WILLOW CREEK MAGAZIN 3/22

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LEITUNGSKONGRESS Menschen im Fokus SPENDEN ERBETEN Ulrich Eggers zur Willow-Zukunft RON HOWARD Menschen im Grenzbereich SCHÖNE AUSSICHT Eine Gemeinde krempelt ihr Leben um

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der Salzburger Multi-Unternehmer Patrick Knittelfelder brachte es auf den Punkt. Auf dem Weg vom Leipziger Hauptbahnhof zur Messe sagte der Leitungskongress-Spre cher im Willow-Shuttle-Interview: »Ich glaube, dass die Kirche und wir als Unternehmer die Verantwortung haben, größer zu denken als unsere kleine Gemeinde, größer zu denken als unser Unternehmen. Wir müssen fragen: Wie können wir mit unseren Leadership-Kapazitäten einen Bei trag leisten, um gemeinsam unsere Gesellschaft zu for men.« (siehe QR-Code rechts unten) Kirchen und Unternehmen: Sie können die Stärken der je weils anderen Organisation entdecken, voneinander lernen und ihre Kernkompetenzen fruchtbar zusammenbringen, um die Gesellschaft positiv zu prägen und Gottes Ziele zu verwirklichen. Das war ein wichtiger Akzent beim Lei tungskongress in Leipzig (LK22): 14 Sprecherinnen und Sprecher aus sechs Ländern und unterschiedlichen Lebens welten brachten ihre jeweiligen Kompetenzen ein: ein dringlich, humorvoll, mahnend, inspirierend, herausfor dernd. In dieser Ausgabe blicken wir ausführlich auf diesen außergewöhnlichen Kongress.

Werden weitere Willow Creek-Kongresse folgen? Diese Frage hat der Willow-Vorsitzende Ulrich Eggers in Leipzig ge stellt. Die coronabedingte Verschiebung des LK22 in den August führte zu rund 3.000 Abmeldungen – und einem Verlust von € 450.000. Ein in Leipzig gestarteter Spenden aufruf für die Zukunft von Willow Creek Deutschland er brachte bis Redaktionsschluss ermutigende € 281.500. In diesem Heft beschreibt der Willow-Vorsitzende die aktuelle Situation – und wie Sie mithelfen können, das große Loch im Budget auszugleichen.

Schließlich: Wie eine kluge und fokussierte Leitung ausse hen kann und buchstäblich größer denkt, zeigt das Beispiel die Detmolder Gemeinde ›Schöne Aussicht‹. Früher im öf fentlichen Leben unscheinbar, drehte sie ihr Gemeindeleben auf links. Und erlebt stetiges Wachstum, Mobilisierung vie ler Mitarbeitenden, ein Hineinwirken in ihre Stadt. Ihre er staunliche Entwicklung haben wir in diesem Heft nachge zeichnet.

04 Willow Welt

Kurz notiert

08 Einschnitt oder Ende?

Ulrich Eggers über das 450.000-EuroCorona-Loch im Willow-Budget

10 Menschen und Mission

Der Fokus des Leitungskongresses 2022 in Leipzig

20 »Here to Serve«

Das Team der Speaker-Betreuung beim Leitungskongress

22 Schöne Aussicht

Eine Detmolder Gemeinde krempelt ihr Leben auf links

28 Film-Geschichten über Menschen im Grenzbereich

Hollywood Regisseur Ron Howard beim Global Leadership Summit

32 Lesestoff zum Weiterdenken

Aktuelle Titel von Leitungskongress-Speakern

33 Mein Willow Moment

Lars Flottmann über einen spendablen Abend am Rande des Leitungskongresses 2012

34 Stellenmarkt

Kleinanzeigen / Impressum

Das komplette Interview mit Patrick Knittelfelder im Kongress-Shuttle:

EDITORIAL /INHALT EDITORIAL / INHALT
Gotthard Westhoff / Redaktionsleitung
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WILLOW WELT

News aus dem weltweiten Willow- Netzwerk

Social Media trifft Dummitt

LET'S TALK ABOUT THE TALK

2. Staffel beendet

Im Rahmen des LK22 traf der WillowPastor Dave Dummitt mit einer Grup pe junger Christen zusammen, die in den Sozialen Medien aktiv sind. In einem Austausch berichteten sie von ihren Erfahrungen in der digitalen Welt. Dummitt erklärte im Anschluss, dass ihn beeindruckt habe, wie die jungen Leitungspersonen ihren Ein fluss in den Sozialen Medien nutzen und diese Plattform kreativ mit der christlichen Botschaft bespielen. Er nehme eine Reihe von Impulsen mit in die Willow-Gemeinde in Chicago.

Die 2. Staffel des Video-Formats LET’S TALK ABOUT THE TALK von Willow Creek Deutschland ist zu Ende gegangen. Rund 220.000-mal wurden die Folgen der 1. und 2. Staffel bisher insgesamt aufgerufen. In den 15-Minuten-Videos diskutieren Leitungspersonen jeweils über einen Ausschnitt aus einem Willow-Leitungskongress-Vortrag. Die Frage dabei: Wie lassen sich die Inhalte in unser eigenes Leben sowie unseren jeweili gen Gemeindekontext übertragen. Die 20 Folgen sind in der Willow-Mediathek abrufbar. Für jede Episode ist zudem ein PDF mit Fragen zum Weiterdenken verfügbar: willowcreek.de/letstalk

Laufen für sauberes Trinkwasser

Mit rund 500 Läuferinnen und Läufern betei ligt sich die Willow Creek Community Church am diesjährigen Chicago-Marathon im Okto ber. Sie nutzt den Lauf, um – in einer Part nerschaft mit World Vision – Spenden für sauberes Trinkwasser in einer Region Indiens zu sammeln, in der die Willow-Gemeinde eine langjährige Zusammenarbeit mit

Partner-Organisationen unterhält. Durch die Laufgruppe sind bisher 462.000 Dollar an Spenden zusammengetragen worden. Mit den 500 Läuferinnen und Läufern ist Willow die größte Gemeinde-Gruppe, die bisher für die internationale Hilfsorganisation an den Start gegangen ist.

LEITUNGSKONGRESS 2022
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WORLD VISION

Bei uns entscheiden die Kinder!

Werde Wunschpate
worldvision.de/wunschpate

Vision für eine bessere Zukunft

Unter dem Motto ›Voice Your Vision for a Better Future‹, fand im August der Global Leadership Summit (GLS) auf dem Willow-Campus in Chicago statt. Die Konferenz zu Führungs themen im Gemeinde- und Non-Profit-Bereich jährte sich zum 28. Mal und wurde landesweit an 800 Orte übertragen. Ab Herbst findet der GLS in einer Mischung aus Live-Vorträgen und eingespielten Summit-Sessions eine Fortsetzung in 110 weiteren Ländern. 225.000 Menschen nehmen so an dem Event teil. Zu den Sprechern zählten u.a. der Ex-Disney-CEO Bob Iger, Northpoint-Pastor Andy Stanley oder Hollywood-Regisseur Ron Howard.

Gemeindeleben: Mut machende Zahlen

Nachdem die Willow Creek-Gemeinde aufgrund des Leitungswechsels und den Folgen der Pande mie einige Turbulenzen erlebte, stabilisiert sich die Gemeinde nun.

Seit Januar ist die Besucherzahl im Gottesdienst um 27% gestiegen, 400 Ehrenamtliche engagie ren sich erstmals im Gemeindeleben, die Zahl der Erstspender ist um 38% gewachsen und rund 300 Menschen wurden getauft. Diese Zahlen nannte der Leitende Pastor Dave Dummitt (Foto unten) beim Leitungskongress 2022 in Leipzig.

Gemeindeleben: 2.500 Schulrucksäcke

Für den Schulanfang nach den Ferien haben Mitglieder der Willow Creek-Gemeinde 2.500 Schulrucksäcke an Kinder gespendet, deren Familien sich diese nicht leisten können. Die jeweiligen Familien wurden durch die örtlichen Schu len ermittelt. Die Utensilien, wie Schreib- und Lernmateri al, wurde vom Willow-Care-Center gestiftet. Im US-Bun desstaat Illinois leben die Hälfte der Kinder in Familien, die sich an oder unterhalb der Armutsgrenze befinden. Willow-Campus-Pastor Shawn Williams: »Notleidende Fa milien stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Indem wir sie durch diese Schulausrüstung unterstützen, sind sie eine Sorge los und erleben greifbar Gottes Liebe.«

WILLOW CREEK COMMUNITY CHURCH
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GLOBAL LEADERSHIP SUMMIT
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Für Leitende und Gemeinden

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WILLOW-NETZWERK Weltweit sind mehr als 10.000 Gemeinden aus über 90 Denominationen in mehr als 35 Län dern Teil des Willow-Netzwerks. Es ver steht sich als Visionsgemeinschaft inno vativer Menschen, die nach bibli schem Auftrag Gemeinde bauen und voneinan der lernen wollen. Sie können dazugehö ren. Eine Partnerschaft im Netzwerk ist möglich als Einzelperson, Hauptamtliche oder Gemeinde: willowcreek.de/partner schaft

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BÜHNE

Wenn Kinder und Jugendliche über sich hinauswachsen

UNTERSTÜTZEN

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Einfach hammer

ADONIA

Es geht um Geld. Um viel Geld. Geld, das Djamal und seiner gierigen Frau Shanila fehlt. Deshalb leihen sie es bei ihrem König, dem großzügigen Maharadscha. Sie verdrängen, dass sie ihre hohen Schulden eines Tages begleichen müssen und leben in Saus und Braus. Doch der Tag der Abrechnung kommt…

Es geht aber nicht nur um Geld und um Schulden. Es geht um Schuld und um Vergebung. Und um uns alle.

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Diesen Herbst 76-mal live erleben! 19 Projektchöre mit je 70 Mitwirkenden, Chor & Live-Band adonia.de/teenskonzerte Konzert in meiner Nähe finden:
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CORONA –EINSCHNITT ODER ENDE?

Mit Glück bei Null –und am Ende 450.000 Euro Defizit – das bedeutet bei dem Finanzierungskonzept von Willow Creek, dass die gesamte Summe, die wir zur Vorbereitung des ersehnten Kongres ses in 2024 dringend brauchen … ausfiel. Schnell wurde klar: Schon Leipzig mit ei ner schwarzen Null abzuschließen, ist ambitioniert! Das Geld für die Zukunft aber – fehlt. Stattdessen steht klar vor Augen: Juristisch und betriebswirtschaft lich müssten wir nach Abschluss aller Nacharbeiten spätestens im Oktober schließen – Willow Creek D.A.CH. erhält keine Zuschüsse oder größeren Spenden (außer einer kleinen Summe von Part ner-Beiträgen).

26 Jahre schon dauert die Segensgesichte der Willow-Creek-Kongresse – 175.000 Menschen wurden bei 38 Konferenzen er mutigt. Nun aber erleben wir durch die zweimalige Wirkung der Corona-Pandemie einen heftigen Einschnitt: Der Kongress 2020 in Karlsruhe abgebrochen, der Febru ar-Termin 2022 in Leipzig durch Coro na-Sperre der Messe nicht möglich. Nur zwei Verlegungs-Termine boten sich in deutschen Veranstaltungszentren an – der gesamte Herbst ausgebucht und voll mit anderen verlegten Konferenzen: Eine Wo che nach dem CHRISTIVAL – das verbot sich durch das gemeinsame Anliegen. Also Ende August – kein guter Termin ange sichts der Ferien in Süddeutschland und Ferienende in anderen Bundesländern. Nur: der einzige, der überhaupt möglich war!

Anfangs waren wir hoffnungsvoll, aber dann folgte Abmeldung auf Abmel dung. Der neue Termin passte einfach nicht in den Sommer und in die Feri en-Nähe. Trotz größter Anstrengungen haben wir unter dem Strich rund 3.000 bereits gebuchte Anmeldungen und viel Schwung, Aufmerksamkeit und Übertra gungsorte verloren. 4.650 Menschen wa ren am Ende in Leipzig und den acht Übertragungsorten dabei. Ein veritabler christlicher Kongress. Eigentlich – aber 3.000 Leute, die fehlen, bedeuten ein Fi nanzloch von 450.000 Euro. Eine riesige Messehalle – halb leer. Technik, die auf grund der Corona-Krise nur mit Preisauf schlag zu buchen war … vieles kam zu sammen.

Dabei laufen die Vorplanungen für ei nen Kongress im Februar 2024. Wir sind sogar dabei, die Arbeit in D.A.CH. auf eine neue Basis zu stellen – Willow plus: Ne ben der Willow-Creek-Gemeinde suchen wir weitere Partner-Gemeinden in den USA, Europa und auch im deutschsprachi gen Bereich. Wollen uns vernetzen mit sprudelnden Inspirations-Quellen, um fo kussierter, nachhaltiger und stabiler zu arbeiten. Gerade angesichts der Not der Kirchen ist uns klar, dass es eine verläss liche Quelle der Ermutigung braucht – ein offenes Visions-Netzwerk mit einer ge meinsamen Kongress-Plattform, die allen Kirchen dient und ein klares geistliches Ziel verfolgt: Die Mission Jesu und die in tensive Arbeit für mehr wirksame Ge meinden, die sein Evangelium zur Hoff nung für Menschen machen.

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Ulrich Eggers: Ein 450.000-Euro-Loch im Budget – und die Zukunft unserer Bewegung
Der Willow-Creek-Vorsitzende Ulrich Eggers beim Kongress in Leipzig

Kann es weitergehen?

Schnell wurde deutlich: Angesichts unse rer einzigartigen Rolle wollen wir kämp fen. Aber der Fadenriss bei der bisher gut funktionierenden Finanzierung des je weils nächsten Kongresses ist da – wir brauchen bis Ende Oktober 2022 ein Fun dament von 450.000 Euro, das unsere Ar beit im Zwischenjahr 2023 sicherstellt.

Das ist eine riesige Summe, die klar macht: An dieser Stelle unserer Geschich te müssen wir ein ›Vlies‹ auslegen, so wie Gideon. Gibt es ein Ja von Gott für die Zukunft unserer Arbeit? 450.000 Euro in kurzer Zeit sind ein gewaltiges Ziel –nichts, was man mit netten Worten und reichlich Werbung begründen kann. Es ist eine Frage an Gott selbst, der Herzen be wegen und sein großes JA geben kann –wenn er unsere Arbeit weiter gebrauchen will.

Deshalb haben wir noch auf dem Kon gress in Leipzig, am Ende eines geistlich sehr dichten Tages, Einblick gegeben in diese finanzielle Notlage und von unse rem Eindruck berichtet, dass jetzt Gott selbst grünes Licht für die Zukunft geben muss. Und natürlich wollen wir nicht nur die Konferenz-Teilnehmenden informie ren, sondern auch all jene, die nicht dabei sein konnten oder in früheren Jahren gute Erfahrungen gemacht haben.

Eine Riesen-Summe unter Zeitdruck –das kann nur durch ein großes Netzwerk von Freunden gelingen. Wir als Vorstand und Mitarbeitende von Willow Creek D.A.CH. bitten Gott darum – und unsere Freunde, und all jene, die in den vergan genen Jahren von Willow-Kongressen profitiert haben. Gott hat unzählige Men schen ermutigt und Gemeinden wieder neu auf den Weg gebracht. Die Coro na-Krise stellt all das nun in Frage.

Ein Vlies für die Zukunft …

Im Leipziger Programm hat mich ein Satz der christlichen Unternehmerin Nathalie Schaller sehr bewegt, die über ihre Er fahrungen während der Corona-Krise be richtete: »Es ist doch unseren Freunden nicht egal, ob es uns im nächsten Jahr noch gibt!«

Manchmal sind Zeiten der Krise und Not auch Zeiten großen Segens und eines ganz neuen Zusammenhalts. Und tat sächlich: Wir haben eine außergewöhnli che Konferenz erlebt. Leidenschaftliche und dringliche Botschaften, ein klarer Fokus auf den Auftrag Jesu und eine At mosphäre des Neuaufbruchs zur Ur sprungs-Vision von Willow Creek und un serer Bewegung.

DEINE SPENDE FÜR WILLOW IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM

Damit Willow auch weiterhin für mehr wirkungsvolle Gemeinden arbeiten kann, die den Auftrag von Jesus Christus leben.

Spendenziel: 450.000 €

Seit dem Aufruf von Leipzig hat uns eine enorme Welle der Ermutigung und Unterstützung erreicht. Schon am nächs ten Morgen konnten wir die unglaubliche Summe von 137.000 Euro als Zwischener gebnis bekanntgeben. Wir sind bewegt und angerührt: Immer wieder hören wir dieses:»Es kann doch nicht sein, dass Willow Creek seine Arbeit einstellen muss!« Und, ja, wir planen für eine wei tere Konferenz im Februar 2024. Wir wünschen sie uns sehnlich. Und wie er mutigend wäre es, nicht ständig finanziell in hohe Vorleistungen gehen zu müssen.

Schon jetzt, wenige Tage nach dem Kongress, hat die Begeisterung und

Dankbarkeit der 4.600 Besucher die Am pel auf gelb gestellt. Noch allerdings ist die Riesen-Lücke nicht geschlossen –aber unser Netzwerk ist ja weit größer. Danke, wenn Sie sich einbringen können und überlegen, ob an dieser Stelle ein Unterstützungs-Schritt möglich wäre. Wir sind sicher: Jeder Cent zählt!

Für den Vorstand Willow Creek

ULRICH EGGERS , 1. Vorsitzender

Schweizer

9NETZWERK
D.A.CH,
Benedikt
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→ Direkt zur Spendenseite »Manchmal
sind Zeiten
der
Not auch Zeiten eines
neuen
Zusammenhalts.«
281.500 bei Redaktionsschluss
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H

& M

Am Anfang stand ein erfreuter Seufzer: »Endlich wieder Willow-Kongress!« Und doch war der Willow Creek Leitungskon gress 2022 (LK22) keine Konferenz wie alle anderen, sondern ein Kongress mitten in der Krise: Krieg in der Ukraine, unge löste Energie- und Klimafragen, steigen de Inflation, immer noch ein Blick auf die Corona-Pandemie, viele offene Zukunfts themen auch für Gemeinden. Willow Creek Deutschland selbst ist betroffen:

Nach 38 Kongressen mit 175.000 Teilneh menden, nach dem wegen Corona abge brochenen Leitungskongress 2020 und dem jetzt in den Sommer verschobe nen LK22 nahmen mit 4.650 Personen in Leipzig und acht Live-Übertragungsor ten spürbar weniger teil als bei vorange gangenen Konferenzen. Immer noch »ein veritabler christlicher Kongress«, wie der deutsche Willow-Creek-Vorsitzen de Ulrich Eggers sagt, der aber auch ein

großes Finanzloch hinterlassen hat. Dabei war der LK22 bei allen Herausforderun gen auch dies: Die Möglichkeit, sich nach den Pandemie-Einschränkungen neu mit Christen, Gemeinden und Organisationen zu ›connecten‹, kleiner, persönlicher, in ternationaler mit inspirierenden Spreche rinnen und Sprechern aus sechs Ländern, einem Aufbruch mit Hoffnung und einem klaren Fokus – auf Menschen und Mis sion.

Leitungskongress 2022: Dem Herzschlag Jesu folgen KLARER FOKUS: MENSC
EN
ISSION 11KONGRESSE

Momentum gewinnen, SUC bewältigen

Am Anfang setzt der Theologe Michael Herbst mit einem ehrlichen herausfor dernd-selbstkritischen Vortrag den nach denklichen wie hoffnungsvollen Ton. Er formuliert mögliche Antworten auf die ›Million-Dollar-Frage‹, wie Gemeinden wieder an ›Momentum‹, an Oberwas ser und Einfluss gewinnen – auch wenn derzeit wenig danach aussieht und Men schen gerade nicht zu einer christlichen

Kirche gehören und auch nicht christlich glauben. Er habe aber begründete Hoff nung, dass Christen mit einer überzeu genden inneren Haltung Entscheidendes zurückgewinnen können, wenn sie die Dinge weder ›schönreden‹, noch resig nieren, Gott persönlich und in den Ge meinden intensiv im Gebet suchen und echte Versöhnung mit anderen leben. Zentral für ein ›Momentum‹ der Christen sei, das Evangelium der Liebe Gottes zu den Menschen stets neu zu ›hören, be trachten, meditieren, zu besingen und zu

feiern‹ und sich nicht in den Gemeinden zu verschanzen: »Wir sind Kirche wegen des Evangeliums. Aber wir haben es nicht für uns allein. Wir haben es, indem wir es weitertragen« – indem Christen »das Herz von Menschen erreichen« und bereit sind, ihr »Leben zu teilen«.

Auch Craig Groeschel, Leiter des innova tiven Gemeinde-Netzwerks ›Life.Church‹ (Oklahoma), beschäftigt sich in seinem aufgezeichneten Vortrag mit den Her ausforderungen, die Leitungspersönlich keiten bewältigen müssen. Er hat dafür

Michael Herbst Craig Groeschel
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Vorträge im Willow Shop

Alle LK22-Vorträge

die Abkürzung SUC identifiziert, was so viel bedeutet wie Schmerz, Ungewiss heit, Chaos. Leitende fürchten das Cha os, erklärt Groeschel. »Aber wer Chaos vermeidet, beschränkt das Wachstum.«

Die besten Leitenden halten Chaos aus und inspirieren andere. Ähnlich verhält es sich angesichts einer ungewissen Zu kunft: »Weil die Welt unsicher ist, planen gute Leitende unvorhergesehene Heraus forderungen ein.« Hervorragende Leiten de, fährt er fort, »planen auch unvorher gesehene Möglichkeiten ein«. Sie schaffen

Spielraum für Möglichkeiten, »die mor gen kommen könnten, die du aber heu te noch nicht sehen kannst«. Schließlich mahnt Groeschel, dem Schmerz im Lei tungsdienst nicht auszuweichen. Wer lei tet, muss wichtige Entscheidungen tref fen, auch wenn sie schmerzhaft sind: »Der Unterschied zwischen dem, wo du in deinem Leitungsdienst bist und dem, wo du sein könntest, ist häufig die schmerzhafte Entscheidung, die du ei gentlich nicht treffen möchtest.« Dies zu tun ist eine wichtige Leitungsaufgabe.

Social Media

Der LK22 wurde ebenfalls auf den So cial-Media-Kanälen von Willow Creek Deutschland präsentiert: Tim Guttenberger führte als ›Social Host‹ Interviews mit Sprechern im Shuttle, ließ Teilnehmende zu Wort kommen und blickte mit der Ka mera hinter die Kulissen des Kongresses. Die Beiträge sind auf den Willow-Kanälen abrufbar: youtube.com/c/willowcreek_de willowcreek.de/facebook willowcreek.de/instagram

sind im Willow Shop als Video-Download oder Stream erhält lich – einzeln oder im Komplett-Set. Die Vorträge im Download sind auch für die Projektion per Beamer geeignet.
Der LK22-Social-Host Tim Guttenberger
Führten als Moderatoren durch den Kongress: Evi Rodemann und Stefan Pahl Einzel-Vortrag: 6,00 € Komplett-Set aller Vorträge: 79,00 € Für Willow-Partner: 69,00 € www.willowshop.de LEITUNGSKONGRESS 2022 Komplett-Set mit allen Vorträgen + Bonus-Material

Gemeinde leiten: Menschen ›zu Jesu Füßen legen‹

Erstmals in Deutschland ist der neue Lei tende Pastor der Willow Creek-Gemein de in Chicago, Dave Dummitt. Er entfal tet Gedanken zur Kraft eines Neuanfangs nach einer Krise »Ist das Wissen um un seren Auftrag Kopf- oder Herzenssache?«, fragt Dummitt. Menschen könnten Gottes Liebe und Kraft in der Ortsgemeinde er fahren. Darum sollten Leitungspersonen sich »nicht zu viel beschäftigen mit Bud gets, Mitarbeitern und Personalschlüs seln, sondern die Menschen im Blick be halten«. Es wäre zu wenig, zwar ›Voll zeitpastor‹, aber nur ›Teilzeit-Christ‹ zu sein. Gemeinde-Strategien müssten von Zeit zu Zeit angepasst werden, die Mis sion aber bleibt unverändert: Weil Men schen Gott wichtig sind, entwickeln auch Christen eine Leidenschaft für Menschen. Dabei ist der Gedanke befreiend: »Nicht ich sitze am Gemeinde-Steuer, sondern

Gott, der viel leidenschaftlicher an un serer Gemeinde interessiert ist als wir«, sagt Dummitt. Ähnliche Akzente setzt der katholische Father James Mallon aus Kanada, der die Gemeinde-Erneuerungs-Organisati on Divine Renovation leitet. Hier werden Leitungspersonen in 500 Pfarreien in 50 Ländern geschult und begleitet – mit dem Ziel, sie so auszurüsten, dass Gemeinden sich zu missionarischen Gemeinschaften entwickeln. in denen »Menschen zu Jesu Füßen gelegt« werden und ihr Leben sich dadurch verändert. Wichtige Schlüssel dieser Entwicklung sind: Der Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen und zu fol gen. Und der Evangelisation den Vorrang zu geben. »Mission ist die Hauptaufgabe von Gemeinde«, sagt Mallon, nicht nur ein Programm neben vielen. Ulrich Eggers, Vorsitzender von Willow Creek Deutschland, bekräftigt anschlie ßend in einem persönlichen Wort Mallons Fokus: Menschen zu Jesus zu bringen sei »der Herzschlag von Willow Creek und

Leiten ist ›Seelenversorgungsgeschäft‹

Einfühlsam spricht der Schweizer Theo loge Thomas Härry in seinem Vortrag über ›die Seele‹ des Leitens. Wer lei tet, hat es mit Seelen-Menschen zu tun, die Sehnsüchte haben und begrenzt sind. Menschen und Organisationen »sind kei ne trivialen Systeme, sondern äußerst komplex«. Für Kirchen und Gemeinden ist wichtig zu verstehen: Menschen sind keine Erfüllungsgehilfen. Bei Jesus wird sichtbar, wie er sich bedürftigen Men schen zuwendet und sie mit dem ver sorgt, was sie brauchen. Und dieser ›Lei ter aller Leiter‹ beteiligt uns an seinem ›Seelenversorgungsgeschäft‹, sagt Härry. Darum: Wer leitet, sollte Unvollkom menheit ertragen, gnädig mit Menschen umgehen und eine Kultur der Wert schätzung pflegen. Härry empfiehlt Lei tungspersonen ein jährliches Standortge spräch mit Mitarbeitenden und obendrein auf das zu hören, »was der Geist Got

Dave Dummitt James Mallon

als mit Strategien! Arbeite daran, die mitarbeiterfreundlichste Organisation zu werden. Mach‘s wie Gott: Gib, bevor du forderst!«

Auf der anderen Seite mahnt Härry: Auch Leitungspersonen sind Seelen-Menschen und damit gefährdet. Sie müssten auf passen, nicht in die Erfolgsfalle zu tappen und sich von äußerlichen Erfolgen abhän gig zu machen, sich auch nicht innerlich lähmen zu lassen und sich Ruhe zu gön nen. Schließlich, sagt er, ist Leiten auch eine Identitätsfrage: »Nicht mein Leiten stillt meine Seele, sondern meine Nach folge. Jesus fordert uns nirgendwo zum Leiten auf, sondern zum Nachfolgen«, zi tiert Härry den theologischen Autor Eu gene Peterson. »Die Nachfolgespiritualität ist entscheidend als Versorgungsquelle für meine Seele. Das Leiten darf nicht meine Nachfolge ersticken.«

Start in den Tag mit Nicola Vollkommer

Tägliche

Start in den Tag mit

Vollkommer

Der Podcast von rigatio

Von montags bis freitags gibt es einen anregenden Impuls mit Nicola Vollkommer, der im Glauben stärkt und zum Leben mit Go es Wort herausfordert.

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Thomas Härry
rigatio Stiftung gGmbH Carl-Benz-Straße 2 57299 Burbach Kurs- und Studienmaterial rigatio.com
geistliche Impulse. Erhellende Einsichten in Bibeltexte. Herausforderungen für den Alltag. Nahrung für Kopf und Herz. All das und vieles mehr findest du in diesem neuen Andachtsbuch. Nicola Vollkommer
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Von Gottes Originalen und Küchentischen

Bodo Janssen ist erfolgreicher Unter nehmer, Hotelbetreiber und Buchautor. Das war nicht immer so. Handelte er als junger Firmenchef noch ›wie die Axt im Walde‹, den sein Team am liebsten losge worden wäre, gilt er inzwischen als ›Vor zeigechef‹ (›Hamburger Morgenpost‹) und leitet sein Unternehmen heute in enger Abstimmung mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. »Wie verhalte ich mich so, dass Menschen sich mir verbunden fühlen? Und betrachte ich das, was Men schen leisten – oder was sie sind?«, fragt Janssen in einem emotionalen Vortrag. Bei Seminaren im Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg hat er Lebens-Hilfe gefun den, ist auf elementare Fragen gestoßen: Wie hat Gott mich gemeint, wer bin ich wirklich? Die Fragen führen ihn dahin, in seinen Mitarbeitern die ›Perlen‹, ihre wertvollen Punkte zu entdecken. Menschen sind heute für ihn nicht (mehr) Mittel zum Zweck. Sein Unternehmen, sagt er, hat »das Kernziel, die Menschen im Unternehmen zu stärken«. Er will die Verbundenheit der Menschen möglich ma chen – mit Gott, den Mitmenschen und Vorgesetzten. Er schließt: »Über Führung nachzudenken, heißt, den Menschen zu helfen, zu ihrem Original (zurück)zufin den, so wie Gott sie gedacht hat.«

Der Salzburger Geschäftsmann und Ge meindeleiter Patrick Knittelfelder, 2020 für 101 Tage in Quarantäne (damit ›Qua rantäne-Europameister‹), fragt in einem

humorgespickten Vortrag, wie Gemeinde auch angesichts von Krisen gebaut wer den kann. Neben wertschätzenden Ge sprächen mit Menschen aus anderen ge sellschaftlichen Milieus, »außerhalb deiner ‚Bubble‘« und der persönlichen Weiterentwicklung empfiehlt er: Wichtig für die Gemeindeentwicklung sind ›Kü chentische‹, Orte, wo man in Gemein schaft zusammensitzt und sich im Mit einander viel Energie entwickeln kann. Und Knittelfelder rät: »Zurück zum Why, zum eigentlichen Sinn dessen, was wir tun.« Er selbst möchte »die eine gro ße Perle Gottes aus Matthäus 13 kaufen, nicht mehr leasen«, bekennt Knittelfel der. »Ich brauche nicht die vielen klei nen Perlen – Gott wirft uns alles hinter her, was wir brauchen.«

Leitungs-Tipps für Hirn und Hand

Handfeste Tipps für Leitungsaufgaben ge ben beim LK22 die Neurowissenschaftle rin Tali Sharot und die Verhaltensfor scherin Vanessa van Edwards.

Wie kommen Menschen in sich ver ändernden Lebensumständen zurecht?

Und warum verhalten sie sich so und nicht anders? Darüber spricht Tali Sha rot, unterfüttert mit zahlreichen eigenen

wissenschaftlichen Studien. Menschen können sich gut anpassen, sind im Schnitt optimistisch, unterschätzen aber Risiken, sagt sie. Optimismus verstärkt die Motivation und hat positive Auswir kungen auf die psychische Gesundheit. Auch Stress spielt eine wichtige Rolle. Wer sein Wohlbefinden fördern will, auch unter Stress, dem empfiehlt Sharot, Din ge fest zu planen, »auf die wir uns freu en«, etwa Abendessen mit Freunden oder Urlaube. Außerdem rät Sharot zur Vor sicht vor emotionaler Ansteckung, sich von Gefühlen anderer also nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. »Dass wir über die Tricks des Gehirns Bescheid wissen«,

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Patrick
Knittelfelder
Tali Sharot

schließt sie, »heißt nicht, dass sie ver schwinden, aber wir können sie zu unse rem Vorteil nutzen.«

Die Verhaltensforscherin Vanessa van Edwards versteht sich auf Körpersprache und treffende Worte. »Leitungspersön lichkeiten werden nach ihrer Wärme und Kompetenz bewertet«, erklärt sie in ih rem eingespielten Vortrag. »Gute Leiten de vereinen beide Eigenschaften in sich.«

Sie plädiert für eine positive Wortwahl in Sozialen Medien, Mails oder Gesprächen. Dabei sind auch Hände wichtige Vertrau ensindikatoren. Wer bei Video-Anrufen freundlich seine Hände zeigt, signalisiert: »Ich bin dein Freund«. Die populärsten TED-Talk-Sprecher, hat van Edwards he rausgefunden, nutzen 465 Gesten in 18 Minuten. Und auch das ist wichtig: Nach einem Gespräch sollte das Gegenüber sich besser fühlen.

Hoffnung und sichere Häfen

Über ihre lebenswichtige Arbeit für Men schen, die von moderner Sklaverei be troffen sind, berichten die Modeschöp ferin Nathalie Schaller und der Leiter der International Justice Mission (IJM),

Gary Haugen , während des Kongres ses. Schallers soziales Modelabel ›empo wer your dressmaker‹ [eyd] unterstützt Frauen in Partnerorganisationen in Indi en, die durch die Corona-Pandemie stark gebremst wurde. Trotzdem: »Es erfüllt mich, dass wir Frauen helfen können, sich aus der Sklaverei zu befreien und eine Perspektive zu entwickeln.« Im In terview ergänzt Schaller, dass sie die Ar beit niemals allein hätte leisten können: »Die Welt braucht Menschen, die den Himmel auf die Erde bringen.« Der Punkt dabei ist: »Wir können durch das Projekt Hoffnung wecken. Das treibt mich an.« Der IJM-Gründer und -Leiter Gary Hau gen ermutigt die Teilnehmenden des LK22, ohne Furcht zu leiten: Eine schlummernde Furcht »bedroht die Träume – sie zerstört die Liebe, die un ter den Träumen verborgen ist«. Durch die IJM-Arbeit sind bislang 75.000 Men schen befreit und 7 Millionen Menschen bewahrt worden vor Versklavung; auch wenn heute 40 Millionen Sklaven ge zählt werden, so viel wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte.

Haugen empfiehlt eine ehrliche ›Inven tur‹: Was ist mein Traum, was meine wirkliche Furcht? Wichtig ist eine innere

Gebetshaltung vor Gott – und daraus in die Offensive zu gehen, sich »stärker be eindrucken zu lassen von dem, was Gott tun kann als von zerstörerischen Kräf ten«. Christen in Kambodscha sind in Zusammenarbeit mit IJM offensiv gegen den furchtbaren Sexhandel mit Kindern vorgegangen, haben das Verbrechen do kumentiert, und viele Christen weltweit haben sichere Häfen für Kinder geschaf fen, berichtet Haugen. Er ruft die Teil nehmenden des Leitungskongresses auf, sich diesem Kampf anzuschließen und sich beispielsweise in Petitionen gegen den modernen Sklavenhandel einzuset zen.

Mit Leitern und Pionieren Gemeinde bauen

Mit 50 Euro ist Christopher Schacht einst um die Welt gereist. Danach hat er Theologie studiert, eine Gemeinde ge gründet und betreibt mit Freunden das Social Media Portal ›Life.Lion‹ mit meh reren hunderttausend Followern. Jetzt kommt er mit einer Leiter auf die Büh ne und erklärt, wie wichtig es ist, dass jeder Christ eine Vision, ein Ziel hat –das er wie auf einer Leiter Schritt für

KONGRESSE
Nathalie Schaller (r.) im Interview mit Evi Rodemann Gary Haugen

Schritt erreichen kann. Denn: »Damit die Welt Jesus kennenlernt, braucht es dich und dich und mich eingeschlossen.« Das Schöne ist: Gott hat den Weg schon vor bereitet. Christopher beschreibt das an hand seiner eigenen Lebenserfahrung –und schließt an. »Ich will dich challen gen: Bist du ergriffen von Gottes Liebe?

Bist du bereit, Jesus jeden Tag mehr in dein Leben lassen? Was ist deine Vision?« Gott ist treu, sagt er. »Und überall lie gen Sprossen, die du nutzen kannst. Gott sucht Leiter, die ihre Leiter nutzen.«

Die Theologin und Gemeindeaufbauexper tin Daniela ›Jele‹ Mailänder befasst sich in ihrem Vortrag mit Menschen in Kir chen-Pionierprojekten. ›Wildnis‹ nennt sie die neuen, herausfordernden Lebens situationen. Mit ausdrucksstarken Bil dern beschreibt Mailänder, was man dort braucht. Es »kostet Kraft, Zeit, Disziplin

und Anstrengung«. In Zeiten der Verän derung braucht es »Vertrauen, dass Gott den Weg mitgeht«. Und Achtsamkeit. »Wenn du gerade einen Weg der Verän derung gehst, dann lohnt es sich, genau hinzuhören und hinzuschauen. Was sagt dir dein heiliges Bauchgefühl? Und sorgt dafür«, ergänzt sie, »dass es jemanden gibt, der weiß, dass ihr da draußen seid – einen Cowboy, der vorbeikommt und sagt: Ich bete für dich.« Eine großarti ge Erfahrung ist: »Wenn du in der Wild nis bist, wirst du Gottes Feuer begegnen, aus dem er dir sagt: Ich bin bei dir. Bleib solange wie möglich in der Nähe dieses Feuers!«

Alle, die zweifeln, ob sie sich in die ›Wildnis‹ aufmachen sollen, erinnert sie daran, dass Jesus selbst auch in der Wüs te begonnen hat. »Der größte Verände rungsprozess der Geschichte beginnt dort. Jesus lockt uns, und fragt, ob wir mit kommen. Brechen wir auf, in Gottes Na men!«

Mut zum Pionier-Aufbruch macht auch Renke Bohlen . »Gott möchte Neues schaffen, das ist seine DNA«, erklärt der Pastor, der 2013 mit seiner Frau vom Bo densee an die A40 nach Bochum gezogen ist, weil er es auf dem Herzen hatte, eine neue Gemeinde zu gründen: die ›Kir che im Pott‹. Bohlen ermutigt dazu, neue Möglichkeiten entschlossen zu nutzen. Seine Erfahrung beim Gemeindebau ist: Menschen wollen echte Menschen, keine

glatten Typen. Auch deshalb erklärt der Pastor: »Wir wollen in unserer Gemein de zurück zum Kern von Kirche. Weni ger Events, mehr Gemeinschaft. Weniger Programme, mehr Jesus. Weniger Enter tainment, mehr Heiliger Geist.« Er habe Sympathie für das Konzept, mit Wut und Mut Gemeinde zu bauen, sagt Bohlen: Wut über das, was nicht läuft. Und Mut für das, was sein und verändert werden kann. Und dabei im Vertrauen auf Gott zu beten und Ausschau zu halten nach dem, was kommen wird.

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KONGRESSE
Renke Bohlen Christopher
Schacht
Daniela Mailänder

The Blessing

Kein Willow-Creek-Kongress ohne Musik, Lob preis und Kreativelemente. Das ist in Leipzig nicht anders. Beim LK22 setzt eine diesmal deutsch komponierte Worship-Band um Miri am Schäfer, Katja Zimmermann und Jan Prim ke von Beginn an den inhaltlichen Fokus: »Du bist Wegebner, Worteinhalter, Wundervollbrin ger, Licht im Dunkeln.« Für die künstlerischen Akzente sorgen die Artistin Nina Treiber, die am ersten Kongresstag spektakulär an wei ßen Bändern über der Bühne schwebt, oder der Wortakrobat Marco Michalzik, der großen Ap plaus erntet für einen Text, den er aus Soci al-Media-Postings des Leitungskongresses ge strickt hat und in vier Minuten zwei Kongresstage zusammenbindet. Mehrfach wirken Musik und Schauspiel zu sammen, als etwa eine Spielszene mit Nicu Bachmann aus einer ›Backstube‹ und ein Vor tragslied von dem Segen und der Gnade spre chen, die in Regen, harten Nächten und Trä nen versteckt sind (›mercies in disguise‹). So steht am Ende des LK22 nicht von ungefähr das vielstimmige Segenslied ›The Blessing‹: »Der Herr segne dich und behüte dich. Lass sein Angesicht leuchten und sei gnädig mit dir. Sein Angesicht sei dir zugewandt. Friede mit dir. Amen«.

JÖRG PODWORNY gehört zum Redaktionsteam des Willow Creek Magazins.

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Christopher
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»H E RE TO S ERVE«

Sie bilden wichtige Tandems bei den Lei tungskongressen (LK): Die namhaften Sprecherinnen und Sprecher aus unter schiedlichen Lebenswelten, die auf der Willow-Bühne referieren – und ihre per sönlichen Ansprechpartnerinnen und -partner. Beim LK22 referierten 14 Fach leute aus Gemeinde, Wirtschaft und Wissenschaft aus sechs Ländern.

Wie gelangen sie eigentlich mit ihren höchst unterschiedlichen An- und Abrei sezeiten vom Flughafen oder Bahnhof rechtzeitig in die Kongresshalle? Woher wissen sie, wann und wo weitere Termine rund um den Kongress anstehen und wie sie dorthin gelangen, ohne sich in einer weitläufigen Halle zu verlaufen? Oder ganz praktisch: Wie erhalten sie rasch einen Ausdruck von ihrem Vortrag, den sie kurz vor ihrem Auftritt noch einmal überarbeitet haben?

Dafür ist bei Willow-Kongressen ein eigenes Team aus Ehrenamtlichen zustän dig. Einer von ihnen: Dr. Norbert Deschner, Anästhesist aus Tübingen. Seit 2001 nimmt er an den Leitungskongressen teil,

anfangs als Teilnehmer, seit zwölf Jah ren als Mitarbeiter.

Seinen Schlüsselmoment, der ihn und seine Frau bewogen hat mitzuarbeiten, hatte er gleich beim ersten Kongressbe such, 2001 in Erfurt.

»Ohne gute Kommunikati

on läuft nichts bei einem so eng getaktetem Kon gresszeitplan.«

Als das Ehepaar am ersten Kongresstag mit ihrer einjährigen Tochter durch die Eingangstür trat, bot eine Ordnerin, die auf eigene Kosten aus der Willow-Gemein de in Chicago angereist war, freundlich an, auf ihre Tochter aufzupassen, damit das Ehepaar gemeinsam die Vorträge erleben konnte.

Diese Bereitschaft, ihnen als junge Familie zu dienen, habe ihn damals zu Tränen gerührt. Und mehr noch: Meh rere Mitglieder des ›Global Service Teams‹ aus Chicago kümmerten sich in den

Kongresstagen sehr persönlich um Norbert und seine Familie. »Besonders gerührt hat uns der Moment, als alle Mitarbeiter am Ende des Kongresses auf die Bühne gebeten wurden und einer der Leute vom Global Service Team unsere schlafende Tochter, die sonst nie schlief, in all dem Lärm und Trubel auf dem Arm hatte. Das hat uns wirklich umgehauen.«

»I’m here to serve« – das ist der Spirit, der ihm damals begegnete und der nun auch Norbert antreibt, genau wie die weiteren rund 250 Ehrenamtlichen beim Leitungskongress in Leipzig.

Beim LK22 ist Norbert zuständig für die Sprecher Michael Herbst und Patrick Knittelfelder. In der Referentenbetreuung zu dienen, bedeutet für ihn, dafür zu sorgen, dass die Sprecher sich ganz auf ihren Vortrag konzentrieren können. Des halb übernimmt Norbert mit seinem Team die Koordination und Begleitung zu allen anstehenden Terminen: zu Presseanfragen, Signier-Sessions im Willow Shop, von der Maske bis zum Verkabeln, kurz bevor es auf die Bühne geht. Immer mal wieder entstehen gute Gespräche. »Da braucht es Feingefühl«, erklärt Norbert. Meistens täte es aber den Speakern ganz gut, sich vor und nach dem Vortrag locker und ungezwungen mit jemanden unter halten zu können, ohne dass gleich je mand den Stift oder das Mikrofon zückt, um das Gesagte festzuhalten.

Der wichtigste Faktor: Teamwork

Nach vielen Jahren Mitarbeit blickt Norbert auf zahlreiche Erlebnisse zurück. Zum Beispiel als er die Band ›For King & Country‹, die bei einem Willow-Jugend kongress auftrat, die Sehenswürdigkeiten von Stuttgart zeigen sollte und mit der Band einen unterhaltsamen Nachmittag verbrachte. Amüsiert erzählt er von einem anderen Kongress, bei dem ein Fahrer des ehrenamtlichen Willow-Shuttle-Teams den bekannten US-Pastor und Autor Rob Bell fragte, in welchem Bereich er denn eigentlich beim Kongress mitarbeite, als dieser zu ihm in den Van stieg.

Zum Team der Referentenbetreuung beim

Ein Blick hinter die Kulissen: Das Team der Speaker-Betreuung beim Leitungskongress
Dr. Norbert Deschner

LK22 zählte auch die 25-jährige Studentin Jessica. Sie begleitete Nathalie Schaller, Gründerin des humanitären Modelabels ›EYD‹, und auch Dave Dummitt, den neuen Leiten den Pastor der Willow-Gemeinde in Chicago. Nicht selten ist dabei Improvisationstalent gefragt. Nathalie Schaller z.B. verpasste einen Anschlusszug und saß bis Mitternacht am Berliner Hauptbahnhof fest. Oder die Kredit karte von Dave Dummitt funktionierte nichtworaufhin Jessica fix ihr eigenes Portmonee zückte, um dem Willow-Pastor mit Bargeld auszuhelfen.

Der wichtigste Faktor an ihrem Job sei die Zusammenarbeit im Team gewesen: »Ohne gute Kommunikation läuft nichts bei einem so eng getaktetem Kongresszeitplan.«

Bei 14 Speakern galt es stets den Über blick zu behalten und auf Terminverschie bungen zu reagieren. Jeden Morgen traf sich das fünfköpfige Team zu Frühstück und An dacht und sprach die Aufgaben des Tages durch. Einzig am zweiten Kongresstag wurde es kurz ungemütlich, als sich alle in der Runde plötzlich hektisch fragten, weshalb niemand von ihnen unterwegs war, um Craig Groeschel, den Referenten für den 9-UhrVortrag, zur Kongresshalle zu fahren. Aber schnell beruhigten sich alle – nachdem klar geworden war, dass diese Session per Video eingespielt wurde, weil Groeschel kurzfristig hatte absagen müssen.

MARIEKE

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GRETA
DITTMER , studiert Sonderpädagogik und ist Autorin von ›Beloved & Free, entdecke die Freiheit du selbst zu sein‹ Benedikt Schweizer Jessica Die ICEJ-Nachrichten berichten über aktuelle Entwicklungen in und um Israel und halten Sie auf dem Laufenden. Jetzt abonnieren: www.nachrichten.icej.de ICEJ-EMAILNACHRICHTEN 2x pro Woche per E-Mail! DE INFO@OPTIGEM.COM / 0231.182 930 CH OPTIGEM@MITELAN.CH / 033.2 210 513 AT OPTIGEM@SCHABERGER.AT / 0699.11 111 693 OPTIGEM SOFTWARELÖSUNGEN FÜR GEMEINDEN UND GEMEINNÜTZIGE WERKE » WIEVIEL GELD HABEN WIR? « WWW.OPTIGEM.COM/CX Alle Kennzahlen im Blick mit dem übersichtlichen Finanz-Dashboard der OPTIGEM CLOUD EXTENSIONS (CX) Liquidität und Budgets Spendenentwicklung Ausgaben und Projekte 22opt103_Optigem_CX_92x127_1.indd 1 01.09.22 17:38

SCHÖNE AUSSICHT

Viele Jahre war die ›Schöne Aussicht‹ – benannt nach der Kneipe, in der die Versamm lungen lange stattfanden – eine unauffällige Gemeinde in Detmold (Ostwestfalen). Dann beschließt das Leitungsteam, für 1 Million Euro ein altes Druckereigebäude zu kaufen und umzubauen. In diesem Prozess verändert die ›Schöne Aussicht‹ sich so stark, dass sie heute kaum wiederzuerkennen ist. Der Bericht über eine Gemeinde, die ins Risiko geht – und auf ihrem Weg auch zum Segen für ihre Stadt wird

Ein Sonntagmorgen im Juli. Die Innenstadt der ost westfälischen Residenzstadt Detmold liegt noch im Halbschlaf. Ein paar wenige Menschen sind mit Bröt chentüten unterwegs. Jogger drehen frühe Runden.

Stadtauswärts ändert sich auf einmal das Bild. Beim Abbiegen in ein Industriemischgebiet steckt man plötzlich in einem regen Pkw-Verkehr. Es wirkt, als ob die Stadt plötzlich aufgewacht ist. Fußgänger sind unterwegs, junge Paare mit Kindern an der Hand schieben Sportkarren. Dann ein großer Parkplatz, Einweiser in feuerroten Warnwesten lotsen die An kommenden freundlich zu den wenigen noch freien Parkflächen. Dahinter ein langgezogenes ehemali ges Firmengebäude. ›Schöne Aussicht‹ steht über dem Eingang.

Ein Begrüßungsteam nimmt die Besucher mit ei nem Lächeln in Empfang. Im großzügig angelegten Foyer mit einer Infotheke gehen Mitarbeitende auf Neuankömmlinge zu, die durch ihren fragenden Gesichtsausdruck sofort erkennbar sind, zeigen ihnen die Wege im Gebäude und zum Gottesdienstsaal.

600 Menschen im Gottesdienst Lange sah es hier anders aus. In den vergangenen Jahren hat sich immens viel getan. »Die Gemein demitglieder hatten Bauchschmerzen mit all den Veränderungen“, sagt Rudi Dück, der die evangeli sche Freikirche ›Schöne Aussicht‹ seit dem Jahr 2000 als Pastor leitet. »Wir sind weggegangen vom Traditionellen, hin zu einer Leiterschaft, die vordenkt“, erinnert sich der 54-Jährige im Rückblick auf die Gemeinde, die vor über 30 Jahren von einer kleinen Gemeinschaft konservativ geprägter russland deutscher Aussiedler gegründet wurde.

Heute erlebt die ›Schöne Aussicht‹ ein rasantes Wachstum, jeden Sonntag sind rund 600 Personen im Gottesdienst. Sie ist fester Bestandteil des öffentli chen Lebens im lippischen Detmold, neue Heimat für geflüchtete Menschen aus Ländern von der Ukraine bis Syrien.

Hilferuf nach Russland

Die Entwicklung, die zu der heutigen modernen Ge stalt geführt hat, beginnt in Sibirien, in den Weiten des asiatischen Teils von Russland. Dort zieht Rudi Dück in den 1990ern von Ort zu Ort, vom Ural bis ins fernöstliche Kamtschatka, organisiert missiona rische Freizeitcamps, um Jugendliche nach dem Zer fall der atheistisch geprägten Sowjetunion für den christlichen Glauben zu begeistern.

In Sibirien erfährt er von seiner Frau Olga, dass es schlecht bestellt ist um seine Heimatgemeinde: Die Leitung sei zerstritten, die Gemeinde stecke führungs los in einer Sackgasse fest. Die Nachricht packt Dück, er hatte die Gemeinde 1989 zusammen mit anderen jungen Familien gegründet, die aus Russland zuge wandert waren. Die Mitglieder hatten ihre geistliche Prägung großenteils in Brüdergemeinden erlebt, d.h. konservative Grundhaltung, enger Zusammenhalt, im öffentlichen Leben eher unscheinbar.

Als Gemeindehaus diente eine früher vielbesuchte Kneipe, seinerzeit ein fester Bestandteil des öffentli chen Lebens der Stadt: Mitglieder des örtlichen Schützenvereins trafen sich dort nach dem Training und zelebrierten bei Bier und deftiger Mahlzeit den geselligen Teil des Vereinslebens. Als der Kneipen betreiber umzog, kaufte die junge Gemeinde die Im mobilie, als Heimat ihrer Freikirche. Den Namen des einstigen Wirtshauses behielten sie bei: ›Schöne Aussicht‹. Ein Name wie ein Versprechen.

Aber nun, in Sibirien, erfährt Dück, dass seiner Heimatgemeinde die Perspektive fehlt. Einige Mitglieder finden: Vielleicht sollte ›der Rudi‹ zu rückkommen und die Gemeinde neu beleben. Und Dück willigt ein, reist zurück nach Deutschland, wo er eine Gemeinde mit »völlig verunsicherter Füh rungsabteilung“ vorfindet.

Der neue alte Leiter krempelt die Gemeinde in der Folgezeit um: stellt sie mit einem frischen Lei tungsteam neu auf, formuliert mit dem neu gewähl ten Ältestenkreis neue Leitlinien. Eine lautet: »Wir sind eine gesellschafts-relevante Gemeinde, die die barmherzige Liebe Gottes in der Gesellschaft lebt.«

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AUSSICHT

Raus aus der alten Kneipe: In Ostwestfalen krempelt eine Gemeinde ihr Leben auf links

Dieser Kurs dreht die Gemeinde sprichwörtlich auf links: Nicht mehr nach innen, sondern nach außen gerichtet soll die ›Schöne Aussicht‹ sein, in der Stadt einen Unterschied machen.

»Traditionelle Formen abbauen«

Eine der dringlichsten Veränderungen sieht Dück in einem neuen Gemeindehaus. Die alte Kneipe ist schon lange zu eng geworden. Er gewinnt die Gemeinde für den Plan, das Nachbargrundstück zu erwerben, das einstige Wirtshaus abzureißen und ein größeres Ge bäude zu bauen. Doch in den Wochen, bevor der Plan umgesetzt werden soll, beschleichen den Pastor Zwei fel. Er »ging in die Stille«, erzählt er, grübelt und betet: »Herr, was willst du von uns als Gemeinde?«

In der Apostelgeschichte liest er, wie der Heilige Geist über die Apostel kommt und die Anwesenden die Predigt in ihrer eigenen Sprache verstehen kön nen. Dück kommt der entscheidende Gedanke: »Wir sind eine russlanddeutsche Gemeinde. Wenn Men

erst uns Russlanddeutsche verstehen, um Jesus zu verstehen. Da wusste ich: Das ist falsch. Wir müs sen von dem eingeschränkten kulturellen Kontext weg, die traditionellen Formen abbauen und uns gesellschaftlich breiter aufstellen.«

Ihm wird klar: Der Ältestenrat und er hatten zu klein gedacht: »In der Bibel steht, dass Gott retten und hinzutun will – und wir bauen diese kleine Im mobilie.« Dück will die Planungen für den Neubau abbrechen, auch wenn schon viel Zeit und Geld in das Neubauprojekt geflossen ist. Viele reagieren über rascht. Aber die Mehrheit steht hinter dem Pastor.

»Ich dachte: Jetzt ist Gott dran. Er wird uns et was Großes schenken«, erzählt er. Allerdings: In den nächsten sechs Jahren tut sich – nichts. Dück be zeichnet diese Phase heute als »Zeit der Spannun gen«. Einige Mitglieder haben »Bauchschmerzen« mit dem vermeintlichen ›Schlingerkurs‹. Manchen missfällt der neue Gemeindekurs überhaupt, in dem ausdrücklich von »gesellschaftlicher Relevanz« und einer »multikulturellen Gemeinde« die Rede ist. Verliert der ursprüngliche Gemeindekern da

Alte Druckerei in der Parallelstraße

Im Jahr 2012 erhält Rudi Dück einen Hinweis aus dem Detmolder Bauamt: Er habe doch schon länger eine große Immobilie für seine Gemeinde haben wollen, heißt es am Telefon. Da gäbe es eine, nur ein paar hundert Meter neben der alten Kneipe: Eine große Druckerei musste schließen, die Immobilie stand nun zum Verkauf – für eine Million Euro. Dück ist elektrisiert, macht sich auf den Weg in die Parallelstra – und muss erstmal schlucken: Er steht vor einem

Die ›Schöne Aussicht‹ nimmt Anteil am Leben der Stadt. Z.B. beim ›Fest der Nationen‹, bei dem die Vielfalt in Detmold gefeiert wird; oder bei der Hilfe für geflüchtete Ukrainer, wo 1.500 Quadratmeter Gebäudefläche als Verteilstelle humanitärer Hilfsgüter sowie ein Begegnungs-Café eingerichtet wurden.

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»Mein erster Gedanke: Wie blöd musst du sein, sowas zu kaufen?«

gewaltigen, fast fensterlosen, heruntergekommenen Industriegemäuer. Beim Anblick packen ihn erneut Zweifel. »Mein erster Gedanke: ›Wie blöd musst du sein, sowas zu kaufen?‹ Die Strom- und Heizkos ten fressen dich auf! Und wie soll man bitte 6.500 Quadratmeter Nutzfläche ausbauen? Mit 270 Mit gliedern. Wer soll das stemmen?«

Doch der Gedanke eines großen Gemeindehauses lässt ihn nicht los. Die Ältesten, die informiert sind über das Angebot, nehmen die Druckerei selbst in Augenschein, wägen Zahlen ab, beten. Dücks Bibel lektüre ermutigt ihn. Allen ist klar: Dies ist der Zeit punkt, in dem sich der künftige Kurs der Gemeinde entscheidet. Dück und die Ältesten wagen den Schritt, werben mit geeinter Stimme für den Kauf.

Am Tag der Mitglieder-Abstimmung sprechen sich 93 Prozent für den Kauf aus. Aber Rudi Dück will ganz sicher gehen. Er besucht 15 Mitglieder, um sich ihrer Unterstützung zu vergewissern. Jeden von ihnen fragt er direkt: »Wenn es irgendwann schwer wird, wenn wir keine Fenster im Rohbau haben, es im Winter kalt und dunkel ist, wenn der Zusammenhalt nachlässt und immer weniger Leute zum Bauen kommen – bist du dann noch dabei?« Jeder der Männer blickt ihm in die Augen und sagt: Ich bin dabei. »Da wusste ich: Das kriegen wir ge wuppt«, erzählt Dück.

Die Bereitschaft, gemeinsam mit der Gemeinde leitung ins Risiko zu gehen, auf den Segen zu ver trauen – Rudi Dück weiß, dass das nicht selbst verständlich ist. »Das Vertrauen der Gemeinde ge genüber den Ältesten ist hoch. Gott sei Dank.«

Die Gemeinde kauft die Immobilie für rund 1,1 Millionen Euro. Ein Neuanfang, der nicht allen gefällt. 90 Mitglieder verabschieden sich in den folgenden sechs Jahren. Neunzig! Dück erinnert sich: »Die neue Immobilie, eine Kirche ohne Fenster, mit viel buntem Licht, ohne Chor, dafür moderne Musik –viele lehnten diese neue Gemeindeform ab.«

Kulturwandel auch im Gottesdienst

Im fensterlosen Gottesdienstsaal ist am Sonntag morgen im Juli nahezu jeder Platz besetzt – mit auf fällig vielen Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.

Der Gottesdienst wird im Livestream übertragen, mit etwa 300 Abrufen pro Woche, meist Familien, die

den Gottesdienst zu Hause mitverfolgen.

Auch sonst ist der Kulturwandel, den die Gemeinde über die Jahre vollzogen hat, mit Händen zu greifen. Zwei große Leinwände informieren über Aktuelles aus dem Gemeindeleben, untermalt mit leiser Musik. Dazwischen sind mosaikgleich weitere kleine Lein wände installiert, auf denen später Video- und Licht projektionen erscheinen. Ein Countdown zählt die Minuten bis zum Gottesdienstbeginn herunter. Eine kurze Begrüßung durch den Lobpreisleiter, dann be ginnt die Band mit dem Worship. Der Sound ist kräftig und gut abgemischt – ein Verdienst des Tontechni kers am Mischpult. Der größte Teil der Lieder wird auf Deutsch gesungen. Einige Songs hat die gemein deeigene Band selbst geschrieben, sie sind auch auf CD erschienen. Zu den Liedern wird die Bühne ab wechselnd in farbiges Licht getaucht. Die Textein blendungen der Lieder haben eine Übersetzung ins Russische, etwa 50 bis 60 Ukrainer besuchen seit Kriegsbeginn den Gottesdienst, der simultan über setzt wird.

Die Stühle sind bequem, die Predigt ist 40 Minu ten lang – vielleicht noch ein Relikt aus der russland deutschen Tradition. In der Abmoderation wird auf das gemeinsame Essensangebot hingewiesen. Die Mitarbeitenden der ›Schöne Aussicht‹ beweisen da bei ihr Organisationstalent: Unmittelbar nach dem Gottesdienst ist das Essen servierfertig, alle Hung rigen können direkt in den Nebensaal gehen.

Ein indisches Gericht steht auf der Speisekarte. Auch dazu gibt es eine originelle Idee: ›Eat for Mis sion‹, was in unregelmäßigen Abständen angeboten wird. Das Gericht stammt dabei aus dem Land, aus dem ein Missionar stammt, für den die Einnahmen bestimmt sind. Rund 250 Menschen bleiben an diesem Sonntag zum Essen. Andere bevölkern die einla dende Café-Theke im Foyer.

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Ort der Vielfalt

Das ›Eat for Mission‹-Projekt geht auch auf Axel Fischer zurück. Der frühere Missionar, der viele Jahre in der Mongolei gearbeitet hat, ist seit 2018 angestellt im Pastoren-Team. Er verkörpert damit einen weiteren Teil der Gemeinde-Veränderung: »Dass sie einen wilden Vogel wie mich angestellt haben, charismatischer Hintergrund, Nicht-Russland deutscher, quer rein vom Missionsfeld – das ist nicht selbstverständlich.« Aber es gefällt ihm, dass die „Schöne Aussicht“ unorthodoxe Wege geht, Neu es wagt, auch wenn die Prägung konservativ sei. »Wenn du in diese Gemeinde guckst, da herrscht eine Kombination aus traditionellen Werten und modernen Methoden.«

Fischer ist einer von fünf Gemeinde-Ältesten, alle mit klar definierten Aufgaben. Er ist verantwortlich für die Medien- und Kommunikationsarbeit und plant missionarische Einsätze. Die Arbeit der ›Schöne Aussicht‹ funktioniert, weil sie mit rund 120 fest Mitarbeitenden über einen kräftigen Mitgliederstamm verfügt und Leiterschaft eine wichtige Rolle beigemessen wird. Die Gemeindeleitenden besuchen regelmäßig Willow-Creek-Kongresse. Die Arbeitsbe reiche werden von zwölf fachkundigen, fest angestellten Bereichsleitern geführt, die im steten Aus tausch mit den Gemeindeältesten sind, mehrere Unter-Bereichsleiter begleiten und deren Bedürfnisse im Blick behalten. »Das ist wichtig, wenn du Mitar beiter motiviert dabei behalten willst«, sagt Dück. Durch umfassende Organisation und klar formulierte Zuständigkeiten sollen Reibungsverluste vermieden werden.

Das wirkt sich im Gemeindeleben aus: Im Frauen-Café für geflüchtete Syrerinnen. Im jährli chen ›Fest der Nationen‹, bei dem die Vielfalt in Detmold gefeiert wird. Durch Gesprächskreise für Eltern von Kindern mit Behinderung, bei denen sich

Kinder- und Jugendcamps.

Die neue Öffnung der Gemeinde zeigt sich auch in der aktuellen Hilfe für geflüchtete Ukrainer. Die Gebäudefläche ermöglichte es der Gemeinde, unmit telbar nach Beginn des Krieges im Februar 1.500 Quadratmeter für eine große Verteilstelle humani tärer Hilfsgüter einzurichten. Die Gemeinde schal tete eine Zeitungsannonce: »Die Schöne Aussicht sammelt«. Detmolder Bürgerinnen und Bürger spendeten daraufhin Kleidung, Küchengeräte oder Spielsachen für ukrainische Familien. Die Gemeinde schickte Lkws mit Matratzen, Decken und Schlafsä cken in die Ostukraine. Der russische Angriffskrieg habe in der Gemeinde eine große Welle der Unter stützung für die Ukraine losgetreten, erzählt Dück, auch wenn sie mehrheitlich von Russlanddeutschen gegründet wurde. »Wir sind eine barmherzige Ge meinde. Das steht als zentraler Punkt in unserer Vision.«

Grillen mit dem Bürgermeister

Eine schöne Anerkennung war die: Am Ende seiner 16 Jahre währenden Amtszeit zollte der vorige Detmol der Bürgermeister Rainer Heller der Gemeinde sei ne Dankbarkeit auf besondere Weise: Er lud Älteste und leitende Mitarbeitende privat zum Grillen ein. Ein klares Zeichen an die Mitglieder: Ihr wirkt mit eurer Arbeit hinein in die Stadt.

Die ›Schöne Aussicht‹ ist ein Heimatort für ins gesamt mehr als 700 Christen geworden, mit 600 regelmäßigen Gottesdienstbesuchern. Und nun? »Für uns ist Wachstum ein Kurs«, sagt Rudi Dück. »Wir wollen bald den Saal ausbauen, auf mehr als 1.000 Sitzplätze.«

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SHEA WESTHOFF ist freier Journalist und lebt in Berlin. schoeneaussicht-detmold.de
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FILM-GESCHICHTEN ÜBER MENSCHEN IM GRENZBEREICH

Hollywood Regisseur Ron Howard beim Global Leadership Summit

Auf dem Programm des Global Leadership Summit im August auf dem Willow-Campus in Chicago: Ein Gespräch zwischen Erwin McManus, Pastor der Mosaic -Gemeinde in Los Angeles, und dem Regisseur Ron Howard. Ihr Thema: Die Kunst der Kommunikation. Ein Auszug.

Ron, woran erkennst du eine Geschichte, die es wert ist, filmisch erzählt zu werden? Ron Howard: An meiner eigenen Neugier. Wenn mich selbst etwas fasziniert, ist das ein erstes Zeichen. Im zweiten Schritt gehe ich dann analy tisch heran: Ich teste die Idee bei unterschiedlichen Menschen und schaue, ob auch ihre Neugier ge weckt wird. Entscheidend bei einem Film ist ja, dass Menschen in eine Story hineingezogen werden, sie sich fragen, was wohl als nächstes geschehen wird. Und dass sie Empathie gegenüber den

Protagonisten entwickeln. Die Zuschauer haben ein feines Gespür dafür, ob eine Geschichte stimmig und glaubwürdig ist.

Wenn ein Regisseur diese Neugier nicht am eigenen Leib verspürt, sollte er oder sie die Finger davonlassen. Ebenso, wenn er oder sie keine klare Vorstellung davon hat, wie man die Emotionen einer Geschichte überzeugend transportiert. Sonst verschränken die Zuschauer die Arme, schalten um oder machen innerlich dicht.

Eine gute Geschichte erkennst du also an persönlicher Faszination und deiner kreativen Vorstellungskraft. Und der festen Überzeugung, dass ich selbst zum jeweiligen Thema einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Bei vielen deiner Filme wie ›A Beautiful Mind‹, ›Rush‹ oder ›Apollo 13‹, erzählst du Geschich ten, die eigentlich weit weg sind von unserer eigenen Erfahrungswelt. Trotzdem fühlen wir uns hineingezogen. Hast du ein inneres Raster, an dem du die Geschichten abgleichst, die du letztendlich verfilmst?

Ich mag Geschichten, in denen Menschen an ihre

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Grenzen stoßen: körperlich, emotional, in ihren Lebensumständen. Auch wenn diese Menschen viel leicht außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen, sind es doch immer Menschen. Wir haben mit ihnen mehr gemein, als uns trennt. Diese Punkte herauszuarbeiten, die uns mit ihnen verbinden, das mag ich. Ich versuche also eine Beziehung des Zuschau ers zum Protagonisten herzustellen. Und dabei Fra gen wie diese zu beantworten: Wie verändert eine Begegnung den Lauf eines Lebens – oder einer gan zen Gesellschaft? Was löst eine bestimmte Entschei dung oder Erfahrung in einem Menschen aus?

Dazu ist die Kunst der Kommunikation nötig. Wie gelingt es dir, diese immer wieder neu zu beleben?

Durch meine Team-Mentalität. Ich mag es, für Menschen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihr Bestes aus sich herausholen. Klingt gut – ist aber oft auch mit Stress verbunden, weil ich die Leute herausfordere. Und weil in einem Team auch immer unterschiedliche Charaktere sind. Wenn man einen Film produziert, ist das vergleichbar mit einer Expedition: Menschen können enorm viel ertragen, wenn sie erkannt haben, dass die anderen Team mitglieder Expertisen besitzen, die für alle wichtig sind, um das Ziel zu erreichen – auch wenn man selbst vielleicht mit bestimmten Personen nicht gut harmoniert. Aber weil man sich auf ein gemeinsa mes Ziel verständigt hat, funktioniert die Zusam menarbeit.

Für deine ›Expeditionen‹ findest du stets ein illustres Team, sei es Tom Hanks, Cate Blanchett oder Russell Crowe – Schauspieler von großem Format. Wie gelingt es, ein All star- Team zur Zusammenarbeit zu bewegen?

Die Grundlage ist das Vertrauen. Ich will ein Beispiel nennen: Mit Anfang 20 habe ich in einem TV-Film Regie geführt, in dem die Hollywood-Ikone und zweifache Oscar-Preisträgerin Bette Davis mitspielte.

Sie liebte ihre Rolle und erhielt eine fürstliche Gage. Allerdings wurde ihr dieser junge und unbekannte Ron Howard als Regisseur vor die Nase gesetzt. Sie war besorgt, dass ich zu unerfahren sei. Das ließ sie in den Vorgesprächen auch durchblicken: Sie war mit meiner Auswahl der Schauspieler nicht einver standen und mäkelte an meinem Skript herum. Ich erklärte ihr meine Beweggründe und blieb standhaft.

Die ganze Zeit nannte sie mich ›Mr. Howard‹. Ich entgegnete: »Mrs. Davis, bitte nennen Sie mich doch Ron.« Sie sagte: »Nein, ich werde Sie so lange Mr. Howard nennen, bis ich mich entschieden habe, ob ich sie mag oder nicht«. Das hat mir echt zu schaffen gemacht. Man darf nicht vergessen: Bette Davis hatte es in einer von Männern dominierten Filmbranche bis an die Spitze geschafft. Niemand bringt es so weit und hält sich dort für eine so lange Zeit, wenn man nicht allerhöchsten Respekt genießt. Diese Grande Dame fühlte mir Jungspund also auf den Zahn.

Natürlich war ihr klar, dass auch sie als Topstar auf einen Regisseur angewiesen ist. Dass sie für die

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In ›Apollo 13‹ – in den Hauptrollen Tom Hanks, Kevin Bacon – verfilmte Howard die dramatische Mondmission von Apollo 13 Für sein filmisches Meisterwerk ›A Beautiful Mind‹ mit Russell Crowe erhielt Howard gleich zwei Oscars: für ›Beste Regie‹ und ›Bester Film‹ Ron Howard führte Regie in der Filmbiogra fie ›Rush‹, die die Rivalität der Formel1-Rennfahrer James Hunt und Niki Lauda zum Thema hat. U.a. mit Daniel Brühl

Ausübung ihrer Kunst diesen Blick von außen benö tigt, dem sie voll und ganz vertrauen kann. Am ersten Drehtag war unsere Zusammenarbeit schwer gängig. Aber am Abend sagte sie, dass ihr einige meiner Anweisungen gefallen haben. Als ich schließlich sagte: »Mrs. Davis, wir machen für heute Schluss«, entgegnete sie: »OK Ron, dann bis mor gen.« Und gab mir einen Klapps aufs Hinterteil.

Weil Vertrauen in dich als Person und in deine Kompetenz gewachsen war?

Richtig. Gelernt habe ich daraus: Menschen mit großem Namen mögen manchmal etwas schwierig und sensibel sein. Dennoch wollen alle ihren Job herausragend machen. Und sie wissen, was dafür nötig ist: der Qualitäts-Check von außen. Wenn du dich als vertrauensvoller, ehrlicher Mensch zeigst, der echte Zusammenarbeit will, gelingt das auch mit schwierigem Personal.

Und der Name Ron Howard hilft sicher auch. Mag sein. Aber letztendlich spielen die Akteure. Die Besten legen sich dabei mehr ins Zeug, arbeiten härter an sich, gehen die Extrameile. Das ist in je der Branche so: im Sport, in der Unternehmenswelt, in der Unterhaltungsindustrie. Diejenigen, die Außer gewöhnliches leisten, sind diejenigen, die auch bereit sind, den Preis dafür zu zahlen.

Hat sich dein Leitungsstil im Laufe der Zeit verändert?

Als ich mit 23 Jahren als Regisseur begann, war ich sehr diktatorisch und kontrollierend. Rückblickend schränkte ich dadurch die Leistung und Möglichkei ten des gesamten Teams ein. Weil ich die Schauspie ler nicht an das Maximum ihrer Leistungsfähigkeit heranführen konnte, einfach, weil meine eigene Vor stellungskraft bei bestimmten Szenen begrenzt war.

Wann hat sich das geändert?

Als ich erkannte: Ich bin das Problem! Ich musste eine größere Selbstsicherheit entwickeln, um bei bestimmten Fragen und Aufgabenstellungen die Offenheit zu haben, andere zu einem Austausch

einzuladen. Durch diesen zusammenarbeitenden Ansatz können Geschichten oder Szenen auf eine ganz neue Ebene gebracht werden.

Das Entwickeln neuer Ideen ist im Team sicher hilfreich. Die Entscheidungsfindung dauert mit unter länger, oder? Natürlich: Wenn du die Tür für den Austausch und neue Ideen öffnest, musst du die Rückmeldungen auch moderieren und die Vorschläge bewerten. Aber je besser dich die Leute kennen, je klarer du die Aufgabenstellung kommunizierst, desto passender werden die Rückmeldungen und Beiträge sein.

Und wie reagierst du auf nicht passende Ideen?

Wenn die Teammitglieder wissen, dass du ihre Ideen grundsätzlich ernst nimmst, gut evaluierst, sind sie meistens auch bereit, ein Nein zu hören. Sie spüren: Die Entscheidung gegen den Vorschlag ist nicht egogetrieben. Es gibt einen Grund dafür, dass die Idee nicht umgesetzt wird, weil der Regis seur wohl etwas sieht, das ich nicht sehe.

Vergessen darf man aber nicht: Ein Filmset oder Unternehmen ist keine Demokratie. Bestimmte Din ge können nicht durch Mehrheitsentscheid geregelt werden. Da ist Leitung gefragt.

Dein aktueller Film heißt ›Dreizehn Leben‹. Worum geht es?

Der Film erzählt die Geschichte der spektakulären Rettungsaktion, durch die 2018 dreizehn Jugendliche aus einer überfluteten Höhle im Norden Thailands gerettet wurden. Fasziniert hat mich daran die großartige und reibungslose internationale Zusam menarbeit der Retter. Experten arbeiteten Hand in Hand mit Ehrenamtlichen aus verschiedenen

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» Ich mag es, für Menschen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihr Bestes aus sich herausholen.«
In ›Dreizehn Leben‹ erzählt Howard die spektakuläre Rettungsaktion von dreizehn Jugendlichen aus einer überfluteten Höhle in Thailand im Sommer 2018

Ländern, die eine bestimmte Expertise hatten: Höhlentaucher waren aus England angereist, ein 60-jähriger Ingenieur, der Wasserströmung berech nen kann, hatte sich aus Illinois auf den Weg nach Thailand gemacht. Rund tausend Personen aus zehn Ländern arbeiteten dort zusammen.

Man muss die thailändische Regierung für ihre Haltung wirklich loben: Sie hat sehr offen mitge teilt, dass sie diese enorme Rettungsaktion nicht alleine bewerkstelligen kann und Hilfe von außen angenommen. Ihre Aufgabe war es dann, die Hilfs vorschläge zu sondieren und Entscheidungen zu treffen, welche Maßnahmen umgesetzt werden.

Das war höchst anspruchsvoll.

Damit sind wir bei einem deiner Filmkriterien: Menschen in Extremsituationen.

Genau. Mich hat daran fasziniert, welchen Unter schied kooperationsbereite Menschen machen kön nen, wenn sie sich leidenschaftlich für ein gemein sames Ziel einsetzen. In diesem Fall: die Rettung von dreizehn Leben vor dem sicheren Tod. Die Un terschiede innerhalb des Rettungsteams traten da völlig in den Hintergrund.

Auffällig ist: Es gibt in dieser Geschichte nicht den einen Helden, der üblicherweise in einem Film auftaucht.

Das stimmt: Manchmal braucht es eine Krise, um uns daran zu erinnern, dass wir nur gemeinsam die großen Herausforderungen bewältigen können. Die Geschichte dieser Rettung ist im Grunde eine Fall studie, wie wir trotz großer Unterschiede Außerge wöhnliches bewältigen können: Wenn jeder sein Ego beiseitelegt und stattdessen seine Kompetenz und Ressourcen für eine Sache einbringt, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Ron Howard ist Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent.

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WIRKSAM
„WIR
HELFEN KINDERN UND JUGENDLICHEN BEIM REFLEKTIEREN UND BETEN“ Mehr unter: www.prayerspaces.de
Übersetzung: Gotthard Westhoff Global Leadership Network
Vince
Valitutti / Metro Goldwyn Mayer Pictures In den Hauptrollen: Viggo Mortensen, Colin Farrell. Zu sehen bei Prime Video

Lesestoff zum Weiterd enken

Die Themen zahlreicher Speaker des Leitungskongresses 2022 werden in ihren aktuellen Büchern vertieft. Die Autoren laden darin zu einer weiterführenden Auseinandersetzung mit ihren LK22-Vorträgen ein. Wir stellen einige Titel vor. Erhältlich: willowshop.de

James Mallon

Dieses Buch ist ein packen der Bericht, wie ein Wandel der gesamten Kultur in einer Pfar rei angestoßen werden kann, eine Besinnung auf ihre wirkliche Be rufung, deren Ergebnis eine un geahnte Ausstrahlung sein wird. 368 Seiten, 24,90 €

Thomas Härry

Geistliche Reife entsteht da, wo emotionale Gesundheit und geistlicher Tiefgang zusammen kommen. Der Autor teilt seine eigenen Reifeprozesse und führt hinein in einen Glauben, der all tagserprobt und krisentauglich ist. 368 Seiten, 19,99 €

»Wenn wir die 'Tricks' un seres Gehirns kennen, heißt das nicht, das sie verschwin den – aber wir können sie zu unserem Vorteil nutzen. «

Tali Sharot

Patrick Knittelfelder

Das Buch zeigt in 15 prakti schen Schritten, wie der eigene Glaube ansteckend wird, seine große Sprengkraft entfaltet und zu einem konsequenten christli chen Lebensstil wird. 192 Seiten, 14,99 €

Tali Sharot

Allzu oft sind wir Instinkten und Reflexen unterworfen – und zum Scheitern verurteilt, wenn wir andere zu etwas bewegen wollen. Sharot zeigt, wie wir an dere Menschen positiv beeinflus sen können. Ein neuer Blick auf die Grundlagen unseres Verhaltens.

16,00 €

Nathalie Schaller

Anhand der Gründung des Mode labels EYD, erzählt das Buch vom Träumen, Scheitern, von Kampf geist und Vertrauen. Eine Inspi ration für alle, die nach ihrer Aufgabe im Leben suchen oder davon träumen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 20,00 €

Bodo Janssen

Ein sehr persönliches Buch von Bodo Janssen, dessen Erfahrungen im Krisenmanagement weit über die CoronaSituation hinaus auf Krisen jeder Art anzuwenden sind. Der Weg eines Managers, der den Weg einer dem gemeinschaftlichen Nutzen verpflichteten Wirtschaft verfolgt.

22,00 €

32
»Eine Gemeinde, die sich nur um sich selbst dreht, wird krank. « Pater James Mallon
WILLOW SHOP

»SO MÖCHTE ICH MEINEN

– IN DER KIRCHE

AN

Da ist er. Dieser eine Moment. Vielleicht ganz kurz nur. Aber in diesem Augenblick springt ein Funke über. Hoffnung blüht auf. Eine neue Perspektive wächst. Viele erleben solche Momente, in denen Gott sie besonders berührt. Und nicht wenige erleben sie bei einem Willow-Kongress, während einer Chicago-Studienreise oder als Mitarbeitende bei einer Willow-Veranstaltung. LARS FLOTTMANN (Foto oben) erzählt von einem spendablen Abend am Rande des Leitungskongresses 2012 und den Folgen:

»Ihr Essen und ihre Getränke sind schon bezahlt …« Mein Arbeitskollege und ich schauten uns überrascht an. Das muss te ein Missverständnis sein. Schließlich kannten wir in Stuttgart niemanden. »… von diesen netten Amerikanern«, ergänz te die Inhaberin des Lokals und deutete auf eine Gruppe ein paar Tische weiter.

Es war 2012. Ich erlebte gerade mei nen zweiten Willow-Creek-Leitungskon gress. Ich war als Fachaussteller für ein internationales Hilfswerk dabei.

Gefühlt 100-mal hatte ich an diesem Tag von unserer Vision für eine bessere Welt erzählt. Mit müder Stimme und schweren Beinen waren mein Kollege und ich abends auf die Suche nach den besten Maultaschen der Stadt und einem Feierabendbier hier gelandet. Das Lokal war gut gefüllt, als eine fröhliche Gruppe hereinkam: ein Team von Willow Creek aus Chicago. Das verrieten uns der ame rikanische Slang und die Kongress-Schil der. Bevor unser Essen kam, nutzten wir die Gelegenheit für einen netten Smalltalk. Sie fragten uns, was wir machen

und wofür unser Herz schlägt. Ihr Inter esse an unserer Arbeit und ihre Freude darüber waren echt, das spürte ich. Be vor wir uns wieder setzten, empfahlen wir ihnen noch die Maultaschen.

Und nun hatte das amerikanische Willow-Team auch unsere Rechnung be glichen. Ein kleiner Moment, völlig un erwartet und eher am Rande des Lei tungskongresses. Und vermutlich gerade deshalb mein Willow Moment. Ich staun te: Weit weg von zuhause lebten sie Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Wertschätzung – auf dem großen Kon gress genauso wie im kleinen Lokal. Das motivierte mich, in den nächsten Mona ten ganz praktische Glaubensschritte zu gehen.

Einige Jahre später, 2018, wieder beim Leitungskongress, skizzierte Bill Hybels in seinem Abschlussvortrag ein Bild, das sich in mein Herz brannte: In die Mitte der Flipchart malte er eine Kirche – und drumherum ein Unternehmen, Kranken haus, Verwaltungsgebäude, eine Schule und einen Sportverein. An genau diesen

Orten sollten wir als Gemeinde arbeiten und unseren Glauben leben, damit wir als Kirche einen Unterschied in unserer Nachbarschaft machen. Gott (ge)braucht Manager, Ärzte, Lehrer, Verwaltungsan gestellte oder Trainer.

In diesem Augenblick kam mir das kleine Lokal in Stuttgart und das Team aus Chicago wieder in den Sinn. In Ge danken erweiterte ich das Bild um diesen Ort. Und ich dachte: So möchte ich mei nen Glauben leben – in der Kirche und an allen anderen Orten meines Lebens.

Im April dieses Jahres habe ich mich selbständig gemacht als Fundrai sing-Coach. Mit Blick auf Jesus, heißt es jetzt auf dem Wasser gehen. Mein Glaube hat sich selten lebendiger angefühlt.

LARS FLOTTMANN Fundraising-Manager (FA), staatlich geprüfter Betriebswirt und Groß- und Außenhandelskaufmann. Bevor er FundraisingStrategen gründete, hat er sich in leitenden Positionen für UNICEF, Jumpers, SRS e.V. und Opportunity International engagiert. fundraising-strategen.de

GLAUBEN LEBEN
UND
ALLEN ANDEREN ORTEN MEINES LEBENS«

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