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Notfall einer Einzelperson „Wir sind immer der Dienstleister für unsere

Notfall einer Einzelperson

Ein dringend benötigtes Therapiedreirad zerbrach unter Nutzerin

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Hier ist meine Erfolgsgeschichte, wie ich mir als schwer mehrfachbehinderte Person Teilhabe und Inklusion ermöglicht habe. Mit Hartnäckigkeit und etwas Glück können Pläne umgesetzt und angemessene Ziele verwirklicht werden!

Dreirad-Tod

Im November 2021 brach während des Fahrens mein heiß geliebtes Dreirad unreparierbar unter mir zusammen! Seit dem Sommer 2014 hatte ich dieses wundervolle Teil mit drei gleich großen 26er Rädern besitzen und benutzen dürfen. Ich hatte es „Katruschka“ getauft. Der Second-Hand Kauf in der Nachbarschaft war einmalig und über die Maße billig! Das Dreirad war von der Firma Pegasus, Modell Trisalu, aus Köln. Es wird schon lange nicht mehr hergestellt. Materialermüdung hatte zu dem Bruch geführt. Wie sollte ich als Sozialhilfeempfängerin einen solchen Glücksgriff noch mal landen?

Sofort begann ich, ein neues Dreirad zu suchen. Ich entdeckte ein wundervolles, gut passendes Dreirad beim Bremer Fahrradladen TheraMobile: das wald-grüne 3-Rad „Van Raam Viktoria“. „Fahrräder sind unsere Leidenschaft. (…) Ihre Bewegungsfreiheit ist unser Ziel“, heißt es auf der Website. Der Inhaber Uhe ist seit über zehn Jahren darauf spezialisiert, Fahrräder an gewisse Bedürfnisse anzupassen. Aus der eigenen Familie heraus entwickelte Uhe ein Konzept, Fahrräder so umzubauen und zu verkaufen, dass die Kundinnen und Kunden glücklich

aus dem Laden gehen. Es wird auch bundesweit ausgeliefert. Die Probefahrt war ein Genuss: Ich musste nur den rechten Fuß 18 cm anheben, um auf die rechte Pedale zu gelangen – eine Erleichterung! Heutzutage normal ist die Stand-Feststellbremse. Es ist ein großer Gewinn, bei Gang 1 aus dem Stand heraus gut und einfach anfahren zu können! Ich ließ mir von der Neurologin ein Rezept auf ein „Therapeutisches Dreirad ohne Elektroantrieb von TheraMobile“ verschreiben. Dieses schickte der Ladeninhaber samt Kostenplan an meine Krankenkasse. Keinen Monat später unterrichtete mich diese, dass sie den Antrag an das Sozialamt Bremen, Stelle Eingliederungshilfe weitergeleitet habe. Sie sei aufgrund des Sozialgesetzbuches (SGB) IV, „Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“ für diesen Bereich nicht zuständig. Der Bereich „Prävention von Muskelabbau“ ist meines Erachtens schon deren Bereich. Es gibt keine Rechtsmittel gegen eine Weitergabe eines Antrags.

Stiftungen

Über einen Bremer Behindertenverein habe ich eine Liste von Stiftungen erhalten, die ansprechbar sind in einem Notfall wie diesem. Wer hätte geahnt, dass es so viele Einrichtungen gibt, die in Erinnerung an große Fußballer wie z.B. Uwe Seeler bedürftige Menschen unterstützen, die vom Schicksal nicht so beschenkt sind wie die Namensgeber? Ich entschied mich für die Franz-Beckenbauer Stiftung in München. Leider hatte ich andere massive Probleme von Dezember 2021 bis April 2022 und „vergaß“ die Unterlagen zurück zu senden. Als ich es Ende April endlich tat, dauerte es keine zwei Monate, bis die Bewilligung da war und das Geld floss.

Erste Erfahrungen

Im Juni holte ich mir dann endlich meine „Viktoria“ ab! Den Namen habe ich durch eine aufgeklebte Friedenstaube zu „Viktor“ verkürzt – eine Verbeugung vor meinem vor einem guten Jahr an Corona verstorbenen wertvollen Spandauer Freund Viktor. „Viktor“ ist mit 1.55m Länge erfreulich kürzer als das vorherige Dreirad. Obwohl an den Vorderrädern immer noch 80 cm breit, wirken die zwei 18 Zoll-Räder vorne so klein, dass mich Busfahrerinnen und Busfahrer mit dem Hilfsmittel problemlos einsteigen lassen. Dank des 24 Zoll-Hinterrades sitze ich im Verkehr hoch genug, um nicht übersehen zu werden. Ein Wermutstropfen ist das Gesamtgewicht von 30kg. In die Tram hinein geht es gut. Jedoch beim In-denBus-Heben brauche ich Hilfe. Bisher haben mir andere Bus-Nutzende immer gerne geholfen. Insgesamt hat so der altersbedingte Zusammenbruch meiner „Katruschka“ positive Auswirkungen in meinem Lebensalltag.

Heike Oldenburg

Im März 2020 gemalt, Aufgabenstellung: „Was habe ich während Corona gemacht?“

Weitere Informationen: enableme.de/de/artikel/im-notfall-hilfen-fur-menschen-mit-behinderung-2058

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