Wolfgang Eder BETROFFEN VOM BREXIT
Karl-Heinz Strauss SCRIPT DIVIDEND
Wolfram Littich
KREDIT VON VERSICHERUNG
D A S F A C H M A G A Z I N F Ü R D E N Ö S T E R R E I C H I S C H E N K A P I TA L M A R K T www.derboersianer.com ∙3. Quartal 2016 ∙ 12 Euro
INVESTOREN // 26
Die Kraft im Osten
WIENER BÖRSE // 48
Das unbekannte Wesen
Rankin
g
DIE 50 B FONDS ESTEN MANAG ER
WERNER MUHM
Das Enfant terrible für Konservative
Hypo-U-Ausschuss: Die erste Bilanz der Parteien 80 AKTIENFORUM 49,61 · ALLIANZ GRUPPE 21, 57 · AK WIEN 11 · BDO AUSTRIA 35, 64 · BERNDORF AG 85 · CMC MARKETS 55, 78 · CREDIT SUISSE AG 44 · ERSTE GROUP BANK AG 25, 27, 35, 54, 68, 75 · FACC AG 35, 61 · GENERALI VERSICHERUNG AG 21 · HETA 55, 73 · NUMBER 26 75 · PORR AG 27, 39 · RBI 27, 54 · S IMMO AG 27, 61, 90 · SCHÖNHERR 31, 84 · UBM DEVELOPMENT AG 27, 61 · UNIQA INSURANCE GROUP AG 21, 28 · VIENNA INSURANCE GROUP AG 21, 28 · VOESTALPINE AG 8, 68 · WIENER BÖRSE AG 49, 60, 88
Wir haben österreichische Wurzeln. Lange Tradition gibt uns eine feste Basis. Unsere Strategie der gezielten Expansion nach CEE hat uns in den vergangenen 25 Jahren groß gemacht.
Und blühen in 25 Ländern auf. Heute sind wir der führende Versicherungskonzern in Österreich und der CEE Region. Unsere rund 50 Versicherungen sind in ihren Märkten bestens verankert.
Noch mehr über die VIG erfahren Sie unter www.vig.com
EDITORIAL
De
rB
örs
ian
er,
Au
sg
ab
e Nr . 15,
3.
Qu
art
al
20
16
AUSGABE NR. 15, 3. QUARTAL 2016 Wo
BE
TR
lfg
OF
FE
an
N VO
gE
M
DA
S
FA
CH
BR
de
EX
IT
r
Ka
rlSC
MA
BE DN AR CL EM EN S OT O: ww
w.d
erb
oe
rsi
an
er.
co
m
CO VE RF
Liebe Börsianer,
N
FÜ
R
ÖS
CH
IS
CH
EN
KA
PI
m ∙3.
Qu
TA
arta
LM
l 20
INV Die EST Kra ORE ft im N / WIE / NE Ost 26 nb R B en Ö ek an RSE nte // We 48
RN
Van der Bellen gewinnt die Stichwahl und wird vorerst doch nicht Bundespräsident, Kanzler Faymann tritt zurück, Finanzminister Schelling präsentiert einen Vergleich in der Causa Heta, die Wiener Börse bekommt einen neuen Vorstand und Aufsichtsratschef, und die Briten wählen den Brexit. In diesem Zusammenhang von „politischen Börsen“ zu sprechen erscheint mir angebracht. Ob diese, wie das Börsen-Sprichwort sagt, „kurze Beine“ haben, bleibt abzuwarten. Voest-Chef Wolfgang Eder (S. 08), unsere Journalisten Lukas Sustala (S. 06) und Martin Kwauka (S. 73) haben die relevantesten Ereignisse für Sie analysiert, während ich Heimo Scheuch via Brief (S. 52) zur neuen Strategie der Börse befragt habe. Dass die Briten raus sind, ist natürlich traurig, aber Österreichs Wirtschaft darf laut Ökonomen endlich wieder hoffen. Auch weil bei unseren östlichen Nachbarn die Wirtschaft heute wie geschmiert läuft. Und das sollte auch hiesige Unternehmen anstecken, so das Fazit der mehrteiligen CEE-Reportagereihe (S. 26) von Reginald Benisch. Als Stimmungskiller für Konzerne erweisen sich hingegen die digitalen Raubritter. Hackertruppen, Aktivistengangs und dunkle Netzwerke verdienen sich mit Cybercrime (S. 34) auf unsere Kosten eine goldene Nase. Davon sind Versicherungen weit entfernt. Neue Geschäftsmodelle sind gefragt. Der Zugang dazu ist teilweise sehr unterschiedlich, wie Barbara Ottawa im Gespräch (S. 20) mit vier Versicherungsvorständen von Allianz, Generali, Uniqa und Vienna Insurance Group herausgefunden hat. Bleibt wie gewohnt DerBörsianer des zweiten Quartals: Werner Muhm. Das Enfant terrible für Konservative erklärt im Interview (S. 10) kurz vor seinem Pensionsantritt sein wirtschaftspolitisches Konzept und seine Einstellung
erst eB ila nz
der
Pa rtei en
80
lfra
IT VO
m
Da
su
sen
Ra
nk in
D FO IE 5 ND 0 SM BES AN TE AG N ER
Lit
ICHE
tich
RU
EI
er.co
sehr emotionale Monate liegen hinter uns. Es gibt viel zu kommentieren:
PS: Leserpost nehmen wir unter redaktion@derboersianer.com gern entgegen.
Wo
RS
RR
rsian
Hyp oUAu ssch uss :D ie
Dominik Hojas
ss
N VE
TE
rboe
AK TIE NF AG OR 25, UM 31, 27, 84 49, · UB 35, 54, 61 · M 68, ALL DE IAN 75 VE · FAC Z GR LOP ME C AG UP PE NT 35, 21, AG 57 61 27, · GE · AK 61 NE · UN WIE IQA RALI N 11 VE INS RS · BDO UR ICH AN ER AUSTR CE UN GR IA G OU 35, P AG AG 21 64 · HE · BER 21, TA 28 · VIE 55, NDOR 73 F AG NN A INS · NU 85 MB · CM UR ER AN CE 26 75 C MA RK GR OU · PORR ETS P AG 55, AG 78 21, 27, · CR 28 39 · VO ED · RB IT EST I ALP 27, 54 SUISS INE E ·S IMM AG 44 AG 8, 68 O · ER AG STE · WIE 27, GR 61, NE OU R BÖ 90 P BA · SC RS E AG HÖNH NK ER 49, 60, R 88
d.hojas@derboersianer.com
au
ED
N
WE
Viel Vergnügen wünscht Ihnen
Str
ND
KR
DE
w.de
Da ER MUH M für s En Ko fan ns t te erv rri ati ble ve
zum Kapitalmarkt.
inz
DIVI
DE
ZI
ww
DOMINIK HOJAS Chefredakteur DerBörsianer
He
RIPT
GA
g
16
AR
∙ 12
KT
Eu
ro
NG
AUSGABE NR. 15
10 48
LEITARTIKEL DAS ENFANT TERRIBLE FÜR KONSERVATIVE 10 Werner Muhm, DerBörsianer des zweiten Quartals, kurz vor seinem Pensionsantritt, im Interview über sein wirtschaftspolitisches
INTERVIEW
Das Enfant terrible für Konservative
Konzept und seine Einstellung zum Kapitalmarkt.
VERSICHERUNGEN Versicherungsdschungel 20
20
VERSICHERUNGEN
Versicherungsdschungel
INVESTOREN CEE-Reportage: Die Kraft im Osten
72
IT Crime Time
30
WIENER BÖRSE Das unbekannte Wesen 48 Brief: Heimo Scheuch 52 UNTERNEHMEN Das Fintech-Fieber 74 Interview: Peter Cruddas 78
INFO INDEX
3 Banken Generali Investment
Berndorf AG
85
Ernst & Young
Aktienforum
49, 61
70
Binder Grösswang
67
Erste Group Bank AG 25, 27, 35, 54, 68, 75
65, 67
Allianz Gruppe
21, 57
Boston Consulting Group
56
FACC AG
35, 61
Amundi Austria
59
Bundeskriminalamt 35
Finanzmarktaufsicht 66
APK Pensionskasse AG
57
CA Immobilien Anlagen AG
Generali Versicherung AG
Arbeiterkammer Wien
11
Capgemini 65
Heta
AT&S AG
60
CHSH 66
Immofinanz AG
Austrian Airlines AG
67
CMC Markets
Industriellenvereinigung 16
B&C Privatstiftung
88
27
55, 78
21 55, 73 27
Credit Suisse AG
44
Kepler Cheuvreux
25
Baningo 76
Deloitte Österreich
64
KPMG Austria
65
BDO Austria
EHL Immobilien
35, 64
INDEX: AUSZUG VON UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE
4
63, 83
Macquarie 58
INHALTSVERZEICHNIS
BREXIT
34
MÄRKTE BÖRSENRADAR Aktuelle Stimmung der Investoren
18
08
BRANCHEN
MEINUNGEN
Darüber spricht man in den
LUKAS SUSTALA Die EU hat einen Star verloren
06
WOLFGANG EDER Zukunftsorientierte Kräfte in Europa gefragt
08
Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events
Zukunftsorientierte Kräfte in Europa gefragt
Ad-hoc der Redaktion WIENER BÖRSE
BÖRSENWETTER 24 Entwicklung der Weltbörsen und Topempfehlungen der Analysten
BANKEN 54
KURSE 38 Top-Performer: Indizes, Aktien, Fonds und Anleihen
AKTIEN 60
WOLFGANG MATEJKA 38 Marktausblick: Eine Welt der Emotionen PORTFOLIO 44 Birgit Fleischmann von der Credit Suisse im Interview STATISTIK 46 Aktuelle Börsen- und Wirtschaftsdaten RANKING 69 Die 50 besten Fondsmanager in Österreich MARKTGEFLÜSTER 73 Martin Kwauka: Eine Milliarde auf Kosten des Finanzplatzes erspart
VERSICHERUNGEN 56 FONDS 58 IMMOBILIEN 62 BERATER 64 RECHT 66 KOMMUNIKATION 68
SEITENBLICKE SO DENKT DIE POLITIK Hypo-U-Ausschuss: Die erste Bilanz
Viele Leser von DerBösianer haben sich in Gesprächen mit uns um die Entwicklung der Wiener Börse
KARL-HEINZ STRAUSS Script Dividend
39
WILHELM CELEDA Neustart ins zweite Halbjahr
54
GÜNTER GEYER Naturkatastrophen
56
MATTHIAS STIEBER Start-up-Investment
60
besorgt gezeigt. Wir haben daher die wichtigsten Fragen in einem Brief an den neuen Aufsichtsratschef Heimo Scheuch adressiert und seine Antwort abgedruckt (S. 52). KAMPAGNE Zuletzt haben wir Ihnen hier die Kampagne (S. 79) „Ein Herz für den Finanzplatz“
80
vorgestellt. Mit BDO, Kath rein Privatbank AG, Flughafen Wien AG, S Immo AG, Scholdan & Company und
LEIDENSCHAFT: MUSIK 82 Topmanager verraten ihren ganz persönlichen Zugang
PETER BARTOS Das Ende des dritten Marktes
64
BÖRSENTALK 87 Wo sich die Finanzbranche trifft
ALBERT BIRKNER Delisting in Deutschland – Vorbild für Österreich?
66
PKF Österreich sind die ersten Partner an Bord. Videostatements der Bosse finden Sie nun online. ERRATUM Wir haben in der Story „Bratis-Lover“ in der Ausgabe Nr. 13. geschrieben:
PORTRÄT: ZEHN FRAGEN AN … 90 Elisabeth Wagerer, PR & IRLeiterin der S Immo AG
PETER FELSBACH Themenplanung via Newsroom
68
„So karrt Salesianer Miettextilien praktisch die gesamte Schmutzwäsche zur kostengünstigen Reinigung nach Petrzalka, die Plattenbauvorstadt in Bratislava.“ Diese Information ist falsch,
Matejka & Partner
38, 70
Scalable Capital
76
21, 28
Number 26
75
Schönherr
Palfinger AG
30
Semper Constantia Invest
24
VÖIG 58
Strabag SE
27
VVO 56
Porr AG Predict R PWC Österreich
27, 39 75 22, 35, 65
31, 84
Vienna Insurance Group AG
Telekom Austria AG
15, 60
Wiener Börse AG
UBM Development AG
27, 61
Wiener Privatbank SE
63, 67
Wienwert AG
RBI
27, 54
UniCredit Bank Austria AG
Raiffeisen Centrobank AG
24, 54
Union Investment Austria
70
36
Uniqa Insurance Group AG
21, 28
Raiffeisen E-Force
Voestalpine AG
8, 68
49, 60, 88 24, 61 62
Wikifolio 76 Wirtschaftskammer Österreich
27
RZB 54
Verbund AG
66
Zertifikate Forum Austria
89
S Immo AG
Verlagsgruppe News
68
Zumtobel Group AG
58
27, 61, 90
5
wir entschuldigen uns bei Salesianer Miettex für diese Fehlinformation. Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem → GELBEN BALKEN
markiert.
MEINUNGEN
GASTKOMMENTAR
DIE EU HAT EINEN STAR VERLOREN
LUKAS SUSTALA JOURNALIST Finanzjournalist Lukas Sustala kommentiert im Auftrag von DerBörsianer das BrexitReferendum und seine wirtschaftlichen Folgen.
Der Brexit hat die Finanzmärkte und Europas Spitzenpolitik erschüttert. Ob sich aus dem Referendum aber auch Chancen ergeben können, ist zumindest noch nicht ausgeschlossen.
Die erste Reaktion war vernichtend. Wertevernichtend. An den Aktienmärkten ertönte nach dem niederschmetternden „Leave“-Referendum Großbritanniens ein Echo. Investoren haben die Aktienmärkte verlassen, wetten nicht mehr auf Wachstum und Zu-
„Es ist zu früh, die Apokalypse zu befürchten. Auch der Brexit bietet Chancen.“ LUKAS SUSTALA
versicht angesichts der Unsicherheiten
lismus und der engen Anbindung an die USA ohnedies. Es ist allerdings zu früh, nun die Apokalypse zu prophezeien, das Ende der Europäischen Union oder eine schwere Rezession. Kurzfristig mögen viele Fragen über den europäischen Zusammenhalt gestellt werden, und es ist zweifels-
rund um einen Austritt Großbritanniens aus der EU. In den
ohne ein großer Verlust für Europa, diesen großen Markt und
ersten zwei Tagen nach der Entscheidung haben die globalen
diese marktwirtschaftlich orientierte Stimme zu verlieren.
Aktienmärkte laut S&P drei Billionen US-Dollar an Marktwert
Aber langfristig bietet der Brexit auch Chancen. Etwa wenn die
verloren, eine so schnelle und scharfe Korrektur, wie man sie
Skepsis der Briten an der Europäischen Union zu einer echten
seit 2008 nicht mehr gesehen hat.
Reform führt, an deren Ende der Fokus auf die wirklich wich-
Denn wie genau der Abnabelungsprozess ablaufen soll, mit
tigen Dinge auf europäischer Ebene steht – nicht aber die viel-
dem sich die Briten aus der Europäischen Union verabschie-
fach zitierte „Krümmung der Gurken“ als Synonym für Über-
den, ist alles andere als klar. Und welche Konsequenzen dieser
regulierung.
dann für den Handel mit dem Kontinent und der Wirtschafts-
Oder wenn der Austritt Großbritanniens zu einer Besin-
lage hat, ohnedies. Nur so viel scheint sicher zu sein: Der Bre-
nung auf die Frage führt, wie die Europäische Union als größ-
xit schadet mehr, als er nützt. Ökonomen, Ratingagenturen,
ter Wirtschaftsraum der Welt seinen Binnenmarkt möglichst
Finanzanalysten, Bankmanager und Konzernchefs haben in
barrierefrei gestalten kann, um nationalen Alleingängen und
einer seltenen Einstimmigkeit das Votum als Schuss ins Knie
vermeintlichen „Champions“ entgegenzuwirken. Und ja,
bezeichnet, als tragischen Fehler eines gegen die EU-Bürokra-
auch Österreich hat eine Chance, wenn es darum geht, bei der
tie aufgehetzten Elektorats.
möglichen Neuordnung der Finanz- und Start-up-Hubs in
Und tatsächlich ist der Schritt unlogisch. Nicht nur, dass
Europa mitzumischen. Am Ende sollten die EU und ihre Mit-
Großbritannien schon in den vergangenen Jahrzehnten stets
gliedsstaaten alles tun, um wieder so attraktiv sein, dass die
auf den eigenen Vorteil in der Europäischen Union bedacht
allermeisten Briten ihr Votum bereuen werden.
war, und das höchst erfolgreich, wie zum Beispiel der „Briten-
Es hilft jedenfalls nichts, den Kopf vor lauter Angst und
Rabatt“ zeigt. Kaum eine Stadt steht so für Vernetzung und
kurzfristiger Kursverluste in den Sand zu stecken. Großbri-
Verflechtung wie London, und hier natürlich die City. Als Hub
tannien bleibt ein Teil Europas. Europa mag zwar kurzfristig
für Start-ups, die den europäischen Kontinent erobern woll-
geschwächt sein, kann aber aus eigener Kraft wieder Stärke
ten, galt die Insel mit ihrem traditionellen Hang zum Libera-
zeigen. n
6
So ein Streber. Und wieder Klassenbester: Die KEPLER-FONDS KAG wurde vom Analysehaus FERI Eurorating Services unter mehr als 200 Fondsanbietern das dritte Jahr in Folge ausgezeichnet. Setzen Sie auf österreichische Management-Qualität. Mehr unter www.kepler.at Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf oder Finanzanalyse dar. Sie ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater. Aktuelle Prospekte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen – Kundeninformationsdokument (KID) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Zahlstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.
www.kepler.at
GASTKOMMENTAR
MEINUNGEN
ZUKUNFTSORIENTIERTE KRÄFTE IN EUROPA GEFRAGT Die Briten sind raus. Die Folgen analysiert der Präsident des Weltstahlverbands und Voest-Chef Wolfgang Eder in der Hoffnung, dass es zu einer raschen Lösung dieser
WOLFGANG EDER VORSTANDSVORSITZENDER VOESTALPINE AG Der aktuelle Weltstahlpräsident ist 1952 am Attersee (OÖ) geboren. Nach seinem Jusstudium in Salzburg kam 1978 der Eintritt in die Voestalpine AG. Seit 1995 ist er im Vorstand und seit 2004 Chef des Linzer Stahl- und Industriegüterkonzerns.
Situation kommt und sich die vernünftigen und zukunftsorientierten Kräfte in Europa durchsetzen.
Es stimmt mich nachdenklich für Euro
wirtschaftlichen Fragen finden. „Klein-
pa, aber man muss den Ausgang des
Klein“ muss über Bord geworfen wer-
Referendums in Großbritannien re
den. Ein Europa von einzelnen, im inter-
diese Entscheidung der Briten gegen
„Europas Zukunft kann nicht in einem neuen Nationalismus liegen.“
die EU zu akzeptieren, da ich das Land
WOLFGANG EDER
Europa brauchen einfach eine neue eu-
spektieren und so auch zur Kenntnis nehmen. Mir persönlich fällt es schwer,
und die Menschen sehr schätze. Für
nationalen Vergleich kleinen Nationalstaaten wird in einer globalisierten Welt keine Zukunft haben. Die Menschen in ropäische Perspektive. Wenn dennoch
die Menschen in Europa ist damit die
einzelne Länder die EU verlassen möch-
Euphorie von 1989 mit der Öffnung nach Osten und der Ge-
ten, dann muss man ihnen künftig auch die Wahl dazu lassen.
burt eines großen gemeinsamen Europas jetzt endgültig ver-
Andererseits darf sich aber Europa von Ländern, die alle zwei
loren gegangen.
Jahre drohen, die EU zu verlassen, auch nicht permanent er-
Die bevorstehenden Verhandlungen werden zeigen, wie ein
pressen lassen. Auf die europäischen Unternehmen wird ab-
künftiges Miteinander zwischen Großbritannien und der EU
gesehen von der Bankenwelt der direkte Einfluss durch den
aussehen kann. Ich bin davon überzeugt, dass man trotz der
Austritt Großbritanniens unmittelbar nicht allzu massiv sein
„Scheidung“ einen konstruktiven Weg der weiteren Zusam-
– insbesondere auch deswegen, weil es bisher stabile wirt-
menarbeit finden wird. Dominoeffekte in anderen EU-Staaten
schaftliche Beziehungen zwischen britischen und europäi-
sind durch die aktuelle Situation nicht auszuschließen. Eines
schen Unternehmen gab, die sich ja nicht einfach in Luft auf-
ist aber vollkommen klar: Europas Zukunft kann nicht in ei-
lösen werden und auch deshalb, weil der Austritt nach zwi-
nem neuen Nationalismus liegen. Auch in Österreich werden
schen zivilisierten Partnern üblichen Regeln kontrolliert er-
verstärkte Diskussionen zum Thema Europäische Union auf-
folgen wird. Was aber jedenfalls unmittelbar sehr stark beein-
kommen. Sollte es jedoch zu einem Referendum in Österreich
flusst wird, sind die Wechselkurse. Die längerfristigen Aus-
kommen, setze ich darauf, dass den Österreichern Folgendes
wirkungen sind hier im Detail zwar noch nicht absehbar, es
bewusst ist: Das im europäischen Vergleich kleine Österreich
könnte dadurch aber doch zu erheblichen Verschiebungen in
würde bei einer Abkehr von der europäischen Idee zum Spiel-
den internationalen Handelsströmen kommen.
ball der internationalen Spekulation werden, mit unabsehba-
Für die europäische Stahlindustrie sind kurzfristig eher
ren Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand. Wir
keine massiveren direkten Konsequenzen zu erwarten. Aller-
müssen klar sagen, dass wir ein vereintes Europa aus poli-
dings könnten veränderte Wechselkurse auch hier die inter-
tischen und wirtschaftlichen Gründen wollen. Europa muss
nationalen Kräfteverhältnisse verschieben. Ein eindeutiges
es zudem schaffen, auf Basis konsequent gelebter Prinzipien
Negativszenario wäre eine erhebliche Abwertung des Euro, da
stringenter, klarer und transparenter zu werden.
dies Europa zu einer noch attraktiveren Region für Exporte aus
Die Pro-Europa-Kräfte müssen sich jetzt auf die Zukunft
China und anderen Regionen machen würde. Dies gilt aller-
konzentrieren und Antworten auf die großen politischen und
dings dann für sämtliche Produktbereiche. n
8
Wechseln Sie jetzt zum CFD-Broker Nr. 1* • Spezialist mit über 25 Jahren Erfahrung
Besuc Sie un hen s in Millenn der iu City W m ien!
• Hochqualifizierter, schneller Kundenservice • Niedrige Kosten mit Spreads ab 0,7 Punkten und Margins ab 0,20 % • Umfangreiche Charts und garantierter Stop-Loss • Live-Marktanalysen im CMC TV und vielseitige Schulungsangebote
Wechseln Sie jetzt zu cmcmarkets.at! CFDs | Forex | Countdowns
Die bessere Entscheidung
CFDs unterliegen Kursschwankungen. Ihr Verlustrisiko ist unbestimmbar und kann Ihre Einlagen in unbegrenzter Höhe übersteigen. Verluste können auch Ihr sonstiges Vermögen betreffen. Binäre Produkte wie beispielsweise Countdowns unterliegen ebenfalls einem Risiko, da Sie Ihre Einlage verlieren können. *laut Investment Trends Studie 2015, **Ausgezeichnet als “Best Mobile/Tablet Trading App 2015” vom Shares Magazin.
Jetzt preisgekrönte** Trading-Apps herunterlanden!
COVER
DAS
ENFANT TERRIBLE FÜR KONSERVATIVE
Im Kampf um einen gerechten Anteil für Arbeitnehmer gibt es noch viel zu tun, davon ist Werner Muhm, DerBörsianer des zweiten Quartals 2016, überzeugt. Der scheidende AK-Wien-Präsident und gefürchtete Gegner der Konservativen in Wirtschaft und Politik erklärt im Interview kurz vor seinem Pensionsantritt sein wirtschaftspolitisches Konzept und seine Einstellung zum Kapitalmarkt. TEXT RAJA KORINEK, DOMINIK HOJAS FOTO CLEMENS BEDNAR
D
en Kampf für Gerechtigkeit, den
Muhm aber nicht davon abgehalten
Vernunft in der heimischen Privatisie-
hat sich Werner Muhm bereits
hat, selbst auch zahlreiche Aufsichts-
rungspolitik und der Rolle des Kapital-
seit Anbeginn auf seine Fahnen
ratsposten innezuhaben, etwa ehemals
markts; bei verregnetem Fernblick auf
geheftet. Wobei er diesen Kampf nicht
bei der Voestalpine AG, aktuell bei der
das Belvedere neben der AK Wien.
nur als mächtiger AK-Direktor, son-
Verbund AG und der Wiener Städtischen
dern auch als einflussreicher Draht-
Versicherung AG. Anlässlich seines An-
Herr Muhm, wenige Wochen vor Ihrem Pen-
zieher in der SPÖ, enger Berater von
tritts in die wohlverdiente Pension per
sionsantritt verkündete Neokanzler Christi-
Exbundeskanzler
Faymann
1. Juli 2016 nach 26 Jahren in der Arbei-
an Kern den „New Deal“, um Schwung in
und Koalitionsverhandler führte. Das
terkammer (AK), die er zehn Jahre als
die heimische Wirtschaft zu bringen. Steht
hat ihm den Ruf als linker Chefideo-
Bereichsleiter und 15 Jahre als Direktor
Österreich so schlecht da? – Tatsächlich ist
loge eingebracht. Er galt als beinhar-
führte, sprach DerBörsianer mit dem bis
die wirtschaftliche Lage signifikant bes-
ter Verhandler mit Fachkomptenz und
zuletzt sehr aktiven Arbeitnehmerver-
ser als die Stimmung. Darauf deuten alle
war gefürchteter Gegner der Konser-
treter über die wachsende Dramatik am
makroökonomischen Daten hin. Immer-
vativen in Wirtschaft und Politik. Was
heimischen Arbeitsmarkt, die fehlende
hin könnten wir heuer das Niveau von
Werner
WERNER MUHM DIREKTOR AK WIEN Als frischgebackener Magister der Hochschule für Handels wissenschaften trat er 1975 der AK Wien bei. Ein Jahr später wechselte er zum ÖGB, um 1990 wieder zur AK Wien zurückzukehren. Seit 2001 ist der verheiratete Familienvater AK-Direktor.
Quick Wins. Im Gespräch mit Chefredakteur Dominik Hojas fordert Werner Muhm schnelle Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft.
Deutschland erreichen. Wir haben einen
Landesgrenzen hat. Das zieht viele Ar-
Deutschland. Auch sollte man Maßnah-
Überschuss bei der Leistungsbilanz und
beitssuchende aus der CEE-Region un-
men zur Förderung von Start-ups set-
verzeichnen beachtliche Exporterfolge.
mittelbar an.
zen. Zudem brauchen wir mehr öffentliche Investitionen in Ganztagsschulen
Aber die Arbeitslosenrate ist sehr hoch. –
Jetzt kommt noch die EU-Entsendericht-
und eine Ausbildungsgarantie bis zum
Derzeit ist die Integration der Flüchtlin-
linie, wonach Arbeitnehmer, die in einen
18. Lebensjahr. Mittelfristig muss man
ge eine der größten Herausforderungen.
anderen EU-Staat entsandt werden, künf-
auch über eine Arbeitszeitverkürzung
Im Vorjahr hat Österreich eine Rekord-
tig nach zwei Jahren einheimischen Arbeit-
nachdenken.
zahl aufgenommen, auch heuer wird es
nehmern gleichgestellt werden können. –
eine beachtliche Zahl sein. Das erfor-
Das verschärft die Lage. Es gibt EU-weit
Lässt sich der Sozialstaat noch finanzieren?
dert Anstrengungen auf allen Ebenen.
1,8 Millionen Entsendete, davon sind
– Gerade das europäische Modell ist ja
Das zweite große Zentralthema ist die
fast zehn Prozent in Österreich. Und
das Wohlfahrtsmodell. Und das beruht
Bewältigung der Rekordarbeitslosigkeit,
das führt zu Lohn- und Sozialdumping.
vor allem auf einem hochentwickelten
auch wenn die Rate im internationalen
Trotzdem sind wir im Vergleich zu an-
industriellen Sektor und auf motivier-
Vergleich noch vergleichsweise günstig
deren EU-Ländern ein attraktives Land
ten Mitarbeitern. Damit sind Österreich
ist. Dabei haben wir zugleich den höchs-
für Zuwanderer. Wir haben hohe sozi-
und Deutschland besser durch die Krise
ten Beschäftigungsstand.
ale Standards und eine relativ niedrige
gekommen. Diese Länder konnten auf
Arbeitslosigkeit. Zudem sorgt in Öster-
eine große industrielle Substanz zugrei-
Die Flüchtlinge sind noch nicht am Arbeits-
reich der Kollektivvertrag dafür, dass die
fen. England hat einen weit geringeren
markt angekommen. Wo sehen Sie die Ur-
meisten Menschen von ihren Löhnen le-
industriellen Wertschöpfungsanteil und
sachen für die hohe Arbeitslosigkeit? - Al-
ben können.
fährt damit schlechter. Deshalb bedarf
lein in Österreich gibt es zwei Elemen-
es auch kollektiver Sicherungssysteme
te. Das eine ist der Wunsch nach einer
Was also tun? - Wir brauchen ein wirt-
etwa für den Arbeitsmarkt und die Ge-
Anhebung der Frauenerwerbsquote, das
schaftspolitisches
Maßnahmenpaket,
sundheit. Auch das öffentliche, umla-
andere ist die Erhöhung des faktischen
das etwa die degressive Abschreibung
gefinanzierte System für die Pensionen
Pensionsantrittsalters. Der größte Teil
für Anlagen, kurz AfA, beinhaltet. Zu-
muss gesichert bleiben.
ist aber auf den Zuzug von Arbeitssu-
dem braucht es Impulse zur Förderung
chenden aus den mittel- und osteuropä-
von Investitionen. Diese sind derzeit in
Gerade bei der Altersabsicherung wächst
ischen Ländern zurückzuführen. Es gibt
Österreich sehr schwach aufgrund der
die Sorge. – In Österreich sind die Pensi-
in Europa kein anderes Land, das so ein
schlechten Stimmung. Sie liegen aber
onen sicher, das Umlagesystem hat sich
derartiges Wohlstandsgefälle an seinen
immer noch über dem EU-Schnitt und
bewährt. Schauen Sie sich die aktuelle
12
COVER
Lage am Kapitalmarkt an, etwa die Null-
Versicherungen und Pensionskassen ar-
mögens- und Erbschaftssteuer ab ei-
zinslandschaft. Dann wissen Sie auch,
beiten.
ner Million Euro diskutiert, dabei soll die
dass mit betrieblichen oder privaten
Erbschaftssteuer so gestaltet werden,
Vorsorgen sichere Erträge nur schwer zu
Die öffentliche Hand wird trotzdem höhe-
dass sie natürlich nicht die Betriebsüber-
erzielen sind.
re Einnahmen brauchen. – In Österreich
gabe hemmt. Wenn man davon ausgeht,
sinkt die Lohnquote. Die Gewinnquote
dass unsere Gesellschaft auf den Leis-
Dabei deuten Studien auf die ungünstige
der Unternehmen steigt dafür. Die Si-
tungsgedanken aufbaut, macht das Sinn:
demografische Entwicklung hin, sie spricht
cherung des Wohlfahrtsstaats ist aber
Erben hat mit Leistung nichts zu tun.
gegen das Umlagesystem. – Für breiteste
etwas, mit dem sich die Regierung in
Bevölkerungsschichten ist das Umlage-
Hinblick auf die kommenden Jahre und
Neokanzler Christian Kern denkt derzeit
system das einzig finanzierbare und si-
nicht tagesaktuell auseinandersetzen
eher an eine Maschinensteuer. Kann man
cherste System. Auch in Deutschland
muss. Gerade die Erbschafts- sowie die
so die industrielle Basis erhalten, oder wer-
musste man eingestehen, dass die pri-
Schenkungssteuer müsste wieder the-
den Unternehmen abwandern? – Ich be-
vat finanzierte Riester-Rente geschei-
matisiert werden, zumal mehr als zwei
vorzuge den Begriff Wertschöpfungs-
tert ist. Natürlich muss man beim Um-
Drittel der EU-Länder eine Erbschafts-
abgabe und sehe keine Tendenzen, dass
lagesystem immer wieder an ein paar
steuer haben.
Unternehmen abwandern. Kurzfristig
Schrauben drehen. Im Übrigen wirkt
brauchen wir sogenannte Quick Wins,
sich die Demografie auf alle drei Säulen
Wie hoch kann man eine Erbschafts- und
sprich schnelle Gewinne, die man etwa
aus. Schließlich verändern sich dadurch
Vermögenssteuer ansetzen? - Bei der letz-
mittels der zuvor erwähnten degressi-
etwa auch die Sterbetafeln, mit denen
ten Steuerreform wurde über eine Ver-
ven AfA oder der Förderung von Start-
100% BROKER. 80% GÜNSTIGER. Handeln Sie weltweit zu Großhandelstarifen.
KOSTEN LOSES DEPOT ERÖFFN EN www.de giro.at
Reguliert durch die niederländische Finanzaufsichtsbehörde. Werden Sie Kunde innerhalb von 10 Minuten. Preise Wiener Börse/XETRA/EUREX
AKTIEN
€
2,00 +0,02%
“
OPTIONEN
€
0,75 JE KONTRAKT
FUTURES
€
0,75 JE KONTRAKT
ZERTIFIKATE
€
2,00 +0,10%
Der mit Abstand günstigste Broker: „Transaktionskosten, die um durchschnittlich 80 Prozent unter denen der Konkurrenz liegen“ - Die Presse
”
COVER
Börsengang. Die Casinos Austria an die Börse zu bringen ist für den scheidenden AK-Direktor sehr gut vorstellbar.
ups erzielen könnte. Auch muss man
Ich war erstaunt, dass ein „alter Hase“
kosten geringer sind. - Es gibt bei den gro-
überlegen, was sich in der Bürokratie
wie Pühringer, den ich im Übrigen sehr
ßen österreichischen Unternehmen eine
und Verwaltung machen lässt und wie
schätze, so daneben liegt. Das Geheim-
vernünftige Arbeitsteilung: Sie haben im
wir bei der Bankenabgabe weiter vorge-
nis der Sozialpartnerschaft ist die Frei-
Ausland Produktionsstandorte, behalten
hen. Etwas anderes ist die mittelfristige
willigkeit und das Interesse beider Sei-
aber aus gutem Grund auch bestimmte
Planung, hier passt der „New Deal“ hi-
ten, eine Win-win-Situation zu schaffen
Fertigungen hier im Land. Aus der Ver-
nein, zum Beispiel mit einer Wertschöp-
und einen Konsens zu finden. Immerhin
knüpfung der gesamten Kette ergibt sich
fungsabgabe zur Finanzierung des Wohl-
werden in Österreich jährlich 500 neue
die Wettbewerbsfähigkeit. Ich habe eher
fahrtsstaats.
Kollektivverträge abgeschlossen, sie sind
die Sorge, dass Europa auseinanderdrif-
ein zentrales Asset in Österreich. Und das
tet. Es gibt eine Vielzahl ungelöster Pro-
Die Wirtschaftskammer denkt offen über
Wirtschaftswachstum ist die Basis für
bleme, etwa in der Frage der Flüchtlings-
eine Senkung der Pflichtbeiträge nach. Ist
unseren Verteilungsspielraum.
problematik sowie in der hohen Jugend-
das für die Arbeiterkammer eine Option? -
arbeitslosigkeit.
Das steht für uns nicht zur Debatte, es
In Österreich haben die Kammern seit 2008
wäre eine Schwächung der Arbeitneh-
sogar Verfassungsrang. Gibt es das in einem
Sie waren beziehungsweise sind noch immer
merinteressen. Das Budget der Arbei-
anderen OECD-Land? – Eine starke Sozi-
in Aufsichtsratsposten, dennoch hat man den
terkammer umfasst rund 400 Millionen
alpartnerschaft gibt es auch in den nor-
Eindruck, dass Sie mit dem Kapitalmarkt nie
Euro, jenes des ÖGB etwa 200 Millionen
dischen Staaten. Der Verfassungsrang in
ganz warm wurden. - Wir sind in den ver-
Euro. Und das für 3,5 Millionen Arbeit-
Österreich ist einmalig. Das setzt auch
gangenen 15 bis 20 Jahren in Europa zu-
nehmer. Dem gegenüber stehen allein
voraus, dass man damit sorgfältig und
nehmend hin zum angloamerikanischen
der Wirtschaftskammer gut 880 Millio-
verantwortungsvoll umgeht. Dabei darf
Wirtschaftssystem hingerückt, bei dem
nen Euro zur Verfügung. Dazu kommen
man keine faulen Kompromisse schlie-
der Kapitalmarkt ein zentrales Thema
weitere Interessenvertretungen. Da kön-
ßen, sondern muss jene finden, die dem
ist. Das sehe ich mit großer Skepsis. Al-
nen wir gerade noch auf Augenhöhe mit-
Land guttun. Das gelingt auch oft. Aber
lein in der österreichischen Erfolgsstory
halten.
für die Medien sind Kompromisse nicht
der vergangenen Jahrzehnte hat der Ka-
sexy.
pitalmarkt eine geringe Bedeutung ge-
Vizekanzler
Reinhold
Mitterlehner
hat
habt. Zudem hat die Geschichte gezeigt,
jüngst die Sozialpartnerschaft infrage ge-
Je näher Europa zusammenrückt, desto mehr
dass kapitalmarktorientierte Volkswirt-
stellt, Oberösterreichs Landeshauptmann
wächst die Gefahr, dass Betriebe aus Öster-
schaften eher volatilere Entwicklungen
Josef Pühringer meint, sie gehöre auf die
reich in Länder abwandern, in denen es kei-
durchleben als kreditfinanzierte Wirt-
betriebliche Ebene heruntergebrochen. -
ne Sozialpartnerschaft gibt und Lohnneben-
schaften, wie wir sie in Kontinentaleuro-
14
COVER
pa haben, auch wenn die steigende Ban-
ner hochentwickelten Industrienation
Ehemals staatlichen Unternehmen wie der
kenregulierung die Kreditfinanzierung
auch eine Börse. Aber ausgerechnet jene
Voestalpine AG hat die Privatisierung nicht
zunehmend erschwert.
politischen Kräfte, die den Kapitalmarkt
geschadet. – Es gibt genügend ehema-
am meisten propagierten, haben eine
lige Staatsbetriebe die alle wieder weg
Eine junge Studie der Arbeiterkammer kri-
zwiespältige Haltung: erst privatisieren
von der Börse sind, etwa die AUA, die VA
tisiert auch hohe Dividendenzahlungen der
und an die Börse. Inzwischen ist von den
Tech sowie die Austria Tabak. Und nun
ATX-Unternehmen. - Wir haben einige
einst staatlichen und dann privatisierten
steht möglicherweise bei der Telekom
Fälle kritisiert, bei denen die Dividen-
Unternehmen nur die Voest noch an der
Austria AG ein Delisting an.
den höher als die Erträge waren. Genau
Börse. Dabei hat es seit 2001 88 Börsen-
so wurde die Telekom Austria AG zum
abgänge gegeben. Ein Unternehmer wie
Bei der Übernahme der Telekom Austria AG
Übernahmekandidat. Es ist gewisserma-
Peter Mitterbauer sagte gegenüber einer
waren Sie von Anfang an gegen den Ein-
ßen paradox, wenn die Industriellenver-
Tageszeitung, dass er am Kapitalmarkt
stieg der America Movil. – Die Telekom
einigung meint, es gebe nichts zu vertei-
zwar gelernt habe, die Entscheidungs-
Austria AG ist ein Leitbetrieb in Öster-
len, und andererseits werden Dividenden
strukturen bei Miba zu verbessern. Doch
reich – die Übernahme eine traurige
in Milliardenhöhe ausgeschüttet. Die Ar-
nun sei ihm das vierteljährliche Re-
Geschichte. Es ist entscheidend, dass
beitnehmer wollen schlicht ihren ge-
porting zu viel. Es gibt zahlreiche Unter-
die Konzernzentrale im Land bleibt. Es
rechten Anteil.
nehmen, die nicht an der Börse notiert
hängen auch zahlreiche externe Dienst-
sind und trotzdem große Erfolge aufwei-
leistungen daran, somit eine Menge
Sollte man dann die Wiener Börse nicht zu-
sen, gerade weil sie nicht nur kurzfristig
weiterer hochqualifizierter Arbeitsplät-
mindest stärken? – Natürlich gehört zu ei-
auf die Rendite schauen müssen.
ze. Der Staat sollte zumindest 25 Pro-
COVER
zent plus einer Aktie gerade an Leitbe-
Unternehmen mittelfristig weiter aus-
der internationalen Großindustrie dar.
trieben behalten.
richten wird, auch in Bezug auf die Höhe
Dass europäische Unternehmen dann
der Staatsbeteiligungen. Selbst ein Bör-
größere Aufträge vom öffentlichen Be-
Dann hätte man bei der Telekom Austria
sengang bei Casinos Austria wäre denk-
schaffungswesen der USA bekommen,
AG schon früher Schritte setzen müssen. –
bar, aber nur mit solidem Kernaktionär.
glauben die, die das sagen, vermutlich
Natürlich hätte man vor dem Verkauf
selbst nicht wirklich.
entsprechende Maßnahmen einleiten
Wie sehen Sie die Russland-Sanktionen,
müssen. Das war unsere Kritik an der
die von der Regierung großteils abgelehnt
Das klingt, als ob Sie der Politik als Bera-
ehemaligen Staatsholding ÖIAG. Sie
werden? - Natürlich kann man bei Vor-
ter erhalten bleiben? – Ich stehe jedem,
war nichts anderes als ein Verein der
gängen wie etwa der Besetzung der Krim
der mein Wissen in Anspruch nehmen
Industriellenvereinigung, der nur auf
nicht einfach zur Tagesordnung überge-
möchte, zur Verfügung. Jetzt werde ich
Privatisierungen sowie auf Ausverkauf
hen. Dennoch ist Russland der natür-
erst einmal ausspannen. Ich habe aber
aus war.
lichste Wirtschaftspartner Europas. Wir
einige interessante Aufgaben, denen ich
exportieren weit mehr nach Russland
nachgehen werde.
Sehen Sie Parallelen zur OMV AG, wo der
als in die USA. Dafür ist Russland ein
kolportierte Asset-Swap mit Gazprom für
wichtiger Rohstofflieferant, allen voran
Haben Sie in der Wirtschaft auch Freun-
Wirbel sorgt? - Warten wir die weite-
von Energie.
de gefunden? - Wenn ich an mein Ab-
ren Entwicklungen ab. Jedenfalls bin
schiedsfest denke, kann ich sagen, dass
ich über die Öbib als Nachfolgelösung
Das US-Freihandelsabkommen TTIP soll
sehr viele Leute aus der Wirtschaft da-
zur ÖIAG froh. Die Politik hat damit ge-
ein Gegengewicht darstellen. - Mich wun-
bei sind. Man kann in der Sozialpartner-
zeigt, dass sie in der Lage ist, gute, qua-
dert, dass sich europäische Mittel- und
schaft, und ich bin seit 1975 dabei, nur
lifizierte Aufsichtsräte in die einzelnen
Kleinbetriebe das geplante Schiedsver-
überleben, wenn man seinem Gegen-
Institutionen zu schicken. Nun muss die
fahren gefallen lassen, es stellt eine
über stets mit Achtung und Verständnis
Politik klar sagen, wie sie die wichtigen
völlige Ungleichbehandlung gegenüber
begegnet. n
INFO WISSEN IV-Präsident Georg Kapsch: Fünf Tipps zur Standortverbesserung 1. Arbeitsrecht den neuen globalen Realitäten anpassen ‑ Österreich braucht ein Arbeitsrecht und eine Arbeitsmarktpolitik, die positive Beschäftigungsanreize setzen. Die gesetzliche Tageshöchstarbeitszeit von zehn Stunden ist nicht praktikabel und muss bei insgesamt gleichbleibender Gesamtarbeitszeit in einem ersten Schritt zumindest bei Gleitzeit auf zwölf Stunden Maximalarbeitszeit angehoben werden. Künftig soll insgesamt nicht mehr gearbeitet, sondern lediglich ermöglicht werden, dann zu arbeiten, wenn Arbeit anfällt. Zudem müssen mehr Entscheidungskompetenz und Regelungen unmittelbar auf Betriebsebene durch Betriebs- oder Einzelvereinbarungen ermöglicht werden. 2. Kapitalmarkt beleben ‑ Das Finanzierungs angebot für österreichische Unternehmen muss rasch verbessert werden, sowohl an der Börse als auch vorbörslich und über die Kreditwirtschaft. Aus diesem Grund fordert die Industrie eine praxisnahe, effiziente und kostentransparente Umsetzung von Kapitalmarktregulierungen.
Zudem darf es bei der Umsetzung von EU-Recht kein weiteres „Gold Plating“ geben. 3. Energiepolitik mit Innovation statt Subvention ‑ Österreichs Energiesystem muss innovationsorientiert und kosteneffizient gestaltet werden. Neben einer leistungsfähigen Infrastruktur sowie einer F&E-Offensive für den Standort sollte der regulatorische Ordnungsrahmen des Energiesystems nach marktwirtschaft lichen Kriterien gestaltet werden. Energiedienstleistungen müssen im Wettbewerb sowohl langfristig wohlstandsfördernd als auch mit geringsten Umweltauswirkungen erbracht werden. 4. Radikale Senkung von Steuern, Abgaben und Lohnnebenkosten ‑ Österreich hat mit 43,6 Prozent eine wesentlich höhere Steuer- und Abgabenquote als Deutschland (39,3 Prozent) oder die Schweiz (27,8 Prozent). Was geschieht mit der Differenz? Die beiden Vergleichsländer haben bei einer deutlich niedrigeren Abgaben quote ein besseres Bildungssystem, kein
16
schlechteres Gesundheitssystem und auch keine höhere Armutsgefährdung. Zudem hat Österreich mit 52 Prozent die fünfthöchste Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen in Europa und liegt um zehn Prozentpunkte höher als der EU-Durchschnitt. Die Industriellenvereinigung (IV) fordert daher eine Halbierung der KÖSt auf nichtentnommene Gewinne sowie für einen konkreten Pfad zur Lohnnebenkostensenkung in Richtung des deutschen Niveaus von rund 22 Prozent. 5. Rückbau der Regulierung und Steigerung der Effizienz im Staatsgefüge ‑ Statt neue Einnahmequellen zu suchen, sollte der Staat wie ein verantwortungsvolles Unternehmen die Ausgaben verringern und die Abgabenzahler entlasten, Unternehmer wie Arbeitnehmer. Die gravierendsten Reformbaustellen liegen weiterhin im Gesundheitswesen, im Pensionsbereich, in der öffentlichen Verwaltung und in den föderalen Strukturen, im Bereich der Bildung, der Forschung und nicht zuletzt der Integration. Österreich braucht Entbürokratisierung und eine grundlegende Reform des Föderalismus.
MÄRKTE
BÖRSENRADAR
+ 80 PUNKTE [MAXIMUM +100] BENCHMARK NTX (CEE) ATX (AUT)
+ 70
ZUVERSICHT BEI INVESTOREN KIPPT
+ 60
+ 50
Die Stimmung der Investoren für die Entwicklung des österreichischen Aktienmarkts (ATX-Index) ist nach einem kurzfristigen Aufschwung im Frühjahr erneut nach unten gekippt. Das Sentiment der Investoren erreichte im Mai 2016 +26,2 Punkte. Der Wert setzt
+ 40
sich aus 47,3 Prozent positiver und 21,1 Prozent negativer Einschätzung zusammen. Damit schnitt Österreich bei den Investoren eindeutig besser ab als die CEE-Region. Auch die Stimmung an den Aktienmärkten der CEE-Region (NTX-Index) ist im zweiten Quartal 2016 nach unten abgedriftet. Aktuell liegt das Sentiment mit 0,0 Punkten am
+ 30
niedrigsten Wert, den wir seit Beginn unserer Ausgabe verzeichneten. Das Sentiment von 0,0 Punkten setzt sich aus einem gleich großen Anteil an positiven und negativen Stimmen zusammen (jeweils 29,4). + 20
+ 10
AKTUELLE INVESTORENSTIMMUNG
47,3 % steigen 31,6 % seitwärts 21,1 % fallen
29,4 % steigen 41,2 % seitwärts 29,4 % fallen
MAI 15
JUN. 15
0
– 10 PUNKTE [MAXIMUM –100]
+13
+0
+26,2
+5,9
Die Investorenstimmung auf den Aktienmärkten in der Eurozonen entspricht mit +13,0 Punkten in etwa dem Mittelwert zwischen den Werten, die für Österreich und die CEE-Region ermittelt wurden.
Ein ehemaliger Investorenfavorit ist in den vergangenen Monaten zunehmend ins Hintertreffen geraten: Der polnische WIG ist auf 0 Punkte gesunken. 38,9 Prozent der Investoren glaubten jeweils an steigende und fallende Kursen.
Der tschechische Aktienmarkt schnitt im CEE-Vergleich solid ab. 47,3 Prozent der Investoren erwarten steigende Kurse in den nächsten sechs Monaten und 21,1 Prozent gehen von fallenden Kursen aus.
Der ungarische Aktienindex erreichte bei den Investoren eine Stimmung von +5,9 Punkten und konnte sich im Vergleich zum Vormonat sogar verbessern. 35,3 Prozent der Investoren gingen von steigenden Kursen aus.
18
62,0
55,5
70,6
64,3
0
74,9
NTX (CEE) 74,9
ATX (ÖSTERREICH)
JUL. 15
MÄRKTE
POSITIV
–11,2 PKT
AUG. 15
SEP. 15
OKT. 15
NOV. 15
DEZ. 15
JÄN. 16
FEB. 16
MÄR. 16
APR. 16
26,2
0,0
37,4
13,3
68,6
58,8
36,9
38,9
10,6
17,6
52,5
45,0
64,7
59,9
33,4
18,7
52,6
42,0
74,9
64,4
–13 ,3 PKT
MAI 16
DIFFERENZ
NEGATIV QUELLE: CEE ZEW-ERSTE GROUP INDIKATOR
+33,3
–17,4
Rumänien ist erneut das Liebkind der Investoren. 53,3 Prozent der Investoren glauben an einen Kursanstieg des rumänischen Leitindex in den kommenden sechs Monaten und 20 Prozent an einen Kursrückgang.
Das Schlusslicht ist wieder die Türkei (ISE-100). Mit -17,4 Punkten wurde kein anderes Land bei den Investoren so schlecht bewertet. 43,5 Prozent der Investoren gehen von einer negativen Kursentwicklung aus.
INFO DATEN CEE ZEW-Erste Group Indikator Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Erste Group Bank AG befragen monatlich Finanzmarktexperten über die Entwicklung der Aktienmärkte in den folgenden sechs Monaten in Zentral und Osteuropa. Dazu zählen: Österreich (ATX), Kroatien (CROBEX), Tschechien (PX 50), Ungarn (BUX), Polen (WIG), Rumänien (BET), Slowakei (SAX), Türkei (ISE-100) sowie die Regionen CEE (NTX) und Europa (Eurostoxx). Die Punkte in der Grafik drücken die Differenz zwischen der relativen Menge an Stimmen mit positiver und negativer Einschätzung aus. Diese Balance (Sentiment-Stimmung) kann demnach zwischen –100 (negativ) und +100 Punkten (positiv) schwanken. Punkte gegen null sprechen im Chart für eine neutrale Entwicklung der Aktienmärkte.
19
VERSICHERUNGEN
Versicherungsunternehmen auf der ganzen Welt müssen sich völlig neuen Herausforderungen stellen – der Anpassungsprozess ist teilweise sehr unterschiedlich. Für Österreich stellte DerBörsianer dies in Gesprächen mit den vier Branchengrößten fest. TEXT BARBARA OTTAWA FOTO BARBARA STER
VERSICHERUNGS DSCHUNGEL W
enn jemand vom „Versicherungsdschungel“ spricht, dann ist wohl eher die Fülle und
Komplexität
von
Versicherungslösun-
gen gemeint. Aber im Moment scheint es eher so, dass die Versicherer selbst in einen Dschungel, also in eine für sie fremde Umgebung, versetzt worden sind. Da ist einerseits ein noch nie dagewesenes Zinsniveau, andererseits neue regulatorische
20
VERSICHERUNGEN
Herausforderungen. Des Weiteren macht
Auszahlung: „Bei der Lebensversiche-
die zunehmende Digitalisierung der Ge-
rung ist der zweite Namensbestand-
Nur ein Versicherer will zur Bank werden
sellschaft auch vor der Versicherungs-
teil wichtig, weil wir biometrische Ri-
Statt der Margen aus dem Garantiege-
branche nicht halt und zwingt Anbieter
siken abdecken müssen.“ Aber Versi-
schäft wollen einige Versicherer – nicht
und Berater zu einem Umdenken.
cherer müssen „den Kunden erklären,
nur in Österreich – aus dem Kreditge-
Unter den vier größten österreichi-
dass Garantien einen Preis haben“, be-
schäft Gewinne lukrieren. Hierzulan-
schen Versicherungsunternehmen fin-
tont Leu. Ganz ohne Risiken sei es nicht
de zeigen sich die größten Marktteil-
den sich teilweise sehr unterschiedli-
möglich, das angedachte Sparziel zu er-
nehmer fast einheitlich wenig begeis-
che Ansätze, wie man sich als Versiche-
reichen. Ein Garantiezins ist für Stad-
tert von der Idee – nur die Allianz meint,
rer in dieser neuen Welt positioniert: Da
ler „ein ganz wichtiges Alleinstellungs-
Versicherer könnten die neuen Ban-
ist zunächst die Uniqa Insurance Group
merkmal der Lebensversicherung“. Für
ken werden. „Versicherungen und nicht
AG (Uniqa), wo Chief Finance and Risk
die Zukunft werde er vor allem im Be-
Banken werden langfristige Kredite ver-
Officer (CFO/CRO) Kurt Svoboda „Ga-
reich der lebenslangen Renten Anwen-
geben“, ist Littich überzeugt. Die Stär-
rantieversprechen in der derzeitigen
dung finden. Aber im Moment fokussiert
ke der Versicherer sieht er in der lang-
Marktsituation
unverantwortlich
auch die VIG „stärker auf die fondsge-
fristigen Finanzierung, denn „eine Bank
hält“, weil die Finanzierung langfristig
bundenen und indexgebundenen Lö-
vergibt niemals einen 15-jährigen Kredit
nicht sicher sei. Elisabeth Stadler, Ge-
sungen“, auch wenn „Garantieproduk-
zum Fixzinssatz - Versicherungen wol-
neraldirektorin der Vienna Insurance
te im Angebot bleiben“. Bei der Allianz
len aber genau diese langfristigen Kre-
Group AG (VIG), antwortet auf die Fra-
kamen bereits im vergangenen Jahr 40
dite wie Hypothekarkredite, aber auch
ge, ob Versicherer heute noch Garantien
Prozent des Neugeschäfts in der Lebens-
Kredite in Industrieunternehmen“.
geben können, mit einem „Yes we can!“.
versicherung aus dem Verkauf des neu-
Obwohl in seiner Heimat Versicherer
„Wir sind die Garantie!“, sagt wiederum
en Null-Prozent-Garantieprodukts, be-
eine der größten Anbieter von Hypothe-
Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender
stätigt Littich.
karkrediten sind, glaubt Leu an dieses
für
der Allianz Gruppe (Allianz) in Öster-
Im „Umdenken, das im Vertrieb von
Geschäftsfeld für die Generali in Öster-
reich. Er ist überzeugt, dass sein Unter-
Lebensversicherungsprodukten
statt-
reich eher weniger: „Hier ist die Zusam-
nehmen „die Niedrigzinsphase 20 Jah-
finden muss“, sieht Svoboda eine der
menarbeit mit den Banken viel inten-
re aushält“. Vorsichtig mit Zukunfts
größten Herausforderungen: „Per se
siver, wieso sollten die Versicherer hier
einschätzungen jeglicher Art ist Alfred
finde ich Garantien gut, aber heuti-
ins Bankengeschäft einsteigen?“ Svo-
Leu, CEO der Generali Versicherung AG
ge Garantiekonzepte sind mittelfristig
boda ist sogar „strikt dagegen“, dass die
(Generali). Er möchte nicht vom „Weg-
nicht finanzierbar und deshalb ein Aus-
Versicherer in die Fußstapfen der Ban-
brechen“ des Lebensversicherungsge-
laufmodell.“ Auch eine langfristi gere
ken treten, was die Kreditversicherung
schäfts sprechen, sieht aber die Not-
Betrachtung helfe nicht, weil erstens
angeht: „Das wäre nur ein Umschichten
wendigkeit für Anpassungen.
die durchschnittliche Laufzeit einer Le-
von A nach B und bringt dem Finanz-
Das sind einzelne Blitzlichter aus den
bensversicherung in Österreich nur acht
platz nichts – außerdem ist es nicht un-
Gesprächen, die DerBörsianer mit den vier
bis zehn Jahre beträgt und zweitens „wir
ser Kerngeschäft.“ Schon eher sieht er
größten Versicherern geführt hat, und es
nicht auf die Zukunft spekulieren, denn
seine Branche in der Rolle von Eigenka-
gibt natürlich Überschneidungen. Egal
vor zehn Jahren hat auch niemand mit
pitalgebern für Start-ups, vor allem im
welche Richtung diese vier Unterneh-
dem heutigen Marktumfeld gerechnet“.
Bereich Datenmanagement. Auch Stad-
men einschlagen werden, sie wird einen großen Kundenanteil betreffen: Per Ende 2015 hatten sie zusammen knapp 42 Prozent Marktanteil (Tabelle S. 23).
Es wird (garantiert) alles anders Wenn Generali-Chef Leu von der Lebensversicherung spricht, dann sieht er „weiterhin Bedarf“ nach einem solchen Produkt. Als gebürtiger Schweizer sieht er aber in Österreich „eindeu-
„Dezente und gut gemachte Regulierung tut den Versicherern gut.“
tig Reformbedarf“, und zwar sowohl in der Ansparphase als auch während der
KURT SVOBODA
21
VERSICHERUNGEN
ler meint: „Das Kreditgeschäft überlassen wir lieber den Banken.“
Infrastruktur? Ja, vielleicht – aber ... „Klar ist, dass es die Versicherungsbranche, wie sie noch 2015 und davor existiert hat, in dieser Form nicht mehr geben wird“, erläutert Svoboda. Zunächst werde es eine Verschiebung der Margen von der Lebensversicherung in Richtung „Schaden/Unfall“ und der privaten
„Krankenversicherung/Vor-
sorge“ geben – was auch „zwangsläufig neue Geschäftsmodelle erfordert“.
„Die Provision ist eine solidarische Finanzierung der Beratung.“ ELISABETH STADLER
akzeptieren“. Eine konkrete Idee, die
en und das Veranlagungsumfeld, son-
Infrastrukturfinanzierung
Uniqa verfolgt, ist die direkte Beteili-
dern auch durch neue Kundenbedürf-
als neuem Geschäftszweig steht es ge-
gung an versicherungstechnisch rele-
nisse. Laut einer Analyse von PWC Ös-
nau umgekehrt zum Kreditgeschäft:
vanten Infrastrukturprojekten von Ge-
terreich bevorzugen nur noch 35 Pro-
Alle wollen sich hier betätigen, nur die
bietskörperschaften: zum Beispiel an
zent der Kunden bei der Suche nach der
Generali bleibt skeptisch. Festzuhal-
einer Lawinenverbauung oder einem
richtigen Police „die direkte Interakti-
ten ist, dass viele Versicherer, inklusive
Hochwasserschutz, wobei Uniqa hier
on mit dem Makler, Tendenz weiter fal-
der Generali, bereits zum Beispiel über
die Rolle eines Debt-Investors, etwa
lend“. Allerdings ist festzuhalten, dass
Windparkfonds indirekt in diese Asset-
in eine Anleihe, vorschwebt. „Hier
die Studie global durchgeführt wurde
klasse investiert sind, nur wenig jedoch
könnten die Versicherer ihr ureigenstes
und gerade in Österreich der Kunden-
direkte Beteiligungen halten.
Thema, das Risikomanagement, ein-
zugang noch etwas „traditioneller“ ist,
bringen.“
aber ein Umdenken bei den Anbietern
Bei
der
Leu befürchtet, dass es einfach nicht genug Investitionsvolumen im Infra-
Die Allianz in Österreich beteiligt
strukturbereich, und er spricht aus-
sich bereits an Infrastrukturprojek-
Für Littich geht es allerdings „nicht
schließlich von direkten Beteiligungen,
ten des Konzerns, und Littich bestätigt,
um die Digitalisierung der analogen
geben wird: „Die Staaten können sich
man suche nach „Investments in In
Welt, sondern um eine grundlegende
weiterhin günstig finanzieren und wer-
frastruktur, die auf sehr lange Laufzei-
Transformation
den sich genau überlegen, inwieweit sie
ten einen stabilen Cashflow abwerfen“.
Denn die zentrale Herausforderung sei,
Cashflows auf private Geldgeber trans-
Die VIG „investiert verstärkt“ in In
dass „derzeit zu viel Komplexität beim
ferieren wollen.“ Aber genau das ist für
frastruktur und „prüft derzeit mehrere
Kunden ankommt – der Kunde will’s
Svoboda der Punkt, wo sich die Katze in
Projekte in Österreich und Osteuropa“.
aber einfach“. Ob beziehungsweise wie
den Schwanz beißt: „Das Niedrigzins-
ist natürlich auch hier festzustellen.
unseres
Geschäfts“.
schnell die Digitalisierung hier helfen
umfeld wird bleiben, denn die Staaten
Versicherer 2.0 und die Daten
kann, bleibt abzuwarten. So gibt Leu zu
verschulden sich immer mehr, und die
Druck auf die Versicherungsbranche
bedenken, dass es zum Beispiel beim
Zinspolitik ist eine der wenigen Maß-
kommt aber nicht nur durch Regulari-
neuen digitalen Kundenportal der Ge-
nahmen, die man setzen kann, um das in den Griff zu bekommen.“ Deshalb müssen neue Renditequellen gefunden werden, und Svoboda ist überzeugt, dass direkte Infrastrukturbeteiligungen genau ins Portfolio von Versicherern passen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Denn so wie Leu sieht auch er politische und regulatorische Hürden in dieser Assetklasse. Andererseits nimmt er auch sei-
„Versicherungen statt Banken werden langfristige Kredite vergeben.“
ne Branche selbst in die Pflicht, „hier offensiver zu agieren und Risiken zu
WOLFRAM LITTICH
22
VERSICHERUNGEN
nerali abzuschätzen gilt, „wie weit die INFO STATISTIK
Kunden in der Lage und schon bereit sind, das volle Angebot digital zu nut-
Marktanteile von Versicherungen in Österreich
zen“. Ähnliches gilt für neue Vertriebswege und die Nutzung durch Berater. Die Digitalisierung bringt jedoch noch ganz andere Geschäftsmöglichkeiten für Versicherer. Bei der Uniqa sieht Svoboda Potenzial im Datenmanagement, für das es aber einen „guten Keller und ein Fundament“ braucht, das im Unternehmen derzeit aufgebaut wird. Svoboda betont: „Digitalisierung
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Uniqa Österreich Versicherungen AG 14,37 % Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group 13,66 % Generali Versicherung AG 13,18 % Allianz Elementar Versicherungs AG 5,61 % Raiffeisen Versicherung AG 5,28 % Sparkassen Versicherung AG Vienna Insurance Group 4,92 % Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group 4,56 % Zürich Versicherungs AG 3,76 % Ergo Versicherung AG 3,73 % Grazer Wechselseitige Versicherung AG 2,83 %
ist mehr als nur bunte Apps.“
Transparenz und Provisionen
ten: „Aus meiner Sicht ist die Provision
Und diese zunehmenden Regularien
Apropos Vereinfachung: Leu will Leh-
eine solidarische Finanzierung der Be-
werden laut Stadler „zu einem weiteren
ren aus der Vergangenheit ziehen und
ratung. Beratung darf nicht zum Luxus-
Konzentrationsprozess in der interna-
„schon im Produktdesign überlegen, in
gut werden, den Kunden muss bewusst
tionalen Versicherungsbranche füh-
welcher Form Produktinformationen
sein, dass Beratung in gewissen Spar-
ren“. Die VIG „beobachtet genau, ob
für die Kunden verständlich und zu-
ten zu ihrem eigenen Schutz notwendig
sich dadurch für uns die eine oder an-
mutbar sind“. Wie die Beratung der Zu-
ist.“ Apropos Regulierung: „Dezente
dere wirtschaftlich sinnvolle Chance
kunft aussehen wird, werde allerdings
und gut gemachte Regulierung tut den
für Erweiterungen ergibt“. Auch Svo-
sehr von den Regularien abhängen und
Versicherern gut“, sagt Svoboda. Eini-
boda ist überzeugt, dass sich „die Spreu
davon, wie Beratung in Zukunft hono-
ge der neuen Vorschriften hätten be-
vom Weizen trennen“ wird, wenn es um
riert werden darf.
wirkt, dass sich Anbieter „darauf besin-
die Transparenz und neue Herausfor-
Im Rahmen der IDD-Richtlinie über
nen, was das Kerngeschäft ist“. Gerade
derungen im Bereich Information und
den Versicherungsvertrieb wurde ne-
die früher übliche Intransparenz habe
Produktinnovation gehe.
ben Transparenz- und Informations-
der Branche negative Presse gebracht.
Die metaphorischen „Messer“ im
vorschriften auch die provisionsbasier-
Überbordende Regulierung ist für den
Versicherungsdschungel werden also
te Beratung diskutiert. In diesem Zu-
Uniqa-CRO jedoch „nur die Basis für
geschärft und neue Lebensräume ge-
sammenhang möchte Stadler beton-
weitere Regulierung“.
sucht. n
GLOBAL HEALTHCARE Ein gesund diversifiziertes Asset
Die Gesundheitsbranchen aus aller Welt in einem Fonds
Informieren Sie sich jetzt: www.lacuna.de Lacuna - BB Adamant Global Healthcare P · WKN A1XBPD
Allgemeiner Risikohinweis: Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Der Wert der Fondsanteile sowie die Einnahmen daraus können sowohl fallen als auch steigen. Herkunftsland der Teilfonds ist Luxemburg. Hinweise zu Chancen, Risiken sowie den Gebühren entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Die Lacuna AG veröffentlicht ausschließlich Produktinformationen und gibt keine Anlageempfehlung. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Die Rechenschaftsberichte sowie die wesentlichen Anlegerinformationen, den Jahresund Halbjahresbericht und den Verkaufsprospekt in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der Lacuna AG, Ziegetsdorfer Straße 109, D-93051 Regensburg, sowie bei Banken und Finanzberatern. Informations- und Zahlstelle in Österreich ist die Raiffeisen Bank International AG, Am Stadtpark 9, A-1010 Wien. Die wesentlichen Anlegerinformationen, den Jahres- und Halbjahresbericht und den Verkaufsprospekt des Fonds erhalten Sie in Österreich kostenlos bei der Informations- und Zahlstelle.
WERBUNG
MÄRKTE
BÖRSENWETTER
STEFAN MAXIAN Chefanalyst, Raiffeisen Centrobank AG
„Eine Kaufempfehlung gebe ich für die Andritz, Polytec und Vienna Insurance Group. Reduzieren würde ich die SBO.“
YEAR-TODATE-TRENDS DER WELTBÖRSEN
LONDON (FTSE 100) 6021,09 I –3,54 %
TORONTO (TSX) 13901,77 I 6,85 %
PARIS (CAC 40) 4193,83 I –9,56 %
NEW YORK (DJIA) 17675,16 I 1,44 % POSITIVE PERFORMANCE (YTD)
NEW YORK (NASDAQ) 4800,34 I –4,14 %
NEGATIVE PERFORMANCE (YTD)
EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 2849,17 I –12,80 % MEXIKO-STADT (IPC) 45306,22 I 5,42 %
WELT (DJ GLOBAL) 304,56 I –1,11 %
KOMMENTAR
STEFAN KLOCKER Co-Chief Investment Officer Semper Constantia Invest
BUENOS AIRES (MERVAL) 13073,38 I 11,98 %
MARKTKOMMENTAR ZWEITES HALBJAHR
EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE
Obwohl sich der globale Konjunkturzyklus in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, steht der nächste Abschwung nicht unmittelbar bevor. Für die Finanzmärkte bedeutet dies erhöhte Volatilität, da
„Aktuell würde ich zu einem Kauf von AT&S, CA Immo und Uniqa raten. Verkaufen würde ich die Buwog, OMV und SBO.“
viele Marktteilnehmer nach 2008 hinter jeder negativen Meldung die Vorboten der nächsten globalen Rezession orten. Die Anleihenmärkte preisen, getrieben durch solche Ängste, die Sorge vor einem EU-Austritt Großbritanniens und die Wertpapierkaufprogramme wichtiger Notenbanken für die Zukunft ein extremes Niedriginflationsumfeld ein. Daher erfordert die Erzielung eines Ertrags über der Inflationsrate den Einsatz von zyklischen Anlageklassen und, verbunden damit, die Akzeptanz von höheren Wertschwankungen. Aktien stellen aus unserer Sicht die aussichtsreichste Anlageklasse dar. Die Attraktivität geht von einer hohen Dividendenrendite von aktuell knapp vier Prozent in Europa, großen Aktienrückkaufprogrammen in den USA und einer deutlich angesprungenen Fusions- und Übernahmeaktivität aus. Anleihen hoher Bonität sind ein wichtiger Portfoliostabilisator, die Ertragsaussichten liegen aber unter der Inflationsrate. Attraktiver sind hier Emerging Markets und High-Yield-Anleihen, für deren Performance die zukünftige Ölpreisentwicklung nicht unerheblich ist.
24
MÄRKTE
FRANKFURT (DAX) 9631,36 I –10,35 %
WARSCHAU (WIG 20) 1754,50 I –5,63 %
WIEN (ATX) 2139,81 I –10,73 %
SCHANGHAI (SHCOMP) 2885,10 I –18,48 %
ZÜRICH (SMI) 7713,61 I –12,53 %
TOKIO (NIKKEI 225) 15599,66 I –18,04 %
ATHEN (ATHEX) 586,55 I –7,10 % HONGKONG (HANG SENG) 20169,98 I –7,96 %
AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 515,91 I 16,73 %
SYDNEY (ALL ORDINARIES) 5248,30 I –1,80 %
THOMAS NEUHOLD Chefanalyst Österreich, Kepler Cheuvreux
FRITZ MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG
„Aktuell würde ich Andritz, UBM, RHI, Post und Vienna Insurance Group kaufen. Zu einem Verkauf rate ich bei OMV, Telekom Austria und Verbund.“
„Kaufen würde ich derzeit CA Immo, Post, AT&S, RHI und Palfinger. Verkaufen würde ich OMV.“
25
INVESTOREN
DIE KRAFT IM OSTEN
CEEGE: REPORTA ss Abschlu ie r e der S
Brexit und andere Stimmungskiller vergiften weltweit die Stimmung, aber Österreichs Wirtschaft darf endlich läuft die Wirtschaft heute wie geschmiert. Und das sollte auch hiesige Unternehmen anstecken, so das Fazit der mehrteiligen CEE-Reportagereihe von DerBörsianer. TEXT REGINALD BENISCH
© R. JÄGER / APA-ARCHIV / PICTUREDESK.
wieder hoffen. Denn bei unseren östlichen Nachbarn
Wirtschaftswunder. Der Eiserne Vorhang galt auch als ideologische Grenze zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Mit dem Abbau 1989 startete die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Österreichs in Osteuropa.
D
ass sich Berichte über die Wirt-
kammer Österreich, erinnert: „Die Ost-
terreichern finden sich denn auch nam-
schaft im Osten Europas seit ei-
öffnung war für uns eine unglaubli-
hafte
niger Zeit kaum noch in westli-
che Erfolgsgeschichte.“ Zumindest bis
und Anlagenbauer wie der Spritzguss-
che Schlagzeilen verirren, ist wohl ein
2008. Dann sei Osteuropa zur Heraus-
maschinenhersteller Engel, der Land-
eher gutes Zeichen. Aber so bleibt den
forderung geworden, der Handel fiel zu-
maschinenfabrikant
meisten Menschen der alten EU verbor-
rück, die Debakel nach der Überhitzung
Kunststoffproduzent und Anlagenbauer
gen, dass Tschechien, Polen, Ungarn,
kosteten viel Lehrgeld. „Doch die Ös-
Greiner, der Brillenerzeuger Silhouette.
die Slowakei und Rumänien still und
terreicher haben sich angepasst“, erin-
Auch die in Osteuropa aktiven Immobi-
leise einen Boom feiern, der sich gewa-
nert sich Koren. „Wer investiert war, ist
lienentwickler wie CA Immo AG, Immo-
schen hat: Die Wirtschaft dieser Länder
investiert geblieben. Und das hat sich
finanz AG, S Immo AG und UBM Deve-
wächst seit 2015 gut doppelt so stark wie
bezahlt gemacht. Die Österreicher ha-
lopment AG (UBM) sowie Baufirmen wie
im reichen Westen, und der Abstand
ben damit bewiesen, dass sie verlässli-
Porr AG und Strabag SE sind in Tsche-
könnte sich bis 2017 sogar vergrößern.
che Partner sind.“
chien ziemlich gut im Geschäft.
Konvergenz-Story begonnen. Der Zwi-
Exporte boomen
nehmensfreundlichen Politik der seit
schenstand: Polen und Slowaken, die
Wie es aussieht, sind die Österreicher,
2014 amtierenden Koalitionsregierung
vor 15 Jahren im Schnitt kaum halb so
ihre Produkte und Dienstleistungen tat-
und deren schillernden Finanzminister
viel verdienten wie westliche EU-Bür-
sächlich willkommen: Die Ausfuhren
Andrej Babis, einem milliardenschwe-
ger, kommen mittlerweile auf mehr als
nach Tschechien, Ungarn und Polen
ren Selfmademan, die entscheidend
70 Prozent, die Tschechen gar auf 87
könnten heuer, wie Koren hofft, neue
dazu beitrug, einen Investitionsboom
Prozent. Und selbst die Rumänen nä-
historische Höchststände erreichen und
und einen sagenhaften Konsumrausch
hern sich in dem EU-Schnitt mit Rie-
der Wirtschaft wertvolle Impulse geben,
auszulösen und dabei die Stabilität der
senschritten, ihr Pro-Kopf-Einkom-
schließlich finden sich die drei Länder in
Staatsfinanzen zu sichern.
men stieg von 25 auf 58 Prozent des
der heimischen Exportstatistik auf den
EU-Schnitts. Die Folgen der Finanzkri-
Rängen sechs, sieben und neun.
Offenbar hat das nächste Kapitel der
Metallverarbeiter,
Maschinen-
Pöttinger,
der
Sie alle profitieren von der unter-
In diesem dynamischen, aber soliden Umfeld erging es auch der heimi-
se sind also überwunden, und die Ge-
Österreichische Unternehmen be-
schen Finanzbranche deutlich besser
schichte von der Aufholjagd der ehe-
treiben in Tschechien rund 1.800 ope-
als in manch anderen Ostmärkten. Die
mals kommunistischen Länder, die den
rative Niederlassungen, haben mehr als
Ceska Sporitelna mit über 630 Filialen
Anschluss an die reiche Länder finden
13 Milliarden Euro investiert und bele-
und mehr als 10.000 Mitarbeitern ist
wollen, ist wieder intakt.
gen damit Rang zwei hinter den Nie-
nicht nur klare Marktführerin in Tsche-
All das spielt sich geradewegs vor un-
derlanden, aber noch vor Deutschland.
chien, sondern auch die größte Bank
serer Haustüre ab. Und wie es aussieht,
Viele dieser Unternehmen produzieren
der Erste Group Bank AG (Erste Group).
lauern Österreichs Unternehmen in der
auch vor Ort und nützen das technische
Sie steuert rund 80 Prozent zum Gewinn
Poleposition, sind also bestens aufge-
Know-how etwa in Tschechien, das bis
der Erste Group bei. Und auch Raiffei-
stellt, um vom jüngsten östlichen Wirt-
zum Zweiten Weltkrieg zu den führen-
sen kommt im sparfreudigen, verläss-
schaftsboom zu profitieren. Was ja auch
den Industrieregionen Europas zählte
lich-konservativen Tschechien gut zu-
schon früher einmal funktioniert hat,
und heute mit 28 Prozent Industriean-
recht. Die dortige Raiffeisenbank, an
wie sich Walter Koren, Chef der Außen-
teil den Spitzenplatz in der EU hält.
der neben der Raiffeisen Bank Interna-
wirtschaft Austria bei der Wirtschafts-
Unter den lokal produzierenden Ös-
tional AG (RBI) auch die Raiffeisenbank
INVESTOREN
INFO STATISTIK Wirtschaftsdaten im Ländervergleich LÄNDER IM VERGELICH
BIP-WACHSTUM (REAL) IN %
INFLATION/DEFLATION (-) IN %
2015
2016e
2017e
2015
Polen
3,6
3,8
3,4
Rumänien
3,7
4,0
3,6
Russland
-3,8
-1,9
Slowakei
3,6
Tschechien
4,3
Ungarn
ARBEITSLOSENRATE IN %
BUDGETDEFIZIT (-)/-ÜBERSCHUSS (+) IN % DES BIP
2016e
2017e
2015
2016e
2017e
2015
2016e
2017e
-0,9
0,0
1,7
10,5
9,4
9,0
-3,1
-3,2
-3,4
-0,6
-0,5
2,7
6,8
6,5
6,5
-1,2
-3,0
-3,2
0,8
15,5
8,4
6,5
5,6
6,5
6,3
-3,5
-4,4
-3,0
3,5
3,5
-0,3
-0,1
2,2
11,5
10,7
10,1
-2,5
-1,9
-0,9
2,0
2,9
0,3
0,7
1,7
6,5
5,9
5,7
-1,3
-0,9
-0,8
2,9
2,2
2,9
0,0
0.4
2,2
7,0
6,2
5,7
-2,0
-1,5
-1,0
Österreich
0,88
1,24
1,38
0,80
1,45
1,80
5,73
6,21
6,40
-1,60
-1,81
-1,42
Deutschland
1,45
1,46
1,62
0,14
0,48
1,44
4,63
4,58
4,82
0,64
0,09
0,09
Frankreich
1,14
1,14
1,23
0,09
0,40
1,08
10,35
10,14
10,03
-3,65
-3,38
-2,87
Großbritannien
2,25
1,89
2,22
0,05
0,78
1,88
5,38
4,99
4,99
-4,43
-3,23
-2,21
Italien
0,76
0,95
1,15
0,11
0,17
0,70
11,89
11,39
10,89
-2,63
-2,69
-1,62
Schweiz
0,86
1,24
1,50
-1,14
-0,65
-0,08
3,30
3,46
3,30
-0,24
-0,25
-0,19
USA
2,43
2,40
2,50
0,12
0,82
1,54
5,28
4,85
4,84
-3,72
-3,85
-3,66
China
6,90
6,49
6,20
1,44
1,80
2,00
4,05
4,05
4,05
-2,74
-3,07
-2,66
Japan
0,47
0,49
-0,06
0,79
-0,19
1,22
3,37
3,27
3,27
-5,24
-4,85
-3,93
QUELLE: ERSTE SPARINVEST, IWF, RAIFFEISEN RESEARCH, WIIW, TRANSPARENCY INTERNATIONAL, WELTBANK, NATIONALE QUELLEN KORRUPTIONSINDEX: * RANG 1 = HÖCHSTE SAUBERKEIT, ** NOTE 100 = BESTNOTE
Oberösterreich AG zu 25 Prozent betei-
schaftswachstum blieb selbst während
vor allem auch für multinationale Kon-
ligt ist, rangiert landesweit auf Rang
der globalen Finanzkrise im grünen Be-
zerne wie Volkswagen, MAN oder Hugo
vier. Ähnlich gut verankert sind auch
reich.
Boss besonders attraktiv.
die beiden österreichischen Versiche-
Mittlerweile ist Polen in der Grup-
Investitionen aus Österreich, bisher
rungskonzerne Uniqa Insurance Group
pe der 25 größten Volkswirtschaften der
bloß 4,6 Milliarden Euro, spielen in Po-
AG (Uniqa) und Vienna Insurance Group
Welt angekommen. Was freilich vor al-
len eine vergleichsweise geringe Rol-
AG (VIG).
lem massiven ausländischen Investiti-
le. Selbst die Finanzbranche ist in Polen
onen aus Deutschland und Amerika zu
unterrepräsentiert. Unter den Versiche-
Polen überrascht
verdanken war. Diese Investoren hatten
rungen ist immerhin die VIG mit fünf Ei-
Während man der traditionellen Indus-
nämlich nach der Wende erkannt, dass
genmarken drittgrößter Player in Polen,
trienation Tschechien stets einen Spit-
die sowjettypische Planwirtschaft nicht
während Uniqa sämtliche öffentlichen
zenplatz im EU-Konvergenzrennen zu-
nur den Aufbau der Schwerindustrie for-
Gebäude und Anlagen der Stadt Warschau
traute, wurden dann alle von der ein-
ciert hatte, sondern auch die Ausbildung
gegen diverse Schäden versichert hat. Im
drucksvollen Performance Polens über-
von Millionen Facharbeitern. Viele die-
Bankensektor ist die RBI als einzige hei-
rascht. Der mit über 38 Millionen Ein-
ser Betriebe überlebten die Wende nicht,
mische Bank präsent, versucht aber so-
wohnern größte der ehemaligen Sowjet-
die riesige Armee an Fachkräften dage-
eben verzweifelt, ihre verlustbringende
satelliten war nämlich immer als rück-
gen schon. Und so öffnete sich westli-
Tochter, die Polbank, mit möglichst ge-
ständiges Agrarland abgetan worden,
chen Investoren ein Reservoir an willi-
ringem Abschlag anzubringen.
das von unverbesserlich starrköpfigen
gen Facharbeitern im Midtech-Bereich –
Recht dominant ist Österreichs Wirt-
Chaoten bevölkert wurde. Was für ein
und zum Drüberstreuen die Vision eines
schaft hingegen im Immobilien- und
Irrtum: Ausgerechnet Polen gelang nach
großen Zukunftsmarkts mit fast 40 Mil-
Bausektor. Ein Viertel der imposanten
der Wende ein geradezu konsequenter,
lionen Konsumenten. Damit war Polen,
Skyline von Warschau sei mithilfe ös-
stabiler Reformprozess, und das Wirt-
anders als die kleineren Reformstaaten,
terreichischer Entwickler, Financiers
28
INVESTOREN
STAATSVERSCHULDUNG IN % DES BIP
KORRUPTIONSINDEX
Performance. Österreichs wichtigste Geschäftspartner unter den Reformstaaten wachsen rund doppelt so dynamisch wie die alten EU- Staaten. Und sie haben auch bei Budget und Staatsverschuldung deutlich die Nase vorn. Davon sollte auch Österreich künftig wieder stärker profitieren. Wo man in Osteuropa im Geschäftsleben und im Umgang mit Behörden Trinkgeld oder gar Schutzgeld zahlen muss, hat Transparency International herausgefunden. Interessanter Aspekt: Im Osten läuft es zum Teil korrekter ab als im Westen.
Repolonisierung Der Erdrutschsieg der nationalkonservativen Partei Recht & Gerechtigkeit (PiS) im vergangenen Jahr hat mittlerweile nicht nur Freunde des Rechtstaats verschreckt, sondern auch die Wirtschaft verunsichert: Die Einführung von
2015
2016e
2017e
Rang *
Note **
51,9
52,9
53,6
30
62
38,5
39,3
40,0
58
46
17,7
18,4
19,4
119
29
53,4
52,8
51,9
50
51
40,9
39,9
39,3
37
56
75,5
74,3
71,5
50
51
86,18
85,53
83,85
16
76
70,99
68,23
65,88
10
81
Wirtschaft, wie man hört, die Einfüh-
96,79
98,21
98,84
23
70
rung eines Kindergelds und die schritt-
89,30
89,14
87,92
10
81
132,60
133,03
131,71
61
44
45,62
44,91
44,12
7
86
105,83
107,49
107,48
16
76
nem weniger liberalen politischen Kli-
43,90
46,76
49,32
83
37
ma freilich verlieren. Damals, beim
248,06
249,34
250,91
18
75
Umbau der vormals kommunistischen
Sondersteuern für Banken und ausländische Handelsketten, Pläne, den Verkauf landwirtschaftlicher Flächen an Ausländer zu unterbinden, sowie ganz generell der Wunsch, die Bankenszene zu „repolonisieren“, erinnern frappant an Ungarns Brachialpolitik der vergangenen Jahre. Umgekehrt würde die
weise Anhebung des Pensionsalters eher begrüßen. Den Ruf eines Vorreiters im Bereich der Finanzmärkte könnte Polen in ei-
Planwirtschaft in eine kapitalistische Marktwirtschaft, hatte die Warschauer Börse jedenfalls eine herausragende Rolle gespielt. Während sich andere Reund Baufirmen hochgezogen worden,
auf Bürokomplexe. Weitere Topplayer
formstaaten mit ineffizienten Coupon-
heißt es. Und während die Immofinanz
sind derweil UBM, Strabag SE, die S+B-
oder Fondslösungen herumquälten und
AG besonders im Bürohaussektor, mit
Gruppe und die Porr AG, die das Geschäft
damit die Bereicherung von Oligarchen
Einkaufszentren und Fachmärkten re-
des deutschen Bauriesen Bilfinger über-
förderten, lief die Privatisierung in Po-
üssiert, beschränkt sich CA Immo AG nommen hatte. CHSH_DerBörsianner_Anzeige2_Neu2016_200x90_RZ.qxp_Layout 1 04.05.16 17:18 Seite 1
len überaus marktwirtschaftlich über
Unermüdlich Beweglich Präzise www.chsh.com CHSH
Austria
Belarus
Bulgaria
Czech Republic
Hungary
Romania
Slovak Republic
Rechtsanwälte GmbH
Raiffeisen. Die traumha fte Russland-Rendite von mehr als 20 Prozent ist mittlerweile Geschichte .
n umänie sich in R AG hat o t. k m c e Im d ge st. Die S cken ein Bukare rundstü ig mit G it e tz h rec
Immobilien. Ein Viertel der Warsc hauer Skyline en stand mithilfe he timischer Entwick ler und Baufirm en.
Industr ie. Tsch echien Industr hält mit ieanteil 28 Proz den Spit ent zenplatz in der E U.
Börsengänge ab. Und so kam es, dass
Dollar pro Fass auf unter 30 US-Dollar
zehn Prozent steigern, weil die wichtigs-
die Warsaw Stock Exchange (WSE) die
absackte. Die kreative Geldpolitik der
ten westlichen Mitbewerber mit ihren
mit Abstand größte Wertpapierbörse im
Notenbank konnte den Schlag durch die
im Ausland produzierten Geräten wegen
europäischen Osten wurde, rund vier-
Freigabe des Rubel-Wechselkurses und
des Verfalls des Rubel nicht mehr kon-
einhalbmal so groß wie die Wiener Bör-
durch höhere Zinsen einigermaßen ab-
kurrenzfähig waren.
se und höchstens noch übertroffen von
federn. Und irgendwie kam man auch
Bei der Immofinanz AG lief es freilich
der Moskauer Börse, über die sich frei-
mit den Folgen der Sanktionen zuran-
weniger günstig: Deren Russland-Enga-
lich wenig Rühmliches sagen lässt.
de, die Russland abrupt der Möglichkeit
gement, fünf große Moskauer Shopping-
Der Kremlchef Wladimir Putin re-
billiger Fianzierung im Westen beraub-
Malls, die ein Viertel des Vermögens des
agiert auf die Elementarereignisse der
ten. Schmerzlich fiel dagegen die Ru-
österreichischen Unternehmens aus-
letzten Jahre, sprich den Verfall der Öl-
bel-Abwertung für die Bevölkerung aus,
machten, rutschte wegen der Preisan-
und Gaspreise sowie die Wirtschafts-
weil die Preise für Nahrungsmittel und
stiege für begehrte ausländische Brands
sanktionen der USA und der EU, zu-
Pharmazeutika explodierten, die groß-
in die roten Zahlen. Die Malls sollen nun
nehmend pragmatisch, umsichtig und
teils importiert wurden, wobei diese
entweder verkauft oder wie die Buwog
flexibel. Was sich durchaus bewährt,
Importe durch Putins Gegensanktionen
AG abgespalten und in eine eigene Ge-
denn die prekäre Talfahrt der russi-
zusätzlich erschwert wurden.
sellschaft verfrachtet werden.
einzubremsen. Nach minus 3,8 Pro-
Sibirischer Winter
eisen Bank International AG muss sich
zent beim Wirtschaftswachstum wird
Österreichs Exporte nach Russland bra-
dem neuen Umfeld anpassen. Deren
für heuer nur noch Rückgang von wei-
chen 2015 um 38 Prozent auf unter 20
traumhafte Russland-Rendite von mehr
teren 1,9 Prozent erwartet. Die Inflation
Milliarden Euro ein. Das betraf neben
als 20 Prozent ist mittlerweile Geschich-
dürfte bei über zehn Prozent halten, das
dem Agrarsektor in erster Linie heimi-
te. Der Rückbau von 200 auf 60 bis 70
Budgetdefizit auf 4,4 Prozent steigen,
sche Maschinenbauer, deren Produk-
russische Filialen sei bereits im Gange.
doch die Staatsverschuldung bliebe mit
te für russische Kunden plötzlich um 40
Und künftig werde die Bank, wie man in
18,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Prozent teurer wurden. Wovon die Salz-
Moskau hört, statt 200 bis 400 Millionen
(BIP) weiterhin moderat. Große Kün-
burger Kranbaufirma Palfinger AG im
Euro pro Jahr nur noch zwischen 150 und
digungswellen wurden durch Arbeits-
Übrigen durchaus profitierte: Sie hatte
200 Millionen Euro nach Wien überwei-
zeitverkürzung und Gehaltseinschnitte
rechtzeitig moderne Produktionsstätten
sen können.
verhindert, die beiden russischen Re-
vor Ort hochgezogen und Joint-Venture-
servefonds reichten bisher aus, die Ge-
Verträge mit Kamaz, dem größten Lkw-
Banken haben dazugelernt
fahr sozialer Unruhen zu dämpfen.
Hersteller des Landes, abgeschlossen.
Vor 20 Jahren wurden die heimischen
schen Wirtschaft scheint sich langsam
Auch die Russland-Tochter der Raiff-
Trotzdem war es ein gewaltiger Keu-
Somit gilt sie heute als inländischer An-
Banken gern als Speerspitze der Erobe-
lenschlag für das rohstoffabhängige
bieter und konnte ihren Marktanteil auf
rung östlicher Märkte durch die österrei-
Russland, als der Ölpreis von 120 US-
bis zu 90 Prozent und die Ebitmarge auf
chische Wirtschaft gefeiert. Heute weiß
30
INVESTOREN
er inländisch g. G gilt als urrenzfähi alfinger A P nk . d ko n t la ch ni Russ erber sind ew b it M Anbieter.
fahren würde. Darüber hinaus wünsch-
lus auslöst. Im Export nach Rumänien
te Erste-CEO Andreas Treichl eine be-
verzeichnete Österreich bereits 2015 ei-
vorzugte Einbindung in diverse staatli-
nen Zuwachs von fast sechs Prozent, im
che Programme und die Förderung von
ersten Quartal 2016 sogar ein Plus von
Erste-Gehaltskonten für Staatsbeamte,
mehr als zehn Prozent. Heimische In-
was die Verhandlungen offenbar um ein
vestoren stehen jedenfalls Gewehr bei
weiteres Jahr verzögerte. Mittlerweile ist
Fuß. Schließlich ist Österreich im Land
alles in trockenen Tüchern, auch die Fi-
der Karpaten traditionell fest verankert.
nanzierung von Wohnraum für Beam-
Rund tausend heimische Unternehmen
te wurde gestartet, entwickelt sich aber,
haben sich vor Ort niedergelassen, an
wie man aus Budapester Bankenkreisen
die 600 produzieren auch dort. Die Ös-
erfährt, eher enttäuschend.
terreicher haben knapp elf Milliarden
Falsch sei jedenfalls die Behauptung, Orban würde besonders gern aus-
Euro investiert und sind branchenmäßig überraschend breit aufgestellt.
ländische Unternehmen drangsalieren.
Dass sich in diesem Land bereits eine
man, dass die meisten Annahmen viel zu
Ganz im Gegenteil: Ausländer, die in
Menge zum Besseren verändert hat, wird
optimistisch waren, dass man sich durch
den Ausbau moderner Industriebetrie-
von der Österreichischen Community be-
leichtfertige
hochriskanter
be in Ungarn investieren, etwa Unter-
stätigt. Besonders viel Lob gibt es für die
Fremdwährungskredite zwar kurzfristig
nehmen aus der Autobranche und deren
rumänische Antikorruptionsbehörde Di-
eine goldene Nase verdient hatte, dafür
Zulieferern, seien höchst willkommen,
rectia Nationala Anticoruptie (DNA). Sie
aber später in diversen Ländern ordent-
Handelsketten freilich nicht. Das beka-
gilt mittlerweile über Europa hinaus als
lich abgestraft wurde. Mittlerweile ha-
men Spar und Tesco zu spüren, als ih-
außergewöhnliches Erfolgsmodell. 2015
ben Österreichs Banken begriffen, dass
nen Orban eine Lebensmittelaufsichts-
wurden weitere 1.250 hochrangige Politi-
man die erheblichen Emerging-Market-
gebühr in der Höhe der Gewinnspanne
ker und Funktionäre angeklagt, die Ver-
Risken in Osteuropa lang unterschätzt
aufbrummte, zwei gleich großen ungari-
urteilungsrate ist beachtlich. Und in den
hatte und man nun gezwungen ist, auf
schen Ketten aber nicht. Spar-Vorstand
überfüllten Gefängnissen finden sich so-
realistischere Strategien umzusteigen.
Rudolf Staudinger klagte in Brüssel und
gar komplette frühere Regierungsmann-
In Ungarn wurden die Banken be-
bekam recht: „Die Gebühr wurde von der
schaften. Probleme macht freilich die zu-
sonders hart durch Sondersteuern und
EU-Kommission als rechtswidrig einge-
nehmende Angst der Behörden.
Zwangsrücktausch für kundenschädi-
stuft und prompt aufgehoben.“
Vergabe
Friedrich Wachernig, Vorstand der S
gende Franken-Spielchen bestraft, so-
Immo AG, der sich in Rumänien recht-
dass man in diesem Land kaum noch
Konsumboom in Rumänien
zeitig mit Grundstücken eingedeckt hat-
Geld verdienen konnte. Raiffeisen hat
Kein Wunder, wenn sich potenzielle In-
te, beginnt im Sommer mit dem Bau des
ihren Auftritt in Ungarn mittlerweile
vestoren heutzutage lieber in Rumänien
Bürokomplexes „The Mark“ neben dem
entsprechend dimensioniert. Das Kun-
umsehen, wo die Wirtschaft obendrein
Bukarester Nordbahnhof, weitere Pro-
denkreditengagement wurde seit 2009
fast doppelt so kräftig wächst wie in
jekte sind bereits in Arbeit. Leichter sei
von 6,4 Milliarden Euro fast um die Hälf-
Ungarn. „Dass Rumänien für heuer das
das Leben für Investoren allerdings nicht
te zurückgefahren, die Zahl der Filialen
höchste
prog-
geworden. Was Korruption betrifft, sei
von fast 140 auf rund 70 reduziert.
Wirtschaftswachstum
nostiziert wird und dieses vor allem von
einiges weitergegangen in Rumänien,
Anders lief es bei der Erste Group, die
der Inlandsnachfrage getrieben wird,
aber gleichzeitig leide man, so Wacher-
Regierungschef Viktor Orban nach lang-
ist nachvollziehbar“, konstatiert Wirt-
nig, unter einem neuen Phänomen: „Die
wierigen Verhandlungen über Steuer-
schaftsanwalt Markus Piuk, Partner bei
Beamten werden immer vorsichtiger, da
senkungen einen originellen Vorschlag
Schönherr Rechtsanwälte. Denn nach
geht nichts weiter.“ Also wird Rumäni-
präsentierte: Die Republik Ungarn und
Jahren strikter Sparpolitik hatte die Re-
en auf dem Weg nach Europa noch einige
die Europäische Bank für Wiederaufbau
gierung in Bukarest die Mehrwertsteu-
Zeit unterwegs sein. Aber in einem Punkt
und Entwicklung (EBRD) sollten sich zu
er und Dienstgeberbeiträge kräftig ge-
ist das Karpatenland schon heute vorn
je 15 Prozent an der ungarischen Erste-
senkt, die Mindestlöhne angehoben und
angekommen: Mit vier Prozent Wachs-
Tochter beteiligen, vorausgesetzt dass
damit einen Konsumboom losgetreten,
tum landet Rumänien innerhalb der EU
die Bankensteuer tatsächlich zurückge-
der nun einen neuen Investitionszyk-
wohl unangefochten auf Platz eins. n
31
PORR baut auf gute Zahlen Der PORR-Konzern verzeichnete im vergangenen Jahr erneut ein ausgezeichnetes Geschäftsergebnis und erwirtschaftete sowohl eine Leistungssteigerung als auch ein signifikantes Ergebnisplus. Die Strategie „Intelligentes Wachstum“ erweist sich für einen der führenden Baukonzerne Österreichs nach wie vor als rich tig. Die Produktionsleistung lag mit EUR 3.524 Mio. leicht über dem hohen Vorjahresniveau, das EBT verzeichnete ein Plus von 22,7 % und erreichte EUR 81,1 Mio.
Kanal eine große Zahl an Hochbauprojekten ab. So kamen in den vergangenen zwölf Monaten Aufträge im Volumen von rund EUR 300 Mio. hinzu.
Aufgrund der erfolgreichen Ausgliederung der Immobilien bereichs schlugen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptver sammlung neben der Dividende von EUR 1,00 eine einmalige Sonderdividende in Höhe von EUR 0,50 als Scrip Dividend vor.
Im Sommer 2015 wurde Bilfinger Infrastructure übernommen und in PORR Polska Infrastructure umbenannt. Mit dieser Akquisition verfügt die PORR im polnischen Tiefbau nun über die unbestreit bar höchste Kompetenz in großen Teilen des Tiefbaus, insbeson dere im Brückenbau. In ihrem Heimmarkt Polen wird sie damit in den kommenden Jahren vom gesteigerten Bedarf und den EU Finanzierungen von Infrastrukturprojekten profitieren.
Wachstumsschub in Deutschland In Deutschland – ihrem zweitwichtigsten Markt – konnte die PORR ihre Stellung stark ausbauen und sollte sich in den kom menden Jahren innerhalb der TopTen weiter verbessern. Der Konzern etablierte sich in den vergangenen Quartalen als verläss licher Partner der deutschen Industrie und punktet beim Indust riebau mit langjähriger Expertise. Derzeit wickelt die PORR neben InfrastrukturGroßprojekten wie Stuttgart 21 oder dem Emscher
www.porr-group.com
Übernahme der Bilfinger Infrastructure
Mit der ebenfalls übernommenen Niederlassung in Norwegen ergänzt ein neuer, hochattraktiver Markt das Portfolio des Kon zerns. Hier wird sich die PORR auf ihre Kernkompetenzen im Brücken, Straßen und Tunnelbau konzentrieren. Unter der PORRRegie wurden beziehungsweise werden mittlerweile bereits vier Brückenprojekte professionell abgewickelt.
Österreich nach wie vor der wichtigste Markt
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
© Bogenhausener Tor Immoblien GmbH
Über 86 % der Produktionsleistung entfielen 2015 auf die Heimmärkte Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tsche chien. Österreich ist unverändert der mit Abstand wichtigste Markt, in dem mehr als die Hälfte der gesamten Produktionsleis tung erwirtschaftet wurde. Dieser Fokus auf Österreich wird auch in Zukunft bestehen bleiben. Kontinuität ist wichtig, die bonitäts starken und politisch stabilen Heimmärkte, ergänzt um das punk tuelle Engagement in den internationalen Projektmärkten, bilden nach wie vor das stabile Fundament des Erfolgs der PORR.
Auftragsbestand hoch wie nie Der Auftragsbestand lag mit EUR 4.579 Mio. um 12,8 % über dem Vergleichswert des Vorjahres und stellte damit einen Rekord in der über 145jährigen Firmengeschichte dar. Noch deutlicher wuchs der Auftragseingang, der mit EUR 4.045 Mio. um fast 30 % zulegte. Dabei war er 2015 nicht von Einmaleffekten wie einzelnen Großprojekten beeinflusst, sondern verteilte sich gleichmäßig auf die einzelnen Business Units. Einer der größten Aufträge kommt erneut aus Katar. Die PORR errichtet für mehr als EUR 150 Mio. das Gleissystem für das gesamte U Bahnnetz in Doha. Sie wird damit Systemlieferant des PORRPatents Feste Fahrbahn / Slab Track – elastisch gelager ten Gleistragplatten. Diese Technologie eignet sich optimal für die spezifischen Bedingungen der Region und ist gleichzeitig leicht zu warten. Darüber hinaus kann sie auch perfekt für Langstrecken und Bahnfrachtprojekte weltweit eingesetzt werden. Damit gibt es für die PORR noch weitere Märkte, auf denen sie mit ihrem zukunftsweisenden Patent punkten kann. Der anspruchsvolle Tiefbau ist generell eine der Kernkompeten zen der PORR. In Österreich wurde sie mit der Verlängerung der Autobahn A5 beauftragt, dem aktuell größten Infrastrukturprojekt der ASFINAG. Zudem erhielt der Konzern den Zuschlag für das Baulos 3 der A5 Nord/Weinviertel, die Sanierungs und Lawinen schutzmaßnahmen auf der A10 Tauernautobahn sowie die Sanie rung des Tunnels Stadlau/Hirschstetten auf der A23, Wiens meist befahrener Straße. In der Schweiz kamen zwei Tunnelbauprojekte hinzu – Albula II und Ceneri. Neben diesen Infrastrukturprojekten verwirklicht die PORR be eindruckende Hochbauprojekte. Ebenfalls in Doha wird das Al WakrahStadion, der größte Auftrag in der Hochbau Geschichte der PORR, errichtet. Das Stadion mit seinen 40.000 Plätzen orientiert sich in seinem Design an den DauBooten, den traditionellen Booten der Fischer und Perlentaucher von Katar. Seine Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant.
Bavaria Towers, München
Aus den Heimmärkten sind unter anderem das Projekt Europa allee, das neue Bürogebäude der Schweizerischen Bundesbahnen am Zürcher Hauptbahnhof, die Bavaria Towers in München sowie ein Großprojekt im deutschen Industriebau für den bekannten Süßwarenhersteller Haribo zu nennen. In Wien werden die Monte Laa Bauplätze 3 und 5 in den kommenden Monaten realisiert. Die wichtigsten neuen Projekte in Polen sind das Spital Prokocim in Krakau und das Hotel Marriott Okecie in Warschau.
Operative Erfolge stärken Präsenz am Kapitalmarkt Seit Ende letzten Jahres notiert die PORR im Prime Market der Wiener Börse – viele kleine Puzzlesteine haben sich zu einem großen Ganzen gefügt. Der Dialog mit der Financial Community wurde weiter intensiviert, ob über Oneonones oder im Rahmen des ersten Capital Markets Day für institutionelle Investoren in Stuttgart. Ein neuerlicher Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 2 steigerte die Handelbarkeit und damit die Liquidität der PORR Aktie. Und mit einer Dividendenrendite von 4,5 % zählt die PORR zu den attraktivsten Unternehmen der Branche. All dies kam auch im hohen Empfehlungskonsens der Analysten zum Ausdruck. Alle Analysen zeigten im Geschäftsjahr 2015 nach oben und gaben klare Kaufempfehlungen ab. Vor diesem Hintergrund stufte ein renommiertes Wirtschaftsmedium die PORR sogar als TopPick der aus 22 Bauaktien bestehenden Peer Group ein.
XXX IT
CRIME TIME Sie gehen auf digitalen Raubzug und stellen Experten vor Rätsel. Hackertruppen, Aktivistengangs und dunkle Netzwerke verdienen sich mit Cybercrime eine goldene Nase. TEXT ROBERT WINTER
M
anchmal fällt der Apfel wirk-
Bezeichnung Cybercrime bekannt ist,
lich nicht weit vom Stamm. So
gewinnt rasant an Bedeutung. Das zei-
trat der 1790 geborene Räuber-
gen populäre Fälle, mit der Internetbe-
hauptmann Johann Georg Grasel, der in
trüger ein Bombengeschäft machten.
Niederösterreich und Südmähren mit seinen 60 Gefolgsleuten sein Unwesen
Kasinos als Geldwaschmaschine
trieb, direkt in die Fußstapfen seiner
Draufgezahlt hat etwa im Februar die
Verwandten. War doch der ganze Grasel-
Zentralbank
Clan für Verbrechen berühmt. So gut wie
durch eine Cyberattacke verursachte
alle in der Familie stahlen wie die Raben.
Schaden wird mit 81 Millionen US-Dollar
Egal ob man über die Zeit hinweg Gra-
beziffert. Aber der Schaden hätte noch
sel oder anderen Banditen in die Quere
deutlich höher ausfallen können. Wurde
kam, früher wussten die Opfer wenigs-
doch in einem ersten Schritt rund eine
tens, mit wem sie es zu tun hatten. Die
Milliarde US-Dollar der Zentralbank von
Hacker und Aktivistengruppen, die heu-
Bangladesch ausgerechnet von einem
te im Internet auf Beutezug gehen, sind
Konto, das bei der US-Zentralbank Fed
zwar auch aus Fleisch und Blut. Aber man
eingerichtet war, abgezogen. Das Prob-
kriegt sie nicht zu Gesicht. Sie kämp-
lem: Diese Überweisungen waren eben
fen mit geschlossenem Visier, agieren
nicht von der Bangladescher Zentral-
hochprofessionell und völlig anonym.
bank initiiert. Aber immerhin gelang es,
Und sie schlagen nach ausgeklügelten
870 Millionen US-Dollar zurückzuholen.
Plänen zu. Das Phänomen, das unter der
In Sri Lanka wurden darüber hinaus 20
von
Bangladesch.
Der
Schaden. Cybercrime verursachte 2015 weltweit 400 Milliarden US-Dollar an Kosten.
IT
Millionen US-Dollar sichergestellt. Aber
und 2014 laut der russischen IT-Sicher-
im November 2015 publizierten Analy-
die 81 Millionen, die auf Konten in den
heitsfirma Kaspersky Lab bis zu hundert
se des Beraters Deloitte war im United
Philippinen gelandet waren, sind wohl
Banken, Bezahldienste und andere In
Kingdom bereits jedes fünfte Bankkon-
für immer verloren. Das Geld wurde über
stitute in rund 30 Ländern. Der Beutezug
to von Cybercrime betroffen. 21 Prozent
philippinische Kasinos gewaschen. Da-
soll den Cyberkriminellen zwischen 300
der befragten Konsumenten gaben an,
nach verlieren sich die Spuren von Ver-
Millionen und einer Milliarde US-Dol-
dass sie Opfer vom Diebstahl persönli-
mögenstransfers in verschiedene Teile
lar gebracht haben. Auf den Diebstahl
cher Daten geworden sind und dass über
Asiens. PWC-Experte Dieter Harreither,
und Verkauf von börsenrelevanten Insi-
ihre Bankkonten nach Cyberattacken
Leiter Technology Consulting bei PWC
derinformationen ist dagegen das unter
die Käufe von Produkten oder Dienst-
Österreich: „Am Beispiel dieser Cyber-
dem Namen Butterfly bekannte Netz-
leistungen abgerechnet wurden, die sie
crimeattacke, des erfolgreichsten Ein-
werk spezialisiert. Welchen Schnitt die
selbst nicht getätigt oder in Anspruch
zelbanküberfalls der Geschichte, lässt
Hacker mit ihrem „Geschäft“ machen,
genommen hatten. Und auch auf inter-
sich die Vorgehensweise von Hackern il-
ist nicht kolportiert.
nationaler Ebene stehen Finanzinstitu-
© CHRISTOPH HARDT / DPA PICTURE ALLIANCE / PICTUREDESK
lustrieren. Die Angreifer waren sehr gut
te im Visier der Hacker. Laut der Studie
vorbereitet. Sie investierten sehr viel
Spektakulärer Fall FACC
Economic Crime Survey 2016 des Con-
Zeit, um Schadprogramme exakt anzu-
Welche Folgekosten ein Cyberangriff
sulters PWC ist Cybercrime in der inter-
passen. Von den Manipulationen wa-
haben kann, zeigt sich am Beispiel von
nationalen Statistik von Wirtschafts-
ren sowohl Soft- als auch Hardware wie
Hackerattacken auf die US-Großbank JP
verbrechen bereits auf Platz zwei vor-
etwa Drucker betroffen, Responsesyste-
Morgan. 2014 waren Internetkriminel-
gerückt.
me wurden angegriffen, Malware wurde
le in 90 Server der Bank eingedrungen
Im Zuge der Studie, die weltweit in
auf Swift angepasst.“
und erbeuteten Daten von mehr als 80
115 Ländern auf Basis von Befragun-
Stichwort Swift: Die Kriminellen wa-
Millionen Kunden. Das Management der
gen von 6.000 Entscheidungsträgern
ren ans große Geld gekommen, indem sie
Bank kündigte darauf Investitionen in
durchgeführt wurde, gaben 64 Prozent
dem Vernehmen nach eine Kundensoft-
IT-Sicherheit in der Höhe von 250 Mil-
der Befragten an, bereits Opfer von Un-
ware des internationalen Zahlungsver-
lionen US-Dollar an. In Österreich sorg-
terschlagungen geworden zu sein. Bei
kehrsystems Swift manipuliert haben.
te wiederum die Causa FACC AG für Auf-
Cybercrime lag der Anteil bei 32 Pro-
Das ist von Bedeutung, weil die Haupt-
sehen. Dabei gingen im Jänner 2016 50
zent, bei Bestechung und Korruption bei
aufgabe von Swift als internationale Ko-
Millionen Euro verloren. Aber es han-
24 Prozent.
operative von Finanzinstituten mit Sitz
delte sich eigentlich nicht um einen Fall
Innerhalb des Bereichs Cyberkrimi-
in Brüssel für mehr als 10.000 Banken
für die Cybercrimestatistik. Vielmehr
nalität waren wiederum Finanzdienst-
weltweit darin besteht, die Übermitte-
soll sich der Betrug im Finanzbereich des
leister im Vorjahr mit einem Anteil von
lung von Nachrichten und den interna-
Unternehmens abgespielt haben. Das
52 Prozent das häufigste Ziel. Bei Ver-
tionalen Transaktionsverkehr über gesi-
hat mehreren Personen, darunter auch
sicherungen waren es immer noch 29
cherte Netze zu sichern. Laut dem deut-
FACC-Vorstands-Chef Walter Stephan,
Prozent. Stephan Halder, Leiter Foren-
schen „Handelsblatt“ gab Swift nach
beruflich den Kopf gekostet.
sic Technology Services BDO Austria:
dem Hackerangriff bekannt, dass es
Wie hoch Gesamtkosten und Scha-
„Der Finanzsektor ist ein wirtschaftlich
„kürzlich bereits mehrere Vorfälle gege-
denshöhe sind, die Internetkrimina-
lohnendes Target. Es finden noch im-
ben habe, bei denen manipulierte Nach-
lität in Österreich nach sich zieht, ist
mer Angriffe nach dem Carbanak-Sche-
richten über das eigene Netzwerk“ ver-
nicht bekannt. BKA-Sprecher Kriegs-
ma statt.“Aber wie können sich Banken,
sendet wurden. Davon blieben Finanz-
Au: „Bezüglich Schäden oder betroffe-
Versicherungen und Co am besten vor
institute laut österreichischem Bundes-
ner Branchen sind keine detaillierten
den Hackerattacken wehren?
kriminalamt bisher verschont. Vinzenz
Informationen verfügbar.“ Fakt ist, dass
Mit Antworten auf diese Frage rücken
Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskrimi-
die Anzahl der Fälle laut Kriminalstatis-
Banken verständlicherweise nicht gern
nalamts BKA: „Bis jetzt gab es in Öster-
tik überschaubar ist. 2015 wurden etwas
heraus. So zieht es etwa die Erste Group
reich keine Swift-Angriffe.“
mehr als 10.000 Fälle angezeigt. Dabei
Bank AG vor, zu Fragen von DerBörsia-
handelt es sich aber nur um tatsächlich
ner nicht Stellung zu nehmen. Christi-
Eine Milliarde US-Dollar Schaden
registrierte Verbrechen. Wie hoch die
an Hromotka, Sprecher der Bank: „Ich
Wie gut die Internetraubzüge organisiert
Dunkelziffer nichtangezeigter Fälle ist,
habe unseren IT-Chef vorhin erreicht,
sind, zeigt sich auch an der Strategie der
bleibt offen.
der zu der Thematik sehr verschwiegen
internationalen
Hackergang
namens
Beunruhigende Zahlen werden aus
Carbanak. Die Truppe attackierte 2013
Großbritannien kolportiert. Laut einer
35
ist und überhaupt keine Auskünfte geben möchte.“
IT
„Der Finanzsektor ist wirtschaftlich ein lohnendes Target.“
„Man muss sich auf Cybercrimeangriffe vorbereiten.“
„Kriminelle suchen immer nach dem einfachsten Weg.“
STEPHAN HALDER
DIETER HARREITHER
WALTER MÖSENBACHER
Dass der Kampf gegen Cybercrime
Nicht jeder Standort kann alle Experten
nächsten beiden Jahren zur größten Be-
mittlerweile Teil der Sicherheitsstrate-
aufbringen, daher ist ein Netzwerk wich-
drohung im Bereich Wirtschaftskrimina-
gien ist, berichtet dagegen Walter Mö-
tig, das Expertenwissen vorrätig hält.“
lität aufsteigen kann. Diese Erwartungen
senbacher, Geschäftsführer von Raiff-
Das Gleiche gilt laut Halder für Hard-
spiegeln sich auch in den Schätzungen
eisen E-Force. Mösenbacher: „Cyber-
und Software, die zur Auswertung teil-
der Kosten wider, die Cybercrime verur-
angriffe sind nicht auf eine bestimmte
weise sehr großer Datenmengen erfor-
sacht. Vor drei Jahren wurden diese al-
Branche beschränkt, sondern betreffen
derlich ist. Dabei können Unternehmen
lein in den USA auf jährlich 100 Milliar-
alle Anbieter von digitalen Dienstleis-
zum Zug kommen, die entsprechend der
den US-Dollar taxiert.
tungen wie E-Commerce, Telkos, öf-
lokalen Datenschutzbestimmungen den
Laut dem „Forbes Magazine“ kam
fentliche Hand, Zahlungsdienste, Social
Prozess zur Datensammlung und Aus-
eine Prognose des britischen Versiche-
Media und auch Finanzdienstleistung.
wertung aufsetzen und Datensammlun-
rungskonzerns Lloyd’s für 2015 weltweit
Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein
gen über Landesgrenzen hinweg schnell
auf bereits 400 Milliarden US-Dollar Cy-
permanenter Prozess. Es können immer
organisieren.
bercrimekosten. Bei Juniper Research
wieder neue Angriffsmuster auftreten.“
Wenn von Cybercrime die Rede ist,
wird davon ausgegangen, dass sich der
Dabei herrscht an Risiken laut dem
stellt sich auch die Frage, wie sich das
Trend fortsetzen wird. Zwischen 2013 und
E-Force-Leiter kein Mangel. Die Ge-
Bedrohungspotenzial weiterentwickelt.
dem Vorjahr haben sich die Kosten ver-
fahren reichen von Phishingmails, also
PWC-Technology-Consulting-Leiter
vierfacht. Angesichts weiter steigender
gefälschten E-Mails, bis zu Schadpro-
Harreither: „Man muss sich auch auf
Digitalisierung, zunehmender Verbrei-
grammen wie Trojaner, mit denen ver-
internationaler Ebene auf große An-
tung mobiler Endgeräte oder auch der
sucht wird, missbräuchliche Transak-
griffe vorbereiten. Standardisierte Cy-
steigenden Verbreitung schadenverursa-
tionen durchzuführen. Dazu kommen
ber-Security-Systeme
nicht
chender Software geht Juniper Research
Versuche, mittels Denial-of-Service-
mehr aus.“ Aufseiten von Banken ortet
davon aus, dass die Kosten bis zum Jahr
Attacken beispielsweise die Infrastruk-
Harreither noch Bedarf für stärker inte-
2019 neuerlich um das Vierfache steigen
tur der Anbieter lahmzulegen, oder auch
grierte Betrachtungsweise: „Cyberrisk
können. Das ergibt unter dem Strich eine
kombinierte Angriffe. Auch von direkten
wird häufig noch isoliert gesehen. Bes-
bedrohlich große Zahl. Ist damit doch von
Attacken mittels Infrastrukturhacking
ser wäre eine akkordierte Betrachtung
Gesamtkosten in Höhe von 2.100 Milliar-
oder Avancen von Dritten, sich als Mit-
von Cybercrime, Betrugs- und Insider-
den US-Dollar die Rede.
arbeiter eines Softwareunternehmens
bedrohungen.“
reichen
Der Anstieg des Bedrohungspoten-
auszugeben, und von gefälschten per E-
zials und der geschätzten Kosten hängt
Mail versandten Rechnungen weiß Ex-
Die Angst geht um
unmittelbar von der Verbreitung von In-
perte Mösenbacher zu berichten. Dabei
Geht es nach der PWC Economic Crime
ternetanbindungen, Datenmengen und
haben sich die Risiken im Laufe der Zeit
Survey 2016, kommt noch einiges auf
Endgeräten ab. Laut dem McAffe Labs
verändert. Und das werden sie auch wei-
die Menschheit zu. So rechnen 20 Pro-
Threats Report 2016 kann die Anzahl
terhin tun. Mösenbacher: „Die Krimi-
zent der weltweit Befragten damit, dass
der weltweiten Internetnutzer von rund
nellen versuchen natürlich immer den
ihre Organisation in den kommenden 24
drei Milliarden im Vorjahr bis 2019 auf
einfachsten Weg einzuschlagen.“
Monaten mit Unterschlagung, Cyber-
vier Milliarden ansteigen. Laut Experten
Deshalb kommen Unternehmen wohl
kriminalität, Bestechung und Korrupti-
wird sich die Anzahl weltweit benutzter
kaum darum herum, Hilfe von außen
on konfrontiert sein wird. Mit Vertretern
Smartphones von 3,3 Milliarden im Vor-
in Anspruch zu nehmen. BDO-Experte
aus dem Vereinigten Königreich England,
jahr bis 2020 auf 5,9 Milliarden Geräte er-
Halder: „Integration von Prozessen und
den USA, Italien, Frankreich, Kanada und
höhen. Beim weltweiten Datenfluss hal-
IT-Spezialisierung spielen eine wesent-
Australien gehen Experten aus sechs der
ten die Experten von McAfee Labs eine
liche Rolle. Es ist wichtig, unterschiedli-
G20-Staaten davon aus, dass Cyberkri-
Erhöhung von 8,8 Zettabytes im Vorjahr
ches Know-how im Netzwerk zu halten.
minalität für ihre Organisation in den
bis 2020 auf 44 Zettabytes für möglich.
36
IT
„Die Anzahl an Verhaftungen steigt.“ STEVEN WILSON
denen Hacker den Zugriff oder die Nut-
crime Centre von Europol, das Koopera-
zung der Daten eines gesamten Com-
tionen mit öffentlichen und privaten Or-
putersystems blockieren. Laut BKA sind
ganisationen und Unternehmen, darun-
auch verstärkt DDoS-Atacken zu beob-
ter auch aus der Finanzindustrie, unter-
achten, mit denen Webserver oder ganze
hält, trägt die Gegenwehr bereits Früch-
Netzwerke lahmgelegt werden.
te. EC3-Leiter Steven Wilson: „Die enge
Auf internationaler Ebene kommt er-
Zusammenarbeit mit der Finanzindus-
schwerend hinzu, dass Cyberkriminelle
trie hat bereits zu einer steigenden An-
Zur Erklärung: Die Bezeichnung Zetta
auch innerhalb der EU verstärkt die elek-
zahl an Verhaftungen von Personen ge-
steht für eine Zahl mit 21 Nullen.
tronische Währung Bitcoin für sich ent-
führt, die in wichtige Fälle von Cyberkri-
deckt haben. BDO-Experte Halder: „Die
minalität involviert waren.“
Wendige Internetbanditen
Risiken haben sich verändert. In der Ver-
Aufgrund der Komplexität des Themas
Bezüglich IT-Sicherheit verheißt der
gangenheit waren Angriffe gegen spe-
wird auch bei Banken auf Zusammenar-
Anstieg der Verbreitung von Malwa-
zielle Technologien gerichtet. Es wurde
beit gesetzt. So verweist etwa Raiffeisen-
re nichts Gutes. Allein zwischen Anfang
versucht, Schwachstellen aus techno-
Experte Mösenbacher auf Informations-
2014 und Ende des Vorjahres hat sich die
logischer Sicht aufzudecken und auszu-
gewinnung auf internationalen Konfe-
Anzahl von Software, die unerwünsch-
nutzen. Heute stehen ausgewählte Tar-
renzen und auf den Austausch mit Bun-
te und schädliche Funktionen ausführt,
gets im Fokus. Institutionen und Know-
des- und Landeskriminalamt, dem Ku-
auf rund 490.000 Millionen mehr als
how-Träger sind besonders gefährdet.
ratorium Sicheres Österreich sowie mit
verdoppelt. Obwohl Malwareprogram-
Das gilt für Banken, Forschungseinrich-
Unternehmen aus dem Sektor IT-Sicher-
me immer noch populär sind, setzen In-
tungen oder auch für das produzierende
heit. Welche Maßnahmen schließlich am
ternetbetrüger seit geraumer Zeit auf
Gewerbe. Und die zunehmende Vernet-
besten geeignet sind, um Cyberkrimina-
neue Methoden, die besonders schwer zu
zung der Arbeitswelt bietet immer neue
lität im Zaum zu halten, ist noch nicht
identifizieren sind. Sie nutzen bestehen-
Möglichkeiten für Cyberangriffe.“
klar. Übrigens: Der eingangs erwähnte
de Instrumente und kombinieren die-
Räuber Johann Georg Grasel wurde ge-
se mit Darknets, dem Internet der Din-
Bündelung der Kräfte
fasst und Ende Jänner 1818 in Wien hin-
ge, künstlicher Intelligenz oder auch der
Auf das hohe Bedrohungspotenzial für
gerichtet. Eine solch schwere Strafe wird
Blockchain-Technologie. In Österreich
Kreditinstitute wurde auf internationaler
Hackern und Aktivisten erspart bleiben.
ist laut BKA-Sprecher Kriegs-Au seit ei-
Ebene reagiert. So arbeitet die EZB an der
Aber auch sie müssen auf der Hut sein.
niger Zeit ein Anstieg des Einsatzes von
Einrichtung einer Meldestelle und einer
Denn die internationalen Mühlen, um
Ransomware erkennen. Dabei handelt es
Datenbank für Cyberangriffe auf Ban-
Internetdiebe dingfest zu machen, mah-
sich um unterschiedliche Trojaner, mit
ken. Und laut EC3, dem European Cyber-
len bereits immer schneller. n
WIR MACHEN ES MÖGLICH: Investieren Sie in die einzigartige Aktienstrategie von Rosenberg Equities – der Verbindung eines fundamentalen Ansatzes mit systemischer Analyse. Bereits seit über zwei Jahrzehnten treffen wir rein objektive und rationale Entscheidungen für unsere Kunden – und bieten Ihnen dadurch neue Perspektiven. Unsere Stärken für Ihren Erfolg: › › › ›
Analyse eines umfassenden Aktienuniversums mit 20.000 Aktien weltweit Ein erfahrenes Team von 55 Anlageexperten 30 Jahre Erfahrung im Management von weltweit anlegenden Aktienportfolios Eine Datenbasis, die mehr als 40 Jahre zurückreicht
Insgesamt verwaltet Rosenberg Equities ein Vermögen von 23 Milliarden Euro.* Lassen Sie uns Ihr Partner sein! *
Stand: Juni 2015. Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bereitgestellten Informationen stellen kein Angebot zum Kauf, Verkauf oder zur Zeichnung von Fondsanteilen bzw. Finanzinstrumenten oder ein Angebot für Finanzdienstleistungen dar. Ein Kauf von Fondsanteilen erfolgt ausschließlich auf Basis der jeweils gültigen Verkaufsprospekte und den darin enthaltenen Informationen. Die Verkaufsprospekte, wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und Jahres- und Halbjahresberichte erhalten Sie kostenlos bei AXA Investment Managers Deutschland GmbH, Bleichstraße 2 – 4, 60313 Frankfurt/Main, oder der jeweiligen Informations- und Zahlstelle in Österreich oder unseren Vertriebspartnern sowie unter www.axa-im.at.
+49 69 90025 2049 clientservicebanks@axa-im.com www.axa-im.at
MÄRKTE
KURSE ÖSTERREICH MARKTENTWICKLUNG ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE
14,00 %
OSTEUROPA 12,00 % 10,00 % 8,00 % 6,00 %
EMERGING MARKETS 4,00 % 2,00 % 0%
USA –2,00 % –4,00 % –6,00 % –8,00 %
EUROPA –10,00 % –12,00 %
ATX (ÖSTERREICH) STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR)
ÖSTERREICH (ATX)
STOXX US TM (EUR)
–14,00 % –16,00 %
STOXX EM TM (EUR)
15. 01.
FEB.
MÄR.
APR.
MAI
JUN.
17. 06.
EINE WELT DER EMOTIONEN Die Kühle und Nüchternheit, die man Kapitalmärkten grundsätzlich oft unterstellt, ist in den vergangenen Wochen kaum erkennbar gewesen. Vor allem das Ergebnis des Brexit-Referendums in Großbritannien sorgte für heftige Turbulenzen an den Märkten. Anleihen der EU-Kernzone stiegen in noch kaum
KOLUMNE
gekannte Höhen, Aktien fielen dagegen, wobei sich rein aus Liquiditätsgründen ebenso die EU-Kernzone betroffen sah. Das Britische Pfund fiel extrem gegenüber dem US-Dollar und natürlich auch dem Euro, der zwar ebenso, aber in Summe leichter gedrückt wurde. Banken und Versicherungen litten in Euroland am meisten, Gesundheit und Immobilienaktien zeigten dagegen relative Stärke. In Europa wird man mit dem Votum umgehen lernen müssen. Die Briten haben ihrem Land wohl mittelfristig keinen guten Dienst
WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & Partner Asset Management
erwiesen: Die wirtschaftliche Situation ist deutlich schwächer geworden, als sie es zuvor bereits war. Die EU ist hingegen gefordert, nationalistischen Strömungen innerhalb der Mitgliedsstaaten mit Information und Selbstbewusstsein entgegenzutreten, damit sich ein Ansteckungseffekt allein durch die faktische Datenlage erübrigt. Die Kapitalmärkte sind imstande, dies im Voraus zu tun, und sie sind daher bereits auch im Sinne von fundamentalen Investments auf der berühmten Schnäppchenjagd. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber am Ende müsste die EU durch all diese Umstände wieder zu neuer Stärke finden. Den Unternehmen geht es gut, die EU ist bei weitem der wichtigste Wirtschaftsfaktor geblieben, und der Weg in Richtung Osten ist nach wie vor eine offene Option für Europa. UK wird zwar so tun, als wäre es nach wie vor Teil dieses Ganzen, aber „let’s face it“, wer nicht will, der hat schon mal. Der Kuchen ist nach diesem Referendum nicht kleiner geworden, sondern nur auf weniger Spieler verteilt. Eigentlich ein richtig gutes Zeichen für die kommenden Börsenjahre.
38
GASTKOMMENTAR
MÄRKTE
SCRIPT DIVIDEND: EINE ATTRAKTIVE FORM DER DIVIDENDENAUSSCHÜTTUNG?
KARL-HEINZ STRAUSS VORSTANDS VORSITZENDER PORR AG Nach Abschluss s eines Studiums war er bis zum Jahr 2000 in v erschiedenen Funktionen bei der Raiffeisen Zentralbank AG tätig. Danach gründete er den Immobilienentwickler Strauss & P artner. Seit 2010 ist er Großaktionär und Chef des Baukonzerns Porr AG.
Gemäß § 52 AktG hat jeder Aktionär Anspruch auf den Bilanzgewinn in Form einer Dividendenzahlung. Allerdings können Unternehmen ihren Aktionären auch eine S achdividende in Form einer Aktiendividende anbieten. Stellt sich die Frage, welchen Vorteil eine Aktiendividende bringt.
Unter dem Begriff Aktiendividende, auch
Emittenten (24 Euro x 4 = 96 Euro) und
als Scrip Dividend bezeichnet, versteht
eine Zuzahlung von vier Euro in bar zu
das Aktiengesetz die Leistung einer Divi-
erhalten.
dende in Form von Aktien statt als Geldausschüttung. Bei Aktiendividenden hat der Aktionär die Wahl, ob er seine Dividende in bar ausgezahlt oder in Form von Aktien erhalten möchte. Auch eine Mischung aus beidem ist möglich.
„Steuerbegünstigung könnte zusätzlichen Anreiz bieten.“ KARL-HEINZ STRAUSS
Sowohl Shareholder als auch Unter-
Im Laufe der letzten Jahre wurden vor allem von deutschen Emittenten, wie etwa der Deutsche Telekom AG, öfter Aktiendividenden angeboten. InÖ sterreich haben wir heuer als erstes Unternehmen die Ausschüttung der Sonderdividende in Form einer Scrip Di-
nehmen können von einer Scrip Dividend profitieren. Der Ak-
vidend durchgeführt.
tionär erhält weitere Aktien eines Unternehmens, in das er in
Ihre Aktionäre hatten die Möglichkeit, neben der regulären
der Regel aus Überzeugung und zu seiner Zufriedenheit inves-
Dividende von einem Euro die Sonderdividende von 50 Cent je
tiert ist. Für das Unternehmen wiederum ist diese Form der Di-
dividendenberechtigter Aktie wahlweise entweder in bar oder
vidende liquiditätsschonend, erfolgt sie doch aus eigenen Akti-
in Form von Dividendenaktien zu erhalten und somit ihre Be-
en und hat damit einen bilanzverkürzenden Effekt. Zusätzlich
teiligung am Unternehmen auszubauen.
erhöht sich der Streubesitz des Unternehmens.
Diese Pionierleistung, zu der wir uns nach eingehenden
Entscheidet sich ein Aktionär für eine Aktiendividende, so
Überlegungen entschlossen hatte, war allerdings mit einem
erhält er so viele Aktien des Emittenten, wie dies seiner Bar-
gewissen Mehraufwand für die Gesellschaft verbunden. Die
dividende dividiert durch einen vorab festgelegten Kurs ent-
Akzeptanz der Aktiendividende durch mehr als 70 Prozent
spricht. Bei Spitzen erfolgt eine entsprechende Ausgleichs-
der Aktionäre bestätigte jedoch den Vorstand in seiner Ent-
zahlung. Dazu ein Beispiel: Ein Aktionär hält 100 Aktien, für
scheidung. Diese Kapitalmarktinnovation zeigte somit auf,
jede Aktie wird eine Dividende von einem Euro ausgeschüttet,
dass Shareholder durchaus Interesse haben, ihre Beteiligung
der festgelegte Bezugskurs für Aktiendividenden liegt bei 24
an einem florierenden Unternehmen zu erhöhen. Das Beispiel
Euro je Aktie. Dieser Aktionär erhielte somit entweder eine
könnte in Österreich Schule machen, allerdings sollten dazu
Dividendenzahlung von 100 Euro in bar oder wäre gemäß der
auch Steuerbegünstigungen wie in anderen europäischen
dargestellten Berechnungsformel berechtigt, vier Aktien des
Ländern einen zusätzlichen Anreiz bieten. n
39
MÄRKTE
INDIZESKURSE DIE 20 TOP/FLOP–INDIZES WELTWEIT (SELEKTIV) 2016 (YTD) INDEX ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA
DDJ Africa Titans 50 (Afrika)
n. a.
515,91
16,73 % 530,27
363,41 –17,30 % 23,32 –24,62 % 18,58 ↑
MERVAL (Buenos Aires)
XC0009698090 13073,38 11,98 % 13923,66 9401,06 16,07 % 36,44 328,92 % 36,20 ↑
BUX (Budapest)
XC0009655090 26242,50 9,71 % 27396,89 22536,03 21,89 % 17,55 36,75 % 17,44 ↑
TSX (Toronto)
XC0009695252 13901,77 6,85 % 14365,61 11843,11 –5,88 % 15,79 12,41 % 12,16 ↑
DJ Islamic Market (Istanbul) IPC (Mexiko-Stadt) FTSE ASEAN 40 (Asien) CROX (Zagreb)
n. a.
4313,22
6,61 % 4970,70 3778,06 –4,08 % 19,78 –0,14 % 19,69 ↑
PSIBME000000 45306,22 5,42 % n. a.
8827,31
46263,84 40265,37
0,41 % 13,04
14,82 % 13,62 ↑
4,86 % 9374,37 7645,68 –13,08 % 18,29 –21,75 % 14,36 ↑
AT0000A02WU3 981,87 2,98 % 1005,14
901,25 4,22 % 9,84
0,67 % 10,37 ↑
DJIA (New York)
US2605661048 17675,16 1,44 % 18096,27 15660,18 –2,43 % 15,77 15,39 % 12,74 ↑
S&P 500 (New York)
US78378X1072 2071,22 1,33 % 2119,12 1829,08 –2,36 % 16,24 25,39 % 13,03 ↑
KOSPI (Seoul)
n. a.
1953,40
–0,40 %
2027,08 1835,28 –4,33 % 13,38 2,78 % 11,55 ↑
DJ Global (Welt)
XC0006975012 304,56 –1,11 %
OBX (Oslo)
NO0000000021 529,50 –1,76 % 558,90 456,90 –6,86 % 23,10 19,50 % 17,70 ↑
ASX All Ordinaries (Sydney)
XC0009693018 5248,30 –1,80 %
316,86 270,79 –8,96 % 15,74 5473,60 4816,60 –4,97 % 16,99
8,00 % 12,54 ↑ 9,46 % 13,48 ↑
BTX (Sofia)
AT0000A03HC0 1189,31 –2,54 % 1221,55 1135,98 –12,49 % 10,40 –14,11 % 15,68 ↑
FTSE 100 (London)
GB0001383545 6021,09 –3,54 % 6410,26 5536,97 –10,24 % 19,23 –5,54 % 14,67 ↑
OMX (Reykjavik)
IS0000004463 1270,64 –3,74 % 1354,62 1221,59 14,65 % 13,06 72,80 % 11,51 ↑
NASDAQ (New York)
XC0009694271 4800,34 –4,14 % 4974,64 4266,84 –6,48 % 18,58 37,85 % 15,10 ↑
AEX 25 (Amsterdam)
NL0000000107 421,77 –4,54 % 456,46
WIG 20 (Warschau)
PL9999999987 1754,50 –5,63 % 1999,90 1674,60 –24,84 % 19,60 –28,54 % 17,20 ↑
ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007
382,61 –10,83 % 23,01 20,13 % 17,47 ↑
www.rcb.at
SHCOMP (Shanghai) Nikkei 225 (Tokio)
n. a.
2885,10 –18,48 % 3361,84 2655,66 –39,71 % 37,23 33,61 % 27,57 ↓
XC0009692440 15599,66 –18,04 % 18450,98 14952,61 –21,97 % 27,28 19,93 % 22,23 ↓
PSI 20 (Lissabon)
PTING0200002 4519,19 –14,94 % 5231,14 4424,25 –19,06 % 24,08 –23,18 % 21,75 ↓
TECDAX (Frankfurt)
DE0007203275 1575,47 –13,94 % 1810,34 1485,01 –3,80 % 24,46 64,28 % 19,79 ↓
DJ EURO STOXX 50 (Europa)
EU0009658145 2849,17 –12,80 % 3178,01 2680,35 –17,43 % 24,75
SMI (Zürich)
CH0009980894 7713,61 –12,53 % 8701,46 7496,62 –13,14 % 19,16
0,18 % 16,05 ↓
IBEX 35 (Madrid)
ES0SI0000005 8362,00 –12,39 % 9335,20 7746,30 –23,09 % 24,98
2,22 % 20,49 ↓
ISEQ 20 (Irland)
IE00B0500264 989,22 –12,17 % 1116,97 950,96 –2,79 % 20,20 54,55 % 17,14 ↓
5,49 % 19,78 ↓
ATX (Wien)
AT0000999982 2139,81 –10,73 % 2362,73 1957,05 –12,42 % 22,54 –10,21 % 18,62 ↓
DAX (Frankfurt)
DE0008469008 9631,36 –10,35 %
OMX 30 (Stockholm)
SE0000337842 1298,38 –10,26 % 1424,19 1247,06 –16,90 % 22,93
ATX Prime (Wien)
AT0000999925 1102,78 –10,22 % 1210,37 1006,95 –10,66 % 20,90 –5,82 % 17,38 ↓
10435,73 8752,87 –13,23 % 24,38 17,03 % 19,53 ↓ 8,75 % 17,43 ↓
OMX 20 (Kopenhagen)
DK0016268840 915,01 –9,78 %
CAC 40 (Paris)
FR0003500008 4193,83 –9,56 % 4591,92 3896,71 –12,69 % 24,15 8,63 % 19,06 ↓
HANG SENG (Hongkong)
HK0000004322 20169,98 –7,96 %
BET (Bukarest)
ROXBSEI00005 6487,63 –7,38 % 6906,01 6018,98 –10,88 % 15,71 20,53 % 13,00 ↓
1012,86
833,31 –2,78 % 23,59 75,54 % 18,44 ↓
21622,25 18319,58 –24,44 % 22,52 –4,97 % 17,66 ↓
ATHEX (Athen)
GRI99117A004 586,55 –7,10 % 653,60 440,88 –14,18 % 37,79 –36,11 % 37,15 ↓
OMX 25 (Helsinki)
FI0008900212 3124,71 –6,99 % 3293,47 2858,41 –4,36 % 22,61 35,81 % 18,25 ↓
UTX (Kiew) MBI 10 (Skopje)
AT0000A06418 80,99 –6,46 % 90,56 67,93 –45,67 % 25,81 –68,86 % 42,52 ↓ n. a.
1727,88
–5,75 % 1835,94 1701,46 5,89 % 7,74 –0,15 % 9,42 ↓ QUELLE:
40
MÄRKTE
AKTIENKURSE DIE 20 TOP/FLOP–AKTIEN DER WIENER BÖRSE 2016 (YTD) UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA
C-Quadrat Investment AG
AT0000613005 61,500 34,28 % 61,890 41,380 18,27 % 41,28 151,02 % 40,03 ↑
Strabag SE
AT000000STR1 27,840 18,09 % 28,600 20,520 37,55 % 24,68 70,80 % 24,24 ↑
Lenzing AG
AT0000644505 80,290 15,44 % 87,800 56,180 25,91 % 30,90 41,43 % 28,46 ↑
Flughafen Wien AG
AT0000911805 97,130 10,88 % 102,000 75,200 21,49 % 21,29 113,87 % 20,27 ↑
Voestalpine AG
AT0000937503 30,940 9,16 % 32,080 22,515 –23,88 % 39,30 10,90 % 30,66 ↑
Schoeller-Bleckmann AG
AT0000946652 53,940 7,00 % 60,250 42,010 –12,31 % 41,88 –29,63 % 35,02 ↑
Verbund AG
AT0000746409 12,625 6,45 % 13,440 10,035 –5,50 % 28,49 –18,10 % 24,24 ↑
Oberbank AG ST
AT0000625108 56,200 6,44 % 56,700 52,900 7,77 % 3,85 17,21 % 2,84 ↑
S Immo AG
AT0000652250 8,670 5,73 % 9,000 7,110 13,04 % 25,29 85,06 % 22,25 ↑
Atrium European Real Estate LTD
JE00B3DCF752 3,773 5,69 % 4,000 3,000 –10,40 % 23,57 –11,22 % 20,75 ↑
Telekom Austria AG
AT0000720008 5,315 5,39 % 5,649 4,750 –6,56 % 22,05 3,36 % 23,66 ↑
Agrana Beteiligungs-AG
AT0000603709 93,990 4,09 % 94,990 77,000 13,24 % 22,58 –16,82 % 20,37 ↑
Oberbank AG VZ
AT0000625132 39,200 3,98 % 39,200 37,700 2,89 % 2,03 3,57 % 2,22 ↑
Wiener Privatbank SE
AT0000741301 6,900 2,22 % 7,060 6,420 2,99 % 24,68 –6,01 % 21,14 ↑
Palfinger AG
AT0000758305 26,500 0,19 % 27,770 22,710
Schlumberger AG ST
AT0000779061 22,150 –0,23 % 22,500 22,150 5,30 % 24,55 20,38 % 45,21 ↑
Amag Austria Metall AG Conwert Immobilien Invest SE Buwog AG
AT00000AMAG3 31,500 –1,55 % 33,500 26,330 2,27 % 21,65 34,07 % 23,76 ↑ AT0000697750 13,750 –2,07 % 14,800 11,660 17,72 % 23,16 69,94 % 21,88 ↑ AT00BUWOG001 19,570 –2,17 %
Cross Industries AG
1,11 % 32,96 10,83 % 33,33 ↑
19,965
17,675
15,12 %
22,66
n. a.
n. a.
↑
AT0000820659 3,600 –2,70 % 3,762 3,352 39,53 % 48,75 350,00 % 49,65 ↑
ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007
www.rcb.at
Zumtobel Group AG
AT0000837307 11,820 –49,23 % 22,500 10,200 –49,18 % 49,33 34,26 % 40,50 ↓
FACC AG
AT00000FACC2 4,200 –41,42 %
Valneva SE
FR0004056851 2,319 –39,13 % 3,715 2,253 –37,66 % 46,00 –33,76 % 50,83 ↓
Vienna Insurance Group AG
AT0000908504 17,250 –31,79 % 24,790 16,795 –45,69 % 31,39 –54,66 % 25,71 ↓
Erste Group Bank AG AT&S AG
7,153
4,100
–35,31 %
32,73
n. a.
n. a.
↓
AT0000652011 21,295 –26,34 % 28,500 20,805 –16,00 % 32,36 –11,53 % 33,76 ↓ AT0000969985 10,735 –26,27 % 13,975 10,230 –20,48 % 34,91 57,40 % 33,44 ↓
Uniqa Insurance Group AG
AT0000821103 5,650 –24,92 %
UBM Development AG
AT0000815402 28,900 –20,80 % 35,400 27,520 –21,89 % 36,17 66,09 % 37,88 ↓
Rosenbauer International AG
AT0000922554 55,100 –17,27 % 66,000 46,000 –25,70 % 32,44 3,59 % 27,00 ↓
Raiffeisen Bank International AG
AT0000606306 11,275 –17,13 % 14,170 10,210 –12,02 % 41,60 –54,81 % 42,27 ↓
Gurktaler AG VZ Kapsch Trafficcom AG Do & Co AG
7,447
5,041 –29,60 % 30,51 –46,34 % 25,85 ↓
AT0000A0Z9H1 5,000 –16,67 % 6,500 4,050 –16,67 % 53,08 –26,90 % 57,79 ↓ AT000KAPSCH9 31,280 –16,35 % 38,000 28,005 31,98 % 29,28 –19,79 % 31,40 ↓ AT0000818802 83,670 –16,33 % 107,600 83,000 7,27 %
31,11 136,69 % 29,35 ↓
Polytec Holding AG
AT0000A00XX9 6,654 –13,13 % 8,190 6,654 –13,92 % 26,03 5,62 % 25,86 ↓
Österreichische Post AG
AT0000APOST4 29,310 –12,85 % 36,570 29,300 –29,53 % 23,66 –5,79 % 19,58 ↓
Mayr-Melnhof Karton AG
AT0000938204 100,000 –12,66 % 111,450 98,000 0,04 % 24,31 19,37 % 20,08 ↓
Semperit AG Holding
AT0000785555 27,500 –11,58 % 34,000 25,840 –26,96 %
Warimpex AG
AT0000827209 0,589 –11,43 % 0,720 0,567 –31,03 % 30,51 –56,01 % 33,08 ↓
31,11 –2,38 % 31,83 ↓
CA Immobilien Anlagen AG
AT0000641352 15,270 –9,27 % 17,580 14,595 –1,55 % 26,44 59,23 % 23,53 ↓
Schlumberger AG VZ
AT0000779079 15,000 –7,98 % 16,795 13,300 3,45 % 34,35 25,26 % 32,10 ↓ QUELLE:
41
MÄRKTE
FONDSKURSE DIE 20 TOP/FLOP–ÖSTERREICH–FONDS (THESAURIERT) 2016 (YTD) VOLUMEN FONDSNAME ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3J % 3 J VOLA (MIO. EURO)
VB Mündel-Rent
AT0000A0HR15 962,43 5,32 % 962,43 914,53 6,27 % 4,79 15,76 % 4,18 13,68 ↑
VB Mündel-Flex
AT0000A0S6L8 121,11 5,07 % 121,11 115,37 3,28 % 4,32 10,05 % 3,56 38,27 ↑
Spängler IQAM SparTrust
AT0000817960 161,48 5,05 % 161,48 153,70 6,19 % 4,18 12,84 % 3,67 331,56 ↑
ESPA Bond Euro Mündelrent
AT0000812995 14,89 5,01 % 14,89 14,19 5,96 % 4,43 14,65 % 3,85 591,32 ↑
Hypo Rent
AT0000611157 10,38 4,11 % 10,38
AustroMündelRent
10,01 4,53 % 3,87 11,16 % 3,27 263,60 ↑
AT0000801246 134,30 3,96 % 134,30 129,17 5,14 % 3,93 12,27 % 3,46 83,01 ↑
Amundi P.S.K. Mündel Rent
AT0000719273 119,26 3,48 % 119,26 115,20 3,89 % 3,04 10,56 % 3,06 357,61 ↑
Kepler Vorsorge Rentenfonds
AT0000722566 140,08 3,03 % 140,08 135,82 4,16 % 2,55 9,36 % 2,89 414,03 ↑
Allianz Invest Vorsorgefonds
AT0000721360 132,12 2,91 % 132,15 128,41 4,48 % 3,04 7,09 % 3,64 94,69 ↑
Apollo Mündel
AT0000746961 12,70 2,25 % 12,70 12,42 3,16 % 1,74 6,75 % 1,75 75,49 ↑
PIA – Mündel Bond
AT0000813068 13,19 2,01 % 13,19 12,93 3,04 % 1,99 6,83 % 1,96 303,26 ↑
Gutmann Mündelsicherer Anleihefonds AT0000A0CG05 9,48 2,00 % 9,48 9,30 3,18 % 2,45 8,85 % 2,65 2,79 ↑ PIA – Mündel Bond
AT0000674874 14,61 1,95 % 14,61 14,33 3,03 % 1,93 6,80 % 1,93 303,26 ↑
Tirolpension
AT0000A0VKV1 8,09 1,89 % 8,09 7,95 2,79 % 1,90 5,58 % 1,57 13,15 ↑
Schoellerbank Vorsorgefonds
AT0000820402 119,55 1,63 % 119,55 117,47 1,82 % 1,52 6,61 % 1,56 83,54 ↑
RLB NÖW Mündel Rent
AT0000746219 1089,05 1,48 % 1089,68 1073,66 2,60 % 1,79 5,77 % 1,79 32,65 ↑
Hypo Mündel Fonds
AT0000A0KQQ1 10,36 1,47 % 10,38 10,22 2,47 % 2,29 2,78 % 2,42 5,10 ↑
HYPO 3-Wert
AT0000A0B083 131,06 1,43 % 131,57 127,35 0,74 % 2,20 5,17 % 1,97 22,65 ↑
Sparda Rent
AT0000855416 132,62 1,34 % 132,65 130,90 2,32 % 0,97 5,56 % 0,99 63,54 ↑
Real Invest Austria
AT0000634365 14,31 1,27 %
14,32
14,15
ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007
2,91 % 0,48
8,86 %
0,52 2750,70
↑
www.rcb.at
SemperShare Austria
AT0000815030 103,46 –12,76 % 119,24 95,49 –13,09 % 22,37 –0,34 % 18,27
15,01 ↓
ComStage ATX Ucits ETF
LU0392496690 24,35 –11,40 % 27,10 22,43 –13,24 % 22,25 –6,99 % 18,47 14,66 ↓
3 Banken Österreich Fonds
AT0000662275 24,04 –11,31 % 27,19 22,09 –10,31 % 19,09 15,77 % 15,61 102,86 ↓
RT Österreich Aktienfonds
AT0000497292 7,42 –10,82 %
PIA – Austria Stock
AT0000767736 65,87 –10,66 % 73,78 60,27 –13,75 % 19,61 0,87 % 15,96 190,99 ↓
ESPA Stock Vienna
8,34
6,79 –11,46 % 19,41 –4,87 % 16,10 432,25 ↓
AT0000813001 106,85 –10,63 % 119,87 97,90 –11,26 % 19,15 –4,05 % 15,94 60,66 ↓
Zukunftsvorsorge Aktienfonds
AT0000659644 14,10 –10,53 %
Kepler Oesterreich
AT0000647698 232,83 –10,51 % 260,56 212,72 –13,54 % 20,46 –5,94 % 17,02 29,92 ↓
Raiffeisen Österreich Aktien
AT0000805197 149,71 –10,30 % 167,88 135,00 –10,89 % 20,43 4,52 % 16,91 88,08 ↓
Allianz Invest Austria Plus ViennaStock Amundi Österreich Plus VB Österreich-Index-Fonds
15,81
13,09 –12,80 % 14,14 –7,18 % 12,01 717,64 ↓
AT0000611405 82,20 –9,69 % 91,20 74,24 –11,45 % 19,79 –2,56 % 15,90
4,77 ↓
AT0000952460 200,11 –9,24 % 220,94 182,19 –10,95 % 19,15 –2,40 % 15,44 28,80 ↓ AT0000A05TF3 66,45 –9,06 % 73,16 60,33 –11,96 % 20,31 –3,13 % 16,40 22,49 ↓ AT0000A0GWN4 87,50 –8,87 % 96,01
79,31 –12,40 % 20,20 –11,46 % 17,40
2,66 ↓
ESPA Reserve Euro-Mündel
AT0000A0EU62 102,55 0,05 % 102,64 102,43 0,19 % 0,34 –0,33 % 0,37 58,81 ↓
SemperBond Austria
AT0000737663 93,76 0,07 % 94,10 93,64 –0,73 % 0,89 0,08 % 0,89 6,98 ↓
Amundi P.S.K. Mündel Rent Kurz
AT0000810429 106,79 0,22 % 106,93 106,58 0,34 % 0,67 0,93 % 0,59 61,65 ↓
Raiffeisen Österreich Rent
AT0000805171 13,02 0,62 % 13,05 12,95 1,21 % 1,36 4,46 % 1,67 423,21 ↓
Meinl Capitol 1
AT0000859301 62,18 0,71 % 62,24 61,72 1,77 % 1,17 2,48 % 1,06 5,87 ↓
HYPO Mündelrent OÖ TirolRent
AT0000A0GWS3 111,85 0,94 % 111,85 110,80 1,98 % 0,82 1,99 % 1,67 152,35 ↓ AT0000832597 25,48 1,27 % 25,49 25,17 2,28 % 0,97 5,38 % 0,97 45,77 ↓ QUELLE:
42
MÄRKTE
ANLEIHENKURSE DIE 20 TOP/FLOP–CORPORATE-PRIME-ANLEIHEN DER WIENER BÖRSE (YTM) VOLUMEN ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM %* YTD HIGH YTD LOW (MIO. EURO)
Sanochemia Pharmazeutika AG 7,750 % 2017 Cross Industries AG 4,625 % 2018
DE000A1G7JQ9 97,51 10,14 % AT0000A0WQ66 90,00 9,66 %
n. a. 105,50
VERZINSUNG FÄLLIGKEIT
TYP
n. a.
10,00
7,75 % 06.08.2017
Fix
↑
90,00
75,00
4,63 % 05.10.2018
Fix
↑
Photon Energy NV 8,000 % 2018
DE000A1HELE2 100,00 8,24 %
n. a.
n. a.
7,53
8,00 % 12.03.2018
Fix
↑
WEB Windenergie AG 5,000 % 2016
AT0000A0QZH8 98,60 7,90 %
n. a.
n. a.
6,46
5,00 % 16.12.2016
Fix
↑
Egger Holzwerkstoffe 7,000 %
AT0000A11BC6 101,23 6,91 %
104,00
101,00
100,00
7,00 % 14.10.2070
Fix
↑
WEB Windenergie AG Hybrid-Anleihe 6,500 %
AT0000A191A9 109,00 5,94 %
109,00
109,00
3,99
6,50 % 07.10.2070
Fix
↑
WEB Windenergie AG 5,500 % 2023
AT0000A0Z793 100,00 5,50 %
n. a.
n. a.
6,39
5,50 % 08.04.2023
Fix
↑
WEB Windenergie AG 5,250 % 2023
AT0000A0Z785 100,66 5,13 %
n. a.
n. a.
7,15
5,25 % 08.04.2023
Fix
↑
WEB Windenergie AG 3,500 % 2019
AT0000A191B7 97,80 4,22 %
n. a.
n. a.
10,57
3,50 % 07.10.2019
Fix
↑
UBM Realitätenentwicklung AG 4,875 % 2019
AT0000A185Y1 104,25 3,39 %
104,88
100,50
200,00
4,88 % 09.07.2019
Fix
↑
WEB Windenergie AG 4,000 % 2018
AT0000A0Z7A0 101,51 3,12 %
101,51
98,25
7,95
4,00 % 08.04.2018
Fix
↑
S Immo AG 3,250 % 2027
AT0000A1DWK5 107,25 2,48 %
108,00
103,63
65,00
3,25 % 21.04.2027
Fix
↑
S Immo AG 4,500 % 2021
AT0000A177D2 110,50 2,25 %
110,50
110,50
89,74
4,50 % 17.06.2021
Fix
↑
AT0000A0WR40 107,54 2,24 % 109,25 106,35
74,09
4,63 % 12.10.2019
Fix ↑
Swietelsky Baugesellschaft 4,625 % 2019 S Immo AG 3,250 % 2025
AT0000A1DBM5 108,00 2,24 %
108,00
104,00
33,99
3,25 % 09.04.2025
Fix
↑
Immofinanz AG 5,250 % 2017
AT0000A0VDP8 103,15 2,16 %
104,71
102,83
100,00
5,25 % 03.07.2017
Fix
↑
Egger Holzwerkstoffe 5,625 % 2018
AT0000A0NBF0 106,14 1,95 %
109,15
105,65
200,00
5,63 % 07.03.2018
Fix
↑
CA Immo AG 2,750 % 2022
AT0000A1CB33 105,15 1,78 %
106,45
102,05
175,00
2,75 % 17.02.2022
Fix
↑
110,33 107,00
150,00
4,50 % 01.10.2019
Fix ↑
107,50
200,00
3,00 % 23.06.2021
Fix
Egger Holzwerkstoffe 4,500 % 2019 Novomatic AG 3,000 % 2021
AT0000A0WNP5 108,98 1,67 % AT0000A182L5 107,07 1,52 %
ZERTIFIKATE CHAMPION SEIT 2007
103,25
↑
www.rcb.at
AT&S AG 5,000 % 2016
100,00
5,00 % 18.11.2016
Fix ↓
Strabag SE 4,250 % 2019
AT0000A0PHV9 107,92 0,62 %
AT0000A0R2J2 101,83 0,58 % 103,95 101,61 109,24
107,74
175,00
4,75 % 25.05.2018
Fix
↓
Wienerberger AG 5,250 % 2018
AT0000A0PQY4 109,15 0,72 %
110,26
107,90
100,00
5,25 % 04.07.2018
Fix
↓
Strabag SE 4,250 % 2019
AT0000A0V7D8 109,85 0,79 %
111,29
109,41
100,00
4,25 % 10.05.2019
Fix
↓
Strabag SE 3,000 % 2020
AT0000A109Z8 108,39 0,82 %
109,31
106,49
200,00
3,00 % 21.05.2020
Fix
↓
Novomatic AG 5,000 % 2017
AT0000A0KSM6 105,48 0,92 %
106,65 104,40
150,00
5,00 % 27.10.2017
Fix
↓
Swietelsky Baugesellschaft 5,375 % 2017
AT0000A0H2Z0 103,59 0,94 %
105,66 102,93
55,55
5,38 % 12.04.2017
Fix
↓
1,63 % 04.02.2022
Fix
↓ ↓
Strabag SE 1,625 % 2022
AT0000A1C741 103,71 0,94 %
103,87
99,28
200,00
Porr AG 3,875 % 2019
AT0000A19Y28 109,50 0,99 %
109,50 105,08
56,26
3,88 % 28.10.2019
Fix
Kapsch Trafficcom AG 4,250 % 2017
AT0000A0KQ52 104,37 1,03 % 104,37 103,50
70,82
4,25 % 03.11.2017
Fix ↓
Andritz AG 3,875 % 2019
AT0000A0VLS5 108,35 1,08 %
111,48
107,10
350,00
3,88 % 09.07.2019
Fix
↓
Porr AG 6,250 % 2016
AT0000A0XJ15 102,30 1,20 %
104,42
102,15
50,00
6,25 % 04.12.2016
Fix
↓
Porr AG 6,250 % 2018
DE000A1HSNV2 111,98 1,23 %
112,95 110,25
50,00
6,25 % 26.11.2018
Fix ↓
Egger Holzwerkstoffe 5,750 % 2017
AT0000A0G215 102,97 1,24 %
104,10 102,96
120,00
5,75 % 18.02.2017
Fix
↓
Wienerberger AG 4,000 % 2020
AT0000A100E2 110,22 1,25 %
110,81
105,77
300,00
4,00 % 17.04.2020
Fix
↓
KTM AG 4,375 % 2017
AT0000A0UJP7 102,55 1,35 %
104,47
102,30
85,00
4,38 % 24.04.2017
Fix
↓
Novomatic AG 4,000 % 2019
AT0000A0XSN7 106,60 1,41 %
107,33 104,50
250,00
4,00 % 28.01.2019
Fix
↓
S Immo AG 3,000 % 2019
AT0000A19SB5 104,95 1,45 %
106,00 104,38
100,00
3,00 % 03.10.2019
Fix
↓
Porr Hybrid-Anleihe 6,750 %
AT0000A19Y36 108,45
n. a.
109,15
104,75
25,00
6,75 % 28.10.2070 Variabel ↓
Wienerberger AG 6,500 %
DE000A1ZN206 105,52
n. a.
106,41
96,65
272,19
6,50 % 09.02.2070 Variabel ↓
* YTM = RENDITE BIS LAUFZEITENDE QUELLE:
43
MÄRKTE
PORTFOLIO „FÜR DEUTSCHLAND SIND WIR BESONDERS POSITIV“ Warum man bei Europas Aktienmärkten die besseren Chancen ortet und Alternative Investments ein hoher Stellenwert eingeräumt wird, erklärt Birgit Fleischmann, Leiterin Investment Consulting der Credit Suisse Österreich. TEXT RAJA KORINEK
Frau Fleischmann, im ausgewogenen Musterportfolio fällt die langfristig bessere Ent-
INFO FAKTEN
wicklung gegenüber dem Wachstumsmus-
Asset-Allocation
BIRGIT FLEISCHMANN LEITERIN INVESTMENT CONSULTING CREDIT SUISSE ÖSTERREICH Nach ersten Erfahrungen im Fondsmanagement bei der Capital Invest wechselte Fleischmann 2005 zur Bank Gutmann KAG, wo sie 2007 ein Jahr lang das Portfoliomanagement leitete. Seit 2008 ist die leidenschaftliche Seglerin und begeisterte Skifahrerin nun im Private Banking bei der Credit Suisse in Österreich tätig.
Fund, Rohstoffe und Immobilien. Immerhin hat der Alternative-Investments-Anteil in den vergangenen acht
terportfolio auf, das weit mehr Risiko ein-
Jahren überwiegend einen positiven
geht. Dabei heißt es immer, langfristig wür-
Performancebeitrag geliefert. Wich-
den vor allem Aktien besser abschneiden. -
tig sind für uns hier auch Diversifika-
Seit 2008 gab es einige schwierige Phasen
tionsvorteile.
an den internationalen Aktienmärkten. Bis die Rückschläge aufgeholt sind, dau-
Weshalb sind Rohstoffe nur zu rund fünf
ert es. Da spielt das ausgewogene Portfo-
Prozent gewichtet? - Den Bereich decken
lio eben seine Stärken aus.
wir anhand des CS SICAV 1 Commodity Allocation EB ab, der den Bloomberg-
Auf die kommenden fünf Jahre wird im
Commodity-Index als zugrunde lie-
Schnitt eine jährliche Rendite von 4,9 Pro-
gende Benchmark hat. Wir sind immer
zent erwartet. Ist das nicht ein wenig opti-
noch ein wenig vorsichtig. Gerade beim
mistisch? - Das leitet sich aus unseren Ca-
Ölpreis sahen wir eine schöne Rally seit
pital Markets Assumptions, sprich den Kapitalmarkterwartungen, ab. Hier fließen zum Beispiel die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Inflation sowie die
40,43 % Aktien 27,46 % Anleihen 19,27 % Alternative Investments 12,39 % Cash
erwartete Notenbankpolitik ein. Da wer-
QUELLE: CREDIT SUISSE
den Aktien deutlich positiver gesehen als
Jahresbeginn, die könnte noch auf tönernen Füßen stehen. Die Rückschlaggefahr erachten wir als hoch. Im Übrigen sind auch Edelmetalle innerhalb des Fonds abgedeckt. Sie nehmen keine eigene Position ein, da zum Beispiel
Anleihen. Allein in unserem Hauptsze-
Da erscheint ein fast 20-prozentiger An-
physisches Gold von vielen Kunden se-
nario erwarten wir für den MSCI-Welt-
teil an Alternative Investments für ein
parat gehalten wird.
index über einen Zeitraum von fünf Jah-
ausgewogenes Portfolio sehr riskant. -
ren einen durchschnittlichen Ertrag von
Diesen Bereich haben wir sogar leicht
Auffällig ist auch die hohe Cashquote. Fül-
rund sieben Prozent. Bei Unternehmens-
übergewichtet. Hier ist vor allem ein
len Sie gerade Ihre „Kriegskassa“? - Diese
anleihen aus den USA dürfte der Gesamt-
Multi-Asset-Class-Ansatz
wichtig,
wurde jüngst zulasten der Aktienquo-
ertrag bei ungefähr 2,6 Prozent, bei jenen
sprich eine Streuung auf Hedgefonds,
te erhöht. Die Unsicherheit am Markt
aus Europa bei rund 1,3 Prozent liegen.
etwa mit dem CS Prima Multi-Strategy
ist groß. Selbst nach dem Brexit-Refe-
44
MÄRKTE
rendum gibt es zahlreiche Eventrisiken
deshalb auch einzelne Werte gekauft,
und geopolitische Spannungen. Ange-
INFO FAKTEN
sichts dessen erscheinen uns die Be-
Größte Positionen
Und weshalb sichern Sie den US-Dollar-
wertungen an den Aktienmärkten eher zu hoch. Droht uns also die klassische Herbstkorrektur? - Einen Crash erwarten wir nicht, aber größere Rücksetzer sind möglich. Auf die kommenden drei bis sechs Monate werden viele Anleger deshalb vermutlich größere Risiken eher meiden. In den USA stehen die US-Präsidentschaftswahlen an. Das könnte weiteres Öl ins Feuer gießen. - Das dürfte für weniger Turbulenzen sorgen als die weiteren Aktionen der US-Notenbank. Wir rechnen heuer mit einer weiteren Anhebung im September. Grundsätzlich hat historisch gesehen der Beginn eines US-Zinsanhebungszyklus oft zu einer Underperformance an der US-Börse geführt. Wir bevorzugen derzeit je-
von denen wir besonders überzeugt sind.
Anteil von beinahe zu 17 Prozent nicht
Aktien 31,47 % Entwickelte Märkte 6,32 % Schwellenländer 2,64 % Sonstige
Anleihen 18,02 % Staats- und High-GradeUnternehmensanleihen sowie Pfandbriefe 3,53 % Schwellenländeranleihen (Hartwährung) 3,49 % Hochzinsanleihen 2,42 % Inflationsgeschütze Anleihen
Alternative Investments 11,78 % Hedgefonds 5,02 % Rohstoffe 2,92 % Immobilien
ab? - In den kommenden zwölf Monaten könnte der US-Dollar zum Euro auf rund 1,05 klettern. Zudem haben Wechselkurse einen großen Einfluss auf ein Aktieninvestment. Wenn man eine Absicherung vornimmt, kann dies die Rendite ein gutes Stück schmälern. Zudem erwirtschaften zahlreiche Großkonzerne einen Gutteil ihres Umsatzes weltweit. Es findet also schon auf Unternehmensebene ein gewisses Währungsmanagement statt. Anders ist es bei Anleihe- oder Immobilieninvestments, hier sichern wir sehr wohl Fremdwährungen ab.
Cash
Emerging-Market-Aktien sind gering ge-
12,39 %
wichtet. Haben Sie den Absturz rechtzeitig QUELLE: CREDIT SUISSE
erkannt? - Die Position haben wir im Juli 2015 zurückgefahren. Trotzdem streuen
denfalls die europäischen Aktienmärk-
Die Einzeltitelinvestments aus Europa sind
wir auch in diesem Bereich und sind etwa
te, zumal das Wachstumspotenzial un-
dabei fast alle aus Deutschland, wie etwa
mit einem ETF in Small Caps aus den Re-
serer Einschätzung nach höher ist, die
Siemens, Bayer und BASF. - Innerhalb der
gionen investiert. Insgesamt wirkt hier
Frühindikatoren in die richtige Rich-
Eurozone sind wir für Deutschland be-
noch die Sorge über die weitere Entwick-
tung zeigen.
sonders positiv gestimmt, und haben
lung Chinas belastend. n
MÄRKTE
STATISTIK ÖSTERREICH BÖRSENDATEN DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN
80 70 60
15 14 13 12
50
11
40
10
30
Q3
Q4
Q1
Q2*
9
QUARTAL
Q3
TOP HANDELSTEILNEHMER PLATZIERUNG MAI
Q1
HANDELSPARTNER
UMSATZ (MIO. EUR) MAI
Morgan Stanley & Co
336,56
31.05.2016–16.06.2016
2.
(3)
Deutsche Bank AG
305,97
3.
(6)
Merrill Lynch International
261,56
18.05.2016–17.06.2016
4.
(4)
UBS LTD.
243,36
5.
(7)
Hudson River Trading Europe
227,59
13.05.2016–17.06.2016
6.
(8)
Raiffeisen Centrobank AG
227,23
Pankl Racing Systems AG
7.
(5)
Credit Suisse Securities
224,11
02.06.2016
Thomas Winkler
8.
DATUM
(9)
UBM Development AG
Spire Europe Limited
211,62
9. (10) Wood & Company Fin. Services
197,02
03.06.2016
10.
192,67
Gesamt Mai 2016
VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE
Q2*
QUARTAL
TOP DIRECTOR’S DEALINGS
(1)
(-)
10,06
15,77
15,27
14,30
Q4
1.
(MAI/15)
11,83
7
13,67
AKTUELLE PERIODE
11,47
8
7,56
VERGLEICHSPERIODE
84,24
90,98
80,72
85,73
87,44
84,66
86,44
0
81,55
20 10
QUELLE: WIENER BÖRSE AG, *Q2 OHNE JUNI
90
QUARTALSUMSÄTZE
MRD. EUR
QUELLE: WIENER BÖRSE AG, *Q2 OHNE JUNI
MARKTKAPITALISIERUNG
MRD. EUR 100
J.P. Morgan Securities PLC
PERSON/FIRMA
HANDEL/STÜCK
KURS/BETRAG
Chaim Katzman
Kauf
3,88 EUR
Atrium
3.462.813 13.422.868,50 EUR Verkauf
Stefan Pierer
Cross Industries AG
3,49 EUR
1.593.369 5.569.099,25 EUR Kauf
Stefan Pierer
197.675
30,00 EUR 5.534.500 EUR
Kauf 35.000
30,40 EUR 2.280.000 EUR
Verkauf
Peter Mitterbauer Oberbank AG
75.000
38,50 EUR 1.347.500 EUR
3.487,49
Gesamt Mai 2015 5.068,53 –1.581,04 QUELLE: WIENER BÖRSE AG
QUELLE: FMA
INVESTORENGEOGRAFIE
UMSCHLAGSHÄUFIGKEIT INT. INVESTOREN
53,70 % niedrig 35,80 % moderat QUELLE: IPREO, DEZEMBER 2015
27,60 % USA 21,90 % Österreich 15,70 % Großbritannien 7,20 % Norwegen 6,10 % Frankreich 5,00 % Deutschland 2,20 % Schweiz 2,00 % Kanada 1,80 % Niederlande 1,20 % Polen 9,30 % Andere
46
8,10 % hoch 2,40 %
sehr hoch
QUELLE: IPREO, DEZEMBER 2015
Differenz
MÄRKTE
10 9
INFLATION
%
QUELLE: AMS
ARBEITSLOSENRATE
%
2
8
1,5
7 6 5
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
WIRTSCHAFTSDATEN ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN
1
4
VERGLEICHSPERIODE
3 2
VERGLEICHSPERIODE
0,5
AKTUELLE PERIODE
1
AKTUELLE PERIODE 0
J
A
S
O
N
D
J
F
M
A
M
BIP-WACHSTUM
% 1,5
1
MONAT
J
%
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
J
J
A
S
O
N
D
J
F
M
A
M
LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP
6 5 4
MONAT
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
0
1.923*
3.347*
1.577*
1.131*
957*
Q3
Q4
DEFIZIT IN % DES BIP
% 1
–1 –2
88,18*
0
QUARTAL
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
Q2
86,32*
85
Q1
83,70*
86
AKTUELLE PERIODE
85,91*
GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP
VERGLEICHSPERIODE
-89*
QUARTAL
87
4.118*
2.103*
–1
80,94*
Q1
AKTUELLE PERIODE
80,03*
Q4
0
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
%
Q3
VERGLEICHSPERIODE
78,35*
80,18*
1
–1
Q2
MIO. EUR
2
82,75*
86,32*
88,18*
85,64*
83,3*
80,94*
0
MRD. EUR
82,83*
83,69*
3 0,5
84 –3
MRD. EUR
Q1
Q2
Q3
277,38*
290,71*
264,68*
MRD. EUR
–4 –5
285,89*
80
287,57*
281,42*
81
268,26*
82
263,40*
83
Q4
VERGLEICHSPERIODE
–6
VERGLEICHSPERIODE
AKTUELLE PERIODE
–7
AKTUELLE PERIODE Q1
QUARTAL
47
Q2
Q3
Q4
QUARTAL
WIENER XXXX BÖRSE
DAS UNBEKANNTE WESEN Neuer Vorstand, neuer Aufsichtsrat, alte Verwirrung. Was macht die Wiener Börse eigentlich, verdient sie Geld – wenn ja wie, und was wäre sie eigentlich bei einem Börsengang wert? TEXT HANS WEITMAYR FOTO CLEMENS BEDNAR
48
WIENER BÖRSE
Wiener Börse. Der neue Vorstand will das Osteuropa-Image abschütteln und sich stärker Richtung Westeuropa orientieren.
S
tell dir vor, es ist Präsentation des
Knieschuss
neuen Vorstands, und alle gehen
Dass das Thema Börse in der Bevölke-
hin. Na ja, alle, bis auf den neu-
rung so wenig und wenn, dann skepti-
en Vorstand. An sich ein Super-GAU, es
sche Beachtung findet, liegt sicherlich
sei denn, es handelt sich um ein Event
nicht zuletzt auch an der stiefmütterli-
an der Wiener Börse. Der zu jenem Zeit-
chen Behandlung durch die Politik. Zwar
punkt agierende Aufsichtsratschef und
hat Wirtschaftsminister Reinhold Mit-
ehemalige Generaldirektor der UniCre-
terlehner beim letzten Börsenpreis der
dit Bank Austria AG Willibald Cernko
Hoffnung Ausdruck verliehen, dass „die
findet das dort eigentlich relativ normal
Leute, wenn sie Bullen und Bären hö-
und freut sich, dass er mit Petr Koblic
ren, nicht mehr sofort an den Tiergarten
und Ludwig Nießen zumindest zwei von
Schönbrunn denken“. Abgesehen von
drei Vorständen präsentieren kann. Der
launigen Kommentaren kam von der Po-
Neue, Christoph Boschan von der Börse
litik aber über all die Jahre immer wie-
Stuttgart, müsse eben noch bis 1. Sep-
der Störfeuer, insbesondere durch die
tember 2016 seine Verpflichtungen er-
Einführung und dann auch noch Erhö-
füllen, alles ganz normal also. Dass es
hung der Kapitalertragsteuer. Dass man
nach einer solchen Aktion zu keinem
der Börse, dem Management und ihren
medialen GAU gekommen ist, sollte die
55 Eigentümern (siehe Infobox) daraus
Wiener Börse vor allem eines: beunru-
keinen Vorwurf stricken kann, ist klar.
higen. Denn diese faktische Non-Re-
Anders sieht es jedoch aus, wenn man an
aktion unterstreicht die Ergebnisse der
die neue Gebührenstruktur der Wiener
jüngsten Imas-Studie des Aktienforums
Börse AG denkt, die sie ziemlich klan-
zu dem Thema, wonach den Österrei-
destin im vergangenen April eingeführt
chern die Börse im besten Falle egal, im
hat. Statt einer Pauschalgebühr fallen
schlimmsten Falle unheimlich ist. Zah-
für Handel, Clearing und Settlement
len dazu? Eigentlich gar nicht so gern,
zukünftig gesondert Spesen an. Damit
aber bitte schön, wie wäre es mit dieser:
werden kleine Geschäfte mit kleine-
7,0 Prozent. Hierbei handelt es sich um
ren Volumina teurer, mittlere bis große
den Anteil der Befragten, die prinzipi-
Geschäfte günstiger. Ungünstigerweise
ell am Erwerb von Wertpapieren inter-
besteht die Mehrheit der Transaktionen
essiert wären. 93 Prozent sind es nicht.
aus kleineren Deals. Die Wiener Börse
Oder diese: fünf Prozent. Das entspricht
AG sieht in der neuen Gebührenstruk-
jenem Prozentsatz, der die Börse „für
tur naturgemäß keine Preiserhöhung.
sich persönlich“ als wichtig erachtet.
„Einen Zusammenhang zwischen dem
Und zum Schluss: 59 Prozent. Diesem
jüngsten Umsatzrückgang und der Än-
Anteil fällt bei Erwähnung des Wortes
derung des Gebührenmodells weisen wir
Börse Folgendes als Erstes ein: „Dort
klar zurück“, heißt es von der Börse. Sie
kann man viel Geld verlieren.“ Zugege-
spricht von einer „notwendigen Maß-
ben, nach dem Brexit lässt sich das kurz-
nahme, um im Vorfeld der EU-Richtli-
fristig nicht von der Hand weisen.
nie MiFID II die Gebühren transparenter
49
WIENER BÖRSE
darzustellen“. Zusätzlich verweist man INFO ZAHLEN
in Wien auf den europäischen Trend, demnach ist der Handel an vielen europäischen Börsen schwächer gewesen.
Kennzahlen der Wiener Börse AG
Der Markt dürfte jedenfalls anders rechnen. Denn unmittelbar nach der
KENNZAHLEN
2014
Umsatzerlöse
40,0 Millionen Euro
n. a.
2015
Erhöhung im April ist es im Mai zu ei-
Betriebsergebnis
18,1 Millionen Euro
20,5 Millionen Euro
nem dann doch recht deutlichen Rück-
Bilanzgewinn
13,7 Millionen Euro
16,5 Millionen Euro
gang der Volumina gekommen (siehe
Bilanzsumme
52,9 Millionen Euro
57,3 Millionen Euro
Infobox), nicht nur im Vergleich zum
Eigenkapital
30,9 Millionen Euro
33,9 Millionen Euro
Vormonat, was man mit saisonalen
Mitarbeiter (Vollzeit)
80 Mitarbeiter
79 Mitarbeiter
Schwankungen oder Ausreißern hätte
Gesamtjahresumsatz (Handel)
47,8 Milliarden Euro
58,4 Milliarden Euro
Erlöseaufteilung 2015 der CEESEG AG
erklären können, sondern auch im Vergleich zum Vorjahr.
Sparprogramm, Vorstandsbezüge Insider begründen die Gebührenän-
Transaktionserlöse
26,4 Millionen Euro
Datenverkauf
16,2 Millionen Euro
Diverses
10,6 Millionen Euro
ternationale
CSD
9,8 Millionen Euro
zuletzt auch der Empfang zum Opfer
Datenleitungen
3,0 Millionen Euro
gefallen ist. Aus dem Umfeld der Börse
Indexverkauf
2,2 Millionen Euro
herrscht gerade zu diesem Posten Kopf-
Übernahmekommission
1,9 Millionen Euro
Besorgungsleistungen
1,2 Millionen Euro
derung jedenfalls mit dem laufenden Sparpaket der Börse, dem nicht nur inBeteiligungen,
sondern
schütteln, die Ersparnis ist marginal. Unter anderem auch im Vergleich zum Budget, das 2014 für die Geschäftsführung aufgewendet wurde. Dieses lag für
Gesamtumsätze der Wiener Börse AG
Michael Buhl bei knapp 600.000 Euro, Birgit Kuras erhielt rund 460.000 Euro.
MONAT
2015
2016
Jänner
4.479.916.647
4.766.370.945
Februar
5.098.147.142
5.395.693.077
März
5.768.004.462
5.730.964.753
April
5.013.529.886
4.101.172.152
Mai
5.082.796.313
3.512.612.626
Der Differenzbetrag zwischen den beiden gleichberechtigten Vorständen ist trotz der Buhl’schen Holding-Funk tion nicht leicht nachzuvollziehen. Ein Schelm, wer hier an ein Genderproblem denkt. Tatsache ist jedoch, dass die Börse ab 1. September bekanntlich aus ei-
Die Top 10 der 55 Eigentümer (Anteile)
nem Dreiervorstand bestehen wird. Mit der Bilanz 2016 werden wir wissen, ob
1.
UniCredit Bank Austria AG
13,4%
sich das Budget erhöht hat oder nicht.
2.
Erste Group Bank AG
11,3%
Einfach war die Suche nach Nachfolgern
3.
Vienna Insurance Group AG
7,8 %
ja bekanntermaßen nicht. Der eine oder
4.
Raiffeisen Bank International AG
7,0%
andere Kandidat soll ziemlich schnell
5.
Österr. Kontrollbank AG
6,6%
6.
EVN AG
5,7%
7.
Voestalpine AG
3,9%
8.
Wienerberger AG
3,8%
9.
Bawag PSK AG
2,4%
die Vormachtstellung haben, als am
10.
OMV AG
2,3%
wirtschaftlichen Gesamtumfeld liegen.
abgewinkt haben.
Lukratives Geschäftsmodell Das wird eher an der schwierigen Eigentümerstruktur, in der die Banken
Denn die Wiener Börse AG zeigt sich,
QUELLE: WIENER BÖRSE AG , CEESEG AG
was ihr Geschäftsmodell betrifft, ja-
50
WIENER BÖRSE
nusköpfig. Auf der einen Seite steht der
he auch Seiten 52 und 53). Die Schlüs-
se Stuttgart nach Wien – was plant er?
stetige Bedeutungsverlust, der zu ei-
selstellen
Geschäftsmodell
Was darf er planen? Einen Verkauf, wa-
nem Delisting nach dem anderen ge-
laufen darauf hinaus, dass nach der Be-
rum nicht auch einen Börsengang? Die
führt hat.
reinigung, der die Börsen Laibach und
Wiener Börse wäre ja bekanntlich nicht
Budapest zum Opfer gefallen sind, „die
die erste. Nur: Wie viel wäre die Wiener
Dienstleistungslastig
ehemaligen Beteiligungen als Kunden
Börse in einem solchen Umfeld wert?
Auf der anderen Seite steht eine clevere
mit IT-Dienstleistungen serviciert wer-
DerBörsianer hat den Taschenrechner
Strategie, die eben genau die Schwach-
den. Diese strukturellen Maßnahmen,
ausgepackt und sich die jüngste Über-
stelle durch alternative Geschäftsmo-
die zusätzlich mit internen Effizienz-
nahme und Fusion der London Stock
delle ausgeglichen hat. Sieht man sich
steigerungen einhergegangen sind, sind
Exchange durch oder mit der Deutschen
in der Bilanz die Segmente und deren
Teil der Neuaufstellung.“ Und damit
Börse angesehen.
Ergebnisbeitrag an, so ist die Börse ex-
keine Missverständnisse aufkommen:
Zugegeben, der Deal wackelt mit
trem dienstleistungslastig. Zwar stel-
„Das neue Vorstandsteam hat ein star-
dem Brexit dann doch ein wenig, die
len die Transaktionserlöse mit knapp 40
kes Mandat, das Dienstleistungsangebot
Summen lagen allerdings schon auf
Prozent den größten Einzelposten dar,
der Börse künftig weiter auszubauen.“
dem Tische und lassen von einem Mul-
bezüglich
gesamt machen jedoch diverse Dienst-
Es wird also darum gehen, das gute
tiple auf das Ebitda von etwa 14 schlie-
leistungen wie Datenleitungen oder In-
Ergebnis 2015 zu verteidigen. So konnte
ßen. Legen wir das auf die Wiener Bör-
dexerstellung die restlichen 60 Prozent
die Muttergesellschaft der Wiener Börse
se um, ergäbe sich ein Unternehmens-
aus. Das ist zwar auch mit der relativ ge-
AG, die Holding CEESEG AG, das opera-
wert von rund 530 Millionen Euro. War-
ringen Größe des Marktes zu erklären,
tive Konzernergebnis leicht von 28,3 auf
um das kein schlechter Plan wäre? Bör-
ein Blick auf die deutsche Börse zeigt
30,4 Millionen Euro erhöhen. Davon tru-
sennotierung bringt zwar den Zwang zu
jedoch, dass eine derartige Aufteilung
gen die Wiener Börse AG mit 16,5 Milli-
erhöhter Transparenz, gleichzeitig aber
nicht zufällig entstehen kann. In Frank-
onen Euro (siehe Tabelle) und die Börse
auch mehr mediale Aufmerksamkeit.
furt am Main machen die sonstigen Ge-
Prag mit 5,7 Millionen den Großteil bei.
Das ist natürlich nichts für Manager,
schäftsfelder nämlich gerade einmal 17
1,64 Millionen Euro spülten die Verkäu-
die lieber aus einem Elfenbeinturm he-
Prozent des Erlöses aus, die Transakti-
fe der Beteiligungen in Slowenien und
raus arbeiten. Wir unterstellen Chris-
onserlöse hingegen 83 Prozent.
Ungarn, die laut Geschäftsbericht über
toph Boschan und seinem Aufsichts-
Buchwert erfolgten, in die Kassa.
ratschef aber sowieso das Gegenteil.
Der Stärke dieser Ausrichtung ist sich auch der neue Aufsichtsratschef der
Vor allem der Bruch mit der Tradition,
Börse, Heimo Scheuch, bewusst. Er hat
Der Wert der Börse
den Vorstand mit Personen aus dem ös-
sich den Fragen von DerBörsianer in Form
Doch der neue Vorstandschef kommt
terreichischen Bankensektor zu beset-
eines Briefes an die Leser gestellt (sie-
erst am 1. September von der Bör-
zen, stimmt zuversichtlich. n
MORNINGSTAR
in der Kategorie European flexible allocation
3 Jahre und 5 Jahre:
Platz 1 von 43 Stand per 31.12.2015
WIENER BÖRSE
BRIEFE
52
WIENER BÖRSE
Es gibt viel zu erzählen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unsere Strategie unter www.simmoag.at/equitystory
BRANCHEN
BANKEN
KOLUMNE
WILHELM CELEDA Vorstands vorsitzender Raiffeisen Centrobank AG
NEUSTART INS ZWEITE HALBJAHR Meine Neujahrswünsche 2016, lediglich sinnvolle Regulierungen inklusive MiFID II maßvoll umzusetzen, die Bedeutung des
MEGAHOCHZEIT: RBI UND RZB PRÜFEN FUSION
Kapitalmarkts zu erkennen, Bildung und Flüchtlinge als Zukunfts-
Was schon länger in Branchenkreisen
jeweils eine 75-prozentige Zustimmung
chance zu sehen sowie ein Auflösen
der heimischen Finanzszene vermu-
notwendig, eingeholt werden. Bis spätes-
des Investitionsstaus zu fördern,
tet w urde, ist jetzt auch Mitte vergange-
tens zum 31. März 2017 muss für die Ein-
nen Mai offiziell verkündet worden: Die
tragung der Fusion alles fertig sein. Allein
Raiffeisen Zentralbank AG (RZB) und
es sind freilich noch zahlreiche Fragen
eine neue Bildungsministerin mit
ihre 60-prozentige börsennotierte Toch-
ungeklärt. Einzig steht fest, dass danach
Fachkenntnis, ein Makroökonom
ter, die Raiffeisen Bank International AG
die RBI zum neuen Spitzeninstitut für die
als vermeintlich neuer Bundesprä-
(RBI), prüfen die Fusion – und haben für
österreichische
das Megavorhaben einen Namen gefun-
avancieren wird. Was auch bedeutet, dass
wurden bis dato nicht erfüllt. Aber: Ein ehemaliger Topmanager an der Spitze der Bundesregierung,
sident sowie ein neuer deutscher CEO für die Wiener Börse geben
Raiffeisen-Geldgruppe
den: Intern wurde das Projekt „R2“ be-
dann die RZB in der RBI aufginge. Wer da-
Vizekanzler ließ anlässlich des
nannt. Jetzt wird maximal sechs Monate
nach das neue Raiffeisen-Spitzeninstitut
Wiener-Börse-Preises positiv
das gesamte Vorhaben e valuiert. Geht die
leiten wird, ist d erzeit noch offen. Se-
mit einem künftig stärkeren
Rechnung auf, wird auf Basis der Halbjah-
veldas Vertrag läuft Mitte 2017 aus. Kol-
resabschlüsse 2016 der Z usammenschuss
portiert wird etwa Heinrich Schaller von
Anlass zur Hoffnung. Auch der
politischen Commitment zum Kapitalmarkt in Kombination mit
vollzogen. Genauer gesagt wird dann die
der RLB Oberösterreich AG. Außenseiter-
Seine Vorstellung, dass der
Fusion „rückwirkend zum 30. Juni 2016
chancen werden auch Klaus Buchleitner
europäische Abwicklungsfonds
abgewickelt“, skizziert RBI-Chef Karl Se-
von der RLB-NÖ-Wien AG sowie Andre-
die österreichische Bankenab-
velda erste Details. Vorher müssen noch
as Brandstetter von der Uniqa Insurance
die Hauptversammlungsbeschlüsse, e s ist
Group AG gegeben.
weniger Vorschriften aufhorchen.
gabe überflüssig macht, könnte Wirtschaftsinteressierte auch optimistisch stimmen. Auf der Sollseite hingegen steht ein Finanzminister, der die unselige Finanztransaktionssteuer anstatt sie zu begraben weiter a nalysiert, sowie ein Kanzler, der mit Vermögens- und Maschinensteuer gleich zu Beginn altes und neues Gefahrenpotenzi-
Erste-Group-Beteiligung an Budapester Börse
al aufbringt. Trotz Brexit will ich
Der Börsenappetit geht bei der Erste
2,3-Prozent-Anteil an der BET. Bereits im
für die zweite Jahreshälfte positiv
Group Bank AG derzeit weiter, nach
Vorjahr machte Ungarn seine Börsenpri-
sein, bin mir a llerdings nicht mehr
Wien hat sie sich auch bei der Budapester
vatisierung rückgängig. Die Wiener Börse
Börse (BET) eingekauft. Genauer ge-
trennte sich daraufhin von ihrer Mehrheit.
sagt erwirbt die Tochter, die Erste Bank
Seitens der Erste Group Bank AG wird
Hungary, von der ungarischen Toch
dieser Schritt schlussendlich als „strate-
ter der niederländischen ING Bank deren
gische Investition“ bezeichnet.
sicher, ob mein Optimismus nicht lediglich dem Mangel an Informa tion entspringt. w.celeda@derboersianer.com
54
BRANCHEN
CMC Markets: CFD-Broker kehrt nach Wien zurück
TICKER
Nachdem etliche Broker den heimischen Finanzplatz verlassen hatten, gab es vor kurzem eine kleine Trendwende. Der UK-
CMC Markets, Peter Cruddas, ist überzeugt,
Broker CMC Markets eröffnete nach vier
„dass 2016 für CMC Markets ein sehr span-
Jahren Pause seine Pforten mittels einer
nendes Jahr ist. Der erfolgreiche Börsen-
Niederlassung im Wiener Millennium Tow-
gang im Februar markiert einen Meilenstein
er, Niederlassungsleiter ist Gabor Mehrin-
in der Geschichte des Unternehmens.“ Der
ger, lizensierter Börsenhändler. Der Bro-
fast 700 Millionen Pfund schwere IPO be-
ker ist auf CFDs (Contracts for Difference)
stand fast nur aus dem Verkauf von Altak-
spezialisiert. CMC Markets setzt auf seine
tien, die Cruddas und seine Frau in ihren
neue Handelsplattform Next Generation
Besitz hatten, sie halten noch die Mehr-
mit zahlreichen technischen Tradingmög-
heit. 2015/16 stieg der Gewinn vor Steuern
lichkeiten. In die Entwicklung der Plattform
im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf
wurden 100 Millionen US-Dollar investiert.
53,4 Millionen Pfund, der Umsatz stieg um
Gründer und CEO der 1989 gegründeten
18 Prozent auf 169,9 Millionen Pfund.
Heta-Streit: Einigung und neue Zuschüsse Die Heta-Gläubiger könnten nun mit einer
lösen. Denn die Investoren mussten ihre
Rückzahlung von bis zu 90 Prozent ihrer
Heta-Papiere auf Druck der EZB ursprüng-
Forderungen rechnen, wie Mitte Mai 2016
lich auf 50 Prozent abschreiben. Kärnten
bekannt wurde. Das wäre mehr, als der ur-
hatte ja Garantien für Heta-Anleihen von
sprüngliche Deal vom März vorgesehen
rund elf Milliarden Euro übernommen und
hatte. Finanzminister Hans Jörg Schelling
ist nicht in der Lage, die Schulden zu be-
zeigte sich zuversichtlich, dass die Gläubi-
gleichen. Auch hier tut sich Neues: Der
ger die neue Offerte akzeptieren würden.
Steuerzahler dürfte wieder zahlen müs-
Bisher haben jedoch weniger als die Hälf-
sen. Denn nun soll es zu einem Zuschuss
te ihren Sanktus gegeben. Einzelne Häuser
von 1,5 Milliarden Euro an die Abbaugesell-
wollen dem Deal derzeit nicht zustimmen,
schaft des Bundes kommen. Des Weiteren
auf eine höhere Rückzahlungsquote hof-
übernimmt Schelling auch die Haftung für
fend. Jene Gläubiger, die aber zustimmen,
den Kärntner Zahlungsausgleichsfonds, er
können entsprechend Rückstellungen auf-
führt den Anleihenrückkauf durch.
Ungarn und EBRD besiegeln Einstieg bei Erste Bank Ungarn +++ Bawag kauft Immo-Bank und Start-Bausparkasse +++ Italenische Banca Sistema steigt in Österreich ein +++ Wiener Privatbank steigert Ergebnis 2015 auf 3,5 Millionen Euro +++ Bank Austria startet Sanierungsprogramm +++ Uniqa versilbert alle ihre Erste-Group-Aktien
BARGELD BLEIBT BELIEBT STUDIE. Der Onlinezahlungsdienstleister Paysafecard hat in einer jüngsten Studie erhoben, dass quer durch Europa Österreicher die größten Fans von Bargeld sind. Laut dem „Zahlungsradar Europa“ lautet eines der markantesten Ergebnisse, dass Bargeld, aber auch im Internet bargeldbasiertes Zahlen für die Menschen mehr denn je
KARRIERE
relevant sind, da die Eingabe von persönlichen Daten wie Kreditkartennummer auf erhebliche Sicherheitsbedenken stößt. Befragt
Heike Arbter
Sonja Sarközi
Gerard Derszteler
wurde im Mai zur Präsidentin der Eusipa, dem europäischen Dachverband für strukturierte Produkte, gewählt. Arbter verantwortet seit 1997 in der Raiffeisen Centrobank AG den Bereich Strukturierte Produkte.
wurde im Mai zum neuen Chief Innovation Officer der Bawag PSK bestellt und legte ihren Posten als CEO der Easybank zurück. Zugleich wechselte sie in den Aufsichtsrat der Easybank.
ist seit 1. Mai 2016 neuer Vorstandsvorsitzender der Hello Bank Österreich, einer OnlineTochter der BNP Paribas. Vor dem Verkauf an die französische Großbank im Vorjahr firmierte die Bank als Direktanlage.at.
wurden mehr als 4.000 Personen, 37 Prozent davon finden Bargeld besser, knapp 50 Prozent votierten
55
für bargeldlose Zahlungen, der Rest war unentschieden. Mit knapp 57 Prozent sind laut Umfrage zudem die Österreicher Europas bargeldfreundlichstes Volk, und zwar speziell in den jüngsten und ältesten Zielgruppen.
BRANCHEN
VERSICHERUNGEN
NEUE HERAUSFORDERUNGEN FÜR VERSICHERER
KOLUMNE GÜNTER GEYER Präsident VVO
FLÄCHENDECKENDE VERSICHERUNG FÜR NATURKATASTROPHEN Wasserfluten, Tornados, heftige
Im Niedrigzinsumfeld mit ständig n euen
sicherungsmarkt zu analysieren. D abei
regulatorischen
sind
stellte er eine „momentane Schieflage
ten in den vergangenen Wochen
die Herausforderungen für V ersicherer
der V ersicherungsunternehmen“ fest und
mit extremen Wetterbedingungen.
vielfältig – und damit auch die S tudien
schätzt „die Deckungslücke beispielswei-
Nicht nur diese jüngsten Ereignisse,
zum
Versicherungen
se bei den Lebensversicherern auf bis zu
vermehrt verpflichtet sind, Richtlinien
30 Milliarden Euro“. Versicherer „müssen
zur Risikominimierung einzuhalten, habe
ihre Asset-Allokation ausbauen und deut-
phen kontinuierlich zunehmen.
sich Compliance-Risikomanagement zu
lich stärker in Richtung Sachwerte diver-
Die Folgen für Mensch und Volks-
einem zentralen Bereich für Versicherun-
sifizieren“, so Zielke. In Sachen Neu-
wirtschaft sind oft verheerend.
gen entwickelt, so die Boston Consulting
strukturierung des Geschäftsfeldes wird
Neben ökonomischen Schäden
Group (BCG). Allerdings hätten dies bisher
laut der Universität St. Gallen Run-off,
nur 15 Prozent der 17 befragten Versicherer
also die Verwaltung von Geschäftsfel-
in den USA, Großbritannien, Frankreich,
dern ohne Neugeschäft, immer wichti-
bei Naturkatastrophen an, Versi-
Deutschland, Italien, Belgien, Portugal
ger. Die Schweizer Uni stellte fest, dass
cherungsnehmer können sich teil-
und Hongkong umgesetzt. Die „Mono-
sich bereits ein Drittel der Versicherer
weise gegen K atastrophenschäden
kultur mit festverzinslichen Wertpapieren
aktiv mit dem Abbau solcher Geschäf-
in der Kapitalanlage“ kritisierte Carsten
te beschäftigt, während es 2012 erst 26
Zielke von der Zielke Research Consult. Er
Prozent waren. Das Run-off-Volumen
phenrisiken. Gemeinsam mit der
wurde vom Bankhaus Lampe beauftragt,
selbst ist im gleichen Zeitraum aber um
öffentlichen Hand sollte ein Lö-
den deutschen und österreichischen Ver-
29 Prozent gestiegen.
Gewitter – viele Menschen in Deutschland und Österreich kämpf-
sondern die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass Häufigkeit und Intensität von Naturkatastro-
steigen auch die Schadenssummen überdurchschnittlich an. Viele Versicherer in Österreich bieten Schutz
absichern. Was aber fehlt, ist eine flächendeckende und vor allem ausreichende Deckung für Katastro-
Thema:
Anforderungen
Weil
sungsvorschlag erarbeitet werden, der die Deckung von Schäden aus Naturkatastrophen ermöglicht. Das Ziel: eine leistbare NaturgefahrenVersicherung, die bei Hochwasser, Sturm, Lawinen, Vermurung und
KARRIERE
Erdbeben finanzielle Risiken abfedert. Eine obligatorische Versicherungslösung für Naturkatastrophen in Österreich wäre in erster Linie für die einzelnen Versicherungsnehmer
Klaus Brandstetter
Othmar Ederer
Oliver Fuss
Bei der Allianz-Gruppe wurde Klaus Brandstetter zum Leiter „Versicherungstechnik Schaden/Unfall“ ernannt. Er ist seit 16 Jahren in der Allianz tätig.
Mit Juli hat Othmar Ederer, Vorstand der Grazer Wechselseitigen, das Präsidentenamt des Versicherungsverbands Österreich (VVO) von VIG-Chef Günter Geyer übernommen, nun Vizepräsident.
Seit Mitte Juni hat Vero Versicherungsmakler in NÖ mit Oliver Fuss einen neuen Geschäftsführer. Seit Mai 2014 agiert er zusätzlich als stellvertretender Sektionsleiter Transport im VVO.
sinnvoll, darüber hinaus würde sie auch eine finanzielle Entlastung für Bund und Länder mit sich bringen und von volkswirtschaftlicher Bedeutung sein. g.geyer@derboersianer.com
56
BRANCHEN
EZB-Politik: „Kollateralschaden“ BAV
TICKER
„Die EZB hat gestern begonnen, den
auf Assetklassen, die „uns im Moment
Markt der Unternehmensanleihen zu
nicht hilft: Alle Stresstests basieren auf
zerstören – zinsmäßig, und keiner
VaR-Modellen und sind immer rück-
weiß wozu“, sagte Uniqa-Vorstand Pe-
blickend. Das heißt, dass zum Beispiel
ter Eichler beim „Institutionellen Al-
Staatsanleihen
tersvorsorge- und Investorengipfel“ in
tet sind“, sagte er beim Gipfel. Martin
Wien am 9. und 10. Juni 2016. Die be-
Bruckner, Vorstand der Allianz Invest-
triebliche Altersvorsorge sieht er als
mentbank AG, wiederum kritisierte die
„Kollateralschaden“, und die „Vernich-
Diskrepanz zwischen politischem Wil-
tung eines kapitalgedeckten Verfahrens
len und aufsichtsrechtlichen Restrikti-
nimmt man in Kauf“. Für Christian
onen in der EU: „Die Politik sagt, dass
Böhm, Geschäftsführer der APK Pensi-
wir Milliarden in Infrastruktur investie-
onskasse AG, liegt ein Problem auf eu-
ren sollen, aber die Aufsicht hat offen-
ropäischer Ebene in einer Sichtweise
sichtlich eine andere Denkweise.“
extrem
überbewer-
EIOPA startet Stresstest für Versicherer +++ Pensionskassen mit 0,36 Prozent Performance im Q1 2016 +++ VIG-Hauptversammlung: Verdopplung des Vorsteuergewinns angestrebt +++ Umfrage: OnlineVersicherungsrechner immer beliebter +++ FMA senkt Rechnungszins für Pensionskassen per Juli auf 2,5 Prozent +++ Helvetia ist beliebtester Arbeitgeber der Finanzbranche
Für Österreich wurde Matthias Strolz (Neos) ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm von Martin Linsbichler (Franklin Templeton Österreich) und Barbara Bertolini (Organisation) überreicht.
Beim ersten Institutionellen Altersvorsorge- und Investorengipfel wurde an Politiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, also der DACH-Region, jeweils ein „Betrieblicher Altersvorsorge-Award“ für Verdienste um die „Zukunftssicherung in der Altersvorsorge“ verliehen. Die Veranstaltung wurde von Barbara Bertolini, früher Journalistin bei „Institutional Money“ und jetzt selbstständige Eventmanagerin, organisiert. Der zweite Gipfel dieser Art für die
ÖSTERREICH WIRD JAPAN WERDEN
DACH-Region ist bereits für Anfang Juni 2017 festgesetzt.
STUDIE. Im Bezirk Leoben in der Steiermark ist genauso wie in Japan „bereits jetzt ein Viertel der Gesamtbevölkerung über 65 Jahre
Sparverhalten weiterhin risikolos und bankgetrieben
alt“. Das zeigen Daten der Allianz Versicherungs-AG (Allianz). Auch die Geschwindigkeit der Alterung
und
wollen noch immer knapp über die Hälf-
42 Prozent. Hohe Rendite oder hohe Zinsen
te der Österreicher bei ihrer Vorsor-
werden nur von 27 Prozent als wichtig er-
ge. Das ergab eine Umfrage der Sparkas-
achtet. Für Beratung wendet sich die Mehr-
Bereichsleiter Versicherungs
sen
heit noch immer an den Bankberater.
technik Leben bei der Allianz.
Versicherung
AG.
K apitalgarantie
Transparenz
57
folgen
mit
jeweils
sei „markant“. Ab 2024 werde
Sicherheit und möglichst wenig Risiko
ganz Österreich „in die Liga der ‚superalten‘ Länder aufsteigen“, erläuterte Andreas Csurda,
BRANCHEN
FONDS
MAQUARIES LEUCHTENDE INVESTMENTS MIT ZUMTOBEL Für Aktionäre des Leuchtenherstellers
Short-Fonds des australischen Asset-
ferenz der Raiffeisen Centrobank AG in
Zumtobel Group AG hatte Vorstandschef
Managers Macquarie mit Sitz im One In-
Zürs war davon noch keine Rede. Aus
Ulrich Schumacher diesmal unerwartet
ternational Center in Hongkong. Dabei
dem Unternehmensumfeld war zu ver-
schlechte Nachrichten, die Folge war
hatte der Fondsmanager offensichtlich
nehmen, dass das Ausmaß der schlech-
ein rabenschwarzer Börsentag am 15.
einen guten Riecher. Denn bereits am 7.
ten Auftragslage in Hauptmärkten wie
April 2016: Der Aktienkurs sackte um
April 2016 begann er, mit 226.200 Stück
Großbritannien, Schweiz oder Aus
Minus 26,6 Prozent am Folgetag nach
Aktien um mehrere Millionen Euro die
tralien erst nach Eingang der Daten im
der Gewinnwarnung ab, eine Entwick-
Short-Positionen
AG
Reporting aufgefallen war. Jedenfalls
lung, die es bei einem ATX-Titel frei-
aufzubauen. Das belegen jedenfalls die
nutzte Schumacher wiederum die Gunst
lich nicht sehr oft zu vermelden gibt.
Zahlen der Finanzmartktaufsicht sowie
der Stunde und kaufte günstig 10.000
Insgesamt ist die Zumtobel-Aktie da-
des N achrichtendienstes Bloomberg.
Aktien nach dem Kurssturz zu. Schließ-
mit heuer der schlechteste Performer in
Nur eine Woche später folgte vonseiten
lich sei er überzeugt, dass „ Licht in Zu-
ihrer Liga. Doch wie so oft im Leben ist
Zumtobel Group AG eine überraschen-
kunft noch spannender werden und die
„des einen Leid die Freude eines ande-
de Gewinnwarnung. Selbst an der kurz
Zumtobel Group eine treibende Kraft in
ren“. In diesem Fall ein professioneller
davor stattgefundenen Investorenkon-
dieser neuen Welt des Lichts sein wird“.
der
Zumtobel
Appetit auf Fonds legt wieder zu Anlässlich des diesjährigen Weltfonds-
Milliarden Euro erhöht. Die Nettomit-
März eine Stabilisierung beobachten und
tags haben die Interessenvertretungen
telzuflüsse
Milliarden
sind zuversichtlich, dass sich der Netto-
für
ausländische
Euro. Das 1. Quartal 2016 verlief aller-
mittelfondsabsatz in den nächsten Mo-
Fondsgesellschaften VÖIG und VAIÖ
dings durchwachsen, was angesichts der
naten verbessern wird“, b etont Heinz
auch heuer wieder die neuesten Zah-
Turbulenzen aber wenig verwundert. Es
Bednar, VÖIG-Präsident. A llein bei of-
len zum abgelaufenen Jahr präsentiert.
kam zu Nettomittelabflüssen von 1,54
fenen Immobilienfonds w urde 2015 mit
Insgesamt hat sich 2015 das h eimische
Milliarden Euro. Das dürfte sich inzwi-
knapp sechs Milliarden Euro sogar ein
Fondsvolumen um 3,1 Prozent auf 162,7
schen gelegt haben. „Wir konnten im
neues Rekordhoch erreicht.
inländische
und
e rreichten
58
5,1
BRANCHEN
Josef Zechner (Spängler IQAM Research Center), Sheridan Titman (University of Texas) und Thomas Dangl (Spängler IQAM Research Center).
Zu einem Investmenttalk mit Sheridan Titman lud das Spängler IQAM Research Center am 15. Juni ein. Titman, der den McAllister-Centennial-Lehrstuhl in Financial Services an der University of Texas hält, referierte zur signifikanten Prognostizierbarkeit von Aktienerträgen in den vergangenen 50 Jahren. Unter anderem verwies der Finanzmarktexperte auf eines der Studienergebnisse, etwa dass Aktien Momentum aufweisen und steigende Aktienkurse die Tendenz haben, weiter anzusteigen. Rund 100 Teilnehmer folgten dabei der Einladung in „TU the Sky“ und genossen im Anschluss die Bierverkostung.
Amundi Austria mit ambitionierten Plänen
TICKER
Gratis-ETF-Handel beim Onlinebroker Degiro +++ Robeco SAM ist ESG-Manager des Jahres +++ Erste Immobilien KAG errichtet die höchstgelegenen Mietwohnungen Wiens +++ Lacuna Asia Pacific Health Fonds wird zehn Jahre alt +++ Kames Capital lanciert Global Sustainable Equity Fund +++ C-Quadrat erzielte Jahresüberschuss von 21 Millionen Euro
Nach der Übernahme der Bawag PSK In-
in Deutschland „geparkt“. Sie wurden
vest ist die Amundi Austria, wie die Gesell-
nun nach Österreich übertragen. Womit
schaft inzwischen heißt, nun seit knapp
also noch abzuwarten bleibt, ob auch die
mehr als einem Jahr in Österreich tätig.
nächsten Stufen im KAG-Ranking in ge-
Allein in dieser Zeit konnte die Gesell-
nauso raschem Tempo erobert werden
schaft immerhin eine Position vorrücken
können. Die Pläne von Amundi sind je-
und liegt damit nun unter den Top zehn
denfalls ambitioniert: Bis 2018 möchte
der österreichischen Fondsgesellschaf-
die Amundi Austria zu den Top-5-Play-
ten - laut VÖIG. Der Marktanteil liegt bei
ern am Markt zählen, wie Eric Bramoul-
3,26 Prozent, die gesamten Assets under
le, CEO von Amundi Austria, erklärt. Nicht
Management von Amundi Austria umfas-
ohne Grund wurde entsprechend Personal
sen per März 2016 gut 6,4 Milliarden Euro,
aufgestockt. Lediglich im Fondsmanage-
ein Anstieg von 25,5 Prozent oder 1,3 Mil-
ment werde es keine Neuaufnahmen ge-
liarden Euro seit Ende 2014. Allerdings ist
ben. Weiter wachsen möchte man un-
knapp weniger als die Hälfte davon auf
ter anderem mit Amundi-Produkten, die
den Übertrag der Assets aus Deutschland
man auch in Österreich einführen möch-
zurückzuführen. Bis zum Kauf der Bawag
te. Dazu zählt beispielsweise ein offener
PSK Invest waren nämlich die Gelder ös-
Immobilienfonds, den es in Frankreich
der Kapitalanlage. Unter Millen-
terreichischer Käufer von Amundi-Fonds
bereits gibt.
nials, also Personen zwischen 18
ZU HOHE ERWARTUNGEN STUDIE. Weltweit haben Investoren unrealistische Erwartungen bei
und 35 Jahren, ist dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt. Zu diesem Ergebnis kommt die Schroders Global Investor Study 2016, an der 20.000 Privatanleger
KARRIERE
aus 28 Ländern teilnahmen. Die Studie belegt, dass Anleger deutlich zu hohe Erwartungen an Einkommen und langfristige Erträge
Markus Kaller
Michael Bode
Hermann Pfeifer
wurde mit 1. April zum Mitglied der Geschäftsführung der Erste-Sparinvest bestellt. In seiner neuen Funktion verantwortet Kaller den Fondsvertrieb für Privatkunden in Österreich.
ist seit dem 11. März 2016 Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. In dieser Funktion zeichnet Bode für den Bereich Marktfolge verantwortlich.
ist zum Head of ETF Indexing & Smart Beta Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Amundi ernannt worden. Zuvor war Pfeifer beim Marktkon kurrenten Lyxor tätig.
haben. Im globalen Durchschnitt wünschen sie sich eine Rendite von jährlich 9,1 Prozent. In An-
59
betracht der historisch niedrigen Zinsen dürften viele enttäuscht werden. Besonders unrealistisch sind die Ansprüche der Millennials, die einen Jahresertrag von mindestens 10,2 Prozent erwarten.
BRANCHEN
AKTIEN
KOLUMNE
MATTHIAS STIEBER Director Investor Relations Telekom Austria AG
START-UP-INVESTMENT Start-ups sind weltweit und in allen Branchen ein Thema. Sie ste-
WIENER BÖRSE: WENIGER HANDEL, HÖHERE GEBÜHREN Die schlechten Nachrichten aus Sicht der
renstruktur der Wiener Börse AG sein, sie
Wiener Börse AG zuerst: Mit einem Um-
trat am 1. April ganz ohne Scherz in Kraft.
satz von gerade einmal 3,468 Milliarden
Vor allem die Market Maker, für die es ver-
Euro (in Doppelzählung) war der Mai 2016
einzelt teurer wurde, haben ihre Handels
der mit Abstand schwächste Monat des
umsätze inzwischen massiv verringert.
Jahres. Selbst im April waren es noch mehr
Statt einer All-in-Gebühr für den Handel,
als vier Milliarden Euro, im Vergleichs-
fallen für den „Handel“, das „Clearing“
monat des Vorjahres wurde noch die Mar-
und das „Settlement“ gesondert Spesen
und Disruption. Mancher Hype
ke von fünf Milliarden Euro geknackt. Den
an. Damit werden kleine Geschäfte teu-
verflüchtigt sich schnell wieder,
größten Umsatz verzeichnete man im Mai
rer, während mittlere bis große Geschäfte
aber es braucht oft nur eine erfolg-
im Prime Market: die Erste Group Bank
günstiger sind. Die Wiener Börse AG sieht
reiche Unternehmung, um ganze
AG mit 628 Millionen Euro, gefolgt von
in der neuen Gebührenstruktur keine
der Raiffeisen Bank International AG mit
Preiserhöhung. Sie spricht von einer not-
385 Millionen Euro. Die Finanzbranche hat
wendigen Maßnahme, um im Vorfeld von
Number 26, Transferwise oder
weiterhin die Nase vorn, wenn auch in ei-
MiFID II die Gebühren transparenter dar-
Blockchain-Technologie zeigen
nem rückläufigen Umfeld. Der Grund da-
zustellen. Die variablen Gebühren werden
bereits, wo die Reise hingehen
für könnte letztlich die geänderte Gebüh-
sogar um bis zu einen Basispunkt gesenkt.
hen für Innovation, Digitalisierung
Branchen zu verändern. Auch der Finanzsektor wird noch stärker als bisher davon betroffen sein.
wird. Spannend ist, dass immer mehr börsennotierte Firmen mittels eigener Gesellschaften selbst zum Venture Capitalist werden. Mit dem neuen Gesetz zur Mittelstandsfinanzierung (MiFig Neu) wird sich dieser Trend verstärken. Start-up-Investitionen bieten zwar hohes Ertragspotenzial bei hohem Risiko, sie bieten aber weit mehr als eine reine Finanzanlage. Wichtiger ist, wie man mit für das eigene Geschäft interessanten Gründern identifizieren, kooperie-
AT&S weiht neues China-Werk ein
ren und sie in das eigene Geschäft integrieren kann.
Nach Schanghai wurde nun ein weite-
zweite Produktionslinie für IC-Substrate
Etablierte große Unternehmen
rer Produktionsstandort in der chinesi-
Schritt für Schritt h ochfahren. Darüber
schaffen es in der Regel nicht,
schen Stadt Chongqing eröffnet. Mit 480
hinaus wird der Standort Chongqing um
Millionen Euro bis 2017 ist es das größte
ein
Einzelinvestment der AT&S-Gruppe, des
Generation
fen, Start-ups als Chance für
steirischen H erstellers von Highend-Lei-
erweitert: substratähnliche Leiterplatten,
sich wahrzunehmen und nicht
terplatten. AT&S AG produziert seit Ende
um Advanced-Packaging-Lösungen auf
als Gefahr zu bekämpfen, dann
Februar im Werk 1 IC-Substrate, die Ver-
Wafer-Level-Basis
bindungsplattform zwischen Mikrochips
nen. Dieses Werk wird im zweiten Halb-
und Leiterplatten, die für Mikroprozes-
jahr 2016 mit der ersten P roduktionslinie
soren im Computing-Bereich eingesetzt
und mit einer zweiten Produktionslinie im
werden. Ab Ende 2016 wird AT&S AG die
kommenden Jahr starten.
der Disruptor für das eigene Geschäftsmodell zu sein. Wenn Unternehmen es aber schaf-
können sie viel gewinnen. Auch in Österreich gibt es dazu geeignete Modelle. m.stieber@derboersianer.com
60
zweites
Werk der
für
die
neueste
Highend-Leiterplatten
anbieten
zu
kön-
BRANCHEN
TICKER Oliver Schumy (Immofinanz AG) und Eduard Berger (Wiener Privatbank SE) im Gespräch über die neue Strategie der Immofinanz AG.
Am 25. April lud die Wiener Privatbank SE zu einem Vortrag von Oliver Schumy, CEO der Immofinanz AG. Vor einem hochkarätigen Publikum erörterte Schumy die Vorteile des geplanten Zusammenschlusses von Immofinanz AG und CA Immo AG. Gemeinsam würde ein neuer Immobilienriese mit einem Portfoliowert von rund sechs Milliarden Euro entstehen. Hinzu käme eine prall gefüllte Development-Pipeline – insbesondere in Deutschland.
FACC: Bitterer Abflug des Vorstands
RHI trennt sich von US-Firma Monofrax +++ CAT Oil AG wird in Petro Welt Technologies AG umbenannt +++ Palfinger will MarineAusrüster Harding und TTS Group übernehmen +++ Strabag SE plant Kapitalherabsetzung durch Aktieneinzug +++ OMV-Syndikatsvertrag zwischen Österreich und Abu Dhabi verlängert +++ UIAG will Beteiligung an Pankl Racing abstoßen +++ Flughafen Wien mit Aktiensplit
Die Folgen der 50 Millionen Euro schwe-
er wieder eingesetzt werde, Gespräche
ren Cyberattacke auf den oberösterreichi-
mit dem Aufsichtsrat laufen. Allerdings
schen Luftfahrtzulieferer FACC AG im Jän-
trat als Reaktion auf den Rauswurfs Ste-
ner 2016 haben den Vorstandsvorsitzen-
phans der unabhängige FACC-Aufsichts-
den erreicht. Jetzt musste Walter Stephan
rat Gregory Peters zurück. Eine Neubeset-
seinen Hut nehmen, erst im Jänner wur-
zung folgt jetzt im Juli. Das ist bedeutsam,
de die Finanzchefin Minfen Gu entlassen.
da Peters als Teil von Patronatserklärun-
Das hatte der vom chinesischen Eigentü-
gen indirekt für den US-Großkunden Boe-
mer Xian Aircraft dominierte Aufsichtsrat
ing den Datenschutz gegenüber den Chi-
entschieden. Dagegen will Stephan aller-
nesen überwachte. Erst durch Patronats-
dings klagen. Immerhin hielt der Exchef in
erklärungen, die unter anderem die Wei-
einem Schreiben vom 1. Juni 2016 die Tat-
tergabe bestimmter vertraulicher Daten
sache fest, „dass ich bereits vor dem Bör-
an die chinesischen Aktionäre untersag-
sengang der FACC die Bestellung von Min-
ten, konnte die FACC AG die Boeing-Li-
fen Gu als Chief Financial Officer der FACC
zenz behalten. Da diese Firewall nun ge-
strikt abgelehnt habe, weil ich wusste,
fallen ist, soll Boeing verschnupft sein.
dass sie ungeeignet war, eine solche Po-
Die FACC AG hebt in einer Stellungnahme
sition in einer österreichischen börsenno-
hingegen „die enge und partnerschaftliche
konstante Ausschüttungspolitik für
tierten Gesellschaft auszuüben.“ Stephan
Zusammenarbeit mit unseren Kunden“ als
Zukunftskapital sorgt und Arbeits-
gibt sich jedenfalls zuversichtlich, dass
Erfolgsgeheimnis hervor.
plätze sichert. „Ein oft geäußerter
WENIGER BÖRSENGÄNGE STUDIE. Eine von Aktienforum und Industriellenvereinigung in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass eine
Vorwurf, dass man aus Unternehmenssicht tendenziell lieber an die Eigentümer ausschüttet, anstatt in Infrastruktur und Arbeitsplätze zu investieren, ist ideologisch
KARRIERE
aufgeladen und konnte auch dieses Jahr entkräftet werden“, so Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, bei der Präsentation der Contrast-
Christoph Boschan
Elisabeth Wagerer
Milena Ioveva
wurde zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Wiener Börse ernannt. Der deutsche Börsenprofi war Joint-CEO bei der Börse Stuttgart; Vorstand der Euwax AG.
hat die Leitung der Unternehmenskommunikation und Investor Relations bei der S Immo AG per 1. Mai 2016 übernommen. Wagerer ist seit 2010 im Unternehmen.
leitet seit 1. Juni 2016 die Bereiche Investor Relations & Corporate Communications der UBM Development AG, zuvor sieben Jahre bei der Porr AG.
Studie „Ausschüttungsverhalten österreichischer Unternehmen in schwierigen Zeiten“. Korrelierend
61
mit dem relativ starken Rückgang beim Jahresüberschuss nach Steuern 2014, kam es bei Investitionen nur zu leichten Rückgängen von acht Prozent (2013) auf 7,4 Prozent (2014).
BRANCHEN
IMMOBILIEN
KARRIERE
Alexander Proschofsky wurde zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrats bei Conwert gewählt. Dem ging ein langjähriger Machtkampf voraus – inklusive eines offenen Briefs an die Aktionäre, den Proschofsky 2014 verfasste.
Daniel Riedl
WIENWERT WILL ETAGENWEISE WACHSEN
kann sich über die vorzeitige Verlängerung seines Mandats als Vorstandsvorsitzender der Buwog AG auf weitere fünf Jahre freuen. Von 2012 bis 2013 war Riedl Vorsitzender des Buwog-Aufsichtsrats.
Martina Jankoschek ist neue Prokuristin bei Raiffeisen Immobilien Vermittlung (RIV). Jankoschek ist seit 2009 bei der RIV beschäftigt und leitet das Maklerteam NÖ Süd / Wien-Umgebung / Burgenland.
Die Wienwert-Gruppe hat zuletzt wieder
Börse an, voraussichtlicher Zeitpunkt ist
für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Dazu
2018. Passend dazu gab Neochef Stefan
zählt etwa auch die öffentlich angebote-
Gruze im April 2016 auch die strategische
ne und prospektpflichtige Anleihe mit
Neuausrichtung bekannt. Wienwert wird
einer Stückelung von 1.000 Euro. Geplant
ihre Geschäftsaktivitäten zur Gänze auf
ist ein Emissionsvolumen von bis zu zehn
den Bereich Wohnungsneubau in Wien
Millionen Euro, sie ist Teil eines umfang-
ausrichten, und keine neuen Projekte im
reichen Emissionsprogramms von ins-
Bereich Altbausanierung beziehungs-
gesamt 50 Millionen Euro. Die aktuelle
weise Ausbauten von Altobjekten einge-
Anleihe wird ab August auf dem Dritten
hen. „Wir wollen schließlich leistbaren
Markt der Wiener Börse platziert, wobei
Wohnraum schaffen“, betont Gruze. Al-
Wienwert nach eigenen Angaben eine
lein so lassen sich vielleicht auch ähnli-
Notierung im Markt Corporates Prime
che Schlagzeilen wie in der Vergangen-
anstrebt. Künftig soll es auch eine Ver-
heit vermeiden. Denn frühere Anleihe
sammlung für Anleihenkäufer ähnlich
emissionen und Streit über Forderungen
der Hauptversammlung einer AG geben.
mit Auftragnehmern hatten für einigen
Dies vermutlich als Vorgeschmack auf
Ärger gesorgt. Mit der Transparenzoffen-
die weiteren Pläne. Denn Wienwert strebt
sive will man in Zukunft vor allem bei
nämlich selbst den Gang an die Wiener
Privatanlegern punkten.
Immobilienfinanzierung wird zum Spießrutenlauf Mit
und
angewendet. Da auf die Leistungsfä-
Kredit auch wirklich leisten können.
Immobilienkreditgesetz (HIKrG) wird
dem
neuen
Hypothekar-
higkeit des Kreditwerbers abgestellt
Hinzu bekommen sie auch einEuro-
es für Verbraucher wesentlich schwie-
wird, ist weder der Wert des belasteten
päisches Standard Informationsblatt
riger, an eine Immobilienfinanzierung
Grundstücks noch der Wert der Immo-
(ESIS) ausgehändigt, dieses enthält
heranzukommen. Allein das H IKrG
bilie entscheidend. Auf gut Deutsch,
alle Informationen hinsichtlich des
wird nur auf Kreditverträge, die ab dem
Kreditnehmer
Kredits, insbesondere über die Kondi-
21. 3. 2016 neu abgeschlossen wurden,
genauer nachweisen, dass sie sich den
müssen
62
jetzt
noch
tionen sowie die Kosten.
BRANCHEN
TICKER Daniel Riedl (Buwog AG), Sandra Bauernfeind (EHL Immobilien), Peter Czapek (BA Real Invest) und Michael Ehlmaier (EHL Immobilien) in Schönbrunn.
Wenn man schon seit 25 Jahren am heimischen Immobilienmarkt tätig ist, dann gehört das freilich ordentlich gefeiert. Das dachte sich auch EHL Immobilien: Aus gegebenen Anlass lud man am 2. Juni in die Schönbrunner Orangerie. Der Einladung zum Sommerfest folgten insgesamt rund 800 Gäste aus Wirtschaft,
© HERBERT LEHMANN / PICTUREDESK
Kunst und Kultur sowie Mitbewerber aus der heimischen Immobilienszene.
Das Verkaufskarussell dreht sich kräftig
Remax war auch 2015 die klare Nr. 1 unter Maklern in Österreich +++ Hamburg wird dritter Developmentstandort für die Buwog +++ Conwert stärkt mit Akquisition deutsches Kernportfolio im Wohnbereich +++ Immofinanz steigerte Vermietungsgrad des Büroportfolios auf 82 Prozent +++ Laut CBRE wird Österreich attraktiv für internationale Einzelhandelsmarken
WOHNEN WIRD TEURER STUDIE. Die Erste Bank Österreich
Der erste Schachzug wurde bereits An-
lerdings „im Namen koreanischer Se-
fang Mai getätigt: Der DC Tower 2 wird
parate-Account-Kunden“, wie es in ei-
nicht von der Wiener Entwicklungsge-
ner Aussendung heißt. Der zu 94 Prozent
sellschaft für den Donauraum (WED) ge-
vermietete Büroturm auf der Donau-
Mietpreise den Österreichern zu
baut, die auch den DC Tower 1 errichtete.
platte hat zahlreiche prominente Mie-
schaffen machen. Genauer gesagt
Stattdessen hat die WED, die zu 100 Pro-
ter, etwa auch die US-Botschaft, Oracle
zent der UniCredit Bank Austria AG ge-
und Borealis. Auch hier wurde der Kauf-
hört, das Grundstück an den deutschen
preis nicht bekanntgegeben, Marktbe-
offenen
Hausinvest
obachter rechnen aber mit mindestens
gen Erwachsenen sind es immer-
der Commerz Real verkauft. Sie über-
230 Millionen Euro. Zu guter Letzt wur-
hin noch 23 Prozent. Jeder dritte
nimmt damit die Projektentwicklung.
de Anfang Juni bekannt, dass das De-
Österreicher wohnt dabei mit der
Über den Kaufpreis wurde Stillschwei-
sign Tower am Donaukanal in Wien-Le-
gen vereinbart. Für den DC Tower 1 sucht
opoldstadt zum Verkauf steht. Die Uni-
die WED weiterhin einen Käufer. Er wur-
qa Insurance Group AG hat als Turmher-
allein. Daher scheint es auch nicht
de Anfang 2014 eröffnet und ist inklusi-
rin bereits im Februar den Immobilien-
verwunderlich, dass vermehrt diese
ve Antenne mit seinen 250 Metern das
dienstleister JLL beauftragt, den Verkauf
Altersgruppe einen baldigen Umzug
höchste Gebäude Österreichs. Kurz da-
zu prüfen. Die Erlöserwartung liegt bei
nach wurde Mitte Mai bekannt, dass die
mehr als 100 Millionen Euro. Das Gebäu-
Signa-Gruppe den Wiener IZD Tower an
de wurde Ende 2010 eröffnet, die Netto-
CBRE Global Investors verkauft hat, al-
baukosten betrugen 140 Millionen Euro.
Immobilienfonds
63
und die S Bausparkasse zeigen in einer aktuellen Studie auf, dass die steigenden Immobilen- und
können sich mehr als 50 Prozent der Studierenden kein eigenes Zuhause leisten - das sind über die Hälfte mehr als 2010, bei den jun-
Familie unter einem Dach, etwas mehr, nämlich 35 Prozent, nur mit dem Partner, und 21 Prozent leben
plant: 77 Prozent der Studierenden möchte in den nächsten fünf Jahren umziehen, bei den jungen Erwachsenen sind es immerhin noch 52 Prozent.
BRANCHEN
BERATER
KOLUMNE
PETER BARTOS Partner und Geschäftsführer BDO Austria
DAS ENDE DES DRITTEN MARKTES Die EU-Marktmissbrauchsverordnung wird ab Anfang Juli einschneidende Änderungen auch
AUFSICHT HAT AUFHOLPOTENZIAL
für am nichtgeregelten Markt notierende Unternehmen und deren Vorstände bringen. Bereits bisher galt für diese Unternehmen das Verbot des Insiderhandels und der Weitergabe
Österreichs Aufsichtsräte legen zu wenig
der Aufsichtsräte aus. Das Senken der
von Insiderinformationen sowie
Wert auf Innovation, Cyber Security und
Kosten und operative Aufgaben domi-
der Marktmanipulation.
Diversität, wie die jüngste Deloitte EMEA
nieren daher, und Zukunftsthemen spie-
Zukünftig sind aber auch die
360° Boardroom Survey aufzeigt. Im Rah-
len im Vergleich dazu eine untergeord-
men der Studie wurden 271 Aufsichtsrä-
nete Rolle“, erklärt Bernhard Gröhs, Ma-
te aus 20 Ländern des EMEA-Raumes, in
naging Partner von Deloitte Österreich.
(Director’s Dealings) sowie die
Europa, im Nahen Osten und in Südaf-
EMEA-weit zeigt sich hingegen ein klares
Ad-hoc-Meldepflicht für Insider-
rika, befragt. Als wesentliches Ergebnis
Bekenntnis der Aufsichtsräte zu Innova-
informationen zu beachten.
beurteilen Aufsichtsräte im EMEA-Raum
tion. Bei 60 Prozent der Befragten hat In-
Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit
novation einen teilweise sehr wichtigen
kurz- bis mittelfristig optimistischer als
Stellenwert im Aufsichtsrat ihrer Orga-
damit herumschlagen müssen,
in der Vergangenheit. Frühere Sorgen
nisation. In Österreich stimmen hier nur
ob und wann eine Information
bezüglich Kostensenkungen und Kapi-
48 Prozent überein, in Deutschland sind
geeignet ist, den Aktienkurs
talmanagement haben nachgelassen. In
es mit 81 Prozent fast doppelt so viele.
Österreich liegt allerdings aufgrund der
„Das Deloitte-Radar hat es deutlich ge-
Meldepflichten für Transak tionen von Führungspersonen und diesen nahestehende Personen
Somit werden sich auch die Vorstände von am dritten Markt gelisteten Unternehmen bald
erheblich zu beeinflussen, Diskussionen mit der Finanz-
wirtschaftlichen Situation erhöhtes Au-
zeigt – die Innovation ist ein Motor zur
Und erfahrungsgemäß wird
genmerk der Aufsichtsräte auf Kosten-
Trendumkehr in Österreich. Daher müs-
auch der eine oder andere
senkung und operativem Management.
sen sich auch Aufsichtsräte verstärkt auf
Strafbescheid wohl nicht allzu
„Das schwache Wachstum in Österreich
Innovationsthemen
lange auf sich warten lassen.
wirkt sich auf den strategischen Fokus
fokussieren“, so Gröhs.
marktaufsicht inklusive.
Alles in allem wird der Wiener
im
Unternehmen
Börse mit den neuen Regelungen leider ein Bärendienst erwiesen. Einige Unternehmen haben bereits ihren Rückzug vom dritten Markt angetreten, und weitere werden
KARRIERE
wohl folgen. Damit werden die neuen Regelungen zwar theoretisch den Schutz der Aktionäre im nichtgeregelten Markt verbessern; allerdings wird davon leider prak-
Michael Zettel
Thomas Klikovics
folgt Klaus Malle als neuer Country Managing Director von Accenture Österreich. Zettel startete seine Karriere bei Accenture vor mehr als 15 Jahren und baute den Bereich Health & Public Services auf.
wurde bei der LBG Österreich im April 2016 in die Geschäftsführung berufen. Der studierte Betriebswirt ist seit mittlerweile elf Jahren im Unternehmen tätig.
tisch niemand mehr etwas haben, weil es am dritten Markt nämlich kaum mehr gelistete Unternehmen geben wird! p.bartos@derboersianer.com
64
BRANCHEN
TICKER
Weibliche Führungskräfte im Nachteil Topunternehmen weltweit unterschätzen
sity Survey der Prüfungs- und Beratungs-
weiterhin das Problem des immer noch
organisation EY. Gleichzeitig hält der Wo-
geringen Frauenanteils in Chefetagen, ist
men-in-Work-Index von PWC Folgendes
man bei Ernst & Young (EY) überzeugt:
fest: Immer noch verdienen Frauen in Ös-
Denn die deutliche Mehrheit von 69 Pro-
terreich um 23 Prozent weniger als Män-
zent der Branchenführer ist trotz der ge-
ner, nur 65 Prozent arbeiten Vollzeit. Die
ringen Fortschritte überzeugt, dass sie in
Arbeitslosenquote unter Frauen beträgt
den kommenden 25 Jahren ein ausgewo-
hierzulande fünf Prozent. Zum Vergleich:
genes Verhältnis zwischen Männern und
In Schweden sind 82 Prozent der Frauen in
Frauen in ihren obersten Führungsgremi-
Vollzeitjobs beschäftigt, der Lohnunter-
en erreichen werden. Damit unterscheidet
schied liegt bei 15 Prozent. Österreich ver-
sich die Einschätzung der Führungskräfte
liert im Vergleich zum Women-in-Work-
stark von der Prognose des World Econo-
Index aus dem Jahr 2000 sieben Plätze und
mic Forum. Diese geht von 117 Jahren bis
landet auf Rang 21 von 33 OECD-Ländern.
zum Erreichen von Geschlechterparität
„Unternehmen müssen durch faire Ge-
in der gesamten Arbeitnehmerschaft aus.
halts- und Beförderungsentscheidungen
Deutlich weniger optimistisch sind die
sicherstellen, dass alle Mitarbeiterinnen
Führungskräfte bei der Einschätzung der
und Mitarbeiter gerecht entlohnt werden.
kurzfristigen Veränderungen: Lediglich
Darüber hinaus sollten sie die Karriere-
13 Prozent erwarten einen deutlichen An-
entwicklung von weiblichen Mitarbeitern
stieg des Frauenanteils auf Führungsebene
fördern, um für die Zukunft einen Pool an
in den kommenden fünf Jahren. Das sind
weiblichen Führungskräften aufzubauen“,
die Ergebnisse des aktuellen Global Diver-
so Olivia Stiedl von PWC Österreich.
Laut AT Kearney gibt es weniger ausländische Direktinvestitionen in Österreich +++ BDO berät Volksbanken beim Verkauf der Start Bausparkassen und Immo-Bank +++ KPMG zufolge sind Österreichs Unternehmen unzureichend auf Cyberattacken vorbereitet +++ Unternehmen setzen laut EY auf Fusionen und Übernahmen +++ Sechs Prozent mehr Millionäre in Österreich als im Vorjahr, sagt Capgemini +++ PWC verweist auf Profitabilitätslücke bei europäischen Banken
Mächtige Fintechs ONLINE ZUM RICHTIGEN BERATER
Fintechs verzeichnen bedeutende Fort-
ihre Bank (30 Prozent) weiterempfehlen.
STUDIE. Das Klaiton-Trend-Radar
schritte in der Kundenwahrnehmung.
Damit nicht genug. Auch bei KPMG hat
2016 über Strategien und Zufrie-
Dennoch muss ein Großteil der Banken
man sich diesem Thema gewidmet: Dem-
denheit in heimischen Unterneh-
zugeben, auf die steigende Bedrohung
nach starten Fintechs erfolgreich in das
men zeigt, dass immer mehr Orga-
durch sie nicht ausreichend vorbereitet
Jahr 2016. Bereits im ersten Quartal wur-
zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt der
den weltweit insgesamt 5,7 Milliarden US-
World Banking Report (WRBR) von Cap
Dollar in private Fintechunternehmen in-
gemini und Efma. Die Studie stellte fest,
vestiert. Das ist das Ergebnis der aktuel-
tern und mehr als 83 Prozent mit
dass weltweit mittlerweile fast zwei Drittel
len KPMG-Studie „The Pulse of Fintech“.
deren Output zufrieden. Diese sind
aller Bankkunden Fintechprodukte oder
Nach einem starken Finanzierungsrück-
-dienstleistungen
Gleichzeitig
gang Ende des vergangenen Jahres scheint
sind Kunden aber eher dazu bereit, Freun-
sich der Investitionstrend nun wieder zu-
den und Familien ihren Fintechanbieter (55
gunsten der Fintechs zu drehen. „Immer
Schweiz befragt wurden. Unter-
Prozent) zu empfehlen als ihre Bank. Hier-
mehr junge Unternehmen erfinden inno-
nehmen nehmen externe Beratung
zulande nutzen dabei etwas mehr als die
vative Technologien für den Zahlungsver-
Hälfte der Kunden, genauer gesagt 54 Pro-
kehr und machen damit den altbewährten
zent, Fintechprodukte. Auch hier würden
Finanzdienstleistern Konkurrenz“, erklärt
51 Prozent öfter ihren Fintechanbieter als
Michael Petritz, KPMG-Tax-Partner.
nutzen.
65
nisationen über Onlineplattformen nach Unternehmensberatern suchen. Insgesamt sind 90 Prozent der Unternehmen mit ihren Bera-
nur zwei der zentralen Ergebnisse des Klaiton-Trend-Radars, bei dem mehr als 100 Unternehmen aus Österreich, Deutschland und der
durchschnittlich 2,5-mal jährlich in Anspruch. Zudem bezeichneten 94 Prozent die Suche nach einer passenden Unternehmensberatung als schwierig.
BRANCHEN
RECHT
KOLUMNE
ALBERT BIRKNER Managing Partner CHSH
FMA GEGEN VERBUND ERFOLGREICH In der Causa des angeblichen Verstoßes
ßen zu haben und zwischenzeitlich vom
gegen die Ad-hoc-Meldepflicht des Ver-
BVwG eine Strafaufhebung erwirkt. Die-
bund-AG-Vorstands kam die Finanz-
ses entschied damals zugunsten Anzen-
marktaufsicht (FMA) mit ihrer Revision
grubers und seinen Kollegen und hob die
beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH)
Verwaltungsstrafen auf. Die FMA befass-
mit seiner Entscheidung vom 20. April
te danach den VwGH, der feststellte, dass
2016 durch. Das bestätigte eine Verbund-
es sich bei einem MoU grundsätzlich nur
Sprecherin gegenüber der „Presse“. Das
um einen „Zwischenschritt“ in einem
für den Rückzug eines Unterneh-
Bundesverwaltungsgericht (BVwG) muss
länger andauernden Prozess handle. Im
mens von der Börse neu geregelt.
nun nochmals und abschließend klären,
konkreten Fall wären die Informationen
Ein Widerruf der Zulassung auf
ob der Verbund ein Memorandum of Un-
aber spezifisch genug gewesen, um mög-
derstanding (MoU) mit dem deutschen
liche Auswirkungen auf den Verbund-
Energiekonzern E.ON AG melden hät-
Aktienkurs abzuschätzen. Das Fazit des
WpÜG oder die fortbestehende
te müssen. Bereits 2014 hatte die FMA
VwGH: Er trug dem BVwG auf, in einem
Zulassung der Wertpapiere am
Strafen gegen den Vorstandsvorsitzen-
fortgesetzten Verfahren abschließend zu
regulierten Markt einer anderen
den Wolfgang Anzengruber und drei Vor-
klären, ob es sich bei dem Abschluss des
standskollegen in der Höhe von 40.000
MoU um eine meldepflichtige Insiderin-
DELISTING IN DEUTSCHLAND – EIN MODELL FÜR ÖSTERREICH? Der deutsche Gesetzgeber hat im Zuge der Umsetzung der neuen europäischen Transparenzrichtlinie auch die Voraussetzungen
Antrag eines Emittenten erfordert nunmehr zwingend ein öffentliches Abfindungsangebot nach dem
Börse. Die neue Regelung des § 39 dt. BörsenG gilt auch für ausländi-
Euro ausgesprochen. Anzengruber und
formation handelte. Wäre dies der Fall,
regulierten Markt in Deutschland
seine Kollegen hatten stets bestritten,
dann hätte der Verbund seiner Ad-hoc-
notieren. Hervorzuheben ist,
gegen die Ad-hoc-Meldepflicht versto-
Meldepflicht nachkommen müssen.
sche Gesellschaften, die an einem
dass die Gegenleistung in einer Geldleistung in Euro bestehen und einem Mindestpreis, nämlich dem inländischen Durchschnittskurs der letzten sechs Monate vor Veröffentlichung, entsprechen muss.
CHSH: Flughafen und Immofinanz im Fokus
Die neue Regelung stellt eine Korrektur der Frosta-Rechtsprechung
Das M&A-Team von Cerha Hempel Spie-
Malta-Aktie zuzüglich der Anpassungen
gelfeld Hlawati (CHSH) hat die Flughafen
des Nettoumlaufvermögens entspricht.
Wien AG beim Erwerb der indirekten Be-
Zudem hat CHSH die Immofinanz AG beim
aus Sicht der Anlegerschützer zum
teiligung von SNC-Lavalin Group Inc. an
Erwerb des 26-prozentigen Anteils der
Nachteil der Aktionäre veränderte.
der Malta International Airport Flugha-
O1-Gruppe an der CA Immobilien Anlagen
Angeblich wird auch in Österreich
fen Malta beraten. Das Closing der länder
AG unter anderem bezüglich der Fusions-
übergreifenden Transaktion fand am 30.
kontrolle und der Refinanzierung beraten.
März 2016 statt. Das Transaktionsvolumen
Der Kaufpreis betrug 23,50 Euro pro Aktie.
beträgt rund 64 Millionen Euro, was einem
Das gesamte Transaktionsvolumen beläuft
Kaufpreis von drei Euro pro Flughafen-
sich auf rund 604 Millionen Euro.
dar, in welcher der Bundesgerichtshof im Jahr 2013 seine langjährige Delisting-Judikatur
an einer solchen Lösung gearbeitet - rechtlich sicher, aber zum Wohl des Finanzplatzes? a.birkner@derboersianer.com
66
BRANCHEN
TICKER Gert Rücker (Geschäftsführender Gesellschafter JMB Fashion Team), Günther Apfalter (Präsident Magna Europe & Magna Steyr), Georg Kapsch (Präsident der Industriellenvereinigung), Johann Marihart (Vorstandsvorsitzender AgranaBeteiligungs-AG) und Binder-GrösswangManaging-Partner Michael Kutschera.
Am 12. Mai 2016 lud die Wirtschaftskanzlei Binder Grösswang im Rahmen der halbjährlichen Talkreihe Binder Grösswang Impulse zum Diskussionsabend unter dem Thema „TTIP – Ein Freihandelsabkommen wie alle anderen?“. Dabei unterstrichen gleich mehrere heimische Vorstandschefs die Vorteile dieses Abkommens mit Europas zweitwichtigstem Handelspartner, den USA, in den Räumlichkeiten in der Wiener Innenstadt.
AUA: Streit um Squeeze-out beendet Der Streit um das Squeeze-out der Aus
gebot nachgebessert hat. Sie zahlt den
trian Airlines (AUA) ist nach einem jah-
ehemaligen AUA-Aktionären nun 3,30
relangem Gerichtsstreit beendet. Die
Euro inklusive Zinsen pro Aktie nach und
Lufthansa AG bot bei der Übernahme der
übernimmt auch noch die Prozesskosten.
AUA im März 2009 allen Aktionären 4,49
Das Geld sei bereits im Juni an die Be-
Euro je Aktie. Der verbleibende Streube-
troffenen geflossen. Die Verhandlungen
sitz musste sich mit 0,50 Euro zufrieden-
standen in den vergangenen Jahren im-
geben. Dieser ging jedoch zu Gericht. Nun
mer wieder kurz vor dem Scheitern, galt
wurde endlich, nach jahrelangem Streit,
es doch, eine Vielzahl diverser Interes-
mit den Restaktionären ein Vergleich er-
sen, 46 Antragssteller, ein Dutzend An-
zielt, bei dem die Lufthansa AG ihr An-
wälte, unter einen Hut zu bringen.
Taylor Wessing berät Walstead beim Erwerb von Leykam Let‘s Print +++ Freisprüche für die beiden ehemaligen UBM-Vorstände in Causa Meischberger +++ VKI gewinnt gegen Hypo Steiermark bei geschlossenen Fonds von MPC +++ Weber & Co. und White & Case beraten Wienwert bei Anleiheemissionsprogramm +++ Taylor Wessing startet Zusammenarbeit mit saudi-arabischer Sozietät
ÜBERNAHMEKARUSSELL DREHT SICH WEITER
Bank Austria: Untersuchung der US-Behörden
STUDIE. Laut dem Global-CapitalConfidence-Barometer vom Unternehmensberater Ernst & Young (EY) setzen Unternehmen weiterhin auf Fusionen und Übernahmen, trotz schwindenden Vertrauens in die Weltkonjunktur. Weltweit will
Die Vorwürfe reichen inzwischen zwei
genau die Hälfte der Unternehmen
Jahre zurück. Laut dem Wirtschaftsmaga-
in den kommenden zwölf Monaten
zin „Trend“ sollen US-Behörden seit 2014
Zukäufe tätigen. Das bedeutet
dem Verdacht der Verletzung von Wirt-
zwar einen leichten Rückgang im
schaftssanktionen nachgehen. Angeblich
mit den Behörden auf eine Zahlung von
Vergleich zu den Rekordwerten aus
handle es sich um Geschäfte von Bank-
258 Millionen US-Dollar. Ein Sprecher der
dem vergangenen Herbst, als 59
Austria-Kunden im Iran. Den Stein brach-
UniCredit Bank Austria AG verwies in dem
te übrigens die ehemalige deutsche Bank-
Bericht auf einen Passus im Geschäftsbe-
Austria-Mutter HVB ins Rollen, die seit
richt, der das Ausmaß und die Dauer der
2012 mit den US-Behörden zu tun hat. Al-
Ermittlungen und eines möglichen Scha-
schaftliche Entwicklung weltweit
lein diese sind bei Sanktionsverletzungen
dens für die Bank aber nicht benannte.
eher moderat sei, konzentrierten
nicht zimperlich: Die französische BNP
Eine Milliarden-Euro-Strafe würde das
Paribas musste deswegen vor einigen Jah-
Institut aber wohl nur schwer verkraften.
ren 8,9 Milliarden US-Dollar Strafe zah-
Rückstellungen wurden laut Bank Austria
len, die Deutsche Bank einigte sich jüngst
nicht gebildet.
Prozent der Unternehmen zukaufen wollten, markiert aber immer noch den dritthöchsten Wert der vergangenen fünf Jahre. Da die wirt-
sich jetzt viele Unternehmen darauf, ihr Portfolio neu zu ordnen und sich für die Zukunft aufzustellen. Dadurch bleibe das Umfeld für Fusionen und Übernahmen positiv.
67
BRANCHEN
KOMMUNIKATION
GRUNER+JAHR TRENNT SICH VON ÖSTERREICH So rasch hatte wohl niemand mit dem
und die Fellner-Brüder besitzen über eine
Knalleffekt
Donaukanal
reine Finanzbeteiligung 18,7 Prozent der
gerechnet. Vor wenigen Wochen gab News-
Anteile. Die Verlagsgruppe News selbst
Geschäftsführer Horst Pirker überraschend
setzte 2014 und 2015 jeweils knapp 89 Mil-
bekannt, von der Bertelsmann-Tochter
lionen um. Zusammen mit Töchtern und
Gruner+Jahr die Mehrheit an der Verlags-
Schwesterunternehmen dürfte man ins-
gruppe News (VGN) zu übernehmen. Al-
gesamt gut 100 Millionen umsetzen, wie
lein der deutsche Medienkonzern hielt 56
„der Standard“ nachgerechnet hat. Da-
Prozent am größten österreichischen Ma-
bei wird auch auf die mehr als 15 Millionen
gazinverlag, zu dem „News“, „Trend“ oder
Euro an Gesellschafterzuschuss verwiesen,
THEMENPLANUNG VIA NEWSROOM
„Profil“ gehören. Über den Kaufpreis wur-
den die nunmehr Exmehrheitseigentümer
Vom Mitarbeiter bis zur Finanz-
de Stillschweigen vereinbart. An den An-
gewährten. Spätestens 2017 will Pirker die
community - die Zunahme an
teilen anderer Gesellschafter ä ndert sich
News-Gruppe wieder in die Gewinnzone
digitalen Verbreitungsformen
vorerst nichts. Die „Kurier“-Mediengrup-
bringen. An „News“ hält Pirker fest, eine
pe hält insgesamt 25,3 Prozent an der VGN,
Einstellung ist nicht geplant.
KOLUMNE
PETER FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG
stellt die Kommunikationsbranche in der Aufbereitung von Inhalten
am
Wiener
vor laufend neue Möglichkeiten. Immer mehr Unternehmen orientieren ihre Kommunikationsarbeit daher am Organisationsmodell
Neue Kommunikatoren
von Zeitungsredaktionen – dem sogenannten Newsroom. Im Zentrum des Konzepts stehen die konzernalen Themen, die über
Die Kommunikationsagentur Gaisberg
verschiedene Kanäle koordiniert
Consulting verstärkt die Führung: Grün-
und veröffentlicht werden. Dieser
der Alfred Autischer legt die Geschäfts-
crossmediale Ansatz zielt darauf
führung zurück. Nun steigt Christiane
ab, Zielgruppen mit den richtigen Botschaften auf den richtigen Plattformen zu erreichen – vom Mitarbeiter über den Kunden bis hin zum Finanzinvestor. Auch die Konzernkommunikation der Voestalpine AG hat ihre Aktivitäten auf Basis eines eigenen Newsrooms
Media-Etat der Erste Group und Sparkassen wird neu ausgeschrieben Die Erste Group Bank AG schreibt ihren
und strategische Themenplanung
jährlichen Medienetat von 40 Millionen
spiegelt sich insbesondere in der
Euro für die CEE-Region gemeinsam mit
Umsetzung eigener Kommunikati-
den Sparkassen für Österreich neu aus.
sich auf internen und externen Kanälen der Voestalpine derzeit
Die letzte Ausschreibung fand 2009 statt. „Der Mediaeinsatz stellt ein signifikantes
alles um die Wachstumsbranche
Investment für unsere Gruppe dar. Des-
„Mobilität“, die 48 Prozent zum
halb haben wir uns entschieden, unsere
Konzernumsatz beiträgt. Unter
Mediaplanung sowie den Mediaeinkauf in
Zusammenschluss der Kommunikationsaktivitäten erfolgt die Aufbereitung des Themas in Form
der gesamten CEE-Region und Österreich neu auszuschreiben“, so der Leiter Group
von Videos, Infografiken und Blog-
Brands Communication. Der Auswahlpro-
beiträgen. Gerade der Finanzcom-
zess startete im April, um ein regional tä-
munity kann so abseits von Zahlen
tiges Agenturnetzwerk vom 1. Jänner 2017
ein umfangreiches Verständnis für das wichtigste Marktsegment des Unternehmens vermittelt werden. p.felsbach@derboersianer.com
ten Geschäftsführerin auf. Seit März ist Mirjam Ernst als Head of Marketing & Communications bei Deloitte Österreich. Zuvor war Ernst in der VolksbankGruppe als Head of Corporate Marketing
neu ausgerichtet. Die koordinierte
onsschwerpunkte wider. So dreht
Berghold neben Sandra Luger zur zwei-
an ausgewählt zu haben. Die Ausschreibung wird von der Erste Group in Österreich gesteuert und von der unabhängigen Beratungsagentur Media Sense begleitet.
68
und Eventmanagement tätig.
TICKER
Neue Aktienforum-Website +++ N24 Austria setzt auf Goldbach Media Austria als Vermarkter +++ OeNB fördert mit Geldquiz auf Ö3 die Finanzbildung
RANKING
besten Fondsmanager in Österreich
D
as Ziel eines Fondsmanagers ist es, für die langfristige positive Wertentwicklung eines oder mehrerer Fonds zu sorgen und seine Benchmarks zu schlagen. In diesem Jahr eine
besondere Herausforderung, war doch der Start in das Börsenjahr historisch schlecht. Die Zeiten, in denen einige wenige Stars am FondsmanagerHimmel brillierten, sind längst vorbei. Funkeln sollen nur noch die Augen der Kunden und die des Unternehmens. Hinzu kommen ständig wachsende Vorschriften von Regulatoren, die eine der größten Herausforderungen für die Branche darstellen. Anleger kennen sich vor lauter Risikohinweisen kaum noch aus und sind oftmals abgeschreckt. Dennoch zahlt es sich in einem kleinen Markt wie Österreich aus, zu seiner Meinung und seiner Anlagestrategie zu stehen. Können und Gespür sind noch immer wichtige Parameter, wenn es darum geht, als Profi am Markt zu punkten. DerBörsianer hat nach 2014 zum zweiten Mal herausgefunden, welche Fondsmanager das richtige Anlagenäschen haben. Im goldenen Ranking konnten sich die besten Fondsmanager in Österreich mittels eines einstufigen Peergroup-Scorings gegenseitig bewerten. Dabei waren mehr als 50 Manager aus 21 heimischen Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) nominiert. Auf das Ergebnis hatte DerBörsianer keinen Einfluss.
69
MÄRKTE
MÄRKTE
1. PLATZ 2. PLATZ
3. PLATZ
Horst Simbürger
Alois Wögerbauer
Wolfgang Matejka
UNION INVESTMENT
3 BANKEN GENERALI
MATEJKA & PARTNER
AUSTRIA
INVESTMENT
ASSET MANAGEMENT
Topplatzierungen Ungewöhnlich viel hat sich unter den Top 5 der besten heimischen Fondsmanager getan. Mit deutlichem Abstand wurde der Fondsprofi der 3 Banken Generali Investment, Alois Wögerbauer, auf den ersten Platz gewählt (1. Platz / 65,00 Punkte). Musste er sich 2014 noch mit der Bronzemedaille zufriedengeben, hat er seit damals seine Kollegen sichtlich von sich überzeugt. Dennoch lautet sein persönliches Erfolgsrezept, eine Fondsgesellschaft in der „Wir“-Form zu führen. Einen der höchsten Aufsteiger katapultierte das Voting auf den zweiten Platz. Horst Simbürger (2. Platz / 47,27 Punkte) von Union Investment Austria sprang um sieben Plätze nach oben. Knapp dahinter darf sich ein alter Hase der Fondsbranche über den dritten Platz freuen. Wolfgang Matejka (3. Platz / 44,35 Punkte) von Matejka & Partner Asset Management rutschte vom ersten auf den dritten Platz ab und komplettiert das Podest. Vom 13. Platz in die Top 5 hat es Anton Hauser (4. Platz / 40,00 Punkte) von der Erste Sparinvest KAG geschafft. Falls sich der eine oder andere aufmerksame Leser wundert, wo Friedrich Erhart, der damals noch für Pioneer Investment Austria ins Rennen ging und den zweiten Platz erhielt, geblieben ist: Er ist unter die Kunstfotografen gegangen und hat dem Kapitalmarkt den Rücken zugekehrt.
DIE AUFSTEIGER PLATZ
2014
NAME
UNTERNEHMEN
15.
(34.)
Zauner Roland
Kepler-Fonds KAG
4.
(13.)
Hauser Anton
Erste Sparinvest KAG
16.
(24.)
Tinti Gabriela
Erste Sparinvest KAG
2.
(9.)
Simbürger Horst
Union Investment Austria
30.
(36.)
Stangelberger Christoph
Allianz Invest KAG
70
MÄRKTE
PLATZ
2014
PUNKTE
NAME
UNTERNEHMEN
1.
(3.)
65,00
TREND
↑
Wögerbauer Alois
3 Banken Generali Investment
2.
(9.)
47,27
↑
Simbürger Horst
Union Investment Austria
3.
(1.)
44,35
↓
Matejka Wolfgang
Matejka & Partner Asset Management
4.
(13.)
40,00
↑
Hauser Anton
Erste Sparinvest KAG
5.
(6.)
38,26
↑
Strasser Margarete
Pioneer Investments Austria
6.
(4.)
37,83
↓
Millendorfer Angelika
Raiffeisen KAG
7.
(8.)
36,36
↑
Baumann Ulrich
Union Investment Austria
8.
(12.)
34,54*
↑
Odehnal Thomas
Union Investment Austria
9.
(7.)
34,54*
↓
Cova Silvia
Amundi Austria
10.
(-)
33,33
↑
Besser Harald
Kathrein Privatbank AG
11.
(11.)
32,73
→
Sikora Robert
Allianz Invest KAG
12.
(10.)
31,82
↓
Willert Leo
C-Quadrat KAG
13.
(15.)
31,30
↑
Perus Herbert
Raiffeisen KAG
14.
(21.)
30,91*
↑
Zeitlhofer Reinhold
Kepler-Fonds KAG
15.
(34.)
30,91*
↑
Zauner Roland
Kepler-Fonds KAG
16.
(24.)
30,83
↑
Tinti Gabriela
Erste Sparinvest KAG
17.
(20.)
30,43
↑
Steinberger Volker
Pioneer Investments Austria
18.
(18.)
30,42
→
Kober Harald
Erste Sparinvest KAG
19.
(16.)
30,00
↓
Kukacka Michael
Ringturm KAG
20.
(-)
29,55
↑
Sibrawa Manfred
Amundi Austria
**
21.
(-)
28,75
↑
Breuss Arthur
Julius Meinl Investment
22.
(22.)
28,26
→
Hinterhofer Martin
Raiffeisen KAG
23.
(28.)
27,92
↓
Ladreiter Peter
Security KAG
24.
(19.)
27,73
↓
Kamleitner Marina
Kepler-Fonds KAG
25.
(18.)
27,50
↓
Kober Alfred
Security KAG
26.
(23.)
26,36*
↓
Neuhold Thomas
Gutmann KAG
27.
(-)
26,36*
↑
Buchner Martin
Amundi Austria
28.
(29.)
26,36
↑
Schardax Franz
Spängler Iqam Invest
29.
(30.)
25,91*
↑
Leithenmüller Werner
3 Banken Generali Investment
30.
(36.)
25,91*
↑
Stangelberger Christoph
Allianz Invest KAG
*
31.
(-)
24,29
↑
Mayer Florian
Kathrein Privatbank AG
32.
(31.)
24,09
↓
Lindorfer-Kubu Isolde
Spängler Iqam Invest
33.
(-)
23,75
↑
Ulbing Birgit
Valartis Asset Management KAG
34.
(25.)
23,64
↑
Palmetshofer Andreas
3 Banken Generali Investment
35.
(-)
23,04
↑
Klocker Stefan
Semper Constantia Privatbank KAG
36.
(-)
22,61
↑
Löwenthal Stefan
Macquarie Investment Management Austria KAG
37.
(-)
22,38
↑
Stadler Josef
Kathrein Privatbank AG
38.
(-)
22,17
↑
Graninger Guido
Semper Constantia Privatbank KAG
39.
(40.)
21,82
↑
Zeinitzer Matthias
Spängler Iqam Invest
40.
(-)
21,25
↑
Karas Robert
Schoellerbank AG
41.
(26.)
20,91
↓
Kuzmanoski Anton
Allianz Invest KAG
42.
(-)
20,83*
↑
Düregger Felix
Schoellerbank AG
43.
(37.)
20,83
↑
Winkler Stefan
Security KAG
44.
(49.)
20,43
↑
Egger Thomas
Macquarie Investment Management Austria KAG
45.
(43.)
20,42
↑
Manigand Michel
Tirolinvest KAG
46.
(-)
*
20,00
↑
Dürnberger Gertraud
Schoellerbank AG
47.
(35.)
20,00*
↓
Böger Andreas
C-Quadrat KAG
*
48.
(46.)
19,55
↓
Eckart Christoph
C-Quadrat KAG
49.
(-)
19,13
↑
Wurzer Jürgen
Macquarie Investment Management Austria KAG
50.
(48.)
17,92
↓
Schmarl Herbert
Tirolinvest KAG *BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG, **NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN TÄTIG
71
MÄRKTE
Die Auf- und Absteiger Ein Fondsmanager darf besonders stolz sein. Roland Zauner von der Kepler Fonds KAG schaffte das schier Unmögliche. Er sprang vom 34. auf den 15. Platz und machte 19 Plätze gut. Auch zwei Fondsmanager der Erste Sparinvest AG gehören zu den Aufsteigern des Rankings. Anton Hauser (4. Platz / 40,00 Punkte) verbesserte sich wie schon erwähnt um neun Plätze. Aber auch seine Kollegin, Gabriela Tinti (16. Platz / 30,83 Punkte) machte acht Plätze gut. Die silberne Medaille erreichte Horst Simbürger (2. Platz / 47,27 Punkte), der von seinen Branchenkollegen um sieben Plätze nach oben gehievt wurde. Ein Fondsmanager der Allianz Invest KAG dürfte seine Branchenkollegin dieses Jahr nicht so recht überzeugt haben. Anton Kuzmanoski (41. Platz / 20,91 Punkte) fiel um 15 Plätze die Treppe der besten Fondsmanager hinunter. Auch Andreas Böger (47. Platz / 20 Punkte) von C-Quadrat KAG war 2014 besser platziert. Damals wurde er auf den 35. Platz gewählt. Aus den Top-20 geflogen ist Alfred Kober (25. Platz / 27,50 Punkte) von der Security KAG, er belegte im ersten Ranking noch den 18. Platz.
DIE ABSTEIGER PLATZ
2015
41.
(26.) Kuzmanoski Anton
NAME
UNTERNEHMEN
Allianz Invest KAG
47.
(35.) Böger Andreas
C-Quadrat KAG
34.
(25.) Palmetshofer Andreas 3 Banken Generali Investment
25.
(18.)
43.
(37.) Winkler Stefan
Kober Alfred
Security KAG Security KAG
Der höchste Neueinsteiger hat es dieses Mal auf Anhieb unter die Top-10 der besten heimischen Fondsmanager geschafft. Harald Besser (10. Platz / 33,33 Punkte) von der Kathrein Privatbank AG überzeugte seine Branchenkollegen. Auch Manfred Sibrawa (20. Platz / 29,55 Punkte) darf sich über seinen erfolgreichen Neueinstieg freuen. Der Grund für die insgesamt niedrigere Punkteanzahl der Fondsmanager im Vergleich zu anderen Personenrankings von DerBörsianer ist die geringe Vernetzung innerhalb der Branche. Wird diese verstärkt und vorangetrieben, könnten sich die Fondsmanager beim nächsten Ranking in neuen (Punkte-)Sphären bewegen.
INFO RANKING BEWERTUNGSKRITERIEN
Alle nominierten Kandidaten konnten sich gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.
72
MARKTGEFLÜSTER
MÄRKTE
EINE MILLIARDE AUF KOSTEN DES FINANZPLATZES ERSPART
MARTIN KWAUKA JOURNALIST
Das neueste Angebot des Staates an die Heta-Gläubiger sieht eine Rückzahlung von rund 90 Prozent der Schulden vor. Bei einer Einigung
Martin Kwauka ist freier Wirtschaftsund Finanzjournalist. Im Auftrag von D erBörsianer füllt er diese Seite regelmäßig mit seinen Gedanken.
würde sich Österreich etwa eine Milliarde Euro Rückzahlung sparen. Dafür ist aber das Vertrauen in den heimischen Finanzplatz dauerhaft angeschlagen. Die mageren zehn Prozent Ersparnis sind da bald verpufft.
Gläubiger haben ein Gedächtnis wie
gangsweise der südlichen Nachbarn so
ein Elefant. Wer ein einziges Mal sei-
empört, dass bestehende Kreditlinien
ne Schulden nicht wie vereinbart zu-
häufig auf null zurückgefahren wurden.
rückzahlt, muss lange warten, bis das
Es war jenseits der Vorstellungskraft der
kein frisches Geld, oder es sind zumin-
„Mündelsicherheit wurde vom Staat selbst infrage gestellt.“
dest hohe Zitterprämien in Form von zu-
MARTIN KWAUKA
rückgezahlt werden könnten. Schließlich
ursprüngliche Vertrauen wiederhergestellt ist. Bis dahin gibt es entweder gar
sätzlichen Zinsen fällig. Nach dem Motto
Deutschen, dass mündelsichere Anleihen, also Papiere der höchsten Bonität, im Fall des Falles nicht eins zu eins zuwar in Deutschland der Staat voll einge-
mitgehangen, mitgefangen kamen dabei
sprungen, als während der Finanzkrise
in der Causa Heta auch Unschuldige zum Handkuss. Zum Bei-
die Hypo Real Estate in Schieflage geraten war. Davon hatten
spiel alle Banken, deren Namen mit Hypo beginnt. So notier-
auch österreichische Banken und Versicherungen profitiert.
te eine unbesicherte fünfjährige Anleihe der Hypo Vorarlberg
Und da die österreichische Rechtslage bei Pfandbriefen und
noch Anfang 2015 mit einem Risikoaufschlag von rund einem
Landeshaftungen einst von Deutschland übernommen wurde,
halben Prozentpunkt gegenüber absolut sicheren Schuldnern.
vertraute man in Deutschland auf eine gleichartige Lösung.
Kurz nach der Bekanntgabe des Heta-Schulden-Moratoriums
Erst in den letzten Wochen kommen aus Deutschland wie-
im März 2015 hat sich dieser Aufschlag über Nacht auf über zwei
der Signale, dass Gläubiger wieder bereit sind, Geld an heimi-
Prozentpunkte vervierfacht. Hätte die Hypo Vorarlberg just zu
sche Häuser zu vergeben. Doch auch das nur mit einem ordent-
dieser Zeit eine neue Anleihe begeben müssen, wären über die
lichen Zinsaufschlag. Selbst wenn dieser nicht mehr andert-
gesamte Laufzeit 1,5 Prozentpunkte Zinsen pro Jahr an Zusatz-
halb Prozentpunkte wie im März 2015 beträgt, wird Österreich
aufwand entstanden. Und derartige Mehrkosten treffen nicht
noch viele Jahre für den angekratzten Ruf zahlen müssen. Rein
nur Hypos, sondern den gesamten österreichischen Banken-
ökonomisch ist der Heta-Schuldenschnitt im besten Fall ein
sektor. Solche Zusatzzinsen summieren sich rasch zu hohen
Nullsummenspiel. Es bleibt also nur das politische Argument,
Beträgen. In Normalzeiten haben sich österreichische Banken
dass der Großteil der Österreicher kein Verständnis hat, wenn
in einer Größenordnung von 20 Milliarden Euro am Anleihe-
„Zocker“, die die Hypo-Alpe-Adria-Anleihen günstig gekauft
markt refinanziert. Ein Prozentpunkt höhere Zinsen umgelegt
haben, auf Kosten der Steuerzahler zu 100 Prozent ausbezahlt
auf den Gesamtbestand treiben die Kosten also in einer Grö-
werden. Doch auch das ist fadenscheinig. Der Anteil echter Zo-
ßenordnung von 200 Millionen Euro in die Höhe. In fünf Jahren
cker unter den Heta-Schuldnern ist überschaubar. Ein großer
wäre also die Milliarde Ersparnis des Staates in einer volkswirt-
Teil lag bei Versicherungen und Fonds. Die Last des Schulden-
schaftlichen Gesamtschau eliminiert worden. Die Zeche zah-
schnitts trifft also in vielen Fällen Menschen, die Geld für ihre
len nicht nur Banken, sondern auch private Anleiheemittenten.
Altersvorsorge in vermeintlich sicheren Papieren zurückgelegt
Lange Zeit war es für Banken sogar praktisch unmöglich,
haben. Und fast noch schlimmer: Das ganze Konzept der Mün-
bei bisherigen Geschäftspartnern, primär deutschen Finanzin
delsicherheit wurde ausgerechnet vom Staat selbst mit einem
stituten, neues Geld zu bekommen. Diese waren über die Vor-
Federstrich infrage gestellt. Ist das eine Milliarde Euro wert?
73
UNTERNEHMEN
Boom. Das weltweite Finanzierungsvolumen hat sich im ersten Quartal auf 4,9 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich fast verdoppelt.
DAS Â FINTECHFIEBER 74
UNTERNEHMEN
Start-ups machen sich daran, das Geschäftsmodell von Banken zu revolutionieren. Auch Österreicher sind vorn dabei, doch die Branche hat noch große Hürden vor sich. TEXT LUKAS SUSTALA
Interesse. Beim jüngsten Pioneers-Festival in der Wiener Hofburg spielten Fintechs die Hauptrolle.
© FLORIAN KÜTTLER / WESTEND61 / PICTUREDESK
W
as haben der reichste Mann
ist damit ein augenscheinlicher Kont-
aber machen Fintechs freilich den Ban-
Asiens, Li Ka-Shing, Paypal-
rast zum klassischen Bankgeschäft.
ken Konkurrenz und könnten laut einer
Gründer Peter Thiel und der
Der
Euro-Stoxx-Bankaktienindex
Studie von Citigroup im traditionellen
Axel-Springer-Verlag gemeinsam? Sie
steht aktuell um knapp ein Drittel tie-
setzen alle auf ein Fintech mit österrei-
fer als noch vor einem Jahr. Doch die
chischen Wurzeln. Das Start-up Num-
Start-ups in der Finanzbranche kön-
Konfrontation oder Kooperation?
ber 26, das sich selbst auf die Fahnen
nen sich über einen immer stärkeren
Beim jüngsten Pioneers-Festival in Wien
schreibt, das Bankgeschäft zu revolutio-
Dealflow freuen. Nach aktuellen Zahlen
spielten die Fintechs die Hauptrolle –
nieren, hat im Juni in einer neuen Finan-
(Chart S. 77) von KPMG und CB Insights
wäre da nicht der medial beachtete Auf-
zierungsrunde 40 Millionen Euro einge-
hat sich das Finanzierungsvolumen im
tritt von Bundeskanzler Christian Kern
sammelt, darunter eben Geld der Hori-
ersten Quartal im Jahresvergleich auf
gewesen. Als „Pioneer of the Year“ wur-
zons Ventures von Hutchinson-Gründer
knapp 4,9 Milliarden US-Dollar für glo-
de mit Pleo ein dänisches Fintech ausge-
Li Ka-Shing. Zuvor hat bereits der Mil-
bale Fintech-Unternehmen nahezu ver-
zeichnet, das mit einer Bezahlkarte für
liardär Peter Thiel von der „Paypal-Ma-
doppelt. Doch bei Finanzierungsrunden
Mitarbeiter die Firmenrechnungen ver-
fia“ in das Start-up investiert, an dem
hätten Investoren deutlich mehr Zeit in
einfachen will. Die Erste Group Bank AG
der deutsche Axel-Springer-Verlag be-
Due Diligence gesteckt, betonen Grün-
(Erste Group) kündigte im Zuge des Fes-
teiligt ist und das von den Österreichern
der im Gespräch. Nach einer ersten Eu-
tivals eine Kooperation mit Predict R an.
Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf
phorie wird insbesondere bei größeren
Boris Marte, Leiter des Innovationshubs
gegründet wurde.
Finanzierungsrunden genauer geprüft,
bei der Erste Group, betont, dass die Ko-
ob die Wachstumshoffnungen berech-
operation zwischen Start-ups und eta-
tigt sind.
blierten Banken entscheidend ist. „Am
Wachstum in Schrumpfungsbranche
Banking 1,7 Millionen Jobs gefährden.
Während viele Banken sparen müssen,
Number 26 ist aber das sichtbarste
Anfang war die Ansage: Wir gehen auf
will Stalf die neue Finanzierung nützen,
Beispiel für einen Boom, der den Bereich
Konfrontation. Jetzt geht es um Koope-
um voll auf Wachstum zu setzen. Bisher
junger Fintech-Unternehmen erfasst
ration. Denn wie sonst sollen Start-ups
sei man ziemlich organisch gewachsen,
hat. Fintech steht für Finanztechnologie
an die Daten und den Vertrieb kommen,
sagt der Österreicher, jetzt wolle man
und kann daher alles erfassen, vom au-
um Experimente zu machen?“ Welchen
„aggressiver“ auf Werbung setzen. Die
tomatisierten Vermögensverwalter bis
Nutzen aber sieht Marte in der Koopera-
Euphorie von Investoren für Number 26
zum mobilen Zahlungssystem. Im Kern
tion mit Predict R? „Wir wollen auf Basis
75
UNTERNEHMEN
unseres Onlinebankings George mit ei-
bezahlten Job bei Goldman Sachs 2014
namik auslösen und Druck auf die Banken
ner offenen API andere, etwa Fintechs,
an den Nagel gehängt, um sich mit Kol-
machen“, ist er überzeugt. Er will aktu-
einladen, unseren Kunden Dienstleis-
legen selbstständig zu machen. Zusam-
ell ein Labor für Fintechs in Wien aufbau-
tungen anzubieten. Am Ende geht es um
men gründeten sie Scalable Capital. Das
en, um genau diese Hürden zu reduzieren.
‚Value through Information‘. Das ist ein
Unternehmen ist im international boo-
Für Pöschl ist dies aktuell in doppeltem
riesiges potenzielles Geschäftsfeld.“
menden Bereich des „Robo-Advising“
Sinne interessant. Denn der erfolgreiche
Wenn Kunden ihre Bankdienstleis-
angesiedelt. Vereinfacht gesagt wer-
Gründer hat im März selbst den Exit hin-
tungen viel stärker nach ihrem eige-
den Investitionsentscheidungen recht
gelegt, als Scalable Capital in einer Serie-
nen Nutzen auswählen und auf Service
stark standardisiert, Berater spielen kei-
A-Finanzierungsrunde sieben Millionen
und Komfort setzen, werden jene Ban-
ne Rolle. Das Ziel, so Pöschl, sei es, Spa-
Euro eingesammelt hat. Und so ist er auf
ken profitieren, die bereits heute mit
rern die Kontrolle über ihre Anlagen so
der Suche nach möglichen Investments.
Fintechs kooperieren und bereit sind für
bequem wie möglich zu geben, ohne sie
Genau auf Gründer wie Pöschl setzen
die Zahlungsverkehrsdirekte PSD 2. Mit
ständig mit Entscheidungen und Infor-
Politiker, wenn sie von einem „Ökosys-
dieser EU-Vorgabe könnten innovative
mationen zu überfordern.
tem“ für Start-ups sprechen. Erfolgreiche
Angebote rund um Zahlungsverkehrs-
„Convenience“ ist ein Wort, das der
Unternehmen sind später selbst Geburts-
daten viel effektiver aufgebaut werden.
Österreicher oft sagt, wenn man mit ihm
helfer für neue Unternehmen, ob nun mit
Nicht umsonst etwa ist laut einer Stu-
über
Finanzdienstleistungen
Kapital oder mit Know-how. Im Fintech-
die der Beratungsgesellschaft PWC der
spricht. Und „Talent“. Genau das gebe es
Bereich allerdings sind noch relativ weni-
Umgang mit Start-ups für Banken der
in Österreich nämlich zuhauf. Gute Ideen
ge solche Angels unterwegs, etwa Micha-
wichtigste Wettbewerbsfaktor für die Fi-
und ambitionierte Gründer. „Wenn nicht
el Altrichter, selbst Investor bei Wikifolio
nanzdienstleistungsbranche bis 2020.
die Themen Regulierung und Finanzie-
und Gründer von Paysafecard. Doch eine
„Langfristig erfolgreiche Banken müs-
rung wären, könnte man richtig viel Dy-
„Geldflut“ gibt es für den Fintech-Sek-
digitale
sen weg vom Pipeline-Denken hin zur Plattform“, ist Marte überzeugt. Bei der Pipeline steht im Vordergrund, eigene Produkte in die Distribution zu bekommen. Banken, die sich als Plattform verstehen, laden hingegen auch Unternehmen von außen ein, um Kunden mit besonders guten Produkten zu versorgen. Mittlerweile ist die Euphorie auch bei österreichischen Fintechs und Investoren angekommen, und das nicht nur dank des Berliner Start-ups Number 26 mit seinen beiden österreichischen Wurzeln und Gründern. Mit dem Social-Trading-Unternehmen Wikifolio etwa gibt es ein sehr sichtbares, erfolgreiches Fintech aus Österreich im Wertpapierbereich, das bereits nach Deutschland und in die Schweiz expandiert. Als die spanische Großbank BBVA das finnische Start-up Holvi übernahm, profitierte auch der heimische Venture-Capital-Geber Speedinvest als einer der Investoren.
Aufbau eines Ökosystems Patrick Pöschl ist indes auf der Suche nach spannenden Projekten und Grün-
tor bis dato noch nicht. Doch Pöschl beINFO WISSEN Turboantrieb für die Fintechs PSD2 klingt zwar wie der Name eines Roboters einer neuen „Star Wars“-Verfilmung. Doch in Wahrheit ist die EU-Richtlinie mit dem wenig klingenden Namen der Hoffnungsträger vieler Fintechs und Banken. Denn mit PSD2 werden mobile und digitale Zahlungsdienste in Europa in einen einheitlichen Rechtsrahmen gespannt. „PSD2 wird der ganzen Szene noch einmal einen Boost geben“, ist Boris Marte von der Erste Group überzeugt. Wenn sich Dienstleister relativ unkompliziert in die Datenbanken von Banken einklinken könnten, „wird das neue Innovationen beflügeln“, gibt sich auch Andre Marseille Bajorat, CEO vom deutschen Banking-Service-Provider Figo optimistisch. „PSD2 schafft ein sicheres Umfeld für Innovationen.“ Was als Zahlungsverkehrsinitiative begann, könnte so ab 2018 zu einem effektiven Vorteil im Wettbewerb werden, ist Bajorat überzeugt. Profitieren könnten aber gerade auch die Fintechs, die plötzlich deutlich einfacheren Zugang zur bestehenden Infrastruktur bekommen, ohne selbst Distributionsnetzwerke aufbauen zu müssen.
dern. Der Österreicher hat seinen gut
obachtet sowohl bei Angels und institutionellen Investoren, „dass sich gerade einige mehr des Themas Fintech annehmen“.
Erst Österreich, dann Europa In einem kleinen Markt wie Österreich funktioniert aber nicht alles. „Man muss zumindest den deutschsprachigen Raum gleich mitdenken, besser noch Europa“, sagt Pöschl. Vor allem Geschäftsmodelle, die stark auf die Skalierbarkeit und den Endkunden setzen, werden eher aus London, Berlin oder New York aus gestartet. Viel Raum für Wachstum gibt es aber im Bereich des B2B. Dort, wo Fintechs selbst Dienstleister für etablierte Banken sind, können sie auch innerhalb Österreichs wachsen. Acht Banken, von der Austrian Anadi Bank AG bis zur Oberbank AG, kooperieren etwa mit Baningo, einem Start-up, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Kunden „den passenden Bankberater“ zu vermitteln. „Finanzthemen sind komplex und mit besseren Beratern lassen sich bessere Entscheidungen treffen“, ist das Gründerduo Harald Meinl und Max Nedjelik überzeugt. Über ihre Plattform
76
UNTERNEHMEN
INFO ZAHLEN Finanzierungstrend – Das weltweite Investment in Fintechs in Milliarden sowie Anzahl der Deals von 2011 bis 2016 775
Investment im Rest des Jahres Investment im ersten Quartal
701 553
440
11.9 USD
319 218
5.7 USD
4.9 USD
1.6 USD 0.6 USD
1.8 USD 0.7 USD
2.5 USD 0.5 USD
1.6 USD
2001
2012
2013
2014
2.5 USD 2015
Q1 2016
QUELLE: KPMG, CB INSIGHTS
können sich Kunden die passenden Be-
wie Baningo werden von ihren Koope-
lich experimentieren kann, ist: Finden
rater für verschiedene Produktbereiche
rationspartnern bezahlt und stellen ihre
sie Partner? Und im Bereich von Finanz-
suchen. Wie es bei derartigen digitalen
Dienstleistungen Kunden gratis zur Ver-
dienstleistungen sind das zuallererst die
Portalen vermutet wird, lassen sich Be-
fügung. Banken wie die Erste Group und
etablierten Banken und Versicherungen.
rater vergleichen, und es gibt auch Emp-
Fintechs wie Number 26 hoffen, mit den
Ob es nun Kooperationen, Finanzierun-
fehlungssysteme. Der Anreiz für Banin-
Dienstleistungen Kunden zum Zahlen zu
gen oder Übernahmen sind, der wich-
go: Sie werden zur Plattform und einem
bewegen. Einzelne Dienste etwa können
tigste Rückenwind für die Finanz-Start-
„Facebook“ für Bankberater. Der Vorteil
in
kostenpflichtigen
ups kommt vom gewachsenen Interesse
für die Banken: Sie erreichen damit neue
Apps angeboten werden, bei Themen wie
etablierter Häuser. Das werden die vielen
Kunden.
Vermögensverwaltung werden traditio-
Kooperationen, Appathons und Labs we-
nell Gebühren eingehoben.
cken, und am Ende sollte sich der reichs-
Daraus ergeben sich unterschiedlichs-
ausgegliederten,
te Antworten auf die entscheidende Fra-
Eine zentrale Frage dafür, wie stark
ge: Wie Geld verdienen? Unternehmen
das Fintech-Labor in Österreich tatsäch-
te Mann Asiens auch in Österreich umschauen. n
UNTERNEHMEN
DER TRADINGREVOLUTIONÄR PETER CRUDDAS CEO CMC MARKETS
Seine Vision war, das Trading an den Finanzmärkten für den Privatanleger genauso einfach zu machen, wie es bis dato nur Profis vorbehalten war. Anlässlich der Büroeröffnung in Wien und nach dem Börsengang seiner Firma hat DerBörsianer Peter Cruddas getroffen. TEXT RAJA KORINEK
Mit einem Startkapital von 10.000 Britischen Pfund rief er 1989 das Projekt CMC Markets ins Leben. 27 Jahre später hat er den Onlinebroker an die Börse gebracht. Der ehemalige Koschatzmeister der Torries gilt als einer der reichsten Männer in London.
Herr Cruddas, 1989 legten Sie mit CMC Mar-
einen kleinen Anteil an die Börse brachte.
niert aber nicht immer, etwa in politisch
kets los, bereits 1996 starteten Sie Ihr Busi-
Derzeit halte ich noch 60 Prozent. Vor gut
getrieben Märkten wie beim Währungs-
ness im Netz. Damit erkannten Sie das Po-
fünf Jahren lancierten wir aber die Next-
paar Euro und Schweizer Franken.
tenzial des Internet sehr früh. - Schon da-
Generation-Handelsplattform und ha-
mals war mir klar, dass Verbraucher und
ben die Technologie um rund 100 Milli-
Gerade dieses Währungspaar brachte einige
Anbieter mittels Internet zusammenge-
onen US-Dollar ausgebaut. Letztendlich
Broker nach Aufhebung der Franken-Bin-
bracht werden können. Weshalb sollte
machte ich damit auch die Finanzmärkte
dung in Schwierigkeiten. - Tatsächlich er-
es nicht auch in der Finanzwelt funktio-
der ganzen Welt zugänglich. Jeder Taxi-
reichten die Verluste teilweise dreistellige
nieren. Deshalb startete ich 1996 mit der
fahrer kann praktisch kurz stehen blei-
Millionenbereiche, bei uns rund vier Mil-
ersten Internetplattform, in einer Zeit,
ben und auf seinem Smartphone schnell
lionen Pfund. Schon gut zwei Jahre bevor
in der Handys so groß wie Ziegelsteine,
seine Order aufgeben. Das Handeln ist
die Bindung aufgehoben wurde, haben
und Webseiten völlig statisch waren.
sehr einfach und benutzerfreundlich ge-
wir interne Risikokontrollen umgesetzt.
worden.
Bei den Margins, sprich, dem Minimum
Nach Jahren eröffnen Sie Ihr Büro wie-
einsatz, haben wir acht bis zehn Prozent
der in Wien, während andere Onlinebro-
Im mobilen Bereich sehen Sie ja insge-
verlangt. Andere Broker gaben sich mit
ker sich aus Österreich zurückziehen. Ein
samt gute Wachstumschancen? - Inzwi-
Margins von zum Teil einem Prozent zu-
gewagter Schritt? - Österreich hat eine
schen wird gut die Hälfte unseres Ge-
frieden. Bei sehr heftigen Marktbewe-
gute Internetinfrastruktur, das Einkom-
schäftes via Handy abgeschlossen. In
gungen in die falsche Richtung ist das Ri-
mensniveau sowie die Qualität der Kun-
einigen Regionen, etwa in Singapur,
siko sehr hoch, dass Anleger die fehlende
den sind hoch. Dabei haben wir hierzu-
sind es sogar 70 Prozent, in Österreich
Differenz nicht mehr zahlen können, um
lande immer Geld verdient, rein tech-
hingegen erst rund 40 Prozent. Zu-
das Konto wieder auf den erforderlichen
nisch bräuchten wir also kein Büro in
dem bieten wir zahlreiche Zusatzpro-
Minimumeinsatz aufzufüllen.
Wien. Aber dort, wo die Kundenqualität
dukte an, etwa Morningstar Analytics
sehr hoch ist, wollen wir präsent sein. In
oder ein Programm zur Erkennung von
Ein weiteres Dilemma war ja der Sitz eini-
Österreich hatten wir vor Jahren zudem
Chart-Trends. Nebst CFDs können bei
ger Broker in Zypern. Wie sehr sind Offshore-
Redmonitor übernommen, das IT-Un-
uns auch Countdowns gehandelt wer-
Zentren ein Problem? - Für die Branche ist
ternehmen schrieb unsere Software. Es
den. Hier setzen Anleger darauf, dass
es nicht sonderlich förderlich. Bei CMC
bleibt also alles im Haus.
etwa der Dax am Ende des Handelstages
Markets sind allein rund 40 Mitarbeiter
über den jeweils aktuellen Punktestand
mit Compliance beschäftigt. Wichtig ist
Weshalb dann der Börsengang am 5. Febru-
schließt. Und mit Boundaries hat man
auch, dass die Kundenkonten von jenen
ar, noch dazu in einem äußerst schwierigen
die Möglichkeit, eine Bandbreite für
der eigenen strikt getrennt sind, wie es
Umfeld? - Tatsächlich war heuer ein sehr
den Ein- oder Ausstieg aus einem Markt
bei uns der Fall ist. Es fehlt ein Mindest-
schlechter Börsenstart. Weshalb ich nur
festzusetzen. Dieses Produkt funktio-
maß an Standards. n
78
EIN HERZ für den Finanzplatz weil’s um den Wohlstand der Menschen geht!
Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich.
Eine Initiative von
www.herzfuerbullen.at
SEITENBLICKE
SO DENKT DIE POLITIK
HYPO-U-AUSSCHUSS: DIE ERSTE BILANZ SPÖ
ÖVP
FPÖ
Jan Krainer Abgeordneter zum Nationalrat
Gabriele Tamandl Budgetsprecherin
Erwin Angerer Abgeordneter zum Nationalrat
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung
den Heta-Gläubigern? - Gut. Ich bin der
mit den Heta-Gläubigern? - Die von Fi-
mit den Heta-Gläubigern? – Finanzminis-
Ansicht, dass Minister Schelling ange-
nanzminister Hans Jörg Schelling er-
ter Schelling ist zur Einsicht gekommen,
sichts seines wegen der Landeshaftungen
zielte Grundsatzeinigung mit den He-
dass eine rasche Einigung mit den Gläu-
mehr als eingeschränkten Spielraums das
ta-Gläubigern setzt einen Schlussstrich
bigern im Sinne des österreichischen Fi-
Beste für Österreich herausgeholt hat.
unter die unselige Hypo-Vergangen-
nanzplatzes notwendig ist und auch in
heit. Zudem wird ein Signal für die Si-
seiner Verantwortung liegt. Inhaltlich
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-
cherheit des Finanzplatzes und zur Wie-
können wir den sich abzeichnenden Deal
U-Ausschuss bisher gebracht? - Der Hypo-
derherstellung des Anlegervertrauens
nicht beurteilen, da uns weder bei der
U-Ausschuss brachte die Bestätigung der
gesetzt. Auch werden unkalkulierbare
Heta noch bei den laufenden Verfahren
zwar vermuteten, aber bis dahin nicht
Kosten und Klagsrisiken vermieden.
mit den Bayern Einsicht gewährt wird.
Einflussnahme. Es wurde rund um die
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hy-
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-U-
Hypo regelrecht eine blaue Schutzmauer
po-U-Ausschuss bisher gebracht? - Der
Ausschuss bisher gebracht? - Die Bayern be-
hochgezogen, die erfolgreich verhinderte,
Untersuchungsausschuss hat vor allem
schlossen bereits 2008, sich von der Hypo
dass die Aufsichtsorgane des Landes und
belegt, dass es die von FPÖ und BZÖ zu
rasch zu trennen. Eine Insolvenzdrohung
des Bundes tätig wurden. Die wurde vor
verantwortenden horrenden Kärntner
hat es nicht gegeben, die Bayern LB hätte
allem durch die Besetzung der Aufsichts-
Landeshaftungen waren, die den Aus-
laut eigenen Angaben im EU-Beihilfever-
organe mit blauen Vertrauenspersonen
gangspunkt des Desasters markieren.
fahren die erforderliche Refinanzierung
erreicht. Spitze dieser Einflussnahme
Am Höhepunkt beliefen sich diese auf
ohne Hilfe Österreichs sichergestellt. Ab
war der erst im U-Ausschuss bekannt-
rund 25 Milliarden Euro – mehr als das
Mitte 2009 gab es bereits Übernahmege-
gewordene Brief des damaligen Landes-
Zehnfache des Landesbudgets! Es wurde
spräche, über die die Mitaktionäre nicht
hauptmanns Haider an Finanzminister
eine „Brot- und Spiele“-Politik betrie-
informiert, sondern erst im Dezember vor
Grasser, in dem er die Abberufung der
ben, deren milliardenschwere Nachwir-
vollendete Tatsaschen gestellt wurden.
FMA-Vorstände verlangt, weil diese An-
kungen noch lange zu spüren sein wer-
Den Verstaatlichungsvertrag hätte kein
stalten machten, die Hypo genauer unter
den.
ordentlicher Kaufmann unterfertigt. Die
nachgewiesenen massiven politischen
die Lupe zu nehmen. Und die dann davon
daraus resultierenden Probleme und VerWas waren für Sie die Schlüsselmomen-
säumnisse in Verantwortung der jeweili-
te in der Causa bzw. was hätte man an-
gen Finanzminister haben zum Maximal-
Was waren für Sie die Schlüsselmomente in
ders machen sollen? - Heute ist klar, dass
schaden für den Steuerzahler geführt.
der Causa bzw. was hätte man anders ma-
Chaos in der Bank herrschte und die der
chen sollen? - Der Schlüsselmoment oder
Aufsicht damals zur Verfügung stehen-
Was waren für Sie die Schlüsselmomente in
auch der Kardinalfehler war das Einge-
den Instrumente zu harmlos waren. Re-
der Causa bzw. was hätte man anders ma-
hen von Landeshaftungen für die Hypo in
formen in der Bankenaufsicht werden
chen sollen? - Bankmanagement, Ban-
Höhe des Zehnfachen des Kärntner Lan-
eine Konsequenz sein müssen, um eine
kenaufsicht und Wirtschaftsprüfer sind
desbudgets. Und dass man sie behielt, als
zweite Causa Hypo künftig unmöglich
gesetzlich mehr in die Pflicht zu nehmen,
man die Hypo an die Bayern verkaufte.
zu machen.
um so ein Systemversagen zu verhindern.
auch schnell wieder Abstand nahmen.
80
SEITENBLICKE
DerBörsianer wollte von den Teilnehmern des Hypo- Untersuchungsausschusses wissen, welche Erkenntnisse sie bisher erzielen konnten und wie sie den M illiardendeal von Hans Jörg Schelling mit den Hypo-Gläubigern bewerten.
GRÜNE
TEAM STRONACH
NEOS
Werner Kogler Finanzsprecher
Robert Lugar Klubobmann
Rainer Hable Finanzsprecher
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit
Wie bewerten Sie die Grundsatzeinigung mit
mit den Heta-Gläubigern? - Bad Deal: Die
den Heta-Gläubigern? - Außer einem Me-
den Heta-Gläubigern? - Schellings Vor-
Gläubiger werden 2030 voll bedient, bar-
morandum of Understanding (MoU) zwi-
gangsweise führte zu einem „Zero-Bail-
wertig aktuell mit etwas mehr als 90 Pro-
schen Schelling und dem Gläubiger-Ver-
in“, also zu keiner nennenswerten Gläu-
zent. Zusätzlich wird eine Minimum-Re-
treter Friedrich Munsberg liegt derzeit
bigerbeteiligung, im Gegensatz zu der
covery der Heta garantiert. Schelling hät-
nichts auf dem Tisch. Das heißt, derzeit
zuvor von Spindelegger, Nowotny und
te bei den ursprünglich angebotenen 75
sind nur Absichtserklärungen bekannt.
Schelling mehrfach angekündigten Las-
Prozent bleiben sollen. Ein Insolvenz-
tenverteilung. Der Bund tritt erstmals be-
recht für Bundesländer – wie von mir be-
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-
dingungslos für die Schulden eines Bun-
reits 2009 beantragt – hätte durch eine
U-Ausschuss bisher gebracht? - Enorme
deslandes ein. Das ist ein Tabubruch zu-
verbesserte Verhandlungsposition den
Mängel in der Governance der Hypo Alpe
lasten der Steuerzahler.
Steuerzahler mehr geschützt.
Adria, und dies trotz extrem rascher Expansion in instabile Märkte. Im Endef-
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-
Welche neuen Erkenntnisse hat der Hypo-U-
fekt wurden alle Entscheidungen - Ver-
U-Ausschuss bisher gebracht? - Die Rolle
Ausschuss bisher gebracht? - Auf allen Ebe-
gabe von Partizipationskapital, Über-
der Wirtschaftsprüfer sowie deren Ver-
nen alles viel schlimmer als befürchtet:
nahme der Bank in staatliches Eigentum,
antwortung mit Bilanzen, welche über
Multiorganversagen war teilweise Mul-
jetzige Organisationslösung – so getrof-
viele Jahre das Bild der Bank nicht rich-
tiorganverbrechen. Beginnend vom Vor-
fen, wie es die Nationalbank wollte. Das
tig wiedergegeben haben, muss neu defi-
stand, Aufsichtsrat über Wirtschaftsprü-
Finanzministerium ging bei seinen Ent-
niert werden. Die Aufsichtsorgane haben
fer bis hin zum staatlichen Aufsichtsdrei-
scheidungen den Weg des scheinbar ge-
von ihren gesetzlichen Interventions-
eck BMF, FMA und OeNB - ein Bermuda-
ringsten Widerstands, und der geringste
maßnahmen zur Beseitigung von schwe-
dreieck.
Widerstand kam vom Steuerzahler.
ren Mängeln über viele Jahre keinen Ge-
Was waren für Sie die Schlüsselmomente in
Was waren für Sie die Schlüsselmomente in
Untersuchungsbehörden wurden behin-
der Causa bzw. was hätte man anders ma-
der Causa bzw. was hätte man anders ma-
dert und der Staatsanwaltschaft unzurei-
chen sollen? - Man hätte von den Bayern
chen sollen? - Ein Verbot der wechselsei-
chende Ressourcen zur Aufarbeitung zur
viel mehr Kapital erlangen können, da
tigen Finanzierung der Balkan-Bank und
Verfügung gestellt.
diese für den taktisch angedrohten Insol-
der Österreich-Bank. Professionellere
venzfall selbst bis zu acht Milliarden Euro
Vorbereitung und professionelle Unter-
Was waren für Sie die Schlüsselmomente in
riskiert hätten. Niemals hätte Pröll für
stützung durch externe Consultants der
der Causa bzw. was hätte man anders ma-
300 Millionen Euro auf Gewährleistungs-
Republik Österreich auf Verhandlun-
chen sollen? - Intensive grenzüberschrei-
ansprüche verzichten dürfen. Dass das
gen mit Bayern LB – Verstaatlichungs-
tende Kooperation mit ausländischen
BMF auf Geheiß von Pröll und unterstützt
prozess. Österreich war getrieben und
Behörden, aber auch professionelles Kri-
von OeNB die Bank 2008 gesundschrieb,
konnte nur reagieren. Ein Beteiligungs-
senmanagement der Bank nach der Ver-
ist eine der Ursünden, da man so die von
modell der Banken an einer Hypo-Lö-
staatlichung hätten einen Teil des Scha-
Brüssel geforderte frühzeitige Restruktu-
sung im Jahr 2014 scheiterte an politi-
dens verhindern und Gelder zurückholen
rierung lange Jahre verhinderte.
schen Sturheiten.
können.
brauch gemacht. Die Ermittlungen der
81
SEITENBLICKE
DIE MUSIKALISCHE INSPIRATION 6. TEIL: MUSIK
enschaft Die Leid ager der Man
SEITENBLICKE
Jazz, Rock, Klassik: Die Bandbreite der musikaffinen Manager ist groß. Norbert Zimmermann, Peter Pichler und Franz Viehböck befeuern die Berndorf-Band. Die SchönherrRechtsanwälte Alexander Popp und Thomas Kulnigg covern Rocksongs mit Immobilienentwickler Stefan Martinek. Und Michael Ehlmaier vom Immobiliendienstleister EHL ist der Klassik verpflichtet. Derweil feiert Österreichs Starpianist Rudolf Buchbinder sein Zehn-Jahr-Jubiläum als erfolgreicher künstlerischer Intendant der Grafenegger Festspiele. TEXT CAROLINE MILLONIG
Berndorf. Die „Swinging-Leaders“-Jazzband, von Norbert Zimmermann und seinen ManagerKollegen hat sich mittlerweile als Charity-Band positioniert und mehr als 100 Konzerte gegeben.
83
SEITENBLICKE
Michael Ehlmaier. Musik hat seinen Führungsstil als Teamplayer geprägt: „Die Geige ist schließlich ein Orchesterinstrument.“
E
s war ein Erlebnis, das Pianist Ru-
ner Jugend Klavier und Trompete gelernt
Auseinandersetzung einem Werk immer
dolf Buchbinder nie vergessen
hatte und heute Mitglied der 2012 ge-
wieder neue Facetten geben.
wird: „Ich habe mit Claudio Ab-
gründeten Rockband Poison Pill ist, die
bado ein Beethoven-Konzert in Mailand
vor allem Klassiker aus den 1980er-Jah-
Musikalische Affinitäten
gegeben. Davor hatte er das Arnold-
ren covert: „Seitdem ich dieses Hobby
Das verbindet die Amateure von heute:
Schönberg-Werk ‚Die Überlebenden von
habe, bin ich viel besser drauf.“ Der Fan
Sie sind in frühester Jugend mit der Mu-
Warschau‘ dirigiert. Doch der Applaus
der britischen Gruppe Queen fühlt sich
sik in Berührung gekommen und spielen
war mehr als verhalten.“ Da habe sich
damit neben Beruf und Familie auf eine
aus reiner Freude an der Sache, gern auch
Abbado kurzerhand entschlossen, das
neue Art herausgefordert und ausgelas-
für Charity-Zwecke. Das Üben ist keine
Werk gleich nochmals aufzuführen – und
tet. Oder Berndorf-Sanierer und SBO-
lästige Pflicht, sondern willkommene
einen fulminanten Applaus geerntet. Für
Großaktionär
Bereicherung.
Buchbinder kam das nicht wirklich über-
der das Musizieren auch als vernünftiges
raschend: „Das Stück war dem Publikum
Konzept für die Pension erlebt.
mittlerweile vertraut.“
Norbert
Zimmermann,
Dem Violinisten Ehlmaier ging es, wie er sagt, immer um die Melodie: „Ich habe
Sich mit Musik zu beschäftigen oder
mich schon als Kind in den Walzer ver-
Auf Musik muss man sich also ein-
gar selbst ein Instrument zu spielen hat
liebt und gern Operetten gehört.“ Ab-
lassen, man darf sein Gehör neuen Ein-
in der heutigen Zeit, da jede Art von Mu-
solut untypisch für die 1970er-Jahre.
drücken und Erkenntnissen nicht ver-
sik aus aller Herren Länder jederzeit und
Als jüngster von drei musikaffinen Brü-
schließen. Auch wenn es bisweilen eine
überall leicht abrufbar und konsumier-
dern folgte er der Passion des Vaters, der
Herausforderung ist, für die man erst im
bar ist, oft sogar gratis, an Bedeutung
als begeisterter Klavierspieler nicht nur
Nachhinein belohnt wird. Daher sei es
verloren und einen völlig anderen Stel-
seine Mutter beeindruckte, sondern es
durchaus auch die Aufgabe der Musiker,
lenwert als anno dazumal, da die Ausein-
auch bestens verstand, sowohl die be-
das Publikum an sprödere Stücke her-
andersetzung mit Musik in welcher Form
ruflichen als auch die musikalischen Ta-
anzuführen, die nicht so leicht ins Ohr
auch immer einfach zum guten Ton ge-
lente seiner Kinder konsequent zu för-
gehen wie ein beschwingter Mozart, ist
hörte – ein bürgerliches Erbe der Vor-
dern. Dafür ist Ehlmaier, der die Klänge
Buchbinder überzeugt.
kriegszeit. Doch es gibt sie auch heute:
des „Donauwalzers“ von Johann Strauss
vielbeschäftigte
Unternehmenslenker,
Sohn noch ebenso schätzt wie die große
auch musizierende Manager gern an-
die sich die Zeit nehmen, ihre Liebe zur
C-Dur-Symphonie von Schubert, heu-
nehmen: etwa Amateurgitarrist Alex-
Musik zu leben und nebenbei Wertvolles
te noch sehr dankbar, denn „Musik hat
ander Popp, Rechtsanwaltspartner bei
für ihre Führungsfunktion ableiten. Und
mich mein Leben lang aufgebaut, mir
Schönherr Rechtsanwälte, der in sei-
die Musiker, die mit ihrer akribischen
Kraft gegeben“. Und wohl auch seinen
Eine Herausforderung, die allerdings
84
SEITENBLICKE
Poison Pill. „Nur wenn man sich auf Neues einlässt, entdeckt man sein Potenzial.“
Führungsstil als Teamplayer geprägt:
musikkapelle im Vorarlberger Nüziders
re Anläufe zu nehmen: Nach der obli-
„Die Geige ist schließlich ein Orchester
geschafft, bis ihm im fünfzehnten ein
gaten Blockflöte in der Volksschule gab
instrument.“
verhautes Solo bei der Polka „Klarinet-
es für Pichler einen zweiten Anlauf in
Rhythmus hat hingegen den Takt bei
ten-Muckl“ ein jähes Karrierenende be-
der Volkstanzgruppe Hartberg, bis er als
den drei Bandmitgliedern von Poison Pill
scherte, wie er erzählt: „Vielleicht war es
Student seine Liebe zum Jazz entdeck-
angegeben, die ihre Musikliebe in der
eine Pubertätskrise, jedenfalls habe ich
te, sich ein Saxofon kaufte, aber nicht so
Schule entdeckt haben: Immobilienent-
die Klarinette in den folgenden 20 Jahren
wirklich durchstartete. Erst der Ehrgeiz,
wickler Stefan Martinek konnte einfach
nicht angegriffen.“ Als ihm dann seine
seinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein,
nicht verstehen, warum man am Schlag-
Frau eine schenkte, waren die Melodi-
hat sein Musikleben nachhaltig befeuert.
zeug zwei Leute brauchen sollte, wie die
en freilich sofort wieder da – und „ich
Viehböck, als kleiner Bub bei den Sän-
Aufstellung für ein Schulprojekt vor-
war Feuer und Flamme“. Bis zu seinem
gerknaben im niederösterreichischen
sah, und hat sich kurzerhand selbst ans
Management-Buy-out bei der Berndorf
Sankt Gabriel, war „nicht einer der Bra-
Schlagzeug gesetzt. Schönherr-Rechts-
AG 1988, als die Zeit für Proben knapper
veren“, wie er verrät.
anwaltspartner Thomas Kulnigg, zutiefst
wurde. Gemeinsam mit Pichler nahm er
Aber das Klavier zu Hause hatte ihn
beeindruckt vom Live-Album der legen-
später Saxofonunterricht. Sie spielten
immer fasziniert – „bis 14, einem Al-
dären Band AC/DC, deren Kassette in der
ambitioniert, gründeten 2003 die Bern-
ter, wo es doch jede Menge spannende-
Schule begeistert herumgereicht wur-
dorf-Band, die bei diversen Firmen-
re Dinge gibt“. Erst in seiner Studien-
de, war bis zur Studienzeit ambitioniert
feiern aufspielen sollte, allerdings erst
zeit hätte er diese Leidenschaft wieder-
genug, auch privaten Gitarreunterricht
2005 mit einem engagierten Firmenteam
entdeckt, sich damit sein Taschengeld
zu nehmen. Und Rechtsanwaltspartner
so richtig durchstartete. Beim Geburts-
verdient und sein erstes Gehalt in einen
Popp hat sich von seinem ehemaligen
tagsständchen für einen Kollegen hatten
braunen Klavierflügel investiert.
Konzipienten Kulnigg zu seiner eigent-
die beiden 2003 einen ähnlich großen Er-
Die schwarzen und die weißen Tas-
lichen Leidenschaft, der Gitarre, verfüh-
folg, sodass die Heurigenwirtin sie frag-
ten haben auch das Nachkriegskind Ru-
ren lassen.
te, ob sie nicht auch bei Hochzeiten spie-
dolf Buchbinder derart fasziniert, dass er
Auch Norbert Zimmermann hat seine
len würden. Das war die Geburtsstunde
schon als kleiner Junge nichts anderes
wahre Passion, das Tenorsaxofon, erst
der „Swinging-Leaders“-Jazzband, die
lieber tat, als alles nachzuspielen, was
über Peter Pichler, seinem 1990 bestell-
sich nun als Charity-Band positioniert
aus dem Radio auf dem Pianino zu hören
ten Berndorf-Vorstand, entdeckt. Dabei
und mehr als 100 Konzerte gegeben hat.
war. Dass er mit fünf Jahren als jüngs-
hatte er es vom achten Lebensjahr weg
So wie Zimmermann hatten auch
ter Student an der Wiener Musikhoch-
zum ersten Klarinettisten in seiner Blas-
Pichler und Franz Viehböck mehre-
schule aufgenommen wurde, verdank-
85
SEITENBLICKE
te er schon damals nicht nur seinem
In einer Band zu spielen hat freilich
soll das spielen, was er will“, sagt er, der
Talent: „Talent allein ist nicht genug.
auch eine stark soziale Komponente, so
selbst nie aufgehört hat, dazuzulernen
Wenn nicht Fleiß und Disziplin dazu-
die Poison-Pill-Partner: „Eine Gruppe,
und die Werke immer wieder neu inter-
kommen, geht gar nichts.“ Für die Auf-
in der nur Musiker zusammenkommen,
pretiert, wie etwa seine 39 Gesamtaus-
nahmeprüfung habe er sich alles selber
die sich eigentlich fremd sind, ist mir un-
gaben der Beethoven-Sonaten zeigen.
zusammengesucht, zu einem Zeitpunkt
vorstellbar“, sagt Martinek. Kulnigg er-
So engagiert er auch Prominente, die er
also, da er weder lesen noch schreiben,
gänzt: „Im Team zu spielen erfordert wie
weder persönlich noch künstlerisch be-
geschweige denn Noten interpretieren
bei der Arbeit ein gutes Zeit- und Organi-
sonders schätzt, die aber zur Creme de
konnte.
sationsmanagement.“ Sowie jede Menge
la Creme der Musikszene gehören und
elektro- und tontechnisches Know-how,
schon allein deswegen dem Publikum
Verborgene Managementparallelen
wie ein Besuch im perfekt ausgestatten
nicht vorenthalten werden dürften. Da-
Auch ein Unternehmen erfolgreich zu
und akustisch optimierten Proberaum
bei profitiert auch er von einem aktuel-
führen hat wenig mit einer bestimmten
eindrucksvoll verrät.
len Trend: „Die Menschen tendieren im-
Begabung zu tun. Im Gegenteil: „Neben
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor einer
mer mehr zu Live-Erlebnissen“, beob-
Talent und Fleiß muss man auch eine
Amateurband sei jedenfalls, dass man
achtet Buchbinder. Mit ein Problem der
gewisse Leichtfüßigkeit haben“, meint
sich abstimmen und die Zuständigkei-
absatzschwachen Plattenindustrie, die
Ehlmaier, der davon überzeugt ist, dass
ten effizient verteilen könne. Was aber
freilich auch stark unter dem vielfältigen
es sich nur schwer managen lässt, wenn
auch nur deswegen möglich sei, weil sich
Gratisangebot aus dem Internet leidet.
man sich allzu verbissen auf den Er-
die Band an ihr wichtigstes Grundprinzip
Abseits der zahlreichen Copyright-
folg konzentriert. Man müsse sich etwas
halte, so Popp: „Wir sind drei und blei-
Verletzungen, mit denen die Rechtsan-
trauen, Mut zu Neuem haben, sich dem
ben drei, so können wir spontan sein und
waltsbranche zu kämpfen hat, habe das
Markt, seinen Mitarbeitern und neu-
aus eigener Kraft wachsen.“ Und auch
Internet aber auch geholfen, dass mehr
en Ideen öffnen, denn „nur mit Hosen-
Kritik leichter verkraften: „Wie im Be-
Geld direkt beim Musiker ankommen
träger und Gürtel würde ich heute noch
ruf gilt es auch hier, den richtigen Ton
kann, meint Kulnigg. Die Betonung liegt
nicht viel mehr als Tonleitern und Etü-
zu finden“, ist Martinek überzeugt. Popp
auf „kann“: „Ich behaupte ja nicht, dass
den spielen und im Unternehmen in der
ergänzt, dass man auch bereit sein müs-
es so ist, aber das CD-Pressen, ein Plat-
dritten Reihe sitzen“.
se, einiges zu probieren: „Nur wenn man
tenlabel, der Vertrieb, das waren schon
Die Musik hilft, so manches über sich
sich auf Werke einlässt, die einen erst
Hürden, die für einen einzelnen Musiker
selbst zu erfahren – und über seine Kol-
gar nicht angesprochen haben, entdeckt
einfach nicht zu nehmen waren.“ Heute
legen: „Man muss zuhören können, um
man neues Potenzial.“ Die Musik schärft
könne man sein Werk relativ problem-
möglichst perfekt zu spielen, den Au-
also die Wahrnehmung.
los über iTunes und Co vertreiben, eine
genblick spüren“, sagt Pichler, „ob man
Jedenfalls sei es ein Ansporn, für eine
spannende Website oder einen fesseln-
jetzt dran ist oder nicht, ob man soliert
konkrete Vorstellung zu üben, so Kul-
den Facebook-Auftritt gestalten und
oder im Set spielt.“ Wer zuhören kön-
nigg: „Jeder Auftritt wird erst durch die
sein Publikum direkt adressieren.
ne, nehme automatisch Rücksicht, hel-
Vorbereitung, das Durchdenken und Ar-
So wie an China, das über fantastisch
fe, wenn es gerade nicht so klappt – im
rangieren zum perfekten Training.“ Frei
ausgerüstete Konzertsäle verfüge, in de-
Unternehmen wie in der Musik. Wie im
nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.
nen mehr als die Hälfte der Zuhörer Kin-
Management müsse man auch beim Mu-
der und Jugendliche sind, wie Buchbin-
sizieren darauf achten, dass man nicht zu
Drohender Werteverlust
der erzählt, sollte man sich hierzulande
schnell werde und den anderen taktmä-
Definitiv kein Motto gibt es für die Gra-
auch ein Beispiel am lebensbejahenden
ßig davoneile, ergänzt Viehböck – „sonst
fenegger Festspiele, die mittlerweile zu
Brasilien nehmen: Hier gibt es allein im
verliert man die Mannschaft“. Vor al-
den internationalen Top-Open-Air-Ver-
Zentrum von Rio de Janeiro an jeder Ecke
lem bei Proben lerne man wieder Demut,
anstaltungen zählen. Buchbinders Er-
ein Geschäft mit Instrumenten und einer
wie Zimmermann betont: „Plötzlich
folgsrezept, das die Zuschauerzahl von
Fülle an Noten. Oder an Kuba, das gerade
wirst du als Führungskraft zum Lehrling,
15.000 im Jahr 2007 auf 45.100 im Vor-
trotz des Kommunismus die Musikkul-
siehst deine Mitarbeiter aus einer völlig
jahr um das Dreifache gepusht hat, lau-
tur über Jahrzehnte hochhalten konnte.
neuen Perspektive und unterwirfst dich
tet, die besten Orchester, Dirigenten, In-
Buchbinder meint jedenfalls, dass „das
achtungsvoll dem Musiklehrer in einem
strumentalisten und Sänger ins nieder-
einzig Positive am Kommunismus das
völlig anderen Gebiet.“ Das relativiert so
österreichische Schloss zu bitten und
Schulsystem war, das Talente gezielt ge-
manche Prioritäten und schärft den Blick
den Künstlern freie Hand zu lassen, ihre
fördert hat“. Hierzulande drohe die Ge-
auf das Wesentliche.
Kreativität auszuleben: „Jeder Künstler
fahr der Nivellierung. n
86
SEITENBLICKE
BÖRSENTALK
GELD UND ETHIK
DER BÖRSIANER FRAUEN FINANZ SALON 8. JUNI 2016 MEINL AM GRABEN, WIEN
Warum Geschäfte legal sein können, aber moralisch verurteilt werden, diskutierten Topmanagerinnen beim zweiten Frauen Finanz Salon in Wien. Die Experten versuchten dabei die richtigen Lehren aus den Panama Papers zu ziehen. Dabei ging es oft heiß her, denn nicht alle Anwesenden waren einer Meinung.
Die Panama Papers sorgten bei Beate McGinn (Verbund AG), Herta Stockbauer (BKS Bank AG) und Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB) für Gesprächsstoff. Das geladene Publikum beteiligte sich beim gemeinsamen Frühstück intensiv an der heißen Diskussion.
Elke Napokoj (BPV Hügel) und Valerie Brunner (Raiffeisen Centrobank AG) im Gespräch über die zunehmende Regulierung in Österreich.
87
Aufdecker Florian Klenk („Falter“) und Susanne Höllinger (Kathrein Privatbank AG) waren in Sachen Panama Papers nicht einer Meinung.
SEITENBLICKE
BÖRSENTALK
FORSCHUNGS-OSCAR B&C PRIVATSTIFTUNG HOUSKAPREIS 2016 28. APRIL 2016 MAK, WIEN Robert Ottel (Voestalpine AG) und Ewald Nowotny (OeNB) im angeregten Gespräch nach der spektakulären Siegerbekanntgabe.
Zum elften Mal wurde der mit insgesamt 400.000 Euro dotierte Houskapreis der B&C Privatstiftung verliehen. Er zeichnet innovative Forschungsprojekte aus Österreich aus. Neben Universitäten wurden 2016 erstmals auch Klein- und Mittelunternehmen prämiert. Zu den Siegern zählen die Montanuniversität Leoben und das KMU Marinomed. BEWERTUNG
Location Publikum Im Wiener MAK fand die Verleihung des Houskapreises statt. Es kamen 300 geladene Gäste der heimischen Wirtschafts- und Forschungselite.
Industrietalk von Claus Raidl (OeNB) mit Helmut Wieser (Amag Austria Metall AG) und Franz Rotter (Voestalpine AG).
AUSGEZEICHNETE BÖRSIANER
Inhalt/Redner Börsenfaktor
Die Gastgeber Petr Koblic und Ludwig Nießen (Wiener Börse AG) mit Vizekanzler Mitterlehner und Heimo Scheuch (Wienerberger AG).
WIENER BÖRSE AG WIENER BÖRSE PREIS 2016 20. JUNI 2016 PALAIS NIEDERÖSTERREICH, WIEN
Im Beisein von 300 Vertretern aus Wirtschaft und Politik wurden zum neunten Mal börsennotierte Unternehmen aus gezeichnet. Zu den Siegern gehörten an diesem Abend: Wienerberger AG, AT&S AG, Voestalpine AG und OMV AG.
BEWERTUNG
Location Publikum Preisträger Andreas Gerstenmayer (AT&S AG) und Elke Koch (AT&S AG) im Gespräch mit Börse-Vorstand Ludwig Nießen.
Alle vier erstplatzierten Preisträger des Wiener Börse Preises 2016 auf der Bühne im Palais Niederösterreich versammelt.
88
Inhalt/Redner Börsenfaktor
SEITENBLICKE
ZERTIFIKATETREFF ZERTIFIKATE FORUM AUSTRIA ZERTIFIKATE-AWARD AUSTRIA 2016 21. APRIL 2016 OKTOGON BANK AUSTRIA ZENTRALE, WIEN Markus Kaller (Erste Group Bank AG), Heike Arbter (Raiffeisen Centrobank AG) und Frank Weingarts (UniCredit Onemarkets) jubelten an diesem Abend.
Zum zehnten Mal veranstaltete das Zertifikate Forum Austria den ZertifikateAward Austria. Dabei wurden die Emittenten für die besten und innovativsten Produkte ausgezeichnet. Zum wiederholten Mal ging die Raiffeisen Centrobank AG als Gesamtsieger über insgesamt sieben Kategorien vor der Erste Group Bank AG und UniCredit Onemarkets hervor. BEWERTUNG
Location Publikum Nahezu doppelt so viele Investoren wie im Vorjahr nahmen 2016 am Publikumsvoting teil.
Hausherr Dieter Hengl (UniCredit Bank Austria AG) eröffnete den Award. Die Preisträger hat eine 21-köpfige Jury aus Finanzjournalisten bewertet.
VERTRAUEN SCHAFFEN
Inhalt/Redner Börsenfaktor
Ewald Nowotny (OeNB) und Andreas Zakostelsky (VBV) waren zwei der vielen hochkarätigen Gäste an diesem Sommerabend.
BMF SOMMEREMPFANG 6. JUNI 2016 FINANZMINISTERIUM, WIEN
Hans Jörg Schelling lud die Hochfinanz zum Sommerempfang in sein Ministerium in die Johannesgasse in Wien ein. Er scherzte dabei über die kolportierten Rücktrittsgerüchte und verteilte Lob und Tadel für anwesende Medienvertreter.
Unternehmen Karl-Heinz Strauss (Porr AG) im Gespräch mit Banker Christian Jauk (Capital Bank – Grawe-Gruppe AG).
BEWERTUNG
Location Publikum Inhalt/Redner Karl Sevelda (RBI AG) hat an diesem Abend gut lachen, wurde doch über eine zeitnahe Abschaffung der Bankenabgabe diskutiert.
Gatsgeber Hans Jörg Schelling (BMF) zeigt sich bei seiner Ansprache im Innenhof des Finanzministeriums gutgelaunt.
89
Börsenfaktor
SEITENBLICKE
PORTRÄT
ZEHN FRAGEN AN ELISABETH WAGERER
Welche Eigenschaften haben Sie dorthin gebracht, wo Sie heute sind? – Vermutlich vor allem meine Redegewandtheit. Darüber hinaus wohl meine rasche Auffassungsgabe, meine Zielstrebigkeit und mein Humor. Welchen Beruf würden Sie ausüben, wenn Sie nicht in der Finanzbranche tätig wären? – Egal in welcher Branche, ich würde immer in der Kommunikation arbeiten. Von welchen Quellen beziehen Sie Ihre Fachinformationen? – Ich versuche, so viele Medien wie möglich zu konsumieren – Print- wie auch Onlinemedien. Welchen Teil lesen Sie in Ihrer Zeitung zuerst? – Politik. Wenn ich nicht gerade arbeite, verbringe ich meine Zeit am liebsten mit? – Gutem Essen und lieben Menschen. Bei welchem Investment haben Sie sich richtig verzockt? – Ich zocke nicht. Dafür fehlen mir Risikoappetit und Mut. Welches Vorurteil gegenüber dem Kapitalmarkt ärgert Sie am meisten? – Dass er nur etwas für Spekulanten sei. Es ärgert mich, wenn seine Bedeutung für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Innovation unterschätzt wird. Was assoziieren Sie mit Gordon Gekko und dem Film „Wall Street“? - Gute Unterhaltung, aber wahrscheinlich
ST LESERPO
Nährboden für viele Vorurteile über den Kapitalmarkt.
n@ redaktio m ianer.co derboers
Dieser Investor ist für mich eine Legende? - Ich halte nicht viel von Legenden. Aber aktuell beeindruckt mich zum Beispiel Ashton Kutcher, weil er vernünftig, aber mit viel Fantasie in Start-ups investiert und damit die Börse auch für junge Menschen wieder ins Bewusstsein rückt.
ELISABETH WAGERER LEITUNG UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION & INVESTOR RELATIONS S IMMO AG Elisabeth Wagerer arbeitet seit 2010 in der Unternehmenskommunikation und Investor Relations der S Immo AG, vor kurzem hat sie die Leitung des Teams übernommen. Außerdem ist sie Pressesprecherin des Konzerns. Davor war sie unter anderem im Gastronomiemarketing tätig. Sie hat Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien studiert und ist ausgebildete Eventmanagerin.
FOLGEN SIE UNS AUF WWW.DERBOERSIANER.COM ODER
Champagner und Austern oder „a Eitrige und a 16erBlech“? – Beides kann in der richtigen Situation der absolute Luxus sein, gleichzeitig braucht man beides nicht jeden Tag.
FACEBOOK.COM/DERBOERSIANER UND
TWITTER.COM/DERBOERSIANER!
IMPRESSUM: Verlag / Medieninhaber: Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Bösendorferstraße 4 / 20, A-1010 Wien, Telefon: +43 (0) 1 920 523 4, Fax: +43 (0) 1 954 433 2, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at; Geschäftsführer: Michael Berl, Dominik Hojas; Chefredakteur / Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@ derboersianer.com; Redaktion: Reginald Benisch, Raja Korinek, Martin Kwauka, Caroline Millonig, Thomas Müller, Valentina Stark, Lukas Sustala, Barbara Ottawa, Hans Weitmayr, Robert Winter; Anzeigenverkauf: Michael Berl, m.berl@derboersianer.com, Sabine Mitterbacher, s.mitterbacher@derboersianer.com; Fotos: Clemens Bednar, Barbara Ster, beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Grafik: Titanweiß Werbeagentur GmbH; Druckerei: Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück); Leserbeirat: Heike Arbter, Peter Bartos, Mathias Bauer, Edi Berger, Stefan Böck, Stefan Brezovich, Diana Klein, Bernhard Grabmayr, Fritz Mostböck, Wilhelm Rasinger; Kursdaten: TeleTrader Software GmbH, Schlusskurse vom 17 .06. 2016, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.
90 2016. Bis dahin täglich: www.derboersianer.com Die nächste Ausgabe erscheint um den 10. Oktober
WER ICH BIN? EINER VON EUCH! Ich bin der Börsianer, deine einzig verlässliche Quelle über das Leben am rot-weiß-roten Finanzplatz. Ich kenne die heißesten Geschichten und kommentiere sie für dich.
INFORMIERT BLEIBEN: • Adhoc-Alert bei Breaking News • 14-täglich Newsletter-Briefing
www.derboersianer.com
Finanzb
log
FOL AUF ME GE MIR IN FACEBO ER WEBSITE, OK & TW ITTER
SIE WISSEN, DASS SICH DER MARKT BEWEGT
ABER WISSEN SIE AUCH WARUM? Entdecken Sie Handelschancen mit tagesaktuellen Marktkommentaren von unseren Analysten, kostenfreien Webinaren, Education-Tools und Video-Guides, Live Chartmustern und Handelssignalen – auch mobil. Erkennen Sie den Unterschied, mit IG.com
CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der Handel mit CFDs kann nicht nur zum Totalverlust Ihres eingesetzten Kapitals führen, sondern auch darüber hinaus Verluste nach sich ziehen.
IG.com CFDs | FOREX | AKTIEN