Börsianer 59. Ausgabe, Q3 2024

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MAGAZIN

Standort Österreich

Mit diesen Rezepten kommen wir vom Jammern ins Tun

// Spezial! Trendradar 2025

So revolutionieren neue Technologien und Innovationen unser Leben

// Geld parken Lukrative Investmentchancen trotz Turbulenzen an den Börsen

„Als Unternehmer hat man die Verpflichtung, etwas zurückzugeben.“

Frank Thelen

Technologie-Nerd, Tesla-Bewunderer, Fernsehstar und Investor. Sein Tipp: Regeln brechen und Grenzen ausloten.

Wir bieten, was andere wirklich brauchen!

Innovative Lösungen für ein lebenswertes Leben

Für Ihren Komfort: Wir bei wienerberger bieten das, was Mensch und Natur wirklich brauchen. Dabei kombinieren wir unsere innovativen, ökologischen Lösungen in den Bereichen Neubau und Renovierung sowie für Infrastruktur im Wasser- und Energiemanagement und ergänzen sie mit essenziellen Dienstleistungen und digitalen Angeboten. So pro tieren unsere Kunden und Partner von ganzheitlichen und integrierten Lösungen aus einer Hand.

Liebe Börsianerinnen und Börsianer!

„Börsianer“

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Magazin in Händen. Mit einem völlig neuen Gesicht. Neuen Farben, neuen Schriften. Ruhiger. Frischer. Wir sind erwachsen geworden. Unser langjähriger Grafiker Martin Jandrisevits hat diesen Veränderungsprozess des Magazins voller Tatendrang federführend begleitet – und durfte sich „austoben“. Ich könnte mich jetzt natürlich an Hermann Hesse halten und aus seinem Gedicht „Stufen“ den berühmten Satz zitieren: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Diesmal halte ich es aber mit Sokrates, der meinte: „Das Geheimnis der Veränderung besteht darin, all deine Energie darauf zu konzentrieren, das Neue aufzubauen und nicht das Alte zu bekämpfen.“

Auf den österreichischen Kapitalmarkt umgemünzt, den der Börsianer unbeirrt mit viel Engagement mitgestalten wird, heißt das aber auch, dass Veränderung dringend notwendig ist. Nicht nur in den Köpfen der Öffentlichkeit. Wichtiger ist das Mindset der Kapitalmarktakteure. Wir wiederholen unermüdlich, wie wichtig Finanzbildung und ein funktionierender Kapitalmarkt für den Wohlstand aller sind, aber wir bleiben damit in unserer eigenen Blase und nicken uns gegenseitig beflissentlich zu. Hier gilt es, mehr aus der Komfortzone zu gehen und für Verständnis bei Kritikern und Gegnern zu werben. Wir brauchen mehr Dialog! Der neue Slogan ist aktuell „Weg aus dem Eck der Ideologie“. Das wäre schon ein famoser Beginn. Andreas Treichl, VIGGeneraldirektor Hartwig Löger und OeKB-Vorständin Angelika Sommer-Hemetsberger haben dahingehend erste Schritte medienwirksam gesetzt. Ich halte uns die Daumen!

Standort Österreich

In meinen Gesprächen mit den Vorstandschefs der börsennotierten Unternehmen ist der prekäre Standort Österreich indes ein Dauerthema. Zu teuer. Zu wenig Fachkräfte. Zu wenig Investitionsbereitschaft. Die Folgen sind Abwanderung von Traditionsunternehmen und mehr Arbeitslose beim AMS. Denn die gestiegenen Kosten lassen sich nicht mehr durch Profitabilität wettmachen. Es wird in Österreich aber auch viel gejammert. So schlecht sind wir nicht. Was läuft gut, was gehört verbessert, und ist die Lage wirklich so übel, dazu hat meine Kollegin Irmgard Kischko einige der Top-Volkswirte (Seite 20) in Österreich

befragt. Unser Schweizer Korrespondent Daniel Zulauf zeigt Ihnen das Schweizer Rezept für Standortpolitik (Seite 26). NochFinanzminister Magnus Brunner (Seite 16) trägt mit einem Pläydoyer für den europäischen Kapitalmarkt auch dazu bei. Redakteur Thomas Müller hat sich gefragt, ob Start-ups (Seite 30) in Österreich nur Förderungen abkassieren und den Exit in den USA anstreben oder auch Wertschöpfung im Land verbleibt. Und Börsianer-Chefökonom Peter Brezinschek hat eine Lösung für die nächsten Lohnverhandlungen (Seite 18) parat.

Nerds und heiße Technologie-Trends Ans Herz lege ich Ihnen die zehn heißesten Trends in unserem Innovations-Schwerpunkt (ab Seite 72) von meiner Kollegin Julia Kistner, vor allem die Geschichte des Batterieherstellers CMBlu unseres Deutschland-Korrespondenten Oliver Stock (Seite 92). Daniel Nutz hat Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky (Seite 74) von China kommend auf einer deutschen Autobahn erreicht. Er verrät, welche Technologien die Probleme der Menschheit lösen werden. Ein Technologienerd ist auch unser Börsianer des Monats, Frank Thelen (Seite 8), der im Cover-Interview uns dazu auffordert, alles neu zu denken – er nennt es „first principle thinking“ –, und Tesla-Gründer Elon Musk als klügsten Kopf der Menschheitsgeschichte bezeichnet. Das haben wir dann schon hinterfragt. In eine ganz andere Richtung denkt Unternehmer, Stifter und Philanthrop Hans Schöpflin (Seite 100), der unsere neue Porträt-Serie einläutet.

Unsere Veranlagungsexpertin Raja Korinek hat sich für Sie ruhigere Geldparkmöglichkeiten angesehen (Seite 38) – für all jene, die das Auf und Ab der Aktienkurse nervös macht. Bleibt mir noch Harald Hagenauer von der Österreichischen Post AG zu seinem Sieg im goldenen Ranking der 50 besten Investor Relations Manager (Seite 67) zu gratulieren. Knapp war’s diesmal!

Viel Freude beim Lesen! Und sagen Sie mir doch, ob Ihnen der neue „Börsianer“ gefällt.

i.krawarik@derboersianer.com

Linkedin: Ingrid Krawarik

Eingerahmt

WAGHALSIG. Frank Thelen habe viele spannende Ideen parat und stehe der Macht der Technologien auch nicht ohne Furcht gegenüber, hat er Ingrid Krawarik und Daniel Nutz verraten.

KRAWARIK-SELFIE Unterwegs am Kapitalmarkt mit Stefan Maxian (RBI), Harald Hagenauer (Österreichische Post AG) und Christoph Boschan (Wiener Börse AG).

NEUES DESIGN. Unser Grafiker Martin Jandrisevits hat das neue Layout des Börsianer“ Magazins federführend gestaltet.

MAGAZIN

Finanzmarkt

08 Frank Thelen (Cover)

Der deutsche Investor erklärt, warum er Innovation als Schlüssel zur Lösung globaler Herausforderungen sieht, wie Europa im Rennen um Digitaltechnologien aufholen kann und warum er Elon Musk nicht für wahnsinnig, sondern genial hält.

20 Standort

Vier Ideen für die Wirtschaftspolitik

26 Schweiz

Wie die Eidgenossenschaft sich aus der Krise innovierte

30 Start-ups

Der Szene fehlt das Kapital, um richtig groß zu werden

72 Megatrends 2025

Diese Entwicklungen stellen Geschäftskonzepte auf den Kopf

74 Interview

Sven Gabor Janszky blickt mit uns in die Zukunft

82 Forschung

Ein neues, einheitliches Patent soll Erfindergeist bewahren

92 Green Tech

Klemens Haselsteiner investiert jetzt in die Weltrettung

96 Unternehmenspleite

Wie die insolvente Marinomed Biotech AG wieder in die Spur kommen will

100 Porträt

Hans Schöpflin ist der antikapitalistische Kapitalist

Rendite

34 Aktienmärkte

Die Wiener Börse im Chart-Vergleich

36 Portfolio

Die Asset-Allocation der Schelhammer Capital AG

38 Auszeit nehmen

Wo man Cash parkt

40 1. Teil: Marktumfeld

42 2. Teil: Veranlagung

44 3. Teil: Interview

46 Börsenwetter

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

48 Kursdaten

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

50 Statistik

Börsen- und Wirtschaftsdaten

Branchen

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

52 Banken

54 Versicherungen

56 Fonds

58 Aktien

60 Immobilien

62 Berater

64 Recht

66 Fintech

Seitenblicke

67 Ranking

Die 50 besten IR-Manager

104 So denkt die Politik Wofür lohnt sich ein Budgetdefizit?

107 Börsentalk

Wo sich die Finanzbranche triff

111 Marktgezwitscher

Darüber spricht das Netz

113 Firmenindex/Impressum

Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

114 Weltblick

Die Sicht der Korrespondenten

Meinungen

16 Magnus Brunner

Europäisches Kapital für die grüne Transformation

17 Jochen Dickinger

Ein Kapitalmarkt für alle!

17 Stephan Pachinger

Was der EU-Listing Act kann

Ad-hoc

Börsianer Editor’s Dinner

Wir wollen ja nicht angeben, aber die Stimmung am diesjährigen Editor’s Dinner des „Börsianer“ war top. Das lag auch daran, dass neben Entscheidern aus der heimischen Wirtschaft, Finanz und Politik uns heuer einige internationale Gäste beehrten.

Web-Relaunch

Viel Zeit zum Urlaubmachen blieb uns diesen Sommer nicht. Neben dem Printrelaunch, den Sie in Händen halten, arbeiten wir an einem komplett neuen Online-Auftritt. Das Ergebnis sehen Sie noch im Oktober auf www.derboersianer.com.

COVER Frank Thelen kurvte gekonnt bei der BDO Austria im Empfangsraum und zeigte ein paar Tricks – inklusive Sturz.

18 Peter Brezinschek Lohnverhandlungen neu!

52 Sandra Golser Banken in der Relevanzkrise

54 Kurt Weinberger

Die Welt brennt und ertrinkt

56 Verena Menne

Die SFDR hält nicht, was sie verspricht

58 Bettina Schragl

Wenn alle vor der Tür tanzen

60 Günter Kerbler

Substanz in Gefahr

62 Peter Bartos

Wir sind bei der CSRDUmsetzung säumig

64 Albert Birkner

Das Cofag-Neuordnungs- und Abwicklungsgesetz

112 Martin Kwauka

Garantietopf für Lebensversicherungen

Frank Thelen

Der Investor Frank Thelen erklärt dem Börsianer, warum er Innovation als Schlüssel zur Lösung globaler Herausforderungen sieht, wie Europa im globalen Rennen um Digitaltechnologien aufholen kann und wieso er Elon Musk nicht für wahnsinnig, sondern für genial hält.

Interview: Daniel Nutz

Ingrid Krawarik

Fotos: Barbara Ster

TEST. Kann er es noch?

Wir drückten Frank Thelen spontan ein Skateboard in die Hand. Test bestanden!

Vita

FRANK THELEN

Investor

Freigeist und TEQ Capital

Der gebürtige Bonner fand neben dem Skateboardfahren bereits als Teenager Interesse an Unternehmensgründungen. Er schlitterte in die Pleite, gründete wieder, legte mit dem millionenschweren Exit von Bilder.de den Grundstein für Freigeist Capital, das in innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz und Biotech aus Deutschland und Europa investiert. Mit der Fondsboutique TEQ Capital sollte dieses Konzept auch umgesetzt werden – mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten, aus denen man jetzt gelernt haben will.

WWir wussten, dass Investor Frank Thelen kaum eine Herausforderung ausschlägt. Darum drückten wir ihm unangekündigt ein Skateboard in die Hand und fragten, ob er noch ein paar Tricks draufhat. Hatte er! Und unsere Fotografin drückte ab, als Thelen mit dem Board durch die Zentrale des Beratungsunternehmens BDO düste, wo wir uns zum Interview trafen. Thelen, 48, den Mann, den viele als Startup-Investor aus der TV-Show „Höhle der Löwen“ kennen, hat sich seine kindliche Neugierde bewahrt, das merkt man schon im Vorgespräch. Er stellt Fragen über die österreichische Unternehmerlandschaft und wundert sich über den fehlenden Mut der Unternehmen und potenziellen Investoren hierzulande. Der fehle aber in ganz Europa, wo man nicht aus der Komfortzone herauskomme. Thelen selbst ist tags davor aus Bonn angereist, wo er unter der Adresse Joseph-Schumpeter-Allee 25 firmiert. Eine Straße, benannt nach dem Propheten der „schöpferischen Zerstörung“. Das passt zu Thelen, auch wenn er selbst auf die Namensgebung keinen Einfluss hatte, wie er uns erzählt.

Herr Thelen. Unternehmensgründer als Teenager, mit Anfang 20 pleitegegangen, Millionen Schulden, wieder erfolgreich gegründet, Exit, und dann als Investor durchgestartet. Ihre Biografie liest sich anders als die einer deutschen Beamtenkarriere. Haben Sie gezweifelt, dass das gut ausgeht?

Frank Thelen: Definitiv! Ich hatte eine große Leidenschaft, aber ich hatte eigentlich null Kontrolle, war sehr unerfahren und hatte keinen guten Ausbildungshintergrund. Deshalb habe ich den Boden hart getroffen. Bei mancher Fuck-up-Night bekommt man das Gefühl, Scheitern sei cool. Aber ich denke, man sollte nie unter null gehen. Man sollte immer einen Plan haben, wie man wieder herauskommt. Ich hatte keinen und dachte, für eine Million D-Mark privat zu bürgen wäre kein Problem, weil die Firma eh super war.

Mit einigen Jahren Abstand betrachtet, was war der Grund des Scheiterns? Wir waren

MEHR

MUT. Frank Thelen vermisst bei heimischen Investoren Risikobereitschaft.

„Als Unternehmer hat man die Verpflichtung, etwas zurückzugeben.“

einfach in einem Hype – wie im Jahr 1999, als der neue Markt boomte und alle an die Börse wollten. Niemand, auch nicht unser Aufsichtsrat, fragte nach dem Umsatz, es ging nur darum, die Firma größer zu machen. Heutzutage gehen einige Start-ups kaputt, weil sie nicht genug Liquidität haben, obwohl sie großartige Unternehmen sind. Wir hatten großartige Technologie, aber ein schwaches Unternehmen.

Wie sind Sie da persönlich wieder herausgekommen? Ich denke, ein Mentor, Coach oder ein Psychologe wäre in meiner Situation sehr hilfreich gewesen. Aber so

weit habe ich nicht gedacht. Ich hatte die Rollläden runtergelassen, mich in meinem Zimmer eingesperrt.

Wäre das Aufstehen in den USA leichter gefallen? In Österreich oder Deutschland sagt man nicht: Hey, der hat etwas versucht, und das finde ich gut. Das Mindset ist eher: Der ist jetzt gebrandmarkt, das ist ein Verlierer, der kann nichts. Das war für mich sehr schwierig, der psychologische Druck war sehr groß. Ich hatte auch Panik, dass ich niemals eine Frau finden würde, weil ich dachte: „Wer sollte sich jemals mit so einem Loser abgeben?“

Sie kritisieren Europa aufgrund der mangelnden Unternehmerkultur. Was sollten wir verändern? Nehmen wir die Mondlandung: Die USA gewinnen das Space Race. Die Leute sagen: „Krass, wir können auf dem Mond landen, also können wir auch Chips bauen und Software entwickeln.“ Das ist Silicon Valley. Und das fehlt uns hier. Die Leute, die hier das Kapital haben, investieren nicht ins Risiko. Gestern Abend beim Börsianer Editor’s Dinner in Wien sprach ich mit einem CEO eines erfolgreichen Unternehmens, der sehr viel Geld verdient hat. Er sagte zu mir: „Frank, kannst du da und da investieren? Ich habe eine Idee.“ Und ich sagte: „Nein, nimm dein eigenes Geld, du hast doch Geld.“ Er antwortete: „Ja, aber das ist mir zu riskant.“ Das sehe ich anders, weil ich finde, als Unternehmer hat man die Verpflichtung, etwas zurückzugeben, nicht nur in seiner Komfortzone zu bleiben und einen Teil in neue, riskante Ideen zu investieren.

Was heißt das genau? Du musst deinen Kern nicht zerstören, aber du solltest dich immer wieder herausfordern und neue Grenzen ausloten. Deswegen investiere ich zum Beispiel in Biotech-Bereiche, die ich nicht komplett verstehe. Aber diese klugen Köpfe würden sonst

kein Geld bekommen. „With great power comes great responsibility“, wie Spider-Man sagte.

Das ist das Gegenteil von Warren Buffett, der sagt, man soll nur in etwas investieren, das man versteht. Ich glaube, Buffett ist ein Genie im Compounding, und ich respektiere ihn sehr. Aber er sagt auch, dass Bitcoin Rattengift sei. Ich finde, dass man auch außerhalb seiner Komfortzone investieren muss. Gerade dort entstehen die größeren Mehrwerte.

Wie gehen Sie da methodisch vor, wie identifizieren Sie diese Investmentmöglichkeiten? Ich habe den „Baukasten der Zukunft“ definiert. Das sind die Schachfiguren, die wir haben: Künstliche Intel-

10XDNA-DISRUPTIVE TECHNOLOGIES

30 20 10 1.9.21

19.9.24

Quelle: baha

ligenz, Robotics, Blockchain, 3D-Druck, und so weiter. Technologien, die über Jahrzehnte entwickelt wurden und jetzt so günstig und einfach einsetzbar sind, dass man damit großartige Dinge bauen kann. Dann schaue ich, wie man mit diesen neuen Schachfiguren die großen Probleme der Menschheit lösen kann, und dort investiere ich.

Zum Beispiel? Wir haben nicht genug Energie, wir wissen nicht, wie wir die Energie von A nach B bekommen. Wir haben das Problem Gesundheit, das Problem Ernährung. Wenn man diese Tech-

nologien kombiniert, findet man Lösungen. Das ist mein Nordstern: kluge Köpfe, die den Baukasten der Zukunft nutzen, um deutlich bessere Lösungen zu finden.

Unverkennbar ist Elon Musk für Sie so ein Kopf. Wieso? Ich weiß, dass er politisch polarisiert und viele Menschen ihn nicht mögen. Aber ich versuche immer zu trennen und zu schauen: Wer ist der beste Kopf für ein bestimmtes Thema? Wenn ich jemanden suche, der vor vielen Menschen eine emotionale Rede hält und sie mitreißt, dann wäre das Barack Obama für mich. Aber wenn es um die Frage geht, wer derzeit die beste Technologie entwickelt, dann ist es Elon Musk! Er ist der klügste Kopf, den wir aktuell haben – und wahrscheinlich der klügste in der Geschichte.

Wie ist er als Mensch, kann man mit ihm normal reden? Elon ist sehr normal. Er ist immer sehr sachlich, auch wenn es um ernste Themen geht. Er ist kein extremes Alphatier in solchen Gesprächen, sondern will einfach die Themen verstehen und Lösungen finden. Andere Macher haben hier deutlich mehr Ego.

Was können Sie als Unternehmer von ihm lernen? Wir denken oft in unseren Boxen und sagen: „So haben wir das immer gemacht.“ Er geht hin und fragt: „Was ist eigentlich die Grundlage? Was ist die Physik, die Chemie, die benötigte Energie?“ Nehmen wir die Batterieproduktion: Man hat sie über Jahrzehnte hinweg auf eine bestimmte Art und Weise gemacht. Er hat gefragt: „Was ist eigentlich eine Batterie?“, und hat den gesamten Prozess von Grund auf neu durchdacht.

Er bricht die Regeln. Ja, genau. Er ist ein „rule breaker“. Und das ist das, was ich auch versuche, den Leuten zu vermitteln: „First principle thinking“ – Dinge von ihren Grundprinzipien her zu betrachten und neu zu denken.

Bringt das als Unternehmer den Erfolg? Es gibt natürlich auch herausragende Unternehmer, die bestehende Geschäftsmodelle optimieren, und das reicht, um sehr erfolgreich zu sein. Aber wenn man das Smartphone revolutionieren will, Krebs heilen will oder einen Chip im menschlichen Gehirn installieren möchte, dann braucht man dieses „First principle thinking“. Wir brauchen dringend diese Grundlagentechnologien, die unser Leben bestimmen – sei es das Smartphone, der Musik-Streaming-Dienst oder das Auto, das wir fahren. Bald wird alles nur noch amerikanisch oder chinesisch sein.

Wie kann Europa aufholen? Die Forschung ist gut. Wir haben hervorragende Universitäten in Europa. Aber uns fehlt diese Unternehmer-DNA, daraus wirklich große Unternehmen zu machen.

Und auch das Kapital. Viele heimische Start-ups träumen vom IPO oder Exit in den USA. Wir brauchen Kapitaltöpfe. Wenn ich 100 Millionen Euro für ein Unternehmen brauche, dann bekomme ich das in Deutschland nur sehr schwer. Mit unserem Start-up Investor Freigeist waren wir ein Seed-Investor bei Lilium Aviation. Aktuell sind da 19 Milliarden Euro investiert. Woher kommt das Geld? Viel aus China, viel aus den USA.

Apropos Geld. Freunde und Familie haben in die Produkte Ihrer Fondsboutique investiert. Gibt es da aufgrund der schwachen Performance Knatsch auf den Geburtstagsfeiern? Nein, ich habe weder meiner Familie noch anderen erzählt, dass dies das stabilste Anlageprodukt aller Zeiten ist. Die absolut betrachtet negative Performance liegt an der Zinswende, die kurz nach der Fondsauflage einsetzte, an einer hohen Inflation und geopolitischen Unsicherheiten, die zu heftigen Kurskorrekturen führten. Wir investieren in kleinere und mittlere Unternehmen im Tech-Bereich, die auf Finanzierung angewiesen sind, und die wurden beson-

AUFHOLBEDARF Europa habe gute Wissenschaftler, eine Top-Forschung. Nur fehle es an den Kapitaltöpfen, um daraus globale Unternehmen zu machen. Seine Start-up-Investments sieht Thelen auch ein bisschen als Spende für den deutschen Standort.

ders hart getroffen. Aber ja, wir hatten einen schwierigen Start und haben Fehler gemacht, unseren Ansatz über die Jahre weiterentwickelt. Seitdem Zinssenkungen erwartet werden und wir unsere „lessons learnt“ implementiert haben, läuft unsere Strategie bisher deutlich besser.

»Das Auto wird zu einem Smartphone auf Rädern.«

Big Tech lief gut. Die Nasdaq ist gut gelaufen. Mit welchem Index wollen Sie sich messen? Wir haben keine Benchmark, sind völlig frei in unseren Investmententscheidungen und haben aus diesem Grund so gut wie keine Überschneidung mit gängigen breiten Indizes. Die aktuelle Börsenphase wird von wenigen großen Unternehmen wie Nvidia, Microsoft und Meta getrieben, die die Indizes nach oben ziehen. Wenn man die rausnimmt, schaut die Nasdaq auch nicht mehr so toll aus. Wir haben eine auf Innovation und attraktive Bewertungen ausgerichtete, sektorübergreifende Fondsstrategie, die Zeit braucht, weil der Kapitalmarkt im Bereich der Nebenwerte kurzfristig nicht effizient ist. Ich glaube, dass sie langfristig sehr erfolgreich

sein wird. Wenn man sich das laufende Quartal ansieht, hat man Freude.

Marktbeobachter meinen, dass Sie zu stark auf Unternehmensstorys setzten und weniger auf Kennzahlen. War das ein Fehler? Ja, wir haben zu Beginn die Finanzkennzahlen nicht tief genug beachtet und waren zu langfristig orientiert. Im Bereich der Publikumsfonds werden kurzfristige Erfolge erwartet, das Kapitalmarktmomentum muss taktisch genutzt werden. Mittlerweile haben wir eine sehr hohe Finanzdisziplin. Wir haben uns dafür erfahrene Leute ins Team geholt. Wir bringen die Perspektive der jungen Tech-Investoren mit der Erfahrung des „alten weisen Mannes“ zusammen, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel 33 Prozent Performance

erzielt, was schon gut ist, aber da wäre noch mehr gegangen.

Ihre Fonds investieren auch in große Titel wie Tesla oder den chinesischen E-Autobauer BYD. Wir haben gehört, Sie hätten eine Wette laufen, dass Volkswagen das nicht überleben wird. Ja, das glaube ich.

Steht es so schlecht um die deutsche Autoindustrie und indirekt um die vielen österreichischen Zulieferer? Ja, leider. Das Problem ist ähnlich wie in der Fotowelt damals, als Kodak und Fuji den Übergang zur Digitalfotografie nicht geschafft haben. Wir haben hier nicht nur das Thema Verbrennungsmotor zu Elektroantrieb, sondern das Auto wird zu einem Smartphone auf Rädern. Jeder, der einmal ein deutsches Entertainmentsystem in einem Auto bedient hat, weiß,

Nachhaltige Veranlagung

Innovatives Kundenservice

Höchste Sicherheit

dass da nicht die Kompetenz liegt. Wir haben leider wenig Softwarekompetenz! Wenn das selbstfahrende Auto kommt, dann ist es endgültig vorbei. Tesla zum Beispiel ist für mich das beste KI-Unternehmen der Welt, weil es die meisten proprietären Daten hat, die Cashflow generieren. Viele verstehen das nicht, aber das ist ein riesiges Business.

Wieso ist Tesla das beste KI-Unternehmen?

Weil Tesla die meisten proprietären Daten der Welt hat, die für selbstfahrende Autos genutzt werden können. Selbstfahrende Autos und Lkws sind ein viel größeres Geschäft als KI-Module für Office-Software, die Microsoft verkauft. Das größte und beste KI-Trainingszentrum der Welt hat Tesla. Sie haben auch eigene Chips, die mit Nvidia konkurrieren können. Das ist eine enorme Macht, die Tesla aufbaut, und das sehen bisher viele klassische Investoren und Analysten nicht. Deswegen glaube ich, dass Tesla eines der wertvollsten, wenn nicht das wertvollste Technologieunternehmen der Welt wird.

Da fällt uns sofort das „Terminator“-Szenario ein. Haben Sie denn keine Angst, dass Roboter kommen und Menschen ersetzen oder noch Schlimmeres tun? Natürlich macht das Angst! Aber wir müssen uns als Europa stark aufstellen, um in diesem technologischen Wettrennen bestehen zu können. Und wir müssen sicherstellen, dass diese Technologien ethisch eingesetzt werden. Elon Musk hat, wie ich das sehe, einen guten ethischen Kompass, obwohl das viele anders sehen.

Wie muss der ethische Kompass eines Unternehmers beschaffen sein? Er muss für die Menschheit und nicht nur für den Profit arbeiten. Er muss Profit machen, damit das Ganze funktioniert, aber er sollte auch Verantwortung übernehmen.

Als ethischen Rahmen haben wir in Europa etwa die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die USA oder China haben das

VORBILD Auch wenn viele die Person Elon Musk für durchgeknallt halten. Thelen hält ihn als Unternehmer für genial.

nicht. Jetzt könnte man sagen, Pech gehabt, ist euer Problem, wenn euch Ethik wichtig ist. Wenn man sich die DSGVO in Europa anschaut, ist das oft absurd. Wir schützen die Daten, aber in Wirklichkeit gehen die Nutzer trotzdem zu Amazon oder Apple, und diese Unternehmen bekommen dann die Daten. Kleinere Firmen hingegen haben keinen Zugang dazu und verlieren. Meiner Meinung nach brauchen wir ein anderes Datenschutzkonzept, bei dem Daten grundsätzlich offen sind und der Nutzer sie individuell für Anbieter freischalten oder sperren kann. So könnten kleinere Unternehmen profitieren, während die großen kontrolliert werden. Fakt ist aber, dass wir die Industrien verlieren. Wir stellen keine Chips her, haben keine Cloud, keine KI-Trainingszentren. Das ist das eigentliche Problem.

Was ist Ihrer Meinung nach die entscheidende Technologie für den Standortwettbewerb? Jetzt geht es um den Wettlauf um die virtuellen Gehirne – die KI-Modelle, die in den nächsten zwei bis drei Jahren entscheidend sein werden. Große Hyperscaler investieren jährlich Milliarden in den Aufbau von Rechenzentren, um diese KI-

Modelle zu entwickeln. Aber in Europa haben wir kein einziges relevantes Rechenzentrum. Das ist ein riesiges Problem.

Sind wir da zu kleinteilig, zu sehr im lokalen oder nationalen Denken. Müsste es ein EUProjekt geben, um das Ganze zu fördern? Wir brauchen jemanden wie Elon Musk, der sagt: „Ich mache das jetzt.“

Gibt es denn niemanden in Europa, der ein Elon Musk sein könnte? Daniel Wiegand von Lilium Aviation hat schon Potenzial. Mate Rimac aus Kroatien vielleicht auch. Nachhaltiges Fliegen wird einer der größten Märkte der Welt, aber das verstehen die Deutschen oder Österreicher bisher noch nicht.

Sie sind als Investor in der TV-Show „Höhle der Löwen“ aktiv. Was muss man als Gründer mitbringen? Dort erwarte ich vor allem Produkte für Endkunden – Dinge, die man schnell verstehen kann, wie einen Drink mit weniger Zucker oder eine leckere Pizza. Es muss schnell greifbar sein, da wir keine Zeit für eine detaillierte Prüfung haben. Für komplexere Technologieprojekte braucht es andere Plattformen.

Während Sie mit den Fonds in den USA, Cayman Islands, Großbritannien oder China investieren, fließt das Venture Capital von Freigeist in deutsche oder europäische Start-ups. Wieso? Das ist auch ein bisschen eine Spende, weil ich möchte, dass Europa nicht untergeht. Beim Fonds investiere ich egoistisch in Unternehmen, die den höchsten Return bringen, und die finde ich leider nicht in Deutschland.

Glauben Sie nicht, dass die technische Entwicklung der Menschheit auch zum Verhängnis werden könnte? Nicht unbedingt. Wir könnten auch einfach friedlich leben, aber wir müssen als Menschheit sicherstellen, dass wir verantwortungsvoll mit unseren technologischen Möglichkeiten umgehen. Das ist eine große Herausforderung. —

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EUROPÄISCHES KAPITAL MUSS

AUCH IN EUROPA BLEIBEN

Nur wenn wir neue Ideen fördern, technologieoffen bleiben und die Innovationskraft, die wir in Europa haben, auch in Europa halten, werden wir im globalen Wettbewerb der besten Ideen und klügsten Köpfe nicht abgehängt werden.

DIE GRÜNE TRANSFORMATION unserer Wirtschaft ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre und wird entscheidend für den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit und unseres Wohlstands am Standort Europa sein. Denn wenn uns dieser ökologische Wandel nicht gelingt, laufen wir Gefahr, den Anschluss gegenüber anderen Regionen der Welt zu verlieren. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Konkurrenz nicht in Baden-Württemberg, Thurgau oder Vaduz sitzt, sondern vielmehr in den USA, China oder Indien. Was müssen wir also tun, um die grüne Transformation voranzutreiben? Ein entscheidender Punkt wird die Finanzierung sein – wir werden immense finanzielle Mittel aufbringen müssen, um den ökologischen Wandel unserer Wirtschaft bewerkstelligen zu können. Einerseits von staatlicher Seite, aber andererseits, und das wird in der Diskussion immer wieder gerne vergessen, auch von privaten Investoren.

Als Staaten müssen wir nach Jahren der Krisen wieder zu einer nachhaltigen Budget- und Fiskalpolitik zurückkehren. Wir müssen unsere nationalen Budgets sanieren und uns wieder zu mehr fiskalischer Disziplin bringen und das Anspruchsdenken, das vor dem Hintergrund der letzten Jahren Einzug gehalten hat, zurückfahren. Die Zeiten des Vollkaskostaats sind vorbei – sie müssen vorbei sein! Das ist eine notwendige Voraussetzung, damit wir finanzielle Polster für künftige Krisen schaffen können.

Zusätzlich dazu müssen wir dafür sorgen, mehr privates Kapital zu mobilisieren. Damit das gelingt, werden wir unsere Kapitalmärkte stärken und die Schaffung einer Kapitalmarktunion auf EU-Ebene vorantreiben müssen. Denn eine solche Stärkung unserer Finanzplätze würde die entscheidenden Wei-

»Wir Europäer fördern derzeit Innovationen und Jobs in den USA.«

Magnus Brunner Finanzminister Republik Österreich

Der gebürtige Vorarlberger (52) ist seit kurzem designierter EU-Kommissar für Migration und Grenzschutz in der neuen Kommission unter Ursula von der Leyen. Seit Dezember 2021 ist er Bundesminister für Finanzen der Republik Österreich.

chen stellen und die notwendigen Mittel freisetzen. Außerdem müssen wir dafür sorgen, unser europäisches Kapital auch in Europa zu halten. Der Bericht von Enrico Letta zum europäischen Binnenmarkt zeigt, dass jährlich rund 300 Milliarden Euro aus Europa vor allem in den US-amerikanischen Kapitalmarkt abfließen. Das bedeutet, dass die Ersparnisse der Europäerinnen und Europäer letztlich Innovationen und Jobs im Ausland fördern. Das kann nicht das Ziel sein. Unser Kapital muss auch unserem Standort zugutekommen, und ich bin überzeugt, dass eine starke Kapitalmarktunion der Schlüssel ist, um genau das zu erreichen.

Aber die grüne Transformation ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern wird auch ganz entscheidend von neuen Technologien und Innovationen abhängen. Wie wichtig es ist, die Innovationskraft am Standort Europa zu stärken, hat zuletzt Mario Draghi in seinem Bericht zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit betont – diesen Befund teile ich.

Die grüne Transformation ist also eine gewaltige Herausforderung, aber auch eine historische Chance. Diese Chance gilt es zu nutzen, denn sonst werden wir in Europa mit unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserem Wohlstand dafür bezahlen. Eine funktionierende Wirtschaft und erfolgreiche Klimapolitik müssen dabei Hand in Hand gehen und dürfen einander nicht ausschließen. Genau deshalb müssen wir auch bei der grünen Transformation unserer Wirtschaft mit Hausverstand vorgehen und dürfen nicht den Fehler machen, das eine gegen das andere einzutauschen. Denn es geht um nichts weniger als unsere Zukunft: ein wettbewerbsfähiges, finanziell gesundes, ökologisches und vor allem lebenswertes Europa von morgen!

Kommentar

EU-KAPITALMÄRKTE WERDEN ATTRAKTIVER EIN KAPITALMARKT FÜR ALLE

DAS EU-LISTING ACT PACKAGE umfasst mehrere Legislativvorschläge, die unter anderem auch Änderungen der Prospekt-VO mit dem Ziel, den Zugang zu Kapitalmärkten in der EU attraktiver zu gestalten, beinhalten. Eine Säule der geänderten Prospekt-VO betrifft die Standardisierung unterschiedlicher Prospektformate: Unter anderem sollen Prospekte für Dividendenwerte künftig auf 300 Seiten A4-Papier begrenzt werden. Ausgenommen davon sind die Zusammenfassung, Dokumente, die per Verweis aufgenommen werden, und Sachverhalte mit einer „komplexen finanztechnischen Vergangenheit“. Zudem sind technische Änderungen vorgesehen, wie beispielsweise eine Verkürzung der Mindestangebotsfrist oder die Abschaffung der Priorisierung von Risikofaktoren innerhalb von Kategorien. Bezüglich der ESG-Offenlegung sollen Emittenten von Dividendenwerten, die nichtfinanzielle Informationen veröffentlichen, in der Prospektzusammenfassung erklären, ob ihre Tätigkeiten gemäß der EU-Taxonomieverordnung als ökologisch nachhaltig eingestuft werden. Der Vorschlag enthält auch neue Befreiungen von der Prospektpflicht: Öffentliche Angebote sollen erst ab einem Gesamtgegenwert von zwölf Millionen Euro eine Prospektpflicht nach sich ziehen. Zudem sollen Emittenten bei einer Sekundäremission keinen Prospekt veröffentlichen müssen, sofern die neu ausgegebenen Wertpapiere weniger als 30 Prozent der bereits zum Handel auf demselben Markt zugelassenen Wertpapiere über einen Zwölfmonatszeitraum ausmachen. Bisher galt diese Ausnahme nur für die Zulassung von Wertpapieren zum Handel, und die Schwelle lag bei 20 Prozent. Künftig soll der neue Schwellenwert sowohl für das öffentliche Angebot als auch für die Zulassung zum Handel gelten.

»Prospektpflicht erst ab zwölf Millionen Euro.«

Vita

Stephan Pachinger Partner Freshfields

Der Kapitalmarktrechtler berät mit Begeisterung börsennotierte

Unternehmen in Österreich und Deutschland und leitet das Fintech-Team in Wien.

DAS ÖSTERREICHISCHE Pensionssystem, das auf dem Umlageverfahren basiert, gerät durch den demografischen Wandel zunehmend unter Druck. Immer weniger Erwerbstätige müssen für eine wachsende Zahl von Pensionisten aufkommen. Die Folge: Entweder müssen die Beiträge der arbeitenden Bevölkerung drastisch steigen, oder die Pensionsleistungen sinken. Um diese unattraktiven Szenarien zu vermeiden, braucht es innovative Ansätze, die das System zukunftssicher machen. Eine Lösung könnte darin liegen, die Pensionsbeiträge stärker am Kapitalmarkt zu investieren. Anstatt die Beiträge sofort vollständig für laufende Pensionszahlungen aufzubrauchen, sollten Teile davon in die Realwirtschaft fließen. Investitionen in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Infrastrukturprojekte bieten langfristig die Möglichkeit, Renditen zu erwirtschaften, die das Pensionssystem entlasten. Die Gegner solcher Vorschläge warnen davor, dass Investitionen am Kapitalmarkt nichts anderes als Spekulation seien. Sie behaupten, das Risiko eines Totalverlusts sei hoch und Kapitalmarktanlagen seien unberechenbar. Doch dieses Argument übersieht, dass der Kapitalmarkt weit mehr ist als ein Spekulationsinstrument. Vielmehr ist er das Rückgrat der Realwirtschaft, da Unternehmen, Staaten und Infrastrukturprojekte sich durch Aktien und Anleihen finanzieren, um nachhaltiges Wachstum zu fördern. Es ist zudem paradox, dass dieselben Kritiker oft anführen, die Reichen würden durch den Kapitalmarkt immer reicher, während die weniger wohlhabenden Menschen außen vor blieben. Diese Logik wirft die Frage auf: Wenn der Kapitalmarkt tatsächlich nur riskant ist, wie können dann die Reichen davon so stark profitieren? Es gibt keinen „gefährlichen“ Kapitalmarkt nur für Arme und einen „sicheren“ für Reiche.

»Es braucht innovative Ansätze für ein zukunftssicheres Pensionssystem.«

Vita

Jochen Dickinger Aufsichtsrat Athos Immobilien AG

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehört der Börse, Twitter und Griechenland.

DIE ZEIT IST REIF FÜR NEUE (LOHN)FORMELN!

Österreich ist ein Land mit Tradition. Das ist gut für die Kultur und den Tourismus, doch in der Wirtschaft können althergebrachte Konzepte rasch überholt sein.

DIE BERECHNUNGSFORMEL für die jährlichen Lohnverhandlungen in Österreich gehört reformiert. In den vielen Jahren geringer Preisschwankungen war die durchschnittliche Teuerung der vergangenen zwölf Monate als Ausgangsbasis für künftige Lohnabschlüsse nicht von großem Einfluss. Der Aufschlag auf die Inflationsrate mit einem gewissen Anteil am Produktivitätsfortschritt war unumstritten. Doch mit der Explosion der Inflationsraten und deren markantem Rückgang in den letzten drei Jahren hat sich diese Berechnungsgrundlage als wenig taugliches Mittel herausgestellt. Warum? Weil die stark verzögerte Lohnformel zuerst deutliche Reallohnverluste und danach extrem hohe Kostenbelastung für Unternehmen gebracht hat. Ich habe daher im September 2023 einen Vorschlag in die Diskussion um das Lohnverhandlungsprozedere eingebracht, der für beide Verhandlungsseiten Vorteile bringen würde.

Zwar wird in diesem Herbst die vielbeachtete Metaller-Lohnverhandlung ausfallen, weil sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter bei unter fünf Prozent Teuerungsrate auf einen zweijährigen Abschluss geeinigt haben, doch auch dieser birgt ernstzunehmende Gefahren. In diesem ist nämlich festgehalten, dass die rollierende durchschnittliche Inflationsrate von Oktober 2023 bis September 2024 plus einem Aufschlag von 0,5 Prozentpunkten als IstLohnerhöhung ab 2025 gilt. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn dem fetten Lohnanstieg 2024 von 8,5 Prozent standen im zweiten Rezessionsjahr der Industrie stagnierende bis leicht fallende Produktpreise gegenüber. Die Inflation 2024 wird mit rund 3,5 Prozent im Jahresmittel eine Rekord-Reallohnsteigerung von knapp fünf Prozentpunkten bringen. Die rollierende Inflation von 10/23 bis 9/24 wird wahrscheinlich bei 4,0 Prozent liegen. Mit dem Auf-

»Das neue LohnAnpassungskonzept hätte sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber Vorteile.«

Peter Brezinschek

„Börsianer“

Der renommierte Kapitalmarktexperte (66), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungs- und Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld- und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

schlag wären dies 4,5 Prozent Lohnerhöhung für 2025: bei einer Inflationsschätzung von rund 2,5 Prozent wieder ein Reallohnanstieg, der weder in der Produktivität noch in den Produktpreisen seinen Niederschlag finden kann. Die schrumpfende Ertragskraft der Unternehmen wird weitere Investitionskürzungen zur Folge haben und den Verlust von Arbeitsplätzen.

Viel vernünftiger wäre es daher, die Berechnungsformel mehr zukunftsorientiert zu konzipieren. Mein Vorschlag lautet: 50 Prozent die rollierende Inflationsrate der letzten sechs Monate und 50 Prozent die Inflationsprognose für das kommende Jahr. Der Durchschnitt beider Komponenten sollte als Basis für Lohnverhandlungen dienen, ein eventuell vorhandenes Produktivitätswachstum als zusätzliche Verhandlungsmasse. Nach dem alten Modell werden auch in anderen Branchen die Kosten 2025 hoch gehalten und damit vor allem die Dienstleistungspreisspirale verlängert.

Das neue Lohn-Anpassungskonzept hätte sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber Vorteile. Die Arbeitnehmer kommen viel früher in den Genuss deutlicher Lohnsteigerungen bei zunehmender Inflation, der Reallohnverlust könnte zumindest deutlich reduziert werden. Die Unternehmer haben aber in dieser guten Konjunkturphase steigender Preise noch Preisüberwälzungsspielraum. In der Phase abnehmender Inflationsraten sind die Lohnanstiege zwar geringer, aber von einem höheren Niveau ausgehend. Die niedrigeren Lohnverteuerungen bedeuten für Unternehmen geringere Kostensteigerungen in schlechter werdenden Absatzzeiten oder in der Rezession. WKÖ und Gewerkschaftsbund wären daher gut beraten, für die nächste Lohnrunde ab Herbst 2025 auch die Berechnungsbasis für ihre Verhandlungen wettbewerbsangepasster zu gestalten.

Marketingdokument.

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REZESSION. Zu viele Subventionen, zu hohe Arbeitskosten, so lautet der Tenor der Volkswirte. Auch deshalb wird 2024 die österreichische Wirtschaft zum zweiten Mal in Folge schrumpfen.

#WIRTSCHAFTSPOLITIK

Heilung für den Standort

Der Börsianer hat vier Top-Ökonomen nach Stärken und Schwächen des Standorts sowie einer Diagnose und Rezepten befragt.

Text: Irmgard Kischko

DDer Wirtschaftsstandort Österreich muss sich eigentlich nicht verstecken. Seit der Jahrtausendwende hat er hervorragend funktioniert: Die Investitionsquote als Anteil am Bruttoinlandsprodukt war hoch und lag deutlich über jener in Deutschland. Sowohl die öffentliche Hand als auch Unternehmen haben investiert. Die Industrie hat sich eine hervorragende Position in der Antriebstechnologie erarbeitet. „Bis 2022 hat Österreichs Industrie wichtige Wettbewerber wie etwa Deutschland hinter sich gelassen“, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Doch vor etwas mehr als zwei Jahren hat die für lange Zeit gute Stimmung umgeschlagen.

Was ist passiert?

Da kommt eine klare und übereinstimmende Antwort der Experten: Die Inflation ist zu hoch. „Sie liegt nun schon den 27. Monat in Folge über dem Durchschnitt der EU-Länder“, sagt Arbeiterkammer-Ökonom Markus Marterbauer. Dies bewirkte massive Lohnsteigerungen. „Die Indexierung der Löhne an die Inflation hat die Kosten für die Betriebe in die Höhe getrieben“, erklärt IHS-Chef Holger Bonin. Diese Belastungen hätten durch Produktivitätssteigerungen aufgefangen werden müssen.

Ein weiterer Faktor für die verschlechterte Standortqualität seien die Energiekosten. „Österreich hängt viel zu lange an russischem Gas“, betont Bonin. Das sei teuer und sorge für große Verunsicherung, weil die Versorgung infrage stehe.

Zu diesen hausgemachten Themen kämen „strukturelle Verwerfungen im Hintergrund“, wie Felbermayr erklärt. Dazu zähle zum Beispiel der Arbeitsmarkt mit dem Fachkräftemangel. Marterbauer nennt in diesem Zusammen-

hang auch die große Abhängigkeit vieler Betriebe von der Baukonjunktur. „Österreich hat sehr viele Zulieferbetriebe in diesem Bereich“, betont er.

Das alles passiert in einem von Lieferengpässen, Konflikten und Kriegen gebeutelten internationalen Umfeld, was die Experten für die nahe Zukunft nicht optimistisch stimmt. Industriellenvereinigung-Ökonom Christian Helmenstein allerdings beobachtet die Erosion der heimischen Wettbewerbsfähigkeit schon seit vielen Jahren. Das Problem sei aber erst in den vergangenen beiden Jahren deutlich sichtbar geworden. „Es wird daher nicht eine, sondern zwei Legislaturperioden brauchen, bis die Wirtschaft wieder in Schwung kommt“, sagt Helmenstein.

+ Hervorragende Technologien

+ Geringes Ausfallrisiko bei der Stromversorgung

+ Patentweltmeister

- Viel Bürokratie

- Hohe Arbeitskosten

- Viele Subventionen

Weniger Bürokratie, mehr Innovation

Wir brauchen einen massiven Bürokratieabbau. Das würde viel Geld frei machen, das dann für produktivere Zwecke eingesetzt werden könne. Christian Helmensteins Vorschlag zum Bürokratieabbau lautet „Public First“. Das heißt konkret: Die öffentliche Hand soll jede neue Regelung zwei Jahre selbst ausprobieren, bevor sie für die Wirtschaft gilt. Die Konsequenz: Die regulatorischen Belastungen würden um 75 Prozent sinken. Dasselbe bei Förderungen.

Das frei gewordene Geld will Helmenstein investiert wissen. Etwa in den Breitbandausbau, Kindergärten und Straßen. Dass die öffentlichen Investitionen seit den Nullerjahren um die Hälfte gesunken sind, sei mit ein Grund für die derzeitige Lage. Um die Ausgaben etwa im Gesundheitsbereich zu senken, könnten Nonprofitorganisationen und freie Berufe manche Aufgaben womöglich kosteneffizienter übernehmen.

Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren würde der Transformation zu erneuerbaren Energien helfen. Die eingeschlagene ökosoziale Steuerreform sei richtig und müsse fortgeführt werden, so Helmenstein. „Steuerlich müssen Arbeit entlastet und klimaschädliche Energien stärker belastet werden. Allerdings: In der jetzigen Phase sind Steuererhöhungen wohl nicht so gut“, resümiert Helmenstein.

Schwung durch Qualifizierung

Die Höherqualifizierung der Beschäftigten ist entscheidend. „Wir leiden unter steigender Arbeitslosigkeit, haben aber auch 80.000 offene Stellen. Vielen Firmen fehlen Fachkräfte“, sagt Arbeiterkammer-Ökonom Marterbauer. Warum also nicht eine Agentur gründen, die Arbeitslose und vor allem auch Beschäftigte in Niedriglohnbranchen besser qualifiziert? Das würde den Strukturwandel beschleunigen und auch die Produktivität stärken. „Damit unterstützen wir gute Firmen, die gute Leute brauchen“, so Marterbauer. Fachkräfte würden insbesondere für neue, innovative Bereiche benötigt. Die Green Economy, die auch noch klarer eine industriepolitische Strategie werden müsse, benötigte Fachkräfte. Von 98 Mangelberufen sind laut Angabe des Klimaschutzministeriums (BMK) 23 klimarelevant.

Zudem brauche es „gezielte Investitionen der öffentlichen Hand“. Das hohe Budgetdefizit lasse keine großen Ausgabenerhöhungen zu. Aber in einzelnen Bereichen wie im Wohnbau muss der Staat sich stärker einbringen. „Wir haben zu wenige und zu teure Wohnungen. Das trägt viel zur schlechten Stimmung der Konsumenten bei“, sagt der Volkswirt der Arbeiterkammer. Mit gezielten staatlichen Investitionen sei die Sache in den Griff zu bekommen.

Unternehmen will Marterbauer mit einer „befristeten Ausweitung des Investitionsfreibetrags“ unterstützen. Mit all diesen Maßnahmen würde der Standort sowohl kurz- als auch längerfristig gestärkt werden. Marterbauer sieht die Lösung nicht in Mehrstunden der Arbeitnehmer, sondern in höherqualifizierten Jobs. Einen Bonus für Vollzeitarbeit hält er für nicht sinnvoll.

Markus Marterbauer

Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik der Arbeiterkammer (AK)

+ Öffentliche Infrastruktur

+ Hohe Qualität an Fachkräften

+ Industrieanteil von fast 20 Prozent

- Fehlende Industriestrategie

- Zu viele Niedriglohnjobs

- Fehlende Investitionssicherheit im Energieund Klimabereich

Gabriel Felbermayr Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo)

+ Hohe Qualität der Infrastruktur

+ Weltspitze in der Qualität der Fachkräfte

+ Sehr wenig Streikminuten

- Höchststeuerland

- Langwieriges Interagieren mit öffentlicher Hand

- Fehlende Strategie gegen Arbeitskräftemangel

Mehr Fachkräfte, mehr Wachstum Wir müssen mit Reformen am Arbeitsmarkt starten, um den Standort wieder fit zu machen. „Wenn ein Unternehmen in ein neues Werk investieren will und weiß, dass es dort sechs Staplerfahrer braucht, aber keine zu finden sind, wird es nicht in Österreich investieren“, beschreibt Felbermayr die Situation bildlich. Arbeit müsse sich wieder lohnen. Wie? Teilzeitkräfte zu mehr Arbeitsstunden motivieren, Ältere länger im Arbeitsprozess behalten, Migranten in den Arbeitsmarkt integrieren und eine – in der aktuellen Legislaturperiode bereits angedachte – Reform des Arbeitslosengeldes. Und eines ist klar: Eine kleine, exportorientierte Volkswirtschaft wie Österreich kann die Probleme nicht allein lösen. „Die neue Regierung muss das europäische Projekt wieder attraktiv machen“, sagt Felbermayr deutlich. Man müsse sich wieder massiver für die Stärkung des EU-Binnenmarkts und die Kapitalmarktunion bemühen. Österreich profitiere wie kaum ein anderes Land davon.

Schwierig umzusetzen, aber wichtig: eine Senkung der Steuerbelastung auf Arbeit. Da liegt Österreich fast an der Weltspitze. Eine solche Steuersenkung muss gegenfinanziert werden. Eine Vermögensteuer für Superreiche hake daran, dass die großen Vermögen vermutlich aus dem Land schneller verschwinden würden, als man zusehen könne. Möglich wäre eine stärkere Besteuerung von Grund und Boden. Anstatt der steuerlichen Gegenfinanzierung einer Arbeitskostenreduktion plädiert Felbermayr für Effizienzsteigerungen im Gesundheitssystem. „Dieselbe Leistung mit weniger Mitteln erbringen“, sollte das Motto lauten.

Möglich seien für Wifo-Direktor Felbermayr Steuern, die sich mit der Zeit selbst abschafften – wie eine CO2Steuer. Sobald die Transformation in grüne Energie gelungen sei, fehle dieser Steuer die Grundlage.

VON DER VISION ZUR REALITÄT: DER WEG ZUM ERSTEN GREEN BOND

2023 emittierte die Volksbank Wien AG (VBW) ihren ersten Green Bond im Rahmen eines gemeinsam mit der RBI erstellten Sustainability Bond Frameworks. Das Interview gibt einen Einblick in den Prozess und zeigt, warum es von Anfang an einen erfahrenen Partner braucht.

Katsiaryna Souvandjiev (RBI), Evamaria Hammerschmid (RBI), Christoph Pramhofer (VBW), Petra Wickert (VBW), Michaela Jakuta (RBI), Attila Farsky (RBI), Julia Staudinger (RBI).

Wie wurde das Green Bond Framework entwickelt und umgesetzt?

Christoph Pramhofer (VBW Capital Markets): Nachhaltigkeit und Regionalität sind seit mehr als 170 Jahren Teil unseres Geschäftsmodells und damit Teil unserer DNA. Die Kapitalmärkte sind ein wesentlicher Treiber für die umweltfreundliche Transformation unserer Wirtschaft. Als zentraler Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir daher im Jänner 2022 unser erstes Sustainability Bond Framework erstellt. Das Framework ermöglicht uns, grüne, soziale und nachhaltige Anleihen in Übereinstimmung mit den Green Bond und Social Bond Principles sowie mit den Sustainability Bond Guidelines der International Capital Market Association (ICMA), zu emittieren.

Für die Erstellung des hierfür erforderlichen Frameworks wollten wir auch auf externes Know-How zurückzugreifen. Die RBI hat uns als Advisor beim Erstellen des Frameworks und der Einholung einer Second Party Opinion unterstützt. Im März 2023 haben wir dann unseren ersten Green Bond in Form einer EUR 500 Mio. Senior Preferred-Anleihe begeben. Die Emission erzielte aufgrund der hohen Nachfrage einen Spread von MS+135 Basispunkten.

Evamaria Hammerschmid (RBI Sustainable Finance): Ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Erstellung eines Frameworks ist die Einholung einer Second Party Opinion

(SPO), einer externen Überprüfung des Frameworks. Als Green Bond Advisor haben wir die VBW bei der Einholung der SPO unterstützt.

Was ist das Besondere an Green Bonds und was raten Sie anderen Instituten, die nachhaltige Finanzierungen planen?

Vera Economou (RBI Sustainable Finance): Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Strategie der RBI. Sie wird von regulatorischen Anforderungen, aufsichtsrechtlichen Erwartungen und der wachsenden Nachfrage von Investoren, Kunden und der Gesellschaft vorangetrieben. Mit der Unterstützung unserer Kunden fördern wir auch den Wissenstransfer im Thema Nachhaltigkeit.

Katsiaryna Souvandjiev (RBI Sustainable Finance): Wir können Best Practices und Erfahrungen aus unseren eigenen Emissionen weitergeben. Außerdem lernen wir bei

diesen Projekten viel durch die Herausforderungen und die Fragen unserer Kunden, wodurch wir unser Fachwissen ständig verbessern können.

Petra Wickert (VBW Capital Markets):

Die Standards im Bereich Sustainable Finance entwickeln sich rasant weiter, so dass regelmäßige Aktualisierungen des Frameworks unerlässlich sind, um die Erwartungen des Marktes zu erfüllen. Darüber hinaus erfordert die Erfassung von zusätzlichen ESG-Daten Anpassungen in zentralen Prozessen der Bank. Wir waren mit der RBI als unseren Green Bond Advisor sehr zufrieden. Die vertrauensvolle und intensive Zusammenarbeit war auch ein wesentlicher Grund, warum wir uns bei der Aktualisierung des Frameworks zwischen 2023 und 2024 wieder für die RBI entschieden haben.

FACHKRÄFTE. Die Voestalpine AG, die zu den größten Arbeitgebern in Österreich gehören, bildet jedes Jahr 1.400 Lehrlinge an 40 Standorten aus und sorgt so für den eigenen Nachwuchs.

KONJUNKTURPROGNOSEN

Wettbewerb braucht das Land

Das erste Rezept der Wahl ist die Stärkung der Wettbewerbsbedingungen. „Da ist Österreich nicht gerade vorne dabei“, sagt Holger Bonin. Zwei Bereiche sind besonders wichtig: der Energie- und der Lebensmittelsektor. „Hier müsste die Wettbewerbsaufsicht verbessert werden.“ Auch die starke Regulierung – zum Beispiel bei den freien Berufen – ist letztlich wettbewerbsbehindernd.

Rezept Nummer zwei betrifft die Produktivität. Wenn mit der Inflation automatisch die Lohnkosten stiegen, müsse durch eine Erhöhung der Produktivität entgegengewirkt werden. Doch wie? Durch ein positives Umfeld für Innovationen, etwa durch steuerliche Vorteile für produktivitätsfördernde Investitionen, so Bonin. Das führe dann auch zu einer deutlichen Steigerung von Forschung und Entwicklung. Die von der Regierung angepeilte Forschungsquote sollte von drei auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts angehoben werden. Auch die Nutzung von KI könne produktivitätsfördernd sein – etwa im Pflegebereich, um die Dokumentation zu erleichtern. „Den Pflegekräften bleibt dann mehr Zeit für die Betreuung der Menschen“, erklärt Bonin. Den Kapitalmarkt will der IHSChef durch einen staatlichen Fonds, der Geld einsammelt, stärken. Die Investi-

Holger Bonin

Direktor Institut für Höhere Studien (IHS)

+ Gut qualifizierte Arbeitskräfte

+ Hidden Champions im Mittelstand

+ Hohe Lebensqualität

- Hohe Regulierung und zu wenig Wettbewerbsfähigkeit

- Hohe Abgabenquote vor allem auf den Faktor Arbeit

- Fehlende politische Zukunftsstrategie

1,20 0,10 0,80

tionen des Fonds am Kapitalmarkt würden das Pensionssystem unterstützen. Eine Idee, die zuletzt auch von Ex-Erste-Group-Boss Andreas Treichl und VIGChef Hartwig Löger auf Basis einer Studie des Thinktanks Eco Austria aufgenommen wurde (Seite 54). Auch wenn die wahlwerbenden Parteien mit Steuersenkung lockten, gebe es hier laut Bonin kaum Spielraum. „Jede Entlastung muss gegenfinanziert werden.“ Eine Vermögensteuer hält er nur dann für sinnvoll, wenn sie dort ansetzt, wo es keine Ausweichmöglichkeiten gibt, also bei Grund und Boden. „Das ist aber äußerst unpopulär“, sagt Bonin, der weniger an die Umsetzung glaubt.

% Meine Rendite

Um nicht weiter ins Hintertreffen zu kommen, sind in Österreich Reformen dringend nötig. Ideen liegen auf dem Tisch.

RESILIENZ. „Die Unternehmen kämpfen im Land und in der EU mit Rahmenbedingungen. Der Standort ist so gut, wie es die Rahmenbedingungen zulassen. Wir haben die Möglichkeit, Dinge anders zu gestalten“, sagt Sommer-Hemetsberger.

Standort-Diskussion beim Börsianer Salon

„ZU TEUER, ZU HOHE STEUERN, zu kapitalmarktfeindlich“: In der Beschreibung der Probleme des Standorts Österreich waren sich Podium und Gäste beim Börsianer Salon zum Thema „Standort in Schieflage“ am 17. September 2024 in Wien rasch einig. Dieser Mix würde Unternehmen dazu bewegen, lieber im Ausland als im Inland zu investieren. Doch was tun? „Wir müssen Unternehmen resilienter machen. Das fordern alle politischen Parteien. Dafür braucht man Eigenkapital für Forschung und Investitionen. Ich kann aber nicht fordern, Unternehmen sollen Eigenkapital aufbauen, und auf der anderen Seite sagen, die, die Aktien kaufen, sind böse Spekulanten, das geht nicht zusammen“, sagt Angelika Sommer-Hemetsberger, Vor-

ständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG. Dieter Aigner, Geschäftsführer der RCM, sagt: „Wenn man die Transformation schaffen möchte, muss man Energiewirtschaft neu denken. Das heißt aber, dass das eine disruptive Entwicklung auf die Geschäftsmodelle zur Folge hat. Und die Staatsfinanzierung muss auf neue Beine gestellt werden: Derzeit wird die Staatsschuld einfach gerollt. Ein Bond läuft aus, wir begeben den nächsten. Wir sollten Anleihen für bestimmte Projekte begeben. Das geht mit einem Green Bond, aber genauso mit einem Infrastrukturbond oder auch einem Social Bond, mit dem man etwa das Gesundheitswesen unterstützt.

Österreich sollte mehr über Tellerrand blicken, wie in anderen Ländern Proble-

me angegangen werden, und sich ein Best-of zusammenstellen, sagt Carmen Redmann-Wippel, Anwältin für Banken und Finanzrecht bei Taylor Wessing. Es gibt etwa eine zu massive Regulierung im Bereich des Arbeitsrechts. „Wir brauchen hier mehr Flexibilität. Da könnten wir uns was von den Niederlanden abschauen. Der Knowledge Migrant Act ermöglicht es, einfach qualifizierte Arbeitskräfte nachzuholen“, sagt sie.

Einen positiven Aspekt brachte Risikokapitalgeberin Laura Raggl, Managing Partner ROI Ventures, ein. „Österreich hat eine eigene Rechtsform für Start-ups geschaffen. Das war ein ewig langes Thema. Wir müssen uns klar sein, dass wir nicht immer alle Interessen berücksichtigen können“, hob sie hervor.

Bauen in Zeiten des Klimawandels

Was bedeutet der Klimawandel für Bauprojekte? Der Klimawandel erfordert eine einschneidende Veränderung im Umgang mit Energie und Ressourcen. Wer ein Gebäude errichtet, muss dafür sorgen, dass möglichst wenig Energie benötigt wird. Nicht nur während der Bauphase, sondern auch im laufenden Betrieb. Vorab identifizierte Klimarisiken wie Hochwasser, Starkregen, Hitze und die zunehmende Häufigkeit von Unwettern werden berücksichtigt. Im Tiefbau erfordert der Klima-

wandel kontinuierliche Investitionen in die Infrastruktur, um Brücken, Straßen und Schienen an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Wie gut ist die PORR bei den eigenen Baustellen gegen Wetterkapriolen gerüstet? Die PORR hat ihre Baustellen bestmöglich gegen Unwetter abgesichert und mögliche Klimarisiken in der Baustellenvorbereitung berücksichtigt. Stillstände finden daher selten statt und wenn doch, kann der Betrieb schnell wieder aufgenommen werden. Die PORR bietet Antworten auf die häufigsten Fragen.

Welche Rolle hat die Bauindustrie? Die Rolle der Bauindustrie fängt bereits in der Planungsphase an. Mit ihrer Tochter pde Integrale Planung bietet die PORR beispielsweise Vulnerabilitätsbewertungen an. Daraus werde Maßnahmen abgeleitet, die in der Bauphase umgesetzt werden können. Dazu gehören etwa Dachbegrünungen, die auf Flachdächern den Schaden durch Starkregen reduzieren. Verschattungsmöglichkeiten und eine robuste Fassade durch vorgehängte Elemente können weitere Antworten bieten. Auch nachhaltige Energielösung zur Heizung und Kühlung von Gebäuden, wie etwa Geothermische Anlagen, gehören zum Repertoire. Darüber hinaus ist die Bauindustrie in den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks eingebunden. Das schließt die zeitgemäße Sanierung und Renovierung sowie den Abbruch und das effiziente Recycling der Baustoffe mit ein.

Welche Lösungen bieten Bauunternehmen bei Extremwetterereignissen? Gerade im Hochwasserschutz ist die PORR weltweit mit Projekten befasst – dazu gehören etwa Wellenbrecher und Hochwasserrückhaltebecken in Polen. In Österreich errichtet die PORR derzeit u. a. eine Hafentoranlage und ein Linienbauwerk für den Hochwasserschutz in Linz.

#ERFOLGSSTORY

Die Sanierung der Schweiz

EXPORTNATION. Wie sich die Schweiz als Hochlohnland aus der Krise innovierte, kann durchaus als Vorbild für Österreich gesehen werden.

Teurer Franken, hohe Löhne und von Deindustrialisierung keine Spur:

Das Erfolgsrezept der Eidgenossen kennt jeder Ökonomiestudent.

1992, das Jahr, in dem die EU in Maastricht den Anfang der Währungsunion feiert und voller Zuversicht einer Vervollständigung des Binnenmarktes entgegenblickt, geht in der Schweiz die Zukunftsangst um.

1990 publizieren der Basler Ökonomieprofessor Silvio Borner mit anderen das Buch „Schweiz AG: Vom Sonderfall zum Sanierungsfall?“. Der Inhalt ist eindeutig, das Fragezeichen nur ein optisches Element. Es soll die Landesregierung nicht schon bei der Lektüre des Titels vollends abschrecken.

Zeichen eines Abstiegs

Gerade eben ist die Sowjetunion zerfallen. Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) bröckelt. Große Handelsblöcke entstehen und schließen ohne die Schweiz bilaterale Abkommen. Die Eidgenossenschaft als eine der größten Profiteurinnen des globalen Freihandelssystems seit dem Zweiten Weltkrieg droht ins Abseits zu geraten.

Die wichtigsten Schweizer Wirtschaftsverbände und ihre politischen

Vertreter sehen nur noch einen Ausweg: Das Land muss sich der EU annähern. Doch im Dezember 1992 kommt der Schock: 50,3 Prozent der Stimmberechtigten folgen an der Urne der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Sie kämpfte allein auf weiter Flur gegen die Teilnahme der Schweiz am Europäischen Wirtschaftsraum – und gewinnt.

Die Schweiz wird wachgerüttelt Ein Ruck geht durch das Land. Bern sucht das Gespräch mit Brüssel. 1994 beginnen bilaterale Verhandlungen über verschiedene wichtige Erleichterungen in den Wirtschaftsbeziehungen. Unabhängig davon lanciert die Schweizer Regierung ein Wachstumsprogramm: Es werden zahlreiche interne Liberalisierungsmaßnahmen, eine markante Verschärfung des Kartellrechts, die Autonomisierung und Teilprivatisierung öffentlich-rechtlicher Betriebe und nicht zuletzt die Implementierung einer Schuldenbremse angestoßen. Die Strategie führt auch zu einer internationalen Öffnung und zum Abschluss vieler Freihandelsabkommen.

Zum Ende des Jahrzehnts, praktisch zeitgleich mit der Einführung des Euro Anfang 1999, überwindet die Schweiz ihre Wachstumsschwäche. Im Rückblick wird klar: Die Schweizer Wirtschaft ist seit der Jahrtausendwende real um 50 Prozent gewachsen – die Eurozone in der gleichen Zeit nur um 30 Prozent. Das Land ist attraktiv für viele EU-Bürger:

Die ständige Wohnbevölkerung hat binnen 25 Jahren um 1,8 Millionen auf fast neun Millionen Menschen zugenommen. Auch in der Pro-Kopf-Betrachtung wächst die Wirtschaftsleistung mit fast 25 Prozent deutlich stärker als im Euroraum. Das ist spektakulär. Immerhin ist das reale BIP pro Kopf in der Schweiz mit rund 92.000 US-Dollar fast doppelt so hoch wie jenes in Deutschland und noch auch deutlich über den 53.000 USDollar von Österreich.

Wie war die wirtschaftliche Erneuerung der Schweiz möglich? Der frühere EZB-Präsident Mario Draghi hat in seinem jüngsten Bericht zur ungenügenden Wettbewerbsfähigkeit Europas aufgelistet, was die EU in den vergangenen 25 Jahren versäumt hat. Darunter finden sich viele Maßnahmen, welche die Schweiz unter dem Eindruck des Schocks von 1992 umgesetzt hat. Der Hauptgrund ist die Verbesserung der Produktivität. Das Potenzial gut qualifizierter Zuwanderer geht nicht in ineffizienten Branchen und Strukturen verloren. Nicht nur die Pharmaindustrie, die

„Die Schweiz hat sich ganz klar

in Richtungentwickelt.“Hightech

SPEZIALISIERUNG. Die Schweizer Industrie hat ihre Nischen am Weltmarkt gefunden. Die Innovationsfinanzierung erfolgte durch die Privatwirtschaft.

naturgemäß weit überdurchschnittlich produktiv ist, sondern auch die klassische verarbeitende Industrie treibt die Entwicklung an. Die aktuelle Forschung zeigt, dass Schweizer Industriefirmen ihre Produktivität in den vergangenen 20 Jahren um ein Drittel stärker steigern konnten als die Dienstleistungsbranchen. So sind selbst kleinere Industriefirmen als Arbeitgeber auch in puncto Lohnniveau an die einst dominante Bankbranche herangekommen.

Privates Kapital als Turbo

Die auf Lagerlogistiksysteme spezialisierte Firma Utz in der mittelalterlichen Kleinstadt Bremgarten, nur 40 Fahrminuten vom nationalen Toplohnstandort Zürich entfernt, ist eines von unzähligen Beispielen: Die Firma produziert Lagerbehältnisse aus Kunststoff – ein nach ökonomischer Theorie aussichtsloses Unterfangen für ein Schweizer Exportunternehmen. Doch Utz floriert. Die Firma beschäftigt 1.350 Ange-

stellte in acht Fabriken auf drei Kontinenten. 250 arbeiten in der Schweiz. Pro Kopf erwirtschaften diese einen Umsatz, der ein Mehrfaches über dem Schweizer Medianjahreslohn von brutto 82.000 Franken liegt. Dieser Pro-Kopf-Umsatz steige seit Jahren kontinuierlich um etwa fünf Prozent pro Jahr, sagt Firmenchef Axel Ritzberger.

Das liegt einerseits an den hochmodernen vollautomatischen Spritzgussmaschinen, vor allem aber liegt es am Geschäftsmodell, das Utz Jahr für Jahr millionenschwere Investitionen erlaubt. Die Firma verkauft mit ihren Kunststoffbehältnissen längst nicht mehr nur austauschbare Güter, sondern Zuverlässigkeit, Präzision, Flexibilität und die ständige Bereitschaft, innovative Lösungen zu suchen – Eigenschaften, mit denen sich Utz zahlreiche globale Großkonzerne als treue Kunden sichern konnte.

Seit Ende 1990 haben die Schweizer Exporte der klassischen Industrie um fast 50 Prozent zugenommen –etwa gleich schnell, wie sich der Franken handelsgewichtet verteuert hat. Der Grund dafür ist eine bedingungslose Spezialisierung, die man zum Beispiel daran erkennen kann, dass die Schweiz

nur noch in etwa 40 Güterklassen einen komparativen Kostenvorteil gegenüber dem Rest der Welt aufweist. Vor 30 Jahren waren es noch etwa 80 Güterklassen. „Die Schweiz hat sich ganz klar in Richtung Hightech entwickelt“, sagt Wirtschaftsforscher Christian Rutzer von der Universität Basel. Zusammen mit Professor Rolf Weder hat er vor drei Jahren das Buch „De-Industrialisierung der Schweiz?“ geschrieben und die Frage mit einem klaren Nein beantwortet. Der Unterschied zur EU: Während Mario Draghi den Umbau der europäischen Wirtschaft mit öffentlichen Investitionen im Umfang von 800 Milliarden Euro pro Jahr anstoßen möchte, wurde die Sanierung der Schweiz fast vollumfänglich von der Privatwirtschaft finanziert.

% Meine Rendite

Gute Rahmenbedingungen wie ein liberales Arbeitsmarktgesetz, günstiges Kapital für Investitionen, gutes Personal oder offene Märkte sind das eine. Die Schweizer Unternehmen zogen aber den Kopf aus der Schlinge, weil sie aus der Komfortzone mussten und sich gezielt um zukunftsträchtige Kunden und Märkte bemühten.

Einfach mal einen

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Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.

#FINANZIERUNG

Zu wenige am Start

DER NÄCHSTE GANG. Die Startphase junger Unternehmen gelingt ganz gut über staatliche Impulse. Doch um auf Hochtouren zu kommen, braucht es Wege, um mehr Wachstumskapital aus dem privaten und institutionellen Sektor zu lukrieren.

Mehr Risikokapital für Start-ups und mehr Neugründungen könnten der heimischen Wirtschaft einen Impuls geben. Derzeit profitieren oft die internationalen Investoren.

EEigentlich ist Wirtschaftsminister Martin Kocher bereits am Ende seiner Amtszeit und kann sich bald auf den Chefposten in der Oesterreichischen Nationalbank vorbereiten. Für die Unternehmensgründerinnen und -gründer des Landes hatte er aber noch einen Abschiedsgruß: Beim diesjährigen Editor’s Dinner des Börsianer propagierte er einen Risikokapitalfonds für heimische Start-ups. Die Idee: Auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen oder Stiftungen sollen so in überschaubarem Ausmaß in innovative Unternehmen investieren. Die Idee ist nicht neu und folgt im Grunde dem dänischen Vorbild, wo verschiedene Venture-Capital-Fonds in Start-ups investieren. Eigentlich sei der Fonds Teil eines umfassenderen Förderungspakets für Start-ups gewesen, meint Kocher. Das Paket sei aber wegen Unstimmigkeiten zwischen den Koalitionspartnern in anderen Punkten nicht mehr zustande gekommen. Ein neuerlicher Anlauf bleibt nun einer künftigen Regierung überlassen.

Erwachsenes Ökosystem

Dass ein solches Risikokapitalvehikel wichtig wäre, bekräftigt Hannah Wundsam, Managing Director beim Verein Austrian Startups: „International funktionieren solche Fonds bereits sehr gut, um zusätzliches Kapital für Start-ups freizumachen. In Kanada etwa der Ontario Teachers Fund, der einen kleinen Prozentsatz in Risikokapital investiert.“ Zusätzlich profitiere dadurch die österreichische Bevölkerung vom Erfolg der Unternehmen, ist Wundsam überzeugt: „Wenn die Unternehmen eine gewisse Größe erreicht ha-

ben wie Bitpanda oder Go Student, sind es oft internationale Geldgeber, die bei einem Exit die Rendite haben. Das muss nicht so sein, wenn das Kapital aus Österreich kommt.“ Die Namen Bitpanda oder Go Student fallen oft, sind aber auch die einzigen heimischen Unicorns, also Startups, die es auf eine Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar gebracht haben. Und auch diese Bewertungen stammen aus einer Zeit, als das Geld der Venture-Capital-Investoren in die Tech-Unternehmen noch in Strömen geflossen ist und die Bewertungen hochschnellen ließ. Nach der Party folgte 2022 der Crash, seither erholt sich der Markt nur langsam wieder. Das Gewitter war aber auch klärend. „Das heimische Start-up-Ökosystem wird langsam erwachsen, die Bewer-

FINANZIERUNG

In der Frühphase greifen staatliche Anschubfinanzierungen wie jene des Austria Wirtschafts-Service (aws) und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Die Wirtschaftsagentur Wien gehört ebenfalls zu den großen Playern.

Das in Start-ups investierte Venture Capital betrug 2023 695 Millionen Euro. Die Finanzierungsrunden wurden dabei im Vergleich zu den beiden Vorjahren bedeutend kleiner. Der Durchschnittsdeal lag bei 4,35 Millionen Euro.

Die Gesamtsumme, die rein ausländisch besetzte Investorengruppen für Österreichs Start-ups mobilisieren, ist im Vergleich zu 2022 um 54 Prozent von 688 Millionen Euro auf 314 Millionen Euro gesunken. Ausländische Investoren sind primär bei großen Deals im Spiel. Sie kommen aus Deutschland (59), den USA (40) und der Schweiz (15).

tungen haben sich wieder eingependelt“, bilanziert die Start-up-Expertin.

Insel des Wachstums

Doch was hat nun die österreichische Wirtschaft davon, wenn es den Start-ups wieder besser geht? So einiges, rechnet der von Austrian Startups jährlich publizierte Austrian Startup Monitor (ASM) vor. Die rund 3.800 Unternehmen, die 2023 dem Bereich zugeordnet wurden, beschäftigen geschätzte 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daraus lässt sich hochrechnen, dass 2024 rund 10.000 neue Stellen dazukommen, obwohl die restliche Wirtschaft stagnierte. Der Umsatz wurde dabei mit 62 Prozent überwiegend im Heimatmarkt erwirtschaftet. Immerhin 18 Prozent der aktiven Startups haben die frühe Phase hinter sich und sind als „Scale-ups“ mit einem ausgereiften Produkt bereits auf einem stetigen Wachstumspfad. Dann wird auch ein möglicher Exit ein Thema, also der Verkauf des Unternehmens durch die Gründer und Investoren an einen der großen Player in der Branche, der sich in der Regel im Ausland befindet.

Je nachdem, welche Strategie dieser verfolgt, wirkt sich das auch auf die Wertschöpfung im Land aus. „Das kann in dem einen Fall dazu führen, dass der Standort und damit auch Arbeitsplätze verlegt werden, in anderen Fällen aber auch zu mehr Investments in den Standort und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze“, sagt Florian Haas, Start-up-Experte bei EY und Autor des Start-up Investment Barometer Österreich. Letztlich seien die Exits aber essenziell: „Ohne Exit-Chance werden Investorinnen nicht investieren, und in vielen Fällen reinvestieren die Gründer im Fall eines Exits wieder Teile des Erlöses in andere Start-ups.“ Doch Benefits gibt es auch vor dem Verkauf genug. Bereits im Jahr 2022 berechnete der Thinktank Eco Austria, welche Effekte es hätte, wenn es hierzulande relativ zu Bevölkerung so viele Startups wie in den Niederlanden geben würde. In diesem Szenario wächst das Brut-

toinlandsprodukt (BIP) ein zehn Jahren um 1,3 Prozent, in 20 Jahren um 2,7 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten wäre um 12.000 beziehungsweise um 26.000 höher als im Basisszenario. Das klingt nicht imposant, wäre aber gerade in Zeiten der Stagnation durchaus willkommen.

„Die Konzerne machen das nicht“

In solchen Zeithorizonten kann Daniela Buchmayr nicht planen. Als Mitgründerin und CEO des Biotech-Start-ups Sarcura muss sie bis Mai kommenden Jahres die nächste Finanzierungsrunde schaffen. 15 Millionen Euro an frischem Kapital braucht es, damit es mit der Entwicklung eines Computerchips für Zelltherapien für Krebserkankungen weitergehen kann. 25 Mitarbeiter hat das 2019 gegründete Unternehmen, 13 Millionen Euro an Risikokapital und Forschungsförderungen hat man bislang an Land gezogen. Ein marktfähiges Produkt ist frühestens 2027 zu erwarten, ein Exit also noch in weiter Ferne. Eines Tages mit den Taschen voller Geld auszusteigen war auch nie das Ziel, erklärt Buchmayr: „Uns war die Problematik wichtig. Die Zelltherapien sind eine komplett neue Medikamentenklasse und bieten völlig neue Heilungschancen bei Krebs.“

Die Motivation reichte aus, um nach 15 Jahren ihren sicheren Konzernjob aufzugeben und gemeinsam mit Kollegen die Selbstständigkeit zu wagen.

„Das, was wir machen, etwas ganz Neues zu entwickeln, wird in den Pharmakonzernen inhouse nicht vorangetrieben, sondern es wird das Bestehende verbessert“, sagt die studierte Biochemikerin mit langjähriger Sales-Erfahrung. Doch nicht nur das hat sich mit der Gründung an ihrer Arbeit verändert: „In der Konzernwelt geht viel Energie ins System, während bei einem kleinen Team 100 Prozent der Arbeit in die Sache gesteckt wird.“ Was für die Endvierzigerin gleich geblieben ist: „Workaholic war ich immer schon.“ Den Start-up-Standort Österreich sieht Buchmayr insgesamt positiv: „Es gibt noch nicht die zweite

»In

Österreich gäbe es viel investierbares Vermögen.«

Laura Raggl

»Mit Taschen voller Geld auszusteigen war auch nie das Ziel.«

Daniela Buchmayr

»International funktionieren solche Fonds bereits sehr gut.«

Hannah Wundsam

Generation von Gründern, die aus früheren Start-ups hervorgegangen sind wie in den USA, aber die DACH-Region hat im Tech-Bereich einen guten Ruf.“ Nicht zuletzt habe auch die hohe Lebensqualtiät dazu beigetragen, mit dem Unternehmen in Österreich zu bleiben.

Mehr Gründergeist

Am Anfang eines erfolgreichen Start-ups steht oft ein sogenannter Business-Angel, ein Investor, der nicht nur Risikokapital , sondern auch seiner Erfahrung und seinem Netzwerk ins Unternehmen einbringt. Laura Raggl ist hierzulande eine der wenigen Frauen in diesem Metier und hat 2022 die Angel-Gruppe ROI Ventures mitgegründet. Als Early-Stage-Investorin sieht sie ein altbekanntes Problem: „Wir sind das Land der Fördermittel, aber es fehlt an Wachstumskapital ab fünf Millionen Euro.“ Daher sei ein Dachfonds für Risikokapital zu befürworten: „Österreich ist ein wohlhabendes Land, es gäbe viel investierbares Vermögen. Ein solcher Fonds würde auf dieser Stärke aufbauen und Kapital mobilisieren“, sagt Raggl, die den Wirtschaftsminister als Mitglied des Startup-Rats berät. Was es aber vor allem brauche: „Mehr Menschen, die gründen! Es gibt einfach nicht sehr viele Start-ups, in die überhaupt investiert werden kann. Nur wenige junge Menschen planen einen Karriereweg als Gründer“, so ihr Befund. Daher sei nur etwa ein Viertel ihres Portfolios in österreichische Unternehmen investiert.

Es kann aber auch Vorteile haben, wenn man sich Zeit mit dem eigenen Unternehmen lässt, weiß Daniela Buchmayr: „Ohne meine Erfahrungen im Corporate-Bereich hätte ich das alles nicht geschafft.“

% Meine Rendite

Mehr Gründungen, mehr Wachstumskapital heißt mehr Wohlstand. Exits sind wichtig, um das Kapital in den Kreislauf zu bringen.

WANN IST EIN KONZERNABSCHLUSS AUFZUSTELLEN?

Um beurteilen zu können, ob ein Konzern einen Abschluss aufstellen muss, ist es wichtig, die Kriterien für die Konsolidierungspflicht zu kennen. Karl Stückler, Partner bei BDO, und Verena Nitschinger, Senior Managerin bei BDO, erklären die bilanzrechtlichen Gegebenheiten.

WIE IST EIN KONZERN DEFINIERT?

Anders als in Deutschland gibt es in Österreich viele Einzelregelungen, die den Konzernbegriff unterschiedlich definieren. Das AktG (§ 15) und das GmbHG (§ 115) enthalten eine gleichlautende Definition des gesellschaftsrechtlichen Konzernbegriffs. Hauptanwendungsfall ist der Unterordnungskonzern, d.h. die Konzerngesellschaften sind gesellschaftsrechtlich miteinander verbunden. Der Gleichordnungskonzern als Pendant setzt dies nicht voraus.

Der bilanzrechtliche Konzernbegriff, der maßgebend für die Rechnungslegung (UGB) ist, folgt dem Kontrollkonzept. Das UGB (§ 244) setzt damit, wie das Gesellschaftsrecht, ein gesellschaftsrechtliches Beherrschungsverhältnis der Gesellschaften voraus (Unterordnungskonzerne). Weitere konzernspezifische Vorschriften enthalten das ÜbG, BörseG, EKEG, BWG, ArbVG, KartG und PSG.

BEHERRSCHUNG IN DER RECHNUNGSLEGUNG (UGB) Ein Konzernabschluss ist immer dann aufzustellen, wenn ein Mutter-TochterVerhältnis vorliegt (§ 244): X Mutterunternehmen (MU): MU können nur Unternehmen mit der Rechtsform Kapitalgesellschaft oder kapitalistische Personengesellschaft sein, die ihren Sitz im Inland haben. Dies gilt auch für die Privatstiftung, die Genossenschaft und Kreditinstitute.

Verena Nitschinger Senior Managerin

+43 5 70 375 - 1418

verena.nitschinger@bdo.at

X Tochterunternehmen (TU): TU können nur Unternehmen sein, die von einem MU einheitlich geleitet oder beherrscht werden.

Der Tatbestand „einheitliche Leitung“ setzt ein aktives Handeln des MU voraus, d.h. das MU muss die einheitliche Leitung über das TU auch faktisch wahrnehmen. Dies kann z.B. erfolgen, indem es die Unternehmensziele des TU festlegt oder deren Grundsätze der Geschäftspolitik in wesentlichen Bereichen (z.B. Finanzierung, Produktion) festlegt. Hinweise auf einheitliche Leitung bieten vor allem personelle Verflechtungen zwischen mehreren Konzerngesellschaften.

Der Tatbestand „beherrschender Einfluss“ stellt auf die bloße Möglichkeit der Beherrschung ab, d.h., es wird kein aktives Handeln des MU vorausgesetzt. Ein beherrschender Einfluss ist nur dann zu verneinen, wenn der Ausübung rechtliche oder tatsächliche Gründe entgegenstehen. Vom Vorliegen der Beherrschung ist hingegen in folgenden Fällen auszugehen:

X Mehrheit der Stimmrechte der Gesellschafter:innen;

X Recht auf Besetzung und/oder Abberufung der Mehrheit der Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgane;

X Recht zur Ausübung eines beherrschenden Einflusses;

X Stimmrechtsbindungsverträge über die Besetzung und/oder Abberufung der Mehrheit der Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgane.

Liegt ein Mutter-Tochter-Verhältnis vor, ist grundsätzlich ein Konzernabschluss verpflichtend aufzustellen. Eine Nichtaufstellung ist nur dann geboten, wenn Einbeziehungsverbote oder -wahlrechte im UGB (§§ 245, 246, 249) bestehen.

+43

BDO.AT

ANHANGANGABEN ZUM KONZERN Abhängig von der Größe haben Unternehmen unterschiedlich umfangreiche Angaben betreffend ihrer Konzernzugehörigkeit im Anhang zu machen. Jede Kapitalgesellschaft und kapitalistische Personengesellschaft, mit Ausnahme der Kleinstkapitalgesellschaft, hat im Anhang des Jahresabschlusses jenes Mutterunternehmens anzugeben, das den Konzernabschluss für den kleinsten Kreis von Unternehmen aufstellt (§ 237 Abs. 1 Z 7 UGB). Darüber hinaus sind mittlere und große Kapitalgesellschaften dazu verpflichtet, auch jenes Unternehmen im Anhang zum Jahresabschluss anzugeben, das den Konzernabschluss für den größten Kreis von Unternehmen aufstellt (§ 238 Abs. 1 Z 7 UGB). In beiden Fällen läuft diese Angabepflicht allerdings ins Leere, wenn das beherrschende Mutterunternehmen zwar zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet wäre, einen solchen aber nicht aufstellt.

AUSBLICK

Um die Transparenz im Konzernverbund zu erhöhen, hat die Europäische Kommission im Zuge des Vorschlags zur Gesellschaftsrechts-Richtlinie einen neuen Art 14b vorgeschlagen, wonach die oberste Muttergesellschaft in der EU die Konzernstruktur im Handelsregister offenzulegen hat und diese Information öffentlich abrufbar sein muss. Darin soll es nur noch darauf ankommen, ob die Tochtergesellschaft von der Muttergesellschaft kontrolliert wird und nicht mehr darauf, ob sie tatsächlich in einen Konzernabschluss einbezogen ist. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Vorschlag letztlich beschlossen wird.

SIE HABEN FRAGEN?

karl.stueckler@bdo.at

Marktentwicklung

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EU TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX US TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR)

Jahresanfangsrallye. US-Aktien legten nach den Zinssenkungen der US-Notenbank am stärksten zu, auch Emerging Markets sind gut unterwegs. Hinterher hinken heuer weiter Aktien der Börse Wien.

PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH

LANGES WARTEN AUF DEN RÜCKENWIND IM ATX

WAREN FRÜHER DIE SOMMERMONATE RUHIG und von geringen Schwankungen geprägt, so laufen heuer die Märkte völlig konträr zu dieser Annahme. Nach wenigen Wochen der Seitwärtstendenz lieferte der August ein spezielles Momentum, als die Bank of Japan, für viele überraschend, die Zinsen um 0,25 Prozent erhöhte. Ein Tagesverlust von 13 Prozent in der Spitze war die Folge und ein Dominoeffekt an nahezu allen anderen globalen Börsen. Die Refinanzierung über billige Yen in einem Umfeld von Null-Zinsen war für viele zu verlockend, und nun trieb die Sorge vor stärkeren Zinsen die Anleger aus dem Markt. Die Erholungen passierten uniform und setzten sich in Erwartung demnächst sinkender Zinsen in USA weiter fort. Bemerkenswert war aber, dass sich die bis dahin nahezu als unverwundbar präsentierten Big Seven als kritischer betrachtet erwiesen und einer Sektorrotation in defensivere Sektoren Raum gaben. Die Zinssenkung der US-Notenbank Fed um 50 Basispunkte löste dann eine kleine Erholungsbewegung an den Börsen aus.

An der Wiener Börse war man mit ungewöhnlich hohen Umsätzen in spezifischen Immobilienaktien und den damit verbundenen, teilweise erratischen Kursbewegungen beschäftigt. Am österreichischen Aktienmarkt sehen wir mittlerweile die Erwartung eines konjunkturell schwachen Wirtschaftsverlaufs gespiegelt. Während Finanzwerte nach wie vor positiv performen, werden Zykliker und Energiewerte schwächer taxiert. Es bleibt zu hoffen, dass die historischen Investitionsmuster noch ihre Gültigkeit haben und die sinkenden Zinsen insbesondere Small Caps den lange Zeit vermissten Rückenwind bescheren – jene Small Caps, die seit mehr als drei Jahren ein enormes Kursdifferenzial zu den sie begleitenden größeren Indexwerten gebildet haben, das sich aus fundamentalen Gesichtspunkten kaum linear erklären lässt.

Die Oberbank ist seit 40 Jahren unabhängig. Diese Unabhängigkeit ist auch die Basis unseres Erfolgs und unserer Kund:innen. Denn sie bringt schnellere Entscheidungsmöglichkeiten, in der Region für die Region. Gerne erzählen wir Ihnen bei einem persönlichen Gespräch die vielen weiteren Vorteile unserer Unabhängigkeit!

"Die Kursrückgänge waren noch zu gering"

Weshalb die jüngsten Rückschläge auf den Börsen eine willkommene Korrektur waren und die US-Wahlen für weitere Turbulenzen sorgen könnten, erklärt Wolfgang Ules von der Schelhammer Capital Bank.

Interview: RAJA KORINEK

Herr Ules, die Märkte korrigierten Anfang August ein gutes Stück, wovon vor allem US-Technologieaktien teilweise stark betroffen waren. Wie wurde im „Ausgewogenen Portfolio“ jüngst agiert? Wolfgang Ules: Die Korrektur zeigte einmal mehr, wie gefährlich extreme Marktpositionierungen sein können. Sie bringen die Märkte wieder ins Lot, sind somit eine gesunde Entwicklung. Allerdings sind US-Wahlen mit größeren Schwankungen an den Börsen verbunden. In Situationen wie Anfang August tendieren wir eher dazu aufzustocken als zu verkaufen. Die Kursrückgänge waren aber noch zu gering, um wirklich zuzugreifen.

Weshalb investieren Sie rein in Einzelaktien, nicht aber in Fonds? Wir haben genaue Vorstellungen davon, in welche Unternehmen wir investieren. Diese Selektion kann man nicht delegieren. Für unsere Kunden ist das Portfolio damit zu 100 Prozent nachvollziehbar.

Aktien aus den Industrieländern sind dabei in zwei Kategorien eingeteilt, die „Global Brands“ und die „Global Innovators“. Was steckt dahinter? Zu den „Global Brands“, die wir mit rund 28 Prozent im Portfolio gewichten, zählen Unternehmen, die das Fundament der Weltwirtschaft darstellen, die globale Entwicklung mitbestimmen und davon profitieren. Es sind stabile Konzerne wie Microsoft und Linde

Die Asset-Allocation

WOLFGANG ULES

Chief Investment Officer

Schelhammer Capital Bank AG

Der studierte Betriebswirt dockte im Jahr 2005 zunächst bei der WüstenrotGruppe im Risikomanagement an. Im Folgejahr wechselte er in die Schelhammer Capital Bank AG und leitete dort das Asset-Management. Seit 2014 ist Ules zudem auch Chief Investment Officer. Im Mai 2023 wurde der Marktexperte obendrein zum Vorstandsvorsitzenden der Security KAG ernannt.

rausforderungen und Chancen unserer Zeit, die den Wandel der Wirtschaft vorantreiben. Den geringsten Anteil bilden die „Emerging Leaders“ aus den Schwellenländern, da profitieren wir vom langfristigen Wachstum in diesen Regionen.

Zu den größten Positionen bei den „Global Innovators“ zählen Nvidia und Novo Nordisk. Beide Aktien zählen zu den weltweit teuersten Titeln. Angst vor einer Blase? Wir bleiben von den Titeln überzeugt. Nvidia vermeldete jüngst ein Rekordquartal. Novo Nordisk berichtete ebenfalls starke Ergebnisse. Anders als beispielsweise ETFs, in denen die Marktkapitalisierung die Gewichtung maßgeblich bestimmt, haben wir in den vergangenen Monaten wiederholt Gewinne etwa bei diesen zwei Titeln mitgenommen.

Kasse Quelle: Schelhammer

bis zu Colgate, die zu den wertvollsten Unternehmen weltweit zählen. Damit wollen wir am langfristigen Wachstum der Weltwirtschaft mit geringeren Schwankungen partizipieren.

Wie unterscheidet sich die restliche Aktienposition davon? Die „Global Innovators“ beschäftigen sich mit den globalen He-

Unternehmensanleihen sind mit rund 18 Prozent gewichtet, etwa mit Daimler Truck und IBM. Worauf legen Sie den Fokus? Im Anleihensegment liegt der Schwerpunkt auf guter bis sehr guter Schuldnerbonität sowie auf guten Diversifikationseigenschaften zu Aktien, wenngleich wir jüngst etwas vorsichtiger geworden sind. Denn die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen sind auf historisch tiefen Niveaus. Durch die Teilnahme an Emissionen versuchen wir aber Neuemissionsprämien zu lukrieren, die etwas interessanter sein können.

DEN SEINEN GIBT‘S DER HERR IM SCHLAF.

(Psalm 127,2)

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Auf der Seitenlinie

In den USA mehren sich Rezessionsängste, in Europa schwächelt vor allem Deutschlands Industrie. Die Hoffnung ist groß, dass eine neue Ära der geldpolitischen Lockerung in der Eurozone sowie in den USA für frischen Rückenwind sorgen könnte – auch an der Börse. Doch Marktexperten mahnen vor allzu viel Optimismus – und lassen lieber Vorsicht bei der Geldanlage walten. Die Investmentchancen in ruhigerem Fahrwasser sind breitgefächert und reichen von kurzfristigen Parkmöglichkeiten bis hin zu längerfristigen soliden Staatsanleihen aus der Eurozone.

Text:

AUSZEIT. Die Kapitalmärkte liefen 2024 sehr gut. Für Anleger der Zeitpunkt für eine Auszeit?

1. Hintergrund

Die Lage auf den Aktienmärkten bleibt volatil, zumal auch noch die US-Präsidentschaftswahlen anstehen. Dies sorgte historisch stets für erhöhte Unsicherheit. Sie könnte nach dem Gang zu den Urnen noch anhalten.

Investoren sind auf der Hut.

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2. Veranlagung

Bei kurz laufenden Anleihen halten sich die Kursschwankungen meist stärker in Grenzen als bei Papieren mit längeren Laufzeiten. Dafür aber passt sich die Verzinsung rascher an die Notenbankpolitik an – nach oben sowie nach unten.

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3. Interview

„Am 5. August 2024 schnellte der VIX zwischenzeitlich auf mehr als 66 Punkte, ein durchaus kräftiger Anstieg, der auf Panik hindeutet. Solche Entwicklungen zeigen auch, dass nicht nur Fundamentaldaten an der Börse zählen“, sagt Jan Viebig von Oddo BHF.

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ZINSWENDE.

US-Notenbank-Boss

Jerome Powell erfreute die Anleger mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten abwärts.

Wolken am Horizont

Die Rezessionssorgen in den USA wachsen, in Teilen Europas trübt sich die Konjunktur kräftig ein. Mit einer allzu raschen Wende rechnen Investoren nicht, zumal sich auch die geopolitischen Konflikte verschärfen.

DDer Start in den aktuellen Börsenherbst war turbulent. In den USA wachsen die Rezessionssorgen, die insbesondere von der steigenden Arbeitslosenrate ausgelöst wurden. Die Rate erreichte im Monat August 2024 4,2 Prozent und lag damit nur leicht unter dem Juli-Wert. Diesseits des Atlantiks trübt sich die Entwicklung ebenfalls ein. In Deutschland etwa, der größten Volkswirtschaft innerhalb der EU, sank der Ifo-Geschäftsklimaindex im August erneut deutlich auf 86,6 Punkte. Zudem kämpft die für das Land gewichtige Automobilindustrie mit der harten Konkurrenz aus China im Bereich der E-Mobilität. Jüngste Handelszölle auf importierte Elektroautos aus

dem Reich der Mitte in die EU sorgen für Verstimmung mit Peking.

Österreichs Wirtschaft bleibt von den Geschehnissen ebenso wenig verschont. „Die Wirtschaft befindet sich seit zwei Jahren nahezu durchgängig in einer Rezession. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte seit dem zweiten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 um insgesamt 2,1 Prozent“, mahnt Robert Holzmann, Governeur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Ausschlaggebend dafür seien Holzmann zufolge die Industrierezession sowie die ausgeprägte Konsumzurückhaltung.

Ausblick bleibt getrübt

Für das Gesamtjahr erwartet die OeNB deshalb einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,7 Prozent. Im kommenden Jahr wurde das erwartete Wirtschaftswachstum auf ein Prozent deutlich nach unten revidiert. Da ist es wenig hilfreich, dass es auch im einstigen globalen Zugpferd, China, längst nicht mehr rund läuft. Das Land ist eine wichtige Exportregion für zahlreiche Unternehmen aus Europa. Doch schwache Konsumausgaben und ein angeschlagener Immobilienmarkt bremsen die wirtschaftliche Erholung im Reich der Mitte.

Umso größer ist nunmehr die Hoffnung, dass zumindest das Ende der geldpolitischen Straffung auf beiden Seiten des Atlantiks der angespannten Konjunkturlage und damit den Börsen eine wichtige Stütze bietet, zumal sich Meldungen über steigende Insolvenzzahlen mehren. Laut der jüngsten Analyse vom KSV1870 meldeten im ersten Halbjahr 2024 allein in Österreich 3.298 Unternehmen Insolvenz an, ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2023. Dabei habe die Signa-Pleite eine wesentliche Rolle gespielt, wie es heißt. Ein Ende des Trends scheint nicht in Sicht. Zu Jahresende seien zumindest 6.500 Firmenpleiten realistisch, womit ein Rekordniveau erreicht wäre.

Übertriebener Optimismus?

Jan Viebig, Chief Investment Officer bei Oddo BHF, mahnt allerdings vor allzu großen Erwartungen an die Geldpolitik. Im Börsianer-Interview auf Seite 42 erläutert der Marktexperte seine Zinseinschätzungen für das laufende Jahr, die ein wenig vorsichtiger als der allgemeine Marktkonsens ausfallen. Zu Vorsicht rät man auch in anderen Finanzhäusern: „Der Vergleich mit früheren Zinswenden zeigt, dass aufgrund der hohen

Bewertungen etwa am US-Aktienmarkt nicht damit zu rechnen ist, dass der beginnende Zinssenkungszyklus dem Aktienmarkt zusätzliche Impulse bringt“, konstatiert etwa Michaël Lok, Co-CEO der UBP Asset Management.

Die US-amerikanische FED senkte am 19. September den Leitzins um 0,5 Prozent auf eine Spanne zwischen fünf bis 4,75 Prozent. Eine Woche davor senkte die EZB den Einlagensatz, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank parken, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Doch der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB mindestens eine Woche lang Geld von der Zentralbank leihen können, wurde erstmals um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent stärker gesenkt. Diese technische Neuerung ist auf die vergangenen Jahre zurückzuführen. Denn die EZB hatte große Mengen An-

leihen etwa von Banken gekauft, Kredite waren während der Corona-Pandemie günstig. Banken bekamen viel Liquidität, weshalb sie sich weniger Geld von der EZB ausleihen mussten. Der Leitzins verlor damit allmählich an Bedeutung.

Weniger Risiko im Fokus

Alles in allem dürfte die Lage auf den Aktienmärkten volatil bleiben, zumal auch noch die US-Präsidentschaftswahlen anstehen. Dies sorgte historisch stets für erhöhte Unsicherheit. Sie könnte nach dem Gang zu den Urnen noch anhalten, je nach Ausgang der Wahlen. Investoren sind jedenfalls auf der Hut, wie der Börsianer recherchiert hat. „Nach einer längeren Phase niedriger Volatilität und rückläufiger Kreditrisikoaufschläge rechnen wir in den kommenden Monaten mit erhöhten Schwankungen an den Kapitalmärkten“, betont Claudio Gligo,

Nachdem der bisherige CEO der VBV-Pensionskasse, Gernot Heschl, in den Ruhestand gegangen ist, präsentiert sich das Vorstandsteam der führenden heimischen Pensionskasse in neuer Aufstellung: Günther Schiendl, bereits seit 2008 Mitglied des Vorstandes der VBV-Pensionskasse, hat die Position des CEO übernommen. Begleitet wird er von den Vorstandskollegen Ronald Laszlo

der das Asset-Management der Bonus Vorsorgekasse AG und der Bonus Pensionskassen AG leitet.

Gligo mahnt auch, die Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten sowie in der Ukraine nicht zu unterschätzen. „Zudem sind die Märkte in den vergangenen zwei Jahren sehr gut gelaufen und damit anfälliger für stärkere Korrekturen geworden.“ Auch Uli Krämer, Leiter des Kepler Fonds-Portfoliomanagement, meint, „ausgehend von der aktuell sehr niedrigen Volatilität, die nur von kurzen Spitzen nach oben unterbrochen wird, ist es erwartbar, dass wir in eine Phase etwas höherer Volatilität kommen werden“.

% Meine Rendite

Das wirtschaftliche Umfeld trübt sich ein. Die Entwicklungen stimmen auch Investoren zunehmend vorsichtig.

Entgeltliche Einschaltung

VBV: NOCH MEHR POWER MIT NEUEM VORSTAND IN DER PENSIONSKASSE.

(Recht, Finanzen, IT und Risikomanagement) und Christian Reiss (Vertrieb und Kundenservice). Das Ziel: „Wir begleiten unsere Kund:innen über Jahrzehnte. Dabei geht es um viel Vertrauen, um erstklassiges Service und um sehr gute, nachhaltige Veranlagung des uns anvertrauten Sozialkapitals. Das wollen wir in Zukunft weiter ausbauen“, so Günther Schiendl.

Auch in der Holding der VBV-Gruppe ist es zu einer Änderung gekommen: Hier hat Ronald Laszlo die Position von Gernot Heschl übernommen und komplettiert das Vorstandsteam um Andreas Zakostelsky

(Generaldirektor), Günther Schiendl und Martin Vörös.

Mehr als 3,5 Millionen Österreicher sind VBV-Kunden

Die VBV-Gruppe trägt als führender Anbieter von nachhaltiger betrieblicher Altersvorsorge zur Sicherung des Lebensstandards der Menschen bei. „Wir setzen in der Pensions- und Vorsorgekasse, aber auch in unseren weiteren Dienstleistungsunternehmen seit Jahren konsequent auf Innovation und Nachhaltigkeit. Mit Erfolg: Heute sind bereits mehr als 3,5 Millionen Österreicher zufriedene VBVKunden“, freut sich Andreas Zakostelsky. www.vbv.at

Wo die ruhige Kugel rollt

Die Turbulenzen an den Börsen dürften in den kommenden Monaten zunehmen. Investoren haben zuletzt das Risiko in ihren Portfolios deshalb gesenkt. Investmentchancen gibt es dabei sonder Zahl.

AAngesichts der jüngsten Rücksetzer an den Börsen lassen Investoren Vorsicht walten. Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank AG, verweist auf Entwicklungen in seinem Haus und sagt, „aufgrund der Zinsen, die teils wieder höher sind als die Inflationsraten, wurde bei manchen Privatstiftungen der Anleiheteil erhöht, und zwar auch bei längeren Laufzeiten“. Dazu zählen Bonds bekannter Unternehmen, die ein gutes Rating aufweisen. „Veranlagungen in Bankanleihen werden aufgrund der Erfahrungen in der Finanzkrise 2007 bis 2009 jedoch meist gemieden“ präzisiert Holzer.

Alexander Lechner, Head of Multi Asset Management bei der Erste Asset Management – er managt auch die institutionellen Portfolios –, setzt derzeit ebenfalls risikoärmer an. Mitte August wurde die Aktienquote in den Multi Asset Fonds gesenkt und die Allokation defensiver gestaltet. „Dazu zählen kurzlaufende Anleihen aus der Eu-

rozone, Staatsanleihen aus Europa und Gold.“

Bei den Vorsorgekassen sind die Experten ebenso auf der Hut, wenngleich ohnedies stets eine gewisse risikofreie Veranlagung in der Praxis umgesetzt wird. Michaela Attermeyer, Vorstandsmitglied der VBV Vorsorgekasse AG, betont: „Die Vorsorgekassen nutzen mögliche Aktienquoten in Höhe von 40 Prozent erfahrungsgemäß bei weitem nicht aus.“ Schließlich müsse man die Bruttobeiträge garantieren. „Daher ist unsere Anlagestrategie konservativ bis defensiv ausgerichtet“, konstatiert Attermeyer. Dennoch sei neben der Aktienquote die Veranlagung in andere risikoreichere Anlageklassen, wie etwa Hochzinsanleihen, von Bedeutung. „Auch hier sind wir jedoch seit längerem eher vorsichtig positioniert.“

Unterschiedliche Laufzeiten

Wie aber könnten Investmentchancen in ruhigerem Fahrwasser aussehen? Die

Möglichkeiten reichen von kurzfristigen Veranlagungen bis hin zu langlaufenden soliden Bonds, wobei sich selbst solche Produkte der scharfen Korrektur im Jahr 2022, als die Geldpolitik drastisch enger geschraubt wurde, nicht entziehen konnten. Die jüngste Erholung ist ebenso in der Performance sichtbar.

Bei dem Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF (ISIN LU0290358497) wird der „Ester“ zuzüglich einer Anpassung von 0,085 Prozentpunkten abgebildet. Ester steht für Euro Short-Term Rate. Es handelt sich um den durchschnittlichen Zinssatz, zu dem sich die 52 größten Banken in der Eurozone Anleihen (in Euro) für jeweils einen Tag leihen. Auf zehn Jahre liegt die Wertentwicklung bei 0,26 Prozent per anno (per 17. September). Auf ein Jahr sind es hingegen knapp 3,9 Prozent.

Ähnlich ist der Ansatz bei österreichischen Bundesschatzscheinen der Republik Österreich, sie können auf www.bundesschatz.at gezeichnet wer-

FOTO: ALESSANDRA TARANTINO / AP / PICTUREDESK.COM

ANLAGE. Wer jetzt Angst vor Achterbahnfahrten an den Börsen hat, hat einige ruhigere Gefilde zur Wahl.

den. Für einen Monat wird ein Per-anno-Satz von 3,35 Prozent bezahlt. Auf zwölf Monate sind es drei Prozent per anno. Für einen sechsmonatigen grünen Bundesschatzschein, bei dem der Erlös für nachhaltige Zwecke verwendet wird, erhalten Anleger 3,15 Prozent per anno.

Kurzlaufende Anleihen im Fokus

Der Amundi Enhanced Ultra Short Term Bond (FR0010830844 für Großanleger; FR0010829697 für Privatanleger), investiert in Unternehmensanleihen weltweit mit kurzer Laufzeit und einem Investment-Grade-Rating. Zu den größten Fondspositionen zählen zahlreiche Bankenbonds, so zum Beispiel von der italienischen Intesa Sanpaolo mit einer Fälligkeit im November 2025 bis zu der belgischen Crelan mit Fälligkeit im Jänner 2028. Auf Nachhaltigkeit wird nebst finanziellen Aspekten ebenfalls geachtet. So gibt es unter anderem Ausschlusskriterien wie Kohle, Tabak

und umstrittene Waffen. Bei kurz laufenden Anleihen halten sich die Kursschwankungen meist stärker in Grenzen als bei Papieren mit längeren Laufzeiten. Dafür aber passt sich die Verzinsung rascher an die Notenbankpolitik an – nach oben sowie nach unten. Auf zehn Jahre schaffte die Amundi-Großanlegertranche eine Wertentwicklung von 0,76 Prozent per anno. Doch auch hier ist die jüngste Trendwende auf den Bondmärkten sichtbar, die Performance liegt auf ein Jahr bei mehr als fünf Prozent.

Länger auf Stabilität setzen

Mit dem iShares Core Euro Government Bond UCITS ETF (IE00B4WXJJ64) setzen Anleger auf die Wertentwicklung des Bloomberg Euro Aggregate Treasury Index. Der Index umfasst die in Euro denominierten Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsländer mit einem Investment-Grade-Rating über sämtliche Laufzeiten. Frankreich ist dabei am höchsten gewichtet, gefolgt von Italien und Deutschland. Die Wertentwicklung auf zehn Jahre liegt bei 0,48 Prozent per anno, auf ein Jahr bei rund 6,20 Prozent. Garantiezertifikate bieten zudem die Chance, auf Aktien mit einem Puffer zu setzen. So bietet die Raiffeisen Bank International das „Kapitalschutz-Zertifikat Europa Winner 111 Prozent“ an (AT0000A3BSU2). Die Wertentwicklung richtet sich grundsätzlich an jene des

Euro Stoxx 50. Anleger müssen jedoch einige Besonderheiten beachten, so etwa, dass zu Laufzeitende – am 21. Mai 2030 – zumindest 111 Prozent des Startwerts von 5.037,60 Punkten zurückbezahlt werden. Und zwar auf das Nominale von 1.000 Euro je Zertifikat. Sollte der Index zu Laufzeitende über den garantierten Rückzahlungswert hinaus gestiegen sein, sind Kurschancen auf 136 Prozent des Startwerts, somit auf 6.851,14 Punkte, begrenzt.

% Meine Rendite

An den globalen Börsen könnte ein rauerer Wind wehen, weshalb immer mehr Investoren ihr Risiko zurückschrauben. Die Palette an jenen Produkten, die Chancen auf ruhigeres Fahrwasser bieten, reichen von kurzfristigen Zinsinvestments bis hin zu länger laufenden Bonds. Verluste können dennoch bei diesen Veranlagungen nicht ausgeschlossen werden.

Amundi Enh.Ultra Sh.Term Bd.SRI I EUR

BÖRSENHERBST.

Neben fundamentalen

Daten spielen auch geopolitische Spannungen an den Märkten eine Rolle, sagt Jan Viebig, CIO der Oddo BHF SE.

„Inflation nicht besiegt“

Anleger sollten sich auf weitere Turbulenzen an den Börsen einstellen, betont Jan Viebig. Er nennt dafür gute Gründe und warnt, in der Geldpolitik ein Allheilmittel zu sehen.

DDer Börsenherbst startete turbulent in den August. Ob die Entwicklungen Vorboten für einen größeren Abschwung waren? Jan Viebig, Chief Investment Officer der deutschen Privatbank Oddo BHF SE, erläutert im Börsianer-Interview, welche Aspekte Anleger verunsichern und weshalb er auf der Hut bleibt.

Herr Viebig, worauf führen Sie die Rücksetzer vor wenigen Wochen zurück? – Jan Viebig: Mit dem Auslaufen der lockeren Geldpolitik in Japan Ende Juli gewann auch der Yen an Wert. Damit verteuern sich jene Börseninvestments, die internationale Anleger mittels Yen-Krediten – sogenannter Carry-Trades – tätigten. Ein Teil dieser Geschäfte wurde aufgelöst, was zur Korrektur maßgeblich beigetragen hat.

Auch die Rezessionssorgen wachsen und wurden jüngst von schwachen US-Arbeitsmarktdaten angefacht. Die geopolitischen Konflikte sorgen ebenso für Nervosität, zumal sich die Lage in der Ukraine sowie im Nahen Osten verschärft.

Obendrein enttäuschte der US-Chiphersteller Nvidia, dessen Produkte für die Künstliche Intelligenz (KI) stark nachgefragt sind, im zweiten Quartal, obwohl der Konzern weiteres Wachstum verkündete. Platzt eine Blase? – Das gesamte Segment rund um KI ist hoch bewertet. Allein die Aktie von Nvidia wies zuletzt eine Marktkapitalisierung von rund drei Billionen US-Dollar auf und ist somit einer der schwergewichtigsten Titel weltweit. Damit steigt auch das Enttäuschungspotenzial. Überhaupt wurden die Märkte insbesondere in den USA von wenigen Technologieaktien stark nach oben getrieben, eine Korrektur wäre nicht verwunderlich.

Die Nervosität steigt. Jüngst schlug der Volatilitätsindex VIX, der die erwartete Schwankungsintensität des S&P 500 misst, wieder heftig aus. Der letzte VIX-Ausbruch läutete den Crash zu Beginn der Corona-Pandemie ein. – Am 5. August 2024 schnellte der VIX zwischenzeitlich auf mehr als 66

Punkte, ein durchaus kräftiger Anstieg, der auf Panik hindeutet. Solche Entwicklungen zeigen auch, dass nicht nur Fundamentaldaten an der Börse zählen. Gerade im aktuellen Umfeld sollten Anleger auf weitere Aspekte wie die Marktliquidität achten. Je geringer sie ist, desto heftiger können Ausschläge ausfallen. Dies konnte man etwa nach der Auflösung der Yen-Carry-Trades beobachten.

Wird die Rolle der Devisenmärkte unterschätzt? – Sie spielen tatsächlich eine wesentliche Rolle. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Carry-Trades aufgelöst werden. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen zum ausstehenden Volumen an Yen-Krediten, die für Spekulationen eingesetzt werden. Die US-Investmentbank JP Morgan schätzt, dass 75 Prozent der Carry-Trades aufgelöst wurden. Solche Schätzungen sind jedoch mit großer Unsicherheit behaftet. Zu allem Überfluss verkündete die Bank of Japan, die Zinsen vorerst nicht weiter anzuheben, um die Märkte zu beruhigen. Solch eine Aussage könnte jedoch Spekulanten dazu ermutigen, neue Yen-Carry-Trades für weitere Börseninvestments einzugehen, im Glauben, dass der Yen nicht weiter aufwertet.

Dabei spielt auch die Zinsdifferenz zum US-Dollar eine wichtige Rolle. Je geringer sie ist, desto weniger profitieren USDollar-Anleger von einem niedriger verzinsten Yen-Kredit. Wie wird die FED heuer agieren? – Aufgrund jüngster wirtschaftlicher Daten aus den USA rechnet der Markt mit Senkungen im laufenden Jahr von insgesamt einem Prozentpunkt. Wir halten diese Einschätzung für zu optimistisch und gehen von 0,75 Prozentpunkten aus.

Die EZB senkte zuletzt den Einlagensatz, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der EZB parken, erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent. Bis Jahresende rechnen Sie mit weiteren Senkungen in Höhe von insgesamt 0,50 Prozentpunkten. Weshalb fallen die Schritte nicht höher aus? – Die Inflation ist trotz rückläufiger Tendenz noch nicht endgültig besiegt. Vor allem im Dienstleistungssektor sind die Preissteigerungen nach wie vor zu hoch. Die Geldpolitik sollte daher wachsam bleiben und die Leitzinsen nicht allzu rasch weiter senken. Die europäische Wirtschaft kämpft zwar mit grundlegenden Problemen, zu denen etwa die übermäßige Regulierung, die nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie hohe Energiekosten zählen. Obendrein sind Investitionen niedrig und die Kapitalbildung schwach. Es kann jedoch nicht die Aufgabe der Geldpolitik sein, strukturelle Fehlentwicklungen zu beheben.

Vor allem aus Deutschland, der größten EU-Volkswirtschaft, mehren sich schlechte Nachrichten. Der Automobilsektor plant größere Jobabbaus, in Dresden sorgt die eingestürzte Brücke für Schlagzeilen. Wie schlimm ist die Lage? – Infrastrukturinvestitionen wurden in den vergangenen Jahren unterlassen. Der Industriesektor hat vor allem stark auf Bereiche gesetzt, die von hohem Wettbewerb geprägt sind. Zugleich wurde kaum in produktive Sektoren investiert, mit dem Ergebnis, dass Innovationen vor allem aus den USA kommen. Dies spiegelt sich auch auf den Aktienmärkten wider. Allein im MSCI-Weltindex zählen große US-Technologiekonzerne wie Nvidia und Microsoft zu den größten Indexmitgliedern. Hinzu kommt eine ungünstige demografische Entwicklung, mit der Industrienationen grundsätzlich konfrontiert sind. Ohne Reformen wird das Wachstum in Deutschland sehr niedrig bleiben.

% Meine Rendite

Die jüngsten Börsenturbulenzen wurden von einer Reihe von Faktoren ausgelöst. Dazu zählt die Auflösung spekulativer Investments, die mit Yen-Krediten getätigt wurden. Strukturelle Fehlentwicklungen könnten weitere Rücksetzer auslösen. Zinssenkungen sind auch kein Garant für einen Aufschwung, sagt Jan Viebig.

DER WINTER KANN KOMMEN

Der Winter naht und der Ölpreis sinkt. Toll, so könnte man als Verbraucher meinen, würde nicht hinter den fallenden Öl-Sorten Brent und WTI die Sorgen über die global schwache Nachfrageentwicklung stehen. Tatsächlich rechnen unsere Analysten im nächsten Jahr etwa in China nur noch mit einem Wachstum von 4,5 Prozent - ein weiterer Rückgang von 0,4 Prozentpunkte zu diesem Jahr.

Auch in den USA signalisieren die jüngsten Daten eine Konjunkturabkühlung. Die Rezessionswahrscheinlichkeit steigt zwar nur moderat, aber Wachstum dürfte 2025 nur noch bei 1,9 Prozent liegen, nach 2,6 Prozent in diesem Jahr. Aber Achtung: Trotz Nachfrageschwäche könnte der Preisrückgang des Öls übertrieben sein. Unsere Analysten gehen davon aus, dass der befürchtete Angebotsüberschuss nicht eintreten wird. Nach dem deutlichen Preisrückgang jüngst hat die OPEC+ reagiert: Die angekündigten Produktionserhöhungen wurden um zwei Monate nach hinten geschoben. Bleibt die Preisentwicklung schwach, könnte sie die Angebotslockerung weiter verzögern.

Und noch etwas: Trotz schwacher Nachfrage sind die Lagerbestände für Öl auf sehr niedrigem Niveau - weit unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Je niedriger der Ölpreis umso stärker die Anreize diese Lager wieder aufzufüllen. Vor allem nach den US-Präsidentschaftswahlen.

Zum Ende des Jahres, also nach Ende der Wartungen - könnte die Nachfrage der Raffinerien den Ölpreis erneut auf über 80 USD treiben, so die Experten. Anleger können dann an einem Preisanstieg durch ETCs auf Brent oder WTI Öl partizipieren. Dieser ist vollständig besichert und partizipiert an den fortlaufend rollierenden Futures Kontrakten. Wegen fallenden Terminkontraktkurve erzielen Anleger derzeit sogar Rollgewinne. So kann der Winter für Anleger – auch wenn der Ölpreis steigt - gerne kommen. Mehr Informationen unter www.etcbnp.de und www.bnpp.at

Volker Meinel, Zertifikate-Experte von BNP Paribas

Year-To-Date-Trends

DER WELTBÖRSEN

Kommentar

Gerhard Winzer Chefökonom, Erste Asset Management

TORONTO (TSX) 23.867,37 | 13,88 %

YORK (DJIA) 42.063,36 | 11,60 %

YORK (NASDAQ)

| 19,57 %

WEICHE US-LANDUNG IN SICHT. Der Offenmarktausschuss der US-Zentralbank (Fed) hat in seiner jüngsten Sitzung den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf fünf Prozent gesenkt. Mit dieser Maßnahme soll die bislang restriktive, wachstumshemmende geldpolitische Haltung gelockert werden. Die Fed signalisiert damit wachsende Zuversicht, dass sich die Inflation dauerhaft in Richtung des Zielwerts von zwei Prozent bewegt. Gleichzeitig verschieben sich die Risiken von der Inflation hin zu einer stärkeren Berücksichtigung der Beschäftigungslage. Die Gesamtrisiken werden nun als ausgeglichen bewertet, nachdem zuletzt vor allem die Inflationsrisiken im Fokus standen. Besonders erfreulich ist die zunehmende Zuversicht der Fed in ein „weiches“ Landungsszenario: Mit der richtigen Anpassung des Leitzinses soll sowohl die Stärke des Arbeitsmarkts erhalten als auch das Inflationsziel erreicht werden. Die Geschwindigkeit der künftigen Zinssenkungen bleibt jedoch offen. Zu schnelle Zinssenkungen könnten die Inflation erneut anheizen, während zu langsame Anpassungen das Risiko einer Rezession erhöhen. Langfristig deutet die Fed an, dass ein neutrales Zinsniveau von etwa drei Prozent angestrebt wird.

ATHEN (ATHEX) 1.425,19 | 10,21 %

FRANKFURT (DAX) 18.720,01 | 11,75 %

(FTSE) 8.209,00 | 6,45 %

PARIS (CAC 40) 7.500,26 | -0,57

STOCKHOLM (OMX 30) 2.579,15 | 7,64 % qWIEN (ATX) 3.615,48 | 5,26 %

ZÜRICH (SMI) 11.934,07 | 7,15 %

»KAUF« Andritz AG, OMV AG, Bawag Group AG und Rosenbauer AG.

Markus Remis Head of Institutional Equity Research, RBI AG

| 96,08 %

EUROPA (DJ EURO STOXX 50)

4.871,54 | 7,74 % q

WELT (DJ GLOBAL)

630,16 | 14,50 %

WARSCHAU (WIG 20)

2.280,00 | -2,69 %

»KAUF« Do & Co AG, Euro Tele Sites AG, Mayr-Melnhof Karton AG, RBI und Zumtobel. »VERKAUF« Frequentis, Kapsch Trafficcom, Aktien der Lenzing AG, Marinomed Biotech AG und der Semperit AG Holding.

Roland Neuwirth Fondsmanager, Salus Alpha

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

507,34 | 12,94 % q

507,34 | 12,94 % q

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

»KAUF« Do & Co AG, FACC, Strabag SE und VIG

Fritz Mostböck

Head of Group Research, Erste Group Bank AG

p

SCHANGHAI (SHCOMP)

2.736,81 | -8,00 %

p

SEOUL (KOSPI) 22.593,37 | -2,33 %

HONGKONG (HANG SENG)

18.258,57 | 7,10 %

TOKIO (NIKKEI 225)

37.723,91 | 12,73 %

»KAUF« OSBO, Andritz, OMV und AT&S. »VERKAUF« Wienerberger. Mit dem fortgesetzten Zinssenkungszyklus werden wir aber aufgrund der eingepreisten Erwartungen im Q4 auch wieder erhöhte Volatilität an den Märkten sehen.

Eduard Berger Vorstand, Wiener Privatbank SE

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 8.437,20 | 7,76 %

EDIE TOP 10 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

ROHSTOFFE

DIE TOP 10 ANLEIHEN (YTM)

MEISTGEHANDELT

4.

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Kommentar

BANKEN STECKEN IN DER RELEVANZKRISE

Weltweit investieren Banken jährlich beachtliche 140 Milliarden US-Dollar in die Digitalisierung ihrer Produkte, Services und Prozesse. Trotzdem fühlen sich die Kunden so wenig verstanden wie nie zuvor. Mehr als 60 Prozent der Nutzer – auch in Österreich – verwenden beispielsweise Banking-Apps lediglich zur Prüfung des Kontostands – eine Funktionalität, die keine echte persönliche Beziehung zwischen Banken-Marke und Konsument fördert. Das größte Problem der Branche ist damit eine zunehmende Relevanzkrise. Früher standen Produktfeatures im Vordergrund, später die Benutzerfreundlichkeit von Webseiten. Heute geht es darum, Teil des täglichen Lebens der Kunden zu werden und deren Bedürfnisse wirklich zu verstehen. Doch viele Banken haben Schwierigkeiten, diesen Wandel zu verstehen und zu bewältigen. Besonders jüngere Zielgruppen sind für traditionelle Banken kaum noch greifbar. Der richtige Einsatz von Künstlicher Intelligenz bietet hier enorme Chancen. Sie ermöglicht es Banken, individualisierte, relevante Empfehlungen in Echtzeit zu generieren. Denn Personalisierung alleine ist nicht ausreichend. Es braucht eine Individualisierung je nach Lebenssituation, egal ob Single, Patchwork oder klassische Familie. Nur die Kombination neuer Technologien mit Daten und menschlicher Emotion schafft die notwendige Nähe und somit die Chance, beim Kunden wieder an Relevanz zu gewinnen.

RBI: SACKGASSE IN RUSSLAND

Der Verkauf der Russland-Tochter der Raiffeisen Bank International AG (RBI) rückt in noch weitere Ferne. Der Grund: Ein russisches Gericht verhängte Anfang September 2024 eine Verfügungsbeschränkung für den Handel der Aktien der russischen AO Raiffeisenbank. Erfolgreicher war die RBI bei der Veräußerung ihrer belarussischen Tochter: Der am 14. Februar 2024 angekündigte Verkauf der Priorbank JSC und deren Tochtergesellschaften an Soven 1 Holding ist unterzeichnet. Insgesamt schreibt die RBI mit dem Geschäft allerdings einen Verlust in Höhe von 800 Millionen Euro, 300 Millionen Euro davon kommen aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Buchwert, der Rest über historische Währungsverluste. Das Closing des Deals erwartet die RBI im vierten Quartal.

EURAM BANK: KAPITALERHÖHUNG ODER ENDE DURCH SELBSTABWICKLUNG

Die Euram Bank AG muss auf Weisung der Finanzmarktaufsicht (FMA) auf einer noch einzuberufenden außerordentlichen Hauptversammlung – spätestens am 18. Oktober – eine („erste“) Kapitalerhöhung von mindestens 25 Millionen Euro beschließen. Sollte es unter den Aktionären nicht zu dem Beschluss und der Umsetzung kommen, wird der zweite Tagesordnungspunkt schlagend, der da lautet: „Auflösung und nachfolgende freiwillige Selbstabwicklung der Euram Bank.“ Die FMA geht bei der Euram Bank AG sehr konsequent vor. Mitte August 2024 hatte die FMA der Bank einen vorläufigen Verwalter in der Person von Gerd Konezny vorgesetzt, der schon die Sberbank Europe AG abgewickelt hat. Weiters wurde die Euram Bank von der FMA bereits mehrfach wegen mangelnder Prävention gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sanktioniert. Seit Jahresbeginn darf sie kein Neugeschäft mehr abschließen.

KOMMUNALKREDIT SÄGT CEO AB

Die Kommunalkredit Austria AG hat sich am 28. August 2024 von ihrem Vorstandschef Bernd Fislage (Foto) nach einer Misstrauensabstimmung in der außerordentlichen Hauptversammlung getrennt. Die Auffassungen und Visionen von Fislage – der seit Februar 2017 die Bank exzellent geführt hat - und dem neuen Eigentümer Altor Fonds, der 80 Prozent hält, waren zu unterschiedlich. Altor Fonds will die Kommunalkredit Austria AG zur „grünen Bank Europas“ machen. Interimistisch übernimmt Vorstand Sebastian Firlinger die vakante CEO-Position und versucht jetzt kommunikative Schadensbegrenzung.

Österreich als Bargeldkaiser

Karriere

Michael Höllerer ist Banken-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Damit folgt der Generaldirektor der RLB NÖ-Wien AG dem scheidenden Willi Cernko nach.

Gottfried Haber soll der nächste Aufsichtsratsvorsitzende der Erste Group Bank AG werden und nach der nächsten ordentlichen Hauptversammlung 2025 dem Juristen Friedrich Rödler folgen.

SERBEN VERHINDERN SLOWENISCHE ÜBERNAHME DER ADDIKO BANK

Die slowenischen NLB ist beim Übernahmeversuch, 75 Prozent an der Addiko Bank AG zu übernehmen, Mitte August 2024 gescheitert. Nur 36,39 Prozent der Aktien konnten eingesammelt werden. Die serbische Alta Pay Group hat an dem Scheitern einen Anteil, sie hatte sich aus dem Übernahmepoker zurückgezogen, im Hintergrund aber Aktien eingesammelt und wurde dafür jetzt von der Europäischen Zentralbank aufsichtsrechtlich verwarnt. Die Stimmrechte der Alta Pay Group und der Diplomat Group, die gemeinsam vorgegangen sind, ruhen. Der gesamte Vorstand der Addiko Bank AG wäre dem NLB-Angebot nachgekommen. Die Aktie der Addiko Bank AG notiert mittlerweile bei rund 16 Euro, die NLB hätte 22 Euro je Aktie gezahlt.

STUDIE. Österreich ist immer noch ein Bargeld-Land: 54 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe präferieren Bargeldzahlungen, im Euroraum-Durchschnitt sind es 30 Prozent. 47 Prozent der Euroraum-Unternehmen geben an, dass im Schnitt Bargeld verlässlicher als eine Kartenzahlung ist, bei kontaktlosen Kartenzahlungen sind es 52 Prozent. Auch spannend: Sowohl die Akzeptanzrate für Bargeld als auch für Zahlungskarten ist im Vergleich zu 2021 um jeweils acht Prozentpunkte gesunken, gestiegen von 30 auf 37 Prozent ist die Akzeptanz für mobile Zahlungen. Am höchsten ist die Bargeldakzeptanzrate in KMUs in Irland mit 96 Prozent, Österreich liegt mit 92 Prozent knapp dahinter, aber über dem Euroraum-Durchschnitt von 89 Prozent. Die Europäische Zentralbank hatte für die Studie 7.675 Unternehmen im Euroraum befragen lassen.

FMA brummt Hypo NOE Geldstrafe von 89.460 Euro auf, Hypo wehrt sich FMA straft Hypo Vorarlberg Bank AG mit 791.000 Euro, Hypo beruft Volksbank platziert 500Millionen-Euro-Anleihe mit 5,5 Prozent Kupon Fix: Martin Kocher wird im September 2025 OeNB-Gouverneur — RBI blecht in Polen wegen Schweizer Franken-Krediten

Kolumne

Hagelversicherung

DIE WELT BRENNT UND ERTRINKT ZUGLEICH

Die Welt leidet unter den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels. Das zeigt sich auch in Österreich durch extreme Wetterereignisse wie Hagel, Frost, Sturm, Dürre und Überschwemmungen. Die Temperaturen erreichen neue Rekorde, die Anzahl der Hitzetage nimmt zu. So wurden in Wien heuer 52 Hitzetage registriert, so viele wie nie zuvor. Laut Prognose wird es in Wien 2050 so heiß wie in Skopje. Während der Sommertourismus von der Hitze punktuell profitiert, steht die Landwirtschaft aufgrund vertrockneter Äcker vor Herausforderungen. Die Erderwärmung bedroht den Agrarsektor, da 80 Prozent des Ertrags vom Wetter abhängen. Die Häufigkeit von Dürreschäden haben in den letzten Jahren stark zugenommen, was auch Versicherer vor große Herausforderungen stellt. Auch die nationale Ernährungssicherheit ist durch Ernteausfälle gefährdet. Die Erderwärmung bringt eine Zunahme von Überschwemmungs- und Hochwasserschäden, weil mehr Wasserdampf in der Atmosphäre ist. Verschärft wird die Situation dadurch, dass wir weiterhin unser Land durch Verbauung zubetonieren und das Wasser vom Boden nicht mehr aufgenommen werden kann. Nicht der Klimaschutz ist eine Gefahr, sondern der Klimawandel, der uns und unseren Kindern die Zukunft nimmt. Daher wünsche ich mir eine Fortsetzung einer ökologischen Wirtschaftspolitik. Sehen wir Boden- und Klimaschutz als eine Chance für die Wirtschaft, für die Natur sowie für die kommenden Generationen! k.weinberger@derboersianer.com

NEUER ANLAUF FÜR EINE PENSIONSREFORM

Erste-Stiftung-Präsident Andreas Treichl und VIG-Generaldirektor Hartwig Löger wollen das für Österreich beste Pensionssystem finden und haben deshalb Eco Austria mit einer Studie beauftragt. Die Ergebnisse wurden kürzlich präsentiert, jetzt gilt es, den Dialog mit Kritikern ideologiefrei und sachlich zu suchen, so der Tenor. „Die Studie schafft eine gute Grundlage, um Alternativen besser und transparenter zu beurteilen und unvoreingenommen darüber zu diskutieren, ob und in welcher Form diese für Österreich infrage kommen“, sagt Treichl. Der Vergleich mit anderen Ländern und deren Pensionssystemen zeigt, dass die Einbeziehung kapitalgedeckter Komponenten die Pensionen nachhaltig sichern kann.

„Oft wird argumentiert, dass die Ausgaben nur moderat zunehmen werden. Aber auch das wird nicht ohne Folgen bleiben: Die Durchschnittspension wird relativ zum Durchschnittslohn sinken und das Risiko von Altersarmut demnach größer werden“, sagt Monika Köppl-Turyna. Vorbilder für eine Reform sind laut Löger etwa Dänemark oder Schweden: „Wir sind überzeugt, dass es gelingen kann, eine langfristige und faire Lösung für die zukünftigen Generationen zu finden.“

BETRIEBLICHE PENSIONSKASSEN BRAUCHEN REFORM

Gerade einmal 0,67 Prozent Performance zeigten die betrieblichen Pensionskassen im zweiten Quartal. Das sei wenig, befindet auch der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria und hält angesichts der oftmaligen Kürzungen von Betriebspensionen eine Reform des Systems für notwendig. Der Grund für eine schlechte Performance liege meist in sehr geringen Aktienquoten und hohen Investments in Staatsanleihen, die in der Nullzinsphase Verluste gebracht hätten. Es werde also zu wenig in Aktien veranlagt. Zudem fordert der Thinktank eine verpflichtende betriebliche Pensionsvorsorge. Diese sollte teilweise aus Beiträgen der ersten Säule finanziert werden. Der restliche Teil sollte aus Beiträgen von Arbeitgebern und -nehmern aufgebracht werden. Im Gegenzug sollten die Beträge zum Familienlastenausgleichsfonds und zur Wohnbauförderung gestrichen werden. Diese beiden Posten sollten aus dem Steuertopf finanziert werden.

Laut einer Berechnung des Rückversicherers Swiss Re ist Österreich weltweit am viertstärksten von Wetterschäden betroffen, die 0,25 Prozent des BIPs ausmachen. 2023 war das vierte Jahr in Folge, in dem die globalen versicherten Schäden durch Naturkatastrophen über 100 Milliarden US-Dollar lagen.

Karriere

Sabine Ortner hat die Leitung des ExklusivVertriebs der Generali Versicherung übernommen

Rene Unger wird Finanz- und Investmentchef der Zurich Versicherung AG in Österreich.

Günther Schiendl hat Anfang September die Leitung der VBV Pensionskasse übernommen.

Elisabeth Radocha verstärkt seit Oktober das Vorstandsteam der Valida Vorsorge Management.

Absicherung ist den Jungen wichtig

STUDIE. 91 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren hält eine Absicherung gegen unvorhergesehene Ereignisse für wichtig. Das ergab eine Erhebung der Generali Versicherung. Allerdings räumt die Mehrheit ein, dass sie sich bei Versicherungen nicht gut auskennen. Der Großteil wendet sich daher an die Kundenbetreuer der Eltern. Nur 13 Prozent gaben an, über Versicherungsthemen Bescheid zu wissen. Wichtig ist der jungen Generation vor allem die Sachversicherung. Jeweils drei Viertel denken in erster Linie an eine Kfz- und eine Haushaltsversicherung.

Ralph Müller, CEO der Wiener Städtischen Versicherung AG, über die Forderungen der Branche

„ PRIVATE VORSORGE ALS BAUSTEIN “

Herr Müller, die Wahlen sind geschlagen. Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung? – Ralph Müller: Ganz oben auf der To-do-Liste der neuen Regierung steht die Reform des Pensionssystems. Denn angesichts der steigernden Ausgaben für Pensionen und der demografischen Entwicklung ist eine Änderung dringend notwendig.

Haben die Versicherungen Vorschläge dazu? – Eine Stärkung der privaten Vorsorge ist ein entscheidender Baustein der Reform. Die Versicherungen haben die Vorschläge bereits auf den Tisch gelegt. Jetzt ist die kommende Regierung am Zug, hier etwas umzusetzen.

Was wünschen Sie sich im Detail? – Eine Senkung der Versicherungssteuer in der Leben-Sparte, Steuerfreiheit für nachhaltige Veranlagung im Leben-Bereich, Reform der Zukunftsvorsorge und des Einkommensteuergesetzes für betriebliche Vorsorge.

Generali übernimmt Bawag-Versicherung zur Gänze Wiener Städtische bietet erstmals

Online-Krankenversicherung an Helvetia startet eine an den MSCI World gebundene Lebensversicherung Uniqa Marke Mavie steigt beim deutschen Start-up Wellabe mit 60 Prozent ein

Kommentar

Verena Menne Geschäftsführerin

Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG)

DIE SFDR HÄLT NICHT, WAS SIE VERSPRICHT

Die SFDR, auf Deutsch die Offenlegungsverordnung, erleichtert seit 2021 mit der Einführung von Artikel 8 und Artikel 9 die Erfassung des Volumens von Finanzprodukten mit Nachhaltigkeitsmerkmalen. In der Marktpraxis wird die SFDR häufig zur Produktkategorisierung verwendet, indem Produkte als Artikel 8 („hellgrün“) oder Artikel 9 („dunkelgrün“) deklariert werden. Die Verwendung der Bezeichnung ist jedoch ein weitverbreiteter Irrtum und für Verbraucherinnen und Verbraucher irreführend, denn die SFDR wurde als Transparenzinstrument konzipiert. Das bedeutet, dass diese Verordnung lediglich regelt, welche Daten offengelegt werden müssen, es sind keine Grenz- oder Schwellenwerte festgelegt. Damit ermöglicht die SFDR keine Rückschlüsse auf den Nachhaltigkeitsanspruch von Finanzprodukten.

Die EU-Kommission hat das Bedürfnis des Marktes nach Standardisierung erkannt und prüft derzeit eine Überarbeitung der Verordnung. Dazu wurden auch unterschiedliche Stakeholder konsultiert, darunter auch das FNG. Wir setzen uns dafür ein, dass die Finanzbranche ihre Methoden und Ansätze kontinuierlich weiterentwickelt, um den Herausforderungen einer nachhaltigen Transformation gerecht zu werden, und fordern eine praxistaugliche Überarbeitung. Wir erwarten, dass eine Anpassung der SFDR erfolgt.

JULIAN COLLIN ist beim Onlinebroker Trade Republic für die Wachstumsstrategie zuständig. Der „Börsianer“ traf ihn in Wien.

TRADE REPUBLIC WILL EINE BANK WERDEN

Sie forcieren bei Trade Republic gerade einen rasanten Wachstumskurs, stehen bereits in 17 Märkten. Welche sind interessant? – Julian Collin: Wir schauen uns an, wie viele Menschen in einem Markt leben, wie viel das durchschnittliche BIP pro Person ist und wie es um die Financial Literacy dort steht. Unsere Zugpferde sind nach wie vor große Länder wie Deutschland, Spanien oder Frankreich, aber auch kleinere wie Österreich spielen eine wichtige Rolle. Dort wollen wir die Nummer eins werden.

Zuletzt wurden bei Ihnen Fractional Shares oder Kryptos handelbar. Haben Sie damit konkret die Gen Z im Auge? – Nein! Uns ist es wichtig, Angebote für alle zu haben. Unser Zinsprodukt mit täglicher Verfügbarkeit ist beispielsweise besonders attraktiv für Ältere mit etwas mehr Erspartem. Zinsen sind für 60 Prozent der Bevölkerung relevant. Wir geben diese direkt weiter. Damit machen wir kein Geschäft.

Sie gewinnen dadurch aber neue Kunden! – Ja, und da spielen dann die angesprochenen Produkte eine Rolle. Wir glauben etwa, dass Fractional Shares die Zukunft für alle sind. Damit können Anleger auch mit wenig Geld in Aktien wie Berkshire Hathaway (von Warren Buffett, Anm.) investieren. Klassische Sparpläne spielen natürlich weiter die Hauptrolle.

Können Sie verraten, welche neuen Produkte bald kommen? – Was ich sagen kann, ist, dass wir auf der Banking-Seite mehr machen werden. Wir haben eine Debitkarte herausgebracht, und wir wollen jetzt das Girokonto langsam ausbauen. Da gibt es auch noch viele Bereiche, in denen wir uns verbessern können – vor allem, um das Banking-Produkt noch besser in das Brokerage-Produkt zu integrieren. Und in Österreich werden wir demnächst eine Steuereinfachheit anbieten.

ETF-ANLEGER BLEIBEN OPTIMISTISCH

Im August verzeichneten ETFs recht beachtliche Zuflüsse von 14,6 Milliarden Euro. Besonders gefragt waren ETFs auf US-Aktien-Indizes, die mit 4,9 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse verzeichneten. Auch globale Industrieländer-ETFs sammelten 4,2 Milliarden Euro ein, während All-CountryIndizes wie der MSCI ACWI mit 2,0 Milliarden Euro profitierten. Trotz der jüngsten Kursschwankungen im US-Technologiesektor investierten Anleger weiterhin in den IT-Sektor und erhöhten ihre Positionen um 600 Millionen Euro. Auffällig war auch die Nachfrage nach defensiveren Strategien: ETFs auf Gesundheitssektoren mit einem Plus von 500 Millionen Euro und gleichgewichtete Indizes mit 700 Millionen Euro zeigten ein starkes Wachstum. Bei ESG-Strategien ergaben sich Zuflüsse von 700 Millionen Euro in US-ESG-Aktien, während All-Country-ESG-ETFs Abflüsse von 600 Millionen Euro verzeichneten.

RCM: FONDS AM KAPITALMARKT ALS MITTEL DER WAHL

Die Raiffeisen KAG möchte in Zukunft im Fondsgeschäft eher Themen wie etwa Künstliche Intelligenz und Infrastruktur besetzen und weniger Fokus auf Regionen legen. Auch will Geschäftsführer Dieter Aigner mehr lesbare und lernbare Informationen zur Verfügung stellen und etwa Fondsnamen vereinfachen und nachvollziehbar machen. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Fondsgesellschaft ihr verwaltetes Vermögen in Österreich auf 44,4 Milliarden Euro steigern können, ein Plus von 7,8 Prozent zum Vorjahr, das institutionelle Geschäft legte um 10,1 Prozent zu. Insgesamt verwaltet die Raiffeisen KAG 61 Milliarden Euro, sie ist stark in Osteuropa engagiert. „Die institutionellen Investoren setzen in der Veranlagung immer stärker auf die Passivseite, wir bieten das deshalb auch an, und es funktioniert gut“, sagt CEO Hannes Cizek (Foto). Im Publikumsgeschäft ist „der Fonds das Mittel der Wahl, um am Kapitalmarkt investiert zu sein“, sagt Cizek. 400.000 Fondssparverträge werden mittlerweile angespart, das Fondssparen sorgt für einen regelmäßigen Mittelzufluss von 55 Millionen Euro pro Monat.

Erste Asset Management übernimmt Impact Asset Management Vanguard: Globale Dividendenausschüttungen erreichen Rekordniveau Amundi und Victory Capital gehen strategische Partnerschaft ein Morningstar verändert Methodik seines Medalist-Ratings Invesco öffnet Real Estate Europe Fonds für Privatanleger

Langsamer Fortschritt

STUDIE. Die aktuelle „Finanzbarometer 2024“-Studie von JP Morgan Asset Management zeigt, dass sich das Anlageverhalten der Österreicher langsam, aber doch verändert. Während Sparbücher mit 58 Prozent weiterhin das beliebteste Anlageprodukt bleiben, gewinnen Aktien und Anleihen an Attraktivität. Investments in Anleihen stiegen um drei Prozentpunkte auf 14 Prozent, Aktien um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent. Besonders Investmentfonds und ETFs konnten ihren Anteil um sieben Prozentpunkte auf 29 Prozent steigern. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und Inflationsängsten bleiben die Österreicher resilient und wenden sich zunehmend dem Kapitalmarkt zu. Rezessions- und Börsencrash-Ängste sind demnach eher gering.

Kolumne

WENN ALLE VOR DER TÜR TANZEN

„Irrational“ nennt Fondsmanager Wolfgang Matejka das BewertungsGap zwischen Small und Large Caps. In dieses Lied und Leid stimmen zahlreiche IR-Manager von ATXPrime-Unternehmen sicher mit ein. Kurs-Buchwertverhältnisse von 0,x sind an der Tagesordnung, für den ATX geht sich derzeit gerade mal ein Durchschnitt von 1 aus. Sprich, alles, was über das bilanzielle Eigenkapital hinausgeht, gibt’s gratis. Potenzial wird ignoriert. Natürlich gibt es Erklärungen dafür: Da wäre einmal der Run auf passiv gemanagte Produkte, die Mifid-2-Malaise mit dem gekappten Zugang zu Research und dem Strecken der Firmen nach 0,5 Millionen Euro täglicher Mindestliquidität, um nicht vom Radarschirm zu verschwinden. Denn als Investor will man ja auch rasch wieder aus dem Titel rauskommen – und das gewährleisten Large Caps besser. Aber um nochmals den wortgewandten Matejka zu zitieren: Wenn alle direkt vor der Tür tanzen, kommt auch keiner mehr raus. Sein Ausblick für 2024/25: Wenn die Zinsen sinken, wird die Ignoranz gegenüber Small Caps hoffentlich durch einen Aha-Effekt und den Blick auf die Fundamentaldaten abgelöst. Und eine Empfehlung an die Firmen: Nicht jede zweite Woche beim Investor anrufen und „Uns geht’s eh gut“ kommunizieren, sondern liefern, was versprochen wurde. Und das auch gern über Medien oder Social Media verbreiten. b.schragl@derboersianer.com

AT&S-CEO VERLIERT MACHTKAMPF GEGEN ANDROSCH

Andreas Gerstenmayer ist seinen CEO-Posten bei der AT&S AG mit 30. September 2024 jetzt doch losgeworden. Der vor ein paar Wochen publik gewordene Machtkampf zwischen Aufsichtsratschef Hannes Androsch und Gerstenmayer ist vor allem hinter den Türen eskaliert. Details einer Aufsichtsratssitzung kamen an die Öffentlichkeit. Androsch, der 17,55 Prozent der Anteile hält, soll Berichten zufolge Gerstenmayers Position untergraben haben. Der Abgang des Vorstandschefs war der AT&S AG einen Einzeiler in einer Aussendung wert. Indes hat die AT&S die koreanische Tochter, die Leiterplatten für koreanische Produkte herstellt, um 405 Millionen Euro an die italienische Technologiefirma Somacis verkauft – ein wichtiger Schritt, um aktuelle Finanzierungsprobleme zu lösen. Hintergrund der Probleme ist die Nichtauslastung des Werkes in Kulim in Malysia, da dort der US-Chiphersteller Intel einen Milliardenauftrag vorerst auf Eis gelegt hat. Beobachter attestieren der AT&S AG sehr gute Technologie, mit der das Unternehmen vom KI-Boom profitieren könnte. Die Investoren sehen Unsicherheiten, die Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten ein Viertel ihres Werts verloren. Über fünf Jahre liegt sie noch mit 29 Prozent im Plus.

VOESTALPINE PLATZIERT ERSTEN GREEN BOND

Die Voestalpine AG hat ihre erste grüne Anleihe mit 3,75 Prozent Zinsen, einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Volumen von 500 Millionen Euro erfolgreich bei Investoren platziert. Die meisten Investoren kamen dabei aus Österreich (60 %), den USA (15 %) und Deutschland (12 %). Etwa 45 Prozent der Emission wurden von ESG-Investoren gezeichnet, die Erlöse sollen vor allem in die Finanzierung des Transformationsprojekts Greentec Steel fließen. „Wir konnten mit der International Finance Corporation der World Bank Group auch einen starken und weltweit anerkannten Partner gewinnen, der rund 75 Millionen Euro in unsere grüne Anleihe investiert“, sagt Finanzvorstand Gerald Mayer.

7,5 PROZENT: BIOGENA WILL WACHSEN

Bei der Biogena GmbH & Co KG gibt es derzeit wieder die Chance, sich eine weitere 7,5-prozentige Anleihe (ISIN AT0000A3EX82) ins Depot zu holen –und das auf fünf Jahre Laufzeit. Im April und Juli 2024 hatte Biogena ebenfalls erfolgreich hochprozentige Anleihen platziert. Diesmal sollen fünf Millionen eingesammelt werden, mit der Option, auf zehn Millionen Euro aufzustocken. Bei einer Stückelung von 1.000 Euro kann die Anleihe noch bis 8. 11. 2024 gezeichnet werden. Biogena will damit das Wachstum vor allem im Bereich Prävention und Longevity vorantreiben. Die Biogena GmbH & Co KG ist das operative Unternehmen innerhalb der Biogena Group Invest AG, der Fokus liegt auf Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Pierer Mobility AG strauchelt derzeit und hat vor ein paar Wochen angekündigt, 200 weitere Stellen in erster Linie in Österreich abzubauen. In diesem Jahr gingen beim Motorrad- und Fahrraderzeuger bereits 373 Stellen verloren, 309 davon in Österreich. CEO Stefan Pierer arbeitet derzeit eng mit Co-CEO Gottfried Neumeister zusammen, um Impulse für mehr Wachstum zu setzen.

Frauenanteil rückläufig

STUDIE Laut dem aktuellen EY Mixed Leadership Report für Österreich sind von 194 Vorstandsmitgliedern in 56 an der Wiener Börse notierten Firmen nur 23 weiblich. Bei der letzten Erhebung vom Jahresanfang waren von 202 Vorständen noch 25 Frauen. Der Frauenanteil reduzierte sich daher leicht von 12,4 auf 11,9 Prozent. 59 Prozent der Unternehmen haben ausschließlich Männer im Vorstandsgremium. Die meisten Vorständinnen hat die Immobilienbranche.

Karriere

Barbara Potisk-Eibensteiner wird mit Jänner 2025 neue Finanzvorständin der Österreichischen Post AG. Seit 2017 lenkt sie die Finanzgeschicke des Zellstoff- und Kartonherstellers Heinzel Holding.

Rohit Aggarwal hat früher als geplant mit 1. September 2024 den Vorstandsvorsitz der Lenzing AG übernommen. Davor war er CEO bei Archroma Textile Effects in der Schweiz und bei Huntsman in Singapur.

Manfred Stanek wird mit April 2025 den Vorstandsvorsitz bei der Semperit AG Holding übernehmen und im März 2025 in den Vorstand einziehen. Er ist derzeit COO der Greiner AG.

Therese Jander hat mit 1. September die Leitung der InvestorRelations-Abteilung der Wienerberger AG übernommen. Sie war seit 2011 in verschiedenen Funktionen bei der Volvo-Car-Gruppe tätig.

KONSORTIUM WILL MEHRHEIT AN ROSENBAUER

Stefan Pierer, Mark Mateschitz und die RLB OÖ AG streben 51 Prozent an der Rosenbauer International AG an. Der Rosenbauer-Familie würden noch 17,23 Prozent der Aktien bleiben. Im vierten Quartal soll das Pflichtangebot durchgehen. Pierer will auch den Aufsichtsrat mit sich selbst, Mateschitz und Pierer-Finanzvorstand Friedrich Roithner neu besetzen. Bis jetzt waren Rettungsversuche der Rosenbauer International AG an den Alt-Aktionären gescheitert, die ihre Mehrheit nicht aufgeben, aber auch kein Kapital zuschießen wollten.

ATX Total Return im 1. Halbjahr auf Allzeithoch Investor Tojner will angeschlagene Varta AG von Börse nehmen Voestalpine schließt langfristige Verträge mit LkwHerstellern Palfinger präsentiert neue Produktreihe bei Mitnahmestaplern OMV sichert sich zusätzliche Pipeline-Kapazitäten

Kommentar

Günter Kerbler

Immobilieninvestor und Unternehmer

SUBSTANZ IN GEFAHR

Die Stimmung in der Branche ist am Boden. Manche, die nur von der Immobilienentwicklung gelebt haben, könnten noch umfallen. Wir halten uns – dank der Reserven, die wir in den doch lang andauernden guten Zeiten aufgebaut haben – über Wasser. Gibt es Hoffnung? Ja, die sich abzeichnenden weiteren Zinssenkungen sind für die Branche positiv. Auch Anreize aus der Politik helfen. Der Wegfall der Grunderwerbsteuer bis zu einer Bemessungsgrundlage von 500.000 Euro auf die erste Immobilie hat der Branche gutgetan. Wir haben in diesem Zuge einige Wohnungen verkauft. Bei den Preisen sehe ich den Boden allerdings noch nicht erreicht. Institutionelle Eigentümer verkaufen derzeit nicht, weil die finanzierenden Banken bei den gesunkenen Preisen nicht mitgehen.

Ein Problem sehe ich derzeit beim Bestand an Gründerzeit-Zinshäusern in der Bundeshauptstadt Wien. Bei den Mieterträgen, die man daraus erzielen kann, rechnen sich die Investitionen nicht, die es bräuchte, um die Immobilien auf den Normalstandard und die ESG-Kriterien zu bringen – Stichwort: Fernwärme oder Luftwärmepumpe. Es droht der Verfall dieser Substanz. Für die Branche heißt es durchbeißen. Brav entwickeln und durchsanieren wird das Geschäft sein. Im kommenden Jahr sehe ich noch keine deutliche Verbesserung. Einige werden es nicht schaffen. Der Markt wird sich konsolidieren.

IMMOFINANZ-ZUKUNFT:

Investor Klaus Umek kontrolliert mit Petrus Advisers nach eigenen Angaben über Aktien und Optionen 11,50 Prozent an der Immofinanz AG und hat nun große Pläne, die er mit Immofinanz-Eigentümer CPI Property Group (CPI) besprechen will. „Im Endeffekt haben wir es geschafft, eine zivilrechtliche, aktionärsrechtliche Mehrheit so weit unmöglich zu machen, dass ohne uns nichts mehr geht und dass man uns sehr ernst nimmt“, sagte Umek kürzlich in einem Call. Wobei Umek der CPI Rosen streut. Die Immofinanz AG sei dank CPI „ein einzigartiges Asset mit sieben Prozent Mietrendite, gehedgten Schulden und einer sehr guten zugrunde liegenden Dynamik“. Für Umek gibt es nun ein „ganzes Menü an strategischen Alternativen, die den vollen Wert der Immofinanz heben können“. „Mit einer Börsennotiz oder ohne eine Börsennotiz, mit einem Verkauf oder Teilverkauf von Assets oder mit einer Aufspaltung oder Nichtaufspaltung der Gesellschaft. Wir legen alle diese Varianten jetzt auf den Tisch und wollen mit CPI an einer guten Lösung arbeiten“, führt Umek aus. In sechs Monaten will Umek eine Lösung gefunden haben. Auf Einjahressicht rechnet der Investor mit einem Immofinanz-Aktienpreis von mehr als 30 Euro.

ROTE ZAHLEN UND STARWOOD: DIE CA IMMO WIRD AUFGEHÜBSCHT

Was ist eigentlich mit der CA Immo AG los, fragen sich Marktbeobachter. Starwood Capital ist jetzt sechs Jahre in der CA Immo AG investiert und hält offiziell rund 60 Prozent. Seit 2020 hat die CA Immo AG Immobilien um zwei Milliarden Euro verkauft und nur um 300 Millionen Euro zugekauft. Lichtblick: Für den eigenen Immobilienbestand wurden 1,2 Milliarden Euro in die Entwicklung gesteckt. Kürzlich musste das Immobilienunternehmen fürs Halbjahr 2024 einen Verlust von 49,1 Millionen Euro melden und das Immobilienportfolio um 119,1 Millionen Euro abwerten. Es mehren sich aber die Anzeichen, dass Starwood die Braut CA Immo AG aufhübschen will. Denn: Nur noch Berlin und München sind Core-Märkte, 2023 waren noch Warschau, Prag und Wien dabei. Starwood stellt drei von vier Mitgliedern im Aufsichtsrat, hat vier Golden Shares zu vergeben und CEO Keegan Viscius ist ein ehemaliger Starwood-Manager. Das heißt, Starwood agiert wie ein Alleinaktionär. 2023 und 2021/22 sind Sonderdividenden geflossen. Laut informierten Bankern muss Starwood bis Jahresende einen Kredit in Höhe von rund 580 Millionen Euro zurückzahlen. Hier hilft Starwood auch die Zinssenkung der US-Notenbank für die eigene angeschlagene US-Bilanz.

„SCHNÄPPCHEN

GIBT’S AM IMMOMARKT

NICHT“

Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter von EHL, über Immo-Investments

Der Immo-Markt steckt tief in der Krise. Könnten Investoren jetzt auf Schnäppchenjagd gehen? – Franz Pöltl: Die Preise sind in fast allen Marktsegmenten zurückgegangen, und dadurch haben sich auch wieder attraktive Kaufgelegenheiten für Private und Institutionelle eröffnet. Aber „Schnäppchen“, wie man sie im Supermarkt mit bis zu minus 50 Prozent findet, gibt’s auch jetzt nicht.

In welchem Immo-Bereich liegen derzeit die Präferenzen der Investoren? – Gefragt sind sogenannte Core-Immobilien, also moderne Objekte in gutem Zustand und in sehr guter Lage, sowie Objekte mit langfristiger Vermietung an Mieter guter Bonität.

Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus? – Die ein bis zwei weiteren Zinsschritte, die wir bis Jahresende erwarten, sind positive Impulse, aber eine fundamentale Trendwende sehen wir kurzfristig nicht. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Stimmung am Immobilienmarkt 2025 verbessert, auch wenn das Volumen der

Immobilen in Österreich am teuersten

STUDIE Eine aktuelle Studie des Consulting-Unternehmens Deloitte zeigt, dass freifinanzierte Neubauwohnungen in Österreich teurer sind als in anderen europäischen Großstädten. Der „Property Index“, der die ImmoPreise in 24 Ländern vergleicht, zeigt, dass der Quadratmeter freifinanzierter Neubauwohnungen in Österreich 2023 im Durchschnitt 4.920 Euro kostete. Damit liegt Österreich an der Spitze der Liste der ImmoPreise, gefolgt von Deutschland, wo der Quadratmeter 4.700 Euro kostete. Frankreich liegt mit 4.538 Euro auf Platz drei.

PORR MIT MEHR GEWINN UND WENIGER NEUAUFTRÄGEN

Österreichs zweitgrößter Baukonzern Porr schaffte in den ersten sechs Monaten 2024 eine Steigerung des Konzerngewinns um 47,5 Prozent auf 27,5 Millionen Euro. Gut gelaufen ist vor allem der Tiefbau, der durch den Großauftrag für den Semmering-Basistunnel eine starke Dynamik erreichte. Die Krise im Immobiliensektor hinterlässt allerdings auch bei Porr ihre Spuren. Diese zeigt sich im Rückgang des Auftragseingangs um 15,2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Konzernchef Karl-Heinz Strauss zeigt sich für das zweite Halbjahr angesichts des nach wie vor hohen Auftragsbestands optimistisch. Außerdem rechnet sich die Porr Group fette Geschäfte durch den Ausbau des Schienenverkehrs in Deutschland aus.

Remax verkauft im 1. Halbjahr 2024 um 17,8 Prozent weniger Immos Immofinanz macht Squeeze-outAngebot für S-Immo und erwirbt Aktien von CPI

Kolumne

ÖSTERREICH BEI

DER CSRD-UMSETZUNG SÄUMIG – WAS NUN?

Die türkis-grüne Bundesregierung hat es verabsäumt, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bis 6. Juli 2024 innerhalb der von der EU vorgesehenen Frist umzusetzen. Aufgrund der Nationalratswahlen ist es vollkommen unklar, ob das Nachhaltigkeitsberichtsgesetz wenigstens noch vor dem 1. Jänner 2025 beschlossen und in Kraft treten oder ob es vielleicht bis 30. April 2025 zu einer Beschlussfassung mit rückwirkender Anwendbarkeit bereits für das Jahr 2024 kommen wird. Mangels direkter Anwendbarkeit der CSRD führt dieses Versäumnis zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit für börsennotierte Unternehmen, deren Berichterstattungspflichten für das Jahr 2024 möglicherweise bis in den April 2025 dahingehend unklar bleiben, ob es nun doch zu einer Anwendung der CSRD kommt oder wie bisher eine nichtfinanzielle Erklärung nach dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz abgegeben werden muss. Um die Doppelgleisigkeiten in dieser misslichen Lage so gering wie möglich zu halten und auf alle Eventualitäten bestmöglich vorbereitet zu sein, sollten für das Jahr 2024 berichtspflichtige Unternehmen ihre Berichterstattung entsprechend dem Rahmenwerk der European Sustainability Reporting Standards aufbauen, in denen die Details der Nachhaltigkeitsberichtserstattung von Unternehmen in der Europäischen Union geregelt sind. Bleibt zu hoffen, dass die neue Bundesregierung es besser macht! p.bartos@derboersianer.com

Henning Rennert ist Partner bei Strategy&

MEHR RISIKO IST GEFRAGT

Der europäischen Autoindustrie ging es schon einmal besser, das zeigt auch die aktuelle Automobilzulieferer-Studie von Strategy&. Wir fragten bei Studienautor Henning Rennert nach, wie der Karren wieder auf die Straße kommt.

Deutschlands Automobilindustrie scheint die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. Gilt das Gleiche für Österreichs Zulieferindustrie? – Hennig Rennert: Deutsche und österreichische Zulieferer sind gegenüber chinesischen Wettbewerbern ins Hintertreffen geraten. Um etwa in der Batterietechnologie aufzuholen, ist ein partnerschaftlicher europäischer Ansatz wichtig, damit sie die großen Investitionen gemeinsam stemmen.

Wie steht es denn um die Finanzierung von Innovationen der österreichischen Zulieferbetriebe? – Zunächst einmal geht es um die Entwicklung von guten Ideen. Innovationen müssen wieder stärker den imaginierten Kundenbedarfen entsprechen – also was der Kunde übermorgen und danach möchte. In den vergangenen Jahren ist es nicht gelungen, bahnbrechende Innovationen wie etwa das Doppelkupplungsgetriebe zu entwickeln – obwohl die Branche rund acht Prozent

ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Es gibt zwar hierzulande viele gute Ideen, aber die chinesischen Wettbewerber bringen ihre Entwicklungen schlicht schneller in Serie. Es bleibt zu hoffen, dass beispielsweise beim autonomen Fahren ein neuerlicher Beweis für Innovationsstärke in der Industrie gelingt.

Wie kann man das Ruder noch herumreißen?

– Es gibt ein sehr breites Fundament an erfolgreichen Unternehmen, gut ausgebildeten Arbeitskräften und Ingenieurtum. Doch inzwischen haben vor allem die chinesischen Wettbewerber deutlich auf- und teils schon überholt. Hiesige Zulieferer brauchen daher wieder mehr Flexibilität, indem sie die starre lineare Volumenplanung hinter sich lassen und viel stärker in Produktplattformen und Skalierung denken. Auch brauchen sie einen Fokus darauf, wieder größere Volumen in den Markt zu bringen – das geht nur im Schulterschluss mit den Fahrzeugherstellern. Und schließlich komplementär dazu brauchen sie mehr Unternehmertum. Die Zulieferer werden in den nächsten Jahren größere unternehmerische Risiken eingehen müssen, als sie es gewohnt waren.

WO FAMILYOFFICES INVESTIEREN

Fast die Hälfte der im Deloitte Trend Report 2024 befragten Family-Offices (46 Prozent) plant, in nachhaltige Projekte zu investieren. Besonders in Europa hat das Thema Nachhaltigkeit deutlich an Bedeutung gewonnen, mit einem Anstieg der nachhaltigen Investments von 45 Prozent im Jahr 2021 auf 57 Prozent im Jahr 2024. Zweiter Schwerpunkt sind Investitionen in technologische Entwicklungen. 43 Prozent der Family-Offices wollen in diesem Jahr Strategien zur Implementierung neuer Technologien einführen. Diese umfassen digitale Transformationen und die Einführung innovativer Technologien, die sowohl das Vermögensmanagement als auch operative Prozesse effizienter gestalten sollen. Beide Bereiche – Nachhaltigkeit und Technologie – stehen somit im Zentrum der strategischen Ausrichtung für die kommenden Jahre, so Studienautor Gottfried Spitzer.

Mehr Investments in Klimaschutz

STUDIE. BDO Austria und die Wirtschaftsuniversität Wien haben in einer Studie untersucht, wie 37 österreichische Nicht-Finanzunternehmen die Anforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung erfüllen. Die Analyse zeigte, dass der Offenlegungsgrad von 63 Prozent im Jahr 2021 auf 83 Prozent im Jahr 2022 anstieg, was auf verbesserte Berichtsprozesse zurückzuführen ist. Im Jahr 2022 lag der durchschnittliche Anteil taxonomiekonformer Umsatzerlöse bei 11,7 Prozent, während die Anteile für Anlagegüter (CapEx 25,7 Prozent) und Betriebsausgaben (OpEx 19,6 Prozent) höher waren. Die Studienautoren schließen daraus: Diese Ergebnisse deuten auf verstärkte Klimaschutzmaßnahmen und den Einsatz nachhaltiger Produkte hin.

LEBE

LOS. HYPO OÖ

STARTET HERBSTLICHE SONDERAKTIONEN

Mit ihrer Herbstkampagne ermutigt die HYPO OÖ, optimistisch nach vorne zu blicken und in Herausforderungen Chancen zu sehen. Während der LEBE LOS WOCHEN winken attraktive Sonderaktionen für jede Lebenslage.

Unter dem Motto „Lebe Los.“ startet die Oberösterreichische Landesbank im Oktober ihre lebensbejahende Herbstkampagne mit Mut zum Optimismus. Gerade in herausfordernden Zeiten, in denen viele Menschen mit Sorgen und Ängsten konfrontiert sind, sieht sich die HYPO Oberösterreich als verlässlicher Bankpartner gefordert, Perspektiven für jede Lebenslage aufzuzeigen.

Ob der Papa mit Sohnemann, der für seinen Nachwuchs vorsorgen will, ein junges Paar, das den Plan vom eigenen Haus verfolgt oder Ehepartner im gehobenen Alter, die sich auch in der zweiten Lebenshälfte noch Träume erfüllen möchten – sie alle sind Gesichter des Herbst-Auftritts der HYPO OÖ.

LEBE LOS WOCHEN mit Sonderaktionen

Deloitte Unternehmen bei Gen-AI-Einsatz noch immer skeptisch Colliers 6,2 % deutscher Firmen verkleinern Büro wegen Homeoffice EY Sieben von zehn internationalen CEOs bewerten globale Wachstumsperspektive positiv KPMG Phishing ist größte IT-Gefahr für Unternehmen Roland Berger Flugtaxis bis auf weiteres ein kleiner Nischenmarkt

Begleitet wird die neue Kampagne von den LEBE LOS WOCHEN, in deren Zeitraum vielfältige Sonderaktionen auf die Kundinnen und Kunden warten: So gibt’s etwa bis 31. Jänner 2025 mit dem Vorsorgebonus eine Gutschrift in Höhe von 70 Euro beim Abschluss ausgewählter Sachoder Lebensversicherungen. Mitten in die Lebe-LosWochen fällt auch der 100. Weltspartag Ende Oktober –hier dürfen sich Kundinnen und Kunden abermals auf eine attraktive Top-Sparkondition freuen.

Infos auf hypo.at/lebe-los

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HYPO

Kolumne

DAS COFAGNEUORDNUNGS-UNDABWICKLUNGSGESETZ

Mit Inkrafttreten des Cofag-NoAG am 1. August 2024 bereinigte der Gesetzgeber eine seit Beginn der Covid-19-Pandemie andauernde Ausgliederung der Gewährung von Covid-19-Förderungen durch die Cofag anstelle der Finanzverwaltung. Herzstück des Cofag-NoAG ist die Abwicklung der Cofag und die Überführung der ihr obliegenden Aufgaben in die organisatorische Verwaltung an den Bund. Mit Ablauf der Frist am 31. Juli 2024 enden die Befugnisse der Cofag. Konkret bedeutete das für bereits abgeschlossene Förderverträge, dass sämtliche Rechte und Pflichten der Cofag aus Förderverträgen unverändert auf den Bund übergehen und dieser auch in Gerichtsverfahren statt der Cofag eintritt. Über noch unerledigte Förderanträge entscheidet nunmehr das Finanzamt für Großbetriebe. Rückforderungsansprüche bei zu Unrecht gewährten Förderungen sind seit dem 1. August 2024 grundsätzlich als Abgabenanspruch mit Bescheid im Abgabenverfahren geltend zu machen. Für diese Verfahren gelten die Bestimmungen der Bundesabgabenordnung und die übrigen abgabenrechtlichen Vorschriften. Rechtsmittelinstanz gegen Abgabenbescheide ist das Bundesfinanzgericht. Beachtlich ist die großzügige Verjährungsregelung, wonach die Finanzverwaltung zur Geltendmachung dieser Ansprüche zumindest bis zum 31. Juli 2034 berechtigt ist. a.birkner@derboersianer.com

OLG SCHMETTERT

SIGNA-SANIERUNG AB

Entgegen dem Wunsch der Gläubigermehrheit hat das Oberlandesgericht Wien die von den beiden Signa-Sanierungsverwaltern Andrea Fruhstorfer (Signa Development Selection) und Abel Rechtsanwälte (Signa Prime Selection) eingereichten Sanierungspläne abgewiesen. Unter anderem sei die benötigte Quote von 30 Prozent nicht darstellbar, die Angemessenheitsprüfungen seien mit erheblichen Mängeln behaftet, war das Gericht in beiden Fällen überzeugt. Nicht einmal die Auszahlung der Millionenhonorare für die Sanierungsverwalter (SDS 11 Millionen Euro und SPS 26 Millionen Euro) sei gewährleistet, so das OLG. Damit bekam vorerst die von Wolfgang Peschorn geleitete Finanzprokuratur recht, die sich vehement gegen eine Treuhandlösung und für einen Konkurs ausgesprochen hatte, weil sie fürchtete, dass dabei Dinge unter den Teppich gekehrt werden könnten. Beide Verwalter haben gegen die Entscheidung einen Revisionsrekurs beim OGH eingebracht. Das Höchstgericht könnte darüber noch heuer entscheiden, vermuten Rechtskundige.

DORA ANTE PORTAS

Die sogenannte DORA oder der „Digital Operational Resilience Act“ der EU bereitet so manchem Finanzdienstleister Kopfzerbrechen. Ab 17. Jänner 2025 ist diese Verordnung anzuwenden, und sie trifft nahezu alle Finanzunternehmen und deren IT-Drittdienstleister. Die DORA beinhaltet ein eigenes Risikomanagement, Berichterstattung von IT-Vorfällen, Notfallpläne, eine regelmäßige Überprüfung der digitalen Betriebsstabilität sowie eine umfangreiche Dokumentation der jeweiligen IT-Dienstleister. Für die Überwachung der Regeln ist die FMA zuständig, die auf ihrer Website auch darüber informiert (https://www.fma.gv.at/dora). Experte Raphael Toman von Brandl & Talos: „Das wird eine ordentliche Hausaufgabe für die Unternehmen.“ Speziell für die kleineren, die keine eigene IT-Abteilung haben. Toman rät den Finanzunternehmen dazu, das Projekt DORA jedenfalls in Bälde anzugehen.

PARTNERINNENEXODUS BEI E+H

Die Kanzlei E+H muss nun bereits den vierten Abgang einer Partnerin innerhalb weniger Monate verkraften. Nach den Arbeitsrechtsexpertinnen Natalie Hahn und Karolin Andréewitch-Wallner im letzten Jahr verlassen nun auch Ulrike Sehrschön (Foto) und Tatjana Katalan, beide Koryphäen im öffentlichen Recht, mit ihren Teams die Kanzlei. Laut Firmenbuch wurde ein Restvermögensprüfer bestellt, der im Zuge der Abspaltung der Gesellschaftsanteile der beiden Partnerinnen den Wert von E+H prüfen soll. Die Trennung erfolge im besten Einvernehmen, ließ E+H wissen. Gleichzeitig gab die Kanzlei bekannt, dass Georg Knafl künftig als Partner den Bereich Öffentliches Recht der Kanzlei verstärken wird. Knafl wechselt von Wolf Theiss zu E+H.

US-Anwälte mit Finanzsorgen

Karriere

Christoph Urbanek geht gleich mit zwei Unternehmen an den Start: Urbanek Law und Urbanek Finance. Der 47-jährige Rechtsanwalt war zuvor als Partner bei DLA Piper und Schindler Attorneys tätig.

Bojana Vareskic und Iliayana Sirakova haben bei Deloitte Legal als neue Partnerinnen angeheuert. Beide waren davor bei Schönherr zuletzt als Counsel tätig.

Miriam Astl verstärkt seit kurzem die Strafrechtsboutique Kollmann Wolm mit ihrer langjährigen Expertise. Die 36-jährige Compliance- und White-CollarCrime-Expertin war davor bei DLA Piper und Baker McKenzie tätig. Auch neu im Team ist die Cybercrime-Expertin

Shirin Ghanzanfari

VOESTALPINE ZEIGT GESCHÄFTSFÜHRER AN

Rund ein halbes Jahr, nachdem man bei der Voestalpine Kenntnis von Fehlbuchungen bei einer deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division erlangt hat, sind die Ermittlungen gegen zwei Geschäftsführer abgeschlossen. Die beiden wurden vom Unternehmen angezeigt. Der Schaden, der ursprünglich auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt wurde, belaufe sich, so CEO Herbert Eibensteiner, auf „einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag. Entwarnung kam auch aus der FMA, wo man keine Verletzung der Ad-hocPflichten des Unternehmens feststellen konnte. Die zwei angezeigten Geschäftsführer sowie ein Buchhalter, der ebenso in die Malversationen involviert war, sind längst nicht mehr bei der Voestalpine tätig.

UMFRAGE: Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der US-amerikanischen Anwaltskammer (ABA) bringt Erschütterndes zu Tage: 67 Prozent der jungen Anwälte (unter 36 Jahren) fühlt sich durch finanzielle Sorgen gestresst. Etwa die Hälfte der Befragten hat im Zuge eines Studentenkredits mehr als 100.000 US-Dollar Schulden aufgenommen. 76 Prozent gaben an, ihre Lebenspläne aufgrund der Schulden verschieben zu müssen.

Das Käuferkonsortium rund um Ronny Pecik wurde beim Einstieg ins Althan Quartier von E+H beraten PHH eröffnet einen neuen Standort in Graz Schönherr berät die OMV bei Emission von Corporate Bonds Dorda unterstützt DHL beim Verkauf des Industrial Campus Vienna East an DEKA CMS berät die EAM bei Kauf der Impact Asset Management von Cubic

ESG-DATEN FÜR FINANZBRANCHE

Das Wiener Start-up Climcycle bietet der Finanzbranche Daten an, um die ESG-Regularien zu bewältigen. Um welche geht es da? – Philipp Gruber: Wir liefern jene Daten, die für die Bewältigung von regulatorischen Aufgaben im Bereich ESG nötig sind. In die Aufgabenbereiche fallen CSRD, EU-Taxonomie, GAR und SäuleIII-Offenlegung, ESG-Risiko-Management und CO2-Accounting.

Finanzinstitute und betroffene Unternehmen erheben diese doch oftmals selbst. –Nun ja: Sie versuchen die Daten selbst zu erheben, aber dies ist derzeit noch sehr schwer möglich, da einerseits noch nicht alle Daten frei verfügbar sind und andererseits die große Datenmenge oftmals eine Herausforderung für die Unternehmen darstellt. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass insbesondere die neuen zu berichtenden Daten zumeist unstrukturiert offengelegt wer-

den. Aufgrund dessen handelt es sich dabei dann nicht nur um eine „bloße Datenerhebung“. Hierfür müssen die Daten von fachkundigen Experten regulatorisch korrekt aufbereitet werden.

Das klingt nach viel Aufwand. Woher bekommen denn Sie die Daten? - Wir verwenden sehr viele unterschiedliche Datenquellen. Das Allerwichtigste dabei ist, dass die Daten von den Aufsichtsbehörden oder ihnen nahestehenden Institutionen empfohlen werden. Unter Abstimmung mit den Wirtschaftsprüfern und deren Anforderungen integrieren wir anschließend die jeweiligen Datenquellen in unser Produkt. Je nach Anwendungsfall reichen die Daten von offengelegten Jahresberichten bis hin zu Satellitendaten. Unsere Kernzielgruppe ist die Finanzindustrie, insbesondere Banken, und der ImmobilienSektor!

N26 IN GEWINNZONE

Die Berliner Neobank N26, gegründet von den beiden Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, hat im Juni erstmals schwarze Zahlen geschrieben und plant nun angeblich den Einstieg in den Mobilfunkmarkt. Derzeit führt das Fintech Gespräche mit dem US-Start-up Gigs, das Unternehmen ermöglicht es, eigene Mobilfunkdienste anzubieten. Eine Kooperation wäre keine Überraschung, da N26 ständig bestrebt ist, sein Angebot zu erweitern. Das Scale-up bietet derzeit Bankkonten, Aktien- und Kryptohandel sowie Versicherungen an. Der Kreditbereich soll ausgebaut werden. Es wird gemunkelt, dass in drei bis fünf Jahren auch ein Börsengang folgen soll.

Nur jedes zehnte Start-up bei einer Finanzierungsrunde ist von Frauen geführt Start-up-Initiative Grow sucht Businessideen gegen Klimawandel Verbund X Ventures investiert 1,5 Mio. Euro in KI-Energieprognose-Start-up Wiener Start-up Propcorn heimst 600.000 Euro Risikokapital ein — Bitpanda wird Sponsor des AC Milan

Philipp Gruber, CEO des IT-Startups Climcycle

besten

Investor-Relations-Manager in Österreich Die

WIE KANN MAN eine geniale Equity-Story trotz geringer Aktienliquidität bestmöglich am Kapitalmarkt präsentieren? Diese Frage stellt sich nicht nur Christoph Gabriel (Platz 6 / 64,50 Punkte), Investor-Relations-Manager (IR) –und somit Bindeglied zwischen Investoren und Unternehmen – von der Amag Austria Metall AG. Aktienliquidität und der Zugang zu Investoren sind die zwei Dauerbrenner, mit denen sich fast alle heimischen IR-Manager herumschlagen und auf Trab gehalten werden. Der persönliche Kontakt zu Investoren, der vor der Covid-Pandemie selbstverständlich war, wird oft durch virtuelle Gespräche

Nina Higatzberger-Schwarz

Vienna Insurance Group AG

Harald Hagenauer Österreichische Post AG

Hannes Roither Palfinger AG

2 3 1 Platz Platz Platz

EPlatz

Zuletzt Name

DIE NEUEINSTEIGER

Unternehmen

11. (–) Steirer Michael FACC AG

13. (–) Maurer Bernd Flughafen Wien AG

14. (–) Galuska Lisa Porr AG

20. (–) Ziegler Lucia Marinomed Biotech AG

21. (–) Reiter Marco Strabag SE

ersetzt und verhindert so den wichtigen Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Für einige langdienende IR-Manager, die früher Scharen von Investoren in London und New York zu Gesprächen trafen und ihre Unternehmen stolz präsentierten, ist der Wechsel zu kleineren Brötchen schwierig. Eine neue Schar an Investoren muss gefunden werden, aber vielleicht eher in den östlichen Nachbarländern oder in Family-Offices. Diese Transformation gilt es in den nächsten Monaten zu bewältigen, und sie erfordert den vollen Einsatz der

IR-Verantwortlichen. Der Börsianer holt deshalb zum sechsten Mal die besten IR-Manager in Österreich vor den Vorhang. Insgesamt waren 50 Personen nominiert, die sich gegenseitig mit Punkten von 1 bis 10 bewerteten. Der Börsianer hatte auf das Ergebnis keinen Einfluss.

Die Top-Platzierten

So knapp wie diesmal war das goldene Ranking der IR-Verantwortlichen noch nie. Auch wenn sich Harald Hagenauer (80 Punkte), IR-Chef der Österreichischen Post AG, mit neunmal Höchstno-

RANKING

Platz Zuletzt Punkte Trend Name

1. (1.) 80,00  Hagenauer Harald

2. (3.) 79,50  Roither Hannes

3. (8.) 69,52  Higatzberger-Schwarz Nina

4. (6.) 66,50  Rettenbacher Paul

5. (15.) 65,00  Rainer Christoph

6. (7.) 64,50  Gabriel Christoph

7. (5.) 63,00  Lang Hans

8. (13.) 61,00  Haider Hannes

9. (10.) 60,50  Helenyi Judit / Bettina Schragl

10. (12.) 58,50  Marin Stefan

11. (–) 58,00  Steirer Michael

Unternehmen

Österreichische Post AG

Palfinger AG

Vienna Insurance Group AG

Polytec Holding AG

UBM Development AG

Amag Austria Metall AG

Pierer Mobility AG

Agrana Beteiligungs AG

Semperit AG Holding

Frequentis AG

FACC AG

12. (9.) 57,62  Fleischer Peter Voestalpine AG

13. (–) 55,00  Maurer Bernd

Flughafen Wien AG

14. (–) 51,50  Galuska Lisa Porr AG

15. (20.) 50,00  Greger Florian*

16. (16.) 50,00  Schmiedchen Eric*

17. (17.) 48,10  Aglas-Reindl Susanne

18. (14.) 48,00  Feuerstein Andreas

OMV AG

Zumtobel Group AG

Telekom Austria AG

S Immo AG

19. (28.) 45,24  Reidinger Gerald EVN AG

20. (–) 44,00  Ziegler Lucia Marinomed Biotech AG

21. (–) 43,33  Reiter Marco

Strabag SE

22. (25.) 42,38  Sommerauer Thomas Erste Group Bank AG

23. (26.) 41,90  Sweerts-Sporck Stephan Mayr-Melnhof Karton AG

24. (31.) 41,43  Knus Sebastien

25. (27.) 39,05  Kiesenhofer Tiemon

Lenzing AG

Rosenbauer International AG

26. (23.) 37,14  Wollein Andreas Verbund AG

27. (–) 36,19  Handl Marcus

28. (–) 34,76  Jeitler Barbara**

29. (36.) 33,81  Gebhardt Philipp

30. (39.) 33,33  Wimmer Jutta

31. (32.) 32,86  Thurnberger Christoph*

32. (29.) 32,86  Carlson John*

33. (21.) 30,48  Korbelius Simone

34. (46.) 28,10  Knezek Wolfgang*

35. (–) 28,10  Angelov Stoyan*

36. (–) 27,14  Bell Monika

Kapsch Trafficcom AG

Kontron AG

AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG

Bawag Group AG

CA Immobilien Anlagen AG

Raiffeisen Bank International AG

Immofinanz AG

Frauenthal Holding AG

Uniqa Insurance Group AG

Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG

37. (–) 25,24  Pfeifenberger Matthias / Klampfer Theresa Andritz AG

38. (35.) 24,29  Folian Daniel

39. (–) 24,29  Jander Therese

Warimpex AG

Wienerberger AG

40. (41.) 23,00  Fahrnberger Klaus Fabasoft

41. (45.) 21,43  Gmeiner Moritz**

42. (–) 20,50  Putz Beatrix

43. (48.) 20,00  Dudli Brigitte*

44. (49.) 20,00  Hüster Biko*

45. (43.) 19,05  Kohl Dieter

46. (–) 18,00  Cerny Johannes

47. (44.) 17,62  Gussich Constantin

48. (40.) 17,62  Vesely Marc

49. (–) 14,76  Newby Charlotte

50. (–) 14,29  Bogdani Akim

AMS AG

Oberbank AG

Gurktaler AG

RHI Magnestia

BKS Bank AG

Do & Co AG

Addiko Bank AG

Montana Aerospace

Wiener Privatbank SE

Aluflexpack AG *BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG; **NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN TÄTIG

Platz Zuletzt Name

5. (15.)

19. (28.)

DIE AUFSTEIGER

Rainer Christoph

Unternehmen

UBM Development AG

Reidinger Gerald EVN AG

30. (39.) Wimmer Jutta

8. (13.) Haider Hannes

3. (8.)

te 10 zum sechsten Mal den Titel holt, so war ihm diesmal Hannes Roither mit 79,50 Punkten richtig auf den Fersen. Der langjährige IR-Sprecher der Palfinger AG bekommt von seinen Peers siebenmal die Höchstnote und rückt im Vergleich zum goldenen Ranking aus dem Jahr 2022 einen Platz nach oben. Das Podium der besten drei komplettiert Nina Higatzberger-Schwarz (Platz 2 / 69,52 Punkte) von der Vienna Insurance Group AG mit einigem Respektabstand, sowohl nach oben als auch zu Platz vier. Einen Riesensatz nach vorn macht Christoph Rainer (Platz 5) von der UBM Development AG mit 65 Punkten, der sich um zehn Plätze verbessern kann. Christoph Rainer beschäftigt derzeit auch die Frage, wie der Geschäftsbericht „neu gedacht“ werden kann: „Vielleicht berichten wir in Zukunft nur noch das gesetzlich vorgeschriebene, auch auf die Gefahr hin, dass es unter Umständen unleserlich wird. Dafür verwenden wir die freigewordenen Ressourcen für Imagebroschüren.“ Zu den Aufsteigern zählt auch Gerald Reidinger (Platz 19 / 45,24 Punkte), der genau wie Jutta Wimmer von der Bawag Group AG (Platz 30 / 33,33 Punkte) neun Plätze gutmacht.

Neueinsteiger und neue Gesichter Michael Steirer (Platz 11 / 58,00 Punkte) von der FACC AG holt sich den Titel des besten Neueinsteigers. Ihn beschäftigt der Wunsch der Investoren, von Unternehmen langfristige Profitabilitäts-

Bawag Group AG

Agrana Beteiligungs AG

Higatzberger-Schwarz Nina Vienna Insurance Group AG

zahlen zu bekommen. „Angesichts des Drucks, Investitionen in neue Technologien wie nachhaltige Treibstoffe oder emissionsärmere Flugzeuge zu tätigen, ist das herausfordernd“, sagt Steirer. 19 Positionen wurden im Vergleich zum letzten Ranking neu besetzt. Das ist eine ordentliche Fluktuation. Hans Lang (Platz 7 / 63 Punkte) wechselte etwa von der Kapsch Trafficcom AG zur A1 Telekom Austria Group AG und ist nun seit April 2024 IR-Chef der Pierer Industrie AG. Einen Ortswechsel hat auch Bettina Schragl (Platz 9 / 60,50 Punkte) hinter sich, die nach zehn Jahren bei der Immofinanz AG im Juli 2023 die Kommunikationsagenden – gemeinsam mit Judit Helenyi – bei der Semperit AG Holding übernommen hat. Auch Bernd Maurer (Platz 13 / 55,00 Punkte), seit Februar 2023 Investorenkontakt bei der Flughafen Wien AG, hat bereits aufregende Monate hinter sich, darunter ein abgewehrtes Delisting. „Aktuelle Themen sind bei mir vor allem das Investorentargeting in Anbetracht des aktuell niedrigen Streubesitzes und die Vorbereitungen zur Umsetzung neuer Reportinganforderungen“, sagt Maurer. Bei der Porr AG ist Lisa Galuska als IR-Chefin im Einsatz, die es bei ihrem ersten goldenen Ranking mit 51,50 Punkten gleich auf Platz 14 schafft und zweimal die Höchstnote 10 abstaubt. Drei Zehner sichern sich noch Paul Rettenbacher (Platz 4 / 66,50 Punkte) von Polytech Holding AG sowie Christoph Rainer.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (PeergroupBewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

#INNOVATION

#TREND 1

Technologie

Janszky im Interview Seite_74

#TREND 2

Künstliche IntelligenzKI im Fondsmanagement Seite_78

#TREND 3

Krypto-Fonds –Mehr als ein Hype Seite_79

#TREND 4

Private Credit – Risiko pur Seite_80

#INTERVIEW

Patentamt-Präsident

Stefan Harasek Seite_82

#TREND 5

Wasserstoff – Grüne Pipelines Seite_84

#TREND 6

Raumfahrt –

Bergwerke im All Seite_86

#TREND 7

Heart-Tech aus Tirol Seite_87

#TREND 8

Tele-Medizin auf Rezept Seite_88

#TREND 9

Fett-weg-Präparate Seite_90

#TREND 10

Batterien neu gedacht Seite_92

#1 TECHNOLOGIE

Geschäftskonzepte werden kopfstehen

Technologie wird viele Probleme der Menschheit lösen, meint Sven Gabor Janszky. Ein Gespräch mit einem der führenden Trendforscher Europas über seinen Optimismus, Disruption in der Finanzbranche, seine Investmentstrategie und wieso Menschen bald 120 Jahre alt werden.

SSven Gabor Janszkys Job ist es, von den Entscheidungsträgern der innovationsfreudigsten Unternehmen der Welt die zukünftigen Entwicklungen zu erfragen. Soeben ist der Trendforscher aus China zurückgekehrt. Der Börsianer erreichte Janszky auf einer deutschen Autobahn in seinem Dienstwagen, der aus rein rechtlichen Gründen noch nicht autonom fährt, und führte das folgende Gespräch.

Herr Janszky, Trendforschung analysiert langfristige gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen, die die Zukunft ganzer Branchen prägen können. Wie gehen Sie da methodisch vor? –Sven Gabor Janszky: In meinem Institut führen wir pro Jahr mehr als 500 qualitative Interviews mit Strategie- und Innovationschefs großer Unternehmen durch, die in ihrer Branche eine Vorreiterrolle spielen. Vergangene Woche war ich etwa in China, um den Vorstand für Supply-Chain von Huawei und Entscheidungsträger von UB-Tech, ein führendes Unternehmen in der Technologie von humanoiden Robotern, zu treffen. In den Interviews erfragen wir, wo diese Unternehmen investieren und welche Entwicklungen sie erwarten. So können wir recht präzise Prognosen für die Zukunft verschiedener Branchen erstellen.

»Digitale Zwillinge könnten die Versicherungsbranche revolutionieren.«

Sven Gabor Janszky

Wie wirkt sich das auf die Finanzbranche aus, die derzeit einen tiefgreifenden Wandel erlebt? – Die Finanzbranche steht vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen geht es um die Optimierung bestehender Prozesse durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI, Anm.), zum anderen um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle durch Quantencomputing und andere Technologien. Unternehmen wie der schwedische Finanzdienstleister Klarna haben gezeigt, wie KI die operativen Kosten um 60 bis 70 Prozent senken kann: Indem sie viele Tätigkeiten automatisiert, die bisher von Menschen erledigt wurden. Diese Kosteneinsparungen zwingen alle Marktteilnehmer, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Was bedeutet das konkret für Banken und Versicherungen in den nächsten Jahren? – Banken und Versicherungen müssen heute schon vorhandene KI-Tools einsetzen, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Langfristig wird sich das Geschäftsmodell aber weiterverändern, insbesondere durch die Nutzung von Quantencomputing. Mit dieser Technologie lassen sich digitale Zwillinge von Prozessen, Produkten oder Objekten erstellen, um zukünftige Schäden oder

Interview:
Daniel Nutz

ABHÄNGIG. „Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Europa selbst die Datenhoheit hätte. Aber dieser Zug ist abgefahren“, sagt Trendforscher Sven Gabor Janszky.

SVEN GABOR JANSZKY

Leiter

2b AHEAD Think-Tank

Mit 2b AHEAD Think-Tank gründete Janszky eines der führenden Zukunftsforschungsinstitute Europas. Der Trendforscher berät Unternehmen weltweit in Sachen langfristige Entwicklungen und entwirft Zukunftsszenarien, um neue Strategien zu formulieren. Auch als Investor ist Janszky aktiv. Er hat in über 35 Start-ups investiert, die sich auf innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Gen-Editing spezialisiert haben.

Ausfälle vorherzusagen und zu verhindern. Dies könnte die Versicherungsbranche revolutionieren – von der Schadenregulierung hin zur Schadenvermeidung.

Welche Rolle spielen die großen Technologiekonzerne, die sogenannten Hyperscaler, in dieser Entwicklung? – Die Hyperscaler wie Amazon, Microsoft oder Tencent entwickeln derzeit branchenspezifische KI-Plattformen, die auf riesigen Datenmengen basieren und erhebliche Produktivitätsgewinne versprechen. Europäische Banken und Versicherungen können davon profitieren, müssen aber bereit sein, ihre Daten in die Clouds dieser globalen Anbieter zu geben. Um nicht von einem einzigen Anbieter abhängig zu werden, empfehle ich daher eine Multi-Cloud-Strategie. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Europa selbst die Datenhoheit hätte. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass Europa noch einen eigenen Hyperscaler aufbauen kann – dieser Zug ist abgefahren. Europäische Unternehmen müssen daher lernen, mit den bestehenden Playern zusammenzuarbeiten, ohne sich völlig abhängig zu machen.

Sie nutzen Ihre Erkenntnisse aus der Trendforschung auch für Investments. Wie gehen Sie dabei vor? – Unternehmen, die wir beraten, sind durch die Prognosen stark gewachsen und haben Geld verdient. So kam uns die Idee, selbst in die von uns identifizierten Technologien und Geschäftsmodelle zu investieren. Vor etwa sechs Jahren haben wir damit begonnen, in Start-ups zu investieren, die vielversprechende Technologien entwickeln – häufig schon in einem sehr frühen Stadium, direkt nach der Ausgründung aus Universitäten. Heute sind wir an 35 Unternehmen beteiligt, die in Bereichen wie Quantencomputing, Genetik, Health-Tech und Künstliche Intelligenz tätig sind. Einige unserer Beteiligungen, wie zum Beispiel NeuroVigil, ein Unternehmen, das Schnittstellen zwischen

Gehirn und Computer entwickelt, haben inzwischen Milliardenbewertungen erreicht. Unser Ziel ist es, nicht nur in die Technologien der Zukunft zu investieren, sondern diese auch aktiv mitzugestalten.

Abgesehen davon, welche Trends verfolgen Sie noch? – Ein Bereich ist Health-Tech, besonders im Hinblick auf Langlebigkeit und Gesundheit. Neue Technologien wie Genomeditierung, die Herstellung von Ersatzorganen und die Entwicklung von medizinischen Lebensmitteln könnten die Lebenserwartung auf bis zu 120 Jahre erhöhen. Firmen wie iCarbonX und Mammoth Biosciences sind hier federführend. Wer die kommenden zehn Jahre überlebt, hat die Möglichkeit, sehr alt zu werden. Auch die Kernfusion als Energiequelle ist ein großes Thema. In den letzten Jahren gab es erhebliche Fortschritte, insbesondere durch neue Lasertechnologien. Ich bin optimistisch, dass die Kernfusion bis 2040 marktreif sein könnte und einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Erderwärmung leisten wird.

70

PROZENT

der operativen Kosten können beim Finanzdienstleister Klarna durch den Einsatz von KI eingespart werden.

Sie glauben also an eine technologische Lösung für viele unserer Probleme? – Absolut. Für eine nachhaltige Zukunft brauchen wir reichlich und günstige Energie. Die Kernfusion könnte diese Lösung bieten. Natürlich wird sie nicht über Nacht kommen, aber es ist absehbar, dass sie in den nächsten 15 Jahren eine große Rolle spielen könnte. Wir müssen jetzt also Wege finden, diese 15 Jahre zu überbrücken.

Sind Sie insgesamt optimistisch für die Zukunft? – Ja, sehr. Die technologischen Fortschritte, die wir in den kommenden Jahren erleben werden, haben das Potenzial, viele unserer heutigen Probleme zu lösen. Unternehmen, die heute mutige Entscheidungen treffen und sich auf zukünftige Entwicklungen vorbereiten, werden zu den Gewinnern der nächsten Dekade gehören. Die Zukunft ist nicht festgeschrieben – sie ist gestaltbar.

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»Die KI geht ihren eigenen Weg und lässt sich von Indexstrukturen nicht beeinflussen.«

Hendrik Leber ACATIS

#2 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

KI managt Fonds

Nicht nur, dass die börsennotierten Indexfonds aktive Fondsmanagerinnen ausbooten. Jetzt will ihnen auch noch die Künstliche Intelligenz (KI) das Geschäft streitig machen. Für die Datenanalyse ist sie bei den meisten Kapitalgesellschaften längst im Einsatz. Die wenigsten vertrauen der KI aber schon die Titelauswahl für ihre Investmentfonds an. Ein Vorreiter ist die deutsche Fondsboutique Acatis, die bei zwei ihrer Produkte, dem Acatis AI Global Equities (ISIN DE000A2DR2L2) und dem Acatis AI US Equities, die Aktienauswahl der KI überlässt, auch wenn das finale Okay für die Auswahl dann schon noch durch Menschenhand erfolgt. Eine MenschMaschine-Kombination ist der Acatis Global Value Total Return, bei dem die Fondsgesellschaft seit Oktober 2016 die KI zur Vorauswahl der Titel einsetzt.

„Auffällig ist die geringe Korrelation zu klassischen Indizes. Die KI geht ihren eigenen Weg und lässt sich von Indexstrukturen nicht beeinflussen“, erzählt Acatis-Gründer Hendrik Leber dem Börsianer. Seine Erfahrungen mit KI

als Fondsmanager fasst er so zusammen: „Einfachere KI-Modelle führen zu besseren Ergebnissen als komplexe. Deshalb haben wir die Zahl der Inputvariablen reduziert, die Aufgabe für das Modell vereinfacht und es auf gut auswertbare Branchen eingeschränkt. Trotz aller Fortschritte lernen wir ständig dazu, und unseres Erachtens steht KI im Investmentbereich immer noch erst am Anfang der Entwicklung.“

Bei der letzten Umschichtung im Juli 2024 habe die KI im Acatis AI Global Equities weiterhin vor allem auf kleinere Firmen mit klassischen Value-Charakteristika gesetzt. „Das KI-Modell ist darauf trainiert, die Qualität von Unternehmen zu messen und nicht die Stimmung des Marktes. Daher kann unsere KI keine Hypes erkennen“, meint Hendrik Leber. Überraschend sei doch, dass die KI in gut funktionierenden Märkten bessere Ergebnisse liefert als in ineffizienten Märkten. Beispielsweise seien die USBörsen ein besseres Anwendungsgebiet für KI als Asien oder Afrika: „In den USA weist der Aktienmarkt eine höhere Ef-

fizienz auf, Fehleinschätzungen werden schnell korrigiert.

Ebenso seien Branchen, die nicht von Kapazitätsschwankungen abhängen, besser prognostizierbar. Schwerer tut sich die KI hingegen, die Entwicklung von Banken, der Baubranche oder von Rohstoffen vorauszusehen.

„In den Bereichen, in denen zu wenige, schlechte oder unvollständige Daten vorliegen, hat der menschliche Fondsmanager einen Vorteil, weil er auf weiche Faktoren wie Erfahrung oder Intuition zurückgreifen kann“, bricht Hendrik Leber eine Lanze für menschliche Intelligenz, „da die Masse und Qualität an Daten aber immer weiter zunehmen, wird die Nische für den Menschen sukzessive kleiner. Momentan sehen wir noch Schwächen der KI-Analyse von

Start-ups, den Schwellenländern oder Finanzwerten, die stark von der Zinsentwicklung abhängen.“

Und wie ist die Nachfrage nach KIgemanagten Fonds? „Noch verhalten“, gibt Hendrik Leber zu. Doch das könnte sich ändern, je besser die KI-Modelle werden: „Unser neuestes Modell ist das Model of Everything oder MOE. Im Unterschied zu unseren bisherigen Ansätzen ist es ein sehr indirektes Modell, das versucht, zwischen beliebigen Fakten über beliebige Zeiträume Zusammenhänge herzustellen. Es ähnelt insofern KI-gesteuerten Sprachmodellen. Verglichen zu diesem Attention Based Model sind unsere bisherigen Modelle hart strukturiert, stichtagsbezogen und stellen paarweise Vergleiche von Unternehmen an.“

#3 KRYPTO-FONDS

Hoher Wettbewerb

Die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA war zu Jahresbeginn ein Megaerfolg – für jene, die direkt in Bitcoin investieren dürfen. Zuvor waren in den USA nur Bitcoin-Future-ETFS erlaubt, bei denen keine Bitcoin hinterlegt sind, sondern nur mit Futures auf die Wertentwicklung gesetzt wird.

Besonders viel Kapital floss seither in Blackrocks iShares Bitcoin Trust ETF (ISIN US46438F1012), der an der Nasdaq mit dem Kürzel IBIT notiert. Der Fondsgigant soll laut dem „Bitcoin Magazine“ acht Monate nach Einführung seines Bitcoin-Spot-ETFs bereits zwei Prozent des gesamten Bitcoin-Angebots halten. Das wären rund 21 Milliarden US-Dollar.

Auch Fidelity, GBTX und Grayscale haben in den USA Bitcoin-Spot-ETFs aufgelegt. „Man kann solche Produkte auch in der Schweiz kaufen, die EU-Regulatorik lässt sie momentan nicht zu“,

erklärt Marc Valek, Partner der Incremen tum AG. Dies aus zwei Gründen: „Zum einen dürfen Publikumsfonds in Europa nicht direkt in Bitcoin investieren, sondern nur in Form von besicherten Schuldverschreibungen. Zum anderen darf ein Fonds oder ETF nicht nur in ein einziges Asset investieren.“ Marc Valek verweist aber auf die vielen schon bestehenden Möglichkeiten, auch in Europa, auf die Wertentwicklung von Bitcoin mittels Zertifikaten oder einer Form eines Total Return Swaps (CFD) zu setzen. So gibt es auch schon die Krypto-ETNs, sprich Exchange Traded Notes, die oft sogar mit Bitcoin physisch besichert sind. Das investierte Geld ist aber nicht wie bei ETFs gesichertes Sondervermögen.

Krypto-Fonds dürfen in der EU versierten Anlegern ab 100.000 Euro Ein-

»Krypto in Fonds wird stark nachgefragt.«

Marc Valek INCREMENTUM AG

Der Bitcoin-Spot-ETF steigt und fällt mit dem aktuellen Wert des Krypto-Assets.

lage schon als alternative Investmentfonds verkauft werden. Hier hat die Venionaire Capital AG mit Venionaire WEB in Österreich für qualifizierte Anleger den ersten reinen Kryptofonds auf den Markt gebracht. „Wobei institutionelle Investoren bei uns immer noch zögerlich in Krypto investieren“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Berthold BauricKalik. „Wir arbeiten gerade daran, Möglichkeiten für ein Listing unserer Fonds zu prüfen, damit sie täglich handelbar werden. Das braucht aber wegen der Regulatorik und technischen Schritte noch eine gewisse Zeit“, so Bauric-Kalik. „Wir haben bereits einen UCITSkonformen Incrementum Crypto GoldFunds am Markt, der je zu einem Drittel in Silber, Gold und Bitcoin investiert“, berichtet Markus Valek, „die erforderliche Diversifikation erfüllen wir durch die Hereinnahme von physisch hinterlegtem Gold und diverser Goldminen-

aktien.“ Investiert wird in Edelmetalle und Bitcoin ansonsten mit Schuldverschreibungen. „Diese Mischung macht nicht nur regulatorisch Sinn, sondern auch wegen der geringen Korrelation von Edelmetallen und Krypto“, betont Marc Valek. „Bis sie einmal korrelieren, muss die Marktkapitalisierung von Bitcoin schon um vieles größer sein. Auch wirken Edelmetalle dämpfend auf die starke Volatilität von Krypto. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man schon 2025 in Europa UCITs-konforme Kryptofonds ermöglicht. Denn die Nachfrage danach und der Wettbewerbsdruck sind immens hoch“, erklärt Valek. Dies wäre ein echter Gamechanger. Zum einen, weil man dann auch Optionen auf Bitcoin handeln könnte und nicht den Weg über besicherte Schuldverschreibungen gehen müsse. Vor allem aber, weil Krypto-ETFs dann in der institutionellen Welt salonfähig würden.

#4

PRIVATE

CREDIT Wenn’s mehr Risiko sein darf

Man beobachte das weltweit starke Wachstum von Private Credit genau. In Österreich sei dies derzeit aber kein Thema, heißt es auf Anfrage bei der Finanzmarktaufsicht. Darunter fallen private Kreditfonds oder auch Risikokapitalgesellschaften, die von Großinvestoren wie Versicherungen, Family-Offices oder Pensionskassen Geld einsammeln und es zu für die Investoren verlockend hohen Zinsen an Unternehmen weiterverleihen. Das weltweite Marktvolumen 2023 wird von Datenanbieter Pitch Book auf 2,1 Billionen US-Dollar geschätzt und soll bis 2028 auf 2,8 Billionen US-Dollar ansteigen. Drei Viertel des Marktes fällt auf die USA, der Rest primär auf Europa. Diese Darlehen werden etwa an kleine und mittlere Unternehmen vergeben, deren

Bonitäten nicht von Ratingagenturen geprüft werden und denen Banken daher nicht so gerne Geld leihen. Zum einen wachsen Schattenbanken also aufgrund der strengen Kredit-Regulatorien für Finanzinstitute. Zum anderen wird der boomende Private-Equity-Markt gern so finanziert. Sollte eine Rezession bevorstehen, fällt das Private-Credit-Kartenhaus zusammen. Bleibt zu hoffen, dass die faulen Immobilienkredite, die 2007 gebündelt in Fonds die weltweite Finanzkrise auslösten, nicht zur Blaupause werden. In seinem Global Financial Stability Report 2024 warnt der Internationale Währungsfonds jedenfalls schon vor den Risiken von Private Credit und mahnt eine strengere Regulatorik und ein engmaschigeres Monitoring ein.

RISIKO. Drei Viertel des Private-Credit-Markts entfällt auf die USA, der Rest primär auf Europa.

2,1

BILLIONEN US-DOLLAR

beträgt laut dem Datenanbieter Pitch Book das weltweite Marktvolumen an Private Credits.

# INTERVIEW

Österreich bei Green-TechPatenten besonders stark

Ein neues einheitliches Patent, das Erfindungen in 18 europäischen Ländern zugleich schützt, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfindergeist in Europa – auch in Österreich.

IIn Österreich gibt es erstaunlich viele Erfindungen im Bereich grüner Energien. Bereits 1885 erfand Carl Auer von Welsbach den energiesparenden Glühstrumpf im Gaslicht. Aktuell macht das nachhaltige Wasserstofftransportpatent der TU Wien Furore, das sich 2023 den Staatspreis Patent verdiente. Welche Erfindung ihm gefällt, haben wir Stefan Harasek, Präsident des Österreichischen Patentamts, gefragt.

Welchen Nutzen haben Patente in Zeiten von Open Source? Elon Musk stellt seine TeslaTechnik jedem für die Weiterentwicklung frei zur Verfügung. – Stefan Harasek: Tesla hat gar nicht wenige Patente. Für die gibt es zwar ein Patentversprechen, dass du sie nutzen kannst, wenn du dich zum Wohle der Menschheit an der Weiterentwicklung der Elektromobilität beteiligen willst. Das ist aber riskant, weil es der Interpretation von Herrn Musk obliegt, was er sich darunter vorstellt, und weil es keine Garantie gibt, dass diese Patentversprechen für alle Ewigkeit gelten.

Muss ich seit der Erfindung des 3D-Druckers nicht befürchten, dass man mir meine Idee klaut, sobald sie beim Patentamt aufschlägt? – Patentverletzungen hat es immer gegeben. Natürlich ist jetzt mit einem 3D-Drucker leichter, ein geschütztes Teil zu kopieren. Wir sehen jedenfalls keine große Zunahme an Patent-

Österreich fehlen Erfinderinnen

Wo Österreich nicht glänzt, ist bei der Zahl an Erfinderinnen. Von 38 Ländern, die das Europäische Patentamt Ende 2022 analysierte, ist Österreich mit nur acht Prozent Anteil an Erfinderinnen das absolute Schlusslicht.

verletzungsfällen. Das zeigt, dass der Respekt für geistige Eigentumsrechte in Österreich hoch ist.

Wie viele Patente vergammeln in der Schublade? – Auch in der Schublade sind sie wertvoll als Rückversicherung gegen Nachahmer. Natürlich würde der Mitbewerber, wenn es diese Patente nicht gäbe, deren Technologie, wenn sie erfolgreich wäre, nachmachen. Ein Patentportfolio kommt auch gut bei potenziellen Investoren und Kunden an und signalisiert Innovationskraft. Auch Patent-Lizenzierungen sind gerade für kleinere Unternehmen als Einnahmequelle wichtig, die sich oft gar keine eigene Produktion leisten können. Das betrifft zum Beispiel kleinere Biotech-Unternehmen oder ganz besonders augenfällig die Halbleiterindustrie, wo eine ei-

gene Produktionsinfrastruktur für kleine Unternehmen unerschwinglich ist.

Wo ist Österreich besonders erfinderisch? – Dort, wo klassisch die Stärke unserer Industrie ist: im Maschinenbau. Beachtlich ist die Zahl an Klima- und Umweltschutzpatenten. In Österreich sind es schon 2,6 Prozent aller Patentanmeldungen. Wir sind bei Green-Tech-Patenten im Pro-Kopf-Vergleich in der EU auf Rang sechs. Die Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Da hilft es, dass die Umweltwirtschaft insgesamt ein großer Faktor in Österreich ist, der zirka fünf Prozent oder 19,5 Milliarden Euro zur Wertschöpfung 2021 beitrug. Bei den Exporten von grüner Technologie liegen wir trotz der Kleinheit des Landes in absoluten Zahlen mit 15 Milliarden Euro nach Deutschland an zweiter Stelle in der EU.

Was waren die bisher erfolgreichsten heimischen Erfindungen? – Interessanterweise hatten schon historisch einige damit zu tun, Energie zu sparen. Beispielsweise erfand Carl Auer von Welsbach den Glühstrumpf fürs Gaslicht. Noch heute gibt es die Treibacher Werke, die auf die Erfindung und das ursprüngliche Werk von Carl Auer von Welsbach zurückgehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg revolutionierte das Linz-Donawitz- oder LD-Verfahren die Stahlerzeugung. Noch heute werden weltweit 60 Prozent des

LÖBLICH. „Der Respekt für geistige Eigentumsrechte ist in Österreich sehr hoch“, sagt Stefan Harasek.

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FOTO: ÖPA/GASSNER

Rohstahls so produziert. Aktuell arbeitet die Voestalpine mit Nachdruck daran, Wasserstoff vermehrt in der Stahlerzeugung einzusetzen, um die CO2Emissionen herunterzubringen.

Warum fallen 60 Prozent der Patente auf nur drei Bundesländer? – Oberösterreich und die Steiermark sind beides stark industrialisierte Gegenden. Zum einen die Voestalpine und rundherum sehr viel Metallverarbeitung. In der Steiermark ist momentan auch das Holzcluster sehr aktiv. Holz wird da beispielsweise als Werkstoff für den Fahrzeugbau erforscht. In Wien gibt es eine hohe Konzentration an Forschungseinrichtungen, Unis und außeruniversitärer Forschung wie das Austrian Institute for Technology AIT. Das führt zu vielen Start-ups und Spin-offs.

Sie sind seit zwei Jahrzehnten für das Österreichische Patentamt tätig. Was hat sich da getan? – Die Zahl der Patente ist weltweit enorm gestiegen. Die Anmeldungen, die Österreich weltweit macht, haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Auch regulatorisch hat sich viel getan. Seit 1. Juni 2023 haben wir nach Jahrzehnten endlich das europäische Patent mit einheitlicher Wirkung für derzeit 18 EU-Mitgliedsstaaten.

Wozu braucht man dann noch nationale Patentämter? – Wir sind nicht nur geografisch näher an unseren Erfinderinnen, wir sind auch leichter ansprechbar, weil wir dieselbe Sprache sprechen und das nationale Innovationsökosystem und die lokalen F&E-Begebenheiten besser kennen als das Europäische Patentamt in München oder Den Haag. Der Austausch

Vita

STEFAN HARASEK

Präsident Österreichisches Patentamt

Der promovierte TU-Wien-Absolvent sieht sich selbst nicht als Tüftler. Er sei per Zufall über ein Jobinserat zu seiner Passion für Patente gekommen. Sie verbinden seine Vorlieben für Technik und Recht. Seit 2004 ist er Prüfer, seit Dezember 2023 Präsident des Österreichischen Patentamts.

mit den großen Bundesförderagenturen FFG und AWS ist auch sehr wichtig. Wir bieten unsere Expertise und gemeinsam mit der FFG den Patent-Scheck an. Er deckt 80 Prozent der Kosten bis maximal 10.000 Euro, die rund um eine Patentanmeldung anfallen. Mit dem Austria Wirtschaftsservice haben wir für alle, die sich nicht sicher sind, ob sie geistiges Eigentum in ihrem Unternehmen haben und wie sie es schützen können, den kostenlosen Service „discover.ip“.

Was ist Ihr persönlicher Patentfavorit? –Mich überzeugte wie auch unsere Jury 2023 beim Staatspreis Patent die TU Wien. Das prämierte Patent ermöglicht es, Wasserstoff über bereits bestehende Gasnetze zu transportieren und am Ort der Entnahme Wasserstoff und Erdgas wieder sauber zu trennen.

ABSTELLGLEIS. Österreich muss aufpassen, dass der Wasserstoffkorridor nicht an Österreich vorbei gebaut wird.

#5 WASSERSTOFF

60

TAUSEND KILOMETER

Länge soll das Leitungsnetz für Wasserstoff in Europa betragen. Zu 60 Prozent will man bereits bestehende Gasleitungen nutzen.

Grüne Pipeline und digitaler Zug auf Schiene

Wasserstoff wird einer der großen Energieträger in der Zukunft sein, weil man damit einfach, schnell, günstig und umweltfreundlich Energie speichern kann. Grüner Wasserstoff soll allein in Österreich die Treibhausgasemissionen um rund 15 Prozent oder zehn Millionen Tonnen pro Jahr bis 2040 reduzieren.

Für den Transport von Wasserstoff nach und durch Europa soll ein 60.000 Kilometer langes Leitungsnetz mit fünf Wasserstoffversorgungskorridoren entstehen. So sieht es zumindest die Vision European Hydrogen Backbone vor, auf die sich 33 europäische Fernleitungsnetzbetreiber in 28 Ländern geeinigt haben. Zu 60 Prozent will man bestehende Gasleitungen nutzen, 40 Prozent des Netzes müssen neu errichtet werden.

Österreich soll Teil des SoutH2 Corridor werden – jener Wasserstoffleitung, die von Nordafrika über Italien, Österreich nach Deutschland zu den bayerischen Industriebetrieben führen soll. Noch sei nix fix, sagt Robert Hanke, Wasserstoffexperte der Verbund AG, und warnt, dass Österreich hinsichtlich Wasserstoffimporten und des Anschlusses an Korridore im Wettbewerb mit an-

deren europäischen Staaten stehe: „Wir müssen uns jetzt engagieren, damit der Wasserstoffkorridor nicht an Österreich vorbei gebaut wird.“ Er könnte nämlich ebenso über die Schweiz oder Tschechien verlaufen. Das wäre eine Katastrophe für den Industriestandort Österreich und seine 40.000 Arbeitsplätze, warnt Robert Hanke, „denn wenn Wasserstoff über Österreich nach Deutschland transportiert wird, sind die Pipelines höher ausgelastet, was die anteiligen Transportkosten und Risiken für österreichische Abnehmer reduziert.“

Damit Österreich dabei bleibt und Baumgarten in Niederösterreich nicht nur für Erdgas, sondern auch für Wasserstoff die Infrastrukturdrehscheibe für Mittel- und Osteuropa wird, müsste aber das EU-Gasmarktpaket schnellstmöglich in nationales Recht umgesetzt werden, um Investitionssicherheit herzustellen – eine Chance, die die Regierung gerade mit dem Scheitern des Grün-Gas-Gesetzes vertan hat. Auch müssten für Wasserstoffspeicher in Österreich ähnliche rechtliche Rahmenbedingungen wie für Erdgasspeicher geschaffen sowie die EUErneuerbaren-Richtlinie (RED III) mög-

In digitalen Zugkoppelungen und automatisierten Zügen liegt die Zukunft.

lichst schnell national umgesetzt werden, sieht Hanke auch hier dringenden Handlungsbedarf. Denn Investitionsentscheidungen für Transportnetze müssen bis 2025 fallen, um Wasserstoffimporte bis 2030 zu ermöglichen. In Österreich geht es konkret um die Umwidmung von 1.400 Kilometer bestehender Gasleitung und den Neubau von 300 Kilometern bis 2050.

Bahn macht digital mobil Klimafreundlich und energieeffizient ist auch die Bahn, „die nach der Dampfund Elektrolok gerade mitten in der dritten Bahnrevolution zum digitalen Zug steckt“, berichtet ÖBB-Sprecher Daniel

CORPORATE BANKING

Pinka. Ein Beispiel sei die digitale automatische Kupplung DAK: „Seit über 100 Jahren werden Güterwagen mit Schraubkupplung verbunden. Eine über 20 Kilo schwere Schraube muss dafür 300-mal pro Schicht bei jedem Wetter angehoben werden. Das ist auch nicht ungefährlich.“ Die ÖBB sei federführend mit dabei, die DAK-Technologie ab 2026 bis etwa 2030 in Europa auszurollen. So könnten Güterzüge automatisiert statt manuell schneller und effizienter zusammengestellt und die Wägen mit Energie und Datenleitungen versorgt werden.

Die ÖBB leitet auch das Forschungsprojekt Taro, das für „Towards Automated Railway Operation“ steht. Ein Austausch zwischen Eisenbahnen, Infrastrukturbetreiber und Wissenschaft mit dem Ziel, das Gesamtsystem Bahn zu digitalisie-

ren und zu teilautomatisieren, um mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Hier geht es wie im Straßenverkehr auch um den automatisierten Fahrbetrieb.

Mit dem Forschungsprojekt „Digital Twins“ versucht die ÖBB die Instandhaltung definierter ÖBB-Fahrzeugflotten durch automatisierte und dynamische Erfassung von Fahrzeugdaten zu optimieren. Aktuell werden diese Technologien bei Lokomotiven und Triebzügen eingesetzt und dabei unter anderem der Radsatzverschleiß prognostiziert oder Fehlfunktionen der Klimaanlagen diagnostiziert. Man achtet so auf ein energiesparendes Fahren und eine optimale Temperierung. Noch bevor Fahrzeuge in die ÖBB-Werkstatt kommen, will man so schon den Zustand einzelner Komponenten oder Systeme genau kennen.

READY FOR GROWTH.

Wir macht’s möglich.

Sie wollen den nächsten Step machen? Gehen wir’s gemeinsam an. Unser nationales Netzwerk ist für Sie da.

MONDSPAZIERGANG. Der Wettlauf um Bodenschätze im All ist bereits im Gang, es geht um den Abbau Seltener Erden.

Schwerelose Bodenschätze aus dem All

2,7

MILLIARDEN EURO

investiert die Raumfahrtbehörde Esa in den nächsten drei Jahren. Das Ziel: die Wettbewerbsfähigkeit erhalten.

Stell dir vor, auf der Erde ist Krieg, und die beiden Erzfeinde fliegen gemeinsam ins All. Das erleben wir gerade mit den USA und Russland, die bis 2025 noch gemeinsam zur internationalen Raumstation ISS fliegen. Unglaublich, aber wahr ist auch, dass gerade der erste privat finanzierte Weltraumspaziergang in 740 Kilometer Entfernung von der Erde geglückt ist. Dazu eingeladen hat US-Milliardär Jared Isaacman, der dafür die Dragon-Kapsel von Space X mietete.

Schon warnen Experten wie der Astronaut und Physiker Reinhold Ewald vor der Kommerzialisierung der Raumfahrt. Das Thema ist aber weniger Übertourismus im Weltall als der Wettlauf um den Abbau Seltener Erden auf erreichbaren Asteroiden, der gerade im Gang ist.

Ein großes wirtschaftliches Interesse herrscht vor allem an Monderkundungen: wegen der Bodenschätze und des vorhandenen Eises, das Astronauten Sauerstoff und den Raketen Treibstoff spendet. China will bis 2030, Indien bis 2040 Astronauten auf den Mond bringen.

Auch Europa mischt mit Die europäische Raumfahrtbehörde Esa investiert in den nächsten drei Jahren rund 2,7 Milliarden Euro, das sind 16 Prozent des Gesamtbudgets (16,9 Milliarden Euro). „Europas Raumfahrtinitiativen werden durch Wissenschaft, wirtschaftliche Vorteile, internationale Zusammenarbeit und die Inspiration zukünftiger Generationen vorangetrieben“, sagt Esa-Teamstratege Stephan de Mey dem Börsianer. Er erklärt die jüngst veröffentlichte Esa-Initiative Explore 2040: „Die Bemühungen konzentrieren sich darauf, entscheidende Beiträge zur Aufrechterhaltung menschlicher Aktivitäten in der erdnahen Umlaufbahn und bald um und auf dem Mond zu leisten und so den Grundstein für bahnbrechende Missionen zum Mars zu legen.“ Man wolle sicherstellen, dass Europa wettbewerbsfähig bleibe, während andere Nationen ihr Tempo im All beschleunigen. Mit der Medizinerin Carmen Possnig ist auch eine Kärntnerin als Reserve„Austronautin“ im ESA-Team.

#7 HEART-TECH

Wellen aus Tirol

Tirol kann mehr als nur Wintersport und Wanderidylle. Rund um die Med-Uni Innsbruck haben sich längst spannende Medizintechnik-Unternehmen etabliert. Angefangen von Med-El des Ehepaars Ingeborg und Erwin Hochmair, die 1977 das erste moderne CochleaImplantat entwickelten und heute mit 2.700 Mitarbeitern weltweit Menschen mit Hörverlust Gehör schenken.

Die jüngste bahnbrechende medizinische Erfindung aus Tirol, die gerade international Wellen schlägt, stammt von Heart Regeneration Technologies,

ein Spin-off der Medizinischen Univer sität Wien: ein kardiologisches Stoß wellengerät, das die Herzleistung stark verbessert. „Stoßwellen werden in der Medizin schon seit über 40 Jahren angewandt. Man weiß seit langem, dass sie in niedrigen Energien zur Verbesserung der Heilungsrate bei schwierigen Knochenbrüchen und zur Wundheilung beitragen. Die molekularen und zellulären Mechanismen der Wundheilung sind denjenigen, die nach einer Schädigung des Herzmuskels, also etwa nach einem Herzinfarkt, stattfinden, sehr ähnlich“,

ZULASSUNG. Ein kardiologisches Stoßwellengerät soll nach Herzinfarkten das angeschlagene Herz schneller heilen.

Eines Tages wollen wir in unsere eigenen vier Wände einziehen. Bis vor kurzem hat uns dazu der Plan gefehlt. Inzwischen haben wir mit einem Ansparplan begonnen. Der legt uns das Fundament, auf das wir in Zukunft bauen können. Kommen Sie zu den „Lebe los Wochen“ in die nächste HYPO-Filiale. Der Schlüssel zum eigenen Haus steckt in

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»Starten gerade neue Finanzierungsrunde für Stoßwellengerät.«
Johann Holfeld HEART REGENERATION

erklärt Miterfinder Johannes Holfeld, „daher kam die Idee, dies beim Herzinfarkt zu versuchen. Wir haben vor etwas mehr als 15 Jahren mit Grundlagenforschung, Zellkultur- und Tierversuchen im Forschungslabor begonnen. Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass wir 2016 ein Spin-off-Unternehmen der Med-Uni Innsbruck gründeten, um ein marktreifes Produkt zur Anwendung der Stoßwellen direkt am Herzen im Rahmen einer Bypassoperation zu entwickeln.“

Eine große klinische Studie bestätigte die Ergebnisse der Grundlagenforschung. Man rechnet heuer noch mit einer europäischen Zulassung. Anfang 2025 soll das Gerät in der DACH-Region auf den Markt kommen.

Finanziert wurde die Entwicklung mit öffentlichen Fördergeldern sowie durch private Business-Angels und Family-Offices. Beteiligt sind neben den drei Gründern Christian Dorfmüller und Johannes sowie Gregor Holfeld auch Privatinvestoren. „Aktuell wird eine neuerliche Finan-

#8 TELE-MEDIZIN

zierungsrunde geplant, und Gespräche werden mit weiteren Familiy-Offices und Venture Capital geführt. Dies zur Aufstockung der Geräteproduktion hinsichtlich des Markteintrittes und der Vorbereitung auf eine Zulassung in den USA“, berichtet Johannes Holfeld von großem Investoreninteresse. „Mehr Interesse österreichischer Investoren wäre wünschenswert, damit eine österreichische Entwicklung auch einen Großteil ihrer Wertschöpfung im Land entfalten kann“, erklärt Holfeld.

Es gebe auch schon zahlreiche Verkaufsgespräche mit den namhaften Herzchirurgien im deutschsprachigen Raum: „Da eine relevante Verbesserung der Herzleistung auch zu einer signifikanten Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und sämtlicher Folgeerkrankungen der Herzinsuffizienz führt, wird die neue Therapieform maßgeblich zu Einsparungen im Gesundheitssystem beitragen!“ Nebenwirkungen habe man nicht beobachtet.

Digital auf Rezept

GEFRAGT. Die meisten Anwendungen in der Telemedizin gibt es für psychische Erkrankungen.

Was macht man gegen den Ärztemangel? Man schließt die Versorgungslücken mit Telemedizin und Gesundheits-Apps. Weltweit werden digitale Gesundheitsanwendungen (Digas) über Smartphones-Apps und mittels Webbrowser zunehmend für die Erkennung, Überwachung oder Behand-

lung von Erkrankungen eingesetzt. In Deutschland tragen die Kosten für derzeit 64 im Diga-Verzeichnis registrierte „Apps auf Rezept“ sogar die Krankenkassen. Die Akzeptanz ist gewaltig. Schon in den ersten drei Jahren seit dem Einführungsjahr 2020 wurden laut dem Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung bereits 370.000 Codes für digitale Anwendungen freigeschaltet, Tendenz stark steigend. Zu knapp 70 Prozent seien die Nutzer Frauen. Es sei vor allem die Altersgruppe der 50bis 64-jährigen, die Digas nutzen. Die meisten Anwendungen gibt es für psychische Erkrankungen. Digas sind inzwischen auch für Adipositas, Muskel- und Gelenksbeschwerden, Reizdarm, Rückenschmerzen, Diabetes oder Tinnitus erhältlich, für Alkoho-

labhängigkeit, Endometriose oder dafür, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Auch in Frankreich und Belgien sind Digas erstattungsfähig, Italien arbeitet daran. In Österreich läuft 2024 ein Pilotprojekt als Teil der E-HealthStrategie, die ab 2026 Videokonsultationen und Terminbuchungen erlauben soll. Die Devise heißt „digital vor ambulant vor stationär“. Bereits jetzt haben die österreichischen Sozialversicherungen an ihre Versicherten 22 Gesundheits-Apps kostenfrei abgegeben. In Ausnahmefällen werden Digas auch in Österreich schon von der Krankenkasse erstattet. Rund 51 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr will die österreichische Bundesregierung bis 2030 für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zur Verfügung stellen.

MILLIONEN EURO

stellt die Bundesregierung bis 2030 für die Digitalisierung des Gesundheitswesen zu Verfügung.

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Novo Nordisk

Abnehmpräparate machen Novo Nordisk zum High-Flyer.

FETT WEG. Die Nachfrage nach Abnehmmitteln ist trotz hoher Preise enorm. Die Therapiekosten für das Novo-Nordisk-Medikament Wegovy belaufen sich auf rund 200 bis 300 Euro pro Monat, in den USA kostet es rund 1.000 bis 1.200 US-Dollar.

#9 FETT-WEG-PRÄPARATE

Run auf die Spritze

Dank ihrer Bestseller, der Fett-wegSpritzen und -Pillen, legte der Kurs des Pharmakonzerns Eli Lilly in den letzten zwölf Monaten rund 52 Prozent, jener des dänischen Konkurrenten Novo Nordisk rund 34 Prozent zu. Die Abnehmmittel machen Novo zur wertvollsten Firma Europas. Der Boom kommt nicht von ungefähr. Alexander Jenke vom spezialisierten Vermögensverwalter Medical Strategy spricht von einem weltweiten Marktpotenzial für Adipositas-Medikamente von 100 Milliarden US-Dollar bis 2030. Derzeit werden für die Fettweg-Spritzen von Eli Lilly und Novo Nordisk rund acht Milliarden US-Dollar ausgegeben. In den USA wäre etwa die Hälfte der Bevölkerung reif für die Abnehmspritzen. Momentan erhalten die Mittel aber erst wenige Prozent der Bevölkerung. Man schätzt die Todesrate in Verbindung mit extremer Fettleibigkeit in den USA auf rund 300.000 pro Jahr.

Die Nachfrage nach Abnehmmitteln übersteigt trotz der hohen Preise weiterhin das Angebot. In Euro belaufen sich die Therapiekosten für das Novo-Nor-

disk-Medikament Wegovy auf rund 200 bis 300 Euro pro Monat. In den USA kostet es rund 1.000 bis 1.200 US-Dollar pro Monat. Für weitere gewichtige Erträge könnte bei Novo Nordisk das Abnehmmittel Liraglutid sorgen, das in Europa auch für jüngere, extrem fettleibige Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren zugelassen werden dürfte. Den Wirkstoff der Abnehmmittel, das Peptidhormon GLP-1, vertragen aber viele nicht. Daher setzt man jetzt alle Hoffnung auf eine Kombination mit dem Peptidhormon Amylin. So etwas haben nicht nur die Fett-weg-Pioniere Eli Lilly und Novo Nordisk in der Pipeline, sondern auch die beiden anderen Dänen Gubra und Zealand Pharma sowie das britischschwedische Astra Zeneca.

Aufgrund des hohen Entwicklungsvorsprungs ist echte neue Konkurrenz für Eli Lilly und Novo Nordisk aber nicht so schnell in Sicht. Der Pharmakonzern Amgen dürfte mit seinem Medikament nicht vor 2027 oder 2028 auf den Markt kommen, Mitbewerber Structure Therapeutics noch später.

PRIVATE BANKING IST EIN

WACHSTUMSMARKT.

Wachsende Vermögen verlangen nach noch stärkerer und kompetenterer persönlicher Beratung.

© Eric Krügl

Rohstoff Geld wächst und wächst

Die Statistiken der OeNB zeigen klar, dass das Geldvermögen der Österreicher:innen seit Jahren einen stetigen Trend zeigt, nämlich den nach oben. Die Vermögensbildung der österreichischen Haushalte hat sich aber strukturell verändert. Die lange Durststrecke in der Nullzinsphase hat bewirkt, dass Investments in Anleihen in den letzten 10 Jahren gesunken sind, daran hat auch das attraktive Zinsniveau der letzten beiden Jahre nicht viel geändert. Deutlich stärker gewachsen sind jedoch die in Aktien und Investmentfonds veranlagten Vermögen. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass sich Anleger:innen mehr und mehr den chancenreicheren Anlagethemen zuwenden und auch bereit sind, stärker international zu investieren.

Diversifizierung ist obligatorisch

Eine starke internationalere Ausrichtung findet sich in mehr und mehr Depots und auch der Branchenmix wird vielfältiger. Gerade in der Vermögensverwaltung ist das ein must do. Ein ausgeprägter Home Bias in der Anlage findet sich immer selte-

ner. Ganz im Gegenteil wird stärker in den USA investiert, sicherlich befeuert von den eben vorwiegend dort ansässigen Techriesen, die wir in Europa leider nicht in dieser Form haben. Dabei gilt es aber mit Augenmaß vorzugehen, ein Mindestmaß an Diversifizierung ist einzuhalten, auch wenn das in Aufwärtsphasen schwer fällt, die von nur wenigen Aktien getrieben werden.

ESG-Kompetenz gefragt

Die Meinungsvielfalt zum Thema ESG ist enorm. Vielfach wird ESG auf die ökologische Komponente reduziert, Stichwort CO2 Bilanzen. Ein oberflächlicher Analyseprozess in diese eine Stoßrichtung ist aber zu wenig. In unseren Produktauswahlprozessen gehen wir deshalb viel breiter und tiefer in die Analyse. Die Oberbank selbst kann auch bei ESGRatings mit sehr guten Einstufungen aufwarten.

Bedarf nach Beratung steigt

Obwohl wir alle die Möglichkeiten der Digitalisierung schätzen - so sinnvoll ein-

gesetzt - sehen wir einen enormen Bedarf an persönlicher Beratung. Diese korreliert auch stark mit den zu veranlagenden Vermögen. Je höher die Investitionssumme, desto intensiver und wichtiger wird ein konstruktiver Austausch zwischen Investor:in und Vermögensmanager:in. Die persönlichen Vorlieben und Abneigungen zu erkennen und umzusetzen, nimmt uns auch die KI (in naher Zukunft) nicht ab. Deshalb sind wir sicher, dass persönliche Private Banking Dienstleistungen in einer immer komplexeren Welt einen absoluten Mehrwert darstellen.

MARKETINGMITTEILUNG: Die vorliegenden Informationen dienen lediglich der unverbindlichen Information. Diese Marketingmitteilung stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar und kann eine individuelle Beratung und Risikoaufklärung nicht ersetzen.

Dir. Erich Stadlberger, MBA
Leiter Private Banking & Asset Management, Oberbank AG

#10 BATTERIEN

Mission Planetenrettung

CMBlu Energy hat die organische Batterie im Lagerregal. Und ausgerechnet da ist jetzt Klemens Haselsteiner eingestiegen.

Text: Oliver Stock

DDie Energiewende – alle wollen sie, aber sie stockt. Allerdings ließen sich die Bremsen lösen. Ein Haufen Top-Ingenieure, Wissenschaftler und ein österreichischer Top-Investor sorgen gerade dafür. Was sie machen, ist made in Europe pur: Es verbindet KI und Erfindergeist und es löst ein Problem, das auf den Nägeln brennt.

Und das geht so: Die deutsche Bundesregierung will, dass in ihrem Land vier bis fünf neue Windräder gebaut werden – pro Tag. Der Hammer dabei: Wenn der Wind bläst, produzieren sie zu viel Strom und müssen mangels Speicher und Transportmöglichkeiten abgeschaltet werden. Das Gleiche gilt für Solarparks. Für ihre „Ausfallarbeit“, also die zwangsweise nichtproduzierte Energiemenge, erhalten die Anlagenbetreiber eine Entschädigung in der Höhe, wie sie bei einem normalen Netzbetrieb bezahlt worden wäre. Es fließt also Geld in Deutschland, obwohl kein Strom fließt. „Geisterstrom“ ist kein schlechtes Wort für dieses Phänomen. 2021 wurden so 800 Millionen Euro in den Wind geblasen, berechnete die Bundesnetzagentur, Tendenz seither steigend.

Von der Natur abgeschaut

CMBlu heißen die Ghostbusters mit ihrem Laden im nordbayerischen Alzenau, die nicht nur dieses Problem lösen. Und zwar spektakulär. „Arbeitet für das Wohl unseres Planeten“, sagen sie in

»Mein Credo ist, Dinge immer besser zu machen.«

Klemens Haselsteiner

10. 000.500 WATTSTUNDEN pro Liter hat ein Blümchen im Stängel. Chinas Lithiumakkus kommen auf 450.

Alzenau, wenn sie neue Leute für das inzwischen über 180 Mitarbeiter starke Team suchen.

Am Anfang war da die Idee von Peter Geigle, einem leidenschaftlichen Mediziner und Biochemiker, der sich sagte: Die Natur hatte Millionen Jahre Zeit, um Energiespeichersysteme zu entwickeln, die Pflanzen für eine Durststrecke ohne Licht und Wasser auskommen lassen und es auch Menschen ermöglichen, Stunden und Tage ohne Nahrung zu überstehen. „Und sie hat sich nicht für Metallspeicher entschieden“, sagt Constantin Eis.

Eis ist hier der Chef, weißes Hemd nicht in der Hose getragen, Pulli drüber, kommt von Rocket Internet, an der Börse in New York war er auch schon, den Ökostrom-Anbieter Lichtblick hat er ins rechte Licht gerückt – und jetzt CMBlu. Er sitzt in seinem Büro in der Etage über der Forschungsabteilung, wo sie daran arbeiten, die Energiedichte jener Batterien, die auf Geigles Forschungen beruhen, laufend zu erhöhen. Denn was der Biochemiker ahnte, hat sich bewahrheitet: CMBlu kann Batterien bauen, die bis auf einen kupfernen Stromabnehmer ohne Metalle und ohne irgendwelche seltenen und garantiert nur in China befindlichen Erden auskommen.

Wie Alchemisten

Organic Solid-Flow heißt das System, Speichermedium ist ein einfaches, aber

AUFBRUCH. „Ich lasse mich nicht von irgendeiner Tristesse in diesem Land anstecken“, sagt Constantin Eis, CEO der CMBlu Energy AG, und revolutioniert die Batterieherstellung.

REVOLUTIONÄR. CMBlu Energy

AG baut Batterien, die bis auf Kupfer ohne Metalle auskommen.

gut patentiertes Granulat, das Spezialchemieunternehmen tonnenweise produzieren können. Derzeit liegt die Energiedichte der fertigen Batterien bei 200 Wattstunden pro Liter, mehr als das Doppelte ist bereits im Labor machbar, die Chinesen kommen mit ihren besten Lithiumakkus auf 450. Aber Lithium ist bei den Ghostbusters tabu. Ein Blümchen auf der Wiese hat etwa 10.500 Wattstunden pro Liter im Stängel, rechnet Eis vor und zeigt damit, wo die Reise hingeht. Erst der Erfinder und heutige Aufsichtsrat Geigle, dann Constantin Eis – sie sind die wahren Nachfolger jener Alchimisten, die jahrhundertelang nach dem Stein der Weisen suchten, der angeblich unedle Metalle in Gold verwandeln sollte. Mit dem Unterschied: Sie haben ihn gefunden. Besser: Sie haben die Batterie der Weisen entwickelt. So dürfte es auch einer sehen, der als Großinvestor bei CMBlu frisch eingestiegen ist: Klemens Haselsteiner. Den Strabag-Chef treibt sein Credo, „Dinge immer besser zu machen“. Haselsteiner gibt sich stets aufgeschlossen, was Beteiligungen an Start-ups und Kooperationen mit ihnen betrifft. „Wenn wir in einem Unternehmen wie der Strabag über die Zusammenarbeit mit Startups sprechen, dann muss man sich zunächst fragen ‚Was wollen wir damit erreichen?‘“, erklärte er neulich bei einer Podiumsdiskussion. Im Fall von CMBlu geht es schlicht um den Energiespeicher von morgen. Gefertigt wird die Batterie derzeit auf der anderen Straßenseite

von Eis’ Büro. Wenn er aus dem Fenster schaut, sieht er die Produktionshalle, in der sich ein Batteriepack aufs andere stapelt. Mercedes hat welche bestellt, weil sich die schwäbischen Autobauer unabhängiger von Stromlieferanten machen wollen. Griechenland fördert die Ansiedlung von CMBlu in seinem Land mit 30 Millionen Euro, in den USA gibt es eine Niederlassung. „Ich lasse mich nicht von irgendeiner Tristesse in diesem Land anstecken“, sagt Eis und fasst schon einmal einen Börsengang ins Auge. Könnte schön werden für Haselsteiner.

Apropos Tristesse: Zwischen Labor und Produktion führt die gut befahrene Straße nach Alzenau hindurch. Während das Team vom CMBlu gerade den Planeten rettet, brütet die Stadt über der Frage, ob sie einen Zebrastreifen genehmigen soll, damit niemand von den Planetenrettern beim Überqueren der Straße überfahren wird. Seit über zwei Jahren läuft das Projekt „Zebrastreifen für CMBlu“. Soeben wurden zum dritten Mal die täglich vorbeibrausenden Autos und die verzweifelten Straßenüberquerer gezählt. Es könnte sich noch hinziehen.

% Meine Rendite

CMBlu baut organische Batterien ohne Lithium. Es hat das noch fehlende Puzzleteil zur Energiewende entwickelt. Klemens Haselsteiner glaubt daran und ist Großinvestor. Ein Börsengang ist eine Option.

Das Schweizermesser der Energiewende

Text: Thomas Müller

„Kupfer kann man als das Schweizermesser der Energiewende bezeichnen“, sagt Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest. „Für ein neues Windrad werden je nach Größe zwischen einer und fünf Tonnen Kupfer benötigt. Die Datenserver, die für KI-Anwendungen gebraucht werden, verursachen inzwischen 2,5 Prozent der Kupferbedarfs.“ Eine Preisklasse darüber ist das Edelmetall Silber, das die höchste Leitfähigkeit besitzt und für Solarpaneele essenziell ist. Auch für Akkus von Elektroautos wird es im großen Stil eingesetzt. „35 Prozent des Silberverbrauchs gehen allein in diese zwei Bereiche, die noch vor 15 Jahren praktisch keine Bedeutung hatten“, nennt Louvet eine weitere Zahl.

Es wird knapp

Für Investoren interessant wird das Thema, wenn der steigende Verbrauch der zukünftigen Produktion gegenübergestellt wird. Der Internationale Währungsfonds erwartet bis 2040 bei den „electric metals“ Nickel, Kobald und Lithium eine Vervielfachung der Preise. Die Produktion lässt sich hier nicht beliebig schnell ausweiten. „Es gibt Berechnungen, wonach wir in den kommenden 30 Jahren so viel Kupfer aus der Erde holen müssen wie bisher in der gesamten Menschheitsgeschichte“, sagt Louvet. „Gleichzeitig hat eine neue Kupfermine eine Vorlaufzeit von 17 Jahren, und es sind zu wenige in Planung. Um das Jahr 2035 herum wird die Nachfrage daher das Angebot übersteigen.“ Und das Recycling als künftige Rohstoffquelle? Es werde erst in rund 20 Jahren einen wichtigen Beitrag leisten können, wenn die Preise bereits wesentlich höher sind als heute und die Kapazitäten dafür vorhanden sind, so der Ausblick von Louvet.

#MARINOMED

Spitz auf Knopf

BLAUÄUGIG. „Wir haben die Dynamik unterschätzt“, sagt Andreas Grassauer, Vorstandschef der Marinomed Biotech AG.

Text: Robert Winter

ABGESANG. Der Kurs der Aktie von Marinomed hat zwischen dem Börsenstart am 1. Februar 2019 und Mitte September des laufenden Jahres um rund

2019 ging das BiotechUnternehmen Marinomed an die Börse. In weiterer Folge kam Sand ins Getriebe. Der Börsianer skizziert, wie es zu den Problemen kam und womit in Zukunft zu rechnen ist.

MMit großem Trara wurde Anfang Februar 2019 ein Ereignis gefeiert, auf das die Wiener Börse lange gewartet hatte. Damals ging das IPO der Marinomed Biotech AG über die Bühne, die Aktie ist seither unter dem Börsenkürzel MARI auf dem Wiener Parkett vertreten. Rund fünfeinhalb Jahre danach ist die gute Stimmung verpufft. Am 14. August 2024 musste Marinomed beim Landesgericht Korneuburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragen. Andreas Grassauer, CEO von Marinomed, sagt: „Das Ziel ist natürlich, das Sanierungsverfahren zu überstehen. Nachdem sich ein Investor zurückgezogen hatte, ist die Fortbestehungsprognose am 13. August zusammengebrochen. Nun ist aus Liquiditätsgründen die Hilfe von Investoren nötig.“

Wie prekär die Lage ist, lässt sich am Börsenkurs ablesen. Zwischen dem Start der Aktie und Mitte September 2024 hat

90 Prozent nachgegeben. Marinomed Biotech AG

das Papier rund 90 Prozent an Wert verloren. Aber was hat dazu geführt, dass bei Marinomed Sand im Getriebe ist? Und wie kann es bei dem heimischen Biotech-Unternehmen weitergehen?

In puncto Vergangenheitsbewältigung streicht Wolfgang Matejka, Chef von Matejka & Partner Asset Management, das Gute hervor. Matejka: „Marinomed ist eines von wenigen BiotechUnternehmen, die mit wenig Geld weit gekommen sind. Das ganze Portfolio ist auslizenziert.“ Bleibt das Problem, dass es mehrere Aspekte gibt, die das Bild trüben. Alois Wögerbauer, Chef der 3 Banken Generali Investment, meint: „Wer sich den Verlauf der vergangenen Jahre anschaut, muss akzeptieren, dass Marinomed keine positiven Highlights liefern konnte. Der entscheidende Fehler wurde vor dem Börsengang gemacht. Das Unternehmen war zum Zeitpunkt der Emission ein besseres Start-up und nicht börsenreif.“

Irren ist menschlich Darüber hinaus war die Emissionsbank laut Wögerbauer viel zu optimistisch, und auch die zwischenzeitlichen Kursziele waren überzogen. Dazu einige Beispiele: Als Analysten fungierten ehemals das Group Research der Erste Bank und die deutsche Dr. Kalliwoda Research. Die Experten von Erste Research setzten

Quelle: baha

das Kursziel der Marinomed-Aktie per 9. April 2021 auf 168,70 Euro. Damals lag der Aktienkurs bei rund 140 Euro, geriet jedoch in weiterer Folge dauerhaft unter Druck. Am 8. April 2022 wurde das davor gesetzte Kursziel von 155 auf 127 Euro gesenkt, der Aktienkurs selbst betrug rund 81 Euro. Wie sich danach zeigte, war auch diese Einschätzung zu optimistisch. Am 8. August des Vorjahres empfahl Kalliwoda Research die Aktie mit einem Kursziel von 77,6 Euro zum Kauf. Auch diese Einschätzung hat sich beim damaligen Kurs von rund 43 Euro als klar überzogen erwiesen.

An der Produktpalette haben Experten nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Alois Wögerbauer meint: „Für Marinomed war das Umfeld samt dem Corona-Thema und der Behandlung von Erkältungskrankheiten gut. Die Produkte sind attraktiv und wirkungsvoll. Das hat sich bei einem Selbstversuch bestätigt. Auch der Vorstand war überzeugend.“

Aber selbst die besten Produkte können am Markt nicht reüssieren, wenn die PS nicht auf die Straße gebracht werden. Wögerbauer: „Dem Management ist es nicht gelungen, richtig ins Marketing zu kommen. Man kam nie in die Phase, über Lizenzen mit großen Playern durchzustarten.“ Wolfgang Matejka pflichtet bei: „Beim Marketing blieben Erfolge aus. Es waren nicht genug Mil-

lionen in der Kasse, um nennenswerte Schritte setzen zu können.“ Als Fehler stuft Matejka ein, dass man bei der Refinanzierung kein gutes Händchen hatte. „Man hätte Kapitalmarktschwankungen ausnützen können. Damit wäre einiges möglich gewesen.“

US-Fantasie

Am 12. September berichtete Marinomed, dass bei der Carragelose-Produktlinie Fortschritte erzielt wurden. Die ersten Produkte erhielten die Zertifizierung nach der neuen EU-Medizinprodukteverordnung MDR. Das kann dem Vertrieb in Europa Vorschub leisten. Hoffnung auf bessere Zeiten gibt auch das Interesse des US-Konsumgüterriesen Procter & Gamble. Der Konzern hat die Marktchancen von Carragelose-Produkten von Marinomed erkannt und bei der amerikanischen Food and Drug Administration FDA den Zulassungsprozess gestartet. Marinomed-CEO Grassauer: „Das Zulassungsverfahren in den USA läuft. Ich bin diesbezüglich zuversichtlich.“ Ins gleiche Horn stößt Wolfgang Matejka: „Die Genehmigung der FDA könnte In den nächsten Monaten erfolgen. P&G hat bereits Lizenzrechte und ist ein DealPartner, der die Carragelose-Palette zur Gänze oder über jährliche bezahlte Tranchen kaufen kann. Dabei kann es um ein Volumen zwischen 25 und 35 Millionen Euro gehen.“ Weder zu Beträgen in dieser Höhe noch zu potenziellen Käufern will sich MarinomedCEO Grassauer äußern.

Zusätzliches Potenzial bieten Coldamaris-Augentropfen, die vor Augenentzündungen schützen. Eine angenehme Begleiterscheinung: Die Tropfen bewirken auch, dass der Augendruck sinkt. Das Marktpotenzial hat dem Vernehmen nach auch Begehrlichkeiten von US-Pharmaunternehmen geweckt.

Erst wenn das Geld da ist … Kürzlich geplante Kapitalerhöhungen unter Bezugsrechtsausschluss könn-

»Marinomed ist klamm, aber nicht insolvent.«

Wolfgang Matejka

ten 1,5 Millionen in die Kasse von Marinomed spülen. Marinomed-CEO-Grassauer: „Wir befinden uns für die erste Kapitalerhöhung in einer sehr fortgeschrittenen Phase. Eine zweite ist geplant, eine Begründung dafür muss veröffentlicht werden.“ Noch herrscht aber keine Gewissheit. CEO Grassauer: „100 Prozent Klarheit gibt es erst dann, wenn das Geld da ist.“

Ein Betrag in dieser Höhe reicht aber bestenfalls aus, um den Liquiditätsbedarf zu decken. Bei der weiteren Entwicklung von Marinomed spielt deshalb die Europäische Investitionsbank EIB eine entscheidende Rolle, die derzeit mit einem Betrag von 21 Millionen Euro rund 95 Prozent der Schulden finanziert. Anlageexperte Matejka: „Marinomed ist klamm, aber nicht insolvent. Wenn die EIB Kredite nachlässt, kann die Investitionsbank immer noch auf die Juncker-Milliarde als Refinanzierung zugreifen.“ Grassauer: „Die EIB hat die Kapitalmehrheit und ist durch den EIF, den sogenannten Juncker-Fonds, abgesichert. Ein geordnetes Verfahren ist im Laufen.“

»Unternehmen war beim IPO ein besseres Start-up und nicht börsenreif.«

Alois Wögerbauer

Bleibt die Frage, ob der Börsengang nicht doch ein Schuss ins eigene Knie war. Marinomed-CEO Grassauer: „Ich würde wieder einen Börsengang anstreben. Die Venture-Finanzierung durch die EIB wirkte sehr attraktiv. Die EIB ist ein großer Gläubiger, der natürlich sein Geld zurückwill. Wir haben die Dynamik unterschätzt. Es wäre besser gewesen, immer so viel Geld auf dem Konto zu haben, um alles abdecken zu können.“

% Meine Rendite

Ob die Rettungsversuche von Erfolg gekrönt sein können, ist schwer einzuschätzen. Investmentprofi Wögerbauer meint: „Es kann niemand sagen, wie es mit Marinomed weitergeht. Die Chancen stehen 50 zu 50.“ Wolfgang Matejka geht dagegen davon aus, dass sich die Nebel lichten können.

„NEGATIVE“ OFFENLEGUNGSANFORDERUNGEN IM RAHMEN DER

NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG

Sofern ein Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD zum Themenkomplex Klimawandel keine Offenlegungen in seinem Lagebericht vornimmt, weil das Thema die Anforderungen an die doppelte Wesentlichkeit nicht erfüllt, muss es zwar keine detaillierten Angaben nach dem Europäischen Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) „E1“ vornehmen, jedoch eine substantiierte Erklärung liefern, weshalb es diesen Themenkomplex Klimawandel nicht als wesentlich einstuft. Eine derartige Negativerklärung unterliegt, wie jede Offenlegung, allgemein geltenden Sorgfaltsanforderungen.

Das Konzept der verpflichtenden Begründung der Nichtwesentlichkeit im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung unterscheidet sich von anderen Rechtsakten, was zu Herausforderungen bei der Zusammenführung der verschiedenen Ansätze führen kann. Dies wird bei einem Vergleich mit der Prospektverordnung besonders deutlich. In Kapitalmarktprospekten besteht eine Offenle-

gungspflicht für Informationen bzw. Risiken nur dann, wenn diese vom Emittenten als wesentlich für Investoren eingestuft werden. Eine Begründung der Einschätzung von Risiken oder Informationen als unwesentlich ist seitens der Emittenten nicht zu veröffentlichen.

Dieser konzeptionelle Unterschied in den Offenlegungspflichten nach der CSRD und der Prospektverordnung wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Der EU Listing Act führt zu einer Änderung von Anhang I der Prospektverordnung. Für die Zeiträume, die von den historischen Finanzinformationen abgedeckt werden, müssen künftig Lageberichte –einschließlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der CSRD – durch Verweis in den Prospekt inkorporiert oder alternativ die darin enthaltenen Informationen in den Prospekt aufgenommen werden. Dies dient laut Erwägungsgründen der Verhinderung von Greenwashing.

Dieser Ansatz widerspricht jedoch der aktuellen Marktpraxis. Bisher wurden Lageberichte nur selten per Verweis in Prospekte aufgenommen. Für Emittenten die-

nen Kapitalmarktprospekte in erster Linie als „Enthaftungsdokument“. Sie werden mit Blick auf eine möglichst weitgehende Haftungsminimierung verfasst. Deshalb werden Aussagen mit Quellen belegt und auf Marketingsprache verzichtet. Die Angaben im Prospekt werden von den emissionsbegleitenden Banken zudem im Rahmen einer Due Diligence überprüft. Dies gilt nicht für Lageberichte und die darin enthaltenen nichtfinanziellen Informationen, diese werden meist nicht von Juristen mit dem Ziel der Haftungsvermeidung verfasst. Die verpflichtende Aufnahme von Lageberichten in Kapitalmarktprospekte führt zukünftig dazu, dass auch Begründungen für die Unwesentlichkeit des Themenkomplexes Klimawandel in Prospekte aufgenommen werden müssen. Für Emittenten kann die verpflichtende Aufnahme dieser Berichte daher weitreichende Konsequenzen im Hinblick auf Prospekthaftung haben. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass die Banken die DueDiligence Prüfung auf den Lagebericht und die darin enthaltene Begründung für die Unwesentlichkeit ausweiten müssen.

Mag. Benedikt Graf, LL.M. Associate
Dr. Stephan Pachinger, LL.M. Partner

#HANS SCHÖPFLIN

Der antikapitalistische Kapitalist

STIFTER. Hans Schöpflin glaubt mehr an Privatinitiativen als an den Staat, der „das Geld mit der Gießkanne verteilt“. Gemeinsam mit Tim Göbel ist er im Vorstand der Schöpflin Stiftung, die jährlich zwölf Millionen Euro Budget hat.

„Ein

Großteil der Manager hat keine soziale Verantwortung mehr .“

Was machen reiche Menschen mit ihrem Geld? Hans Schöpflin ist mit Leidenschaft Risikokapitalgeber und Philanthrop. Er ist immer gierig auf Neues, ein guter Zuhörer, hält Elon Musk für gefährlich und kritisiert Manager, die Millionengagen einstecken.

EEinseitige Berichterstattung ist Hans Schöpflin ein Dorn im Auge und hat ihn schon in den 1990er-Jahren zum Unterstützer der Antiglobalisierungsbewegung gemacht. Der millionenschwere Investor verdammt nicht den Handel und schon gar nicht gute mittelständische Unternehmen. Dem ehrbaren Kaufmann zollt er Respekt. Einen Knatsch hat er mit aufgeblasenen internationalen Konzernen. Wenn eine Flasche Wasser teurer sei als eine Flasche Milch, lasse dies bei ihm die Alarmglocken schrillen. „Ich habe ein Problem mit vermanagten Unternehmen und Managern, die 20 bis 40 Millionen abkassieren und glauben, dass sie das verdient haben. Das ist einfach nicht richtig. Ein Großteil der Manager hat keine soziale Verantwortung mehr, die treiben nur den Kurs und reduzieren Kosten. Das sind keine Unternehmer mit sozialem Rückgrat.“ Hans Schöpflin rückt seine markante Brille zurecht und atmet

schnell. Das Thema macht ihn emotional. Er ist von schlanker Gestalt, selbst mit 84 Jahren wirkt er, als sei er noch immer voller Tatendrang. „Ich habe die ganze Woche mit Menschen zu tun, die unter 50 sind. Das ist meine Energie. Wenn man bisserl ernst genommen wird, nehme ich auch die Schmeichelei gerne an“, meint er mit einem Augenzwinkern. Er selbst kommt aus einer Unternehmerfamilie. Der von seinen Großeltern sehr erfolgreich aufgebaute Versandhandel mit berühmter Marke musste von seinem Vater in den 1960er-Jahren an den Quelle-Konzern verkauft werden. Ein Einschnitt. Und ein Aufbruch. Denn die vorgezeichnete Karriere war plötzlich versandet. Vielleicht war es aber auch das Beste, was Hans Schöpflin passieren konnte. Mut kann man nicht kaufen. Durch seine Risikobereitschaft, seine Neugierde und das Quäntchen Glück hat er ein Millionenvermögen aufgebaut. Einen Masterplan für den Weg zum Reichtum hatte er nie. „Ich mache sehr viel intuitiv, hatte aber das Glück, dass ich immer die richtige Kurve gekriegt habe. Ohne Glück geht nichts. Ich hatte auch immer ein Wertesystem. Viele Menschen lassen sich durch Geld verführen und machen nichts Positives daraus. Und ehrlich: Mich hat immer nur die Aufgabe interessiert. Wenn sie motiviert sind, dann kommt das Geld. Aber das Geld als solches hat für mich nur einen Zweck, dass ich nehme und gleichzeitig gebe.“

»Ohne verlässliche Informationen wird Demokratie nicht mehr funktionieren.«
Tim Göbel

40 Jahre hat Hans Schöpflin in den USA gelebt. Das prägt. Auch beim Investieren. Am Anfang waren es Start-ups. Mit den verdienten Optionen – nur mil-

Interview

„Wir geben soziales Risikokapital“

Der Börsianer sprach mit Tim Göbel und Hans Schöpflin, Vorstände der Schöpflin Stiftung, über zivilgesellschaftliche Pionierarbeit.

Der Schöpflin Stiftung fließen jährlich zwölf Millionen Euro zu. Woher kommt das Kapital? – Tim Göbel: Das Budget beträgt zwölf Millionen Euro, zehn Millionen kommen von Hans Schöpflin, zwei Millionen stellen wir anders auf. Beispielsweise erhalten einige Einrichtungen wie das Suchtpräventionszentrum Villa Schöpflin und die Schöpflin Schule öffentliche Fördermittel.

Hans Schöpflin: Das Geld, das in die Stiftung fließt, kommt aus dem laufenden Geschäft meines Family-Offices in den USA. Mein Venture-Capital-Geschäft ist breit aufgestellt. Wir versuchen dort zu investieren, wo wir die Menschen kennen. Wenn sie mit falschen Leuten ins Bett gehen, bekommen sie Flöhe, und das will ja keiner.

Sie haben kürzlich mit der Stiftung auch das Medienhaus Publix in Berlin eröffnet, was wollen Sie damit erreichen? – Hans Schöpflin: Einen unabhängigen, gemeinnützigen Journalismus samt investigativer Recherche, der nicht abhängig ist von kommerziellen oder privatwirtschaftlichen Interessen. Das unterstützt die Stiftung seit zehn Jahren. Dem haben wir mit Publix jetzt ein Dach gegeben.

Tim Göbel: Wir brauchen neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine starke zweite Säule, und das ist neben gewinnorientierten Verlagen auch gemeinwohlorientierter Journalismus. Für den haben wir eine Infrastruktur geschaffen, einen Ort der Vernetzung. Das Differenzierungsmerkmal ist, dass keine Gewinne abgeschöpft werden, sondern in den Journalismus reinvestiert werden. Unser im DACH-Raum aufgelegter Media Forward Fund unterstützt das ebenfalls. Wir wollen es den Redaktionen ermöglichen, andere Finanzierungsformen auszuprobieren, denn neben dem klassischen An-

zeigen- oder Abomodell gibt es noch eine Vielzahl anderer Geschäftsmodelle.

Kommt man gegen Algorithmen oder Plattformen wie X überhaupt noch an? – Hans Schöpflin: Natürlich kann man diese Haltung einnehmen, aber diese Denke dürfen wir uns nicht erlauben. Ich zitiere immer Ghandi der sagte, alles fängt mit dem ersten Schritt an. Selbst wenn es 10.000 Schritte sind, bis wir an die Algorithmen rankommen, müssen wir trotzdem die ersten Schritte machen.

Tim Göbel: Das ist eine Sache des politischen Willens. Skandinavische Länder haben es geschafft, das Handy aus der Grundschule zu verbannen. Da gibt es ein Gesetz, das ist eine Intervention des Staates gegenüber Großkonzernen. So kann Gemeinwohl sichergestellt werden.

Hans Schöpflin: Wir sind dabei, auch mit einer App namens FREII rauszukommen,

9,0

MILLIONEN EURO

für drei Jahre beträgt derzeit das Fördervolumen des Media Forward Funds. Diese kommen aus elf Stiftungen, darunter die Schöpflin Stiftung, ein ImpactInvestor und eine Lotterie aus dem DACH-Raum und den USA. Bei der ersten Runde haben sich 136 Organisationen aus dem DACH-Raum mit einem Fördervolumen von 40 Millionen Euro beworben.

da geht es um digitale Demenz bei Jugendlichen. Es ist erschreckend, was da auf uns zukommt.

Müssen die Investments der Schöpflin Stiftung irgendwann auch profitabel sein? –

Tim Göbel: Wir geben soziales Risikokapital für vielversprechende, zivilgesellschaftliche Pionierarbeit - das Geld kommt in Form einer Förderung, die nicht zurückgezahlt werden muss. Wir glauben an die Projekte und Initiativen, in die wir investieren, weil wir die Menschen intensiv kennengelernt haben und ihnen vertrauen. Für die Entwicklung der Organisationen werden Meilensteine vereinbart - ähnlich wie im Venture Capital. Ziel ist es immer, dass sie nach einer gewissen Zeit einen relevanten Anteil ihrer Mittel selbst erwirtschaften, etwa durch Mitgliedschaftsmodelle oder Gebühren für soziale Services, die sie anbieten. Damit sinkt die Abhängigkeit von den Stiftungsmitteln.

Was ist für Sie die größte gesellschaftliche Herausforderung? – Hans Schöpflin: Die Demokratie.

Tim Göbel: Ohne verlässliche Informationen wird Demokratie nicht mehr funktionieren.

Denken Sie, dass alle das Wort Demokratie verstehen und was damit gemeint ist? –Hans Schöpflin: So habe ich die Frage noch nie gehört.

Wir sollten in der Sprache einfacher werden und mehr erklären. – Hans Schöpflin: Da haben sie wahrscheinlich recht. Viele der jungen Leute leben in einer Blase. Das heißt, die Frage der Demokratie stellt sich für sie gar nicht. Genau da müssen wir ansetzen und die Generationen zusammenbringen.

WEGBEREITER. 40 Jahre in den USA als Unternehmer, Investor und Philanthrop haben Hans Schöpflin geprägt. Er nennt sich selbst "ein Produkt des Kapitalismus".

lionenschwer auf dem Papier – hat er dann Schulden gemacht und begonnen zu investieren. Wir brauchen heute mehr Mut, mehr Risikobereitschaft, sagt Hans Schöpflin. In Deutschland wurden vergangenes Jahr 121,5 Milliarden Euro vererbt. „Viele der Erben haben Angst, was zu verlieren, und klammern sich an ihr Geld, anstatt sich zu fragen: ‚How much is much?‘ Was sind ein oder zwei Millionen für die? Sie können sich alles leisten, was sie wollen, und mit dem Rest sollten sie was tun.“ Hans Schöpflin hat auch deshalb Netzwerke aufgebaut und setzt sich dafür ein, dass Erben eine Anleitung bekommen und inspiriert werden. Das ist ihm wichtig. Von Vermögenssteuern hält er wenig, Hans Schöpflin glaubt mehr an die Privatinitiative als an den Staat, der das Geld mit der Gießkanne verteile. Er ist mit Leidenschaft Risikokapitalgeber, Unternehmer, Investor und Philanthrop. So etwas wie ein antikapitalistischer Kapitalist. „Das ist jetzt provokativ. Wenn Sie so wollen, bin ich natürlich ein Produkt des Kapitalismus“, sagt er im Gespräch mit dem Börsianer. Er selbst bezeichnet sich lieber als Venture Philanthrop und ist das auch schon seit fast 30 Jahren, ein persönlicher Schicksalsschlag hatte eine Schneise in sein Leben geschlagen.

Vor kurzem hat er in Berlin mit seiner Schöpflin Stiftung das Medienhaus Publix eröffnet, ein Herzensprojekt, das „unabhängigem, gemeinnützigem Journalismus, der nicht abhängig ist von kommerziellen oder privatwirtschaftlichen Interessen“, fördert und ihm jetzt ein Dach gibt. Bei dem Thema wird Hans Schöpflin erneut emotional. Leute wie Elon Musk und Mark Zuckerberg hält er für gefährlich. „Das hat es noch nie gegeben, dass ein paar Handvoll Konzerne global die Welt eigentlich in der Hand halten.“ Umso mehr setzt er sich für Demokratie und informierte Bürger ein.

AUFHOLPOTENZIAL BEI HEIMISCHEN

PRIVATANLEGER:INNEN

Zertifikate bieten die Chance, mit Schutzmechanismen an den Kapitalmärkten zu investieren und dabei solide Renditen zu erzielen.

Gemäß einer aktuellen Erhebung von Raiffeisen Research halten Frau und Herr Österreicher Ersparnisse in Höhe von knapp über 20.000 Euro pro Haushalt in wenig wertorientierten Sichteinlagen. Es besteht somit weiterhin großes Potenzial für höhere Renditen im „Land der Sparer“.

Häufiger Wunsch: Kapitalschutz

Doch welche Faktoren hindern die Menschen daran, ihr Geld ertragreicher anzulegen? Dieser Frage gingen wir gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Appinio nach. Die Ergebnisse lauten: Rund sechs von zehn Befragten äußern Sorgen über mögliche finanzielle Verluste. Mehr als 55% wollen nicht in Anlageprodukte investieren, die ein höheres Risiko mit sich bringen, um einen höheren Gewinn zu erzielen. Auf die Frage, welche Eigenschaft Anlageprodukte haben sollten, wurde „geringes Risiko“ mit 43% am häufigsten genannt. Mehr als jeder fünfte Befragte (22%) wünscht sich Kapitalschutz. Dagegen ist für 28% „hohe Rendite“ bei Finanzprodukten wichtig.

Absicherung gegen Marktrisken

Genau hier setzen Zertifikate an. Viele Kund:innen wünschen sich solide Erträge bei gleichzeitiger Absicherung gegen Marktrisiken – und genau das bieten wir ihnen. Kapitalschutz und Teilschutzzertifikate ermöglichen es, von der Entwicklung der Kapitalmärkte unter Einsatz von Schutzmechanismen zu profitieren. Diese Vorteile schätzen vor allem risikoaverse Privat-Anleger:innen sowie Kapitalmarkt-Einsteiger:innen besonders. Klar ist aber auch, dass sämtliche Kapitalmarktprodukte – wie eben auch Zertifikate – nicht nur mit Chancen, sondern auch mit Risken verbunden sind.

Mehr Infos auf unserer neu gestalteten Website: www.raiffeisenzertifikate.at

Heike Arbter Leiterin Raiffeisen Zertifikate

#UMFRAGE

Wofür der Staat Geld ausgeben soll

Budgetär sind die Zeiten des Geldausgebens vorbei. Das mahnt nicht zuletzt die Maastricht-Schuldengrenze ein. Doch worauf soll der Ausgabenfokus liegen und wie wichtig ist ein ausgeglichenes Budget?

Text: Daniel Nutz

DDie Republik Österreich wird heuer das Maastricht-Ziel von weniger als drei Prozent BIP-Neuverschuldung überschreiten. Beinbruch? Das ÖVP-geführte Finanzministerium meint: Nein. Der von der EU-Kommission eingeforderte Referenzpfad sehe ein Reform- und Investitionspaket auf sieben Jahre vor, mit einer jährlichen Einsparung von 1,6 Milliarden Euro. Alles also kein Problem? Im vorangegangenen Wahlkampf war das Sparpaket-Gespenst jedenfalls allgegenwärtig. Jetzt sind anstehende Parlamentswahlen gemeinhin eine schlechte Zeit, um wahrhaftig über politische Reformen zu sprechen. Wir haben dennoch versucht, aus den jeweiligen Experten der Parlamentsparteien möglichst viel Konkretes zum Thema Haushalt zu erfragen. Für das Überprüfen der Förderungen sind offensichtlich alle zu haben. Mit gutem Grund. Laut aktuellem Förderbericht liegen diese mit 7,5 Prozent des BIPs doch deutlich über dem EU-Schnitt von 6,7 Prozent.

GABRIEL OBERNOSTERER

Budgetsprecher ÖVP

Welche konkreten Bereiche sollten Ihrer Meinung nach Vorrang haben, wenn es um die Aufnahme neuer Schulden geht?

Dort, wo Wirtschaftswachstum und Kaufkrafterhalt das Ziel sind und investierte Mittel so auch wieder zum Staatshaushalt beitragen. Wie Pakete zur Ankurbelung der Konjunktur – Stichwort Wohnbaupaket oder Handwerkerbonus – oder Investitionen in Bildung, Ausbildung und technologischen Fortschritt. Neue Schulden sind stets eine Belastung für künftige Generationen. Der Blick aufs große Ganze ist darum notwendig. Der Fokus auf Forschung und Innovation, bei gleichzeitigem Bürokratieabbau, ist maßgeblich zur Steigerung von Produktivität und soll zum Wirtschaftswachstum beitragen. Jeder zusätzliche Prozentpunkt an Wachstum senkt das Budgetdefizit um 0,5 Prozentpunkte.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Einsparungen? Etwa bei Subventionen. Österreich hat laut Förderbericht 2022 mit 7,5 Prozent des BIPs die siebthöchste Förderungsquote der EU aufgewiesen und 33,4 Milliarden Euro ausgegeben. Bei einer Anpassung an das EU-Niveau von 6,7 Prozent des BIPs gibt es Sparpotenziale von 3,5 Milliarden Euro. Gemeinsam mit auslaufenden Maßnahmen aus den Krisenjahren sogar vier Milliarden. In der öffentlichen Verwaltung könnte durch bedarfsorientierte Nachbesetzungen und die Digitalisierung eine Milliarde Euro eingespart werden.

Halten Sie es für notwendig, in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Budget anzustreben, oder sehen Sie in einem moderaten Defizit eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung von Wachstum und Investitionen? In Krisenzeiten ist es sinnvoll, Geld für notwendige Impulse in die Hand zu nehmen – wie etwa beim Wohnbaupaket der Koalition aus Volkspartei und Grünen. Wichtig ist aber die Vermeidung von budgetären Schieflagen.

Welche konkreten Bereiche sollten Ihrer Meinung nach Vorrang haben, wenn es um die Aufnahme neuer Schulden geht? Vor den neuen Schulden steht ein Gegenfinanzierungs-Check. Alle ungedeckten Schecks der ÖVP stehen auf dem Prüfstand. Die Senkung der Körperschaftssteuer kostet beispielsweise pro Jahr eine Milliarde Euro und ist nicht gegenfinanziert. Die SPÖ wird das rückgängig machen. Und eines ist ganz klar: Wir werden kein Sparpaket zulasten der Pensionen, Bildung und Gesundheit zulassen. Ein 20 Milliarden Euro schwerer Transformationsfonds wird Industrie und Gewerbe beim Übergang in eine klimafreundliche Zukunft unterstützen.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Einsparungen? Die vergangenen beiden Regierungen sind bekannterweise damit angetreten, bei den Förderungen zu sparen. Nach sieben Jahren sind die Förderungen so hoch wie nie zuvor. Bei Verwaltung und Förderungen sehen wir realistisch eine halbe Milliarde Euro Einsparungspotenzial. Die Inflationsdämpfung bringt pro 0,5 Prozentpunkte weniger Inflation Einsparungen von einer Milliarde bei den Ausgaben. Dann wollen wir Steuerlücken schließen. Etwa bei der Grunderwerbssteuer, auch bei Share Deals von Immokonzernen. Mehr Effizienz in der Finanzverwaltung kann man auch mit mehr Finanzbeamten herstellen. Das bringt eine knappe Milliarde Euro jährlich.

Halten Sie es für notwendig, in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Budget anzustreben, oder sehen Sie in einem moderaten Defizit eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung von Wachstum und Investitionen? Wir haben derzeit zweifelsfrei ein riesiges Budgetproblem. Darum muss man sagen, die Regierung, die demnächst ins Kanzleramt und Finanzministerium folgt, steht nicht vor einer angenehmen Aufgabe. Natürlich wird man konsolidieren müssen, und das ausgaben- und einnahmenseitig, so, dass die soziale Sicherheit, Beschäftigung und Wachstum gestärkt werden.

HUBERT

Welche konkreten Bereiche sollten Ihrer Meinung nach Vorrang haben, wenn es um die Aufnahme neuer Schulden geht? Wir müssen den Wirtschaftsstandort Österreich wieder attraktiv machen und mit folgenden Maßnahmen die Wirtschaft ankurbeln beziehungsweise die Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen: Steuerentlastungen und Steuervereinfachungen, keine neuen Steuern, Senkung der Lohnnebenkosten und der Lohnstückkosten, wettbewerbstaugliche Energiepreise, Bürokratieabbau, da meine ich Überregulierung auf EU-Ebene und nationales GoldPlating, um nur einige zu nennen.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Einsparungen? Wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Der Staat muss einmal bei sich selbst sparen, bevor er überhaupt an neue Steuern denkt. Wir brauchen für sämtliche Bereiche im Staatshaushalt eine permanente Aufgaben- und Ausgabenanalyse, also sogenannte Spending Reviews – sowohl in guten als auch in schlechten Budgetzeiten. Sowohl die Aufgaben als auch die Ausgaben der einzelnen Bereiche sollen auf folgende Kriterien untersucht werden. Die Fragen sind: Sind sie zeitgemäß? Sind sie notwendig? Bringen sie die gewünschten Resultate? Wo gibt es sinnvolle Ansatzpunkte für Verbesserungen? Wo können Aufgaben am besten erbracht werden?

Halten Sie es für notwendig, in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Budget anzustreben, oder sehen Sie in einem moderaten Defizit eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung von Wachstum und Investitionen? Die budgetäre Situation ist völlig aus dem Ruder gelaufen. In den vergangenen fünf Jahren wurde fast ein Drittel der Gesamtschulden der Republik Österreich aufgebaut. Um diesen budgetären Scherbenhaufen wieder in Ordnung zu bringen, braucht es mindestens zwei Legislaturperioden.

Budgetsprecher

Welche konkreten Bereiche sollten Ihrer Meinung nach Vorrang haben, wenn es um die Aufnahme neuer Schulden geht? Steuermittel müssen sparsam eingesetzt werden, aber Investitionen in die Zukunft sind unabdingbar. Neue Schulden können notwendig sein, um Investitionen etwa in den Klimaschutz, also die Transformation der Industrie, oder Erneuerbare Energien, in den Ausbau der Kinderbetreuung, in die Bildung und die Absicherung der sozialen Sicherheit zu gewährleisten. Investitionen hier aufzuschieben wird nur noch teurer.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Einsparungen? Klimaschädliche Subventionen schaden dem Klima und belasten das Budget. Sie sollten abgeschafft oder ökologisiert werden. Wir haben in der Regierung einige klimaschädliche Subventionen reduziert: So wurde die NoVa für große, CO2-intensive Autos erhöht, E-Autos wurden bessergestellt, die Flugticketabgabe wurde erhöht und beim Kilometergeld wurden das Fahrrad und die Öffis mit dem Auto gleichgestellt – in die Richtung soll es weitergehen. Die Staatsausgaben sollten ein langfristig nachhaltiges lebenswertes Leben in Österreich fördern. Darum fordern wir einen verpflichtenden Klimacheck für alle Gesetze.

Halten Sie es für notwendig, in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Budget anzustreben, oder sehen Sie in einem moderaten Defizit eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung von Wachstum und Investitionen? Wichtiger als die Höhe des Defizits sind die Investitionen, die mit zusätzlichen Mitteln getätigt werden. Investitionen in Klimaschutz, Bildung und soziale Absicherung sind wichtig. Da zu sparen kostet uns in Zukunft mehr. Aber: Der Staatshaushalt muss langfristig stabil bleiben, damit auch in Zukunft auf Krisen reagiert werden kann. Dabei würde ein fairer Beitrag von Millionen-Erben helfen.

Budgetsprecherin

Neos

Welche konkreten Bereiche sollten Ihrer Meinung nach Vorrang haben, wenn es um die Aufnahme neuer Schulden geht? Derzeit muss Österreich sein Defizit reduzieren, also insgesamt weniger neue Schulden aufnehmen. Zudem hat die türkis-grüne Regierung diesem Land schon einen riesigen Schuldenrucksack hinterlassen. Priorität sollten jedenfalls zukunftsorientierte Ausgaben sowie eine Steuerentlastung haben.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Einsparungen? Kurzfristig lässt sich bei den Förderungen sehr viel einsparen. Die sind in den letzten Jahren aus dem Ufer gelaufen und wurden mit der Gießkanne verteilt. Allein im Bund sind zwischen 2017 und 2022 die Förderungen um 70 Prozent angestiegen, die Inflation in der Zeit nur um 17,2 Prozent. Wenn wir unser gesamtstaatliches Fördervolumen auf europäisches Niveau senken, könnten wir rund fünf Milliarden pro Jahr reduzieren. Auch der budgetäre Zuschuss in die Pensionsversicherung steigt von Jahr zu Jahr. 2024 fließen bereits rund 29 Milliarden Euro in die Pensionen. Der Verzicht neuer und das Auslaufen alter „Wahlzuckerl“ wird das Budget ebenso entlasten. 25 Prozent der öffentlichen Ausgaben sollen in Zukunftsaufgaben fließen: Dazu zählen unter anderem Bildung, Forschung sowie Investitionen in Klimaschutz, Energietransformation, Infrastruktur und Digitalisierung.

Halten Sie es für notwendig, in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Budget anzustreben, oder sehen Sie in einem moderaten Defizit eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung von Wachstum und Investitionen? Ein moderates Defizit kann unter Umständen sinnvoll sein, insbesondere wenn es darum geht, in die Zukunft zu investieren und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Für die kommenden Jahre sehen wir aber einen Konsolidierungsbedarf auf Österreich zukommen. Diese Konsolidierung sollte jedoch möglichst wachstumsfreundlich und reformorientiert gestaltet werden.

Hochkarätiges Dinner

Auch gut gelaunt mit dabei: Hartwig Löger (VIG), „Börsianer“Chefökonom Peter Brezinschek und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

BÖRSIANER EDITOR’S DINNER 2024 3. September 2024 El Gaucho am Rochusmarkt, Wien

Beim exklusiven Börsianer Editor’s Dinner im El Gaucho in Wien versammelten sich die führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Finanzwesen zu einem delikaten Drei-Gänge-Menü. In entspannter Atmosphäre eröffnete die Geschäftsführung die Veranstaltung, würdigte die langjährigen Partnerschaften und gewährte einen Ausblick auf zukünftige Impulse des Unternehmens. Wirtschaftsminister Martin Kocher unterstrich die Notwendigkeit, den heimischen Finanzmarkt voranzubringen. Fritz Schulenburg, Managing Director von CVC Deutschland, hielt eine Keynote zu Private Equity, die zu Offenheit auf dem österreichischen Markt anregen sollte. Der deutsche Unternehmer Frank Thelen zog in seinem eindrucksvollen KI-Pitch einen Vergleich zwischen dem Wettlauf um Künstliche Intelligenz und dem historischen Space Race, äußerte jedoch seine Bedenken über die fehlenden Investitionen in Europa. Loungemusik und anregende Gespräche rundeten den Abend harmonisch ab.

Die junge Garde war stark vertreten. Christian Trummer (Bitpanda) im Gespräch mit Michael Berl („Börsianer“).
Lächeln an der Fotowand: Thomas Arnoldner (A1 Telekom Austria), Ingrid Krawarik und Valentina Stark („Börsianer“) mit Martin Kocher.
Für Nikolaus Juhasz war es das erste Editor’s Dinner in seiner neuen Rolle als Vorstandschef der BKS Bank AG. Die „Börsianer“-Chefredaktion mit Ingrid Krawarik und Daniel Nutz hieß ihn herzlich willkommen.

Bawag-CFO Enver Sirucic glänzte mit entspannter Laune neben Michael Berl („Börsianer“).

Ein geniales Duo: Stefan Jauk (NÖ Versicherung) und Remi Virgnaud (Allianz Österreich).

Intensiv unterhielt sich auch Walter Oblin (Österreichische Post AG), seit Oktober CEO.

Ulrike Klemm-Pöttinger (OePR) und Beraterin Barbara Kolm genossen den Abend.

Sichtlich amüsiert hat sich auch Edi Berger (Wiener Privatbank), hier mit Jakob Winkelbauer („Börsianer“).

Michael Schmidt (3SI Immobilien) und Fritz Mostböck (Erste Group Bank AG) erfrischten sich mit einem Bier.

Gregor Pilgram (Generali Österreich) im intensiven Austausch mit Wolfgang Viehauser (Hypo NOE Gruppe).

Die Keynote kam von Fritz Schulenburg (CVC Capital Partners), der das Thema Private Equity bewarb.

Martin Seiter (Oberbank AG) und Nikolaus Juhasz (BKS Bank AG) im Gespräch mit „Börsianer“-Geschäftsführerin Valentina Stark.

Der Investor Frank Thelen führte einen kurzen Pitch zum Thema Künstliche Intelligenz.

Iris Ortner (IGO Industries) im Gespräch mit „Börsianer“-Eigentümer Michael Berl.

Nach den ermutigenden Worten von Wirtschaftsminister Martin Kocher, den österreichischen Finanzmarkt weiter nach vorn zu bringen, gab es regen Applaus.

Gemeinsam stark für Europa

Startschuss für das EFA: Anton Mattle (Landeshauptmann Tirol), Arno Kompatscher (Landeshauptmann Südtirol), Maurizio Fugatti (Landeshauptmann Trentino) und Norbert Totschnig (Landwirtschaftsminister) voller Tatendrang.

EUROPEAN FORUM ALPBACH 2024

17. bis 30. August 2024

Alpbach, Tirol

Wie jedes Jahr versammelten sich auch heuer wieder die innovativsten Köpfe der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur beim European Forum Alpbach. Unter dem Motto „Moment of Truth“ wurden die weltweiten Wahlentscheidungen 2024 aufgegriffen und politische Prioritäten gemeinsam diskutiert. Den Besuchern wurden ca. 400 Sessions zu den Schwerpunkten Wirtschaft, Demokratie, Sicherheit und Klima geboten. Im Fokus stand außerdem das Thema „Künstliche Intelligenz“, zu dem interessante Forschungsarbeiten im Rahmen des Programms präsentiert wurden. Das Forum brachte rund 4.300 Teilnehmer aus 108 Ländern zusammen.

FOTO: EFA

Börsenexpertin Monika Rosen beim Start-up and Scale-up Hike in sehr guter Laune.

Andreas Treichl, Präsident des European Forum Alpbach, bei der Eröffnung: Europe in the World Days.

IV-Präsident Georg Knill beim wichtigen Networking auf einer der zahlreichen Abendveranstaltungen.

Standort Österreich in Schieflage

Laura Raggl (ROI Ventures) und Valentina Stark („Börsianer“) unterhielten sich prächtig.

Ulrike Bachinger (ZZ Vermögensverwaltung GmbH) beteiligte sich interessiert an der Fragerunde.

Die Experten auf dem Podium freuten sich über den Austausch und die Diskussion.

Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB), Marion Swoboda-Brachvogel (Aleda), Karin SchmidtMitscher (Erste Bank Österreich) und Kalina Jarova Müller (OeKB) beim Networking, vor Beginn der Podiumsdiskussion.

29. BÖRSIANER SALON 17. September 2024 Boxwood-Restaurant, Wien

Heimische Top-Unternehmen drohen mit Abwanderung und investieren lieber im Ausland. Der Wirtschaftsstandort Österreich befindet sich in Schieflage. Diesem Thema widmete sich das Podium beim 29. Börsianer Salon im Boxwood Restaurant im ersten Bezirk. Im Fokus standen die Gründe für die Abwanderung der Unternehmen und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Standortattraktivität. Moderiert von Ingrid Krawarik (stv. Chefredakteurin „Börsianer“), beleuchteten Laura Raggl (ROI Ventures), Carmen Redmann-Wippel (Taylor Wessing), Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB) und Dieter Aigner (Raiffeisen Capital Management) die Risiken und Chancen. Neben der spannenden Diskussion genossen die Teilnehmenden ein köstliches Frühstück.

LIGHTS, CAMERA, ACTION!

Wir hatten einen tollen Videodreh in unserer Filiale Wipplingerstraße in Wien! Das Kamerateam von karriere.at war bei uns und hat interessante Szenen rund um das Arbeitsleben in einer HYPO-NOE-Filiale eingefangen. Was genau aufgezeichnet wurde? Das verraten wir euch, sobald die Videos online sind! Wir freuen uns darauf! #karriere #gemeinsamStark #hyponoeleben #mitFreudegemeinsam

BTV VIER LÄNDER BANK

Das Asset-Management-Team der BTV freut sich über eine besondere Auszeichnung. Der BTV AM Alternative Investments Fund erhielt vom „The Hedge Fund Journal“ den 2024 UCITS Hedge Award als Best New Launch in der Kategorie Fund of Funds – Liquid Alternative Investments. Der Fonds wurde von der BTV initiiert und wird von FERI verwaltet. Ziel ist es, durch diversifizierte und liquide alternative Investments unabhängige Renditequellen zu erschließen. Das Produkt wird in den BTV-Asset-Management-Varianten eingesetzt, um beständige, unabhängige Erträge zu erzielen. Auf Gesamtportfolioebene kann damit die Volatilität gesenkt werden.

AGRANA GROUP

Our annual wet corn campaign and potato processing campaign at our plants in Aschach and Gmünd began at the end of August. Thanks to the close cooperation with our regional farmers, corn and potatoes arrive fresh from the field directly to the plant, where they are processed into high-quality starch products for various industries. Wet corn in particular is environmentally friendly and efficient: by avoiding drying, we save valuable resources and costs. #AGRANA #fruit #starch #sugar #rawmaterials #agriculture #corn #potatoes

WIENER STÄDTISCHE VERSICHERUNG AG VIENNA INSURANCE GROUP

Wiener Städtische feiert 50 Jahre Betriebskindergarten! Am 2. September 1974 wurde der Betriebskindergarten als Erster seiner Art in Österreich eröffnet. Aktuell werden 140 Kinder an zwei Standorten in Wien betreut. „Es war eine Pionierleistung, vor 50 Jahren den ersten Betriebskindergarten in Österreich ins Leben zu rufen – darauf sind wir sehr stolz. Auch wenn sich die Arbeitswelt im vergangenen halben Jahrhundert grundlegend geändert hat, eines ist konstant geblieben: Wir fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, sagt Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung.

OBERBANK

After-Work-Drink für den guten Zweck. Mit der Weinkost, einer Charity-Veranstaltung, organisiert von unserer Abteilung Treasury & Handel, wurde wieder einmal ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt in der Oberbank gesetzt. Denn das Netzwerk-Event ist eine gute Gelegenheit für Kolleg:innen, sich auszutauschen und gleichzeitig etwas für den guten Zweck innerhalb der Oberbank-Familie zu tun. „Wir freuen uns, dass auch diese Veranstaltung so gut angenommen wurde und wir von unseren Kolleg:innen so tatkräftig unterstützt wurden. Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir so einen Beitrag für die gute Sache leisten können“, so Alexander Schmutz, Treasury & Handel.

WENN DIE POLIZZE WANDERN GEHT

Nicht alles, wo Versicherung draufsteht, ist auch wirklich sicher.

Das mussten kürzlich Kunden der insolventen Münchner Holding FWU feststellen. Das Problem der wandernden Polizzen ist kein Einzelfall: Selbst große Versicherungskonzerne verkaufen ihre Bestände an Abbaugesellschaften weiter.

EINST WAR die im Jahr 1994 gegründete Skandia Österreich ein erfolgreicher Pionier der fondsgebundenen Lebensversicherung. Doch dann wurde die Skandia durch mehrfache Verkäufe zum Wanderpokal – und die Kunden wanderten ungefragt mit. Der aktuelle Besitzer ist die Finanzholding FWU AG in München, die im Juli 2024 Insolvenz anmeldete. Ebenfalls insolvent wurde deren auch in Österreich aktive Luxemburger Tochter FWU Life Insurance Lux. Insgesamt 285.000 Kunden kommen dadurch nicht an ihr Geld. Die österreichische Lebens-Tochter FWU Austria, die 1,4 Prozent Marktanteil aufweist, war indirekt mitbetroffen. Zwar ist die FWU Austria laut FMA bisher ausreichend solvent, wurde aber an die kurze Leine genommen. Inzwischen arbeitet die FWU Austria daran, den Normalzustand wieder aufzunehmen. Nach aktuellem Stand werden die Kunden der FWU Austria mit einem blauen Auge davonkommen.

Der Fall FWU ist nicht der erste Problemfall. So musste die Mannheimer Lebensversicherung im Jahr 2003 von der Auffanggesellschaft Protektor gerettet werden, die von den deutschen Versicherern zum Schutz der Kundenvermögen gegründet wurde. In Rumänien gingen innerhalb von acht Jahren gleich vier Versicherer pleite, zuletzt wurde 2023 die Euroins Romania insolvent. Es sprang der rumänische Garantiefonds FGA ein. In Österreich gibt es keine derartige Schutzvorrichtung. Es gilt aber in der Lebensversicherung den speziellen Mechanismus des Deckungsstocks. In diesem Sondervermögen ist das Kundengeld vor einer Insolvenz des Versicherungsunternehmens geschützt. Doch was ist, wenn der Deckungsstock zu klein ist?

Zu Problemfällen könnten zum Beispiel hohe Bestände an Bankanleihen werden, die in einer etwaigen künftigen Finanzkrise durch ein Bailin-Verfahren im Extremfall wertlos sind. Des-

»Sollte auch bei Lebensversicherungen einen branchenübergreifenden Garantietopf geben.«

Vita

Martin Kwauka Finanzjournalist

Der leidenschaftliche Weinbauer (66) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

halb sollte auch in Österreich ein Sicherungsfonds für Alterssicherungsprodukte überlegt werden, auch wenn das Risiko aus heutiger Sicht minimal ist. Gerade bei der Pensionsvorsorge ist es aber beruhigend, wenn neben dem Gürtel auch noch Hosenträger für den Fall des Falles vorhanden sind.

Dass solide Lebensversicherungen wie im Fall Skandia/FWU ihre Bestände einfach weiterverkaufen, ist leider kein Einzelfall. So hat die Generali Deutschland im Jahr 2018 vier Millionen Lebenskunden an die Abbaugesellschaft Viridium weitergereicht. Solche Abwickler machen kein Neugeschäft mehr, sondern verwalten die Verträge bis zum Ablauf. Auch der Zürich-Konzern wollte 2023 seinen deutschen Lebensbestand an Viridium weiterreichen, scheiterte aber am Widerstand der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Die Bafin soll laut Medienberichten Zweifel an der Seriosität des Viridium-Haupteigners Cinven gehabt haben. Es handelt sich dabei um einen britischen PrivateEquity-Fonds, der bei der Schieflage seiner italienischen Versicherungstochter Eurovita nicht ausreichend Geld zur Rettung nachschießen wollte. Schwacher Trost: Bei der HDI Leben, die heuer abrupt das Österreich-Geschäft einstellt, sollen die Bestände nur innerhalb des deutschen Talanx-Konzerns verfrachtet werden, die hiesigen Kunden müssen künftig mit Köln in Kontakt treten. Hintergrund all dieser Entwicklungen sind Konzernentscheidungen zur Renditesteigerung. Lebensversicherungen gelten nach der Nullzinsphase und Problemen mit Kapitalgarantien als kein ausreichend profitables Geschäft mehr.

Fazit: Gegen den Worst Case würde es helfen, wenn es künftig analog zu Bankeinlagen auch bei den Lebensversicherungen einen branchenübergreifenden Garantietopf gäbe.

Unternehmen

IN DIESER AUSGABE

FIRMENINDEX

2b Ahead 74 Oddo BHF 40, 44

Acatis Investment AG 78 Oesterreichische Konttrollbanl (OeKB) 25

Accentures Financial Services 52 OMV AG 69

Agenda Austria 54 Österreichische Hagelversicherung 54

Agrana Beteiligungs AG 69 Österreichische Post AG 69

Amag Austria Metall AG 69 Österreichisches Patentamt 82

Arbeiterkammer (AK) 22 ÖVP 104

AT&S AG 58, 69 Palfinger AG 69

Austrian Startups 31 Petrus Advisors 60

BDO Austria 62 Pierer Mobility AG

69 BMAW 31 Polytec Holding AG

BMF 16 Porr AG

Bonus Vorsorgekasse AG 41 Raiffeisen Capital Management (RCM) 25

Cerha Hempel 64 ROI Ventures 25 Climcycle 66 Rosenbauer International AG 59

Deloitte

IMPRESSUM/SERVICE

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Wayne Financial Media GmbH

Chefredaktion:

Ingrid Krawarik (CvD), i.krawarik@derboersianer.com

Daniel Nutz, d.nutz@derboersianer.com

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Chefökonom: Peter Brezinschek

Korrespondenten:

Deutschland, Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz, Zürich: Daniel Zulauf

Anzeigenverkauf: Luca Cerulla, j.cerulla@derboersianer.com; Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Jakob Winkelbauer j.winkelbauer@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2024; Compliance-Hinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet

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WAYNE

Geschäftsführung:

Barbara Ebner, Valentina Stark

Produktion:

Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 20. 9. 2024, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

Weltblick

DIE WIRTSCHAFT IST EIN GLOBALES GESCHÄFT. EIN BLICK ÜBER DIE GRENZEN DER KORRESPONDENTEN.

INTEL SAGT AB, GUT!

OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland

BERLIN. Die wichtigste Investition in Deutschland ist abgesagt: Chipriese Intel kommt nicht. Zehn Milliarden Euro Subvention hätte er erhalten. Am Tag danach streiten in Berlin Finanz- und Klimaminister, wer das nicht ausgegebene Geld behalten darf. Der eine will den Klimafonds stärken, der andere den Haushalt. Keiner fragt, was passiert ist. Denn die Antwort ist blamabel: Intel hat die USA als Investitionsstandort vorgezogen, weil es dort mehr Geld gibt. Die

PRIVATE EQUITY FÜR ALLE?

ZÜRICH Private-Equity-Firmen brüsten sich gern mit dem Argument, sie hätten für die von ihnen gehaltenen Firmen dreimal mehr Kapital beschafft als börsennotierte Gesellschaften. Das suggeriert: Investments auf Privatmärkten sind rentabler und bei Profis und Superreichen deshalb besonders beliebt. Bekanntlich müssen Private-Equity-Firmen ihre Investoren nach etwa zehn Jahren auszahlen. Hätten sie also keinen großen Neugeldzufluss, könnte es sie gar nicht geben. Bald kann auch das breite Publikum

FÄLLT MIT TRUMP

mit Privatmarktanlagen sein Glück versuchen. Die Schweizer Private-EquitySpezialistin Partners Group plant zusammen mit dem Fondsriesen Blackrock in den USA die Lancierung des ersten diversifizierten Privatmarktfonds für Kleinanleger. Den Initiatoren des Fonds winkt ein milliardenschweres Gebührenbusiness. Und den Anlegern? In den USA sind viele über ihre Pensionskassen schon lange in Privatmärkten investiert. Retail-Anleger müssten sich dieses Know-how wohl mit viel Lehrgeld erkaufen.

NEW YORK Bereits in der Vergangenheit war eine gewisse Affinität der Republikaner zur Krypto-Community bemerkbar. Seitdem Präsidentschaftskandidat Donald Trump offen um die Investoren in Bitcoin, Ether und Co wirbt, gleichen sich die Kurven von Kryptos mit jenen der Zustimmungswerte Trumps beachtlich an. So geschehen beim TV-Duell mit Kontrahentin Kamala Harris, wo live mit Trumps schwacher Performance der Bitcoin-Kurs sank.

Erkenntnis: Wir können keinen Subventionswettlauf gewinnen, in dem die USA und China, schier unbegrenzte Ressourcen in das stecken, was ihnen wichtig ist. Die Konsequenz: Wir machen es selber! Dazu müssen wir uns aber auf unsere Titanen von BASF über Siemens, SAP bis VW besinnen. Wir dürfen ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen und unseren Start-ups, wenn es um den ganz großen Deal geht, genügend Geld geben, damit sie nicht in die USA abwandern.

ZULAUF Korrespondent Schweiz

CHINA SUCHT ALLIANZEN

PEKING. China versucht schon länger seine Wirtschaft vom Westen unabhängiger zu machen. Auf Afrika liegt schon seit langem ein Investmentfokus, auch wenn einige Projekte versandeten. Beim China-Afrika-Forum kündigte Staatschef Xi Jinping Investitionen von 45 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren an. Auf umgerechnet etwa 152 Milliarden Euro belief sich nach chinesischen Angaben das Handelsvolumen zwischen China und dem afrikanischen Kontinent.

BITCOIN
DANIEL

PRO KAPITALMARKT!

PRO KAPITALMARKT.

EGAL WIE DIE WÜRFEL FALLEN.

Die Wirtscha swissenscha en belegen, dass ein fitter Finanzplatz ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtscha ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschä igung und Wohlstand. Deshalb setzen wir uns dafür ein, egal wie die Würfel fallen.

360 GRAD. 365 TAGE. Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschä igung geht.

ZUSAMMENHALT

Wir denken in Generationen. Schon heute an die Absicherung des Lebensstandards von morgen zu denken, liegt auch in unserer Verantwortung. Dafür haben die Gesellschaften unserer Gruppe individuelle Vorsorgelösungen entwickelt. Wir verstehen dies als unseren Beitrag für die Volkswirtschaft und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Was noch für uns zählt, erfahren Sie unter group.vig

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