DerBörsianer 15. Ausgabe, Q3 2016

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Wolfgang Eder BETROFFEN VOM BREXIT

Karl-Heinz Strauss SCRIPT DIVIDEND

Wolfram Littich

KREDIT VON VERSICHERUNG

D A S F A C H M A G A Z I N F Ü R D E N Ö S T E R R E I C H I S C H E N K A P I TA L M A R K T www.derboersianer.com ∙3. Quartal 2016 ∙ 12 Euro

INVESTOREN // 26

Die Kraft im Osten

WIENER BÖRSE // 48

Das unbekannte Wesen

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DIE 50 B FONDS ESTEN MANAG ER

WERNER MUHM

Das Enfant terrible für Konservative

Hypo-U-Ausschuss: Die erste Bilanz der Parteien 80 AKTIENFORUM 49,61 · ALLIANZ GRUPPE 21, 57 · AK WIEN 11 · BDO AUSTRIA 35, 64 · BERNDORF AG 85 · CMC MARKETS 55, 78 · CREDIT SUISSE AG 44 · ERSTE GROUP BANK AG 25, 27, 35, 54, 68, 75 · FACC AG 35, 61 · GENERALI VERSICHERUNG AG 21 · HETA 55, 73 · NUMBER 26 75 · PORR AG 27, 39 · RBI 27, 54 · S IMMO AG 27, 61, 90 · SCHÖNHERR 31, 84 · UBM DEVELOPMENT AG 27, 61 · UNIQA INSURANCE GROUP AG 21, 28 · VIENNA INSURANCE GROUP AG 21, 28 · VOESTALPINE AG 8, 68 · WIENER BÖRSE AG 49, 60, 88


Wir haben österreichische Wurzeln. Lange Tradition gibt uns eine feste Basis. Unsere Strategie der gezielten Expansion nach CEE hat uns in den vergangenen 25 Jahren groß gemacht.

Und blühen in 25 Ländern auf. Heute sind wir der führende Versicherungskonzern in Österreich und der CEE Region. Unsere rund 50 Versicherungen sind in ihren Märkten bestens verankert.

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EDITORIAL

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AUSGABE NR. 15, 3. QUARTAL 2016 Wo

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Van der Bellen gewinnt die Stichwahl und wird vorerst doch nicht Bundespräsident, Kanzler Faymann tritt zurück, Finanzminister Schelling präsentiert einen Vergleich in der Causa Heta, die Wiener Börse bekommt einen neuen Vorstand und Aufsichtsratschef, und die Briten wählen den Brexit. In diesem Zusammenhang von „politischen Börsen“ zu sprechen erscheint mir angebracht. Ob diese, wie das Börsen-Sprichwort sagt, „kurze Beine“ haben, bleibt abzuwarten. Voest-Chef Wolfgang Eder (S. 08), unsere Journalisten Lukas Sustala (S. 06) und Martin Kwauka (S. 73) haben die relevantesten Ereignisse für Sie analysiert, während ich Heimo Scheuch via Brief (S. 52) zur neuen Strategie der Börse befragt habe. Dass die Briten raus sind, ist natürlich traurig, aber Österreichs Wirtschaft darf laut Ökonomen endlich wieder hoffen. Auch weil bei unseren östlichen Nachbarn die Wirtschaft heute wie geschmiert läuft. Und das sollte auch hiesige Unternehmen anstecken, so das Fazit der mehrteiligen CEE-Reportagereihe (S. 26) von Reginald Benisch. Als Stimmungskiller für Konzerne erweisen sich hingegen die digitalen Raubritter. Hackertruppen, Aktivistengangs und dunkle Netzwerke verdienen sich mit Cybercrime (S. 34) auf unsere Kosten eine goldene Nase. Davon sind Versicherungen weit entfernt. Neue Geschäftsmodelle sind gefragt. Der Zugang dazu ist teilweise sehr unterschiedlich, wie Barbara Ottawa im Gespräch (S. 20) mit vier Versicherungsvorständen von Allianz, Generali, Uniqa und Vienna Insurance Group herausgefunden hat. Bleibt wie gewohnt DerBörsianer des zweiten Quartals: Werner Muhm. Das Enfant terrible für Konservative erklärt im Interview (S. 10) kurz vor seinem Pensionsantritt sein wirtschaftspolitisches Konzept und seine Einstellung

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sehr emotionale Monate liegen hinter uns. Es gibt viel zu kommentieren:

PS: Leserpost nehmen wir unter redaktion@derboersianer.com gern entgegen.

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Dominik Hojas

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AK TIE NF AG OR 25, UM 31, 27, 84 49, · UB 35, 54, 61 · M 68, ALL DE IAN 75 VE · FAC Z GR LOP ME C AG UP PE NT 35, 21, AG 57 61 27, · GE · AK 61 NE · UN WIE IQA RALI N 11 VE INS RS · BDO UR ICH AN ER AUSTR CE UN GR IA G OU 35, P AG AG 21 64 · HE · BER 21, TA 28 · VIE 55, NDOR 73 F AG NN A INS · NU 85 MB · CM UR ER AN CE 26 75 C MA RK GR OU · PORR ETS P AG 55, AG 78 21, 27, · CR 28 39 · VO ED · RB IT EST I ALP 27, 54 SUISS INE E ·S IMM AG 44 AG 8, 68 O · ER AG STE · WIE 27, GR 61, NE OU R BÖ 90 P BA · SC RS E AG HÖNH NK ER 49, 60, R 88

d.hojas@derboersianer.com

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DOMINIK HOJAS Chefredakteur DerBörsianer

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AUSGABE NR. 15

10 48

LEITARTIKEL DAS ENFANT TERRIBLE FÜR KONSERVATIVE 10 Werner Muhm, DerBörsianer des zweiten Quartals, kurz vor seinem Pensionsantritt, im Interview über sein wirtschaftspolitisches

INTERVIEW

Das Enfant terrible für Konservative

Konzept und seine Einstellung zum Kapitalmarkt.

VERSICHERUNGEN Versicherungsdschungel 20

20

VERSICHERUNGEN

Versicherungsdschungel

INVESTOREN CEE-Reportage: Die Kraft im Osten

72

IT Crime Time

30

WIENER BÖRSE Das unbekannte Wesen 48 Brief: Heimo Scheuch 52 UNTERNEHMEN Das Fintech-Fieber 74 Interview: Peter Cruddas 78

INFO INDEX

3 Banken Generali Investment

Berndorf AG

85

Ernst & Young

Aktienforum

49, 61

70

Binder Grösswang

67

Erste Group Bank AG 25, 27, 35, 54, 68, 75

65, 67

Allianz Gruppe

21, 57

Boston Consulting Group

56

FACC AG

35, 61

Amundi Austria

59

Bundeskriminalamt 35

Finanzmarktaufsicht 66

APK Pensionskasse AG

57

CA Immobilien Anlagen AG

Generali Versicherung AG

Arbeiterkammer Wien

11

Capgemini 65

Heta

AT&S AG

60

CHSH 66

Immofinanz AG

Austrian Airlines AG

67

CMC Markets

Industriellenvereinigung 16

B&C Privatstiftung

88

27

55, 78

21 55, 73 27

Credit Suisse AG

44

Kepler Cheuvreux

25

Baningo 76

Deloitte Österreich

64

KPMG Austria

65

BDO Austria

EHL Immobilien

35, 64

INDEX: AUSZUG VON UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

4

63, 83

Macquarie 58


INHALTSVERZEICHNIS

BREXIT

34

MÄRKTE BÖRSENRADAR Aktuelle Stimmung der Investoren

18

08

BRANCHEN

MEINUNGEN

Darüber spricht man in den

LUKAS SUSTALA Die EU hat einen Star verloren

06

WOLFGANG EDER Zukunftsorientierte Kräfte in Europa gefragt

08

Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

Zukunftsorientierte Kräfte in Europa gefragt

Ad-hoc der Redaktion WIENER BÖRSE

BÖRSENWETTER 24 Entwicklung der Weltbörsen und Topempfehlungen der Analysten

BANKEN 54

KURSE 38 Top-Performer: Indizes, Aktien, Fonds und Anleihen

AKTIEN 60

WOLFGANG MATEJKA 38 Marktausblick: Eine Welt der Emotionen PORTFOLIO 44 Birgit Fleischmann von der Credit Suisse im Interview STATISTIK 46 Aktuelle Börsen- und Wirtschaftsdaten RANKING 69 Die 50 besten Fondsmanager in Österreich MARKTGEFLÜSTER 73 Martin Kwauka: Eine Milliarde auf Kosten des Finanzplatzes erspart

VERSICHERUNGEN 56 FONDS 58 IMMOBILIEN 62 BERATER 64 RECHT 66 KOMMUNIKATION 68

SEITENBLICKE SO DENKT DIE POLITIK Hypo-U-Ausschuss: Die erste Bilanz

Viele Leser von DerBösianer haben sich in Gesprächen mit uns um die Entwicklung der Wiener Börse

KARL-HEINZ STRAUSS Script Dividend

39

WILHELM CELEDA Neustart ins zweite Halbjahr

54

GÜNTER GEYER Naturkatastrophen

56

MATTHIAS STIEBER Start-up-Investment

60

besorgt gezeigt. Wir haben daher die wichtigsten Fragen in einem Brief an den neuen Aufsichtsratschef Heimo Scheuch adressiert und seine Antwort abgedruckt (S. 52). KAMPAGNE Zuletzt haben wir Ihnen hier die Kampagne (S. 79) „Ein Herz für den Finanzplatz“

80

vorgestellt. Mit BDO, Kath­ rein Privatbank AG, Flughafen Wien AG, S Immo AG, Scholdan & Company und

LEIDENSCHAFT: MUSIK 82 Topmanager verraten ihren ganz persönlichen Zugang

PETER BARTOS Das Ende des dritten Marktes

64

BÖRSENTALK 87 Wo sich die Finanzbranche trifft

ALBERT BIRKNER Delisting in Deutschland – Vorbild für Österreich?

66

PKF Österreich sind die ersten Partner an Bord. Videostatements der Bosse finden Sie nun online. ERRATUM Wir haben in der Story „Bratis-Lover“ in der Ausgabe Nr. 13. geschrieben:

PORTRÄT: ZEHN FRAGEN AN … 90 Elisabeth Wagerer, PR & IRLeiterin der S Immo AG

PETER FELSBACH Themenplanung via Newsroom

68

„So karrt Salesianer Miettextilien praktisch die gesamte Schmutzwäsche zur kostengünstigen Reinigung nach Petrzalka, die Plattenbauvorstadt in Bratislava.“ Diese Information ist falsch,

Matejka & Partner

38, 70

Scalable Capital

76

21, 28

Number 26

75

Schönherr

Palfinger AG

30

Semper Constantia Invest

24

VÖIG 58

Strabag SE

27

VVO 56

Porr AG Predict R PWC Österreich

27, 39 75 22, 35, 65

31, 84

Vienna Insurance Group AG

Telekom Austria AG

15, 60

Wiener Börse AG

UBM Development AG

27, 61

Wiener Privatbank SE

63, 67

Wienwert AG

RBI

27, 54

UniCredit Bank Austria AG

Raiffeisen Centrobank AG

24, 54

Union Investment Austria

70

36

Uniqa Insurance Group AG

21, 28

Raiffeisen E-Force

Voestalpine AG

8, 68

49, 60, 88 24, 61 62

Wikifolio 76 Wirtschaftskammer Österreich

27

RZB 54

Verbund AG

66

Zertifikate Forum Austria

89

S Immo AG

Verlagsgruppe News

68

Zumtobel Group AG

58

27, 61, 90

5

wir entschuldigen uns bei Salesianer Miettex für diese Fehlinformation. Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem → GELBEN BALKEN

markiert.


MEINUNGEN

GASTKOMMENTAR

DIE EU HAT EINEN STAR VERLOREN

LUKAS SUSTALA JOURNALIST Finanzjournalist Lukas Sustala kommentiert im Auftrag von DerBörsianer das BrexitReferendum und seine wirtschaftlichen Folgen.

Der Brexit hat die Finanzmärkte und Europas Spitzenpolitik erschüttert. Ob sich aus dem Referendum aber auch Chancen ergeben können, ist zumindest noch nicht ausgeschlossen.

Die erste Reaktion war vernichtend. Wertevernichtend. An den Aktienmärkten ertönte nach dem niederschmetternden „Leave“-Referendum Großbritanniens ein Echo. Investoren haben die Aktienmärkte verlassen, wetten nicht mehr auf Wachstum und Zu-

„Es ist zu früh, die Apokalypse zu befürchten. Auch der Brexit bietet Chancen.“ LUKAS SUSTALA

versicht angesichts der Unsicherheiten

lismus und der engen Anbindung an die USA ohnedies. Es ist allerdings zu früh, nun die Apokalypse zu prophezeien, das Ende der Europäischen Union oder eine schwere Rezession. Kurzfristig mögen viele Fragen über den europäischen Zusammenhalt gestellt werden, und es ist zweifels-

rund um einen Austritt Großbritanniens aus der EU. In den

ohne ein großer Verlust für Europa, diesen großen Markt und

ersten zwei Tagen nach der Entscheidung haben die globalen

diese marktwirtschaftlich orientierte Stimme zu verlieren.

Aktienmärkte laut S&P drei Billionen US-Dollar an Marktwert

Aber langfristig bietet der Brexit auch Chancen. Etwa wenn die

verloren, eine so schnelle und scharfe Korrektur, wie man sie

Skepsis der Briten an der Europäischen Union zu einer echten

seit 2008 nicht mehr gesehen hat.

Reform führt, an deren Ende der Fokus auf die wirklich wich-

Denn wie genau der Abnabelungsprozess ablaufen soll, mit

tigen Dinge auf europäischer Ebene steht – nicht aber die viel-

dem sich die Briten aus der Europäischen Union verabschie-

fach zitierte „Krümmung der Gurken“ als Synonym für Über-

den, ist alles andere als klar. Und welche Konsequenzen dieser

regulierung.

dann für den Handel mit dem Kontinent und der Wirtschafts-

Oder wenn der Austritt Großbritanniens zu einer Besin-

lage hat, ohnedies. Nur so viel scheint sicher zu sein: Der Bre-

nung auf die Frage führt, wie die Europäische Union als größ-

xit schadet mehr, als er nützt. Ökonomen, Ratingagenturen,

ter Wirtschaftsraum der Welt seinen Binnenmarkt möglichst

Finanzanalysten, Bankmanager und Konzernchefs haben in

barrierefrei gestalten kann, um nationalen Alleingängen und

einer seltenen Einstimmigkeit das Votum als Schuss ins Knie

vermeintlichen „Champions“ entgegenzuwirken. Und ja,

bezeichnet, als tragischen Fehler eines gegen die EU-Bürokra-

auch Österreich hat eine Chance, wenn es darum geht, bei der

tie aufgehetzten Elektorats.

möglichen Neuordnung der Finanz- und Start-up-Hubs in

Und tatsächlich ist der Schritt unlogisch. Nicht nur, dass

Europa mitzumischen. Am Ende sollten die EU und ihre Mit-

Großbritannien schon in den vergangenen Jahrzehnten stets

gliedsstaaten alles tun, um wieder so attraktiv sein, dass die

auf den eigenen Vorteil in der Europäischen Union bedacht

allermeisten Briten ihr Votum bereuen werden.

war, und das höchst erfolgreich, wie zum Beispiel der „Briten-

Es hilft jedenfalls nichts, den Kopf vor lauter Angst und

Rabatt“ zeigt. Kaum eine Stadt steht so für Vernetzung und

kurzfristiger Kursverluste in den Sand zu stecken. Großbri-

Verflechtung wie London, und hier natürlich die City. Als Hub

tannien bleibt ein Teil Europas. Europa mag zwar kurzfristig

für Start-ups, die den europäischen Kontinent erobern woll-

geschwächt sein, kann aber aus eigener Kraft wieder Stärke

ten, galt die Insel mit ihrem traditionellen Hang zum Libera-

zeigen. n

6


So ein Streber. Und wieder Klassenbester: Die KEPLER-FONDS KAG wurde vom Analysehaus FERI Eurorating Services unter mehr als 200 Fondsanbietern das dritte Jahr in Folge ausgezeichnet. Setzen Sie auf österreichische Management-Qualität. Mehr unter www.kepler.at Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf oder Finanzanalyse dar. Sie ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater. Aktuelle Prospekte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen – Kundeninformationsdokument (KID) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Zahlstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.

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GASTKOMMENTAR

MEINUNGEN

ZUKUNFTSORIENTIERTE KRÄFTE IN EUROPA GEFRAGT Die Briten sind raus. Die Folgen analysiert der Präsident des Weltstahlverbands und Voest-Chef Wolfgang Eder in der Hoffnung, dass es zu einer raschen Lösung dieser

WOLFGANG EDER VORSTANDSVORSITZENDER VOESTALPINE AG Der aktuelle Weltstahlpräsident ist 1952 am Attersee (OÖ) geboren. Nach seinem Jusstudium in Salzburg kam 1978 der Eintritt in die Voestalpine AG. Seit 1995 ist er im Vorstand und seit 2004 Chef des Linzer Stahl- und ­Industriegüterkonzerns.

Situation kommt und sich die vernünftigen und ­zukunftsorientierten Kräfte in Europa durchsetzen.

Es stimmt mich nachdenklich für Euro­

wirtschaftlichen Fragen finden. „Klein-

pa, aber man muss den Ausgang des

Klein“ muss über Bord geworfen wer-

Referendums in Großbritannien re­

den. Ein Europa von einzelnen, im inter-

diese Entscheidung der Briten gegen

„Europas Zukunft kann nicht in einem neuen Nationalismus liegen.“

die EU zu akzeptieren, da ich das Land

WOLFGANG EDER

Europa brauchen einfach eine neue eu-

spektieren und so auch zur Kenntnis nehmen. Mir persönlich fällt es schwer,

und die Menschen sehr schätze. Für

nationalen Vergleich kleinen Nationalstaaten wird in einer globalisierten Welt keine Zukunft haben. Die Menschen in ropäische Perspektive. Wenn dennoch

die Menschen in Europa ist damit die

einzelne Länder die EU verlassen möch-

­Euphorie von 1989 mit der Öffnung nach Osten und der Ge-

ten, dann muss man ihnen künftig auch die Wahl dazu lassen.

burt eines großen gemeinsamen Europas jetzt endgültig ver-

Andererseits darf sich aber Europa von Ländern, die alle zwei

loren gegangen.

Jahre drohen, die EU zu verlassen, auch nicht permanent er-

Die bevorstehenden Verhandlungen werden zeigen, wie ein

pressen lassen. Auf die europäischen Unternehmen wird ab-

künftiges Miteinander zwischen Großbritannien und der EU

gesehen von der Bankenwelt der direkte Einfluss durch den

aussehen kann. Ich bin davon überzeugt, dass man trotz der

Austritt Großbritanniens unmittelbar nicht allzu massiv sein

„Scheidung“ einen konstruktiven Weg der weiteren Zusam-

– insbesondere auch deswegen, weil es bisher stabile wirt-

menarbeit finden wird. Dominoeffekte in anderen EU-Staaten

schaftliche Beziehungen zwischen britischen und europäi-

sind durch die aktuelle Situation nicht auszuschließen. Eines

schen ­Unternehmen gab, die sich ja nicht einfach in Luft auf-

ist aber vollkommen klar: Europas Zukunft kann nicht in ei-

lösen werden und auch deshalb, weil der Austritt nach zwi-

nem neuen Nationalismus liegen. Auch in Österreich werden

schen zivilisierten Partnern üblichen Regeln kontrolliert er-

verstärkte Diskussionen zum Thema Europäische Union auf-

folgen wird. Was aber jedenfalls unmittelbar sehr stark beein-

kommen. Sollte es jedoch zu einem Referendum in Österreich

flusst wird, sind die Wechselkurse. Die längerfristigen Aus-

kommen, setze ich darauf, dass den Österreichern Folgendes

wirkungen sind hier im Detail zwar noch nicht absehbar, es

bewusst ist: Das im europäischen Vergleich kleine Österreich

könnte dadurch aber doch zu erheblichen Verschiebungen in

würde bei einer Abkehr von der europäischen Idee zum Spiel-

den internationalen Handelsströmen kommen.

ball der internationalen Spekulation werden, mit unabsehba-

Für die europäische Stahlindustrie sind kurzfristig eher

ren Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand. Wir

keine massiveren direkten Konsequenzen zu erwarten. Aller-

müssen klar sagen, dass wir ein vereintes Europa aus poli-

dings könnten veränderte Wechselkurse auch hier die inter-

tischen und wirtschaftlichen Gründen wollen. Europa muss

nationalen Kräfteverhältnisse verschieben. Ein eindeutiges

es zudem schaffen, auf Basis konsequent gelebter Prinzipien

Negativszenario wäre eine erhebliche Abwertung des Euro, da

stringenter, klarer und transparenter zu werden.

dies Europa zu einer noch attraktiveren Region für Exporte aus

Die Pro-Europa-Kräfte müssen sich jetzt auf die Zukunft

China und anderen Regionen machen würde. Dies gilt aller-

konzentrieren und Antworten auf die großen politischen und

dings dann für sämtliche Produktbereiche. n

8


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COVER

DAS

ENFANT TERRIBLE FÜR KONSERVATIVE

Im Kampf um einen gerechten Anteil für Arbeitnehmer gibt es noch viel zu tun, davon ist Werner Muhm, DerBörsianer des zweiten Quartals 2016, überzeugt. Der scheidende AK-Wien-Präsident und gefürchtete Gegner der Konservativen in Wirtschaft und Politik erklärt im Interview kurz vor seinem Pensionsantritt sein wirtschaftspolitisches Konzept und seine Einstellung zum Kapitalmarkt. TEXT RAJA KORINEK, DOMINIK HOJAS FOTO CLEMENS BEDNAR

D

en Kampf für Gerechtigkeit, den

Muhm aber nicht davon abgehalten

Vernunft in der heimischen Privatisie-

hat sich Werner Muhm bereits

hat, selbst auch zahlreiche Aufsichts-

rungspolitik und der Rolle des Kapital-

seit Anbeginn auf seine Fahnen

ratsposten innezuhaben, etwa ehemals

markts; bei verregnetem Fernblick auf

geheftet. Wobei er diesen Kampf nicht

bei der Voestalpine AG, aktuell bei der

das Belvedere neben der AK Wien.

nur als mächtiger AK-Direktor, son-

Verbund AG und der Wiener Städtischen

dern auch als einflussreicher Draht-

Versicherung AG. Anlässlich seines An-

Herr Muhm, wenige Wochen vor Ihrem Pen-

zieher in der SPÖ, enger Berater von

tritts in die wohlverdiente Pension per

sionsantritt verkündete Neokanzler Christi-

Exbundeskanzler

Faymann

1. Juli 2016 nach 26 Jahren in der Arbei-

an Kern den „New Deal“, um Schwung in

und Koalitionsverhandler führte. Das

terkammer (AK), die er zehn Jahre als

die heimische Wirtschaft zu bringen. Steht

hat ihm den Ruf als linker Chefideo-

Bereichsleiter und 15 Jahre als Direktor

Österreich so schlecht da? – Tatsächlich ist

loge eingebracht. Er galt als beinhar-

führte, sprach DerBörsianer mit dem bis

die wirtschaftliche Lage signifikant bes-

ter Verhandler mit Fachkomptenz und

zuletzt sehr aktiven Arbeitnehmerver-

ser als die Stimmung. Darauf deuten alle

war gefürchteter Gegner der Konser-

treter über die wachsende Dramatik am

makroökonomischen Daten hin. Immer-

vativen in Wirtschaft und Politik. Was

heimischen Arbeitsmarkt, die fehlende

hin könnten wir heuer das Niveau von

Werner


WERNER MUHM DIREKTOR AK WIEN Als frischgebackener Magister der Hochschule für Handels­ wissenschaften trat er 1975 der AK Wien bei. Ein Jahr ­später ­wechselte er zum ÖGB, um 1990 wieder zur AK Wien ­zurückzu­kehren. Seit 2001 ist der ­verheiratete Familienvater AK-Direktor.


Quick Wins. Im Gespräch mit Chefredakteur Dominik Hojas fordert Werner Muhm schnelle Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft.

Deutschland erreichen. Wir haben einen

Landesgrenzen hat. Das zieht viele Ar-

Deutschland. Auch sollte man Maßnah-

Überschuss bei der Leistungsbilanz und

beitssuchende aus der CEE-Region un-

men zur Förderung von Start-ups set-

verzeichnen beachtliche Exporterfolge.

mittelbar an.

zen. Zudem brauchen wir mehr öffentliche Investitionen in Ganztagsschulen

Aber die Arbeitslosenrate ist sehr hoch. –

Jetzt kommt noch die EU-Entsendericht-

und eine Ausbildungsgarantie bis zum

Derzeit ist die Integration der Flüchtlin-

linie, wonach Arbeitnehmer, die in einen

18. Lebensjahr. Mittelfristig muss man

ge eine der größten Herausforderungen.

anderen EU-Staat entsandt werden, künf-

auch über eine Arbeitszeitverkürzung

Im Vorjahr hat Österreich eine Rekord-

tig nach zwei Jahren einheimischen Arbeit-

nachdenken.

zahl aufgenommen, auch heuer wird es

nehmern gleichgestellt werden können. –

eine beachtliche Zahl sein. Das erfor-

Das verschärft die Lage. Es gibt EU-weit

Lässt sich der Sozialstaat noch finanzieren?

dert Anstrengungen auf allen Ebenen.

1,8 Millionen Entsendete, davon sind

– Gerade das europäische Modell ist ja

Das zweite große Zentralthema ist die

fast zehn Prozent in Österreich. Und

das Wohlfahrtsmodell. Und das beruht

Bewältigung der Rekordarbeitslosigkeit,

das führt zu Lohn- und Sozialdumping.

vor allem auf einem hochentwickelten

auch wenn die Rate im internationalen

Trotzdem sind wir im Vergleich zu an-

industriellen Sektor und auf motivier-

Vergleich noch vergleichsweise günstig

deren EU-Ländern ein attraktives Land

ten Mitarbeitern. Damit sind Österreich

ist. Dabei haben wir zugleich den höchs-

für Zuwanderer. Wir haben hohe sozi-

und Deutschland besser durch die Krise

ten Beschäftigungsstand.

ale Standards und eine relativ niedrige

gekommen. Diese Länder konnten auf

Arbeitslosigkeit. Zudem sorgt in Öster-

eine große industrielle Substanz zugrei-

Die Flüchtlinge sind noch nicht am Arbeits-

reich der Kollektivvertrag dafür, dass die

fen. England hat einen weit geringeren

markt angekommen. Wo sehen Sie die Ur-

meisten Menschen von ihren Löhnen le-

industriellen Wertschöpfungsanteil und

sachen für die hohe Arbeitslosigkeit? - Al-

ben können.

fährt damit schlechter. Deshalb bedarf

lein in Österreich gibt es zwei Elemen-

es auch kollektiver Sicherungssysteme

te. Das eine ist der Wunsch nach einer

Was also tun? - Wir brauchen ein wirt-

etwa für den Arbeitsmarkt und die Ge-

Anhebung der Frauenerwerbsquote, das

schaftspolitisches

Maßnahmenpaket,

sundheit. Auch das öffentliche, umla-

andere ist die Erhöhung des faktischen

das etwa die degressive Abschreibung

gefinanzierte System für die Pensionen

Pensionsantrittsalters. Der größte Teil

für Anlagen, kurz AfA, beinhaltet. Zu-

muss gesichert bleiben.

ist aber auf den Zuzug von Arbeitssu-

dem braucht es Impulse zur Förderung

chenden aus den mittel- und osteuropä-

von Investitionen. Diese sind derzeit in

Gerade bei der Altersabsicherung wächst

ischen Ländern zurückzuführen. Es gibt

Österreich sehr schwach aufgrund der

die Sorge. – In Österreich sind die Pensi-

in Europa kein anderes Land, das so ein

schlechten Stimmung. Sie liegen aber

onen sicher, das Umlagesystem hat sich

derartiges Wohlstandsgefälle an seinen

immer noch über dem EU-Schnitt und

bewährt. Schauen Sie sich die aktuelle

12


COVER

Lage am Kapitalmarkt an, etwa die Null-

Versicherungen und Pensionskassen ar-

mögens- und Erbschaftssteuer ab ei-

zinslandschaft. Dann wissen Sie auch,

beiten.

ner Million Euro diskutiert, dabei soll die

dass mit betrieblichen oder privaten

Erbschaftssteuer so gestaltet werden,

Vorsorgen sichere Erträge nur schwer zu

Die öffentliche Hand wird trotzdem höhe-

dass sie natürlich nicht die Betriebsüber-

erzielen sind.

re Einnahmen brauchen. – In Österreich

gabe hemmt. Wenn man davon ausgeht,

sinkt die Lohnquote. Die Gewinnquote

dass unsere Gesellschaft auf den Leis-

Dabei deuten Studien auf die ungünstige

der Unternehmen steigt dafür. Die Si-

tungsgedanken aufbaut, macht das Sinn:

demografische Entwicklung hin, sie spricht

cherung des Wohlfahrtsstaats ist aber

Erben hat mit Leistung nichts zu tun.

gegen das Umlagesystem. – Für breiteste

etwas, mit dem sich die Regierung in

Bevölkerungsschichten ist das Umlage-

Hinblick auf die kommenden Jahre und

Neokanzler Christian Kern denkt derzeit

system das einzig finanzierbare und si-

nicht tagesaktuell auseinandersetzen

eher an eine Maschinensteuer. Kann man

cherste System. Auch in Deutschland

muss. Gerade die Erbschafts- sowie die

so die industrielle Basis erhalten, oder wer-

musste man eingestehen, dass die pri-

Schenkungssteuer müsste wieder the-

den Unternehmen abwandern? – Ich be-

vat finanzierte Riester-Rente geschei-

matisiert werden, zumal mehr als zwei

vorzuge den Begriff Wertschöpfungs-

tert ist. Natürlich muss man beim Um-

Drittel der EU-Länder eine Erbschafts-

abgabe und sehe keine Tendenzen, dass

lagesystem immer wieder an ein paar

steuer haben.

Unternehmen abwandern. Kurzfristig

Schrauben drehen. Im Übrigen wirkt

brauchen wir sogenannte Quick Wins,

sich die Demografie auf alle drei Säulen

Wie hoch kann man eine Erbschafts- und

sprich schnelle Gewinne, die man etwa

aus. Schließlich verändern sich dadurch

Vermögenssteuer ansetzen? - Bei der letz-

mittels der zuvor erwähnten degressi-

etwa auch die Sterbetafeln, mit denen

ten Steuerreform wurde über eine Ver-

ven AfA oder der Förderung von Start-

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COVER

Börsengang. Die Casinos Austria an die Börse zu bringen ist für den scheidenden AK-Direktor sehr gut vorstellbar.

ups erzielen könnte. Auch muss man

Ich war erstaunt, dass ein „alter Hase“

kosten geringer sind. - Es gibt bei den gro-

überlegen, was sich in der Bürokratie

wie Pühringer, den ich im Übrigen sehr

ßen österreichischen Unternehmen eine

und Verwaltung machen lässt und wie

schätze, so daneben liegt. Das Geheim-

vernünftige Arbeitsteilung: Sie haben im

wir bei der Bankenabgabe weiter vorge-

nis der Sozialpartnerschaft ist die Frei-

Ausland Produktionsstandorte, behalten

hen. Etwas anderes ist die mittelfristige

willigkeit und das Interesse beider Sei-

aber aus gutem Grund auch bestimmte

Planung, hier passt der „New Deal“ hi-

ten, eine Win-win-Situation zu schaffen

Fertigungen hier im Land. Aus der Ver-

nein, zum Beispiel mit einer Wertschöp-

und einen Konsens zu finden. Immerhin

knüpfung der gesamten Kette ergibt sich

fungsabgabe zur Finanzierung des Wohl-

werden in Österreich jährlich 500 neue

die Wettbewerbsfähigkeit. Ich habe eher

fahrtsstaats.

Kollektivverträge abgeschlossen, sie sind

die Sorge, dass Europa auseinanderdrif-

ein zentrales Asset in Österreich. Und das

tet. Es gibt eine Vielzahl ungelöster Pro-

Die Wirtschaftskammer denkt offen über

Wirtschaftswachstum ist die Basis für

bleme, etwa in der Frage der Flüchtlings-

eine Senkung der Pflichtbeiträge nach. Ist

unseren Verteilungsspielraum.

problematik sowie in der hohen Jugend-

das für die Arbeiterkammer eine Option? -

arbeitslosigkeit.

Das steht für uns nicht zur Debatte, es

In Österreich haben die Kammern seit 2008

wäre eine Schwächung der Arbeitneh-

sogar Verfassungsrang. Gibt es das in einem

Sie waren beziehungsweise sind noch immer

merinteressen. Das Budget der Arbei-

anderen OECD-Land? – Eine starke Sozi-

in Aufsichtsratsposten, dennoch hat man den

terkammer umfasst rund 400 Millionen

alpartnerschaft gibt es auch in den nor-

Eindruck, dass Sie mit dem Kapitalmarkt nie

Euro, jenes des ÖGB etwa 200 Millionen

dischen Staaten. Der Verfassungsrang in

ganz warm wurden. - Wir sind in den ver-

Euro. Und das für 3,5 Millionen Arbeit-

Österreich ist einmalig. Das setzt auch

gangenen 15 bis 20 Jahren in Europa zu-

nehmer. Dem gegenüber stehen allein

voraus, dass man damit sorgfältig und

nehmend hin zum angloamerikanischen

der Wirtschaftskammer gut 880 Millio-

verantwortungsvoll umgeht. Dabei darf

Wirtschaftssystem hingerückt, bei dem

nen Euro zur Verfügung. Dazu kommen

man keine faulen Kompromisse schlie-

der Kapitalmarkt ein zentrales Thema

weitere Interessenvertretungen. Da kön-

ßen, sondern muss jene finden, die dem

ist. Das sehe ich mit großer Skepsis. Al-

nen wir gerade noch auf Augenhöhe mit-

Land guttun. Das gelingt auch oft. Aber

lein in der österreichischen Erfolgsstory

halten.

für die Medien sind Kompromisse nicht

der vergangenen Jahrzehnte hat der Ka-

sexy.

pitalmarkt eine geringe Bedeutung ge-

Vizekanzler

Reinhold

Mitterlehner

hat

habt. Zudem hat die Geschichte gezeigt,

jüngst die Sozialpartnerschaft infrage ge-

Je näher Europa zusammenrückt, desto mehr

dass kapitalmarktorientierte Volkswirt-

stellt, Oberösterreichs Landeshauptmann

wächst die Gefahr, dass Betriebe aus Öster-

schaften eher volatilere Entwicklungen

Josef Pühringer meint, sie gehöre auf die

reich in Länder abwandern, in denen es kei-

durchleben als kreditfinanzierte Wirt-

betriebliche Ebene heruntergebrochen. -

ne Sozialpartnerschaft gibt und Lohnneben-

schaften, wie wir sie in Kontinentaleuro-

14


COVER

pa haben, auch wenn die steigende Ban-

ner hochentwickelten Industrienation

Ehemals staatlichen Unternehmen wie der

kenregulierung die Kreditfinanzierung

auch eine Börse. Aber ausgerechnet jene

Voestalpine AG hat die Privatisierung nicht

zunehmend erschwert.

politischen Kräfte, die den Kapitalmarkt

geschadet. – Es gibt genügend ehema-

am meisten propagierten, haben eine

lige Staatsbetriebe die alle wieder weg

Eine junge Studie der Arbeiterkammer kri-

zwiespältige Haltung: erst privatisieren

von der Börse sind, etwa die AUA, die VA

tisiert auch hohe Dividendenzahlungen der

und an die Börse. Inzwischen ist von den

Tech sowie die Austria Tabak. Und nun

ATX-Unternehmen. - Wir haben einige

einst staatlichen und dann privatisierten

steht möglicherweise bei der Telekom

Fälle kritisiert, bei denen die Dividen-

Unternehmen nur die Voest noch an der

Austria AG ein Delisting an.

den höher als die Erträge waren. Genau

Börse. Dabei hat es seit 2001 88 Börsen-

so wurde die Telekom Austria AG zum

abgänge gegeben. Ein Unternehmer wie

Bei der Übernahme der Telekom Austria AG

Übernahmekandidat. Es ist gewisserma-

Peter Mitterbauer sagte gegenüber einer

waren Sie von Anfang an gegen den Ein-

ßen paradox, wenn die Industriellenver-

Tageszeitung, dass er am Kapitalmarkt

stieg der America Movil. – Die Telekom

einigung meint, es gebe nichts zu vertei-

zwar gelernt habe, die Entscheidungs-

Austria AG ist ein Leitbetrieb in Öster-

len, und andererseits werden Dividenden

strukturen bei Miba zu verbessern. Doch

reich – die Übernahme eine traurige

in Milliardenhöhe ausgeschüttet. Die Ar-

nun sei ihm das vierteljährliche Re-

Geschichte. Es ist entscheidend, dass

beitnehmer wollen schlicht ihren ge-

porting zu viel. Es gibt zahlreiche Unter-

die Konzernzentrale im Land bleibt. Es

rechten Anteil.

nehmen, die nicht an der Börse notiert

hängen auch zahlreiche externe Dienst-

sind und trotzdem große Erfolge aufwei-

leistungen daran, somit eine Menge

Sollte man dann die Wiener Börse nicht zu-

sen, gerade weil sie nicht nur kurzfristig

weiterer hochqualifizierter Arbeitsplät-

mindest stärken? – Natürlich gehört zu ei-

auf die Rendite schauen müssen.

ze. Der Staat sollte zumindest 25 Pro-


COVER

zent plus einer Aktie gerade an Leitbe-

Unternehmen mittelfristig weiter aus-

der internationalen Großindustrie dar.

trieben behalten.

richten wird, auch in Bezug auf die Höhe

Dass europäische Unternehmen dann

der Staatsbeteiligungen. Selbst ein Bör-

größere Aufträge vom öffentlichen Be-

Dann hätte man bei der Telekom Aus­tria

sengang bei Casinos Austria wäre denk-

schaffungswesen der USA bekommen,

AG schon früher Schritte setzen müssen. –

bar, aber nur mit solidem Kernaktionär.

glauben die, die das sagen, vermutlich

Natürlich hätte man vor dem Verkauf

selbst nicht wirklich.

entsprechende Maßnahmen einleiten

Wie sehen Sie die Russland-Sanktionen,

müssen. Das war unsere Kritik an der

die von der Regierung großteils abgelehnt

Das klingt, als ob Sie der Politik als Bera-

ehemaligen Staatsholding ÖIAG. Sie

werden? - Natürlich kann man bei Vor-

ter erhalten bleiben? – Ich stehe jedem,

war nichts anderes als ein Verein der

gängen wie etwa der Besetzung der Krim

der mein Wissen in Anspruch nehmen

Industriellenvereinigung, der nur auf

nicht einfach zur Tagesordnung überge-

möchte, zur Verfügung. Jetzt werde ich

Privatisierungen sowie auf Ausverkauf

hen. Dennoch ist Russland der natür-

erst einmal ausspannen. Ich habe aber

aus war.

lichste Wirtschaftspartner Europas. Wir

einige interessante Aufgaben, denen ich

exportieren weit mehr nach Russland

nachgehen werde.

Sehen Sie Parallelen zur OMV AG, wo der

als in die USA. Dafür ist Russland ein

kolportierte Asset-Swap mit Gazprom für

wichtiger Rohstofflieferant, allen voran

Haben Sie in der Wirtschaft auch Freun-

Wirbel sorgt? - Warten wir die weite-

von Energie.

de gefunden? - Wenn ich an mein Ab-

ren Entwicklungen ab. Jedenfalls bin

schiedsfest denke, kann ich sagen, dass

ich über die Öbib als Nachfolgelösung

Das US-Freihandelsabkommen TTIP soll

sehr viele Leute aus der Wirtschaft da-

zur ÖIAG froh. Die Politik hat damit ge-

ein Gegengewicht darstellen. - Mich wun-

bei sind. Man kann in der Sozialpartner-

zeigt, dass sie in der Lage ist, gute, qua-

dert, dass sich europäische Mittel- und

schaft, und ich bin seit 1975 dabei, nur

lifizierte Aufsichtsräte in die einzelnen

Kleinbetriebe das geplante Schiedsver-

überleben, wenn man seinem Gegen-

Institutionen zu schicken. Nun muss die

fahren gefallen lassen, es stellt eine

über stets mit Achtung und Verständnis

Politik klar sagen, wie sie die wichtigen

völlige Ungleichbehandlung gegenüber

begegnet. n

INFO WISSEN IV-Präsident Georg Kapsch: Fünf Tipps zur Standortverbesserung 1. Arbeitsrecht den neuen globalen Realitäten anpassen ‑ Österreich braucht ein Arbeitsrecht und eine Arbeitsmarktpolitik, die positive Beschäftigungsanreize setzen. Die gesetzliche Tageshöchstarbeitszeit von zehn Stunden ist nicht praktikabel und muss bei insgesamt gleichbleibender Gesamtarbeitszeit in einem ersten Schritt zumindest bei Gleitzeit auf zwölf Stunden Maximalarbeitszeit angehoben werden. Künftig soll insgesamt nicht mehr gearbeitet, sondern lediglich ermöglicht werden, dann zu arbeiten, wenn Arbeit anfällt. Zudem ­müssen mehr Entscheidungskompetenz und Regelungen unmittelbar auf Betriebsebene durch Betriebs- oder Einzelvereinbarungen ermöglicht werden. 2. Kapitalmarkt beleben ‑ Das Finanzierungs­ angebot für österreichische Unternehmen muss rasch verbessert werden, sowohl an der Börse als auch vorbörslich und über die Kreditwirtschaft. Aus diesem Grund fordert die Industrie eine praxisnahe, effiziente und kostentransparente Umsetzung von Kapitalmarktregulierungen.

Zudem darf es bei der Umsetzung von EU-Recht kein weiteres „Gold Plating“ geben. 3. Energiepolitik mit Innovation statt Subvention ‑ Österreichs Energiesystem muss innovationsorientiert und kosteneffizient gestaltet werden. Neben einer leistungsfähigen Infrastruktur sowie einer F&E-Offensive für den Standort sollte der regulatorische Ordnungsrahmen des Energiesystems nach marktwirtschaft­ lichen Kriterien gestaltet werden. Energiedienstleistungen müssen im Wettbewerb sowohl langfristig wohlstandsfördernd als auch mit geringsten Umweltauswirkungen erbracht werden. 4. Radikale Senkung von Steuern, Abgaben und Lohnnebenkosten ‑ Österreich hat mit 43,6 Prozent eine wesentlich höhere Steuer- und Abgabenquote als Deutschland (39,3 Prozent) oder die Schweiz (27,8 Prozent). Was geschieht mit der Differenz? Die beiden Vergleichsländer haben bei einer deutlich niedrigeren Abgaben­ quote ein besseres Bildungssystem, kein

16

schlechteres Gesundheitssystem und auch keine höhere Armutsgefährdung. Zudem hat Österreich mit 52 Prozent die fünfthöchste Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen in Europa und liegt um zehn Prozentpunkte höher als der EU-Durchschnitt. Die Industriellenvereinigung (IV) fordert daher eine Halbierung der KÖSt auf nichtentnommene Gewinne sowie für einen konkreten Pfad zur Lohnnebenkostensenkung in Richtung des deutschen Niveaus von rund 22 Prozent. 5. Rückbau der Regulierung und Steigerung der Effizienz im Staatsgefüge ‑ Statt neue Einnahmequellen zu suchen, sollte der Staat wie ein verantwortungsvolles Unternehmen die Ausgaben verringern und die Abgabenzahler entlasten, Unternehmer wie Arbeitnehmer. Die gravierendsten Reformbaustellen liegen weiterhin im Gesundheitswesen, im Pensionsbereich, in der öffentlichen Verwaltung und in den föderalen Strukturen, im Bereich der Bildung, der Forschung und nicht zuletzt der Integration. Österreich braucht Entbürokratisierung und eine grundlegende Reform des Föderalismus.



MÄRKTE

BÖRSENRADAR

+ 80 PUNKTE [MAXIMUM +100] BENCHMARK NTX (CEE) ATX (AUT)

+ 70

ZUVERSICHT BEI INVESTOREN KIPPT

+ 60

+ 50

Die Stimmung der Investoren für die Entwicklung des österreichischen Aktienmarkts (ATX-Index) ist nach einem kurzfristigen Aufschwung im Frühjahr erneut nach unten gekippt. Das Sentiment der Investoren erreichte im Mai 2016 +26,2 Punkte. Der Wert setzt

+ 40

sich aus 47,3 Prozent positiver und 21,1 Prozent negativer Einschätzung zusammen. Damit schnitt Österreich bei den Investoren eindeutig besser ab als die CEE-Region. Auch die Stimmung an den Aktienmärkten der CEE-Region (NTX-Index) ist im zweiten Quartal 2016 nach unten abgedriftet. Aktuell liegt das Sentiment mit 0,0 Punkten am

+ 30

niedrigsten Wert, den wir seit Beginn unserer Ausgabe verzeichneten. Das Sentiment von 0,0 Punkten setzt sich aus einem gleich großen Anteil an positiven und negativen Stimmen zusammen (jeweils 29,4). + 20

+ 10

AKTUELLE INVESTORENSTIMMUNG

47,3 % steigen 31,6 % seitwärts 21,1 % fallen

29,4 % steigen 41,2 % seitwärts 29,4 % fallen

MAI 15

JUN. 15

0

– 10 PUNKTE [MAXIMUM –100]

+13

+0

+26,2

+5,9

Die Investorenstimmung auf den Aktienmärkten in der Eurozonen entspricht mit +13,0 Punkten in etwa dem Mittelwert zwischen den Werten, die für Österreich und die CEE-Region ermittelt wurden.

Ein ehemaliger Investorenfavorit ist in den vergangenen Monaten zunehmend ins Hintertreffen geraten: Der polnische WIG ist auf 0 Punkte gesunken. 38,9 Prozent der Investoren glaubten jeweils an steigende und fallende Kursen.

Der tschechische Aktienmarkt schnitt im CEE-Vergleich solid ab. 47,3 Prozent der Investoren erwarten steigende Kurse in den nächsten sechs Monaten und 21,1 Prozent gehen von fallenden Kursen aus.

Der ungarische Aktienindex erreichte bei den Investoren eine Stimmung von +5,9 Punkten und konnte sich im Vergleich zum Vormonat sogar verbessern. 35,3 Prozent der Investoren gingen von steigenden Kursen aus.

18

62,0

55,5

70,6

64,3

0

74,9

NTX (CEE) 74,9

ATX (ÖSTERREICH)

JUL. 15


MÄRKTE

POSITIV

–11,2 PKT

AUG. 15

SEP. 15

OKT. 15

NOV. 15

DEZ. 15

JÄN. 16

FEB. 16

MÄR. 16

APR. 16

26,2

0,0

37,4

13,3

68,6

58,8

36,9

38,9

10,6

17,6

52,5

45,0

64,7

59,9

33,4

18,7

52,6

42,0

74,9

64,4

–13 ,3 PKT

MAI 16

DIFFERENZ

NEGATIV QUELLE: CEE ZEW-ERSTE GROUP INDIKATOR

+33,3

–17,4

Rumänien ist erneut das Liebkind der Investoren. 53,3 ­Prozent der Investoren glauben an einen Kursanstieg des ­rumänischen Leitindex in den kommenden sechs Monaten und 20 Prozent an einen Kursrückgang.

Das Schlusslicht ist wieder die Türkei (ISE-100). Mit -17,4 Punkten wurde kein anderes Land bei den Investoren so schlecht bewertet. 43,5 Prozent der Investoren gehen von einer negativen Kursentwicklung aus.

INFO DATEN CEE ZEW-Erste Group Indikator Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Erste Group Bank AG befragen monatlich Finanzmarktexperten über die Entwicklung der Aktienmärkte in den folgenden sechs Monaten in Zentral und Osteuropa. Dazu zählen: Österreich (ATX), Kroatien (CROBEX), Tschechien (PX 50), Ungarn (BUX), Polen (WIG), Rumänien (BET), Slowakei (SAX), Türkei (ISE-100) sowie die Regionen CEE (NTX) und Europa (Eurostoxx). Die Punkte in der Grafik drücken die Differenz zwischen der relativen Menge an Stimmen mit positiver und negativer Einschätzung aus. Diese Balance (Sentiment-Stimmung) kann demnach zwischen –100 (negativ) und +100 Punkten (positiv) schwanken. Punkte gegen null sprechen im Chart für eine neu­trale Entwicklung der Aktienmärkte.

19


VERSICHERUNGEN

Versicherungsunternehmen auf der ganzen Welt müssen sich völlig neuen Herausforderungen stellen – der ­Anpassungsprozess ist teilweise sehr unterschiedlich. Für Österreich stellte DerBörsianer dies in Gesprächen mit den vier Branchengrößten fest. TEXT BARBARA OTTAWA FOTO BARBARA STER

VERSICHERUNGS­ DSCHUNGEL W

enn jemand vom „Versicherungsdschungel“ spricht, dann ist wohl eher die Fülle und

Komplexität

von

Versicherungslösun-

gen gemeint. Aber im Moment scheint es eher so, dass die Versicherer selbst in einen Dschungel, also in eine für sie fremde Umgebung, versetzt worden sind. Da ist einerseits ein noch nie dagewesenes Zinsniveau, andererseits neue regulatorische

20


VERSICHERUNGEN

Herausforderungen. Des Weiteren macht

Auszahlung: „Bei der Lebensversiche-

die zunehmende Digitalisierung der Ge-

rung ist der zweite Namensbestand-

Nur ein Versicherer will zur Bank werden

sellschaft auch vor der Versicherungs-

teil wichtig, weil wir biometrische Ri-

Statt der Margen aus dem Garantiege-

branche nicht halt und zwingt Anbieter

siken abdecken müssen.“ Aber Versi-

schäft wollen einige Versicherer – nicht

und Berater zu einem Umdenken.

cherer müssen „den Kunden erklären,

nur in Österreich – aus dem Kreditge-

Unter den vier größten österreichi-

dass Garantien einen Preis haben“, be-

schäft Gewinne lukrieren. Hierzulan-

schen Versicherungsunternehmen fin-

tont Leu. Ganz ohne Risiken sei es nicht

de zeigen sich die größten Marktteil-

den sich teilweise sehr unterschiedli-

möglich, das angedachte Sparziel zu er-

nehmer fast einheitlich wenig begeis-

che Ansätze, wie man sich als Versiche-

reichen. Ein Garantiezins ist für Stad-

tert von der Idee – nur die Allianz meint,

rer in dieser neuen Welt positioniert: Da

ler „ein ganz wichtiges Alleinstellungs-

Versicherer könnten die neuen Ban-

ist zunächst die Uniqa Insurance Group

merkmal der Lebensversicherung“. Für

ken werden. „Versicherungen und nicht

AG (Uniqa), wo Chief Finance and Risk

die Zukunft werde er vor allem im Be-

Banken werden langfristige Kredite ver-

Officer (CFO/CRO) Kurt Svoboda „Ga-

reich der lebenslangen Renten Anwen-

geben“, ist Littich überzeugt. Die Stär-

rantieversprechen in der derzeitigen

dung finden. Aber im Moment fokussiert

ke der Versicherer sieht er in der lang-

Marktsituation

unverantwortlich

auch die VIG „stärker auf die fondsge-

fristigen Finanzierung, denn „eine Bank

hält“, weil die Finanzierung langfristig

bundenen und indexgebundenen Lö-

vergibt niemals einen 15-jährigen Kredit

nicht sicher sei. Elisabeth Stadler, Ge-

sungen“, auch wenn „Garantieproduk-

zum Fixzinssatz - Versicherungen wol-

neraldirektorin der Vienna Insurance

te im Angebot bleiben“. Bei der Allianz

len aber genau diese langfristigen Kre-

Group AG (VIG), antwortet auf die Fra-

kamen bereits im vergangenen Jahr 40

dite wie Hypothekarkredite, aber auch

ge, ob Versicherer heute noch Garantien

Prozent des Neugeschäfts in der Lebens-

Kredite in Industrieunternehmen“.

geben können, mit einem „Yes we can!“.

versicherung aus dem Verkauf des neu-

Obwohl in seiner Heimat Versicherer

„Wir sind die Garantie!“, sagt wiederum

en Null-Prozent-Garantieprodukts, be-

eine der größten Anbieter von Hypothe-

Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender

stätigt Littich.

karkrediten sind, glaubt Leu an dieses

für

der Allianz Gruppe (Allianz) in Öster-

Im „Umdenken, das im Vertrieb von

Geschäftsfeld für die Generali in Öster-

reich. Er ist überzeugt, dass sein Unter-

Lebensversicherungsprodukten

statt-

reich eher weniger: „Hier ist die Zusam-

nehmen „die Niedrigzinsphase 20 Jah-

finden muss“, sieht Svoboda eine der

menarbeit mit den Banken viel inten-

re aushält“. Vorsichtig mit Zukunfts­

größten Herausforderungen: „Per se

siver, wieso sollten die Versicherer hier

einschätzungen jeglicher Art ist Alfred

finde ich Garantien gut, aber heuti-

ins Bankengeschäft einsteigen?“ Svo-

Leu, CEO der Generali Versicherung AG

ge Garantiekonzepte sind mittelfristig

boda ist sogar „strikt dagegen“, dass die

(Generali). Er möchte nicht vom „Weg-

nicht finanzierbar und deshalb ein Aus-

Versicherer in die Fußstapfen der Ban-

brechen“ des Lebensversicherungsge-

laufmodell.“ Auch eine langfristi­ gere

ken treten, was die Kreditversicherung

schäfts sprechen, sieht aber die Not-

Betrachtung helfe nicht, weil erstens

angeht: „Das wäre nur ein Umschichten

wendigkeit für Anpassungen.

die durchschnittliche Laufzeit einer Le-

von A nach B und bringt dem Finanz-

Das sind einzelne Blitzlichter aus den

bensversicherung in Österreich nur acht

platz nichts – außerdem ist es nicht un-

Gesprächen, die DerBörsianer mit den vier

bis zehn Jahre beträgt und zweitens „wir

ser Kerngeschäft.“ Schon eher sieht er

größten Versicherern geführt hat, und es

nicht auf die Zukunft spekulieren, denn

seine Branche in der Rolle von Eigenka-

gibt natürlich Überschneidungen. Egal

vor zehn Jahren hat auch niemand mit

pitalgebern für Start-ups, vor allem im

welche Richtung diese vier Unterneh-

dem heutigen Marktumfeld gerechnet“.

Bereich Datenmanagement. Auch Stad-

men einschlagen werden, sie wird einen großen Kundenanteil betreffen: Per Ende 2015 hatten sie zusammen knapp 42 Prozent Marktanteil (Tabelle S. 23).

Es wird (garantiert) alles anders Wenn Generali-Chef Leu von der Lebensversicherung spricht, dann sieht er „weiterhin Bedarf“ nach einem solchen Produkt. Als gebürtiger Schweizer sieht er aber in Österreich „eindeu-

„Dezente und gut gemachte Regulierung tut den ­Versicherern gut.“

tig Reformbedarf“, und zwar sowohl in der Ansparphase als auch während der

KURT SVOBODA

21


VERSICHERUNGEN

ler meint: „Das Kreditgeschäft überlassen wir lieber den Banken.“

Infrastruktur? Ja, vielleicht – aber ... „Klar ist, dass es die Versicherungsbranche, wie sie noch 2015 und davor existiert hat, in dieser Form nicht mehr geben wird“, erläutert Svoboda. Zunächst werde es eine Verschiebung der Margen von der Lebensversicherung in Richtung „Schaden/Unfall“ und der privaten

„Krankenversicherung/Vor-

sorge“ geben – was auch „zwangsläufig neue Geschäftsmodelle erfordert“.

„Die Provision ist eine solidarische ­Finanzierung der ­Beratung.“ ELISABETH STADLER

akzeptieren“. Eine konkrete Idee, die

en und das Veranlagungsumfeld, son-

Infrastrukturfinanzierung

Uniqa verfolgt, ist die direkte Beteili-

dern auch durch neue Kundenbedürf-

als neuem Geschäftszweig steht es ge-

gung an versicherungstechnisch rele-

nisse. Laut einer Analyse von PWC Ös-

nau umgekehrt zum Kreditgeschäft:

vanten Infrastrukturprojekten von Ge-

terreich bevorzugen nur noch 35 Pro-

Alle wollen sich hier betätigen, nur die

bietskörperschaften: zum Beispiel an

zent der Kunden bei der Suche nach der

Generali bleibt skeptisch. Festzuhal-

einer Lawinenverbauung oder einem

richtigen Police „die direkte Interakti-

ten ist, dass viele Versicherer, inklusive

Hochwasserschutz, wobei Uniqa hier

on mit dem Makler, Tendenz weiter fal-

der Generali, bereits zum Beispiel über

die Rolle eines Debt-Investors, etwa

lend“. Allerdings ist festzuhalten, dass

Windparkfonds indirekt in diese Asset-

in eine Anleihe, vorschwebt. „Hier

die Studie global durchgeführt wurde

klasse investiert sind, nur wenig jedoch

könnten die Versicherer ihr ureigenstes

und gerade in Österreich der Kunden-

direkte Beteiligungen halten.

Thema, das Risikomanagement, ein-

zugang noch etwas „traditioneller“ ist,

bringen.“

aber ein Umdenken bei den Anbietern

Bei

der

Leu befürchtet, dass es einfach nicht genug Investitionsvolumen im Infra-

Die Allianz in Österreich beteiligt

strukturbereich, und er spricht aus-

sich bereits an Infrastrukturprojek-

Für Littich geht es allerdings „nicht

schließlich von direkten Beteiligungen,

ten des Konzerns, und Littich bestätigt,

um die Digitalisierung der analogen

geben wird: „Die Staaten können sich

man suche nach „Investments in In­

Welt, sondern um eine grundlegende

weiterhin günstig finanzieren und wer-

frastruktur, die auf sehr lange Laufzei-

Transformation

den sich genau überlegen, inwieweit sie

ten einen stabilen Cashflow abwerfen“.

Denn die zentrale Herausforderung sei,

Cashflows auf private Geldgeber trans-

Die VIG „investiert verstärkt“ in In­

dass „derzeit zu viel Komplexität beim

ferieren wollen.“ Aber genau das ist für

frastruktur und „prüft derzeit mehrere

Kunden ankommt – der Kunde will’s

Svoboda der Punkt, wo sich die Katze in

Projekte in Österreich und Osteuropa“.

aber einfach“. Ob beziehungsweise wie

den Schwanz beißt: „Das Niedrigzins-

ist natürlich auch hier festzustellen.

unseres

Geschäfts“.

schnell die Digitalisierung hier helfen

umfeld wird bleiben, denn die Staaten

Versicherer 2.0 und die Daten

kann, bleibt abzuwarten. So gibt Leu zu

verschulden sich immer mehr, und die

Druck auf die Versicherungsbranche

bedenken, dass es zum Beispiel beim

Zinspolitik ist eine der wenigen Maß-

kommt aber nicht nur durch Regulari-

neuen digitalen Kundenportal der Ge-

nahmen, die man setzen kann, um das in den Griff zu bekommen.“ Deshalb müssen neue Renditequellen gefunden werden, und Svoboda ist überzeugt, dass direkte Infrastrukturbeteiligungen genau ins Portfolio von Versicherern passen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Denn so wie Leu sieht auch er politische und regulatorische Hürden in dieser Assetklasse. Andererseits nimmt er auch sei-

„Versicherungen statt Banken werden ­langfristige Kredite vergeben.“

ne Branche selbst in die Pflicht, „hier offensiver zu agieren und Risiken zu

WOLFRAM LITTICH

22


VERSICHERUNGEN

nerali abzuschätzen gilt, „wie weit die INFO STATISTIK

Kunden in der Lage und schon bereit sind, das volle Angebot digital zu nut-

Marktanteile von Versicherungen in Österreich

zen“. Ähnliches gilt für neue Vertriebswege und die Nutzung durch Berater. Die Digitalisierung bringt jedoch noch ganz andere Geschäftsmöglichkeiten für Versicherer. Bei der Uniqa sieht Svoboda Potenzial im Datenmanagement, für das es aber einen „guten Keller und ein Fundament“ braucht, das im Unternehmen derzeit aufgebaut wird. Svoboda betont: „Digitalisierung

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Uniqa Österreich Versicherungen AG 14,37 % Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group 13,66 % Generali Versicherung AG 13,18 % Allianz Elementar Versicherungs AG 5,61 % Raiffeisen Versicherung AG 5,28 % Sparkassen Versicherung AG Vienna Insurance Group 4,92 % Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group 4,56 % Zürich Versicherungs AG 3,76 % Ergo Versicherung AG 3,73 % Grazer Wechselseitige Versicherung AG 2,83 %

ist mehr als nur bunte Apps.“

Transparenz und Provisionen

ten: „Aus meiner Sicht ist die Provision

Und diese zunehmenden Regularien

Apropos Vereinfachung: Leu will Leh-

eine solidarische Finanzierung der Be-

werden laut Stadler „zu einem weiteren

ren aus der Vergangenheit ziehen und

ratung. Beratung darf nicht zum Luxus-

Konzentrationsprozess in der interna-

„schon im Produktdesign überlegen, in

gut werden, den Kunden muss bewusst

tionalen Versicherungsbranche füh-

welcher Form Produktinformationen

sein, dass Beratung in gewissen Spar-

ren“. Die VIG „beobachtet genau, ob

für die Kunden verständlich und zu-

ten zu ihrem eigenen Schutz notwendig

sich dadurch für uns die eine oder an-

mutbar sind“. Wie die Beratung der Zu-

ist.“ Apropos Regulierung: „Dezente

dere wirtschaftlich sinnvolle Chance

kunft aussehen wird, werde allerdings

und gut gemachte Regulierung tut den

für Erweiterungen ergibt“. Auch Svo-

sehr von den Regularien abhängen und

Versicherern gut“, sagt Svoboda. Eini-

boda ist überzeugt, dass sich „die Spreu

davon, wie Beratung in Zukunft hono-

ge der neuen Vorschriften hätten be-

vom Weizen trennen“ wird, wenn es um

riert werden darf.

wirkt, dass sich Anbieter „darauf besin-

die Transparenz und neue Herausfor-

Im Rahmen der IDD-Richtlinie über

nen, was das Kerngeschäft ist“. Gerade

derungen im Bereich Information und

den Versicherungsvertrieb wurde ne-

die früher übliche Intransparenz habe

Produktinnovation gehe.

ben Transparenz- und Informations-

der Branche negative Presse gebracht.

Die metaphorischen „Messer“ im

vorschriften auch die provisionsbasier-

Überbordende Regulierung ist für den

Versicherungsdschungel werden also

te Beratung diskutiert. In diesem Zu-

Uniqa-CRO jedoch „nur die Basis für

geschärft und neue Lebensräume ge-

sammenhang möchte Stadler beton-

weitere Regulierung“.

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Allgemeiner Risikohinweis: Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Der Wert der Fondsanteile sowie die Einnahmen daraus können sowohl fallen als auch steigen. Herkunftsland der Teilfonds ist Luxemburg. Hinweise zu Chancen, Risiken sowie den Gebühren entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Die Lacuna AG veröffentlicht ausschließlich Produktinformationen und gibt keine Anlageempfehlung. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Die Rechenschaftsberichte sowie die wesentlichen Anlegerinformationen, den Jahresund Halbjahresbericht und den Verkaufsprospekt in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der Lacuna AG, Ziegetsdorfer Straße 109, D-93051 Regensburg, sowie bei Banken und Finanzberatern. Informations- und Zahlstelle in Österreich ist die Raiffeisen Bank International AG, Am Stadtpark 9, A-1010 Wien. Die wesentlichen Anlegerinformationen, den Jahres- und Halbjahresbericht und den Verkaufsprospekt des Fonds erhalten Sie in Österreich kostenlos bei der Informations- und Zahlstelle.

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MÄRKTE

BÖRSENWETTER

STEFAN MAXIAN Chefanalyst, Raiffeisen Centrobank AG

„Eine Kaufempfehlung gebe ich für die Andritz, Polytec und Vienna Insurance Group. Reduzieren würde ich die SBO.“

YEAR-TODATE-TRENDS DER ­WELTBÖRSEN

LONDON (FTSE 100) 6021,09 I –3,54 %

TORONTO (TSX) 13901,77 I 6,85 %

PARIS (CAC 40) 4193,83 I –9,56 %

NEW YORK (DJIA) 17675,16 I 1,44 % POSITIVE PERFORMANCE (YTD)

NEW YORK (NASDAQ) 4800,34 I –4,14 %

NEGATIVE PERFORMANCE (YTD)

EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 2849,17 I –12,80 % MEXIKO-STADT (IPC) 45306,22 I 5,42 %

WELT (DJ GLOBAL) 304,56 I –1,11 %

KOMMENTAR

STEFAN KLOCKER Co-Chief Investment Officer Semper Constantia Invest

BUENOS AIRES (MERVAL) 13073,38 I 11,98 %

MARKTKOMMENTAR ZWEITES HALBJAHR

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

Obwohl sich der globale Konjunkturzyklus in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, steht der nächste Abschwung nicht unmittelbar bevor. Für die Finanzmärkte bedeutet dies erhöhte Volatilität, da

„Aktuell würde ich zu einem Kauf von AT&S, CA Immo und Uniqa ­raten. Verkaufen würde ich die Buwog, OMV und SBO.“

viele Marktteilnehmer nach 2008 hinter jeder negativen Meldung die Vorboten der nächsten globalen Rezession orten. Die Anleihenmärkte preisen, getrieben durch solche Ängste, die Sorge vor einem EU-Austritt Großbritanniens und die Wertpapierkaufprogramme wichtiger Notenbanken für die Zukunft ein extremes Niedriginflationsumfeld ein. Daher erfordert die Erzielung eines Ertrags über der Inflationsrate den Einsatz von zyklischen Anlageklassen und, verbunden damit, die Akzeptanz von höheren Wertschwankungen. Aktien stellen aus unserer Sicht die aussichtsreichste Anlageklasse dar. Die Attraktivität geht von einer hohen Dividendenrendite von aktuell knapp vier Prozent in Europa, großen Aktienrückkaufprogrammen in den USA und einer deutlich angesprungenen Fusions- und Übernahmeaktivität aus. Anleihen hoher Bonität sind ein wichtiger Portfoliostabilisator, die Ertragsaussichten liegen aber unter der Inflationsrate. Attraktiver sind hier Emerging Markets und High-Yield-Anleihen, für deren Performance die zukünftige Ölpreisentwicklung nicht unerheblich ist.

24


MÄRKTE

FRANKFURT (DAX) 9631,36 I –10,35 %

WARSCHAU (WIG 20) 1754,50 I –5,63 %

WIEN (ATX) 2139,81 I –10,73 %

SCHANGHAI (SHCOMP) 2885,10 I –18,48 %

ZÜRICH (SMI) 7713,61 I –12,53 %

TOKIO (NIKKEI 225) 15599,66 I –18,04 %

ATHEN (ATHEX) 586,55 I –7,10 % HONGKONG (HANG SENG) 20169,98 I –7,96 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 515,91 I 16,73 %

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 5248,30 I –1,80  %

THOMAS NEUHOLD Chefanalyst Österreich, Kepler Cheuvreux

FRITZ MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Aktuell würde ich Andritz, UBM, RHI, Post und Vienna Insurance Group kaufen. Zu einem Verkauf rate ich bei OMV, Telekom Austria und Verbund.“

„Kaufen würde ich derzeit CA Immo, Post, AT&S, RHI und Palfinger. Verkaufen würde ich OMV.“

25


INVESTOREN

DIE KRAFT IM OSTEN

CEEGE: REPORTA ss Abschlu ie r e der S

Brexit und andere Stimmungskiller vergiften weltweit die Stimmung, aber Österreichs Wirtschaft darf endlich läuft die Wirtschaft heute wie geschmiert. Und das sollte auch hiesige Unternehmen anstecken, so das Fazit der mehrteiligen CEE-Reportagereihe von DerBörsianer. TEXT REGINALD BENISCH

© R. JÄGER / APA-ARCHIV / PICTUREDESK.

wieder hoffen. Denn bei unseren östlichen Nachbarn


Wirtschaftswunder. Der Eiserne Vorhang galt auch als ­ideologische Grenze zwischen ­Kapitalismus und Kommunismus. Mit dem Abbau 1989 startete die ­wirtschaftliche Erfolgsgeschichte ­Österreichs in Osteuropa.

D

ass sich Berichte über die Wirt-

kammer Österreich, erinnert: „Die Ost-

terreichern finden sich denn auch nam-

schaft im Osten Europas seit ei-

öffnung war für uns eine unglaubli-

hafte

niger Zeit kaum noch in westli-

che Erfolgsgeschichte.“ Zumindest bis

und Anlagenbauer wie der Spritzguss-

che Schlagzeilen verirren, ist wohl ein

2008. Dann sei Osteuropa zur Heraus-

maschinenhersteller Engel, der Land-

eher gutes Zeichen. Aber so bleibt den

forderung geworden, der Handel fiel zu-

maschinenfabrikant

meisten Menschen der alten EU verbor-

rück, die Debakel nach der Überhitzung

Kunststoffproduzent und Anlagenbauer

gen, dass Tschechien, Polen, Ungarn,

kosteten viel Lehrgeld. „Doch die Ös-

Greiner, der Brillenerzeuger Silhouette.

die Slowakei und Rumänien still und

terreicher haben sich angepasst“, erin-

Auch die in Osteuropa aktiven Immobi-

leise einen Boom feiern, der sich gewa-

nert sich Koren. „Wer investiert war, ist

lienentwickler wie CA Immo AG, Immo-

schen hat: Die Wirtschaft dieser Länder

investiert geblieben. Und das hat sich

finanz AG, S Immo AG und UBM Deve-

wächst seit 2015 gut doppelt so stark wie

bezahlt gemacht. Die Österreicher ha-

lopment AG (UBM) sowie Baufirmen wie

im reichen Westen, und der Abstand

ben damit bewiesen, dass sie verlässli-

Porr AG und Strabag SE sind in Tsche-

könnte sich bis 2017 sogar vergrößern.

che Partner sind.“

chien ziemlich gut im Geschäft.

Konvergenz-Story begonnen. Der Zwi-

Exporte boomen

nehmensfreundlichen Politik der seit

schenstand: Polen und Slowaken, die

Wie es aussieht, sind die Österreicher,

2014 amtierenden Koalitionsregierung

vor 15 Jahren im Schnitt kaum halb so

ihre Produkte und Dienstleistungen tat-

und deren schillernden Finanzminister

viel verdienten wie westliche EU-Bür-

sächlich willkommen: Die Ausfuhren

Andrej Babis, einem milliardenschwe-

ger, kommen mittlerweile auf mehr als

nach Tschechien, Ungarn und Polen

ren Selfmademan, die entscheidend

70 Prozent, die Tschechen gar auf 87

könnten heuer, wie Koren hofft, neue

dazu beitrug, einen Investitionsboom

Prozent. Und selbst die Rumänen nä-

historische Höchststände erreichen und

und einen sagenhaften Konsumrausch

hern sich in dem EU-Schnitt mit Rie-

der Wirtschaft wertvolle Impulse geben,

auszulösen und dabei die Stabilität der

senschritten, ihr Pro-Kopf-Einkom-

schließlich finden sich die drei Länder in

Staatsfinanzen zu sichern.

men stieg von 25 auf 58 Prozent des

der heimischen Exportstatistik auf den

EU-Schnitts. Die Folgen der Finanzkri-

Rängen sechs, sieben und neun.

Offenbar hat das nächste Kapitel der

Metallverarbeiter,

Maschinen-

Pöttinger,

der

Sie alle profitieren von der unter-

In diesem dynamischen, aber soliden Umfeld erging es auch der heimi-

se sind also überwunden, und die Ge-

Österreichische Unternehmen be-

schen Finanzbranche deutlich besser

schichte von der Aufholjagd der ehe-

treiben in Tschechien rund 1.800 ope-

als in manch anderen Ostmärkten. Die

mals kommunistischen Länder, die den

rative Niederlassungen, haben mehr als

Ceska Sporitelna mit über 630 Filialen

Anschluss an die reiche Länder finden

13 Milliarden Euro investiert und bele-

und mehr als 10.000 Mitarbeitern ist

wollen, ist wieder intakt.

gen damit Rang zwei hinter den Nie-

nicht nur klare Marktführerin in Tsche-

All das spielt sich geradewegs vor un-

derlanden, aber noch vor Deutschland.

chien, sondern auch die größte Bank

serer Haustüre ab. Und wie es aussieht,

Viele dieser Unternehmen produzieren

der Erste Group Bank AG (Erste Group).

lauern Österreichs Unternehmen in der

auch vor Ort und nützen das technische

Sie steuert rund 80 Prozent zum Gewinn

Poleposition, sind also bestens aufge-

Know-how etwa in Tschechien, das bis

der Erste Group bei. Und auch Raiffei-

stellt, um vom jüngsten östlichen Wirt-

zum Zweiten Weltkrieg zu den führen-

sen kommt im sparfreudigen, verläss-

schaftsboom zu profitieren. Was ja auch

den Industrieregionen Europas zählte

lich-konservativen Tschechien gut zu-

schon früher einmal funktioniert hat,

und heute mit 28 Prozent Industriean-

recht. Die dortige Raiffeisenbank, an

wie sich Walter Koren, Chef der Außen-

teil den Spitzenplatz in der EU hält.

der neben der Raiffeisen Bank Interna-

wirtschaft Austria bei der Wirtschafts-

Unter den lokal produzierenden Ös-

tional AG (RBI) auch die Raiffeisenbank


INVESTOREN

INFO STATISTIK Wirtschaftsdaten im Ländervergleich LÄNDER IM VERGELICH

BIP-WACHSTUM (REAL) IN %

INFLATION/DEFLATION (-) IN %

2015

2016e

2017e

2015

Polen

3,6

3,8

3,4

Rumänien

3,7

4,0

3,6

Russland

-3,8

-1,9

Slowakei

3,6

Tschechien

4,3

Ungarn

ARBEITSLOSENRATE IN %

BUDGETDEFIZIT (-)/-ÜBERSCHUSS (+) IN % DES BIP

2016e

2017e

2015

2016e

2017e

2015

2016e

2017e

-0,9

0,0

1,7

10,5

9,4

9,0

-3,1

-3,2

-3,4

-0,6

-0,5

2,7

6,8

6,5

6,5

-1,2

-3,0

-3,2

0,8

15,5

8,4

6,5

5,6

6,5

6,3

-3,5

-4,4

-3,0

3,5

3,5

-0,3

-0,1

2,2

11,5

10,7

10,1

-2,5

-1,9

-0,9

2,0

2,9

0,3

0,7

1,7

6,5

5,9

5,7

-1,3

-0,9

-0,8

2,9

2,2

2,9

0,0

0.4

2,2

7,0

6,2

5,7

-2,0

-1,5

-1,0

Österreich

0,88

1,24

1,38

0,80

1,45

1,80

5,73

6,21

6,40

-1,60

-1,81

-1,42

Deutschland

1,45

1,46

1,62

0,14

0,48

1,44

4,63

4,58

4,82

0,64

0,09

0,09

Frankreich

1,14

1,14

1,23

0,09

0,40

1,08

10,35

10,14

10,03

-3,65

-3,38

-2,87

Großbritannien

2,25

1,89

2,22

0,05

0,78

1,88

5,38

4,99

4,99

-4,43

-3,23

-2,21

Italien

0,76

0,95

1,15

0,11

0,17

0,70

11,89

11,39

10,89

-2,63

-2,69

-1,62

Schweiz

0,86

1,24

1,50

-1,14

-0,65

-0,08

3,30

3,46

3,30

-0,24

-0,25

-0,19

USA

2,43

2,40

2,50

0,12

0,82

1,54

5,28

4,85

4,84

-3,72

-3,85

-3,66

China

6,90

6,49

6,20

1,44

1,80

2,00

4,05

4,05

4,05

-2,74

-3,07

-2,66

Japan

0,47

0,49

-0,06

0,79

-0,19

1,22

3,37

3,27

3,27

-5,24

-4,85

-3,93

QUELLE: ERSTE SPARINVEST, IWF, RAIFFEISEN RESEARCH, WIIW, TRANSPARENCY INTERNATIONAL, WELTBANK, NATIONALE QUELLEN KORRUPTIONSINDEX: * RANG 1 = HÖCHSTE SAUBERKEIT, ** NOTE 100 = BESTNOTE

Oberösterreich AG zu 25 Prozent betei-

schaftswachstum blieb selbst während

vor allem auch für multinationale Kon-

ligt ist, rangiert landesweit auf Rang

der globalen Finanzkrise im grünen Be-

zerne wie Volkswagen, MAN oder Hugo

vier. Ähnlich gut verankert sind auch

reich.

Boss besonders attraktiv.

die beiden österreichischen Versiche-

Mittlerweile ist Polen in der Grup-

Investitionen aus Österreich, bisher

rungskonzerne Uniqa Insurance Group

pe der 25 größten Volkswirtschaften der

bloß 4,6 Milliarden Euro, spielen in Po-

AG (Uniqa) und Vienna Insurance Group

Welt angekommen. Was freilich vor al-

len eine vergleichsweise geringe Rol-

AG (VIG).

lem massiven ausländischen Investiti-

le. Selbst die Finanzbranche ist in Polen

onen aus Deutschland und Amerika zu

unterrepräsentiert. Unter den Versiche-

Polen überrascht

verdanken war. Diese Investoren hatten

rungen ist immerhin die VIG mit fünf Ei-

Während man der traditionellen Indus-

nämlich nach der Wende erkannt, dass

genmarken drittgrößter Player in Polen,

trienation Tschechien stets einen Spit-

die sowjettypische Planwirtschaft nicht

während Uniqa sämtliche öffentlichen

zenplatz im EU-Konvergenzrennen zu-

nur den Aufbau der Schwerindustrie for-

Gebäude und Anlagen der Stadt Warschau

traute, wurden dann alle von der ein-

ciert hatte, sondern auch die Ausbildung

gegen diverse Schäden versichert hat. Im

drucksvollen Performance Polens über-

von Millionen Facharbeitern. Viele die-

Bankensektor ist die RBI als einzige hei-

rascht. Der mit über 38 Millionen Ein-

ser Betriebe überlebten die Wende nicht,

mische Bank präsent, versucht aber so-

wohnern größte der ehemaligen Sowjet-

die riesige Armee an Fachkräften dage-

eben verzweifelt, ihre verlustbringende

satelliten war nämlich immer als rück-

gen schon. Und so öffnete sich westli-

Tochter, die Polbank, mit möglichst ge-

ständiges Agrarland abgetan worden,

chen Investoren ein Reservoir an willi-

ringem Abschlag anzubringen.

das von unverbesserlich starrköpfigen

gen Facharbeitern im Midtech-Bereich –

Recht dominant ist Österreichs Wirt-

Chaoten bevölkert wurde. Was für ein

und zum Drüberstreuen die Vision eines

schaft hingegen im Immobilien- und

Irrtum: Ausgerechnet Polen gelang nach

großen Zukunftsmarkts mit fast 40 Mil-

Bausektor. Ein Viertel der imposanten

der Wende ein geradezu konsequenter,

lionen Konsumenten. Damit war Polen,

Skyline von Warschau sei mithilfe ös-

stabiler Reformprozess, und das Wirt-

anders als die kleineren Reformstaaten,

terreichischer Entwickler, Financiers

28


INVESTOREN

STAATSVERSCHULDUNG IN % DES BIP

KORRUPTIONSINDEX

Performance. Österreichs ­wichtigste ­Geschäftspartner ­unter den Reformstaaten ­wachsen rund doppelt so ­dynamisch wie die ­alten EU-­ Staaten. Und sie haben auch bei Budget und Staats­verschuldung deutlich die Nase vorn. Davon sollte auch Österreich künftig wieder stärker profitieren. Wo man in Osteuropa im ­Geschäftsleben und im Umgang mit Behörden Trinkgeld oder gar Schutzgeld zahlen muss, hat Transparency International ­herausgefunden. ­Interessanter Aspekt: Im Osten läuft es zum Teil korrekter ab als im Westen.

Repolonisierung Der Erdrutschsieg der nationalkonservativen Partei Recht & Gerechtigkeit (PiS) im vergangenen Jahr hat mittlerweile nicht nur Freunde des Rechtstaats verschreckt, sondern auch die Wirtschaft verunsichert: Die Einführung von

2015

2016e

2017e

Rang *

Note **

51,9

52,9

53,6

30

62

38,5

39,3

40,0

58

46

17,7

18,4

19,4

119

29

53,4

52,8

51,9

50

51

40,9

39,9

39,3

37

56

75,5

74,3

71,5

50

51

86,18

85,53

83,85

16

76

70,99

68,23

65,88

10

81

Wirtschaft, wie man hört, die Einfüh-

96,79

98,21

98,84

23

70

rung eines Kindergelds und die schritt-

89,30

89,14

87,92

10

81

132,60

133,03

131,71

61

44

45,62

44,91

44,12

7

86

105,83

107,49

107,48

16

76

nem weniger liberalen politischen Kli-

43,90

46,76

49,32

83

37

ma freilich verlieren. Damals, beim

248,06

249,34

250,91

18

75

Umbau der vormals kommunistischen

Sondersteuern für Banken und ausländische Handelsketten, Pläne, den Verkauf landwirtschaftlicher Flächen an Ausländer zu unterbinden, sowie ganz generell der Wunsch, die Bankenszene zu „repolonisieren“, erinnern frappant an Ungarns Brachialpolitik der vergangenen Jahre. Umgekehrt würde die

weise Anhebung des Pensionsalters eher begrüßen. Den Ruf eines Vorreiters im Bereich der Finanzmärkte könnte Polen in ei-

Planwirtschaft in eine kapitalistische Marktwirtschaft, hatte die Warschauer Börse jedenfalls eine herausragende Rolle gespielt. Während sich andere Reund Baufirmen hochgezogen worden,

auf Bürokomplexe. Weitere Topplayer

formstaaten mit ineffizienten Coupon-

heißt es. Und während die Immofinanz

sind derweil UBM, Strabag SE, die S+B-

oder Fondslösungen herumquälten und

AG besonders im Bürohaussektor, mit

Gruppe und die Porr AG, die das Geschäft

damit die Bereicherung von Oligarchen

Einkaufszentren und Fachmärkten re-

des deutschen Bauriesen Bilfinger über-

förderten, lief die Privatisierung in Po-

üssiert, beschränkt sich CA Immo AG nommen hatte. CHSH_DerBörsianner_Anzeige2_Neu2016_200x90_RZ.qxp_Layout 1 04.05.16 17:18 Seite 1

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Raiffeisen. Die traumha fte Russland-Rendite von mehr als 20 Prozent ist mittlerweile Geschichte .

n umänie sich in R AG hat o t. k m c e Im d ge st. Die S cken ein Bukare rundstü ig mit G it e tz h rec

Immobilien. Ein Viertel der Warsc hauer Skyline en stand mithilfe he timischer Entwick ler und Baufirm en.

Industr ie. Tsch echien Industr hält mit ieanteil 28 Proz den Spit ent zenplatz in der E U.

Börsengänge ab. Und so kam es, dass

Dollar pro Fass auf unter 30 US-Dollar

zehn Prozent steigern, weil die wichtigs-

die Warsaw Stock Exchange (WSE) die

absackte. Die kreative Geldpolitik der

ten westlichen Mitbewerber mit ihren

mit Abstand größte Wertpapierbörse im

Notenbank konnte den Schlag durch die

im Ausland produzierten Geräten wegen

europäischen Osten wurde, rund vier-

Freigabe des Rubel-Wechselkurses und

des Verfalls des Rubel nicht mehr kon-

einhalbmal so groß wie die Wiener Bör-

durch höhere Zinsen einigermaßen ab-

kurrenzfähig waren.

se und höchstens noch übertroffen von

federn. Und irgendwie kam man auch

Bei der Immofinanz AG lief es freilich

der Moskauer Börse, über die sich frei-

mit den Folgen der Sanktionen zuran-

weniger günstig: Deren Russland-Enga-

lich wenig Rühmliches sagen lässt.

de, die Russland abrupt der Möglichkeit

gement, fünf große Moskauer Shopping-

Der Kremlchef Wladimir Putin re-

billiger Fianzierung im Westen beraub-

Malls, die ein Viertel des Vermögens des

agiert auf die Elementarereignisse der

ten. Schmerzlich fiel dagegen die Ru-

österreichischen Unternehmens aus-

letzten Jahre, sprich den Verfall der Öl-

bel-Abwertung für die Bevölkerung aus,

machten, rutschte wegen der Preisan-

und Gaspreise sowie die Wirtschafts-

weil die Preise für Nahrungsmittel und

stiege für begehrte ausländische Brands

sanktionen der USA und der EU, zu-

Pharmazeutika explodierten, die groß-

in die roten Zahlen. Die Malls sollen nun

nehmend pragmatisch, umsichtig und

teils importiert wurden, wobei diese

entweder verkauft oder wie die Buwog

flexibel. Was sich durchaus bewährt,

Importe durch Putins Gegensanktionen

AG abgespalten und in eine eigene Ge-

denn die prekäre Talfahrt der russi-

zusätzlich erschwert wurden.

sellschaft verfrachtet werden.

einzubremsen. Nach minus 3,8 Pro-

Sibirischer Winter

eisen Bank International AG muss sich

zent beim Wirtschaftswachstum wird

Österreichs Exporte nach Russland bra-

dem neuen Umfeld anpassen. Deren

für heuer nur noch Rückgang von wei-

chen 2015 um 38 Prozent auf unter 20

traumhafte Russland-Rendite von mehr

teren 1,9 Prozent erwartet. Die Inflation

Milliarden Euro ein. Das betraf neben

als 20 Prozent ist mittlerweile Geschich-

dürfte bei über zehn Prozent halten, das

dem Agrarsektor in erster Linie heimi-

te. Der Rückbau von 200 auf 60 bis 70

Budgetdefizit auf 4,4 Prozent steigen,

sche Maschinenbauer, deren Produk-

russische Filialen sei bereits im Gange.

doch die Staatsverschuldung bliebe mit

te für russische Kunden plötzlich um 40

Und künftig werde die Bank, wie man in

18,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Prozent teurer wurden. Wovon die Salz-

Moskau hört, statt 200 bis 400 Millionen

(BIP) weiterhin moderat. Große Kün-

burger Kranbaufirma Palfinger AG im

Euro pro Jahr nur noch zwischen 150 und

digungswellen wurden durch Arbeits-

Übrigen durchaus profitierte: Sie hatte

200 Millionen Euro nach Wien überwei-

zeitverkürzung und Gehaltseinschnitte

rechtzeitig moderne Produktionsstätten

sen können.

verhindert, die beiden russischen Re-

vor Ort hochgezogen und Joint-Venture-

servefonds reichten bisher aus, die Ge-

Verträge mit Kamaz, dem größten Lkw-

Banken haben dazugelernt

fahr sozialer Unruhen zu dämpfen.

Hersteller des Landes, abgeschlossen.

Vor 20 Jahren wurden die heimischen

schen Wirtschaft scheint sich langsam

Auch die Russland-Tochter der Raiff-

Trotzdem war es ein gewaltiger Keu-

Somit gilt sie heute als inländischer An-

Banken gern als Speerspitze der Erobe-

lenschlag für das rohstoffabhängige

bieter und konnte ihren Marktanteil auf

rung östlicher Märkte durch die österrei-

Russland, als der Ölpreis von 120 US-

bis zu 90 Prozent und die Ebitmarge auf

chische Wirtschaft gefeiert. Heute weiß

30


INVESTOREN

er inländisch g. G gilt als urrenzfähi alfinger A P nk . d ko n t la ch ni Russ erber sind ew b it M ­Anbieter.

fahren würde. Darüber hinaus wünsch-

lus auslöst. Im Export nach Rumänien

te Erste-CEO Andreas Treichl eine be-

verzeichnete Österreich bereits 2015 ei-

vorzugte Einbindung in diverse staatli-

nen Zuwachs von fast sechs Prozent, im

che Programme und die Förderung von

ersten Quartal 2016 sogar ein Plus von

Erste-Gehaltskonten für Staatsbeamte,

mehr als zehn Prozent. Heimische In-

was die Verhandlungen offenbar um ein

vestoren stehen jedenfalls Gewehr bei

weiteres Jahr verzögerte. Mittlerweile ist

Fuß. Schließlich ist Österreich im Land

alles in trockenen Tüchern, auch die Fi-

der Karpaten traditionell fest verankert.

nanzierung von Wohnraum für Beam-

Rund tausend heimische Unternehmen

te wurde gestartet, entwickelt sich aber,

haben sich vor Ort niedergelassen, an

wie man aus Budapester Bankenkreisen

die 600 produzieren auch dort. Die Ös-

erfährt, eher enttäuschend.

terreicher haben knapp elf Milliarden

Falsch sei jedenfalls die Behauptung, Orban würde besonders gern aus-

Euro investiert und sind branchenmäßig überraschend breit aufgestellt.

ländische Unternehmen drangsalieren.

Dass sich in diesem Land bereits eine

man, dass die meisten Annahmen viel zu

Ganz im Gegenteil: Ausländer, die in

Menge zum Besseren verändert hat, wird

optimistisch waren, dass man sich durch

den Ausbau moderner Industriebetrie-

von der Österreichischen Community be-

leichtfertige

hochriskanter

be in Ungarn investieren, etwa Unter-

stätigt. Besonders viel Lob gibt es für die

Fremdwährungskredite zwar kurzfristig

nehmen aus der Autobranche und deren

rumänische Antikorruptionsbehörde Di-

eine goldene Nase verdient hatte, dafür

Zulieferern, seien höchst willkommen,

rectia Nationala Anticoruptie (DNA). Sie

aber später in diversen Ländern ordent-

Handelsketten freilich nicht. Das beka-

gilt mittlerweile über Europa hinaus als

lich abgestraft wurde. Mittlerweile ha-

men Spar und Tesco zu spüren, als ih-

außergewöhnliches Erfolgsmodell. 2015

ben Österreichs Banken begriffen, dass

nen Orban eine Lebensmittelaufsichts-

wurden weitere 1.250 hochrangige Politi-

man die erheblichen Emerging-Market-

gebühr in der Höhe der Gewinnspanne

ker und Funktionäre angeklagt, die Ver-

Risken in Osteuropa lang unterschätzt

aufbrummte, zwei gleich großen ungari-

urteilungsrate ist beachtlich. Und in den

hatte und man nun gezwungen ist, auf

schen Ketten aber nicht. Spar-Vorstand

überfüllten Gefängnissen finden sich so-

realistischere Strategien umzusteigen.

Rudolf Staudinger klagte in Brüssel und

gar komplette frühere Regierungsmann-

In Ungarn wurden die Banken be-

bekam recht: „Die Gebühr wurde von der

schaften. Probleme macht freilich die zu-

sonders hart durch Sondersteuern und

EU-Kommission als rechtswidrig einge-

nehmende Angst der Behörden.

Zwangsrücktausch für kundenschädi-

stuft und prompt aufgehoben.“

Vergabe

Friedrich Wachernig, Vorstand der S

gende Franken-Spielchen bestraft, so-

Immo AG, der sich in Rumänien recht-

dass man in diesem Land kaum noch

Konsumboom in Rumänien

zeitig mit Grundstücken eingedeckt hat-

Geld verdienen konnte. Raiffeisen hat

Kein Wunder, wenn sich potenzielle In-

te, beginnt im Sommer mit dem Bau des

ihren Auftritt in Ungarn mittlerweile

vestoren heutzutage lieber in Rumänien

Bürokomplexes „The Mark“ neben dem

entsprechend dimensioniert. Das Kun-

umsehen, wo die Wirtschaft obendrein

Bukarester Nordbahnhof, weitere Pro-

denkreditengagement wurde seit 2009

fast doppelt so kräftig wächst wie in

jekte sind bereits in Arbeit. Leichter sei

von 6,4 Milliarden Euro fast um die Hälf-

Ungarn. „Dass Rumänien für heuer das

das Leben für Investoren allerdings nicht

te zurückgefahren, die Zahl der Filialen

höchste

prog-

geworden. Was Korruption betrifft, sei

von fast 140 auf rund 70 reduziert.

Wirtschaftswachstum

nostiziert wird und dieses vor allem von

einiges weitergegangen in Rumänien,

Anders lief es bei der Erste Group, die

der Inlandsnachfrage getrieben wird,

aber gleichzeitig leide man, so Wacher-

Regierungschef Viktor Orban nach lang-

ist nachvollziehbar“, konstatiert Wirt-

nig, unter einem neuen Phänomen: „Die

wierigen Verhandlungen über Steuer-

schaftsanwalt Markus Piuk, Partner bei

Beamten werden immer vorsichtiger, da

senkungen einen originellen Vorschlag

Schönherr Rechtsanwälte. Denn nach

geht nichts weiter.“ Also wird Rumäni-

präsentierte: Die Republik Ungarn und

Jahren strikter Sparpolitik hatte die Re-

en auf dem Weg nach Europa noch einige

die Europäische Bank für Wiederaufbau

gierung in Bukarest die Mehrwertsteu-

Zeit unterwegs sein. Aber in einem Punkt

und Entwicklung (EBRD) sollten sich zu

er und Dienstgeberbeiträge kräftig ge-

ist das Karpatenland schon heute vorn

je 15 Prozent an der ungarischen Erste-

senkt, die Mindestlöhne angehoben und

angekommen: Mit vier Prozent Wachs-

Tochter beteiligen, vorausgesetzt dass

damit einen Konsumboom losgetreten,

tum landet Rumänien innerhalb der EU

die Bankensteuer tatsächlich zurückge-

der nun einen neuen Investitionszyk-

wohl unangefochten auf Platz eins. n

31


PORR baut auf gute Zahlen Der PORR-Konzern verzeichnete im vergangenen Jahr erneut ein ausgezeichnetes Geschäftsergebnis und erwirtschaftete sowohl eine Leistungssteigerung als auch ein signifikantes Ergebnisplus. Die Strategie „Intelligentes Wachstum“ erweist sich für einen der führenden Baukonzerne Österreichs nach wie vor als rich­ tig. Die Produktionsleistung lag mit EUR 3.524 Mio. leicht über dem hohen Vorjahresniveau, das EBT verzeichnete ein Plus von 22,7 % und erreichte EUR 81,1 Mio.

Kanal eine große Zahl an Hochbauprojekten ab. So kamen in den vergangenen zwölf Monaten Aufträge im Volumen von rund EUR 300 Mio. hinzu.

Aufgrund der erfolgreichen Ausgliederung der Immobilien­ bereichs schlugen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptver­ sammlung neben der Dividende von EUR 1,00 eine einmalige Sonderdividende in Höhe von EUR 0,50 als Scrip Dividend vor.

Im Sommer 2015 wurde Bilfinger Infrastructure übernommen und in PORR Polska Infrastructure umbenannt. Mit dieser Akquisition verfügt die PORR im polnischen Tiefbau nun über die unbestreit­ bar höchste Kompetenz in großen Teilen des Tiefbaus, insbeson­ dere im Brückenbau. In ihrem Heimmarkt Polen wird sie damit in den kommenden Jahren vom gesteigerten Bedarf und den EU Finanzierungen von Infrastrukturprojekten profitieren.

Wachstumsschub in Deutschland In Deutschland – ihrem zweitwichtigsten Markt – konnte die PORR ihre Stellung stark ausbauen und sollte sich in den kom­ menden Jahren innerhalb der Top­Ten weiter verbessern. Der Konzern etablierte sich in den vergangenen Quartalen als verläss­ licher Partner der deutschen Industrie und punktet beim Indust­ riebau mit langjähriger Expertise. Derzeit wickelt die PORR neben Infrastruktur­Großprojekten wie Stuttgart 21 oder dem Emscher

www.porr-group.com

Übernahme der Bilfinger Infrastructure

Mit der ebenfalls übernommenen Niederlassung in Norwegen ergänzt ein neuer, hochattraktiver Markt das Portfolio des Kon­ zerns. Hier wird sich die PORR auf ihre Kernkompetenzen im Brücken­, Straßen­ und Tunnelbau konzentrieren. Unter der PORR­Regie wurden beziehungsweise werden mittlerweile bereits vier Brückenprojekte professionell abgewickelt.


Österreich nach wie vor der wichtigste Markt

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

© Bogenhausener Tor Immoblien GmbH

Über 86 % der Produktionsleistung entfielen 2015 auf die Heimmärkte Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tsche­ chien. Österreich ist unverändert der mit Abstand wichtigste Markt, in dem mehr als die Hälfte der gesamten Produktionsleis­ tung erwirtschaftet wurde. Dieser Fokus auf Österreich wird auch in Zukunft bestehen bleiben. Kontinuität ist wichtig, die bonitäts­ starken und politisch stabilen Heimmärkte, ergänzt um das punk­ tuelle Engagement in den internationalen Projektmärkten, bilden nach wie vor das stabile Fundament des Erfolgs der PORR.

Auftragsbestand hoch wie nie Der Auftragsbestand lag mit EUR 4.579 Mio. um 12,8 % über dem Vergleichswert des Vorjahres und stellte damit einen Rekord in der über 145­jährigen Firmengeschichte dar. Noch deutlicher wuchs der Auftragseingang, der mit EUR 4.045 Mio. um fast 30 % zulegte. Dabei war er 2015 nicht von Einmaleffekten wie einzelnen Großprojekten beeinflusst, sondern verteilte sich gleichmäßig auf die einzelnen Business Units. Einer der größten Aufträge kommt erneut aus Katar. Die PORR errichtet für mehr als EUR 150 Mio. das Gleissystem für das gesamte U Bahnnetz in Doha. Sie wird damit Systemlieferant des PORR­Patents Feste Fahrbahn / Slab Track – elastisch gelager­ ten Gleistragplatten. Diese Technologie eignet sich optimal für die spezifischen Bedingungen der Region und ist gleichzeitig leicht zu warten. Darüber hinaus kann sie auch perfekt für Langstrecken­ und Bahnfrachtprojekte weltweit eingesetzt werden. Damit gibt es für die PORR noch weitere Märkte, auf denen sie mit ihrem zukunftsweisenden Patent punkten kann. Der anspruchsvolle Tiefbau ist generell eine der Kernkompeten­ zen der PORR. In Österreich wurde sie mit der Verlängerung der Autobahn A5 beauftragt, dem aktuell größten Infrastrukturprojekt der ASFINAG. Zudem erhielt der Konzern den Zuschlag für das Baulos 3 der A5 Nord/Weinviertel, die Sanierungs­ und Lawinen­ schutzmaßnahmen auf der A10 Tauernautobahn sowie die Sanie­ rung des Tunnels Stadlau/Hirschstetten auf der A23, Wiens meist­ befahrener Straße. In der Schweiz kamen zwei Tunnelbauprojekte hinzu – Albula II und Ceneri. Neben diesen Infrastrukturprojekten verwirklicht die PORR be­ eindruckende Hochbauprojekte. Ebenfalls in Doha wird das Al Wakrah­Stadion, der größte Auftrag in der Hochbau­ Geschichte der PORR, errichtet. Das Stadion mit seinen 40.000 Plätzen orientiert sich in seinem Design an den Dau­Booten, den traditionellen Booten der Fischer und Perlentaucher von Katar. Seine Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant.

Bavaria Towers, München

Aus den Heimmärkten sind unter anderem das Projekt Europa­ allee, das neue Bürogebäude der Schweizerischen Bundesbahnen am Zürcher Hauptbahnhof, die Bavaria Towers in München sowie ein Großprojekt im deutschen Industriebau für den bekannten Süßwarenhersteller Haribo zu nennen. In Wien werden die Monte Laa Bauplätze 3 und 5 in den kommenden Monaten realisiert. Die wichtigsten neuen Projekte in Polen sind das Spital Prokocim in Krakau und das Hotel Marriott Okecie in Warschau.

Operative Erfolge stärken Präsenz am Kapitalmarkt Seit Ende letzten Jahres notiert die PORR im Prime Market der Wiener Börse – viele kleine Puzzlesteine haben sich zu einem großen Ganzen gefügt. Der Dialog mit der Financial Community wurde weiter intensiviert, ob über One­on­ones oder im Rahmen des ersten Capital Markets Day für institutionelle Investoren in Stuttgart. Ein neuerlicher Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 2 steigerte die Handelbarkeit und damit die Liquidität der PORR Aktie. Und mit einer Dividendenrendite von 4,5 % zählt die PORR zu den attraktivsten Unternehmen der Branche. All dies kam auch im hohen Empfehlungskonsens der Analysten zum Ausdruck. Alle Analysen zeigten im Geschäftsjahr 2015 nach oben und gaben klare Kaufempfehlungen ab. Vor diesem Hintergrund stufte ein renommiertes Wirtschaftsmedium die PORR sogar als Top­Pick der aus 22 Bauaktien bestehenden Peer Group ein.


XXX IT

CRIME TIME Sie gehen auf digitalen Raubzug und stellen Experten vor Rätsel. Hackertruppen, Aktivistengangs und dunkle Netzwerke verdienen sich mit ­Cybercrime eine goldene Nase. TEXT ROBERT WINTER

M

anchmal fällt der Apfel wirk-

Bezeichnung Cybercrime bekannt ist,

lich nicht weit vom Stamm. So

gewinnt rasant an Bedeutung. Das zei-

trat der 1790 geborene Räuber-

gen populäre Fälle, mit der Internetbe-

hauptmann Johann Georg Grasel, der in

trüger ein Bombengeschäft machten.

Niederösterreich und Südmähren mit seinen 60 Gefolgsleuten sein Unwesen

Kasinos als Geldwaschmaschine

trieb, direkt in die Fußstapfen seiner

Draufgezahlt hat etwa im Februar die

Verwandten. War doch der ganze Grasel-

Zentralbank

Clan für Verbrechen berühmt. So gut wie

durch eine Cyberattacke verursachte

alle in der Familie stahlen wie die Raben.

Schaden wird mit 81 Millionen US-Dollar

Egal ob man über die Zeit hinweg Gra-

beziffert. Aber der Schaden hätte noch

sel oder anderen Banditen in die Quere

deutlich höher ausfallen können. Wurde

kam, früher wussten die Opfer wenigs-

doch in einem ersten Schritt rund eine

tens, mit wem sie es zu tun hatten. Die

Milliarde US-Dollar der Zentralbank von

Hacker und Aktivistengruppen, die heu-

Bangladesch ausgerechnet von einem

te im Internet auf Beutezug gehen, sind

Konto, das bei der US-Zen­tralbank Fed

zwar auch aus Fleisch und Blut. Aber man

eingerichtet war, abgezogen. Das Prob-

kriegt sie nicht zu Gesicht. Sie kämp-

lem: Diese Überweisungen waren eben

fen mit geschlossenem Visier, agieren

nicht von der Bangladescher Zentral-

hochprofessionell und völlig anonym.

bank initiiert. Aber immerhin gelang es,

Und sie schlagen nach ausgeklügelten

870 Millionen US-Dollar zurückzuholen.

Plänen zu. Das Phänomen, das unter der

In Sri Lanka wurden darüber hinaus 20

von

Bangladesch.

Der

Schaden. Cybercrime verursachte 2015 ­weltweit 400 Milliarden US-Dollar an Kosten.


IT

Millionen US-Dollar sichergestellt. Aber

und 2014 laut der russischen IT-Sicher-

im November 2015 publizierten Analy-

die 81 Millionen, die auf Konten in den

heitsfirma Kaspersky Lab bis zu hundert

se des Beraters Deloitte war im United

Philippinen gelandet waren, sind wohl

Banken, Bezahldienste und andere In­

Kingdom bereits jedes fünfte Bankkon-

für immer verloren. Das Geld wurde über

stitute in rund 30 Ländern. Der Beutezug

to von Cybercrime betroffen. 21 Prozent

philippinische Kasinos gewaschen. Da-

soll den Cyberkriminellen zwischen 300

der befragten Konsumenten gaben an,

nach verlieren sich die Spuren von Ver-

Millionen und einer Milliarde US-Dol-

dass sie Opfer vom Diebstahl persönli-

mögenstransfers in verschiedene Teile

lar gebracht haben. Auf den Diebstahl

cher Daten geworden sind und dass über

Asiens. PWC-Experte Dieter Harreither,

und Verkauf von börsenrelevanten Insi-

ihre Bankkonten nach Cyberattacken

Leiter Technology Consulting bei PWC

derinformationen ist dagegen das unter

die Käufe von Produkten oder Dienst-

Österreich: „Am Beispiel dieser Cyber-

dem Namen Butterfly bekannte Netz-

leistungen abgerechnet wurden, die sie

crimeattacke, des erfolgreichsten Ein-

werk spezialisiert. Welchen Schnitt die

selbst nicht getätigt oder in Anspruch

zelbanküberfalls der Geschichte, lässt

Hacker mit ihrem „Geschäft“ machen,

genommen hatten. Und auch auf inter-

sich die Vorgehensweise von Hackern il-

ist nicht kolportiert.

nationaler Ebene stehen Finanzinstitu-

© CHRISTOPH HARDT / DPA PICTURE ALLIANCE / PICTUREDESK

lustrieren. Die Angreifer waren sehr gut

te im Visier der Hacker. Laut der Studie

vorbereitet. Sie investierten sehr viel

Spektakulärer Fall FACC

Economic Crime Survey 2016 des Con-

Zeit, um Schadprogramme exakt anzu-

Welche Folgekosten ein Cyberangriff

sulters PWC ist Cybercrime in der inter-

passen. Von den Manipulationen wa-

haben kann, zeigt sich am Beispiel von

nationalen Statistik von Wirtschafts-

ren sowohl Soft- als auch Hardware wie

Hackerattacken auf die US-Großbank JP

verbrechen bereits auf Platz zwei vor-

etwa Drucker betroffen, Responsesyste-

Morgan. 2014 waren Internetkriminel-

gerückt.

me wurden angegriffen, Malware wurde

le in 90 Server der Bank eingedrungen

Im Zuge der Studie, die weltweit in

auf Swift angepasst.“

und erbeuteten Daten von mehr als 80

115 Ländern auf Basis von Befragun-

Stichwort Swift: Die Kriminellen wa-

Millionen Kunden. Das Management der

gen von 6.000 Entscheidungsträgern

ren ans große Geld gekommen, indem sie

Bank kündigte darauf Investitionen in

durchgeführt wurde, gaben 64 Prozent

dem Vernehmen nach eine Kundensoft-

IT-Sicherheit in der Höhe von 250 Mil-

der Befragten an, bereits Opfer von Un-

ware des internationalen Zahlungsver-

lionen US-Dollar an. In Österreich sorg-

terschlagungen geworden zu sein. Bei

kehrsystems Swift manipuliert haben.

te wiederum die Causa FACC AG für Auf-

Cybercrime lag der Anteil bei 32 Pro-

Das ist von Bedeutung, weil die Haupt-

sehen. Dabei gingen im Jänner 2016 50

zent, bei Bestechung und Korruption bei

aufgabe von Swift als internationale Ko-

Millionen Euro verloren. Aber es han-

24 Prozent.

operative von Finanzinstituten mit Sitz

delte sich eigentlich nicht um einen Fall

Innerhalb des Bereichs Cyberkrimi-

in Brüssel für mehr als 10.000 Banken

für die Cybercrimestatistik. Vielmehr

nalität waren wiederum Finanzdienst-

weltweit darin besteht, die Übermitte-

soll sich der Betrug im Finanzbereich des

leister im Vorjahr mit einem Anteil von

lung von Nachrichten und den interna-

Unternehmens abgespielt haben. Das

52 Prozent das häufigste Ziel. Bei Ver-

tionalen Transaktionsverkehr über gesi-

hat mehreren Personen, darunter auch

sicherungen waren es immer noch 29

cherte Netze zu sichern. Laut dem deut-

FACC-Vorstands-Chef Walter Stephan,

Prozent. Stephan Halder, Leiter Foren-

schen „Handelsblatt“ gab Swift nach

beruflich den Kopf gekostet.

sic Technology Services BDO Austria:

dem Hackerangriff bekannt, dass es

Wie hoch Gesamtkosten und Scha-

„Der Finanzsektor ist ein wirtschaftlich

„kürzlich bereits mehrere Vorfälle gege-

denshöhe sind, die Internetkrimina-

lohnendes Target. Es finden noch im-

ben habe, bei denen manipulierte Nach-

lität in Österreich nach sich zieht, ist

mer Angriffe nach dem Carbanak-Sche-

richten über das eigene Netzwerk“ ver-

nicht bekannt. BKA-Sprecher Kriegs-

ma statt.“Aber wie können sich Banken,

sendet wurden. Davon blieben Finanz-

Au: „Bezüglich Schäden oder betroffe-

Versicherungen und Co am besten vor

institute laut österreichischem Bundes-

ner Branchen sind keine detaillierten

den Hackerattacken wehren?

kriminalamt bisher verschont. Vinzenz

Informationen verfügbar.“ Fakt ist, dass

Mit Antworten auf diese Frage rücken

Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskrimi-

die Anzahl der Fälle laut Kriminalstatis-

Banken verständlicherweise nicht gern

nalamts BKA: „Bis jetzt gab es in Öster-

tik überschaubar ist. 2015 wurden etwas

heraus. So zieht es etwa die Erste Group

reich keine Swift-Angriffe.“

mehr als 10.000 Fälle angezeigt. Dabei

Bank AG vor, zu Fragen von DerBörsia-

handelt es sich aber nur um tatsächlich

ner nicht Stellung zu nehmen. Christi-

Eine Milliarde US-Dollar Schaden

registrierte Verbrechen. Wie hoch die

an Hromotka, Sprecher der Bank: „Ich

Wie gut die Internetraubzüge organisiert

Dunkelziffer nichtangezeigter Fälle ist,

habe unseren IT-Chef vorhin erreicht,

sind, zeigt sich auch an der Strategie der

bleibt offen.

der zu der Thematik sehr verschwiegen

internationalen

Hackergang

namens

Beunruhigende Zahlen werden aus

Carbanak. Die Truppe attackierte 2013

Großbritannien kolportiert. Laut einer

35

ist und überhaupt keine Auskünfte geben möchte.“


IT

„Der Finanzsektor ist ­wirtschaftlich ein lohnendes Target.“

„Man muss sich auf Cybercrimeangriffe ­vorbereiten.“

„Kriminelle suchen immer nach dem einfachsten Weg.“

STEPHAN HALDER

DIETER HARREITHER

WALTER MÖSENBACHER

Dass der Kampf gegen Cybercrime

Nicht jeder Standort kann alle Experten

nächsten beiden Jahren zur größten Be-

mittlerweile Teil der Sicherheitsstrate-

aufbringen, daher ist ein Netzwerk wich-

drohung im Bereich Wirtschaftskrimina-

gien ist, berichtet dagegen Walter Mö-

tig, das Expertenwissen vorrätig hält.“

lität aufsteigen kann. Diese Erwartungen

senbacher, Geschäftsführer von Raiff-

Das Gleiche gilt laut Halder für Hard-

spiegeln sich auch in den Schätzungen

eisen E-Force. Mösenbacher: „Cyber-

und Software, die zur Auswertung teil-

der Kosten wider, die Cybercrime verur-

angriffe sind nicht auf eine bestimmte

weise sehr großer Datenmengen erfor-

sacht. Vor drei Jahren wurden diese al-

Branche beschränkt, sondern betreffen

derlich ist. Dabei können Unternehmen

lein in den USA auf jährlich 100 Milliar-

alle Anbieter von digitalen Dienstleis-

zum Zug kommen, die entsprechend der

den US-Dollar taxiert.

tungen wie E-Commerce, Telkos, öf-

lokalen Datenschutzbestimmungen den

Laut dem „Forbes Magazine“ kam

fentliche Hand, Zahlungsdienste, So­cial

Prozess zur Datensammlung und Aus-

eine Prognose des britischen Versiche-

Media und auch Finanzdienstleistung.

wertung aufsetzen und Datensammlun-

rungskonzerns Lloyd’s für 2015 weltweit

Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein

gen über Landesgrenzen hinweg schnell

auf bereits 400 Milliarden US-Dollar Cy-

permanenter Prozess. Es können immer

organisieren.

bercrimekosten. Bei Juniper Research

wieder neue Angriffsmuster auftreten.“

Wenn von Cybercrime die Rede ist,

wird davon ausgegangen, dass sich der

Dabei herrscht an Risiken laut dem

stellt sich auch die Frage, wie sich das

Trend fortsetzen wird. Zwischen 2013 und

E-Force-Leiter kein Mangel. Die Ge-

Bedrohungspotenzial weiterentwickelt.

dem Vorjahr haben sich die Kosten ver-

fahren reichen von Phishingmails, also

PWC-Technology-Consulting-Leiter

vierfacht. Angesichts weiter steigender

gefälschten E-Mails, bis zu Schadpro-

Harreither: „Man muss sich auch auf

Digitalisierung, zunehmender Verbrei-

grammen wie Trojaner, mit denen ver-

internationaler Ebene auf große An-

tung mobiler Endgeräte oder auch der

sucht wird, missbräuchliche Transak-

griffe vorbereiten. Standardisierte Cy-

steigenden Verbreitung schadenverursa-

tionen durchzuführen. Dazu kommen

ber-Security-Systeme

nicht

chender Software geht Juniper Research

Versuche, mittels Denial-of-Service-

mehr aus.“ Aufseiten von Banken ortet

davon aus, dass die Kosten bis zum Jahr

Attacken beispielsweise die Infrastruk-

Harreither noch Bedarf für stärker inte-

2019 neuerlich um das Vierfache steigen

tur der Anbieter lahmzulegen, oder auch

grierte Betrachtungsweise: „Cyberrisk

können. Das ergibt unter dem Strich eine

kombinierte Angriffe. Auch von direkten

wird häufig noch isoliert gesehen. Bes-

bedrohlich große Zahl. Ist damit doch von

Attacken mittels Infrastrukturhacking

ser wäre eine akkordierte Betrachtung

Gesamtkosten in Höhe von 2.100 Milliar-

oder Avancen von Dritten, sich als Mit-

von Cybercrime, Betrugs- und Insider-

den US-Dollar die Rede.

arbeiter eines Softwareunternehmens

bedrohungen.“

reichen

Der Anstieg des Bedrohungspoten-

auszugeben, und von gefälschten per E-

zials und der geschätzten Kosten hängt

Mail versandten Rechnungen weiß Ex-

Die Angst geht um

unmittelbar von der Verbreitung von In-

perte Mösenbacher zu berichten. Dabei

Geht es nach der PWC Economic Crime

ternetanbindungen, Datenmengen und

haben sich die Risiken im Laufe der Zeit

Survey 2016, kommt noch einiges auf

Endgeräten ab. Laut dem McAffe Labs

verändert. Und das werden sie auch wei-

die Menschheit zu. So rechnen 20 Pro-

Threats Report 2016 kann die Anzahl

terhin tun. Mösenbacher: „Die Krimi-

zent der weltweit Befragten damit, dass

der weltweiten Internetnutzer von rund

nellen versuchen natürlich immer den

ihre Organisation in den kommenden 24

drei Milliarden im Vorjahr bis 2019 auf

einfachsten Weg einzuschlagen.“

Monaten mit Unterschlagung, Cyber-

vier Milliarden ansteigen. Laut Experten

Deshalb kommen Unternehmen wohl

kriminalität, Bestechung und Korrupti-

wird sich die Anzahl weltweit benutzter

kaum darum herum, Hilfe von außen

on konfrontiert sein wird. Mit Vertretern

Smartphones von 3,3 Milliarden im Vor-

in Anspruch zu nehmen. BDO-Experte

aus dem Vereinigten Königreich England,

jahr bis 2020 auf 5,9 Milliarden Geräte er-

Halder: „Integration von Prozessen und

den USA, Italien, Frankreich, Kanada und

höhen. Beim weltweiten Datenfluss hal-

IT-Spezialisierung spielen eine wesent-

Australien gehen Experten aus sechs der

ten die Experten von McAfee Labs eine

liche Rolle. Es ist wichtig, unterschiedli-

G20-Staaten davon aus, dass Cyberkri-

Erhöhung von 8,8 Zettabytes im Vorjahr

ches Know-how im Netzwerk zu halten.

minalität für ihre Organisation in den

bis 2020 auf 44 Zettabytes für möglich.

36


IT

„Die Anzahl an Verhaftungen steigt.“ STEVEN WILSON

denen Hacker den Zugriff oder die Nut-

crime Centre von Europol, das Koopera-

zung der Daten eines gesamten Com-

tionen mit öffentlichen und privaten Or-

putersystems blockieren. Laut BKA sind

ganisationen und Unternehmen, darun-

auch verstärkt DDoS-Atacken zu beob-

ter auch aus der Finanzindustrie, unter-

achten, mit denen Webserver oder ganze

hält, trägt die Gegenwehr bereits Früch-

Netzwerke lahmgelegt werden.

te. EC3-Leiter Steven Wilson: „Die enge

Auf internationaler Ebene kommt er-

Zusammenarbeit mit der Finanzindus-

schwerend hinzu, dass Cyberkriminelle

trie hat bereits zu einer steigenden An-

Zur Erklärung: Die Bezeichnung Zetta

auch innerhalb der EU verstärkt die elek-

zahl an Verhaftungen von Personen ge-

steht für eine Zahl mit 21 Nullen.

tronische Währung Bitcoin für sich ent-

führt, die in wichtige Fälle von Cyberkri-

deckt haben. BDO-Experte Halder: „Die

minalität involviert waren.“

Wendige Internetbanditen

Risiken haben sich verändert. In der Ver-

Aufgrund der Komplexität des Themas

Bezüglich IT-Sicherheit verheißt der

gangenheit waren Angriffe gegen spe-

wird auch bei Banken auf Zusammenar-

Anstieg der Verbreitung von Malwa-

zielle Technologien gerichtet. Es wurde

beit gesetzt. So verweist etwa Raiffeisen-

re nichts Gutes. Allein zwischen Anfang

versucht, Schwachstellen aus techno-

Experte Mösenbacher auf Informations-

2014 und Ende des Vorjahres hat sich die

logischer Sicht aufzudecken und auszu-

gewinnung auf internationalen Konfe-

Anzahl von Software, die unerwünsch-

nutzen. Heute stehen ausgewählte Tar-

renzen und auf den Austausch mit Bun-

te und schädliche Funktionen ausführt,

gets im Fokus. Institutionen und Know-

des- und Landeskriminalamt, dem Ku-

auf rund 490.000 Millionen mehr als

how-Träger sind besonders gefährdet.

ratorium Sicheres Österreich sowie mit

verdoppelt. Obwohl Malwareprogram-

Das gilt für Banken, Forschungseinrich-

Unternehmen aus dem Sektor IT-Sicher-

me immer noch populär sind, setzen In-

tungen oder auch für das produzierende

heit. Welche Maßnahmen schließlich am

ternetbetrüger seit geraumer Zeit auf

Gewerbe. Und die zunehmende Vernet-

besten geeignet sind, um Cyberkrimina-

neue Methoden, die besonders schwer zu

zung der Arbeitswelt bietet immer neue

lität im Zaum zu halten, ist noch nicht

identifizieren sind. Sie nutzen bestehen-

Möglichkeiten für Cyberangriffe.“

klar. Übrigens: Der eingangs erwähnte

de Instrumente und kombinieren die-

Räuber Johann Georg Grasel wurde ge-

se mit Darknets, dem Internet der Din-

Bündelung der Kräfte

fasst und Ende Jänner 1818 in Wien hin-

ge, künstlicher Intelligenz oder auch der

Auf das hohe Bedrohungspotenzial für

gerichtet. Eine solch schwere Strafe wird

Blockchain-Technologie. In Österreich

Kreditinstitute wurde auf internationaler

Hackern und Aktivisten erspart bleiben.

ist laut BKA-Sprecher Kriegs-Au seit ei-

Ebene reagiert. So arbeitet die EZB an der

Aber auch sie müssen auf der Hut sein.

niger Zeit ein Anstieg des Einsatzes von

Einrichtung einer Meldestelle und einer

Denn die internationalen Mühlen, um

Ransomware erkennen. Dabei handelt es

Datenbank für Cyberangriffe auf Ban-

Internetdiebe dingfest zu machen, mah-

sich um unterschiedliche Trojaner, mit

ken. Und laut EC3, dem European Cyber-

len bereits immer schneller. n

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MÄRKTE

KURSE ÖSTERREICH MARKTENTWICKLUNG ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

14,00 %

OSTEUROPA 12,00 % 10,00 % 8,00 % 6,00 %

EMERGING MARKETS 4,00 % 2,00 % 0%

USA –2,00 % –4,00 % –6,00 % –8,00 %

EUROPA –10,00 % –12,00 %

ATX (ÖSTERREICH) STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR)

ÖSTERREICH (ATX)

STOXX US TM (EUR)

–14,00 % –16,00 %

STOXX EM TM (EUR)

15. 01.

FEB.

MÄR.

APR.

MAI

JUN.

17. 06.

EINE WELT DER EMOTIONEN Die Kühle und Nüchternheit, die man Kapitalmärkten grundsätzlich oft unterstellt, ist in den vergangenen Wochen kaum erkennbar gewesen. Vor allem das Ergebnis des Brexit-Referendums in Großbritannien sorgte für heftige Turbulenzen an den Märkten. Anleihen der EU-Kernzone stiegen in noch kaum

KOLUMNE

gekannte Höhen, Aktien fielen dagegen, wobei sich rein aus Liquiditätsgründen ebenso die EU-Kernzone betroffen sah. Das Britische Pfund fiel extrem gegenüber dem US-Dollar und natürlich auch dem Euro, der zwar ebenso, aber in Summe leichter gedrückt wurde. Banken und Versicherungen litten in Euroland am meisten, Gesundheit und Immobilienaktien zeigten dagegen relative Stärke. In Europa wird man mit dem Votum umgehen lernen müssen. Die Briten haben ihrem Land wohl mittelfristig keinen guten Dienst

WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & ­Partner Asset Management

erwiesen: Die wirtschaftliche Situation ist deutlich schwächer geworden, als sie es zuvor bereits war. Die EU ist hingegen gefordert, nationalistischen Strömungen innerhalb der Mitgliedsstaaten mit Information und Selbstbewusstsein entgegenzutreten, damit sich ein Ansteckungseffekt allein durch die faktische Datenlage erübrigt. Die Kapitalmärkte sind imstande, dies im Voraus zu tun, und sie sind daher bereits auch im Sinne von fundamentalen Investments auf der berühmten Schnäppchenjagd. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber am Ende müsste die EU durch all diese Umstände wieder zu neuer Stärke finden. Den Unternehmen geht es gut, die EU ist bei weitem der wichtigste Wirtschaftsfaktor geblieben, und der Weg in Richtung Osten ist nach wie vor eine offene Option für Europa. UK wird zwar so tun, als wäre es nach wie vor Teil dieses Ganzen, aber „let’s face it“, wer nicht will, der hat schon mal. Der Kuchen ist nach diesem Referendum nicht kleiner geworden, sondern nur auf weniger Spieler verteilt. Eigentlich ein richtig gutes Zeichen für die kommenden Börsenjahre.

38


GASTKOMMENTAR

MÄRKTE

SCRIPT DIVIDEND: EINE ATTRAKTIVE FORM DER DIVIDENDENAUSSCHÜTTUNG?

KARL-HEINZ STRAUSS VORSTANDS­ VORSITZENDER PORR AG Nach Abschluss s­ eines Studiums war er bis zum Jahr 2000 in v­ erschiedenen Funktionen bei der ­Raiffeisen Zentral­bank AG tätig. Danach gründete er den Immobilien­entwickler Strauss & P ­ artner. Seit 2010 ist er Großaktionär und Chef des Baukonzerns Porr AG.

Gemäß § 52 AktG hat jeder Aktionär Anspruch auf den Bilanzgewinn in Form einer Dividendenzahlung. Allerdings können Unternehmen ihren Aktionären auch eine S ­ achdividende in Form einer Aktiendividende anbieten. Stellt sich die Frage, welchen Vorteil eine Aktiendividende bringt.

Unter dem Begriff Aktiendividende, auch

Emittenten (24 Euro x 4 = 96 Euro) und

als Scrip Dividend bezeichnet, versteht

eine Zuzahlung von vier Euro in bar zu

das Aktiengesetz die Leistung einer Divi-

erhalten.

dende in Form von Aktien statt als Geldausschüttung. Bei Aktiendividenden hat der Aktionär die Wahl, ob er seine Dividende in bar ausgezahlt oder in Form von Aktien erhalten möchte. Auch eine Mischung aus beidem ist möglich.

„Steuerbegünstigung könnte zusätzlichen Anreiz bieten.“ KARL-HEINZ STRAUSS

Sowohl Shareholder als auch Unter-

Im Laufe der letzten Jahre wurden vor allem von deutschen Emittenten, wie etwa der Deutsche Telekom AG, öfter Aktiendividenden angeboten. In­Ö ­ sterreich haben wir heuer als erstes Unternehmen die Ausschüttung der Sonderdividende in Form einer Scrip Di-

nehmen können von einer Scrip Dividend profitieren. Der Ak-

vidend durchgeführt.

tionär erhält weitere Aktien eines Unternehmens, in das er in

Ihre Aktionäre hatten die Möglichkeit, neben der regulären

der Regel aus Überzeugung und zu seiner Zufriedenheit inves-

Dividende von einem Euro die Sonderdividende von 50 Cent je

tiert ist. Für das Unternehmen wiederum ist diese Form der Di-

dividendenberechtigter Aktie wahlweise entweder in bar oder

vidende liquiditätsschonend, erfolgt sie doch aus eigenen Akti-

in Form von Dividendenaktien zu erhalten und somit ihre Be-

en und hat damit einen bilanzverkürzenden Effekt. Zusätzlich

teiligung am Unternehmen auszubauen.

erhöht sich der Streubesitz des Unternehmens.

Diese Pionierleistung, zu der wir uns nach eingehenden

Entscheidet sich ein Aktionär für eine Aktiendividende, so

Überlegungen entschlossen hatte, war allerdings mit einem

erhält er so viele Aktien des Emittenten, wie dies seiner Bar-

gewissen Mehraufwand für die Gesellschaft verbunden. Die

dividende dividiert durch einen vorab festgelegten Kurs ent-

Akzeptanz der Aktiendividende durch mehr als 70 Prozent

spricht. Bei Spitzen erfolgt eine entsprechende Ausgleichs-

der Aktionäre bestätigte jedoch den Vorstand in seiner Ent-

zahlung. Dazu ein Beispiel: Ein Aktionär hält 100 Aktien, für

scheidung. Diese Kapitalmarktinnovation zeigte somit auf,

jede Aktie wird eine Dividende von einem Euro ausgeschüttet,

dass Shareholder durchaus Interesse haben, ihre Beteiligung

der festgelegte Bezugskurs für Aktiendividenden liegt bei 24

an einem florierenden Unternehmen zu erhöhen. Das Beispiel

Euro je Aktie. Dieser Aktionär erhielte somit entweder eine

könnte in Österreich Schule machen, allerdings sollten dazu

Dividendenzahlung von 100 Euro in bar oder wäre gemäß der

auch Steuerbegünstigungen wie in anderen europäischen

dargestellten Berechnungsformel berechtigt, vier Aktien des

Ländern einen zusätzlichen Anreiz bieten. n

39


MÄRKTE

INDIZESKURSE DIE 20 TOP/FLOP–INDIZES WELTWEIT (SELEKTIV) 2016 (YTD) INDEX ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA

DDJ Africa Titans 50 (Afrika)

n. a.

515,91

16,73 % 530,27

363,41 –17,30 % 23,32 –24,62 % 18,58 ↑

MERVAL (Buenos Aires)

XC0009698090 13073,38 11,98 % 13923,66 9401,06 16,07 % 36,44 328,92 % 36,20 ↑

BUX (Budapest)

XC0009655090 26242,50 9,71 % 27396,89 22536,03 21,89 % 17,55 36,75 % 17,44 ↑

TSX (Toronto)

XC0009695252 13901,77 6,85 % 14365,61 11843,11 –5,88 % 15,79 12,41 % 12,16 ↑

DJ Islamic Market (Istanbul) IPC (Mexiko-Stadt) FTSE ASEAN 40 (Asien) CROX (Zagreb)

n. a.

4313,22

6,61 % 4970,70 3778,06 –4,08 % 19,78 –0,14 % 19,69 ↑

PSIBME000000 45306,22 5,42 % n. a.

8827,31

46263,84 40265,37

0,41 % 13,04

14,82 % 13,62 ↑

4,86 % 9374,37 7645,68 –13,08 % 18,29 –21,75 % 14,36 ↑

AT0000A02WU3 981,87 2,98 % 1005,14

901,25 4,22 % 9,84

0,67 % 10,37 ↑

DJIA (New York)

US2605661048 17675,16 1,44 % 18096,27 15660,18 –2,43 % 15,77 15,39 % 12,74 ↑

S&P 500 (New York)

US78378X1072 2071,22 1,33 % 2119,12 1829,08 –2,36 % 16,24 25,39 % 13,03 ↑

KOSPI (Seoul)

n. a.

1953,40

–0,40 %

2027,08 1835,28 –4,33 % 13,38 2,78 % 11,55 ↑

DJ Global (Welt)

XC0006975012 304,56 –1,11 %

OBX (Oslo)

NO0000000021 529,50 –1,76 % 558,90 456,90 –6,86 % 23,10 19,50 % 17,70 ↑

ASX All Ordinaries (Sydney)

XC0009693018 5248,30 –1,80 %

316,86 270,79 –8,96 % 15,74 5473,60 4816,60 –4,97 % 16,99

8,00 % 12,54 ↑ 9,46 % 13,48 ↑

BTX (Sofia)

AT0000A03HC0 1189,31 –2,54 % 1221,55 1135,98 –12,49 % 10,40 –14,11 % 15,68 ↑

FTSE 100 (London)

GB0001383545 6021,09 –3,54 % 6410,26 5536,97 –10,24 % 19,23 –5,54 % 14,67 ↑

OMX (Reykjavik)

IS0000004463 1270,64 –3,74 % 1354,62 1221,59 14,65 % 13,06 72,80 % 11,51 ↑

NASDAQ (New York)

XC0009694271 4800,34 –4,14 % 4974,64 4266,84 –6,48 % 18,58 37,85 % 15,10 ↑

AEX 25 (Amsterdam)

NL0000000107 421,77 –4,54 % 456,46

WIG 20 (Warschau)

PL9999999987 1754,50 –5,63 % 1999,90 1674,60 –24,84 % 19,60 –28,54 % 17,20 ↑

ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007

382,61 –10,83 % 23,01 20,13 % 17,47 ↑

www.rcb.at

SHCOMP (Shanghai) Nikkei 225 (Tokio)

n. a.

2885,10 –18,48 % 3361,84 2655,66 –39,71 % 37,23 33,61 % 27,57 ↓

XC0009692440 15599,66 –18,04 % 18450,98 14952,61 –21,97 % 27,28 19,93 % 22,23 ↓

PSI 20 (Lissabon)

PTING0200002 4519,19 –14,94 % 5231,14 4424,25 –19,06 % 24,08 –23,18 % 21,75 ↓

TECDAX (Frankfurt)

DE0007203275 1575,47 –13,94 % 1810,34 1485,01 –3,80 % 24,46 64,28 % 19,79 ↓

DJ EURO STOXX 50 (Europa)

EU0009658145 2849,17 –12,80 % 3178,01 2680,35 –17,43 % 24,75

SMI (Zürich)

CH0009980894 7713,61 –12,53 % 8701,46 7496,62 –13,14 % 19,16

0,18 % 16,05 ↓

IBEX 35 (Madrid)

ES0SI0000005 8362,00 –12,39 % 9335,20 7746,30 –23,09 % 24,98

2,22 % 20,49 ↓

ISEQ 20 (Irland)

IE00B0500264 989,22 –12,17 % 1116,97 950,96 –2,79 % 20,20 54,55 % 17,14 ↓

5,49 % 19,78 ↓

ATX (Wien)

AT0000999982 2139,81 –10,73 % 2362,73 1957,05 –12,42 % 22,54 –10,21 % 18,62 ↓

DAX (Frankfurt)

DE0008469008 9631,36 –10,35 %

OMX 30 (Stockholm)

SE0000337842 1298,38 –10,26 % 1424,19 1247,06 –16,90 % 22,93

ATX Prime (Wien)

AT0000999925 1102,78 –10,22 % 1210,37 1006,95 –10,66 % 20,90 –5,82 % 17,38 ↓

10435,73 8752,87 –13,23 % 24,38 17,03 % 19,53 ↓ 8,75 % 17,43 ↓

OMX 20 (Kopenhagen)

DK0016268840 915,01 –9,78 %

CAC 40 (Paris)

FR0003500008 4193,83 –9,56 % 4591,92 3896,71 –12,69 % 24,15 8,63 % 19,06 ↓

HANG SENG (Hongkong)

HK0000004322 20169,98 –7,96 %

BET (Bukarest)

ROXBSEI00005 6487,63 –7,38 % 6906,01 6018,98 –10,88 % 15,71 20,53 % 13,00 ↓

1012,86

833,31 –2,78 % 23,59 75,54 % 18,44 ↓

21622,25 18319,58 –24,44 % 22,52 –4,97 % 17,66 ↓

ATHEX (Athen)

GRI99117A004 586,55 –7,10 % 653,60 440,88 –14,18 % 37,79 –36,11 % 37,15 ↓

OMX 25 (Helsinki)

FI0008900212 3124,71 –6,99 % 3293,47 2858,41 –4,36 % 22,61 35,81 % 18,25 ↓

UTX (Kiew) MBI 10 (Skopje)

AT0000A06418 80,99 –6,46 % 90,56 67,93 –45,67 % 25,81 –68,86 % 42,52 ↓ n. a.

1727,88

–5,75 % 1835,94 1701,46 5,89 % 7,74 –0,15 % 9,42 ↓ QUELLE:

40


MÄRKTE

AKTIENKURSE DIE 20 TOP/FLOP–AKTIEN DER WIENER BÖRSE 2016 (YTD) UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD  % YTD HIGH YTD LOW 1 J  % 1 J VOLA 3 J  % 3 J VOLA

C-Quadrat Investment AG

AT0000613005 61,500 34,28 % 61,890 41,380 18,27 % 41,28 151,02 % 40,03 ↑

Strabag SE

AT000000STR1 27,840 18,09 % 28,600 20,520 37,55 % 24,68 70,80 % 24,24 ↑

Lenzing AG

AT0000644505 80,290 15,44 % 87,800 56,180 25,91 % 30,90 41,43 % 28,46 ↑

Flughafen Wien AG

AT0000911805 97,130 10,88 % 102,000 75,200 21,49 % 21,29 113,87 % 20,27 ↑

Voestalpine AG

AT0000937503 30,940 9,16 % 32,080 22,515 –23,88 % 39,30 10,90 % 30,66 ↑

Schoeller-Bleckmann AG

AT0000946652 53,940 7,00 % 60,250 42,010 –12,31 % 41,88 –29,63 % 35,02 ↑

Verbund AG

AT0000746409 12,625 6,45 % 13,440 10,035 –5,50 % 28,49 –18,10 % 24,24 ↑

Oberbank AG ST

AT0000625108 56,200 6,44 % 56,700 52,900 7,77 % 3,85 17,21 % 2,84 ↑

S Immo AG

AT0000652250 8,670 5,73 % 9,000 7,110 13,04 % 25,29 85,06 % 22,25 ↑

Atrium European Real Estate LTD

JE00B3DCF752 3,773 5,69 % 4,000 3,000 –10,40 % 23,57 –11,22 % 20,75 ↑

Telekom Austria AG

AT0000720008 5,315 5,39 % 5,649 4,750 –6,56 % 22,05 3,36 % 23,66 ↑

Agrana Beteiligungs-AG

AT0000603709 93,990 4,09 % 94,990 77,000 13,24 % 22,58 –16,82 % 20,37 ↑

Oberbank AG VZ

AT0000625132 39,200 3,98 % 39,200 37,700 2,89 % 2,03 3,57 % 2,22 ↑

Wiener Privatbank SE

AT0000741301 6,900 2,22 % 7,060 6,420 2,99 % 24,68 –6,01 % 21,14 ↑

Palfinger AG

AT0000758305 26,500 0,19 % 27,770 22,710

Schlumberger AG ST

AT0000779061 22,150 –0,23 % 22,500 22,150 5,30 % 24,55 20,38 % 45,21 ↑

Amag Austria Metall AG Conwert Immobilien Invest SE Buwog AG

AT00000AMAG3 31,500 –1,55 % 33,500 26,330 2,27 % 21,65 34,07 % 23,76 ↑ AT0000697750 13,750 –2,07 % 14,800 11,660 17,72 % 23,16 69,94 % 21,88 ↑ AT00BUWOG001 19,570 –2,17 %

Cross Industries AG

1,11 % 32,96 10,83 % 33,33 ↑

19,965

17,675

15,12 %

22,66

n. a.

n. a.

AT0000820659 3,600 –2,70 % 3,762 3,352 39,53 % 48,75 350,00 % 49,65 ↑

ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007

www.rcb.at

Zumtobel Group AG

AT0000837307 11,820 –49,23 % 22,500 10,200 –49,18 % 49,33 34,26 % 40,50 ↓

FACC AG

AT00000FACC2 4,200 –41,42 %

Valneva SE

FR0004056851 2,319 –39,13 % 3,715 2,253 –37,66 % 46,00 –33,76 % 50,83 ↓

Vienna Insurance Group AG

AT0000908504 17,250 –31,79 % 24,790 16,795 –45,69 % 31,39 –54,66 % 25,71 ↓

Erste Group Bank AG AT&S AG

7,153

4,100

–35,31 %

32,73

n. a.

n. a.

AT0000652011 21,295 –26,34 % 28,500 20,805 –16,00 % 32,36 –11,53 % 33,76 ↓ AT0000969985 10,735 –26,27 % 13,975 10,230 –20,48 % 34,91 57,40 % 33,44 ↓

Uniqa Insurance Group AG

AT0000821103 5,650 –24,92 %

UBM Development AG

AT0000815402 28,900 –20,80 % 35,400 27,520 –21,89 % 36,17 66,09 % 37,88 ↓

Rosenbauer International AG

AT0000922554 55,100 –17,27 % 66,000 46,000 –25,70 % 32,44 3,59 % 27,00 ↓

Raiffeisen Bank International AG

AT0000606306 11,275 –17,13 % 14,170 10,210 –12,02 % 41,60 –54,81 % 42,27 ↓

Gurktaler AG VZ Kapsch Trafficcom AG Do & Co AG

7,447

5,041 –29,60 % 30,51 –46,34 % 25,85 ↓

AT0000A0Z9H1 5,000 –16,67 % 6,500 4,050 –16,67 % 53,08 –26,90 % 57,79 ↓ AT000KAPSCH9 31,280 –16,35 % 38,000 28,005 31,98 % 29,28 –19,79 % 31,40 ↓ AT0000818802 83,670 –16,33 % 107,600 83,000 7,27 %

31,11 136,69 % 29,35 ↓

Polytec Holding AG

AT0000A00XX9 6,654 –13,13 % 8,190 6,654 –13,92 % 26,03 5,62 % 25,86 ↓

Österreichische Post AG

AT0000APOST4 29,310 –12,85 % 36,570 29,300 –29,53 % 23,66 –5,79 % 19,58 ↓

Mayr-Melnhof Karton AG

AT0000938204 100,000 –12,66 % 111,450 98,000 0,04 % 24,31 19,37 % 20,08 ↓

Semperit AG Holding

AT0000785555 27,500 –11,58 % 34,000 25,840 –26,96 %

Warimpex AG

AT0000827209 0,589 –11,43 % 0,720 0,567 –31,03 % 30,51 –56,01 % 33,08 ↓

31,11 –2,38 % 31,83 ↓

CA Immobilien Anlagen AG

AT0000641352 15,270 –9,27 % 17,580 14,595 –1,55 % 26,44 59,23 % 23,53 ↓

Schlumberger AG VZ

AT0000779079 15,000 –7,98 % 16,795 13,300 3,45 % 34,35 25,26 % 32,10 ↓ QUELLE:

41


MÄRKTE

FONDSKURSE DIE 20 TOP/FLOP–ÖSTERREICH–FONDS (THESAURIERT) 2016 (YTD) VOLUMEN FONDSNAME ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3J % 3 J VOLA (MIO. EURO)

VB Mündel-Rent

AT0000A0HR15 962,43 5,32 % 962,43 914,53 6,27 % 4,79 15,76 % 4,18 13,68 ↑

VB Mündel-Flex

AT0000A0S6L8 121,11 5,07 % 121,11 115,37 3,28 % 4,32 10,05 % 3,56 38,27 ↑

Spängler IQAM SparTrust

AT0000817960 161,48 5,05 % 161,48 153,70 6,19 % 4,18 12,84 % 3,67 331,56 ↑

ESPA Bond Euro Mündelrent

AT0000812995 14,89 5,01 % 14,89 14,19 5,96 % 4,43 14,65 % 3,85 591,32 ↑

Hypo Rent

AT0000611157 10,38 4,11 % 10,38

AustroMündelRent

10,01 4,53 % 3,87 11,16 % 3,27 263,60 ↑

AT0000801246 134,30 3,96 % 134,30 129,17 5,14 % 3,93 12,27 % 3,46 83,01 ↑

Amundi P.S.K. Mündel Rent

AT0000719273 119,26 3,48 % 119,26 115,20 3,89 % 3,04 10,56 % 3,06 357,61 ↑

Kepler Vorsorge Rentenfonds

AT0000722566 140,08 3,03 % 140,08 135,82 4,16 % 2,55 9,36 % 2,89 414,03 ↑

Allianz Invest Vorsorgefonds

AT0000721360 132,12 2,91 % 132,15 128,41 4,48 % 3,04 7,09 % 3,64 94,69 ↑

Apollo Mündel

AT0000746961 12,70 2,25 % 12,70 12,42 3,16 % 1,74 6,75 % 1,75 75,49 ↑

PIA – Mündel Bond

AT0000813068 13,19 2,01 % 13,19 12,93 3,04 % 1,99 6,83 % 1,96 303,26 ↑

Gutmann Mündelsicherer Anleihefonds AT0000A0CG05 9,48 2,00 % 9,48 9,30 3,18 % 2,45 8,85 % 2,65 2,79 ↑ PIA – Mündel Bond

AT0000674874 14,61 1,95 % 14,61 14,33 3,03 % 1,93 6,80 % 1,93 303,26 ↑

Tirolpension

AT0000A0VKV1 8,09 1,89 % 8,09 7,95 2,79 % 1,90 5,58 % 1,57 13,15 ↑

Schoellerbank Vorsorgefonds

AT0000820402 119,55 1,63 % 119,55 117,47 1,82 % 1,52 6,61 % 1,56 83,54 ↑

RLB NÖW Mündel Rent

AT0000746219 1089,05 1,48 % 1089,68 1073,66 2,60 % 1,79 5,77 % 1,79 32,65 ↑

Hypo Mündel Fonds

AT0000A0KQQ1 10,36 1,47 % 10,38 10,22 2,47 % 2,29 2,78 % 2,42 5,10 ↑

HYPO 3-Wert

AT0000A0B083 131,06 1,43 % 131,57 127,35 0,74 % 2,20 5,17 % 1,97 22,65 ↑

Sparda Rent

AT0000855416 132,62 1,34 % 132,65 130,90 2,32 % 0,97 5,56 % 0,99 63,54 ↑

Real Invest Austria

AT0000634365 14,31 1,27 %

14,32

14,15

ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007

2,91 % 0,48

8,86 %

0,52 2750,70

www.rcb.at

SemperShare Austria

AT0000815030 103,46 –12,76 % 119,24 95,49 –13,09 % 22,37 –0,34 % 18,27

15,01 ↓

ComStage ATX Ucits ETF

LU0392496690 24,35 –11,40 % 27,10 22,43 –13,24 % 22,25 –6,99 % 18,47 14,66 ↓

3 Banken Österreich Fonds

AT0000662275 24,04 –11,31 % 27,19 22,09 –10,31 % 19,09 15,77 % 15,61 102,86 ↓

RT Österreich Aktienfonds

AT0000497292 7,42 –10,82 %

PIA – Austria Stock

AT0000767736 65,87 –10,66 % 73,78 60,27 –13,75 % 19,61 0,87 % 15,96 190,99 ↓

ESPA Stock Vienna

8,34

6,79 –11,46 % 19,41 –4,87 % 16,10 432,25 ↓

AT0000813001 106,85 –10,63 % 119,87 97,90 –11,26 % 19,15 –4,05 % 15,94 60,66 ↓

Zukunftsvorsorge Aktienfonds

AT0000659644 14,10 –10,53 %

Kepler Oesterreich

AT0000647698 232,83 –10,51 % 260,56 212,72 –13,54 % 20,46 –5,94 % 17,02 29,92 ↓

Raiffeisen Österreich Aktien

AT0000805197 149,71 –10,30 % 167,88 135,00 –10,89 % 20,43 4,52 % 16,91 88,08 ↓

Allianz Invest Austria Plus ViennaStock Amundi Österreich Plus VB Österreich-Index-Fonds

15,81

13,09 –12,80 % 14,14 –7,18 % 12,01 717,64 ↓

AT0000611405 82,20 –9,69 % 91,20 74,24 –11,45 % 19,79 –2,56 % 15,90

4,77 ↓

AT0000952460 200,11 –9,24 % 220,94 182,19 –10,95 % 19,15 –2,40 % 15,44 28,80 ↓ AT0000A05TF3 66,45 –9,06 % 73,16 60,33 –11,96 % 20,31 –3,13 % 16,40 22,49 ↓ AT0000A0GWN4 87,50 –8,87 % 96,01

79,31 –12,40 % 20,20 –11,46 % 17,40

2,66 ↓

ESPA Reserve Euro-Mündel

AT0000A0EU62 102,55 0,05 % 102,64 102,43 0,19 % 0,34 –0,33 % 0,37 58,81 ↓

SemperBond Austria

AT0000737663 93,76 0,07 % 94,10 93,64 –0,73 % 0,89 0,08 % 0,89 6,98 ↓

Amundi P.S.K. Mündel Rent Kurz

AT0000810429 106,79 0,22 % 106,93 106,58 0,34 % 0,67 0,93 % 0,59 61,65 ↓

Raiffeisen Österreich Rent

AT0000805171 13,02 0,62 % 13,05 12,95 1,21 % 1,36 4,46 % 1,67 423,21 ↓

Meinl Capitol 1

AT0000859301 62,18 0,71 % 62,24 61,72 1,77 % 1,17 2,48 % 1,06 5,87 ↓

HYPO Mündelrent OÖ TirolRent

AT0000A0GWS3 111,85 0,94 % 111,85 110,80 1,98 % 0,82 1,99 % 1,67 152,35 ↓ AT0000832597 25,48 1,27 % 25,49 25,17 2,28 % 0,97 5,38 % 0,97 45,77 ↓ QUELLE:

42


MÄRKTE

ANLEIHENKURSE DIE 20 TOP/FLOP–CORPORATE-PRIME-ANLEIHEN DER WIENER BÖRSE (YTM) VOLUMEN ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM %* YTD HIGH YTD LOW (MIO. EURO)

Sanochemia Pharmazeutika AG 7,750  % 2017 Cross Industries AG 4,625  % 2018

DE000A1G7JQ9 97,51 10,14 % AT0000A0WQ66 90,00 9,66 %

n. a. 105,50

VERZINSUNG FÄLLIGKEIT

TYP

n. a.

10,00

7,75 % 06.08.2017

Fix

90,00

75,00

4,63 % 05.10.2018

Fix

Photon Energy NV 8,000  % 2018

DE000A1HELE2 100,00 8,24 %

n. a.

n. a.

7,53

8,00 % 12.03.2018

Fix

WEB Windenergie AG 5,000  % 2016

AT0000A0QZH8 98,60 7,90 %

n. a.

n. a.

6,46

5,00 % 16.12.2016

Fix

Egger Holzwerkstoffe 7,000  %

AT0000A11BC6 101,23 6,91 %

104,00

101,00

100,00

7,00 % 14.10.2070

Fix

WEB Windenergie AG Hybrid-Anleihe 6,500  %

AT0000A191A9 109,00 5,94 %

109,00

109,00

3,99

6,50 % 07.10.2070

Fix

WEB Windenergie AG 5,500  % 2023

AT0000A0Z793 100,00 5,50 %

n. a.

n. a.

6,39

5,50 % 08.04.2023

Fix

WEB Windenergie AG 5,250  % 2023

AT0000A0Z785 100,66 5,13 %

n. a.

n. a.

7,15

5,25 % 08.04.2023

Fix

WEB Windenergie AG 3,500  % 2019

AT0000A191B7 97,80 4,22 %

n. a.

n. a.

10,57

3,50 % 07.10.2019

Fix

UBM Realitätenentwicklung AG 4,875  % 2019

AT0000A185Y1 104,25 3,39 %

104,88

100,50

200,00

4,88 % 09.07.2019

Fix

WEB Windenergie AG 4,000  % 2018

AT0000A0Z7A0 101,51 3,12 %

101,51

98,25

7,95

4,00 % 08.04.2018

Fix

S Immo AG 3,250  % 2027

AT0000A1DWK5 107,25 2,48 %

108,00

103,63

65,00

3,25 % 21.04.2027

Fix

S Immo AG 4,500  % 2021

AT0000A177D2 110,50 2,25 %

110,50

110,50

89,74

4,50 % 17.06.2021

Fix

AT0000A0WR40 107,54 2,24 % 109,25 106,35

74,09

4,63 % 12.10.2019

Fix ↑

Swietelsky Baugesellschaft 4,625  % 2019 S Immo AG 3,250  % 2025

AT0000A1DBM5 108,00 2,24 %

108,00

104,00

33,99

3,25 % 09.04.2025

Fix

Immofinanz AG 5,250  % 2017

AT0000A0VDP8 103,15 2,16 %

104,71

102,83

100,00

5,25 % 03.07.2017

Fix

Egger Holzwerkstoffe 5,625  % 2018

AT0000A0NBF0 106,14 1,95 %

109,15

105,65

200,00

5,63 % 07.03.2018

Fix

CA Immo AG 2,750  % 2022

AT0000A1CB33 105,15 1,78 %

106,45

102,05

175,00

2,75 % 17.02.2022

Fix

110,33 107,00

150,00

4,50 % 01.10.2019

Fix ↑

107,50

200,00

3,00 % 23.06.2021

Fix

Egger Holzwerkstoffe 4,500  % 2019 Novomatic AG 3,000  % 2021

AT0000A0WNP5 108,98 1,67 % AT0000A182L5 107,07 1,52 %

ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007

103,25

www.rcb.at

AT&S AG 5,000 % 2016

100,00

5,00 % 18.11.2016

Fix ↓

Strabag SE 4,250 % 2019

AT0000A0PHV9 107,92 0,62 %

AT0000A0R2J2 101,83 0,58 % 103,95 101,61 109,24

107,74

175,00

4,75 % 25.05.2018

Fix

Wienerberger AG 5,250 % 2018

AT0000A0PQY4 109,15 0,72 %

110,26

107,90

100,00

5,25 % 04.07.2018

Fix

Strabag SE 4,250 % 2019

AT0000A0V7D8 109,85 0,79 %

111,29

109,41

100,00

4,25 % 10.05.2019

Fix

Strabag SE 3,000 % 2020

AT0000A109Z8 108,39 0,82 %

109,31

106,49

200,00

3,00 % 21.05.2020

Fix

Novomatic AG 5,000 % 2017

AT0000A0KSM6 105,48 0,92 %

106,65 104,40

150,00

5,00 % 27.10.2017

Fix

Swietelsky Baugesellschaft 5,375 % 2017

AT0000A0H2Z0 103,59 0,94 %

105,66 102,93

55,55

5,38 % 12.04.2017

Fix

1,63 % 04.02.2022

Fix

↓ ↓

Strabag SE 1,625 % 2022

AT0000A1C741 103,71 0,94 %

103,87

99,28

200,00

Porr AG 3,875 % 2019

AT0000A19Y28 109,50 0,99 %

109,50 105,08

56,26

3,88 % 28.10.2019

Fix

Kapsch Trafficcom AG 4,250 % 2017

AT0000A0KQ52 104,37 1,03 % 104,37 103,50

70,82

4,25 % 03.11.2017

Fix ↓

Andritz AG 3,875 % 2019

AT0000A0VLS5 108,35 1,08 %

111,48

107,10

350,00

3,88 % 09.07.2019

Fix

Porr AG 6,250 % 2016

AT0000A0XJ15 102,30 1,20 %

104,42

102,15

50,00

6,25 % 04.12.2016

Fix

Porr AG 6,250 % 2018

DE000A1HSNV2 111,98 1,23 %

112,95 110,25

50,00

6,25 % 26.11.2018

Fix ↓

Egger Holzwerkstoffe 5,750 % 2017

AT0000A0G215 102,97 1,24 %

104,10 102,96

120,00

5,75 % 18.02.2017

Fix

Wienerberger AG 4,000 % 2020

AT0000A100E2 110,22 1,25 %

110,81

105,77

300,00

4,00 % 17.04.2020

Fix

KTM AG 4,375 % 2017

AT0000A0UJP7 102,55 1,35 %

104,47

102,30

85,00

4,38 % 24.04.2017

Fix

Novomatic AG 4,000 % 2019

AT0000A0XSN7 106,60 1,41 %

107,33 104,50

250,00

4,00 % 28.01.2019

Fix

S Immo AG 3,000 % 2019

AT0000A19SB5 104,95 1,45 %

106,00 104,38

100,00

3,00 % 03.10.2019

Fix

Porr Hybrid-Anleihe 6,750 %

AT0000A19Y36 108,45

n. a.

109,15

104,75

25,00

6,75 % 28.10.2070 Variabel ↓

Wienerberger AG 6,500 %

DE000A1ZN206 105,52

n. a.

106,41

96,65

272,19

6,50 % 09.02.2070 Variabel ↓

* YTM = RENDITE BIS LAUFZEITENDE QUELLE:

43


MÄRKTE

PORTFOLIO „FÜR DEUTSCHLAND SIND WIR BESONDERS POSITIV“ Warum man bei Europas Aktienmärkten die besseren Chancen ortet und Alternative Investments ein hoher Stellenwert ­eingeräumt wird, erklärt Birgit Fleischmann, Leiterin Investment Consulting der Credit Suisse Österreich. TEXT RAJA KORINEK

Frau Fleischmann, im ausgewogenen Musterportfolio fällt die langfristig bessere Ent-

INFO FAKTEN

wicklung gegenüber dem Wachstumsmus-

Asset-Allocation

BIRGIT FLEISCHMANN LEITERIN INVESTMENT CONSULTING CREDIT SUISSE ÖSTERREICH Nach ersten Erfahrungen im Fondsmanagement bei der Capital Invest wechselte Fleischmann 2005 zur Bank Gutmann KAG, wo sie 2007 ein Jahr lang das Portfoliomanagement leitete. Seit 2008 ist die leidenschaftliche Seglerin und begeisterte Skifahrerin nun im Private Banking bei der Credit Suisse in Österreich tätig.

Fund, Rohstoffe und Immobilien. Immerhin hat der Alternative-Investments-Anteil in den vergangenen acht

terportfolio auf, das weit mehr Risiko ein-

Jahren überwiegend einen positiven

geht. Dabei heißt es immer, langfristig wür-

Performancebeitrag geliefert. Wich-

den vor allem Aktien besser abschneiden. -

tig sind für uns hier auch Diversifika-

Seit 2008 gab es einige schwierige Phasen

tionsvorteile.

an den internationalen Aktienmärkten. Bis die Rückschläge aufgeholt sind, dau-

Weshalb sind Rohstoffe nur zu rund fünf

ert es. Da spielt das ausgewogene Portfo-

Prozent gewichtet? - Den Bereich decken

lio eben seine Stärken aus.

wir anhand des CS SICAV 1 Commodity Allocation EB ab, der den Bloomberg-

Auf die kommenden fünf Jahre wird im

Commodity-Index als zugrunde lie-

Schnitt eine jährliche Rendite von 4,9 Pro-

gende Benchmark hat. Wir sind immer

zent erwartet. Ist das nicht ein wenig opti-

noch ein wenig vorsichtig. Gerade beim

mistisch? - Das leitet sich aus unseren Ca-

Ölpreis sahen wir eine schöne Rally seit

pital Markets Assumptions, sprich den Kapitalmarkterwartungen, ab. Hier fließen zum Beispiel die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Inflation sowie die

40,43 % Aktien 27,46 % Anleihen 19,27 % Alternative Investments 12,39 % Cash

erwartete Notenbankpolitik ein. Da wer-

QUELLE: CREDIT SUISSE

den Aktien deutlich positiver gesehen als

Jahresbeginn, die könnte noch auf tönernen Füßen stehen. Die Rückschlaggefahr erachten wir als hoch. Im Übrigen sind auch Edelmetalle innerhalb des Fonds abgedeckt. Sie nehmen keine eigene Position ein, da zum Beispiel

Anleihen. Allein in unserem Hauptsze-

Da erscheint ein fast 20-prozentiger An-

physisches Gold von vielen Kunden se-

nario erwarten wir für den MSCI-Welt-

teil an Alternative Investments für ein

parat gehalten wird.

index über einen Zeitraum von fünf Jah-

ausgewogenes Portfolio sehr riskant. -

ren einen durchschnittlichen Ertrag von

Diesen Bereich haben wir sogar leicht

Auffällig ist auch die hohe Cashquote. Fül-

rund sieben Prozent. Bei Unternehmens-

übergewichtet. Hier ist vor allem ein

len Sie gerade Ihre „Kriegskassa“? - Diese

anleihen aus den USA dürfte der Gesamt-

Multi-Asset-Class-Ansatz

wichtig,

wurde jüngst zulasten der Aktienquo-

ertrag bei ungefähr 2,6 Prozent, bei jenen

sprich eine Streuung auf Hedgefonds,

te erhöht. Die Unsicherheit am Markt

aus Europa bei rund 1,3 Prozent liegen.

etwa mit dem CS Prima Multi-­Strategy

ist groß. Selbst nach dem Brexit-Refe-

44


MÄRKTE

rendum gibt es zahlreiche Eventrisiken

deshalb auch einzelne Werte gekauft,

und geopolitische Spannungen. Ange-

INFO FAKTEN

sichts dessen erscheinen uns die Be-

Größte Positionen

Und weshalb sichern Sie den US-Dollar-

wertungen an den Aktienmärkten eher zu hoch. Droht uns also die klassische Herbstkorrektur? - Einen Crash erwarten wir nicht, aber größere Rücksetzer sind möglich. Auf die kommenden drei bis sechs Monate werden viele Anleger deshalb vermutlich größere Risiken eher meiden. In den USA stehen die US-Präsidentschaftswahlen an. Das könnte weiteres Öl ins Feuer gießen. - Das dürfte für weniger Turbulenzen sorgen als die weiteren Aktionen der US-Notenbank. Wir rechnen heuer mit einer weiteren Anhebung im September. Grundsätzlich hat historisch gesehen der Beginn eines US-Zinsanhebungszyklus oft zu einer Underperformance an der US-Börse geführt. Wir bevorzugen derzeit je-

von denen wir besonders überzeugt sind.

Anteil von beinahe zu 17 Prozent nicht

Aktien 31,47 % Entwickelte Märkte 6,32 % Schwellenländer 2,64 % Sonstige

Anleihen 18,02 % Staats- und High-GradeUnternehmensanleihen sowie Pfandbriefe 3,53 % Schwellenländeranleihen (Hartwährung) 3,49 % Hochzinsanleihen 2,42 % Inflationsgeschütze ­Anleihen

Alternative Investments 11,78 % Hedgefonds 5,02 % Rohstoffe 2,92 % Immobilien

ab? - In den kommenden zwölf Monaten könnte der US-Dollar zum Euro auf rund 1,05 klettern. Zudem haben Wechselkurse einen großen Einfluss auf ein Aktieninvestment. Wenn man eine Absicherung vornimmt, kann dies die Rendite ein gutes Stück schmälern. Zudem erwirtschaften zahlreiche Großkonzerne einen Gutteil ihres Umsatzes weltweit. Es findet also schon auf Unternehmensebene ein gewisses Währungsmanagement statt. Anders ist es bei Anleihe- oder Immobilieninvestments, hier sichern wir sehr wohl Fremdwährungen ab.

Cash

Emerging-Market-Aktien sind gering ge-

12,39 %

wichtet. Haben Sie den Absturz rechtzeitig QUELLE: CREDIT SUISSE

erkannt? - Die Position haben wir im Juli 2015 zurückgefahren. Trotzdem streuen

denfalls die europäischen Aktienmärk-

Die Einzeltitelinvestments aus Europa sind

wir auch in diesem Bereich und sind etwa

te, zumal das Wachstumspotenzial un-

dabei fast alle aus Deutschland, wie etwa

mit einem ETF in Small Caps aus den Re-

serer Einschätzung nach höher ist, die

Siemens, Bayer und BASF. - Innerhalb der

gionen investiert. Insgesamt wirkt hier

Frühindikatoren in die richtige Rich-

Eurozone sind wir für Deutschland be-

noch die Sorge über die weitere Entwick-

tung zeigen.

sonders positiv gestimmt, und haben

lung Chinas belastend. n


MÄRKTE

STATISTIK ÖSTERREICH BÖRSENDATEN DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN

80 70 60

15 14 13 12

50

11

40

10

30

Q3

Q4

Q1

Q2*

9

QUARTAL

Q3

TOP HANDELSTEILNEHMER PLATZIERUNG MAI

Q1

HANDELSPARTNER

UMSATZ (MIO. EUR) MAI

Morgan Stanley & Co

336,56

31.05.2016–16.06.2016

2.

(3)

Deutsche Bank AG

305,97

3.

(6)

Merrill Lynch International

261,56

18.05.2016–17.06.2016

4.

(4)

UBS LTD.

243,36

5.

(7)

Hudson River Trading Europe

227,59

13.05.2016–17.06.2016

6.

(8)

Raiffeisen Centrobank AG

227,23

Pankl Racing Systems AG

7.

(5)

Credit Suisse Securities

224,11

02.06.2016

Thomas Winkler

8.

DATUM

(9)

UBM Development AG

Spire Europe Limited

211,62

9. (10) Wood & Company Fin. Services

197,02

03.06.2016

10.

192,67

Gesamt Mai 2016

VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE

Q2*

QUARTAL

TOP DIRECTOR’S DEALINGS

(1)

(-)

10,06

15,77

15,27

14,30

Q4

1.

(MAI/15)

11,83

7

13,67

AKTUELLE PERIODE

11,47

8

7,56

VERGLEICHSPERIODE

84,24

90,98

80,72

85,73

87,44

84,66

86,44

0

81,55

20 10

QUELLE: WIENER BÖRSE AG, *Q2 OHNE JUNI

90

QUARTALSUMSÄTZE

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG, *Q2 OHNE JUNI

MARKTKAPITALISIERUNG

MRD. EUR 100

J.P. Morgan Securities PLC

PERSON/FIRMA

HANDEL/STÜCK

KURS/BETRAG

Chaim Katzman

Kauf

3,88 EUR

Atrium

3.462.813 13.422.868,50 EUR Verkauf

Stefan Pierer

Cross Industries AG

3,49 EUR

1.593.369 5.569.099,25 EUR Kauf

Stefan Pierer

197.675

30,00 EUR 5.534.500 EUR

Kauf 35.000

30,40 EUR 2.280.000 EUR

Verkauf

Peter Mitterbauer Oberbank AG

75.000

38,50 EUR 1.347.500 EUR

3.487,49

Gesamt Mai 2015 5.068,53 –1.581,04 QUELLE: WIENER BÖRSE AG

QUELLE: FMA

INVESTORENGEOGRAFIE

UMSCHLAGSHÄUFIGKEIT INT. INVESTOREN

53,70 % niedrig 35,80 % moderat QUELLE: IPREO, DEZEMBER 2015

27,60 % USA 21,90 % Österreich 15,70 % Großbritannien 7,20 % Norwegen 6,10 % Frankreich 5,00 % Deutschland 2,20 % Schweiz 2,00 % Kanada 1,80 % Niederlande 1,20 % Polen 9,30 % Andere

46

8,10 % hoch 2,40 %

sehr hoch

QUELLE: IPREO, DEZEMBER 2015

Differenz


MÄRKTE

10 9

INFLATION

%

QUELLE: AMS

ARBEITSLOSENRATE

%

2

8

1,5

7 6 5

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

WIRTSCHAFTSDATEN ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN

1

4

VERGLEICHSPERIODE

3 2

VERGLEICHSPERIODE

0,5

AKTUELLE PERIODE

1

AKTUELLE PERIODE 0

J

A

S

O

N

D

J

F

M

A

M

BIP-WACHSTUM

% 1,5

1

MONAT

J

%

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

J

J

A

S

O

N

D

J

F

M

A

M

LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP

6 5 4

MONAT

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

0

1.923*

3.347*

1.577*

1.131*

957*

Q3

Q4

DEFIZIT IN % DES BIP

% 1

–1 –2

88,18*

0

QUARTAL

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

Q2

86,32*

85

Q1

83,70*

86

AKTUELLE PERIODE

85,91*

GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP

VERGLEICHSPERIODE

-89*

QUARTAL

87

4.118*

2.103*

–1

80,94*

Q1

AKTUELLE PERIODE

80,03*

Q4

0

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

%

Q3

VERGLEICHSPERIODE

78,35*

80,18*

1

–1

Q2

MIO. EUR

2

82,75*

86,32*

88,18*

85,64*

83,3*

80,94*

0

MRD. EUR

82,83*

83,69*

3 0,5

84 –3

MRD. EUR

Q1

Q2

Q3

277,38*

290,71*

264,68*

MRD. EUR

–4 –5

285,89*

80

287,57*

281,42*

81

268,26*

82

263,40*

83

Q4

VERGLEICHSPERIODE

–6

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

–7

AKTUELLE PERIODE Q1

QUARTAL

47

Q2

Q3

Q4

QUARTAL


WIENER XXXX BÖRSE

DAS UNBEKANNTE WESEN Neuer Vorstand, neuer Aufsichtsrat, alte Verwirrung. Was macht die Wiener Börse eigentlich, verdient sie Geld – wenn ja wie, und was wäre sie eigentlich bei einem Börsengang wert? TEXT HANS WEITMAYR FOTO CLEMENS BEDNAR

48


WIENER BÖRSE

Wiener Börse. Der neue Vorstand will das Osteuropa-Image abschütteln und sich stärker Richtung Westeuropa orientieren.

S

tell dir vor, es ist Präsentation des

Knieschuss

neuen Vorstands, und alle gehen

Dass das Thema Börse in der Bevölke-

hin. Na ja, alle, bis auf den neu-

rung so wenig und wenn, dann skepti-

en Vorstand. An sich ein Super-GAU, es

sche Beachtung findet, liegt sicherlich

sei denn, es handelt sich um ein Event

nicht zuletzt auch an der stiefmütterli-

an der Wiener Börse. Der zu jenem Zeit-

chen Behandlung durch die Politik. Zwar

punkt agierende Aufsichtsratschef und

hat Wirtschaftsminister Reinhold Mit-

ehemalige Generaldirektor der UniCre-

terlehner beim letzten Börsenpreis der

dit Bank Austria AG Willibald Cernko

Hoffnung Ausdruck verliehen, dass „die

findet das dort eigentlich relativ normal

Leute, wenn sie Bullen und Bären hö-

und freut sich, dass er mit Petr Koblic

ren, nicht mehr sofort an den Tiergarten

und Ludwig Nießen zumindest zwei von

Schönbrunn denken“. Abgesehen von

drei Vorständen präsentieren kann. Der

launigen Kommentaren kam von der Po-

Neue, Christoph Boschan von der Börse

litik aber über all die Jahre immer wie-

Stuttgart, müsse eben noch bis 1. Sep-

der Störfeuer, insbesondere durch die

tember 2016 seine Verpflichtungen er-

Einführung und dann auch noch Erhö-

füllen, alles ganz normal also. Dass es

hung der Kapitalertragsteuer. Dass man

nach einer solchen Aktion zu keinem

der Börse, dem Management und ihren

medialen GAU gekommen ist, sollte die

55 Eigentümern (siehe Infobox) daraus

Wiener Börse vor allem eines: beunru-

keinen Vorwurf stricken kann, ist klar.

higen. Denn diese faktische Non-Re-

Anders sieht es jedoch aus, wenn man an

aktion unterstreicht die Ergebnisse der

die neue Gebührenstruktur der Wiener

jüngsten Imas-Studie des Aktienforums

Börse AG denkt, die sie ziemlich klan-

zu dem Thema, wonach den Österrei-

destin im vergangenen April eingeführt

chern die Börse im besten Falle egal, im

hat. Statt einer Pauschalgebühr fallen

schlimmsten Falle unheimlich ist. Zah-

für Handel, Clearing und Settlement

len dazu? Eigentlich gar nicht so gern,

zukünftig gesondert Spesen an. Damit

aber bitte schön, wie wäre es mit dieser:

werden kleine Geschäfte mit kleine-

7,0 Prozent. Hierbei handelt es sich um

ren Volumina teurer, mittlere bis große

den Anteil der Befragten, die prinzipi-

Geschäfte günstiger. Ungünstigerweise

ell am Erwerb von Wertpapieren inter-

besteht die Mehrheit der Transaktionen

essiert wären. 93 Prozent sind es nicht.

aus kleineren Deals. Die Wiener Börse

Oder diese: fünf Prozent. Das entspricht

AG sieht in der neuen Gebührenstruk-

jenem Prozentsatz, der die Börse „für

tur naturgemäß keine Preiserhöhung.

sich persönlich“ als wichtig erachtet.

„Einen Zusammenhang zwischen dem

Und zum Schluss: 59 Prozent. Diesem

jüngsten Umsatzrückgang und der Än-

Anteil fällt bei Erwähnung des Wortes

derung des Gebührenmodells weisen wir

Börse Folgendes als Erstes ein: „Dort

klar zurück“, heißt es von der Börse. Sie

kann man viel Geld verlieren.“ Zugege-

spricht von einer „notwendigen Maß-

ben, nach dem Brexit lässt sich das kurz-

nahme, um im Vorfeld der EU-Richtli-

fristig nicht von der Hand weisen.

nie MiFID II die Gebühren transparenter

49


WIENER BÖRSE

darzustellen“. Zusätzlich verweist man INFO ZAHLEN

in Wien auf den europäischen Trend, demnach ist der Handel an vielen europäischen Börsen schwächer gewesen.

Kennzahlen der Wiener Börse AG

Der Markt dürfte jedenfalls anders rechnen. Denn unmittelbar nach der

KENNZAHLEN

2014

Umsatzerlöse

40,0 Millionen Euro

n. a.

2015

Erhöhung im April ist es im Mai zu ei-

Betriebsergebnis

18,1 Millionen Euro

20,5 Millionen Euro

nem dann doch recht deutlichen Rück-

Bilanzgewinn

13,7 Millionen Euro

16,5 Millionen Euro

gang der Volumina gekommen (siehe

Bilanzsumme

52,9 Millionen Euro

57,3 Millionen Euro

Infobox), nicht nur im Vergleich zum

Eigenkapital

30,9 Millionen Euro

33,9 Millionen Euro

Vormonat, was man mit saisonalen

Mitarbeiter (Vollzeit)

80 Mitarbeiter

79 Mitarbeiter

Schwankungen oder Ausreißern hätte

Gesamtjahresumsatz (Handel)

47,8 Milliarden Euro

58,4 Milliarden Euro

Erlöseaufteilung 2015 der CEESEG AG

erklären können, sondern auch im Vergleich zum Vorjahr.

Sparprogramm, Vorstandsbezüge Insider begründen die Gebührenän-

Transaktionserlöse

26,4 Millionen Euro

Datenverkauf

16,2 Millionen Euro

Diverses

10,6 Millionen Euro

ternationale

CSD

9,8 Millionen Euro

zuletzt auch der Empfang zum Opfer

Datenleitungen

3,0 Millionen Euro

gefallen ist. Aus dem Umfeld der Börse

Indexverkauf

2,2 Millionen Euro

herrscht gerade zu diesem Posten Kopf-

Übernahmekommission

1,9 Millionen Euro

Besorgungsleistungen

1,2 Millionen Euro

derung jedenfalls mit dem laufenden Sparpaket der Börse, dem nicht nur inBeteiligungen,

sondern

schütteln, die Ersparnis ist marginal. Unter anderem auch im Vergleich zum Budget, das 2014 für die Geschäftsführung aufgewendet wurde. Dieses lag für

Gesamtumsätze der Wiener Börse AG

Michael Buhl bei knapp 600.000 Euro, Birgit Kuras erhielt rund 460.000 Euro.

MONAT

2015

2016

Jänner

4.479.916.647

4.766.370.945

Februar

5.098.147.142

5.395.693.077

März

5.768.004.462

5.730.964.753

April

5.013.529.886

4.101.172.152

Mai

5.082.796.313

3.512.612.626

Der Differenzbetrag zwischen den beiden gleichberechtigten Vorständen ist trotz der Buhl’schen Holding-Funk­ tion nicht leicht nachzuvollziehen. Ein Schelm, wer hier an ein Genderproblem denkt. Tatsache ist jedoch, dass die Börse ab 1. September bekanntlich aus ei-

Die Top 10 der 55 Eigentümer (Anteile)

nem Dreiervorstand bestehen wird. Mit der Bilanz 2016 werden wir wissen, ob

1.

UniCredit Bank Austria AG

13,4%

sich das Budget erhöht hat oder nicht.

2.

Erste Group Bank AG

11,3%

Einfach war die Suche nach Nachfolgern

3.

Vienna Insurance Group AG

7,8 %

ja bekanntermaßen nicht. Der eine oder

4.

Raiffeisen Bank International AG

7,0%

andere Kandidat soll ziemlich schnell

5.

Österr. Kontrollbank AG

6,6%

6.

EVN AG

5,7%

7.

Voestalpine AG

3,9%

8.

Wienerberger AG

3,8%

9.

Bawag PSK AG

2,4%

die Vormachtstellung haben, als am

10.

OMV AG

2,3%

wirtschaftlichen Gesamtumfeld liegen.

abgewinkt haben.

Lukratives Geschäftsmodell Das wird eher an der schwierigen Eigentümerstruktur, in der die Banken

Denn die Wiener Börse AG zeigt sich,

QUELLE: WIENER BÖRSE AG , CEESEG AG

was ihr Geschäftsmodell betrifft, ja-

50


WIENER BÖRSE

nusköpfig. Auf der einen Seite steht der

he auch Seiten 52 und 53). Die Schlüs-

se Stuttgart nach Wien – was plant er?

stetige Bedeutungsverlust, der zu ei-

selstellen

Geschäftsmodell

Was darf er planen? Einen Verkauf, wa-

nem Delisting nach dem anderen ge-

laufen darauf hinaus, dass nach der Be-

rum nicht auch einen Börsengang? Die

führt hat.

reinigung, der die Börsen Laibach und

Wiener Börse wäre ja bekanntlich nicht

Budapest zum Opfer gefallen sind, „die

die erste. Nur: Wie viel wäre die Wiener

Dienstleistungslastig

ehemaligen Beteiligungen als Kunden

Börse in einem solchen Umfeld wert?

Auf der anderen Seite steht eine clevere

mit IT-Dienstleistungen serviciert wer-

DerBörsianer hat den Taschenrechner

Strategie, die eben genau die Schwach-

den. Diese strukturellen Maßnahmen,

ausgepackt und sich die jüngste Über-

stelle durch alternative Geschäftsmo-

die zusätzlich mit internen Effizienz-

nahme und Fusion der London Stock

delle ausgeglichen hat. Sieht man sich

steigerungen einhergegangen sind, sind

Exchange durch oder mit der Deutschen

in der Bilanz die Segmente und deren

Teil der Neuaufstellung.“ Und damit

Börse angesehen.

Ergebnisbeitrag an, so ist die Börse ex-

keine Missverständnisse aufkommen:

Zugegeben, der Deal wackelt mit

trem dienstleistungslastig. Zwar stel-

„Das neue Vorstandsteam hat ein star-

dem Brexit dann doch ein wenig, die

len die Transaktionserlöse mit knapp 40

kes Mandat, das Dienstleistungsangebot

Summen lagen allerdings schon auf

Prozent den größten Einzelposten dar,

der Börse künftig weiter auszubauen.“

dem Tische und lassen von einem Mul-

bezüglich

gesamt machen jedoch diverse Dienst-

Es wird also darum gehen, das gute

tiple auf das Ebitda von etwa 14 schlie-

leistungen wie Datenleitungen oder In-

Ergebnis 2015 zu verteidigen. So konnte

ßen. Legen wir das auf die Wiener Bör-

dexerstellung die restlichen 60 Prozent

die Muttergesellschaft der Wiener Börse

se um, ergäbe sich ein Unternehmens-

aus. Das ist zwar auch mit der relativ ge-

AG, die Holding CEESEG AG, das opera-

wert von rund 530 Millionen Euro. War-

ringen Größe des Marktes zu erklären,

tive Konzernergebnis leicht von 28,3 auf

um das kein schlechter Plan wäre? Bör-

ein Blick auf die deutsche Börse zeigt

30,4 Millionen Euro erhöhen. Davon tru-

sennotierung bringt zwar den Zwang zu

jedoch, dass eine derartige Aufteilung

gen die Wiener Börse AG mit 16,5 Milli-

erhöhter Transparenz, gleichzeitig aber

nicht zufällig entstehen kann. In Frank-

onen Euro (siehe Tabelle) und die Börse

auch mehr mediale Aufmerksamkeit.

furt am Main machen die sonstigen Ge-

Prag mit 5,7 Millionen den Großteil bei.

Das ist natürlich nichts für Manager,

schäftsfelder nämlich gerade einmal 17

1,64 Millionen Euro spülten die Verkäu-

die lieber aus einem Elfenbeinturm he-

Prozent des Erlöses aus, die Transakti-

fe der Beteiligungen in Slowenien und

raus arbeiten. Wir unterstellen Chris-

onserlöse hingegen 83 Prozent.

Ungarn, die laut Geschäftsbericht über

toph Boschan und seinem Aufsichts-

Buchwert erfolgten, in die Kassa.

ratschef aber sowieso das Gegenteil.

Der Stärke dieser Ausrichtung ist sich auch der neue Aufsichtsratschef der

Vor allem der Bruch mit der Tradition,

Börse, Heimo Scheuch, bewusst. Er hat

Der Wert der Börse

den Vorstand mit Personen aus dem ös-

sich den Fragen von DerBörsianer in Form

Doch der neue Vorstandschef kommt

terreichischen Bankensektor zu beset-

eines Briefes an die Leser gestellt (sie-

erst am 1. September von der Bör-

zen, stimmt zuversichtlich. n

MORNINGSTAR

in der Kategorie European flexible allocation

3 Jahre und 5 Jahre:

Platz 1 von 43 Stand per 31.12.2015


WIENER BÖRSE

BRIEFE

52


WIENER BÖRSE

Es gibt viel zu erzählen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unsere Strategie unter www.simmoag.at/equitystory


BRANCHEN

BANKEN

KOLUMNE

WILHELM CELEDA Vorstands­ vorsitzender Raiffeisen Centrobank AG

NEUSTART INS ZWEITE HALBJAHR Meine Neujahrswünsche 2016, lediglich sinnvolle Regulierungen inklusive MiFID II maßvoll umzusetzen, die Bedeutung des

MEGAHOCHZEIT: RBI UND RZB PRÜFEN FUSION

Kapitalmarkts zu erkennen, Bildung und Flüchtlinge als Zukunfts-

Was schon länger in Branchenkreisen

jeweils eine 75-prozentige Zustimmung

chance zu sehen sowie ein Auflösen

der heimischen Finanzszene vermu-

notwendig, eingeholt werden. Bis spätes-

des Investitionsstaus zu fördern,

tet w ­ urde, ist jetzt auch Mitte vergange-

tens zum 31. März 2017 muss für die Ein-

nen Mai offiziell verkündet worden: Die

tragung der Fusion alles fertig sein. Allein

Raiffeisen Zentralbank AG (RZB) und

es sind freilich noch zahlreiche Fragen

eine neue Bildungsministerin mit

ihre 60-prozentige börsennotierte Toch-

ungeklärt. Einzig steht fest, dass danach

­Fachkenntnis, ein Makroökonom

ter, die Raiffeisen Bank International AG

die RBI zum neuen Spitzenin­stitut für die

als vermeintlich neuer Bundesprä-

(RBI), prüfen die Fusion – und haben für

österreichische

das Megavorhaben einen Namen gefun-

avancieren wird. Was auch bedeutet, dass

wurden bis dato nicht erfüllt. Aber: ­­ Ein ehemaliger Topmanager an der Spitze der Bundesregierung,

sident sowie ein neuer deutscher ­CEO für die Wiener Börse geben

Raiffeisen-Geldgruppe

den: Intern wurde das Projekt „R2“ be-

dann die RZB in der RBI aufginge. Wer da-

­Vizekanzler ließ anlässlich des

nannt. Jetzt wird maximal sechs Monate

nach das neue Raiffeisen-Spitzeninstitut

Wiener-Börse-Preises positiv

das gesamte Vorhaben e ­ valuiert. Geht die

leiten wird, ist d ­ erzeit noch offen. Se-

mit einem künftig stärkeren

Rechnung auf, wird auf Basis der Halbjah-

veldas Vertrag läuft Mitte 2017 aus. Kol-

resabschlüsse 2016 der Z ­ usammenschuss

portiert wird etwa Heinrich Schaller von

Anlass zur Hoffnung. Auch der

politischen Commitment zum Kapitalmarkt in Kombination mit

vollzogen. ­Genauer ­gesagt wird dann die

der RLB Oberösterreich AG. Außenseiter-

­Seine Vorstellung, dass der

Fusion „rückwirkend zum 30. Juni 2016

chancen werden auch Klaus Buchleitner

europäische Abwicklungsfonds

abgewickelt“, ­skizziert RBI-Chef Karl Se-

von der RLB-NÖ-Wien AG sowie Andre-

die ­österreichische Bankenab-

velda erste Details. Vorher müssen noch

as Brandstetter von der Uniqa I­nsurance

die Hauptversammlungsbeschlüsse, e ­ s ist

Group AG gegeben.

weniger ­Vorschriften ­aufhorchen.

gabe überflüssig macht, könnte ­Wirtschaftsinteressierte auch optimistisch stimmen. Auf der Sollseite hingegen steht ­ein Finanzminister, der die unselige Finanztransaktionssteuer anstatt sie zu begraben weiter a ­ nalysiert, sowie ein Kanzler, der mit ­Vermögens- und Maschinensteuer gleich zu Beginn altes und neues Gefahrenpotenzi-

Erste-Group-Beteiligung an Budapester Börse

al aufbringt. Trotz Brexit will ich

Der Börsenappetit geht bei der ­ Erste

2,3-Prozent-Anteil an der BET. Bereits im

für die zweite Jahreshälfte positiv

Group Bank AG derzeit weiter, nach

Vorjahr machte Ungarn seine Börsenpri-

sein, bin mir a ­ llerdings nicht mehr

Wien hat sie sich auch bei der Budapester

vatisierung rückgängig. Die Wiener Börse

Börse (BET) eingekauft. Genauer ge-

trennte sich daraufhin von ihrer Mehrheit.

sagt erwirbt die Tochter, die Erste Bank

Seitens der Erste Group Bank AG wird

Hungary, von der ungarischen Toch­

­dieser Schritt schlussendlich als „strate-

ter der niederländischen ING Bank deren

gische Investition“ bezeichnet.

sicher, ob mein Optimismus nicht ­lediglich dem Mangel an Informa­ tion ­entspringt. w.celeda@derboersianer.com

54


BRANCHEN

CMC Markets: CFD-Broker kehrt nach Wien zurück

TICKER

Nachdem etliche Broker den heimischen Finanzplatz verlassen hatten, gab es vor kurzem eine kleine Trendwende. Der UK-

CMC Markets, Peter Cruddas, ist überzeugt,

Broker CMC Markets eröffnete nach vier

„dass 2016 für CMC Markets ein sehr span-

Jahren Pause seine Pforten mittels einer

nendes Jahr ist. Der erfolgreiche Börsen-

Niederlassung im Wiener Millennium Tow-

gang im Februar markiert einen Meilenstein

er, Niederlassungsleiter ist Gabor Mehrin-

in der Geschichte des Unternehmens.“ Der

ger, lizensierter Börsenhändler. Der Bro-

fast 700 Millionen Pfund schwere IPO be-

ker ist auf CFDs (Contracts for Difference)

stand fast nur aus dem Verkauf von Altak-

spezialisiert. CMC Markets setzt auf seine

tien, die Cruddas und seine Frau in ihren

neue Handelsplattform Next Generation

Besitz hatten, sie halten noch die Mehr-

mit zahlreichen technischen Tradingmög-

heit. 2015/16 stieg der Gewinn vor Steuern

lichkeiten. In die Entwicklung der Plattform

im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf

wurden 100 Millionen US-Dollar investiert.

53,4 Millionen Pfund, der Umsatz stieg um

Gründer und CEO der 1989 gegründeten

18 Prozent auf 169,9 Millionen Pfund.

Heta-Streit: Einigung und neue Zuschüsse Die Heta-Gläubiger könnten nun mit einer

lösen. Denn die Investoren mussten ihre

Rückzahlung von bis zu 90 Prozent ihrer

Heta-Papiere auf Druck der EZB ursprüng-

Forderungen rechnen, wie Mitte Mai 2016

lich auf 50 Prozent abschreiben. Kärnten

bekannt wurde. Das wäre mehr, als der ur-

hatte ja Garantien für Heta-Anleihen von

sprüngliche Deal vom März vorgesehen

rund elf Milliarden Euro übernommen und

hatte. Finanzminister Hans Jörg Schelling

ist nicht in der Lage, die Schulden zu be-

zeigte sich zuversichtlich, dass die Gläubi-

gleichen. Auch hier tut sich Neues: Der

ger die neue Offerte akzeptieren würden.

Steuerzahler dürfte wieder zahlen müs-

Bisher haben jedoch weniger als die Hälf-

sen. Denn nun soll es zu einem Zuschuss

te ihren Sanktus gegeben. Einzelne Häuser

von 1,5 Milliarden Euro an die Abbaugesell-

wollen dem Deal derzeit nicht zustimmen,

schaft des Bundes kommen. Des Weiteren

auf eine höhere Rückzahlungsquote hof-

übernimmt Schelling auch die Haftung für

fend. Jene Gläubiger, die aber zustimmen,

den Kärntner Zahlungsausgleichsfonds, er

können entsprechend Rückstellungen auf-

führt den Anleihenrückkauf durch.

Ungarn und EBRD besiegeln Einstieg bei Erste Bank Ungarn +++ Bawag kauft Immo-Bank und Start-Bausparkasse +++ Italenische Banca Sistema steigt in Österreich ein +++ Wiener Privatbank steigert Ergebnis 2015 auf 3,5 Millionen Euro +++ Bank Austria startet Sanierungsprogramm +++ Uniqa versilbert alle ihre Erste-Group-Aktien

BARGELD BLEIBT BELIEBT STUDIE. Der Onlinezahlungsdienstleister Paysafecard hat in einer jüngsten Studie erhoben, dass quer durch Europa Österreicher die größten Fans von Bargeld sind. Laut dem „Zahlungsradar Europa“ lautet eines der markantesten Ergebnisse, dass Bargeld, aber auch im Internet bargeldbasiertes Zahlen für die Menschen mehr denn je

KARRIERE

relevant sind, da die Eingabe von persönlichen Daten wie Kreditkartennummer auf erhebliche Sicherheitsbedenken stößt. Befragt

Heike Arbter

Sonja Sarközi

Gerard Derszteler

wurde im Mai zur Präsidentin der Eusipa, dem europäischen Dachverband für strukturierte Produkte, gewählt. Arbter verantwortet seit 1997 in der Raiffeisen Centrobank AG den Bereich Strukturierte Produkte.

wurde im Mai zum neuen Chief Innovation Officer der Bawag PSK bestellt und legte ihren Posten als CEO der Easybank zurück. Zugleich wechselte sie in den Aufsichtsrat der Easybank.

ist seit 1. Mai 2016 neuer Vorstandsvorsitzender der Hello Bank Österreich, einer OnlineTochter der BNP Paribas. Vor dem Verkauf an die französische Großbank im Vorjahr firmierte die Bank als Direktanlage.at.

wurden mehr als 4.000 Personen, 37 Prozent davon finden Bargeld besser, knapp 50 Prozent votierten

55

für bargeldlose Zahlungen, der Rest war unentschieden. Mit knapp 57 Prozent sind laut Umfrage zudem die Österreicher Europas bargeldfreundlichstes Volk, und zwar speziell in den jüngsten und ältesten Zielgruppen.


BRANCHEN

VERSICHERUNGEN

NEUE HERAUSFORDERUNGEN FÜR VERSICHERER

KOLUMNE GÜNTER GEYER Präsident VVO

FLÄCHENDECKENDE VERSICHERUNG FÜR NATURKATASTROPHEN Wasserfluten, Tornados, ­heftige

Im Niedrigzinsumfeld mit ständig n ­ euen

sicherungsmarkt zu analysieren. D ­abei

regulatorischen

sind ­

stellte er eine „momentane Schieflage

ten in den vergangenen Wochen

die Herausforderungen für V ­ersicherer

der V ­ ersicherungsunternehmen“ fest und

mit extremen Wetterbedingungen.

vielfältig – und damit auch die S ­ ­ tudien

schätzt „die Deckungslücke beispielswei-

Nicht nur diese jüngsten Ereignisse,

zum

Versicherungen

se bei den Lebensversicherern auf bis zu

vermehrt verpflichtet sind, Richtlinien ­

30 Milliarden Euro“. Versicherer ­„müssen

zur Risikominimierung einzuhalten, habe

ihre Asset-Allokation ausbauen und deut-

phen kontinuierlich zunehmen.

sich Compliance-Risikomanagement zu

lich stärker in Richtung Sachwerte diver-

Die Folgen für Mensch und Volks-

einem zentralen Bereich für Versicherun-

sifizieren“, so Zielke. In Sachen Neu-

wirtschaft sind oft verheerend.

gen entwickelt, so die Boston ­Consulting

strukturierung des Geschäftsfeldes wird

Neben ökonomischen Schäden

Group (BCG). Allerdings hätten dies bisher

laut der Universität St. Gallen Run-off,

nur 15 Prozent der 17 befragten Versicherer

also die Verwaltung von Geschäftsfel-

in den USA, Großbritannien, Frankreich,

dern ohne Neugeschäft, immer wichti-

bei Naturkatastrophen an, Versi-

Deutschland, Italien, Belgien, Portugal

ger. Die Schweizer Uni stellte fest, dass

cherungsnehmer können sich teil-

und Hongkong umgesetzt. Die „Mono-

sich ­ bereits ein Drittel der Versicherer

weise gegen K ­ atastrophenschäden

kultur mit festverzinslichen Wertpapieren

aktiv mit dem Abbau solcher Geschäf-

in der Kapitalanlage“ kritisierte Carsten

te beschäftigt, während es 2012 erst 26

Zielke von der Zielke Research Consult. Er

Prozent waren. Das Run-off-Volumen

phenrisiken. Gemeinsam mit der

wurde vom Bankhaus Lampe beauftragt,

selbst ist im gleichen Zeitraum aber um

öffentlichen Hand sollte ein Lö-

den deutschen und österreichischen Ver-

29 Prozent gestiegen.

Gewitter – viele Menschen in Deutschland und Österreich kämpf-

sondern die Entwicklung der letzten ­Jahrzehnte zeigt, dass Häufigkeit und Intensität von Naturkatastro-

steigen auch die Schadenssummen überdurchschnittlich an. Viele Versicherer in Österreich bieten Schutz

absichern. Was aber fehlt, ist eine flächendeckende und vor allem ausreichende Deckung für Katastro-

Thema:

Anforderungen

Weil

sungsvorschlag erarbeitet werden, der die Deckung von Schäden aus Naturkatastrophen ermöglicht. Das Ziel: eine leistbare NaturgefahrenVersicherung, die bei Hochwasser, Sturm, Lawinen, Vermurung und

KARRIERE

Erdbeben finanzielle Risiken abfedert. Eine obligatorische Versicherungslösung für Naturkatastrophen in Österreich wäre in erster Linie für die einzelnen Versicherungsnehmer

Klaus Brandstetter

Othmar Ederer

Oliver Fuss

Bei der Allianz-Gruppe wurde Klaus Brandstetter zum Leiter „Versicherungstechnik Schaden/Unfall“ ernannt. Er ist seit 16 Jahren in der Allianz tätig.

Mit Juli hat Othmar Ederer, Vorstand der Grazer Wechsel­seitigen, das Präsidentenamt des Versicherungsverbands Österreich (VVO) von VIG-Chef Günter Geyer übernommen, nun Vizepräsident.

Seit Mitte Juni hat Vero Versicherungsmakler in NÖ mit Oliver Fuss einen neuen Geschäftsführer. Seit Mai 2014 agiert er zusätzlich als stellvertretender Sektionsleiter Transport im VVO.

sinnvoll, darüber hinaus würde sie auch eine finanzielle Entlastung für Bund und Länder mit sich bringen und von volkswirtschaftlicher Bedeutung sein. g.geyer@derboersianer.com

56


BRANCHEN

EZB-Politik: „Kollateralschaden“ BAV

TICKER

„Die EZB hat gestern begonnen, den

auf Assetklassen, die „uns im Moment

Markt der Unternehmensanleihen zu

nicht hilft: Alle Stresstests basieren auf

zerstören – zinsmäßig, und keiner

VaR-Modellen und sind immer rück-

weiß wozu“, sagte Uniqa-Vorstand Pe-

blickend. Das heißt, dass zum Beispiel

ter Eichler beim „Institutionellen Al-

Staatsanleihen

tersvorsorge- und Investorengipfel“ in

tet sind“, sagte er beim Gipfel. Martin

Wien am 9. und 10. Juni 2016. Die be-

Bruckner, Vorstand der Allianz Invest-

triebliche Altersvorsorge sieht er als

mentbank AG, wiederum kritisierte die

„Kollateralschaden“, und die „Vernich-

Diskrepanz zwischen politischem Wil-

tung eines kapitalgedeckten Verfahrens

len und aufsichtsrechtlichen Restrikti-

nimmt man in Kauf“. Für Christian

onen in der EU: „Die Politik sagt, dass

Böhm, Geschäftsführer der APK Pensi-

wir Milliarden in Infrastruktur investie-

onskasse AG, liegt ein Problem auf eu-

ren sollen, aber die Aufsicht hat offen-

ropäischer Ebene in einer Sichtweise

sichtlich eine andere Denkweise.“

extrem

überbewer-

EIOPA startet Stresstest für Versicherer +++ Pensionskassen mit 0,36 Prozent Performance im Q1 2016 +++ VIG-Hauptversammlung: Verdopplung des Vorsteuergewinns angestrebt +++ Umfrage: OnlineVersicherungsrechner immer beliebter +++ FMA senkt Rechnungszins für Pensionskassen per Juli auf 2,5 Prozent +++ Helvetia ist beliebtester Arbeitgeber der Finanzbranche

Für Österreich wurde Matthias Strolz (Neos) ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm von Martin Linsbichler (Franklin Templeton Österreich) und Barbara Bertolini (Organisation) überreicht.

Beim ersten Institutionellen Altersvorsorge- und Investorengipfel wurde an Politiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, also der DACH-Region, jeweils ein „Betrieblicher Altersvorsorge-Award“ für Verdienste um die ­„Zukunftssicherung in der Altersvorsorge“ verliehen. Die Veranstaltung wurde von Barbara Bertolini, früher Journalistin bei „Institutional Money“ und jetzt selbstständige Eventmanagerin, organisiert. Der zweite Gipfel dieser Art für die

ÖSTERREICH WIRD JAPAN WERDEN

DACH-Region ist bereits für Anfang Juni 2017 festgesetzt.

STUDIE. Im Bezirk Leoben in der Steiermark ist genauso wie in Japan „bereits jetzt ein Viertel der Gesamtbevölkerung über 65 Jahre

Sparverhalten weiterhin risikolos und bankgetrieben

alt“. Das zeigen Daten der Allianz Versicherungs-AG (Allianz). Auch die ­Geschwindigkeit der Alterung

und

wollen noch immer knapp über die Hälf-

42 ­Prozent. Hohe Rendite oder hohe ­Zinsen

te der Österreicher bei ihrer Vorsor-

werden nur von 27 Prozent als wichtig er-

ge. Das ergab eine Umfrage der Sparkas-

achtet. Für Beratung wendet sich die Mehr-

­Bereichsleiter Versicherungs­

sen

heit noch immer an den Bankberater.

technik Leben bei der Allianz.

Versicherung

AG.

K ­apitalgarantie

Transparenz

57

folgen

mit

jeweils

sei „markant“. Ab 2024 werde

Sicherheit und möglichst wenig ­ Risiko

ganz Österreich „in die Liga der ‚superalten‘ Länder aufsteigen“, erläuterte Andreas Csurda,


BRANCHEN

FONDS

MAQUARIES LEUCHTENDE INVESTMENTS MIT ZUMTOBEL Für Aktionäre des Leuchtenherstellers

Short-Fonds des australischen Asset-

ferenz der Raiffeisen Centrobank AG in

Zumtobel Group AG hatte Vorstandschef­

Managers Macquarie mit Sitz im One In-

Zürs war davon noch keine Rede. Aus

Ulrich ­Schumacher diesmal unerwartet

ternational Center in Hongkong. Dabei

dem Unternehmensumfeld war zu ver-

schlechte Nachrichten, die Folge war ­

hatte der Fondsmanager offensichtlich

nehmen, dass das Ausmaß der schlech-

ein rabenschwarzer Börsentag am 15.

einen guten Riecher. Denn bereits am 7.

ten Auftragslage in Hauptmärkten wie

­April 2016: Der Aktienkurs sackte um

April 2016 begann er, mit 226.200 Stück

Großbritannien, Schweiz oder Aus­

Minus 26,6 Prozent am Folgetag nach

Aktien um mehrere Millionen Euro die

tralien erst nach Eingang der Daten im

der ­Gewinnwarnung ab, eine Entwick-

Short-Positionen

AG

Reporting aufgefallen war. Jedenfalls

lung, die es bei einem ATX-Titel frei-

aufzubauen. Das belegen jedenfalls die

nutzte Schumacher wiederum die Gunst

lich nicht sehr oft zu vermelden gibt.

Zahlen der Finanzmartktaufsicht sowie

der Stunde und kaufte günstig 10.000

­Insgesamt ist die Zumtobel-Aktie da-

des N ­achrichtendienstes Bloomberg.

Aktien nach dem Kurssturz zu. Schließ-

mit heuer der schlechteste Performer in

Nur eine Woche später folgte vonseiten

lich sei er überzeugt, dass „ Licht in Zu-

ihrer Liga. Doch wie so oft im Leben ist

Zumtobel Group AG eine überraschen-

kunft noch spannender werden und die

„des einen Leid die Freude eines ande-

de Gewinnwarnung. Selbst an der kurz

Zumtobel Group eine treibende Kraft in

ren“. In diesem Fall ein professioneller

davor stattgefundenen Investorenkon-

dieser neuen Welt des Lichts sein wird“.

der

Zumtobel

Appetit auf Fonds legt wieder zu Anlässlich des diesjährigen Weltfonds-

Milliarden Euro erhöht. Die Nettomit-

März eine Stabilisierung ­beobachten und

tags haben die ­ Interessenvertretungen

telzuflüsse

Milliarden

sind zuversichtlich, dass sich der Netto-

für

ausländische

Euro. Das 1. Quartal 2016 verlief aller-

mittelfondsabsatz in den nächsten Mo-

Fondsgesellschaften VÖIG und VAIÖ ­

dings durchwachsen, was angesichts der

naten verbessern wird“, b ­etont Heinz

auch heuer wieder die neuesten Zah-

­Turbulenzen aber wenig verwundert. Es

Bednar, VÖIG-Präsident. A ­ llein bei of-

len zum abgelaufenen Jahr präsentiert.

kam zu Nettomittelabflüssen von 1,54

fenen Immobilienfonds w ­ urde 2015 mit

­Insgesamt hat sich 2015 das h ­ eimische

Milliarden Euro. ­Das dürfte sich inzwi-

knapp sechs Milliarden Euro sogar ein

­Fondsvolumen um 3,1 Prozent auf 162,7

schen gelegt haben. „Wir konnten im

neues Rekordhoch erreicht.

inländische

und

e ­ rreichten

58

5,1


BRANCHEN

Josef Zechner (Spängler IQAM Research Center), Sheridan Titman (University of Texas) und Thomas Dangl (Spängler IQAM Research Center).

Zu einem Investmenttalk mit Sheridan Titman lud das Spängler IQAM Research Center am 15. Juni ein. Titman, der den McAllister-Centennial-Lehrstuhl in Financial Services an der University of Texas hält, referierte zur signifikanten Prognostizierbarkeit von Aktienerträgen in den vergangenen 50 Jahren. Unter anderem verwies der Finanzmarktexperte auf eines der Studienergebnisse, etwa dass Aktien Momentum aufweisen und steigende Aktienkurse die Tendenz haben, weiter anzusteigen. Rund 100 Teilnehmer folgten dabei der Einladung in „TU the Sky“ und genossen im Anschluss die Bierverkostung.

Amundi Austria mit ambitionierten Plänen

TICKER

Gratis-ETF-Handel beim Onlinebroker Degiro +++ Robeco SAM ist ESG-Manager des Jahres +++ Erste Immobilien KAG errichtet die höchstgelegenen Mietwohnungen Wiens +++ Lacuna Asia Pacific Health Fonds wird zehn Jahre alt +++ Kames Capital lanciert Global Sustainable Equity Fund +++ C-Quadrat erzielte Jahresüberschuss von 21 Millionen Euro

Nach der Übernahme der Bawag PSK In-

in Deutschland „geparkt“. Sie wurden

vest ist die Amundi Austria, wie die Gesell-

nun nach Österreich übertragen. Womit

schaft inzwischen heißt, nun seit knapp

also noch abzuwarten bleibt, ob auch die

mehr als einem Jahr in Österreich tätig.

nächsten Stufen im KAG-Ranking in ge-

Allein in dieser Zeit konnte die Gesell-

nauso raschem Tempo erobert werden

schaft immerhin eine Position vorrücken

können. Die Pläne von Amundi sind je-

und liegt damit nun unter den Top zehn

denfalls ambitioniert: Bis 2018 möchte

der österreichischen Fondsgesellschaf-

die Amundi Austria zu den Top-5-Play-

ten - laut VÖIG. Der Marktanteil liegt bei

ern am Markt zählen, wie Eric Bramoul-

3,26 Prozent, die gesamten Assets under

le, CEO von Amundi Austria, erklärt. Nicht

Management von Amundi Austria umfas-

ohne Grund wurde entsprechend Personal

sen per März 2016 gut 6,4 Milliarden Euro,

aufgestockt. Lediglich im Fondsmanage-

ein Anstieg von 25,5 Prozent oder 1,3 Mil-

ment werde es keine Neuaufnahmen ge-

liarden Euro seit Ende 2014. Allerdings ist

ben. Weiter wachsen möchte man un-

knapp weniger als die Hälfte davon auf

ter anderem mit Amundi-Produkten, die

den Übertrag der Assets aus Deutschland

man auch in Österreich einführen möch-

zurückzuführen. Bis zum Kauf der Bawag

te. Dazu zählt beispielsweise ein offener

PSK Invest waren nämlich die Gelder ös-

Immobilienfonds, den es in Frankreich

der Kapitalanlage. Unter Millen-

terreichischer Käufer von Amundi-Fonds

bereits gibt.

nials, also Personen zwischen 18

ZU HOHE ERWARTUNGEN STUDIE. Weltweit haben Investoren unrealistische Erwartungen bei

und 35 Jahren, ist dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt. Zu diesem Ergebnis kommt die Schroders Global Investor Study 2016, an der 20.000 Privatanleger

KARRIERE

aus 28 Ländern teilnahmen. Die Studie belegt, dass Anleger deutlich zu hohe Erwartungen an Einkommen und langfristige Erträge

Markus Kaller

Michael Bode

Hermann Pfeifer

wurde mit 1. April zum Mitglied der Geschäftsführung der Erste-Sparinvest bestellt. In seiner neuen Funktion verantwortet Kaller den Fondsvertrieb für Privatkunden in Österreich.

ist seit dem 11. März 2016 Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. In dieser Funktion zeichnet Bode für den Bereich Marktfolge verantwortlich.

ist zum Head of ETF Indexing & Smart Beta Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Amundi ernannt worden. Zuvor war Pfeifer beim Marktkon­ kurrenten Lyxor tätig.

haben. Im globalen Durchschnitt wünschen sie sich eine Rendite von jährlich 9,1 Prozent. In An-

59

betracht der historisch niedrigen Zinsen dürften viele enttäuscht werden. Besonders unrealistisch sind die Ansprüche der Millennials, die einen Jahresertrag von mindestens 10,2 Prozent erwarten.


BRANCHEN

AKTIEN

KOLUMNE

MATTHIAS STIEBER Director ­Investor Relations ­Telekom Austria AG

START-UP-INVESTMENT Start-ups sind weltweit und in allen Branchen ein Thema. Sie ste-

WIENER BÖRSE: WENIGER HANDEL, HÖHERE GEBÜHREN Die schlechten Nachrichten aus Sicht der

renstruktur der Wiener Börse AG sein, sie

Wiener Börse AG zuerst: Mit einem Um-

trat am 1. April ganz ohne Scherz in Kraft.

satz von gerade einmal 3,468 Milliarden

Vor allem die Market Maker, für die es ver-

Euro (in Doppelzählung) war der Mai 2016

einzelt teurer wurde, haben ihre Handels­

der mit Abstand schwächste Monat des

umsätze inzwischen massiv verringert.

Jahres. Selbst im April waren es noch mehr

Statt einer All-in-Gebühr für den Handel,

als vier Milliarden Euro, im Vergleichs-

fallen für den „Handel“, das „Clearing“

monat des Vorjahres wurde noch die Mar-

und das „Settlement“ gesondert Spesen

und Disruption. Mancher Hype

ke von fünf Milliarden Euro geknackt. Den

an. Damit werden kleine Geschäfte teu-

verflüchtigt sich schnell wieder,

größten Umsatz verzeichnete man im Mai

rer, während mittlere bis große Geschäfte

aber es braucht oft nur eine erfolg-

im Prime Market: die Erste Group Bank

günstiger sind. Die Wiener Börse AG sieht

reiche Unternehmung, um ganze

AG mit 628 Millionen Euro, gefolgt von

in der neuen Gebührenstruktur keine

der Raiffeisen Bank International AG mit

Preiserhöhung. Sie spricht von einer not-

385 Millionen Euro. Die Finanzbranche hat

wendigen Maßnahme, um im Vorfeld von

Number 26, Transferwise oder

weiterhin die Nase vorn, wenn auch in ei-

MiFID II die Gebühren transparenter dar-

Blockchain-Technologie ­zeigen

nem rückläufigen Umfeld. Der Grund da-

zustellen. Die variablen Gebühren werden

bereits, wo die Reise hingehen

für könnte letztlich die geänderte Gebüh-

sogar um bis zu einen Basispunkt gesenkt.

hen für Innovation, Digitalisierung

Branchen zu verändern. Auch der Finanzsektor wird noch stärker als bisher davon betroffen sein.

wird. Spannend ist, dass immer mehr börsennotierte Firmen ­mittels eigener Gesellschaften selbst zum Venture Capitalist werden. Mit dem neuen Gesetz zur Mittelstandsfinanzierung (MiFig Neu) wird sich dieser Trend verstärken. Start-up-Investitionen bieten zwar hohes Ertragspotenzial bei hohem Risiko, sie bieten aber weit mehr als eine reine Finanzanlage. Wichtiger ist, wie man mit für das eigene Geschäft interessanten Gründern identifizieren, kooperie-

AT&S weiht neues China-Werk ein

ren und sie in das eigene Geschäft integrieren kann.

Nach Schanghai wurde nun ein weite-

zweite ­Produktionslinie für I­C-Substrate

Etablierte große Unternehmen

rer Produktionsstandort in der chinesi-

Schritt für Schritt h ­ ochfahren. Darüber

schaffen es in der Regel nicht,

schen Stadt Chongqing eröffnet. Mit 480

­hinaus wird der Standort Chongqing um

Millionen Euro bis 2017 ist es das größte

ein

­Einzelinvestment der AT&S-Gruppe, des

Generation ­

fen, Start-ups als Chance für

steirischen H ­ erstellers von Highend-Lei-

­erweitert: substratähnliche ­Leiterplatten,

sich wahrzunehmen und nicht

terplatten. AT&S AG produziert seit Ende

um ­ Advanced-Packaging-Lösungen auf

als Gefahr zu bekämpfen, dann

Februar im Werk 1 IC-Substrate, die Ver-

Wafer-Level-Basis ­

bindungsplattform zwischen Mikrochips

nen. Dieses Werk wird im zweiten Halb-

und Leiterplatten, die für Mikroprozes-

jahr 2016 mit der ersten P ­ roduktionslinie

soren im Computing-Bereich eingesetzt

und mit einer zweiten Produktionslinie im

werden. Ab Ende 2016 wird AT&S AG die

kommenden Jahr starten.

der Disruptor für das eigene Geschäftsmodell zu sein. Wenn Unternehmen es aber schaf-

können sie viel gewinnen. Auch in Österreich gibt es dazu geeignete Modelle. m.stieber@derboersianer.com

60

zweites

Werk der

für

die

neueste

Highend-Leiterplatten

anbieten

zu

kön-


BRANCHEN

TICKER Oliver Schumy (Immofinanz AG) und Eduard Berger (Wiener Privatbank SE) im Gespräch über die neue Strategie der Immofinanz AG.

Am 25. April lud die Wiener Privatbank SE zu einem Vortrag von Oliver Schumy, CEO der Immofinanz AG. Vor einem hochkarätigen Publikum erörterte Schumy die Vorteile des geplanten Zusammenschlusses von Immofinanz AG und CA Immo AG. Gemeinsam würde ein neuer Immobilienriese mit einem Portfoliowert von rund sechs Milliarden Euro entstehen. Hinzu käme eine prall gefüllte Development-Pipeline – insbesondere in Deutschland.

FACC: Bitterer Abflug des Vorstands

RHI trennt sich von US-Firma Monofrax +++ CAT Oil AG wird in Petro Welt Technologies AG umbenannt +++ Palfinger will MarineAusrüster Harding und TTS Group übernehmen +++ Strabag SE plant Kapitalherabsetzung durch Aktieneinzug +++ OMV-Syndikatsvertrag zwischen Österreich und Abu Dhabi verlängert +++ UIAG will Beteiligung an Pankl Racing abstoßen +++ Flughafen Wien mit Aktiensplit

Die Folgen der 50 Millionen Euro schwe-

er wieder eingesetzt werde, Gespräche

ren Cyberattacke auf den oberösterreichi-

mit dem Aufsichtsrat laufen. Allerdings

schen Luftfahrtzulieferer FACC AG im Jän-

trat als Reaktion auf den Rauswurfs Ste-

ner 2016 haben den Vorstandsvorsitzen-

phans der unabhängige FACC-Aufsichts-

den erreicht. Jetzt musste Walter Stephan

rat Gregory Peters zurück. Eine Neubeset-

seinen Hut nehmen, erst im Jänner wur-

zung folgt jetzt im Juli. Das ist bedeutsam,

de die Finanzchefin Minfen Gu entlassen.

da Peters als Teil von Patronatserklärun-

Das hatte der vom chinesischen Eigentü-

gen indirekt für den US-Großkunden Boe-

mer Xian Aircraft dominierte Aufsichtsrat

ing den Datenschutz gegenüber den Chi-

entschieden. Dagegen will Stephan aller-

nesen überwachte. Erst durch Patronats-

dings klagen. Immerhin hielt der Exchef in

erklärungen, die unter anderem die Wei-

einem Schreiben vom 1. Juni 2016 die Tat-

tergabe bestimmter vertraulicher Daten

sache fest, „dass ich bereits vor dem Bör-

an die chinesischen Aktionäre untersag-

sengang der FACC die Bestellung von Min-

ten, konnte die FACC AG die Boeing-Li-

fen Gu als Chief Finan­cial Officer der FACC

zenz behalten. Da diese Firewall nun ge-

strikt abgelehnt habe, weil ich wusste,

fallen ist, soll Boeing verschnupft sein.

dass sie ungeeignet war, eine solche Po-

Die FACC AG hebt in einer Stellungnahme

sition in einer österreichischen börsenno-

hingegen „die enge und partnerschaftliche

konstante Ausschüttungspolitik für

tierten Gesellschaft auszuüben.“ Stephan

Zusammenarbeit mit unseren Kunden“ als

Zukunftskapital sorgt und Arbeits-

gibt sich jedenfalls zuversichtlich, dass

Erfolgsgeheimnis hervor.

plätze sichert. „Ein oft geäußerter

WENIGER BÖRSENGÄNGE STUDIE. Eine von Aktienforum und Industriellenvereinigung in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass eine

Vorwurf, dass man aus Unternehmenssicht tendenziell lieber an die Eigentümer ausschüttet, anstatt in Infrastruktur und Arbeitsplätze zu investieren, ist ideologisch

KARRIERE

aufgeladen und konnte auch dieses Jahr entkräftet werden“, so Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, bei der Präsentation der Contrast-

Christoph Boschan

Elisabeth Wagerer

Milena Ioveva

wurde zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Wiener Börse ernannt. Der deutsche Börsenprofi war Joint-CEO bei der Börse Stuttgart; Vorstand der Euwax AG.

hat die Leitung der Unternehmenskommunikation und Investor Relations bei der S Immo AG per 1. Mai 2016 übernommen. Wagerer ist seit 2010 im Unternehmen.

leitet seit 1. Juni 2016 die Bereiche Investor Relations & Corporate Communications der UBM Development AG, zuvor sieben Jahre bei der Porr AG.

Studie „Ausschüttungsverhalten österreichischer Unternehmen in schwierigen Zeiten“. Korrelierend

61

mit dem relativ starken Rückgang beim Jahresüberschuss nach Steuern 2014, kam es bei Investitionen nur zu leichten Rückgängen von acht Prozent (2013) auf 7,4 Prozent (2014).


BRANCHEN

IMMOBILIEN

KARRIERE

Alexander Proschofsky wurde zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrats bei Conwert gewählt. Dem ging ein langjähriger Machtkampf voraus – inklusive eines offenen Briefs an die Aktionäre, den Proschofsky 2014 verfasste.

Daniel Riedl

WIENWERT WILL ETAGENWEISE WACHSEN

kann sich über die vorzeitige Verlängerung seines Mandats als Vorstandsvorsitzender der Buwog AG auf weitere fünf Jahre freuen. Von 2012 bis 2013 war Riedl Vorsitzender des Buwog-Aufsichtsrats.

Martina Jankoschek ist neue Prokuristin bei Raiffeisen Immobilien Vermittlung (RIV). Jankoschek ist seit 2009 bei der RIV beschäftigt und leitet das Maklerteam NÖ Süd / Wien-Umgebung / Burgenland.

Die Wienwert-Gruppe hat zuletzt wieder

Börse an, voraussichtlicher Zeitpunkt ist

für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Dazu

2018. Passend dazu gab Neochef Stefan

zählt etwa auch die öffentlich angebote-

Gruze im April 2016 auch die strategische

ne und prospektpflichtige Anleihe mit

Neuausrichtung bekannt. Wienwert wird

einer Stückelung von 1.000 Euro. Geplant

ihre Geschäftsaktivitäten zur Gänze auf

ist ein Emissionsvolumen von bis zu zehn

den Bereich Wohnungsneubau in Wien

Millionen Euro, sie ist Teil eines umfang-

ausrichten, und keine neuen Projekte im

reichen Emissionsprogramms von ins-

Bereich Altbausanierung beziehungs-

gesamt 50 Millionen Euro. Die aktuelle

weise Ausbauten von Altobjekten einge-

Anleihe wird ab August auf dem Dritten

hen. „Wir wollen schließlich leistbaren

Markt der Wiener Börse platziert, wobei

Wohnraum schaffen“, betont Gruze. Al-

Wienwert nach eigenen Angaben eine

lein so lassen sich vielleicht auch ähnli-

Notierung im Markt Corporates Prime

che Schlagzeilen wie in der Vergangen-

anstrebt. Künftig soll es auch eine Ver-

heit vermeiden. Denn frühere Anleihe­

sammlung für Anleihenkäufer ähnlich

emissionen und Streit über Forderungen

der Hauptversammlung einer AG geben.

mit Auftragnehmern hatten für einigen

Dies vermutlich als Vorgeschmack auf

Ärger gesorgt. Mit der Transparenzoffen-

die weiteren Pläne. Denn Wienwert strebt

sive will man in Zukunft vor allem bei

nämlich selbst den Gang an die Wiener

Privatanlegern punkten.

Immobilienfinanzierung wird zum Spießrutenlauf Mit

und

angewendet. Da auf die Leistungsfä-

Kredit auch wirklich leisten können.

Immobilienkreditgesetz (HIKrG) wird

dem

neuen

Hypothekar-

higkeit des Kreditwerbers abgestellt

Hinzu bekommen sie auch ein­Euro-

es für Verbraucher wesentlich schwie-

wird, ist weder der Wert des belasteten

päisches Standard I­nformationsblatt

riger, an eine Immobilienfinanzierung

Grundstücks noch der Wert der Immo-

(ESIS) ausgehändigt, ­ dieses enthält

heranzukommen. Allein das H ­ ­IKrG

bilie entscheidend. Auf gut Deutsch,

alle Informationen hinsichtlich des

wird nur auf Kreditverträge, die ab dem

Kreditnehmer

Kredits, insbesondere über die Kondi-

21. 3. 2016 neu abgeschlossen wurden,

­genauer nachweisen, dass sie sich den

müssen

62

jetzt

noch

tionen sowie die Kosten.


BRANCHEN

TICKER Daniel Riedl (Buwog AG), Sandra Bauernfeind (EHL Immobilien), Peter Czapek (BA Real Invest) und Michael Ehlmaier (EHL Immobilien) in Schönbrunn.

Wenn man schon seit 25 Jahren am heimischen Immobilienmarkt tätig ist, dann gehört das freilich ordentlich gefeiert. Das dachte sich auch EHL Immobilien: Aus gegebenen Anlass lud man am 2. Juni in die Schönbrunner Orangerie. Der Einladung zum Sommerfest folgten insgesamt rund 800 Gäste aus Wirtschaft,

© HERBERT LEHMANN / PICTUREDESK

Kunst und Kultur sowie Mitbewerber aus der heimischen Immobilienszene.

Das Verkaufskarussell dreht sich kräftig

Remax war auch 2015 die klare Nr. 1 unter Maklern in Österreich +++ Hamburg wird dritter Developmentstandort für die Buwog +++ Conwert stärkt mit Akquisition deutsches Kernportfolio im Wohnbereich +++ Immofinanz steigerte Vermietungsgrad des Büroportfolios auf 82 Prozent +++ Laut CBRE wird Österreich attraktiv für internationale Einzelhandelsmarken

WOHNEN WIRD TEURER STUDIE. Die Erste Bank Österreich

Der erste Schachzug wurde bereits An-

lerdings „im Namen koreanischer Se-

fang Mai getätigt: Der DC Tower 2 wird

parate-Account-Kunden“, wie es in ei-

nicht von der Wiener Entwicklungsge-

ner Aussendung heißt. Der zu 94 Prozent

sellschaft für den Donauraum (WED) ge-

vermietete Büroturm auf der Donau-

Mietpreise den Österreichern zu

baut, die auch den DC Tower 1 errichtete.

platte hat zahlreiche prominente Mie-

schaffen machen. Genauer gesagt

Stattdessen hat die WED, die zu 100 Pro-

ter, etwa auch die US-Botschaft, Oracle

zent der UniCredit Bank Austria AG ge-

und Borealis. Auch hier wurde der Kauf-

hört, das Grundstück an den deutschen

preis nicht bekanntgegeben, Marktbe-

offenen

Hausinvest

obachter rechnen aber mit mindestens

gen Erwachsenen sind es immer-

der Commerz Real verkauft. Sie über-

230 Millionen Euro. Zu guter Letzt wur-

hin noch 23 Prozent. Jeder dritte

nimmt damit die Projektentwicklung.

de Anfang Juni bekannt, dass das De-

Österreicher wohnt dabei mit der

Über den Kaufpreis wurde Stillschwei-

sign Tower am Donaukanal in Wien-Le-

gen vereinbart. Für den DC Tower 1 sucht

opoldstadt zum Verkauf steht. Die Uni-

die WED weiterhin einen Käufer. Er wur-

qa Insurance Group AG hat als Turmher-

allein. Daher scheint es auch nicht

de Anfang 2014 eröffnet und ist inklusi-

rin bereits im Februar den Immobilien-

verwunderlich, dass vermehrt diese

ve Antenne mit seinen 250 Metern das

dienstleister JLL beauftragt, den Verkauf

Altersgruppe einen baldigen Umzug

höchste Gebäude Österreichs. Kurz da-

zu prüfen. Die Erlöserwartung liegt bei

nach wurde Mitte Mai bekannt, dass die

mehr als 100 Millionen Euro. Das Gebäu-

Signa-Gruppe den Wiener IZD Tower an

de wurde Ende 2010 eröffnet, die Netto-

CBRE Global Investors verkauft hat, al-

baukosten betrugen 140 Millionen Euro.

Immobilienfonds

63

und die S Bausparkasse zeigen in einer aktuellen Studie auf, dass die steigenden Immobilen- und

können sich mehr als 50 Prozent der Studierenden kein eigenes Zuhause leisten - das sind über die Hälfte mehr als 2010, bei den jun-

Familie unter einem Dach, etwas mehr, nämlich 35 Prozent, nur mit dem Partner, und 21 Prozent leben

plant: 77 Prozent der Studierenden möchte in den nächsten fünf Jahren umziehen, bei den jungen Erwachsenen sind es immerhin noch 52 Prozent.


BRANCHEN

BERATER

KOLUMNE

PETER BARTOS Partner und Geschäftsführer BDO Austria

DAS ENDE DES DRITTEN MARKTES Die EU-Marktmissbrauchsverordnung wird ab Anfang Juli ­einschneidende Änderungen auch

AUFSICHT HAT AUFHOLPOTENZIAL

für am nichtgeregelten Markt notierende Unternehmen und deren Vorstände bringen. Bereits bisher galt für diese Unternehmen das Verbot des Insiderhandels und der Weitergabe

Österreichs Aufsichtsräte legen zu wenig

der Aufsichtsräte aus. Das Senken der

von Insiderinformationen sowie

Wert auf Innovation, Cyber Security und

Kosten und operative Aufgaben domi-

der Marktmanipulation.

Diversität, wie die jüngste Deloitte EMEA

nieren daher, und Zukunftsthemen spie-

Zukünftig sind aber auch die

360° Boardroom Survey aufzeigt. Im Rah-

len im Vergleich dazu eine untergeord-

men der Studie wurden 271 Aufsichtsrä-

nete Rolle“, erklärt Bernhard Gröhs, Ma-

te aus 20 Ländern des EMEA-Raumes, in

naging Partner von Deloitte Österreich.

(Director’s Dealings) sowie die

Europa, im Nahen Osten und in Südaf-

EMEA-weit zeigt sich hingegen ein klares

Ad-hoc-Meldepflicht für Insider-

rika, befragt. Als wesentliches Ergebnis

Bekenntnis der Aufsichtsräte zu Innova-

informationen zu beachten.

beurteilen Aufsichtsräte im EMEA-Raum

tion. Bei 60 Prozent der Befragten hat In-

Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

novation einen teilweise sehr wichtigen

kurz- bis mittelfristig optimistischer als

Stellenwert im Aufsichtsrat ihrer Orga-

damit herumschlagen müssen,

in der Vergangenheit. Frühere Sorgen

nisation. In Österreich stimmen hier nur

ob und wann eine Information

bezüglich Kostensenkungen und Kapi-

48 Prozent überein, in Deutschland sind

geeignet ist, den Aktienkurs

talmanagement haben nachgelassen. In

es mit 81 Prozent fast doppelt so viele.

Österreich liegt allerdings aufgrund der

„Das Deloitte-Radar hat es deutlich ge-

Meldepflichten für Transak­ tionen von Führungspersonen und diesen nahestehende Personen

Somit werden sich auch die Vorstände von am dritten Markt gelisteten Unternehmen bald

erheblich zu beeinflussen, Diskussionen mit der Finanz-

wirtschaftlichen Situation erhöhtes Au-

zeigt – die Innovation ist ein Motor zur

Und erfahrungsgemäß wird

genmerk der Aufsichtsräte auf Kosten-

Trendumkehr in Österreich. Daher müs-

auch der eine oder andere

senkung und operativem Management.

sen sich auch Aufsichtsräte verstärkt auf

Strafbescheid wohl nicht allzu

„Das schwache Wachstum in Österreich

Innovationsthemen

lange auf sich warten lassen.

wirkt sich auf den strategischen Fokus

fokussieren“, so Gröhs.

marktaufsicht inklusive.

Alles in allem wird der Wiener

im

Unternehmen

Börse mit den neuen Regelungen leider ein Bärendienst erwiesen. Einige Unternehmen haben bereits ihren Rückzug vom dritten Markt angetreten, und weitere werden

KARRIERE

wohl folgen. Damit werden die neuen Regelungen zwar theoretisch den Schutz der Aktionäre im nichtgeregelten Markt verbessern; allerdings wird davon leider prak-

Michael Zettel

Thomas Klikovics

folgt Klaus Malle als neuer Country Managing Director von Accenture Österreich. Zettel startete seine Karriere bei Accenture vor mehr als 15 Jahren und baute den Bereich Health & Public Services auf.

wurde bei der LBG Österreich im April 2016 in die Geschäftsführung berufen. Der studierte Betriebswirt ist seit mittlerweile elf Jahren im Unternehmen tätig.

tisch niemand mehr etwas haben, weil es am dritten Markt nämlich kaum mehr gelistete Unternehmen geben wird! p.bartos@derboersianer.com

64


BRANCHEN

TICKER

Weibliche Führungskräfte im Nachteil Topunternehmen weltweit unterschätzen

sity Survey der Prüfungs- und Beratungs-

weiterhin das Problem des immer noch

organisation EY. Gleichzeitig hält der Wo-

geringen Frauenanteils in Chefetagen, ist

men-in-Work-Index von PWC Folgendes

man bei Ernst & Young (EY) überzeugt:

fest: Immer noch verdienen Frauen in Ös-

Denn die deutliche Mehrheit von 69 Pro-

terreich um 23 Prozent weniger als Män-

zent der Branchenführer ist trotz der ge-

ner, nur 65 Prozent arbeiten Vollzeit. Die

ringen Fortschritte überzeugt, dass sie in

Arbeitslosenquote unter Frauen beträgt

den kommenden 25 Jahren ein ausgewo-

hierzulande fünf Prozent. Zum Vergleich:

genes Verhältnis zwischen Männern und

In Schweden sind 82 Prozent der Frauen in

Frauen in ihren obersten Führungsgremi-

Vollzeitjobs beschäftigt, der Lohnunter-

en erreichen werden. Damit unterscheidet

schied liegt bei 15 Prozent. Österreich ver-

sich die Einschätzung der Führungskräfte

liert im Vergleich zum Women-in-Work-

stark von der Prognose des World Econo-

Index aus dem Jahr 2000 sieben Plätze und

mic Forum. Diese geht von 117 Jahren bis

landet auf Rang 21 von 33 OECD-Ländern.

zum Erreichen von Geschlechterparität

„Unternehmen müssen durch faire Ge-

in der gesamten Arbeitnehmerschaft aus.

halts- und Beförderungsentscheidungen

Deutlich weniger optimistisch sind die

sicherstellen, dass alle Mitarbeiterinnen

Führungskräfte bei der Einschätzung der

und Mitarbeiter gerecht entlohnt werden.

kurzfristigen Veränderungen: Lediglich

Darüber hinaus sollten sie die Karriere-

13 Prozent erwarten einen deutlichen An-

entwicklung von weiblichen Mitarbeitern

stieg des Frauenanteils auf Führungsebene

fördern, um für die Zukunft einen Pool an

in den kommenden fünf Jahren. Das sind

weiblichen Führungskräften aufzubauen“,

die Ergebnisse des aktuellen Global Diver-

so Olivia Stiedl von PWC Österreich.

Laut AT Kearney gibt es weniger ausländische Direktinvestitionen in Österreich +++ BDO berät Volksbanken beim Verkauf der Start Bausparkassen und Immo-Bank +++ KPMG zufolge sind Österreichs Unternehmen unzureichend auf Cyberattacken vorbereitet +++ Unternehmen setzen laut EY auf Fusionen und Übernahmen +++ Sechs Prozent mehr Millionäre in Österreich als im Vorjahr, sagt Capgemini +++ PWC verweist auf Profitabilitätslücke bei europäischen Banken

Mächtige Fintechs ONLINE ZUM RICHTIGEN BERATER

Fintechs verzeichnen bedeutende Fort-

ihre Bank (30 Prozent) weiterem­pfehlen.

STUDIE. Das Klaiton-Trend-Radar

schritte in der Kundenwahrnehmung.

Damit nicht genug. Auch bei KPMG hat

2016 über Strategien und Zufrie-

Dennoch muss ein Großteil der Banken

man sich diesem Thema gewidmet: Dem-

denheit in heimischen Unterneh-

zugeben, auf die steigende Bedrohung

nach starten Fintechs erfolgreich in das

men zeigt, dass immer mehr Orga-

durch sie nicht ausreichend vorbereitet

Jahr 2016. Bereits im ersten Quartal wur-

zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt der

den weltweit insgesamt 5,7 Milliarden US-

World Banking Report (WRBR) von Cap­

Dollar in private Fintechunternehmen in-

gemini und Efma. Die Studie stellte fest,

vestiert. Das ist das Ergebnis der aktuel-

tern und mehr als 83 Prozent mit

dass weltweit mittlerweile fast zwei Drittel

len KPMG-Studie „The Pulse of Fintech“.

deren Output zufrieden. Diese sind

aller Bankkunden Fintechprodukte oder

Nach einem starken Finanzierungsrück-

-dienstleistungen

Gleichzeitig

gang Ende des vergangenen Jahres scheint

sind Kunden aber eher dazu bereit, Freun-

sich der Investitionstrend nun wieder zu-

den und Familien ihren Fintechanbieter (55

gunsten der Fintechs zu drehen. „Immer

Schweiz befragt wurden. Unter-

Prozent) zu empfehlen als ihre Bank. Hier-

mehr junge Unternehmen erfinden inno-

nehmen nehmen externe Beratung

zulande nutzen dabei etwas mehr als die

vative Technologien für den Zahlungsver-

Hälfte der Kunden, genauer gesagt 54 Pro-

kehr und machen damit den altbewährten

zent, Fintechprodukte. Auch hier würden

Finanzdienstleistern Konkurrenz“, erklärt

51 Prozent öfter ihren Fintechanbieter als

Michael Petritz, KPMG-Tax-Partner.

nutzen.

65

nisationen über Onlineplattformen nach Unternehmensberatern suchen. Insgesamt sind 90 Prozent der Unternehmen mit ihren Bera-

nur zwei der zentralen Ergebnisse des Klaiton-Trend-Radars, bei dem mehr als 100 Unternehmen aus Österreich, Deutschland und der

durchschnittlich 2,5-mal jährlich in Anspruch. Zudem bezeichneten 94 Prozent die Suche nach einer passenden Unternehmensberatung als schwierig.


BRANCHEN

RECHT

KOLUMNE

ALBERT BIRKNER Managing Partner CHSH

FMA GEGEN VERBUND ERFOLGREICH In der Causa des angeblichen Verstoßes

ßen zu haben und zwischenzeitlich vom

gegen die Ad-hoc-Meldepflicht des Ver-

BVwG eine Strafaufhebung erwirkt. Die-

bund-AG-Vorstands kam die Finanz-

ses entschied damals zugunsten Anzen-

marktaufsicht (FMA) mit ihrer Revision

grubers und seinen Kollegen und hob die

beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH)

Verwaltungsstrafen auf. Die FMA befass-

mit seiner Entscheidung vom 20. April

te danach den VwGH, der feststellte, dass

2016 durch. Das bestätigte eine Verbund-

es sich bei einem MoU grundsätzlich nur

Sprecherin gegenüber der „Presse“. Das

um einen „Zwischenschritt“ in einem

für den Rückzug eines Unterneh-

Bundesverwaltungsgericht (BVwG) muss

länger andauernden Prozess handle. Im

mens von der Börse neu geregelt.

nun nochmals und abschließend klären,

konkreten Fall wären die Informationen

Ein Widerruf der Zulassung auf

ob der Verbund ein Memorandum of Un-

aber spezifisch genug gewesen, um mög-

derstanding (MoU) mit dem deutschen

liche Auswirkungen auf den Verbund-

Energiekonzern E.ON AG melden hät-

Aktienkurs abzuschätzen. Das Fazit des

WpÜG oder die fortbestehende

te müssen. Bereits 2014 hatte die FMA

VwGH: Er trug dem BVwG auf, in einem

Zulassung der Wertpapiere am

Strafen gegen den Vorstandsvorsitzen-

fortgesetzten Verfahren abschließend zu

regulierten Markt einer anderen

den Wolfgang Anzengruber und drei Vor-

klären, ob es sich bei dem Abschluss des

standskollegen in der Höhe von 40.000

MoU um eine meldepflichtige Insiderin-

DELISTING IN DEUTSCHLAND – EIN MODELL FÜR ÖSTERREICH? Der deutsche Gesetzgeber hat im Zuge der Umsetzung der neuen europäischen Transparenzrichtlinie auch die Voraussetzungen

Antrag eines Emittenten erfordert nunmehr zwingend ein öffentliches Abfindungsangebot nach dem

Börse. Die neue Regelung des § 39 dt. BörsenG gilt auch für ausländi-

Euro ausgesprochen. Anzengruber und

formation handelte. Wäre dies der Fall,

regulierten Markt in Deutschland

seine Kollegen hatten stets bestritten,

dann hätte der Verbund seiner Ad-hoc-

notieren. Hervorzuheben ist,

gegen die Ad-hoc-Meldepflicht versto-

Meldepflicht nachkommen müssen.

sche Gesellschaften, die an einem

dass die Gegenleistung in einer Geldleistung in Euro bestehen und einem Mindestpreis, nämlich dem inländischen Durchschnittskurs der letzten sechs Monate vor Veröffentlichung, entsprechen muss.

CHSH: Flughafen und Immofinanz im Fokus

Die neue Regelung stellt eine Korrektur der Frosta-Rechtsprechung

Das M&A-Team von Cerha Hempel Spie-

Malta-Aktie zuzüglich der Anpassungen

gelfeld Hlawati (CHSH) hat die Flughafen

des Nettoumlaufvermögens entspricht.

Wien AG beim Erwerb der indirekten Be-

Zudem hat CHSH die Immofinanz AG beim

aus Sicht der Anlegerschützer zum

teiligung von SNC-Lavalin Group Inc. an

Erwerb des 26-prozentigen Anteils der

Nachteil der Aktionäre veränderte.

der Malta International Airport Flugha-

O1-Gruppe an der CA Immobilien Anlagen

Angeblich wird auch in Österreich

fen Malta beraten. Das Closing der länder­

AG unter anderem bezüglich der Fusions-

übergreifenden Transaktion fand am 30.

kontrolle und der Refinanzierung beraten.

März 2016 statt. Das Transaktionsvolumen

Der Kaufpreis betrug 23,50 Euro pro Aktie.

beträgt rund 64 Millionen Euro, was einem

Das gesamte Transaktionsvolumen beläuft

Kaufpreis von drei Euro pro Flughafen-

sich auf rund 604 Millionen Euro.

dar, in welcher der Bundesgerichtshof im Jahr 2013 seine langjährige Delisting-Judikatur

an einer solchen Lösung gearbeitet - rechtlich sicher, aber zum Wohl des Finanzplatzes? a.birkner@derboersianer.com

66


BRANCHEN

TICKER Gert Rücker (Geschäftsführender ­Gesellschafter JMB Fashion Team), ­Günther Apfalter (Präsident Magna Europe & Magna Steyr), Georg Kapsch (Präsident der Industriellenvereinigung), Johann ­Marihart (Vorstandsvorsitzender AgranaBeteiligungs-AG) und Binder-GrösswangManaging-Partner Michael Kutschera.

Am 12. Mai 2016 lud die Wirtschaftskanzlei Binder Grösswang im Rahmen der halbjährlichen Talkreihe Binder Grösswang Impulse zum Diskussionsabend unter dem Thema „TTIP – Ein Freihandelsabkommen wie alle anderen?“. Dabei unterstrichen gleich mehrere heimische Vorstandschefs die Vorteile dieses Abkommens mit Europas zweitwichtigstem Handelspartner, den USA, in den Räumlichkeiten in der Wiener Innenstadt.

AUA: Streit um Squeeze-out beendet Der Streit um das Squeeze-out der Aus­

gebot nachgebessert hat. Sie zahlt den

trian Airlines (AUA) ist nach einem jah-

ehemaligen AUA-Aktionären nun 3,30

relangem Gerichtsstreit beendet. Die

Euro inklusive Zinsen pro Aktie nach und

Lufthansa AG bot bei der Übernahme der

übernimmt auch noch die Prozesskosten.

AUA im März 2009 allen Aktionären 4,49

Das Geld sei bereits im Juni an die Be-

Euro je Aktie. Der verbleibende Streube-

troffenen geflossen. Die Verhandlungen

sitz musste sich mit 0,50 Euro zufrieden-

standen in den vergangenen Jahren im-

geben. Dieser ging jedoch zu Gericht. Nun

mer wieder kurz vor dem Scheitern, galt

wurde endlich, nach jahrelangem Streit,

es doch, eine Vielzahl diverser Interes-

mit den Restaktionären ein Vergleich er-

sen, 46 Antragssteller, ein Dutzend An-

zielt, bei dem die Lufthansa AG ihr An-

wälte, unter einen Hut zu bringen.

Taylor Wessing berät Walstead beim Erwerb von Leykam Let‘s Print +++ Freisprüche für die beiden ehemaligen UBM-Vorstände in Causa Meischberger +++ VKI gewinnt gegen Hypo Steiermark bei geschlossenen Fonds von MPC +++ Weber & Co. und White & Case beraten Wienwert bei Anleiheemissionsprogramm +++ Taylor Wessing startet Zusammenarbeit mit saudi-arabischer Sozietät

ÜBERNAHMEKARUSSELL DREHT SICH WEITER

Bank Austria: Untersuchung der US-Behörden

STUDIE. Laut dem Global-CapitalConfidence-Barometer vom Unternehmensberater Ernst & Young (EY) setzen Unternehmen weiterhin auf Fusionen und Übernahmen, trotz schwindenden Vertrauens in die Weltkonjunktur. Weltweit will

Die Vorwürfe reichen inzwischen zwei

genau die Hälfte der Unternehmen

Jahre zurück. Laut dem Wirtschaftsmaga-

in den kommenden zwölf Monaten

zin „Trend“ sollen US-Behörden seit 2014

Zukäufe tätigen. Das bedeutet

dem Verdacht der Verletzung von Wirt-

zwar einen leichten Rückgang im

schaftssanktionen nachgehen. Angeblich

mit den Behörden auf eine Zahlung von

Vergleich zu den Rekordwerten aus

handle es sich um Geschäfte von Bank-

258 Millionen US-Dollar. Ein Sprecher der

dem vergangenen Herbst, als 59

Aus­tria-Kunden im Iran. Den Stein brach-

Uni­Credit Bank Austria AG verwies in dem

te übrigens die ehemalige deutsche Bank-

Bericht auf einen Passus im Geschäftsbe-

Austria-Mutter HVB ins Rollen, die seit

richt, der das Ausmaß und die Dauer der

2012 mit den US-Behörden zu tun hat. Al-

Ermittlungen und eines möglichen Scha-

schaftliche Entwicklung weltweit

lein diese sind bei Sanktionsverletzungen

dens für die Bank aber nicht benannte.

eher moderat sei, konzentrierten

nicht zimperlich: Die französische BNP

Eine Milliarden-Euro-Strafe würde das

Paribas musste deswegen vor einigen Jah-

Institut aber wohl nur schwer verkraften.

ren 8,9 Milliarden US-Dollar Strafe zah-

Rückstellungen wurden laut Bank Austria

len, die Deutsche Bank einigte sich jüngst

nicht gebildet.

Prozent der Unternehmen zukaufen wollten, markiert aber immer noch den dritthöchsten Wert der vergangenen fünf Jahre. Da die wirt-

sich jetzt viele Unternehmen darauf, ihr Portfolio neu zu ordnen und sich für die Zukunft aufzustellen. Dadurch bleibe das Umfeld für Fusionen und Übernahmen positiv.

67


BRANCHEN

KOMMUNIKATION

GRUNER+JAHR TRENNT SICH VON ÖSTERREICH So rasch hatte wohl niemand mit ­ dem

und die Fellner-Brüder besitzen über eine

Knalleffekt

Donaukanal

reine Finanzbeteiligung 18,7 Prozent der

­gerechnet. Vor wenigen Wochen gab News-

Anteile. Die Verlagsgruppe News selbst

Geschäftsführer Horst Pirker überraschend

setzte 2014 und 2015 jeweils knapp 89 Mil-

bekannt, von der Bertelsmann-Tochter

lionen um. Zusammen mit Töchtern und

Gruner+Jahr die Mehrheit an der Verlags-

Schwesterunternehmen dürfte man ins-

gruppe News (VGN) zu übernehmen. Al-

gesamt gut 100 Millionen umsetzen, wie

lein der deutsche Medienkonzern hielt 56

„der Standard“ nachgerechnet hat. Da-

Prozent am größten österreichischen Ma-

bei wird auch auf die mehr als 15 Millionen

gazinverlag, zu dem „News“, „Trend“ oder

Euro an Gesellschafterzuschuss verwiesen,

THEMENPLANUNG VIA NEWSROOM

„Profil“ gehören. Über den Kaufpreis wur-

den die nunmehr Exmehrheitseigentümer

Vom Mitarbeiter bis zur Finanz-

de Stillschweigen vereinbart. An den An-

gewährten. Spätestens 2017 will Pirker die

community - die Zunahme an

teilen anderer Gesellschafter ä ­ndert sich

News-Gruppe wieder in die Gewinnzone

digitalen Verbreitungsformen

vorerst nichts. Die „Kurier“-Mediengrup-

bringen. An „News“ hält Pirker fest, eine

pe hält insgesamt 25,3 Prozent an der VGN,

Einstellung ist nicht geplant.

KOLUMNE

PETER FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG

stellt die Kommunikationsbranche in der Aufbereitung von Inhalten

am

Wiener

vor laufend neue Möglichkeiten. Immer mehr Unternehmen orientieren ihre Kommunikationsarbeit daher am Organisationsmodell

Neue Kommunikatoren

von Zeitungsredaktionen – dem sogenannten Newsroom. Im Zentrum des Konzepts stehen die konzernalen Themen, die über

Die Kommunikationsagentur Gaisberg

verschiedene Kanäle koordiniert

Consulting verstärkt die Führung: Grün-

und veröffentlicht werden. Dieser

der Alfred Autischer legt die Geschäfts-

crossmediale Ansatz zielt darauf

führung zurück. Nun steigt Christiane

ab, Zielgruppen mit den richtigen Botschaften auf den richtigen Plattformen zu erreichen – vom Mitarbeiter über den Kunden bis hin zum Finanzinvestor. Auch die Konzernkommunikation der Voestalpine AG hat ihre Aktivitäten auf Basis eines eigenen Newsrooms

Media-Etat der Erste Group und Sparkassen wird neu ausgeschrieben Die Erste Group Bank AG schreibt ihren

und strategische Themenplanung

jährlichen Medienetat von 40 Millionen

spiegelt sich insbesondere in der

Euro für die CEE-Region gemeinsam mit

Umsetzung eigener Kommunikati-

den Sparkassen für Österreich neu aus.

sich auf internen und externen Kanälen der Voestalpine derzeit

Die letzte Ausschreibung fand 2009 statt. „Der Mediaeinsatz stellt ein signifikantes

alles um die Wachstumsbranche

Investment für unsere Gruppe dar. Des-

„Mobilität“, die 48 Prozent zum

halb haben wir uns entschieden, unsere

Konzernumsatz beiträgt. Unter

Mediaplanung sowie den Mediaeinkauf in

Zusammenschluss der Kommunikationsaktivitäten erfolgt die Aufbereitung des Themas in Form

der gesamten CEE-Region und Österreich neu auszuschreiben“, so der Leiter Group

von Videos, Infografiken und Blog-

Brands Communication. Der Auswahlpro-

beiträgen. Gerade der Finanzcom-

zess startete im April, um ein regional tä-

munity kann so abseits von Zahlen

tiges Agenturnetzwerk vom 1. Jänner 2017

ein umfangreiches Verständnis für das wichtigste Marktsegment des Unternehmens vermittelt werden. p.felsbach@derboersianer.com

ten Geschäftsführerin auf. Seit März ist Mirjam Ernst als Head of Marketing & Communications bei Deloitte Österreich. Zuvor war Ernst in der VolksbankGruppe als Head of Corporate Marketing

neu ausgerichtet. Die koordinierte

onsschwerpunkte wider. So dreht

Berghold neben Sandra Luger zur zwei-

an ausgewählt zu haben. Die Ausschreibung wird von der Erste Group in Österreich gesteuert und von der unabhängigen Beratungsagentur Media Sense begleitet.

68

und Eventmanagement tätig.

TICKER

Neue Aktienforum-Website +++ N24 Austria setzt auf Goldbach Media Austria als Vermarkter +++ OeNB fördert mit Geldquiz auf Ö3 die Finanzbildung


RANKING

besten Fondsmanager in Österreich

D

as Ziel eines Fondsmanagers ist es, für die langfristige positive Wertentwicklung eines oder mehrerer Fonds zu sorgen und seine Benchmarks zu schlagen. In diesem Jahr eine

besondere Herausforderung, war doch der Start in das Börsenjahr historisch schlecht. Die Zeiten, in denen einige wenige Stars am FondsmanagerHimmel brillierten, sind längst vorbei. Funkeln sollen nur noch die Augen der Kunden und die des Unternehmens. Hinzu kommen ständig wachsende Vorschriften von Regulatoren, die eine der größten Herausforderungen für die Branche darstellen. Anleger kennen sich vor lauter Risikohinweisen kaum noch aus und sind oftmals abgeschreckt. Dennoch zahlt es sich in einem kleinen Markt wie Österreich aus, zu seiner Meinung und seiner Anlagestrategie zu stehen. Können und Gespür sind noch immer wichtige Parameter, wenn es darum geht, als Profi am Markt zu punkten. DerBörsianer hat nach 2014 zum zweiten Mal herausgefunden, welche Fondsmanager das richtige Anlagenäschen haben. Im goldenen Ranking konnten sich die besten Fondsmanager in Österreich mittels eines einstufigen Peergroup-Scorings gegenseitig bewerten. Dabei waren mehr als 50 Manager aus 21 heimischen Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) nominiert. Auf das Ergebnis hatte DerBörsianer keinen Einfluss.

69

MÄRKTE


MÄRKTE

1. PLATZ 2. PLATZ

3. PLATZ

Horst Simbürger

Alois Wögerbauer

Wolfgang Matejka

UNION INVESTMENT

3 BANKEN GENERALI

MATEJKA & PARTNER

AUSTRIA

INVESTMENT

ASSET MANAGEMENT

Topplatzierungen Ungewöhnlich viel hat sich unter den Top 5 der besten heimischen Fondsmanager getan. Mit deutlichem Abstand wurde der Fondsprofi der 3 Banken Generali Investment, Alois Wögerbauer, auf den ersten Platz gewählt (1. Platz / 65,00 Punkte). Musste er sich 2014 noch mit der Bronzemedaille zufriedengeben, hat er seit damals seine Kollegen sichtlich von sich überzeugt. Dennoch lautet sein persönliches Erfolgsrezept, eine Fondsgesellschaft in der „Wir“-Form zu führen. Einen der höchsten Aufsteiger katapultierte das Voting auf den zweiten Platz. Horst Simbürger (2. Platz / 47,27 Punkte) von Union Investment Austria sprang um sieben Plätze nach oben. Knapp dahinter darf sich ein alter Hase der Fondsbranche über den dritten Platz freuen. Wolfgang Matejka (3. Platz / 44,35 Punkte) von Matejka & Partner Asset Management rutschte vom ersten auf den dritten Platz ab und komplettiert das Podest. Vom 13. Platz in die Top 5 hat es Anton Hauser (4. Platz / 40,00 Punkte) von der Erste Sparinvest KAG geschafft. Falls sich der eine oder andere aufmerksame Leser wundert, wo Friedrich Erhart, der damals noch für Pioneer Investment Austria ins Rennen ging und den zweiten Platz erhielt, geblieben ist: Er ist unter die Kunstfotografen gegangen und hat dem Kapitalmarkt den Rücken zugekehrt.

DIE AUFSTEIGER PLATZ

2014

NAME

UNTERNEHMEN

15.

(34.)

Zauner Roland

Kepler-Fonds KAG

4.

(13.)

Hauser Anton

Erste Sparinvest KAG

16.

(24.)

Tinti Gabriela

Erste Sparinvest KAG

2.

(9.)

Simbürger Horst

Union Investment Austria

30.

(36.)

Stangelberger Christoph

Allianz Invest KAG

70


MÄRKTE

PLATZ

2014

PUNKTE

NAME

UNTERNEHMEN

1.

(3.)

65,00

TREND

Wögerbauer Alois

3 Banken Generali Investment

2.

(9.)

47,27

Simbürger Horst

Union Investment Austria

3.

(1.)

44,35

Matejka Wolfgang

Matejka & Partner Asset Management

4.

(13.)

40,00

Hauser Anton

Erste Sparinvest KAG

5.

(6.)

38,26

Strasser Margarete

Pioneer Investments Austria

6.

(4.)

37,83

Millendorfer Angelika

Raiffeisen KAG

7.

(8.)

36,36

Baumann Ulrich

Union Investment Austria

8.

(12.)

34,54*

Odehnal Thomas

Union Investment Austria

9.

(7.)

34,54*

Cova Silvia

Amundi Austria

10.

(-)

33,33

Besser Harald

Kathrein Privatbank AG

11.

(11.)

32,73

Sikora Robert

Allianz Invest KAG

12.

(10.)

31,82

Willert Leo

C-Quadrat KAG

13.

(15.)

31,30

Perus Herbert

Raiffeisen KAG

14.

(21.)

30,91*

Zeitlhofer Reinhold

Kepler-Fonds KAG

15.

(34.)

30,91*

Zauner Roland

Kepler-Fonds KAG

16.

(24.)

30,83

Tinti Gabriela

Erste Sparinvest KAG

17.

(20.)

30,43

Steinberger Volker

Pioneer Investments Austria

18.

(18.)

30,42

Kober Harald

Erste Sparinvest KAG

19.

(16.)

30,00

Kukacka Michael

Ringturm KAG

20.

(-)

29,55

Sibrawa Manfred

Amundi Austria

**

21.

(-)

28,75

Breuss Arthur

Julius Meinl Investment

22.

(22.)

28,26

Hinterhofer Martin

Raiffeisen KAG

23.

(28.)

27,92

Ladreiter Peter

Security KAG

24.

(19.)

27,73

Kamleitner Marina

Kepler-Fonds KAG

25.

(18.)

27,50

Kober Alfred

Security KAG

26.

(23.)

26,36*

Neuhold Thomas

Gutmann KAG

27.

(-)

26,36*

Buchner Martin

Amundi Austria

28.

(29.)

26,36

Schardax Franz

Spängler Iqam Invest

29.

(30.)

25,91*

Leithenmüller Werner

3 Banken Generali Investment

30.

(36.)

25,91*

Stangelberger Christoph

Allianz Invest KAG

*

31.

(-)

24,29

Mayer Florian

Kathrein Privatbank AG

32.

(31.)

24,09

Lindorfer-Kubu Isolde

Spängler Iqam Invest

33.

(-)

23,75

Ulbing Birgit

Valartis Asset Management KAG

34.

(25.)

23,64

Palmetshofer Andreas

3 Banken Generali Investment

35.

(-)

23,04

Klocker Stefan

Semper Constantia Privatbank KAG

36.

(-)

22,61

Löwenthal Stefan

Macquarie Investment Management Austria KAG

37.

(-)

22,38

Stadler Josef

Kathrein Privatbank AG

38.

(-)

22,17

Graninger Guido

Semper Constantia Privatbank KAG

39.

(40.)

21,82

Zeinitzer Matthias

Spängler Iqam Invest

40.

(-)

21,25

Karas Robert

Schoellerbank AG

41.

(26.)

20,91

Kuzmanoski Anton

Allianz Invest KAG

42.

(-)

20,83*

Düregger Felix

Schoellerbank AG

43.

(37.)

20,83

Winkler Stefan

Security KAG

44.

(49.)

20,43

Egger Thomas

Macquarie Investment Management Austria KAG

45.

(43.)

20,42

Manigand Michel

Tirolinvest KAG

46.

(-)

*

20,00

Dürnberger Gertraud

Schoellerbank AG

47.

(35.)

20,00*

Böger Andreas

C-Quadrat KAG

*

48.

(46.)

19,55

Eckart Christoph

C-Quadrat KAG

49.

(-)

19,13

Wurzer Jürgen

Macquarie Investment Management Austria KAG

50.

(48.)

17,92

Schmarl Herbert

Tirolinvest KAG *BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG, **NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN TÄTIG

71


MÄRKTE

Die Auf- und Absteiger Ein Fondsmanager darf besonders stolz sein. Roland Zauner von der Kepler Fonds KAG schaffte das schier Unmögliche. Er sprang vom 34. auf den 15. Platz und machte 19 Plätze gut. Auch zwei Fondsmanager der Erste Sparinvest AG gehören zu den Aufsteigern des Rankings. Anton Hauser (4. Platz / 40,00 Punkte) verbesserte sich wie schon erwähnt um neun Plätze. Aber auch seine Kollegin, Gabriela Tinti (16. Platz / 30,83 Punkte) machte acht Plätze gut. Die silberne Medaille erreichte Horst Simbürger (2. Platz / 47,27 Punkte), der von seinen Branchenkollegen um sieben Plätze nach oben gehievt wurde. Ein Fondsmanager der Allianz Invest KAG dürfte seine Branchenkollegin dieses Jahr nicht so recht überzeugt haben. Anton Kuzmanoski (41. Platz / 20,91 Punkte) fiel um 15 Plätze die Treppe der besten Fondsmanager hinunter. Auch Andreas Böger (47. Platz / 20 Punkte) von C-Quadrat KAG war 2014 besser platziert. Damals wurde er auf den 35. Platz gewählt. Aus den Top-20 geflogen ist Alfred Kober (25. Platz / 27,50 Punkte) von der Security KAG, er belegte im ersten Ranking noch den 18. Platz.

DIE ABSTEIGER PLATZ

2015

41.

(26.) Kuzmanoski Anton

NAME

UNTERNEHMEN

Allianz Invest KAG

47.

(35.) Böger Andreas

C-Quadrat KAG

34.

(25.) Palmetshofer Andreas 3 Banken Generali Investment

25.

(18.)

43.

(37.) Winkler Stefan

Kober Alfred

Security KAG Security KAG

Der höchste Neueinsteiger hat es dieses Mal auf Anhieb unter die Top-10 der besten heimischen Fondsmanager geschafft. Harald Besser (10. Platz / 33,33 Punkte) von der Kathrein Privatbank AG überzeugte seine Branchenkollegen. Auch Manfred Sibrawa (20. Platz / 29,55 Punkte) darf sich über seinen erfolgreichen Neueinstieg freuen. Der Grund für die insgesamt niedrigere Punkteanzahl der Fondsmanager im Vergleich zu anderen Personenrankings von DerBörsianer ist die geringe Vernetzung innerhalb der Branche. Wird diese verstärkt und vorangetrieben, könnten sich die Fondsmanager beim nächsten Ranking in neuen (Punkte-)Sphären bewegen.

INFO RANKING BEWERTUNGSKRITERIEN

Alle nominierten Kandidaten konnten sich gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

72


MARKTGEFLÜSTER

MÄRKTE

EINE MILLIARDE AUF KOSTEN DES FINANZPLATZES ­ERSPART

MARTIN KWAUKA JOURNALIST

Das neueste Angebot des Staates an die Heta-Gläubiger sieht eine ­Rückzahlung von rund 90 Prozent der Schulden vor. Bei einer Einigung

Martin Kwauka ist freier Wirtschaftsund Finanzjournalist. Im ­Auftrag von D ­ erBörsianer füllt er diese Seite ­regelmäßig mit ­seinen ­Gedanken.

würde sich Österreich etwa eine Milliarde Euro Rückzahlung sparen. Dafür ist aber das Vertrauen in den heimischen Finanzplatz dauerhaft angeschlagen. Die mageren zehn Prozent Ersparnis sind da bald verpufft.

Gläubiger haben ein Gedächtnis wie

gangsweise der südlichen Nachbarn so

ein Elefant. Wer ein einziges Mal sei-

empört, dass bestehende Kreditlinien

ne Schulden nicht wie vereinbart zu-

häufig auf null zurückgefahren wurden.

rückzahlt, muss lange warten, bis das

Es war jenseits der Vorstellungskraft der

kein frisches Geld, oder es sind zumin-

„Mündelsicherheit wurde vom Staat selbst ­infrage gestellt.“

dest hohe Zitterprämien in Form von zu-

MARTIN KWAUKA

rückgezahlt werden könnten. Schließlich

ursprüngliche Vertrauen wiederhergestellt ist. Bis dahin gibt es entweder gar

sätzlichen Zinsen fällig. Nach dem Motto

Deutschen, dass mündelsichere Anleihen, also Papiere der höchsten Bonität, im Fall des Falles nicht eins zu eins zuwar in Deutschland der Staat voll einge-

mitgehangen, mitgefangen kamen dabei

sprungen, als während der Finanzkrise

in der Causa Heta auch Unschuldige zum Handkuss. Zum Bei-

die Hypo Real Estate in Schieflage geraten war. Davon hatten

spiel alle Banken, deren Namen mit Hypo beginnt. So notier-

auch österreichische Banken und Versicherungen profitiert.

te eine unbesicherte fünfjährige Anleihe der Hypo Vorarlberg

Und da die österreichische Rechtslage bei Pfandbriefen und

noch Anfang 2015 mit einem Risikoaufschlag von rund einem

Landeshaftungen einst von Deutschland übernommen wurde,

halben Prozentpunkt gegenüber absolut sicheren Schuldnern.

vertraute man in Deutschland auf eine gleichartige Lösung.

Kurz nach der Bekanntgabe des Heta-Schulden-Moratoriums

Erst in den letzten Wochen kommen aus Deutschland wie-

im März 2015 hat sich dieser Aufschlag über Nacht auf über zwei

der Signale, dass Gläubiger wieder bereit sind, Geld an heimi-

Prozentpunkte vervierfacht. Hätte die Hypo Vorarlberg just zu

sche Häuser zu vergeben. Doch auch das nur mit einem ordent-

dieser Zeit eine neue Anleihe begeben müssen, wären über die

lichen Zinsaufschlag. Selbst wenn dieser nicht mehr andert-

gesamte Laufzeit 1,5 Prozentpunkte Zinsen pro Jahr an Zusatz-

halb Prozentpunkte wie im März 2015 beträgt, wird Österreich

aufwand entstanden. Und derartige Mehrkosten treffen nicht

noch viele Jahre für den angekratzten Ruf zahlen müssen. Rein

nur Hypos, sondern den gesamten österreichischen Banken-

ökonomisch ist der Heta-Schuldenschnitt im besten Fall ein

sektor. Solche Zusatzzinsen summieren sich rasch zu hohen

Nullsummenspiel. Es bleibt also nur das politische Argument,

Beträgen. In Normalzeiten haben sich österreichische Banken

dass der Großteil der Österreicher kein Verständnis hat, wenn

in einer Größenordnung von 20 Milliarden Euro am Anleihe-

„Zocker“, die die Hypo-Alpe-Adria-Anleihen günstig gekauft

markt refinanziert. Ein Prozentpunkt höhere Zinsen umgelegt

haben, auf Kosten der Steuerzahler zu 100 Prozent ausbezahlt

auf den Gesamtbestand treiben die Kosten also in einer Grö-

werden. Doch auch das ist fadenscheinig. Der Anteil echter Zo-

ßenordnung von 200 Millionen Euro in die Höhe. In fünf Jahren

cker unter den Heta-Schuldnern ist überschaubar. Ein großer

wäre also die Milliarde Ersparnis des Staates in einer volkswirt-

Teil lag bei Versicherungen und Fonds. Die Last des Schulden-

schaftlichen Gesamtschau eliminiert worden. Die Zeche zah-

schnitts trifft also in vielen Fällen Menschen, die Geld für ihre

len nicht nur Banken, sondern auch private Anleiheemittenten.

Altersvorsorge in vermeintlich sicheren Papieren zurückgelegt

Lange Zeit war es für Banken sogar praktisch unmöglich,

haben. Und fast noch schlimmer: Das ganze Konzept der Mün-

bei bisherigen Geschäftspartnern, primär deutschen Finanzin­

delsicherheit wurde ausgerechnet vom Staat selbst mit einem

stituten, neues Geld zu bekommen. Diese waren über die Vor-

Federstrich infrage gestellt. Ist das eine Milliarde Euro wert?

73


UNTERNEHMEN

Boom. Das weltweite Finanzierungsvolumen hat sich im ersten Quartal auf 4,9 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich fast verdoppelt.

DAS ­ FINTECHFIEBER 74


UNTERNEHMEN

Start-ups machen sich daran, das ­Geschäftsmodell von Banken zu ­revolutionieren. Auch Österreicher sind vorn dabei, doch die Branche hat noch große Hürden vor sich. TEXT LUKAS SUSTALA

Interesse. Beim jüngsten Pioneers-Festival in der Wiener Hofburg spielten Fintechs die Hauptrolle.

© FLORIAN KÜTTLER / WESTEND61 / PICTUREDESK

W

as haben der reichste Mann

ist damit ein augenscheinlicher Kont-

aber machen Fintechs freilich den Ban-

Asiens, Li Ka-Shing, Paypal-

rast zum klassischen Bankgeschäft.

ken Konkurrenz und könnten laut einer

Gründer Peter Thiel und der

Der

Euro-Stoxx-Bankaktienindex

Studie von Citigroup im traditionellen

Axel-Springer-Verlag gemeinsam? Sie

steht aktuell um knapp ein Drittel tie-

setzen alle auf ein Fintech mit österrei-

fer als noch vor einem Jahr. Doch die

chischen Wurzeln. Das Start-up Num-

Start-ups in der Finanzbranche kön-

Konfrontation oder Kooperation?

ber 26, das sich selbst auf die Fahnen

nen sich über einen immer stärkeren

Beim jüngsten Pioneers-Festival in Wien

schreibt, das Bankgeschäft zu revolutio-

Dealflow freuen. Nach aktuellen Zahlen

spielten die Fintechs die Hauptrolle –

nieren, hat im Juni in einer neuen Finan-

(Chart S. 77) von KPMG und CB Insights

wäre da nicht der medial beachtete Auf-

zierungsrunde 40 Millionen Euro einge-

hat sich das Finanzierungsvolumen im

tritt von Bundeskanzler Christian Kern

sammelt, darunter eben Geld der Hori-

ersten Quartal im Jahresvergleich auf

gewesen. Als „Pioneer of the Year“ wur-

zons Ventures von Hutchinson-Gründer

knapp 4,9 Milliarden US-Dollar für glo-

de mit Pleo ein dänisches Fintech ausge-

Li Ka-Shing. Zuvor hat bereits der Mil-

bale Fintech-Unternehmen nahezu ver-

zeichnet, das mit einer Bezahlkarte für

liardär Peter Thiel von der „Paypal-Ma-

doppelt. Doch bei Finanzierungsrunden

Mitarbeiter die Firmenrechnungen ver-

fia“ in das Start-up investiert, an dem

hätten Investoren deutlich mehr Zeit in

einfachen will. Die Erste Group Bank AG

der deutsche Axel-Springer-Verlag be-

Due Diligence gesteckt, betonen Grün-

(Erste Group) kündigte im Zuge des Fes-

teiligt ist und das von den Österreichern

der im Gespräch. Nach einer ersten Eu-

tivals eine Kooperation mit Predict R an.

Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf

phorie wird insbesondere bei größeren

Boris Marte, Leiter des Innovationshubs

gegründet wurde.

Finanzierungsrunden genauer geprüft,

bei der Erste Group, betont, dass die Ko-

ob die Wachstumshoffnungen berech-

operation zwischen Start-ups und eta-

tigt sind.

blierten Banken entscheidend ist. „Am

Wachstum in Schrumpfungsbranche

Banking 1,7 Millionen Jobs gefährden.

Während viele Banken sparen müssen,

Number 26 ist aber das sichtbarste

Anfang war die Ansage: Wir gehen auf

will Stalf die neue Finanzierung nützen,

Beispiel für einen Boom, der den Bereich

Konfrontation. Jetzt geht es um Koope-

um voll auf Wachstum zu setzen. Bisher

junger Fintech-Unternehmen erfasst

ration. Denn wie sonst sollen Start-ups

sei man ziemlich organisch gewachsen,

hat. Fintech steht für Finanztechnologie

an die Daten und den Vertrieb kommen,

sagt der Österreicher, jetzt wolle man

und kann daher alles erfassen, vom au-

um Experimente zu machen?“ Welchen

„aggressiver“ auf Werbung setzen. Die

tomatisierten Vermögensverwalter bis

Nutzen aber sieht Marte in der Koopera-

Euphorie von Investoren für Number 26

zum mobilen Zahlungssystem. Im Kern

tion mit Predict R? „Wir wollen auf Basis

75


UNTERNEHMEN

unseres Onlinebankings George mit ei-

bezahlten Job bei Goldman Sachs 2014

namik auslösen und Druck auf die Banken

ner offenen API andere, etwa Fintechs,

an den Nagel gehängt, um sich mit Kol-

machen“, ist er überzeugt. Er will aktu-

einladen, unseren Kunden Dienstleis-

legen selbstständig zu machen. Zusam-

ell ein Labor für Fintechs in Wien aufbau-

tungen anzubieten. Am Ende geht es um

men gründeten sie Scalable Capital. Das

en, um genau diese Hürden zu reduzieren.

‚Value through Information‘. Das ist ein

Unternehmen ist im international boo-

Für Pöschl ist dies aktuell in doppeltem

riesiges potenzielles Geschäftsfeld.“

menden Bereich des „Robo-Advising“

Sinne interessant. Denn der erfolgreiche

Wenn Kunden ihre Bankdienstleis-

angesiedelt. Vereinfacht gesagt wer-

Gründer hat im März selbst den Exit hin-

tungen viel stärker nach ihrem eige-

den Investitionsentscheidungen recht

gelegt, als Scalable Capital in einer Serie-

nen Nutzen auswählen und auf Service

stark standardisiert, Berater spielen kei-

A-Finanzierungsrunde sieben Millionen

und Komfort setzen, werden jene Ban-

ne Rolle. Das Ziel, so Pöschl, sei es, Spa-

Euro eingesammelt hat. Und so ist er auf

ken profitieren, die bereits heute mit

rern die Kontrolle über ihre Anlagen so

der Suche nach möglichen Investments.

Fintechs kooperieren und bereit sind für

bequem wie möglich zu geben, ohne sie

Genau auf Gründer wie Pöschl setzen

die Zahlungsverkehrsdirekte PSD 2. Mit

ständig mit Entscheidungen und Infor-

Politiker, wenn sie von einem „Ökosys-

dieser EU-Vorgabe könnten innovative

mationen zu überfordern.

tem“ für Start-ups sprechen. Erfolgreiche

Angebote rund um Zahlungsverkehrs-

„Convenience“ ist ein Wort, das der

Unternehmen sind später selbst Geburts-

daten viel effektiver aufgebaut werden.

Österreicher oft sagt, wenn man mit ihm

helfer für neue Unternehmen, ob nun mit

Nicht umsonst etwa ist laut einer Stu-

über

Finanzdienstleistungen

Kapital oder mit Know-how. Im Fintech-

die der Beratungsgesellschaft PWC der

spricht. Und „Talent“. Genau das gebe es

Bereich allerdings sind noch relativ weni-

Umgang mit Start-ups für Banken der

in Österreich nämlich zuhauf. Gute Ideen

ge solche Angels unterwegs, etwa Micha-

wichtigste Wettbewerbsfaktor für die Fi-

und ambitionierte Gründer. „Wenn nicht

el Altrichter, selbst Investor bei Wikifolio

nanzdienstleistungsbranche bis 2020.

die Themen Regulierung und Finanzie-

und Gründer von Paysafecard. Doch eine

„Langfristig erfolgreiche Banken müs-

rung wären, könnte man richtig viel Dy-

„Geldflut“ gibt es für den Fintech-Sek-

digitale

sen weg vom Pipeline-Denken hin zur Plattform“, ist Marte überzeugt. Bei der Pipeline steht im Vordergrund, eigene Produkte in die Distribution zu bekommen. Banken, die sich als Plattform verstehen, laden hingegen auch Unternehmen von außen ein, um Kunden mit besonders guten Produkten zu versorgen. Mittlerweile ist die Euphorie auch bei österreichischen Fintechs und Investoren angekommen, und das nicht nur dank des Berliner Start-ups Number 26 mit seinen beiden österreichischen Wurzeln und Gründern. Mit dem Social-Trading-Unternehmen Wikifolio etwa gibt es ein sehr sichtbares, erfolgreiches Fintech aus Österreich im Wertpapierbereich, das bereits nach Deutschland und in die Schweiz expandiert. Als die spanische Großbank BBVA das finnische Start-up Holvi übernahm, profitierte auch der heimische Venture-Capital-Geber Speedinvest als einer der Investoren.

Aufbau eines Ökosystems Patrick Pöschl ist indes auf der Suche nach spannenden Projekten und Grün-

tor bis dato noch nicht. Doch Pöschl beINFO WISSEN Turboantrieb für die Fintechs PSD2 klingt zwar wie der Name eines Roboters einer neuen „Star Wars“-Verfilmung. Doch in Wahrheit ist die EU-Richtlinie mit dem wenig klingenden Namen der Hoffnungsträger vieler Fintechs und Banken. Denn mit PSD2 werden mobile und digitale Zahlungsdienste in Europa in einen einheitlichen Rechtsrahmen gespannt. „PSD2 wird der ganzen Szene noch einmal einen Boost geben“, ist Boris Marte von der Erste Group überzeugt. Wenn sich Dienstleister relativ unkompliziert in die Datenbanken von Banken einklinken könnten, „wird das neue Innovationen beflügeln“, gibt sich auch Andre Marseille Bajorat, CEO vom deutschen Banking-Service-Provider Figo optimistisch. „PSD2 schafft ein sicheres Umfeld für Innovationen.“ Was als Zahlungsverkehrsinitiative begann, könnte so ab 2018 zu einem effektiven Vorteil im Wettbewerb werden, ist Bajorat überzeugt. Profitieren könnten aber gerade auch die Fintechs, die plötzlich deutlich einfacheren Zugang zur bestehenden Infrastruktur bekommen, ohne selbst Distributionsnetzwerke aufbauen zu müssen.

dern. Der Österreicher hat seinen gut

obachtet sowohl bei Angels und institutionellen Investoren, „dass sich gerade einige mehr des Themas Fintech annehmen“.

Erst Österreich, dann Europa In einem kleinen Markt wie Österreich funktioniert aber nicht alles. „Man muss zumindest den deutschsprachigen Raum gleich mitdenken, besser noch Europa“, sagt Pöschl. Vor allem Geschäftsmodelle, die stark auf die Skalierbarkeit und den Endkunden setzen, werden eher aus London, Berlin oder New York aus gestartet. Viel Raum für Wachstum gibt es aber im Bereich des B2B. Dort, wo Fintechs selbst Dienstleister für etablierte Banken sind, können sie auch innerhalb Österreichs wachsen. Acht Banken, von der Austrian Anadi Bank AG bis zur Oberbank AG, kooperieren etwa mit Baningo, einem Start-up, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Kunden „den passenden Bankberater“ zu vermitteln. „Finanzthemen sind komplex und mit besseren Beratern lassen sich bessere Entscheidungen treffen“, ist das Gründerduo Harald Meinl und Max Nedjelik überzeugt. Über ihre Plattform

76


UNTERNEHMEN

INFO ZAHLEN Finanzierungstrend – Das weltweite Investment in Fintechs in Milliarden sowie Anzahl der Deals von 2011 bis 2016 775

Investment im Rest des Jahres Investment im ersten Quartal

701 553

440

11.9 USD

319 218

5.7 USD

4.9 USD

1.6 USD 0.6 USD

1.8 USD 0.7 USD

2.5 USD 0.5 USD

1.6 USD

2001

2012

2013

2014

2.5 USD 2015

Q1 2016

QUELLE: KPMG, CB INSIGHTS

können sich Kunden die passenden Be-

wie Baningo werden von ihren Koope-

lich experimentieren kann, ist: Finden

rater für verschiedene Produktbereiche

rationspartnern bezahlt und stellen ihre

sie Partner? Und im Bereich von Finanz-

suchen. Wie es bei derartigen digitalen

Dienstleistungen Kunden gratis zur Ver-

dienstleistungen sind das zuallererst die

Portalen vermutet wird, lassen sich Be-

fügung. Banken wie die Erste Group und

etablierten Banken und Versicherungen.

rater vergleichen, und es gibt auch Emp-

Fintechs wie Number 26 hoffen, mit den

Ob es nun Kooperationen, Finanzierun-

fehlungssysteme. Der Anreiz für Banin-

Dienstleistungen Kunden zum Zahlen zu

gen oder Übernahmen sind, der wich-

go: Sie werden zur Plattform und einem

bewegen. Einzelne Dienste etwa können

tigste Rückenwind für die Finanz-Start-

„Facebook“ für Bankberater. Der Vorteil

in

kostenpflichtigen

ups kommt vom gewachsenen Interesse

für die Banken: Sie erreichen damit neue

Apps angeboten werden, bei Themen wie

etablierter Häuser. Das werden die vielen

Kunden.

Vermögensverwaltung werden traditio-

Kooperationen, Appathons und Labs we-

nell Gebühren eingehoben.

cken, und am Ende sollte sich der reichs-

Daraus ergeben sich unterschiedlichs-

ausgegliederten,

te Antworten auf die entscheidende Fra-

Eine zentrale Frage dafür, wie stark

ge: Wie Geld verdienen? Unternehmen

das Fintech-Labor in Österreich tatsäch-

te Mann Asiens auch in Österreich umschauen. n


UNTERNEHMEN

DER TRADINGREVOLUTIONÄR PETER CRUDDAS CEO CMC MARKETS

Seine Vision war, das Trading an den Finanzmärkten für den Privatanleger genauso ­einfach zu machen, wie es bis dato nur Profis vorbehalten war. Anlässlich der Büroeröffnung in Wien und nach dem Börsengang seiner Firma hat DerBörsianer Peter Cruddas ­getroffen. TEXT RAJA KORINEK

Mit einem Startkapital von 10.000 Britischen Pfund rief er 1989 das Projekt CMC Markets ins Leben. 27 Jahre später hat er den Onlinebroker an die Börse gebracht. Der ­ehemalige Koschatzmeister der Torries gilt als einer der reichsten Männer in London.

Herr Cruddas, 1989 legten Sie mit CMC Mar-

einen kleinen Anteil an die Börse brachte.

niert aber nicht immer, etwa in politisch

kets los, bereits 1996 starteten Sie Ihr Busi-

Derzeit halte ich noch 60 Prozent. Vor gut

getrieben Märkten wie beim Währungs-

ness im Netz. Damit erkannten Sie das Po-

fünf Jahren lancierten wir aber die Next-

paar Euro und Schweizer Franken.

tenzial des Internet sehr früh. - Schon da-

Generation-Handelsplattform und ha-

mals war mir klar, dass Verbraucher und

ben die Technologie um rund 100 Milli-

Gerade dieses Währungspaar brachte einige

Anbieter mittels Internet zusammenge-

onen US-Dollar ausgebaut. Letztendlich

Broker nach Aufhebung der Franken-Bin-

bracht werden können. Weshalb sollte

machte ich damit auch die Finanzmärkte

dung in Schwierigkeiten. - Tatsächlich er-

es nicht auch in der Finanzwelt funktio-

der ganzen Welt zugänglich. Jeder Taxi-

reichten die Verluste teilweise dreistellige

nieren. Deshalb startete ich 1996 mit der

fahrer kann praktisch kurz stehen blei-

Millionenbereiche, bei uns rund vier Mil-

ersten Internetplattform, in einer Zeit,

ben und auf seinem Smart­phone schnell

lionen Pfund. Schon gut zwei Jahre bevor

in der Handys so groß wie Ziegelsteine,

seine Order aufgeben. Das Handeln ist

die Bindung aufgehoben wurde, haben

und Webseiten völlig statisch waren.

sehr einfach und benutzerfreundlich ge-

wir interne Risikokontrollen umgesetzt.

worden.

Bei den Margins, sprich, dem Minimum­

Nach Jahren eröffnen Sie Ihr Büro wie-

einsatz, haben wir acht bis zehn Prozent

der in Wien, während andere Onlinebro-

Im mobilen Bereich sehen Sie ja insge-

verlangt. Andere Broker gaben sich mit

ker sich aus Österreich zurückziehen. Ein

samt gute Wachstumschancen? - Inzwi-

Margins von zum Teil einem Prozent zu-

gewagter Schritt? - Österreich hat eine

schen wird gut die Hälfte unseres Ge-

frieden. Bei sehr heftigen Marktbewe-

gute Internetinfrastruktur, das Einkom-

schäftes via Handy abgeschlossen. In

gungen in die falsche Richtung ist das Ri-

mensniveau sowie die Qualität der Kun-

einigen Regionen, etwa in Singapur,

siko sehr hoch, dass Anleger die fehlende

den sind hoch. Dabei haben wir hierzu-

sind es sogar 70 Prozent, in Österreich

Differenz nicht mehr zahlen können, um

lande immer Geld verdient, rein tech-

hingegen erst rund 40 Prozent. Zu-

das Konto wieder auf den erforderlichen

nisch bräuchten wir also kein Büro in

dem bieten wir zahlreiche Zusatzpro-

Minimumeinsatz aufzufüllen.

Wien. Aber dort, wo die Kundenqualität

dukte an, etwa Morningstar Analytics

sehr hoch ist, wollen wir präsent sein. In

oder ein Programm zur Erkennung von

Ein weiteres Dilemma war ja der Sitz eini-

Österreich hatten wir vor Jahren zudem

Chart-Trends. Nebst CFDs können bei

ger Broker in Zypern. Wie sehr sind Offshore-

Redmonitor übernommen, das IT-Un-

uns auch Countdowns gehandelt wer-

Zentren ein Problem? - Für die Branche ist

ternehmen schrieb unsere Software. Es

den. Hier setzen Anleger darauf, dass

es nicht sonderlich förderlich. Bei CMC

bleibt also alles im Haus.

etwa der Dax am Ende des Handelstages

Markets sind allein rund 40 Mitarbeiter

über den jeweils aktuellen Punktestand

mit Compliance beschäftigt. Wichtig ist

Weshalb dann der Börsengang am 5. Febru-

schließt. Und mit Boundaries hat man

auch, dass die Kundenkonten von jenen

ar, noch dazu in einem äußerst schwierigen

die Möglichkeit, eine Bandbreite für

der eigenen strikt getrennt sind, wie es

Umfeld? - Tatsächlich war heuer ein sehr

den Ein- oder Ausstieg aus einem Markt

bei uns der Fall ist. Es fehlt ein Mindest-

schlechter Börsenstart. Weshalb ich nur

festzusetzen. Dieses Produkt funktio-

maß an Standards. n

78


EIN HERZ für den Finanzplatz weil’s um den Wohlstand der Menschen geht!

Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich.

Eine Initiative von

www.herzfuerbullen.at


SEITENBLICKE

SO DENKT DIE POLITIK

HYPO-U-AUSSCHUSS: DIE ERSTE BILANZ SPÖ

ÖVP

FPÖ

Jan Krainer Abgeordneter zum Nationalrat

Gabriele Tamandl Budgetsprecherin

Erwin Angerer Abgeordneter zum Nationalrat

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung

den Heta-Gläubigern? - Gut. Ich bin der

mit den Heta-Gläubigern? - Die von Fi-

mit den Heta-Gläubigern? – Finanzminis-

Ansicht, dass Minister Schelling ange-

nanzminister Hans Jörg Schelling er-

ter Schelling ist zur Einsicht gekommen,

sichts seines wegen der Landeshaftungen

zielte Grundsatzeinigung mit den He-

dass eine rasche Einigung mit den Gläu-

mehr als eingeschränkten Spielraums das

ta-Gläubigern setzt einen Schlussstrich

bigern im Sinne des österreichischen Fi-

Beste für Österreich herausgeholt hat.

unter die unselige Hypo-Vergangen-

nanzplatzes notwendig ist und auch in

heit. Zudem wird ein Signal für die Si-

seiner Verantwortung liegt. Inhaltlich

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-

cherheit des Finanzplatzes und zur Wie-

können wir den sich abzeichnenden Deal

U-Ausschuss bisher gebracht? - Der Hypo-

derherstellung des Anlegervertrauens

nicht beurteilen, da uns weder bei der

U-Ausschuss brachte die Bestätigung der

gesetzt. Auch werden unkalkulierbare

Heta noch bei den laufenden Verfahren

zwar vermuteten, aber bis dahin nicht

Kosten und Klagsrisiken vermieden.

mit den Bayern Einsicht gewährt wird.

Einflussnahme. Es wurde rund um die

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hy-

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-U-

Hypo regelrecht eine blaue Schutzmauer

po-U-Ausschuss bisher gebracht? - Der

Ausschuss bisher gebracht? - Die Bayern be-

hochgezogen, die erfolgreich verhinderte,

Untersuchungsausschuss hat vor allem

schlossen bereits 2008, sich von der Hypo

dass die Aufsichtsorgane des Landes und

belegt, dass es die von FPÖ und BZÖ zu

rasch zu trennen. Eine Insolvenz­drohung

des Bundes tätig wurden. Die wurde vor

verantwortenden horrenden Kärntner

hat es nicht gegeben, die Bayern LB hätte

allem durch die Besetzung der Aufsichts-

Landeshaftungen waren, die den Aus-

laut eigenen Angaben im EU-Beihilfever-

organe mit blauen Vertrauenspersonen

gangspunkt des Desasters markieren.

fahren die erforderliche Refinanzierung

erreicht. Spitze dieser Einflussnahme

Am Höhepunkt beliefen sich diese auf

ohne Hilfe Österreichs sichergestellt. Ab

war der erst im U-Ausschuss bekannt-

rund 25 Milliarden Euro – mehr als das

Mitte 2009 gab es bereits Übernahmege-

gewordene Brief des damaligen Landes-

Zehnfache des Landesbudgets! Es wurde

spräche, über die die Mitaktionäre nicht

hauptmanns Haider an Finanzminister

eine „Brot- und Spiele“-Politik betrie-

informiert, sondern erst im Dezember vor

Grasser, in dem er die Abberufung der

ben, deren milliardenschwere Nachwir-

vollendete Tatsaschen gestellt wurden.

FMA-Vorstände verlangt, weil diese An-

kungen noch lange zu spüren sein wer-

Den Verstaatlichungsvertrag hätte kein

stalten machten, die Hypo genauer unter

den.

ordentlicher Kaufmann unterfertigt. Die

nachgewiesenen massiven politischen

die Lupe zu nehmen. Und die dann davon

daraus resultierenden Probleme und VerWas waren für Sie die Schlüsselmomen-

säumnisse in Verantwortung der jeweili-

te in der Causa bzw. was hätte man an-

gen Finanzminister haben zum Maximal-

Was waren für Sie die Schlüsselmomente in

ders machen sollen? - Heute ist klar, dass

schaden für den Steuerzahler geführt.

der Causa bzw. was hätte man anders ma-

Chaos in der Bank herrschte und die der

chen sollen? - Der Schlüsselmoment oder

Aufsicht damals zur Verfügung stehen-

Was waren für Sie die Schlüsselmomente in

auch der Kardinalfehler war das Einge-

den Instrumente zu harmlos waren. Re-

der Causa bzw. was hätte man anders ma-

hen von Landeshaftungen für die Hypo in

formen in der Bankenaufsicht werden

chen sollen? - Bankmanagement, Ban-

Höhe des Zehnfachen des Kärntner Lan-

eine Konsequenz sein müssen, um eine

kenaufsicht und Wirtschaftsprüfer sind

desbudgets. Und dass man sie behielt, als

zweite Causa Hypo künftig unmöglich

gesetzlich mehr in die Pflicht zu nehmen,

man die Hypo an die Bayern verkaufte.

zu machen.

um so ein Systemversagen zu verhindern.

auch schnell wieder Abstand nahmen.

80


SEITENBLICKE

DerBörsianer wollte von den Teilnehmern des Hypo-­ Untersuchungsausschusses wissen, welche Erkenntnisse sie bisher erzielen konnten und wie sie den M ­ illiardendeal von Hans Jörg Schelling mit den Hypo-Gläubigern bewerten.

GRÜNE

TEAM STRONACH

NEOS

Werner Kogler Finanzsprecher

Robert Lugar Klubobmann

Rainer Hable Finanzsprecher

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit

Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit

mit den Heta-Gläubigern? - Bad Deal: Die

den Heta-Gläubigern? - Außer einem Me-

den Heta-Gläubigern? - Schellings Vor-

Gläubiger werden 2030 voll bedient, bar-

morandum of Understanding (MoU) zwi-

gangsweise führte zu einem „Zero-Bail-

wertig aktuell mit etwas mehr als 90 Pro-

schen Schelling und dem Gläubiger-Ver-

in“, also zu keiner nennenswerten Gläu-

zent. Zusätzlich wird eine Minimum-Re-

treter Friedrich Munsberg liegt derzeit

bigerbeteiligung, im Gegensatz zu der

covery der Heta garantiert. Schelling hät-

nichts auf dem Tisch. Das heißt, derzeit

zuvor von Spindelegger, Nowotny und

te bei den ursprünglich angebotenen 75

sind nur Absichtserklärungen bekannt.

Schelling mehrfach angekündigten Las-

Prozent bleiben sollen. Ein Insolvenz-

tenverteilung. Der Bund tritt erstmals be-

recht für Bundesländer – wie von mir be-

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-

dingungslos für die Schulden eines Bun-

reits 2009 beantragt – hätte durch eine

U-Ausschuss bisher gebracht? - Enorme

deslandes ein. Das ist ein Tabubruch zu-

verbesserte Verhandlungsposition den

Mängel in der Governance der Hypo Alpe

lasten der Steuerzahler.

Steuerzahler mehr geschützt.

Adria, und dies trotz extrem rascher Expansion in instabile Märkte. Im Endef-

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-

Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-U-

fekt wurden alle Entscheidungen - Ver-

U-Ausschuss bisher gebracht? - Die Rolle

Ausschuss bisher gebracht? - Auf allen Ebe-

gabe von Partizipationskapital, Über-

der Wirtschaftsprüfer sowie deren Ver-

nen alles viel schlimmer als befürchtet:

nahme der Bank in staatliches Eigentum,

antwortung mit Bilanzen, welche über

Multiorganversagen war teilweise Mul-

jetzige Organisationslösung – so getrof-

viele Jahre das Bild der Bank nicht rich-

tiorganverbrechen. Beginnend vom Vor-

fen, wie es die Nationalbank wollte. Das

tig wiedergegeben haben, muss neu defi-

stand, Aufsichtsrat über Wirtschaftsprü-

Finanzministerium ging bei seinen Ent-

niert werden. Die Aufsichtsorgane haben

fer bis hin zum staatlichen Aufsichtsdrei-

scheidungen den Weg des scheinbar ge-

von ihren gesetzlichen Interventions-

eck BMF, FMA und OeNB - ein Bermuda-

ringsten Widerstands, und der geringste

maßnahmen zur Beseitigung von schwe-

dreieck.

Widerstand kam vom Steuerzahler.

ren Mängeln über viele Jahre keinen Ge-

Was waren für Sie die Schlüsselmomente in

Was waren für Sie die Schlüsselmomente in

Untersuchungsbehörden wurden behin-

der Causa bzw. was hätte man anders ma-

der Causa bzw. was hätte man anders ma-

dert und der Staatsanwaltschaft unzurei-

chen sollen? - Man hätte von den Bayern

chen sollen? - Ein Verbot der wechselsei-

chende Ressourcen zur Aufarbeitung zur

viel mehr Kapital erlangen können, da

tigen Finanzierung der Balkan-Bank und

Verfügung gestellt.

diese für den taktisch angedrohten Insol-

der Österreich-Bank. Professionellere

venzfall selbst bis zu acht Milliarden Euro

Vorbereitung und professionelle Unter-

Was waren für Sie die Schlüsselmomente in

riskiert hätten. Niemals hätte Pröll für

stützung durch externe Consultants der

der Causa bzw. was hätte man anders ma-

300 Millionen Euro auf Gewährleistungs-

Republik Österreich auf Verhandlun-

chen sollen? - Intensive grenzüberschrei-

ansprüche verzichten dürfen. Dass das

gen mit Bayern LB – Verstaatlichungs-

tende Kooperation mit ausländischen

BMF auf Geheiß von Pröll und unterstützt

prozess. Österreich war getrieben und

Behörden, aber auch professionelles Kri-

von OeNB die Bank 2008 gesundschrieb,

konnte nur reagieren. Ein Beteiligungs-

senmanagement der Bank nach der Ver-

ist eine der Ursünden, da man so die von

modell der Banken an einer Hypo-Lö-

staatlichung hätten einen Teil des Scha-

Brüssel geforderte frühzeitige Restruktu-

sung im Jahr 2014 scheiterte an politi-

dens verhindern und Gelder zurückholen

rierung lange Jahre verhinderte.

schen Sturheiten.

können.

brauch gemacht. Die Ermittlungen der

81


SEITENBLICKE

DIE MUSIKALISCHE INSPIRATION 6. TEIL: MUSIK

enschaft Die Leid ager der Man


SEITENBLICKE

Jazz, Rock, Klassik: Die Bandbreite der musikaffinen Manager ist groß. Norbert Zimmermann, Peter Pichler und Franz Viehböck befeuern die Berndorf-Band. Die SchönherrRechtsanwälte Alexander Popp und Thomas Kulnigg covern Rocksongs mit Immobilienentwickler Stefan Martinek. Und Michael Ehlmaier vom Immobiliendienstleister EHL ist der Klassik verpflichtet. Derweil feiert Österreichs Starpianist Rudolf Buchbinder sein Zehn-Jahr-Jubiläum als erfolg­reicher künstlerischer Intendant der Grafenegger Festspiele. TEXT CAROLINE MILLONIG

Berndorf. Die „Swinging-Leaders“-Jazzband, von Norbert Zimmermann und seinen ManagerKollegen hat sich mittlerweile als Charity-Band positioniert und mehr als 100 Konzerte gegeben.

83


SEITENBLICKE

Michael Ehlmaier. Musik hat seinen Führungsstil als Teamplayer geprägt: „Die Geige ist schließlich ein Orchesterinstrument.“

E

s war ein Erlebnis, das Pianist Ru-

ner Jugend Klavier und Trompete gelernt

Auseinandersetzung einem Werk immer

dolf Buchbinder nie vergessen

hatte und heute Mitglied der 2012 ge-

wieder neue Facetten geben.

wird: „Ich habe mit Claudio Ab-

gründeten Rockband Poison Pill ist, die

bado ein Beethoven-Konzert in Mailand

vor allem Klassiker aus den 1980er-Jah-

Musikalische Affinitäten

gegeben. Davor hatte er das Arnold-

ren covert: „Seitdem ich dieses Hobby

Das verbindet die Amateure von heute:

Schönberg-Werk ‚Die Überlebenden von

habe, bin ich viel besser drauf.“ Der Fan

Sie sind in frühester Jugend mit der Mu-

Warschau‘ dirigiert. Doch der Applaus

der britischen Gruppe Queen fühlt sich

sik in Berührung gekommen und spielen

war mehr als verhalten.“ Da habe sich

damit neben Beruf und Familie auf eine

aus reiner Freude an der Sache, gern auch

Abbado kurzerhand entschlossen, das

neue Art herausgefordert und ausgelas-

für Charity-Zwecke. Das Üben ist keine

Werk gleich nochmals aufzuführen – und

tet. Oder Berndorf-Sanierer und SBO-

lästige Pflicht, sondern willkommene

einen fulminanten Applaus geerntet. Für

Großaktionär

Bereicherung.

Buchbinder kam das nicht wirklich über-

der das Musizieren auch als vernünftiges

raschend: „Das Stück war dem Publikum

Konzept für die Pension erlebt.

mittlerweile vertraut.“

Norbert

Zimmermann,

Dem Violinisten Ehlmaier ging es, wie er sagt, immer um die Melodie: „Ich habe

Sich mit Musik zu beschäftigen oder

mich schon als Kind in den Walzer ver-

Auf Musik muss man sich also ein-

gar selbst ein Instrument zu spielen hat

liebt und gern Operetten gehört.“ Ab-

lassen, man darf sein Gehör neuen Ein-

in der heutigen Zeit, da jede Art von Mu-

solut untypisch für die 1970er-Jahre.

drücken und Erkenntnissen nicht ver-

sik aus aller Herren Länder jederzeit und

Als jüngster von drei musikaffinen Brü-

schließen. Auch wenn es bisweilen eine

überall leicht abrufbar und konsumier-

dern folgte er der Passion des Vaters, der

Herausforderung ist, für die man erst im

bar ist, oft sogar gratis, an Bedeutung

als begeisterter Klavierspieler nicht nur

Nachhinein belohnt wird. Daher sei es

verloren und einen völlig anderen Stel-

seine Mutter beeindruckte, sondern es

durchaus auch die Aufgabe der Musiker,

lenwert als anno dazumal, da die Ausein-

auch bestens verstand, sowohl die be-

das Publikum an sprödere Stücke her-

andersetzung mit Musik in welcher Form

ruflichen als auch die musikalischen Ta-

anzuführen, die nicht so leicht ins Ohr

auch immer einfach zum guten Ton ge-

lente seiner Kinder konsequent zu för-

gehen wie ein beschwingter Mozart, ist

hörte – ein bürgerliches Erbe der Vor-

dern. Dafür ist Ehlmaier, der die Klänge

Buchbinder überzeugt.

kriegszeit. Doch es gibt sie auch heute:

des „Donauwalzers“ von Johann Strauss

vielbeschäftigte

Unternehmenslenker,

Sohn noch ebenso schätzt wie die große

auch musizierende Manager gern an-

die sich die Zeit nehmen, ihre Liebe zur

C-Dur-Symphonie von Schubert, heu-

nehmen: etwa Amateurgitarrist Alex-

Musik zu leben und nebenbei Wertvolles

te noch sehr dankbar, denn „Musik hat

ander Popp, Rechtsanwaltspartner bei

für ihre Führungsfunktion ableiten. Und

mich mein Leben lang aufgebaut, mir

Schönherr Rechtsanwälte, der in sei-

die Musiker, die mit ihrer akribischen

Kraft gegeben“. Und wohl auch seinen

Eine Herausforderung, die allerdings

84


SEITENBLICKE

Poison Pill. „Nur wenn man sich auf Neues einlässt, entdeckt man sein Potenzial.“

Führungsstil als Teamplayer geprägt:

musikkapelle im Vorarlberger Nüziders

re Anläufe zu nehmen: Nach der obli-

„Die Geige ist schließlich ein Orchester­

geschafft, bis ihm im fünfzehnten ein

gaten Blockflöte in der Volksschule gab

instrument.“

verhautes Solo bei der Polka „Klarinet-

es für Pichler einen zweiten Anlauf in

Rhythmus hat hingegen den Takt bei

ten-Muckl“ ein jähes Karrierenende be-

der Volkstanzgruppe Hartberg, bis er als

den drei Bandmitgliedern von Poison Pill

scherte, wie er erzählt: „Vielleicht war es

Student seine Liebe zum Jazz entdeck-

angegeben, die ihre Musikliebe in der

eine Pubertätskrise, jedenfalls habe ich

te, sich ein Saxofon kaufte, aber nicht so

Schule entdeckt haben: Immobilienent-

die Klarinette in den folgenden 20 Jahren

wirklich durchstartete. Erst der Ehrgeiz,

wickler Stefan Martinek konnte einfach

nicht angegriffen.“ Als ihm dann seine

seinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein,

nicht verstehen, warum man am Schlag-

Frau eine schenkte, waren die Melodi-

hat sein Musikleben nachhaltig befeuert.

zeug zwei Leute brauchen sollte, wie die

en freilich sofort wieder da – und „ich

Viehböck, als kleiner Bub bei den Sän-

Aufstellung für ein Schulprojekt vor-

war Feuer und Flamme“. Bis zu seinem

gerknaben im niederösterreichischen

sah, und hat sich kurzerhand selbst ans

Management-Buy-out bei der Berndorf

Sankt Gabriel, war „nicht einer der Bra-

Schlagzeug gesetzt. Schönherr-Rechts-

AG 1988, als die Zeit für Proben knapper

veren“, wie er verrät.

anwaltspartner Thomas Kulnigg, zutiefst

wurde. Gemeinsam mit Pichler nahm er

Aber das Klavier zu Hause hatte ihn

beeindruckt vom Live-Album der legen-

später Saxofonunterricht. Sie spielten

immer fasziniert – „bis 14, einem Al-

dären Band AC/DC, deren Kassette in der

ambitioniert, gründeten 2003 die Bern-

ter, wo es doch jede Menge spannende-

Schule begeistert herumgereicht wur-

dorf-Band, die bei diversen Firmen-

re Dinge gibt“. Erst in seiner Studien-

de, war bis zur Studienzeit ambitioniert

feiern aufspielen sollte, allerdings erst

zeit hätte er diese Leidenschaft wieder-

genug, auch privaten Gitarreunterricht

2005 mit einem engagierten Firmenteam

entdeckt, sich damit sein Taschengeld

zu nehmen. Und Rechtsanwaltspartner

so richtig durchstartete. Beim Geburts-

verdient und sein erstes Gehalt in einen

Popp hat sich von seinem ehemaligen

tagsständchen für einen Kollegen hatten

braunen Klavierflügel investiert.

Konzipienten Kulnigg zu seiner eigent-

die beiden 2003 einen ähnlich großen Er-

Die schwarzen und die weißen Tas-

lichen Leidenschaft, der Gitarre, verfüh-

folg, sodass die Heurigenwirtin sie frag-

ten haben auch das Nachkriegskind Ru-

ren lassen.

te, ob sie nicht auch bei Hochzeiten spie-

dolf Buchbinder derart fasziniert, dass er

Auch Norbert Zimmermann hat seine

len würden. Das war die Geburtsstunde

schon als kleiner Junge nichts anderes

wahre Passion, das Tenorsaxofon, erst

der „Swinging-Leaders“-Jazzband, die

lieber tat, als alles nachzuspielen, was

über Peter Pichler, seinem 1990 bestell-

sich nun als Charity-Band positioniert

aus dem Radio auf dem Pianino zu hören

ten Berndorf-Vorstand, entdeckt. Dabei

und mehr als 100 Konzerte gegeben hat.

war. Dass er mit fünf Jahren als jüngs-

hatte er es vom achten Lebensjahr weg

So wie Zimmermann hatten auch

ter Student an der Wiener Musikhoch-

zum ersten Klarinettisten in seiner Blas-

Pichler und Franz Viehböck mehre-

schule aufgenommen wurde, verdank-

85


SEITENBLICKE

te er schon damals nicht nur seinem

In einer Band zu spielen hat freilich

soll das spielen, was er will“, sagt er, der

Talent: „Talent allein ist nicht genug.

auch eine stark soziale Komponente, so

selbst nie aufgehört hat, dazuzulernen

Wenn nicht Fleiß und Disziplin dazu-

die Poison-Pill-Partner: „Eine Gruppe,

und die Werke immer wieder neu inter-

kommen, geht gar nichts.“ Für die Auf-

in der nur Musiker zusammenkommen,

pretiert, wie etwa seine 39 Gesamtaus-

nahmeprüfung habe er sich alles selber

die sich eigentlich fremd sind, ist mir un-

gaben der Beethoven-Sonaten zeigen.

zusammengesucht, zu einem Zeitpunkt

vorstellbar“, sagt Martinek. Kulnigg er-

So engagiert er auch Prominente, die er

also, da er weder lesen noch schreiben,

gänzt: „Im Team zu spielen erfordert wie

weder persönlich noch künstlerisch be-

geschweige denn Noten interpretieren

bei der Arbeit ein gutes Zeit- und Organi-

sonders schätzt, die aber zur Creme de

konnte.

sationsmanagement.“ Sowie jede Menge

la Creme der Musikszene gehören und

elektro- und tontechnisches Know-how,

schon allein deswegen dem Publikum

Verborgene Managementparallelen

wie ein Besuch im perfekt ausgestatten

nicht vorenthalten werden dürften. Da-

Auch ein Unternehmen erfolgreich zu

und akustisch optimierten Proberaum

bei profitiert auch er von einem aktuel-

führen hat wenig mit einer bestimmten

eindrucksvoll verrät.

len Trend: „Die Menschen tendieren im-

Begabung zu tun. Im Gegenteil: „Neben

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor einer

mer mehr zu Live-Erlebnissen“, beob-

Talent und Fleiß muss man auch eine

Amateurband sei jedenfalls, dass man

achtet Buchbinder. Mit ein Problem der

gewisse Leichtfüßigkeit haben“, meint

sich abstimmen und die Zuständigkei-

absatzschwachen Plattenindustrie, die

Ehlmaier, der davon überzeugt ist, dass

ten effizient verteilen könne. Was aber

freilich auch stark unter dem vielfältigen

es sich nur schwer managen lässt, wenn

auch nur deswegen möglich sei, weil sich

Gratisangebot aus dem Internet leidet.

man sich allzu verbissen auf den Er-

die Band an ihr wichtigstes Grundprinzip

Abseits der zahlreichen Copyright-

folg konzentriert. Man müsse sich etwas

halte, so Popp: „Wir sind drei und blei-

Verletzungen, mit denen die Rechtsan-

trauen, Mut zu Neuem haben, sich dem

ben drei, so können wir spontan sein und

waltsbranche zu kämpfen hat, habe das

Markt, seinen Mitarbeitern und neu-

aus eigener Kraft wachsen.“ Und auch

Internet aber auch geholfen, dass mehr

en Ideen öffnen, denn „nur mit Hosen-

Kritik leichter verkraften: „Wie im Be-

Geld direkt beim Musiker ankommen

träger und Gürtel würde ich heute noch

ruf gilt es auch hier, den richtigen Ton

kann, meint Kulnigg. Die Betonung liegt

nicht viel mehr als Tonleitern und Etü-

zu finden“, ist Martinek überzeugt. Popp

auf „kann“: „Ich behaupte ja nicht, dass

den spielen und im Unternehmen in der

ergänzt, dass man auch bereit sein müs-

es so ist, aber das CD-Pressen, ein Plat-

dritten Reihe sitzen“.

se, einiges zu probieren: „Nur wenn man

tenlabel, der Vertrieb, das waren schon

Die Musik hilft, so manches über sich

sich auf Werke einlässt, die einen erst

Hürden, die für einen einzelnen Musiker

selbst zu erfahren – und über seine Kol-

gar nicht angesprochen haben, entdeckt

einfach nicht zu nehmen waren.“ Heute

legen: „Man muss zuhören können, um

man neues Potenzial.“ Die Musik schärft

könne man sein Werk relativ problem-

möglichst perfekt zu spielen, den Au-

also die Wahrnehmung.

los über iTunes und Co vertreiben, eine

genblick spüren“, sagt Pichler, „ob man

Jedenfalls sei es ein Ansporn, für eine

spannende Website oder einen fesseln-

jetzt dran ist oder nicht, ob man soliert

konkrete Vorstellung zu üben, so Kul-

den Facebook-Auftritt gestalten und

oder im Set spielt.“ Wer zuhören kön-

nigg: „Jeder Auftritt wird erst durch die

sein Publikum direkt adressieren.

ne, nehme automatisch Rücksicht, hel-

Vorbereitung, das Durchdenken und Ar-

So wie an China, das über fantastisch

fe, wenn es gerade nicht so klappt – im

rangieren zum perfekten Training.“ Frei

ausgerüstete Konzertsäle verfüge, in de-

Unternehmen wie in der Musik. Wie im

nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

nen mehr als die Hälfte der Zuhörer Kin-

Management müsse man auch beim Mu-

der und Jugendliche sind, wie Buchbin-

sizieren darauf achten, dass man nicht zu

Drohender Werteverlust

der erzählt, sollte man sich hierzulande

schnell werde und den anderen taktmä-

Definitiv kein Motto gibt es für die Gra-

auch ein Beispiel am lebensbejahenden

ßig davoneile, ergänzt Viehböck – „sonst

fenegger Festspiele, die mittlerweile zu

Brasilien nehmen: Hier gibt es allein im

verliert man die Mannschaft“. Vor al-

den internationalen Top-Open-Air-Ver-

Zentrum von Rio de Janeiro an jeder Ecke

lem bei Proben lerne man wieder Demut,

anstaltungen zählen. Buchbinders Er-

ein Geschäft mit Instrumenten und einer

wie Zimmermann betont: „Plötzlich

folgsrezept, das die Zuschauerzahl von

Fülle an Noten. Oder an Kuba, das gerade

wirst du als Führungskraft zum Lehrling,

15.000 im Jahr 2007 auf 45.100 im Vor-

trotz des Kommunismus die Musikkul-

siehst deine Mitarbeiter aus einer völlig

jahr um das Dreifache gepusht hat, lau-

tur über Jahrzehnte hochhalten konnte.

neuen Perspektive und unterwirfst dich

tet, die besten Orchester, Dirigenten, In-

Buchbinder meint jedenfalls, dass „das

achtungsvoll dem Musiklehrer in einem

strumentalisten und Sänger ins nieder-

einzig Positive am Kommunismus das

völlig anderen Gebiet.“ Das relativiert so

österreichische Schloss zu bitten und

Schulsystem war, das Talente gezielt ge-

manche Prioritäten und schärft den Blick

den Künstlern freie Hand zu lassen, ihre

fördert hat“. Hierzulande drohe die Ge-

auf das Wesentliche.

Kreativität auszuleben: „Jeder Künstler

fahr der Nivellierung. n

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BÖRSENTALK

GELD UND ETHIK

DER BÖRSIANER FRAUEN FINANZ SALON 8. JUNI 2016 MEINL AM GRABEN, WIEN

Warum Geschäfte legal sein können, aber moralisch verurteilt werden, diskutierten Topmanagerinnen beim zweiten Frauen ­Finanz Salon in Wien. Die Experten versuchten dabei die richtigen Lehren aus den Panama Papers zu ziehen. Dabei ging es oft heiß her, denn nicht alle Anwesenden waren einer Meinung.

Die Panama Papers sorgten bei Beate McGinn (Verbund AG), Herta Stockbauer (BKS Bank AG) und Angelika ­Sommer-Hemetsberger (OeKB) für Gesprächsstoff. Das geladene Publikum beteiligte sich beim gemeinsamen Frühstück intensiv an der heißen Diskussion.

Elke Napokoj (BPV Hügel) und Valerie Brunner (Raiffeisen Centrobank AG) im Gespräch über die zunehmende Regulierung in Österreich.

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Aufdecker Florian Klenk („Falter“) und Susanne Höllinger (Kathrein Privatbank AG) waren in Sachen Panama ­Papers nicht einer Meinung.


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BÖRSENTALK

FORSCHUNGS-OSCAR B&C PRIVATSTIFTUNG HOUSKAPREIS 2016 28. APRIL 2016 MAK, WIEN Robert Ottel (Voestalpine AG) und Ewald Nowotny (OeNB) im angeregten Gespräch nach der spektakulären Siegerbekanntgabe.

Zum elften Mal wurde der mit insgesamt 400.000 Euro dotierte Houskapreis der B&C Privatstiftung verliehen. Er zeichnet innovative Forschungsprojekte aus Österreich aus. Neben Universitäten wurden 2016 erstmals auch Klein- und Mittelunternehmen prämiert. Zu den Siegern zählen die Montanuniversität Leoben und das KMU Marinomed. BEWERTUNG

Location Publikum Im Wiener MAK fand die Verleihung des Houskapreises statt. Es kamen 300 geladene Gäste der heimischen Wirtschafts- und Forschungselite.

Industrietalk von Claus Raidl (OeNB) mit Helmut Wieser (Amag Austria Metall AG) und Franz Rotter (Voestalpine AG).

AUSGEZEICHNETE BÖRSIANER

Inhalt/Redner Börsenfaktor

Die Gastgeber Petr Koblic und Ludwig Nießen (Wiener Börse AG) mit Vizekanzler Mitterlehner und Heimo Scheuch (Wienerberger AG).

WIENER BÖRSE AG WIENER BÖRSE PREIS 2016 20. JUNI 2016 PALAIS NIEDERÖSTERREICH, WIEN

Im Beisein von 300 Vertretern aus ­Wirtschaft und Politik wurden zum neunten Mal börsennotierte Unternehmen aus­ gezeichnet. Zu den Siegern gehörten an diesem Abend: Wienerberger AG, AT&S AG, ­Voestalpine AG und OMV AG.

BEWERTUNG

Location Publikum Preisträger Andreas Gerstenmayer (AT&S AG) und Elke Koch (AT&S AG) im Gespräch mit Börse-Vorstand Ludwig Nießen.

Alle vier erstplatzierten Preisträger des Wiener Börse Preises 2016 auf der Bühne im Palais Nieder­österreich versammelt.

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Inhalt/Redner Börsenfaktor


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ZERTIFIKATETREFF ZERTIFIKATE FORUM AUSTRIA ZERTIFIKATE-AWARD AUSTRIA 2016 21. APRIL 2016 OKTOGON BANK AUSTRIA ZENTRALE, WIEN Markus Kaller (Erste Group Bank AG), Heike Arbter (Raiffeisen ­Centrobank AG) und Frank ­Weingarts (UniCredit Onemarkets) j­ubelten an diesem Abend.

Zum zehnten Mal veranstaltete das Z­ertifikate Forum Austria den ZertifikateAward Austria. Dabei wurden die Emittenten für die besten und innovativsten Produkte ausgezeichnet. Zum wiederholten Mal ging die Raiffeisen Centrobank AG als Gesamtsieger über insgesamt sieben Kategorien vor der Erste Group Bank AG und Uni­Credit Onemarkets hervor. BEWERTUNG

Location Publikum Nahezu doppelt so viele Investoren wie im Vorjahr nahmen 2016 am Publikumsvoting teil.

Hausherr Dieter Hengl (UniCredit Bank Austria AG) eröffnete den Award. Die Preisträger hat eine 21-köpfige Jury aus Finanzjournalisten bewertet.

VERTRAUEN SCHAFFEN

Inhalt/Redner Börsenfaktor

Ewald Nowotny (OeNB) und Andreas Zakostelsky (VBV) waren zwei der vielen hochkarätigen Gäste an diesem Sommerabend.

BMF SOMMEREMPFANG 6. JUNI 2016 FINANZMINISTERIUM, WIEN

Hans Jörg Schelling lud die Hochfinanz zum Sommerempfang in sein Ministerium in die Johannesgasse in Wien ein. Er scherzte dabei über die kolportierten Rücktrittsgerüchte und verteilte Lob und Tadel für anwesende Medienvertreter.

Unternehmen Karl-Heinz Strauss (Porr AG) im Gespräch mit Banker Christian Jauk (Capital Bank – Grawe-Gruppe AG).

BEWERTUNG

Location Publikum Inhalt/Redner Karl Sevelda (RBI AG) hat an diesem Abend gut ­lachen, wurde doch über eine zeitnahe Abschaffung der ­Bankenabgabe diskutiert.

Gatsgeber Hans Jörg Schelling (BMF) zeigt sich bei seiner Ansprache im Innenhof des Finanzministeriums gutgelaunt.

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Börsenfaktor


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PORTRÄT

ZEHN FRAGEN AN ELISABETH WAGERER

Welche Eigenschaften haben Sie dorthin gebracht, wo Sie heute sind? – Vermutlich vor allem meine Redegewandtheit. Darüber hinaus wohl meine rasche Auffassungsgabe, meine Zielstrebigkeit und mein Humor. Welchen Beruf würden Sie ausüben, wenn Sie nicht in der Finanzbranche tätig wären? – Egal in welcher Branche, ich würde immer in der Kommunikation arbeiten. Von welchen Quellen beziehen Sie Ihre Fachinformationen? – Ich versuche, so viele Medien wie möglich zu konsumieren – Print- wie auch Onlinemedien. Welchen Teil lesen Sie in Ihrer Zeitung zuerst? – Politik. Wenn ich nicht gerade arbeite, verbringe ich meine Zeit am liebsten mit? – Gutem Essen und lieben Menschen. Bei welchem Investment haben Sie sich richtig verzockt? – Ich zocke nicht. Dafür fehlen mir Risikoappetit und Mut. Welches Vorurteil gegenüber dem Kapitalmarkt ärgert Sie am meisten? – Dass er nur etwas für Spekulanten sei. Es ärgert mich, wenn seine Bedeutung für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Innovation unterschätzt wird. Was assoziieren Sie mit Gordon Gekko und dem Film „Wall Street“? - Gute Unterhaltung, aber wahrscheinlich

ST LESERPO

Nährboden für viele Vorurteile über den Kapitalmarkt.

n@ redaktio m ianer.co derboers

Dieser Investor ist für mich eine Legende? - Ich halte nicht viel von Legenden. Aber aktuell beeindruckt mich zum Beispiel Ashton Kutcher, weil er vernünftig, aber mit viel Fantasie in Start-ups investiert und damit die Börse auch für junge Menschen wieder ins Bewusstsein rückt.

ELISABETH WAGERER LEITUNG UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION & INVESTOR RELATIONS S IMMO AG Elisabeth Wagerer arbeitet seit 2010 in der Unternehmenskommunikation und Investor Relations der S Immo AG, vor kurzem hat sie die Leitung des Teams übernommen. Außerdem ist sie Pressesprecherin des Konzerns. Davor war sie unter anderem im ­Gastronomiemarketing tätig. Sie hat Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien studiert und ist ausgebildete Eventmanagerin.

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Champagner und Austern oder „a Eitrige und a 16erBlech“? – Beides kann in der richtigen Situation der absolute Luxus sein, gleichzeitig braucht man beides nicht jeden Tag.

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IMPRESSUM: Verlag / Medieninhaber: Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Bösendorferstraße 4 / 20, A-1010 Wien, Telefon: +43 (0) 1 920 523 4, Fax: +43 (0) 1 954 433 2, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at; Geschäftsführer: Michael Berl, Dominik Hojas; Chefredakteur / Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@ derboersianer.com; Redaktion: Reginald Benisch, Raja Korinek, Martin Kwauka, Caroline Millonig, Thomas Müller, Valentina Stark, Lukas Sustala, Barbara Ottawa, Hans Weitmayr, Robert Winter; Anzeigenverkauf: Michael Berl, m.berl@derboersianer.com, Sabine Mitterbacher, s.mitterbacher@derboersianer.com; Fotos: Clemens Bednar, Barbara Ster, beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Grafik: Titanweiß Werbeagentur GmbH; Druckerei: Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück); Leserbeirat: Heike Arbter, Peter Bartos, Mathias Bauer, Edi Berger, Stefan Böck, Stefan Brezovich, Diana Klein, Bernhard Grabmayr, Fritz Mostböck, Wilhelm Rasinger; Kursdaten: TeleTrader Software GmbH, Schlusskurse vom 17 .06. 2016, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

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