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Lebensmittel retten geht auch inklusiv
Foodsharing.de und ihre Community
Einfach ablegen und mitnehmen: Vielerorts können Menschen nicht mehr gebrauchte Lebensmittel für andere öffentlich deponieren.
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Lebensmittel vor der Tonne zu retten, ist die Idee von Foodsharing e.V. Seit rund neun Jahren nutzen rund 200.000 Aktive aus Deutschland die Internetplattform foodsharing.de, um „überschüssige“ Lebensmittel zu teilen und abzuholen. Der Verein und auch die Internetseite trägt sich durch das Engagement von Freiwilligen. Auch Menschen mit Behinderung sind bei Foodsharing ehrenamtlich aktiv.
Gehortet im privaten Kühlschrank oder überproduziert in Betrieben: Wenn Lebensmittel überflüssig sind, landen sie oft in der Mülltonne. Die Menschen beim Foodsharing sind Lebensmittelretterinnen und -retter. Immer dort, wo Lebensmittel nicht mehr gewollt sind, organisieren sie eine Neuverteilung. Über die Online-Plattform foodsharing.de vernetzt und koordiniert die Community ihre ehrenamtlichen Aktivitäten bundesweit und regional.
Unsere Recherche zu der Frage, wie inklusives Foodsharing ausschaut, gelangte durch das Networking bis zu Nora Barthel ins Saarland. Nora Barthel ist seit zwei Jahren bei Foodsharing und in der AG Barrierefreiheit aktiv. Inklusion von Menschen mit Behinderung ist ihr allein durch ihren beruflichen Background als Trainerin und Coachin in diesem Bereich eine Herzenssache. „Unser wichtigstes Ziel ist es, Lebensmittelverschwendung zu verhindern“, erzählt sie. „Darüber hinaus überlegen wir in der AG Barrierefreiheit, wie wir dieses Ziel möglichst barrierearm auf unserer Plattform oder in den Communities in den verschiedenen Städten erreichen können.“
Die meisten Aktivitäten werden im Internet organisiert. Hier kümmert sich die AG Barrierefreiheit um Informationen in Leichter Sprache, eine kontrastreiche Gestaltung oder um eine Lupenfunktion. Dafür braucht es Geduld. Schließlich programmieren ausschließlich Ehrenamtliche die Internetseite. „Die Gestaltung der Internetseite erwächst aus der Community selbst,“ beschreibt Barthel. „Wir brauchen ITler, die sich auskennen, um alles barrierefrei umzuprogrammieren. Das ist schon eine Herausforderung, nachdem sie schon unendlich viele Stunden ehrenamtlich Programmierungen geschrieben haben. Aber wir sind auf einem guten Weg.“
Inklusives Foodsharing im Saarland
Vor Ort im Saarland sensibilisieren Nora Barthel und andere die kooperierenden Betriebe, bei denen sie überflüssige Lebensmittel abholen, für Barrierefreiheit. Manchmal fehlt den Foodsaverinnen und Foodsavern mit Behinderung einfach nur eine Rampe. Oder es gibt andere Barrieren:
„Viele Menschen, die bislang keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung haben, sind verunsichert, wie man mit den einzelnen Bedarfen umgehen kann,“ meint Nora Barthel. Sie erklärt weiter: „Lebensmittel abholen funktioniert in manchen Fällen eben nur mit Assistenz. Damit haben Betriebe oft wenig Erfahrung und es kann zu Missverständnissen kommen.“ Um diese und andere Barrieren abzubauen, erarbeitet die AG Barrierefreiheit ein Projekt mit Mentorinnen und Mentoren. Von ihnen können sich Foodsaverinnen und Foodsaver mit Behinderung nach Bedarf begleiten lassen.„Das ist praktisch, wenn sich jemand z.B. aufgrund einer Behinderung nicht auf Anhieb verständlich machen kann und die Betriebe ihre Kommunikation mit dem jeweiligen Foodsavenden erst mal einüben müssen, bis alles auch ohne Mentoren klappt“, erklärt Nora Barthel.
Künftige Interessiere für das Foodsharing und das Fairteilen finden auf der Seite foodsharing.de Angebote in ihrer jeweiligen Region. Und wenn etwas fehlt: „Dann schau, dass möglichst viele Menschen mitmachen. Foodsharing ist keine Atomwissenschaft, sondern ein niedrigschwelliges Angebot, das vom Mitmachen von möglichst vielen Menschen lebt.“
Ursula Rebenstorf
Mit Aktionen im öffentlichen Raum macht Foodsharing auf Lebensmittelverschwendung und den Charme des Teilens aufmerksam.

Weitere Informationen: foodsharing.de
