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Anspruch vs. Absurditäten
Aus einem Alltag mit Pflegegrad
Es ist eine schwierige Aufgabe, sowohl schriftlich zugesandte Ergebnisse eines erkämpften und erhaltenen Pflegegrades zu verstehen aber auch in einen behindertentauglichen Alltag umzusetzen. Ganz zu schweigen von den Absurditäten, die der ganze Prozess auch auslösen kann.
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Auf dringenden Rat meines Berliner Neurologen erhielt ich erstmals im Jahre 2022 den Pflegegrad 1, dann mit großer Hilfe der Pflegekräfte des Johanniter-Quartiers ab Juli gar den Pflegegrad 2. Wohingegen mein neuer Hausarzt meint, dass bei meiner Multiplen Sklerose eigentlich Pflegegrad 3 greifen müßte.
Doch die Auswirkungen des eigentlich zu niedrigen Pflegegrades auf mein tägliches Leben fordert mir oftmals einiges an Verständnis, Einsatz und Engagement ab. Leider ist eine Menge Schreibkram notwendig. Dieser bringt mich und den angeheirateten Mitmenschen, der mich in der Hauptsache seit Jahrzehnten pflegt, an die Grenzen. Denn nur durch Rechnungsstellung komme ich in den Genuss vieler Hilfen. Da muss ich mich noch weiter schlau machen. Zum Glück gibt es allerlei Pflegeberatungsstellen, die weiterhelfen und ihre ambulante Hilfe anbieten. Aber dazu muss ich erst Mal hinkommen.
Mehr Mobilität wäre eine echte Hilfe!
Ich bin stark gehbehindert und daher häufig auf Fahrdienste angewiesen, um mich von einem Ort an den anderen bringen zu lassen. Den öffentlichen Nahverkehr kann ich nur eingeschränkt nutzen. Und dennoch muss ich Behörden oder genannte Pflegeberatungsstellen aufsuchen. Auch will ich singen, tanzen, schreiben (zum Beispiel für das WIR-Magazin), Sport treiben, Musik hören, Schauspiele sehen. Ganz normale Dinge will ich trotz Behinderung bewerkstelligen, genießen und teilen.
Aber allein für Maßnahmen mit medizinischen Indikationen, also etwa Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte etc. kann ich bei meiner Schwerbehinderung einen Fahrdienst auf Kosten der Krankenkasse anfordern. Alles andere muss ich privat organisieren. Das ärgert mich. Inklusion und Teilhabe bedeutet mehr, als nur zum Arzt zu kommen.