ISSN 18695205
Ausstellung Neunte Kunst – Cartooning for Peace Ausstellung Thomas Wrede – Kunsthalle Barmen Porträt Mark Sieczkarek – Choreograf, Tänzer, Künstler Musik Zehn Jahre Klangart im Skulpturenpark Reisebericht Wuppertal, Tunis, Tabarka und zurück
0 3 / 2 018 Juli - S e p t e m b e r / 5. 8 0 €
18, 19 Uhr 27. Juli 20 efizkonzert Lions-Ben
singen“ „Ohrwurm nbeck hof Lünte im Schloss
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Editorial Sichtweisen auf gesellschaftliche Veränderungen außerhalb Deutschlands sind mittlerweile atemberaubenden Änderungen unterzogen. Unser Verein Tabarka e.V. ist unmittelbar nach der Arabellion 2011 entstanden. Tunesien war einer der Hoffnungsträger der Europa nachbarschaftlich verbundenen nordafrikanischen Staaten. Wir haben uns damals von der Euphorie und Aufbruchsstimmung vor allem der jungen Menschen anstecken lassen. Unser Ziel war dabei, zivilgesellschaftliches Engagement hin zu einer lebendigen Demokratie zu stärken und dies durch vielfältige Kontakte und Projekte in Nordtunesien zu fördern. Wir verstanden uns als Teil eines global verantwortlichen Europas mit Werten, die stark humanistisch orientiert waren. Kultureller Austausch war und ist uns dabei ein wichtiges Anliegen. 2011 war das Interesse an unserer Arbeit und den Menschen in Tunesien riesengroß. Davon ist nichts mehr zu spüren. Eine Kultur der Angst, der Abschottung und des Ressentiments hat sich breitgemacht und bestimmt zunehmend auch unseren gesellschaftlichen Diskurs, den Blick auf Nordafrika und die dort lebenden Menschen. Aus dem Blick gerät dabei, dass Verständnis, Respekt und Freude am Miteinander nur durch gemeinsame Erfahrungen vermittelt werden können. Deswegen sind wir im Mai diesen Jahres wieder nach Tunis und Tabarka gereist. Um uns mit Freunden zu treffen, neue Projekte zu diskutieren und uns ein aktuelles Bild der Situation vor Ort zu machen. Einen Bericht über unsere Reise und die dort entstandenen Eindrücke gibt es in diesem Heft ab Seite 58. Und natürlich geht es in Tabarka immer um die Frage, wie Wuppertal mit seiner wunderbaren Jazzmusik-Szene mithelfen kann, das legendäre Tabarka Jazz Festival wieder zu einem vitalen Ort werden zu lassen. Die Rahmenbedingungen sind dabei klar: Es geht wie in Wuppertal nur mit viel Engagement und Leidenschaft, weil finanzielle Mittel in dieser armen Region wenig zur Verfügung stehen. Unser Traum wäre es, im nächsten Jahr über ein konkretes Konzert mit Wuppertaler Beteiligung im neu errichteten Amphitheater berichten zu können. Die Ausstellung „Cartooning for Peace“ präsentiert im Zentrum für verfolgte Künste Künstlerinnen und Künstler
der sogenannten „Neunten Kunst“, die als Karikaturisten einen eigenständigen Blick auf die aktuelle politische Situation werfen. In diesem internationalen Netzwerk sind auch viele Künstlerinnen und Künstler aus Nordafrika oder dem Nahen Osten vertreten. Die Tunesierin Nadia Khiari hat beispielsweise zeitgleich mit der letzten Rede von Diktator Ben Ali die Kunstfigur „Willy from Tunis“ geschaffen. Im deutschen Fokus stehen diese Arbeiten bisher nicht. Insoweit bin ich sehr gespannt auf die Ausstellung in Solingen, die ebenfalls in diesem Heft präsentiert wird. Und natürlich bietet auch das zehnjährige Jubiläum von Klangart die Chance, sich durch die Musik Afrikas bereichern zu lassen. Kouyate, Bekkas, Kühn, Husband mit „Crossroads 3000“ sind aus meiner Sicht ein Muss! Zudem habe ich die phantastische Fatoumata Diawara, die ich hoffentlich zum dritten Mal live erleben werde, erstmals 2012 im Skulpturenpark gesehen. Damals in Begleitung einer Delegation aus Tabarka, die am Ende des Konzertes gemeinsam mit uns zu der Musik dieser phantastischen Performerin tanzte. Und vielleicht sollte in diesen hysterischen und häufig auch niveaulosen Zeiten Zuversicht geben, dass Kunst und Kultur die Kraft entwickeln können, gemeinsam über Grenzen hinweg das Miteinander zu entdecken und daraus Zuversicht zu gewinnen. Viel Spaß bei der anregenden Lektüre. Dietmar Bell
Inhalt 4 Cartoonausstellung im Zentrum für verfolgte Künste
Neunte Kunst – Cartooning for Peace Thomas Wrede in der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen
Sceneries - Wahrheit und Erfindung Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris
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Im Botanischen Garten Wuppertal
8. Skulpturenprojekt Hardt Bildende Künstlerinnen der GEDOK Wuppertal in der Reihe „Kunst in der Sparkasse“
Kreise schließen
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Der Choreograf, Tänzer und Künstler Mark Sieczkarek und seine menschlich-künstlerische Aura
Was Tanz alles sein kann
Bohuslav Martin s „Julietta“ und Francesca Caccinis „Liberazione“ im Wuppertaler Opernhaus
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Experimentelles und Anspruchsvolles Partita Radicale meldet sich nach zwei Jahren Konzertpause mit neuem Projekt zurück
Entschleunigung für die Ohren
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Zehn Jahre Klangart im Skulpturenpark Waldfrieden
Die Kunst zum Klingen bringen
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Bei „Licht im Raum“ führt die zweite Generation das kreative Lebenswerk von Johannes Dinnebier fort
Lichtdesign ohne Schnickschnack und Schnörkel In vier bergischen Städten
Viertelklang
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Eindrücke aus einem kulturell spannenden Land
Wuppertal, Tunis, Tabarka und zurück – gegen den Strom
Neue Kunstbücher vorgestellt von Thomas Hirsch
Architektur von verschiedenen Seiten
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Paragrafenreiter
Kann ich nur mit Erbsenzählerei Steuern sparen? Ausstellungen, Bühne, Musik, Literatur, Kino
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Kulturtipps Verkaufsstellen
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Impressum
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Agim Sulaj verbindet klassische Zeichenstile mit dem politischen Cartoon, Karikatur: Agim Sulaj
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Die Ausstellung vereint Karikaturisten aus der ganzen Welt. Zu sehen sind u.a. Werke des Kubaners Aristides Hernandez „Ares“.
Neunte Kunst – Cartooning for Peace Cartoonausstellung im Zentrum für verfolgte Künste Im Anschluss an die umstrittenen Mohammed-Karikaturen im Jahr 2005 haben sich Kofi Annan, damals Generalsekretär der Vereinten Nationen, und Jean Plantureux, genannt „Plantu“, Journalist und Karikaturist der großen französischen Zeitung „Le Monde“, im UN-Hauptquartier in New York getroffen und mit zwölf renommierten internationalen Karikaturisten ein Symposium mit dem Titel „Unschuldige Intoleranz“ veranstaltet. Aus diesem Kolloquium ist die Initiative „Cartooning for Peace“ hervorgegan-
gen, um ein besseres Verständnis und einen gegenseitigen Respekt zwischen den Bevölkerungsgruppen verschiedener Glaubensrichtungen oder Kulturen zu fördern - und das mit der Bildsprache der Karikatur, die jeder verstehen kann. 2008 wurde der französische Verein „Cartooning for Peace“ gegründet. Der Verein ist heute ein Netzwerk von mehr als 1202 Karikaturistinnen und Karikaturisten verschiedener geografischer, religiöser oder politischer Herkunft. 5
Der Karikaturist Talal Nayer ist Co-Kurator der Ausstellung „Neunte Kunst - Cartooning for Peace“.
Die Themen, die der Verband innerhalb der Ausstellungen bevorzugt, sind Meinungsfreiheit, Menschenrechte, bewaffnete Konflikte, Klimabedrohungen, Nord-Süd-Disparitäten, aber auch Zensur und Tabus. In der Ausstellung Alle sind Migranten haben die Pariser Expertinnen und Experten von „Cartooning for Peace“ 60 international tätige Cartoonistinnen und Cartoonisten vereint, die den Lebens- und Leidensweg von Flüchtlingen schildern. Warum verlassen die Menschen ihre Heimat? Was heißt es, im Exil zu leben? Warum haben wir oft Angst vor den anderen? Hochaktuelle, ernste und tragische Fragen, die man manchmal nur mit Humor ertragen kann. Diese Ausstellung hat das Zentrum für verfolgte Künste in die deutsche Sprache übertragen und erweitert. So wird in Solingen auch verfolgten Karikaturistinnen und Karikaturisten ein Forum gegeben. Tala Nayer, der in Deutschland als Flüchtling Schutz gefunden hat und 6
Präsident des Sudanesischen Karikaturistenverbandes ist, stellt erstmals in einem Museum aus und ist als Co-Kurator der Ausstellung verantwortlich für eine Präsentation von über hundert aktuellen Karikaturen anderer Cartoonistinnen und Cartoonisten.
Verfolgung, Vertreibung, Flucht Seit seiner Gründung arbeitet das Zentrum für verfolgte Künste mit dem 1954 in Lüttich geborenen und heute in Jerusalem lebenden Künstler Michel Kichka zusammen, der der Gruppe „Cartooning for Peace“ angehört. Kichka ist im französischen Sprachraum und in Israel für seine pointierten Karikaturen berühmt. In Deutschland erschien bis jetzt nur seine autobiografische Graphic Novel „Zweite Generation“, in der er schildert, wie der jüdische Vater Henri deportiert und interniert wird und wie er später unbewusst seine Traumatisierung auf die Kinder überträgt, so wie damals die Nazis ihm die Jugend und das weitere Leben zerstörten. Die Graphic Novel zeigt aber auch, welche Kraft der
Constantin Sunnerbergs Werke, hier „Lighthouse“, können den Betrachter zum Lachen und zum Weinen bringen. Karikatur: Constantin Sunnerberg
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US-Präsident Trump und dessen Politik ist immer wieder Thema in Karikaturen, so auch in dem Werk des Belgiers Luc Descheemaeker.
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Cartoon haben kann, wie Vater und Sohn erst durch diese Kunst miteinander sprechen konnten. Die Originalzeichnungen dieser ihrer Geschichte waren Bestandteil der Eröffnungsausstellung des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen sowie bei Ausstellungen des Zentrums in Berlin und Krakau. Delfina Ja owik, Kuratorin vom Museum für zeitgenössische Kunst in Krakau (MOCAK), und Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künste, wollten im Nachklang der Ausstellungen 2016 ein Interview für die didaktische Arbeit in den Museen zwischen dem Vater Henri Kichka, der Zeichner war, und dem ebenfalls zeichnenden Sohn Michel Kichka in Brüssel aufnehmen. Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der im März 2018 in Brüssel uraufgeführt wurde und inzwischen durch eine Präsentation im UNO Hauptquartier in New York höchste Weihen erfuhr. Michel Kichka, Jean „Plantu“ Plantureux und „Cartooning for Peace“ sind Bestandteil des Films. Angetan von der Idee des Zentrums für verfolgte Künste bot „Plantu“ seine Unterstützung für die Ausstellung an. So zeigt das Zentrum für verfolgte Künste in diesem Sommer parallel zu den Filmpremieren die Ausstellung „Neunte Kunst - Cartooning for Peace“. Wie ein Satellit umkreist der Dokumentarfilm „Kichka. Life is a Cartoon“ die Solinger Ausstellung. Zu Beginn und am Ende der Ausstellung zeigt das COBRA Kulturzentrum in Solingen den Film. Am 6. September 2018 findet in Paris im Marais in Kooperation mit dem Mémorial de la Shoah und der Heinrich-Böll-Stiftung die französische Premiere statt. Der Film ist ein eigenständiges Kunstwerk und ein weltweiter Botschafter der in Nordrhein-Westfalen beheimateten Institution Zentrum für verfolgte Künste. Es ist Zeit, dass sich Kunstmuseen dem spannenden, komplexen und hochaktuellem Thema Cartoon widmen. Wir lieben es, Kategorien zu bilden, abzugrenzen. Zwischen E(rnst) und U(nterhaltung) klafft oft eine gewaltige Lücke. In dieser sind Karikatur, Cartoon, Comic und Graphic Novel verschwunden. Das sollte sich ändern. Die Einladungskarte zur Eröffnungsausstellung des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen im Jahr 2015 zierte eine Zeichnung des Cartoonisten Michel Kichka. Für viele war eine Karikatur an dieser Stelle ärgerlich, es gab sogar Protest, Argument: Cartoons sind doch was für Kinder. Dabei sind die Grenzen zwischen Karikaturen, Graphic Novel, Cartoons, Comics, Illustrationen und der bildenden Kunst fließend. Eine Grenze zwischen E und U existiert in dieser Kunstgattung nicht.
In der Sammlung der Bürgerstiftung im Zentrum für verfolgte Künste gibt es eine Vielzahl von Werken aus den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, die hierfür beispielhaft sind. George Grosz illustrierte Bücher von Ernst Toller und schuf Publikationen, die ausschließlich aus betitelten Zeichnungen, sprich Karikaturen bestanden. Georg Netzband verdiente sich ein Zubrot, indem er bis 1944 Bücher verfasste und reich illustrierte. Otto Pankok konnte trotz seiner Nichtaufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste, also eines Berufsverbots durch die Hintertür, in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in Zeitungen Karikaturen veröffentlichen. Mit viel Fingerspitzengefühl und Hintersinn offenbarte Pankok die Brutalität des Regimes. Wer jedoch durch die Macht verblendet war, verstand die Kritik nicht. Gemeinsam mit Michel Kichka, Plantu und Talal Nayer stellt das Zentrum für verfolgte Künste einen Schatz von Karikaturen, Illustrationen und Cartoons aus. Mit über 200 Arbeiten weltweit aktiver Zeichnerinnen und Zeichner reflektieren die Ausstellungen „Neunte Kunst“ und „Cartooning for Peace“ die Neunte Kunst. Die Ausstellung will jedoch keinesfalls polarisieren, nicht alte Konflikte fortsetzten. Sie folgt der Philosophie des Israelis Kichka, der die Gegenwart zwar scharf seziert, dabei aber nie beleidigend wird und so von allen Seiten akzeptiert werden kann. Jürgen Kaumkötter und Rolf Jessewitsch
Neunte Kunst – Cartooning for Peace Karikaturen zu Flucht, Vertreibung und Menschenrechten bis zum 16. September 2018 Zentrum für verfolgte Künste (im Kunstmuseum Solingen) Wuppertaler Straße 160, 42653 Solingen www.verfolgte-kuenste.de
Dokumentarfilm
Kichka. Life is a Cartoon 1. Juli, 11 Uhr 16. September, 17 Uhr im COBRA Kulturzentrum in Solingen Merscheider Straße 77-79, 42699 Solingen Eintritt: 7€ / erm. 6€ 9
Sceneries - Wahrheit und Erfindung Thomas Wrede in der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen
10 Thomas Wrede, The luminous Screen, 2015, 140 x 190 cm Aus der Serie: Real Landscapes, Š VG Bild-Kunst, Bonn 2018
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Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchellen, 1997, 80 x 95 cm, aus der Serie: Magic Worlds, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Der Fotograf Thomas Wrede reflektiert in seinen Arbeiten das Verhältnis von Fiktion und Realität. Seine faszinierenden Fotos sind zurzeit in der Von der Heydt-Kunsthalle zu sehen. Im Interview erklärt er, warum die Wirklichkeit eine Frage der Perspektive ist und warum man seinen Bilder nicht trauen kann. Was fasziniert Sie daran, Ihre Bilder an der Grenze zwischen Realität und Fiktion anzusiedeln? Ich finde es sehr spannend, mich mit den grundlegenden Fragen der Fotografie auseinanderzusetzen. Fast jede Fotografie bewegt sich zwischen den Polen von Realität und Fiktion, von Wahrheit und Erfindung. Die Dokumentarfotografie versucht, ein Spiegel der Wirklichkeit zu sein, und ein inszeniertes Bild kann einen neuen, subjektiven Kosmos eröffnen. Die Grenzen dazwischen sind fließend. Und auch meine unter12
schiedlichen Werkgruppen stehen mal mehr auf der einen Seite oder auf der anderen Seite. Die „Magic Worlds“ zeigen scheinbar eine Dokumentation über künstliche Landschaften in deutschen Freizeitparks. Doch welche Realität spiegeln diese analogen Aufnahmen wider? Dem gegenüber steht die Werkgruppe der „Real Landscapes“, wo in die reale Landschaft kleine Häuser und Bäumchen von der Modelleisenbahn gesetzt werden. Doch eigentlich zeigen diese inszenierten Bilder eine wirkliche Landschaft mit einem Spielzeug, nur die Proportionen werden durch das kleine Modell verschoben. Das eigentliche Bild entsteht im Kopf des Betrachters. Eine Pfütze wird zum See, ein Sandhaufen wird zum Berg. Es sind keine digitalen Montagen, sondern aufwendige Landschaftsfotografien, welche mit einer analogen Fachkamera aufgenommen worden sind. Von daher kann man sich die Frage stellen, welche Serie zeigt nun die
Thomas Wrede, Liegende und Spielende, 2004, 120 x 150 cm, aus der Serie: Am Meer, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Realität, welche ist Fiktion? Das Schwarzwaldhaus mit der Freiheitsstatue in der Lüneburger Heide aus der Serie der „Magic Worlds“ oder die Pfütze mit dem Modellhäuschen am Nordseestrand? Welche Rolle spielt für Sie die Natur? Warum reizt es Sie, darin einzugreifen, sie zu inszenieren? Die Natur ist für den Menschen von elementarer Bedeutung. Das zeigt sich auch in vielen Bildern, Gemälden und anderen Medien. In den meisten meiner Fotografien kommt die Natur nicht in ihrer reinen Form vor, sondern in einer medialen Darstellung: Landschaftstapeten in deutschen Wohnungen, Plastiklandschaften in Themenparks oder kleine Modellbäumchen in ihrer Originalverpackung. Diese Realität ist somit schon eine große Inszenierung. Ich verarbeite in meinen Fotografien Bilder und Vorstellungen, die wir mit
der Natur bzw. mit einer schönen Landschaft verbinden. Damit sind meine Fotografien Bilder über Bilder und von Bildern. Ich möchte es jedoch nicht bei einer dokumentarischen Bestandsaufnahme belassen, sondern suche auch einen subjektiven Zugang, um eigene Bilder zu schaffen. In meinen „Real Landscapes“ nehme ich die Landschaft als Bühne für meine kleinen Modelle. Die Motive bewegen sich zwischen Idylle und Katastrophe. Ich greife Klischees und Bilder auf, die ich in der Realität und in ihrer Klarheit kaum vorfinden kann. Ich greife nicht in die Landschaft ein, indem ich Erdhaufen verschiebe oder neue Täler forme. Ich suche lange einen passenden und assoziationsreichen Ort, um dann diesem Landschaftsausschnitt ein kleines Modell hinzuzufügen und die Szene aus der richtigen Perspektive zu fotografieren. 13
Thomas Wrede, Ohne Titel (Rollen), 1992, 45 x 70 cm, aus der Serie: Samsø, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Auch in der Werkgruppe „Samsö“ (1996), die auf einer Deponie für alte Plastikfolien auf der gleichnamigen, dänischen Insel entstanden ist, habe ich nicht eingegriffen. Der Eingriff in die Landschaft fand lange vor mir statt. Ich habe mich mit meiner Kamera so positioniert, dass spannungsreiche und vielschichtige Bilder in einer Landschaft entstanden sind, die durch und durch mit Plastik zugemüllt war. Durch Wind und Regen kamen die leicht verrotteten Plastikbahnen wieder zum Vorschein. Die Polyäthylen-Folien hatten sich mit der Landschaft verbunden und blieben trotzdem ein schleimiger oder bröseliger Fremdkörper in einer weiten Wiesenlandschaft. Arbeiten Sie immer in Serien? Warum? Auch wenn die einzelnen Aufnahmen für sich stehen, erschließt sich ein Thema selten in einem einzigen Bild. Eine Serie lässt die 14
verschiedenen Facetten eines Themas aufleuchten, und die einzelnen Bilder treten in Spannung zueinander. Allerdings sind die meisten meiner Arbeiten in Werkgruppen zu sehen, die mehr das Einzelbild betonen und eine größere individuelle Gestaltung der Motive ermöglichen. Arbeiten Sie parallel an verschiedenen Bildserien? Wann ist eine Serie für Sie abgeschlossen? Ich arbeite fast immer an mehreren Projekten gleichzeitig, da ich zum Beispiel bei den „Real Landscapes“ lange auf das richtige Licht und auf die passende Wettersituation warte. Wenn eine Aufnahme von einer Winterlandschaft nicht gelungen ist, muss ich auf den nächsten Winter warten. Und wenn dann kein Schnee fällt, kann es lange dauern, bis die Aufnahme abgeschlossen ist. Die Werkgruppen sind beendet, wenn das Thema erschöpfend behandelt worden ist. Es kann aber auch vor-
siert mich in der Fotografie, dass sie behauptet, die Wirklichkeit zu dokumentieren und zugleich bildgebend und inszeniert zu sein. An welchem Projekt/welcher Serie arbeiten Sie momentan? Seit über zehn Jahren arbeite ich an den „Real Landscapes“. Am Anfang waren die Aufbauten und Modelle relativ einfach und überschaubar. Ein kleiner Plastikbaum oder ein paar Modellautos konnte ich in der Tasche mitnehmen und an einem Felsen oder am Strand platzieren. Da ich mit einer analogen Fachkamera arbeitete und lange für das Finden guter Locations brauche, ist an ein schnelles Arbeiten kaum zu denken. Somit entstehen nur zwei bis drei Bilder im Jahr. Die letzten Aufnahmen sind mit Hunderten von Modellhäusern sehr zeitintensiv und aufwendig gewesen. Über Jahre habe ich gebrauchte Modelle erworben und mit einem kleinen Team überarbeitet. Ich denke, dass ich nun zum Schlusspunkt komme. Parallel bin ich schon durch die Welt gereist, um Skizzen für neue Projekte und erste Aufnahmen zu machen. Über konkrete Ideen möchte ich jedoch noch nicht sprechen. Schön wäre es, wenn nun „spontanere“ Bilder möglich wären.
Thomas Wrede, Die Vögel stehen in der Luft und schreien Nr. 1, 1996, 235 x 140 cm, aus der Serie: Die Vögel stehen in der Luft und schreien, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
kommen, dass ich eine Serie wieder aufgreife, weil es neue Aspekte oder technische Neuerungen gibt. So dachte ich, dass ich die analoge Schwarz-Weiß-Serie „Die Vögel stehen in der Luft und schreien“ in den 90er-Jahren abgeschlossen hatte. Diese Serie zeigt Staubdrücke von Vögeln, die durch deren Aufprall auf Fensterscheiben entstanden sind (Vogelschlag). Doch durch die digitale Montage unterschiedlicher Schärfeebenen ergeben sich nun ganz neue bildnerische Möglichkeiten, die ganz im Sinne dieser Serie sind.
Warum nennt sich die Ausstellung „Sceneries“? Im Englischen beinhaltet der Begriff genau meine beiden thematischen Pole: Landschaft und Inszenierung. Unter „natural sceneries“ versteht man schöne Landschaften. Wenn man „sceneries“ unter der Kategorie Bilder googelt, erhält man die wunderbarsten und kitschigsten Landschaftsbilder, sowohl gemalt als auch fotografiert mit intensiver digitaler Bearbeitung. Man spricht aber auch im Theater von „sceneries“ bzw. von „theatre sceneries“ und meint damit Bühnen- und Kulissenbilder. Und damit sind wir wieder am Ausgangpunkt von unserem Gespräch: Fotografie als Spiegel einer inszenierten Wirklichkeit und als eine wahre Inszenierung. Marion Meyer
Thomas Wrede Sie haben Malerei studiert, sich dann aber für die Fotografie als Medium entschieden – warum? In meinem Studium habe ich eigene und fremde Fotografien als Vorlage und Inspiration für meine Malerei genommen. Mit der Zeit fand ich meine Fotografien spannend genug und musste sie nicht mehr in Malerei umsetzen. Nach wie vor interes-
Sceneries
27. Mai bis 26. August 2018 Von der Heydt-Kunsthalle Geschwister Scholl Platz 4-6 42275 Wuppertal-Barmen Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr 15
Paula Modersohn-Becker, Mädchenbildnis, 1905, Von der Heydt-Museum Wuppertal
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Paula Modersohn-Becker, Alte Armenhäuslerin, um 1905, Von der Heydt-Museum Wuppertal
Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris Das Von der Heydt-Museum zeigt vom 9. September 2018 bis 6. Januar 2019 eine Ausstellung über die jung verstorbene Künstlerin und legt den Fokus auf ihre Zeit in der Künstlermetropole Paris. Die Beharrlichkeit, mit der die junge Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) Anfang des 20. Jahrhunderts in einer fast ausnahmslos männlich dominierten Kunstwelt ihre Ziele verfolgte, fasziniert auch heute noch. Selbstbewusst und selbstgewiss, unabhängig vom Urteil ihrer Lehrer, Malerkollegen und Kritiker gelang es ihr, etwas wirklich Neues in der Malerei zu schaffen. Ihr in nur wenigen Jahren entstandenes Œuvre weist sie als Vorläuferin des Expressionismus aus. Nach ersten Studienjahren in Berlin suchte die junge Malerin bereits 1898 Anschluss an die gera-
de berühmt gewordene Künstlerkolonie Worpswede in der Nähe von Bremen. Fritz Mackensen wurde ihr Lehrer, der um einiges ältere Otto Modersohn ihr Mann. Beide waren angesehene Künstler, doch auch Paula Becker gelang es bald schon, mit ihrer ganz individuellen, eigenartigen Malerei Beachtung zu finden. Akzeptiert, sogar bewundert wurde sie dennoch nur von Künstlern, die sie genau kannten und beobachteten: Neben Otto Modersohn waren das zuerst Heinrich Vogeler und Rainer Maria Rilke. Worpswede, wo man noch den Naturalismus in einer idyllischen Landschafts- und Genremalerei pflegte, wurde ihr bald zu eng. So suchte sie nach Inspiration in der berühmtesten Kunstmetropole der Zeit. In der Neujahrsnacht 1900 machte sie sich zum ersten Mal auf nach Paris. 17
Paula Modersohn-Becker, Stillleben mit Goldfischglas, 1906/1907, Von der Heydt-Museum Wuppertal
In ihrer Malerei konzentrierte sie sich auf Klarheit und Einfachheit des Ausdrucks. Ihren Lieblingsmotiven, Kinder, Alte und einfache Leute, verlieh sie dadurch faszinierende Monumentalität.
eine sonderbar leuchtende, einzigartige Ausstrahlung erhielten. Mit Bedacht komponierte sie in der Fläche, sodass sich das Gesehene aus dem naturalistischen Zusammenhang löste. Deshalb gilt sie als frühe Vertreterin des Expressionismus. Erste Anerkennung erhielt Paula ModersohnBecker erst einige Jahrzehnte nach ihrem Tod. Einer, der das Werk Paula Modersohn-Beckers bereits früh schätzen lernte, war August von der Heydt. Bereits 1909, zwei Jahre nach ihrem Tod, erwarb der Bankier und Kunstmäzen sein erstes Gemälde von ihr: das „Stillleben mit Rhododendron“. Heute besitzt das Von der Heydt-Museum mehr als 20 ihrer Gemälde, zumeist aus der späten und reifen Zeit der Malerin. Sie bilden den Grundstock der jetzigen Ausstellung.
Paula Modersohn-Becker verband das genaue Studium von Landschaft und Menschen mit der freien Erfindung von Formen und Farben, sodass ihre Modelle bei aller Kargheit
Mit der Ausstellung macht das Von der Heydt-Museum deutlich, in welchem Zwiespalt die junge Malerin steckte und dass sie trotzdem ihren ganz eigenen Weg fand.
Ein halbes Jahr verbrachte sie dort, studierte an der Académie Colarossi und nutzte ihre freie Zeit, Ausstellungen mit alter und junger Kunst zu besuchen. Bis zu ihrem frühen Tod im Alter von nur 31 Jahren folgten drei weitere mehrmonatige Aufenthalte in der Stadt an der Seine. Sie zeichnete im Louvre, traf Rodin und setzte sich mit Cézanne, Gauguin, van Gogh und Picasso auseinander. Sie ließ sich von den neuesten französischen Strömungen anregen und behielt dabei ihren ureigenen Stil.
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Paula Modersohn-Becker, Mädchenakt mit Blumenvase, um 1907, Von der Heydt-Museum Wuppertal
Ihre eindrucksvollen Porträts, Selbstporträts, Stillleben und Landschaften werden einerseits zusammen mit ausgewählten Gemälden ihrer Malerfreunde - Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende und Heinrich Vogeler - aus Worpswede gezeigt. Andererseits setzt die Schau ihr Werk in den Kontext der Pariser Avantgarde, vertreten durch Arbeiten von Rodin, Maillol, Cézanne und Gauguin. Aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums werden mehr als 30 Bilder und Skulpturen gezeigt. Hinzu kommen fast 30 Leihgaben u. a. aus Worpswede, Bremen und Amsterdam. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Rijksmuseum Twenthe in Enschede/Niederlande.
Paula Modersohn-Becker
Zwischen Worpswede und Paris 9. September 2018 bis 6. Januar 2019
Eröffnung: Sonntag, 9. September, 11.30 Uhr Von der Heydt-Museum Turmhof 8 42103 Wuppertal Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr Donnerstag bis 20 Uhr www.von-der-heydt-museum.de 19
Till-Martin Kรถster, Parkuhren
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8. Skulpturenprojekt Hardt im Botanischen Garten Wuppertal vom 1. Juli bis zum 31. Oktober 2018
Der Botanische Garten auf der Hardt ist ein wunderbarer Ort, um entspannte Stunden in der Natur zu verbringen. Man sitzt oder spaziert inmitten bunter Blüten und exotischer Pflanzen und vergisst schnell die Zeit. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts dient die am Hang gelegene Parkanlage der Erholung, aber auch der wissenschaftlichen und ästhetischen Bildung. Es macht großen Spaß, diesen Ort immer wieder neu zu entdecken - das geht zu den unterschiedlichen Jahreszeiten oder im Kontext der mittlerweile fest im Wuppertaler Kulturleben etablierten Kunstausstellung „Skulpturenprojekt Hardt“. Die erste Ausstellung wurde 2009 von dem Wuppertaler Designer und Künstler Oswald Gibiec-Oberhoff organisiert. Durch die mit viel Engagement durchgeführten Projekte ist der Kunstsommer auf der Hardt zu einem Treffpunkt der regionalen Kunstszene geworden. In der im Sommer 2018 realisierten achten Auflage entwickelt sich das Projekt nun weiter, die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler ist internationaler und jünger geworden. Die Ausstellung wird von den Künstlerinnen und Künstlern Jaana Caspary (1988, Wuppertal), Jonas Hohnke (1983, Wuppertal) und Charlotte Perrin (1986, Marseille) organisiert und kuratiert und in der Umsetzung unter anderem vom Wuppertaler Atelier- und Galerie-Kollektiv und dem Verein der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens Wuppertal unterstützt. Das Trio verfügt über ein weit gespanntes Netzwerk von Kunstschaffenden und hat mit Humor, ästhetischem Gespür und künstlerischem Mut insgesamt 16 Positionen zusammengetragen, die individuell auf die Besonderheiten des Ortes eingehen. Es ist ein spannungsvoller und unterhaltsamer Spaziergang entstanden, der uns zum Nachdenken und zum Schmunzeln bringt. Bewusst wurde in der Konzeption auf eine thematische Klammer verzichtet, der Ort und seine Bedeutung sollten Ausgangspunkt der künstlerischen Interventionen sein. So hat sich die Mehrheit der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler einen spezifischen Platz im Botanischen Garten ausgesucht, um eine neue Arbeit für Wuppertal zu kreieren. Das Spektrum reicht dabei von klassischer Bild-
hauerei über subtile Installationen und ironische Interventionen bis hin zu ephemeren, essbaren Plastiken. Doch wann ist ein Gegenstand ein Kunstwerk und aus welchem Kontext heraus kann etwas zu Kunst werden? Objekt, Rezipient und Kontext werden in vielen der nun gezeigten Arbeiten neu verhandelt. Lassen wir uns sensibilisieren für die Poetik des Alltags!
Wie viel Zeit bleibt noch? Können wir nicht einfach Zeit kaufen? Till-Martin Köster platziert nicht ohne Ironie seine „Parkuhren“ auf einer Wiese und verweist damit spielerisch - und doch ganz bodenständig - auf die Vergänglichkeit des Lebens, der Natur, der Kunst. Der Charme des Ansatzes besteht nicht nur in dem Wortspiel, sondern vor allem im Zusammenbringen der verschiedenen Ebenen: Stadt und Park, Pragmatismus und Poesie, Natur und Kunst. Seine Arbeit ist ein ironischer Kommentar zu der fortschreitenden Rationalisierung der Welt und damit auch ein Plädoyer, dieser entgegenzutreten.
Kunst und Kontext Jonas Hohnkes Werk kreist mit seinen Skulpturen und Plastiken in großen Bahnen um die Aktualität der Readymades und damit um die grundlegende Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Kontext: Macht der institutionelle Rahmen ein Objekt zu einem Kunstwerk oder gibt es immanente Werte, die über einen reinen Gebrauchswert hinaus eine wie auch immer geartete Bedeutung entfalten? Seine Intention ist dabei nur sekundär das Aufzeigen hegemonialer Strukturen, er ist vielmehr ein sensibler Beobachter der Gegenwart und reduziert seine Erfahrungen auf verdichtete Bilder. Er findet diese in Gegenständen, die wir alle kennen. Die Zeit und der Alltag - das sind die Hauptmaterialien in Jonas Hohnkes Werk. Das ist zunächst nicht greifbar, und hier liegt die Qualität des Ansatzes. Der Rasen, den er bereitet, ist künstlich. Kunst kommt nicht von Können - ein zentraler Aspekt der objects trouvés des frühen 20. Jahrhunderts -, sondern definiert sich vielmehr in Abgrenzung zur Natur. Damit sind die quadratischen Rasenflächen aus dem Baumarkt eine essentielle Reflexion der verbindenden und abgrenzenden Kraft der Kunst. 21
Durchbeißen! Matthias Rechts Ansatz ist die künstlerische Aneignung. Er nutzt eine der Bänke im Garten und nimmt ein Stück heraus. Damit arbeitet er ganz klassisch skulptural, geht es bei diesem subtraktiven Verfahren doch darum, aus vorhandenem Material etwas herauszuarbeiten. Seine Strategie der Individualisierung - er möchte einen Teil aus der Rückenlehne einer Bank „herausbeißen“ - ist dabei jedoch durchaus von Ironie und einer gewissen Aggressivität gekennzeichnet. Gerade hier stellt sich die Frage, ob die so entstandene Negativform des Künstlergebisses nun das Kunstwerk ist oder die restliche, unveränderte und handelsübliche Bank.
Perfekt unperfekt Maarten van Roys Hundepaar aus Terrakotta am Eingang des Botanischen Gartens ist schnell entdeckt. Doch sind die beiden Objekte nicht Dekorationsstücke, wie man sie auch in liebevoll gestalteten Vorgärten finden kann? Nicht ganz, denn dort wären sie nicht versehrt. Die Hunde begleiten den Künstler seit 2014, als er sie in einem Antiquitätenhandel in Berlin erwarb. Ihnen fehlt das rechte Ohr, laut Künstler ein Produktionsfehler beim Brennvorgang. „Die identische Form wird im identischen Fehler bestätigt und lässt das Motiv des Windhundes gleichzeitig verstärkt erscheinen und in seine Materialität untertauchen.“ Die Hunde haben einen Fehler, einen Makel, das ist in der Regel etwas Individuelles, wie ein Schönheitsfleck oder eine Narbe. Industrielle Massenproduktion merzt Individualität aus, jedes Produkt ist identisch. Die Normvariante bei den Windhunden taucht hier in Serie auf, und das Objekt wird in seiner vermeintlichen Perfektion erst künstlerisch relevant.
Natur oder Kunst? Jaana Caspary definiert in ihrem Ansatz den Begriff Skulptur offener und füllt Vitrinen mit Fotografien. Wir sehen abstrahierte Formen, die bei näherer Betrachtung Oberflächen sind. Vitrinen sind wie Gewächshäuser, nur ist hier nichts lebendig. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind Ausschnitte von Musterstrukturen einer Steinoberfläche und setzen innerhalb der changierenden Natur einen konträren inhaltlichen und ästhetischen Akzent. Fast wie Einschusslöcher wirken die kleinen Krater in einer organisch anmutenden Struktur. Der Kontrast zum gemauerten Sockel führt dazu, dass man das Ensemble abstrahiert wahrnimmt und die ursprüngliche Funktion aus dem Blick verliert.
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Philippa Schöne hat für ihren Beitrag mehrere plattformartige Formen aus Kunststoff und Pigment geschaffen, die in einem Teich schwimmen. Gerade durch den hohen Realitätsgrad der Formen - sie sehen aus wie Steine oder Kontinente - wird das Artifizielle des gesamten Ortes hervorgehoben. Der Botanische Garten ist überbordende, reine und abwechslungsreiche Natur - und doch gänzlich vom Menschen geschaffen und gepflegt.
Endlich Übersicht! Charlotte Perrin hat eine kinetische Arbeit konstruiert, die aus verschiedenen Metallteilen besteht und sich mit dem Wind dreht. Das große, metallene Element ist eine im Wasserstrahlverfahren geschnittene Platte, die auf einem Metallrohr befestigt ist. Sie nimmt den Dialog mit dem Ort fast wörtlich, die Arbeit geht auf die Wetter- und Windverhältnisse in Wuppertal ein. Positioniert auf einem der höchsten Punkte im Botanischen Garten gibt sie Orientierung und akzentuiert den Ort. Die Form, die das generelle Interesse der Künstlerin an technischen Zeichnungen widerspiegelt, ist aus Konstruktionszeichnungen von optischen Linsen hervorgegangen, in der Zusammensetzung der Formen entwickelt das Objekt etwas Maschinenhaftes - auch hier wird der spannungsgeladene Dialog mit der Natur gesucht. Dr. Philipp Horst
Beteiligte Künstler: Jaana Caspary Wuppertal, Bert Didillon Köln, Jonas Hohnke Wuppertal, Georg Janthur Wuppertal, Hanna Kier Münster, Till-Martin Köster Wuppertal, Gereon Krebber Köln, Anne Krönker Leipzig, Gloria Maso Paris, Evangelos Papadopoulos Düsseldorf, Charlotte Perrin Wuppertal, Lydia Peter Wuppertal, Tobias Przybilla Düsseldorf, Matthias Recht Köln, Maarten van Roy Brüssel, Philippa Schöne Düsseldorf
Maarten van Roy, Hundepaar aus Terrakotta
Termine für Führungen unter Voranmeldung: skulpturenprojekt.hardt@gmail.com
8. Skulpturenprojekt Hardt 1. Juli bis 31. Oktober 2018 www.skulpturenprojekt-hardt.de
Führungen für Erwachsene: Samstag, 14. Juli 2018, 14.30 Uhr Samstag, 8. September 2018, 14.30 Uhr Führungen für Kinder: Samstag, 11. August 2018, 10.30 Uhr Samstag, 22. September 2018, 14.30 Uhr 23
Kreise schließen Bildende Künstlerinnen der GEDOK Wuppertal in der Reihe „Kunst in der Sparkasse“
Marlies Blauth, Landschaft 5, 40 x 80 cm
Ein Streifzug entlang der Kunst
Im September zeigen 14 Künstlerinnen der GEDOK eine abwechslungsreiche Schau zeitgenössischer Bilderwelten in der Zentrale der Sparkasse am Islandufer in Wuppertal. Die GEDOK, die Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen, Kunstförderinnen und Kunstförderer wurde 1926 in Hamburg von Ida Dehmel gegründet, um den Künstlerinnen der Epoche ein Forum zu bieten, das ihnen den gemeinsamen Austausch ermöglichte und sie bei der Arbeit und beim Auftritt in der Öffentlichkeit unterstützte.
Für Marlies Blauth schließen sich Kreise, wenn sie heute künstlerisch mit dem Kohlestaub arbeitet, den sie in ihrer Kindheit im Ruhrgebiet als unangenehmen Schmutz und abstoßende Hässlichkeit kennenlernte. Mit breitem Pinsel in verschiedenen Dichten auf der Leinwand verstrichen, deren durchschimmernde Struktur zum Teil als Gestaltungselement eingesetzt wird, bildet er Landschaften wie einen dunkel von oben lastenden Berg, in den sich helle Kavernen einwölben wie Eishöhlen in einen Flöz. Oder die weite Arena eines Steinbruchs, dessen Blöcke zugleich als Terrassen eine sich leer spiegelnde Theaterbühne umgeben.
Diese Ziele verfolgt das inzwischen europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen, Förderinnen und Förderer nach wie vor. Heute sind die GEDOK-Künstlerinnen vor allem in den Bereichen bildende und angewandte Kunst, Musik, Literatur und Schauspiel tätig. Sie verwirklichen interdisziplinäre Projekte und veranstalten unter anderem Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Performances. 24
Marlies Blauth, Landschaft 2, 40 x 80 cm
Sabine Bohn, Karussell, 140 x 160 cm
Zum Inbegriff der Bewegung des Daseins wählt Sabine Bohn ein Kettenkarussell, auf geneigter Bahn Höhen und Tiefen durchquerend zwischen Aufschwung und Hinabgleiten. Die Figuren sind in verschiedenen Stadien der Deutlichkeit angelegt, manche nahezu transparent, meist in kühlen Tönen unter dem hellazurnen Karussellhimmel und in die weiße Runde zergehend, andere in kräftigeren, wärmeren Farben ausgeführt. Durch die perspektivischen Verzerrungen werden wir in das Vorüberfliegen hineingezogen, in die Flüchtigkeit unserer Wahrnehmung, die sich auf einzelne Aspekte konzentriert, während andere blasse Schemen bleiben.
Anita Herzog-Graf, Asphaltkosmos, 100 x 80 cm
Sabine Gille, inside-outside, 70 x 60cm
Sabine Gille gestaltet in der Komposition ihres Gemäldes eine vielfache Durchdringung von innen und außen. Ein Wohnwagen vor Hinterhofhintergrund ist herausgeschnitten aus dem Kontext und eingesetzt in eine verwischte ockrige Bodenlandschaft und eine darüber verschwommen waldig aufragende Kulisse. Die Simultaneität mehrerer Orte und Zustände, die Gleichzeitigkeit von Unterwegssein und Stillstand, von Wohnraum und Umgebung wird durch Farbverbindungen zwischen den Flächen betont. Interessant ist auch die Frage der Fenster: Sehen wir durch den Wagen hindurch oder durch einen gegenüberliegenden Spiegel hinein?
Mit ihren Linolschnitten lenkt Anita Herzog-Graf unsere Aufmerksamkeit auf das Unbeachtete im Großen und Kleinen, an der Oberfläche und im Untergrund, das sie in flächigen Setzkästen komponiert. Diese gliedern sich durch die geometrischen Formen der Druckplatten in eine Ordnung, die diverse Inhalte in einen Rahmen fasst und hält. Ihr „Asphaltkosmos“ geht aus von der Verwitterung von Straßenbelägen, von Aufbrüchen, Rissen, Kratern und Schluchten, die als freie Ornamente zugleich Sternbildern ähneln, ein Zyklus von Zeichen, die wir neu lesen. 25
Jacqueline Hess, Eyery Day is like Sunday, 130 x 170 cm
Jacqueline Hess arbeitet auf der Grundlage von Schnappschüssen, deren unstilisierte Momenthaftigkeit sie als Reiz übernimmt. Die Stofflichkeiten ihrer Gegenstände erfasst sie mit kühler Präzision: die glatten kahlen, fein bemoosten Äste, die gerade aufgeschossenen Wildlinge, die zart sich verzweigenden Triebe ebenso wie die Pelzigkeit und Haarigkeit des Fells und die Transparenz der Augäpfel des Tiers. Das Licht, eine vom Himmel auf die Katze übergreifende Bläulichkeit vor einer diffus blendenden Sonne, unterstreicht die unausweichliche Präsenz der Szene. Vassiliki Karampataki beleuchtet in ihrer Arbeit kritisch die Beziehungen zwischen uns Menschen und unserer Umwelt und findet anschauliche Gleichnisse für die Gefahren, die wir uns zum Teil selbst schaffen. Eine vermeintliche Idylle eröffnet sich auf einer weiten Schneeebene vor unseren Augen, auf der ein Wolf seine Schnauze einem Vogel auf einem kahlen Baum zuwendet. Ob aus dessen geöffnetem Schnabel eine letzte Botschaft klingt, bleibt ebenso offen wie die Herkunft einer Kugel mit Gestöber, aus der ein Weissager eine düstere dräuende Zukunft ablesen könnte: Ist die Erde des Menschen Opfer wie der Vogel des Wolfes Beute? Vassiliki Karampataki, Mit der Beute, 100 x 130 cm
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Nicht nur Malerei ... In Astrid Kirscheys Installation „Every second news“ können wir uns lange vertiefen, betrachten, wie auf einer Drehscheibe sich bewegende, in der Rotation sich verteilende winzige weiße Kügelchen durch die Luftzufuhr mit Ventilatoren zusätzlich verblasen werden, in jeder Sekunde neue Komplexe bilden, sich zusammendrängend und wieder auseinanderdriftend, feine Linien ziehend, sich trennend und verbindend im Weiterwandern. Kontinente und Strömungen entstehen, alles ist im Wandel, von den Atommodellen bis zu den Planentenkonstellationen, gezogen und gestoßen von Kräften, die auch unser Leben halten. Petra Korte sieht in vielem Banalen etwas Besonderes, dessen ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten sie durch ein veritables Herauswachsenlassen in Form von Salzkristallen zum Vorschein bringt. Diese Verfremdung, die durch farbige Oxide unterstützt wird und zum Teil ins Groteske wuchert, nimmt den Dingen die einseitige Funktionalität, die wir ihnen zuweisen, und stellt sie auf die Bühne unserer Fantasie. In der „Wartezeit“ sind es Schuhe, Paare und Einzelne, die in einem Kreis stehen, so lange schon, dass sich auf ihnen die Ablagerungen des Ausharrens in vielen Schichten verkrustet haben. Sind sie unsere Stellvertreter?
Mit einem vermeintlichen Genrebild zieht uns Anja Kreitz in ein tiefes stilles Leben zwischen stehenden Hunden, schaufelndem Mann und sitzender Frau. Sie ist groß angelegt, im Kontrast zur weißen Kleidung mit dunkel changierender Haut und einem rätselhaften Kopf, dessen samtrosenblättrige Fülle den Haarschopf umfasst oder ein Gesicht verbirgt, sodass wir nicht wissen, ob sie auf uns schaut oder in das Bild hinein und vielleicht den Blick des kleinen Arbeiters erwidert, der unter einem Lampenschirm in der Bewegung innehält, als sei er ein Teil des Ständers. Entsprechungen von roten und grünlichen Abmischungen ziehen ein weiteres geometrisches Geflecht zwischen den Figuren und über die Fläche und deuten unter der offenbaren Beziehungslosigkeit unterschwellige, nicht unbedingt ergründbare Verbundenheiten an.
Anja Kreitz, Silent World, 110 x 145 cm
Astrid Kirschey, Every second news
Petra Korte, Wartezeit, 200 x 200 cm
Daniela Werth setzt sich mit einer neuen Variante ihres durchgehenden Themas Vergänglichkeit auseinander, indem sie viel geliebte, durch die Wechselfälle der Jahrzehnte mitgetragene Kuscheltiere ins Visier nimmt. Ein Stoffhase ist es hier, dessen vom vielen Biegen schmiegsam gewordener Körper fast einen Kreis formt, sodass Kopf und Füße einander nahe sind, einstiges Oben und Unten kurz vor der Verbindung stehen, ein gelebtes, sich rundendes Dasein. Durch die kühlen und leuchtenden Farben schafft die Künstlerin eine heitere Stimmung und eine Distanz, einen Ausgleich zu unserer Emotionalität angesichts des vergriffen Plüschigen, das wir unter unseren Finger zu spüren meinen.
Daniela Werth, bunny round and round, 100 x 100 cm Liane Lonken, 2 raum 1607, 120 x 100 cm
Und immer wieder: Kreise Das Ausloten von Räumen ist für Liane Lonken zum unerschöpflichen Arbeitsbereich geworden, immer wieder Kreise beginnend und schließend im Rückgang auf bereits Entwickeltes im Prozess von der Landschaft zur Abstraktion. Von unten nach oben steigt der Blick aus einer kompakten Intensität, steigt aus starkem Rot, schwerem Violett und schwarz gemischtem Lapis in lichtere Gefilde, steigt zugleich über das sich heftig Zersprengende in allmählich weichere Höhen um ein ruhiges aquamarin durchwölktes Fenster. Die Farbtöne und die Dynamik der Pinselführung, Pastoses und Lasierendes entsprechen einander, sammeln und lösen unsere Energien in der Betrachtung. Duda Voivo arbeitet mit Pergamentpapieren auf Leinwand oder Holzuntergründen. Die feinen Texturen werden feucht oder trocken gefaltet, geschoben, gewellt und mit reichen Abtönungen von Ölfarben akzentuiert, bis sie ein unverwechselbares Relief ergeben. Aus dem „Garten“ hat die Künstlerin ein Stück herausgenommen, in dunklem Grün und Braun und Rot, von alten Wurzeln durchzogen, die wie die Adern der Erde an die Oberfläche gestiegen sind, wie Berge getürmt rechts und links, zwischen denen sich der Blick in ein Tal, über ein Gewässer vielleicht öffnet, unter dem niedrig hängenden, gelb, schwefelig sich abregnenden Himmel. 28
Duda Voivo, Garten Erde, 100 x 120 cm
Erika Windemuth, byebye II, 120 x 80 cm
Der Wachsüberzug, den Erika Windemuth mit der Rakel auf ihre Fotografien aufträgt, verleiht ihnen eine strukturierte Versiegelung, wendet die Farben ins Perlmutige und steigert so die Intensität des Motivs: verlassene Räume mit den Spuren ihrer Bewohner und ihres Aufbruchs, das Aufbrechen ihrer Gewohnheiten zwischen Küche und Diele, Teppich und Fliese, Steckdose und Lichtschalter, Tapete und Farbe. Aus dem üblichen Zusammenhang gerissen, gewinnt jede Fläche, Farbe und Form eigene Bedeutung in der schönen Spannung der Ästhetik des eigentlich Hässlichen.
Eva Witter-Mante, Schwarz zu Weiss zu Schwarz, 100 x 63 x 44 cm
Eva Witter-Mante arbeitet mit Materialien und Gegenständen täglichen Gebrauchs, deren Potenzial der Verwandlung sie für ihre Installationen verwendet. Die widerborstige Wirkung von Kabelbindern aus hartem Plastik und die Starre metallener Drahtgitter sind als Qualität erhalten, der Kontrast zwischen den strengen geometrischen Strukturen und der scheinbar willkürlichen Verteilung kommt hinzu und verbindet sich spielerisch zu einem neuen Ganzen, das von Schwarz zu Weiß zu Schwarz Übergänge schafft und einen Kreis schließt.
Dr. Jutta Höfel 29
Mark Sieczkarek in „Eu estive aqui“, Foto: Ursula Kaufmann
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Was Tanz alles sein kann Der Choreograf, Tänzer und Künstler Mark Sieczkarek und seine menschlich-künstlerische Aura Rechts an der Bühnenseite kniet eine asiatische Tänzerin. Mit Muße klebt sie getrocknete Blumenblätter auf Papier. Die Stimmung ist andächtig und meditativ. Pflanzenmotive finden sich in etlichen Arbeiten von Mark Sieczkarek. Die Natur inspiriert ihn. Monatelang sammelt er selbst die Pflanzen in hingebungsvoller Detailliebe, trocknet sie, klebt sie auf Papier und verwandelt sie in Bühnenbild-Quadrate, Wände, Lampen oder anderes. So auch in „The tired queens garden“, eine der letzten Produktionen des Tänzers und Choreografen, der aus Schottland stammt und seit 1985 seinen Lebensmittelpunkt in Wuppertal hat. Das Tanzstück war zweiter Teil der „Underground V“-Trilogie des Tanztheaters Pina Bausch, umrahmt von den Choreografien der Tänzer Jorge Puerta und Rainer Behr. Kunst findet hier in einem Wuppertaler Wirtschaftsunternehmen statt: Im Juni 2017 hatte „Underground V“ in den Hallen von Riedel Communications Premiere.
nem Assistenten Wigabriel Soto Eschebach begonnen, sie zu nähen. Wenn gegen Ende der Choreografie die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer mit dicken schwarzen Pinselstrichen auf einer Riesenleinwand festgehalten werden, verwandeln sich Tanz und Körper in Bilder. Alles, was Mark Sieczkarek macht, ist vielschichtig. Seine Kunst hat Aura, sie kann extrem sein und exzentrisch. Seine Werke sind allesamt unterschiedlich und zeigen damit, dass sich ständig alles verändert. Wichtig für ihn ist, immer kreativ sein zu können. „Kreativität kommt von oben“, weiß er und kann in ihrem Ausdruck ganz verschiedene Formen finden, seien es Choreografie, Tanz, Bühnenbild, Kostüm oder Musikcollage. Eigenwillig sind all seine Arbeiten. „So wie die Briten es sind“, sagt Mark Sieczkarek schmunzelnd. Sein Humor kann schwarz sein, trocken und überbordend. Geboren wurde er 1962 in Inverness in
Tänzerisch sind die Szenen in „The tired queens garden“ virtuos, etwas schräg und immer wieder unerwartet. Mit den Tanztheater-Mitgliedern Andrey Berezin, Daphnis Kokkinos, Franko Schmidt, Julie Shanahan, Kenji Takagi, Aida Vainieri und Tsai-Chin Yu ist Mark Sieczkarek seit langem eng verbunden. Das wird spürbar in der Offenheit und Intensität, mit der sich die Tänzerinnen und Tänzer auf den ganz eigenen, sinnlichen wie humorvollen Choreografie-Stil einlassen, zur Musik von Glass Animals, Ludwig van Beethoven, Agnes Obel, Sofia Loren, Michael Gorden und Nina Hagen. Upcycling prägt die selbst genähten Kostüme und Gewänder, ob als Krawattenkleid, als EtikettenAbendkleid, als Kimono aus Stofftaschen, als Kleid aus Neonwesten, Haushaltstüchern oder Plastikflaschen. Sechs Monate zuvor hatte Mark Sieczkarek zusammen mit seiMark Sieczkarek 1972
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Pina Bausch und Mark Sieczkarek während der Filmaufnahmen für „Die Klage der Kaiserin“ (1989), Foto: Raimund Hoghe
den schottischen Highlands. Sein Vater war Musiker, und Mark war von klein auf fasziniert vom Tanzen. Schon als kleines Kind tanzte er zu Musik, im Alltag ganz pragmatisch, wenn sie aus dem Fernseher erklang. In der Schule kreiierte er mit sieben Jahren seine erste Choreografie. In London begann er mit zehn Jahren sein Studium am Royal Ballet School, mit voller Unterstützung seiner Eltern. Mit 18 ging er nach Amsterdam, engagiert vom klassischen Scapino Ballet, machte dort erste Choreografien und suchte bald beim kollektiv organisierten Penta Theater in Rotterdam neue ästhetische Wege. Pina Bausch war damals schon Referenz und Mythos. Fäden entsponnen sich von den Niederlanden nach Wuppertal: Über persönliche Verbindungen von Kolleginnen und Kollegen zu Pina Bausch wurde deren Tanztheater für Mark Sieczkarek immer präsenter. 1986 dann tanzte er dort vor. Er stand in der letzten Reihe, dennoch wurde Pina Bausch auf ihn aufmerksam. Im Gespräch schwiegen sie mehr, als dass sie sprachen. Fest stand: Sie wollte ihn. Von 1985 bis 1989 war er Ensemblemitglied, eine Zeit, in der Stücke wie „Viktor“, „Ahnen“ oder auch der Film „Die Klage der Kaiserin“ entstanden. Es war eine intensive Zeit mit vielen Tourneen und einem herausfordernden Arbeitsrhythmus. 32
Die enge Verbindung zu Pina Bausch entstand für Mark Sieczkarek über die Sensibilität, die sie in den Menschen suchte. Für die Tänzerinnen und Tänzer galt, „ehrlich und sie selber zu sein“, erinnert er sich heute. Darüber brachte Pina das Menschliche auf die Tanzbühne und verband es mit einem kontinuierlichen Ausloten von Grenzen. Ein stetiges „Weitersuchen und Tiefergehen“ war es, erklärt er, der schließlich sein choreografisches Debüt beim FolkwangTanzstudio gab, eigene Wege ging und seit Jahrzehnten choreografisch seine eigenen Geschichten verfolgt. Die Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal währt bis heute. Tiefe und beeindruckende menschliche Erfahrungen prägen seine über 50 Choreografien, die in den letzten drei Jahrzehnten entstanden sind. Seine Themen spiegeln immer seine persönliche Entwicklung wider, sind vielleicht auch Selbsttherapie oder Meditation. Bis heute zeugen die von ihm erschaffenen tänzerischen Bewegungen und die Kostüme von einer erstaunlichen Theatralität. Zugleich sind die Tänzerinnen und Tänzer immer als Menschen präsent, die ihren eigenen Charakter und ihre Persönlichkeit haben. Das menschliche Element habe er von Pina gelernt, betont Mark.
In „Drops of rain in perfect days of June“ verarbeitete er 1995 künstlerisch den Aids-Tod seines Lebenspartners. In Gruppenchoreografien inszenierte er Abschied, Trauer und Tod über rituelle Reihen und langsame Bewegungen als Übergang und wechselte dann zu sprunghaft-freudigen Szenen. Seine Arbeiten sind deutungsoffen. Spürbar und unaufdringlich zeichnen sich Homosexualität und Spiritualität als Leitmotive ab, auch wenn die Arbeiten möglichst ohne Konzept entstehen, den Moment immer neu entdecken und sich als Prozess verstehen. Mark Sieczkareks Vielseitigkeit zeigt sich auch in den künstlerischen Stationen seiner Arbeit: Er war Hauschoreograf am Ringlockschuppen Mülheim, inszenierte für die Ruhrtriennale, arbeitete in Ghana, Brasilien, Costa Rica und El Salvador. Die Begegnung mit Menschen, ihren Geschichten und die Reisen durch die ganze Welt haben ihm geholfen, in seiner Arbeit verschiedene Einflüsse und Stile aufzunehmen. Seine künstlerische Arbeit bleibt so unkonventionell frisch und lebendig. „Moden interessieren mich nicht.“ Dabei grinst er verstohlen. Die eigentümliche Bewegungsklaviatur seiner Choreografien mag in der Tanztheater-Zeit wurzeln und hat sich doch ganz eigen weiterentwickelt. So haben ihn etwa TaiChi und Qigong beeinflusst, denn Entspannung ist ihm bei seiner Arbeit sehr wichtig, als Ausrichtung und Atmosphäre seiner Choreografien und ebenso als Grundlage für tänzerische Virtuosität. Ein weiteres entscheidendes Merkmal: Entschleunigung, deutlich sichtbar in dem Projekt „Lebe Liebe Deine Stadt. Tanz und Performance bewegen Wuppertal“ mit der Performance „Gehe. Wege in die Stadt“, die inspiriert war von einer buddhistischen Geh-Meditation und sinnbildlich in einem großen Menschenkreis endete. Sein beeindruckendes Talent, Menschen mit seiner Kunst zu bewegen und miteinander zu verbinden, entfaltet Mark Sieczkarek auch in seiner pädagogischen Tätigkeit. In Kursen, Workshops und Projekten arbeitet er mit Menschen mit Bewegungseinschränkungen, autistischen Kindern und Jugendlichen. Die Gruppen sind stets gemischt, denn die Inklusion ist ihm ein besonderes Anliegen. So hat er kein Endprodukt vor Augen, sondern ist hier Verfechter von Work-in-Progress-Formaten. Aufführungen seiner innovativen Verknüpfung von künstlerischer Expertise und sozialem Engagement wurden in „A quiet place“ (2015) in der Immanuelskirche oder „Moving stories“ (2017) in der Färberei greifbar.
Underground V: „The tired queens garden“ mit Aida Vainieri, Foto: Jens Grossmann
Underground V: „The tired queens garden“ mit Julie Shanahan, Foto: Jens Grossmann
„A quiet place“, Immanuels Kirche Wuppertal, Foto: Jens Grossmann
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Was Tanz alles sein kann: In seinem im letzten Jahr eröffneten Atelierladen „Brunnenkunst“ auf dem Ölberg zeigt Mark Sieczkarek über seine Bilder, Kostüme und Bühnenbilder bis Ende Juli, wie vielschichtig sein Kunstschaffen ist. Mit „Dancer‘s Art“ stellt er im Juni und Juli Bilder von Tänzerinnen und Tänzern aus. Sein Laden macht im Sommer zu. Wie geht es weiter? Mark Sieczkareks Produktion „ The Tower“ (2015) war von der Turmkarte im Tarot inspiriert, die für den Zusammenbruch überlebter Systeme und zugleich für die Chance auf einen Neubeginn steht. Mark Sieczkarek wird seinen Weg als freiberuflicher Künstler weitergehen. Doch wie wäre es insgesamt, für einen Neubeginn und eine Transformation unserer Gesellschaft mehr künstlerische Freiräume zu schaffen? Gern dürfen sie so anregend und berührend, auslotend und entspannend sein, wie sie Mark Sieczkarek zu erschaffen vermag. Uta Atzpodien www.mark-sieczkarek-company.de 34
„The Tower“ mit Mark Sieczkarek, Kenji Takagi, Paul Hess, Keisuke Mihara und Wigabriel Soto Eschebach, Foto: Jens Grossmann
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Experimentelles und Anspruchsvolles Bohuslav Martin s „Julietta“ und Francesca Caccinis „Liberazione“ im Wuppertaler Opernhaus Intendanten müssen gut planen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Sie müssen das Publikum erreichen, aber nur die klassischen Highlights zu spielen, reicht nicht. Dennoch sind einige davon notwendig, um ein volles Haus zu garantieren. Das ist zum einen mit Humperdincks eher konventionell inszenierten „Hänsel und Gretel“ gelungen, zum anderen mit Loewes „My fair Lady“ in Kooperation mit Kaiserslautern; die Wuppertaler Aufführung zeichnete sich durch sehr gute Gesangsleistungen und hervorragende Wortverständlichkeit aus. Und wenn die Risiken in dieser Weise abgesichert sind, ist es im Weiteren sinnvoll und notwendig, Neues und Ungewohntes zu wagen. Das erste Wagnis war die Neuentdeckung einer surrealistischen Oper, der 1938 entstandenen Julietta von Bohuslav Martin . Lange vergessen, wurde sie in den letzten Jahren wiederentdeckt. Interessant, dass gleichzeitig mit der Wuppertaler Premiere im Internet auf operavision die Neuinszenierung dieses Werkes aus Prag ausgestrahlt wurde, der Stadt der Uraufführung. Das zweite Wagnis war die erste von einer Frau geschriebene Oper der Musikgeschichte, „La Liberazione di Ruggiero dall`isola d`Alcina“ von Francesca Caccini, 1625 uraufgeführt. Ungewöhnlich war, dass diese Oper nicht im herkömmlichen Sinne aufgeführt wurde, sondern als Installation auf der Bühne des Opernhauses mit Benutzung von Smartphones und Tablets. Martin s Oper zählt zu den bedeutendsten musikdramatischen Werken des Surrealismus, die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt dauernd. Der Pariser Buchhändler Michel kehrt in eine Stadt zurück, weil er Julietta wiederfinden will, ein Mädchen, das er dort drei Jahre zuvor gesehen hat und singen hörte. Die Stadt hat sich aber verändert: Alle Bewohner haben ihr Gedächtnis verloren, einige sind sich aber dieses Verlustes bewusst. Bei den vielen Begegnungen mit den Menschen der Stadt erlebt 36
Michel Bedrohliches und Absurdes. Erst gegen Ende des ersten Aktes trifft Michel die titelgebende Julietta, trifft sich nach weiteren Begegnungen mit skurrilen Gestalten mit ihr im Wald. Auch sie hat keine Erinnerungen an die Vergangenheit, erfindet aber gemeinsame Erlebnisse und Reisen mit Michel, die niemals stattgefunden haben. Die beiden streiten sich, ein Schuss löst sich, Julietta scheint tot. Der Verurteilung entgeht er, weil er dem Tribunal die von Julietta erfundenen Geschichten erzählt und damit langsam in den Bannkreis der gedächtnislosen Welt gerät. So weit die ersten beiden Akte. Viele Episoden folgen aufeinander, manchmal auch mit plötzlichen, absurden Wendungen. Das Regieteam (Inga Levant, Regie, Jan Freese und Petra Korink, Bühne, Petra Korink, Kostüme (fantastisch!) und Rafael Dziemidok, Choreografie) hat jede Menge gute Arbeit geleistet, um die Unterschiedlichkeiten der einzelnen Szenen wirksam auf die Bühne zu bringen, Bedrohliches, Skurriles, sogar Lustiges. Einzelne Bilder bleiben in Erinnerung, so zum Beispiel der mächtige Mann mit dem Bilderrahmen um den Hals oder „Altvater Jugend“ (was für ein Widerspruch!), der mit seinen Füßen die Trauben in einem Weinfass bearbeitet und daraus dem armen Michel auch gleich ein Glas kredenzen kann. Leider waren nach der Pause, jedenfalls in der Premiere, etliche Plätze leer. An der Musik Martin s lag es gewiss nicht, denn die ist abwechslungsreich und spannend, vom Wuppertaler Orchester unter Johannes Pell eindringlich und intensiv gespielt. Sie bedient sich zahlreicher unterschiedlicher Stilistiken. Das kann man „pluralistisch“ nennen, wird aber zusammengehalten vom Ausdruckswillen Martin s, der die verschiedenen Techniken und Stile präzise einsetzt, sodass sie zum jeweiligen Geschehen genau passen oder dieses kommentieren. Da erscheinen kräftig voranschreitende rhythmische Passagen im Sinne von Strawinski und Prokofieff mit vollem Orchester und manchmal schrill dissonanten Bläsern, Anklänge an große Sinfonik, liedartige Passagen, aber auch etliche Stellen mit nur wenigen oder sogar solistisch auftretenden Instrumenten. Vor
Julietta, Foto: Jens Grossmann
allem im 2. Akt hatte ich oft den Eindruck, dass Martin immer wieder musikalische Klischees verwendet, diese aber ironisiert. So erklingt dann, wenn vom Wald die Rede ist, ein einsames Englischhorn, in der Musikgeschichte oft mit Natur assoziiert; (scheinbar) große Gesten werden mit pseudoromantischer Musik unterlegt, dabei wird die romantische Soße aber ein klein wenig zu dick aufgetragen. An einigen Stellen verzichtet Martin ganz aufs Orchester und lässt einem Akkordeon- und Klavierspieler, der auch in die Handlung eingebunden ist, den Vortritt. Andererseits: Die Sängerinnen und Sänger haben singend und sprechend unglaubliche Textmengen zu bewältigen, der erforderliche Sprechduktus könnte zu einem Nachlassen der Aufmerksamkeit geführt haben. Und dann wäre da noch die Länge zu nennen: Fast zwei Stunden aufeinanderfolgende Episoden, die eher in gleichmäßiger Form aneinandergereiht sind, ohne dass sich eine nachvollziehbare Steigerung ergibt, können mit der Zeit doch etliche Zuschauer ermüden. Vorsich-
tiges Kürzen hätte den ersten beiden Akten also gutgetan. Wer nach der Pause wiederkam, wurde dann auch belohnt: Pralles Theater, knapp, genau, der gesamte Raum des Theaters wurde genutzt, mit einem Schluss, der das gesamte Personal noch einmal auf die Bühne brachte, aber doch sehr nachdenklich machte. Michel befindet sich in einem Traumbüro, in dem Träume gegen Entgelt und zeitlich begrenzt möglich gemacht werden. Besonders eindrucksvoll dargestellt wurde der Traum eines Sträflings, der sich statt seiner Zelle ein großes Appartement mit Fernseher und goldenem Klo wünscht, ebenso der brutale Abbruch des Traums eines Bettlers vom Urlaub auf einer tropischen Insel, als klar wird, dass der Träumende am falschen Tag gekommen ist. Insgesamt war es ein eindrucksvoller Abend mit einer rasanten Steigerung nach der Pause. Das Wuppertaler Opernhaus hat in allen Bereichen professionelle Arbeit geleistet. 37
Nun zu Francesca Caccinis Liberazione. Selten beginnt eine Oper so: Gleich zu Beginn sollte man eine App aufs Smartphone oder Tablet laden und sich dann mit dem Internet verbinden, durfte dann im Zuschauerraum Platz nehmen. Nach der italienischen Begrüßung durch zwei Sänger wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer über einen Steg auf die Bühne geführt und gruppierten sich, durch ein Geländer abgetrennt, um ein tiefer liegendes Labyrinth mit vielen Vorhängen, in denen sich, mehr oder weniger sichtbar, schwarz gekleidete Personen mit federartigen schwarzen Kopfbedeckungen bewegten. Währenddessen spielte das Orchester schon, der Chor sang, war aber im Gegensatz zum Orchester nicht sichtbar. Auch der Gesang der Solistinnen und Solisten war hörbar. Nach einiger Zeit, wohl nach dem ersten der beiden Akte, wurde das untere Geschoss hochgefahren, das Geländer entfernt, sodass die Zuschauerinnen und Zuschauer sich ebenfalls innerhalb der Vorhänge bewegen und Aktionen der Darstellerinnen und Darsteller beobachten konnten sowie auf Sängerinnen und Sänger stießen. Die Zuschauenden konnten auf ihren Geräten die Aktionen der Hauptpersonen verfolgen, indem man eine von mehreren Kameraperspektiven anklickte. Nur auf den Geräten waren auch die Untertitel zu sehen. Gegen Ende der 70-minütigen Vorstellung wurden die Vorhänge hochgezogen, die Darsteller agierten auf der nackten Bühne. Und ganz zum Schluss saß den Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Bühne der Opernmännerchor im Zuschauerraum gegenüber, sang und beklatschte Darstellende und Zuschauende, als seien diese Teil der Vorstellung geworden. Die Oper „Liberazione“ stammt aus dem Frühbarock, geschrieben von der Komponistin Francesca Caccini, und wurde 1625 uraufgeführt. Die Zauberin Alcina lockt alle Männer, die ihr gefallen, auf ihre Insel, um ihnen alle sinnlichen Freuden lustvoll zu gewähren. Ist sie ihrer aber überdrüssig, verwandelt sie sie kurzerhand in Steine oder Pflanzen. Zu Beginn der Oper ist ein gewisser Ruggiero ihr Lover. Dessen Verlobte Melissa hat die Insel erreicht, um Ruggiero zurückzuholen. Der will auch mitgehen, möchte aber, dass die anderen Verzauberten zurückverwandelt werden und ebenfalls entkommen können. Das führt zu etlichen Turbulenzen und in der Wuppertaler Inszenierung zu einem nicht ganz klaren Schluss. Jedenfalls ist am Ende niemand richtig glücklich. Die vielen Vorhänge, auf die man erst herabsah und durch die man dann gehen konnte, stellten ein Labyrinth dar, passend zur Zauberinsel Alcinas. Die Orientierungslosig38
keit wurde durch einen weiteren Effekt verstärkt, den sich das Regieteam mit dem Namen AGORA wohl gut überlegt hatte (Benjamin David, Anna Brunnlechner, Regie, Valentin Köhler, Bühne/Kostüme). Sängerinnen, Sänger und Chor waren immer deutlich zu hören, aber selten zu lokalisieren, es sei denn, man stand direkt daneben. Die Akteurinnen und Akteure, alle mit Mikroports versehen, spielten an unterschiedlichen Stellen zwischen den Vorhängen, kommunizierten also meist nicht miteinander, sangen ihre Parts alleine, oft in die aufgestellten Kameras hinein. Dazwischen bewegten sich die Zuschauenden mit Smartphones und Tablets. Jeder konnte sich durch Anklicken der verschiedenen Kameraperspektiven sozusagen eine eigene Fassung des Stücks zusammenstellen. Das waren für den gut beschäftigten und brillant eingeprobten Chor (Markus Baisch), der auch schon in „Julietta“ geglänzt hatte, und vor allem für die Sängerinnen und Sänger sicher schwierige Bedingungen. Sie mussten ihre Einsätze inmitten der Zuschauer ohne Hilfe des Dirigenten finden, ein Blick auf die beiden Monitore hoch im Bühnenturm war kaum möglich. Chor und das Wuppertaler Ensemble schlugen sich hier bravourös. Bemerkenswert ist, dass sowohl in „Liberazione“ als auch in „Julietta“ das Ensemble fast ohne Gäste auskam und seine hervorragenden Fähigkeiten zeigen konnte. Ralitsa Ralinova sang in beiden Stücken die Hauptrolle, machte alle Facetten der beiden Rollen von lyrisch bis dramatisch grandios deutlich und bildete dies auch in ihrer Körpersprache ab. Sangmin Jeon spielte und sang mit seinem farbenreichen Tenor ebenfalls in beiden Stücken und bewältigte vor allem in „Julietta“ in bewundernswerter Weise riesige Textmengen. Auch die Leistungen der anderen Ensemblemitglieder kann man nur loben: Simon Stricker (Hauptrolle in „Liberazione“), Mark Bowman-Hester, Nina Koufochristou, Catriona Morison, Sebastian Campione. Zwei Gäste fügten sich gut ein, Joyce Tripiciano als Melissa in „Liberazione“ und Christian Sturm, der vor allem den Charakter des traumverteilenden Beamten im 3. Akt von „Julietta“ nachhaltig ausleuchtete. Das Wuppertaler Sinfonieorchester unter dem Barockspezialisten Clemens Flick lieferte zu Caccini den instrumentalen Soundtrack, mit Instrumenten wie Blockflöten, Zinken und Theorbe. Das Wort Soundtrack mag bei der exzellenten Orchesterarbeit despektierlich erscheinen. Nach meinem Eindruck gehörte die Aufmerksamkeit des Publikums aber erst in zweiter Linie dem Orchester und der wunderbaren Musik Francesca Caccinis, weil viele zu sehr damit beschäftigt waren, die technischen Möglich-
keiten ihrer Geräte auszuloten. Kein Wunder, dass sich in der zweiten Halbzeit fast die Hälfte der Zuschauer stehend vor dem Orchester einfand, um diesem und den aus allen Richtungen kommenden Stimmen zuzuhören. Dieses Verhalten entspricht ja auch der Meinung des Regieteams: „Wer will, kann sich frei bewegen, und wer lieber in einer Ecke sitzt, kann dies auch tun.“ Das letztere war allerdings schwierig, weil es kaum Sitzplätze gab.
und geprobt, konnten so nur von einem Bruchteil des Publikums gesehen und in den Gesamtzusammenhang eingefügt werden. Auch das in der Oper anvisierte Nachdenken über die Mehrdeutigkeit von Freiheit schien kaum in den Blick zu geraten. Dass Fokussierung dann doch manchmal notwendig und sinnvoll ist, war wohl auch dem Regieteam wichtig, denn es ließ die letzte Szene für alle sichtbar auf der offenen Bühne spielen.
Langer Beifall für alle am Schluss, auch das Regieteam wurde heftig beklatscht. Die neuen Wege von AGORA, also der „Versuch, sich von gewohnten Wahrnehmungsmustern beim Anschauen eines Stückes zu befreien“, konnte wohl von vielen akzeptiert werden. Dass andererseits Zuschauerinnen und Zuschauer diese Art der Umsetzung problematisch fanden, ist überhaupt nicht verwunderlich. Weil jeder Zuschauende sich seine eigene Fassung zusammenstellen musste, war die Gefahr der zerstreuten Aufmerksamkeit nicht ganz von der Hand zu weisen. Zahlreiche der vielfältigen Einzelaktionen, von der Regie genau überlegt
Die Wuppertaler Oper hat mit dieser Installation wieder eine Aufführung auf die Beine gestellt, die hoffentlich überregionale Beachtung finden wird. Und auch, wenn die Meinungen hierbei besonders gegensätzlich sind: Was kann es Besseres geben als eine Operninszenierung (oder in diesem Fall Operninstallation), über die heftig diskutiert wird? Fritz Gerwinn Liberazione Zum letzten Mal: Samstag, 14. Juli, 19.30 Uhr
Liberazione, Alcina, Ralitsa Ralinova, Foto: Claudia Scheer van Erp
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Spielen seit mehr als 25 Jahren zusammen: Ortrud Kegel, Ute Völker, Gunda Gottschalk und Karola Pasquay (v. l.) sind das Ensemble Partita Radicale. Foto: Marc Strunz-Michels
Entschleunigung für die Ohren Partita Radicale meldet sich nach zwei Jahren Konzertpause mit neuem Projekt zurück Seit über 25 Jahren zählt Partita Radicale zu den renommiertesten deutschen Ensembles für Neue & Improvisierte Musik. Jetzt hat es sich als Quartett neu aufgestellt. Einem Baum kann man nicht beim Wachsen zusehen. Und dennoch geschieht Veränderung in jeder Sekunde. In jedem Augenblick laufen in seinem System Prozesse ab, die dazu führen, dass auch wir irgendwann wahrnehmen: Der ist ja größer geworden. Wir schauen einer Wolke am Himmel nach und sehen sie ziehen. Unmerklich verändert sie dabei ihre Gestalt - umso weniger deutlich, je mehr wir sie mit dem Auge fixieren. Oder: Was genau hat sich eigentlich verändert von jetzt zu jetzt zu jetzt, das ein Haus hat verfallen, ein Quartier, eine Stadt, gar eine Gesellschaft sich wandeln lassen? Ist es Fortentwicklung oder Niedergang? Und wie lassen sich für solche mikroskopischen Veränderungsprozesse musikalische Entsprechungen finden? In seinem neuen Projekt Slow Motion – Langzeitstudien hat sich das Ensemble Partita Radicale genau dieser Frage angenommen. „Es ist als würden wir mit der Lupe auf einen Klang gucken“, sagt die Flötistin Karola Pasquay. Zwischen Juli und November 2018 wird das Ergebnis der musikalischen Recherche in Köln, Wuppertal, Remscheid und 40
Hilden zu erleben sein. Freilich wird es jedes Mal anders klingen, denn Partita Radicale arbeitet stets im Grenzbereich zwischen Improvisation und Komposition - wobei die Improvisation den weitaus größeren Anteil hat. Mit den „Langzeitstudien“ loten die Musikerinnen diesen Bereich auf ganz neue Weise aus. „Bei der Freien Improvisation lebt die Musik meist von schnellen Wechseln und dem blitzschnellen Reagieren auf die musikalischen Impulse der anderen. Wir nehmen uns dagegen die Zeit, langsame, von minimalen Veränderungen geprägte Prozesse abzubilden. Das erfordert ein ganz anderes Maß an Konzentration“, erklärt die Geigerin Gunda Gottschalk. „Man hört viel feiner hin, was die anderen machen“, ergänzt die Flötistin Ortrud Kegel. Auf der Grundlage zuvor festgelegter Instrumentierung und der Konzentration auf jeweils ein Stilelement entstehen so vier unterschiedliche Studien, die im Prinzip zeitlich unbegrenzt im Prozess musikalischer Improvisation fortzuführen wären: Slow Motion, Urban Silence, White Landscape und High End. Bei der Aufführung beschränken sich die Musikerinnen jedoch auf vier mal 15 Minuten. Wie schon in früheren Projekten arbeitet Partita Radicale auch dieses Mal mit bildenden Künstlerinnen und Künst-
lern zusammen. Der Düsseldorfer Medienkünstler Florian Zeeh ergänzt die Langzeitstudien mit installativen Projektionen, die auf die unterschiedlichen Räume abgestimmt sind. „Es wird keine bloße Bebilderung, sondern eher ein visuelles Komplizenwerk, das wie ein Instrument zu spielen ist“, erklärt er. Zusätzlich werden an jedem Spielort wechselnde lokale Künstlerinnen und Künstler beteiligt sein. Mit dem spannenden Projekt meldet sich Partita Radicale nach einer Phase der Introspektion und Neuorientierung zurück. Das Jahr 2016 bedeutete einen tiefen Einschnitt für das Ensemble: Der Wuppertaler Komponist Thomas Beimel, Gründungsmitglied und Bratschist, verstarb überraschend im Alter von nur 49 Jahren. Eine einzigartige, mehr als 25 Jahre andauernde gemeinsame Geschichte fand damit ein jähes Ende. Die Akkordeonistin Ute Völker, die Flötistinnen Karola Pasquay und Ortrud Kegel und der Bratschist Thomas Beimel, damals noch Studierende an der Musikhochschule Köln/Wuppertal, hatten das Ensemble 1989 mit drei weiteren Mitstudierenden gegründet. 1992 stellte sich das Ensemble mit der Geigerin Gunda Gottschalk als Quintett auf. Fast ein Vierteljahrhundert währte das Zusammenspiel, bei dem alles ohne musikalische Leitung im Kollektiv entwickelt wurde. Eine fruchtbare Zeit mit zahllosen Konzerten, Reisen bis nach China und Lateinamerika und etlichen Aufsehen erregenden Projekten, bei denen die Musiker in Kooperation mit anderen Künsten wie Video, Fotografie und Schauspiel immer wieder auch gesellschaftlich relevante Themen aufgriffen – wie etwa den kulturellen Ausverkauf in dem Programm „as time goes by“ oder den Rückzug ins Private im Projekt „am Schönsten ist es doch Zuhause“, der musikalischen Inszenierung eines Wohnzimmers. „Thomas Beimel hat als Mensch, Musiker und Komponist eine Lücke hinterlassen, die sich nicht einfach durch eine Neubesetzung schließen lässt“, sagt Ute Völker. „Plötzlich fehlte die Stimme seines Instruments, der Bratsche, es fehlte das Ohr des Komponisten. Und es fehlte der Freund.“ Die Frage der Auflösung des Ensembles stand im Raum. Auch Trauer und das Verarbeiten eines schweren Verlustes sind Prozesse, die Zeit brauchen und bei denen sich Entwicklung in kaum merklichen Schritten vollzieht. Zwei Jahre lang haben sich die Musikerinnen Zeit genommen, um sich als Ensemble neu zu konstituieren. „Wir mussten
eine neue Mischung finden, mussten ausloten, ob es funktioniert“, erklärt Karola Pasquay. „Aber die Behutsamkeit, das genaue Hinhören, das Nicht-leicht-Zufriedensein, das uns fast 30 Jahre zusammengehalten hat, trägt uns auch weiterhin.“ - „Wir befinden uns auch in einer Art Langzeitstudie über uns selbst“, charakterisiert Gunda Gottschalk den Prozess. Das Resultat ist immer noch und immer wieder neu eine aktuelle Kammermusik, die die Kunst des lebendigen Gespräches pflegt. Und sich dafür jetzt noch mehr Zeit nimmt. Anne-Kathrin Reif
Slow Motion – Langzeitstudien Termine: Köln 4. Juli 2018, 20 Uhr Bürgerzentrum Alte Feuerwache Melchiorstraße 3, 50670 Köln mit Christiane Rasch (Skulptur) Wuppertal 8. Juli 2018, 12 Uhr KunstStation Bürgerbahnhof Vohwinkel Bahnstraße 16, 42327 Wuppertal mit Eckehard Lowisch (Grafik/Skulptur), Ulla Riedel (Grafik/Installation) und Tati Strombach-Becher (Grafik) Remscheid 10. Juli 2018, 19 Uhr Deutsches Werkzeugmuseum Cleffstraße 2-6, 42855 Remscheid mit Klaus Küster (Installation) Hilden 29. November 2018, 19.30 Uhr Wilhelm-Fabry-Museum Benrather Straße 32, 40721 Hilden mit Harald Hilscher, Uwe Kampf und Ike Vogt (Zeichnungen, Collagen und Objekte)
Eintritt: 10/8 Euro www.partitaradicale.de 41
Anja Lechner, François Couturier, Mona Matbou Riahi, Foto: Juan Hitters
Die Kunst zum Klingen bringen Zehn Jahre Klangart im Skulpturenpark Waldfrieden Dieter E. Fränzel und Maik Ollhoff im Gespräch mit Helmut Steidler Wir Musiker wünschen uns einen Raum, in dem unsere Töne schweben können, zum Zuhörer hin und zu uns zurück. Ein Raum aber, in dem die Musik von sich wandelndem Licht, von Bäumen wie Skulpturen und Skulpturen wie Bäumen reflektiert wird, existierte bislang nur in unseren Träumen. Jetzt wissen wir, dass es ihn wirklich gibt: im Glashaus des Skulpturenparks in Wuppertal. Es war für mich unglaublich inspirierend, an diesem Ort zu spielen. Anja Lechner, 2013 42
Vor zehn Jahren wurde die Konzertreihe im Park gegründet - wie kam es dazu, was war die Idee? Dieter Fränzel: Als der Skulpturenpark 2008 eröffnet wurde, war ich natürlich sehr gespannt auf den Park, an dem sich Tony Cragg einen Traum erfüllt hat. Mit der Erschließung dieses lange brach liegenden Ortes für die Kunst hat Tony Cragg der Stadt Wuppertal ein großes Geschenk gemacht. Als ich dann diesen Ort zum ersten Mal besucht habe, kam mir die Idee: Das wär doch ein wunderbarer Ort auch für Musik. Ich habe Tony Cragg angesprochen und er war direkt angetan. Ich weiß gar nicht, ob er vorher daran gedacht hat, Konzerte zu machen. Jedenfalls sagte er: „Ja,
dann mach mal!“ Also, ich hatte keinerlei Vorgaben und konnte dann mal so spinnen, was man da machen könne. Mich hat von Anfang an dieser gläserne Pavillon gereizt, der ja für Ausstellungen konzipiert ist und nicht für Konzerte, aber durch seine besondere Akustik auch Klangraum ist, auch gerade für akustische Besetzungen. Und damit haben wir dann im Frühjahr 2009 angefangen und haben erst mal Konzerte in diesem Pavillon gemacht. Das waren schon mal die ersten schönen Erfahrungen. Es war zunächst ein Experiment, sich auf einen Ort einzulassen, der ja musikalisch unbefleckt war. Etwas zu entwickeln, was auch hierher passt in Korrespondenz zu der Kunst und der Natur. Wir haben Arkady Shilkloper hier gehabt zusammen mit einem Tänzer, mit Jean Sasportes, dann auch Markus Stockhausen im Pavillon, mit Skulpturen von Jean Dubuffet. Das hat wunderbar geklappt, die Musiker haben sich im Raum bewegt, das Publikum ist aufmerksam gefolgt. Also, das waren die ersten positiven Erfahrungen und ich war auch ganz überrascht, dass das Publikum gekommen ist, dass das schon frühe Resonanz gefunden hat. Dann kamen die ersten Open-Air-Konzerte vor der Villa, auf der Wiese. Das war zum Beispiel Rabih Abou Khalil mit Joachim Kühn, das war der französische Bassist Renaud Garcia-Fons, das waren also die ersten Highlights im ersten Jahr. Dann Erika Stucky, das war für mich auch ein besonderes Vergnügen, diese Ausnahmemusikerin aus der Schweiz hier zu haben. Also, die Erfahrungen waren durchgehend positiv, und es hat sich im Laufe der Zeit zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Die Konzerte waren gut besucht, auch im Verhältnis zu anderen Veranstaltungen. Für mich war das ein Glücksfall, dass ich das hier machen durfte, weil ich in der Nachbarschaft hier groß geworden bin, ich kannte das Gebiet von Kindheit an, und das hat mir dann besonders gut gefallen. Was waren für dich die Highlights? Dieter Fränzel: Also, da kann ich natürlich viele Highlights aufzählen. Ich will die nicht alle nennen, aber das waren zum Beispiel im ersten Jahr der kubanische Pianist Omar Sosa, das war das Radio String Quartett aus Wien, ein Streichquartett, das Stücke vom MahavishnuProgramm auf ihr Quartett übertragen hat. Das war das erste Konzert, das wir nach drinnen verlegen mussten in den Pavillon, wegen Regenwetter, und das hat akustisch auch hervorragend geklappt. Die Streicher brauchten keine Mikrofone. Weitere Highlights waren für mich Marilyn Mazur, die fantastische Schlagzeugerin, dann Christina Branco mit dem Fado-Programm aus Lissabon. Wir haben auch begonnen, afrikanische Künstler einzuladen. Es
Fatoumata Diawara, Foto: Karl-Heinz Krauskopf
ging mir darum, dieses ganze Klangspektrum von Jazz, zeitgenössischer Musik bis Weltmusik aus verschiedenen Kontinenten hier zu platzieren. Es sollte kein Mainstream sein und auch nicht so das Übliche, was man im Jazz hört. Auch nicht, was man an anderen Orten in Wuppertal erleben kann. Die afrikanische Musik gehört für mich zu den Wurzeln der Musik überhaupt, das war für mich ein roter Faden von mehreren. Eine Künstlerin aus Zimbabwe, Chiwoniso, eine wunderbare Sängerin, hat mich sehr berührt. Sie ist ein Jahr später gestorben. Es war ein Vermächtnis, sie hier zu erleben. Später kamen aus Mali Fatoumata Diavara, die in diesem Jahr zum zweiten Mal kommt. Akustic Afrika war ein großes Projekt, das sehr erfolgreich war. Wir hatten das erste Mal sehr große Besucherzahlen. Später kamen Bassekou Kouyate und Gasandji aus dem Kongo und Sona Jobarteh, um das afrikanische Spektrum zu zeigen. Berühmte Bassisten hatten wir in der Reihe, Avishai Cohen war ein großes Konzert, da waren wir sehr überrascht über die Zuhörerzahlen, dann war Dave Holland da, einer meiner Lieblingsbassisten. Esperanza Spalding hatte einen besonderen Auftritt, Stanley Clarke war hier - also es waren schon eine Reihe großer Namen, die wir erlebt haben. Interessant waren auch Ausnahmekünstlerinnen wie Butterscotch, die viel mit dem Körper arbeitet, mit Hip-Hop und Jazz, oder für mich auch Francesco Tristano, mit seiner ganz eigenen Minimalmusik. Sehr beeindruckend auch Günther Baby Sommer mit Savina Yannatou mit „Songs for Kommeno“. Und auch die Wandelkonzerte nicht zu vergessen, die ja auch näher dran sind an der Kunst und an der Natur, wo die Musiker durch den Park wandern, vom Publikum verfolgt. Das ist immer ein ganz besonderes Erlebnis, das ist ja in diesem Jahr auch wieder geschehen. Ja, das waren so meine Highlights. Noch erwähnen möchte ich Anja Lech43
Eurasians Unity, Foto: Gerhard Richter
ner mit François Couturier, die sich inspirieren ließen durch die besondere Atmosphäre. Ich hatte oft versucht, Bezug zu den jeweiligen Ausstellungen zu finden und auch das Glück, passende Musik zu den Ausstellungseröffnungen auszusuchen. Das hat mir immer Freude gemacht. Auch die Kunst hier zu sehen und zu erleben. Maik, du hast inzwischen die künstlerische Leitung übernommen. Du hattest ja schon Erfahrung mit der Programmgestaltung von größeren Veranstaltungen wie dem Sommerloch - war das nützlich für dich, sind die Konzertprogramme im Skulpturenpark für dich eine besondere Herausforderung? Wie hast du dich damit vertraut gemacht? Maik Ollhoff: Also, so wie ich Klangart vorgefunden habe, war es einfach schon eine sehr gut funktionierende Konzertreihe, die nicht in den Kinderschuhen steckte, die schon sehr gut ausgefeilt und ausgereizt war. Man kann die Konzertreihe natürlich weiter entwickeln, aber man hatte schon ein gewisses Niveau. Für mich war das von Anfang an klar, okay, das ist eine Herausforderung, eine gewisse Erwartungshaltung vom Publikum sowie auch vom Park. Es gibt viele Besonderheiten, die den Park von normalen Konzerträumen unterscheiden, also die Kunst hier vor Ort, auf die man wirklich sehr achtgeben muss. Man muss sich die Frage stellen: Was stelle ich der Kunst gegenüber? Ja, 44
das sind Besonderheiten, die mir sofort in den Kopf kamen. Gleichzeitig auch die Arbeit von Dieter (Fränzel). Dieter hat da prächtig vorgelegt und mit Klangart einen Meilenstein gesetzt. Die Frage ist: Wie knüpft man daran an? Wie können gewisse Adern im Programm weitergeführt und aufrechterhalten werden? Andererseits habe ich auch gewisse Ideen und möchte diese zum Zuge kommen lassen. Klangart ist für mich ein sehr behutsames Gefilde. Im Vergleich zu vielen anderen Konzertmöglichkeiten ist es ein sehr langwieriger Prozess, sich damit auseinanderzusetzen. Die Konzertsaison hat nur acht oder neun Konzerte im Jahr, das ist nicht besonders viel für eine Konzertreihe. Es ist aber auch kein Festival, das so geballt ist, dass es über ein Wochenende abgehakt wird. Dementsprechend hat man Zeit, aber muss auch immer wieder über die Sommerzeit spannend und abwechslungsreich bleiben. Und das ist nicht so leicht. Wie hat man einen spannenden Strang, wie findet man ein Thema. Die Gäste fragen mich am Ende oder am Anfang einer Saison: Was ist dieses Jahr das Thema, ist es wieder ein Instrument? Ist es wieder Gitarre? Ja, das ergibt sich manchmal, und dann macht man es auch zum Programm, aber manchmal sind es eher versteckte Hinweise. In diesem Jahr sind es vielleicht ein paar Frauen als Protagonistinnen. Gleichzeitig geht es auch um Verschmelzung von Improvisierter Musik und Weltmusik
Joachim Kühn, Foto: Uli Fild, CROSSROADS 3000
wie bei Eurasians Unity und „Crossroads 3000“, die Neue Musik erschaffen haben. Es geht nicht darum, afrikanische Klänge von Jazzern neu zu vertonen, sondern es geht wirklich darum, neue Musik zu schaffen. Es gibt eine Auftragskomposition in diesem Jahr, das ist vielleicht etwas Besonderes. Aber das ergibt sich manchmal schon eine Saison vorher, wo möchte man den Fokus drauflegen, was ergibt sich plötzlich an Konstellationen, an Künstlern die auf Tour sind, dann ist man plötzlich inspiriert und schließt den Kreis. Wenn ich über die Jahre zurückblicke, dann gibt es immer wieder Künstler, die wir über Jahre angefragt haben, und plötzlich klappt es; weil endlich mal ein Projekt zur Verfügung steht, das überhaupt finanzierbar ist. Bei Esperanza Spalding gab es ein oder zwei Jahre vorher Projekte, wo sie mit Bigband getourt ist, das wäre für den Skulpturenpark eine extrem schwierige Nummer geworden, denn dann müsste die Bühne noch mal doppelt so groß sein, und finanziell ist das eine ganz andere Kiste. So war es auch eine große Formation, aber es war machbar. Bei Esperanza Spalding ist es ja auch so, dass sie mit dem einen oder anderen Projekt tourt und oft auch zwischen den musikalischen Lagern war. Eine Besonderheit von Klangart ist, dass es eben nicht so ein typischer Jazz-Jazz ist, eine dieser bestimmten Jazz-Spielarten, die man als Klischee begreift, sondern irgendetwas zwischen den Stühlen ist, und das war bei dem Esperanza-SpaldingKonzert. Irgendwie sehr experimentelle, fast schon Popmusik.
Bassekou Kouyate, Foto: Peter Hundert, CROSSROADS 3000
Du bist ja ein Kulturmacher der jüngeren Generation und dazu selbst Musiker. Hast du damit einen anderen Blick auf aktuelle Musik und wieweit knüpfst du an die von Dieter gelegte Begründung an? Mail Ollhoff: Ich wundere mich manchmal selbst darüber, dass ich noch nicht die schlagzeug-fokussierten Konzerte organisiert habe. Ich weiß gar nicht, woran das genau liegt. Es gab da natürlich Schlagzeuger, die der Band sehr gutgetan haben, aber es gab noch nicht ein Projekt von einem der großen Protagonisten. Aber es waren immer wieder bemerkenswerte Schlagzeuger am Werk. Dennis Chambers im letzten Jahr zum Beispiel, ein sehr bekannter Schlagzeuger, oder Matt Cameron, der bei Stanley Clarke mitgespielt hat, einer der ganz jungen Protagonisten, der mittlerweile mit vielen zusammenspielt, oder Gary Husband, der diese Saison kommt. Aber einer meiner Heroen ist dann eher John Scofield. Da stand plötzlich eine mich prägende Figur auf der Bühne, wo man gewisse Ehrfurcht empfindet. Ich nehme mich da gerne ein wenig zurück und schaue, was dem Gesamtprogramm guttut. Es gibt auch einige Genres, von denen ich sagen würde, das sind meine Steckenpferde, und andere, da habe ich mich über Klangart hineingearbeitet. Wenn man sich mit sogenannten Jazzkennern unterhält, dann merk man auch, huch, den einen oder anderen Künstler kenn ich überhaupt nicht, weil es ein so unglaublich großes Feld ist. Das Gleiche lässt sich auf die Weltmusik übertragen, auf alles, was Elektronik angeht und so weiter. Also, da gibt es ein so unglaublich breites Spektrum. Das Internet und die weltweite Vernetzung machten es mittlerweile 45
möglich, ein so unglaublich großes Sammelsurium an Musik kennenzulernen, auf dem Schirm zu haben. Dann trotzdem alle zu kennen und sich daran zu erinnern, wer denn was macht, ist ganz schön schwierig. Aber natürlich versucht man, sich an möglichst vielen Stellen inspirieren zu lassen und dann auch einiges hier nach Wuppertal zu holen, um Klangart immer wieder neu aufleben zu lassen und auch Überraschungsmomente zu erzeugen. Das finde ich sehr spannend, dass in einer Konzertreihe verschiedene Genres, auch verschiedene Spielarten und schließlich verschiedene Bühnen aufeinander treffen. Ein Wandelkonzert, ein Konzert im Pavillon oder ein OpenAir-Konzert lassen sich von der Präsentation gar nicht vergleichen. Es gibt Menschen, die haben noch nicht alles gesehen, die sind immer wieder überrascht.
Wir sind mehr in der Breite aufgestellt und das finde ich sehr, sehr gut. Es ist auch eine Gleichgewichtung zwischen verschiedenen Genres. Im Wandelkonzert ist das sowieso immer der Fall, da versucht man, ein Zehn-Mann-Ensemble mit verschiedenen Instrumentengruppen auf die Beine zu stellen. Aufgrund der wenigen Konzerte im Jahr achtet man darauf, dass es keine Wiederholungen gibt, aber in diesem Jahr gibt es erstmals ganz bewusst Zitate aus den vergangenen Spielzeiten. Künstler, die bereits früher hier aufgetreten sind, kehren wieder in einer neuen Konstellation, wie Mathias Schriefl beim diesjährigen Wandelkonzert.
Was ist das Besondere am diesjährigen Programm, im zehnten Jahr von Klangart? Maik Ollhoff: Natürlich die Auftragskomposition für das letzte Konzert, das hat einen neuen Fokus, den gab es so noch nicht. Ich bin sehr froh darüber, dass es wieder Konzerte im Pavillon gibt. Es ist natürlich eine Besonderheit, dass wir erstmals den Pavillon ganz oben nutzen dürfen. Ich war schon sehr beindruckt von der guten Akustik. Ein spannender Platz im Zusammenspiel mit den Skulpturen, die dort im Publikum stehen, die dem Konzert von Anja Lechner noch einmal eine ganz andere Ebene gaben. Diese Skulpturen überragen einen, sie kommentieren sozusagen das Gespielte. Das hat natürlich etwas mit der aktuellen Ausstellung von Markus Lüpertz zu tun. Das war ganz toll.
Zum Abschluss von Klangart 2018 steht ein Konzert mit einem Kammerorchester und Solisten, wie kam es dazu? Wie kam es zur Wahl der Komponisten und des Orchesters? Dieter Fränzel: Ich hatte schon länger das Kammerorchester von Werner Dickel im Visier. Klangart hat normalerweise keine Plattform für Wuppertaler Musiker. Aber dann kam es zu der Idee, Musiker mit einzubeziehen, die auch als Komponisten Erfahrung haben, Jazzmusiker. Und Werner Dickel ist ja ein Musiker, der sowohl mit der klassischen Musik viel Erfahrung hat, aber auch in der Zusammenarbeit mit Improvisatoren und Jazzmusikern. Wir haben uns getroffen und haben überlegt, was man machen kann. Es sollten auf jeden Fall Wuppertaler Musiker sein, die profiliert sind und auch als Komponisten Erfahrung haben. Und so kamen wir auf Roman Babik, den Pianisten, Mathias Haus, Vibrafon, und Jan Kazda, den Bassisten. Die drei schreiben speziell für Streicher Stücke und lassen sich vom Ort, von den Skulpturen und vom Park inspirieren. Sie sind alle ganz stark motiviert. Als Vierten haben wir noch Hans Reichel dazu genommen mit einer Komposition für Daxofon. Hans Reichel, der ja 2011 gestorben ist. Harald Eller wird Daxofon spielen. Das wird also das Spektrum sein, und ich freu mich sehr auf dieses besondere Konzert, was gerade wegen zehn Jahre Klangart einen besonderen Stellenwert für mich hat. Für mich war auch für Klangart nie ausgeschlossen, zeitgenössische Komponisten mit einzubeziehen. Inzwischen bietet das auch die von Gerald Hacke kuratierte Reihe Tonleiter, die später dazu gekommen ist, und insofern hat sich der Schwerpunkt verlagert.
Man muss sich mit dem aktuellen Programm ein bisschen beschäftigen, um die Juwelen darin zu erkennen. Ich achte in diesem Jahr darauf, dass nicht zu viele namhafte Stars im Vordergrund stehen. Das ist in diesem Jahr vielleicht ein bisschen demokratischer gelöst. Allein „Crossroads 3000“ ist eine Band gleichberechtigter Stars, hier ist es unmöglich, nur einen großen Namen zu nennen.
Doch in diesem Jahr wird die Kammerphilharmonie Wuppertal mit Jazzsolisten oben im neuen dritten Pavillon ein besonderes Ereignis sein. Dazu haben wir dann einen Titel gesucht - also die Kompositionen, die sind noch nicht fertig, die bekommen natürlich auch noch eigene Titel - aber der Titel, den wir gewählt haben, der bezieht sich auf ein Zitat von Tony Cragg: „Der Wald schaut und hört gespannt zu.“
Dieter Fränzel: Der Vorzug des Ortes entsteht auch aus der Attraktivität des Skulpturenparkes. Wir haben ein gewisses Stammpublikum, das ist mal größer, mal kleiner, aber es ist schon ein gewisses Stammpublikum, die warten auf die Programmankündigung, und die kommen auch zu Konzerten, wo sie die Namen nicht kennen. Sie lassen sich darauf ein weil sie wissen, dass Qualität und Originalität geboten werden. Das ist schon ein Vorteil, dass der Ort eine große Anziehungskraft hat.
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auch schnell in Vergessenheit, und insoweit war mir das wichtig, auch diesen Aspekt noch mit reinzunehmen. Zumal Hans Reichel ja auch einen hintergründigen Humor hatte und das Daxofon einen ganz besonderen Klang; es wird ganz bestimmt sehr unterhaltsam, dieses Stück. Es sind auch noch weitere Kompositionen im Gespräch, aber die will ich jetzt noch nicht verraten. Nach zehn Jahren Klangart: Wie siehst du die Zukunft der Konzertreihe? Was würdest du gerne verändern? Wie würdest du die Konzertreihe gerne in die Zukunft führen? Dieter Fränzel: Erst mal hängt das von Tony Cragg ab, aber ich glaube da schon an die Bereitschaft, die Reihe weiterzumachen, die ja inzwischen schon Tradition hat.
Die Komponisten Jan Kazda, Roman Babik, Mathias Haus Foto: Karl-Heinz Krauskopf
Werner Dickel und sein Kammerorchester, Foto: Karl-Heinz Krauskopf
Ich bin gespannt auf die Proben, die im September stattfinden, und bin sehr neugierig, was dabei rauskommt. Die Proben werden zeitweise im ort stattfinden, und die Generalprobe ist dann hier im neuen, oberen Pavillon. Wie ist es zu der Aufführung der Komposition von Hans Reichel gekommen? Dieter Fränzel: Das war ein Anliegen von mir. Damit möchte ich die Arbeit von Hans Reichel würdigen. Er gerät ja
Maik Ollhoff: Was man festhalten kann, ist, dass Klangart sich auf jeden Fall nicht nur regional, sondern überregional einen Namen gemacht hat. Man bekommt bereits über den ganzen Winter die Nachfragen mit, wann denn das neue Programm veröffentlicht werde. Es ist eine sehr wichtige Konzertreihe. Wie es sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt? Wir werden sehen; zehn Jahre ist es ja auch gewachsen. Es kamen Räumlichkeiten dazu, es kamen in den letzten Jahren größere Namen dazu, Namen wie Aldi Meola etwa, da wurde dem Interessierten schnell klar, hier steht ein Weltstar auf der Bühne. Ich empfinde die Musikwelt sehr stark im Umbruch, und man wird sehen, was spannend ist. Ich glaube aber, dass in dieser Welt, in der wir leben, vieles auf eine „Plastikkultur“ hinausläuft, nach dem Motto „ich drücke eine Taste, und es spielt ganz viel Musik ab“, und man kann nur mehr ahnen, ob sie überhaupt noch etwas live machen. Da gibt es eine Gegenbewegung dazu, es gibt gerade bei jungen Menschen eine Sehnsucht danach, auf Konzerte zu gehen, denn da passiert etwas, was nicht reproduzierbar ist. Das ist natürlich ganz im Sinne von Klangart. Welche Künstler da neue Spielweisen entdecken und wie sich die Musiklandschaft weiterentwickelt, das ist für mich noch sehr offen. Wer weiß, welche Instrumente es in zehn Jahren gibt? Neue Gerätschaften, mit denen man elektronische Musik macht, neue Musikformen wie Beatboxing mit Butterscotch, Francesco Tristano, der elektronische Klänge mit Jazz verbunden hat, oder vorher auch schon Portico Quartet, auch eine sehr eigene Band, die Elemente von elektronischer Musik nutzt. Ein Highlight für mich war auch „Hildegard lernt fliegen“, quasi eine Neuerfindung des Jazz. Es war ganz schlechtes Wetter, wir mussten die Veranstaltung 47
Klangart Open-Air-Konzert, Foto: Karl-Heinz Krauskopf
in die Börse verlegen und fragten uns: Kennt die jemand, kommen da überhaupt Zuschauer? Die Sorge war schließlich unbegründet. Die Börse war pickepackevoll, wir konnten gar keinen mehr reinlassen. Hätten wir gutes Wetter gehabt und die Band hätte im Park gespielt, ich weiß nicht, wie viele Menschen auf der Wiese gewesen wären. Für eine ganz junge, frische Band, die Improvisierte Musik macht. Das heißt, irgendwie glaube ich schon, dass diese ganze Musikwelt auch eine Zukunft hat. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Publikumszusammensetzung verändern wird. Natürlich hat man einen gewissen Altersdurchschnitt hier oben im Park und generell in Kunst und Kultur. Wer geht in Museen, wer sieht sich eine Ausstellung an, wer geht in ein Jazz- oder in ein Weltmusikkonzert - das wird sich über die Jahre verändern, und das wird für Klangart und auch den Skulpturenpark interessant sein. Also, schlafen werden wir nicht, wir werden uns an vielen Stellen inspirieren lassen. Wir werden mit der Auftragskomposition und dem Wandelkonzert eigene Formate hervorbringen, die 48
Wandelkonzert, Josephine Bode, Shannon Barnett, Tamara Lukasheva Foto: Helmut Steidler
vielleicht auch andere Orte inspirieren. Ich glaube, da wird viel Erfindungsreichtum gefragt sein. Das Wandelkonzert ist eine Neuschaffung, es ist eine Entdeckung, wie man mit dem Ort umgehen kann. Das ist ein tolles Format, das sich durchgesetzt hat und auch fortgeführt wird. Da kommt bestimmt noch mehr dazu.
Kouyate, Bekkas, Kühn, Husband
Crossroads 3000
Samstag, 21. Juli 2018, 19 Uhr Carminho
Canta Tom Jobim Sonntag, 22. Juli 2018, 18 Uhr Eurasians Unity
Musikalische Metamorphosen Samstag, 25. August 2018, 19 Uhr Fatoumata Diawara
Mali Blues
Sonntag, 26. August 2018, 18 Uhr Kammerphilharmonie Wuppertal und Solisten
Der Wald schaut und hört gespannt zu Samstag, 15. September 2018, 18 Uhr
Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12, 42885 Wuppertal www.skulpturenpark-waldfrieden.de Carminho, Foto: Leo Aversa
Wir lieben Stauden aus aller Welt
Anja Maubach
Arends Staudengärtnerei Gartenplanung & Gartenschule
Winterfeste Stauden für das Bergische Land Gartenberatung Manufakturwarenladen im Packschuppen Lassen Sie sich inspirieren. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10–18 Uhr, Samstag 9–16 Uhr.
Aktuelle Termine finden Sie unter www.anja-maubachde
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Der „Lichtturm“ mit seiner prägnanten Kuppel wird von vielen als Wahrzeichen Solingens angesehen. Foto: Dinnebier Licht
Lichtdesign ohne Schnickschnack und Schnörkel Bei „Licht im Raum“ führt die zweite Generation das kreative Lebenswerk von Johannes Dinnebier fort.
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Der „Lichtturm“ in Solingen-Gräfrath dient als Showroom und Ort für Kulturveranstaltungen. Unter der Kuppel ist man dem Himmel ganz nah. Foto: Dinnebier Licht
Jule Dinnebier und Daniel Klages setzen auf zeitloses Design, hochwertige Materialien und Nachhaltigkeit. Planungsbüro und Manufaktur sitzen im Wuppertaler Schloss Lüntenbeck. Schmuckstück der Firma aber ist der Solinger „Lichtturm“. Vielleicht gibt es wirklich keinen schöneren Ort, der einen solchen Ausblick auf das Bergische Land bietet. Hat man sich die vielen Stufen einmal hinaufgeschraubt, wird man mit einem 360-Grad-Panoramablick über Baumwipfel, Felder und Hügelketten belohnt. Aber mehr noch als draußen auf dem umlaufenden „Balkon“ fühlt man sich im Inneren unter der gläsernen Kuppel des „Lichtturms“ in Solingen-Gräfrath dem Himmel ganz nah. Obwohl der ausgerechnet am Tag meines Besuches wolkenverhangen ist, fühle ich mich übergossen von Licht, eingehüllt in Licht. Am liebsten würde ich einfach da sitzen und stundenlang in die Luft gucken. Jule Dinnebier kennt diesen Effekt auf Besucher und lächelt, während sie die Espressomaschine anwirft. „Das ist auch für uns der liebste Ort“, sagt sie. „Hier treffen wir uns zu Meetings und Kreativrunden. Die Atmosphäre ist einfach immer wieder inspirierend.“ Die Erfahrung haben mittlerweile auch schon viele andere gemacht, und so wird der Kuppelraum immer häufiger von Firmen für Tagungen und Workshops gebucht oder wenn es darum geht, sich im kleineren Kreis zu „Denkrunden“ zurückzuziehen. Die Vermietung ist ein wichtiger Posten bei der Erhaltung des außergewöhnlichen Gebäudes, gibt
Generationenwechsel: Jule Dinnebier und Daniel Klages führen die Firma Dinnebier Licht seit 2017 alleinverantwortlich. Foto: Anette Hammer
die „Turmherrin“ offen zu, denn die ist extrem aufwendig. Mehrmals im Jahr klettert ein Fachmann außen über die aus einzelnen Glasscheiben facettenartig zusammengesetzte Kuppel und prüft, ob alle Fugen dicht sind. Und der „Lichteffekt“ stellt sich schließlich auch nur ein, wenn das Glas regelmäßig geputzt wird. 2009 haben Jule Dinnebier und ihr Mann Daniel Klages den Turm gekauft. Allerdings: Er blieb in der Familie. Johannes Dinnebier, Vater von Jule und international bekannter Lichtplaner, hatte den historischen Wasserturm 1996 von der Stadt Solingen übernommen und zum firmeneigenen „Lichtturm“ umgebaut. Seitdem dient er, damals wie heute, im Wesentlichen als Showroom für die eigenen Leuchten und Lichtsysteme von „Dinnebier - Licht im Raum“. Denn auch die Firma hat die jüngste von vier DinnebierTöchtern zusammen mit ihrem Mann längst übernom51
Für die Halle Münsterland schuf Dinnebier Licht ein System aus prismatisch geformten Oberlichtern. Sie tauchen den Raum in wechselnde Lichtstimmungen. Foto: Dinnebier Licht
men - ein langer Prozess, der 2017 schließlich abgeschlossen wurde. „Die öffentliche Wahrnehmung ist häufig immer noch so, als sei die Firma erst jetzt an die jüngere Generation übergegangen“, sagt Jule Dinnebier und lächelt diesmal ein bisschen schief. „Dabei arbeiten wir beide seit 1990 im Unternehmen und haben schon seit 2001 wesentliche Teile davon übernommen.“ Aber eine solche Lichtgestalt innerhalb der Branche wie Johannes Dinnebier wirft halt auch einen Riesenschatten. Johannes Dinnebier, Selfmademan, Firmengründer und weithin bekannte charismatische Persönlichkeit hatte den Beruf des Lichtplaners quasi erfunden, als er 1965 sein „Büro für Lichtplanung“ gründete. Zahlreiche Großprojekte im In- und Ausland machten ihn international bekannt. Dinnebier beleuchtete die Flughäfen in Moskau und Istanbul und den deutschen Pavillon der Weltausstellung in Brüssel ebenso wie den Goldsaal in der Dortmunder Westfalenhalle, die Historische Stadthalle in Wuppertal und vieles mehr. Ab 1972 residierte die Firma im Wuppertaler 52
Schloss Lüntenbeck. Daneben führte Ehefrau Lisa Dinnebier das 1956 gegründete Unternehmen „Licht im Raum“ mit Geschäft an der Graf-Adolf-Straße in Düsseldorf weiter. „Sie war immer im Hintergrund die Seele der Firma“, betont die Tochter. Johannes Dinnebier, der 2017 seinen 90. Geburtstag feierte, steht dagegen bis heute gern in der Öffentlichkeit. Gleichwohl haben die Eltern seit 2001 konsequent „losgelassen“, wie Tochter Jule erzählt. Sie und ihr Ehemann Daniel führen das kreative Lebenswerk fort und setzen eigene Akzente. „Wir freuen uns, dass wir diese Generationenübergabe jetzt geschafft haben“, sagt Daniel Klages und richtet den Blick in die Zukunft. „Unsere Aufgabe sehen wir in der Weiterentwicklung von dem, was uns anvertraut wurde.“ Beide fühlen sich dabei der Tradition verpflichtet. Deshalb führen sie die Firma unter dem Namen „Licht im Raum“ unverändert am Gründungsstandort an der Graf-Adolf-Straße in Düsseldorf fort „obwohl das wirtschaftlich vielleicht nicht das Klügste ist“, wie Klages einräumt. Auf 800 Quadratmetern Geschäftsfläche betreibt die Firma hier den Fachhandel für Endkunden
Systemgedanke: Die „Glass Moons“ lassen sich wie alle Dinnebier-Leuchten vielfältig kombinieren. Foto: Dinnebier Licht
und Architekten mit hochwertigen Designerleuchten internationaler Marken, etwa der italienischen Firma Slamp mit Leuchten von Stararchitekten wie Daniel Libeskind und Zaha Hadid oder aktuell zum Beispiel mit einer Themenausstellung zu Japanischem Design mit Lichtobjekten von Issey Miyake (Artemide), Naoto Fukasawa (Artemide, Belux) und Isamu Noguchi (Vitra). Lichtberater planen hier für öffentliche und private Kunden, und natürlich wird auch die eigene preisgekrönte Leuchtenkollektion - sie wurde 2017 mit dem German Brand Award ausgezeichnet von hier aus vertrieben. Hergestellt werden die Dinnebier-Leuchten in der eigenen Manufaktur in Schloss Lüntenbeck mit zwölf Angestellten. Die Konsequenz, mit der dort die selbst festgelegten Standards von Qualität und Nachhaltigkeit umgesetzt werden, hat dabei fast schon einen Hauch von Verrücktheit. So wird der Manufakturgedanke auch bei der Verwendung der Materialien fortgeführt: Das Porzellan für die Serie „White Moons“ kommt von der traditionsreichen Porzellanfir-
ma Fürstenberg. Die farbigen Glaskörper für die „Glass Moons“ liefert Poschinger, die älteste Glasmanufaktur in Deutschland mit Sitz im Bayerischen Wald. Verarbeitet werden Glas oder Porzellan mit hochwertigen Metallen wie Edelstahl und Kupfer. Die Dinnebier-Manufaktur beschäftigt dafür nicht nur speziell ausgebildete Metallbildner, sie nimmt jährlich auch selbst zwei bis drei Auszubildende in diesem selten gewordenen Handwerk des „Gürtlers“ auf. Glücklicher Weise befindet sich die wichtigste Berufsschule für das Metier ausgerechnet in Solingen. Außerdem arbeitet Dinnebier Licht mit der Lebenshilfe zusammen, und auch sämtliche Vorlieferanten für die Kollektion sind im Bergischen Raum ansässig. „Unsere Leuchten sind ein echt bergisches Produkt“, betont Jule Dinnebier. Dass in der Produktion auch noch mit regenerativem Strom gearbeitet wird, ist da noch das i-Tüpfelchen. Und auch beim Lichtturm spielt das Thema erneuerbare Energie eine Rolle: Gemeinsam mit der Remscheider Firma Vaillant wurde die Beheizung des Lichtturms mit Erdwärme als Pilotprojekt umgesetzt. Der Lichtturm wird heute dank seiner spezifi53
Zwei weiße, rechteckige Lichtsysteme unterstützen die Gliederung des weitläufigen Raumes in der Heilig-Geist-Kirche in Rottenburg-Ergenzingen. Foto: Dinnebier Licht
schen geothermischen Heizanlage perfekt über das ganze Jahr hinweg und bei geringen Kosten angenehm beheizt. Wer so viel Wert auf gediegenes Handwerk in Verbindung mit Nachhaltigkeit legt, dem müssen in puncto Design kurzlebige modische Trends naturgemäß egal sein. Die Leuchten der eigenen Kollektion wirken durchweg zugleich ebenso modern wie zeitlos. Wand-, Hänge- oder Deckenleuchten sind frei von Schnörkel und Schnickschnack; Grundformen wie Kugel, Kreis, Ellipse, Quadrat oder Rechteck bilden die Basis. Durch alle Kollektionen zieht sich der Systemgedanke: So können zum Beispiel die „White Moons“ als dezente Pendel- oder Wandleuchten fungieren oder als beliebig erweiterbares Wandobjekt mit einzeln verstellbaren Elementen einen deutlichen Akzent im Raum setzen. Mit „Stilio“ haben die Lichtgestalter quasi den Kronleuchter neu erfunden. Grundelemente aus metallgefassten Glasstäben können wie bei einer Perlenkette aneinandergereiht und auf einer oder mehreren Ebenen zu Reihen oder Ringen beliebiger Größe zusammengesetzt werden. Die Leuchter wirken äußerst repräsentativ und fügen sich in das moderne Ambiente einer Hotellobby ebenso harmonisch ein wie in das einer Altbauvilla mit Stuckdecken. Das „Ocular“-System bietet auf der Basis geome54
trischer Grundformen und mit einem Durchmesser von bis zu sechs Metern quasi unbegrenzte Möglichkeiten der Kombination und ermöglicht so Lichtlösungen, die sich immer genau in eine bestehende Architektur einfügen. Kein Wunder, dass die Leuchten schon in zahlreichen Kirchen, Theatern und Museen zum Einsatz gekommen sind, aber auch zum Beispiel im Landtagsgebäude in Mainz oder bei der Bundesbank in Dortmund. An solchen passgenauen Lichtlösungen für öffentliche und private Auftraggeber arbeitet ein Team von fünf Lichtdesignern im Planungsbüro, das ebenso wie die Manufaktur in Schloss Lüntenbeck angesiedelt ist. „Die Lichtplanung ist nach wie vor ein wichtiges Standbein für uns“, betont Jule Dinnebier. Keineswegs sei der Bereich mit dem Rückzug von Johannes Dinnebier aus dem Geschäft verschwunden. Ganz im Gegenteil: Erst vor kurzem bekam das Planungsteam bei Dinnebier Licht die besondere Gelegenheit, die gesamte Beleuchtung im Theater Dortmund zu überarbeiten. „Hierbei handelt es sich um ein Lieblingsprojekt meines Vaters von 1965“, erzählt die Tochter. „Ein System aus 1500 Glaskugeln, welches wir komplett restauriert und auf zeitgemäße Lichttechnik umgebaut haben.“ So führt das Dinnebier-Team gerade die Arbeit des Gründers quasi nahtlos fort.
Johannes Dinnebier schuf 1965 für das Theater Dortmund die Beleuchtung aus 1500 Glaskugeln. Das ganze System wurde jetzt zeitgemäß überarbeitet. Foto: Dinnebier Licht
Während Jule Dinnebier und Daniel Klages von ihrer vielseitigen Arbeit berichten, klingelt das Telefon im Solinger Lichtturm: Eine Grundschullehrerin möchte gern mit den Kindern zu Besuch kommen und den Turm erkunden. Solche Anfragen sind nicht selten. „Der Turm ist ja fast schon so etwas wie ein Wahrzeichen von Solingen geworden“, sagt Jule Dinnebier. „Viele Leute denken deshalb auch gar nicht, dass es ein privates Gebäude ist, und sind enttäuscht, wenn sie vor einem verschlossenen Tor stehen.“ Wenn es der Terminplan irgendwie zulässt, öffnet die Turmherrin deshalb auch gern die Türen und macht eine Besichtigung möglich. Die Solinger Grundschulkinder dürfen sich jedenfalls schon mal darauf freuen. Alle anderen haben immerhin die Möglichkeit, die einzigartige Atmosphäre des Lichtturms bei einer Kulturveranstaltung zu genießen. Vor Jahren hat Jule Dinnebier die Reihe Turmspiele mit Konzerten und Lesungen ins Leben gerufen. Leider bleibt der Geschäftsfrau und dreifachen Mutter dafür nicht so viel Zeit, wie sie gerne hätte. In diesem Jahr gibt es noch zwei Mal die Gelegenheit, Musik zu hören, während man dem Himmel näher ist als irgendwo sonst ... Anne-Kathrin Reif
Termine: Freitag, 7. September 2018, 19.30 Uhr
Sternenklar
Stefan Mönkemeyer Gitarre Fingerstyle, Rock, Blues, Jazz, Folk Samstag, 3. November 2018, 18 Uhr Helene Blum & Harald Haugaard Jubiläumstour 2018 10 Jahre Blum & Haugaard Band
Eintritt: 28 Euro. Karten bestellen: info@lichtturm-solingen.de Mehr Infos zur Historie des Lichtturms, dem Pilotprojekt Lichtturm/Vaillant und den Kulturveranstaltungen: www.lichtturm-solingen.de 55
Abonnieren oder Abonnement verschenken: vier Ausgaben im Jahr fĂźr nur 29 Euro, inkl. Versand! Ein Abonnementvertrag liegt diesem Heft bei. Sie kĂśnnen das Formular auch auf unserer Website downloaden. www.schwebetal-verlag.de
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Viertelklang in vier bergischen Städten Viertelklang setzt seine Erfolgsgeschichte als bergisches Musikfestival fort. Velbert wagt nach dem erneuten großartigen Erfolg im letzten Jahr, etwas Neues, präsentiert den Stadtteil mit der Wallfahrtskirche, Neviges. Wuppertal bleibt an der Trasse, diesmal am westlichen Ende, in Vohwinkel. Solingen präsentiert Ohligs, und Remscheid geht zum dritten Mal nach Lüttringhausen. Das Musikfestival Viertelklang bringt die Stadtviertel musikalisch zum Klingen. Selten gibt es die Möglichkeit, an einem Abend so viele begeisternde Konzerte und neue (Kultur-)Orte kennenzulernen. Viertelklang präsentiert die Musikszene der bergischen Region in all ihren Facetten: von Chormusik bis Klassik, von Rock bis Jazz, von Chanson bis Weltmusik. Am 31. August startet Viertelklang in Velbert-Neviges, der Altstadt mit dem modernen Dom. Die Viertelklang-Strecke verbindet ganz unterschiedliche Orte, die diesem malerischen Quartier auf engstem Raum seinen Charakter geben. Von der Kultschlagerband bis zu ganz jungen Talenten der Stadt, von Jazz bis Kammermusik, von afrikanischen Liedern bis Klezmer, von Rock zu Barock - das Programm ist wieder weit gespannt und lädt zum „Schnuppern“ und zum Austausch ein. Am 1. September geht Viertelklang in den Stadtteil mit der berühmten Metallkonstruktion über der Kaiserstraße und Europas größtem Flohmarkt, nach Vohwinkel. Hier werden 22 Konzerte geboten, unter anderem mit der Elberfelder Mädchenkurrende und dem Kammerchor Elberfeld, aber auch mit Partita Radicale und Läutwerk 5 sowie Werner Dickel und Alexander Pankov und Jan Kazda mit dem Indigo Streichquartett.
aber auch in Verbindung mit Literatur, so in einem Auftritt von Olaf Reitz mit Morgensterns „Galgenliedern“ und musikalischer Begleitung von Carola Pasquay. Den Abschluss der Viertelklang-Reihe macht Remscheid am 6. Oktober im schönen Stadtteil Lüttringhausen. An sechs verschiedenen Veranstaltungsorten werden 17 Konzerte geboten. Unter anderem wird das Axel Fischbacher Quintett im alten Ratssaal des Rathauses Lüttringhausen auftreten und das Leseduo Gin & Fizz mit musikalischer Unterstützung von Harald Eller auf „Insta-Urlaub in Lüttringhausen“ gehen. Viertelklang setzt auf die musikalischen Stärken der bergischen Region und auf viel Bewegung. Die vier bergischen Stadtviertel geben der Musik einen lebendigen Rahmen, das Publikum spaziert zwischen den (Kultur-)Orten umher. Und weil sich Gegensätze anziehen, werden die Konzerte an Orten stattfinden, an denen man sie nicht vermutet. Unterstützt wird Viertelklang von vielen Sponsoren der bergischen Region und der Regionalen Kulturpolitik Bergisches Land des Landes NRW. Karten gibt es im VVK unter: www.wuppertal-live.de, www.solingen-live.de, www.remscheid-live.de, www.velbert-live.de. Die Karten gelten als KombiTicket; sie berechtigen zur kostenlosen Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs am Viertelklang-Abend. www.viertelklang.de In allen Städten dabei: das Axel Fischbacher Quintet
Mit Solingen-Ohligs geht Viertelklang am 29. September in den letzten der fünf großen Stadtteile von Solingen. Hier stehen besonders die Kirchen als markante Veranstaltungsorte im Mittelpunkt. Geprägt hat den Stadtteil die Bahnlinie als Kreuzung der Linien nach Köln und Düsseldorf, seit 2006 heißt die ehemalige Station Solingen-Ohligs nun Solingen-Hauptbahnhof. Das musikalische Programm ist ebenfalls eine Kreuzung verschiedener Musikrichtungen, 57
Wuppertal, Tunis, Tabarka und zurück – gegen den Strom Eindrücke aus einem kulturell spannenden Land
Wenn wir 2018 wieder einmal nach Tabarka gereist sind, dann, weil wir erleben wollten, sehen wollten, wie das Land und die Region, wie die Menschen, mit denen wir befreundet sind, sich entwickelt und verändert haben. Sieben Jahre nach der Jasmin Revolution, drei Jahre nach der Verabschiedung einer demokratischen Verfassung, drei Jahre nach entsetzlichen Terroranschlägen von Tunesiern auf ihr eigenes Land, aber auch auf Ziele in Europa. Das Hinfahren war 2011 ganz selbstverständlich: Die Tunesierinnen und Tunesier hatten sich emanzipiert und ihren Despoten Ben Ali buchstäblich in die Wüste geschickt. Es folgte ein Sommer, in dem die erlangte Freiheit so ungezwungen und ausgelassen gefeiert wurde wie noch nie vorher, der Kampfruf: „Dégage!“ (Hau ab!) gegen den Despoten und seine Familie wurde zum modischen Accessoire der Bevölkerung; selbst in den teuersten Juwelierläden sah man kunstvoll gearbeitete Armreifen mit diesem Ausruf. Die Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung im Herbst wurden stolz zelebriert. Aber mit dem Wahlergebnis kam die Ernüchterung, reaktionäre islamistische Strömungen hatten auf einmal das Sagen. War Tunesien unter Ben Ali ein Land, in dem Religion im öffentlichen Leben keine Rolle spielte - auch nicht spielen durfte -, in dem alle Kinder zur Schule gingen, das im öffentlichen Leben absolute Gleichberechtigung zeigte, drohte jetzt die Scharia. Die Euphorie, die sich mit der Revolution im Frühjahr 2011 in Tunesien und in den benachbarten arabischen Staaten Raum geschaffen und die auch Europa erfasst hatte, wurde brutal gedämpft. Das Machtvakuum wurde missbraucht von rivalisierenden Despoten: Libyen verkommt bis heute in der Barbarei von Warlords; Ägyptens Hoffnungen wurden zuerst von den reaktionären Muslimbrüdern zunichtegemacht, anschließend vom Militär einkassiert. Und auch in Tunesien stand der Erfolg der jugendlichen Revolution 58
auf der Kippe; die konservativ-muslimisch geprägte Übergangsregierung ließ eindringenden radikalen Islamisten freie Hand. Plötzlich wurden in einzelnen Regionen „Gottesstaaten“ ausgerufen. In keinem anderen Land „verloren“ so viele Familien ihre Söhne an den Islamischen Staat. Mit der Ermordung von angesehen Oppositionspolitikern wurde die Sorge um den Verlust der demokratischen Erfolge greifbar; als Erstes gingen die Frauen auf die Straße, und zusammen mit dem „Tunesischen Quartett“ - das dafür 2015 den Friedensnobelpreis bekam - wurde um eine Verfassung gerungen, die vorbildlich ist. Ein Kernstück dieser Verfassung ist die Dezentralisierung. Die dazu notwendigen Wahlen wurden aber immer wieder hinausgezögert. In diesem Frühjahr haben sie endlich stattgefunden. Die regionalen und kommunalen Räte können sich konstituieren und ihre Arbeit aufnehmen. Wie lassen sich jetzt die freundschaftlichen Beziehungen neu gestalten? Diese Frage drängte uns im wahrsten Sinne des Wortes wieder einmal nach Tabarka. Nach Tabarka kommt man über Tunis. Tunis ist Weltstadt, Wirtschaftsmetropole, kultureller Hotspot zwischen den Welten und über lange Zeiten hinweg. Tunis ist französisches Europa, fast noch ein Vorort von Marseille, farbenfroher Orient, mondän und proletarisch und studentisch gleichzeitig. Tunis ist Karthago, ist uralt und lebendig jung; Tunis ist Mittelmeer. Tunis ist ein perfekter Einstieg für ängstliche Europäer. Das alte Karthago mit seinen archäologischen Schätzen liegt mitten in einem Wohngebiet. Nur wenige Areale sind wirklich abgegrenzt, aber der sagenhafte Hafen ist umbaut von schmucken Villen und zählt zu den besten Wohnlagen der Hauptstadt. In den Ausgrabungsstätten kann man stundenlang ungestört auf Entdeckungsreise gehen. Man erlebt die Antike beeindruckend hautnah. Hannibal ante portas.
Der Golf von Tunis, von Sidi Bou SaĂŻd aus gesehen
Karthago, Relikte der Thermen des Antonin
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Impressionen aus dem Nationalmuseum Bardo in Tunis
Dieser Eindruck wird noch einmal im Bardo Museum verstärkt. Dieses auch für den gesamten nordafrikanischen Raum bedeutende Nationalmuseum vereinigt in einer einmaligen Gesamtschau Exponate der tunesischen Geschichte von den phönizischen Ursprüngen über die wechselhaften Geschichtsverläufe der Antike und der arabischen Welt. Zum Selbstverständnis des Museums gehört auch das Sichtbarhalten des Terroranschlages auf eine Besuchergruppe im Jahr 2015. Schade fürs Museum, traumhaft für unsere kleine Reisegruppe und wohl dem Fastenmonat geschuldet: Wir waren fast alleine in dem riesigen Gebäude, das auch baulich die faszinierende Vereinigung eines alten orientalischen Herrscherpalastes mit gekonnter moderner Museumsarchitektur feiert. Wenn man dann im schattigen Innenhof seinen Tee schlürfen kann - der Cappuccino schmeckt auch gut -, dann fühlt man sich schon fast als Bey, die früheren Herrscher der Stadt. In diesem Museum sieht man opulente orientalische Stuckdecken, die einem den Atem verschlagen durch ihre filigrane Ausgestaltung noch so kleiner Motive und Ornamente, eben sichtbaren Arabesken. Lange Zeit wurde niemand mehr in diesem Kunsthandwerk ausgebildet, im Tunesien unter Ben Ali kümmerte sich niemand ernsthaft um den Erhalt dieses einmaligen Erbes. Zur Not wurden Handwerker aus Marokko beschäftigt. Mit Erleichterung sahen wir bei der Fahrt durch die Stadt eine Berufsschule, in der diese traditionelle Kunstfertigkeit wieder auf dem Lehrplan steht. Der alltägliche Orient ist nicht weit entfernt. Die riesige Medina lässt einen endgültig in den Aromen des Orients versinken. Die Suks sind nach wie vor intakte Versorgungszentren im Herzen der Großstadt. Hier treffen sich Einheimische und Reisende, ohne sich gegenseitig lästig zu werden, hier sitzt und trifft man sich in einfachen Teehäusern, aber auch in einmalig schönen Restaurants, hier kann man alle Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch elegante Kleidung und Schmuck erwerben; es darf auch gehandelt werden. 61
Impressionen aus Sidi Bou Saïd, Bild in der Mitte: die Reisegruppe auf den Treppen des „Café des Nattes“
Mein Lieblingsort ist aber nach wie vor Sidi Bou Saïd. Auf einer Klippe über Tunis und seinen Vororten liegt dieser denkmalgeschützte Ort, der schon August Macke und Paul Klee auf ihrer Tunisreise im April 1914 magisch angezogen hatte. Das durch die Macke-Aquarelle berühmt gewordene Café des Nattes liegt noch genauso da wie vor hundert Jahren: am Ende der Händlerstraße, auf dem Hügel, als Fluchtpunkt eines orientalischen Märchens in strahlendem Weiß und leuchtendem Blau. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Sidi Bou Saïd hat schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen verführerischen Reiz auf die europäischen Orientfans ausgeübt. Etwas außerhalb des touristischen Zentrums „schwebt“ das Palais du Baron Erlanger über dem Mittelmeer. Erlanger war Sohn eines renommierten reichen französischen Bankiers, Orientalist und Musikwissenschaftler. Während Macke, Klee und Moilliet das Licht und die Farben einfangen wollten, sammelte der Baron Musik und Instrumente und einmalig orientalische Tonkunst in seinem Palais, das schon fast überladen wirkt mit seinen überbordend verzierten Räumen.
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Der Tänzer Rochdi Belgasmi in La Marsa, 18 Kilometer nordöstlich von Tunis
Tunesien sieht nicht nur gut aus, Tunesien schmeckt auch gut; und ganz besonders gut im Dar Zarrouk und dann, wenn im Ramadan abends das Fasten gebrochen werden darf. Den Anfang machen traditionell die Datteln, die hier „Finger Gottes“ heißen. Nach dem Fastenbrechen wird gefeiert. Schlagartig ist die Stadt voll. Wir wollen einen Tänzer sehen, Rochdi Belgasmi, der in Tunesien ein gefeierter Star ist. Rochdi kommt gegen Mitternacht mit seinen drei folkloristisch gekleideten und traditionelle Instrumente spielenden Musikern auf die Open-Air-Bühne. Das junge Tunesien applaudiert frenetisch bei seinen ersten Tanzschritten, und es beginnt eine Lehrstunde in Kulturgeschichte. Diesmal hat er sich der Tradition der Arbeitertänze des ausgehenden 19. Jahrhunderts gewidmet, jenen „einsamen“ Tänzen, die die Minenarbeiter in der Männerrunde nach einem langen erschöpfenden Arbeitstag zu ihrer eigenen Ablenkung vollführten, in denen auch die Sehnsucht nach den abwesenden Frauen zum Ausdruck gebracht wurde, ein faszinierendes Wechselspiel zwischen den Körpern. Immer wieder unterbricht Rochdi seine Aufführung für eindringliche Erläuterungen. Er will die Tradition kontemporär aufbereiten und hat die Regionen und ihre typischen Tänze im Repertoire.
Fastenbrechen nach Sonnenuntergang
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Korkeichenwälder auf dem Weg nach Tabarka
Das Publikum geht jede Bewegung, jeden Rhythmus mit und stürmt zum Schluss, wenn Rochdi Unterricht gibt, die Tanzfläche. Wir sind wieder einmal tief drin in Tunesien und stehen doch erst am Anfang unserer Reise. Wir haben noch einen Termin in der deutschen Botschaft zum Update unserer Erfahrungen vor uns und wollen uns auch noch mit Menschen treffen, die sich professionell, aber auch ehrenamtlich um die Entwicklung der Zivilgesellschaft kümmern; mit genau jenen Menschen, die unsere „Mission“ in Tabarka aufgreifen und verstärken können und wollen. Es geht voran in Tunesien, es tut sich was. Wir gewinnen den Eindruck, dass die Menschen nach den Niederschlägen, die ihre Revolution auch ausgelöst hatte, wieder zur Besinnung gekommen sind und ihre Demokratie wagen wollen.
Gespannt machen wir uns auf den Weg in unsere Partnerregion Kroumirie Tabarka liegt angeschmiegt an die Ausläufer des Atlasgebirges in einer lang gezogenen Bucht am Mittelmeer; Aïn Draham liegt fast tausend Meter höher inmitten ausgedehnter Eichenwälder und genießt sein Heilklima. Wir fahren die „schöne“ Strecke über Beja und eine beeindruckende Serpentinenstraße, passieren Aïn Draham, um auf kürzestem Weg nach Tabarka „abzusteigen“. Immer wieder wechselt das Panorama, bewaldete Hügelketten, kahle 64
Bergrücken - die Römer haben hier auch ihr Schiffbauholz, solide Eiche, geschlagen -, die wie Elefantenrücken in der Landschaft auftauchen; dann plötzlich wird der Blick auf das Mittelmeer frei gegeben. Hinter der nächsten Kehre weitet sich das Tal zu einem großen Stausee. Die Region ist Trinkwasserspeicher für die 180 Kilometer entfernt gelegene Hauptstadt. In Tabarka treffen wir unsere Freundinnen und Freunde. Unser ursprünglicher Partnerverein ADAK hat sich aufgelöst, aber zu Latifa, Nadia, Adel und Dalinde haben wir engen Kontakt gehalten. Die Freundschaft ist so tief, dass wir abends in die Familien zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen werden. Viel mehr Wertschätzung geht kaum. Adel ist in den Stadtrat von Tabarka gewählt worden, wie viele als Kandidat einer unabhängigen Liste. Die Lust auf die „alten“ Parteien ist auch in Tunesien vorbei, das hat sich leider auch an der Wahlbeteiligung bemerkbar gemacht: Die jungen Tunesierinnen und Tunesier sind kaum zur Wahl gegangen. Zu tief sitzt das Misstrauen in die „alten Köpfe“. Aber hier setzt das Programm zum „Empowerment“ der Bürgerinnen und Bürgern an, das wir im Gespräch mit Kouraich Jaouahdou von Local & Global in Tunis kennengelernt hatten. Dies ist nur eine der Möglichkeiten, die sich im Laufe der Reise eröffnete, wie wir unser Engagement in der Region zukünftig gestalten können.
Tabarka, von der im Meer vorgelagerten genuesischen Burg aus gesehen
Adel und Dalinde auf der Baustelle ihres Projekts „pure nature“
Adel und Dalinde sind mit ihrem Projekt pure nature der lebende Beweis für (ver-)schleppende Bürokratie, für kommunale Handlungsunfähigkeit. Vor sechs Jahren hatten sie uns ihr Projekt vorgestellt: Über Tabarka an der Straße zur algerischen Grenze (die hier nur zehn Kilometer entfernt ist) planten sie ein Relais, wo die Gäste mit heimischen, ortstypischen Speisen verwöhnt werden, wo es eine Ausstellung heimischen Kunsthandwerks, aber auch kleine Werkstätten geben soll. Darüber hinaus will die diplomierte Agrar- und Forstwirtin Dalinde Waldlehrpfade einrichten, die den Besucherinnen und Besuchern die Einzigartigkeit der Flora der Kroumirie zeigen sollen. Und das Sportliche soll auch nicht zu kurz kommen. Von dem Relais aus lassen sich Radwandertouren organisieren. Zusammen mit der Tourismusbehörde soll über ein Netz kleiner „Gîtes“ als Übernachtungsmöglichkeit nachgedacht werden. Tolle Ideen, die wir von Wuppertal aus gerne unterstützen wollten. Sanfter Tourismus, nachhaltige Bewirtschaftung einer einzigartigen Natur und Kultur, Einbeziehung der unterbeschäftigten Bevölkerung und Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten passen in unser Portfolio, aber noch schwärmt der öffentlich bestellte Tourismusmanager der Region lieber von rasanten „Quadtouren“ durch die stille Landschaft. Immerhin konnten die beiden „ihr“ Grundstück langfristig pachten und mit dem Bau der gastronomischen Einheit beginnen. Dafür fährt Adel nachts Taxi, und Dalinde gibt ab und zu Kräuterkurse 65
Das neue Amphitheater in Tabarka
und organisiert mit den Frauen aus den „Hofschaften“ der Waldsiedlungen die zukünftige Vermarktung ihrer Produkte. In Tabarka selbst hat man ein neues Amphitheater gebaut, in dem wieder Musik und Theater gemacht werden sollen. Das legendäre Tabarka Jazz Festival ist als Marke in den Kultursommer Karthagos abgewandert, aber die heimischen Gastronomen entwickeln Ideen zur kulturellen Wiederbelebung ihrer Stadt. Über einen Wuppertaler Musiktransfer würden sie sich sehr freuen. Mittlerweile scheint die notwendige Infrastruktur auch wieder aufgebaut zu sein, verlässliche Kontakte gibt es. Um die arme Bevölkerung der Waldsiedlungen kümmert sich auch ein Projekt, das Mounia Staudinger in Aïn Draham initiiert hat. Sie hatte die Idee, dass ein Schulbus die Kinder aus ihren entlegenen Behausungen in den Waldsiedlungen in eine Grundschule bringt. Den Bus haben wir ihr - vielmehr den Kindern - vor drei Jahren von Wuppertal nach Tunis gebracht. 30 Kinder fahren jetzt jeden Morgen mit „ihrem Bus“ in „ihre Schule“. Diese Schule sollte eigentlich aufgelöst werden, diese Kinder wären dann nie regelmäßig zur Schule gegangen. Auch in Tunesien ist Bildung die einzige Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und damit ist dieses Land ganz nah dran an unserem. Text: Gerd Holl Fotos: Willi Barczat und Gerd Holl 66
Die Kinder vor ihrem Schulbus aus Wuppertal
tabarka e.V. Verein zur Förderung der Städtefreundschaft zwischen Wuppertal und Tabarka und seinem Umland, gegründet 2011 Vorstand: Dietmar Bell, Gerd Holl, Mohamed Chaouani, Michael Stodieck, Miriam Gundlach
2011 erste Kontaktaufnahme und finanzielle Unterstützung des Vereins
ADAK (Hoffnung für die Kroumirie)
2012 Einladung des Vereins nach Wuppertal, Erörterung der möglichen Die Grundschule und ihre Kinder in Aïn Draham
Unterstützung, Bildungsreise nach Tunis und Tabarka,
Start eines Jugend-Begegnungsprogramms zum politischen Austausch
mit Jugendlichen aus Tabarka und Ain Draham in Wuppertal
2013 Spende und Überführung von zwei Krankentransportfahrzeugen für
das Krankenhaus in Tabarka, Fortsetzung des Begegnungsprogramms:
Wuppertaler Jugendliche in Tabarka
2014 Kontaktaufnahme und Begegnungen mit Vereinen und politischen
Vertretern in Ain Draham, Einladung der Initiatorinnen und Initiatoren
von „pure nature“ nach Wuppertal, Analyse und Vorbereitung von Unter-
stützungsmaßnahmen für die Region Ain Draham, exkl. Analyse und
Bewertung des Verfassungsentwurfes durch das Vereinsmitglied Frau
Prof. Dr. Gabriele Wilde, Zentrum für europäische Geschlechterstudien
(ZEUGS), Münster
2015 Spende und Überführung eines Schulbusses für die Kinder von Ain Draham 2016 Beginn der Patenschaftsaktion für bedürftige Schülerinnen und Schüler
aus der Region, Betreuung einer jungen Agraringenieurin aus Ain
Draham in Wuppertal mit dem Ziel, Netzwerkkompetenzen zu
vermitteln: CSCP, WupperVerband, Wuppertal Institut, Sprachforum
Heinrich Heine, Düsseldorf
2017 Fortsetzung der Patenschaften, Vorbereitung einer Gruppenreise, Treffen
mit einer tunesischen Delegation der Gesellschaft für internationale
Zusammenarbeit in Wuppertal mit dem Schwerpunkt Bürgerbeteiligung
2018 Informationsreise nach Tunis, Tabarka und Ain Draham
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Tanja Herdt: Die Stadt und die Architektur des Wandels: Rudolf Belling,
Die radikalen Projekte des Cedric Price,
Skulpturen und Architekturen,
206 Seiten, 91 farbige, 11 s/w Abbildungen,
336 Seiten, 382 Farbabbildungen,
Broschur mit Leineneinband,
Hardcover, 27 x 20 cm, Hirmer, 45,- €
24 x 17 cm, Park Books, 48,- €
Neue Kunstbücher vorgestellt von Thomas Hirsch
Architektur von verschiedenen Seiten Rudolf Belling (1886-1972) war als Künstler ein Alleskönner, und das in Zeiten, die zur stilistischen Eigeninitiative herausforderten und zudem politisch wechselhaft waren. Er hat ein weites Spektrum zwischen Naturalismus und Abstraktion, Expressionismus, Futurismus und Neuer Sachlichkeit durchschritten; Grundlage seines gesamten Werkes ist dabei die Plastizität der Bildhauerei. Er hat das Kernvolumen geöffnet, ohne die Form selbst aufzugeben, und zugleich den umgebenden Raum einbezogen: Die körperhafte Bewegtheit – mit dem Verweis auf den Tanz – wirkt mit der linearen plastischen Skizze und einem tektonischen In-sich-gefasst-Sein zusammen. Diese Skulpturen wollen umschritten sein. Die wohl berühmtesten Beispiele sind der „Dreiklang“ (1919), die wie ein Gehäuse wirkende, helmartig abgeschlossene goldglänzende „Skulptur 23“ (1923) und das verknappte und anamorph doch erkennbare plastische Porträt des Kunsthändlers Alfred Flechtheim (1927). Rudolf Belling gilt hierzulande als „Erfinder“ der abstrakten Skulptur und bedient sich dabei einer konstruktiven Formensprache, die sofort den Blick darauf lenkt, wie geeignet sein Konzept auch für architektonische Ideen ist. Sie führt aber auch, im Spätwerk, zu organischen Lösungen wie der Blüten-Skulptur zur Olympiade in München 1972: Vielleicht eine kleine Genugtuung für Belling, dessen Werke vom Naziregime als „entartet“ diffamiert wurden. Er selbst lebte von 1937 bis 1955 in Istanbul als Dozent an der Kunstakademie. Nach seiner Rückkehr ging er allerdings nicht nach Berlin, wo er zunächst gelebt hatte und nun ver68
geblich auf ein Staatsatelier hoffte, sondern ließ sich 1961 in Krailling bei München nieder. Wahrscheinlich liegt es an der stilistischen Komplexität, dass die Werke von Rudolf Belling zwar oft Gast auf thematischen Ausstellungen sind, aber es bis auf eine Monografie von 1981 keine Gesamtdarstellung gab. In Verbindung mit einer Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin unternimmt dies nun die vorliegende Monografie „Rudolf Belling – Skulpturen und Architekturen“, erschienen bei Hirmer. Sie legt, wie der Titel mitteilt, den Akzent auf das einzelne Werk. Und sie zeigt: Belling hat wiederholt an Denkmälern im öffentlichen Raum gearbeitet, von ihm stammen der Entwurf für eine Tankstelle sowie Brunnenentwürfe und Raumausstattungen, auch wurde er von Architekten zur Mitwirkung an Platzgestaltungen – etwa 1923 für den Nollendorfplatz in Berlin – hinzugezogen, und schließlich lehrte er in Istanbul an der Architekturfakultät. Man kann auch sagen, seine Skulpturen sind eigentlich Architekturen: großartig, dass dies nun umfassend veröffentlicht ist. Das Verhältnis von eigenem Stil, technischem Experiment und Funktionalität ist ein wichtiger Aspekt der architektonischen und urbanistischen Projekte des englischen Architekten und Architekturtheoretikers Cedric Price (1934-2003). Seine Werke sind schon mit ihren TragwerkKonzepten visionär, deshalb oft nicht realisiert oder bereits wieder zerstört, aber in Zeichnungen und Plänen und weiteren Dokumenten überliefert, die nun im Buch von
Andreas Lechner: Entwurf einer architektonischen Günter Figal:
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Ando, Raum Architektur Moderne,
490 Seiten, 302 s/w Abbildungen,
170 Seiten, 92 s/w Abbildungen,
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Broschur, 22,5 x 17 cm, Modo, 34,- €
Park Books, 58,- €
Tanja Herdt vorgestellt werden. Da sind das auf einer Tetraederkonstruktion beruhende Vogelhaus im Landschaftsraum des Londoner Zoos in den 1960er-Jahren und die Entwürfe für einen „Fun Palace“ (ab 1961) – ein Theater- und Vortragsgebäude als Vergnügungszentrum – oder „Potteries Thinkbelt“ als Entwurf einer Universität (1964-68). Die Monografie konzentriert sich weitgehend auf die frühen Entwürfe und die theoretischen Konzepte, mit denen Price Bekanntheit erlangt hat. Es gibt einige Bücher über Price, dieses hier ist wohl das erste in deutscher Sprache. Aber es ist – trotz der vielen Dokumente und Entwurfsskizzen (und das ist die Stärke dieses Buches) – kein Bildband, eben weil es viele Projekte realiter nicht gibt oder diese, bereits zerstört, nur in historischen Fotografien überliefert sind. Es ist mehr eine wissenschaftliche Darlegung, die (und das ist die Schwäche dieses notwendigen Buches) die Übersichtlichkeit vermissen lässt und zudem als Textwüste auftritt. Die Qualität ist andererseits, dass die Autorin sich ausführlich den einzelnen technischen Details und der Chronologie der Planungen der Projekte zuwendet. Verdienstvoll, dass sie, ausgiebig recherchiert, den zeitgleichen Diskurs in der Architektur darlegt. Wieder eine andere Perspektive auf Architektur vermittelt der Essay von Günter Figal. Er widmet sich dem Werk von Tadao Ando (geb. 1941), einem der großen Architekten unserer Zeit. Seine Bauten, etwa die Langen Foundation in Neuss, kommen mit wenigen charakteristischen, minimalistisch verwendeten Elementen aus. Seine Materialien sind Sichtbeton, der leicht wirkt, mitunter Holz und helles Metall, vor allem auch Glas, das als große Scheiben zwischen Innen und Außen vermittelt und den Raum öffnet. Die Lichtführung, die meditative Aspekte fördert, ist eine zentrale Komponente. Vorplätze und Wege sind als Teile der Architektur angelegt und einbezogen, hinzu
kommen mitunter Wasserflächen. Oft treffen mehrere, für sich selbstständige Baukörper winkelig aufeinander. Dazu kommen frei stehende Wände, die das Gebäude in seine Umgebung erweitern. Die Perspektive des Freiburger Ordinarius für Philosophie Günter Figal nun ist von Respekt und Präzision geprägt. In seinem hermeneutischen Ansatz nähert er sich Andos Bauten und deren gedanklicher Struktur an: findet Worte für diese. Es geht um Zeit, Bewegung, Raum und Umgebung – es ist ein Vergnügen, Figals kluge Gedanken nachzuvollziehen und dabei gleichsam durch die Gebäude zu schreiten. Weiter an Authentizität gewinnt dies durch die Schwarz-Weiß-Detailfotografien, die von Figal stammen. Kongenial wird die Darlegung durch die in ihrer Selbstverständlichkeit vorzügliche Grafik. Alles fügt sich zu einer Einheit, so einfach, aber gekonnt ist das: eines der schönsten, am meisten gebildeten Kunstbücher der letzten Zeit. Wieder eine andere Sicht auf Architektur vermittelt der Entwurf einer architektonischen Gebäudelehre von Andreas Lechner. Geschrieben von einem Architekturdozenten noch im Hinblick auf die Lehre, sortiert sie exemplarisch zentrale Gebäude- und Funktionstypen unserer Zivilisation. Lechner hat zwölf Kategorien definiert, die er mit wiederum jeweils zwölf Beispielen vom Altertum bis heute jeweils doppelseitig mit Risszeichnungen vorstellt. Dabei geht es eben nicht um die detaillierte Ausgestaltung, sondern um das Erkennen und Verdeutlichen baulicher Großstrukturen: der Hüllen. Verschränkt wird dies im Buch mit drei längeren Essays zu Tektonik, Typus und Topos, die bewirken, dass hier ein Standardwerk entstanden ist: sehr nüchtern, ziemlich effizient, gerade noch handhabbar mit seinen knapp 500 Seiten. Um ein Gespür für die Fragestellungen zur Architektur und das Spektrum ihrer Möglichkeiten zu bekommen: sehr hilfreich. 69
Paragrafenreiter Kann ich nur mit Erbsenzählerei
Steuern sparen? Vielleicht nicht einmal damit. Aber das Ziel jeder Steuererklärung, Steuerberatung und Steuerfestsetzung ist die Ermittlung einer Zahl, nämlich der Steuerlast, daher ist Erbsenzählerei, oder vielmehr: die Umrechnung von Lebenssachverhalten in Zahlen, eine notwendige Voraussetzung. Das ist manchmal schwierig und erschwert die Kommunikation, sowohl die zwischen dem Bürger und dem vermeintlichen Erbsenzähler als auch die zwischen dem Bürger und dem Finanzbeamten. Wie kann ich aber auch jemandem, der sich mitten in der Nacht aus seiner Wohnung ausgesperrt hat und darum den Schlüsseldienst rufen muss, begreiflich machen, dass die Kosten der Türöffnung grundsätzlich steuerlich absetzbar wären – aber nur, wenn der arme Ausgesperrte nicht bar gezahlt hätte? Wie kann ich einem schwer geh- oder sehbehinderten Menschen begreiflich machen, dass er zwar grundsätzlich die Kosten einer Begleitperson bei Arztbesuchen und Kuraufenthalten oder auch nur eines Rollstuhls steuerlich geltend machen kann – aber nur, wenn er VORHER ein amtsärztliches Gutachten einholt? Ganz einfach scheint es dagegen, jemandem begreiflich zu machen, dass sich nur die Ausgaben in Euro und Cent, die er hatte, um sein Einkommen zu erzielen, steuerlich auswirken. Aber ist es das wirklich? Es gibt ein meiner Meinung nach großartiges Gedicht des russischen Dichters Wladimir Majakowski, der darin einem fiktiven Steuerinspektor als Symbol für den nicht künstlerischen, erbsenzählenden, kalten Zahlenmenschen begreiflich zu machen versucht, was seine künstlerische Tätigkeit bedeutet. Vermutlich hat Majakowski sich die entgegengesetzte Frage zu den oben aufgeführten gestellt: Wie kann ich jemandem, der es gewohnt ist, nur harten Zahlen Glauben zu schenken, begreiflich machen, wie wertvoll meine Tätigkeit ist und wie teuer sie mich kommt – auch wenn sie mich keinen Pfennig kostet? Susanne Schäfer 70
So: Wie alle Besitzer von Gütern, von Geschäften, besteuern Sie mich auch für meine Mühe. Sie fordern fünfhundert für die Jahreshälfte plus fünfundzwanzig fürs Steuerhinterziehen. Mein Werk ist wie jegliches Werk zu nehmen. Da sehn Sie, wie hoch ich investieren muss, wie groß der Leerlauf in meinem Unternehmen und was mich kostet der Rohstoffverlust. Nach Ihren Begriffen sind Reime Wechsel. Fällig je Zeile. Ein Zahlungsversprechen. So suchen wir fade Flexionen, Suffixe in leeren Kassen auf Biegen und Brechen. Genosse Inspektor, bei meiner Ehre, den Dichter kosten Worte ein Vermögen. Nach unseren Begriffen ist der Reim Dynamit. Ein Pulverfass. Die Zeile lauernde Lunte. Die Zeile zischt, die Strophe explodiert damit, und eine Stadt im Vers geht in die Luft und unter. Dichten ist so wie Radium gewinnen. Ein Gramm gefördert - geschuftet ein Jahr. Man quält sich ab, das Wort zu ersinnen, mit tausend Tonnen toten Inventars. Doch wie verzehrend auch der Worte Glut zugleich mit dem Glimmen von Wort-Erzen, das Wort schafft Leben, durchpulst als Blut tausend Jahre und Millionen Herzen. Die Kunst ist eben immer, jemandem etwas getreu seiner Vorstellungswelt zu erklären.
Kulturtipps AUSSTELLUNGEN: Von der Heydt-Kunsthalle Geschwister Scholl Platz 4-6, 42275 Wuppertal-Barmen
über das Sehen, die Flächigkeit des malerischen Bildes und die Kontrolle über farbliche und gestische Wirkungen und überführt sie dann in mediale Betrachtungen über Bildwirkungen und Bilddarstellungen.
noch bis Sonntag, 26. August 2018 Thomas Wrede
Sceneries
Thomas Wrede (geb. 1963 in Iserlohn) reflektiert die Sehnsucht nach Natur mit den Mitteln der Fotografie, und zugleich hinterfragt er die Wirklichkeitstreue von Fotografie. Er zeigt in seinen Aufnahmen die Welt als eine Art Modellbausatz, als eine große Inszenierung im kleinen Maßstab, irgendwo zwischen Idylle und Katastrophe. 23. September 2018 bis 17. Februar 2019 Bogomir Ecker
Was das Foto verschweigt
Bogomir Eckers Ausstellung ist als Doppelausstellung an zwei Standorten in Wuppertal konzipiert. Während die Von der Heydt-Kunsthalle sich vornehmlich seiner Auseinandersetzung mit der Fotografie, seinen frühen Nachtfotos und den „Tableaus“ widmet und diese in Wechselwirkung zu einigen ausgewählten Objekten bringt, setzt der Skulpturenpark Waldfrieden ausschließlich das skulpturale Werk in Szene.
Hengesbach Gallery Vogelsangstraße 20, 42109 Wuppertal verlängert bis Freitag, 7. Sept. 2018 Markus Willeke
GreenBlindGhostRide
Markus Willeke beschäftigt sich mit zentralen Themen unserer Zeit: Schnelligkeit, Flüchtigkeit, Unübersichtlichkeit, Künstlichkeit, visuelle Überflutung. Er verknüpft diese Themen mit malerischen Reflexionen
Markus Willeke, Ghost, 2017, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm
Neuer Kunstverein Wuppertal Hofaue 51, 42103 Wuppertal
Museum Morsbroich Gustav-Heinemann-Straße 80, 51377 Leverkusen Sonntag, 23. September 2018, 12 Uhr
Der flexible Plan
Das Rokoko in der Gegenwartskunst Das Rokoko war der Kunststil, der das 18. Jahrhundert bis zum Ende der Regierungszeit Ludwigs XV. dominierte. Trotzdem sind seine Leistungen nahezu vergessen und werden häufig mit herabsetzend gemeinten Adjektiven umschrieben: süßlich, lieblich, künstlich, prunkend, verspielt usw. Dabei wird gerne übersehen, dass er zeitlich mit der Aufklärung zusammenfiel und eng mit ihr verflochten war. Auch seine ideengeschichtliche und künstlerische Prägekraft bis in die jüngste Gegenwartskunst hinein werden nahezu ausgeblendet. Dem will die Ausstellng entgegenwirken. Ein breites Panorama an Werken wird im Schloss Morsbroich zu sehen sein, in dessen Mauern das Museum Morsbroich beheimatet ist. Es wurde in der Zeit des Rokoko gebaut und im Stil des Neo-Rokoko erweitert. Die Ausstellungsdauer ist vom 23. September 2018 bis zum 6. Januar 2019.
noch bis 26. August 2018 Burhan Do ançay
Freitag, 31. August 2018, 19 Uhr
Zeichen an der Wand
Die unterschiedlichen Formen von Poesie in verschiedenen künstlerischen Medien wie Performance, Malerei, Fotografie oder Film werden in der Ausstellung gezeigt. Der Frage, was Poesie heute sein kann und wie die spezifischen Qualitäten von Poesie in einer Welt der Informationsflut, Daten und Fake News eine neue Relevanz bekommen, wird auf den Grund gegangen. Die Ausstellung findet vom 31. August bis zum 12. Oktober 2018 statt.
noch bis 2. September 2018 Sigmar Polke Fotografien 70-80
Poetry
Museum Morsbroich, Luftbild: Uwe Miserius
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Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12, 42885 Wuppertal 19. Juli bis 7. Oktober 2018 James Rogers – Punkt Stück Für James Rogers ist der Punkt in seiner Perfektion und Einfachheit die ideale Form und die Basis einer Werkserie, die er bereits in den späten 60er-Jahren begonnen hat. Seit dieser Zeit hat sich der britische Maler, der seit einigen Jahren in Wuppertal lebt und arbeitet, der Minimal Art verschrieben und ist deren Prinzipien bis heute treu geblieben. Rogers sortiert seine Punktbilder methodisch. Das stringent konzeptuelle Raster führt zu faszinierenden Ergebnissen, die Bilder strahlen und leuchten, sie vermitteln Ruhe und Dynamik zugleich. Im Skulpturenpark Waldfrieden gestaltet er eine Wand der zweiten Ausstellungshalle als temporäres Kunstwerk. James Rogers, 1935 geboren in Whitechapel, London, absolvierte seine Ausbildung an der renommierten St. Martins‘s School of Art und an der University of Leicester. Seine Biografie beeindruckt durch vielfältige Tätigkeiten im Bereich der Kunst. James Rogers bleibt seiner Heimatstadt London zunächst verbunden und arbeitet Ende der 50er-Jahre bei der bekannten Werbeagentur B.B.D.O. 1966 bis 1978 unterrichtet er als Lehrer an der Wimbledon School of Art, zu seinen Studenten zählt Tony Cragg. Von 1984 bis 1988 leitet er als Direktor die international anerkannte Lisson Gallery, bevor er 1988 endgültig nach Wuppertal zieht, um zwölf Jahre im Atelier von Tony Cragg zu arbeiten. James Rogers, Foto: Frank Dora
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18. August 2018 bis 27. Januar 2019 Eva Hild – Entity Ihre „inneren Formenlandschaften“ seien das Fundament ihrer Arbeit, aus dem heraus ihre Formen langsam wachsen, sagt Eva Hild über ihre Kunst. Was sich im Schaffensprozess für sie als ein Nacheinander entwickelt, zeigt sich in ihren Werken als Gleichzeitigkeit der Gegensätze: Anund Abwesenheit, Innen und Außen, Eindruck und Ausdruck oder Druck und Bewegung sind die Antagonismen, von denen im Zusammenhang mit ihren Werken gern die Rede ist. Das Werk Eva Hilds erfreut sich großer internationaler Anerkennung. Dennoch sind die Skulpturen der schwedischen Bildhauerin in Deutschland noch nie in einer Einzelausstellung gewürdigt worden. Der Skulpturenpark Waldfrieden zeigt eine Auswahl von zehn, vorwiegend großformatigen Arbeiten. Eva Hild vurde 1966 in Lidköping, Schweden, geboren. Von 1991 bis 1994 besuchte sie die „Hogskolan för Design och Konsthantwerk“ (HDK) der Universität Göteborg. 1994 unterbrach sie für ein Jahr ihr Studium an der HDK und besuchte die Gerlesborgskolan in Gerlesborg. 1995 kehrte sie nach Göteborg zurück und schloss ihr Studium mit dem Master of Fine Arts ab. Eva Hild ist seit dem Jahr 2000 in nationalen wie auch internationalen Ausstellungen vertreten. Sie lebt und arbeitet in Sparsör bei Borås in Südschweden. Eva Hild im Atelier 1, Foto: Anna Sigge
22. September 2018 bis 17. Februar 2019 Bogomir Ecker – Skulpturen Bogomir Ecker (geb. 1950) ist bekannt für seine skulpturalen Interventionen im Stadtraum, für raumfüllende Installationen und seine hintergündigen Objekte. Eckers Skulpturen haben die Anmutung technoider Objekte, die als Instrumente zur Wahrnehmung der Welt interpretiert werden können. Er beschäftigt sich mit Phänomenen der Technik und der Kommunikation und erschafft Apparaturen, die, archaisch und futuristisch in einem, unser Bedürfnis, die Welt fundamental und wissenschaftlich zu begreifen, thematisieren. In seinem Werk gerät man in ein in sich zusammenhängendes Geflecht an Bedeutungen, Sinnzusammenhängen und Fragestellungen, welche unsere zivilisatorischen und technologischen Grundlagen, unseren Umgang mit Natur und die Möglichkeiten und Grenzen betreffen, uns über sie zu verständigen. Seit Jahrzehnten setzt Ecker sich auch mit der Rolle der Fotografie auseinander. Sein Zugriff auf die Fotografie geschieht immer mit einer skulpturalen Absicht. Herausragende Bilder aus seiner Sammlung anonymer Pressefotos hat er in großformatigen „Tableaus“ zueinander in Beziehung gebracht. Bogomir Eckers Ausstellung ist als Doppelausstellung an zwei Standorten in Wuppertal konzipiert. Während die Von der Heydt-Kunsthalle sich vornehmlich seiner Auseinandersetzung mit der Fotografie, seinen frühen Nachtfotos, den „Tableaus“ des Künstlers widmet und diese in Wechselwirkung zu einigen ausgewählten Objekten bringt, setzt der Skulpturenpark Waldfrieden ausschließlich das skulpturale Werk in Szene.
Die Skulptur im 20. und 21. Jahrhundert Vortragsreihe im Skulpturenpark Waldfrieden
Freitag, 10. August 2018, 19 Uhr Dr. Kirsten Claudia Voigt Stoffwechsel - tote und lebende Materie im plastischen Prozess Freitag, 14. September 2018, 19 Uhr Dr. Gerhard Finckh Fläche, Relief und Raum - Kategorien der Bildhauerei zwischen Adolph von Hildebrand und Auguste Rodin Freitag, 12. Oktober 2018, 19 Uhr Bogomir Ecker Der unglückliche Bildhauer und die glückliche Skulptur Anmeldung unter: mail@skulpturenpark-waldfrieden.de oder Telefon: 0202 47898120 an.
Gerhard Finckh, Foto: Ralph Goertz Bogomir Ecker, Odolop, 2012
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angelegten, eigeninititaiv getragenen Stadtteilentwicklung, die mit viel Dynamik sozial, kulturell und künstlerisch auf Entwicklungen im urbanen Raum reagiert.
Partita Radicale, Foto: Marc Strunz-Michels
KunstStation im Bahnhof Vohwinkel Bahnstraße 16, 42327 Wuppertal
Ins Blaue Kulturwerkstatt e.V. Verein für kulturelle Bewegung Siemensstraße 21, 42857 Remscheid
Sonntag, 16. September 2018, 16 Uhr
Sonntag, 8. Juli 2018, 12 Uhr
Bergisch Kunst – Wie Kunst entsteht
Ein Film-Musik-Kunst-Projekt von und mit Partita Radicale und Florian Zeeh.
Ins Blaue aus Remscheid und die Overather Gruppe „Neun“ erforschen in diesem Jahr künstlerisch das Bergische Land zwischen Nord und Süd. In der Ins-Blaue-Art-Gallery werden die dabei entstehenden Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Objektund Glaskunst gezeigt.
Slow motion Urban silence White landscape High end – Langzeitstudien
Jazz Club im Loch Ecke Ekkehardstraße/Plateniusstraße 42105 Wuppertal 1. bis 31. August 2018, 19 bis 24 Uhr
Loch im Loch
Nach dem Motto „Du wolltest schon immer dein LOCH im LOCH?“ rief das LOCH Künstlerinnen und Künstler dazu auf, sich um einen Raum für Aktionen zu bewerben. Genutzt werden darf dieser dann als öffentliches Atelier, für Filmvorführungen, Lesungen, Performances, Workshops oder als Diskussionsforum. Eigentlich für alles, was als Kunst verstanden wird. Die Loch-im-Loch-Räume sind im August samstags von 19 bis 24 Uhr geöffnet, und es werden Aktionen und Ergebnisse der Arbeiten präsentiert. 74
Samstag, 25.August 2018, 11 bis 22 Uhr
Lion Town Festival
Kunst-, Musik- und Familienfest Gute Vibes am Honsberg! Am 25. August 2018 lädt INS BLAUE zum LION TOWN FESTIVAL ein. Über die gemeinsamen Sprachen von Reggae, Dub und Dancehall Music sowie Kunst und Kultur wird das multikulturelle Viertel neu belebt und mit Konzerten, Soundsystems, Streetart, Kreativaktionen und offenen Ateliers gefeiert.
Initiiert durch das INS-BLAUE-Kollektiv und in Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft GEWAG, wird der Remscheider Stadtteil Honsberg zum Raum für Begegnung, Erleben und Genießen für große und kleine Löwen. Generationenübergreifend ist das Festival Teil einer nachhaltig
Christoph Felder, Filmemacher aus Overath, dokumentiert das Projekt filmisch. „Bergisch Kunst - Wie Kunst entsteht“ wird im November im Filmeck Wermelskirchen gezeigt. 17. September bis 7. Oktober 2018 sonntags 14 bis 18 Uhr und nach tel. Vereinbarung: 0151 26 88 65 35
galerie#23 Frohnstraße 3, 42555 Velbert-Lgb. bis Sonntag, 9. September 2018 Gruppenaustellung
Das Große im Ganzen
Ute Augustin-Kaiser, Peter Gornig, Anne Kaiser, Andreas Komotzki, Evangelos Koukouwitakis, Andrea Küster, Anett Münnich, Zipora Rafaelov, Ansgar Skiba, Anja Maria Strauß, Tessa Ziemssen
Universitätsgalerie Oktogon
Haus Martfeld
Wormser Straße 55, 42119 Wuppertal Klophauspark
Haus Martfeld 1, 58332 Schwelm noch bis 5. August 2018
bis 29. Juli 2018 Martin Schwenk
Baum 7
Künstlerblick auf Schwelm
160 ausgesuchte Kunstschaffende aus den Bereichen Malerei, Grafik, Illustration, Bildhauerei, Plastik, Objektkunst, Fotografie, Produktdesign. www.kunstmarkt.net
Bilder der Sparkassen-Artothek 11. August bis 14. Oktober 2018
Eröffnung: Freitag, 7. September 2018 Anna Hofmann, Andrea Farrenkopf & Miriam Steinmacher Die seit letztem Jahr bestehende Universitätsgalerie Oktogon ist angebunden an das Fach Kunst der Universität Wuppertal unter der kuratorischen Leitung von Prof. Katja Pfeiffer und Roman Zheleznyak. Vom 7. September bis zum 4. November stellen Anna Hofmann, Andrea Farrenkopf und Miriam Steinmacher, drei Studentinnen der Klasse Eike König aus Offenbach, zum Thema prozesshafte Vorgänge und Interventionen aus. Zu bestimmten Terminen werden die Künstlerinnen mit ihren Installationen, Zeichnungen und Objekten die Ausstellung und den Ausstellungsort verändern und neu definieren.
Zu zweit –
Arbeiten von Grit und Wil Sensen Gemeinschaftsausstellung
Galerie SK in den Güterhallen Alexander-Coppel-Str. 44 42651 Solingen 22. Juli 2018 Nachwuchsförderung Kooperation Hochschulen Weimar, SK-Galerie Die Ausstellung geht bis zum 19. August 2018. 2. September 2018 SK-Ausstellung, SK-Galerie Unter dem Motto „Versuchslabor“ stellen die Solinger Künstler bis zum 22. September 2018 aus. 22. September 2018 Lichternacht, Sk Galerie
Wasserschloss Lembeck Schloss 1, 46286 Dorsten-Lembeck 25. und 26. August 2018, 10 bis 18 Uhr
Kunstmarkt „FineArts“
Bildende und angewandte Kunst am Wasserschloss: Mehr denn je sind die Grenzen zwischen Kunst und Gebrauchsobjekt fließend. Die Definition von Kunst ist abhängig vom Zeitgeist und unterliegt gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und individuellen Interessen. Hier findet man Akteure mit einer künstlerischen und handwerklichen Qualität, die Inspiration, Schönheit und Tiefe beinhaltet.
Fotos: Veranstalter omms.net
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BÜHNE: Wuppertaler Bühnen Theater am Engelsgarten
Wuppertaler Bühnen Opernhaus Wuppertal Kurt-Drees-Straße 4, 42285 Wuppertal
Engelsstraße, 42283 Wuppertal
Premiere: 7. September 2018, 19.30 Uhr
Premiere: Samstag, 15. September 2018, 19.30 Uhr
An diesem Abend geht es um viel mehr als um Tonscherben. Es geht ums Prinzip. Um die Ehre. Und um die Wahrheit, die abhängig vom jeweiligen Erzähler sehr flexibel ausgelegt wird. In der Inszenierung von Marcus Lobbes versucht der Gerichtsrat in dem Gewirr von „fake news“ und „alternative facts“ den Schuldigen zu finden.
Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm/Nach der Ruhe vor dem Sturm Theresia Walser platziert eine illustre Runde um den wackeligen Tisch in einem Talkshow-Studio: drei Schauspieler, von denen zwei bereits „den Hitler“ gespielt haben, einer „leider nur“ Goebbels. Sie unterhalten sich über die Schauspielkunst. Kann man Hitler gar als Menschen spielen oder hält man ihn sich in „eisiger Kälte“ vom Leib? Ist es gut, anschließend gleich einen KZ-Häftling zu spielen? Und könnte bitte endlich jemand dem Großmimen Franz Prächtel sein Hahnenwasser bringen?! „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ ist eine vergnügliche Satire zwischen „Der Untergang“ und „Er ist wieder da“. Mit dem 2018 uraufgeführten Stück „Nach der Ruhe vor dem Sturm“ bekommt der Abend am Schauspiel Wuppertal eine zusätzliche Umdrehung. Theresia Walser schreibt seit 1996 für die Bühne und wurde 1998 von der Zeitschrift „Theater heute“ zur besten deutschsprachigen Autorin gewählt. Sie ist eine der produktivsten und meistgespielten Dramatikerinnen des Landes.
Der zerbrochene Krug
Weltmusik, Pop und Rock. Foto: Malwa Grabowska
Peter Kowald Gesellschaft/ ort e. V. Luisenstraße 116, 42103 Wuppertal Mittwoch, 5. September 2018, 20 Uhr
Mount Meander
MUSIK:
Mount Meander ist ein internationales Musikerkollektiv, das mit intuitiver, freier Improvisation arbeitet. Dabei schöpfen sie aus der Gesamtheit ihrer Lebenserfahrung und ihren musikalischen Einflüssen und bewegen sich an der Grenze zwischen Avantgarde, Jazz, Weltmusik oder Pop und Rock.
Historische Stadthalle
Samstag, 22. September 2018, 20 Uhr
Samstag, 22. September 2018, 14 Uhr
Theaterfest
Die Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Künstlerinnen und Künstler aller Sparten begrüßen mit Ihnen die neue Spielzeit im Opernhaus.
Johannisberg 40, 42103 Wuppertal Samstag, 8. September 2018, 19.30 Uhr
Werther
Die literarische Oper feiert Premiere. Goethes Welterfolg in einer französischen Bühnenadaption: Werther verliebt sich in Charlotte, die jedoch schon mit Albert verheiratet ist. Charlotte liebt auch heimlich Werther, sie unterbindet aber letztlich die Annäherung. Werther nimmt sich aus Verzweiflung das Leben, im Sterben gesteht ihm Charlotte doch noch ihre Liebe. Konzertante Aufführung mit Videoprojektionen. In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Samstag, 29. September 2018, 18.30 Uhr
XXI. Ball Tango Argentino Festival Wuppertal 76
Meander macht Musik zwischen Avantgarde, Jazz,
Foto: Willi Barczat
grünen
Das Trio „grünen“ formierte sich anlässlich der Konzertreihe „Nicht ohne Robert“ im Kölner Loft im Jahr 2009. Zunächst improvisierten die drei preisgekrönten Musiker ihre Sets ohne jegliche Absprachen, mittlerweile finden sich auch immer mehr komponierte Inseln im Meer ihrer Improvisationen. Achim Kaufmann, Robert Landfermann und Christian Lillinger sind das Trio „grünen“. Foto: privat
RINKE_Anz_56x258_RZ_2018.qxp_Layout 1 24.04.18 1
Kulturzentrum Immanuelskirche Sternstraße 73/Von-Eynern-Straße 42275 Wuppertal Freitag, 13. Juli 2018, 19.30 Uhr
Uptown Classics /4
Das Kammerorchester des Wuppertaler Sinfonieorchesters, geleitet von Julia Jones, spielt an diesem Abend Stücke von Scarlatti, Vivaldi, Molter, Schostakowitsch und Haydn. Am Samstag, dem 14. Juli, wird es um 11 Uhr eine weitere Vorstellung in der Neandertalhalle in Mettmann geben.
Friedhofskirche
CityKirche Elberfeld Kirchplatz 2 · 42103 Wuppertal Samstag, 8. September 2018, 12 Uhr
1. Ohrenöffner
Musik im Gespräch Die erste Geige spielt: der Konzertmeister. Am Anfang des Konzerts stimmt er das Orchester, danach bekommt er einen Handschlag vom Dirigenten. Doch was macht ein Konzertmeister sonst noch? Und wie wird man das eigentlich? Der neue Wuppertaler Konzertmeister Yusuke Hayashi erzählt das und noch mehr beim ersten Ohrenöffner der Saison.
STEUERBERATER SIND ERBSENZÄHLER.
Hochstraße 15, 42105 Wuppertal Freitag, 14. September 2018, 19.30 Uhr
Uptown Classics /1
Händel, Torelli, Kraus, Bach & Neruda Sinfonieorchester Georg Stucke Trompete Julia Jones Dirgentin
VORURTEIL ODER WAHRHEIT?
Café Hutmacher im Mirker Bahnhof Mirker Straße 48, 42105 Wuppertal Samstag, 14. Juli 2018
Trassenjam 2018
Generalmusikdirektorin Julia Jones, Foto: Dirk Sengotta
WSW Busbetriebshof Varresbeck Deutscher Ring 10, 42327 Wuppertal Samstag, 15. September 2018, 19.30 Uhr
Uptown Classics /1
Händel, Torelli, Kraus, Bach & Neruda Sinfonieorchester Georg Stucke Trompete Julia Jones Dirgentin
Ein Festival für Reggae, Dub & Dancehall-Sounds Die neue Bühne wird von national und international erfolgreichen Djs und Künstlerinnen und Künstlern bespielt. Das große Finale übernehmen echte Pioniere und Stars der europäischen Reggaeszene: SILLY WALKS DISKOTHEQUE kommen nach Wuppertal! Die Hamburger gehören seit vielen Jahren zu den beliebtesten Formationen Europas und touren auf dem ganzen Kontinent sowie in Amerika und Afrika. Im Gepäck sind viele eigene Produktionen sowie Musik aus allen Reggaesparten und Hybride aus den Metropolen dieser Welt.
EGAL. WIR ZÄHLEN ALLES. FÜR IHREN ERFOLG
RINKE TREUHAND GmbH Wuppertal – Düsseldorf – Riesa 0202 2496-0 · www.rinke.eu
Haus Martfeld
LITERATUR:
Haus Martfeld 1, 58332 Schwelm
Bahnstraße 16, 42327 Wuppertal
Freitag, 6. Juli 2018, 19 bis 22 Uhr Summer Sound Schwelm
Kontakthof
Eintritt frei
Sa., 25. August 2018, 19.30 Uhr, Lesung Hans-Peter Lyding
umsonst & draußen
Samstag, 7. Juli 2018, 14 bis 22 Uhr
42. Internationales Folklorefest
Eintritt frei Veranstaltungsort: Märkischer Platz, 58332 Schwelm
BürgerBahnhof Vohwinkel Bahnstraße 16, 42327 Wuppertal Donnerstag, 27. September 2018, 20 Uhr Ulli Bögershausen, Simon Wahl
Reihe SaitenReise
acoustic fingerstyle guitar Zwei Fingerstyle-Gitarristen der Extraklasse in einem Konzert! Freitag, 28. September 2018, 20 Uhr
Vicente Bögeholz Juanjo Mosalini Gitarre & Bandoneón
21 Jahre Internationales Tango Festival Wuppertal! Und zum sechsten Mal präsentiert der BüBa am Vorabend ein Tangokonzert (ohne Tanz). Es ist schon faszinierend, wenn ein einziger Ton von Juanjo Mosalinis Bandoneon dem Zuhörer sagen kann: „Ich bin der Tango.“ Der Partner dieses Bandoneons ist die Gitarre von Vicente Bögeholz. Filigran, einfühlsam, verspielt, akzentuiert, spielt sie mit den Bandoneontönen, umspielt sie, zieht sich zurück, um dann wieder aufzutauchen und sich selbst nach Antwort suchend, in den Raum zu stellen.
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BürgerBahnhof Vohwinkel
Genügsamkeitsstr. 11, 42105 Wuppertal
Die Kohlenscheißer
Tommys brachten die Soldaten Dieter Kogelheide und Jürgen Hiby zum Kriegsende in Gefangenschaft. Sie gaben sich als Bergleute aus, die von den Alliierten gebraucht wurden, und wurden freigelassen. Heimkehrer. Dieters Elternhaus zerbombt, Jürgen zu Vaters Kotten. Dann die Liebe zu starken Frauen, Kläre und Rita. Auf geerbtem Land wurde nach gut bezahlter Kohle gebuddelt. Betrügerische Kohlenscheiße gemischt. Sie tauschten ihre Frauen und lebten zusammen auf dem Kotten. Der Roman erzählt auf 490 Seiten über gefährliche Motorradrennen und eine verlorene Jugend. So., 26. August 2018, 17 Uhr, Lesung Wolfgang Voosen
Nicht die Zeit zu sterben
Am Friedenshort in Wuppertal-Ronsdorf wird am Waldrand die Leiche eines 41-jährigen Mannes entdeckt, getötet durch einen Armbrustpfeil. Niemand scheint etwas gesehen zu haben. Die Mordkommission tappt im Dunkeln. Do., 6. September 2018, 19 Uhr, Lesung Andreas Hahn & diJana
Freitag, 13. Juli 2018, 19.30 Uhr Anke Fuchs, Hank Zerbolesch Jürgen Kasten
Freiluft-Lesereihe
Das Literarische Quartier Draußen, zwischen Häuserzeilen und in Hofeinfahrten, entsteht „Das Literarische Quartier“.
KINO:
Horst Wegener, Foto: Arne Schramm
Alte Feuerwache, Innenhof Gathe 6, 42107 Wuppertal Freitag, 13. Juli 2018, 21 Uhr Auftakt Talflimmern Die diesjährige Talflimmern-Saison startet mit einem Konzert des jungen Wuppertaler Musikers Horst Wegener. Anschließend wird Luc Bessons Taucherepos „Im Rausch der Tiefe“ gezeigt. Bis August wird wieder ein vielseitiges Programm in den Hinterhof der Alten Feuerwache projiziert.
Textabend
Haus Martfeld
Andreas Hahn und diJana präsentieren den TEXTABEND wie gewohnt in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre und haben wieder hochkarätige Künstlerinnen und Künstler der Worte und Klänge eingeladen. Mit Miriam Schäfer, Jens Harguth, Regine Radermacher und als musikalische Pralinés Annika Boos und Krysmah.
Haus Martfeld 1, 58332 Schwelm Freitag, 20. Juli 2018
Open-Air-Kino
Livemusik und kulinarisches Angebot ab 19.30 Uhr Filmvorführung ab ca. 21.30 Uhr („Das Wunder von Bern“) Eintritt frei
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