Wien Museum „Klima wandelt Wien“

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Astrid Göttche

Klima wandelt Wien

Klima wandelt Wien

Rück- und Ausblicke

auf unser Stadtleben

Astrid Göttche und Hans-Peter Hutter

Pflanzen an der Wand: Die vielen Gesichter grüner Fassaden

Fassadenbegrünungen gab es fallweise schon vor 100 Jahren –allerdings aus ästhetischen Gründen. Heute sind sie effiziente Mittel gegen den sogenannten Wärmeinseleffekt im städtischen Bereich.

Sie sind ein Blickfang, selbst wenn es immer mehr von ihnen gibt: Häuser mit grünem Umhang. Ob Boutiquehotel, Wohn- oder Bürogebäude, die grüne Fassadenbekleidung von Häusern in Wien nimmt zu. Jene des Bürogebäudes der MA 48 in Wien-Margareten ist seit 2010 stadtbekannt. Um die 17.000 Pflanzen ziehen sich wie ein Teppich über sechs Geschoße des Gebäudes. Eine solche Pflanzenpracht an einem Gebäude gab es in früheren Zeiten nicht. Zwar reicht die Geschichte von Fassadenbegrünungen bis in die Antike zurück, wodurch Pflanzen an Gebäuden eine lange Tradition haben –aber nicht in solch großem Stil, und schon gar nicht in Wien.

Und doch! Wer 1898/99 an der Linken Wienzeile 40 die Bauarbeiten verfolgte, der staunte nicht schlecht, als ein Haus entstand, das einen Blütenvorhang als Fassade erhielt. Bauherr und Planer des als Majolikahaus bekannten Wohn- und Geschäftsgebäudes war Otto Wagner, in jener Zeit einer der renommiertesten Architekten der Monarchie. Insgesamt drei benachbarte Liegenschaften sicherte sich Wagner im Baugebiet entlang der 1898/99 eröffneten Wientallinie der Stadtbahn. Neben dem Bauplatz an der Linken Wienzeile 40 waren es das Grundstück an der Linken Wienzeile 38/Ecke Köstlergasse 1 und der Baugrund in der Köstlergasse 3. Auf diesen drei Liegenschaften verwirklichte Wagner auf eigene Kosten seine Vorstellungen von modernen Zinshäusern. Das Majolikahaus erreichte unter den drei Bauten bald eine Sonderstellung. Dabei begrünte Wagner das Haus nicht mit echten Pflanzen. Dennoch zeigte seine Fassadengestaltung

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