Rückversicherer wie Zurich, Munich Re, Helvetia, VIG, Allianz oder Swiss Re haben begonnen, Umweltaspekte in ihre Anlage- und Geschäftsstrategien einzubeziehen. Auch die in Wien ansässige und in Zentral- und Osteuropa tätige Uniqa Insurance Group AG hat begonnen, ihre Anlagestrategie auf ESG-Kriterien umzustellen. Svoboda: „Wir haben 2019 beschlossen, aus Kohle auszusteigen. 2030 sind wir aus Öl draußen und 2035 aus Gas.“
Die Munich Re hat etwa in ihrer Ambition-2025-Strategie die Dekarbonisierung der Investment- und Versicherungsgeschäfte festgelegt. Dazu CEO Joachim Wenning: „Im Versicherungsgeschäft liegen die Treibhausgasemissionen bei Kohlekraftwerken und im thermischen Kohleabbau nun jeweils um 41 Prozent und beim Sachversicherungsgeschäft in der Öl- und Gasförderung sogar um 80 Prozent unter den Vergleichswerten des Basisjahres 2019.“
„Versicherungen können Anreize für nachhaltige Geschäftspraktiken setzen.“
KURT SVOBODA
„Der Einfluss des Klimawandels ist klar zu verzeichnen.“
Diese Ziele decken sich mit vielen anderen aus der Branche und werden letztlich durch den Green Deal der EU und seine Verordnungen vorgegeben. Wie nachhaltig die Veranlagung ist, hängt nicht zuletzt von Ratings und Daten aus den Unternehmen ab, in die investiert werden soll. Greenwashing ist hier ein Thema. Wie verhindert man das? Daten sind der Schlüssel. „Wir brauchen realistische Ziele, die auch erreichbar sind. Sonst sind wir nicht glaubwürdig, und es
bringt auch der Nachhaltigkeit nichts“, sagt Svoboda. Das Geschäft von Assekuranzen fußt auf Nachhaltigkeit: Viele Kleine schultern gemeinsam große Risiken. Dieses Urprinzip der Versicherung funktioniert nur dann, wenn alle ihren Teil dazu beitragen. Allerdings fordert auch das Fortschreiten der Klimaerhitzung einen neuen Realismus. Die Europäische Umweltagentur (EUA) kam in ihrem im März 2024 veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass dringend
„Sind
bei Ölund Gasförderung 80 Prozent unter den Vergleichswerten von 2019.“
JOACHIM WENNING
zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sich auf die katastrophalen Folgen des Klimawandels vorzubereiten.
GRÜNE RENDITE
Zunehmende Klimaschäden führen zu höheren Prämien und teilweise zur Nichtversicherbarkeit von durch Naturereignisse verursachten Schäden. Im Bereich der ESG-Veranlagung setzten Assekuranzen erste grüne Schritte. n
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Die Raiffeisen Factor Bank bietet nachhaltige Factoring-Lösungen wie ESG-linked Factoring an, um Kundinnen und Kunden bei ihrer Transformation zu einer nachhaltigen Zukunft zu unterstützen. Auf Basis der individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden konzipieren wir gemeinsam maßgeschneiderte Lösungen. Mehr Informationen auf raiffeisen-factorbank.at
#WISSEN
Glossar
WICHTIGE BEGRIFFE AUS DER WELT DER NACHHALTIGKEIT
Ausschlusskriterien
Definierte Ausschlusskriterien schließen bestimmte Investments oder Investmentklassen aus. Häufig genannte Ausschlusskriterien sind Waffen, Tabak und Tierversuche.
Best in Class ist eine Anlagestrategie, nach der – basierend auf ESG-Kriterien – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt oder gewichtet werden, also diejenigen, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Sicht die höchsten Standards setzen. Bei diesem Ansatz geht es um die Auswahl oder Gewichtung der sich am besten entwickelnden Unternehmen oder Assets auf Grundlage einer ESG-Analyse innerhalb eines bestimmten Investment-Universums.
Biodiversität
Biodiversität oder auch biologische Vielfalt misst die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Gebiet. Mit dieser Definition wird zum Beispiel die Vielfalt innerhalb der Arten (genetische Ebene) sowie die Vielfalt an Arten (organismische Ebene) beschrieben.
Biodiversitätskonvention ist ein internationales Umweltabkommen, das Ziele für den weltweiten Artenschutz wie gegen die Überfischung und einen gerechteren Rahmen für den Zugang zu genetischen Ressourcen und für eine ausgewogenere Beteiligung aus den Vorteilen und Gewinnen setzt.
Carbon Bubble
Der Begriff beschreibt eine Investitionsblase, die sich aus der Unvereinbarkeit des Zwei-Grad-Ziels und dem Abbau und der Nutzung weiter Teile der bekannten Ressourcen an fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Kohle und Erdgas ergibt.
Catena-X ist eine industrieübergreifende Allianz, die einen sicheren Datenaustausch aller Beteiligten der automobilen Wertschöpfungskette ermöglicht. Von den Rohstoffeminen bis zum Recycler soll die Datenkette von jedem Unternehmen mit produktspezifischen CO2-Daten ergänzt werden, damit der CO2-Fußabdruck berechnet werden kann und CO2-Daten aus der Lieferkette zukünftig vergleichbarer und verlässlicher berichten werden können.
CDP ist eine Non-Profit-Organisation. Das Carbon-Disclosure-Projekt (CDP) verwaltet die weltweit die größte Datenbank zu Umweltdaten, CO2-Emissionen und Wasserverbrauch, die Unternehmen freiwillig liefern.
Climate Action Plan ist der Fachjargon für den „Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, der von der EU-Kommission am 8. März 2018 veröffentlicht wurde. Der Aktionsplan soll helfen, eine nachhaltigere und umweltverträglichere Wirtschaft zu erschaffen. Gütezeichen für nachhaltige Finanzprodukte sind dabei ein Aspekt.
CO2
Kohlenstoffdioxid kommt in der Luft vor. Ohne dieses Treibhausgas gäbe es keine Lebewesen auf der Erde. Die hohe Konzentration von CO2 lässt die Temperaturen jedoch durch den Treibhauseffekt ansteigen und führt so zur globalen Erwärmung.
CO2-Grenzausgleichssystem ist ein Entschluss des EU-Parlaments vom 10. März 2021. Durch das CO2-Grenzausgleichssystem sollen bestimme Importe aus Ländern mit geringeren Klimaschutzstandards (außerhalb der EU) mit einer CO2-Abgabe versehen werden.
Corporate Governance ist die Verantwortung von Vorständen hinsichtlich der sozialen und ökologischen Performance ihres Managements und der Unternehmenskultur.
CSR
Corporate Social Responsibility bedeutet gesellschaftliche Unterneh-
NACHHALTIGKEITSBEGRIFFE GLOSSAR
Die EU-Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) verpflichtet Unternehmen gesetzlich dazu, die negativen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten auf Menschenrechte und die Umwelt zu ermitteln und gegebenenfalls zu verhindern, zu beenden oder abzumildern. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen.
Green Finance Alliance
Die in Österreich auf Initiative des Klimaschutzministeriums entstandene Green Finance Alliance ist die weltweit erste staatliche Initiative, die eine freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen mit der Verpflichtung, konkrete Kriterien für deren Kerngeschäft einzuhalten, vorsieht. Laut dem ersten Jahresbericht 2023 wurden 80 Prozent der Kriterien umgesetzt, mehr als 45 Prozent vollständig.
sind mess- und umsetzbare Reduktionsziele, die den Klimazielen des Pariser Klimaabkommens entsprechen. Sie werden von unabhängigen Stellen wie beispielsweise der Science Based Targets Initiative (SBTi) überprüft.
Der
Börsianer Grün erklärt
wichtige
Begriffe
aus der Welt der Nachhaltigkeit.
QUELLE: FNG, UMWELTBUNDESAMT, EUROPÄISCHES PARLAMENT, BUNDESKANZLERAMT, CAREELITE, NETMOMS, „BÖRSIANER GRÜN“
Taxonomiekonformität
zeigt, dass eine bestimmte Wirtschaftsaktivität eines Unternehmens die Kriterien der EU-Taxonomie erfüllt.
Greenium
Das „Greenium“ oder „Green Premium“ bezieht sich auf Preisvorteile, die auf der Annahme beruhen, dass Investoren bereit sind, mehr zu zahlen oder eine niedrigere Rendite zu akzeptieren, wenn sie im Gegenzug nachhaltige Auswirkungen erzielen können.
Taxonomiefähigkeit
Taxonomiefähigkeit bezeichnet die Möglichkeit, dass Wirtschaftsaktivitäten von Unternehmen den Kriterien der EU-Taxonomieverordnung grundsätzlich entsprechen können.
Fit for 55
Fit for 55 bezieht sich auf das Ziel der EU, die NettoTreibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Das Paket beinhaltet die nötigen Rechtsinstrumente für die Verwirklichung der im europäischen Klimagesetz vereinbarten Ziele.
mensverantwortung. Darunter wird verantwortliches unternehmerisches Handeln verstanden, das ökologisch relevante Aspekte ebenso wie die soziale Beziehung des Unternehmens zu seinen Mitarbeitern und Mitmenschen umfasst.
CSRD
Die Corporate Sustainability Reporting Directive der EU verpflichtet Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern ab dem Berichtsjahr 2025 zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen.
Dekarbonisierung
Dekarbonisierung ist die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger. Handlungen, durch die Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wird, sollen durch Prozesse ersetzt werden, bei denen diese Freisetzungen ausbleiben oder kompensiert werden.
Diversität
Diversität steht für die Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen und individuellen Merkmalen. Meist werden sechs Bereiche unterschieden: Alter, Geschlecht, Kultur, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion. Vielfaltsmanagement zielt darauf ab, die Diversität der Mitarbeiter konstruktiv und gewinnbringend zu nutzen.
EGSS
ist die Abkürzung für Environmental Goods and Services Sector und steht für eine umweltorientierte Produktion und Dienstleistung. Diese befasst sich mit der Gesamtheit der Tätigkeiten zur Messung, Vermeidung oder Behebung von Umweltschäden.
Engagement
Der Dialog zwischen Investoren und Unternehmen mit dem Ziel, die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien zu gewinnen.
ESG
ist die Abkürzung für Environmental, Social and Governance. Diese Abkürzung findet in der Nachhaltigkeitsszene breite Verwendung und steht für die Begriffe Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
Eurosif
Das European Sustainable and Responsible Investment Forum ist ein europaweiter Zusammenschluss, der Nachhaltigkeit über den Weg der Finanzmärkte fördert.
EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie ist eine Verordnung, welche die Transparenz im Bereich der Nachhaltigkeit erhöhen soll, indem sie zu einer Klassifizierung für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten beiträgt. Wirtschaftstätigkeiten, die einen Beitrag zu mindestens einem von sechs Umweltzielen leisten, werden nach der EU-Taxonomie als grün eingestuft. Die Umweltziele lauten: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.
Flugscham ist vom schwedischen „flygskam“ ins Deutsche übersetzt und bedeutet, dass Menschen eine subjektive soziale Ächtung empfinden, wenn sie Flugreisen tätigen.
Fridays for Future
Wurde von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg im August 2018 initiiert und hat sich im Frühling 2019 zu einem weltweiten wöchentlichen Klimastreik von Schülern ausgeweitet. Die Proteste finden freitags während der Unterrichtszeit statt und werden von den Schülern selbst organisiert.
GHG
Das Greenhouse Gas Protocoll ist ein weltweit anerkanntes Standardwerkzeug zur Erfassung, Bewertung von und Berichterstattung über Treibhausgasemissionen. Es ist eine Initiative des World Resources Institute (WRI) und des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD).
Governance
Der Begriff Governance leitet sich vom englischen Government (Regierung) ab und beschreibt das Steuerungssystem eines Kollektivs. Governance beschreibt dabei die Art und Weise, wie Organisationen oder Länder geführt und Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden.
Green Asset Ratio ist eine Kennzahl, die den Anteil grüner Finanzierungen am Gesamtportfolio von Banken misst. Die Green Asset Ratio wurde von Europas Bankenaufsicht eingeführt und baut auf der EU-Taxonomie auf.
Green Deal
2019 wurde von der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der Green Deal der EU vorgestellt. Das Ziel dessen ist es, als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral zu werden. Dazu dient ein ehrgeiziges Maßnahmenpaket für einen nachhaltigen ökologischen Wandel, der den Menschen und der Wirtschaft in Europa zugutekommen soll. Die zeitlich gestaffelten Maßnahmen reichen von drastischen Emissionssenkungen über Investitionen in Spitzenforschung und Innovation bis hin zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt.
Green Tax ist eine Steuer, die Menschen dazu ermutigt, die Umwelt nicht zu schädigen. Die Ökosteuer wird auf umweltverschmutzende Güter oder Aktivitäten erhoben. Außerdem können die Einnahmen der Ökosteuer zur Förderung der Umweltqualität verwendet werden.
Greenwashing PR-Maßnahmen von Unternehmen, die darauf abzielen, sich selbst in der Gesellschaft ökologisch und sozial verantwortungsbewusst darzustellen.
GRI
Die Global Reporting Initiative dient als Leitfaden für Nachhaltigkeitsberichte. Tätigkeiten und Leistungen sollen in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung untersucht werden. Transparenz ist dabei das oberste Gebot.
Impact Investment
sind Investments in Unternehmen, Organisationen und Fonds, die das Ziel haben, neben dem finanziellen Ertrag auch sozial und ökologisch zu wirken. Die Investoren halten die Eigentumsrechte an den Assets.
IRA
Der Inflation Reduction Act ist ein großes US-amerikanisches Konjunkturprogramm. Hinter dem Namen verbergen sich in erster Linie Investitionen für den Klimaschutz in Höhe von 370 Milliarden US-Dollar.
JTF
Durch den Just Transition Fund – oder auch Fonds für einen gerechten Übergang – sollen Regionen, die beispielsweise stark von der Kohle-, Torf- oder Ölschieferproduktion abhängen, beim nachhaltigen Strukturwandel durch Zuschüsse unterstützt werden. Der Fonds finanziert etwa die Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern, die Umstellung von Unternehmen auf neue Technologien oder die Dekontaminierung bisheriger Kohleproduktionsstätten. In den JTF sollen 30 bis 50 Milliarden Euro aus der öffentlichen Hand fließen. Kreislaufwirtschaft
ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Da viele Ressourcen knapp sind, soll die Kreislaufwirtschaft den Lebenszyklus von Produkten verlängern.
Microfinance
Mikrofinanzierung ist die Bereitstellung von verschiedenen Finanzdienstleistungen für arme und einkommensschwache Kunden.
Net Zero Industry Act soll bessere Bedingungen für die Produktion von und Investitionen in saubere Technologien in Europa schaffen. Gefördert werden Technologien, die einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten werden.
Niedrigstenergiegebäude sind effiziente Gebäude mit niedrigem Energiebedarf. Dieser wird zu
einem wesentlichen Teil durch erneuerbare Energien abgedeckt. Das Niedrigstenergiegebäude ist Teil der neuen EU-Gebäuderichtlinie, laut der alle Neubauten als Niedrigstenergiehäuser gebaut werden müssen. Oberösterreich definiert ein Niedrigstenergiegebäude etwa als Einfamilien- oder Reihenhaus, das die Energiekennzahl von 30 kWh/m²a unterschreitet.
Offenlegungsverordnung SFDR ist eine EU-Verordnung, die festlegt, dass Finanzmarktteilnehmer Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Investitionsentscheidungen offenlegen müssen.
Ökodesign
Produkte, die so entworfen werden, dass sie möglichst nachhaltig sind, erfüllen die Ökodesignrichtlinie der Europäischen Union zur umweltgerechten Gestaltung.
Ökologischer Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck verdeutlicht, wie viel Land- und Wasserfläche notwendig ist, um die Produktions- und Konsumaktivitäten einer Stadt oder eines Landes dauerhaft aufrechterhalten zu können. Der gemessene Verbrauch in Hektar kann auf die Produktion eines Unternehmens oder den Lebensstil eines Menschen übertragen werden.
PEFC
Das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes ist ein internationales Waldzertifizierungssystem. Nach eigenen Angaben ist es die weltweit größte unabhängige Organisation zur Sicherstellung und kontinuierlichen Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die ökologische, soziale und ökonomische Standards gewährleisten soll.
PRI
Die Principles for Responsible Investment sind von den Vereinten Nationen entwickelte Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investieren. Unterzeichner verpflichten sich, festgelegte ESG-Kriterien zu beachten.
SDGs
Die Sustainable Development Goals sind 17 konkrete Ziele, welche die größten Herausforderungen unserer Zeit adressieren. 193 Staaten der Vereinten Nationen bekennen sich zur Umsetzung dieser Ziele bis 2030.
SSE
Steht für Sustainable Stock Exchange und ist eine Initiative zur Vernetzung von Börsen mit Investoren, Regulatoren und Unternehmen. Das Ziel dahinter ist es, die Transparenz und Leistungen der Unternehmen zu Umwelt-, Sozial und Unternehmensführung zu verbessern sowie langfristige verantwortliche Investmentansätze zu fördern.
Socially Responsible Investment (SRI) Englisch für ethisches oder nachhaltiges Investment, das sich dadurch auszeichnet, dass es neben den Renditezielen auch den ethischen Wertvorstellungen des Anlegers entspricht.
UN Global Compact
Der Globale Pakt der Vereinten Nationen verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards. Wichtige Prinzipien des UN Global Compact sind Menschenrechte, Organisationsfreiheit, die Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.
Zero Carbon
Zero Carbon bedeutet, dass keine Kohlenstoffemissionen für ein Produkt oder eine Dienstleistung erzeugt werden. Dies ist zum Beispiel in einem kohlenstofffreien Stromsystem, das nur durch erneuerbare Energien betrieben wird, der Fall.
Zukunftsethik
Dieser Begriff umfasst die Verantwortung hinsichtlich der Folgen unseres Handelns für zukünftige Generationen und untersucht die aktuellen Auswirkungen auf die Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt.
SOLARES KONZEPT MIT NACHHALTIGEM ERTRAG
Die Sun Contracting Group schafft mit ihrem Geschäftsmodell etwas, wo andere Konzepte an ihre Grenzen stoßen. Sie vereint die Bedürfnisse und Anforderungen der Umwelt mit Rentabilität und Wirtschaftlichkeit.
Klima, Energie und Wandel sind die Schlagworte unserer Zeit. Der Wandel zu flächendeckender, grüner Energieerzeugung muss wirtschaftlich rentabel sein. Deshalb geht Sun Contracting den pragmatischen Weg und setzt auf unkomplizierte Modelle und langfristige Nutzbarkeit: Photovoltaik Contracting. Solarstrom wird auf Flächen erzeugt, die ansonsten keinen Ertrag bringen. Für die Besitzer dieser Flächen entsteht durch Verpachtung oder Veräußerung ein finanzielles Plus: Leerstehende Fläche + Photovoltaik Contracting = Ertrag. Nach vereinbarter Flächennutzung übernimmt die Kosten für Planung, Bau und laufende Instandhaltung die Sun Contracting Group. Dieses Geschäftsmodell besticht durch seine Einfachheit: Vorhandene Ressourcen werden bestmöglich und mit Ertrag für den Besitzer genutzt und die Umwelt dankt’s.
2021 wurde für die Finanzierung des operativen Geschäfts die Sun Invest AG gegründet. Sie ist Emittentin nachhaltiger Investments und stellt den Erlös daraus vorrangig den operativen Tochtergesellschaften bereit. „Durch die Sun Invest AG besteht für Interessenten die Möglichkeit, an innovativen Energiekonzepten zu partizipieren, die mehr als ein grünes Mascherl haben“, so Verwaltungsrat Markus Urmann. „Ein Investment in Photovoltaik ist ein Investment in nachhaltige Energiekonzepte die eine lange Lebensdauer haben“, so Urmann weiter.
Was klein und regional begann ist heute eine 186,39 MWp Photovoltaikleistung starke Erfolgsstory. Während die Sun Contracting Group die ersten Schritte am
liechtensteinischen und österreichischen Photovoltaikmarkt machte, streckten die Verantwortlichen bereits die Fühler nach neuen Wirkungsbereichen aus. Bereits 2019 begann die operative Tätigkeit in Deutschland, wo im ersten Jahr gleich 11 Megawattpeak Photovoltaikleistung zugebaut wurden. Nach erfolgreicher Expansion nach Slowenien und in die Schweiz kam 2022 der polnische Markt an die Reihe. Es wurden Strukturen eingeführt, ein Büro eröffnet und erste Anlagenstandorte geprüft - Ende 2023 war bereits Baustart für die ersten vier Sun Contracting Projekte auf polnischem Boden, von denen die erste Anlage bereits seit Anfang Mai Strom liefert.
Markus Urmann, Verwaltungsrat
„Es gibt keine Alternative zur kapitalistischen Wirtschaft, die denselben Wohlstand generieren könnte.“
VITA
MATHIAS BINSWANGER
Ökonom, Autor, Privatdozent Universität St. Gallen
Der Schweizer (61) forscht in den Bereichen Makroökonomie, Finanzmarkttheorie, Umweltökonomie sowie in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Glück und Einkommen. Er gilt nicht zuletzt aufgrund seiner vielfach rezipierten Bücher und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften als einer der politisch einflussreichsten Ökonomen der Schweiz. Sein neues Buch „Die Verselbstständigung des Kapitalismus – Wie KI Menschen und Wirtschaft steuert und für mehr Bürokratie sorgt“ ist soeben bei Wiley erschienen.
MEHR GEHT AUCH MIT WENIGER
Plädoyer für Wachstum mit Augenmaß
Müssen nicht nur ökologisch denken, sondern auch an Wohlstand KI hilft weniger bei Dekarbonisierung, führt zu mehr Bürokratie
INTERVIEW DANIEL NUTZ
Weg vom Zwang. Eine Mäßigung des Wachstums muss das Ziel sein, sagt Mathias Binswanger.
Matthias Binswangers Thesen liegen abseits des ökonomischen Mainstreams. Im Gespräch mit dem Börsianer Grün spricht der Schweizer Professor über fehlende Glückseligkeit bei steigendem Wohlstand und erklärt, was ihn an Börsen stört und ob künstliche Intelligenz bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft helfen kann.
Herr Binswanger, die Glücksforschung zeigt uns, dass steigender Wohlstand ab einem gewissen Stadium nicht mehr glücklicher macht. Wieso tun wir uns das Streben nach mehr eigentlich an? - Mathias Binswanger: Sie sprechen ein fundamentales Dilemma an, in dem wir uns heute in hochentwickelten Volkswirtschaften, also in Westeuropa, USA, Kanada, Japan oder Australien, befinden. Dort macht mehr materieller Wohlstand die Menschen im Durchschnitt nicht mehr glücklicher. Auch in diesen Ländern wird aber weiterhin ein Wachstum angestrebt, weil die Volkswirtschaften sonst in eine Krise geraten würden. Andererseits sehen wir die ökologischen Probleme, die mit diesem Wachstum verbunden sind, insbesondere die Klimaerwärmung.
Die kapitalistische Marktwirtschaft hat sich als äußerst resilient erwiesen. Die von Robert Malthus, Karl Marx, Joseph Schumpe-
„Wir schaffen mit KI eine neue ControllingBürokratie.“
MATHIAS BINSWANGER
ter oder vom Club of Rome prognostizierten Krisen wurden abgewendet. - Weil diese Vorhersagen über das Ende des Kapitalismus beziehungsweise über das Ende des Wachstums immer gewisse Aspekte nicht berücksichtigt hatten, die später doch dazu führten, dass das Wachstum weitergehen konnte. Unser System ist auf Wachstum ausgerichtet, Grenzen sind da störend, und darum entwickelt man immer neue Möglichkeiten, diese Grenzen weiter in die Zukunft zu verschieben. Zum Beispiel indem wir heute sagen, ja gut, wenn das Wachstum bisher ökologische Probleme verursacht hat, dann machen wir das Wachstum immer grüner und dann können wir irgendwann in Zukunft unbedenklich weiterwachsen, weil es dann gar keine Auswirkungen mehr auf die Umwelt hat.
Grünes Wachstum wird von einer Mehrheit als Lösung der Klimakrise propagiert. Se-
hen Sie das auch so? - Nur bedingt. Natürlich haben wir Möglichkeiten, die Einheiten des Bruttoinlandprodukts mit weniger CO2-Emissionen zu produzieren. Da gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, aber meistens werden solche Möglichkeiten sehr isoliert betrachtet. Wenn wir das Ganze global anschauen, sieht man, dass in einem Land wie der Schweiz etwa zwei Drittel aller Umweltbelastungen graue Umweltbelastungen sind. Das heißt, die importieren wir über die Importgüter oder über Energieträger, die wir aus dem Ausland holen. Aus dem Grund lässt sich ein Rückgang der CO2-Emissionen in der Schweiz relativ leicht erreichen. Wenn wir es aber global anschauen, kann noch keine Rede sein von einer Entwicklung in Richtung Klimaneutralität, weil die CO2-Emissionen weltweit weiter steigen. Zwar nicht ganz so stark wie das Weltbruttoinlandsprodukt, aber sie sind auf Rekordhöhe.
Die in den vergangenen Jahren aufgekommene Postwachstumsökonomie besagt, dass wohlhabende Volkswirtschaften zur Bewältigung der Klimakrise auf Wachstum verzichten müssen. Können Sie dieser Lösung etwas abgewinnen? - Wenn man rein ökologisch denkt, hat die Postwachstumsökonomie natürlich recht, aber wir können nicht rein ökologisch denken. Wir müssen auch an unseren Wohlstand denken. Es gibt keine Alternative zu der kapitalistischen Wirtschaft, in der wir heute leben, die auch nur annähernd diesen Wohlstand generieren könnte. Das Problem ist, dass dieses System entweder eine Dynamik nach oben oder eine Dynamik nach unten hat. Das heißt, entweder wir haben ein Wachstum, es geht aufwärts, dann wird mehr investiert, und die Wirtschaft funktioniert. Aber wenn wir mit Wachstum aufhören, dann bleibt dieses System nicht einfach stehen auf einem gewissen Niveau, sondern diese Aufwärtsdynamik kehrt sich dann in eine Abwärtsdynamik um.
Und löst einen Dominoeffekt aus? - Ohne Wachstum können ein paar Unternehmen keine Gewinne mehr machen. Sie gehen in Konkurs. Das führt dazu, dass sie als Nachfrager für Vorleistungen und Investitionsgüter ausfallen. Dadurch bekommen andere Unternehmen Probleme. Es kommt zu Entlassungen, die Arbeitslosigkeit nimmt zu, der Konsum geht zurück, dadurch bekommen weitere Unternehmen Probleme. Wir kommen dann sehr schnell in eine Abwärtsspirale, die direkt in die ökonomische Krise führt. Und diese Krise ist nicht akzeptabel, denn sie verursacht große Arbeitslosigkeit und damit auch Elend. Also kann man dieses System nur stabilisieren, indem man weiterhin eine Aufwärtsbewegung hat. Aber, und das ist wichtig: Dieses Wachstum muss nicht sehr groß sein, damit dieses System weiter funktioniert. Diese ganzen makroökonomischen Zusammenhänge werden von Wachstumskritikern aber ignoriert.
Sie propagieren demnach Wachstum mit Maß? - Eine Mäßigung des Wachstums muss das Ziel sein. „Je mehr Wachstum, umso besser“ ist keine Lösung, wenn man die Risiken des Wachstums betrachtet. Wir vergessen oft, dass wir auch bei Inflationsrisiken das Wachstum über die Geldpolitik immer wieder bremsen, indem die Zentralbank die Zinsen erhöht. Dieses Denken müssen wir auch auf Klimafragen umlegen.
Bei börsennotierten Unternehmen wäre das ein Problem. - Der Wachstumsdruck wird nochmals verstärkt dadurch, dass an der Börse nicht nur die jetzigen Gewinne der Unternehmen eine Rolle spielen, sondern vor allem die zukünftigen Gewinne. Der Börsenkurs ergibt sich aufgrund der zukünftig zu erwartenden Dividenden, die aus den Gewinnen bezahlt werden. Wenn jetzt Wachstumserwartungen nicht mehr da sind oder zurückgehen, dann heißt das auch, die Gewinnerwartungen gehen zurück. Diese Unternehmen werden dann sehr schnell
zu Übernahmekandidaten. Da tauscht man das Management aus, schaut, dass wieder Gewinnerwartungen entstehen. Da ist ein dauernder Druck vorhanden, permanent darauf zu schauen, dass der Shareholder-Value maximiert wird. Auf diese Weise verstärkt sich der Wachstumszwang noch zusätzlich.
Jetzt könnte man sagen, das geht halt nicht anders, da kommt man nicht raus. Oder haben Sie einen Ausweg? - Genau das darf ich hier wahrscheinlich fast nicht sagen.
Sagen Sie es doch! - Die Börse in der heutigen Form könnte man auch abschaffen. Wir müssen nicht zwingend Aktiengesellschaften haben, die an der Börse kotiert sind. Es gibt auch andere Unternehmensformen. Nennen ließen sich da zum Beispiel Genossenschaften. Oder es gibt auch Stiftungsunternehmen, wo auch andere Unternehmenszwecke festgelegt werden können. Damit ist der Wachstumszwang gemildert im Vergleich zu börsenkotierten Aktiengesellschaften. Allerdings funktionieren Genossenschaften bei großen Unternehmen nicht gut, weil es erhebliche Governance-Probleme gibt. Da müssen wir uns noch bessere Lösungen überlegen.
Lassen Sie uns zur Innovationskraft der Wirtschaft zurückkehren. In einigen Tagen erscheint Ihr neues Buch über künstliche Intelligenz, also KI. Viele meinen, KI werde bei der Bewältigung der Klimakrise helfen. Teilen Sie diese Erwartungen? - Nicht unbedingt. KI wird gewisse Verbesserungen ermöglichen, und gleichzeitig wird sie aber an anderer Stelle wahrscheinlich auch dazu führen, dass wir gerade wieder mehr Probleme in Bezug auf die Ökologisierung der Wirtschaft bekommen. Es ist ambivalent, was KI tatsächlich am Schluss bewirkt. Das sieht man am Beispiel smarter Städte. In Asien, wo es die meisten dieser smarten Städte gibt, steht das grüne Argument weniger im Vordergrund, da geht es mehr um Sicherheit und Bequemlichkeit und Ver-
besserung des Managements. In Europa werden smarte Städte hingegen vor allem mit dem grünen Argument angepriesen.
Eine These in Ihrem neuen Buch lautet, dass diese Ressourcen, die durch diese Automatisierung frei werden, dann in der Bürokratie eingesetzt werden. - Wenn es jetzt einfacher ist, Daten zu bekommen, dann versuchen wir auch viel mehr zu messen. Wir sind dann gar nicht besser informiert, weil die Menge der Daten dermaßen schnell ansteigt. Das ist auch offensichtlich, wenn wir in den Finanzbereich gehen. Da kann KI zum Beispiel mein Portfolio permanent optimieren. Da bekomme ich vielleicht irgendwann Daten im Sekundentakt. Wenn aber alle das haben, bringt mir das überhaupt keinen Vorteil mehr.
Das heißt, die Beratungsunternehmen können getrost weiter einstellen? - Wir schaffen eine neue Controllingbürokratie. Diese erzeugt auch neue Komplexitäten, etwa beim Datenschutz. Dann braucht es wieder umfangreiche Regulierungen wie die Datenschutzgrundverordnung, deren Haupteffekt das Entstehen einer Datenschutzbürokratie ist. Ohne dass wir wirklich wissen, ob unsere Daten sicherer sind oder nicht. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne mit Regulierungen garantieren, dass KI nur noch für gute Zwecke verwendet wird und nicht mehr für schlechte, dass wir sozusagen wohlwollende Sklaven aus den KI-Anwendungen machen.
Sie haben sich auch mit dem sogenannten Neurokapitalismus beschäftigt. Wenn ich das recht verstehe, entscheidet dann der Algorithmus über mein Konsumverhalten? - Reiner Neurokapitalismus würde bedeuten, dass man direkt Zugang zum menschlichen Gehirn hat und da direkt ableiten kann, was jemand denkt. Das ist für mich Science-Fiction. Aber was ich tatsächlich glaube, dass kommen wird, ist, dass Algorithmen verstärkt Konsum- oder Investitionsentscheidungen treffen werden. n
#LIEFERKETTE
KETTE DER VERANTWORTUNG
Wie können Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette vermieden werden?
Was
das
EU-Lieferkettengesetz bringt Wie Unternehmen damit umgehen
BRIEFING ALEXANDRA ROTTER
Die Finanzbranche befasst sich so intensiv mit Klimagerechtigkeit und Umweltfreundlichkeit, dass der Mensch fast auf der Strecke bleibt. Während grüne Finanzprodukte boomen, ist es viel schwieriger, wenn es bei Investments um die Einhaltung der Menschenrechte gehen soll. Dabei sollte das seit 2011 selbstverständlich sein. Damals verabschiedete der UN-Menschenrechtsrat Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, mit denen Staaten wie Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können. Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit sind jedoch nicht aus der Welt, was auch an den weitverzweigten Lieferantennetzwerken der Unternehmen liegt. Zehntausende Lieferanten beziehungsweise Lieferanten von Lieferanten sind keine Seltenheit. Wie schafft man es da, gegen Menschenrechtsverletzungen vorzugehen?
Herausforderungen
Lieferanten. Die Arbeits- sowie die Menschenrechte in der gesamten Lieferkette gewährleisten zu können ist in der Praxis alles andere als einfach.
Mit dem Ende April 2024 im EUParlament beschlossenen Lieferkettengesetz CSDDD (Seite 100) sind bald auch EU-Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und 450 Millionen Euro Umsatz dazu verpflichtet, Menschenrechtsstandards einzuhalten. Dadurch sind etwa Opfer von Ausbeutung, Zwangs- oder Kinderarbeit besser ge-
Transportwege. Bei der Thyssenkrupp AG gibt es weltweit 320 Konzernunternehmen, die Rohstoffe, Waren und Dienstleistungen von Lieferanten beziehen
„Jeder Lieferant wird gesondert auditiert und zugelassen.“
ROBERT MACHTLINGER
schützt und können künftig Schadenersatz verlangen. Die Strafen für Unternehmen können bei bis zu fünf Prozent des weltweiten Umsatzes liegen. Auch bei der FACC AG, Entwickler und Produzent von Leichtbaukomponenten für die Luftfahrtindustrie mit Sitz im oberösterreichischen Ried im Innkreis, findet das EU-Gesetz Anwendung.
Doch die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards ist laut FACC-AG-Vorstandschef Robert Machtlinger nichts Neues, da man in der Luftfahrtindustrie generell sehr hohen Anforderungen unterliege: „Jeder Lieferant wird gesondert auditiert und zugelassen.“ ESG-Kriterien seien fest in der Nachhaltigkeitsstrategie der FACC AG verankert. Die Überwachung der Zulieferkette sei daher bereits we-
JUDITH BEILE
„Selbst die Guten müssen ihre Prozesse anschauen und verbessern.“
sentlicher Bestandteil des Lieferantenmanagements. Dazu gehörten laufende Auditierungen und Lieferantenbewertungen. Die Komplexität einiger Lieferketten stelle laut Machtlinger dennoch eine große Herausforderung dar, besonders wenn die Lieferantenkette bis zu Tier-5-Lieferanten, also bis in den Bereich von Rohstofflieferanten, reiche und global sei. Die FACC AG hat auch einen Verhaltenskodex, in dem man sich zu den Menschenrechten, fairer Arbeit und zur Einhaltung der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bekennt. Darin steht beispielsweise, man dulde „keine Form der sogenannten ‚modernen Sklaverei‘“, wozu etwa Leibeigenschaft, Zwangsarbeit, irreführende Anwerbung, Menschenhandel und Kinderarbeit zähle. Man stel-
le sicher, dass alle direkten Mitarbeiter sowie Personen in der Lieferkette nach allen geltenden rechtlichen Standards behandelt werden.
Keine lückenlose Überprüfung
Aber natürlich kann die FACC AG nicht jeden einzelnen Lieferanten in der Supply-Chain selbst überprüfen. Machtlinger: „Die lückenlose Nachverfolgung ist aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern oft nur durch die Delegation von Überwachsungsaufgaben möglich.“ Zwar sei das alles aufwendig, aber „im Rahmen der bestehenden Luftfahrtstandards bis zu einem gewissen Grad beherrschbar“. Der Vorteil davon: Bei FACC AG hat man schon jetzt einen guten Überblick über die Abläufe bei den weltweiten Zulieferern.
Was können Gesetze wie das kommende EU-Lieferkettengesetz bewirken? Das ist in Deutschland zu beobachten, wo sich aufgrund des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) seit 2023 bereits große Unternehmen nachweislich um die Einhaltung der Menschenrechte in ihren Lieferketten bemühen müssen. Judith Beile hat sich für ein Working Paper der Hans-Böckler-Stiftung bei sechs davon genauer angesehen, wie diese ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen. Die Geschäftsführerin der Hamburger Unternehmensberatung WMP Consult sagt, dass das deutsche Lieferkettengesetz „schon etwas angestoßen hat“. Beile hat sich nicht nur die Maßnahmen wie Grundsatzerklärungen, Codes of Conduct und Beschwerdestellen auf dem Papier angesehen, sondern auch mit Arbeitnehmervertretungen gesprochen und festgestellt: „Es spricht für ein solches Gesetz, dass selbst die Guten ihre Prozesse nochmal anschauen und verbessern.“
Zu diesen gehört die deutsche Thyssenkrupp AG, die weltweit 320 Konzernunternehmen hat, die Rohstoffe, Waren und Dienstleistungen von Lieferanten beziehen – derzeit laut Nachfrage
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#EXPERTISE
eine „beachtliche fünfstellige Anzahl an Lieferanten, die sich immer wieder ändert“. Judith Beile weist darauf hin, dass der Konzern schon vor dem LkSG über dessen Anforderungen hinausging: 2015 schlossen Thyssenkrupp, der Europäische Betriebsrat, der Konzernbetriebsrat, die IG Metall und der Weltverband der Industriegewerkschaften Industriall Global Union mit dem International Framework Agreement eine Vereinbarung für weltweite Mindestarbeitsstandards im Konzern. Darin geht es um guten Arbeits- und Gesundheitsschutz, Chancen der beruflichen und persönlichen Entwicklung, das Recht auf angemessene Vergütung, das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit und von Diskriminierung jeder Art. Auch einen „Supplier Code of Conduct“, den alle Lieferanten zur Kenntnis nehmen müssen, hatte der Konzern vor dem LkSG.
Grundsatzerklärung
Mit dem LkSG kamen Instrumente hinzu, darunter die Grundsatzerklärung zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten. Außerdem unterzieht die Thyssenkrupp AG alle unmittelbaren Lieferanten einer Risikoanalyse und legt eine Risikokategorie für sie fest. Davon hängt ab, welche Präventionsmaßnahmen die Konzernunternehmen umsetzen, um das Lieferantenrisiko zu minimieren – das können etwa Lieferantenbesuche und Nachhaltigkeitsaudits sein. Potenzielle neue Lieferanten werden einem Risikoscreening unterzogen und auf ihr menschenrechtliches Risikopotenzial hin geprüft. Lieferanten mit erhöhtem Risiko müssen unterschreiben, dass sie den menschenrechts- und umweltbezogenen Erwartungen entsprechen, und gegebenenfalls Abhilfe schaffen und dafür Nachweise liefern. In wenigen Einzelfällen hätten beispielsweise Mängel im Arbeitsschutz zur Beendigung von Geschäftsbeziehungen geführt. Auch ein Beschwerdeverfahren gehört zu den seit dem LkSG eingeführ-
ten Maßnahmen, um Menschenrechte abzusichern.
Doch reicht das alles, um Verstöße gegen Menschenrechte zu verhindern? „Zu 100 Prozent sicherzugehen ist schwierig, aber es gibt Instrumente, die zumindest in die richtige Richtung gehen“, sagt Beile. Sie verweist auf Gesetze, die auf EU-Ebene kommen. So wird das EU-Lieferkettengesetz etwa auch zivilrechtliche Klagen ermöglichen. Auch die europäische Berichtspflicht (CSRD) schlägt in diese Kerbe. Und schließlich sei das Eigeninteresse der Unternehmen, dass nichts passiert, nicht zu unterschätzen: „Die Unternehmen, die durch Menschenrechtsverstöße Reputation und viel Geld verloren haben, wären besser dran gewesen, wenn sie vorher ordentlich geprüft und nachweisen können hätten, wie sehr sie sich bemüht haben.“
GRÜNE RENDITE:
Lieferketten- und andere Gesetze führen dazu, dass Unternehmen immer genauer hinschauen müssen. Unternehmen wie die deutsche Thyssenkrupp AG oder die österreichische FACC AG zeigen, wie man das Thema unternehmensseitig angehen kann. n
#INVESTING
MENSCHENRECHTSVERLETZUNG
Der „Börsianer Grün“ hat die Cleanvest-Datenbank von ESG-Plus nach Menschenrechtsverletzungen durchforstet. Erschreckend ist, wie viele Fonds wegfallen, sobald man Menschenrechtskriterien anwendet: Von etwas mehr als 4.000 Fonds, die aktuell ein Rating haben, bleiben nur 2.000 übrig, wenn man „Frei von Kinderarbeit“ anklickt. Setzt man den Haken zusätzlich auf „Indigene Rechte“, halbiert sich die Zahl fast noch einmal. Wer auch noch „Diskriminierung von Frauen“ ausschließt, landet bei 600 Fonds. Das heißt: Nur rund jeder siebente Fonds mit einem Rating ist menschenrechtlich unbedenklich –und da sind Kriterien wie „Grüne Technologien“, „Bildung und Gesundheit“ oder „Frei von Atomenergie“ noch nicht berücksichtigt.
Bernhard Müller und Christian Richter-Schöller von Dorda Rechtsanwälte zum EU-Lieferkettengesetz (CSDDD)
BRAUCHT FINGERSPITZENGEFÜHL
Kommt die EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) oder nicht? Die Unsicherheit war groß. Mitte März 2024 kam die Antwort: Ja, sie kommt! Unternehmen müssen also zukünftig ihre Lieferanten auf negative Auswirkungen auf Umwelt oder Menschenrechte screenen und steuern. Wer das nicht macht, riskiert Verwaltungsstrafen, Schadenersatz, Klagen von NGOs und Mitbewerbern sowie einen Reputationsschaden.
Neu im finalen Text sind die Schwellenwerte: Auf konsolidierter Basis müssen mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 450 Millionen Euro Umsatz generiert werden, um davon erfasst zu sein. Und bei den eigenen Lieferanten sind weiterhin direkte und indirekte Partner erfasst – insofern das Unternehmen selbst zuliefert, aber nur die Aktivitäten „distribution, transport and storage“ und nur die direkten Vertragspartner.
Die praktischen Auswirkungen sind aus unserer Sicht fraglich. Vertraglich werden ohnehin alle verpflichtet werden. Die erhöhten Schwellenwerte und die Reduktion an gesetzlich erfassten Lieferanten werden deshalb wohl mittelfristig wenig Bedeutung haben.
Für Unternehmen bedeutet die Vorbereitung auf die CSDDD weiterhin eines: Vertragsarbeit. Zentral ist Pragmatismus und Marktstandard. 30-seitige Lieferantenkodices, die von niemandem gelesen werden, dominieren derzeit. Die CSDDD macht dem ein Ende. Das fordert sie weder, noch erfüllt ein solches Vorgehen ihre Pflichten. Stattdessen: effektive Umsetzung mit Fingerspitzengefühl.
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Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich. kepler.at
FRAUEN IN DIE CHEFSESSEL!
Nur wenige Frauen in CEO-Positionen
Wie Unternehmen von Diversität profitieren
Was Quoten bringen
BRIEFING HEDI SCHNEID
Es war eine Sensation, als Maria Schaumayer 1990 Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank wurde. Sie war die erste Frau weltweit in dieser Funktion. Schaumayer, die schon zuvor als Finanzvorständin der OMV AG eine rare Spezies in der von Männern dominierten Wirtschaftswelt war, bezeichnete sich selbst als „Eisbrecherin“ für Frauen in Führungspositionen.
Seither hat sich einiges getan, was Frauen in Führungspositionen betrifft. Ursula von der Leyen an der Spitze der
Lichtblick. Allein unter älteren Männern in Anzug und Krawatte. CitigroupCEO Jane Fraser ist bei Top-Finanzevents oftmals die einzige Frau.
Podcast anhören. Was Sie über Female Finance wissen müssen
23,2
Prozent beträgt der Anteil der Frauen in den Vorstandsebenen der Dax-Unternehmen. In der Schweiz befinden sich in den größten 50 Konzernen 20 Prozent Vorständinnen. Im österreichischen ATX-Index sind es nur 12,2 Prozent.
EU und Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank sind aber nach wie vor Ausnahmeerscheinungen. Ebenso wie Jane Fraser, die als CEO der Citigroup als erste und einzige Frau eine namhafte Wallstreet-Bank leitet. „Es gibt viele Frauen, die für Spitzenjobs qualifiziert sind - sie sollten sie auch bekommen können“, sagt von der Leyen, die sich das Ziel gesetzt hat, neben dem Green Deal auch Diversität in den Führungsgremien europäischer Unternehmen zu fördern. Denn das Potenzial an gut ausgebildeten Frauen ist
groß und wächst, aber der Weg an die Spitze ist nach wie vor steinig.
Finanzwelt in Männerhand
Vor allem im Finanzsektor kann man Frauen in Spitzenpositionen an einer Hand abzählen. In Deutschland hält seit dem Vorjahr Marion Höllinger als Chefin der zur Unicredit S.p.A. gehörenden Hypo Vereinsbank die Fahne hoch. In Österreich ist Herta Stockbauer seit Jahren die einzige Bankenchefin, aber mit ihrem Ausscheiden aus der BKS Bank AG zur Jahresmitte 2024 sind die Finanzinstitu-
te wieder fest in Männerhand. Das trifft übrigens auf alle 20 ATX-Unternehmen zu, die nach dem Abgang von Elisabeth Stadler von der Spitze der Vienna Insurance Group AG im Vorjahr ausschließlich von Männern geführt werden. Nicht viel besser ist es bei den 40 deutschen DAX-Unternehmen – da ist Belen Garijo, Vorstandsvorsitzende des Pharmaunternehmens Merck AG, allein unter 39 Bossen. Bei den 160 Unternehmen im DAX, MDAX und SDAX liegt nur bei sieben die Führung in weiblicher Hand. In der Schweiz hat der Compu-
„Qualifizierte Frauen sollten Spitzenjobs bekommen.“
URSULA VON DER LEYEN
terzubehörhersteller Logitech mit Hanneke Faber einen weiblichen CEO.
Quote mit Wirkung
Also doch alles beim Alten? Nicht ganz. Die gesetzliche 30-Prozent-Quote, die bisher für Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen gilt, sowie die Selbstverpflichtung vieler Unternehmen zu ESG, wozu eben auch die Geschlechtergerechtigkeit zählt, zeigen Wirkung. Der Prozentsatz weiblicher Führungskräfte in der EU lag im Jahr 2022 laut Eurostat bei 35,1 Prozent. Österreich lag mit 33,4 Prozent knapp unter dem EU-27-Schnitt, aber noch vor Deutschland (28,5 Prozent). Lettland war mit einem Frauenanteil von 45 Prozent Spitzenreiter, Kroatien mit nur 21,6 Prozent das Schlusslicht.
In Österreich wurde die Quote 2018 mit dem Gleichstellungsgesetz in Aufsichtsräten eingeführt. Das sei als Anstoß zur Veränderung unumgänglich gewesen, argumentieren die Befürworter. Dazu gehört Edith Hlawati, Alleinvorständin der Staatsholding Öbag. „Wir haben viel erreicht, das ursprüngliche Thema ist zur Selbstverständlichkeit geworden“, sagt die Juristin zum Börsianer Grün. Ihren Eindruck bestätigt der „Frauen-Management-Report 2024“ der österreichischen Arbeiterkammer, der landesweit als umfassendste Erhebung gilt. Demnach ist der Anteil von Frauen in den Aufsichtsorganen gelisteter Unternehmen von 16,1 Prozent im Jahr 2017 auf nunmehr 36,5 Prozent gestiegen. In staatsnahen Konzernen liegt der Anteil sogar bei 53 Prozent. In den nicht von der Quote betroffenen Firmen ist der Anteil weiblicher Aufsichtsräte mit 20,3 Prozent deutlich niedriger. Ähnliche Resultate liefert das „Mixed Leadership Barometer“ von EY.
Kaum Vorständinnen
Anders ist die Situation auf Vorstandsebene, da orten Hlawati und auch Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Law und verantwortlich für die Initiative „WomanFast Forward“ bei EY, Nachholbedarf. „Gender-Equity sollte auch abseits des öffentlichen Interesses zur strategischen Priorität für Unternehmen werden“, fordert Pelzmann. Denn „in einer Zeit vielfältiger Herausforderungen ist Diversität ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor“. Wenn es Frauen überhaupt in den Vorstand schaffen, sind sie meist im Bereich Finanzen, Personal oder Marketing tätig. In Österreich liegt ihr Anteil in ATX-Unternehmen bei 12,2 Prozent, immerhin eine Verdreifachung gegenüber 2014. In der Schweiz sind im Management der 50 größten börsennotierten Unternehmen 20 Prozent Frauen tätig. Auch Deutschland ist weiter: Der Anteil weiblicher Vorstände in den 40 DAX-Unternehmen liegt bei 23,2 Prozent. Ein Vorbild ist die Deutsche Telekom (DT): Der Konzern hat sich schon 2010 freiwillig eine 30-prozentige Frauenquote in Führungsgremien auferlegt. Drei von sieben Vorstandsposten sind nun mit Frauen besetzt. Als Pionierin gilt Claudia Nemat, seit 2011 im DTVorstand aktiv – zuerst für Europafragen und seit 2017 für Technologie und Innovation verantwortlich.
Finanziell erfolgreicher
Wie schwierig das Umdenken ist, zeigt die EU selbst. Zehn Jahre hat Brüssel gebraucht, um sich auf die neue Verordnung zur Ausweitung der Geschlechterquote auf 40 Prozent Frauen der nichtgeschäftsführenden Mitglieder von Aufsichtsräten in börsennotierten Unternehmen beziehungsweise 33 Prozent Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen zusammengezählt zu einigen. Die Neuerung sollte bis Ende 2024 in nationales Recht umgesetzt werden.
Dabei bestätigt eine Fülle von Forschungsergebnissen, so etwa eine Studie des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung, dass sich ein ausge-
EDITH HLAWATI
„Frauen haben eine andere Herangehensweise, vor allem bei Risiken.“
wogenes Geschlechterverhältnis in Leitungsorganen positiv auf den finanziellen Erfolg und die Wettbewerbsposition von Unternehmen auswirkt. Zudem denken Frauen „grüner“ und würden für mehr umweltfreundliche Investitionen sorgen. Öbag-Chefin Hlawati weiß die Vorteile „verteilter Geschlechterrollen“ aus eigener Erfahrung zu schätzen: „Frauen haben eine andere Herangehensweise vor allem bei Risiken, sie haben ein Gespür für Dissonanz und erkennen Konflikte oft, bevor sie offen ausbrechen.“
Aber Frauen bewirkten nicht nur inhaltlich, sondern auch atmosphärisch viel. Das kann Angelika Sommer-Hemetsberger, Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG, nur unterstreichen. Für sie ist Diversität „kein Schlagwort, sondern ein Erfolgsgeheimnis“. „Frauen gehen an Probleme unterschiedlich heran, ebenso an die Mitarbeiterführung, und sie gehen mit Herausforderungen anders um.“ Ihre Zukunftsvision greift aber weiter als nur schwarz-weiß oder männlich-weiblich zu denken. Es gehe um eine weitreichende Diversität: „Führung darf mittlerweile bunt, unkonventionell und mit einem Bekenntnis zu einer positiv besetzten Fehlerkultur sein.“
% MEINE GRÜNE RENDITE
Der Weg an die Spitze ist steinig, aber die Zahl der Frauen in Führungspositionen steigt. In Dax-Vorständen beträgt sie 23 Prozent, bei Schweizer börsenkotierten Aktiengesellschaften 20 Prozent und bei ATX-Unternehmen zwölf Prozent. Die seit 2018 geltende gesetzliche 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten zeigte eine entsprechende Wirkung. n
DU & WIR-STIFTUNG: EIN NACHHALTIGES LEUCHTTURMPROJEKT
Als Nachhaltigkeitsvorreiterin thematisiert die BKS Bank auch die soziale Komponente von ESG. Mit der Gründung der „Du & Wir-Stiftung“ unter dem Dach der Caritas Stiftung Österreich hat sie einen markanten Meilenstein gesetzt.
Mit der Gründung der neuen „Du & Wir-Stiftung“ haben wir ein starkes Zeichen für gesellschaftliches Engagement gesetzt und geben auch unseren Kunden die Möglichkeit, auf einfache Art und Weise wirkungs- und verantwortungsvoll zu agieren“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. Mit einem Stiftungskapital von 500.000,- Euro hat die BKS Bank den Grundstein gelegt, um langfristig Renditen für soziale Zwecke zu erwirtschaften. „Der Fokus liegt auf Menschen in Not und Menschen mit Betreuungs- sowie Pflegebedarf. Unternehmen und Privatpersonen sind herzlich eingeladen, als Zustifter zu agieren“, so Stockbauer. Zustiftungen sind bereits ab 5.000,- EUR möglich. Die Steuerabsetzbarkeit kann gemäß § 4a und § 4b EStG unabhängig voneinander genutzt werden.
Zwei Kontopakete mit nachhaltigem Impact Wer ohne Zustiftung einen Beitrag leisten möchte, kann dies mit dem neuen „Du & WirKonto“ tun. „Pro Neuabschluss fließt ein Teil des Kontoführungsentgeltes automatisch in
„Während in den vergangenen Jahren der Klimaschutz im Fokus stand, ist die Einhaltung sozialer Standards erfreulicherweise wieder stärker in den Vordergrund getreten“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank.
die „Du & Wir-Stiftung“ ein. Die Resonanz auf dieses innovative Produkt ist großartig“, so Stockbauer. Das etablierte und mit dem Österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte ausgezeichnete „Natur & Zukunft-Konto“ bleibt weiterhin fixer Bestandteil des umfangreichen nachhaltigen Produktangebots der BKS Bank. Die Kontoguthaben werden ausschließlich für die Vergabe von ökologisch nachhaltigen Krediten verwendet. Außerdem trägt das Natur & Zukunft-Konto zur Aufforstung heimischer Schutzwälder bei.
Green-, Social- und Sustainability Bonds
Die BKS Bank setzt regelmäßig innovative Akzente im Bereich nachhaltiger Veranlagungsprodukte. Seit sie 2017 den ersten Social Bond Österreichs emittierte, wurde das Angebot nachhaltiger Anleihen laufend ausgeweitet. „Unser letzter Green Bond investierte in die Errichtung von PVAnlagen mit einer Leistung von 8,6 MWp. Ein Leuchtturmprojekt, das in Kooperation mit der Kelag erfolgreich umgesetzt werden konnte“, so Stockbauer. Der nächste, bereits zehnte Green Bond befindet sich bereits in Startposition.
Auf dem Weg in die Klimaneutralität Als Gründungsmitglied der Green Finance
Alliance sieht die BKS Bank den aktiven Einsatz für Klimaschutz als Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und engagiert sich weit über ihr Produktangebot hinaus für den Umwelt- und Klimaschutz. „Wir sind seit 2019 nach dem Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert und betreiben 14 Photovoltaikanlagen, mit denen wir laufend zur CO2-Reduktion beitragen. Neue Bauprojekte lassen wir durch ÖGNI zertifizieren und streben dabei die Taxonomiekonformität der Immobilie an. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir demnächst mit den Validierungsergebnissen unserer Science-based-Targets rechnen können. Die wissenschaftsbasierten Ziele werden uns darin unterstützen, unseren Weg in die Klimaneutralität noch effizienter zu verfolgen“, so Stockbauer. www.bks.at
*DISCLAIMER: Die Inhalte dieser Marketingmitteilung dienen ausschließlich der unverbindlichen Information und ersetzen keinesfalls die individuelle Beratung für den An- oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Es handelt sich weder um ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten, ebenso wenig handelt es sich um eine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlung. Jede Veranlagung in Wertpapieren ist mit Risiken verbunden. Der Wert des Kapitals kann schwanken und kann nicht garantiert werden. Auch Währungsschwankungen haben Einfluss auf das Anlageergebnis. Unter außergewöhnlichen Umständen kann es bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals samt Kaufspesen kommen. BKS Bank AG, St. Veiter Ring 43, 9020 Klagenfurt
EINE HANDVOLL FÜR DIE GRÜNE REVOLUTION
Wurmig. Das Unternehmen Reploid züchtet Larven, die Abfälle aus Supermärkten zu Kompost und Tierfutter verarbeiten.
Künstliche Intelligenz, Insekten und ganz viele Daten:
Diese Unternehmen treiben die grüne Transformation voran.
Weltverbesserer sind derzeit gefragt wie nie. Vor allem technologieaffine Unternehmen und Start-ups kommen mit wichtigen Impulsen und Ideen Alteingesessen zur Hilfe. Noch ein Schäufelchen künstliche Intelligenz dazu oder auch eine Handvoll Insekten, und fertig ist das Wunder der grünen Revolution. Der Börsianer Grün hat sich erneut in Österreich, Deutschland und der Schweiz umgesehen und einige spannende Unternehmen entdeckt, die mit ihren nachhaltigen Strategien begeistern wollen. Es geht um den Nachweis nachhaltiger Lieferketten, eine stärkere Ökologisierung der Wirtschaft, wie das deutsche Unternehmen Gepa fordert, eine moderne Abfallwirtschaft, Barrierefreiheit in der Sprache mithilfe künstlicher Intelligenz vom Unternehmen Capito oder auch das Bereitstellen von Daten für die grüne Transformation. „Unternehmen müssen Daten fürs ESG-Reporting von Beginn an so erheben, dass sie verlässlich und auditierbar sind. Das hat den Vorteil, dass Unternehmen gezielte Maßnahmen, beispielsweise zur Dekarbonisierung in ihren Lieferketten, ergreifen und Fortschritte messen können. Aktuell sehen wir aber, dass der Mangel an verlässlichen Daten viele Un-
ternehmen noch ausbremst und vor Herausforderungen in der ESG-Berichterstattung stellt. Hier helfen wir“, sagt Daniel Schmid, der bei SAP global für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Auch Refinq, ein in Österreich 2023 gegründetes Start-up, liefert Daten fürs Reporting von Unternehmen, mit denen sie ihren Einfluss und ihre Abhängigkeiten von Klima und Natur evaluieren können. Beim Schweizer Unternehmen Haelixa steht auch die Lieferkette im Fokus, mit DNA-Technologie wird die physische Rückverfolgbarkeit von Textilien garantiert. „In der heutigen vernetzten Welt ist die Überprüfung der Lieferkette von größter Bedeutung, um Compliance sicherzustellen und das Vertrauen der Stakeholder aufrechtzuerhalten“, meint Mitgründer Gediminas Mikutis zum Börsianer Grün. 2024 ist eine Finanzierungsrunde geplant. Auch die Reploid Group AG aus Österreich, die mithilfe von Insekten Abfall upcycelt und Kreislaufwirtschaft auf ein neues Level hebt, möchte an die Wiener Börse und ihr Wachstum international vorantreiben. „Es ist wichtig, bekannte und eingefahrene Abläufe zu durchbrechen. Visionäre wie wir bekommen daher nicht selten Steine in den Weg gelegt“, sagt CEO Philip Pauer. n
CAPITO
BRANCHE: KOMMUNIKATION – SOFTWARE – KI
MITARBEITER: 14
UMSATZ: 1,4 MILLIONEN EURO
LAND: ÖSTERREICH
„Unsere KI-Kompetenz führt uns in neue Umsatz- und Impaktdimensionen.“WALBURGA FRÖHLICH
Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? – Capito macht komplexe Informationen allgemein verständlich. Das ist wichtig für Teilhabe von Menschen mit geringen Sprachkenntnissen oder nichtdeutscher Erstsprache und somit für die Kohäsion unserer Gesellschaft. Zudem verbessert Capito die interne und externe Kommunikation von Firmen und vermehrt damit den Profit. Das Spezielle an einem Social Business wie Capito ist, dass soziale Nachhaltigkeit untrennbar mit dem Kern des Unternehmenszwecks verbunden ist. Wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Mehrwert gehen so Hand in Hand.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR-Tätigkeiten? – Ein nachweisbarer Impakt ist unsere Legitimationsbasis. Mit eigenen Methoden zur Einbeziehung der Nutzerperspektive in die Wirkungsmessung analysieren wir uns nicht nur selbst, sondern bieten das auch extern allen an, die den Impakt ihres Business professionell evaluieren und darstellen wollen.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Digitalisierung verändert auch unseren Markt disruptiv. Mit unserem Schreibassistenztool „capito.ai“ haben wir diese Entwicklung nicht bloß mitgemacht, sondern wesentlich mitgestaltet. Und wir zeigen damit, dass Spezialisierung in der neuen Welt der KI auch gute Chance für kleinere und europäische Unternehmen eröffnet.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? – Ab Mitte 2025 schlägt die neue EU-Gesetzgebung zur Barrierefreiheit voll durch. Praktisch alle mittleren und großen Firmen müssen dann, bei hoher Strafandrohung, verständlich informieren. Mit Packages vom preisgünstigen Klein-Abo bis zum API-Service mit höchster Datensicherheit wollen wir unsere Marktführerschaft im deutschen Sprachraum ausbauen. Zusätzlich kommen neue Sprachen wie etwa Englisch, Französisch, Spanisch und Ostsprachen hinzu. Unsere KI-Kompetenz soll uns so in neue Umsatz- und Impaktdimensionen führen.
GEPA
BRANCHE: GROSSHANDEL
MITARBEITER: 164
UMSATZ: 78,2 MILLIONEN EURO
LAND: DEUTSCHLAND
„Fairer
Handel endet (noch) an Pforte zum Oligopol des Lebensmitteleinzelhandels.“
PETER SCHAUMBERGERWelche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? – 100 Prozent fair, fast 90 Prozent bio, klimafreundlicher Transport, Produktion, Verpackung wie etwa kompostierbare Folien unserer Schokoladen. Für viele gilt: Im Einkauf wird der Gewinn gemacht. Wir jedoch haben immer die Einkaufspreise für unsere Partner im Globalen Süden erhöht. Seit 1975 sind unsere Ziele: benachteiligte Kleinbauern fördern, für einen nachhaltigen Konsum sensibilisieren, durch politische Lobbyarbeit zu einer gerechteren Weltwirtschaft beitragen.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR-Tätigkeiten? – Transparenz und Glaubwürdigkeit sind unser Kapital. Die Gepa wird nach dem Garantiesystem der World Fair Trade Organization (WFTO) überprüft. Es bewertet die Organisation als Ganzes, auch die Arbeitsbedingungen hier. Unsere Partner im Globalen Süden bewerten ihre Zufriedenheit mit uns – Lieferantenbewertung umgekehrt! Der CSR-Preis der deutschen Bundesregierung ist eine von vielen Auszeichnungen.
Welche wirtschaftlichen Vor- und Nachteile erleben Sie durch den ESG-Fokus? – Vorteil: CSR ist aktueller denn je, wie das europäische Lieferkettengesetz zeigt – für dessen Einführung wir uns eingesetzt haben. Nachteil: Wir bewegen uns in einem „unfairen Kontext“: Wenige Handelsketten bestimmen den Markt. Wir als faires Handelsunternehmen müssen darin bestehen.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Die Macht großer Konzerne, die Lieferanten unter Preisdruck setzen, muss begrenzt werden. Der faire Handel endet – noch – an der Pforte zum Oligopol des Lebensmitteleinzelhandels.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? - Wir wollen einen Paradigmenwechsel hin zu einer fairen und ökologischen Marktwirtschaft. Als Mitgründer der Initiative für eine faire und ökologische Marktwirtschaft setzen wir uns für faire Praktiken im europäischen LEH ein.
PORR: Rekorde bei Recycling Ökostrom-Anteilund
Das internationale Bauunternehmen verbesserte sich in wichtigen ESG-Bereichen deutlich – das belegt sein kombinierter Geschäftsund Nachhaltigkeitsbericht 2023.
„Durch die Planung und Errichtung energieeffizienter Gebäude und die Reduktion der THG-Emissionen während der Bautätigkeit leistet die PORR einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der globalen Emissions ziele“, freut sich CEO Karl-Heinz Strauss.
Gruppenweit reduzierte die PORR ihre Energieintensität um 10 % und steigerte ihren Ökostromanteil auf 64 %. Mehr Grünstrom bedeutet weniger Scope-2-Emissionen: Sie wurden um beträchtliche 39 %, also rund 13.000 t CO 2 e, verringert. Zu den Maßnahmen gehören der Roll-out einer gruppenweiten Photovoltaik-Strategie sowie weitere Klimaschutz maßnahmen an eigenen Standorten.
Nachhaltige Innovationen
Mit einem Rekord an 2,8 Mio. t gruppenweiter Recyclingmenge kann die PORR auch im Bereich Kreislaufwirtschaft punkten. Von dieser Summe ersetzten 1,6 Mio. t verschiedene Primärrohstoffe auf den eigenen Baustellen und Anlagen. Die PORR treibt hier Innova tionen stark voran: dazu gehört die Umsetzung einer Gips-zu-Gipsrecyclinganlage und das Forschungsprojekt UP!crete für die Kreislaufführung von Beton.
Erfolge gibt es auch in anderen ESGBereichen: So konnte die PORR ihrer „Vision Zero“ wieder ein Stück weit näher kommen und die Rate der arbeitsbedingten Verletzungen um rund 12 % reduzieren. Gesteigert wurde der Frauen anteil in Nachwuchsführungskräfteschulungen – er wuchs auf erfreuliche 40 %.
64 %
Gruppenweite Nutzung von Grünstrom
2,8 Mio. t
Gruppenweite Recyclingmenge
90 %
Weiterempfehlung der PORR als zuverlässige Baupartnerin durch Kundinnen und Kunden
– 39 %
Scope-2Emissionen – 12 %
Arbeitsbedingte Verletzungen
+ 22 %
Schulungsstunden
HAELIXA
BRANCHE: TECHNOLOGIE
MITARBEITER: 16
LAND: SCHWEIZ
GEDIMINAS
Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? – Bei Haelixa verfolgen wir die Mission, einen neuen globalen Standard für die physische Rückverfolgbarkeit zu setzen. Haelixa bietet modernste DNA-Technologie, der einzigartige Fingerabdruck ist vom Ursprung des Materials nachverfolgbar und bleibt über die Produktion bis zum Endprodukt erhalten, was die Transparenz fördert und Unternehmen attraktiver macht. Wir glauben, dass eine verantwortungsvolle Entscheidungsfindung für eine bessere Zukunft von entscheidender Bedeutung ist. Unsere Rückverfolgbarkeitslösung ist darauf ausgelegt, Wirkung, Positivität und Eigenverantwortung durch Größe zu fördern.
„Nutzen modernste Technologie, um Verifizierung der Lieferkette zu revolutionieren.“
MIKUTIS
Wie findet CSR bei Ihnen Beachtung im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern? – Wir glauben, dass Transparenz für den Aufbau des Kundenvertrauens und die Gewährleistung ethischer Praktiken in unserer gesamten Lieferkette unerlässlich ist. Wir arbeiten eng mit Kunden, Lieferanten, Industriepartnern und Regulierungsbehörden zusammen und setzen uns für politische Änderungen zur Förderung der Nachhaltigkeit ein.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Eine der größten Hürden ist die Notwendigkeit einer ständigen technologischen Weiterentwicklung und von Investitionen zur Implementierung fortschrittlicher DNA-Markertechnologie zur Verifizierung der Lieferkette. Wir arbeiten unermüdlich daran, Textilmarken und Zulieferer davon zu überzeugen, diese neuen Lösungen zu übernehmen, indem wir den Wert der Technologie demonstrieren und gleichzeitig ihre Bedenken hinsichtlich Komplexität, Kosten und möglichen Störungen bestehender Abläufe berücksichtigen. Haelixa ist entschlossen, die Probleme von Fälschungen und Betrug anzugehen, und arbeitet kontinuierlich an robusten Verifizierungsmechanismen, um Integrität und Vertrauen zu wahren.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? – Wir planen, im Sommer 2024 eine Finanzierungsrunde zu starten, um unsere Mission voranzutreiben und es uns zu ermöglichen, noch größere Projekte anzugehen.
SAP
BRANCHE: IT
MITARBEITER: 107.934
UMSATZ: 31,21 MILLIARDEN EURO
LAND: DEUTSCHLAND
„Es kann schwierig sein, verlässliche und auditierbare Daten zu identifizieren.“
DANIEL SCHMID
Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? – SAP hat bereits seit 2012 keine Nachhaltigkeitsstrategie mehr, sondern verfolgt eine nachhaltige Geschäftsstrategie. Wir bei SAP wollen die Welt besser machen und setzen mit unserer Strategie auf null Emissionen, null Abfall und null Diskriminierung bis 2030. Unser Fokus liegt dabei auf Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und soziale Verantwortung. Nur wenn Nachhaltigkeit im Zentrum der Geschäftsstrategie steht, können Unternehmen nachhaltige Geschäftsleistungen ganzheitlich steuern. Unsere Lösungen liefern Geschäftsfunktionen und branchenspezifische Optionen, mit denen sich operative und finanzielle Einblicke sowie Erkenntnisse zur Kundenerfahrung in die Kerngeschäftsprozesse integrieren lassen.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitstätigkeiten? – Ein wichtiger erster Schritt ist zum Beispiel, maximale Transparenz zu gewährleisten, indem wir Nachhaltigkeitsdaten in die KernERP-Prozesse einbetten, also in alle Prozesse, die zur Führung eines Unternehmens notwendig sind, wie Finanzen, Personalwesen, Fertigung, Logistik. Nicht nur wir, sondern auch unsere Kunden können mit unseren Lösungen transparent und strategisch an ihrer Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Es kann schwierig sein, verlässliche und auditierbare Daten zu identifizieren, zu sammeln und zu analysieren, besonders wenn sie im Unternehmen fragmentiert und verteilt sind. Zudem stehen wir vor einer Vielzahl regulatorischer Entwicklungen, die sich schnell und häufig ändern, was Unsicherheit mit sich bringt.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? – 2025 wollen wir unserer Firmenwagenflotte auf Fahrzeuge mit emissionsfreiem Antrieb umstellen. Bis zum Meilenstein 2030 verfolgen wir weitere Zwischenziele, wie etwa den schnellen Wechsel von On-Premise-Kunden in die Cloud, eine CO2-neutrale Lieferung von Produkten und Dienstleistungen und Direktinvestitionen in Strom aus erneuerbaren Energiequellen.
„Unser Antrieb: Gemeinsam zum Ziel.“
Als Partner und Fan von LASK Torhüter Tobias Lawal wissen wir, was zählt: Zusammenhalt schafft mehr Wert.
www.hypo.at
REFINQ
BRANCHE: CLIMATE-TECHNOLOGIE
MITARBEITER: 9
LAND: ÖSTERREICH
„Müssen in der Industrie noch viel Aufklärungsarbeit leisten.“
FRANZISKA WALDE
Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie im Unternehmen? –
Wir stellen Unternehmen Daten zur Verfügung, mit denen sie ihren Einfluss und ihre Abhängigkeiten von Klima und Natur evaluieren können. Dabei bieten wir nicht nur Daten für das regulatorisch verpflichtende Reporting (CSRD) an, sondern unsere Kundinnen und Kunden können auch durch eine Szenarioanalyse mittel- und langfristig evaluieren, inwieweit ihr Geschäftsmodell hiervon abhängig ist.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR-Tätigkeiten? – Wir haben uns das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren Millionen von Standorten zu evaluieren; das ist unsere ‚North Star-Metrik‘. Steigt die Zahl, haben wir unseren Impact geleistet: Unternehmen mit den notwendigen Daten auszustatten, um sich strategisch auf eine ‚nature-positive‘ Zukunft vorzubereiten.
Welche wirtschaftlichen Vor- und Nachteile erleben Sie durch den ESG-Fokus? – Teil unserer Mission ist es, die Natur zu quantifizieren, sodass Unternehmen klar wissen, in welchem Szenario welcher Output und damit auch Umsatzverlust drohen könnte. Wenn sich Unternehmen bereits jetzt der Aufgabe widmen, wo und in welchem Ausmaß welches Risiko droht, können sie Adaptionslösungen vorbereiten.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Die Einflüsse und Abhängigkeiten von Biodiversität und Ökosystemen sind komplexer und daher auch aufwendiger. Hierbei müssen wir in der Industrie noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Viele Unternehmen sind zudem noch stark mit der Ermittlung ihres Carbon-Footprints beschäftigt.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? –Wir haben ein fertiges Produkt mit einer weltweiten Abdeckung zur physischen Klimarisikoanalyse von 20 Klimarisiken. Derzeit arbeiten wir mit Wissenschaftlerinnen und Data Scientists daran, unseren ‚Nature Intelligence Hub‘ um eine weitere Ebene –die Biodiversitäts- und Ökosystemanalyse – zu ergänzen.
REPLOID
BRANCHE: UMWELTTECHNOLOGIE
MITARBEITER: +40
UMSATZ: 20 MIO. (GESAMTKONZERN)
LAND: ÖSTERREICH
PHILIP PAUER
„Visionäre wie wir bekommen daher nicht selten Steine in den Weg gelegt.“
Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? – Wir wollen echten Mehrwert schaffen, langfristige Partnerschaften pflegen und regional hochwertige Rohstoffe erzeugen. Wir betrachten eine Wertschöpfungskette als Ganzes und bringen unsere Lösung zum Problem: mit dezentralen, modularen Anlagemodule werden aus organischen Reststoffen, oftmals als Abfall bezeichnet, mit Hilfe von Insekten regional neue Rohstoffe gewonnen. Wertvolle Ressourcen, die bis dato etwa Biogasanlagen zugeführt wurden, werden von uns upgecycelt und neuen Stoffkreisläufen zugeführt. Im Moment veredeln wir die dabei gewonnenen äußerst hochwertigen Proteine und Fette zu über 90 Prozent in der Pet-Food-Industrie.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR-Tätigkeiten? – Den Erfolg unserer CSR-Tätigkeiten messen wir anhand klar definierter Kennzahlen und Indikatoren. Interne Entscheidungen werden stets kritisch auch unter dem Aspekt unsere Nachhaltigkeitsziele getroffen. Regelmäßige Audits und das Berichtswesen helfen uns, den Fortschritt zu überwachen, messen und anpassen zu können.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Der Klimawandel ist mittlerweile stark spürbar. Aufgrund politischer Strukturen, wirtschaftlich sehr starken Konzernen und der allgemein nicht einfachen sowie finanziellen Situation vieler Unternehmen ist es sehr schwierig, bekannte und eingefahrenen Abläufe zu durchbrechen. Visionäre wie wir bekommen daher nicht selten Steine in den Weg gelegt. Da wir uns der Notwendigkeit unserer Aufgabe jedoch bewusst sind, lassen wir uns nicht aufhalten und finden für jede Problemstellung eine Lösung.
Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? – Als nun Aktiengesellschaft steht die internationale Expansion sowie ein IPO an, ein wichtiger Zwischenschritt wird der „Gang zur Wienerbörse“ sein, wir möchten uns im Direct Market Plus listen lassen, dh. eine Listung vornehmen, damit wir das Wachstum international vorantreiben können, denn aktuell planen wir in Europa 25 Anlagen und es sollen bis 2026 über 100 Anlagen europaweit entstehen.
Grüne Prädikate
GÜTESIEGEL, RATINGS UND MITGLIEDSCHAFTEN FÜR ESG
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Das Milliardengeschäft mit grünen Ratings
Der Börsianer Grün bietet einen Überblick über die wichtigsten
Gütesiegel, Ratings und Mitgliedschaften am deutschsprachigen Finanzmarkt.
QUELLE: RECHERCHE „BÖRSIANER GRÜN“
Grüne Gütesiegel, Ratings und Mitgliedschaften sind zu einem Milliardengeschäft geworden. Immer mehr Anbieter tummeln sich am Finanzmarkt, doch nur wenigen stiften einen Nutzen oder erhöhen die Transparenz. Doch ohne geht es heute nicht mehr, wer als Unternehmen nicht in das System einzahlt oder die wichtigsten Keywords nicht kennt, kann selten am Markt nachhaltig reüssieren.
GÜTESIEGEL RATINGS
ECOreporter-Siegel
Vom gleichnamigen Magazin wird das Siegel für Produkte aus der nachhaltigen Geldanlage in den drei Kategorien Banken, Institutionelle und Finanzprodukte aus Deutschland vergeben.
FNG-Siegel
Das FNG-Siegel gilt als Qualitätsstandard für die Zertifizierung nachhaltiger Fonds im deutschsprachigen Raum. Die Auszeichnung der Bewerber erfolgt nach dem Prinzip der Mindeststandards.
ISR-Label
Das französische Prüfsiegel klassifiziert Aktien-, Renten- und Immobilienfonds nach den Kriterien Umwelt, Soziales, Governance und Menschenrechte.
Luxflag ESG
Als Non-Profit-Organisation wurde die Agentur von sieben privaten und öffentlichen Unternehmen aus Luxemburg gegründet. Insgesamt vergibt sie sechs verschiedene Labels für Finanzprodukte.
Nordic Swan Ecolabel
Gegründet vom nordischen Ministerrat, zertifiziert das Umweltzeichen insgesamt etwa 60 Produktgruppen. Investmentprodukte müssen die Vorgaben aus vier ESG-Kriterien einhalten.
Österreichisches Umweltzeichen
Als staatlich vergebenes Gütesiegel zertifiziert es inzwischen mehr als 200 Finanzprodukte aus Österreich anhand von Ausschlusskriterien und zusätzlichen Transparenzpflichten.
Towards Sustainability
Die Non-Profit-Organisation prüft mit Unterstützung dreier belgischer Universitäten seit dem Jahr 2021 die bewerbenden Finanzprodukte bezüglich der Einhaltung von Mindeststandards.
YourSRI Transparent
Das Label ist weltweit spezialisiert auf die Nachhaltigkeitsbewertung von Fonds und ETFs. Ab einem gewissen Fondsvolumen werden diese automatisch den Kriterien entsprechend gelistet.
ISS ESG
Die Agentur von Institutional Shareholder Services Inc. bietet Services wie Analyse, Research, Beratung, Screening und Rating im Bereich von A+ bis D– an.
Moody’s ESG
Die bekannte Ratingagentur bietet im Bereich ESG Services wie Unternehmensbewertungen, Anleihenbewertungen oder „Climate Risk Scores“ an.
MSCI ESG
Der in den MSCI-Konzern eingegliederte größte Anbieter von Bewertungen bietet Nachhaltigkeitsanalysen sowie Nachhaltigkeitsratings auf globaler Ebene anhand einer Skala von AAA bis CCC.
RFU
Als österreichische Agentur hat sich die RFU neben einer breitgefächerten Bond-Coverage auf die Assetklassen Rohstoffe sowie Sub-Sovereigns spezialisiert.
S&P Global Sustainable 1
Relativ neu am Ratingmarkt ist S&P. Die ESG-Scores entstehen aus einer Kombination aus verifizierten Angaben, Medien- und Stakeholderanalysen sowie einer eingehenden Befragung von Unternehmen.
Sustainalytics
Die Agentur gehört zu Morningstar und fokussiert sich auf die Abwägung von Risiken. Je niedriger das ESG-Risk-Rating, desto weniger mögliche Schäden durch ESG-Faktoren.
Thomson Reuters ESG Scores
Die Ratingagentur des Medienkonzerns Reuters bewertet Unternehmen anhand von zehn Kriterien auf Basis der zur Verfügung stehenden Unternehmensdaten.
GÜTESIEGEL, RATINGS UND MITGLIEDSCHAFTEN
MITGLIEDSCHAFTEN
Carbon Disclosure Project (CDP)
Die Non-Profit-Organisation möchte Unternehmen und Kommunen dazu bringen, Treibhausgasemissionen und Wasserverbrauch zu veröffentlichen.
Climate Action 100+
Über 300 Vermögensverwalter schlossen sich zusammen, um die 100 größten Emittenten von Treibhausgasen zur Veränderung ihrer Geschäftsmodelle zu veranlassen.
Eurosif
Das nach französischem Recht organisierte European Sustainable Investment Forum klassifizierte sieben ethische Investmentansätze und umfasst Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Indexprovider.
Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB)
Der GRESB-Score misst anhand von sieben Aspekten die Nachhaltigkeitsperformance von Immobilienunternehmen und Immobilienfonds.
Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC)
Der Fokus liegt auf den Investoren, die mit ihren Investmententscheidungen Auswirkungen auf den Klimawandel haben. IIGCC möchte hier unterstützen.
Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG)
Mit den SDGs will die Uno bis Ende 2030 Armut beseitigen, die Gleichstellung von Frauen vorantreiben und die Gesundheitsversorgung verbessern.
The Green Bond Principles (GBP)
Die GBP stellen einen freiwilligen Standard für grüne Anleihen zur Verfügung. Sie geben Empfehlungen für die Verwendung von Erlösen vor und fordern dabei Transparenz.
UNEPFI Principles for Sustainable Insurance (PSI)
Die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Uno bietet Versicherern einen Leitfaden für Nachhaltigkeit in deren Kerngeschäft.
United Nations Global Compact
Hierbei handelt es sich um eine Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung auf Basis von zehn universellen Prinzipien.
Net Zero Banking Alliance
Das von den Vereinten Nationen initiierte Programm verpflichtet Banken dazu, bis 2050 ihr Kredit- und Anlageportfolio auf Netto-Null-Emissionen auszurichten.
Principles for Responsible Investment (PRI)
Die Finanzinitiative der Uno hat sechs Prinzipien für verantwortungsbewusstes Wertpapiermanagement entwickelt. 4.000 institutionelle Investoren sind dabei.
Swiss Sustainable Finance (SSF)
SSF möchte die Position der Schweiz auf dem globalen Markt für nachhaltige Finanzen durch Information, Aufklärung und Wachstum fördern.
Kühles Nass. Trinkwasser ist global gesehen ebenso ein rares Gut wie etwa auch Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft.
NASSE GESCHÄFTE
Wer global am meisten Wasser verbraucht
Wie Investments bei der Bekämpfung der Wasserknappheit helfen können
Water Stewardships versuchen die Effizienz zu steigern
BRIEFING DANIEL NUTZ
Vom Weltraum aus betrachtet, scheint die Erde mit genügend Wasser ausgestattet zu sein. Bekanntlich sind zwei Drittel des Planeten mit Wasser bedeckt. Doch bei näherer Betrachtung herrscht Knappheit, und diese wird sich durch die Klimaerwärmung noch zuspitzen, wie eine im Fachjournal „Nature Water“ erschienene Analyse von 2023 auf Basis von Messdaten aus über 9.500 hydrologischen Einzugsgebieten weltweit zeigt. In Nordamerika, Teilen Asiens, Afrika und Australien gehe zunehmend das Wasser aus, Europa sei weniger stark betroffen,
so die Einschätzung der Wissenschaftler. Die Gründe sind vielfältig, liegen in ausgetrockneten Böden, der Verdunstung und schlichtweg im sorglosen Umgang. Betroffen sind einerseits zwei Milliarden Menschen ohne Trinkwasserversorgung, andererseits die ökonomische Lebensgrundlage großer Teile der Welt. Global gesehen schlucken die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion 70 Prozent des Wassers, weitere 20 Prozent werden in der Industrie verbraucht. Bloß der Rest fließt über die Kommunen bis in die Haushalte. „Der sparsame Umgang mit der Ressource Wasser ist zentral für
Podcast anhören. Können Investoren das globale Wasserproblem lösen?
eine nachhaltige Wirtschaft“, sagt ESGExperte Jörg Moshuber von der Schoellerbank AG in Wien. Für ihn gehört die Bewertung des Wasserverbrauchs in jede Nachhaltigkeitsbewertung eines Unternehmens.
Investments in Wasser
Sehr konkret mit dem Thema beschäftigt sich sein Schweizer Kollege Hans Peter Portner. „Der liebe Gott hat uns genug Wasser gegeben, aber nicht die Röhren“, meint er gegenüber dem Börsianer Grün. Dafür will er mit Investments aus seinem Fonds (ISIN LU0104884860) sorgen. Seit 24 Jahren investiert dieser – ähnlich wie andere Produkte von BNP Paribas (LU1165135440) oder KBC Asset Management (BE0175479063) - in Wassertechnologie, Wasserversorger und Wasserschutz. Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um die Infrastruktur. „Wir brauchen die Partizipation des Privatsektors, weil ein Teil der Infrastruktur nicht vorhanden oder einfach schlecht ist“, sagt Portner. Im DACH-Raum, wo die Wasserversorgung laut Experten auch in Zukunft fest in öffentlicher Hand bleiben wird, unvorstellbar, aber global gesehen ist das ein Thema. 21 Prozent der Weltbevölkerung werden von privaten Anbietern versorgt. Das machen diese nicht immer gut, aber staatliche Stellen versagen ebenso, wie der Fall der Stadt Jackson im US-Bundesstaat Mississippi 2022 zeigt. Nach heftigem Regen und Überschwemmungen war die
„Wir brauchen die Partizipation des Privatsektors.“
HANS PETER PORTNER
#ZAHLEN
WASSERVERBRAUCH AUSGEWÄHLTER LEBENSMITTEL PER KILOGRAMM
VIEL VERBRAUCH
Kakao 27.000 Liter
Rindfleisch 15.500 Liter
Nüsse 5.000 Liter
Äpfel
Kartoffel
Tomaten
WENIG VERBRAUCH
700 Liter
200 Liter
110 Liter
QUELLE: WARENVERGLEICH
ohnehin marode Wasseraufbereitungsanlage der Stadt für mehrere Tage kollabiert, 150.000 Menschen waren komplett ohne Wasser. Das Problem: Es fehlen Investments in die Infrastruktur, da das wertvolle Nass schlichtweg aus den alten Leitungen entweicht.
Wertvoll oder Greenwashing?
Neben der Infrastruktur ist der Wasserverbrauch in der Produktion von Konsumgütern ein zweites riesiges Thema. Denn genau dort steigt global der Wasserverbrauch. Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind jedenfalls durch die Lieferketten betroffen. Einige nichtstaatliche Initiativen setzen bei diesem Problem mit einer Kooperative an. Das WWF-Programm Water Stewardship fördert beispielsweise einen solchen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser. Unternehmen sollen dabei
ihre Wasserrisiken verstehen und gemeinsam mit anderen Akteuren Lösungen entwickeln. Die Umweltorganisation bietet Unterstützung durch Leitfäden, Expertenberatung und lokale Projekte. Water Stewardship hilft, interne Verbesserungen umzusetzen und extern mit anderen Nutzern zusammenzuarbeiten, um Wasserrisiken zu reduzieren und nachhaltige Lösungen zu finden, verspricht der WWF.
Dass bei einem genaueren Blick solche Projekte nicht unproblematisch sind, zeigt aber ein Blick in die Partnerliste. Dort ist etwa der im US-Staat Georgia ansässige Coca-Cola-Konzern Mitglied. Wer Mediendatenbanken oder die dicken Nachhaltigkeitsberichte des Softdrink-Riesen durchforstet, findet zwar vorbildliche Projekte zum Wassersparen. Andererseits ist Coca-Cola einer der großen Verursacher von Mikroplastik. Bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Meere. Das ist eine Lkw-Ladung pro Minute, rechnet Greenpeace vor. Coca-Cola ist vor Pepsi und Nestle der größte Produzent von Einwegplastikflaschen weltweit.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Um Wasserressourcen zu bewahren, braucht es moderne Infrastrukturen. Andererseits sind weitere Schritte gefragt, die Wirtschaftsleistung vom Verbrauch oder von der Verschmutzung von Wasser zu entkoppeln. Jedes Unternehmen muss danach trachten, den Wasserverbrauch zu optimieren. n
Ein Leben in Erdöl. Jeden Tag benutzen wir zahlreiche Dinge, die auf Erdölbasis hergestellt werden. Etwa Zahnbürste, Handy, Tabletten und Cremes – Paraffinum liquidum wird täglich zum zweifelhaften Wohle in die menschliche Haut einmassiert.
ÖLALA
„Take, make, waste“: Ein Leben ohne Erdöl ist in naher Zukunft nicht vorstellbar und Plastik im Kreislauf nur die halbe Miete.
TEXT INGRID KRAWARIK
Die meisten Menschen träumen von einer besseren, klimaneutralen Welt, oft nichtsahnend, dass sie eigentlich selbst ein wandelndes Erdölfass sind und 24 Stunden täglich am Untergang der Erde mitarbeiten. Daran ist jetzt nichts verwerflich, nur bewusst muss es einem werden. So eine Zahnbürste putzt nun mal die Zähne, die Bodylotion hält die Haut hydriert, der Kaugummi den Atem frisch, Mascara und Lippenstift bringen ein müdes Gesicht in Ordnung, die Kopfwehtablette sorgt mit 35 Prozent Erdöl für Schmerzlinderung und das Smartphone - das zu 40 Prozent aus Erdöl besteht - für berieselnde Unterhaltung. Auch die Nacht auf der schaumgebremsten Matratze trägt zum ErdölFußabdruck bei, ebenso die Dichtung bei den klimafreundlichen Fenstern. Und da hat man noch nicht einmal einen Schritt aus dem Haus gemacht.
Mikroplastik für Körper und Meer
Die Regenjacke aus synthetischen Fasern hält dank Erdölbasis den Regen ab, das Wasser wird lieber über die aus Erdöl hergestellte Plastikflasche in den Körper geleitet – inklusive Mikroplastikpartikeln, die nicht nur in den Meeren schwimmen. Das Jausensemmerl bleibt in der Frischhaltefolie zwar nicht knackig, aber geschützt, und wenn es gar nicht mehr geht, holt sich der stressgeplagte Mensch sein Jaukerl beim Arzt über Einwegspritzen. Und, oh Schreck, das Windrad in der Ferne dreht sich auch nicht ohne Erdöl!
Erdöl ist überall, der ständige Begleiter, ein Leben ohne den fossilen Stoff ist
aktuell und in naher Zukunft nicht vorstellbar. Es gibt aktuell noch kaum Alternativen, die Erdöl von seinen Eigenschaften und in puncto Wirtschaftlichkeit ersetzen. Wohlstand und Bequemlichkeit hängen daran. „Wir haben Kreislaufwirtschaft nicht gelernt. Es geht darum, ohne Müll zu produzieren. Die Leute müssen anfangen nachzudenken“, sagt Ven-
Buchtipp
CIRCULAR ECONOMY
Herausgeber: Günther Dobrauz und Nicolas Huras Stämpfli Verlag
ISBN 978-3-7272-7799-3 234 Seiten
Das Buch wurde nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip gedruckt.
ture-Capital-Investor Günther DobrauzSaldapenna von der Schweizer Exelixis Capital AG zum Börsianer Grün (siehe Seite 120). Und: Der Lebensstil „take, make, waste“ sollte dringend hinterfragt werden, erklärt Dobrauz-Saldapenna in seinem Buch „Circular Economy“.
Recycling hilft nur halbwegs
Für jedes Kilogramm Plastik wird laut Greenpeace etwa doppelt so viel Erdöl benötigt. 98 Prozent der Einwegplastikpro-
dukte werden aus fossilen Stoffen hergestellt. Die Petrochemie produziert eine Vielzahl von Kunststoff- und Plastikformen, deren Bedarf laut der OECD bis 2030 um 30 Prozent und bis 2050 um 60 Prozent steigen wird. Coca-Cola verkauft pro Jahr mehr als 100 Milliarden Einwegplastikflaschen. Das sind unglaubliche Dimensionen. Die OECD rechnete in ihrem „Global Plastics Outlook“ bis 2060 mit einem jährlichen Plastikverbrauch von 1,2 Milliarden Tonnen, 2019 waren es 460 Millionen Tonnen. Die Recyclingrate wird bis 2060 auf 17 Prozent geschätzt, ausgehend von 9,0 Prozent im Jahr 2019, 50 Prozent werden weiterhin auf Deponien landen.
Chemieunternehmen wie die Borealis AG aus Österreich, an der die börsennotierte OMV AG 75 Prozent hält, sowie der deutsche Chemieriese BASF SE arbeiten an Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffprodukten oder suchen nach Recyclingideen. So hat BASF SE Anfang Februar 2024 gemeinsam mit Inditex eine synthetische Nylonfaser aus Textilabfällen präsentiert. Hilft gegen den Müll, aber nicht gegen Plastik. Und das wird die größte Herausforderung in den nächsten Jahrzehnten. Die Müllvermeidung. Denn 69 Prozent der Textilien werden weltweit auf Erdölbasis aus synthetischen Fasern wie Polyester und Acryl hergestellt. 35 Prozent des Mikroplastiks in den Weltmeeren geht laut der Changing Marktes Foundation auf das Waschen dieser Textilien zurück. Das Recyceln von Fasern, Plastikflaschen und dergleichen gibt dem Müll neues Leben, aber die Umwelt geht trotzdem drauf. Hier braucht es neue Erfindungen mit dem Ziel, ohne Müll zu produzieren. n
Wie ersetzen wir das Erdöl im täglichen Leben? – Günther Dobrauz-Saldapenna: Das ist schwierig, Erdöl wird nie kreislauffähig sein. Es ist ein klassisches Altprodukt mit wunderbaren Ausführungen. In gewissen Bereichen wird man es früher ersetzen können als in anderen. Das Schöne ist, man kann auf dem Planeten alles ersetzen, muss aber auch nicht erstaunt darüber sein, wo wir heute beim Thema Kreislaufwirtschaft stehen. Wir haben fünf bis sechs Generationen hinter uns, die mit exponentieller Nichtkreislaufwirtschaft aufgewachsen sind.
Was ist die größte Herausforderung? – Dass wir Kreislaufwirtschaft nicht gelernt haben. Es geht darum, ohne Müll zu produzieren. Wer glaubt, dass das von heute auf morgen zu ändern ist, lebt in einer Illusion. Schauen wir uns nur die Textilindustrie an, mehr als 80 Prozent der produzierten Kleidung wird nicht einmal verkauft. Jetzt kann man sich die Frage stellen, ob alles in Asien produziert und um die Welt geschippert werden muss, damit es dann bei uns im Kasten liegt oder weggeschmissen wird. Oder ob wir in Start-ups wie Oceansafe investieren, die Materialen entwickeln, die wieder auseinandergenommen werden können und im ewigen Kreislauf recycelt werden. Wir und ein deutsches Family-Office haben da investiert, die arbeiten jetzt mit Stella McCartney und B&B Italia. Am Anfang hat das niemand verstanden.
GÜNTHER DOBRAUZ-SALDAPENNA
Gründer und Investor Exelixis Capital AG
Der gebürtige Oberösterreicher besitzt 10.000 Vinylplatten, die er in puncto Kreislauffähigkeit als Nonsense bezeichnet, an denen er aber emotional hängt. Mit der von ihm mitgegründeten Schweizer Venture-Capital-Firma Exelixis investiert er in Start-ups in den Themenbereichen Longevity, exponentielle Technologie und Kreislaufwirtschaft.
„MÜSSEN
ALLES NEU ERFINDEN“
Für mich stellt sich die Frage: Ist der Ersatz immer so viel umweltfreundlicher? - Der schlüssigste Ansatz für mich ist Cradle to Cradle. Da sind zwei Kreisläufe definiert, alles, was wir heute haben, müssen wir durch diese beiden Kreise jagen und schauen, ob wir es der Erde zurückgeben können. Das ist nicht einfach. Oceansafe hat fünf Jahre für ihre Materialien gebraucht und es dann patentieren lassen. Große Konzerne muss man über Regulierung dazu zwingen. Nur weil es besser ist und die Welt untergeht, passiert auf dieser Welt gar nichts. Kein Mensch klärt Investoren auf, wenn es kein Gesetz gibt, wo das drinsteht. Wir brauchen eine Kreislaufregulierung.
Ist die EU so weit, dass sie das macht?Wenn die EU sagt, 20 Prozent der Kleidung müssen in Kreislaufwirtschaft hergestellt sein, dann hätte das einen wesentlichen Impakt. Die Leute müssen anfangen nachzudenken. Ich sage: Überlegt euch, wie viel ihr wirklich braucht. Ich habe 30 Anzüge angesammelt. Mein Großvater hatte keine 30 Anzüge, er war aber immer gut angezogen, sein Sakko hatte er vom lokalen Schneider in Steyr.
Ich hätte auch lieber ein Sakko vom lokalen Schneider, nur dürfte das preislich für viele kaum erschwinglich sein. - Ja, hier muss es einen Switch geben.
Welchen? Mit den Kosten oder im Kopf?Beides. Das mit den Kosten im Vergleich
zu China werden wir nicht hinkriegen. Aber irgendwie müssen wir anfangen. Es ist die Verantwortung der Besserverdienenden, das umzustellen.
Wie viele Leute denken so? - Da mache ich mir keine Illusionen. Mir geht es um meinen Sohn und seine Kinder. Am Ende des Tages war ich vielleicht ein dummer Idealist, aber ich habe zumindest im Kleinen versucht, etwas zu ändern.
Sie investieren mit Ihrer Venture-CapitalFirma Exelixis Capital AG derzeit in 13 Startups. Welches ist das spannendste?- Neben Oceansafe AG sicher ID Geneve, eine Uhrenmarke aus Genf. Die haben eine klassische Uhr genommen und gesagt, was von diesen Elementen ist eigentlich Müll, und das ist fast alles. Dann haben sie Uhrbänder aus Blättern gemacht, die schauen genauso aus wie Leder, andere Elemente werden hergestellt aus recycelten Windmühlen, das Gleiche gilt für Gehäuse und Uhrwerk, das ist ein anderes Denken.
Was müsste ein Start-up erfinden, damit Sie investieren? Was gibt es noch nicht?Alles. Wenn wir uns in dem Raum hier umsehen, ist eigentlich alles Müll. Jedes Ding hier muss im Sinn der Kreislaufwirtschaft neu erfunden werden. Ich habe zu Hause viele coole Stücke, aber in Wahrheit ist nichts davon wiederverwertbar. Man kommt auf die Welt ohne etwas und geht, ohne etwas zurückzulassen, das sollte unser Motto sein. n
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Und eines ist klar: Nur wenn wir alle unseren Beitrag leisten, haben wir nachhaltigen Erfolg.
EINE TANKFÜLLUNG HOFFNUNG
PS-Monster. Sportwagenklassiker wie der 911er von Porsche sind kaum zu elektrifizieren. Lohnt es sich, für sie eigene Treibstoffe zu produzieren
E-Fuels
versprechen
klimafreundliches Fahren und Fliegen
Wie realitätsnah ist
deren breiter Einsatz in Pkws und Lkws?
Wissenschaft und Wirtschaft warnen vor falschen Erwartungen
BRIEFING THOMAS MÜLLER
Ende März 2023 kam die große Stunde der E-Fuels – jener magischen Substanzen, die bisher nur in Laboren und Versuchsanlagen gesichtet wurden und im letzten Moment die Zukunft des Verbrennungsmotors retten sollten. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzte auf EU-Ebene durch, dass es neuzugelassene Verbrenner-Pkws auch nach 2035 weiterhin geben darf, vorausgesetzt, sie werden mit umweltfreundlichen Kraftstoffen betrieben. Auch in Österreich fand man Gefallen an der Idee. Nur wenige Wochen später im April 2023 lud der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) Fachleute zum „Autogipfel“ und betonte dabei die Wichtigkeit von „Technologieoffenheit“, „grünen Verbrennern“ und daher auch den E-Fuels für den Industriestandort Österreich.
Im Gegensatz zu den beiden genannten Herren mag Simon Pratschner den Begriff „E-Fuels“ nicht besonders. Dieser sei emotional bereits zu sehr aufgeladen. „Ich verwende lieber ‚synthetische Kraftstoffe‘ oder ‚synthetische Energieträger‘“, sagt der Projektassistent am Institut für Verfahrenstechnik der Technischen Universität Wien (TU Wien). Denn die Technologie hinter den E-Fuels könne viel mehr als nur die Erzeugung von Treibstoffen. „Ich finde es ärgerlich, wenn sich politische Akteure zu dem Thema lautstark äußern, und man merkt, dass es an Grundlagenwissen fehlt“, sagt Pratschner.
Strom zu Sprit
Was sind E-Fuels genau, und was macht sie für manche zu den Hoffnungsträgern für die grüne Mobilität? Sie sind die klimafreundliche Alternative zu Diesel, Kerosin, Schiffstreibstoff, Schmierstoffen, Basis-Chemikalien und was sonst heute noch aus fossilem Erdöl hergestellt wird. Wie das E im Namen andeutet, werden sie mithilfe von (grünem) Strom hergestellt (siehe Kasten Seite 124). Der Prozess verbraucht bereits in der Herstellung des Endprodukts viel Energie. „Mit 100 Kilowattstunden grünen Stroms kann ich einen Kraftstoff herstellen, der etwa 50 bis 60 Prozent dieser Energie enthält“, rechnet der TU-Experte vor. „Bei einem Verbrennungsmotor würden davon wiederum nur etwa 20 Prozent in Bewegungsenergie umgesetzt werden. Daher kommt der von vielen zu Recht kritisierte geringe Wir-
„Weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.“
MARTIN WIETSCHEL
kungsgrad, wenn man Pkws mit E-Fuels betanken würde.“ Zum Vergleich: Bei einem batterieelektrischen Auto schaffen es rund zwei Drittel der Energie von der Steckdose auf die Reifen.
Absage an Pkws und Lkws
Hinzu kommt, dass auch in Zukunft nur relativ geringe Mengen an synthetischen Kraftstoffen zur Verfügung stehen werden. Laut einer Analyse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) aus dem Vorjahr würden die weltweit bis 2035 geplanten Produktionsanlagen gerade einmal zehn Prozent des „unverzichtbaren“ Bedarfs in Deutschland decken können. Gemeint sind Energieträger für den Flugverkehr, die Schifffahrt oder chemische Industrie, für die es technisch keine klimaneutrale Alternative gibt. Selbst unter der sehr optimistischen Annahme, dass die globale Produktion so schnell wachsen wird wie in der Vergangenheit der Solarstrom, reicht es gerade einmal für 50 Prozent des deutschen Bedarfs.
Und wie sieht es bei dem dafür nötigen grünen Strom in Zukunft aus? Falko Ueckerdt, Forscher am PIK und einer der Autoren der Analyse, ist etwas zuversichtlicher: „Anlagen für grünen Strom sind etabliert, rund zwei Jahrzehnte weiter in der Entwicklung und Verfügbarkeit als E-Fuels und grundsätzlich kein Engpass mehr.“ Auch bei der Herstellung von grünem Wasserstoff ist die Entwicklung schon etwas weiter, aber sie stelle immer noch einen Engpass dar: „Die Elektrolyse steht auch noch am Anfang des Markthochlaufs, und die meisten Projekte haben keine finale Investitionsentscheidung“, sagt Ueckerdt. Insgesamt sei es daher aus heutiger Sicht unsicher,
„Aufweichung des Verbrennerverbots birgt die Gefahr einer Hängepartie.“
MARKUS DUESMANN
#KNOW HOW
WIE ENTSTEHEN E-FUELS?
Beim sogenannten Power-to-Liquid-Prozess (PtL) werden aus Kohlendioxid (CO2) und Wasserstoff Kohlenwasserstoffe erzeugt. „Das CO2 hole ich am besten aus den Emissionen, die es bereits gibt, also zum Beispiel bei der Stahl- oder Zementerzeugung“, erklärt Simon Pratschner. „Der Wasserstoff wird durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen.“ Beide Verfahren brauchen bereits viel Energie in Form von grünem Strom, wenn sie klimaneutral sein sollen. Hinzu kommt dann noch die Energie für den eigentlichen Syntheseprozess, um die gewünschten Endprodukte zu bekommen.
OLIVER BLUME
„E-Fuels sind eine sinnvolle Ergänzung im Bestand und in der Nische.“
ob die E-Fuel-Produktion bis 2050 allein für den globalen Flugverkehr ausreichen werde. „Diese Knappheit gilt umso mehr, wenn man Industrie und Schifffahrt hinzunimmt“, so Ueckerdts Fazit.
Eine klare Absage an VerbrennerPkws und -Lkws, die in Zukunft mit EFuels fahren, erteilte das FraunhoferInstitut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe. Weder ökonomisch noch ökologisch sei dieses Ziel sinnvoll, schrieben die Autoren um Professor Martin Wietschel, Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme, bereits vor einem Jahr in einem Diskussionspapier. „Aus Innovationssicht gesehen könnten notwendige Initiativen in Richtung Elektromobilität oder andere alternative Mobilitätsformen verlangsamt werden“, befürchtet Wietschel.
Autokonzerne unter Strom
Derweil werden in Teilen der Autoindustrie selbst die Weichen in Richtung
Elektromobilität gestellt, auch wenn die großen Umsätze noch immer mit Fahrzeugen mit Diesel- und Benzinantrieb gemacht werden. Audi-Vorstandsvorsitzender Markus Duesmann verkündete in einem „Spiegel“-Interview, seinen Konzern bis 2033 auf reine E-Mobilität ausrichten zu wollen. Vom europäischen Gesetzgeber forderte er Klarheit und damit Planungssicherheit und kritisierte die Aufweichung des Verbrennerverbots: „Das birgt die Gefahr einer Hängepartie, und die wäre für die Autoindustrie fatal.“ Die E-Fuels im Straßenverkehr sieht Duesmann allenfalls in der Bestandsflotte, die nach 2035 noch eine Weile betankt werden muss. Die Gegenposition nimmt die Porsche AG ein, die sich für den Verbrennungsmotor einsetzt und sogar an einem E-Fuel-Projekt in Chile beteiligt ist. „Mit Blick auf Verbrennerfahrzeuge sind E-Fuels eine sinnvolle Ergänzung im Bestand und in der Nische“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume im Vorjahr bei der Bilanzpräsentation. Mit einer der Gründe: Den Sportwagenklassiker Porsche 911 wolle man „so lange wie möglich“ auch als Verbrenner anbieten können. Es spielen hier also nicht nur nüchterne ökonomische Überlegungen eine Rolle, sondern auch Emotionen und Symbolik, die mit dem Motorengeräusch mitschwingen. Bei den Zulieferern der Autohersteller zeigt sich wenig überraschend ein ähnliches Bild. Die Top Ten der deutschen Autozulieferer befinden sich mehr oder weniger fortgeschritten in der Transformation ins Zeitalter der Elektroautos. Die oberösterreichische Miba-Gruppe, die noch 40 Prozent der Umsätze im Automotive-Sektor macht, verdankt ihr Wachstum zu großen Teilen der E-Mobi-
Klimafreundliche Alternative. Synthetische Treibstoffe bieten nachhaltige Energie durch CO2-Reduktion und Flexibilität in bestehenden Infrastrukturen. Ihr Einsatz wird in erster Linie in der Industrie oder der Luftfahrt gesehen.
HYPO OÖ: BOOM BEI NACHHALTIGEN PRODUKTEN
lität, profitiert aber auch von der Energiewende. Das Geschäft mit den Bauteilen für Windkraftwerke hat sich binnen zwei Jahren verdreifacht, gab das Unternehmen unlängst bekannt. Anders sieht es der ebenfalls aus Österreich kommende Technologiekonzern AVL, der gleich selbst in die Produktion von EFuels eingestiegen ist. Mit einer Anlage in Graz will man zunächst 100.000 Liter pro Jahr erzeugen. Allerdings stellte Projektleiter Jürgen Rechberger bereits mehrfach klar, dass die Technologie in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht für den Straßenverkehr gedacht ist, weil es schlicht zu wenig synthetische Kraftstoffe geben wird.
Ausgebremst
Wie kommt es also, dass gerade der wirtschaftsnahe Fansektor der Spitzenpolitik in Deutschland und Österreich bereits von klimafreundlichen Verbrennerautos träumt, bevor überhaupt nennenswerte Mengen an E-Fuels produziert werden können? PIK-Forscher Falko Ueckerdt erkennt hierin die Partialinteressen von Teilen der Industrie und einen Versuch, die Wende zur E-Mobilität zu bremsen. „Es ist wahrscheinlich, dass die Pkw-Flottengrenzwerte, die bisher das Hauptinstrument dieser Umstellung ist, in den nächsten Jahren von Teilen der Industrie und Politik angegriffen wird“, vermutet Ueckerdt. Letztlich auf Kosten des Klimaschutzes, aber nicht nur: „Ironischerweise ist das auch riskant für den Wirtschaftsund Automobilstandort von Ländern wie Deutschland, die damit den Anschluss an die Zukunftstechnologie Elektromobilität verlieren könnten.“
% MEINE GRÜNE RENDITE
Die Technologien hinter den E-Fuels gibt es schon lange, aber erst in jüngster Zeit wurden sie ins Spiel gebracht, um das Ablaufdatum für Verbrenner-Pkws hinauszuzögern. Wissenschaft und Wirtschaft aber warnen: Ein langfristiger Einsatz von synthetischen Kraftstoffen über den Altbestand hinaus ist ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll. n
Klaus Kumpfmüller (CEO, HYPO OÖ): „Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften steigt.“
In der HYPO OÖ ist Nachhaltigkeit keine bloße Überschrift, sondern gelebte Realität:
Als Mitglied der österreichischen Green Finance Alliance verpflichtet sich die Bank freiwillig, ihr Kerngeschäft bis 2050 klimaneutral zu gestalten.
Das gelingt durch die nachhaltige Produktlinie hypo_blue, die 13 attraktive Angebote umfasst, darunter Giro- und Sparkonten, fünf Anleihen und einen Wohnbaukredit. Die Mittel aus Spareinlagen und Anleihen verwendet die HYPO OÖ ausschließlich zur Finanzierung nachhaltiger Projekte. So werden etwa mit der hypo_blue Fixzins-Anleihe heimische Wohnbauprojekte finanziert, die strengen Energieeffizienz-Kriterien entsprechen.
Bei den Kundinnen und Kunden kommt hypo_blue bestens an: 2023 verdoppelte sich die Anzahl der nachhaltigen Giro- und Sparkonten auf rund 6.300. Im Anleihengeschäft erwies sich im Herbst ein 250 Millionen Euro schwerer Green Bond als Kassenschlager – er war innerhalb kürzester Zeit überzeichnet. „Mit hypo_blue lenken wir Geldströme in Richtung nachhaltiger Projekte und treiben so die notwendige Klimatransformation voran. Die hohe Nachfrage zeigt uns, dass das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften bei den Menschen angekommen ist“, sagt Klaus Kumpfmüller, Vorstandsvorsitzender der HYPO OÖ.
Weitere Infos zum Nachhaltigkeits-Engagement der HYPO OÖ im QR-Code!
Pestizide beschränken. Dieses Vorhaben der EU führte zu Bauernprotesten, denen ein Rückzieher der EU folgte. Doch ginge es auch ohne Spritzmittel?
MEHR REGULIERUNG
BEIM PFLANZENSCHUTZ?
Würde unsere Landwirtschaft auch mit viel weniger chemischen Pestiziden auskommen? Eine dementsprechende Verordnung der EU-Kommission ist vorerst gescheitert.
Der Börsianer Grün hat Argumente dafür und dagegen eingeholt.
TEXT THOMAS MÜLLERPflanzenschutz mit chemischen Pestiziden in der Landwirtschaft ist nicht umsonst ein emotionales Thema. Immerhin geht es um die Lebensmittel, die wir täglich zu uns nehmen, und um die Ökosysteme, in denen diese Substanzen landen können. Für die Landwirtschaft wiederum geht es um die wirtschaftliche Existenz, wenn Schädlinge die oft recht empfindlichen Kulturen befallen. Die von der EU-Kommission vor zwei Jahren auf den Weg gebrachte strengere Regulierung für den Pestizideinsatz namens Sustainable Use Regulation (SUR) sorgte für heftigen Widerstand und wurde schließlich von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Februar 2024 zurückgezogen.
Doch worum ging es bei der SUR überhaupt? Das Ziel wäre eine Verringerung des Einsatzes und der Risiken chemischer Pestizide um 50 Prozent gewesen und außerdem eine Reduzierung des Einsatzes gefährlicherer Pestizide um 50 Prozent. Letztere sind genau definiert und gelten als zu ersetzende Stoffe. „Es
„Große Unterschiede in der behandelten Fläche je nach Kultur.“
SIEGRID STEINKELLNER
ging nicht um eine simple Reduktion der Mengen um 50 Prozent, sondern für beide Punkte waren harmonisierte Risikoindikatoren vorgesehen, das heißt, dahinter steckt eine komplexe Gewichtung diverser Faktoren“, erklärt Siegrid Steinkellner, Leiterin des Instituts für Pflanzenschutz an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku). Sie sieht darum in diesem Punkt den Entwurf kritisch: „Die Gewichtung berücksichtigt aber beispielsweise nicht, dass es große Unterschiede in der behandelten Fläche je nach Kultur gibt. Die Bewertung war fachlich nicht ausgereift.“
Weniger Erträge
Andreas von Tiedemann, Leiter der Abteilung für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz an der Universität Göttingen, verweist darauf, dass Nutzpflanzen auf irgendeine Form von Pflanzenschutz angewiesen sind. Denn durch die Züchtung haben sie ihre natürliche Abwehrfähigkeit gegen Schädlinge verloren. „Daraus folgt zwangsläufig, dass eine weitere Reduktion des Pflanzenschutzes eine Verringerung der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion nach sich ziehen würde“, sagt von Tiedemann. „Der Nahrungsmittelimport wird weiter zunehmen, und wir werden für unsere Versorgung noch mehr Fläche außerhalb Europas in Anspruch nehmen,
als es bereits jetzt der Fall ist.“ Siegrid Steinkellner weist außerdem auf die geringere Ertragslage von biologischer Landwirtschaft im Vergleich zur konventionellen hin, die bei einigen Kulturen wie Körnermais, Wintergerste oder Weichweizen erheblich ist. Bei anderen wiederum wie Soja oder Dinkel fällt der Verzicht auf Pestizide kaum ins Gewicht.
„Was die Praxis angeht, nutzen die Landwirte bereits seit langem alle Möglichkeiten, den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf das notwendige Mindestmaß zu reduzieren“, ist von Tiedemann überzeugt. Eine weitere Reduktion sei ein allein politisch begründetes Ziel, für das es keine wissenschaftliche Begründung gebe: „Weder würde daraus ein messbarer Gewinn für die Anwender- oder Verbrauchersicherheit resultieren noch ein ökologischer Nutzen.“ Boku-Expertin Steinkellner unterstützt zwar das Ziel der SUR, nämlich den Pestizideinsatz zu reduzieren, warnt aber davor, die Möglichkeiten in der landwirtschaftlichen Praxis zu überschätzen. n
„Der Nahrungsmittelimport wird weiter zunehmen.“
PRO
„Eine nachhaltige Landwirtschaft entlastet Biodiversität, Böden, Gewässer und stärkt den Anwenderund Verbraucherschutz. Ohne die SUR-Verordnung fehlt die Orientierung, und Landwirte hängen weitere Jahre in der Luft“, sagt Brigitte Kranz, Geschäftsführerin des Dachverbands der Hersteller biologischer Pflanzenschutzmittel Deutschland/Österreich (IBMA DA), zur aktuellen Situation. „Die aufgeladenen Debatten um Reduktionsziele, Ernährungssicherheit und sensible Gebiete hätten sich durch mehr Zeit und Kompromisse lösen lassen. Die Verhandlungen von EU-Rat und -Parlament zum überaus komplexen Gesetzesentwurf gingen in die richtige Richtung.“ Mit der Stärkung des integrierten Anbaus, der Beratung oder der Weiterbildung sollten alternative Strategien und Technologien vorangebracht werden. Der biologische Pflanzenschutz sollte etwa eine rechtsverbindliche Definition erhalten, was die Zulassung neuer Mittel deutlich beschleunigt und zu einem Innovations- und Wachstumsschub beigetragen hätte, ist die Bio-Pflanzenschutz-Vertreterin überzeugt. Laut einer Umfrage bei den IBMA-Mitgliedunternehmen seien 66 neue Wirkstoffe im EU-Genehmigungsverfahren, rund 140 neue Produkte in der EU-Zulassung und weitere 120 Wirkstoffe in der Pipeline.
„Die aufgeladenen Debatten hätten sich lösen lassen.“
BRIGITTE KRANZ
KONTRA
„So wird die Umweltproblematik nur verlagert, aber nicht bekämpft.“
NORBERT HARRINGER
„Die Landwirtschaft muss unumstritten ihren Beitrag leisten und den gestiegenen Anforderungen des Umweltschutzes Rechnung tragen“, sagt Norbert Harringer, Vorstand für Produktion, Rohstoff und Nachhaltigkeit beim österreichischen Lebensmittelkonzern Agrana Beteiligungs-AG. Jedoch seien chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel für die konventionelle Landwirtschaft unerlässlich, damit die Versorgungssicherheit zu jeder Zeit aufrechterhalten werden kann, sei es für die Ernährung, für Futtermittel oder für Industrieanwendungen. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Rohstoffen und Lebensmitteln bei einer gleichzeitig begrenzten Anbaufläche weiter steigen wird. „Eine intendierte Reduktion von Pflanzenschutzmitteln hätte jedoch zur Folge, dass landwirtschaftliche Erträge sinken und Importe von Rohstoffen und Lebensmitteln aus Drittstaaten ohne die Einhaltung von EU-Produktionsstandards steigen werden“, warnt der Agrana-Vorstand. „Dadurch wird die Abhängigkeit der EU deutlich erhöht und die Umweltproblematik nur verlagert, aber definitiv nicht wirksam bekämpft.“
Die Entwicklungen seit der letzten EU-PflanzenschutzRichtlinie von 2009 mache eine Neuregelung notwendig, meint Kranz: „Mittlerweile ist die Situation in vielen Kulturen kritisch. Immer mehr Pflanzenschutzmittel sind nach 2009 vom Markt verschwunden und Resistenzentwicklungen engen die Behandlungsoptionen der Landwirte ein. Gleichzeitig steigen die Kosten für die Entwicklung neuer chemischer Wirkstoffe, sodass wenig neue Mittel den Markt erreichen. Die Branche ist entsprechend angespannt.“ Es sein nun völlig unklar, wie Landwirte ohne die SUR-Verordnung etwa mit ausreichend risikoarmen Pflanzenschutzmitteln versorgt werden können. Dabei liegen für Kranz die Vorteile auf der Hand: „Biologischer Pflanzenschutz würde Ökologie und Ökonomie miteinander verbinden, agrarökologische und regenerative Verfahren unterstützen und die Basis für nachhaltige Wertschöpfungsketten legen.“
Aus Sicht der Agrana Beteiligungs-AG sei es notwendig, dass einschneidende umweltpolitische Maßnahmen wie die SUR-Verordnung immer im Einklang mit der europäischen Versorgungssicherheit stehen müssen. „Um das zu gewährleisten, sind die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit in Zukunft umweltschädliche Pflanzenschutzmittel durch entsprechende Alternativen zeitgleich ersetzt werden können“, fordert Harringer. Konkret hieße das: Bevor Verbote ausgesprochen oder Notfallzulassungen nicht mehr verlängert werden, müssen bereits geeignete Alternativen für die Landwirtschaft am Markt zugänglich sein. „Auch neue Technologien in der Digitalisierung und Züchtung müssen vorangetrieben werden und bei Bewährung schnellstmöglich in die Praxis umgesetzt werden. Nur so kann dem Prinzip der Versorgungssicherheit bei gleichzeitigem Umweltschutz in Zukunft effektiv Rechnung getragen werden“, wünscht sich Harringer vom Gesetzgeber.
Unser Geld in unserer Welt
Investieren mit Geist und Haltung bedeutet: Ressourcen schonen, sozial handeln und faire Geschäfte tätigen.
Das wirkt und bewirkt!
Börsianer4Biodiversity
DIE BÖRSIANER-GRÜN-COMMUNITY PFLANZT BÄUME #SOCIALMEDIA
BÖRSIANER CHALLENGE ERGEBNIS
In den vergangenen drei Jahren pglanzte der Börsianer Grün mit seiner Baum-Pflanz-Challenge bereits hunderte Bäume. Aufgrund des großen Zuspruchs seitens unserer Community für die Challenge haben wir diese 2024 auf ein neues Level gehoben. Im Zentrum stand diesmal das Thema Artenvielfalt. Auch für heuer war unsere Mission klar: Lasst uns gemeinsam mit unserer Community ein weiteres Mal den Börsianer Grün-Wald vergrößern und damit ein eindeutiges Zeichen für den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz setzen.
Und es hat sich ausgezahlt! In vier Jahren pflanzten wir 429 Bäume und neutralisierten somit 4,3 Tonnen CO2. Ein herzliches Dankeschön an die Community!
Wenn Börsianer Friends zur #baumpflanzchallenge aufruft, dann ist Frühling. Klassische Frühlingsboten sind natürlich die Tulpen, die sich nach der Sonne strecken. Ich bin sehr gerne dabei. Bin schon gespannt, wie groß der Börsianer-Wald heuer wird. Schöne Initiative!
#Börsianer #B4B #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #challengeaccepted
Ich bin sehr gerne dabei. Bin schon gespannt, wie groß der Börsianer-Wald heuer wird. Schöne Initiative! Hier ein Foto aus Salzburg einer Rosskastanie.
#Börsianer #B4B
#Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #challengeaccepted BDO Austria
Eine tolle Aktion, die meine absoluten Lieblingstiere und ich nur zu gern unterstützen! Beide lieben Pflanzen, zum Verstecken oder Entdecken #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction
Let’s grow together! 1 Foto = 1 Baum Nütze das Wochenende und nimm an der #baumpflanzchallenge von Börsianer Friends teil, poste und gib der Erde etwas zurück.
#Börsianer #B4B #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #challengeaccepted
Mein Held in diesem Jahr!
Vielleicht bloß Erdrauch oder Salbei…?
Wächst jedenfalls aus ‚quasi nix‘ und wird größer & stärker!
Somit auch irgendwie ein Vorbild!
#Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #BörsianerGrün #BörsianerFriends
Wenn Börsianer Friends zur #baumpflanzchallenge aufruft, dann bin ich immer gerne dabei. Bin schon gespannt, wie groß der Börsianer-Wald heuer wird, und wer von euch erkennt den Berg hinter meinem Baum? #Börsianer #B4B #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #challengeaccepted BDO Austria
#Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #Frühlingsblatterbse
Bin auch dabei. #baumpflanzchallenge
Coole Initiative, die Bilder machen den Feed einfach schöner. Börsianer Friends #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction BDO Austria
Warum die NASDAQ Eichhörnchen fürchtet und die Geschichte doch noch ein Happy end hat. Vor wenigen Tagen habe ich über Tiere gepostet, die an der Börse eine Bedeutung besitzen. Auch das Eichhörnchen hat es geschafft, sich an der Börse einen Namen zu machen. Genau genommen an der NASDAQ. 1987 war einer dieser flinken Wusel für einen Stromausfall und damit für einen 40-minütigen Handels-Stopp verantwortlich. Unglaublich: 1994 wiederholte sich dieser Vorfall! Diesmal ging für 34 Minuten nichts mehr. Eichhörnchen und die NASDAQ werden keine Freunde mehr – so viel steht fest. Sie passt gut zur alljährlichen Aktion von Börsianer Friends. Auch heuer wird für jedes Foto mit einer Pflanze oder einem Tier ein Baum gepflanzt und damit ein Beitrag für Klima- und Artenschutz geleistet. Mein österlicher Schnappschuss mit einem Eichhörnchen im Wiener Prater kommt da genau richtig. Übrigens: Jeder kann mitmachen. Einfach Foto mit Hashtag#Börsianer4Biodiversity und Hashtag#ClimateAction posten. PS: In wenigen Tagen gibt es Teil 2 meiner Börsen-Zoo-Geschichte. Schon neugierig? Dann „+ Folgen“ Sie mir für noch mehr Börsen- und Finanzwissen.
#Börsianer4Biodivers Auf den letzten Drücker ... mein Beitrag zum #Börsianer4Biodiversity Drive ist eine Aufnahme vom letzten Sommer ... Die Küste von Yorkshire, UK ... Börsianer Friendsity #ClimateAction
Ich liebe Chili, schon in meiner Bankzeit gab es immer wieder Wettbewerbe, wer sich schärfer zu essen traut, und dann saßen wir Deppen mit durchgeschwitzten Hemden und tränenden Augen da, aber es wurde immer ein Unentschieden, weil wir immer alles verputzt haben, Niederlage für niemanden denkbar. Letztendlich war es dann vor ca. 10 Jahren meine supersportliche Schwester, die mir den Tipp zum Chili aus sportlicher Sicht wieder wachrief, und in Essling fand ich dann mit Rene Schodl, der sich an Weltrekord-Sorten (nach Schärfe) versuchte, den richtigen Händler (Dealer klingt so verboten). Rene ist Tausendsassa (Börsepeople-Podcast unter https:// audio-cd.at/page/playlist/4201 ) und super Hypnotiseur, Chilis produziert er immer noch. Am Sonntag hab ich bei ihm was für meine Terrasse abgeholt, und am Montag hat mich dann „Der Börsianer“ wieder zur jährlichen Aktion #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction eingeladen. Und so habe ich die beiden Sachen gleich verbunden und folgendes Foto gepostet: https://photaq.com/page/pic/95924 . Mehr Tageseinträge: http://christiandrastil.com/boerse bzw. http://www.christian-drastil.com/sport https://audio-cd.at/spotify https://audio-cd.at/ apple https://photaq.com/page/index/4142/
Tolle Initiative - Börsianer4Biodiversity-Aktion Gerne bin ich dabei - mit dem Eichkätzchen, welches sich am Balkon mitten in der Großstadt Futter holt #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #Wien
Wir nutzen den letzten Tag der Hashtag#Börsianer4Biodiversity-Aktion noch und wollen, dass der BörsianerWald wächst. Genau deswegen haben wir bei uns im Team nach den Lieblingspflanzen und -tieren gefragt ... Vom Meisterwerk Biberdamm, von unzähligen Bodenhelferleins wie Regenwürmern & Co (man merkt, dass die liebe Madeleine Serlath gerade viel in ihrem Gartl werkelt ) bis zu wunderschönen Magnolien war alles mit dabei. Wir sind gespannt, wie viele Bäume es letztendlich dann werden. Börsianer Friends Hashtag#Börsianer4Biodiversity Hashtag#ClimateAction
Die Börsianer4Biodiversity-Challenge ist jedes Jahr ein Highlight im Frühlingskalender. Und heuer darf es ja auch ein Tier sein, daher kommt hier mein Lieblingstier – meine Coco unter unserem Bambus und Flieder im Garten.
Vielen Dank an Börsianer Friends fürs Baumpflanzen und diese tolle Aktion #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction
Dann bin ich auch noch schnell mit Hund und Baum mit dabei! Hashtag#ClimateAction Hashtag#Börsianer4Biodiversity
Der Banyan-Baum steht für Wachstum, Stärke und Selbsterkenntnis durch Reflexion, Meditation und Beruhigung des Geistes. Es wird gesagt, dass Buddha Erleuchtung fand, nachdem er 7 Tage unter dem Banyan-Baum gesessen hatte. Vielen Dank an die lieben Börsianer Friends fürs Bäumepflanzen und diese coole Aktion! #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction
KARIN SCHMIDT-MITSCHER
Auch heuer wieder gerne mit einem sonnigen Gruß aus meinem innerstädtischen Balkonparadies dabei! #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction
Auch wenn die Temperaturen wieder sinken, heißen wir den Frühling willkommen! Und hier mein heuriger Beitrag zur großartigen Baumpflanzinitiative des Börsianer-Teams! #Börsianer #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction #challengeaccepted Kuhschelle – eine unglaubliche Schönheit und immer wieder eine Freude, sie als eine der ersten Frühlingsblumen zu sehen.
Let’s grow together – ein gepostetes Foto deiner Lieblingspflanze = 1 Baum Danke an Daniela Heilinger und Christina Wieser für eure Inspiration, bei der Börsianer Friends Challenge mitzumachen. Gerne teile ich ein Foto meiner Lavendelpflanze, die ich heute eingesetzt habe. Ich freue mich auf gemeinsames Wachstum. Let‘s go => Foto posten und ein Baum wird gepflanzt. #Baumpflanzchallenge #Börsianer #B4B #Sustainability #Börsianer4Biodiversity #ClimateAction
„Globalisierung heißt für mich, am Wirtschaftswachstum von Asien zu partizipieren.“
URS KESSLER
VITA
URS KESSLER
CEO Jungfraubahnen Management AG
Der 62-Jährige stieß 1987, nach dem Abschluss einer Berufslehre als Betriebsdisponent, zu den Jungfraubahnen.
Unter seiner Ägide baute das Touristikunternehmen in den 1990er-Jahren ein eigenes Vertreternetz in Asien auf. Seither kommen Millionen von Gästen aus der Region ins Berner Oberland. 2008 stieg das verkäuferische Naturtalent zum Geschäftsführer auf. Im Juni 2025 will er in Rente gehen.
Wintertourismus. Auf mehr als 4.100 Meter Seehöhe muss sich die Jungfraubahn-Gruppe wenig über das Ende von Schnee und Eis sorgen. Touristiker in tieferen Lagen aber schon.
AUF DEM EWIGEN BERG DES SCHWEIZER TOURISMUS
Was macht die Jungfraubahn-Gruppe zu einem der erfolgreichsten Tourismusunternehmen?
Wie Millionen asiatische Gäste zur Herausforderung in Sachen Nachhaltigkeit werden
INTERVIEW DANIEL ZULAUFFast auf den Tag genau vor 130 Jahren machte der Zürcher Textilfabrikant und Eisenbahninvestor Adolf Guyer-Zeller die bahntechnische Erschließung der Jungfrau zu seinem letzten unternehmerischen Großprojekt. Der Spitze der Jungfrau, der höchste Punkt im berühmten Dreigestirn der Berner Alpen, dem Eiger, dem Mönch und der Jungfrau (4.158 Meter über Meeresspiegel), blieb die Eroberung durch den Massentourismus zwar erspart. Aber die legendäre Zahnradbahn hat es dennoch weit hinauf geschafft. Auf dem Jungfraujoch, dem Sattel zwischen Jungfrau und Mönch auf 3.454 Metern, ist seit 112 Jahren der höchstgelegene Bahnhof Europas in Betrieb. Zu diesem Jubiläum bat der Börsianer Grün Urs Kessler, den CEO der Jungfraubahnen Management AG, zum Interview.
Herr Kessler, die Jungfraubahn-Gruppe hat 2023 fast 80 Millionen Franken Gewinn erzielt. Wie werten Sie das Ergebnis? - Urs Kessler: 2023 war ein Steigerungslauf.
Vor allem ab September lief es hervorragend. Der Gewinn übertrifft das bisherige Rekordergebnis aus der Zeit vor der Pandemie um fast 50 Prozent.
46 Prozent des Gewinns geht an die Aktionäre. Was hat der Berg davon, dem Sie alles verdanken? - Der Berg gehört zum Inventar des Unesco-Weltnaturerbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Wir bringen seine Einmaligkeit zahlreichen Menschen aus vielen Ländern näher. Der Berg hat auch allen Grund, stolz auf sich zu sein. Er schützt eine Randregion wie die unsere vor Abwanderung. Wir nutzen ihn darum sorgsam.
Was heißt das konkret? - Die Jungfraubahnen bieten 975 Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz, und das Unternehmen zahlt 20 Millionen Franken an Steuern in der Region. Allein in der Gemeinde Grindelwald sind laut Studien 91 Prozent der Arbeitsplätze vom Tourismus abhängig. Wir betreiben seit jeher unser eigenes Laufwasserkraftwerk und planen jetzt ein alpines
„Das ewige Eis wird es auf dem Joch bis zum Jahr 2100 geben.“
URS KESSLER
Solarkraftwerk, damit wir in der Energieversorgung ganz autark werden.
Dann ist die Jungfraubahn, die jedes Jahr mehr als eine Million Menschen anlockt, also ein Segen und kein Fluch für die Region? - Die Bahn ist ganz klar ein Segen. Dank ihr verteilt sich der Tourismus über das ganze Jahr. Unsere vielen Sommergäste heben uns deutlich ab von anderen Bergdestinationen in der Schweiz, wo die Einnahmen zu 80 Prozent im Winter anfallen.
Aber die allermeisten Gäste kommen mit dem Flugzeug von Übersee. Sie bleiben eine
Nacht und hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck, der in keinem Verhältnis zu der erzielten Wertschöpfung steht. - Viele unserer Gäste bleiben inzwischen auch zwei Nächte. Wir betreiben ein Crossmarketing und bieten ihnen immer auch noch eine zweite Destination in der Region zum Besuch an. So holen wir mehr Wertschöpfung in die Region und gleichen die extremen saisonalen Spitzen aus, indem wir mehr Gäste in der Zwischensaison gewinnen. Wir investieren auch viel. Von den 510 Millionen Franken, die wir in den Bau der neuen 3SBahn zum Eigergletscher und der neuen Gondelbahn zum Männlichen investiert haben, gingen 95 Prozent an regionale Auftragsnehmer.
Trotzdem: Es ist ein Fakt, dass Ihre Gäste aus aller Welt das Klimaproblem verschärfen. - Das Jungfraujoch ist für viele eine Station einer größeren Europareise. Gäbe es das Jungfraujoch nicht, die Touristen aus Übersee würden genau gleich nach Europa reisen. Aber wie gesagt, dort, wo wir die Kontrolle selbst haben, legen wir größten Wert auf Nachhaltigkeit.
Hand aufs Herz: Sind durchschnittlich 3.000 Besucher pro Tag auf einem doch ziemlich engen Joch nicht etwas viel für ein nachhaltiges Bergerlebnis? - Entscheidend ist für mich, was unsere Gäste denken. Und diese beurteilen den Besuch des Jungfraujochs nach wie vor als absoluten Höhepunkt.
Warum? - Weil wir ihnen ein Gesamterlebnis bieten. Den Ausguck bei der Station Eismeer auf der Fahrt hinauf zum Jungfraujoch, das Gefühl vom ewigen Eis im inneren des Eispalastes oder die freie Sicht auf den Aletschgletscher. Seit 2012 können die Gäste auf dem Jungfraujoch in einem Erlebnisstollen mehr über die Geschichte des Baus der Jungfraubahn erfahren, ohne dass sich ihre Wege kreuzen. Sie verteilen sich sehr gut da oben, zumal wir sie auch von frühmorgens bis
Nachhaltigkeit. Als lokaler Arbeitgeber sichert Urs Kessler Arbeitsplätze. Tausende Gäste aus Asien und Übersee bringen dagegen eine schlechte Klimabilanz.
spätabends befördern. Seit 2016 hat jeder Gast dank eines Sitzplatzreservationssystems garantiert einen Sitzplatz in der Bahn.
Sie werben mit dem Slogan „365 Tage Schnee und Eis“. Aber die Wissenschaft geht davon aus, dass es in 60 Jahren auch auf dieser Höhe kein ewiges Eis mehr geben wird. - Den Klimawandel gibt es. Wir nehmen ihn sehr ernst und treffen auch Maßnahmen. Zum Beispiel dichten wir den Eispalast mit zusätzlichen Schneeschichten ab, damit wir ihn über das Jahr 2050 hinaus offenhalten können. Das ewige Eis wird es auf dem Joch bis 2100 geben. Das garantieren wir Ihnen und allen unseren künftigen Gästen.
„Der Berg schützt eine Randregion wie die unsere vor Abwanderung.“
URS KESSLER
#BÖRSENSTAR
DIE JUNGFRAUBAHN-GRUPPE
Die Zahnradbahn auf das Jungfraujoch ist die Paradelinie der Jungfraubahn-Gruppe. Sie hat 2023 rund 70 Prozent zum gesamten Verkehrsertrag von 196 Millionen Franken beigesteuert. Mit den Einnahmen aus Gastronomiebetrieben, Shops und anderen Aktivitäten erreichte das Unternehmen 2023 einen Gesamtertrag von 278 Millionen Franken. Nach drei pandemiebedingt schwachen Geschäftsjahren hat das Bergbahnunternehmen finanziell wieder Tritt gefasst und 2023 mit einem Gewinn von 80 Millionen Franken das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2019 um 50 Prozent übertroffen. Der Kurs der an der Schweizer Börse gehandelten Aktien der Jungfraubahn Holding ist in 25 Jahren von 23 Franken auf über 200 Franken gestiegen. Rund 80 Prozent der Titel sind breitgestreut.
Ist der Erfolg der Jungfraubahnen und ihrer Marke „Top of Europe“ ein Produkt der Globalisierung? - Globalisierung heißt für mich nichts anderes, als am Wirtschaftswachstum von Asien zu partizipieren. Darum haben wir dort Ende der 1990er-Jahre, mitten in der großen Wirtschaftskrise, unser eigenes Vertreternetz aufgebaut.
Sie waren jung und erfolgshungrig. Das Klima war nicht auf Ihrer Agenda, oder? - Wer sprach vor 30 Jahren schon groß vom Klima? Natürlich einige Forscher, die das Klima schon viel länger im Auge haben, auch bei uns in der Forschungsstation auf dem Jungfraujoch. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir der Umwelt schon immer Sorge getragen. Ich wage zu sagen, dass kein anderes Bergbahnunternehmen ökologisch gesehen so viel macht wie die Jungfraubahnen.
Viele sagen, die Globalisierung könnte den Höhepunkt überschritten haben. Können die Jungfraubahnen langfristig erfolgreich bleiben? - Was die Entwicklung der Zahlen unserer chinesischen Gäste anbelangt, könnten Sie recht haben. Ich bezweifle, dass wir mit den Besuchern
aus dieser Region in den nächsten fünf bis zehn Jahren wieder dahin kommen, wo wir 2019 waren. Aber wir kompensieren das gut. Das Geschäftsjahr 2023 belegt das. Wir hatten 75 Prozent weniger Gäste aus China, aber in der Summe waren es trotzdem fast so viele Gäste wie 2019. Kommt hinzu, dass wir wirtschaftlich breiter aufgestellt sind als früher.
Wie meinen Sie das? - Noch vor zehn Jahren waren wir grundsätzlich abhängig von den Gästen des Jungfraujochs. Inzwischen haben sich die Erlebnisberge sehr positiv entwickelt, auch der Wintersport ist wieder profitabel, und weiter sahen wir im Jahr 2023 große Fortschritte bei unseren Gästen aus Südamerika. In Asien sind wir nicht nur in China, sondern in allen Märkten, auch in Indien, führend.
JUNGFRAUBAHN
Warum machen Sie es nicht wie die Amerikaner? - Sie kaufen Schweizer Skigebiete und verhindern so, dass wir in die USA fliegen müssen, um Ski zu fahren. Ich sage Ihnen ganz ohne Ironie: Das Unternehmen Vail Resorts hat den Beweis noch lange nicht erbracht, dass es
erfolgreich ist. Weder in Andermatt und erst recht nicht in Crans-Montana. Dort wollen die Amerikaner in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen Franken investieren, aber das ist nichts für ein so veraltetes Skigebiet. Da müsste wesentlich mehr Geld her, um die nötige Qualität zu erreichen.
Sie bauen also kein Skigebiet im Himalaya, damit die Inder und die Chinesen weniger weit reisen müssen? - Wir haben hier genug zu tun. Das zeigen die fünf neuen, strategischen Projekte, die wir gerade angekündigt haben. Es geht um eine Investitionssumme in Höhe von rund 270 Millionen Franken, von denen wiederum die Region und die lokale Bauwirtschaft profitieren werden. Unser Ziel ist die Steigerung des Unternehmenswertes –und zwar nachhaltig. n
Entgeltliche Einschaltung
HYPO VORARLBERG: STABILITÄT DURCH
LANGFRISTIGEN BLICK
Die Vermögensverwaltung des größten Vorarlberger Einzelinstituts blickt auf eine über 30-jährige Historie zurück und besteht heute aus einem 16-köpfigen Team unter der Leitung von Karl-Heinz Strube.
Wie Konfuzius treffend formuliert hat, muss man gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu kommen. „Für die Vermögensverwaltung der Hypo Vorarlberg ist unter anderem eine bewusst antizyklische und proaktive Heran-
gehensweise die Basis des langfristigen Anlageerfolges“, so Karl-Heinz Strube, Leiter Asset Management. Beispielhaft kann hierfür die taktische Erhöhung der Aktienquoten nach dem Corona-Crash im März 2020 angeführt werden.
Anfang 2023 und Ende 2024 entschied sich das Asset Management der Bank erneut zu einer taktischen Übergewichtung des Aktienanteils. Dabei kam der Strategie besonders die Übergewichtung des amerikanischen Aktienmarktes sowie ihr Engagement in den Mitgliedern der „Magnificent 7“ zugute. Diese sieben Large-Cap-Unternehmen verzeichneten im Jahr 2023 Gewinne zwischen 50 und 240 % und trugen im selben Jahr zu über 60 % des Wachstums des S&P 500 bei.
Karl-Heinz Strube, Leiter Asset Management Hypo Vorarlberg
2024 blickt man positiv gestimmt auf das Aktienjahr. Dennoch erfolgte mit dem Abbau der doppelt übergewichteten Aktienquote erneut eine antizyklische Positionierung, nachdem sich das Risko von Gewinnmitnahmen oder einer deutlichen technischen Korrektur stark erhöht hat.
„Wir können die Zukunft nicht voraussagen, aber wir können sie durch unsere gut funktionierenden Analyseprozesse und Entscheidungswege stückweise selbst gestalten“, erläutert Karl-Heinz Strube.
Marketingmitteilung gem. WAG 2018
www.hypovbg.at
NACHHALTIGKEIT IM UNTERNEHMEN:
CBAM-VOLLZUGSGESETZ 2023
MELDEPFLICHTEN FÜR INDUSTRIEUNTERNEHME N IN DER PRAXIS
Die Verordnung zur Schaffung eines CO₂-Grenzausgleichssystems (sog. Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz: CBAM) hat eine Reihe von neuen Meldepflichten für ein äußerst breites Spektrum von Industrieunternehmen mit sich gebracht. Mitte Dezember 2023 wurde die Umsetzung ins nationale Recht beschlossen und das CBAM-Vollzugsgesetz 2023 erlassen. Wer davon betroffen ist und welche Schritte in der Praxis zu setzen sind, um ein reibungsloses und kostensparendes Datenerhebungs- und Meldekonzept sicherzustellen, hat Mag. Kremena Glinski, Senior Managerin bei BDO, näher unter die Lupe genommen.
CBAM-VOLLZUGSGESETZ 2023
Ab dem 1.1.2026 wird die Einfuhr von Zement, elektrischem Strom, Düngemitteln, Eisen und Stahl, Aluminium und Wasserstoff und einigen damit verbundenen Vorprodukten mit Ursprung aus einem Drittland (mit Ausnahme von Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz) in die EU einer zusätzlichen Kostenverrechnung für Treibhausgasemissionen (THG) unterworfen. Diese Bepreisung wird mittels Kaufs von sog. CBAMZertifikaten erfolgen und zielt darauf ab, die Differenz beim CO₂-Preis zwischen importierten und heimischen Produkten auszugleichen. Für die Unternehmen bedeutet dies sowohl höhere Kosten für den Import als auch neue und komplexe Anforderungen für das interne Berichtswesen, da die Menge an zu kaufenden CBAM-Zertifikaten von der Menge an importierten CBAM-Waren und konkret von der Menge an ausgestoßenen THG-Emissionen bei der Produktion im Ursprungsland abhängt. Als Vorbereitung auf die tatsächliche Kostenverrechnung müssen die
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Importe von CBAM-Waren bereits ab dem 1.10.2023 quartalsweise gemeldet werden. Verspätete oder unvollständige Meldungen können erhebliche Strafzahlungen nach sich ziehen. Der Kreis der berichtspflichtigen Waren bzw. der betroffenen Unternehmen ist sehr breit gefächert, sodass sich das Thema CBAM rasch zu einem bedeutsamen Faktor im Beschaffungs- und Produktionsprozess entwickeln wird.
DATENERHEBUNG UND MELDUNG Zu melden sind die Gesamtmengen jeder vom CBAM umfassten Warenart, die damit verbundenen THG-Emissionen und der im Ursprungsland womöglich bereits gezahlte CO₂-Preis. Berichtspflichtig sind die in Österreich ansässigen Importeur:innen, die notwendigen Daten stammen jedoch aus dem Ursprungsland der Waren. Daher ist es von essenzieller Bedeutung, bereits im Vorfeld die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen mit den ausländischen Lieferant:innen zu treffen, um das reibungslose Erlangen der Berichtsdaten zu gewährleisten. In weiterer Folge ist hinsichtlich der Kostenbelastung ab 2026 die nähere Betrachtung und Optimierung des Lieferant:innenpools ein notwendiger Schritt, um Kosten zu senken und de facto der Umwelt etwas Gutes zu tun.
bdo.at/nfr
F RISTEN
Die Abgabe der quartalsweisen Berichte hat bis spätestens einen Monat nach Quartalsende (somit erstmals zum 31 1.2024) über eine eigens dafür geschaffene OnlinePlattform (das sog. CBAM-Übergangsregister) zu erfolgen. Gegen säumige Importeur:innen können Strafen in wesentlicher Höhe verhängt werden (zwischen EUR 10 und 50 für je d e Tonne nicht gemeldeter THG-Emissionen)
CBAM wird künftig ein ständiger Begleiter für einen erheblichen Teil der europäischen Industrieunternehmen sein. Auch wenn die tatsächlichen finanziellen Auswirkungen erst ab 2026 schlagend werden, besteht im Hinblick auf die langen Projektinvestitionszyklen in den betroffenen Branchen ein sofortiger Handlungsbedarf in Richtung Kostenminimierung.
Marktgezwitscher
WAS DIE BRANCHE AUF SOCIAL MEDIA BEWEGT
@FMA
Auch 2024 gab es wieder ein gratis Radservice der #FMA, um die Fahrräder der Mitarbeiter:innen fit für den Frühling und Sommer zu machen. Dabei kümmerte sich ein externes Mechanikerteam um die angemeldeten Räder und führte ein Service sowie kleinere Reparaturarbeiten durch. Noch am selben Tag konnten die Mitarbeitenden ihre Räder wieder mitnehmen und sind nun für die neue Radsaison startklar. Die FMA unterstützt nicht nur den Umstieg auf eine klimaneutrale Wirtschaft, sondern übernimmt auch als nachhaltiger Arbeitgeber Verantwortung gegenüber der Umwelt.
Spielerische Übungen mit dem Clown Simplikus, Zirkusartistin Zirkulina oder Zirkuspferd Hufine: „Simplikus – Zirkusspaß im Kindergarten“ von simplystrong by UNIQA bringt (noch mehr) Bewegung und Freude in den Kindergarten. Vielfältige, wissenschaftlich erprobte Übungen, eingebettet in die Erlebniswelt Zirkus, regen zu körperlicher Aktivität im Alltag an. Kindergärten können das Spiel kostenlos bestellen. René Knapp, UNIQAVorstand Personal, Marke und Nachhaltigkeit, freut sich, „dass wir mit den Bewegungsprogrammen von simplystrong by UNIQA erfolgreich unterstützen, was uns besonders am Herzen liegt: die körperliche Bewegung und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“. Hier mehr erfahren: https://bit.ly/3Up62g0 #Weltgesundheitstag #GemeinsamBesserLeben #Bewegung Fotos: Tobias Nessweda / UNIQA
Die BTV ist Hauptsponsor des Versusfestival, das spannenden Gesprächen, kontroversen Meinungen und persönlichen Geschichten eine Bühne bietet. Das Event fand zum zweiten Mal in der Silvretta Montafon GmbH statt. Unser Vorstandsvorsitzender Gerhard Burtscher moderierte selbst zwei Panels und diskutierte mit Barbara Neßler zum Thema „Tourismus vs. Nachhaltigkeit“. Nach dem großen Erfolg freuen wir uns schon auf das nächste Jahr. TOWA. the digital growth company w3 create GmbH #versusfestival #meinungen #tourismus #nachhaltigkeit #btvbank
WERDE EIN INSIDER, FOLGE BÖRSIANER FRIENDS!
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#OMV is committed to a new era of purposeful carbon management where we have to avoid emissions in the first place, reuse it, store it and stop it from escaping. With #CarbonCaptureStorage and #CarbonCaptureUtilization we can support the transition to net-zero by reducing carbon emissions, especially for hard-to-abate industries. View the infographic to learn how CCS/CCU works.
@PALFINGER AG
Wir freuen uns, dass wir mit 83 Punkten erneut mit dem FKi (Frauen-Karriere-Index) von FKi – The Global Consulting House For Diversity ausgezeichnet wurden und damit unter den Top-Ten-Unternehmen zu finden sind! Rund ein Drittel unserer Kolleg*innen ist weiblich. Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis 2030 einen Frauenanteil in Führungspositionen von 40 Prozent zu erreichen. Als Leiter des Diversitätsmanagements durfte Alexander Koch die Auszeichnung von Barbara Lutz in unserer Unternehmenszentrale mit großem Stolz entgegennehmen.
• Umstellung des Pkw-Fuhrparks auf E-Fahrzeuge und Ausbau der internen E-Ladeinfrastruktur,
• Reduktion der Dienstfahrzeug-Flotte und Einführung eines österreichweiten Poolfahrzeugkonzepts (inklusive Reservierungssystem und Schlüsselboxen),
• Förderung der Nutzung des öffentlichen Verkehrs für Dienstfahrten (Fahrtkostenentschädigung),
• Anschaffung von E-Bikes und E-Scooters und Umsetzung von bewusstseinsbildenden Maßnahmen (z. B. Fahrradtag, Fahrradcheck).
Wir verfolgen das Ziel einer umweltschonenden und nachhaltigen Unternehmensführung. klimaaktiv hat zu einer Best-Practice-Exkursion an unserem zentralen Standort Wien geladen. Bernd Datler (Geschäftsführung ASFINAG) und Florian Koch (Mobilitätsexperte ASFINAG) präsentierten das betriebliche Mobilitätsmanagement.
Und unsere Maßnahmen zeigen Wirkung. Von 2019 bis 2023 konnten wir internationale Flüge um 72 Prozent reduzieren, Binnenflüge sogar um 95 Prozent. Bei den Bahnreisen haben unsere Mitarbeitenden im Jahr 2019 gut 165.000 Schienen-Kilometer zurückgelegt – im Jahr 2023 waren es unglaubliche 1.031.888 Kilometer.
Vielen Dank für das Interesse und Dabeisein an ORF, goUrban, Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Österreichische Gesundheitskasse, Wien Holding GmbH, AustriaTech, Ricoh Austria GmbH, und Hafen Wien GmbH . #Nachhaltigkeit #Mobilität #EMobilität #Umwelt #ASFINAG #GuteFahrtÖsterreich
Ausgezeichnete Mitarbeitergesundheit. Körperliches, mentales und soziales Wohlbefinden – genau dem hat sich PALFINGER mit seiner Abteilung PALfit verschrieben. Das klare Ziel ist, nicht nur die Gesundheit unserer Mitarbeitenden zu erhalten, sondern diese aktiv zu fördern. Nun wurde unser Gesundheitsprogramm zum zweiten Mal in Folge mit der höchsten Auszeichnung in diesem Bereich prämiert, dem „Gütesiegel für Betriebliche Gesundheitsförderung“. Dieses wird von der Österreichischen Gesundheitskasse in Kooperation mit dem Bundesministerium für Soziales und Gesundheit vergeben. Dieser Award unterstreicht einmal mehr unser Commitment, nachhaltig in die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu investieren. Hier mehr dazu lesen: https://bit.ly/3Ti4bJp ÖGK/Foto Flausen / PALFINGER @OBERBANK AG
@BKS BANK
Wir freuen uns über ein hervorragendes Geschäftsergebnis. Das Jahr 2023 war für die BKS Bank geprägt von einer starken operativen Geschäftsentwicklung, einer erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung sowie dem Eintritt in einen neuen Auslandsmarkt: Serbien. Worauf wir besonders stolz sind: Unser Volumen nachhaltiger Produkte erhöhte sich auf 1,4 Mrd. EUR (+ 23,4%). #exzellent #zukunftsorientiert
Es summt und brummt wieder auf dem Dach der Oberbank-Zentrale! Seit vier Jahren betreut die Oberbank erfolgreich vier eigene Bienenstöcke (Beuten) auf dem Dach der Unternehmenszentrale in Linz. Heuer haben wir uns zum Thema Nachhaltigkeit einer weiteren Herausforderung gestellt und die Anzahl der Stöcke verdoppelt. Im Umkreis von 3–4 km sind die Bienen nun aktiv und werden bis Anfang Juli einen Ertrag von ca. 140–160 kg Honig einbringen. #oberbank #nichtwiejedebank #bienen #nachhaltigkeit
@WIENERBERGER AG
In November 2023 our #biodiversityambassadors together with #volunteers built an #insecthotel at our #headquarters in Vienna and now the first guests moved in. Thank you to our biodiversity ambassadors and our volunteers for your efforts – the effects of our #biodiversityactionplan are now showing! #worldofwienerberger #biodiversity #sustainabilityprogram2026
Wie gelingt die nachhaltige Transformation in Deutschlands und Europas Wirtschaft? Darüber diskutierten Expertinnen und Experten wie Bettina Storck, unsere Leiterin Group Sustainability Management, auf der Veranstaltung der „Börsen-Zeitung“ im Commerzbank Tower in Frankfurt am Main. Die nachhaltige Transformation wird nicht nur durch neue Regulierungen und neue Gesetze vorangetrieben. Viele Unternehmen setzen sich selbst ehrgeizige Net-Zero-Ziele. Unsere Ziele ergänzen wir beispielsweise seit 2020 durch die Zusammenarbeit mit der Science Based Targets Initiative (SBTi). Die rege Diskussion auf der Veranstaltung hat das übergeordnete Ziel nochmals bekräftigt: Die #GrüneTransformation schaffen wir nur gemeinsam.
@VERBUND AG
Elektrifizierende Kooperation im Tourismusbereich: VERKEHRSBUERO HOSPITALITY und VERBUND starten eine erste Standortpartnerschaft für E-Ladeinfrastruktur-Ausbau im Tourismussektor. Die neue Ladeinfrastruktur beim Austria Trend Hotel am Schloss Wilhelminenberg umfasst insgesamt 10 Ladepunkte. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des ersten Standortes sind nun bis Ende 2024 noch 66 Ladepunkte an elf Hotelstandorten geplant. Die Installation der Ladepunkte erfolgt durch die VERBUND-Tochtergesellschaft SMATRICS, Österreichs führenden E-MobilityProvider. Alle Ladestationen stehen für die Hotelgäste, aber auch für öffentliches Laden zur Verfügung und tragen so zum Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in Österreich bei. (©: VERBUND/Husar. Personen auf dem Foto v. l.: Michael Kröger, Geschäftsführer VERKEHRSBUERO HOSPITALITY; Martin Wagner, Geschäftsführer VERBUND Energy4Business GmbH; Kathrin Gerstl, Hoteldirektorin Austria Trend Hotel Schloss Wilhelminenberg; Martin Winkler, Vorstandsvorsitzender VERKEHRSBUERO AG) #ladeinfrastruktur #kooperation #elektromobilität | Austria Trend Hotels
Seit 2011 bieten wir unseren Mitarbeitern einen freien Tag, um sich nachhaltigen und sozialen Projekten zu widmen. Tausende von Mitarbeitern unserer Gruppe stellen ihre Zeit, Hilfe und Kraft anderen zur Verfügung. Erfahren Sie mehr über unsere sozialen Projekte https:// lnkd.in/d93NSbMf Barbara Hohl | Krisztina Szabo | Angela Fleischlig-Tangl #VIGcareer #VIG #CSR #SocialActiveDay #OurDayforGoodDeeds ©Laurent Ziegler
Unsere Floating-Photovoltaikanlage Grafenwörth feiert ihren 1. Geburtstag! Die schwimmende PVAnlage, die gemeinsam mit ECOwind Handels- & Wartungs-GmbH errichtet wurde, ist mit 24,5 MWp Leistung die größte in Mitteleuropa. Im letzten Jahr konnten rund 24.000 MWh Ökostrom erzeugt werden, das entspricht dem Stromverbrauch von rund 7.000 Haushalten. © ECOwind/David Grießler #photovoltaik #pv #sonnenenergie
Wir freuen uns, die nächste Phase einer Initiative zu unterstützen, die Unternehmen und Staaten dabei helfen soll, ihre Bemühungen zur Verringerung der großen Lücken bei der Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, insbesondere in Schwellenländern, zu messen und offenzulegen. Die Impact Disclosure Taskforce hat heute den Entwurf ihres Leitfadens zur Offenlegung von Auswirkungen vorgestellt. Als stolzes Mitglied des Lenkungsausschusses freuen wir uns über Feedback von Branchenteilnehmern bis zum 1. September 2024. Der Leitfaden soll Unternehmen und staatliche Einrichtungen in die Lage versetzen, ihre Wirkungsabsicht zu kommunizieren.
@IMMOFINANZ AG
IMMOFINANZ stärkt nachhaltige Energieerzeugung mit neuer Photovoltaikanlage auf den Vienna Twin Towers. Die IMMOFINANZ Group setzt mit einer Photovoltaikanlage am Wienerberg einen weiteren Meilenstein in den nachhaltigen und umweltfreundlichen Immobilien. Sie wird auf einer Dachfläche von rund 1.500 m² im myhive Wienerberg – Twin Towers bis zu 165.000 kWh Ökostrom für den Eigenverbrauch erzeugen. https://lnkd.in/dTH-RZCf
On International Day of Forests and every day, we are reminded of our commitment to natural climate solutions. Recognising the critical need to protect tropical forests, we joined the Lowering Emissions by Accelerating Forest finance (LEAF) Coalition in 2021. These agreements allow for the supply of credits to LEAF Coalition buyers. By conserving, restoring and better managing natural environments, we can help to improve the resilience of natural habitats to climate change, safeguard biodiversity, secure water supplies and provide economic opportunities for local communities. Read about our approach in our Network Environment Report: https://pwc.to/2023NER #ForestDay #IntlForestDay @DEUTSCHE BANK AG
Mit der Teilnahme am Forschungsprojekt ZEUS treiben wir die emissionsfreie Stahlproduktion weiter voran. Nach dem Erfolg von H2FUTURE forschen wir nun weiter an der Herstellung von grünem Wasserstoff und der Umwandlung von CO₂ in unseren Prozessketten. Erfahren Sie mehr in unserem Blogartikel.
Repowering des Windparks Gols Beim Repowering wird eine bewährte Strategie zur Optimierung der Energieproduktion und Effizienz von Windparks angewandt. Durch den Austausch älterer Windturbinen durch modernere Modelle können nicht nur die Leistungskapazität erheblich gesteigert, sondern auch langfristige Kosteneinsparungen erzielt werden. Die Investition in fortschrittliche Windturbinentechnologie ermöglicht es, die Betriebskosten zu senken. Doch was geschieht mit den alten Anlagen? Beispielsweise hat im Windpark Gols unsere Partnerfirma die alten Anlagen demontiert, aufbereitet und sie an Standorten wie England und Italien weiterverkauft, wo sie weiterhin saubere Energie erzeugen. Die Platzierung der neuen Anlagen erfordert eine sorgfältige Planung und Berücksichtigung vieler Aspekte wie z.B die Statik. Daher werden die alten Fundamente entfernt, um Raum für die effiziente Anordnung der modernen Windturbinen zu schaffen. Das Material der alten Fundamente wird wiederverwendet, zum Beispiel für den Straßenbau. Der Repowering-Prozess des Windparks Gols ist ein großartiges Beispiel für nachhaltige Innovation und Umweltschutz. Die neuen Anlagen produzieren deutlich mehr grünen Strom, während die alten Anlagen an anderer Stelle weiterhin ihren Beitrag zur Energiewende leisten. #Windenergie #Repowering #ErneuerbareEnergien @WEB WINDENERGIE
@ERSTE GROUP
The new insect hotel opens its doors to its six-legged guests. The ideal location on the garden deck at Erste Campus was chosen with the help of expert knowledge about wind direction and sunlight. The hotel was planned, built and furnished by the clients of Lebenshilfe Wien, who built the hotel with a great amount of craftsmanship and creativity. One bank. Endless opportunities to make a difference. #believeinyourself
DIE NET ZERO STRATEGIE
In einer Welt, in der der Klimawandel eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit geworden ist, wird der Begriff Net Zero zunehmend zu einem zentralen Thema, wenn es um Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung geht.
KLIMANEUTRAL BIS 2050
Net Zero bedeutet, dass wir so viele Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen oder absorbieren, wie wir produzieren. Dieser Zustand ist von entscheidender Bedeutung, um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren. Net Zero geht also, im Gegensatz zu klimafreundlich, über die bloße Reduzierung der negativen Auswirkungen auf das Klima hinaus und setzt eine umfassendere Verpflichtung zur Emissionsneutralität voraus.
Das Pariser Klimaabkommen, das von 195 Ländern unterzeichnet wurde, hat das ehrgeizige Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Ein zentraler Aspekt dieses Abkommens ist die Verpflichtung zur Erreichung der Netto Null Emissionen bis zum Jahr 2050. Im Regierungsübereinkommen für die Jahre 2020 bis 2024 hat sich die österreichische Bundesregierung zur Erreichung der Klimaneutralität bereits mit dem Jahr 2040 festgelegt.
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Poline Gisele Machachcek, BBA MA poline.gisele.machacek@bdo.at
Dieser Aufruf zur Klimaneutralität hat Auswirkungen auf Unternehmen weltweit und erfordert eine strategische Umgestaltung ihrer Geschäftspraktiken.
NET ZERO IST UNVERMEIDLICH
Unternehmen werden mit zunehmenden Berichtspflichten konfrontiert und Net Zero ist ein zentraler Bestandteil davon. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) als Teil der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichten Unternehmen im sog. ESRS „E1 Klimawandel“, klimarelevante Themen offenzulegen. Dieser Nachhaltigkeitsstandard ist besonders relevant, da nahezu alle Wirtschaftsaktivitäten Treibhausgase freisetzen. Die Berichtspflicht trifft die ersten Unternehmen bereits für Geschäftsjahre ab 1.1.2024.
ERFOLGREICHE STRATEGIEUMSETZUNGEin ganzheitlicher Net Zero Ansatz ist für Unternehmen unumgänglich.
Der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung müssen die Ambitionen für Net Zero vorantreiben und Netto Null zu einer strategischen Priorität machen. Sie müssen ihren internen Interessengruppen die Bedeutung näherbringen
und den für die Umsetzung Verantwortlichen die notwendigen Ressourcen bereitstellen, um sie von Beginn an bei ihrer Net Zero Reise zu unterstützen. Die Umsetzung einer sinnvollen Net Zero Strategie sollte nicht als isoliertes Vorhaben betrachtet werden, sondern als ein umfassendes Unterfangen. Dies erfordert eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette – angefangen bei der Analyse der aktuellen Geschäftspraktiken über die Strategieentwicklung bis hin zur Berichterstattung. Unternehmen müssen verstehen, wie sich ihr Wirtschaften auf das Klima auswirkt.
Zwar sind die Kosten für die Dekarbonisierung eines Unternehmens auf den ersten Blick oft signifikant. Insgesamt kann jedoch die Implementierung einer Net Zero Strategie als langfristige Investition in die Nachhaltigkeit und Rentabilität eines Unternehmens betrachtet werden. Das bietet nicht nur Umweltvorteile, sondern auch eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten und Wettbewerbsvorteilen, ganz zu schweigen vom Imagegewinn. Somit wird Net Zero für Unternehmen zu einem zentralen Element ihrer strategischen Ausrichtung und langfristigen Erfolgssicherung.
UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE
Agrana
Arbeiterkammer
Audi
AXA
Bankhaus Carl Spängler
BASF
Boku Wien
BKS
BMF
BNP
Bundesministerium
BVI
Carmignac
Capito
Commerzbank
Deloitte
Deutsche
Dorda
DWS
EDA
Erste
EU-Kommission
EU-Parlament
Europäische Kommission 18, 127
Europäischer Rechnungshof
Europäische Umweltagentur
Exelis Capital AG
Flossbach von Storch Research Institut
Fraunhofer
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Herausgeber: Wayne Financial Media GmbH
Chefredaktion: Ingrid Krawarik, i.krawarik@derboersianer.com, Daniel Nutz, d.nutz@derboersianer.com
Redaktion: Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Alexandra Rotter, Hedwig Schneid, Robert Winter
Korrespondenten: Deutschland. Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz, Zürich: Daniel Zulauf
Anzeigenverkauf: Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Luca Cerulla, j.cerulla@derboersianer.com; Jakob Winkelbauer, j.winkelbauer@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2024; ComplianceHinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet
Marketing: Aurea Eichinger, Nicole Keusch
Daten- & Vertriebsservice: Änderungen von Kontaktdaten bitte an service@derboersianer.com adressieren
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Geschäftsführerin:
Barbara Ebner
Produktion:
Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 26.04.2024, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.
Druckerei/Nachhaltigkeit:
Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Graukarton 350 g, Kern: Furioso 90 g) in einer Auflage von 22.000 Exemplaren gedruckt.
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.
GREEN FINANCE ALS SCHLÜSSEL ZUR TRANSFORMATION
Als die EU im Jahr 2018 ihren ersten Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums auf den Weg brachte, betrat sie völliges Neuland. Heute haben wir ein Rahmenwerk für Sustainable Finance. Ohne massive private Investitionen wird der Übergang zur Klimaneutralität nicht möglich sein.
Das EU-Rahmenwerk für Sustainable Finance zielt darauf ab, Kapitalflüsse in eine nachhaltigere Wirtschaft zu lenken und dem Finanzsektor zu helfen, mit den Risiken von Klimawandel und Umweltzerstörung umzugehen. Wir haben weitreichende Schritte gesetzt, um dieses Rahmenwerk zu schaffen, und damit einmal mehr bewiesen, dass es der EU mit ihren Nachhaltigkeitszielen ernst ist.
Das EU-Rahmenwerk für Sustainable Finance besteht im Kern aus drei Teilen: erstens die EU-Taxonomie, ein wissenschaftlich fundiertes Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Sie bietet Anlegern ein gemeinsames Verständnis der Umweltauswirkungen ihrer Investitionen und ermöglicht es Unternehmen, sich an klaren Leistungszielen für den grünen Wandel zu orientieren. Zweitens unsere Offenlegungsregeln. Sie bilden die Grundlage dafür, dass Anleger über die nötigen Informationen verfügen, um nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen.
Drittens der EU Green Bond Standard und die EU-Klima-Benchmarks. Sie zielen darauf ab, Investitionsmöglichkeiten für jene Finanzmarktteilnehmer zu schaffen, die ihre Investitionen mit den Klima- und Umweltzielen der EU in Einklang bringen möchten.
„Unternehmen werden auch finanziell davon profitieren, wenn sie sich nachhaltiger und klimaresilienter aufstellen.“
MAIREAD MCGUINNESS
Wir haben im Bereich Sustainable Finance große Fortschritte gemacht. Nun müssen wir sicherstellen, dass unser Rahmenwerk in der Praxis funktioniert, damit alle betroffenen Akteure es in vollem Umfang nutzen können.
Die Zahlen aus dem ersten Jahr der Taxonomie-Offenlegungen von NichtFinanzunternehmen sind vielversprechend. Aktuelle Bloomberg-Daten zeigen, dass sich die Ausgaben der Unternehmen an der EU-Taxonomie ausrichten, wobei der Anteil der taxonomiekonformen Ausgaben im Durchschnitt zwischen zehn und 20 Prozent liegt. Die Unternehmen nutzen die EU-Taxonomie als Instrument für Transparenz, für ihre Geschäftsstrategie und für ihre Nachhaltigkeitsplanung.
Wir arbeiten auch daran, die Finanzierung des grünen Wandels zu erleich-
Die Irin (64) ist seit 2020 Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion in der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen. Die studierte Agrarökonomin war davor für die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft Radio Telefís Eireann und ab 2004 als EU-Parlamentarierin tätig.
tern, um Unternehmen in unterschiedlichen Ausgangslagen dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu werden. Dazu stellen wir Unternehmen auf freiwilliger Basis Leitlinien zur Verfügung, die zeigen, wie sie unsere Instrumente auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit bestmöglich nutzen können.
Der Klimawandel birgt ein gravierendes finanzielles Risiko, weshalb Unternehmen auch finanziell davon profitieren, wenn sie sich nachhaltiger und klimaresilienter aufstellen. Doch natürlich bringen die grüne Transformation und die Umsetzung des Sustainable-Finance-Rahmenwerks auch Herausforderungen mit sich. Daher konzentrieren wir uns nun darauf, die Anwendbarkeit unseres Rahmenwerks zu verbessern und Unternehmen mehr Orientierungshilfe zu geben. Wir arbeiten auch an Lösungen, um Klein- und Mittelbetrieben einen besseren Zugang zu Kapital für ihre grüne Transformation zu ermöglichen, ohne dass dabei ein zusätzlicher Regulierungs- oder Verwaltungsaufwand entsteht.
Während wir uns dem Ende unseres aktuellen Mandats nähern, bleibt die Europäische Kommission diesem wichtigen Thema verpflichtet und offen für die Fortsetzung eines konstruktiven Dialogs mit allen Stakeholdern. n
VITA MAIREAD MCGUINNESS FINANZKOMMISSARIN EU-KOMMISSIONTRANSFORMATION BRAUCHT KLUGE REGELN
Um die ökologische Transformation der Wirtschaft voranzutreiben, setzt die Politik – vor allem in Brüssel – immer stärker auf gesetzliche Vorschriften. Das schafft einheitliche Spielregeln. Doch gleichzeitig steigt das Risiko einer Überregulierung. Ein schmaler Grat.
Die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität ist die bedeutendste Herausforderung unserer Zeit. Sie ist die Voraussetzung dafür, kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu hinterlassen. Wir sehen schon seit einigen Jahren, dass sich branchenübergreifend immer mehr Unternehmen dieser Aufgabe annehmen. Mit Innovationskraft entwickeln sie Lösungen für alle Wirtschaftsbereiche, die Ressourcen schonen und Emissionen reduzieren. Wir bei Wienerberger bieten innovative und ökologische Lösungen für die gesamte Gebäudehülle sowie für Infrastruktur im Wasser- und Energiemanagement, die immer mehr Energie sowie die wertvolle Ressource Wasser einsparen und aus recycelten Materialien bestehen. Das ist nicht nur wichtig für den Planeten, sondern senkt auch unsere Kosten. Gerade in Zeiten der Teuerung ist das ein entscheidender geschäftlicher Vorteil.
Parallel zu diesen unternehmerischen Aktivitäten ist auch die Politik – vor allem in Brüssel – dahinter, die nachhaltige Transformation voranzutreiben. Um die Ziele des European Green Deal und die europäische Klimaneutralität
„Aus
eigener Erfahrung weiß ich, dass Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit
zusammenpassen müssen.“
bis 2050 zu erreichen, setzt man in der EU sowohl auf Anreize als auch auf Regularien. Zur ersten Kategorie zählt etwa die Taxonomie, die nachhaltige Investitionsmöglichkeiten aufzeigt. Das ist jedenfalls sinnvoll, denn es verbessert die Transparenz, macht Nachhaltigkeit messbarer und lenkt dringend benötigtes privates Kapital in die Energiewende. Bei den Regularien müssen die EUKommission und die Staaten einen heiklen Balanceakt schaffen. Zwar braucht es definitiv einheitliche Regeln für die Wirtschaft in ganz Europa, um fairen Wettbewerb auch während dieser großen ökologischen Umstellung zu ermöglichen. Allerdings wäre es fatal, Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrer wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit
Der gebürtige Kärntner (57) ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG. Seit 1996 hat er verschiedene leitende Positionen im Unternehmen inne, 2001 wurde er in den Vorstand berufen. Heimo Scheuch zeichnet für die strategische Ausrichtung von Wienerberger zum Anbieter innovativer Systemlösungen für die gesamte Gebäudehülle verantwortlich.
zu stark einzuschränken. Denn sie wissen am besten, wie ihre Betriebe wettbewerbsfähig und produktiv arbeiten können. Ein konkretes Negativbeispiel in Österreich ist der soziale Wohnbau, wo strenge Bauordnungen und ausufernde Bürokratie – etwa bei Förderungen –wichtige Projekte ausbremsen.
Auf EU-Ebene treten im Juli 2024 zwei große Nachhaltigkeitsrichtlinien in Kraft, zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsmaßnahmen und zur Überprüfung der eigenen Lieferketten nach ökologischen und sozialen Kriterien. Die EUStaaten haben bis dahin Zeit, ihre heimischen Wirtschaftsstandorte gut auf die Umstellung vorzubereiten, etwa indem sie Informationen, Beratung und gegebenenfalls Förderungen zur Verfügung stellen. Wenn diese Übung gelingt, macht Europa einen entscheidenden Schritt hin zu einer zukunftsfähigen, klimaneutralen Wirtschaft.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit zusammenpassen müssen. Dazu braucht es Innovationskraft und die richtigen Rahmenbedingungen. Ersteres liefern wir in der Wirtschaft. Für Letzteres braucht es eine kluge Politik. n
DIE GRAUE WIRKLICHKEIT MIT DEM GRÜNEN GELD
Die EU-Taxonomie und die Green Asset Ratio (GAR) markieren einen Wendepunkt in Richtung nachhaltiger Finanzierungen. Doch zwischen Anspruch der EU und Realität unserer Wirtschaft klafft eine deutliche Lücke.
Dass es beim Kampf gegen den Klimawandel ganz wesentlich darauf ankommt, welche Wirtschaftsaktivitäten wir künftig finanzieren, hat die EU bereits früh erkannt und mit der Einführung der EU-Taxonomie eine internationale Vorreiterrolle eingenommen. Herzstück der Initiative ist die Green Asset Ratio, mit der die Banken ab 2024 den Anteil an nachhaltigen Finanzierungen und Investitionen an ihrem Gesamtgeschäft offenlegen müssen. Das Ziel ist dabei klar: Vergleichbarkeit und somit Anreize für mehr grüne Investitionen schaffen. Die Green Asset Ratio mag auf dem Papier glänzen, doch hält sie dem Praxistest nicht immer stand: Ihr Fokus ist eng, wichtige Marktsegmente wie KMUs bleiben im Abseits. Auch der soziale Wohnbau ringt mit bürokratischen und finanziellen Hürden, um den Taxonomie-Standards gerecht zu werden, selbst bei Erfüllung von Energieeffizienzkriterien. Das S in ESG (Environmental, Social and Governance) bleibt somit auf der Strecke. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis der Nachhaltigkeitsmessung wird am
„Green Asset Ratio bildet noch nicht Breite der Nachhaltigkeitsbemühungen von Banken ab.“
ALEXANDRA HABELER-DRABEK
Beispiel der Erste Group AG besonders deutlich.
Um unserem Anspruch, führend bei der Finanzierung der grünen Transformation in CEE zu sein, gerecht zu werden, haben wir frühzeitig eigene Standards für „nachhaltige Finanzierungen“ entwickelt. Damit kommen wir auf einen nachhaltigen Anteil von rund 14 Prozent bei Unternehmensfinanzierungen und Hypothekarkrediten. Die Green Asset Ratio in unserem erst kürzlich veröffentlichten Jahresbericht weist aber nur eine geringe Quote von 0,5 Prozent aus. Das liegt daran, dass viele Assets wie an KMUs vergebene Kredite oder auch das Engagement im sozialen Wohnbau nicht miteingerechnet werden können, da die hierfür
VITA ALEXANDRA HABELER-DRABEK RISIKO-VORSTÄNDIN ERSTE GROUP BANK AG
Die Bankerin (53) ist seit mehreren Jahren Risiko-Vorständin der Erste Group Bank AG und der Erste Bank Österreich. Davor war sie Vorstandsmitglied und Chief Risk Officer der Slovenska sporitelna, der slowakischen Tochterbank der Erste Group. Alexandra Habeler-Drabek ist Aufsichtsrätin bei der Oesterreichischen Kontrollbank AG sowie Beiratsmitglied der Unicef Österreich.
notwendigen Daten fehlen oder Aktivitäten durch die EU-Taxonomie nicht erfasst werden können. Dieser signifikante Unterschied zwischen der Green Asset Ratio und dem tatsächlichen Engagement der Erste Group zeigt, wie wenig treffsicher die Kennzahl derzeit noch ist.
Es steht außer Frage, dass die Green Asset Ratio eine große Chance für eine nachhaltigere Zukunft bietet, allerdings schafft sie es noch nicht, die Tiefe und Breite der tatsächlichen Nachhaltigkeitsbemühungen von Banken abzubilden. Die Politik wäre hier dringend gefordert, entsprechend nachzujustieren. Dabei braucht es insbesondere mehr Klarheit bei der Auslegung der Taxonomie und Ausnahmen beispielsweise für den gemeinnützigen Wohnbau. Nur so kann sichergestellt werden, dass die GAR ein ernstzunehmender Indikator für das grüne Engagement von Banken wird und auch tatsächlich dafür sorgt, dass die Finanzierungen dort landen, wo wir sie für die grüne Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft dringend brauchen. n
ERNEUERBARE-ENERGIEN-BOOM
IN EUROPA:
Darum ist die Energiewende für die Finanzwirtschaft so interessant
Europaweit wurden 2023 rund 16,2 GW Windenergiekapazitäten neu installiert und in Deutschland lag der durch Erneuerbare Energien erzeugte Stromanteil am Gesamtenergiemix bei 55 Prozent. Diese Rekordwerte zeigen, dass die Energiewende auf dem richtigen Weg ist und eine Vollversorgung aus grünen Ressourcen in greifbare Nähe rückt. Mit einer starken 16 Gigawatt Pipeline (wobei 1 GW ca. 750.000 4-Personen-Haushalte versorgt) steht die VSB Gruppe an der Spitze einer tiefgreifenden Umgestaltung der europäischen Energielandschaft.
Damit die Projekte so schnell wie möglich umgesetzt werden können, braucht es jetzt vor allem bessere regulatorische Rahmenbedingungen. Die notwendigen Technologien und das Investitionskapital sind da, sagt Dr. Felix Grolman, CEO der VSB Gruppe.
Herr Grolman, Hand aufs Herz: Wie ist es um die Attraktivität von ErneuerbareEnergien-Projekte für Banken und Investoren bestellt?
Allgemein lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass Investitionen in Erneuer-
bare-Energien-Projekte für Banken und Investoren immer attraktiver werden. Dabei geht es weit über den reinen Imagegewinn hinaus, tatsächlich stehen die Themen ESG, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität für die Finanzpartner immer mehr im Vordergrund. Das Fördern von Erneuerbaren Energien bedeutet nicht nur eine Investition in mehr Umweltschutz, es geht auch um neue Arbeitsplätze und eine bessere Lebensqualität. Hier konnte VSB ein sehr starkes Partnernetzwerk aufbauen, denn unsere innovativen und leistungsstarken Projekte wissen zu überzeugen.
Können Sie dafür Beispiele anbringen?
Beim Elster-Projekt in Sachsen-Anhalt – europaweit eines der größten und bedeutendsten Repowering-Vorhaben überhaupt – konnten wir 2023 mit der Landesbank Baden-Württemberg und der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank zwei renommierte Häuser von unserem Vorhaben begeistern – am Ende stand die vertrauensvoll abgeschlossene Projektfinanzierung über insgesamt 174,7 Millionen Euro. Dank solcher Mammutprojekte und unserer strategischen Partnerschaften bauen wir unsere Marktanteile stetig aus.
Oder schauen wir nach Finnland,
wo wir mit den erfolgreich entwickelten Windparks „Karahka“ und „Juurakko“ einen starken Markteintritt hingelegt haben. 2022 wurden beide Projekte an das finnische Energieunternehmen Helen verkauft, wobei wir weit über die eigentliche Projektentwicklung hinaus wichtige regionale Partnerschaften eingehen konnten. Als Folge können wir mit Stolz bereits auf das nächste finnische Projekthighlight blicken: In der Region Nordösterbotten wird aktuell ein Hybridprojekt zur Umsetzung vorbereitet, das Solar- und Windenergie vereint – insgesamt entstehen hier sagenhafte 450 MW Leistung. Ein absolutes Leuchtturmprojekt für die europäische Energiewende! Auch das Investitionsvolumen ist gigantisch, es werden von uns weit über 500 Millionen Euro in die Hand genommen. Egal, wie viel Geld man als Unternehmen besitzt: So ein Projekt macht man nie allein. Dafür braucht es besonders starke und vertrauensvolle Investment-Partnerschaften. Über dieses Netzwerk verfügt die VSB. www.vsb.energy
FÜNF ENTSCHEIDENDE THEMEN FÜR NETTO-NULL
Das weltweite Streben nach Dekarbonisierung bietet Anlegern die Möglichkeit, die Wirtschaft neu zu gestalten und so den Planeten zu schützen. Die heutigen Investitionsentscheidungen können dazu beitragen, dass wir dieses Ziel erreichen.
Heute erscheint der Weg zu einer Netto-Null-Wirtschaft geebneter denn je: Die jüngste Studie des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) verdeutlicht, wie Treibhausgase die Erde beeinflussen und das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens wahrscheinlich übertroffen wird.
Die Finanzbranche kann und muss einen entscheidenden Beitrag leisten. Denn die Asset-Management-Industrie, die rund 100 Billionen US-Dollar in globalen Fonds verwaltet, kann Kapital in die richtige Richtung lenken, Innovationen vorantreiben und Unternehmen bei der Umstellung auf kohlenstoffarme Modelle unterstützen. Hier sind fünf Bereiche besonders wichtig:
Öffentliche Politik: Sie schafft den Rahmen für den gesamten Transformationsprozess. Da die Wissenschaft immer mehr Klarheit über den Klimawandel gewinnt, schafft die Einführung entsprechender Regulierungsinitiativen für staatliche sowie private Investitionen völlig neue Rahmenbedingungen. Asset-Manager sollten sich dieser frühzeitig annehmen.
Kohlenstoffarmer Verkehr: Das Ende des Verbrennungsmotors rückt näher. Auf dem UN-Klimagipfel COP 26 im November 2021 verpflichtete sich eine Allianz aus Ländern, Städten, Autoher-
„Die Asset-ManagementIndustrie, die 100 Billionen US-Dollar in globalen Fonds verwaltet, kann Kapital in die richtige Richtung lenken.“
HANSSTOTER
stellern und anderen Organisationen, den Übergang zu 100 Prozent emissionsfreien Autos und Transportern weltweit bis 2040 zu beschleunigen. Gleichzeitig wird intensiv daran gearbeitet, die Dekarbonisierung schwererer Transportmittel wie Lkws, Schifffahrt und Luftfahrt voranzutreiben, in denen die Elektrifizierung schwieriger ist.
Intelligente Energienetze: Der Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien schreitet schnell voran. Doch um das volle Potenzial auszuschöpfen, bedarf es sowohl einer digitalen als auch einer physischen Infrastruktur. Durch die Kombination von Batteriespeichern und digitaler Technologie wird es möglich, mithilfe sauberer Energie nicht nur ein umweltfreundlicheres, sondern auch ein intelligenteres Stromnetz zu schaffen.
AXA IM Hans Stoter verantwortet in seiner Funktion als Global Head of AXA IM Core jegliche Investmentaktivitäten in den Bereichen Aktien, Fixed Income und Multi Asset vor. Zudem ist Hans Stoter Mitglied des ManagementBoards bei AXA IM und verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche.
Landwirtschafts- und Lebensmitteltechnologie: Der Landwirtschaftssektor wird eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung des Klimawandels spielen. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt eröffnet Investoren vielfältige Chancen, die von einer effizienteren Wassernutzung bis hin zu einer vertikalen Landwirtschaft, im Labor gezüchtetem Fleisch und pflanzenbasierter Ernährung reichen.
Kreislaufwirtschaft: Insbesondere bei erneuerbaren Energien und Elektrofahrzeugen gewinnt der Kreislaufgedanke an Bedeutung, denn die ersten Generationen von Solarmodulen und Batterien für Elektrofahrzeuge nähern sich dem Ende ihrer Lebensdauer. Unternehmen setzen deswegen zunehmend auf Techniken der Kreislaufwirtschaft wie etwa die Umwandlung von Altspeiseöl in Biodiesel oder die Maximierung der Materialnutzung durch 3D-Druck.
Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen stellen, schaffen einen erheblichen Mehrwert. Indem sie in diese Schlüsselbereiche investieren und nachhaltige Innovationen vorantreiben, tragen sie nicht nur zum Schutz der Umwelt bei, sondern positionieren sich auch für langfristige, nachhaltige Erträge in einer sich wandelnden Wirtschaft. n
MUT ZUR VERÄNDERUNG
„Wir müssen schnell, groß, offen und nachhaltig denken. Unsere ‚grüne Revolution‘ gestaltet eine lebenswerte Zukunft. Für uns. Unsere Kinder. Und die nächsten Generationen.“
Bernd Fislage, CEO Kommunalkredit Gruppe
Wir können die Welt von heute nicht mit bisher Bekanntem vergleichen. Tagtäglich werden wir mit neuen Disruptionen und Herausforderungen konfrontiert. Ein komplexes ökonomisches Umfeld – geprägt von hoher Inflation, signifikanten Zinssteigerungen, volatilen Energiepreisen und Kapitalmarktverwerfungen –, geopolitische Krisen und extreme Wetterverhältnisse prägen unseren Alltag.
Infrastruktur ist das Nervensystem unserer Existenz. All die Leitungen, Linien und Verbindungen für Energie, Wasser und die Menschen müssen schnell, sicher und problemlos funktionieren. Und das am besten grün und nachhaltig. Unter diesen Voraussetzungen sind wir mehr denn je gefordert, positiven Impact zu generieren. Als Spezialistin für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen sowie Public Finance beteiligen wir uns an der Entwicklung neuer nachhaltiger Technologien, Finanzierung von Versorgungsunternehmen und erneuerbaren Energieprojekten, Vernetzung von Menschen und Regionen durch Telekommunikation und Digitalisierung, Bereitstellung von medizinischen bzw. pflegerischen Leistungen, Modernisierung von Transportmitteln und -wegen. Wir sind überzeugt, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um in die Energiewende und Diversifizierung der Energieversorgung zu investieren und Abhängigkeiten von einzelnen Energiequellen zu minimieren.
Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Wir wollen die Energiewende beschleunigen und helfen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Daher haben wir uns bis 2025 folgende Meilensteine gesetzt:
• ≥ 40 % der jährlichen Infrastrukturfinanzierungen fließen in Transaktionen um die Agenden der Energiewende und des Umweltschutzes;
MEILENSTEINE SETZEN … UND ERREICHEN. (PER ENDE 2023)
– 54% (EUR 880 Mio.) wurden in Energiewende und Umweltschutz investiert.
– 3% (EUR 44 Mio.) unterstützten neue grüne Lösungen.
– 24% (EUR 382 Mio.) verbesserten die Lebensqualität.
• ≤ 10 % des jährlichen Volumens werden für neue grüne Lösungen bereitgestellt;
• ≥ 30 % der jährlichen neuen Infrastrukturfinanzierungen werden in Soziale Infrastruktur und/oder Digitalisierungsund Kommunikationsprojekte gelenkt.
Unser täglicher Einsatz zeigt sich in Form von Wasseraufbereitungsanlagen, Windparks, Photovoltaikanlagen, Breitbandverbindungen, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Kindergärten, Rad- und Gehwegen – in ganz Europa. Eines unserer jüngsten grünen Projekte ist die Beteiligung an der Finanzierung für den Bau des weltweit ersten Stahlwerks, das grünen Stahl auf Basis von grünem Wasserstoff und Strom in Nordschweden produziert. Dadurch werden rund 95% der CO2-Emissionen eingespart. Österreichs größte Elektrolyseanlage, in die die Kommunalkredit gemeinsam mit der OMV investiert hat, wird heuer in Betrieb gehen. Wir müssen jetzt neue nachhaltige Technologien fördern und weitere innovative Projekte entwickeln und vorantreiben. Wir tun das. Wir sind dabei. Von Anfang an.
BIODIVERSITÄT ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR
Das Bewahren der Biodiversität entwickelt sich zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen. Taxonomie- und Offenlegungsverordnung geben diesen Weg vor. Unternehmen müssen handeln, um für Investments attraktiv zu bleiben.
Wie schön wäre es zu wissen, was die Zukunft bringt. Unternehmen geben bereitwillig ein Vermögen aus, um diese Frage zu beantworten – durch Risikoanalysen, Strategieprozesse, externe Unternehmensberater. Wer die Zukunft richtig vorhersagen kann, hat einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Leider ist diese Vorhersage in den meisten Fällen schwierig bis unmöglich. In einigen Bereichen lassen sich jedoch klare Aussagen treffen. Dazu gehört die Frage, wie nachhaltig Unternehmen in Zukunft mit ihrer Umwelt umgehen müssen – und welche finanziellen Auswirkungen das hat. Hier ist die Richtung klar: Der Verlust der Biodiversität beeinflusst immer stärker das wirtschaftliche Ergebnis von Unternehmen. Die Zeiten sind vorbei, in denen CEOs den nachhaltigen Umgang ihres Unternehmens mit Ökosystemen fälschlicherweise als reinen Imagewert betrachteten. Heute ist das Thema ein harter Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung. Unternehmen, die sich jetzt mit dem Wirtschaftsfaktor Biodiversität auseinandersetzen, werden einen entscheidenden Vorteil gegenüber
„Globale Lieferketten, die heutigen Lebensadern, sind von Ökosystemen abhängig.“
HANNA SIMONS
jenen haben, die diese Entwicklung negieren und zwangsläufig teuer nachrüsten müssen.
Gerade Letzteres ist ein Spiel mit dem Feuer, dessen sich nicht nur Unternehmen, sondern auch Regierungen zunehmend bewusst werden. Im Green Deal der EU finden sich erste Vorgaben und Kriterien in der Taxonomie- und Offenlegungsverordnung, den neuen Regeln zu entwaldungsfreien Lieferketten und zur Nachhaltigkeitsberichterstattung - aber auch die Europäische Zentralbank hat angekündigt, dem Thema Biodiversität deutlich mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Unternehmen müssen sich also mit Biodiversität auseinandersetzen. Und dabei gibt es erste Aha-Erlebnisse: Hersteller von Mähmaschinen und Pestiziden erkennen die Auswirkungen ihrer Produkte auf das Insektensterben
Hanna Simons (44) leitet als stv. Geschäftsführerin des WWF Österreich die Bereiche Natur- und Umweltschutz. Die gebürtige Oberösterreicherin verantwortete unterschiedliche Projekte in den Bereichen Klima und Energie oder Biodiversität. Für den WWF organisiert sie die Konferenz „Wirtschaftsfaktor Biodiversität“ am 18. Juni 2024 in Wien.
an, Immobilienentwickler und Bauunternehmen werden mit der Tatsache konfrontiert, dass Boden eine endliche Ressource ist. Globale Lieferketten, die heutigen Lebensadern unserer Wirtschaft, haben nicht nur Auswirkungen auf Ökosysteme, sondern sind auch von ihnen abhängig. Vereinfacht gesagt: Geht’s der Umwelt schlecht, geht’s bald auch der Wirtschaft schlecht.
Unternehmen sollten diese Entwicklungen genau beobachten und in ihre Risikoanalysen und Strategieprozesse einbeziehen. Der nachhaltige Umgang mit Ökosystemen zum Erhalt der Biodiversität wird einen immer größeren Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Das betrifft nicht nur das betriebswirtschaftliche Ergebnis, sondern auch die Invest-Attraktivität. Unternehmen, die sich nicht an die steigenden regulatorischen Anforderungen anpassen und weiterhin zur Zerstörung von Ökosystemen beitragen, werden langfristig nicht überleben. Jene Organisationen, die die Zeichen der Zeit erkennen und zum Erhalt der Biodiversität beitragen, schaffen nicht nur für sich, sondern für die gesamte Gesellschaft eine tragfähige Zukunft. n
STEUERVORTEILE FÜR GRÜNE INVESTMENTS –BITTE WARTEN
Die riesigen Investitionen zur Bekämpfung des Klimawandels können nicht nur staatlich finanziert werden. Staaten wie die Niederlande oder Brasilien haben bereits Steuervorteile für Green Bonds eingeführt. Andere Länder wie Deutschland und Österreich zögern noch.
Die Welt zu retten kann ganz schön teuer kommen. Die Welt nicht zu retten ist noch viel teurer. Laut einer kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung könnten die bis zum Jahr 2050 zu erwartenden Schäden der globalen Erwärmung 38.000 Milliarden USDollar erreichen. Diese weltweit anfallenden Ausgaben wären sechsmal höher, als alle erforderlichen Maßnahmen zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf zwei Grad kosten. Klar ist, dass die Staaten nicht allein die gewaltigen Ausgaben stemmen und tausende Milliarden Euro aus den Budgets lockermachen können. Ohne umfangreiche Aktivierung privaten Kapitals wird es nicht gehen. Die österreichische schwarzgrüne Bundesregierung hat das in ihrem Koalitionsabkommen 2020 auch ausdrücklich anerkannt. Als eine der Gegenmaßnahmen wurde eine Befreiung ökologischer und ethischer Veranlagungen von der Kapitalertragsteuer verankert. Aus den guten Vorsätzen wird wohl nichts mehr. Im Herbst 2024 sind Neuwahlen angesetzt, und die Grünen blockieren alle steuerlichen Anreize für nachhaltige Investments. Zu den Gründen schweigen sich die Grünen aus, eine Anfrage von Börsianer Grün wurde trotz mehrmaliger Erinnerung auch nach Wochen nicht beantwortet.
„In Brasilien zahlen Privatanleger für grüne Anleihen keine Steuern.“
MARTIN
KWAUKA
Wie man von Insidern hört, geht es dabei um einen für Österreich nicht ungewöhnlichen koalitionären Abtausch. Die Grünen sind sauer, dass der konservative Koalitionspartner ÖVP das Klimaschutzgesetz blockiert.
Auch in Deutschland heißt es: bitte warten. Laut Sophie Henkel, internationale Steuerexpertin der deutschen KPMG, begünstigt zwar Deutschland grüne Investments noch nicht. Dafür gebe es aber bereits einige Regelungen in anderen Staaten. So werden Green Bonds zum Beispiel in den Niederlanden, Luxemburg und Malta gefördert, außerhalb Europas sind Brasilien, Tunesien und Simbabwe Vorreiter. Und Malta hat zum Beispiel die Listinggebühren halbiert. In Brasilien zahlen Privatanleger für grüne Anleihen keine Steuern, bei Unternehmen wurde die Körperschaftssteuer von 25 auf 15 Prozent gesenkt. Laut der KPMG-Expertin wäre es auch für die in Deutschland steuerabführenden Banken leicht umsetzbar,
Der leidenschaftliche Weinbauer (64) ist seit 29 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.
bei Green Bonds den Steuersatz zu reduzieren. Dies koste weniger Steuergeld als Direktsubventionen des Staates, zudem könnten auch Kleinsparer von einer nachhaltigen Geldanlage profitieren. Schließlich könnten weniger nachhaltige Unternehmen durch schlechtere Finanzierungskonditionen motiviert werden, ökologischer zu produzieren. In Österreich hat das Finanzministerium jetzt unter dem Titel Bundesschatz.at zumindest eine neue Möglichkeit zum grünen Euro-Sparen geschaffen. Man könne sich über den Onlinezugang ID Austria binnen Minuten auch ein Bundesschatz-Konto eröffnen. Im Hintergrund wird dann spesenfrei in eine grüne Staatsanleihe der Republik Österreich investiert. Privatpersonen bekommen aktuell für Beträge ab 100 Euro 3,25 Prozent für sechs Monate oder 2,75 Prozent für vier Jahre. Vorläufig ist das Angebot auf Österreich beschränkt. Es wird aber schon intensiv daran gearbeitet, dass neben der ID Austria auch sichere Identifizierungsverfahren anderer EU-Staaten anerkannt werden und damit das Produkt auch deren Bürgern offensteht. Kleiner Haken: Auch dieser grüne Bundesschatz ist noch nicht steuerbegünstigt. Kommentar von Finanzminister Brunner: „Im nächsten Koalitionsabkommen müssen wir die Steuerbegünstigung bis ins Detail regeln, damit sie wirklich kommt.“ n
MAGAZIN IN DEN KREISLAUF BRINGEN UND RELEVANTE FACTS UNTERSTREICHEN.
VON: FÜR: Schau dir folgende Seiten an:
Platz für meine grünen Gedanken:
PRO KAPITALMARKT!
360 GRAD. 365 TAGE. Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschä igung geht.
PRO KAPITALMARKT.
EGAL WIE DIE WÜRFEL FALLEN.
Die Wirtscha swissenscha en belegen, dass ein fitter Finanzplatz ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtscha ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschä igung und Wohlstand. Deshalb setzen wir uns dafür ein, egal wie die Würfel fallen.
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Die Erde.
Einer unserer wichtigsten Ratgeber.
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