3 minute read

… but the feeling of being free

Next Article
Sommerträume

Sommerträume

Der »Godfather of Punk« kommt: Iggy Pop, Legende und Vorbild für jede Punkband aus Vergangenheit und Gegenwart beehrt das Wiener Konzerthaus!

VON RAINER KRISPEL

Iggy Pop aka James Osterberg, im April dieses Jahres 75 Jahre alt, ist ein Titan der Popkultur – weit mehr als der prototypische »Last Wild Man Standing« des Rock’n’Roll und Punk.

Mit den 1967 gegründeten Stooges und den kongenialen Brüdern Ron und Scott Asheton schuf Iggy Pop die Blaupause einer vermeintlich primitiven, hocheffektiven, so gefährlich-sinnlichen wie subversiven Musik. Nach deren vier Alben – »Raw Power« 1973 schon als Iggy & The Stooges veröffentlicht – etablierte sich der Sänger mit »The Idiot« und »Lust For Life« (beide 1975) als Solo- Künstler. An seiner Seite war Freund und Produzent David Bowie. Ihre gemeinsame Berliner Zeit der 1970er- Jahre bildete den Stoff für Legenden: Nicht umsonst war Bowies Ziggy (Stardust) eine phonetische Paraphrase auf Iggy. Iggy Pops entgrenztes, mitreißendes Bühnengebaren, seine raumfüllende Stage-Persona war von Jim Morrison (The Doors) beeinflusst, den er als definitionsmächtige Versinnbildlichung des leidenschaftlichen Wilden in der Rockmusik längst abgelöst hat.

Iggy Pop: der Godfather of Punk

© Pob Baker Ashton

Fluch und Segen des James Osterberg, der mit der Adaption des 1958 geschriebenen Songs »Real Wild Child (Wild One)« von seinem kommerziell lange Zeit erfolgreichsten Album »Blah-Blah-Blah« (1986) dieses Image lustvoll-dialektisch ausgefüllt und auf die Spitze getrieben hat: Auch im Privaten entsprach Iggy Pop immer wieder den Erwartungen an einen Lifestyle in Sachen Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Das kann dazu führen, die Tiefe, Seele und Bandbreite der Kunst des Iggy Pop zu übersehen.

Begonnen hat er als Drummer der Iguanas – von denen sich sein Pseudonym ableitet. Später studierte er mit The Prime Movers den Blues: Fundament und Quelle seiner Musik, der es immer wieder um künstlerische Relevanz jenseits aller Iggy-Klischees geht. Daraus speisen sich ein übersehenes Meisterwerk wie »American Caesar« (1993) und seine »anderen« Alben wie »Zombie Birdhouse« (1982), »Préliminaires« (2009, samt Houellebecq-Vertonung) oder »Free«, 2019 erschienen.

Mit dessen Material und Besetzung ist der legendäre Frontmann nach 2013 nun endlich wieder in Wien zu erleben. Hatte Iggy Pop mit der Stooges-Reunion und dem meisterlichen Rock von »Post Pop Depression« (2016) nicht nur für sich sprichwörtliche Kreise geschlossen und sich »von lebenslanger Unsicherheit befreit« (*), so ist »Free« ein später, triumphaler Aufbruch. Angestoßen durch Lyrik von Lou Reed und Dylan Thomas schuf Iggy Pop mit Trompeter und Produzent Leron Thomas & Co. einmal mehr eine dynamische Musik. Diese vermag jenseits aller Altersmilde – im Gegenteil! – auf ihre Art ebenso zu »rocken« und unter die Haut zu gehen wie seine Klassiker.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Do, 07/07/22, 19.30 Uhr · Großer Saal

Iggy Pop: Gesang; Leron Thomas: Trompete; Sarah Lipstate: E-Gitarre; Greg Fauque: E-Gitarre; Florian Pellissier: Keyboards; Tibo Brandalise: Schlagzeug; Kenny Ruby: E-Bass

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/59469

This article is from: