CD-Booklet: Karneval der Tiere

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KARNEVAL DER TIERE –1–

LAHAV SHANI WILLI WEITZEL WIENER SYMPHONIKER


CAMILLE SAINT-SAËNS (1835– 1921) „Der Karneval der Tiere“, Große zoologische Fantasie mit neuen Texten von Willi Weitzel

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1 „Mucksmäuschenstill lag ich ...“  2 Einleitung und Marsch des Löwen 3 „Mit hochrotem Kopf ...“ 4 Hennen und Tröthahn 5 „Es schneite“ 6 Zu Eseln verkleidete Weißbartgnus 7 „Drei Chamäleon-Mütter ...“  8 Schildkröten 9 „War das schön“ 10 Elefant 11 „Die Elefanten verneigten sich ...“ 12 Kängurus 13 „Ein Marabu bahnte ...“ 14 Aquarium 15 „Den Bratschen blieb ...“  16 Wesen mit langen Ohren  17 „Hätte ein gewöhnlicher ...“ 18 Der Kuckuck aus den Tiefen des Waldes 19 „Die einheimischen Vögel ...“ 20 Vögel

02:57 01:54 01:32 00:50 00:37 00:34 00:34 01:36 01:10 01:12 00:54 00:55 01:01 02:14 00:57 00:45 00:41 02:08 00:33 01:11


21 „Nun lächelte der ...“ 22 Klavier-Zebras 23 „Angespornt durch diese ...“ 24 Fossilien 25 „Vergnügt hopsten alle ...“ 26 Der Schwan 27 „Ein fauchender Schrei ...“ 28 Finale

WIENER SYMPHONIKER

00:42 01:10 00:21 01: 18 01: 15 02:37 01:38 02:04

Silvia Careddu Flöte (20), Ivan Kitanović Kontrabass (10), Gerald Pachinger Klarinette (18), Friedrich Philipp-Pesendorfer Xylophon (24), Michael Vogt Violoncello (26)

WILLI WEITZEL Sprecher JULIA KOCIUBAN Klavier LAHAV SHANI Klavier & Leitung


BENJAMIN BRITTEN (1913– 1976) „The Young Person�s Guide to the Orchestra“, Variationen und Fuge zu einem Thema von Henry Purcell, op. 34 20:33

29 „Hallo, ich bin�s ...“ 03:53 30 Thema A: Gesamtes Orchester – Allegro maestoso e largamente 00:26 31 Thema B: Holzbläser  00:25 32 Thema C: Blechbläser 00:20 33 Thema D: Streicher 00:18 34 Thema E: Schlaginstrumente 00:16 35 Thema F: Gesamtes Orchester 00:26 36 Variation A: Flöten – Presto 00:27 37 Variation B: Oboen – Lento 00:57 38 Variation C: Klarinetten – Moderato 00:44 39 Variation D: Fagotte – Allegro alla marcia 00:47 40 Variation E: Violinen – Brillante alla polacca 00:40 41 Variation F: Bratschen – Meno mosso 00:51 42 Variation G: Violoncelli – L�istesso tempo 01:07 43 Variation H: Kontrabässe – Cominciando lento ma poco a poco accelerando al Allegro 00:58


44 Variation I: Harfe – Maestoso 45 Variation J: Hörner – L�istesso tempo 46 Variation K: Trompeten – Vivace 47 Variation L: Posaunen – Allegro pomposo 48 Variation M: Schlaginstrumente – Moderato 49 Fuge: Gesamtes Orchester – Allegro molto

WIENER SYMPHONIKER LAHAV SHANI Dirigent

Total Playing Time 55:58

00:47 00:48 00:31 01:01 01:49 02:59



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Schon in ihrer Kindheit waren Camille Saint-Saëns und Benjamin Britten von Musik erfüllt. Camille war das, was man ein musikalisches Wunderkind nennt. Er besaß ein absolutes Gehör und spielte, gefördert von seiner Mutter und einer Großtante, schon ab dem dritten Lebensjahr Klavier. Seine erste eigenhändige Komposition, ein Galopp für Klavier, trägt das Datum „22. März 1839“, da war Camille dreieinhalb Jahre alt. Mit sieben Jahren wechselte er zu einem angesehenen Klavierlehrer, der eine von Franz Liszt anerkannte Klavierschule fortführte. Mit elf Jahren gab Saint-Saëns in der bedeutendsten Pariser Konzertinstitution, der Salle Pleyel, sein erstes Konzert. Danach feierte ihn die Gazette Musicale als „neuen Mozart“. Auch Benjamin Britten, in Lowestoft an der englischen Ostküste geboren, erhielt schon im Vorschulalter von seiner Mutter ersten Klavierunterricht. Die Amateursängerin machte ihren Sohn außerdem mit der romantischen Liederwelt und barocken Arien vertraut. Mit dem Komponieren begann Benjamin etwas später als Camille. Ab dem neunten Lebensjahr schrieb er zunächst Lieder und Klavierstücke. Die dürften nicht so schlecht gewesen sein, denn sonst hätte sich nicht der angesehene britische Komponist Frank Bridge des jungen Musikers angenommen und ihn gründlich weitergebildet. Camille und Benjamin schöpften stets aus ihren (früh)kindlichen Erfahrungen mit Musik – und kehrten auch immer wieder in ihre Kindheit zurück. Nicht anders lässt sich etwa erklären, dass Camille Saint-Saëns als 25-jähriger Klavierlehrer in Paris für seine Studenten einen Karneval der Tiere skizzierte und diesen dann im reifen Alter von 51 Jahren während eines Österreich-Aufenthalts im Februar 1886 kompositorisch ausführte. Der französische Cellist Charles Lebouc, der jedes Jahr am Faschingsdienstag ein Privatkonzert in seinem Haus veranstaltete, hatte Saint-Saëns um ein neues Werk gebeten, das am 9. März 1886 in Paris die private Uraufführung erlebte. Dem Rahmen entsprechend komponierte Saint-Saëns für eine kammermusikalische Besetzung: zwei Klaviere, Flöte, Klarinette, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Harmonium und Xylophon (die Besetzung der Bläser und Streicher kann bei Orchesteraufführungen verstärkt werden). Saint-Saëns versammelte verschiedene Tiere, denen er charakteristische musikalische Gestalten gab, zu einem Faschingsfest, bei dem sie mit kunstvollen Darbietungen und Kostümen auftreten. Der wieder Kind gewordene Camille reihte übrigens die

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KARNEVAL DER TIERE

Der Karneval der Tiere


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Musikerspezies in die animalische Gesellschaft ein und mischte Pianisten mitten unter Säugetiere, Reptilien, Vögel, Fische und Fossilien. Immerhin betasten Klavierspieler ja ein Instrument, dessen Tastatur eine Zebra-Maserung hat und dessen Korpus als Flügel klingt und schwingt. Aus dem Klavier tritt auch das gesamte „Tierarium“ heraus, um Karneval zu feiern. Trillerketten auf dem Tasteninstrument leiten den Eröffnungsmarsch ein, an dessen Spitze seine Majestät, der Löwe, der König der Tierwelt schreitet. Sein Gebrüll kann man deutlich in den auf- und abschwellenden Streicherklängen hören. Der Komponist und die Orchestermusiker werden zu Imitatoren von Stimmen, Sprachen, Bewegungen und Wesenszügen der Tiere. Inspiriert von den größten Musikern der Tierwelt Im Grund hat sich Camille dabei von den größten Musikern unter den Tieren inspirieren lassen. Auf der ganzen Welt fangen Vögel Pfiffe, Signale, Melodien, Rhythmen, ja sogar Geräusche auf und imitieren sie mit ihrem Gesang. Die Spottsänger wie zum Beispiel die Singdrossel, der Gimpel, der Gelbspötter, der Sumpfrohrsänger oder der Einfarbstar imitieren nicht nur den Gesang verschiedener anderer Vögel und binden ihn in ihre eigenen Gesänge ein, sondern können zum Teil auch andere Tiere wie gackernde Hühner, krähende Hähne, bellende Hunde, grillende Zirpen, wiehernde Esel und brüllende Kamele nachmachen. Damit nicht genug. Blaukehlchen ahmen sogar Schellenglocken nach. Die Haubenlerche lernt gar den Kommandopfiff für Schäferhunde so exakt, dass diese den Vogelpfiffen folgen und nicht nur dem Schäferpfiff. Manche Vögel wie die Amsel oder die Gartengrasmücke betätigen sich überhaupt als Komponisten: Sie improvisieren und verändern Melodien, Motive und Rhythmen, spinnen sie weiter, transponieren sie in andere Tonlagen und hüllen sie in neue Klänge.

KARNEVAL DER TIERE

Ein meisterhafter Spottsänger Camille Saint-Saëns erweist sich als ein meisterhafter Spottsänger. Im Karneval imitiert er mit dem kleinen Orchester die verschiedensten Tiere. Der Kuckuck in der Klarinette erscheint dabei als eine leichte Übung. Auch das Gackern der Hühner in den Streichern und das Kikeriki des Hahnes auf den Klavieren und der Klarinette ist eine Formsache. Das I-A des Esels beherrschen die Violinen mühelos. Eine größere Herausforderung stellen schon die langsam beginnenden und immer schneller werdenden Sprünge in den


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Klavieren dar, mit denen Saint-Saëns Kängurus vorüberhüpfen lässt. Noch schneller sind die Instrumente unterwegs, wenn sie mit rasenden Läufen über mehrere Oktaven Gazellen und Zebras durch die Steppe sprinten lassen. Um nicht so grazile und leichtfüßige Tiere wie die Schildkröte und den Elefanten zu porträtieren, greift Saint-Saëns zu einer beliebten Spottsänger-Methode: Er leiht sich Melodien von anderen Musikstücken und Musikern aus. So heben die gepanzerten Reptilien ihre Beinchen zum „galop infernal“ des Can-Can aus Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt, freilich deutlich langsamer als dies die Tänzerinnen auf den Pariser Theaterbühnen zur Melodie des schnellsten Tanzes der Welt tun. Saint-Saëns passt den von Klavier und Streichinstrumenten gespielten Can-Can dem Schildkrötentempo an: Andante maestoso! Für das größte Säugetier ist allein das größte Streichinstrument, der Kontrabass, zuständig. Den Elefanten wie eine Elfe tanzen zu lassen, ermöglicht Saint-Saëns durch das Zitat des „Elfentanzes“ aus Hector Berlioz’ dramatischer Symphonie Fausts Verdammnis und des „Elfen-Scherzos“ aus Felix Mendelssohns Sommernachtstraum-Musik. Die Verwandlung des Elefanten in den „Elfenanten“ gelingt mit bombastischer Eleganz im Walzertakt zur Begleitung des Klaviers: Allegretto pomposo. Beim Hörblick in ein Aquarium spielen Flöte, eine Glasharmonika, die Klaviere und die gedämpften Streicher eine Wassermusik mit kleinen, sich wiegenden Wellen. Die Fischchen huschen leise durch die ruhigen Fluten. Luftbläschen steigen in Tonskalen an die Wasseroberfläche. Auch Fossilien feiern Fasching! Saint-Saëns lässt sie zu den Klängen eines Xylophons und dem Thema seiner eigenen Danse macabre tanzen. Es klingt wirklich ziemlich makaber, wenn die knöchernen Wesen dann auch noch französische Volkslieder („J’ai du bon tabac“, „Au clair de la lune“ und „Ah! Vous dirai-je Maman“) und einen romantischen französischen Nationalgesang Partant pour la Syrie singen – und mit Rosinas Arie „Una voce poco fa“ aus Gioacchino Rossinis Oper Der Barbier von Sevilla auch noch eine Zugabe in den Knochen haben. Dabei hätten es die gefiederten Sänger im Vogelhaus den Fossilien vorgemacht, wie schön und brillant gesungen werden kann: Klaviertriller, Streichertremoli und Flötenläufe ergeben ein farbenfrohes und lebhaftes Vogelkonzert. Ebenfalls in einem Käfig scheinen sich die Pianisten zu befinden, die wie dressierte Tastentiger Tonleitern hinauf und hinunter spielen und Etüdenmeister Carl Czerny jagen. Da hat sicherlich auch Saint-Saëns’ Komponistenfreund und Klaviervirtuose Franz Liszt geschmunzelt, als er dem Karneval der Tiere bei einer neuerlichen Privat-


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aufführung im Salon der französischen Sängerin Pauline Viardot zuhörte. Saint-Saëns hat sein weiteres Leben lang darauf geachtet, dass es keine öffentlichen Aufführungen des Karnevals der Tiere gibt, damit die Humoreske seinen ernsthaften Kompositionen in der Gunst des Publikums nicht den Rang abläuft. Nur den vollendet schönen Violoncello-Gesang des Schwans gab er für die Öffentlichkeit frei, als ihn die berühmte russische Primaballerina Anna Pawlowa im Jahre 1905 darum bat. Sie tanzte fortan in einer Choreografie von Michail Fokin den „sterbenden Schwan“ und machte so die Melodie unsterblich. „The Young Person’s Guide to the Orchestra“, Variationen und Fuge zu einem Thema von Henry Purcell Große Verbreitung fand von Anfang an Benjamin Brittens „Orchester-Führer für junge Leute“. Britten griff auf ein Thema aus der Barockzeit von seinem Vorbild und Lieblingskomponisten Henry Purcell zurück. Eine acht Takte umfassende Melodie aus dem Rondo von Purcells Schauspielmusik Abdelazer wird von allen Orchesterinstrumenten einzeln und in Gruppen imitiert, variiert und weiterentwickelt. Unterhaltsamer und spannender ist wohl nie Musik „unterrichtet“ worden. Am Anfang breitet das moderne Symphonieorchester Purcells Thema als imposanten Hymnus aus, zu dem eine königliche Gesellschaft einzumarschieren scheint. Dann wird das Thema hintereinander von den vier Orchestergruppen der Holzbläser, Blechbläser, Streicher und Schlagzeuger in verschiedenen Tonarten und Stimmungen gespielt. Daraufhin variiert jedes einzelne Instrument das Purcell-Thema auf seine individuelle Art. Den Anfang machen die quirligen Flöten, gefolgt von sehnsuchtsvollen Oboen und sprudelnden Klarinetten. Nach den Holzbläsern spielen die einzelnen Streichinstrumentengruppen Variationen. Da erobern die Violinen mit einem bewegungsfreudigen Thema die Welt, gefolgt von der größeren Schwester der Viola, die sich mit einem für sie typischen, etwas traurigen Gesang in die Einsamkeit zurückzieht. Einfühlsam und edelmütig knüpfen die Violoncelli daran an und spielen eine wunderschöne Kantilene. Die Kontrabässe zeigen auch bei Britten ihre gewichtige Tanzfreudigkeit. Die Harfe entführt in ein sphärisches Zauberreich. Aus einer unheimlichen romantischen Landschaft ertönen Signale und Rufe der Hörner. Aus dieser nicht ganz diesseitigen Welt reißen die Trompeten mit einem Galopp aus. Einen machtvollen Choral stimmen die Posaunen und die Tuba an. Nun marschiert seine musikalische Hoheit, der Rhythmus, ein, eskortiert von den Pauken und den verschiedenen Schlagwerkinstrumenten in ihren schillernden Klanggestalten.


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KARNEVAL DER TIERE

Britten krönt das Orchesterwerk mit der Königin der Kompositionskunst: einer Fuge. Wie in einem riesenhaften Kanon setzen die Instrumente nacheinander mit einer pfeilschnellen Variante des Purcell-Themas ein, wobei Britten wiederum die instrumentale Reihenfolge von den Flöten über die anderen Holzbläser, die Saiteninstrumente und die Blechbläser bis zum Schlagwerk einhält. Nunmehr löst aber nicht ein Instrument das andere ab, sondern jedes tritt zu den bereits spielenden Instrumenten hinzu. Jede Stimme nimmt im Orchester mit Fug’ und Recht ihren Platz ein. Alle werden sie schließlich vom Purcell-Thema geeint, das zum Finale majestätisch seine Stimme erhebt. In einer zweiten Schicht der Komposition, neben der Präsentation der einzelnen Instrumente und Orchestergruppen und ihrer Charaktere, schwingen auch Ablagerungen von verschiedenen orchestralen Klangbildern mit. Die Komposition lässt sich auch als eine Art „Führer durch die Instrumentierungskunst“ des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hören. Schon der erste Einsatz der Holzbläser lässt an einige Passagen in Symphonien des Instrumentierungsgenies Hector Berlioz denken. Später wandert Britten durch romantische Gefilde hin zu Gustav Mahlers weichen Klanglandschaften, in die der Gesang der Violoncelli eingehüllt scheint. Auch andere Assoziationen tauchen auf. So wollen sich die Fagotte offensichtlich zum Frühlingsopfer Strawinskis aufmachen. Doch dann steigen unternehmungslustig die Violinen ähnlich wie in Prokofjews Peter und der Wolf aus einem Garten in die freie Welt heraus. Mit der Harfe kommt ein anderer Märchenstoff ins Spiel: Die Passage erinnert stark an Tschaikowskis Einsatz der Harfe in Dornröschen, wenn die Töne ein undurchdringlich scheinendes Dickicht von Pflanzen entstehen lassen. Möglicherweise hat Britten aber auch bei einem Zeitgenossen in Italien Anhörungsunterricht genommen. Die Hörner lassen ihre Signalrufe aus den Streichertremoli jedenfalls wie in Respighis Pinien von Rom hervortreten. Auch Klangschemen aus Tondichtungen von Richard Strauss tauchen auf, ehe Britten im Abschnitt der Posaunen und der Tuba im Zusammenspiel mit Holzbläsern wohl zum „Vater der modernen Instrumentierung“, Berlioz, zurückkehrt und an die Symphonie funèbre et triomphale des Franzosen erinnert. Wenn am Ende der Fuge das Purcell-Thema wie ein Hymnus aufsteigt, muss man unwillkürlich an ähnlich feierliche Situationen nach zuvor turbulenten Phasen in großen Orchesterstücken des amerikanischen Komponistenpioniers Charles Ives denken. Ob Britten allerdings solche Anspielungen an besondere Instrumentierungen und orchestrale Effekte bewusst eingebaut hat, lässt sich nicht sagen. Aber es lag Orchesterklang in vielen Stimmungen und Schwingungen in der Luft. Rainer Lepuschitz


LAHAV SHANI KARNEVAL DER TIERE

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Lahav Shanis Karriere begann 2013 mit dem ersten Preis des Gustav-MahlerDirigentenwettbewerbs in Bamberg. Seitdem hat er sich als eines der am meisten diskutierten Dirigier-Nachwuchstalente etabliert und hinterlässt mit seiner erstaunlichen Reife und seiner naturellen, instinktiven Musikalität einen starken Eindruck. Er gab ein sensationelles Debüt mit der Berliner Staatskapelle als Einspringer für Michael Gielen in Konzerten im Berliner Konzerthaus und in der Berliner Philharmonie. Neuerlich dirigierte er dieses Orchester in Aufführungen von Puccinis Oper La Bohème in der Berliner Staatsoper, 2017 sind weitere Konzerte in der Berliner Philharmonie geplant. Im Wiener Musikverein sprang Shani kurzfristig für Franz Welser-Möst als Dirigent der Wiener Philharmoniker ein, wobei er Bachs Konzert in d-moll vom Klavier aus und Mahlers Erste Symphonie dirigierte. Für diesen Auftritt erntete er von den Kritikern viel Lob und vom Publikum „standing ovations“. Lahav Shani feierte sein Wien-Debüt mit den Wiener Symphonikern im Jahr 2015 und hat seitdem mehrfach mit dem Orchester zusammengearbeitet. Unter anderem leitete er als Einspringer für Chefdirigent Philippe Jordan eine große Tournee durch Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz. 2016 wurde er zum Ersten Gastdirigenten der Wiener

Symphoniker ab der Saison 2017–18 ernannt. Shani dirigiert des Weiteren Orchester wie das Los Angeles Philharmonic, das Radio Filharmonisch Orkest, das Philharmonia Orchestra, die Tschechische Philharmonie, das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm, die Göteborger Symphoniker, das hr-Sinfonieorchester, das Gürzenich Orchester Köln, die Bamberger Symphoniker, das Orchestre Philharmonique de Radio France, das Hallé-Orchestra, das City of Birmingham Symphony und viele mehr. 2013 eröffnete er die Saison des Israel Philharmonic Orchestra – in einer Kritik in der israelischen Tageszeitung Globes stand zu lesen: „Dieses Konzert bleibt als atemberaubendes, vielleicht sogar historisches Ereignis in der Geschichte des Israel Philharmonic in Erinnerung.“ Beim Israel Philharmonic wirkte er vor mehreren Jahren schon als Assistent Zubin Mehtas, Solopianist und Kontrabassist. 1989 in Tel Aviv geboren, begann Shani mit sechs Jahren sein Klavierstudium mit Hannah Shalgi und studierte mit Prof. Arie Vardi an der Buchmann-Mehta Musikschule in Tel Aviv weiter. Danach absolvierte er sein Dirigierstudium mit Prof. Christian Ehwald und sein Klavierstudium mit Prof. Fabio Bidini an der Hochschule für Musik ‚Hanns Eisler‘ Berlin. In den vergangenen Jahren wurde er von Daniel Barenboim betreut.


WILLI WEITZEL

Reise mit einem Esel von Nazareth nach Bethlehem 12 Tage dauert. Als UNICEF-Pate macht sich Willi Weitzel für die UN-Kinderrechte stark. Er berichtete (u.a. für die Sternsinger) über die Lebensbedingungen von Kindern in Uganda, im Libanon, in Tansania, Bolivien und auf den Philippinen. Seit 2012 tourt Willi mit seiner Multivisionsshow Willis wilde Wege durch Deutschland und präsentiert seine Abenteuer. 2014 organisierte Willi eine Hilfsaktion für syrische Flüchtlingskinder und fuhr mit seinem Bruder einen LKW voller Hilfsgüter an die syrische Grenze. Für musikalische Produktionen hat sich Willi Weitzel immer wieder engagiert. So produzierte er mit dem Ambassade Orchester Wien eine Peter und der Wolf-CD und führte das Musikmärchen mehrfach (u.a. in der Oper Frankfurt) auf. Auch mit der „Willi-Version“ vom Nussknacker konnte er in der Frankfurter Oper nicht nur das junge Publikum begeistern. Als UN-Botschafter der Dekade „Artenvielfalt“ setzt sich Willi für den Artenschutz ein. Die Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern für diese CD ist auch dafür eine wunderbare Gelegenheit.

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KARNEVAL DER TIERE

Willi Weitzel stellt am allerliebsten Fragen und findet dabei spannende Dinge für Kinder heraus. Während seines Studiums war er als Reporter für Kinder für den Bayerischen Rundfunk im Einsatz. Er raste reportierend Bobbahnen hinunter, verfolgte eine Postkarte von einer Nordsee-Hallig bis in die bayerischen Alpen und ging der Frage nach, warum Nasebohren schön ist. Der Reporter wurde 2001 für das Fernsehen entdeckt und durch die Reportagereihe Will wills wissen (u.a. ARD, 3SAT, ARTE, KIKA) im deutschsprachigen Raum bekannt. In seinen Filmen vermittelte Willi Kindern die Welt. Die Themenauswahl ist vielfältig: „Wie macht der Künstler Kunst?“ „Wie ist das mit dem Tod?“ „Wie kommen die Babys auf die Welt?“ „Welcher Ton macht die Musik?“ Willi und seine Sendungen wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Mit seinem Kinofilm „Willi und die Wunder dieser Welt“, für den er in Kanada, Japan, Australien und Algerien drehte, lieferte er 2009 einen der erfolgreichsten deutschen KinderDokumentarfilme. Der Kinofilm weckte Willis Reiselust. Er wechselte vom rasenden zum reisenden Reporter. Auf einem Pferd ritt er durch die Wildnis Äthiopiens, er wanderte von München aus quer durch die Alpen nach Venedig und fand heraus, dass die


JULIA KOCIUBAN KARNEVAL DER TIERE

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Julia Kociuban wurde in Krakau geboren und begann im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. Sie graduierte an der Warschauer Universität für Musik Frederik Chopin und studiert gegenwärtig am Salzburger Mozarteum bei Professor Pavel Gililov. 2015 war sie die erste polnische Halbfinalistin beim Internationalen TschaikowskiWettbewerb. Im Februar 2016 gewann sie den 3. Preis beim Internationalen Mozart-Wettbewerb in Salzburg. Julia Kociuban konzertierte in Europa (u. a. im Münchner Herkulessaal, dem Wiener Konzerthaus, dem Konzerthaus Berlin und der Hamburger Laeiszhalle), Nordamerika und Asien. Sie trat bei den wichtigsten internationalen Festivals auf, darunter dem Internationalen Klavierfestival La Roque d’Antheron, dem Young Euro Classic Piano Festival, den Warschauer Beethoven-Osterfestspielen, dem Internationalem ChopinFestival und dem Kissinger Sommer. Julia Kociuban konzertiert sowohl als Solokünstlerin wie auch als Kammermusikerin und mit verschiedenen Orchestern (zuletzt dem NDRSinfonieorchester Hamburg und den Wiener Symphonikern). Sie hat mit Dirigenten wie Hans Graf, Neeme Järvi, Kristjan Järvi, Lahav Shani, Jerzy Maksymiuk, Tadeusz Wojciechowski, Marcin Nałęcz-Niesiołowski, Łukasz Borowicz und Marek Pijarowski

gearbeitet. Im März 2015 erschien ihr Debütalbum mit Kompositionen von Schumann, Chopin und Bacewicz, das von der Kritik als eines der spannendsten polnischen Klavierdebüts der jüngeren Vergangenheit gelobt wurde. Julia Kociubans Aufnahmen werden oft vom Polnischen Staatsradio und Fernsehen wie auch von BR-Klassik und dem französischen Radiosender France musique gesendet.


KARNEVAL DER TIERE

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JULIA KOCIUBAN


WIENER SYMPHONIKER KARNEVAL DER TIERE

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Die Wiener Symphoniker zählen zu den renommierten internationalen Spitzenorchestern und sind weltweit berühmt für ihre einzigartige Wiener Spieltradition. Die bewusste Pflege, Entwicklung und Vermittlung dieser traditionellen, im Lauf einer über 100-jährigen Geschichte gewachsenen, spezifisch wienerischen Klangkultur stellt einen Schwerpunkt der Arbeit des Orchesters dar. Seine 128 Mitglieder prädestinieren das Orchester dabei insbesondere für die hochromantische Konzertliteratur: Werke von Brahms, Bruckner, Mahler und Richard Strauss zählen daher zum Kernrepertoire der Wiener Symphoniker. Mit innovativen Projekten, außergewöhnlichen Programmen und Einspielungen auf dem eigenen Label haben sich die Wiener Symphoniker in den vergangenen Jahrzehnten zudem den Ruf eines der unternehmungslustigsten

und zukunftsträchtigsten Klangkörper Europas erarbeitet. Gegründet 1900 unter dem Namen Wiener Concertverein, prägten so herausragende Dirigentenpersönlichkeiten wie Bruno Walter, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Hans Knappertsbusch, Herbert von Karajan, Wolfgang Sawallisch, Carlo Maria Giulini, Gennadij Roshdestvenskij, Georges Prêtre, Rafael Frühbeck de Burgos, Vladimir Fedosejev und Fabio Luisi die Entwicklung der Klangkultur des Orchesters. Als regelmäßige Gastdirigenten feierten zudem Weltstars wie Leonard Bernstein, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Claudio Abbado, Carlos Kleiber oder Sergiu Celibidache viel beachtete Erfolge. Musikgeschichte schrieb das Orchester u. a. mit den Uraufführungen von heute so selbstverständlich im Repertoire verankerten Werken wie Anton Bruckners Neunter Symphonie,


WIENER SYMPHONIKER

weitaus größten Teil des symphonischen Lebens der Musikstadt Wien. Als offizieller Kulturbotschafter der Stadt Wien gastieren sie zudem regelmäßig in den wichtigsten internationalen Musikzentren. Seit Anbeginn im Jahre 1946 sind die Wiener Symphoniker jeden Sommer das Orchestra in Residence der Bregenzer Festspiele. Dort treten sie nicht nur als Opernorchester beim Spiel am See auf der weltgrößten Seebühne und bei der Oper im Festspielhaus in Erscheinung, sondern bereichern das Programm des Festivals mit mehreren Konzerten. Seit 2006 wirken die Wiener Symphoniker regelmäßig bei Opernproduktionen im Theater an der Wien mit. Zahlreiche Einspielungen, die seit 2012 auch auf dem orchestereigenen Label erscheinen, runden das Profil des geschichtsträchtigen Klangkörpers ab.

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KARNEVAL DER TIERE

Arnold Schönbergs Gurre-Liedern, Maurice Ravels Konzert für die linke Hand und Franz Schmidts Das Buch mit sieben Siegeln. Mit dem Antritt von Philippe Jordan zur Spielzeit 2014–15 als erstem direkt von den Musikerinnen und Musikern gewählten Chefdirigenten begann das bislang jüngste Kapitel in der Geschichte der Wiener Symphoniker. Ein besonderer Fokus liegt seitdem auf der intensiven Beschäftigung mit saisonalen Schwerpunktkomponisten sowie zeitgenössischer und alter Musik. Andere Neuerungen sind die Bestellung jährlich wechselnder Artists in Residence sowie die Intensivierung der Aktivitäten in der Musikvermittlung. Als Wiener Konzertorchester mit eigenen Zyklen sowohl im Musikverein Wien als auch dem Wiener Konzerthaus spielen die Wiener Symphoniker über 150 Konzert- und Opernauftritte und verantworten so den


KLASSIKER AUS WIEN GUSTAV MAHLER Symphony No. 1 in D major Symphonie Nr. 1 D-Dur

JOHANNES BRAHMS Symphony No. 1 in c minor op. 68 Symphonie Nr. 1 c-moll op. 68

ANTON BRUCKNER Symphony No. 2 in c minor Symphonie Nr. 2 in c-moll

JOHANN STRAUSS Overtures, Polkas and Waltzes Ouvertüren, Polkas und Walzer

WS 001 STEREO, ERHÄLTLICH AUF CD UND VINYL

WS 002, HISTORISCHE AUFNAHME 1952, ERHÄLTLICH AUF CD

WS 004 STEREO, HISTORISCHE AUFNAHME 1974, ERHÄLTLICH AUF CD

WS 005 STEREO, LIVE AUFNAHME, ERHÄLTLICH AUF CD

PJOTR ILJICH TCHAIKOVSKY Symphony No. 6 in b minor op. 74 Symphonie Nr. 6 h-moll op. 74

GUSTAV MAHLER The Song of the Earth Das Lied von der Erde

ANTONÍN DVOŘÁK Symphony No. 9 e-minor op. 95 Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95

FRANZ SCHUBERT Symphonie Nr. 7 & 8 Symphony Nr. 7 & 8

WS 006 STEREO, LIVE AUFNAHME, ERHÄLTLICH AUF CD

WS 007, HISTORISCHE AUFNAHME 1967, ERHÄLTLICH AUF CD

WS 008, HISTORISCHE AUFNAHME 1958, ERHÄLTLICH AUF CD

WS 009 STEREO, LIVE AUFNAHME ERHÄLTLICH AUF CD


Der Karneval der Tiere: Wiener Konzerthaus 7. Dezember 2015

Aufnahme Texte Willi Weitzel: Frank Casaretto

The Young Person’s Guide to the Orchestra: Musikverein Wien 14. März 2016

Regie: Jörg Schur

Texte Willi Weitzel: 7. Juli 2016 Aufnahmeleitung und Tonmeister: Georg Burdicek Postproduktion und Mastering: tonzauber – Studio im Wiener Konzerthaus

WS 010 π 2015, 2016 © 2016

Wiener Symphoniker, Wien www.wienersymphoniker.at Made in Austria.

Ausführende Produzenten: Christian Schulz Johannes Neubert Booklet-Text: Rainer Lepuschitz Redaktion: Quirin Gerstenecker Design: Studio Es

29322

Diese CD wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung von: Thomas Angermair, Dr. Dieter & Irene Eschberger, Heidi Ködermann, Alexander Maas, Prof. Franz Mrkvicka, Musikagentur Buchmann & Kaspar, Johannes Neubert. Die Wiener Symphoniker danken der Stadt Wien und der Republik Österreich für die großzügige finanzielle Unterstützung.



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