"die beste Zeit", April-Juni 2017

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ISSN 18695205

Musik Peter Kowalds „ort“ pulsiert Bühne Brechts „Guter Mensch“ mal ganz anders Tanz Einblick in die freie, zeitgenössische Szene in NRW Ausstellung Wo Kunst und Medizin aufeinandertreffen Natur Wuppertals grüne Lungen – gestern und heute 0 2 / 2 017 A p r il -Ju ni / 5. 8 0 €


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ADOLF ERBSLÖH


Editorial

Foto: Anke Dörschlen

Pina Bausch und Peter Kowald: zwei Giganten der Wuppertaler Kulturlandschaft. Bei aller Gegensätzlichkeit freundschaftlich verbunden, jeder auf seinem Gebiet ein Beginner, der Geschichte geschrieben hat. Beide viel zu früh mitten aus ihrem Schaffen gerissen, haben sie eine bleibende Lücke hinterlassen. Und doch lebt beider Werk – auf ganz unterschiedliche Weise – nun schon viele Jahre weiter. Weil es weitergetragen wird von Menschen, die sich das Bewahren eines großen, immateriellen Erbes zur Aufgabe gemacht haben. Die Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V. stellt sich dieser Aufgabe nun schon im 15. Jahr. Dabei geht es nicht nur darum, dem Free Jazz und der Improvisierten Musik, die Protagonisten wie Brötzmann, Kowald und andere in den 1960er-Jahren in Wuppertal „erfunden“ haben, buchstäblich einen Ort zu erhalten. Es geht auch darum, die Fäden weiterzuspinnen, neue Verbindungen zu knüpfen und „das große Gespräch“, das Peter Kowald immer und überall anzetteln wollte, weiterzuführen. Fast acht Jahre nach ihrem Tod ist der Run auf die Stücke von Pina Bausch in Wuppertal und weltweit ungebrochen. Dass sie überhaupt weiter zu sehen sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Tänzerinnen und Tänzer der Kompa-

nie sind es, die das Werk lebendig halten – mit ihren eigenen Körpern, aber auch, indem sie das in ihrem Körper und ihrem Gedächtnis gespeicherte Wissen weitergeben. Die Pina Bausch Foundation schafft mit dem Pina Bausch Archiv die Grundlage dafür, dass dies auch in Zukunft geschehen kann. Jetzt gilt es, mit dem Pina Bausch Zentrum diesem großen Erbe einen Ort zu geben. Kein Museum, wo es konserviert wird, sondern einen Ort des Austauschs, der Inspiration und Offenheit für Neues, an dem dieses Erbe lebendig bleiben kann. Peter Kowalds kleiner bescheidener „ort“ in der Luisenstraße oder das große Pina Bausch Zentrum – es braucht immer Menschen, die das Ganze tragen, befeuern, mit Leben erfüllen. Mit ihrer Energie, ihrer Leidenschaft, ihrer Kreativität. Menschen, die in diesem Sinne wirken und Kultur schaffen, gibt es viele in Wuppertal. Das ist der große Reichtum dieser Stadt. Davon erzählt einmal mehr auch diese Ausgabe von „die beste Zeit“. Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif

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Inhalt 4 Ein Ort für die improvisierte Kunst

Peter Kowalds „ort“ pulsiert

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Festival vom 28. bis 30. April 2017

Drei Tage im „ort“: Portugal. Encontros Musicá Film

Zweimal im Von der Heydt-Museum: Das Werk Adolf Erbslöhs

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Mehr Sammlung war nie!

Die Beziehung zwischen Kunst und Medizin

Kunstwerk Leben

Floris Neusüss zum 80. Geburtstag

Magier des Lichts

Angebote für Menschen mit Demenz

Kultur und Identität

Pina Bausch Zentrum: Gutachten angefordert

Gründliche Vorarbeit

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„tanz nrw 17“ in acht Städten NRWs

Raimund Hoghe: „Songs for Takashi“ Angie Hiesl + Roland Kaiser: ein Porträt

Irritierend-beflügelnde Interventionen Wuppertaler Bühnen

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AscheMOND The Rocky Horror Show Pulcinella 38

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44 Frischzellenkur für Brecht

„Der gute Mensch“ mit Großstadt-Sounds und Hip-Hop-Tanz Am Uellendahl

Don Quijote de la Mancha Falk Andreas Funke

Ein Schwein zu Besuch Kunstvermittlung im Skulpturenpark Waldfrieden

Zeit für Entdecker

Das Besondere an Wuppertals Parks und Gärten

Grüne Teilhabe

Pflanzendarstellungen von Mathias Hesseling

Nach der Blüte – After Blossom

Das Raschèr Saxophone Quartet trifft auf Roger Hanschel und Steffen Schorn

Gruppenbild mit Dame Dirk Peters – Ein Nachruf

Selbstbestimmung und Autonomie

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Neue Kunstbücher vorgestellt von Thomas Hirsch

Augenzeugin auf Augenhöhe 66 Paragrafenreiter

Mit welcher Kunst kann ich besonders gut Steuern sparen? Ausstellungen, Kino, Literatur, Bühne, Musik

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Kulturtipps Verkaufsstellen

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Impressum

80

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Peter Kowalds „ort“ pulsiert Ein Ort für die improvisierte Kunst

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„ort“ steht auf dem mal mehr, mal weniger glänzenden Schild, das an der Hauswand in der Luisenstraße 116 angebracht ist. Im Frühsommer verschwindet es fast hinter den leuchtend roten Kletterrosen, die sich an der Fassade hochranken. Ziemlich oft steht die Haustür offen. Irgendwas ist da los an diesem Ort, das ist unverkennbar. Aber einfach so in ein Haus reingehen und mal gucken? Ein Paar mittleren Alters hat sich ein Herz gefasst und sich schon mal den Flur entlang vorgewagt. Noch leicht zögerlich steckt die Dame ihren Kopf durch die Zwischentür: „Dürfen wir reinkommen? Wir wohnen nämlich schon seit 20 Jahren im Luisenviertel, aber wir waren noch nie hier. Aber jetzt wollten wir endlich mal wissen, was das hier ist.“ Vielleicht ist die kürzlich erlebte Szene typisch für viele (die sich dann aber nicht trauen, einfach mal hereinzuschauen). Ein Ort, der „ort“ heißt und aussieht wie ein ganz nor6

males Gründerzeitmehrfamilienhaus, was soll das sein? Das fragen sich die einen. Die, die sich das nicht fragen, wissen: Der „ort“ ist Peter Kowalds Ort. Ein Ort, der eng mit der Jazzgeschichte von Wuppertal verbunden ist, ein Ort für Improvisierte Musik, aber auch für Kunst, Tanz, Film, Gespräch, Austausch, Begegnung. Das ist er, seitdem Peter Kowald 1994 das Schild an die Fassade schraubte und beschloss, ein Jahr lang zu Hause in Wuppertal zu bleiben. Peter Kowald, der Vielreisende mit Zweitwohnsitz in New York, unentwegt unterwegs zu Konzerten, Workshops, Festivals in der ganzen Welt, beschränkte sich ein Jahr lang freiwillig auf einen Radius, den er mit seinem dreirädrigen Fahrrad bewältigen konnte, den Bass auf den Rücken geschnallt. In den „ort“ – sein zu diesem Zweck freigeräumtes Atelier im Erdgeschoss seines Wohnhauses – lud er Musiker zu offenen Arbeitstreffen ein. Manchmal kamen acht, manchmal 20 Interessierte, um gemeinsam zu improvisie-


Das „ort workshop ensemble“ Wolfgang Schmidtke, Jan Kazda, Roman Babik, Maik Ollhoff Als Gast: Carolin Pook Artist in Residence 2014

ren. „Die Offenheit war Konzept“, erinnert sich die Geigerin Gunda Gottschalk. „Peter Kowald war einfach ungeheuer neugierig auf Menschen.“ Jeden Samstag um 19 Uhr öffnete Kowald die Tür zum „ort“ und packte seinen Bass aus. Statt in die Welt zu reisen, holte er die Welt nach Wuppertal. Die sibirische Obertonsängerin Sainkho Namtchylak kam ebenso wie Butch Morris aus New York, Evan Parker aus London oder Butoh-Tänzer Tadashi Endo aus Japan – und viele viele weitere Künstlerkollegen, die gerade in der Gegend unterwegs waren und die Kowald mit hiesigen Akteuren zusammenbrachte. Darunter auch eine ganze Reihe von Mitgliedern des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch wie Jean Sasportes, Julie Stanzak, Malou Airaudo und andere. Neben Musik und Tanz gab es Kunstaktionen, Lesungen und öffentliche Gespräche. Nicht Kunstkonsum stand im Mittelpunkt, sondern Begegnung, die zu Bewegung führt – künstlerischer, gedanklicher, zwischenmenschlicher, nachbarschaftlicher. Manchmal kam eine

Handvoll Besucher, manchmal platzte der „ort“ aus allen Nähten. (So ist es übrigens noch heute.) Peter Kowalds Aktion „365 Tage am Ort“ ist legendär geworden. Viele MusikerInnen, TänzerInnen, KünstlerInnen, die sich in dieser Zeit miteinander verbunden haben, arbeiten bis heute zusammen. Peter Kowald nahm nach Ablauf des Jahres das Reisen wieder auf, rastlos bis zu seinem frühen Tod 2002 in New York. Der „ort“ war mittlerweilen hinter den Kletterrosen in Schlaf gesunken, war wieder Atelier und Abstellraum. Kowald hatte Pläne, das zu ändern, aufräumen wollte er, weniger reisen, den „ort“ wiederbeleben. Dazu sollte es nicht mehr kommen.

Oder eben doch. Die Schockwelle, die mit Peter Kowalds Tod im September 2002 durch das Tal ging, war noch nicht verebbt, als sich gegen Jahresende Freundinnen und Freunde, Weggefährten, Künstler- und Musikerkol7


legen zusammenfanden, um dessen Arbeit in Wuppertal fortzusetzen. Im damals noch geöffneten Schauspielhaus an der Kluse wurde die Gründung der Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V. ausgerufen. Pina Bausch und Tony Cragg waren ebenso dabei wie Nachbarn aus der Luisenstraße. Der Wuppertaler Saxofonist Wolfgang Schmidtke fungierte von Anfang an als erster Vorsitzender. Wohin das Ganze führen würde, wusste keiner so genau. „Wer sich auf seinem Weg in unbekannte, neue Gefilde wagt, läuft stets Gefahr, sich zu verlaufen oder gar völlig die Orientierung zu verlieren. Gut ist immer, wenn man zumindest weiß, wo man herkommt, und also den Weg zurückverfolgen kann. Beim Ort ist das klar und einfach definiert – der Ausgangspunkt und die Richtung sind durch den Lebensweg von Peter Kowald definiert“, sagt Wolfgang Schmidtke heute.

de selbst Musikerinnen. Wichtige Impulse und Kontakte kommen aber auch aus den Reihen des Vorstands, der Mitglieder und des Beirats, und das heißt sehr oft zugleich: von anderen Kreativen, Musik- und Kulturschaffenden der Stadt.

Heute geht der Verein in sein 15. Jahr. Wie viele Veranstaltungen seit der Gründung im von den Vereinsmitgliedern renovierten „ort“ stattfanden, hat keiner so genau gezählt, mehrere hundert sind es. Konzerte (oft mit Tanz), Ausstellungen, Kunstaktionen, Filmabende, Gespräche. Viele der

Vielleicht ist es das, was den Verein und den „ort“ als Spielstätte so besonders macht: Hier sind die Künstler selbst aktiv, sie lassen sich nicht verwalten, es gibt kein an Gesetzen der Nachfrage und des Marktes orientiertes „booking“, sondern Raum, in dem etwas entsteht. Zum Beispiel das „ort workshop ensemble“, in dem sich mit Wolfgang Schmidtke, Jan Kazda, Roman Babik und Maik Ollhoff die ältere und die jüngere Musikergeneration begegnen. Einmal im Monat laden sie dazu Publikum ein – nicht zum Konzert im gewöhnlichen Sinn, sondern „um zu erleben, wie Musik entsteht“. Auch das Wuppertaler Improvisationsorchester WIO, in dem mehr als 30 MusikerInnen aus NRW zusammenkommen und beweisen, dass sich ein Orchester auch selbst dirigieren kann, hat seine Keimzelle im „ort“, ebenso wie die von Gunda Gottschalk kuratierte,

alten Kowald-Weggefährten aus aller Welt waren von Anfang an dabei und kommen immer wieder gern, so wie der Dresdner Schlagzeuger Günter „Baby“ Sommer oder der Pianist Alexander Schlippenbach, die New Yorker Freunde Cooper-Moore, Assif Tsahar, William Parker, die Bassistenkollegen Sebastian Gramss, Günther Pitscheider, Peter Jacquemyn und viele andere. Genauso wichtig wie die Kontinuität gewachsener Verbindungen ist aber die Offenheit für Neues. „Es ist eine Weiterführung von Peters Arbeit, die mittlerweile aber sehr eigenständig ist“, sagt Vorstandsmitglied Rita Küster.

vom Kultursekretariat NRW finanzierte Reihe „Soundtrips NRW“ mit der Peter Kowald Gesellschaft als Partnerorganisation: musikalische Rundreisen durch NordrheinWestfalen, bei denen MusikerInnen an jeder Station mit wechselnden lokalen Akteuren zusammentreffen. Begegnung, Austausch, Vernetzung: Das ist der rote Faden, den die „ort“-Akteure von Peter Kowald übernommen haben und den sie weiterspinnen. Auch in der Kooperation mit anderen Organisationen in Wuppertal wie der Bergischen Uni und der Musikhochschule Wuppertal, dem Skulpturenpark Waldfrieden, der Utopiastadt und anderen.

Verschiedene Mitglieder kümmern sich um die unterschiedlichen Programmbereiche wie die monatlich stattfindende Filmreihe „cine:ort“, die Ausstellungen, die Artist in Residence-Aufenthalte und um die Organisation. Das musikalische Programm wird zu großen Teilen von Gunda Gottschalk und Ute Völker verantwortet, bei-

Und manchmal wird aus dem Fädenspinnen auch ein ganzes Gewebe, wie beim jährlichen „Artist in Residence“Programm. Einmal im Jahr zieht für rund vier Wochen ein Musiker, eine Tänzerin, ein bildender Künstler in den „ort“ ein, zu dem neben dem Veranstaltungsraum/Atelier auch eine Küchenzeile, Nasszelle und ein kleines Wohnzimmer

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mit Hochbett gehören. Auflagen, Bedingungen, Erwartungen gibt es keine: Es sind vier Wochen Freiraum, in dem abseits von vertrauter Umgebung und gewohnten Abläufen Neues entstehen kann – aber nicht muss. Neues entsteht aber eigentlich immer, schon durch die Begegnung und den Austausch mit hiesigen Akteuren, die wiederum ihre über Wuppertal hinausreichenden Netzwerke einbringen und so etwa Auftritte in anderen Städten vermitteln. Zugleich beleben die Residence-KünstlerInnen nachhaltig die lokale Szene mit frischen, aus aller Welt hereingetragenen Impulsen. Die New Yorker Geigerin Terry Jenoure war 2004 die erste Artist in Residence, ebenfalls aus New York kamen die Tänzerinnen Maria Mitchell (2005) und Patricia Nicholson Parker (2009). Der indische Perkussionist Ganesh Anandan widmete sich im „ort“ dem Instrumentenbau und gab Workshops an der Musikschule und Musikhochschule in Wuppertal. Der japanische Bassist Tetsu Saitho improvisierte mit dem Tänzer Jean Sasportes, der Multiinstrumentalist Cooper-Moore arbeitete mit Kindern von der Erich-Fried-Gesamtschule. Und die belgische Künstlerin Sigrid Tanghe erarbeitete eine ganze Ausstel-

lung und zeigte beim Livepainting zu Livemusik eine weitere spannende Facette der Improvisationskunst – um nur einige Aktivitäten der KünstlerInnen zu nennen, die über die Jahre im „ort“ Quartier bezogen. Verbindungen, die in der Residence-Zeit entstehen, bleiben bestehen und werden weitergesponnen, immer wieder gern kommen die KünstlerInnen zurück nach Wuppertal. So auch die Pianistin Joana Sá aus Portugal, Artist in Residence 2012, die mit ihrem Trio zum diesjährigen „3 Tage vor ort“-Festival anreisen wird (siehe Seite 10/11). Das jährliche kleine Festival, das stets in der Zeit von Peter Kowalds Geburtstag am 21. April angesiedelt ist, ist ein weiteres Herzstück für den Verein: Einmal im Jahr lädt die Peter Kowald Gesellschaft MusikerInnen und KünstlerInnen unter einem gemeinsamen, verbindenden Thema ein. So standen bereits Peter Kowalds lebenslange Verbindungen nach Griechenland im Mittelpunkt, ein anderes Mal sein früher

Austausch mit Musikerkollegen in Ostdeutschland oder auch die vielen Facetten eines Instruments wie beim Pianofestival „beflügelt“ 2011. Drei, manchmal auch vier Tage mit dichtem Programm, aber auch drei Tage Begegnungen, Austausch, gemeinsames Essen, Trinken und Feiern. Mit all diesen Aktivitäten ist die Peter Kowald Gesellschaft/ ort e.V. über die Jahre zum festen Bestandteil der Wuppertaler Kulturszene geworden und hat auch überregional dafür Anerkennung gefunden: Bereits sechs Mal wurde der Verein mit dem Spielstättenprogrammpreis des Landes NRW ausgezeichnet, einmal mit dem des Bundes. Die jeweils 5000 Euro Preisgeld flossen zurück in die Programmgestaltung und haben bis jetzt mitgeholfen, die Vereinstätigkeiten am Leben zu halten. Den finanziellen Grundstock des Vereins legte zu Beginn der Verkauf der von Jorgo Schäfer organisierten Kowald-Mappe, zu der acht mit Peter Kowald befreundete KünstlerInnen je eine Grafik beigesteuert haben. 2011 unterstützte Tony Cragg den Verein großzügig mit der Grafikmappe „Waldzimmer“, die er seinem Freund Peter Kowald widmete und deren Erlös dem Verein zu Gute kam. Mit einer Zuwendung der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung konnten 2014 dringend notwendige Renovierungsarbeiten getätigt und die technische Ausstattung verbessert werden. Dennoch: Auch wenn der „ort“ aus der Wuppertaler Kulturszene kaum wegzudenken ist, so muss um seine Existenz doch unentwegt gerungen werden. Da den Künstlern stets zumindest eine kleine Auftrittsgage gezahlt wird und natürlich laufende Kosten für die Raummiete und anderes anfallen, ist die Existenz von Verein und „ort“ keinesfalls dauerhaft gesichert. Außer einer Unterstützung durch das Kulturbüro der Stadt Wuppertal und die Stadtsparkasse Wuppertal für das jährliche Festival und das Artist in Residence-Programm lebt der Verein ausschließlich von den Mitgliedsbeiträgen, den Eintrittsgeldern und Spenden – und vom Engagement seiner aktiven Mitglieder, die viel ehrenamtliche Arbeit einbringen. Das wollen sie auch weiterhin tun. Und damit das „große Gespräch“, um das es Peter Kowald ging, und das er immer und überall anzettelte, weitergeführt wird. Anne-Kathrin Reif/Fotos: Helmut Steidler Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V. Luisenstr.116, Wuppertal-Elberfeld, info@kowald-ort.com Kontakt/Mitglied werden/Newsletter abonnieren: www.kowald-ort.com 9


Festival Drei Tage im „ort“: Portugal. Encontros Musicá Film 28. bis 30. April 2017

Power Trio, Fotos: nunocarvalho

Joana Sá

Jedes Frühjahr veranstaltet die Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V. ein kleines Festival und lädt MusikerInnen und KünstlerInnen unter einem gemeinsamen, verbindenden Thema ein. In diesem Jahr finden die „drei Tage im ort“ vom 28. bis 30. April statt. „Portugal“ bildet diesmal den thematischen Schwerpunkt, was aber nicht allzu eng ausgelegt wird, denn die portugiesische Pianistin Joana Sá bringt in ihrem Trio mit dem Harfenisten Eduardo Raon einen Musiker aus Slowenien mit und wird im Duo sowohl mit der griechischen Sängerin Savina Yannatou konzertieren wie auch mit der Wuppertaler Geigerin Gunda Gottschalk.

Neu ist in diesem Jahr die Kombination von Musik und Film an allen drei Abenden: Gezeigt

wird die 2015 in Cannes uraufgeführte Filmtrilogie 1001 Nacht des portugiesischen Regisseurs Miguel Gomes – ein außergewöhnliches, von der Kritik hochgelobtes Werk, das man außerhalb von Festivals kaum zu sehen bekommt. Tausend und eine Nacht lang erzählte bekanntlich die schöne Scheherazade Märchen und Geschichten und rettete damit ihr Leben. Anders als der Titel vermuten lässt, entführt die Filmtrilogie aber nicht in den Orient, sondern 10

SavinaYannatou, Fotos: Helmut Steidler

nach Portugal in die Zeit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Krise. Märchen und Geschichten erzählen die Filme gleichwohl, drei mal zwei Stunden lang. Ein episches Werk im Spannungsfeld von Realität und Fiktion, das die Motive der orientalischen Märchenvorlage aufnimmt und die Zuschauer in die portugiesische Gegenwart mitnimmt. Ein Porträt des zeitgenössischen Portugals anhand von unzähligen Geschichten, „Geschichten von Armen und Reichen, Mächtigen und Unbekannten, Kindern und Alten, Menschen und Tieren“, sagt Regisseur Miguel Gomes dazu. Jeder der drei Filme – Der Ruhelose, Der Verzweifelte, Der Entzückte – hat seine eigene Logik und Herangehensweise, baut aber auch in Bezügen auf den jeweils vorhergehenden auf. „1001 Nacht“ zählt ohne Zweifel zu den ambitioniertesten Filmprojekten der letzten Jahre und wurde von der Kritik nahezu einhellig gefeiert. Filmbeginn ist jeweils um 21.30 Uhr, wer nur zum Film kommt, hat freien Eintritt. Zuvor steht natürlich die Musik im Mittelpunkt. Mit der portugiesischen Pianistin Joana Sá kommt eine Musikerin, die als eine der experimentierfreudigsten auf ihrem Instrument gilt, nach Wuppertal. Nicht zum ersten Mal: Joana Sá begeisterte bereits 2009 beim Klavierfestival „be-


flügelt“ im „ort“ und war 2012 Artist in Residence der Peter Kowald Gesellschaft. Die Improvisierte Musik entdeckte sie nach ihrem Klavierstudium in Lissabon und Paris und verfolgt sie seither in verschiedenen eigenen Projekten. Dabei greift sie die Vielzahl der avantgardistischen Entwicklungen der Klaviertechnik aus der Neuen Musik auf und lotet in immer neuen Varianten deren Entwicklungspotentzial aus. Darüber hinaus ist sie als Interpretin für zeitgenössische Neue Musik tätig und in Portugal eine gefrag-

Am letzten Festivalabend wird Joana Sá im Duo mit der Wuppertaler Geigerin Gunda Gottschalk spielen, bevor es zum großen Finale mit allen Beteiligten kommt. Vor dem Filmbeginn um 21.30 Uhr gibt es jeweils eine Pause mit Getränken und leckeren Häppchen. Denn Festival im „ort“ bedeutet neben drei Tagen Musik (und in diesem Jahr: Film), immer auch: drei Tage Begegnungen, Austausch, gemeinsames Essen, Trinken und Feiern. Zusätzlich ist an allen Festivaltagen die Ausstellung Alles‘ Gesichter des Wuppertaler Künstlers Michael Alles im „ort“ zu sehen. (siehe Kulturtipps Seite 70) Anne-Kathrin Reif

Das Programm Freitag, 28. April 2017 19 Uhr Power Trio, Lissabon-Ljubeljana Joana Sá Piano, Luis J. Martins Gitarre, Eduardo Raon Harfe 21.30 Uhr Filmtrilogie 1001 Nacht, Teil 1 Der Ruhelose Gunda Gottschalk

te Cage-Interpretin. Den Möglichkeiten ihres Instruments forscht sie übrigens nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch im Rahmen einer Doktorarbeit nach. Den ersten Festival-abend eröffnet sie mit ihrem Power Trio, mit dem sie seit 2007 zusammenarbeitet, und das in der seltenen Besetzung von Piano Joana Sá, Gitarre Luis J. Martins und Harfe Eduardo Raon spielt. Am Samstag, dem zweiten Festivalabend, wird Joana Sá im Duo mit Savina Yannatou zu erleben sein. Als Interpretin traditioneller griechischer Lieder und als Interpretin klassischer und zeitgenössischer Kompositionen ist sie in ihrer Heimat berühmt; mit ihrem Ensemble „Primavera en Salonico“ nimmt sie sich der Tradition der sephardischen Lieder, der Musik des Mittelmeerraumes und des Mittleren Ostens an. Seit den frühen 1990er-Jahren widmet sich Savina Yannatou als Vokalistin aber auch der Improvisierten Musik. Eine langjährige Freundschaft verband sie mit Peter Kowald, und dadurch ist sie bis heute mit Wuppertal verbunden. In den vergangenen Jahren begeisterte sie u. a. im Wuppertaler Opernhaus und in der Reihe KLANGART und im Skulpturenpark Waldfrieden und war bereits 2009 beim Festival „4 Tage vor ort“ zu Gast.

Samstag 29. April 2017
 19 Uhr Duo Athen – Lissabon Savina Yannatou Stimme, Joana Sá Piano 21.30 Uhr Filmtrilogie 1001 Nacht, Teil 2 Der Verzweifelte Sonntag 29. April 2017
 19 Uhr Duo Lissabon – Wuppertal Joana Sá Piano, Gunda Gottschalk Violine Finale Gemischtes Tutti 21.30 Uhr Filmtrilogie 1001 Nacht, Teil 3 Der Entzückte Karten nur an der Abendkasse. Eintritt: 14 Euro Mitglieder 11 Euro, Studierende/ Arbeitslose 5 Euro Festivalkarte 3 Tage: 35 Euro (Mitglieder 25 Euro) Nur Film: Eintritt frei.

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Mehr Sammlung war nie!

In zwei Ausstellungen präsentiert das Von der Heydt-Museum neben der großen Schau zu Adolf Erbslöh Ausschnitte aus seiner reichen Sammlung. Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh erläutert, nach welchen Kriterien er die Werke ausgewählt hat und welche Entdeckungen es zu machen gibt.

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Uta Klophaus: Joseph Beuys, Iphigenie/Titus Andronicus, 1969, Fotografien, Von der Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Rund 3 000 Gemälde, 500 Skulpturen und 30 000 grafische Blätter, dazu eine Vielzahl „kunstgewerblicher“ Objekte gehören zum Bestand des Von der Heydt-Museums, den wir immer wieder in großen Ausstellungen präsentieren; nun sogar gleich in zwei Ausstellungen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die erste, die seit 19. März im Mezzanin des Museums zu sehen ist, widmet sich dem Thema Licht in der Kunst der verschiedenen Epochen. Denn das Thema Licht hat die Künstler seit dem Mittelalter beschäftigt. Künstler aller Epochen haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche Rolle das Licht für die Welt und speziell für ihre Kunst, ihre Werke spielt. Als angeblich letzte Worte des sterbenden Goethe immer wieder gern zitiert, beschreibt „mehr Licht“ den einfachen Umstand, dass der Mensch zum Sehen, Erkennen und Begreifen der Welt, vor allem aber zu ihrer Darstellung im Bild, im Kunstwerk generell, des Lichts bedarf.

Im Mittelalter war es das göttliche Licht, das durch die farbigen Glasscheiben der Kirchen in deren Innerem die Vorstellung von einem „himmlischen Jerusalem“ erzeugte, in welchem die Heiligen und biblischen Gestalten, vor goldenem Licht-Hintergrund und durch Licht-Heiligenscheine ausgezeichnet, einen paradiesischen Lichtraum erahnen ließen.

In Renaissance und Barock diente das gemalte Licht, das Hell-Dunkel der Bilder dazu, die Gestalten plastischer zu modellieren und der dargestellten Handlung zu mehr Intensität, Dynamik und Dramatik zu verhelfen. Im 19. Jahrhundert erlebte das gemalte Licht eine gewisse Profanierung: Zwar ist auch hier gelegentlich noch der Hinweis auf den „göttlichen“ Ursprung des Lichtes zu finden, aber das Licht wurde in dieser Zeit von Physikern, Philosophen und Künstlern unter naturwissenschaftlichen Aspekten auf seine Beschaffenheit auch im Hinblick auf die Erzeugung eines Farbeindrucks hin untersucht. Goethes 13


berühmte Licht- und Farbenlehre, die er 1810 publizierte, ist nur eine von vielen, die von da an veröffentlicht wurden. Während bei Künstlern der Romantik wie Carl Rottmann das Licht zur Erinnerung an heroisch-dramatisches Geschehen in einer Landschaft Bedeutung erlangte, interessierten sich die Maler der Schule von Barbizon und später die Impressionisten mehr für die Frage, welchen Eindruck eine Situation, vermittelt durch Licht und Farbe, auf einen Betrachter machen mochte.

Im 20. Jahrhundert kam dem Licht schließlich eine ganz andere, neue Bedeutung in der Kunst zu. In Form von Leuchtmitteln, Glühbirnen, Neonröhren oder LEDLampen trat das Licht in das Kunstwerk selbst ein, konstituierte das Werk, wie etwa in den Lichtwerken von MoholyNagy, Nicolas Schöffer, Dan Flavin, James Turrell, Stephan Huber oder Sven Drühl. In der Sammlung des Von der Heydt-Museums finden sich eine Reihe von Werken aus dem Kreis der ZERO-Künstler, in welchen Licht eine aktive Rolle im Verfertigen des Kunstwerkes spielt. Unsere Ausstellung geht diesen vielfältigen Erscheinungen des Lichts in Werken der Sammlung nach, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, nur in der Absicht, un-

seren Besuchern das Thema nahezubringen. Damit sie sich selbst Gedanken machen zu ihrem persönlichen Verhältnis zum Licht – sowohl in der Kunst als auch in der Welt.

Eine andere, größer angelegte Ausstellung trägt den Titel „Something old, something new“. Im zweiten Obergeschoss präsentieren wir bis 13. August die Highlights der Sammlung, aber auch Werke, die wir entweder länger nicht gezeigt haben oder die erst kürzlich in die Sammlung gekommen sind. Den Titel haben wir einem Sprichwort entlehnt. „Something old, something new, something borrowed, something blue …” (etwas Altes, Neues, Geborgtes, Blaues), lautet die Anweisung für die Kleidung einer Braut am Tag ihrer Hochzeit im angelsächsischen Sprachraum. Aber dies ist nicht nur ein fröhlich gemeinter Dresscode, der mittlerweile oft auch in Deutschland Anwendung findet. Darin schwingen auch die sozialen Relationen, die Beziehungen zum realen Leben und zur Gesellschaft mit, die an einem Festtag, wie zum Beispiel dem einer Hochzeit, besonders ernst genommen werden wollen und zum Tragen kommen. Für ein Museum spielen alte Dinge, neueste Ankäufe, Geborgtes, Dauerleihgaben, Geschenktes und alle Farben – nicht nur das Blau der Romantik – eine besondere Rolle: Aus ihnen entsteht und besteht die Sammlung eines Hauses, die diesem erst sein besonderes Gepräge gibt, ihm zu seiner Stellung unter anderen Sammlungen und Museen verhilft, es heraushebt aus dem Alltäglichen.

Reliquienbüste, Renaissance, Von der Heydt-Museum Wuppertal

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Das Von der Heydt-Museum ist bekannt und sogar berühmt für seine Werke des Impressionismus, des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Aber nur wenige Besucher ahnen, dass sich in diesem Haus Kunstwerke aus drei Jahrtausenden entdecken lassen. Ein ägyptisches Mumienrelief ist vielleicht das älteste Objekt; daneben gibt es aber auch Keramik und Glas aus Syrien und dem Iran,


Dirk Skreber, Art Arfons mit unvorhergesehenen Problemen 2.0, 2007, Von der Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Römisches und Griechisches zu sehen, Skulpturen und Kunsthandwerk aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock, daneben feine Arbeiten aus Asien, einzelne Objekte aus Afrika. Viele dieser Arbeiten schlummerten in den vergangenen Jahrzehnten in unseren Depots. Aufgrund des Platzmangels, den alle Direktoren schon seit der Gründung des Museums beklagten, konnten diese Schätze nicht gezeigt werden. Wir haben sie einer ersten Sichtung, einige einer gründlichen Reinigung, Konservierungsmaßnahmen und vorsichtigen ersten Restaurierungsschritten unterzogen und zeigen sie - auch im Hinblick auf weitere aufwendigere Restaurierungsmaßnahmen - jetzt, um unserem Publikum einen Eindruck davon zu geben, was noch alles in unseren Tresoren schlummert. Dabei erweist sich, dass das Museum immer schon offen war für alle Arten von Kunst, dass es nur in der Wahrnehmung der vergangenen 25 Jahre verkürzt wurde auf das 19. und 20. Jahrhundert. Es gibt also viel Altes neu zu entdecken!

Und die Sammlung ist in den vergangenen Jahren gewachsen: Die Sammlungen Holze, Lohmann und jüngst Haberland sind zum bereits großen Bestand hinzugetreten. Aus den Mitteln der Von der Heydt-Stiftung konnten Erwerbungen erfolgen, und die Renate und Eberhard RobkeStiftung hat die Sammlung mit großen Neuerwerbungen in die Zukunft hinein geöffnet. Wir zeigen also nun einen ganz neuen Ausschnitt aus diesem riesigen Kunstschatz und laden das Publikum ein, diesen zu entdecken. Gerhard Finckh Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, 42103 Wuppertal www.von-der-heydt-museum.de Di.-So. 11-18 Uhr, Do. 11-20 Uhr Adolf Erbslöh – der Avantgardemacher 11.4.-20.8.2017 Something old, something new Sammlungspräsentation, 11.4.-13.8.2017 Mehr Licht! Sammlungspräsentation, ab 19.3.2017 15


Sofie Muller, Tristan auf einer Bank, 2007, patinierte Bronze, Leihgabe aus Privatbesitz Š Sofie Muller

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Kunstwerk Leben Die wechselvolle Beziehung zwischen Kunst und Medizin

Kunst und Medizin sind untrennbar miteinander verbunden, sowohl im Objekt ihres Tuns als auch auf einer komplexen wesensverwandten Ebene: Das Wissen um Heilung und die Abgründe der Versuchung einen beide. Diese besondere Wahlverwandtschaft zwischen Kunst und Medizin ist ab dem 1. April 2017 im Solinger Zentrum für verfolgte Künste eindrucksvoll zu entdecken. Der Bogen wird gespannt von Gemälden, Grafiken und Installationen bis hin zu Performances und Videos. Vertreten sind Werke von Francisco de Goya bis Man Ray, von Mascha Kaléko bis Oscar Zügel. Aus der Beschäftigung mit Körper, Seele und Geist sind Sitten und Gebräuche, Kunst und Literatur erwachsen. Körperliche Unversehrtheit und geistige Gesundheit, Menschenwürde und Hoffnung sind existenzielle Themen, vor allem in Zeiten von Terror und Verfolgung. Bewegt vom Urtrieb der Lebensgestaltung, hat die Medizin schon immer das besondere Interesse der Kunst erweckt, nicht nur als Gegenstand der Abbildung, sondern mehr noch als Pendant zum eigenen Schaffen, zum schöpferischen Bemühen um das Leben, zur diagnostischen Hoffnung oder zum Streben nach menschlicher Würde. Die Grenzen zwischen beiden, zwischen Mystik und Wissenschaft, zwischen Kunst und Medizin verschwimmen, wenn man durch die Zeiten und durch die Kulturkreise der Kontinente wandert. Schamanen sind Künstler, Mystiker sind Heiler. So sind Kunst und Medizin untrennbar miteinander verbunden, sie umkreisen das Wunder des Lebens. 17


Meret Oppenheim, Entwurf für X-Ray , Röntgenaufnahme

Daniel Spoerri, Enzyklopädie von Diderot und d‘Alembert, 1994,

des Schädels von M..., 1978, Fotografie,

LEVY Galerie Assemblage, © Daniel Spoerrie

LEVY Galerie © VG-Bild Kunst, Bonn 2017

Eine besondere Entwicklung nimmt diese wechselvolle Beziehung durch die europäische Aufklärung, die das Schicksal des Menschen in seine eigenen Hände gelegt hat. Vernunftgeleitet, erlöst von der »selbstverschuldeten Unmündigkeit«, sollte der Mensch fortan sein Leben gestalten. Seele und Körper waren nicht länger Teil einer unantastbaren Schöpfung. Und nicht zuletzt für die Medizin entstanden damit ganz neue Freiräume – Freiräume, in denen sich die Moderne fortdauernd einrichten konnte mit all ihren therapeutischen Hoffnungen. Nicht länger war es allein den Künsten vorbehalten, ästhetisch abgehoben mit dem Leben zu experimentieren. Wissenschaftlich konnte man jetzt Hand an die Schöpfung legen, im Guten wie im Bösen. Mit der Befreiung des Geistes hatte sich zugleich die Büchse der Pandora geöffnet. Als die Aufklärung um 1800 den Menschen befreite, war es auch der Kunst möglich geworden, mit einem künstlichen Wesen die Götterwelt zu betreten. Wir kennen Goethes Humunkulus aus „Faust II“, Frankensteins Monster oder den Golem, der auf dem Dachboden der Altneu-Synagoge in Prag durch alchemistische Kraft aus Lehm und Ton geschaffen wurde. Dieser ist verdammt, nachts stumm – aber in menschlicher Gestalt – durch die Josefstadt zu ziehen, um die Juden des Ghettos vor Gefahren zu schützen. Die Golem-Legende ist in der Populärkultur der Ursprung aller künstlichen Wesen: von Frankenstein bis Superman. An diesen Beispielen zeigt sich, dass neben dem humanen Anspruch auch die dunkle Seite, die diabolische Versuchung zum Wesenskern von Kunst und Medizin gehört. Die Ausstellung „Kunstwerk Leben“ spiegelt in 18

über hundert ausgestellten Kunstwerken einerseits den Wunsch, die Welt zu verbessern und Hoffnung zu geben. Andererseits werden die diabolischen Versuchungen aufgezeigt, die bis hin zu den medizinischen Verbrechen im Dritten Reich führen. Es werden folglich die zwei Seiten von Kunst und Medizin beleuchtet, die einerseits zum reinen Humanismus führen, andererseits hinab in die tiefste Hölle des Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Die Ausstellung gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil widmet sich dem anatomischen Blick, denn Kunst und Medizin haben die gleiche Voraussetzung und den gleichen Gegenstand. Gezeigt werden u.a. Arbeiten von Julia Neuenhausen, Meret Oppenheim und Daniel Spoerri. Die Ausstellung führt den Besucher weiter zur diagnostischen Erkenntnis. Hier steht die Suche nach dem tieferen Verständnis des Lebens – erschaffen, helfen und heilen – von Kunst und Medizin im Fokus. Der Bogen wird gespannt von den Illustrationen Kat Menschiks zu Kafkas „Ein Landarzt“ über Mascha Kaléko und Jürgen Klauke bis hin zu Oscar Zügel, um nur einige zu nennen. Die Konsequenz aus den ersten beiden Teilen der Ausstellung ist die Auseinandersetzung mit der diabolischen Versuchung. Kunst und Medizin sind verführt, mit dem Leben zu experimentieren und werden im Dritten Reich zum Terrorinstrument einer mordenden Diktatur. Neben Werken von Gustav Meyrink, Daniele Buetti, Ugo Dossi, Man Ray oder Nicole Tran Ba Vang wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler gelegt. Ihr Werk wird in „Kunstwerk Leben“ mit einer Ausstellung in der Ausstellung gewürdigt.


Julia Neuenhausen, Organteppich, 1994, Teppich, Sperrholz, Holz, Textil-Inlay, Leihgabe aus Privatbesitz, Foto: Stefan Neuenhausen, Š Julia Neuenhausen

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Elfriede Lohse-Wächtler, Über den Leib, 1930, Pastellkreide, Leihgabe aus Privatbesitz

Elfriede Lohse-Wächtler „Ängstige Dich nur nicht immer so sehr, es wird schon alles wieder gut werden“, schrieb Elfriede Lohse-Wächtler in ihrer letzten bemalten Postkarte aus einer psychiatrischen Anstalt am 5. März 1940 an ihre Mutter; kurze Zeit später wird die begabte Künstlerin ermordet. Ihr Werk – es steht als sichtbares Zeichen exemplarisch für die Opfer der Euthanasie-Morde während des Nationalsozialismus – umfasst Arbeiten ihres Schaffens von frühen Zeichnungen aus den 1920er-Jahren bis hin zur letzten Postkarte. Anna Friede Wächtler wird 1899 in Löbtau bei Dresden geboren. Mit 16 Jahren beginnt sie – gegen den Willen ihrer 20

Eltern – ein Studium der Mode und angewandten Grafik an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden. Zeitgleich belegt sie von 1916 bis 1921 Mal- und Zeichenkurse an der Dresdner Kunstakademie. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit Kunstgewerbe und Malerei. In ihren expressionistischen Ölbildern, Grafiken, Aquarellen, Radierungen, Holzschnitten und Lithografien entwickelt sie schnell ihren eigenen, unverkennbaren Stil. Sie schließt sich der Künstlergruppe Dresdner Sezession an und gehört zum Freundeskreis der sozialkritischen Maler Otto Dix, Conrad Felixmüller und Kurt Lohse. Ihr Atelier wird damit bald zum Treffpunkt der Dresdner Künstlerszene.


Als Person bricht sie radikal mit dem damals üblichen Bild von Weiblichkeit. Sie schneidet sich die Haare ab, trägt Männerkleidung und Hut, raucht Pfeife und signiert ihre Werke mit dem männlichen Pseudonym Nikolaus Wächtler, dem sie ihren Spitznamen „Laus“ verdankt. 1921 heiratet sie den Maler und Sänger Kurt Lohse, einen flatterhaften Dandy. Die beiden Künstler können von ihrem Beruf kaum leben. Hassen, schlagen, vertragen sich. Ihr Kinderwunsch wird wegen Geldmangel hinten angestellt. Mehrfach ist sie schwanger und muss jedes Mal abtreiben. 1926 trennt sich das Paar. 1929 – nach anhaltenden Geldsorgen, dem Scheitern der Ehe und der Nachricht, dass Kurt Lohse mit einer anderen Frau inzwischen zwei Kinder hat und ein drittes unterwegs ist – erleidet sie einen Nervenzusammenbruch. Es folgt der erste mehrmonatige Aufenthalt in einer Psychiatrie. Hier entsteht die umfangreiche Serie der „Friedrichsberger Köpfe“, die beeindruckende Porträts der Patienten zeigt. Bis 1931 stellt sie in Hamburg mehrfach jene etwa 60 Porträts aus, die in der Psychiatrie Friedrichsberg entstanden sind. Sie erfährt für kurze Zeit Ehrungen und einzelne Ankäufe. Es ist ihre produktivste Zeit, die inspiriert ist von Hamburgs Randfiguren der Gesellschaft. Trotz ihrer künstlerischen Erfolge kämpft sie gegen die Armut an, erhält zeitweise sogar Unterstützung der Wohlfahrt. 1931 verliert sie schließlich ihre Wohnung, ist nun obdachlos und schläft wochenlang in Bahnhöfen. Sie kehrt nach Dresden zurück, wo sich ihre psychischen Probleme wieder verstärken, sodass sie erneut in die Psychiatrie eingewiesen wird, diesmal jedoch für immer. In den ersten Jahren des Klinikaufenthalts entstehen auch hier noch eine Reihe künstlerisch überwältigender Zeichnungen. Dann jedoch folgt das tragische Ende.

Kurt Lohse reicht die Scheidung „wegen unheilbarer Geisteskrankheit“ ein. Am 10. Mai 1935 wird die Ehe geschieden. Elfriede Lohse-Wächtler verliert damit jeden persönlichen Schutz. Sie wird entmündigt und aufgrund des nationalsozialistischen „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ am 20. Dezember 1935 zwangssterilisiert. Sie überwindet die psychischen Folgen dieser Operation nicht und dämmert in den kommenden fünf Jahren in der Klinik vor sich hin. Die Schaffenskraft der als „schizophren“ Diagnostizierten geht verloren. Am 31. Juli 1940 muss sie schließlich ihre Sachen packen und in einen Bus steigen, der nach Pirna-Sonnenstein fährt. Pirna-Sonnenschein, eine ehemalige Klinik, hatte Ende Juni 1940 ihren Betrieb als Tötungsanstalt für sogenanntes lebensunwertes Leben aufgenommen. Am Tag ihrer Ankunft wird sie im Alter von 40 Jahren in der Euthanasie-Aktion „T4“ vergast. Die Zeichnungen und Aquarelle Lohse-Wächtlers werden als kunsthistorisch einmalig gelobt, denn es ist bis heute kein anderer Fall bekannt, in dem eine Künstlerin während des eigenen Klinikaufenthalts die Verbildlichung psychisch Kranker zum Thema gemacht hat. Ihr Werk, das untrennbar mit ihrer Biografie verbunden ist, bleibt eine Entdeckung. Nach einer langen Zeit des Vergessens wird sie heute in einem Atemzug mit Malern wie Otto Dix oder Conrad Felixmüller genannt. Elfriede Lohse-Wächtlers Kunst ist geprägt von den Erschütterungen ihres Lebens und der fehlenden Distanz zwischen Kunst und Leben. Ihr Werk zeigt keine distanzierte Gesellschaftskritik, sondern die eigene Lebenswirklichkeit. Aus den einzelnen Teilen von „Kunstwerk Leben“ entsteht ein erzählendes Panorama von Liebe, Terror, Glaube und Hoffnung. Zu erleben ist eine spannungsgeladene Beziehungsgeschichte vom humanen Anspruch über die diabolischen Versuchungen bis hin zu den medizinischen Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus. Jürgen Kaumkötter

Kunstwerk Leben, 1. April–2. Juli 2017 Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen www.verfolgte-kuenste.de

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Magier des Lichts Floris Neusüss, dem Künstler, Lehrer und Historiker der „lichtreichen Schatten“ zum 80. Geburtstag

Floris Neusüss wurde am 3. März 1937 in Lennep geboren. Aus seiner Schulzeit gibt es aus dem

Prinzip Fotogramm, Autoporträt, Kassel 1972

Jahr 1953 eine von ihm – der damals noch Schüler am Lenneper Röntgen-Gymnasium war – aufgenommene Fotografie, die ein hochformatiges schwarzes Rechteck zeigt, in dem wenige weiße Linien andeuten, dass es sich um eine Tür handelt, die einen Spalt breit geöffnet ist. Die Tür selbst ist ebenso wenig zu sehen wie der Raum, in dem sie sich befindet. Nur das Licht, in diesem Fall ein intensives Gegenlicht, lässt uns den Schlüssel finden, den unsere Erfahrung und unsere Fantasie bereithält, um uns die Räumlichkeit der Dinge zu erschließen. Diese nur auf Lichtlinien reduzierte Aufnahme wirkt heute auf mich wie ein früher Auftakt zum großen Lichtopus dieses Künstlers, der wie kein anderer die Kunstgeschichte der letzten Jahrzehnte als Lichtbildner, Forscher, Lehrer und Historiker der Fotogramm-Thematik bereichert hat. Noch als Schüler machte er 1954 in der Foto-Arbeitsgemeinschaft des RöntgenGymnasiums seine ersten Erfahrungen mit der Fertigung und Gestaltung von Fotogrammen. Interessierte Besucher der städtischen Galerie in der Scharffstraße nahmen 1998 die Gelegenheit wahr, einen umfangreichen Querschnitt aus dem FotogrammSchaffen von Floris M. Neusüss kennenzulernen. In der Graphothek der Remscheider Stadtbibliothek kann man immer noch Werke von Floris Neusüss gegen ein kleines Entgelt für drei Monate ausleihen. Klassische Fotogramme sind Bilder, die durch Belichtung ohne Fotoapparat in einer Dunkelkammer entstehen. Der Schatten eines kurzzeitig beleuchteten Objekts bleibt hierbei auf einem lichtempfindlichen Papier (fotografisches Material) nach

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Nachtbild, 2009, 60 x 50 cm

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o.T., Fotogramm, Kรถrperbild, Kassel 1968, 84 x 59,5 cm

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dem Entwicklungs- und dem nachfolgenden Fixierbad als weiße Silhouette, ja als die Spur des Objekts in dunklem Umfeld erhalten. Zum Vergleich denke man z. B. an die helle Spur eines Kleidungsstücks im geröteten Hautumfeld nach einem Sonnenbrand. Die Fotogramm-Methode entstand am Anfang der Fotografiegeschichte. William Fox Talbot praktizierte sie um 1834/35 in seinen „photogenischen Zeichnungen“, indem er Pflanzenteile auf – zuvor in einer Silbernitrat-Lösung lichtempfindlich gemachte – Papiere legte und diese dann belichtete. Diese lichtbildnerische Praxis wurde in den folgenden Jahrzehnten vornehmlich in der wissenschaftlichen Forschung u. a. für Archive angewandt. Erst im 20. Jahrhundert diente sie auch Künstlern wie z. B. Christian Schad, 1919 in der „Schadographie“, Man Ray, 1922 in der „Rayographie“, und dem Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy, 1922 im „Luminogramm“, als bildgebendes Verfahren. Neusüss begann sein Studium mit Wandmalerei bei Ernst Oberhoff an der Wuppertaler Werkkunstschule (einen Studiengang Fotografie gab es damals in Wuppertal noch nicht). Es folgten weitere Studien an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie bei Hanna Seewald in München und bei Heinz Hajek-Halke an der Hochschule der Künste in Berlin. Seine zwischen 1958 und 1960 in München entstandene früheste Werkgruppe ist noch weitgehend von der Kamerafotografie geprägt. Sie umfasst Belichtungsmontagen mit großer Kamera, Doppelbelichtungen auf Glasnegativen, Landschaften und Porträts. Ab 1960 entstanden in München, Wien und Berlin seine ersten 2,60 m hohen, lebensgroßen Körperfotogramme. Sie beeindruckten L.Fritz Gruber so sehr, dass er diese Aufsehen erregenden Arbeiten 1963 auf der Kölner photokina-Bilderschau präsentierte. In den folgenden Jahrzehnten entstehen Weiterentwicklungen der Körperfotogramme. Von 1972 bis 2002 war Neusüss Professor für experimentelle Fotografie an der Kunsthochschule in Kassel. Dort gründete er die Hochschulgalerie sowie die Sammlung und die Edition „Fotoforum Kassel“.

o.T., Fotogramm, Körperbild, München 1964, 210 x 104 cm

ULO, Fotogramm, 30 x 24 cm, 1998

1984 wird sein Garten bei Gewitter zur „nächtlichen Dunkelkammer“. Seine ersten „Gewitterbilder“ entstehen nach dem Positionieren von Fotopapier auf und zwischen Pflanzen erst dann, wenn sie durch die Helligkeit des Gewitterblitzes belichtet werden (dann aber ab damit in die Dunkelkammer zur Entwicklung). Mehr und mehr verlagert Neusüss 1987 seine Fotogrammarbeit aus dem Studio an nächtliche Orte im Freien. In diesen „Nachtbildern“ ergänzen sich Natürli25


ches und Künstliches zu einer kompositorisch spannenden Uneindeutigkeit. Wind, Wetter, Flora und Fauna werden auf dem dort ausgebreiteten Fotopapier zu Akteuren einer niemals zuvor gesehenen Wirklichkeit, für deren unmittelbare „Beseelung“ der Blitz zuständig ist. Zu diesem Werkblock erschien 1997 im Rheinland-Verlag das umfangreiche Katalogbuch „Nachtstücke“. In den 80er-Jahren entstehen weitere Fotogramme von Pflanzen, Blüten und Früchten sowie zahlreiche Fotogramme anderer Objekte. Ab 1989 beginnt Neusüss‘ Arbeit an der besonders umfangreichen Werkgruppe der „ULOs“ (Unidentifiable Lying Objects). Hierzu darf ich aus berufsethischen Gründen und weil auch Spaß sein muss höchstens andeuten, dass sie, die „ULOs“, ein wenig mit Kellergeistern zu tun haben (die aufmerksamen Remscheider Ausstellungsbesucher haben sie 1998 gesehen) und ich deshalb den anderen empfehle, sich der Lektüre von ULOs Wunderbar zu widmen. 1990 erschien im Kölner DuMont Buchverlag von Floris M. Neusüss in Zusammenarbeit mit Renate Heyne das bedeutende Standardwerk „Das Fotogramm in der Kunst des 20. Jahrhunderts“. Hier erfahren wir nicht nur mehr über die Geschichte des Fotogramms und über die o.g. Künstler und ihre Praxis, sondern auch, wie und in welchem Zusammenhang z. B. Pablo Picasso mit Fotogrammen arbeitete. Weitere 150 Künstler sind in dieser Publikation mit etwa 400 Arbeiten vertreten. In der zweiten Jahreshälfte 2017 findet im „Deutschen Röntgenmuseum“ in Remscheid-Lennep eine Ausstellung mit Arbeiten von Floris Neusüss statt. Klaus Küster 26

Literaturauswahl: Floris Neusüss Nachtstücke Fotogramme 1957 bis 1997 Hrsg. von Klaus Honnef mit Texten von Peter Cardorf, Klaus Honnef und Herbert Molderings, 160 S., Rheinland-Verlag, Köln 1997. Floris Neusüss und Peter Cardorf ULOs Wunderbar Hangout für Kunst und Philosophie, 100 S., Parerga Verlag GmbH, Düsseldorf 2000. Floris M. Neusüss und Renate Heyne Das Fotogramm in der Kunst des 20. Jahrhunderts – Die andere Seite der Bilder – Fotografie ohne Kamera., 500 S., DuMont Buchverlag, Köln 1990.


Floris Neusüss mit Renate Heyne, Cafeteria im Reichstagsgebäude Berlin 2012

Nächtliche Fotogrammarbeiten (mit zwei Hebebühnen) am Nordwest-Turm des Berliner Reichstags im August 2011 Foto: Roman Zimolong

An der Fassade der vier Ecktürme des Reichstagsgebäudes stehen über dem umlaufenden Gesims auf Sockeln jeweils vier ca. 3,50 hohe Skulpturen. Die insgesamt 16 Figuren verbildlichen und personifizieren Aspekte des Staatswesens, der Industrie und verschiedener Berufszweige. Die Wand in der Cafeteria zeigt die Köpfe von acht dieser Allegorien im Profil, als (bearbeitete und vergrößerte) Fotogramme, und zwar von links nach rechts: Kunst, Unterricht, Klein- und Hausindustrie, Großindustrie, Weinbau, Ackerbau, Rechtspflege und Wehrkraft zu Land. 27


Von der Heydt-Museum, Foto: Nico Hertgen

Kultur und Identität Menschen mit Demenz im Museum? Im Konzert? Im Theater? Welchen Sinn hat das? Schließlich beeinträchtigen demenzielle Erkrankungen die kognitiven Fähigkeiten, sind fortschreitend und nicht heilbar. Was also bringen kulturelle Angebote? Hinter solchen Fragen liegen einige Unterstellungen: zum Beispiel dass ein Leben mit Demenz nicht mehr lebenswert sei. Oder dass eine Demenz den Menschen als Person zerstöre. Gegen solche Vorurteile wandte sich Mitte der 1980er-Jahre der englische Psychogerontologe Tom Kitwood. Seine zentrale Aussage: Menschen mit Demenz sind auch in der Krankheit einzigartige Personen – aber ihr Person-Sein ist in höchstem Maße vom Verhalten der Mitmenschen und von der Gestaltung ihrer Umgebung abhängig. Zielte Kitwoods „person-zentrierter Ansatz“ zunächst auf die Pflegesituation, so rücken heute immer mehr der Alltag und die Inklusion von Menschen mit Demenz in den Blickpunkt. 28

Angebote für Menschen mit Demenz

Kultur ist in hohem Maße identitätsstiftend. Musik, Poesie, bildende Kunst, Brauchtum oder Religion können daher zu Ankern werden, um an der eigenen Person festzuhalten oder zu dieser wieder eine Verbindung zu finden. In der Förderung und Entwicklung kultureller Teilhabe für Menschen mit Demenz spielt eine „bergische“ Institution eine entscheidende Rolle: kubia – Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und Inklusion am IBK Remscheid trieb mit den Programmen „Auf Flügeln der Kunst“ (2011) und „Auf Flügeln der Musik“ (2012/13) die Sensibilisierung von Kulturinstitutionen für das Thema und die Zusammenarbeit von Kultur- und Sozialbereich entscheidend voran. Seit 2004 setzt sich die Landesinitiative Demenz in Nordrhein-Westfalen für die Belange von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ein (zuletzt in der groß angelegten Kampagne „Mensch. Auch mit Demenz“). Zu den landesweit inzwischen 13 Demenz-Servicezentren zählt auch jenes für die Region Bergisches Land in Trägerschaft der Evange-


lischen Stiftung Tannenhof in Remscheid. Das Team um Leiterin Monika Wilhelmi recherchiert und bündelt dabei nicht nur Angebote, sondern ergreift auch die Initiative. So konnten in den letzten Jahren renommierte Mitstreiter aus dem Kulturbereich gewonnen werden: das Von der Heydt Museum Wuppertal, die Bergischen Symphoniker, die Konzertreihe „Saitenspiel“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal, aber auch freie Kulturschaffende und Schulen. Die Tony-Cragg-Retrospektive war im Sommer 2016 das Ziel zweier Besuche von Menschen mit Demenz im Von der Heydt-Museum. „Uns war es wichtig, eine normale Führung durch die gesamte Ausstellung anzubieten“, betont Monika Wilhelmi. Die besondere Herausforderung für das Museumspersonal: weniger kognitives Wissen zu vermitteln – dafür mit den Reaktionen der Besucher auf Craggs sinnliche Skulpturen intuitiv umzugehen. Dem Ausstellungsbesuch schloss sich die Möglichkeit zu eigener kreativer Arbeit in der Werkstatt des Von der Heydt-Museums an. „Hier waren die Menschen mit Demenz ganz bei sich selbst“, erzählt Susanne Bäcker, Mitarbeiterin im DemenzServicezentrum. Einer der Teilnehmer, ein erkrankter Wuppertaler Künstler in Begleitung seiner Tochter, fand bei dieser Gelegenheit aus seiner Verschlossenheit heraus und malte wieder. „Durch den Besuch der Ausstellung und die gemeinsame Aktion kommen Betreute und Begleiter in eine ganz andere Beziehung, auf eine neue Ebene“, so die Beobachtung von Wilhelmi und Bäcker bei dem Pilotprojekt, das in diesem Jahr mit zwei Terminen am 9. Mai und 27. Juni fortgesetzt wird.

Saitenspiel

Von der Heydt-Museum, Foto: Nico Hertgen

Eine Begegnung mit Kunst für Menschen mit Demenz bietet auch das Museum Villa Zanders in Bergisch-Gladbach in Zusammenarbeit mit der Kölner Initiative dementia+art an – aufgrund der großen Nachfrage regelmäßig an jedem 2. Mittwoch des Monats. Im Juli 2016 veranstalteten die Bergischen Symphoniker unter dem Motto „Unvergesslich“ erstmals ein Operettenkonzert für Menschen mit Demenz und ihre Wegbegleiter. Das Team des Teo Otto Theaters Remscheid sorgte für einen niedrigschwelligen Zugang und die individuelle Betreuung der Gäste. Die entspannte und gute Atmosphäre während des Konzerts bestätigte die inzwischen überwäl-

…mit Franz Schubert | Beethoven-Zyklus

in der Historischen Stadthalle Wuppertal

Beethoven-Zyklus IV-VI

Do. 25.05.2017, 18.00 Uhr George Enescu: Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 16

Fr. 05.05.2017, 18.00 Uhr Streichquartette op. 95, op. 18/6, op. 132

Franz Schubert: Klavierquintett A-Dur op. posth. 114 D 667 „Forelle“

Sa. 06.05.2017, 18.00 Uhr Streichquartette op. 18/5, op. 130

Mariani Klavierquartett Alexandra Hengstebeck, Kontrabass

So. 07.05.2017, 18.00 Uhr Streichquartette op. 18/4, op. 135, op. 59/2

Uriel Quartett

www.saitenspiele.eu VVK: KulturKarte • Tel. 02 02.5 63 76 66 • Veranstalter: Historische Stadthalle Wuppertal GmbH • Mit freundlicher Unterstützung von Detlef Muthmann

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tigenden Ergebnisse aus der neurologischen Forschung: Musik ist in besonderem Maß als Schlüssel in der Kommunikation mit Menschen mit Demenz geeignet. Durch die Verbindung von motorischem und emotionalem Gedächtnis weckt Musik verloren geglaubte Erinnerungen und aktiviert Körper und Geist. Die Bergischen Symphoniker nehmen das überzeugende Projekt nun in ihren jährlichen Konzertkalender auf – mit einer Neuerung: Die musikalische „Winterreise“ am 15. Dezember 2017 wird bewusst als inklusives Konzert für ein allgemeines Publikum – mit unterstützendem Service für demenziell Erkrankte – veranstaltet. Denn: Beim emotionalen Hören von Musik sind Menschen mit und ohne Demenz gleich kompetent. Unter dieser Prämisse lädt seit 2012 auch die Konzertserie „Saitenspiel“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal zum inklusiven Konzertbesuch ein: Die anspruchsvolle Kammermusikreihe mit dem Schwerpunkt Streichquartett bietet den Konzertbesuch zum ermäßigten Eintrittspreis und mit einer persönlichen Ansprechpartnerin vor Ort an. Dieses Angebot wurde bisher sowohl von Menschen im frühen Demenzstadium als auch von Pflegeeinrichtungen angenommen: „Musik ist für Menschen mit Demenz etwas sehr Wichtiges. Musik ,verstehen’ auch noch Menschen mit sehr fortgeschrittener Demenz“, ist die Überzeugung einer erfahrenen Betreuerin aus der Diakonie Wuppertal. Neben der Teilhabe am öffentlichen Kulturleben ist die regelmäßige kreative Aktivierung von Menschen mit Demenz besonders wirkungsvoll, um den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen und Lebensqualität zu erhalten. Mitmachangebote wie der „EinfachMalSingenChor“ des Sozialpädagogen Michael Becker in Gummersbach, die „Tanzbar“ Solingen oder „Lass uns tanzen“ Remscheid gehören zu den seit einigen Jahren etablierten Angeboten. Ein neues, spannendes Projekt bietet in diesem Frühjahr die Chorleiterin Karin Hilger in Zusammenarbeit mit dem Demenz-Servicezentrum Bergisches Land an: Mitarbeiter der Betreuungseinrichtungen erhalten eine musikalische Schulung, um dann mit den Bewohnern Chorversionen von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und ABBAs „Thank you for the Music“ mit deutschen Text einzustudieren. „Es ist ein Experiment, da auch Menschen mit Demenz regelmäßig an ganz ,normaler’ Chorarbeit teilnehmen können. Dazu gehören Stimmbildung, das Einüben eines neuen Textes und die Zweistimmigkeit“, sagt Monika Wilhelmi. Aufgeführt werden die Lieder am 17. Mai im Rahmen der Aktion „Demenz bewegt – taktvoll“, die in den teil- und vollstatio30

nären Einrichtungen des Bergischen Landes Station macht. Die Abschlussveranstaltung findet am 30. November in der Evangelischen Stiftung Tannenhof statt. Kultur ist auch das Medium, um Schülerinnen und Schüler für das Thema Demenz zu sensibilisieren. „Als der Sommer zum Winter kam“ heißt das 45-minütige Theaterstück von Monika Wilhelmi, das am Beispiel des Paares Eva und Rudi Sommer den Verlauf einer Demenzerkrankung und die Folgen für das gemeinsame Leben zeigt. Ergänzt wird das Theaterstück durch Workshops und Praktikumsangebote. Ein großer Erfolg war 2016 auch das Projekt „Demenz-Poetry“, in dem sich fünf Remscheider Schulen dem Thema Demenz u. a. in einem Poetry Slam, Theaterstücken und eigenen Kunstwerken stellten, die das Publikum in besonderer Weise berührten. In Zukunft sollen weitere neue Projekte im Kulturbereich angestoßen werden: Ein inklusives Kinoangebot für ältere Menschen mit und ohne Demenz steht bei Monika Wilhelmi und Susanne Bäcker ganz oben auf der Wunschliste. Besonders willkommen sind auch eigene Ideen, Angebote und Anregungen von Künstlern, Musikern und Kulturinstitutionen. Denn Kunst bewegt, berührt und regt an – und schenkt Menschen (mit oder ohne Demenz) eine Identität. Elisabeth von Leliwa Beratung und Informationen: https://www.demenz-service-bergischesland.de Termine: Von der Heydt-Museum/Wuppertal Führungen, 9. Mai und 27. Juni 2017 stiftung.tannenhof@demenz-service-bergischesland.de Villa Zanders/Bergisch Gladbach Begegnung mit Kunst, monatlich http://www.villa-zanders.de/ Historische Stadthalle Wuppertal Beethoven-Zyklus, 5.-7. Mai 2017 Saitenspiel, 25. Mai 2017 https://saitenspiele.eu/auf-fluegeln-der-musik/ Bergische Symphoniker/Solingen Sonderkonzert „Unvergesslich“, 15. Dezember 2017 http://www.bergischesymphoniker.de


Gründliche Vorarbeit Pina Bausch Zentrum: Gutachten in Auftrag gegeben Mit dem Vorhaben Pina Bausch Zentrum ist es wie mit den Stücken des Tanztheaters: Schon lange, bevor sich der Vorhang hebt, wird hart hinter den Kulissen gearbeitet. Mit Hochdruck betreibt die Stadt Wuppertal derzeit die Klärung der Folgekosten des Projekts und die Sicherung ihrer Finanzierung. Daneben geht aber auch die Vorbereitung des Bauvorhabens weiter: Das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal eine denkmalpflegerische Bestandsdokumentation des Schauspielhauses und des benachbarten Sopp‘schen Pavillons sowie elf Untersuchungen in Auftrag gegeben, für die spezielle Fachkenntnisse beziehungsweise Gerätschaften erforderlich sind. Die Kosten dafür übernimmt zu 80 Prozent das Land Nordrhein-Westfalen. „Die Gutachten sollen Aussagen liefern, die unsere Kostensicherheit erhöhen“, erläutert Produktmanagerin Andrea Nickl. So wird zum Beispiel eine Schadstoffuntersuchung Aufschluss darüber geben, ob seinerzeit asbesthaltige Putze oder Spachtelmassen verwandt wurden, sodass bei der Sanierung besondere Vorkehrungen zum Schutz der Arbeiter getroffen werden müssten. Auch der Zustand der Grundleitungen für Schmutz- und Regenwasser wird überprüft. Zusätzlich sollen Bohrproben genauere Erkenntnisse zur Schadstoffbelastung des Bodens und zur Beschaffenheit des Baugrunds für die vorgesehenen Erweiterungsbauten bringen. Die Untersuchungen haben aber noch weitere Zielrichtungen. „Wir wollen uns“, so Nickl, „auch Klarheit darüber verschaffen, ob und wie sich das künstlerische Konzept für das Haus baulich umsetzen lässt.“ Die Vision für das Pina Bausch Zentrum sieht beispielsweise vor, die strikte inhaltliche Trennung zwischen Zuschauer- und Bühnenhaus aufzuheben. Auf der bisherigen Probebühne etwa sollen künftig auch Veranstaltungen stattfinden. Wichtigste Botschaft der Experten: Der Brandschutz steht diesem Vorhaben nicht entgegen. Ob und welche Maßnahmen mit Blick auf die Akustik zu treffen sind, wird ein anderes Gutachten zeigen. Einen großen Teil der späteren Investitionskosten macht die Modernisierung der Technik aus. Welche maschinen-

und bühnentechnischen Einrichtungen, welche Präsentations- und Veranstaltungstechnik braucht es, um den Anforderungen der vier inhaltlichen Säulen des Zentrums und dem internationalen Anspruch des Hauses gerecht zu werden? Für die Beantwortung dieser Frage wurden ebenso Fachleute zu Rate gezogen wie für Fragen nach der Statik: Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit der Einbau größerer Anlagen zur Optimierung der Bühnentechnik das Tragwerk des Bestandsgebäudes nicht überfordert? Die Expertisen liefern zudem wichtige Hinweise für die spätere Planung des Architekten. Nickl: „Mit den Erkenntnissen aus den Untersuchungen wird es ihm möglich sein, seine Aufgabe optimal zu erfüllen.“ So soll ein städtebauliches Fachgutachten unter anderem Vorschläge für Baugrenzen und Stellung des vorgesehenen Neubaus machen. Zudem wird ein gastronomisches Konzept erarbeitet, das sowohl die tägliche Verpflegung von Besuchern und Mitarbeitern als auch die veranstaltungsspezifische Versorgung (etwa bei Vorstellungen, Festivals oder Kongressen) sicherstellt.Darüber hinaus soll ein Energiegutachten zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, den Energiebedarf zu optimieren, in den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden als ebenso wie in den Erweiterungsbauten. „Die Untersuchungen sind wichtige Bausteine der sorgfältigen Vorbereitung der Investitionsmaßnahme“, sagt Nickl. Damit es nach dem Durchführungsbeschluss des Rates zügig mit der Vorbereitung des Architektenwettbewerbs weitergehen kann. Julia Beuerlein Mit dem Pina Bausch Zentrum soll am Wuppertaler Schauspielhaus ein nationaler Kulturort mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Die Hälfte der Investitionskosten von maximal 58,4 Millionen Euro hat der Bund in Aussicht gestellt; Land, Stadt und bürgerschaftliches Engagement übernehmen die andere Hälfte. Das inhaltliche Konzept ruht auf vier Säulen: dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, der Pina Bausch Foundation, einem internationalen Produktionszentrum und dem „Forum Wupperbogen“, das die Stadtgesellschaft einbindet. www.pinabauschzentrum.de 31


„tanz nrw 17“ in acht Städten Nordrhein-Westfalens

Raimund Hoghe „Songs for Takashi“

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Takashi Ueno, Raimund Hoghe, „Songs for Takashi“, Foto: Rosa-Frank.com


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ny und Angie Hiesl + Roland Kaiser, aber auch Nachwuchstalente wie nutrospektif, Josefine Patzelt und Lenah Flaig. Begleitet wird das künstlerische Programm auf den Bühnen abermals von überwiegend kostenlosen Workshops, Gesprächsreihen, Ausstellungen und Videoinstallationen. Mit dem Pilotprojekt Satellitenprogramm schlägt das Festival erstmals den Bogen zu den städtischen Ensembles im Bundesland. Das Satellitenprogramm ermöglicht so einen intensiveren Dialog zwischen freier Szene und städtischen Ensembles und lässt das Publikum durch Probenbesuche, Hausführungen und Gesprächsrunden einen Blick hinter die Kulissen der großen Häuser werfen.

CocoonDance MOMENTUM, Foto: Klaus Fröhlich

Das landesweite „biennale Festival tanz nrw“ zeigt vom 3. bis 14. Mai in acht Städten eine Auswahl aktueller Tanzproduktionen von 22 Kompanien aus Nordrhein-Westfalen. Als Satellitenprogramm integriert „tanz nrw 17“ erstmals das Programm der städtischen Tanzensembles und zeigt so die gesamte Bandbreite im Tanzland NRW. Zwölf Tage lang gewähren in Nordrhein-Westfalen arbeitende ChorografInnen und Kompanien zwischen Münster und Bonn einen Einblick in ihre Arbeiten – und machen so die Vielfalt der hiesigen zeitgenössischen Tanzszene sichtbar. Aus den rund 130 Bewerbungen wurden Arbeiten von 24 KünstlerInnen ausgewählt, darunter renommierte ChoreografInnen wie Raimund Hoghe, CocoonDance Compa34

In Kooperation mit dem NRW KULTURsekreatariat rückt tanz nrw abermals die Recherchearbeit mit NachwuchskünstlerInnen in den Fokus. In der diesjährigen Edition erhalten AbsolventInnen und junge KünstlerInnen aus NRW mit Sprungbrett < > Tanzrecherche NRW die Möglichkeit, ihre Ideenfindung und Recherche in einer dreiwöchigen produktionsunabhängigen Rechercheresidenz von MentorInnen begleiten zu lassen. Der Erfolg des Pilotprojekts der vorherigen Festivalausgabe zeigt sich auch in diesem Jahr: Die Sprungbrett-Teilnehmerin Özlem Alkis aus dem Jahr 2015 ist mit gleich zwei Bühnenarbeiten in Düsseldorf und Köln zu sehen, und Lili M. Rampre, ebenfalls Sprungbrettlerin, zeigt eine eigene Installation in Essen. Die überregionale Präsenz des Festivals wird erst möglich durch die Kooperation der Veranstaltergemeinschaft von neun verschiedenen Tanz- und Theaterhäusern sowie Kulturämtern aus acht Städten Nordrhein-Westfalens, die bereits zum sechsten Mal erfolgreich zusammenarbeiten. Seit 2007 ist tanz nrw ein erfolgreiches Modell, das durch dieses nachhaltige Zusammenarbeiten das Interesse für den Tanz in NRW stärkt und vernetzte Strukturen aufbaut. Das Kulturbüro der Stadt Wuppertal gehört bereits 2007 zu den Initiatoren des Festivals und hat in den vergangenen Ausgaben an den unterschiedlichsten Orten der Stadt die freie Tanzszene NRWs präsentiert.


Köln Wuppertal Für die aktuelle 6. Ausgabe des Festivals konnte erstmals die börse als Spielort gewonnen werden. Dort zeigt der international gefeierte Tänzerchoreograf Raimund Hoghe am 10. Mai 2017 das Duett Songs for Takashi. Es ist eine ganz besondere Wuppertal-Premiere: Er ist in Wuppertal geboren und arbeitete zehn Jahre als Dramaturg von Pina Bausch mit dem Tanztheater Wuppertal. Jetzt zeigt er erstmals seine Choreografien in Wuppertal. Einer der prägendsten Protagonisten in der Arbeit des Choreografen Raimund Hoghe ist Takashi Ueno. Gemeinsam hat dieses ungleiche Paar „Soloduette“ von subversiver Virtuosität getanzt, in denen sich Raimund Hoghes unverwechselbare choreografische Sprache entfaltet. Sie widersetzt sich dem Spektakulären mit Poesie und einer eindrücklichen Aufmerksamkeit für das Menschliche. Mit „Songs for Takashi“ fordert Hoghe seinen japanischen Startänzer jetzt musikalisch noch mal ganz neu heraus. Zum einen legt er ihm spanische Stücke aus dem Mittelalter und der Renaissance auf. Zum anderen Songs aus den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Scheinbar mühelos, außergewöhnlich präsent und präzise in der kleinsten Geste verbindet Takashi Ueno die verschiedenen Musikstile und bleibt dabei immer er selbst. Mit Hoghe an seiner Seite auf der Bühne.

Eines der Highlights der diesjährigen Edition von „tanz nrw“ ist die Uraufführung der Site-Specific-Performance Fat Facts von Angie Hiesl + Roland Kaiser. In dieser neuen Produktion stellen sie die Ästhetik der Üppigkeit in den Fokus. Dicksein ist ein globales Massenphänomen unserer Zeit, oft gekennzeichnet von Stigmatisierung, Ausgrenzung und Leidensdruck. In „FAT FACTS“ werden stark übergewichtige Menschen mit einem positiven XXXLLebensgefühl das Übermaß hinterfragen. Gemeinsam erforschen sie dieses Thema zwischen Lust und Frust und bringen die Sinnlichkeit des Dickseins im Zusammenspiel mit raumgreifender Körperlichkeit in den urbanen öffentlichen Raum. Auf der Basis biografischer Bezüge und persönlicher Visionen entsteht ein PerformanceProjekt, in dem der üppige Körper Bilder voller Leiblichkeit erschafft: sinnlich, humorvoll, tragisch, poetisch, skurril.

Außerdem wird die CocoonDance Company aus Bonn ihr Stück Momentum dem Wuppertaler Publikum vorstellen. Der englische Begriff „momentum“ (Impuls) bezeichnet eine physikalische Größe, die einen Bewegungszustand beschreibt – lässt sich dieser Impuls im Tanz sichtbar machen? Drei Tänzer des Ensembles wagen sich daran, die Verbindungen und Schwellenbereiche von Bewegung und Bewegtheit auszuloten. Die andauernde, immer ekstatischer werdende physische Verausgabung erzeugt ein Momentum – das sich auch auf das Publikum überträgt. Die Kompanie um die Choreografin Rafaële Giovanola und den Dramaturgen Rainald Endraß wird mit der Produktion auch in den Festivalstädten Düsseldorf und Krefeld zu sehen sein.

tanz nrw 2017 17. März-14. Mai in acht NRW-Städten Tickets erhältlich bei den jeweiligen Spielstätten www.tanz-nrw-aktuell.de 35


Angie Hiesl + Roland Kaiser: ein Porträt der Kölner Performancekünstler

Irritierend-beflügelnde Interventionen

In Köln, Düsseldorf und vielen anderen Orten der Welt lassen sie eine eigentümliche Poesie des Moments entstehen. Mitten in der Stadt, mitten im Leben, einfach so. Mit ebenso fragilen wie kraftvollen Aktionen regt das Kölner Performancekünstlerpaar Angie Hiesl und Roland Kaiser seit vielen Jahren eine andere Wahrnehmung an. Es ist eine eigensinnige Kunst. Sie provoziert. Sie irritiert. So eigentümlich, wie sie ist, würde sie gut in unsere ungeschminkte und schräge Stadt Wuppertal passen. Im Spannungsfeld zwischen performativer Kunst und Installation tauchen sinnlich kraftvolle Bilder auf. Menschliche Augenblicke und Geschichten entfalten sich, weltweit, in und zwischen Kulturen. Als Reibungsfläche stellen sie sinnlich ein bewegend neues Verhältnis zur Gesellschaft auf. Danach bleibt alles alltäglich gleich und ist doch anders als zuvor. Unsichtbares wird sichtbar. In Deutschland haben sie eine ausschließlich ortspezifische Theater- und Tanzarbeit initiiert. Bis heute spielt der Raum eine zentrale Rolle, „site-specific“, der urbane Raum, Außen- und Innenraum, öffentliche, halböffentliche, private und kunstfremde Orte, aus denen über bildnerisch-performative Interventionen neue Kontexte geboren werden. Hochhackige Schuhe im Blumenbeet, eine im engen Kostüm an einer Ampel hängende Performerin, die aus einem Wasserflaschenmeer auftauchende Tänzerin, ein Sessel, aus dem eine Wasserfontäne entspringt, oder ein auf einem Metallstuhl hoch an einer Häuserfassade sitzender Barkeeper. Sie durchbrechen den gewohnten Blick, erschließen den Menschen das stets Ungewöhnliche im Alltäglichen.

ID-clash, Köln 2013, Foto © Roland Kaiser, Performerin: Katha’

Das Fundament für das seit fast 20 Jahren auf Augenhöhe arbeitende Paar hat die Kölnerin Angie Hiesl in den 1980erJahren erschaffen. Schon damals hat sie ohne Hemmung vor Skurrilem spartenübergreifend die Spielräume zwischen Installation, performativer Kunst, Tanz und Alltag 36


AQUAMARIN-40213, Düsseldorf, Foto © Roland Kaiser, Performer: Alfredo Zinola

ausgelotet. Die Projekte von Hiesl und Kaiser durchleuchten unterschiedliche Themen im Spannungsbogen von Architektur und Mensch. In „KACHELHAUT“ (1997-2000) geschieht dies in urbanen Unterführungen und ehemaligen Waschkauen. In „x-mal Mensch Stuhl“ (1995-2015)] sitzen Menschen auf weißen Stahlstühlen an Häuserfassaden in Städten weltweit. Die Performances „… und HAAR und HAAR und HAAR und …“ (2006) und „china-hair-connection Peking-Köln“ (2008) widmen sich transkulturell dem Thema Haar. Als Handelsgut und in all seinen politischen und mythologischen Aspekten verwandeln sie Haare bis nach China in kurios-performative Szenarien. Die Performance ‚ID-clash‘ war 2013 zum ersten Mal in Köln zu sehen. Anfang September letzten Jahres wurde sie in der stillgelegten Postsortierhalle gegenüber vom Düsseldorfer tanzhaus gezeigt. Sie rückt interkulturell Transidentität/sexualität und Anderssein ins Bewusstsein: Neben zarten Pflanzenkeimen entwachsen der Erde eines Spargelfeldes Frauenkleider, parallel zu der von Leonora getippt-projizierten Lebensgeschichte. Sie ist berührend tief. Die Premiere des dazugehörigen Films „ID-clash - Focussing on Hijras“ wird im Rahmen von „tanz nrw 17“ am 7. Mai im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln gezeigt.

Die Begegnungen mit gesellschaftlich brisant-aktuellen Erfahrungen, wie Angst, Macht, Gewalt, Auflösung und Veränderung von Familien- und Kommunikationsformen prägen sich tief in die BetrachterInnen ein und wirken nach. Sie verändern Mensch und Raum. Erfrischend menschlich werden die AkteurInnen mit ihrem Sein und Agieren zum künstlerischen Fokus. Ebenso die ZuschauerInnen, ob kunstgewöhnt oder rein zufällig. Irritierend schärfen Angie Hiesl und Roland Kaiser weltweit mit ihren provokativ-fragilen, ebenso kraftvoll-hinterfragenden Interventionen den Blick für unsere Gesellschaften im Umbruch: ob in Deutschland, China, Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Norwegen, Spanien, Peru, Bangladesch oder anderen Ländern. Ihre ‚Aktions-Installationen‘ werden zu Reibungsflächen, die eigenwillig und nachhaltig den Puls und Horizont unserer Zeit bewegen. Die neue Produktion „FAT FACTS“ hat am 4. Mai in Köln Premiere. Was liegt näher, als Angie Hiesl und Roland Kaiser mit ihren erfrischenden Irritationen auch mal in unsere sich im Umbruch befindende Transformationsstadt Wuppertal einzuladen? Uta Atzpodien

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AscheMOND The Rocky Horror Show Pulcinella

AscheMOND, Foto: Wil van Iersel

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Nach der furiosen Saisonerรถffnung in Wuppertal galt es, das Niveau zu halten oder gar zu steigern. Der Wuppertaler Oper gelang das in den ersten drei Monaten des neuen Jahres mit drei hรถchst unterschiedlichen Produktionen: eine neue Oper, ein Musical und ein Education-Projekt.


Helmut Oehrings AscheMOND oder The Fairy Queen Am 29.1.2017 gab es endlich wieder die Premiere einer neuen Oper aus dem 21. Jahrhundert! Das war zum letzten Mal 2014 mit Stephan Winklers „Universums-Stulp“ der Fall gewesen, noch in der Ära Weigand. Die Oper in Wuppertal ging also (endlich!) wieder ein solches Wagnis ein. Entsprechend nervös waren denn auch die Akteure beim Einführungsgespräch, trafen aber auf ein wohlwollendes und interessiertes Publikum. „AscheMOND“ war zwar in großen Teilen schon einmal aufgeführt worden, komplett aber noch nicht. Das Wuppertaler Opernhaus erlebte also eine Teil-Uraufführung. Helmut Oehring verwendet nicht nur eigene Musik, sondern bezieht sich stark auf den Barockkomponisten Henry Purcell. Nach eigener Aussage ist es etwa so, als hätte ihm Purcell aus der Vergangenheit einen Brief geschrieben, den er jetzt mit den Mitteln seiner Zeit beantwortet und dabei Musik als Treibmittel benutzt, um Geschichten zu erzählen. Dazu verwendet er zwei Orchester: ein Barockorchester, das links sichtbar vor der Bühne sitzt, daneben das übliche komplette Orchester in der Tiefe des Grabens. Ganz rechts noch eine kleine Empore mit E-Gitarre und verstärktem Kontrabass. Musik kommt aber nicht nur von vorn, sondern per Sounddesign aus allen Richtungen, lässt Assoziationen an Weltraummusik aufkommen. Entsprechend bunt zeigen sich auch die musikalischen Abläufe. Oft hört man Purcell pur, mehrfach platzt seine Musik von einem Moment zum anderen in Oehrings Musik herein und verdrängt sie vollständig. In anderen Passagen erklingt zwar Purcells Musik, wird aber von anderen Klängen ergänzt, überlagert, gestört. Manchmal wird nur Purcells Melodie gesungen, aber anders, z.T. perkussiv begleitet, manchmal weiß man nicht, ob man Purcell oder Oehring hört. Dessen eigene Musik ist äußerst vielschichtig. Das geht von sirenenartig klingenden Chorpartien über expressive Orchestertutti bis zu rhythmisch betonten, dynamisch weit ausgreifenden Teilen. Auch was den Inhalt angeht, macht es uns der Komponist Helmut Oehring nicht leicht. Es wird keine stringente Geschichte erzählt, sondern „ein höchst spannender Kosmos unterschiedlichster, melancholischer Farben“ vor uns ausgebreitet, so Regisseur Immo Karaman. „AscheMOND ist eine Hymne auf die Vergänglichkeit. Düster und Dringlich.“ Das sagt der Komponist selbst zu seinem Stück. Und: „Die eigentliche Essenz der Oper steckt vielmehr im philo-

sophischen Überbau: Alle Menschen stehen mit allen anderen in existentieller Verbindung. Die geistig-emotionalen Haltungen, die wir Menschen hervorbringen, überdauern die Zeit und den Tod.“ Wie wird dieser hohe Anspruch nun in der Oper eingelöst? Fünf Teile hat sie. Im Prolog als auch im abschließenden Epilog erklingt Purcells „Music for a while“, die Hymne der Trösterin Musik, die allen Widrigkeiten des Lebens trotzt und sogar dem Tod die Stirn bietet. Dazwischen drei Teile, die sich an den Jahreszeiten orientieren. Der Sommer hat als zweiten Titel „Überlagerung“, der Herbst heißt auch „Verdeckung“, der Winter „Auslöschung“. Einen Frühling gibt es nicht. Weil es aber keine Handlung gibt, musste Regisseur Immo Karaman Bilder finden und erfinden, die das Miteinander der Menschen, ihre Haltungen in einer Art Kaleidoskop zeigen. Der Beifall für ihn und sein Team zeigte wohl, dass ihm das gelungen ist, auch wenn viele seiner Bilder und Szenen etwas verrätselt wirkten. Jeder Zuschauer wird wohl andere Bilder als stark oder schwach im Kopf behalten haben. Sommer und Herbst finden in einem Wartesaal statt, in dem immer wieder Menschen in unterschiedlichster Weise miteinander umgehen. So verbergen alle Frauen im rechten Ärmel ihres Mantels einen Vogel, holen ihn hervor und streicheln ihn, während ein thematisch passendes Lied von Purcell („Kommt, ihr Sängervolk der Lüfte“) erklingt. Wenn der Chor „Unserer Königin darf nichts passieren“ singt, sinken alle wie von einer geheimen Kraft gefällt zu Boden, sodass sie ihre Königin nicht schützen können und sich ihr Kleid rot zu färben beginnt. Diese Titania/Fairy Queen/MOND, gespielt von der gehörlosen Schauspielerin Kassandra Wedel, spielt im gesamten Stück eine wichtige Rolle als Gebärdensolistin, auch insofern, als durch diese andere Sprache die Selbstverständlichkeit der Verständigung infrage gestellt wird. Immer wieder treten die Darsteller vorn an die Rampe, um ein offenbar bedrohliches Ereignis in Augenschein zu nehmen, oder fliehen kollektiv vor einer plötzlich einbrechenden Naturkatastrophe. Vieles, auch viele Wiederholungen von Gesten, erinnert an Stücke von Pina Bausch, in denen eine nachvollziehbare durchgängige Handlung ja schon lange keine Rolle mehr spielt. Die Gesamtleitung der Musik lag bei Jonathan Stockhammer (er hatte schon die „Three Tales“ dirigiert), der nicht nur alles zusammenhielt, sondern Akzente setzte und die 39


Absichten des Komponisten genauestens umsetzte. Der Chor unter seinem neuen Leiter Markus Baisch bewältigte die unglaublich schwierigen dissonanten Partien bravourös. Auch alle Sänger des neuen Ensembles hatten sich engagiert mit ihren schwierigen Partien auseinandergesetzt und freuten sich nach grandioser Leistung merklich über den großen Beifall. Großer, langer Applaus am Schluss für dieses Wagnis, das mit allen Kräften gestemmt wurde. Offenbar zeigt sich hier schon, was ein festes Ensemble leisten kann.

Rocky Horror Show – Schwarze Messe mit Reis und Konfetti So außer Rand und Band war das Wuppertaler Publikum noch nie. Schon vor der Vorstellung erschienen etliche Zuschauer in Strapsen und anderen zum Stück passenden Kostümen, zum Teil auch horrormäßig geschminkt, und besetzten gut gelaunt die Plätze. Mitgemacht wurde von der ersten Sekunde, als hätten die Zuschauer es kaum erwarten können. Reiskörner und Konfetti verteilten sich im Parkett, Wasserpistolen spritzten, was sie hergaben, Klopapier flog auch aus den hinteren Reihen bis auf die Bühne. Alles gewollt: Die Wuppertaler Bühnen hatten vorgesorgt und jede Menge Tüten vorbereitet, in denen die während der Vorführung zu benutzenden Utensilien bereitlagen, so zum Beispiel für jeden genau 16 Gramm Reis. Schließlich hat sich die „Rocky Horror Show“ zu einem Mitmachstück entwickelt. Und wenn man jetzt glaubt, nur junge Leute hätten sich intensiv und freudvoll diesen Ritualen unterzogen, sah man sich absolut getäuscht: Eine große Menge des Publikums gehörte der Generation Ü50 an, etliche hatten das Rentenalter sogar schon vor geraumer Zeit erreicht, was sie an extensiver Teilnahme überhaupt nicht hinderte. Und offensichtlich kannten fast alle Zuschauer das Stück, hätten wenn gewünscht auch mitsingen können, sodass deutsche Übertitel der englisch gesungenen Songs nur gestört hätten. Verstehen konnte man sie sowieso nicht, weil das enthusiasmierte Publikum kräftig mitklatschte oder sich auf andere Weise fröhlich lärmend beteiligte. Die wenigen Nichtkenner des Stücks hatten also doppeltes Vergnügen: das Stück und das wie eine Rakete abgehende Publikum. So gab es am Ende nicht nur mindestens drei Zugaben, sondern überall fröhliche Gesichter. Dabei ist die sexuelle Freizügigkeit dieses Stücks auch nach etlichen Jahrzehnten keineswegs üblich. Auf Homoerotik wird ja nicht nur angespielt, und fast alle Beteiligten tra40

gen am Schluss rote Mieder und Strapse. Die erotischen Erweckungserlebnisse des Verlobtenpaars Janet und Brett werden breit ausgespielt, Frank N. Furter, der Obergott vom Planeten Transsexual, verschafft erst der unerfahrenen Janet ungeahnte erotische Erlebnisse und führt sofort danach auch ihren biederen Verlobten in die Freuden der Liebe ein. Dabei hat er kurz vorher zu seinem sexuellen Vergnügen noch einen neuen Menschen geschaffen, Rocky, dessen gut gefüllte Hose unübersehbar in den Mittelpunkt gestellt wird. Bei Janet hat er aber so viel sexuelle Lust ausgelöst, dass sie ihren Verlobten vergisst und Rocky verführt, der dadurch seinem Herrn und Meister untreu wird. Deren intensive und lang andauernde Kopulation nach dem Lösen von Rockys Keuschheitsgürtel findet in einem verhängten Beichtstuhl statt. Der Vorhang wird nur gegen Ende aufgezogen, ohne dass die beiden sich groß stören lassen. Der zweckentfremdete Beichtstuhl ist ein Teil der von Regisseur Sebastian Welker hinzugefügten neuen Provokation. Die Story mit ihren sexuellen Freizügigkeiten spielt in einer Kirche, und zwar in einer katholischen, die ja eher das Gegenteil davon predigt. Links reckt sich eine Kanzel in die Höhe, es läuten die Glocken, ein Bischof, der unter seinem Gewand Strapse trägt, traut das Paar, dessen Brautstrauß Janet aufhebt. Oben steht ein Altar, der unter dem Gesicht Frank N. Furters ein großes Bild des heiligen Sebastian zeigt, laut Wikipedia eine „standhafte Ikone männlicher Schönheit“. Und schließlich gibt es eine Abendmahlszene, in der Menschenfleisch serviert wird, und zwar das von Eddie, Rockys Vorgänger, vom mächtigen Frank N. Furter eigenhändig gemeuchelt. Dessen Rolle bleibt ambivalent. Einerseits wird er in der Vorankündigung des Stücks als Teufel bezeichnet, andererseits lassen sich dann, wenn er ein paar Meter hochgezogen wird und mit ausgebreiteten Armen vor Adlerschwingen hängt, Assoziationen an einen Gekreuzigten nur schwer vertreiben. Macht übt er auch über das Publikum aus. Er bestimmt Anfang und Ende, sogar die Stärke des Beifalls. Regisseur Sebastian Welker hat sich zusammen mit Bühnenbildner Stephan Prattes, Kostumbildnerin Susanne Hubrich und Choreografin Ama Share-Kissiov einiges einfallen lassen. Besonders spektakulär ist der Schluss: Nachdem Riff Raff und Magenta ihren Herrn und Meister, dazu Columbia und Rocky, erschossen haben, verwandelt sich der Hochaltar mit dem heiligen Sebastian in eine Rakete, in der die beiden mit großem Getöse in Richtung Heimatplanet abheben.


Gesungen, getanzt und gespielt wird auf absolut professionellem Niveau. Dafür wurden renommierte Musicaldarsteller aus ganz Deutschland engagiert. Aber auch drei Solisten aus dem neuen Wuppertaler Ensemble fügen sich in jeder Hinsicht nahtlos ein. Und die fünfköpfige Band unter Heribert Feckler gibt ihr Bestes. Ein schrilles Vergnügen also, schwarze Messe mit Reis, Konfetti und intensiv dargestelltem Sex, offenbar mit rie-

Rocky Horror Show, Foto: Jens Großmann

sigem Erinnerungswert auch für Menschen mittleren und höheren Alters. Das muss allerdings nicht jedem gefallen, die Auswahl eines solchen Publikumsrenners mit zehn ausverkauften Vorstellungen lässt Raum für kleinere oder größere Wagnisse und sichert sie auch etatmäßig ab. 41


Buntes Opernhaus mit Strawinskys Ballett Pulcinella Schon eine gute halbe Stunde vor Beginn der Aufführung war in der Nähe des Wuppertaler Opernhauses kein Parkplatz mehr zu bekommen, und das am 7. März, einem ganz normalen Dienstag. Kein Wunder, denn 150 Kinder sollten das Stück bestreiten, und im Foyer drängten sich vor allem erwartungsvolle Eltern.

Pulcinella, Foto: Marc Strunz-Michels

Wie war das Projekt zustande gekommen? Idee und Initiative gingen von der Wuppertaler Musikerin Gunda Gottschalk aus, und von Anfang an arbeitete das Education Team des Wuppertaler Symphonieorchesters mit. So konnte dieses Großprojekt unter dem Dach der Wuppertaler Bühnen angegangen und zu einem guten Ende geführt werden. Sogar der Opernintendant machte als Dramaturg mit. 42


Fünf Grundschulklassen aus drei Schulen und drei Gruppen aus einer Hauptschule nahmen an diesem Projekt teil. Die kontinuierliche Arbeit in den Schulen begann im September 2016, also ein gutes halbes Jahr vor der Aufführung. Jede Klasse bzw. Gruppe arbeitete mit einer Künstlerin oder einem Künstler, die aus ganz unterschiedlichen Sparten kamen. Wichtig und selbstverständlich war die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Lehrerinnen und AGLeiterInnen, die dann natürlich auch zusammen mit ihren Künstlern den Schlussbeifall entgegennehmen durften. Die vielfältigen Ergebnisse und Entwicklungen mussten dann noch vom Bühnenbildner (Claus Stump) und der Regisseurin (Kirsten Uttendorf) zusammengefasst und in eine nachvollziehbare Fassung gebracht werden. Und das war wohl die schwerste Aufgabe, denn in den verschiedenen Gruppen war ganz viel passiert. Gunda Gottschalk dazu im Interview mit der besten Zeit (01/17): „Zu Beginn ist uns der Prozess wichtig, dass sich die Kinder auf das Vorhaben einlassen, erst dann kann auch eine Ergebnisorientierung geschehen. Durch dieses Vorgehen entsteht eine nachhaltige Verhaltensänderung bei den Schülerinnen und Schülern, die sich auch positiv auf den Unterricht in den Kernfächern überträgt.“ Bei dieser Arbeitsweise war die ursprüngliche Handlung des Balletts also kaum zu verwenden. 150 wuselnde Schüler mussten anders auf die Bühne gebracht werden. Das geschah auf einer bunten Bühne mit knalligen Kostümen und Masken in allen Farben in ständiger Bewegung. Das Stück selbst bestand aus verschiedenen Tableaus, die Situationen des Alltags und des Lebens thematisierten. So wurde die Frage „Wer ist Pulcinella?“ intensiv behandelt, das Thema Liebe fand breiten Raum, auch der Verlust durch den Tod. Dazu kamen etliche freie Bewegungen einzelner Kinder auf der Bühne, die an Pina Bauschs Tanztheater erinnerten. Auch auf die Verbindung zur Musik wurde geachtet. Diese brachte das aufmerksame Wuppertaler Orchester unter Markus Baisch differenziert und elegant über die Rampe. Aber auch die Schüler griffen ein: Die ersten Töne des Abends, mit Xylophon und anderen Kleininstrumenten, gehörten ihnen, später wurden Tischtennisbälle zu Geräuschinstrumenten, und eine Trommlergruppe bereicherte die Partitur Strawinskys. Dazu kamen noch die Solisten Catriona Morison, Mark Bowman-Hester und Oliver Picker aus dem Wuppertaler Ensemble, die nicht nur schön sangen, sondern den Kindern bei kleinen Unstimmigkeiten auf der Bühne halfen und in den Proben besonders auf sie eingegangen sein müssen, denn sie wurden von ihnen besonders stürmisch beklatscht.

Dass nicht immer alles klappte, ist zu verstehen und zu verschmerzen. Andererseits überraschten immer wieder überzeugende darstellerische und vor allem tänzerische solistische Leistungen. Leider erschloss sich der szenische Reigen einschließlich der Videoeinblendungen dem Publikum nicht unbedingt. Das ist bei einem solchen Projekt aber auch nicht entscheidend, vielmehr die künstlerischen Erfahrungen, die die Kinder gemacht haben. Und wie die Kinder (und ihre Betreuer und Lehrerinnen) sich in ihre Aufgabe gestürzt haben, war deutlich auszumachen. Das Publikum geizte nicht mit Beifall. Die Teilnahme an diesem Education-Projekt hat sicher vielen Mitwirkenden die Angst vor der Bühne genommen. Symbolisch dafür war die Geste der drei Solisten am Schluss: Sie gaben ihre Masken an die Kinder weiter, das heißt: „So, jetzt seid ihr dran!“

Fazit: Bisher eine Saison mit vielen Facetten. Es sollte so weitergehen! Fritz Gerwinn

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Frischzellenkur für Brecht:

„Der gute Mensch“ mit Großstadt-Sounds und Hip-Hop-Tanz Von dem friedlichen Bild ließ sich wohl so mancher Premierenbesucher täuschen. Zu Beginn des „Guten Menschen von Sezuan“ zeigte Regisseur Maik Priebe Schauspieler und Tänzer, die in Grüppchen auf der Wuppertaler Opernbühne lagen. Eng kauerten sie zusammen, als ob sie schliefen. Mit der Ruhe war es aber schnell vorbei. Der Saal wurde in blendend helles Licht getaucht. Jäh erwachten die Bewohner von Sezuan. Sie sprangen auf und eilten kreuz und quer über die Bühnenschräge. Der Weckruf kam von der Vorderbühne. Dort erzeugte Musiker Stefan Leibold krachig laute Klänge, indem er ein selbst gebautes Instrument – eine Platte mit verschieden großen Metallfedern – bediente. Jede Feder, die Leibold anschlug, wurde elektrisch verstärkt und durch ein Effektgerät wiederholt und wiederholt. So entstanden TechnoSounds mit ganz einfachen Mitteln. Zu den kantigen Rhythmen tanzte das Ensemble langsam den Zuschauern entgegen. Die Bewegungen wurden schneller und aggressiver. Es konnte einem mulmig dabei werden. Erst als die Musik verstummte, stoppte das Tanzkollektiv, und die Suche nach einem guten Menschen in der Stadt Sezuan nahm seinen Lauf. Bei Brecht machen sich drei Götter auf die Suche. Sie wollen wissen, wie gut ein Mensch sein kann, der in einer – wirtschaftlich wie moralisch – schlechten Umgebung lebt. Priebe nimmt den Göttern jede Spur von Erhabenheit. Mit ihren schwarzen Sonnenbrillen wirken die Darsteller Judith van der Werff, Alexander Peiler und Julia Reznik unnahbar und cool wie Geheimagenten. Ihren Spion, den von Stefan Walz verkörperten Wasserverkäufer Wang, behandeln sie gern von oben herab. Dennoch berichtet er ihnen zuverlässig über den „Engel der Vorstädte“, die ehemalige Prostituierte Shen Te. 44

Schon mit ihrem roten Rock sticht Shen Te-Darstellerin Lena Vogt aus dem Ensemble heraus, dem Ausstatterin Susanne Maier-Staufen einen Look in dunklen Farben verpasst hat. Während ihre Kollegen durchweg mit wenig Gesten und neutralem Gesichtsausdruck spielen, kann man Vogts Gesicht jedes Gefühl deutlich ablesen: Freude und Liebe, Enttäuschung und Schmerz. Diese Offenheit ist in einer egoistischen Gesellschaft existenzgefährdend. Deshalb verwandelt sich Shen Te in ihren fiktiven Vetter Shui Ta. Für diesen Rollenwechsel braucht Vogt nur ein paar Sekunden. Eine tiefere Stimme, strenge Frisur und Brille – fertig ist der rücksichtslose Manager. Freilich zahlt Shen Te einen hohen Preis für diese Verstellung. Manchmal kann sie gar nicht anders, als aus der Rolle zu fallen – und dann spielt Vogt einen von widerstreitenden Gefühlen gepeinigten Menschen. Ja, Brecht und hoch emotionales Spiel passen also doch zusammen. Auch der Bewegungschor, den Choreografin Silvia Zygouris für die Wuppertaler Produktion in Szene setzt, tut dem Klassiker der Vernunft gut. Im Laufe des Abends präsentieren sich neun Schauspieler und zehn junge Tänzer vom Tanzhaus Wuppertal nicht nur als präzise agierendes Ensemble. In der farbenfrohen Hochzeitsszene bekommt jeder Tänzer sein Solo und bereichert die Mischung aus Modern Dance und Hip-Hop mit zirkusreifer Akrobatik. Da gehört Radschlagen noch zu den leichteren Übungen. Während die Tänzer Ates Kaykilar und Anne K. Müller kleine Sprechrollen haben, nehmen die Schauspieler den tänzerischen Schwung in ihre Szenen herüber. Ihre Beweglichkeit bewährt sich bei den vielen Kostüm- und Rollenwechseln. Vogts Auftreten als Geschäftsmann wird gespiegelt, wenn Miko Greza überzeugend die verschlagene Hausbesitzerin Mi Tzü spielt.


Foto: Klaus Lefebvre

Lukas Mundas glänzt in der Rolle des arbeitslosen Fliegers Yang Sun. Meint der es gut oder böse mit Shen Te? Mundas‘ Kunst besteht darin, Mitspieler und Publikum darüber bis zum Schluss im Unklaren zu lassen. Auch als Sänger macht er seine Sache sehr gut. Wenn er auf leer geräumter Bühne das „Lied vom Sankt Nimmerleinstag“ singt, ist es so leise im Saal, als ob jeder den Atem anhielte. Das Stück gehört zu den insgesamt fünf Liedern, die Paul Dessau für die Uraufführung des „Guten Menschen“ im Jahr 1943 komponierte. Celesta, Harmonium, präpariertes Klavier – Stefan Leibold findet für jedes Dessau-Original die passende Klangfarbe. Hinzu kommen die von ihm selbst komponierten Zwischenmusiken. Aus seinem „Federntisch“ holt er nicht nur elektronische Großstadt-Sounds. Je nach Intensität und Lautstärke seines Spiels klingt das Instrument auch nach einer Glasharmonika oder – passend zum Setting der Bühnenparabel – nach Tempelglocken und Klangschalen.

Aufmerksam verfolgten die Premierenbesucher Spiel, Tanz und Musik. Sie lachten über den Egoismus der Bewohner von Sezuan. Ausgelassen war ihr Applaus für Priebes Inszenierung, die die Ära von Schauspielintendantin Susanne Abbrederis abschließt. Nur einen Schwachpunkt hatte der dreistündige Theaterabend: In den ersten Szenen waren einige Ensemblemitglieder offensichtlich noch nicht ganz „drin“ im Text. Sie zögerten oder verhaspelten sich. Dass ihre tragbaren Mikrofone zwischendurch Aussetzer hatten, erschwerte das Zuhören zusätzlich. Daniel Diekhans

Der gute Mensch von Sezuan läuft noch bis Ende der Spielzeit im Wuppertaler Opernhaus. Es gibt Aufführungen am 13. April, 6. und 7. Mai sowie am 1., 2., 18. und 25. Juni. Informationen unter www.wuppertaler-buehnen.de. 45


Am Uellendahl

Don Quijote de la Mancha

Marco Wohlwend, Don Quijote

Der Wuppertaler Regisseur Robert Sturm wagt es zum zweiten Mal, ein Riesenprojekt zu stemmen. Nach „Romeo und Julia“ im letzten Jahr (alle Karten waren da schon vor der ersten Vorstellung verkauft) inszeniert er 2017 „Don Quijote de la Mancha“ in der Bühnenfassung von Hubert Schirneck. Wieder sind die Wuppertaler Bühnen dabei, und wieder ist die Firma Riedel an der Uellendahler Straße einer der wichtigsten Mäzene, stellt u. a. ihre beeindruckende Halle V für Proben und Aufführungen zur Verfügung. Das Projekt hätte aber keine Chance gehabt, gäbe es nicht weitere großzügige Unterstützung von Firmen, Stiftungen und Privatleuten (u. a. Jackstädt-Stiftung, Familienministerium NRW, Stadtsparkasse Wuppertal, Vorwerk u.v. a.). In Szene gesetzt wird die Geschichte in einer spartenübergreifenden Kooperation von Künstlern aus Wuppertal und der Region. Neben Robert Sturm Matthias Burkert und Jean Sasportes mit, für die zu entwickelnde Musik sind etliche Wuppertaler Musiker verantwortlich (Carolin Pook, Uwe Fischer-Rosier, Markus Beuter, Werner Dickel mit seinem Schönberg-Ensemble). Einige der Schauspieler (Ingeborg Wolff, Thomas Gimbel, Hans Richter, Jörg Reimers, Bernhard Glose und Anne-Catherine Studer) werden viele Wuppertaler noch aus dem alten Ensemble unter Christian vom Treskow kennen. Auch Tony Cragg wird beratend tätig sein. 46

In der ersten Pressekonferenz am 7.12.2016 im Rittersaal der Firma Riedel freute man sich noch mächtig, dass man den aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler Christoph Maria Herbst für die Hauptrolle gewonnen hatte. Der bekannte damals, sehr gern wieder in Wuppertal Theater zu spielen, wollte aber als Teil eines großen Ensembles wahrgenommen werden. Leider hat er Ende Februar abgesagt, aus persönlichen Gründen und schweren Herzens, wünscht allen Beteiligten aber „viel Rückenwind für dieses schöne Projekt“. „Eine perfekte Neubesetzung“, so Regisseur Robert Sturm, wurde aber schnell gefunden. Der Schauspieler Marco Wohlwend übernimmt die Titelrolle. Auch er ist den Wuppertalern noch bekannt, hat er doch in vielen wichtigen Rollen hier auf der Bühne gestanden. Auch Opernbesucher werden sich noch an seinen brillanten Samiel in Webers „Freischütz“ erinnern. „Die Thematik“, so Regisseur Robert Sturm, „ist nach wie vor hochaktuell. Wer spürt nicht ab und zu den Wunsch, unserer Realität den Rücken zu kehren oder sie radikal zu verändern und in einer anderen, vielleicht besseren Wirklichkeit zu leben? Genau das tut Don Quijote. Und das möchten wir auch in unserer Inszenierung, im Spiel mit Sprache, Musik, Bewegung und Raum, auf der Grenze zwischen Realität und Fantasie.“ Die Beteiligten wollen das Stück in einer sechswöchigen Probenphase, die im März 2017 beginnt, in einem offenen Arbeitsprozess entwickeln, wobei vor allem die Musik als Teil der Handlung begriffen werden soll. Alexandra Rosenboom/Fotos: Ralf Silberkuhl Premiere: 11. Mai 2017, 19.30 Uhr Weitere Aufführungen: 14., 16., 17., 25., 26., 30. Mai und 3., 4., 5., Juni 2017 jeweils um 19.30 Uhr Halle V der RIEDEL Communications Uellendahler Str. 353, 42109 Wuppertal Karten: Ticket-Hotline, 0202 5637666 und www.kulturkarte-wuppertal.de Aktuelles und Neuigkeiten zur Produktion: www.facebook.com/donquijotewuppertal


Grandville, Don Quijotes Kampf mit den Rotweinschläuchen, 1848

Anne Catherine Studer Dulcinea, Ingeborg Wolff Haushälterin Refugia Robert Sturm Regisseur, Marco Wohlwend Don Quijote Jean Laurent Sasportes Caballerizo und Bewegung Thomas Gimbel Sancho Pansa Bernhard Glose Andres Jonas Eckert Barbier Meister Nicolas 47


Ein Schwein zu Besuch

Falk Andreas Funke,

Ein Schwein ist in meine Wohnung geraten.

Jahrgang 1965, geboren und geblieben

Eingedrungen ohne mein Wissen und ohne meine Erlaubnis. Die Haut (sagt man Haut?) ist von wurstpellenbräunlichem Teint, nicht ferkelrosa, wie man erwarten könnte, fleischwurstdrall die Figur. Ein junges Tier mit lustigem Hängebauch. Voller Entdeckungsfreude rast es von Zimmer zu Zimmer, stürzt sich auf mein Bett, wühlt sich in Decken und Kissen, verzerrt das Laken zu großwelligen Faltenwürfen. Da packe ich zu. Erwische es bei den Hinterkeulen. Das Schwein quiekt auf in hochschießender Panik. Das klingt nach schwingender Tür auf rostigen Angeln. Als ob es ein Schlachtermesser am Specknacken spürte, versucht es mit den Vorderfüßen, allein mit den Vorderfüßen, zu entkommen. Ein sinnloses Strampeln. Denn fest bleibt mein Griff und ich bin entschlossen, mein frisch bezogenes Bett zu verteidigen, es nicht von einem dahergelaufenen Dreckschwein versauen zu lassen. Und ziehe das Strampeltier von der Matratze. Holpernd streifen die Vorderhufen über die Bettkante, schlagen zu Boden. Sofort lasse ich los, lasse ich frei, und das Schwein nutzt seine Ungebundenheit, um loszurennen, und es rennt in den Flur, wo eine Kartoffelkiste steht, die ich schon seit Tagen in den Keller tragen will. Das Schwein – ein neugieriges Biest – springt hoch, stützt sich mit den Vorderhaxen auf die Kante der Kistenwand und

in Wuppertal, Verwaltungsangestellter. Seit 2001 Veröffentlichungen in div. Anthologien, Zeitschriften und beim Westdeutschen Rundfunk. Seit 2001 Mitarbeiter des Satiremagazins „Italien“, Wuppertal. Bislang drei Bücher „Tier und Tor“, 2004 „Ballsaal für die Seele“, 2010 jeweils Turmhut-Verlag „Krause, der Tod und das Irre Lachen“ Verlag Thomas Tonn, 2012

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Kartoffeldruck: Juliane Steinbach

beugt seinen Kopf zu den Kartoffeln hinunter: die sehen schon nicht mehr gut aus, die schrumpeligen Erdäpfel, voller Altersflecken, von wollfadendicken, weißlichen Keimen befallen. Aber das Schwein hat wohl Hunger. Es schnuffelt mit seinem doppeltgelochten Schnuffelschnäutzchen an den Schrumpelkartoffeln herum, knabbert, doch ohne Genuss, nur der Hunger will`s haben, der knurrende Bauch, aber das Schnäuzchen kräuselt sich, kräuselt sich abgeneigt aus kulinarischem Feingefühl. Ein schmollendes Schnäuzchen ist das, ein schmollendes Feinschmeckerschnäuzchen und wie menschlich wirkt das, wie allzu-menschlich. Mein Herz: durch mein Herz rast ein Stich. Ganz schlecht wird mir vor Mitleid. Wie bin ich dem Schwein ein Unmensch gewesen. Es wegzuziehen von meinem Bett, rücksichtslos über die schrammenschlagende Kante. Nein, ich werde es nicht wegreißen von der Kartoffelkiste. Meine Hände, schon zugriffbereit, strecken die Finger. Ich beuge mich über seinen Rücken, nähere mich in Behutsamkeit, es soll nicht erschrecken. Schmiege meine Wange an seinen Speckfaltennacken. Das Schwein lässt es geschehen. Ich höre mit aufliegendem Ohr die Schmatzgeräusche wie durch einen Lautsprecher verstärkt. Da quatscht der Speichel zwischen den Schweinebacken, da grunzt es aus der

Magentiefe. Das Schwein riecht nach Schwein. Also nach Leberkäs. Nach fröhlicher Völlerei. Jetzt redet mein Herz: Das Schwein soll doch die dummen Kartoffeln lassen, die grindigen, keimenden Knollen. Ich will kochen, ja, jetzt sogleich, für mich und das Schwein: Gratin soll es geben, Gratin aus frischen Kartoffeln. Mit Knoblauch und Käse. Und ganz bestimmt ohne Hinterschinken. Schwein, du bist eingeladen, eingeladen, mit mir zu essen. In meiner Küche. An meinem Tisch. Von meinem Geschirr. Und weißt du was? Danach huschen wir in mein Bett. Sollen Teller, Messer und Gabeln ungespült stehen bleiben. Wir kuscheln uns aneinander. Laken, Decke und Kissen lullen uns ein. Kein Mensch wird dich vertreiben aus meiner Wohnung, von meinem Bett, aus meiner Umarmung. Du hast ein Recht, hier zu sein und meinetwegen auch mal die Sau rauszulassen. Aber ja. Wer will das denn nicht? Wir sind doch Menschen. Auch du. Auch wenn du ein Schwein bist. Schwein bin auch ich. Und ich weiß, dass du mich verstehst. Jedes Wort, das ich geschmiegt an deinen Nacken flüstere in dein Schweineöhrchen. Du nickst dazu. Heftig bejahend. Heißt das: wird sind einer Meinung? Falk Andreas Funke

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Zeit für Entdecker Kunstvermittlung im Skulpturenpark Waldfrieden

Seit dem Sommer 2016 bietet der Skulpturenpark Waldfrieden eine Reihe von Vermittlungsprogrammen für Kinder und Jugendliche an. Entwickelt und betreut werden diese von der Kunsthistorikerin Cora Faßbender, geführt werden die Gruppen von Mitarbeitern des Skulpturenparks, die selbst auch als Künstler arbeiten. Die jungen Besucher werden angeregt, den Dialog von Kunst und Natur zu erleben. Sie erfahren Wissenswertes über die Villa Waldfrieden und die Geschichte des Parks, lernen Skulpturen von Tony Cragg und den zahlreichen anderen gezeigten Künstlern kennen und erfahren viel über Materialien, aus denen diese entstehen. Die altersgerechten Themenrundgänge beinhalten auch praktische Arbeiten, die nach Möglichkeit im Freien durchgeführt werden. Das Programm wird für Schulklassen und andere Gruppen ab zehn Personen angeboten, aber auch regelmäßig für Einzelbesucher.

Raum, Zeit, Wasser – Zur Ausstellung von Klaus Rinke In den Osterferien, 11.-13. April, können Kinder ab neun Jahre an dem dreitägigen Ferienkurs „Im Raum der Zeit – kaum zu fassen!“ teilnehmen. Es wird um Begriffe gehen, die gar nicht so leicht in Worte oder Bilder zu fassen sind. Was ist eigentlich Zeit? Wie kann man sie darstellen - und was hat sie mit der Ausstellung von Klaus Rinke zu tun? Die Künstlerin Christiane Thomas, die diesen Kurs leiten 50

wird, macht die Kinder selbst zu Künstlern. Zu den Themen, die sie persönlich bewegen, werden sie eigene kleine Arbeiten gestalten. „Flüssig oder fest?“, ist Thema der Führung am Sonntag, 30. April, zu der Kinder ab acht Jahre eingeladen sind. Für Skulpturen wurden früher Materialien wie Marmor, Stein oder Holz benutzt. Inzwischen sind ihrer Umsetzung fast keine Grenzen gesetzt. Der Künstler Klaus Rinke verwendet Wasser als Material für seine Kunst. Die Teilnehmer erforschen die verschiedenen Materialien der Skulpturen im Park und überlegen, welche Bedeutung sie haben könnten. Auch diesmal schließt sich eine praktische Arbeit an.

Das Gefühl für die Zeit, warum sie schneller oder langsamer vergeht, wie man sie erkennt – darum geht es für Kinder ab sechs Jahre am Sonntag, 28. Mai. Auch „Wie die Zeit vergeht … Zeitzeichen“ ist eine Entdeckertour rund um Klaus Rinkes Lebensthema. Zeit in Form zu bringen, ist ein Aspekt, der im Bau eines Zeitmessers aufgegriffen wird. Liebe, Zeit und Glück spielen für jeden Menschen eine wichtige Rolle. Welche Formen können sie annehmen und wie drücken sie sich in der Kunst aus? Ihre Umsetzung in den Skulpturen bietet einige Überraschungen, die es zu entdecken gilt. Mit Werkzeugen des kreativen Schreibens suchen die Teilnehmer eine eigene Sprache für das Gesehene. „Formfindung“ am Sonntag, 25. Juni, um 15 Uhr ist ein Rundgang für Kinder ab zehn Jahre. Ruth Eising


Fotos auf dieser Seite: Süleyman Kayaalp

Kunstvermittlungsprogramm Dienstag, den 11., bis Donnerstag, den 13. April 2017, jeweils 10-13 Uhr Das 3x3 der Skulptur – Im Raum der Zeit – kaum zu fassen! Sonntag, den 30. April 2017, um 15 Uhr Flüssig oder fest? Sonntag, den 28. Mai 2017, um 15 Uhr Wie die Zeit vergeht … Zeitzeichen Sonntag, den 25. Juni 2017, um 15 Uhr Formfindung Für die Teilnahme ist immer eine Voranmeldung erforderlich. Alle weiteren Informationen, auch zu den Programmen für Schulklassen, stehen über www.skulpturenpark-waldfrieden.de zur Verfügung. 51


Grüne Teilhabe Was ist das Besondere an Wuppertals Parks und Gärten?

Skulpturenpark Waldfrieden, Foto: Süleyman Kayaalp 52


Kürzlich wurde zum 11. Mal der Gartenbuchpreis in Schloss Dennenlohe vergeben. Das vergangene Jahr brachte reiche Erträge an neuen Büchern. Autoren und Verlage bewegen mit Herzblut und Geschäftssinn die bunte Gartenwelt. 124 Bücher bewarben sich um ein Dutzend Prämierungen. Unter allein 70 neuen Gartenratgebern, stimmungsvollen Fotobüchern, bibliophilen Schätzen, knackigen Führern, scharfzüngiger Gartenlyrik und liebevollen Gartenporträts bog sich der große Tisch. Erstmals wurden auch ein Kinderbuch und ein Gartenblog ausgezeichnet. Wie steht es da mit unserer Region? Im Gewühl des großen Tisches fiel mir – neben „Von der Heydt. Königshöhe“, dem neuen Band der Reihe „Wuppertals grüne Anlagen“ – „Bauerngärten im Bergischen Land“, fotografiert von Eberhard Vogler, in die Hände. Immerhin zwei Wortmeldungen aus unserer Gegend. Von den ausgezeichneten Gartenwelten liegen wir jedoch offenbar meilenweit entfernt. Aristokratische Größe spielt hier keine Rolle, ländliche Opulenz steht hinter gewerblicher Nützlichkeit zurück, historische Gartenreste entwischen ungesehen dem Denkmalauge. Von eigenen Stilentwicklungen oder Vorreiterschaft neuer Stile im Tal des fleißigen Flusses hört man wenig. Und doch ist Kennern etwa Ronsdorf ein Begriff, allein, weil Georg Arends 1888 dort eine Gärtnerei begründet hat. Die Staudengärtnerei Arends Maubach genießt noch heute bei den Fans des englischen Gartens überregionalen Ruhm. Oder die Firma Leonhards, die bereits vor 130 Jahren als Garten- und Landschaftsbauer startete und sich zu einem der größten Betriebe in NRW entwickelt hat. Der seit 1905 bestehende Gartenhof Nissen gehört zu den größten Verkaufsstellen für Gartengehölze im Bergischen Land. Die genannten Betriebe sind noch heute sehr bekannt und blicken auf eine große Tradition des gärtnerischen Berufsstands zurück, der rund um Elberfeld und Barmen in ungewöhnlicher Vielzahl vorhanden war. Das waren die Gärtnereien nicht, weil die Region besonders fruchtbar ist, sondern weil die Gartenkultur, anders als man vermuten würde, im Bergischen Städtedreieck einen sehr hohen Stand hatte. Der große Bedarf an Gärtnern und Gewächsen ging auf den Reichtum zurück, der sich der frühen Industrialisierung verdankt. Wo so viele Gärtner wirkten, Bäume heranzogen und Zierpflanzen züchteten und vermehrten, sollten Gärten entstanden sein, die von Interesse sind. Da sich bislang aber nur wenige dafür interessiert haben, ist über die Garten-

kultur in Wuppertal und Umgebung nicht viel ans Ohr der Öffentlichkeit gelangt. Hier gibt es also einiges zu entdecken. Zum bürgerlichen Lebensstil gehören nach der Mode angelegte Gärten ebenso wie anspruchsvolle Villen und Einfamilienhäuser. Nicht selten umfasst ein Baudenkmal also Gartenbauwerke, wie Einfassungen, Brunnen und Pavillons sowie gepflanzte Gartenstrukturen. Nur erfahren sie nicht dieselbe Wahrnehmung und Wertschätzung. Unter den 4500 Denkmälern, die Wuppertal besitzt, lassen sich die Gärten an zwei Händen abzählen. Die Denkmaldatenbank der Stadt gibt wenig Aufschluss. So bleibt die private Gartenkunst weitgehend im Verborgenen. Vieles ist schon wieder verloren, bevor es Bekanntheit erlangt. Einen Einblick wird die Ausstellung „Neue Gärten! Gartenkunst zwischen Jugendstil und Moderne“ geben, die die Stiftung Schloss und Park Benrath vom 24. September 2017 bis 14. Januar 2018 im Museum für Gartenkunst zeigt.

Im Verborgenen ist Wuppertal eine Gartenregion mit Glanz, die auch mit weiteren grünen Besonderheiten überrascht. Es verfügt etwa über ein weit verzweigtes Netz von öffentlichen Park- und Waldanlagen, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Von Umfang und Struktur her kann es sich mit Stuttgart und Zürich vergleichen. In diesen Städten haben nämlich vor allem die Bürger selbst für Grün gesorgt. Ganz unbestritten ist in Wuppertal die Tradition des ehrenamtlichen Engagements, das schon lange eine grüne Ader hat. Als jüngster Spross macht die Wuppertalbewegung Furore. Ohne es zu wissen, knüpft sie an Stephan Anton Diemel an. Er gab einst den Auftakt zu den öffentlichen Anlagen im Tal. 1807 rief Diemel zu Spenden für eine Promenade auf und begründete damit die Parkanlage Hardt, die heute zu den interessantesten Parks der Stadt zählt. Der Arzt und Aufklärer bewies großes taktisches Geschick, denn Geld für „nutzloses“ Grün auszugeben, war bei den wirtschaftlich denkenden Stadträten und Honoratioren gar nicht gern gesehen. So suchte sich Diemel ein Gelände aus, das „verbraucht“ war, abgeholzt, als Steinbruch im Abbau begriffen und nach der Denkweise der Stadtväter wertlos. Da hatten sie wenig gegen den Plan, hier ungewöhnliche Ideen auszuprobieren. Diemel erfand also das Upcycling eines Unorts, dessen Qualitäten er sehr wohl erkannt hatte. Die Aussichtsmöglichkeiten auf die Stadt waren brillant, die bergige Topografie interessant und die von den Steinbrechern erzeugte steile Felswand eine romantische Augenweide. Offenbar verstanden Stadträte und Geldgeber diese Vorzüge noch nicht, sodass Diemel sie wieder53


um bei ihrem Wirtschaftlichkeitsdenken abholte. Es gehe darum, so brachte er vor, dem herrschenden Holzmangel entgegenzutreten und Bäume zu pflanzen. Damit hatte er ein Argument aufs Tapet gebracht, das häufig und erfolgreich eingesetzt werde sollte, wenn es galt, Bürgerschaft und Politik von der Notwendigkeit von Grünflächen für alle zu überzeugen.

Die nächsten, die sich und der Stadt hiermit Lorbeeren verdienten, waren die „Verschönerungsvereine“. Was in den heutigen Ohren etwas abgestanden, jedenfalls nicht gerade trendy klingt, war auch einmal eine Bewegung mit großer Wirkung. Seit dem frühen 19. Jahrhundert hatten sich Bürger zu Vereinen zusammengeschlossen, um ihr Umfeld zu verschönen und zu begrünen, hier eine Bank aufzustellen, dort ein Denkmal. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kam es zu einer Welle von Vereinsgründungen, und die schwappte bald auch ins Tal. 1864 hoben umsichtige Fabrikanten, Kaufleute und Bankiers in Barmen einen Verschönerungsverein aus der Taufe, 1869 in Ronsdorf und 1870 in Elberfeld. Mit unternehmerischem Blick sicherten sie schnell noch unbebaute Flächen am Rande der Siedlungsfläche. Diesmal war es kein schlecht verwertbares Brachland, das für die Freiräumpläne ausgesucht wurde, sondern Bleicherwiesen, Bauerngüter und Waldreste, die dem emporschnellenden Verwertungsdruck durch Ankauf entzogen wurden. Die Vereine sammelten fleißig hohe Summen. Das Ziel der Waldvermehrung lebte wieder auf und beförderte den notwendigen Geldfluss. Grün gewann unversehens eine soziale und kulturelle Bedeutung. Die Mitgliedschaft im Verschönerungsverein war für das Bürgertum ein Muss. Jubiläen, Geburtstage und Todesfälle boten zusätzliche

Anlässe zu großzügigen Spenden. Natürlich reichte das Geld dennoch nie, man knappste und war erfinderisch, nicht nur was das Geldsammeln betraf. Verein heißt ja bereits, dass sich Einzelne zusammenschließen und damit eine größere Wirkung entfalten können. Nun begannen die Vereine auch eine Kooperation mit den Kommunen, die im Grün bislang noch nicht selbst tätig gewesen waren, Gartenämter gab es noch nicht. Bald kauften die Städte ebenfalls Flächen zur Anlage von Parks und Wäldern auf, und man fasste die Grundstücke zusammen. So entstanden große Parkanlagen, die sich aus einem Mosaik unterschiedlicher Besitztümer zusammensetzten. Der Barmer Verschönerungsverein wurde Dienstleister und übernahm die Pflege der städtischen Grünflächen. Die Stadt Elberfeld stellte einen Stadtgärtner ein, der auch für den Elberfelder Verschönerungsverein Parkentwürfe anfertigte. Innerhalb weniger Jahre gelang es, der Bauwut der rasch wachsenden Städte einen Kranz von Grünflächen abzuringen, welcher der dicht gedrängt wohnenden Bevölkerung Erholung bot. Wie stark dieses Angebot genutzt wurde, zeigen die zahlreichen Restaurants, die in den Parks und ihrem Umfeld um die Gunst des hungrigen und durstigen Publikums warben, aber auch als gesellschaftliche Treffpunkte regen Zulauf fanden. Während sie weitgehend verschwunden sind, ist der „Kranz der grünen Berge“ noch erhalten und schlummert vielerorts seiner Wiederentdeckung entgegen.

Eine dieser Wiederentdeckungen ist der Nordpark in Barmen, der bei Anwohnern beliebt, aber im weiteren Umkreis bis vor kurzem weniger bekannt war. Ende des 19. Jahrhunderts ergriff der Nordstädter Bürgerverein die Initiative, um ein Gegenstück zu den Barmer Anlagen auf der Nordseite des Tals anzulegen. Soeben hat

G. Stietz, Ansicht von Elberfeld. Um 1834 (Pogt 1998, 106)

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Foto: Klaus-Günther Conrads

der Waldpark eine Aufwertung durch große Neugestaltungen erfahren. Der Bürgerverein und das städtische Ressort Grünflächen und Forsten haben in erneuter Kooperation Fördermittel mobilisiert, die dem Nordpark neue Spielplätze und gepflegte Aufenthaltsorte, modern gestaltete Plätze und gute Aussichten beschert haben.

Auch der Barmer Verschönerungsverein zeigt sich nach seinem 150-jährigen Jubiläum in Bestform. Er besteht im Gegensatz zu seinem Elberfel-

Park holen, immer wieder neue Geldgeber mobilisieren und schließlich die Pflege in Bahnen lenken, das sind die Aufgabe, die sich dem alten Verschönerungsverein stellen, um zukunftsfähig zu bleiben. Der historische Bestand der Barmer Anlagen fordert denkmalpflegerisch umsichtiges Vorgehen, dessen Grundlage ein Parkpflegewerk bildet. Die Unterschutzstellung steht leider noch immer aus. Doch der Verein hat mit der Restaurierung des Ringel-Denkmals wie der Dicke-Ibach-Treppe gezeigt, dass er sich seiner Rolle als Hüter eines gartenkulturellen Erbes bewusst ist.

der Pendant nicht nur fort, sondern ist auch Eigentümer der Barmer Anlagen, die zu den Spitzenparks der Stadt zählen. Mit seinen 100 Hektar besitzt der Verein immerhin den zweitgrößten Bürgerpark Deutschlands, nur übertroffen vom Bremer Bürgerpark. Anlässlich des Jubiläums 2014 gelang dem Verein eine Erneuerung, die auch dem Park wichtige Impulse zu Erhalt und Wiederherstellung gegeben hat. Neue Traditionen begründen, aktuelle Themen in den

Die Ära der Verschönerungsvereine hat in Wuppertal Großes hervorgebracht. Bürger stellen Bürgern Grün zur Verfügung. Bürger warten nicht auf Fürst, Staat und Kommune, sondern organisieren sich selbst und kooperieren, um ihre gemeinnützigen Ziele zu erreichen. Ein solches Selbstbewusstsein ist außergewöhnlich und verleiht den Wuppertaler Parks und Wäldern eine beachtliche eigene Note. 55


Und eine neue Bewegung entstand, die Kleingartenbewegung. Was mit lebensreformeri-

Foto: Antonia Dinnebier

Foto: Marco Koch

Allerdings ging die Blütezeit der Verschönerungsvereine irgendwann zu Ende. Mit dem 1. Weltkrieg brachen die Geldgeber weg, die gesellschaftlichen Umbrüche drängten repräsentative Parkgestaltungen, Reitbahnen und promenierende Kindermädchen in den Hintergrund. Als moderne Freizeitvergnügen rückten körperliche Betätigung im Freien, Spiel und Sport, Sonnenbaden und Kinderspiel in den Fokus und veränderten die Parkkultur. Die inzwischen etablierten Stadtgärtner und Gartenämter übernahmen zunehmend Aufgaben der Verschönerungsvereine. Schließlich zerstörte die Gleichschaltung der Vereine im Nationalsozialismus so manches Stück zivilgesellschaftlicher Gartenkultur. 56

schen Ideen 1892 begonnen hatte, gewann mit dem Hunger im 1. Weltkrieg existentielles Gewicht. Vielen Menschen ein Stück Anbaufläche zu geringen Kosten zu verschaffen, konnte die Not lindern. Als nach dem Krieg neue Nöte kamen, hatten die kleinen Gärten ihren großen Auftritt. Wieder war Kooperation gefragt, denn die Gartennutzer sind nicht die Eigentümer der Gartengrundstücke, sondern Pächter ihrer Parzellen. Sie organisieren sich in Kleingartenvereinen, die wiederum Vertragspartner der Städte und anderer Grundstücksverpächter sind. In den Vereinen entstand eine eigene Vereinskultur, die über das Gärtnern hinausgeht, aber auch den Austausch über Gartenthemen umfasst. Der „Stadtverband Wuppertal der Gartenfreunde“ fasst heute 117 Kleingärtnervereine mit insgesamt 6675 Kleingärten zusammen. Die Zahl und Lage der Gartenanlagen, in denen jeder Einzelne auf seinem Pachtland Hand anlegt, hebt Wuppertal aus dem Gros der Städte heraus. Während das Gemüsebeet in den Kleingärten längst im Rückzug begriffen ist und Blumen und Rasenflächen Platz gemacht hat, erblüht mit dem Urban Gardening die Lust neu, zu graben, Pflanzen wachsen zu sehen und selbst gezogenes Gemüse zu ernten. Diesmal ist es nicht die Not, sondern der Spaß an der Arbeit mit den Elementen und das Bewusstsein für gesunde Ernährung. Zentral ist aber auch die Zusammenarbeit mit anderen, die über bloße Kooperation hinausgeht. So ist eine soziale Bewegung mit politischen Ambitionen entstanden. Unterschiedliche Ausprägungen sind derzeit in Wuppertal in Erprobung. Mobile Gärten bevölkern versiegelte Flächen mit Pflanzcontainern. Landwirte bieten Selbsterntegärten an. Mit dem Ziel der „essbaren Stadt“ werden Brachflächen in der Stadt in Gärten verwandelt und in Eigeninitiative bewirtschaftet. Dem stehen die spontanen Aktivitäten des Guerilla Gardening gegenüber, eine frechere Variante, die in Wuppertal jedoch noch wenig sichtbar geworden ist.

So schreibt sich die lange Geschichte des bürgerlichen Engagements bis auf den heutigen Tag fort und nimmt immer wieder neue Impulse auf. Die „älteren“ Formen und Grünflächen verschwinden dabei keineswegs. Vielmehr haben sich die Arten von Freiräumen und die Organisationsformen vervielfältigt, sodass dem Bürger eine ganze Palette von Aktivitäten zur Auswahl steht: Gartenbesitzer und Nutzer öffentlicher Anlagen, Mitglied im Verschönerungs- und Bürgerverein, Kleingartenpächter und Samenbombenwerfer.


Foto: Christine Nordmann

Die Stadt dagegen beerbt die untergegangenen Verschönerungsvereine und fasst das einstige Mosaik der verschiedenen Grundstückeigentümer in den großen Parkanlagen nunmehr in einer Hand zusammen. Zum zivilgesellschaftlichen Grün bildet das kommunale Gartenamt das institutionalisierte Gegenstück. Als Großgrundbesitzer verwaltet es den Wald- und Parkbesitz der Bürgerschaft und stellt dem Bürger Erholungsräume mehr oder weniger fix und fertig zur Verfügung. Ein Angebot, das aktive Benutzung als körperlich oder kontemplative Aktivität ermöglicht. Selbstgärtnern ist aber ebenso wenig vorgesehen wie die Umsetzung eigener Pläne, für die Politik und Verwaltung zuständig sind. Die Möglichkeiten der Partizipation am stadteigenen Grün sind durch demokratische Prozesse und politische Gremien vorgegeben.

Stadtgärtner und Bürger arbeiten auf unterschiedliche Weise für das Grün ihrer Stadt. Kein Wunder, dass es gelegentlich zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Historisch gesehen waren die Beteiligten jedoch am erfolgreichsten, wenn sie statt Kräfte zu messen zu Kooperation gefunden haben. Freilich setzt das die berühmte Begegnung auf Augenhöhe voraus. Wenn es gelingt, erfolgreich zusammenzuarbeiten, wird auch die äußere Wahrnehmung des Wuppertaler Grün dem tatsächlichen Wert Rechnung tragen. Dieses Grün ist durch bürgerliches Engagement geprägt. Die Tradition der Gärtnereien und das ausgedehnte Kleingartenwesen gehören ebenso dazu wie das Bewusstsein für die bedeutende Gartengeschichte der Stadt. Antonia Dinnebier 57


Nach der Blüte

After Blossom Pflanzendarstellungen von Mathias Hesseling

Nach der Blüte After Blossom Mathias Hesseling, Photography, 2013-2016 Verlag Kettler

Die faszinierende Welt der Pflanzen ist in der Kunst in vielen Epochen und Gattungen Thema und dient bis heute der künstlerischen Inspiration. Pflanzen waren für den Menschen nicht nur Nahrungsmittel, sie galten schon in der Antike als ästhetisches Objekt und Ornament. Seit der Renaissance war ein wissenschaftliches Interesse an der Flora vorrangig, im 16. Jahrhundert erfasste man die Welt der Pflanzen enzyklopädisch, im 18. und 19. Jahrhundert wurden Blüten und Früchte detailgenau akademisch illustriert. Albrecht Dürer, Sybilla Merian, Ernst Haeckel und Karl Blossfeldt sind die bekanntesten Vertreter in der deutschen Kunstgeschichte, die sich intensiv mit botanischen Darstellungen befassten. Mathias Hesseling hat als Künstler eindrucksvolle Serien heimischer Vegetation geschaffen, die er vergrößert und isoliert vor monochromem Bildgrund porträtiert. Er findet seinen Fundus im heimischen Garten oder beim Spaziergang in der Umgebung. Er sucht keine außergewöhnlichen exotischen Gewächse, sondern sammelt profane Pflanzen und Gräser, die wir auf jeder Wiese finden können. Die ge-

Wildkräuter 8, 2013

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Heckenrosen 1,2016

fundenen Objekte dienen als Protagonisten der außergewöhnlichen Bildwelten, die am Computer entstehen. Natur wird mittels Technik zur Kunst. Kunst wiederum ist offenbar nichts als Natur. Mathias Hesseling komponiert wundervolle Arrangements aus Blumen, Stängeln und Halmen, Blättern und Gräsern. Der konsequent schwarze Hintergrund rückt die Modelle konzentriert in den Fokus unserer Wahrnehmung. Jeder Stängel wird digital begradigt und vermittelt statische Ruhe. Natur wird konstruiert, manipuliert und idealisiert. Die Haltung der Stiele wirkt auf einigen Bildern nahezu diszipliniert und drückt ebenso emotionale Befindlichkeiten aus. Klee kann neugierig in den dunklen Bildraum ragen, sich aber auch in nahezu ängstlicher Verhaltenheit zur Seite ducken. Die schwarzen Bildbühnen dienen als Kulisse spannender Inszenierungen, in der Tomate und Tollkirsche als Akteure mit eigener Körpersprache auftreten und Gefühle wie Angst, Mut, Stolz oder Neugierde vermitteln. Die Lichtführung im Bild sorgt für eindrucksvolle Wirkungen. Jedes Detail eines Blattes wird ausgeleuchtet und offenbart die Fragilität der Natur, enthüllt aber auch ihre monumentale Stärke. Die Bedeutung der identifizierbaren Gewächse ist unwesentlich, denn sie übernehmen hier die Aufgabe einer abstrakten Bildsprache und fungieren im Wesentlichen als Linien, Flächen, Kreise, Ellipsen und Rauten. Die Farbigkeit der Einzelkomponenten kann sowohl strahlend gelb und leuchtend das Licht und das Leben symbolisieren, ebenso aber braun und vergilbend den Tod versinnbildlichen.

Narzissen 2, 2015

Hibiskus 3, 2014

Der Aspekt der Vergänglichkeit spiegelt sich auch in den Serien der Hibiskusblüten, deren Stofflichkeit dem Künstler mit dem Verwelken immer interessanter erscheint. Die tiefrote Farbigkeit und die Oberflächeneigenschaften kurz nach der Blüte haben malerische Qualität und erinnern an die Materialität edler Kleider. Silhouette und Textur erscheinen wie drapierte Faltenwürfe barocker Gemälde und vermitteln eine tänzerische Dynamik. Der Stempel fungiert als zentraler, vertikaler Ruhepol. Im Gegensatz zum kraftvoll lebendigen Rot stehen die verwelkenden rostfarbenen Blüten als Metapher für die Sterblichkeit. Das pralle Leben scheint auf dem Rückzug, die Farben sind verblasst. Das sichtbar gewordene Faulen und Verfallen deutet das Ende der Blüten an und ist ebenso Zeugnis ihrer morbiden Eleganz. Mathias Hesseling verzichtet zuweilen auf den Einsatz von Farbe. Die minimalistische schwarz-weiße Bildsprache intensiviert die Wirkung der Oberflächen und hebt ihre plastischen Strukturen deutlich hervor. Akzentuiert beleuchtete Kugeldisteln schweben wie astronomische Gebilde im Weltraum und entfliehen ihrer ursprünglich botanischen Herkunft. Der Künstler verhilft den Objekten zu neuer Bestimmung im Kosmos seiner Kunst. Natur folgt den Prinzipien der Ästhetik und gelangt zu individueller Ordnung. Gisela Elbracht-Iglhaut Der Katalog Nach der Blüte mit Fotos von Mathias Hesseling ist erschienen im Kettler Verlag Texte: Gisela Elbracht-Iglhaut und Paul Ingendaay Gestaltung: Andrea Hold-Ferneck ISBN 978-3-86206-589-9 59


Gruppenbild mit Dame Das Raschèr Saxophone Quartet trifft auf Roger Hanschel und Steffen Schorn

Christine Rall im Gespräch mit Michael Rüsenberg Das Raschèr-Profil Unser Profil ist ganz eindeutig, ständig Uraufführungen auf die Bühne zu bringen. Für das Ráscher Saxophone Quartet ist in den vergangenen fast fünf Jahrzehnten ein riesiges Repertoire von über 350 Werken entstanden. Das ist unser Profil, gemeinsam mit unserem Aushängeschild, dass wir sehr gern die Musik von Johann Sebastian Bach interpretieren. Das sind die beiden Grundsäulen unserer Arbeit. Es ist unser großes Anliegen, dass wir beständig das Repertoire für dieses Genre ausbauen.

Sigurd Raschèr

Sigurd Raschèr, geboren am 15. Mai 1907 in Elberfeld, gestorben am 25. Februar 2011 in New York, gilt als einer der profiliertesten Saxofonisten in der Klassischen Musik. 1969 gründet er u. a. mit seiner Tochter Carina das gleichnamige Quartett, für das inzwischen 350 Kompositionen geschrieben wurden, von Berio über Kagel bis Xenakis. Das Genre selbst, das Saxofonquartett, ist, gemessen an seinem oft zitierten Pendant Streichquartett, recht jung: Das Quartett B-Dur op. 109 für vier Saxofone (1932) von Alexander Glasunow war die erste einschlägige Komposition. Das Raschèr Saxophone Quartet konzertiert weltweit und residiert in Freiburg. Im Frühjahr 2017 entstand ein aufsehenerregendes Projekt mit improvisierenden (und komponierenden) Kollegen aus dem Jazz, mit Roger Hanschel und Steffen Schorn von der nicht mehr existenten Kölner Saxophon Mafia. 60

Die Kunst der Fuge Die Kunst der Fuge im Speziellen ist ja erfreulicherweise für gar kein Instrument konzipiert gewesen. Insofern kann man als Saxofonist nur hoffen, dass Johann Sebastian Bach die Fuge auf Saxofonen gespielt, gefallen hätte. Die anderen Werke sind festgeleg bei Fach. Aber bei Kunst Der Fuge ist es so, dass wir die contrapuncti auswählen, von denen wir glauben, dass sie am besten mit unseren Instrumenten darzustellen sind. Natürlich müssen wir die Werke so adaptieren, dass wir sie auf vier Instrumenten spielen können, bzw. es gibt ja auch contrapuncti, die weniger als vier Stimmen haben. Es fällt also an, dass wir diese Stimmen umschreiben müssen, um sie dann erarbeiten zu können. Jedenfalls ist es für uns eine ganz wichtige Arbeit, unseren Grundklang, die Balance und eben auch die Grundfesten der Kammermusik an dieser wunderschönen und tief greifenden Musik zu üben. Wir arbeiten sehr, sehr lange an der Erarbeitung eines Kontrapunktes, bevor wir ihn auf die Bühne bringen. Philip Glass „Concerto for Saxophone Quartet“ Für mich persönlich ist das ein sehr prägendes Stück, weil ich 1995 bei der Uraufführung der Kammermusikfassung beim Schleswig-Holstein Musik Festival dabei war, da Carina Rascher leider krank geworden war. Philip Glass ist zweifellos einer der erfolgreichsten Komponisten. Dieses Werk habe ich auch später, als ich ordentliches Mitglied des Quartetts wurde, sehr häufig gespielt, vor allem in der Fassung


Das Raschèr Saxophone Quartet mit Roger Hanschel und Steffen Schorn im Theater Gütersloh, Foto: Lutz Voigtländer

mit Sinfonieorchester. Es ist ein mitreißendes Stück mit wunderschönen Melodien. Wir finden, dass Glass die Möglichkeiten unseres Klanges, des Saxofonquartetts, sehr gut erkannt hat. Es ist nicht das erste, wohl aber doch das meistgespielte Werk dieser Art in der Form Saxofonquartett mit Orchester, das sowohl als auch in einer kammermusikalischen Fassung besteht. Wir haben es weltweit sehr häufig aufgeführt. Es hat sicher einige Türen geöffnet, um dann weitere Werke in dieser Konstellation aufführen zu können. Höre ich richtig heraus, dass Philip Glass dieses Stück für das Raschèr Saxophone Quartet geschrieben hat? Ja, richtig. Steffen Schorn & Roger Hanschel Steffen Schorn und ich sind in Baden-Württemberg aufgewachsen und haben uns kennengelernt, als er im Landesjugendjazzorchester und ich im Landesjugendblasorchester in den Musikzentren von BW spielte. Wir sind uns immer wieder bei Konzerten begegnet, haben allerdings bislang noch nicht zusammen musiziert. Als 2015 ein Instrumentenbauer in Köln und guter Freund von uns, Peter Neff, verstorben ist, der sich vor allem um unsere alten Instrumente hervorragend gekümmert hat, entstand die Idee eines Gedenkkonzerts für ihn. Und das war der Startschuss für dieses Projekt. Da haben wir gesagt: Jetzt probieren wir aus, was Steffen, wie er sagt, schon lange, lange tun wollte, nämlich Werke zu schreiben und auch von Roger Hanschel schreiben zu lassen, die es ermöglichen, dass diese beiden Kollegen mit dem Ráscher Saxophone Quartet ein Programm erarbeiten können. Intonation & Blues Beim Saxofonquartett kann unser Ziel nur sein, die gleichen Maßstäbe anzulegen wie bei einem Steichquartett, d.h. auch Intonation gehört zu den Dingen, die wir sehr detailliert ausarbeiten und auf die wir sehr viel Zeit verwenden. Wie das genau im Jazz erarbeitet wird, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Ich denke, dass Intonation dort auch ein wichtiger Aspekt ist, obwohl es dazu in der Jazzmusik andere Gesetzmäßigkeiten gibt.

Ich denke z. B. an eine Stelle in den „Three Pictures“, wo Roger Hanschel ein Solo mit Blues-Intonation spielt. Das ist für Sie eine völlig fremde Welt? Das ist für uns eigentlich eine ganz fremde Welt. Es ist andererseits etwas, was in vielen Kompositionen auftaucht, dann nicht spontan und aus dem Moment heraus, sondern sehr genau dort vom Komponisten festgelegt, wo er eine Abweichung von der wohltemperierten Stimmung haben möchte. Das geht hin bis zu Komponisten, die sich eine Zwölftelton-Abweichung wünschen. Das ist bei uns in manchen Stücken schon auch enthalten, aber dann ist es eben auch sehr genau festgelegt und genau so geprobt. Das Projekt mit den beiden Jazzmusikern Es ist eine sehr gelungene Mischung aus moderner Jazzmusik, RubatoTeilen, aber auch einer Musik, die - wenn man nur einen kleinen Ausschnitt hören würde - nicht sofort die Frage beantwortet: Sind wir nun im Jazz oder in der Klassik unterwegs? Es gibt sehr virtuose Teile, aber eben auch sehr lyrische und sehr freie Momente, die die Schönheit der Melodie und die Schönheit des Saxofonsklangs herausstellen. Wir spielen ja alle auf sehr alten Instrumenten; das ist vielleicht noch ein wichtiger Aspekt, der uns verbindet; aber auch, dass wir unsere Unterschiedlichkeiten und unsere gemeinsamen Elemente gut darstellen können. Ich habe damals Steffen gebeten, wenn wir dieses Projekt auf die Beine stellen, immer zu berücksichtigen, dass wir als Quartett in unserer Spielweise authentisch bleiben. Und ich finde, dass es sowohl Steffen als auch Roger sehr gut gelungen ist, das raffiniert einzugliedern in ihre Kompositionen. Swing Da sage ich ganz klar – und Leute, die mich lange kennen, wissen das auch: Ich kann nicht improvisieren. Ich beanspruche auch nicht für mich, mich in einer Band, die swingen müsste, gut zu schlagen. Es ist ein unfassbar virtuoses und kreatives Spiel, das Roger und Steffen anbieten. Die wechseln von einem Instrument zum anderen. Die 61


haben auch sehr interessante, sehr kuriose Instrumentensammlungen dabei, von Tubax über Mezzo-Alt. Die sind wahnsinnig kreativ als Komponisten, die sind in einer unfassbaren Virtuosität, aber auch in einer wunderschönen Klanglichkeit unterwegs, Sie haben einen ganz anderen Klang, eine ganz andere Herangehensweise an die Musik. Das erklärt sich allein dadurch, dass sie im Jazz und wir in der Klassik unterwegs sind. Und der gegenseitige Respekt könnte höher nicht sein.

gespielt. Es kam immer wieder vor, dass Sigurd Raschèr zu den besonders wichtigen Konzerten nach Deutschland kam, ich habe ihn dabei oft gesehen. Später bin ich zu einigen seiner Workshops gefahren, einer davon in den USA, da habe ich Ken kennengelernt, 1989, in Mississippi. Sigurd Raschèr hat sehr intensiv mit den Teilnehmern gearbeitet, man hat wahnsinnig viel mitgenommen. Meine letzte Begegnung mit ihm war 1993, da kam er meines Wissens nach das letzte Mal nach Deutschland, hat einen Kurs in Ochsenhausen gegeben, mit über 80 Teilnehmern, die er fünf Tage betreut hat. Haben Sie denn mit ihm im Ensemble gespielt? Nein, nur Bruce Weinberger, der ist jetzt seit zweieinhalb Jahren zumindest von der Bühne pensioniert. Vom heutigen Quartett hat keiner mehr mit ihm gespielt.

Michael Rüsenberg sprach mit drei Mitgliedern des Raschèr Quartetts nach ihrem gemeinsamen Konzert beim WDR Jazzfest 2017 in Gütersloh. (der Tenorsaxofonist Andreas van Zoelen war schon abgereist)

Ich habe die Vermutung, dass er in den 90er-Jahren aufgehört hat zu spielen, er ist aber erst 2001 gestorben. Er hat schon viel früher aufgehört. Als er das Quartett 1969 gründete, war er sozusagen schon am Ende seiner Karriere. Er hat dann noch einige Jahre gespielt, ich denke 1982 war der Wechsel zu John Kerry. Danach hat er meines Wissens nach nicht mehr öffentlich gespielt. Er wird nicht alle der 350 Kompositionen für das Quartett mitererlebt haben, aber hat er denn die Blütezeit noch mitbekommen? Als Zuhörer ja. Er hat die wichtigen Impulse gegeben, er hat das Fundament mit den drei sehr viel jüngeren Kolleginnen und Kollegen gelegt. Denen hat er alles mitgegeben, was man so braucht auf dem Weg. Wie gesagt, ich fand die 80er-Jahre eine unfassbar beeindruckende Dekade für das Quartett.

Christine Rall, Sopransaxofon Haben Sie Sigurd Raschèr persönlich gekannt? Ja, ich habe ihn schon relativ früh kennengelernt, weil ich das große Glück hatte, bei Carina Raschèr den allerersten Ton auf dem Saxofon zu lernen und ganze neun Jahre bei ihr Schülerin gewesen zu sein. In dieser Zeit, in den 80er-Jahren, hat das Quartett unglaublich viele avantgardistische Werke uraufgeführt und beeindruckende Kammerprogramme 62

Woher kommt der Akzent im Namen Raschèr? Es ist meines Wissens nach ein Graubündner Dialekt. Sein Vater war Schweizer, die Zeit in Elberfeld relativ kurz, der Name stammt also aus der Schweiz. Man würde schon nach wie vor Raschèr sagen; dass wir manchmal Raschèr sagen, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass dieses Raschèr nicht unbedingt jedem zu vermitteln ist. Deswegen hat sich das so eingeschliffen. Hat das Quartett in Wuppertal gespielt? Ja, einige Male. Und gibt es eine besondere Resonanz in Wupperatl, oder ist das eine Tourneestation unter vielen? Ja (alle lachen). Wo es interessanterweise viel häufiger geschieht, dass Leute kommen und sagen: „Ich habe Sigurd Raschèr gekannt.“


Kenneth Coon, Baritonsaxofon Was hat Sigurd Raschèr mit Elberfeld zu tun? Er ist in Elberfeld geboren. Punkt. Er ist relativ bald nach seiner Geburt in der Schweiz gelandet.

ist Skandinavien. Gerade erst vor zwei Tagen haben wir mit dem Swedish Chamber Orchestra arbeiten dürfen, das uns schon häufig eingeladen hat, und da kam wieder ein Zuhörer mit dieser Bemerkung. Raschèr hat ja, bevor er nach Amerika ging, erst mal in Skandinavien gelebt, er hat eine Schwedin geheiratet. In den USA war das dann ein dreisprachiger Haushalt. Welchen Komponisten oder welche Komponistin würden Sie gern mal mit dem Raschèr Quartett spielen? Ich habe mit demjenigen schon des Öfteren darüber gesprochen; ich hoffe, dass eines Tages der volle Kompositions-Auftragskalender es zulässt, dass wir ein Stück von Jörg Widmann bekommen.

Kann man sagen, dass er vor den Nazis geflohen ist? Ja. Er hat in Stuttgart Klarinette und Saxofon studiert und ist dann nach Berlin gegangen. Es gab dort viele Möglichkeiten für ihn, als Musiker zu arbeiten. Irgendwann fand er einen Zettel an seiner Wohnungstür: „Saxofon kommt von Kohn - weg davon“ . Die Nazis dachten, das Saxofon sei ein jüdisches Instrument, was kompletter Blödsinn ist. Er hat dann gemerkt, es ist Zeit für ihn zu gehen. War Raschèr Jude? Nein. Er hat ja eine sehr komische Geschichte, sein Bruder Sigmund (1909-1945) war KZ-Arzt und fand besonders negative Erwähnung bei den Nürnberger Prozessen. Stimmt. Wirklich viel darüber weiß ich nicht, übrigens auch Sigurd Raschèr selbst nicht. Er soll, als er davon zum ersten Mal gehört hat, zusammengebrochen sein. Da war er schon in den Vereinigten Staaten. Er musste zunächst eine Weile auf Kuba bleiben, er konnte nicht direkt in die Staaten, weil er einen deutschen Pass hatte.

The art of tool making 63


Wann haben Sie ihn kennengelernt? Ich habe meinen ersten Raschèr-Workshop 1987 in Harrisburg/Mississippi besucht, insgesamt habe ich vier seiner Workshops besucht. Was ist die Bedeutung von Sigurd Raschèr für das Saxofon in der klassischen Tradition? Man kann sagen, er war der erste klassische Saxofonsolist. Die Hauptwerke in unserem Repertoire sind für ihn geschrieben und ihm gewidmet. Ich denke, ohne Sigurd Raschèr würde die Welt des klassischen Saxofons ganz anders aussehen. Er hatte eine Karriere als Solist, die man mit der der wichtigen Bläsersolisten seiner Zeit vergleichen kann. Ich kenne ein Saxofonquartett in London, das Kompositionen für Streichquartett umarrangiert, machen Sie das auch? Sehr selten, es muss zu uns passen, wir haben ja genügend Repertoire, das für uns geschrieben worden ist. Ein paar Ausnahmen gibt es; wir spielen z. B. Mozarts Oboenquartett. Es ist schwer, Streicherliteratur für Saxofon umzuschreiben. Man kann es machen, aber wenn, dann ganz vorsichtig. Welchen Komponisten oder welche Komponistin würden Sie gern mal mit Raschèr spielen? Ich habe einige auf meiner dreamlist, Kaija Saariaho steht ganz oben.

habe ich das sehr bereut, aber meine Rolle in dieser Tradition ist dann doch anders. Ich habe mir ein mentales Bild von ihm gemacht, aus den Geschichten, wie ich sie von Freunden wie Ken erfahren habe, aber auch aus seinen Artikeln. Im Raschèr-Quartett bin ich das erste Mitglied, das ihm nie begegnet ist. Anfangs dachte ich, das ist wahnsinnig; aber eigentlich ist es ja eine Rolle an sich, dass sie Tradition weiterlebt. Wenn jemand zu uns sagt: Hey, ich habe das Raschèr-Quartett in den 80ern gehört und am Klang wiedererkannt, dann habe ich das Gefühl, ich bin ein Teil dieses Kollektivs. Und das ist für mich ein großartiges Gefühl. Welches Saxofon hat er gespielt? Altsaxofon, wie ich. Ich habe direkt seinen Posten, nach ein paar Vorgängern. Das ist eine große Verantwortung. Und wie Ken betont hat, wenn Saxofonisten und deren Zuhörer Werke von Glasunow und Paul Hindemith und Frank Martin toll finden, dann haben wir alle das ihm zu verdanken. Wir waren vor ein paar Tagen in Schweden, und ich dachte: „Dieses Mal ist keiner zu uns gekommen, der Sigurd Raschèr persönlich erlebt hat.“ Dann hat Christine mir später jemanden vorgestellt, der ihm doch begegnet ist und in einem Ensemble zusammen mit dem Quartett, in der Urkonstellation, gespielt hat. Es kommen immer wieder Leute, die ihn erlebt haben. In Australien gab es einen netten Herrn, der hatte immer noch ein Programmheft von Sigurd Raschèr. Das Quartett arbeitet jetzt mit Roger Hanschel und Steffen Schorn; ist es das erste Mal mit improvisierenden Musikern? Wir hatten schon ein Konzert mit Markus Stockhausen, es war ein Abend mit seiner „intuitiven Musik“, da haben wir einfach improvisiert.

Elliot Riley, Altsaxofon

Sie haben improvisiert? Ja. Da haben wir tatsächlich improvisiert, wie im Jazz auch an gewisse Skalen angelehnt. Es gab aber auch Teile des Konzerts, wo wir andere Orientierungspunkte hatten, wo nicht wie im Jazz gewisse changes waren. Das ist eine ganz eigene Idee, die Markus Stockhausen „instant composing“ nennt. Wir haben das drei Tage ausprobiert, und das war sehr spannend.

Welche Beziehung haben Sie zu Raschèr, haben Sie ihn noch persönlich kennengelernt? Nein. Kurz nachdem ich als junger Saxofonist seine Bedeutung erfasst hatte, hatte er einen mächtigen Schlaganfall, dann durften ihn nur noch Leute besuchen, die ihn bereits kannten. Am Anfang

Welchen Komponisten oder welche Komponistin würden Sie gern mal mit dem Raschèr-Quartett spielen? Ich habe gerade gestern über Kaija Saariaho aus Finnland gesprochen, ich würde gern ein Stück von ihr bekommen. Michael Rüsenberg/Fotos: Lutz Voigtländer

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Dirk Peters 17.2.1962-11.1.2017 – Ein Nachruf

Foto: Jutta Schiel

Selbstbestimmung und Autonomie Geboren und aufgewachsen ist Dirk Peters in Wanne-Eickel, bevor er zum Studium nach Wuppertal zog. Hier hat er Spuren hinterlassen. Ausgebildet zum Toningenieur, fanden seine Beiträge im Bürgerfunk „Radio Gazelle“ große Beachtung. Für eine Toncollage über den Kosovokrieg erhielt er im Jahr 2000 den Alternativen Medienpreis in Nürnberg. Sein Themenspektrum war breit: von der Restaurierung der Orgel in der Dresdener Hofkirche, „Zurück zum Klang des Barock“, dem Feature „Be Akhlag - Ohne Ehre“ über ein Frauengefängnis im kurdischen Irak bis zu einem Radiobeitrag über Mauersegler, „Ein Leben im Flug“. Als Plattform für Audioproduktionen gründete er 1999 das Label „Guanako“ und produzierte nach Kafkas Erzählung „Der Bau“ ein Hörspiel mit dem Schauspieler Olaf Reitz als Sprecher, das vom WDR gesendet wurde. In Anlehnung an das Theaterstück „Die Kunst ein Schlagzeug aufzubauen“ des Jazzmusikers und Autors Dietrich Rauschtenberger entstand unter Dirk Peters‘ Regie die CD „Wie wir den Free Jazz erfunden haben“. Dafür engagierte er als Sprecher den Schauspieler Rolf Becker. Dieses viel beachtete Hörspiel wurde vom Deutschlandfunk, vom ORF und vom Schweizer Radio gesendet. Im Bayerischen Rundfunk war es 2006 Hörbuch der Woche. Gemeinsam mit der Geigerin Gunda Gottschalk gründete Dirk Peters ein CD-Label für Improvisierte Musik und realisierte damit eine Idee, die von Peter Kowald angeregt wurde. Nach dem Tod Kowalds 2002 führten Gunda und Dirk das Label „free elephant“ weiter und brachten 13 CDs heraus, die auch in den USA beachtet wurden. 2005 fand Dirk Peters zum Redaktionsteam des Buchprojekts zur Wuppertaler Jazzgeschichte. Für den Herausgeber E. Dieter

Fränzel und die Autoren Heiner Bontrup, Dietrich Rauschtenberger und Rainer Widmann war das ein Gewinn. Mit seinen fundiert recherchierten Textbeiträgen und durch die Produktion der dazugehörigen Musik-CD hat er zum Gelingen des 2006 erschienenen Buchs „Sounds like Whoopataal“ beigetragen. Bereits in dieser Zeit kündigte sich die Krankheit an. 2007 erhielt er die Diagnose: Amyotrophe Lateralsklerose – ALS, bei der nach und nach die gesamte Muskulatur ausfällt. Dirk wird zunehmend gelähmt, ist von Pflegepersonal und Hilfsmitteln abhängig, sitzt im Rollstuhl und kann schließlich nur noch über die Augensteuerung des Computers kommunizieren. Karin Mlodoch, Dirks Freundin aus Berlin, die ihn über lange Strecken der Krankheit begleitete, hat in Worte gefasst, wie sie ihn erlebt hat: „Dirk hat immer über seiner Krankheit gestanden. Man mag denken, dass für Dirk, dem Selbstbestimmung und Autonomie so zentral wichtig waren, mit der Diagnose etwas abgebrochen ist. Tatsächlich aber hat Dirk im Kampf mit der Krankheit unglaubliche Lebenskräfte entwickelt und viele Dinge angepackt, erlebt und erreicht. Die Gründung der ‚Initiative Therapieforschung ALS‘ ist ein Beispiel. Dirk ist zum Experten für ALS-Forschung geworden. Er stand im Kontakt mit Wissenschaftlern, hat sich mit Politikern getroffen, Petitionen für mehr ALS-Forschung verfasst, Anfragen im Bundestag erreicht. Das war sein politisches Aktionsfeld.“ Es war beeindruckend, wie aktiv Dirk trotz seiner Krankheit war, zusammen mit Jutta, seiner Frau und Lebensgefährtin. Sie war eine große Kraft- und Glücksquelle für Dirk. E. Dieter Fränzel/Dietrich Rauschtenberger 65


Cornelia Schleime,

Helga Meister,

Ein Wimpernschlag,

Neue Düsseldorfer Kunstszene

150 S. mit 150 üwg.

in 70 Porträts, 400 S.

farbigen Abb.,

mit 150 üwg. farbigen Abb.,

Broschur, 27 x 23 cm,

Broschur, 24,5 x 16 cm,

Kerber, 35,- Euro

Wienand, 29,80 Euro

Neue Kunstbücher vorgestellt von Thomas Hirsch

Augenzeugin auf Augenhöhe Ein Wimpernschlag heißt Cornelia Schleimes neuester Katalog, entnommen dem Titel eines ihrer Gemälde. Seit vielen Jahren gehört die 1953 in Ost-Berlin geborene, zunächst in der Dresdner Kunstszene aktive Künstlerin zu den etablierten Malern hierzulande. In jüngerer Zeit hat sie den Gabriele Münter Preis und den Fred-Thieler-Preis erhalten: mit einer realistisch figurativen Malerei, die einzelne, meist weibliche Figuren als Close-up vor hellem oder dunklem Grund zeigt. Die Bilder tragen etwas Versponnenes, und zwar geradezu buchstäblich. Tiere spielen (zumal in den Zeichnungen) eine wichtige Rolle, auch Tierwesen; die Haare sind zu Zöpfen verknotet und durchqueren als dynamisches Muster das Bildfeld. Und dann sind da häufig die direkten Blicke der Akteurinnen, die nun also den Bildraum zum Betrachter hin öffnen. Und während die Protagonistinnen der Bilder ihr Wesen nach außen kehren, wird deutlich, dass es hier um weit mehr als den virtuosen Umgang mit der Disziplin Malerei geht. Cornelia Schleime hat sich in den 1980er- und 1990er-Jahren, teils noch im Osten, als Zeichen inneren Widerstands und auf der Suche nach der eigenen Identität, immer wieder – mitunter in Maske oder noch schwarz übermalt oder collagiert – fotografisch aufgenommen. Auch führt sie bis in die heutige Zeit Aktionen durch, die vom Ortswechsel und der Metamorphose handeln. Hinzu kommt die rückblickende Auseinandersetzung mit ihrem Leben im Osten, aus dem späten Wissen heraus, im Vertrauen auf falsche Freunde ausspioniert worden zu sein. Für dieses so komplexe künstlerische Le66

benswerk wurde Cornelia Schleime jüngst mit dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet, begleitet von einer Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Während die Ausstellung enttäuscht, einfach weil sie zu viel anreißt und aus Platzmangel doch nur Fragmente liefern kann, gelingt dem begleitenden Katalog die Verdichtung, die alles auf die schiere Existenz zwischen erfahrener Realität und phantastischem Gegenentwurf verlagert. Also im konzentriert Ausschnitthaften ein Wimpernschlag auch hier. Nicht unbedingt ein Buch zum gemütlichen Blättern, aber reich an Informationen zu Cornelia Schleimes Werk mit etlichen beachtlichen Bildern. Dass eine Darstellung des Ganzen nicht möglich ist und folglich das Gewählte als Exempel noch über sich hinausweisen müsste, geht als Erkenntnis dem überblickenden Buch zur Neuen Düsseldorfer Kunstszene voraus. Wenn jemand in der Stadt der Künstler den Überblick behält, dann ist das Helga Meister. Helga Meister schreibt seit mehr als vier Jahrzehnten in Zeitungen und Zeitschriften, hat Ausstellungen einzelner Klassen der Kunstakademie kuratiert und kehrt immer wieder in die Ateliers – zum Produktionsort – zurück, ist also Augenzeugin auf Augenhöhe. Helga Meister verortet in ihrem neuen Buch völlig zu Recht die Kunst im jeweiligen Leben. Sie benennt das Umfeld, wechselt in die Interviewform und lässt die Künstler selbst zu Wort kommen und stellt jetzt, gut verständlich und passabel bebildert, 70 jüngere Künstler bzw. Künstlerkollektive


Sabine Himmelsbach/ Claudia Mareis (Hrsg.), Poetics and Politics of Data,

Kunst im Wandel der Zeiten.

268 S. mit 83 Abb.,

Die Entwicklung von Kunststilen

Klappenbroschur, 24 x 17 cm,

weltweit, 368 S. mit 600 Abb.,

Christoph Merian Verlag,

Hardcover, 29 x 25 cm,

26,- Euro

Phaidon, 59,95 Euro

vor, geboren zwischen 1960 und 1985. Mitgemacht haben etwa Kristina Buch, Gregor Schneider, Paloma Varga Weisz und Cornelius Völker, aber auch echte Entdeckungen – und damit Empfehlungen der Autorin – wie Mercedes Neuss und Joseph Sracic, mit denen der Blick auf die Zukunft gerichtet ist. Am Schluss fallen einem immer mehr Künstler ein, die man vermisst. Aber es ist ein Kompliment, wie gern man mehr davon gelesen hätte. Super informativ und ein Geschenk an die Kunstszene in Düsseldorf! Was Düsseldorf mit seiner Kunstakademie freilich definitiv nicht ist: Hort der Netzkunst. Einen sehr guten exemplarischen Einblick in das Spektrum jüngster künstlerischer Formulierungen zur technologisch vernetzten Gesellschaft mit ihren Gefahren und Chancen bietet ein Buch, das zu einer Ausstellung im Haus der elektronischen Künste in Basel erschienen ist. Es stellt die einzelnen künstlerischen Beiträge vor, ergänzt um mehrere theoretische Essays, insbesondere zur Problematik der Verfügbarkeit der Daten im Netz und zum Potenzial der Kunst dabei. Die Abbildungen zeigen, wie weit die Möglichkeiten der visuellen Ausformulierung sind zwischen der Darstellung von Datenströmen, symbolhaften Umschreibungen und diskursiven Videos. Natürlich ist das nicht zum schnellen Lesen gedacht, und der Titel Poetics and Politics of Data trägt nicht gerade zur Motivation bei. Aber der Inhalt selbst ist lesenswert: Er demonstriert reale mediale Gegenwart und den künstlerischen Umgang damit. Eine eigene Ausschnitthaftigkeit und Verwobenheit innerhalb der Zeitgeschichte führt Kunst im Wandel der Zeiten vor Augen, und das ist ein wirklich erstaunliches Buch. Es ist ein Überblickswerk, das keines ist, das Hinweise gibt,

Zusammenhänge – im Besonderen mit der Zeitgeschichte – liefert und die vertraute Perspektive umkehrt. Es stellt in vielen, vielen Kapiteln einzelne Ismen und Strömungen vom Altertum bis in die Gegenwart vor, nur: von hinten nach vorn, also beginnend mit heutigen Tendenzen. Es arbeitet ein Gespür dafür heraus, dass – gerade in der Kunst – nichts ansatzlos entsteht, sondern von irgendwoher kommt. Erstaunlich ist die Lösung vom eurozentrischen Blick, indem etwa fernöstliche Phänomene vorgestellt werden, aber auf einzelne europäische „weltberühmte“ Episoden verzichtet wird. Schon ZERO wird lediglich aufgelistet im Kontext von Kinetik; Günther Uecker (der später zu ZERO gestoßen ist) wird gar nicht erst erwähnt, so wenig wie etwa viele der jüngsten Malerstars oder ein Henry Moore. Das ist aber beim gewählten Ansatz verständlich. Die Kapiteltexte sind oft gut und die Bildauswahl sehr gut. Ein auch im Layout gelungenes, sehr informatives Buch!

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Paragrafenreiter

Mit welcher Kunst kann ich besonders gut Steuern sparen? men wurde. Was geschah zu diesem Zeitpunkt noch, und was ging dem voraus? Dem voraus gingen zum Beispiel die Kreuzzüge. Ohne Kreuzzüge keine Übernahme arabischer Zahlen nach Oberitalien, und ohne arabische Zahlen keine doppelte Buchführung. Oder können Sie sich die Addition seitenlanger Konten von römischen Zahlen vorstellen? Susanne Schäfer, Steuerberaterin Geschäftsführerin der RINKE TREUHAND GmbH

Kleiner Hinweis: Es ist eine Kunst, von der 1. Goethe, der ja bekanntlich zu allem etwas zu sagen wusste, im Wilhelm Meister behauptete: „Es ist eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes“ und die 2. erstmals in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in einem Buch mit dem Titel „Libro dell’arte di mercatura“ beschrieben wurde, und ja: es hieß tatsächlich „arte“. Schon erscheint die Kunst der doppelten Buchführung und Bilanzierung, denn um diese handelt es sich, nicht mehr ganz so profan, oder? Aber keine Sorge, es soll hier nicht darum gehen, wie erstaunlich es (auch heute noch für jeden Steuerfachassistenten in der Ausbildung) ist, dass Aktiv- und Passivseite der Bilanz die gleiche Summe ausweisen und dass der Gewinn laut Bilanz immer dem Gewinn laut Gewinn- und Verlustrechnung entspricht. Auch nicht darum, dass irgendjemand irgendwann einmal die Idee für so ein eigenartiges System hatte, die sich dann auch noch durchgesetzt hat. Viel interessanter sind einige der Gründe, warum dieser Jemand ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt diese Idee hatte und warum die dann auch noch so begeistert angenom68

Dem voraus ging ein Übergang vom Tauschhandel zum Geldhandel. Doppelte Buchführung in Kühen und Schweinen? Undenkbar! Dem voraus ging die Ausweitung auch internationalen Handels. Das machte das Geldwesen aufgrund unzähliger Klein- und Stadtstaaten und noch viel mehr Münzsystemen ähnlich uneinheitlich, wie es in einer Tauschwirtschaft gewesen wäre. Gleichzeitig erhöhte es den Bedarf, Forderungen, die ein Kaufmann aus Würzburg gegen einen Kunden in Florenz hatte sowie seine Verbindlichkeiten gegen einen Geschäftspartner in Amsterdam schriftlich und vergleichbar gegenüberzustellen, damit er den Überblick über seine Geschäfte nicht verlor. Und – der für mich faszinierendste Gedanke: Dem voraus ging ein völlig neues Zeitempfinden. Zeit wurde nicht mehr wie noch ein bis zwei Jahrhunderte zuvor in Tag und Nacht und den Jahreszeiten gemessen, in eigener Lebenszeit (damals um die 40 Jahre) und Ewigkeit. Zeit wurde nun in Stunden und Minuten erfasst, die ersten Uhren wurden an Kirchtürme montiert, damit jedermann sehen konnte, wie rasch sie verging. Zeit wurde Geld, und erst damit ergab sich die Notwendigkeit, seinen wirtschaftlichen Erfolg in kürzeren Abständen als seinem gesamten Leben zu bilanzieren. Wenn sich Ihnen also das nächste Mal jemand als Bilanzbuchhalter vorstellt, denken Sie nicht: „Oh, ein Langweiler.“ Denken Sie: „Wie aufregend! Ein Nachfahre der Kreuzritter, ein Kosmopolit, ein Philosoph.“ Susanne Schäfer


Kulturtipps AUSSTELLUNGEN:

Kunststation im Bahnhof Vohwinkel

Hengesbach Gallery Vogelsangstraße 20, 42109 Wuppertal

Bahnstr. 16, 42327 Wuppertal www.buergerbahnhof.com

Mo., 6. März bis Fr., 5. Mai 2017

So., 11. bis So., 25. Juni 2017

Dislocation 2017

Mit dem Wort Dislocation wird der Defekt in einer molekularen Struktur bezeichnet. Dies kann eine Fehlstelle in einer Gitterstruktur oder das Eindringen einer fehlerhaften Reihe in einer Ordnung sein. Das Wort setzt also voraus, dass es räumlich feste Ordnungen gibt, die gestört werden können. Man kann die Wortverwendung aber noch erweitern und fragen, ob das Wort auch auf Dinge oder gar auf Menschen und deren Verhalten anwendbar ist, gibt es doch auch natürliche Kontexte von Dingen oder menschlichen Lebensweisen, wenn wir davon sprechen, dass etwas hierher oder dorthin gehört. Diese natürlichen Kontexte können zunehmend gestört werden, Ordnungen können durcheinandergeraten, fremde Dinge oder Menschen können in bestehende Ordnungen hineingeraten oder aus bestehenden vertrieben werden. Wenn die Ordnung oder der Kontext für Dinge oder Menschen verloren geht, dann brechen Vertrautheiten zusammen, dann kann man den Dingen oder auch den Menschen keine bestimmten Eigenschaften mehr zurechnen, und es wird immer schwieriger, feste Erwartungen zu entwickeln.

Dawn Chorus Peter Klassen

the world`s first operetta of music paintings performed on nothing but the offset printing plates of the book of Hans Reichel featuring Maurycy, 2012. Foto: Karl-Heinz Steckelings, 1974

Von der Heydt-Kunsthalle

Eröffnung: Sa., 10. Juni 2017, 19 Uhr Es spricht Klaus Untiet.

Geschwister Scholl Platz 4-6, 42275 Wuppertal-Barmen Sa., 10. Juni bis So., 13. August 2017

Fotos aus der Von der Heydt-Sammlung Eröffnung: Fr., 9. Juni 2017, 19 Uhr

Erstmalig zeigt die Von der HeydtKunsthalle in Wuppertal-Barmen die Fotosammlung des Von der HeydtMuseums. Mit mehr als 50 Künstlern aus einem Zeitraum von mehr hundert Jahren besitzt das Von der HeydtMuseum ein spannendes und facettenreiches fotografisches Konvolut, das sich von Heinrich Zille über Bernd und Hilla Becher bis zur zeitgenössischen Fotografie erstreckt. Bislang noch unentdeckt sind die Neuerwerbungen der vergangenen Jahre, die nun in einer Überblicksschau präsentiert werden. Alex Hanimann,

Neuer Kunstverein Wuppertal Hofaue 51, 42103 Wuppertal Sa., 6. Mai bis Sa., 10. Juni 2017

Laniaka

Heike Pallanca Eröffnung: Fr., 5. Mai 2017, 19 Uhr

Wille, 2005, Leuchtkasten

V

Die Ausstellung von Heike Pallanca ist die zweite Folge einer Reihe, die sich unter verschiedenen Aspekten mit dem Verhältnis von Natur und Kunst auseinandersetzt. Dabei wird in der Kunst Natur einerseits als Basis und Gegensatz zur Kultur, andererseits 69


als ästhetische Einheit der Wahrnehmung und Vorstellung begriffen. Die Bedrohlichkeit, aber auch Schönheit elementarer Naturkräfte thematisiert Pallanca in oft großformatigen Rauminstallationen. Sie bezieht dabei unterschiedliche Dinge wie Naturfragmente, Fotografien, Baustoffe und andere industriell gefertigte Materialien mit ein.

GRÖLLE pass:projects Friedrich-Ebert-Straße 143e 42117 Wuppertal

Ansätzen. Bei den INTERVENTIONSProjekten geht es im weitesten Sinn um die Reflexion von Themen wie Forschung und Vermittlung von kulturhistorisch bedeutsamen Inhalten im Bezug zum heutigen Informationsaustausch.

Peter Kowald Gesellschaft/ ort e. V. Luisenstraße 116, 42103 Wuppertal Mi., 29. März bis So., 30. April 2017

Alles’ Gesichter Michael Alles

So., 7. Mai bis Mo., 26. Juni 2017

Wolfgang Flad

Eröffnung: Sa., 6. Mai 2017, 19 Uhr

RAUM2 INTERVENTIONS Friedrich-Ebert-Straße 143e 42117 Wuppertal Do., 1. bis Do., 22. Juni 2017 Ausstellung

NARTUR Kunstgruppe

Eröffnung: Do., 1. Juni 2017, 19 Uhr RAUM2 ist eine Erweiterung der Galerie Grölle pass:projects, wo Jaana Caspary und Jonas Hohnke Projekte und kulturelle Veranstaltungen in unterschiedlicher Form von Ausstellungen über Konzerte, Vorträge bis hin zu Filmvorführungen anbieten. Dabei dient der Raum als Treffpunkt, Ort des Austauschs und der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen 70

Eröffnung: Mi., 29. März 2017, 20 Uhr Marie-Christine Schröck Saxofon Dr. Anne-Kathrin Reif Einführung Michael Alles ist seit 1980 als freischaffender Künstler in Wuppertal tätig. Sein Œuvre umfasst Malerei, Zeichnungen und Objekte, wobei sein Ausdrucksspektrum von figürlich-gegenständlich bis abstrakt reicht. Diese Spannbreite umfassen auch die Arbeiten, die im ort zu sehen sein werden. Es sind „alles Gesichter“ – Malerei auf Leinwand in kleinen und größeren Formaten, Gesichter, die man vielleicht zu kennen meint, und solche, die sich im bewegten Pinselstrich beinahe auflösen. Dabei geht es dem Künstler nie um porträthafte Ähnlichkeit, sondern stets um die Malerei an sich. www.kowald-ort.com

Judtih Lesur, Videostill

Westdeutscher Künstlerbund e.V. Am Hawerkamp 31, 48155 Münster Sa., 21. April bis So., 14. Mai 2017

InDiscreet – The Problem of Intimacy

Themenausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes e. V. Eröffnung: Fr., 21. April 2017, 19 Uhr

Nicht nur die persönlichsten Bereiche, die subjektive Körperwahrnehmung, die seelischen Zustände und das Zulassen von jeglicher Form der Nähe gelten für uns als intim. Durch die Abgrenzung und Konfrontation mit der Außenwelt entsteht das Bewusstsein für die eigene subjektive Intimsphäre. Die Grenzen, die definieren, welche Distanz man als akzeptabel einstuft, sind sowohl persönlicher Art als auch durch Konventionen bestimmt. Diese Grenzen werden zusehends verschoben, oft missachtet oder können besonders in der digitalen Welt schwer kontrolliert werden. Die Frage nach Intimität gilt auch für den Prozess des künstlerischen Arbeitens selbst. Jeder kreative Akt ist potenziell verbunden mit der Preisgabe von Persönlichem und gleichzeitig ein verfremdender Zugriff auf die Außenwelt. Unter den 13 teilnehmenden Künstlern sind aus Wuppertal vertreten: Regina Friedrich-Körner, Zahra Hassanabadi, Tom Horn, Renate Löbbecke. www.am-hawerkamp.de


Museum Morsbroich

Kulturzentrum Immanuelskirche

Gustav-Heinemann-Straße 80 51377 Leverkusen

Sternstraße 73/Von-Eynern-Straße 42275 Wuppertal

So., 21. Mai bis So., 3. Sept. 2017

Duett mit Künstler_in

Partzipation als künstlerisches Prinzip mit Arbeiten u. a. von Joseph Beuys, John Cage, Yves Klein, Bruce Nauman, Yoko Ono, Erwin Wurm, Zentrum für politische Schönheit Eröffnung: So,. 21. Mai, 12 Uhr

Davide Balula, Mimed Sculptures, 2016

Die Ausstellung beteiligt das Publikum am kreativen Prozess und befragt die Rolle der Institution Museum innerhalb der Stadtgesellschaft. Sie umfasst neben einem historischen Teil über 35 internationale, zeitgenössische künstlerische Positionen und wird auf allen drei Etagen des Museums gezeigt. Das Publikum wird zum Akteur, indem es gedankliche Vorstellungen entwickelt, einer künstlerischen Anweisung folgt oder eine performative Handlung auslöst. Mit verschiedenen Medien wie Skulptur, Fotografie, Installation, Video und Performance werden Möglichkeiten der Teilhabe des Besuchers geschaffen. Das Museum wird damit zu einem Ort, der engagiertes Handeln und kritisches Denken provoziert. So stößt die Ausstellung auch Prozesse innerhalb der Stadtgesellschaft an, deren Mitglieder in die Ausstellung eingebunden werden.

So., 23. April bis Mi., 14. Juni 2017

SK-Galerie Alexander-Coppel-Straße 20 42651 Solingen So., 30. April bis So., 28. Mai 2017

Rest or run

Susanne Müller-Kölmel Eröffnung: So., 30. April 2017, 15 Uhr

Bei den Arbeiten Susanne MüllerKölmels kommen unterschiedlichste Techniken wie Öl, Acryl, Lack zum Einsatz. Fotos dienen zur Inspiration und auch als Vorlagen, die übermalt und bearbeitet werden. Es entsteht eine Vielzahl von Skizzen und Zeichnungen. Malerisch virtuos stellt sie ihre Arbeiten in Beziehung – die Ambivalenz von autobiografischer Intimität und sachlicher Anonymität schafft spürbare Spannung.

Wibke Brandes – Stadtgesichter

Eröffnung: Sa., 22 April, 15 Uhr Wibke Brandes hat Grafikdesign in Antwerpen studiert. Seit 2006 wohnt sie in Bochum und arbeitet als freischaffende Illustratorin. Stadtgesichter sind eine Serie bunter, comicartiger Bilder. Thema sind vor allem Menschen, aber auch Begebenheiten in der Stadt, in der Bahn, am Strand. Hinter jedem Gesicht verbirgt sich eine Biografie. Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Ein bunter Gegenpol zu all dem Dunklen in der Welt.

Haus Martfeld Haus Martfeld 1, 58332 Schwelm Sa., 25. März bis So., 28. Mai 2017

ARThoch3

Petra Frixe, Hassan Hashemi, Frank Ifang Eröffnung: Fr., 24. März 2017, 19 Uhr

„ARThoch3“, das sind: Petra Frixe, Malerei, Hassan Hashemi, Grafik, und Frank Ifang, Fotografie. Diese drei unterschiedlichen Kunstdisziplinen bilden ein gutes Spannungsfeld für gemeinsame Präsentationen. Die Arbeiten der Gruppe, die durchaus miteinander korrespondieren, zeigen dennoch jeweils einen sehr eigenständigen Ansatz.

DruckStock Ort für freie Grafik Fr.-Engels-Allee 173, 42285 Wuppertal Mo., 22. Mai bis Sa., 17. Juni 2017

„bei dir bin ich schön“

Stefanie Neumann Eröffnung: So., 21. Mai 2017, 11.30 Uhr

In einem Exemplar als Unikat gedruckt, werden die Kaltnadelradierungen mit Materialien wie alten Briefen oder Fundstücken aus Papier beim Druck kombiniert. Diese sogenannte chine-colle-Technik erlaubt, erweiterte Dimensionen in den 71


Ins Blaue Kulturwerkstatt e.V. Verein für kulturelle Bewegung Siemensstraße 23, 42857 Remscheid So., 7. bis So., 21. Mai

Human Dialogues

Malerei/Objekte/Lesung mit und von Ahang Nakhaei, Edward Syty, Aleksander Zysko, Katja Wickert und Helmut Warnke. Eröffnung: So., 7. Mai 2017, 17 Uhr

Gestaltungsvorgang einzubringen. Eine interessante Interaktion der Materialien während des Druckprozesses wird ermöglicht, gleichzeitig aber auch ein Bedeutungshorizont eröffnet, der weit über die traditionellen Möglichkeiten der Druckgrafik hinaus reicht.

galerie#23 Frohnstraße 3, 42555 Velbert-Lgb. Sa., 29. April bis So., 4. Juni 2017

Bernhard Kucken

Eröffnung: Sa., 29. April 2017, 18 Uhr Die barocke Lust an der Fülle finden sich in plastischen Arbeiten von Bernhard Kucken. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit entsteigen sie der Schwere des Materials. Diese Werkgruppe „barocco“ mit den dazugehörigen Gouachen bilden eine in sich geschlossene künstlerische Auseinandersetzung des Künstlers mit der Bewegungsdynamik und Plastizität des menschlichen Körpers.

Die Ausstellung ist interdisziplinär angelegt und bietet dadurch unterschiedliche Perspektiven. So., 11. Juni bis So., 2. Juli 2017

Das graugedeckelte Gesangbuch

Kleines Foyer Opernhaus So., 30. April 2017, 20 Uhr

Über die Verführung von Engeln

von Bertolt Brecht Philippine Pachl Lesung Stefan Leibold Harmonium

Brechts deftige Lyrik über Beischlaf und Frauen war jahrzehntelang im „Giftschrank“ der Ostberliner Archive – sinnfrohe Gedichte des großen Stückeschreibers über Beischlaf, Menschen, durchzechte Nächte, wilde Haut und verdorbene Unschuld.

Eröffnung: So., 11. Juni 2017, 16 Uhr Ein internationales und interdisziplinäres Projekt mit Malerei, Soundperformance, Lesung, und Projektionen. Mitwirkende Künstler sind Roland Graeter aus Frankreich, Kanade Hamawaki aus Japan und Krzysztof Burdzy aus Polen.

DiakonieKirche LITERATUR: Wuppertaler Bühnen Kronleuchterfoyer Opernhaus Di., 25. April 2017, 20 Uhr

Engelsgartentexte

„O zartes Blau des Nebels überm Stau“ Geraldine Gabor und Julia Wolff lesen Dichtung von Ernst-Jürgen Dreyer und Petrarca

Bildhaftigkeit und Wortgewalt zeichnen Dreyers Lyrik aus. Vielfach in der strengen Form des Sonetts gelingt es ihm, die krassen Auswüchse des modernen Alltags mit einer heutzutage 72

einmaligen Schönheit der Sprache zu verbinden.

Friedrichstr.1, 42105 Wuppertal Sa., 6. Mai 2017, 17 Uhr

Frühlingserwachen – eine szenische Lesung Sungs Laden von Karin Kalisa Olaf Reitz Lesung Duo Seidenstraße Chanyuan Zhao und Benjamin Leuschner Musik Nusara Mai-ngarm Performance/Tanz Uta Atzpodien Künstlerische Leitung

Wie kann sich ein Stadtviertel spielerisch verwandeln? „Sungs Laden“, der Roman von Karin Kalisa, erzählt von einer verrückten Stadtteil-Uto-


pie am Berliner Prenzlauer Berg, von Menschen, Kulturen und Ideen. Es beginnt mit einem kleinen Jungen, seiner Großmutter und einer alten vietnamesischen Holzpuppe. Die Künstlerinnen und Künstler lassen die Textpassagen in der DiakonieKirche im Mirker Viertel lebendig werden. Ein von NOI ausgerichtetes gemeinsames Essen lädt im Anschluss zum Verweilen ein, zum Ideenspinnen für das eigene Stadtquartier.

Café Hutmacher im Mirker Bahnhof Mirker Straße 48, 42105 Wuppertal Sa., 20. Mai 2017, 19.30 Uhr

KARUSSELL

Heftpremiere und Feier der neuen Ausgabe zum Thema „WIR“

KARUSSELL, die Bergische Zeitschrift für Literatur, widmet sich zweimal im Jahr einem Thema und veröffentlicht Prosa, Lyrik, Essays und Aphorismen von Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Vier bis fünf davon lesen und diskutieren im Rahmen der Heftpremiere. Moderiert wird der Abend von den Redakteuren Dieter Jandt, Torsten Krug und Andreas Steffens.

Else Lasker-SchülerGesellschaft Internationales Begegnungszentrum Hünefeldstr. 54 a, 42285 Wuppertal Fr., 28. April 2017, 19.30 Uhr

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Goethe-Gesellschaft. Als das legendäre „Café Voltaire“ vor hundert Jahren in Zürich eröffnet wurde, waren auch Texte von Else Lasker-Schüler im Programm.

„Wuppertal-StockholmBerlin: STURM-Frauen“

Lutherkirche Obere Sehlhofstr. 42, 42289 Wuppertal

Multimedia-Show von und mit Hajo Jahn Hajo Jahn und Julia Reznik Rezitation Charles Petersohn Keyboard Tanja Jahn schwedische Lieder

Di., 30. Mai 2017, 19 Uhr

Niederländisch-reformierte Kirche Katernberger Str. 63, 42115 Wuppertal

Neue Menschen

Kammeroper über Else LaskerSchüler von Peter Michael Braun Kammermusikensemble Ernst von Marschall Leitung

Café Ada

Do., 4. Mai 2017,

Wiesenstraße 6, 42105 Wuppertal

Hanne Keilson und der Dichter und Übersetzer Jos Versteegen stellen das postum in Deutsch und Holländisch erschienene Buch von Hans Keilson vor.

Fr., 9. Juni 2017, 19.30 Uhr

Theater am Engelsgarten Engelsstraße 18, 42283 Wuppertal

Peter Stamm, geboren 1963, lebt in der Schweiz. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt „Agnes“ 1998 erschienen weitere Romane, Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken. Er

Sonette für Hanna

Do., 25. Mai 2017, 19 Uhr

Ach, knallige Welt! – DADA trifft GAGA

Literatur auf der Insel Peter Stamm Gast Torsten Krug und Katrina Schulz Gastgeber:

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Wicked Woods

erhielt u.a. den Bodensee-Literaturpreis und den Friedrich-Hölderlin-Preis.

Halle an der Trasse Langobardenstr. 65, 42277 Wuppertal

Die Gäste bei „Literatur auf der Insel“ sind namhafte Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland. Sie lesen aus ihren Büchern, erzählen von ihrem Schaffen, bringen fremde Texte, Musik oder Filme mit, die ihnen wichtig sind.

Mi., 21. Juni 2017, 18 bis 22 Uhr

Wicked Woods Midsummer Filmpremiere Tanzrauschen

BÜHNE UND TANZ FILM UND GESPRÄCH: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal Genügsamkeitstraße, 42105 Wuppertal

Orthodoxes Judentum Gleich zwei Abende widmen sich der Frage, wie orthodoxe Juden leben. Der Film „Kadosh“ von Amos Gitai zeigt anhand einer Liebesgeschichte den gewaltigen Konflikt zwischen der Treue zur Gemeinschaft und dem Scheitern individuellen Glücks. Und die heute in Berlin lebende Autorin Deborah Feldman, geb. 1986, selbst in der ultraorthodoxen Satmar-Gemeinde in Brooklyn aufgewachsen, berichtet aus ihrer Kindheit und ihrem Ausstieg als junge Frau. Begegnungsstätte Alte Synagoge Di., 9. Mai 2017, 19.30 Uhr

Kaddosh

Ein Film von Amos Gitai Frankreich/Israel 1999, hebräisch mit englischen Untertiteln CityKirche Elberfeld Alte reformierte Kirche Kirchplatz 2, 42103 Wuppertal Do., 11. Mai 2017, 19.30 Uhr

Unorthodox

Ein Gespräch mit der Autorin Deborah Feldman Berlin 74

Haus der Jugend Barmen Geschwister-Scholl-Platz 4-6, 42269 Wuppertal Mi., 26. und Do., 27. April 2017 20 Uhr

Mein Schloss

Tanztheaterstück zum Thema Autismus

Das Tanztheaterstück „Mein Schloss“ feiert an zwei Abenden seine Wiederaufnahme. Das Stück zeigt die Begegnung mit einer Welt, die hinter Mauern des Andersseins verborgen ist, sich aber mitten in unserer befindet. Unter der künstlerischen Leitung des Tänzers und Choreografen Jean Laurent Sasportes entwickelte das Ensemble aus Tänzern und Musikern „Mein Schloss“. Sie brachten ihre Beobachtungen, Erlebnisse und Gedanken zum Thema Autismus ein, entwickelten Gesten, Bewegungselemente und musikalische Sequenzen. Initiiert und veranstaltet wird das Projekt vom Verein Autismus Wuppertal/Düsseldorf-Bergisches Land e. V.

Mit Kindern und Jugendlichen der bewegungsaffinen Skater-, Scooterund Bladerszene erarbeiten die Filmemacherin Kim Münster und der Choreograf und Tänzer Paul White einen kurzen Tanzfilm. Das Kooperationsprojekt zwischen Wicked Woods/ Wichernhaus e. V., Vollbild e. V. und Tanzrauschen e. V. wird als Workshop Anfang April in der Halle an der Trasse stattfinden. Das filmische Ergebnis soll am 21. Juni 2017 am Abend bei Wicked Woods, begleitet von einem Sommerfest, Premiere haben.

Studio Double C Hofaue 8a, 42103 Wuppertal Immer Montag, 10 bis 12 Uhr außer Schulferien

Studio Double C Tanztraining Seit Februar 2017 bietet der Kunstverein Wup.d.c.e.V. im Studio Double C ein Training von Profitänzerinnen und -tänzern ausschließlich für Profis an mit dem Ziel, dem künstlerischen Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen eine Plattform zu schaffen für Projekte der freien Tanzszene. Information: 0202 31 63 05 Trainingsleitung: Int. renommierte Tänzerinnen und Tänzer Teilnehmer: Freiberufliche und professionelle Tänzerinnen und Tänzer, Tanzstudentinnen und -studenten, Performancekünstlerinnen und -künstler www.doublec.org.


MUSIK:

Saitenspiel

Historische Stadthalle

Do., 25. Mai 2017, 18. Uhr

Johannisberg 40, 42103 Wuppertal Fortsetzung des Beethoven-Zyklus mit dem Uriel Quartett: Fr., 5. Mai 2017, 18 Uhr

Beethoven-Zyklus IV Streichquartett f-moll op. 95 Streichquartett B-Dur op. 18/6 Streichquartett a-moll op. 132

Mariani Klavierquartett Alexandra Hengstebeck Kontrabass George Enescu: Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 16 Franz Schubert: Klavierquintett ADur op. posth. 114 D 667 „Forelle“ So., 28. Mai 2017, 20 Uhr

Sai-Symphony

Beethoven-Zyklus V Streichquartett A-Dur op. 18/5 Streichquartett B-Dur op. 130 So., 7. Mai 2017, 18 Uhr

Beethoven-Zyklus VI

So., 14. Mai 2017, 11 Uhr Mo., 15. Mai 2017, 20 Uhr

9. Sinfoniekonzert

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 8 c-Moll (Fassung 1887)

Ein ganz besonderes Konzert in dieser Saison bildet ein symphonisches interkulturelles Werk, in dem das Sinfonieorchester Wuppertal mit Chor und indischen sowie afrikanischen Solisten auf der Bühne steht: Sai-Symphony! Der deutsche Komponist Mike Herting schuf die Sai-Symphony nach dem Leben und Wirken des indischen Weisen Sai Baba. In dem Zusammenwirken einiger der besten Solisten Indiens und Afrikas mit der klassischen Orchesterformation ergänzen sich die klassischen Formen der europäischen Musik mit indischer Skalentheorie und afrikanischen Rhythmen – eine mitreißende Musik voller Frische und Zauber entsteht. Ein Fest für die Sinne! So., 18. Juni 2017, 18 Uhr

4. Chorkonzert

Hector Berlioz & Franz Schubert Mo., 19. Juni 2017, 20 Uhr

So., 21. Mai 2017, 18 Uhr

6. Kammerkonzert

Orgel und Posaunenquartett

Ernst von Dohnányi & Johannes Brahms

4. Orgelkonzert

10. Sinfoniekonzert Ernst von Dohnányi & Johannes Brahms

Mi., 28 Juni 2017, 9.15/10.45 Uhr Do., 29. Juni 2017, 9.15/10.45 Uhr Fr., 30. Juni 2017, 9.15/10.45 Uhr Kindergartenkonzert

Dornröschen Maurice Ravel

„Ma mère l‘oye“ Für Kindergartenkinder ab 5 Jahren Dauer: 45 Minuten

Sa., 6. Mai 2017, 18 Uhr

Streichquartett c-moll op. 18/4 Streichquartett F-Dur op. 135 Streichquartett e-moll op. 59/2

So., 25. Juni 2017, 11 Uhr Mo., 26. Juni 2017, 20 Uhr

Hundert Jahre schlafen! Das ist eine sehr lange Zeit. Gut, wenn man indes spannende Träume hat. Hören wir mal, was Dornröschen so träumt, bis sie von ihrem Prinzen wachgeküsst wird. Maurice Ravel schrieb die Klavierstücke „Ma mère l’oye“ (Mutter Gans) extra für Kinder. Das Sinfonieorchester Wuppertal spielt sie in einer Bearbeitung für Bläserquintett, und unsere kleinen Zuhörer dürfen es sich mit ihrem Schlaftier auf dem Boden bequem machen.

Friedhofskirche Wuppertal Hochstraße 15, 42105 Wuppertal Fr., 28. April 2017, 19 Uhr Einlass ab 18 Uhr

Konzert

Katharina Kang Viola Shmuel Ashkenasi Violine Amit Peled Violoncello

Jean-Marie LeClair (1697-1764) Sonate für 2 Violinen e-Moll op.3 Nr.5 Erno von Dohnànyi (1877-1960) Serenade für Streichtrio C-Dur op.10 Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1789) Divertimento für Streichtrio Es-Dur KV 563 Karten: www.wuppertal-live.de 75


Kulturzentrum Immanuelskirche

Ekkehardstraße ab 20 Uhr Konzerte geplant. Karten gibts über wuppertal-live.de.

Sternstraße 73/Von-Eynern-Straße 42275 Wuppertal

Sa., 15. April 2017, 20 Uhr

Der Weise Panda

Fr., 14. April 2017, 18 Uhr

Kantorei Dreiklang und Gäste

Aftershowparty ab 22.00 Uhr mit DJ Maik Ollhoff

Johann Sebastian Bach Die Matthäus-Passion

Sa., 22. April 2017, 20 Uhr

Fil der Protagonist + Salomea Projekt

So., 11. Juni 2017, 11.30 Uhr

Orgelmatinee 50

Wolfgang Kläsener Kantorei Barmen-Gemarke Bach & Orchester Benefizkonzert zugunsten der Schuke-Orgel

Internationales Begegnungszentrum Hünefeldstraße 54a, 42285 Wuppertal Sa., 29. April 2017, 20 Uhr Konzert

Small Friendly Giant – Traveller Anna Luca Gesang, Komposition, Arrangement Roman Babik Klavier, Arrangement Sebastian Räther Bass Yonga Sun Schlagzeug

Die Musik von Anna Luca Mohrhenn und ihrer Band „Small Friendly Giant“ verbindet die Einfachheit folkloristischer Lieder und das Herzblut ihrer musikalischen und kulturellen Herkunft mit der Freiheit des Modern Jazz.

Herz-Jesu-Kirche Hünefeldstr. 52, 42285 Wuppertal Sa., 20.Mai 2017 20 Uhr

Konzert Jasper van’t Hof feat. Tony Lakatos Jasper van’t Hof, auch „Jazzper“ genannt, gehört zu jener Gruppe Musikern, die den europäischen Jazz maßgeblich geprägt und mitgestaltet haben. Weltberühmt wurde „Jazzper“ mit seiner afrikanischen Band „Pili Pili“ in den 80er-Jahren. Im Rahmen seiner 50-jährigen Jubiläumstour wird der Selfmadepianist, der auf allem spielt, was Tasten hat, auf der Kirchenorgel der Herz Jesu Kirche spielen und ihrem grenzenlosen Klangspektrum seinen Stempel aufsetzen. Begleitet wird er von dem Saxofonisten Tony Lakatos.

Sa., 29. April 2017, 20 Uhr

TyCK Trio

Aftershowparty ab 22.00 Uhr

Foto: moolohkenn.de

CityKirche Elberfeld

Jazz Club im Loch

Alte reformierte Kirche Kirchplatz 2, 42103 Wuppertal

Ecke Ekkehardstraße/Plateniusstraße 42105 Wuppertal

So., 21. Mai 2017, 20 Uhr

Am 11. März hat ein neues Jazzlokal in der Schwebebahnstadt seine Pforten geöffnet: der Jazz Club im Loch im ehemaligen Bücherschiff des Hauses der Jugend in Elberfeld. Jeweils samstags sind hier an der Ecke Platenius-/ 76

Aftershowparty ab 22.00 Uhr mit den DJs Still & Heimlich feat. Daniel Schmitt und Charles Petersohn

Telmo Pires

Fadista aus Portugal

Pires orientiert sich überwiegend an der Tradition des Fado, singt von Lissabon, von Abschied und von Liebe. In Berlin füllt er die (riesige) Passions-


kirche, aber hier kennt man ihn noch nicht. Pires übermittelt zu jedem Stück in seinem Programm eine kurze Anekdote, benennt Komponisten und Musiker hinter den traditionellen Liedern seines Repertoires und übersetzt den Kern jedes Liedes für seine Zuhörer ins Deutsche.

Klangkosmos Weltmusik in NRW Hauptkirche Unterbarmen Martin-Luther-Straße 16 Do., 18. Mai 2017, 10.30 Uhr

Badakhshan Ensemble

Tadjikistan Lieder aus den Pamir-Bergen Das Badakhshan Ensemble hat sich nach der Bergregion benannt, die po-

etisch und in persischer Sprache bekannt ist als Bam-i Dunya, dem „Dach der Welt“. Badakhshani-Musik und Tanz stellen eine besondere, eigenständige kulturelle Praxis in Zentralasien dar, die durch die Geografie, Geschichte, Sprache und Religion geprägt ist. Das Badakhshan Ensemble war die Idee von Soheba Davlatshoeva, einer jungen und aktiven Sängerin und Tänzerin, die in einer kleinen Stadt am Ghund-Fluss aufgewachsen ist. Das Repertoire des Ensembles umfasst eine Vielzahl von musikalischen Stilen und Genres. Die andächtigen Lieder werden auf Hochzeiten, bei einer Vielzahl von Ritualen wie nächtlichen Versammlungen nach dem Tod eines Dorfmitglieds und auf Gebetstreffen gespielt. Lutherstift Schusterstraße 15, 42105 Wuppertal Do., 8. Juni 2017, 10.30/18 Uhr Boxgalopp Deutschland Neue fränkische Stücke von den Helden aus Antistadl

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Gesellschaftshaus Union

Theater am Engelsgarten

Friedrich-Engels-Allee 202 42285 Wuppertal

Engelsstraße 18, 42283 Wuppertal

Fr., 12. Mai 2017, 20 Uhr

Sound of the City

Sound of the City

Part 1: Bund der Utopisten Wissenschaft / Kunst / Kultur

Leben wir tatsächlich in einer Wissensgesellschaft? Ist die Spezialisierung so weit gegangen, dass keiner mehr einen Überblick hat? Gibt es eine Volkskultur, oder ist jeder Mensch ein Künstler? Das Gesellschaftshaus der Union, das schon in der Nachkriegszeit als Ausweichspielstätte der Wuppertaler Bühnen diente, hat eine lange Geschichte, in der es vor etwa hundert Jahren zu zahlreichen Opernaufführungen der Mitglieder selbst kam. Diesen Ort der Selbstverwirklichung wollen wir nutzen, um das Spannungsfeld zwischen Laien und Spezialisten auszuloten und weiterzudenken.

Kulturzentrum Immanuelskirche Sternstraße 73/Von-Eynern-Straße 42275 Wuppertal

Sa., 20. Mai 2017, 16 / 20 Uhr Part 1: Bund der Utopisten Stadt / Vergangenheit / Zukunft

Was ist die Stadt Wuppertal? Macht sie etwas anders? Ist keine wie sie, ist sie ungeschminkt oder nur ein Bindestrich zwischen Rheinland und Westfalen? Wir gehen in die Geschichte, um die Zukunft vorauszusehen. In Kooperation mit dem Museum für Frühindustrialisierung wird hier nach den Wurzeln der Stadt, nach den Wünschen und Möglichkeiten für ihre Entwicklung gesucht.

Sound of the City „Sound of the City“ ist eine Initiative der Oper Wuppertal, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Musik der Stadt und ihrer Oper in ein neues Verhältnis zu setzen. Für die erste Spielzeit von „Sound of the City“ entwickelt die Künstlergruppe „Kommando Himmelfahrt“ unter der Leitung von Thomas Fiedler die Veranstaltungsreihe „Bund der Utopisten“.

Die Probleme der Welt sind ungelöst, täglich werden es mehr. Aber ist nicht ein Ort denkbar, an dem sie durch guten Willen und intelligente Organisation gar nicht erst entstehen? Diesen Ort gibt es. Er heißt „Utopia“ und wurde 1497 auf der Expedition Vasco da Gamas hinter Amerika entdeckt. Für die Gründung einer Wuppertaler Sektion des „Bundes der Utopisten“ bringt die Künstlergruppe „Kommando Himmelfahrt“ in der Spielzeit 2016/17 vielfältige musikalische Gruppen und Spezialisten aus Wuppertal zusammen, um in Liveveranstaltungen die Vision einer utopischen Stadt entstehen zu lassen und diese auf einer Goldenen Schallplatte festzuhalten. Darunter viele Namen, die fest mit der Wuppertaler Musikszene verknüpft sind, unter anderem Sängerinnen und Sänger des Opernensembles, der Opern- und Kinderchor der Wuppertaler Bühnen, das Sinfonieorchester Wuppertal, Partita Radicale, Almrausch, Dorothea Brandt, Anna Luca, Jan Röttger, Thomas Braus und weitere. Dieses musikalische und programmatische Selbstporträt wird abschließend als Bewerbung an die Insel Utopia verschickt.

Mi., 17. Mai 2017, 20 Uhr

Sound of the City

Part 1: Bund der Utopisten Gesundheit / Tod / Religion

Haben wir unseren Körper im Streben nach Gesundheit und Fitness zum Gott erhoben? Oder ist Gott tot? Wollen wir den Tod überwinden, oder haben wir uns mit ihm abgefunden? Unsere Gesundheit ist uns heilig, und doch wissen wir um die Endlichkeit. Vielfältige Wege aus diesem Dilemma allen irdischen Lebens wollen wir im wundervollen Klangraum der Immanuelskirche untersuchen. 78

„Sound of the City: Bund der Utopisten“ – Eröffnung im Schauspielhaus am 15.11.2016, Foto: Jens Großmann


„die beste Zeit“ Das Kulturmagazin im Bergischen Land erhalten Sie ab sofort bei:* Wuppertal Elberfeld Begegnungsstätte Alte Synagoge Genügsamkeitsstr., 42105 Wuppertal, (0202) 5 63 28 43, www.alte-synagoge-wuppertal.de Bürobedarf Illert Grabenstraße 4, 42103 Wuppertal, (0202) 9 76 58 08, www.buero-illert.de Buchhandlung v. Mackensen Fr.-Ebert-Str. / Ecke Laurentiusstr. 12, 42103 Wuppertal, (0202) 30 40 01, www.mackensen.de Buchhandlung Thalia Wuppertal City-Arkaden, Alte Freiheit 9, 42103 Wuppertal, (0202) 69 80 30, www.thalia.de Glücksbuchladen Kerstin Hardenburg, Friedrichstraße 52, 42105 Wuppertal, (0202) 37 29 00 58, www.gluecksbuchladen.de Katis am Wall Deutsche Post Wuppertal, Wall 32-34, 42103 Wuppertal, (0202) 69 81 73 35, www.katis-shops.de Kunstgalerie Hashemi / Rathausgalerie, Karlsplatz 165, 42105 Wuppertal, (0202) 4 29 74 67, kunsthashemi@yahoo.de Lichtbogen (Wohn- und Objektbeleuchtung), Karlstr. 37, 42105 Wuppertal, (0202) 2 44 34 40, www.lichtbogen-wuppertal.de Milia‘s Coffee Ecke Burgstraße 13 / Kirchstraße 10, 42103 Wuppertal, (0202) 7 59 58 58, www.daswuppertal.de/milias/ Ticket-Zentrale Klaus Hübel, Armin-T.-Wegner-Platz 5, 42103 Wuppertal, (0202) 45 45 55, www.ticket-zentrale-wuppertal.de Utopiastadt / Mirker Bahnhof, Mirker Str. 48, 42105 Wuppertal, (0202) 39 34 86 57, www.utopiastadt.eu Von der Heydt-Museum / Museumsshop, Turmhof 8, 42103 Wuppertal, (0202) 563 62 31, www.von-der-heydt-museum.de Bloom Event Thomas & Sabine Haase, Friedrich-Ebert-Str. 66, 42103 Wuppertal, (0202) 97 11 37 23, facebook:@bloomevent.de Wuppertal Barmen Bücherladen Jutta Lücke Hünefeldstraße 83, 42285 Wuppertal, (0202) 8 83 53 Café und Buchhandlung im Barmer Bahnhof Winklerstraße 2, 42283 Wuppertal, (0202) 59 53 85,www.joliso1904.de DruckStock Ulrike Hagemeier, Fr.-Engels-Allee 173, 42285 Wuppertal, (0151) 57 66 46 14, www.druckstock-hagemeier.de Immanuelskirche, Wuppertal-Barmen, 42275 Wuppertal, (0202) 64 19 69, www.immanuelskirche.de Köndgens Wupperliebe Werth 94, 42275 Wuppertal, (0202) 2 48 00 50, www.wupperliebe.de, www.buecherwuppertal.com Musikhaus Landsiedel-Becker Höhne / Ecke Werther Hof, 42275 Wuppertal, (0202) 59 21 57, www.landsiedel-becker.de Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal, (0202) 3 17 29 89, www.skulpturenpark-waldfrieden.de Wuppertal Cronenberg Buchhandlung Nettesheim Hauptstraße 17, 42349 Wuppertal, (0202) 47 28 70, www.nettesheim.de Wuppertal Ronsdorf Ronsdorfer Bücherstube Christian Oelemann, Staasstraße 11, 42369 Wuppertal, (0202) 2 46 16 03, www.buchkultur.de Wuppertal Vohwinkel Buchhandlung Jürgensen Vohwinkeler Straße 1, 42329 Wuppertal, (0202) 73 09 42, www.buch-juergensen.de Friseursalon Capilli Heinrich Wermann, Manteuffelstr. 2, 42329 Wuppertal, (0202) 30 13 22, www.capilli.de Remscheid Buchhandlung Thalia Remscheid Alleestr. 74, 42853 Remscheid, (02191) 59 15 50, www.thalia.de Solingen Kunstmuseum Solingen / Museumsshop, Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen, (0212) 25 81 40, www.kunstmuseum-solingen.de Sprockhövel Galerie Nasenberg Mittelstraße 97, 45549 Sprockhövel, (02339) 120 623, (0171) 2 83 05 25, www.galerie-nasenberg.de Leverkusen Schloss Morsbroich / Museumsshop, Gustav-Heinemann-Str. 80, 51377 Leverkusen, (o214) 8 55 56 28, www.museum- morsbroich.de * bis zum Redaktionsschluss bekannt

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Gestaltung: barczat kommunikation www.barczat.de Küster & Steinbach Visuelle Kommunikation www.kuester-steinbach.de Impressum Herausgeber und v.i.S.d.P.: Schwebetal, Verlag Wuppertal

Gastbeiträge durch Autoren spiegeln nicht immer die Meinung des Verlages und

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Druck: Offset Company, Wuppertal, Auflage: 1 000

Alle Inhalte des Magazins sind urheberrechtlich geschützt.

Titelbild: Gunda Gottschalk, Violinistin, Foto: Helmut Steidler Rückseite: Pulsatilla/Kuhschelle, Foto: Helmut Steidler Erscheinungsweise: vierteljährlich Erfüllungsort und Gerichtsstand: Wuppertal Trotz journalistischer Sorgfalt wird für Verzögerung, Irrtümer oder Unterlassungen keine Haftung übernommen. Texte und Fotos: Bildnachweise/Textquellen sind unter den Beiträgen vermerkt. Haftung oder Garantie für Richtigkeit, Aktualität, Schreibweise, Inhalt und Vollständigkeit der Informationen kann nicht übernommen werden. Kürzungen bzw. Textänderungen, sofern nicht sinnentstellend, liegen im Ermessen der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Beiträge kann keine Gewähr übernommen werden. Nachdruck - auch auszugsweise - von Beiträgen innerhalb der gesetzlichen Schutzfrist nur mit der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

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Verlag Wuppertal Schwebetal · Stadtteilverlag Wuppertal W. Barczat R. Küster H. Steidler J. Steinbach Friedrich-Engels-Allee 191a · 42285 Wuppertal Telefon: 0202 3134 31 · info@schwebetal-verlag.de www.schwebetal-verlag.de


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