Durchblick 3/2011

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Dezember | 3 - 2011

Durchblick

Gemeinsam lernen

 Diakonische Stiftung Wittekindshof


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, zum Advent legen wir Ihnen hiermit die zweite Ausgabe unserer Zeitschrift „Durchblick“ in neuer Form vor, insgesamt die dritte in diesem Jahr. Der „Durchblick“ wird auch im nächsten Jahr in drei Ausgaben erscheinen. Er wird sich auch in 2012 nicht nur an die bisherigen Adressaten richten, sondern zusätzlich an andere Menschen, die unsere Zeitschrift bisher nicht bekommen haben. Wir möchten viele Menschen erreichen, von denen wir wissen, dass sie der Diakonischen Stiftung Wittekindshof verbunden sind – also auch Sie. Wenn Sie unsere Zeitschrift im nächsten Jahr nicht weiter zugesandt bekommen möchten, lassen Sie es uns bitte wissen. Gespannt sind wir aber auch auf Ihre Rückmeldungen zu den neuen Ausgaben. Das vorliegende Heft beschäftigt sich im Hauptthema mit gemeinsamem Lernen. Das betrifft zunächst die spezielle Frage der gemeinsamen Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderungen. Damit haben wir uns anlässlich der Einweihung unseres neuen Förderschulgebäudes intensiv befasst. Darüber hinaus muss es aber auch in allen anderen Lebensbereichen darum gehen, das Zusammensein von Menschen mit und ohne Behinderungen beiderseits zu lernen – lebenslang. Mit der Behandlung solcher Themen im ersten Teil des „Durchblick“ wollen wir dazu beitragen, dass das zentrale Anliegen unserer Arbeit bei vielen Menschen in der Gesellschaft besser bekannt wird: die Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an allen gesellschaftlichen Aktivitäten. Wir sind sehr froh, dass an dieser Ausgabe auch eine ganze Reihe von Menschen aus dem Umfeld der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mitgewirkt haben. Das fängt an bei Bundesministerin Ursula von der Leyen, geht weiter bei Sylvia Löhrmann, der Schulministerin unseres Bundeslandes, bis hin zu anderen Persönlichkeiten aus Politik und Fachöffentlichkeit. Dankbar bin auch für die sehr offenen Stellungnahmen aus dem Kreis der Eltern und Angehörigen und für die Beiträge, in denen von uns unterstützte Menschen selbst ins Bild und zu Wort kommen. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe und eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher

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Diakonische Stiftung Wittekindshof Menschenwürde gestalten.

Freude, die Lehrern und Schülern ins Gesicht geschrieben steht: Gemeinsam lernen in einer neuen Schule. V.l.: Tobias Striewe, Benjamin Drossel, Ulrike Hinz, Marcel Schöne

2 Editorial 4 Auf einen Blick So schön kann es an der Dinkel sein Thema Gemeinsam lernen 6 Nach 120 Jahren: das erste Schulgebäude 7 Je früher, desto besser 8 Auf dem Weg zur inklusiven Beschulung 8 Halt und Sicherheit 10 … auf der Regelschule zu ihrem Recht kommen 12 Geborgen, aber offen für alles 14 … Mit verstärktem Elan angehen 15 Kooperationen und besondere Angebote 17 … zwischendurch innehalten und verschnaufen … Wittekindshof 18 In eigener Sache 18 Leserbrief 19 Wissen, was ich leisten kann! 20 Menschen nach ihrem Können einsetzen 22 Auch ein Rollstuhl kann behindern 23 Fünf Jahre Wittekindshof Herne 25 Jubiläen im Wittekindshof und in Eben-Ezer 24 Aus der Region 25 Suchthilfe trifft Behindertenhilfe 25 Impressum 26 Familienunterstützender Dienst 26 MAV:Schwerbehinderte Mitarbeiter haben besondere Rechte 30 Fundraising Ein großes Dankeschön an alle Freunde und Förderer! 32 Was macht eigentlich … Tanja Follak? 34 Blick zurück Erinnerung an Pfarrer Dr. Johannes Klevinghaus 36 Einblick Mechthild und Steffen Bock: Melissas Zuhause

Maik Meid

38 Auf ein Wort Gott ist dein Schirm, deine Zuflucht und dein Obdach


Auf einen Blick

Die Klasse O1 der Gronauer Johannesschule gewann mit dieser Mappe

Da die Schüler lernten, wie schön es an ­einem natürlich verlaufenden Fluss sein könnte, sind ­ihnen die Missstände deutlich aufgefallen: Sie waren teilweise richtig ­entsetzt vom Fehlen der Flussbewohner und der Pflanzen im Wasser und vor allem von dem kahlen Flussufer und dem geraden ­Verlauf unseres Flusses Dinkel. 4

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Auf einen Blick

Reproduktionen: Jacob van der Velde

„So schön könnte es an der Dinkel sein“ beim landesweiten Schülerwettbewerb „Schulen ans Wasser“ den ersten Preis .

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Nach 120 Jahren: das erste Schulgebäude. Das neue Gebäude der Förderschule Wittekindshof Seit über 120 Jahren werden Kinder und Jugendliche auf dem Wittekindshofer Gelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen schulisch unterrichtet. Bisher haben die Unterrichtsräume in den drei als Schulen genutzten Gebäuden enge Grenzen gesetzt. Schließlich war keines dieser Gebäude für Schulzwecke geplant und errichtet worden. Barrierefreiheit hatte enge Grenzen – es fehlte an Pflegeräumen und Ruhemöglichkeiten. Es waren nicht genügend Fachräume vorhanden. Ein großer Tag für den Wittekindshof

Anke Marholdt

Deshalb ist der 4. Oktober 2011 ein großer Tag für die Diakonische Stiftung Wittekindshof: In Gegenwart zahlreicher Gäste und politischer Prominenz – allen voran Landesschulministerin Sylvia Löhrmann – konnte das neue Gebäude für die Wittekindshofer Förderschule seiner Bestimmung übereignet werden. Dieser Neubau ist das erste Gebäude auf dem Gründungsgelände, dessen Standort, Planung und

bauliche Umsetzung von Anfang an den besonderen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet ist. Während der langen Phasen der Bauplaung und des Ringens um die finanzielle Absicherung ist auch die politische Diskussion über die Notwendigkeit und die Zukunftsentwicklung von Förderschulen in eine neue Phase eingetreten. Das gibt dieser Einweihung eine besondere Note und stellt eine zusätzliche Herausforderung an die Diakonische Stiftung Wittekindshof als Schulträger dar. Es gilt, vor dem Hintergrund der neu gewonnenen pädagogischen Möglichkeiten – der Neubau eröffnet Perspektiven, von denen über Jahrzehnte hinweg allenfalls geträumt wurde – einen aktiven Part dabei zu übernehmen, inklusive Formen der gemeinsamen Beschulung von Kindern und ­Jugendlichen mit und ohne Behinderung theoretisch zu bedenken und in der Praxis zu erproben und dabei sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schülern, die in diesem Gebäude leben und lernen, eine individuell optimierte Vorbereitung mit auf den künftigen Lebensweg bekommen.

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Ein neuer Ort

Mehr Zeit

 15 Klassenräume jeweils mit Gruppenraum, die mit einer Küchenzeile ausgestattet sind, Materialraum und Garderobe, die zusammen eine Einheit bilden.  13 Fachräume mit vielfältigen Förder- und Bildungsmöglichkeiten einschließlich Berufsvorbereitung für die sehr heterogene Schülerschaft.  Flure und Pädagogische Mitten bieten viel Bewegungsfreiraum und Platz für klassenübergreifende Aktivitäten; im dritten Obergeschoss kann die Pädagogische Mitte als Cafeteria genutzt werden.  Das Außengelände auf der Nord- und Südseite bietet viele Anregungsmöglichkeiten und kann gezielt im Unterricht genutzt werden. In den Pausen lädt es zum Spielen, sich Bewegen und Entspannen ein.

Der Schulneubau ermöglicht erstmals in der Schule Wittekindshof Ganztagsunterricht. Er ist in vergleichbaren Schulen Standard, weil die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit zum Lernen benötigen. Idealerweise findet der Unterricht fächerübergreifend in konkreten Handlungszusammenhängen statt, so dass die Schülerinnen und Schüler die Alltagsrelevanz direkt erleben. Räumliche Voraussetzung für den Ganztagsunterricht sind Pflege- und Ruheräume, aber auch die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler ihren Rollstuhl verlassen und sich in verschiedenen Positionen auf Liegeflächen oder Sitzsäcken entspannen können. Weitere Informationen: Schule Wittekindshof Tel. (05734) 61-45 02, foerderschule@wittekindshof.de www.wittekindshof.de

Grußwort der Bundesministerin für Arbeit und Soziales

Je früher, desto besser Liebe Leserin, lieber Leser, alle Menschen sind in ihrer Würde gleich. Dieses urchristliche Ideal besagt, dass alle Menschen ein Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Mit anderen Worten: Jeder Mensch soll so sein dürfen, wie er ist. So einfach dieser Satz klingt, so wenig selbstverständlich ist er für Menschen mit Behinderung. Zwar sind wir in den letzten Jahren schon gut vorangekommen auf dem Weg zu mehr selbstbestimmtem Leben und Teilhabe. Dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel. Das Schlüsselwort heißt Inklusion. Inklusion bedeutet, Menschen ohne Behinderung passen sich so an, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich dabei sein und mitmachen können. Der Wittekindshof macht das vor. Er bringt Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, beim Wohnen, Arbeiten und in der Freizeit. Hier können wir es hautnah miter­

leben: Menschen mit Behinderung sind ­mittendrin und dabei – im Kindergarten, in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder beim Sport. Das ist Inklusion. Und so steht es auch in der UN-Behindertenrechtskonvention. Diese Konvention, die 192 Länder aus der ganzen Welt gemeinsam erarbeitet haben, schlägt ein neues Kapitel in der Behindertenpolitik auf. Die Bundesregierung hat im Juni 2011 den Nationalen Aktionsplan verabschiedet. Er enthält über 200 praktische Vorhaben, Projekte und Aktionen. Sie zeigen, dass Inklusion ein Prozess ist, der alle Lebensbereiche umfasst. Mit dem Aktionsplan hat sich die Bundesregierung für die nächsten 10 Jahre viel vorgenommen: Das reicht von einem großen Ausbildungs- und Arbeitsmarktprogramm („Initiative Inklusion“) über die Verbesserung der Mobilität durch kostenlose Nutzung des Nahverkehrs der Deutschen Bahn

bis hin zur inklusiven Bildung vom Kleinkindalter an. Je früher Inklusion ansetzt desto besser. Damit Leistungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen schnell dort ankommen, wo sie gebraucht werden, wollen wir die Abstimmungsprobleme zwischen den Trägern der Leistungen überwinden. Der Aktionsplan ist ein Motor für Veränderung. Doch wirkliche Veränderungen gibt es nur, wenn Menschen sich einsetzen, mitmachen, vorangehen – so wie Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Mit Ihrer ­Arbeit, Ihrer Kraft und Liebe sorgen Sie dafür, dass Menschen mit Behinderung so sein können, wie sie sind. Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich. Das macht Mut. Manchmal ist es ganz einfach, die Welt zu verändern. ­Machen wir es einfach! Ursula von der Leyen

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Auf dem Weg zur inklusiven Beschulung Dierk Starnitzke, Vorstands­ sprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof In seinem Impulsvortrag zur Schuleinweihung am 4. Oktober 2011 skizzierte Dr. Starnitzke den möglichen Beitrag von Förderschulen auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft.

Nun ist es also fertig, das neue Gebäude der Förderschule Wittekindshof. Nicht ganz rechtzeitig allerdings, es wurde nämlich erstellt mit etwa 120 Jahren Zeitverzögerung. Denn die Diakonische Stiftung Wittekindshof unterstützt nun schon seit über 120 Jahren Kinder und Jugendliche im Bildungsbereich. Dies geschah bis jetzt immer in Räumlichkeiten, die für die Beschulung von Menschen mit Behinderungen eigentlich ganz ungeeignet waren. Ich muss mich deshalb bei dem Kollegium unserer Förderschule und ihrem Leiter, Herrn BeckerBrandt, sehr bedanken, dass Sie trotz dieser kaum vertretbaren Rahmenbedingungen an drei verschiedenen und gleichermaßen ungeeigneten Standorten über viele Jahre die Beschulung der Schüler/innen so einfallsreich und professionell ermöglicht haben. Und ich freue mich aufrichtig mit Ihnen, dass Sie nun endlich gute Arbeitsbedingungen für Ihre anspruchsvolle Bildungsarbeit vorfinden.

Der lange Weg zum Schulneubau Als ich vor ziemlich genau fünf Jahren meinen Dienst als Vorstandssprecher hier in der Stiftung antrat und mir anschaute, wie im Keller des Wohnhauses Kinderheimat Kinder mit schweren mehrfachen Behinderungen in wenige Quadratmeter großen Räumen unterrichtet wurden, da war mir sofort klar, dass es keine ruhige Nacht mehr geben darf, bis nicht diese ganz unangemessenen Unterrichtsbedingungen beseitigt sind. In den letzten Jahren sind -zig Delegationen durch diese Räumlichkeiten geführt worden, die genau den gleichen Eindruck gewonnen haben. In einem wegen der verschiedenen Zuständigkeiten sehr anspruchsvollen Abstimmungsprozess zwischen Bezirksregierung, Kreis Minden-Lübbecke und Landschafts­ verband Westfalen-Lippe konnte dann mit den Beteiligten tatsächlich eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Auf deren Basis haben wir diese Schule bauen können und feiern die Einweihung.

Erfahrungen und Wünsche der Mutter von Lorenz

Halt und Sicherheit Als Mutter kenne ich unsere Kinder, als Lehrerin an einer Regelschule durfte ich viele andere Kinder kennen lernen – gesunde und behinderte. Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Begabungen und Biographien, jeder für sich liebenswert. Schon alleine die Bandbreite an einer Regelschule ist eine Herausforderung, will man jedem gerecht werden. Hin und wieder stelle ich mir unseren behinderten Sohn Lorenz an einer Regelschule vor. Für mich eine schreckliche Vorstellungen: jeden Tag herauszustechen, weil die Masse gesund ist; ständig Vergleichen ausgeliefert zu sein und sich seiner eigenen

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Einschränkungen bewusst sein zu müssen; viele Gemeinschaftsaktionen nicht mitmachen zu können, oder aber die Gemeinschaft sich entwickelnder Jugendlichen einzuschränken… Als Lehrerin hatte ich in meiner Klasse einen körperbehinderten Schüler. Hier hat Integration funktioniert, weil er geistig ebenbürtig war und sich bei Ausgrenzungen selber helfen konnte. Und weil alle an einem Strang gezogen haben. Bei Lorenz wäre dies aufgrund seiner Behinderung anders: Es kämen auch dann keine Spielkameraden zu uns, und in der Pubertät würden sich die Probleme noch potenzieren. Lorenz benötigt Halt und

Sicherheit in einem System, in dem er von allen angenommen wird, keine Ausnahme darstellt und entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert wird. Wir sind sehr froh, dass es für ihn eine spezielle Schulform gibt. Seit diesem Sommer besucht er die Schule Wittekindshof. Und wir freuen uns jeden Tag mit Lorenz auf den Schulbesuch. Patricia Rhades


Veit Mette

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Der Holzwerkraum im neuen Schulgebäude auf dem Gründungsgelände: zudem bieten 12 weitere Fachräume vielfältige Förder und Bildungsmöglichkeiten.

Insofern können die Nächte jedenfalls diesbezügGelingen konnte der Neubau für die Schule Witlich ruhiger werden. tekindshof nur, weil die Bezirksregierung in Detmold, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Kreis Minden-Lübbecke gemeinsam mit der Unser großer Dank … Schule und der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ein angemessenes Raum- und Finanzierungsmodell Unser großer Dank gilt an dieser Stelle auch den entwickelt haben, so dass wir eine Schule bauen Privatpersonen, Firmen, Vereinen, Kirchenge- konnten, die den besonderen Bedürfnissen unserer meinden und Stiftungen, die mit insgesamt 1,7 Mio Schülerinnen und Schüler entspricht. Euro den Bau des neuen Schulgebäudes mit ermöglicht haben. Allen voran sind hier zu nennen die Dr. Hans-Joachim und Christa Strothmann- Kommt die Förderschule zu spät? Stiftung, die Günther und Rita Rudloff-Stiftung sowie die Dieter Ernstmeier Stiftung. Ohne ihre Die Diakonische Stiftung Wittekindshof kommt also Zuwendungen im deutlich sechsstelligen Euro- mit einer Zeitverzögerung von etwa 120 Jahren mit Bereich hätten wir dieses Schulprojekt nicht be- ihren Bemühungen um ein angemessenes Schulwältigen können. Einen weiteren wesentlichen gebäude hier auf dem Gründungsgelände nun Beitrag für die Schulfinanzierung haben die Aktion endlich zum Ziel. (Wir betreiben ja außerdem noch Mensch und die Stiftung Deutsche Behinderten- eine zweite Förderschule in Gronau.) Dies ist eihilfe geliefert. Dankbar sind wir aber auch für jede nerseits ein Grund zu großer Freude. Sie war in andere kleine und große Spende, die wir nicht nur den ersten Schultagen vor allem bei den Schüleals finanzielle Förderung, sondern auch als Aner- rinnen und Schüler und auch beim Kollegium kennung unseres Einsatzes für Schülerinnen und spürbar. Andererseits muss man sich zu diesem Schüler mit besonderem Förderbedarf verstehen. Anlass aber auch fragen, ob die heutige EinweiMan kann natürlich auch weiterhin die Förder- hung nicht mindestens zwanzig Jahre zu spät schule diesbezüglich unterstützen. kommt. Denn wir reden heute gerade im schuli-

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schen Kontext über Inklusion und damit auch über die Aufhebung von Sonderwelten. Die aktuelle Landesregierung hat sich klar zum Ziel gesetzt, dies energisch weiter zu verfolgen. Wenn man das Leitbild unserer Stiftung betrachtet, das wir vor kurzer Zeit nach einem langen und sehr umfangreichen Diskussionsprozess veröffentlicht haben, dann ist auch dort genau dieser Gedanke zentral und wegleitend für die weitere Entwicklung unserer Stiftung formuliert: Es geht uns um vollständige Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an allen gesellschaftlichen Bereichen. Das gehört für uns zu einer menschenwürdigen Lebensgestaltung. Deshalb wäre es durchaus angemessen, wenn Sie, sehr geehrte Frau Ministerin Löhrmann, uns heute die kritische Frage stellen: Ist nicht gerade die heutige Einweihung einer Förderschule ein Anachronismus, d. h. ein Vorgang, der gar nicht mehr in die Zeit passt und völlig verspätet kommt?

hen Unterstützungsbedarf auch in Zukunft sinnvoll sein wird, spezielle Förderschulen anzubieten, weil die Regelschulen zurzeit noch nicht für die Beschulung dieser Kinder und Jugendlichen ausgelegt sind. Das gilt besonders für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige und motorische Entwicklung. – Drittens kann man darauf hinweisen, dass gerade hier auf dem Gründungsgelände unserer Stiftung ein besonders hoher Anteil solcher Schülerinnen und Schüler unterrichtet wird, für die es sehr spezielle Bedingungen braucht, um überhaupt in bescheidenster Form am Bildungsgeschehen teilhaben zu können. – Viertens könnte ich davon berichten, dass wir an anderer Stelle unseres Bundeslandes die Erfahrung machen, dass solche Kinder und Jugendlichen dort nicht einmal an den örtlichen spezialisierten Förderschulen beschult werden können und wir deshalb stundenweise für eine Beschulung im Wohnbereich sorgen müssen. – Schließlich könnte ich fünftens davon erzählen, Gründe für eine Förderschule dass schon die gemeinsame Beschulung der sehr verschiedenen Förderschüler/innen an unserer Natürlich gibt es auch in heutiger Zeit gute Argu- Schule im Grunde eine anspruchsvolle interne Inmente, Kinder an Förderschulen zu unterrichten. klusionsaufgabe ist. – Da wäre erstens die Wahlfreiheit der Schüler/ innen und ihrer Eltern, die es ihnen ermöglichen soll, das für sie angemessene Schulsetting ansteu- Die Vision einer inklusiven Gesellschaft ern zu können – eben auch eine entsprechende Förderschule. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht einfach die – Zweitens kann man anführen, dass es für be- üblichen Rückzugsgefechte führen, die zeigen solstimmte Schüler/innen mit einem besonders ho- len, dass Inklusion ein schöner Gedanke ist, der aber

Erfahrungen und Wünsche der Eltern von Emma

… auf der Regelschule zu ihrem Recht kommen Im Jahr 2007 haben wir das „Sondermodell“ Emma angeschafft: Sie kam vollkommen kostenfrei und wurde pünktlich geliefert. Emma hat ein winzig kleines Chromosom mehr in jeder ihrer Zellen als die meist anderen Menschen. Dieses wird auch als Down-Syndrom bezeichnet. Emma ist ein gesundes, fröhliches Mädchen mit wunderschönen Mandelaugen. Sehr schnell wurde klar, dass Emma sich sehr viel bei ihren großen Schwestern abguckt und dadurch bereits vieles gelernt hat.

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So sind wir davon überzeugt, dass Emma auf einer Regelschule gut zu Recht kommen wird. Im Moment ist sie in einem Regelkindergarten mit Integrationskraft untergebracht, mit sehr guter Akzeptanz unter den „normalen“ Kindern. Sie lernt Gutes und Schlechtes, wie jedes andere Kind auch! Wir denken, dass das in einer Regelschule auch der Fall sein wird. Mit der Unterstützung von Sonderpädagogen haben auch diese Kinder eine

Chance, in die Gesellschaft aufgenommen und akzeptiert zu werden – so dass eine „Behinderung“ etwas Normales und nichts Außergewöhnliches ist. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Schulgesetze sehr rasch entsprechend geändert werden – und dafür räumliche und personelle Grundlagen zügig geschaffen werden. Elisabeth und Jacob van der Velde


Anke Marholdt

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Sie möchten das Beste für Ihre Kinder: Die Eltern begleiten voller Hoffen und Bangen den ersten Schultag.

an den Realitäten des Lebens von Menschen mit Behinderungen vorbeigeht – der außerdem finanziell nicht bezahlbar ist, pädagogisch im Regelschulsystem nicht leistbar ist und ab einem bestimmten Behinderungsgrad auch pädagogisch nicht sinnvoll und didaktisch nicht machbar ist. Damit würde ich mich in die Reihe derjenigen stellen, die mit guten Gründen eine Restmenge von Menschen in unserer Gesellschaft definieren möchten, für die eben die Einrichtung spezieller, nicht inklusiver Fördersettings sinnvoll ist und bleiben wird. Natürlich sind alle eben genannten Argumente sinnvoll und richtig und rechtfertigen schon von sich aus die Einweihung einer solchen Förderschule. Aber wir möchten an dieser Stelle mit der Arbeit unserer Stiftung im Bildungsbereich weitere Schritte gehen. Wir sind davon überzeugt, dass gerade die besonderen Erfahrungen, die wir in unserer sonderpädagogischen Arbeit gewinnen, eine hervorragende Basis sein können, um menschliche Gemeinschaft weiter zu fördern und unserer im Leitbild formulierten Vision einer inklusiven Gesellschaft näher zu kommen.

Inklusion so früh wie möglich Nach unserem programmatischen Ansatz muss die Förderung inklusiven gemeinschaftlichen Lebens so früh wie möglich in der Biographie ansetzen – und zwar schon in der Vorschulzeit. Dabei müssen von vornherein die betreffenden Familien einbezogen werden. Deshalb haben wir in unserer Stiftung eine Konzeption von Familienzentrum erarbeitet, durch die schon von frühester Kindheit an Menschen mit und ohne Behinderungen, aber auch mit verschiedensten sprachlichen und kulturellen Herkünften in gemeinsamen Gruppen betreut und gebildet werden, z.B. evangelische Christen, syrischorthodoxe Aramäer und Muslime. Inklusion meint ja nicht nur das selbstverständliche Zusammensein von Menschen mit und ohne Behinderung, sondern auch von allen anderen Menschen mit verschiedensten Gewohnheiten, Eigenschaften und Fähigkeiten. In unserem Konzept wird auf die Ausdifferenzierung unterschiedlicher Gruppen von Kindern verzichtet, sie werden in ein und derselben Lerngruppe betreut.

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Vom Familienzentrum zur inklusiven Beschulung Bei der Entwicklung unserer Familienzentren haben wir erstmals verschiedene Angebote (Frühförderung, Kindertagesstätte, heilpädagogische Kindertagesstätte, Therapie) zusammengeführt. Damit haben wir in der Landschaft der vorschulischen Bildung eine Vorreiterrolle übernommen, Auf der Grundlage inklusiver Pädagogik werden allen Kindern (unabhängig ihrer Zuordnung zu den einzelnen Fördersystemen) ganzheitliche Bildungs- und Förderangebote eröffnet. Hierbei steht nicht die bloße Addition der Angebote im Vordergrund, sondern die konzeptionelle Zusammenarbeit aller Systeme. Gemeinsames Lernen wird zur Selbstverständlichkeit am Ort des Geschehens, Sonderwelten werden dadurch aufgelöst. Durch die sozialräumliche Ausrichtung der Angebotspalette als zertifiziertes Familienzentrum NRW werden Angebote für Kinder und Familien im Sozialraum ermöglicht. Durch die aktive Einbindung der Familien in die Arbeit der Familienzentren werden unsere Einrichtungen zu Orten der Begegnung in den Stadtteilen. Inklusion bedeutet für uns in diesem Sinne ebenso die Mitbestimmung und Mitgestaltung aller Kinder und Erwachsenen ohne Ausnahme.

(LWL) u. a. dazu bewegt, mit Trägern Heilpädagogischer Kindertagesstätten solche inklusiven Modelle in unserem Land flächendeckend weiter umzusetzen. Unsere Erfahrung befähigt uns nach meinem Eindruck nun auch dazu, auf dieser Linie im biographischen Verlauf weiter zu denken und ein entsprechendes Schulkonzept zu entwickeln. Dabei kann man gerade von sonderpädagogischen Kenntnissen besonders profitieren. So wie Regelkindergärten zu inklusiv arbeitenden Familienzentren umgestaltet werden können, sollte man auch die Regelschulen zu inklusiv arbeitenden Schulen weiter entwickeln, bei denen sonderpädagogische Anteile ganz wesentlich mit vorhanden sind – und zwar für alle Schüler im Interesse ihrer individuellen Förderung. Regelschulen und Förderschulen zusammenführen

Gestatten Sie mir deshalb, sehr geehrte Frau Ministerin Löhrmann, dass ich an dieser Stelle einen Gedanken einbringe, der die aktuellen programmatischen Überlegungen im Bildungsbereich noch einen Schritt weiter treibt. Die Unterscheidung von Regelschule und Förderschule lässt sich unseres Erachtens dadurch besonders gut überwinden, dass von beiden Seiten aus gegenseitig Durchlässigkeiten geschaffen werden. Dafür braucht man allerWir machen mit diesem inklusiven Konzept der Fa- dings innovative Modelle, an deren Entwicklung wir milienzentren sehr positive und beeindruckende uns als Stiftung gern beteiligen würden. Erfahrungen. Diese Kenntnisse hat das LandesjuDas kann ja in zwei Richtungen geschehen: entgendamt im Landschaftsverband Westfalen-Lippe weder man bringt Förderschüler in die Regelschu-

Erfahrungen und Wünsche der Eltern von Julien

Geborgen, aber offen für alles „Unser Sohn Julien (7 Jahre, Down-Syndrom) ist ein freudiger Kerl. Fühlt er sich wohl, ist er motiviert und voll bei der Sache. Als die Auswahl einer Schule für Julien näher rückte, haben wir uns die Frage gestellt, was für Julien wohl das Beste wäre und vor allem, wo er sich am wohlsten fühlen würde. Unserer Meinung nach auf einer Förderschule, wo es keine Ausgrenzung gibt: also mittendrin statt nur dabei. Aus heutiger Sicht, das erste Schuljahr ist vergangen, war unsere Entscheidung

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genau die richtige. Dies bestätigt Julien ­jeden Tag durch seinen freudigen Gang zur Schule. Und: Ab diesem Schuljahr ist Julien umgezogen vom Wittekindshof in die Grundschule Volmerdingsen. Alleine? Nein. Mit seiner kompletten Klasse! Dort steht der Klasse ein extra für sie eingerichteter Raum zur Verfügung. Über eine Verbindungstür haben die Schüler direkten ­Anschluss an ihre „Partnerklasse“. Die Partnerklasse ist ein zweites Schuljahr, und es können, wenn es passt, Unter-

richtsinhalte gemeinsam wahrgenommen ­werden. Also: Geborgen in einer Gemeinschaft, aber offen für alles! Und das Beste: es klappt! Alle fühlen sich wohl: Julien, seine Klasse, die Partnerklasse, die Grundschule, der Wittekindshof .... Mehr geht nicht! Kirstin und Marco Schubert


Gottfried Pönnighaus, Photographer

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Schreiben, rechnen, lesen: in Förderschulen stehen oft auch andere Fähigkeiten und Talente im Mittelpunkt.

len oder Regelschüler in die Förderschulen. Den ersten Weg, eine Förderschulklasse in die Regelschule zu bringen, praktizieren wir seit einigen Wochen in Kooperation mit der hiesigen Grundschule. Dort wird auch bereits gemeinsamer Unterricht in einigen Unterrichtsfächern vorbereitet. Auf diesem Wege wollen wir weiter mutig voranschreiten. Den zweiten Weg, Regelschüler in der Förderschule aufzunehmen, würden wir ebenfalls gern weiter in den Blick nehmen. Ziel all dieser Bemühungen muss es sein, gemeinsame Lerngruppen von Schülern mit und ohne Behinderung aufzustellen, in denen alle individuell entsprechend ihrem Bildungsprofil in einer Gruppe zieldifferent gefördert werden. Wir sind uns dabei bewusst, dass solche konzeptionellen Entwicklungen zunächst eine hoheitliche Aufgabe der Landesregierung sind und Ersatzschulträger dabei leider nicht in erster Linie gefragt sind. Gern würden wir jedoch hier unsere breite pädagogische und didak-

tische Erfahrung einbringen. Ich weiß, dass Sie gerade jetzt in der Landesregierung über diese Themen besonders intensiv nachdenken. Das Ziel: inklusive Beschulung Ich habe bei unserem ersten Kontakt zu diesen Fragen im Frühjahr den Eindruck gewonnen, dass Sie an dieser Stelle nicht zuletzt auch als ausgebildete Lehrerin innovative Ansätze wünschen und fördern möchten. Wir machen allerdings die Erfahrung, dass die Mühlen der Schulbürokratie hier wesentlich langsamer arbeiten als die politisch und konzeptionell Verantwortlichen dies wünschen. Ich würde mich deshalb sehr freuen, wenn wir auf dieser Linie gemeinsam unser Ziel der inklusiven Beschulung in den verschiedenen Facetten weiter verfolgen und dafür in Zukunft weiter eng zusammen arbeiten könnten.

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… Mit verstärktem Elan angehen Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NordrheinWestfalen Rede zur Einweihung des neuen Gebäudes der Förderschule am 4. Oktober 2011

Seit 120 Jahren leben, lernen und wohnen in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigen, körperlichen oder mehrfachen Behinderungen. In dieser langen Zeit hat sich die Einrichtung und auch das schulische Angebot immer wieder erweitert und den Erfordernissen der Zeit und der Menschen, die hier leben, angepasst: Verschiedene Wohn- und Schulgebäude, Therapieeinrichtungen sowie das Berufsbildungswerk und Werkstätten kamen hinzu. Ursprünglich waren die Häuser nicht als Schulen oder Werkstätten gedacht. Deshalb zeigte sich im Laufe der Zeit, dass die Wege zu den einzelnen Lern- und Arbeitsbereichen weit und zum Teil - wie man es heute formuliert - nicht barrierefrei sind. Mit dem heutigen Tag steht eine weitere Veränderung und ein Fortschritt an: Es besteht nun – und erstmals in der Geschichte des „Wittekindshofs“ – eine eigens als Schulgebäude geplante Immobilie. Das neue Haus ist barrierefrei gebaut. Es bietet den etwa 150 Schülerinnen und Schülern sowie auch dem pädagogischen, therapeutischen und pflegenden Personal der Schule sowie den Besuchern viel Platz. Neben den zahlreichen Klassen- und Fachräumen gibt es notwendige Pflege- und Therapieräume, eine großzügige Cafeteria und Pausenflächen, die vielfältig genutzt werden können. Ihr

Neubau, über den ich mich in Ihren Veröffentlichungen informieren konnte, lässt eine überlegte und liebevolle Planung erkennen, in die – und das hat mich besonders gefreut - die Schülerinnen und Schüler, die in diese Schule gehen, ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen konnten. Mehr Räume – kurze Wege Durch das neue Gebäude ist es nun leichter, den Betrieb als Ganztagsschule mit einer Mittagsversorgung im Gebäude der Schule umzusetzen. Schulische, pflegerische und therapeutische Maßnahmen können aufgrund der neuen Räumlichkeiten stärker aufeinander bezogen und stärker verzahnt werden, als das früher möglich war. Kurze Wege lassen mehr Zeit zum Lernen. Die räumlichen Erweiterungen ermöglichen mehr Differenzierungen - auch für den Bereich Berufsvorbereitung. Somit wird eine ganzheitliche Förderung, die den speziellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler mit Mehrfachbehinderungen entspricht, gestärkt. Liebe Schülerinnen und Schüler, ich freue mich mit euch über die verbesserten räumlichen Möglichkeiten und die sich daraus ergebenden Lernchancen, die ihr jetzt hier nutzen könnt.

Ein feierlicher Moment: Reiner Breder, Dr. Dierk Starnitzke, Ministerin Sylvia Löhrmann Schulleiter Andreas Becker-Brandt

Förderschulgebäudes.

und Christa Strothmann beim Durchtrennen des Eröffnungsbandes. Maik Meid

Ministerin Löhrmann bei Ihrer Ansprache zur Einweihung des

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Sehr geehrter Herr Prof. Starnitzke, Sie haben eben launig formuliert, 120 Jahre gebraucht zu haben. Vielleicht kennen Sie folgendes Zitat von Gotthold Ephraim Lessing: „Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.“ Bedeutsame Veränderungsprozesse brauchen Zeit. Dennoch hoffe ich, dass wir für eins unserer großen bildungs- und gesellschaftspolitischen Ziele – die Schaffung eines inklusiven Schulsystems in Nordrhein-Westfalen – nicht ganz so lange brauchen werden. Aber ich denke, das ist allen Beteiligten klar: Hierbei handelt es sich dabei um eine Generationenaufgabe, die wir jetzt behutsam, aber nachhaltig mit verstärktem Elan angehen.

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Starnitzke, mir hat gut gefallen, wie Sie sich als Schulträger mit den möglichen Wegen hin zu einem inklusiven Schulsystem auseinandersetzen und sich auch selbstkritische Fragen stellen. Ausgehend von den inklusiven Konzepten im Rahmen der Arbeit Ihrer Familienzentren haben Sie das Ziel sehr griffig beschrieben: Das gemeinsame Lernen wird zu einer Selbstverständlichkeit am Ort des Geschehens. Ja, Inklusion ist ein wachsender Prozess – ein Prozess, der sich im Ergebnis durch die gesamte Lebensbiografie der Menschen ziehen sollte – von der frühen Förderung bis hin ins Alter. Der gelebten Praxis des gemeinsamen Lernens in Schulen wird dabei eine hohe Bedeutung beizumessen sein. Erste

Johannesschule Gonau

Kooperationen und besondere Angebote Seitens der Gronauer Johannesschule arbeiten wir seit längerem mit mehreren Schulen zusammen. Wir hatten z.B. zwei gemeinsame Angebote mit der Schwerpunkt-Grundschule im Gronauer Westen: eine FußballArbeitsgemeinschaft und eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema Töpfern für unsere jüngeren Schülerinnen und Schüler. Die Fußball-AG musste wegen der knappen Personaldecke zurückgestellt werden. Aber die AG Töpfern gibt es immer noch. Weiterhin kooperieren wir eng mit dem Kompetenzzentrum sonderpädagogischer Förderung (KsF), insbesondere mit der Gronauer Pestalozzischule, die Teil dieses Kompetenzzentrums ist. Dabei übernehmen wir gegenseitig Schüler für besondere Projekte. Einer unserer Schüler hat beispielsweise in den letzten beiden Schuljahren an der ­Pestalozzischule die Vorbereitungen für seinen Motorroller-Führerschein absolviert. Die AG dauerte drei Unterrichtstunden pro Woche. Der Schüler hat die Prüfung im Sommer bestanden. Immer wieder nehmen Gastschüler aus anderen Schulen an unserem Unterricht oder den Angeboten der Berufs­ praxisstufe teil. Häufig wird dadurch ein Schulwechsel vorbereitet. Zudem kooperieren wir mit Regelschulen im Lernbereich der religiösen Erziehung im Ethikunterricht.

Bedingt durch Raumnot hat unsere Berufspraxisstufe und zusätzlich eine unserer Oberstufen Räumlichkeiten im Wirtschaftszentrum Gronau (WGZ) bezogen, in direkter Nachbarschaft zu den Lehrgangsräumen des Arbeitsamtes und anderer Dienstleitungsanbieter und Firmen. Das Gebäude liegt mitten in der Stadt. Das nutzen die Schülerinnen und Schüler vermehrt und genießen die vielfältigen Angebote im Innenstadtbereich. Dadurch gewinnen sie an Sicherheit und Selbstständigkeit. Zahlreiche Kooperation mit Firmen in der Region Enge Kooperationen gibt es im Bereich der Berufspraxisstufen z.B. mit dem Integrationsfachdienst der Werkstatt in Gronau, dem Integrationsfachdienst Borken und der Reha-Beratung der Bundesagentur für ­Arbeit. Sie bieten regelmäßig in den Räumen der Berufspraxisstufe Sprechstunden für Schüler, Eltern und Lehrer an und arbeiten mit an der Umsetzung unserer Zukunftsplangespräche, die wir mit den Schülerinnen und Schülern führen. Daneben gibt es zahlreiche Kooperationen mit Firmen der Region, die Praktikumsplätze zur Verfügung

stellen, damit die Schüler den ersten Arbeits­markt kennen lernen und erproben können. Weitere Schul-Projekte wurden etwas reduziert, seit sich die Berufspraxisstufe nicht mehr auf dem zentralen Schulgelände befindet. Das bedeutet eben auch, dass wir hier nicht mehr so viele erwachsene Schülerinnen und Schüler direkt erreichen. Damit fehlt auch das Personal, das im Wirtschaftszentrum unterrichtet. Insgesamt erschweren die schwierige Personalsituation und Raumnot auf dem Schulgelände das Zustandekommen besonderer Vorhaben und Kooperationen. Jutta Thier-Mechelhoff, Rektorin der Johannesschule Derzeit besuchen 171 Schülerinnen und Schüler die Johannesschule. Davon nutzen 31 Personen Wittekindshofer Wohnangebote. 68 der Schülerinnen und Schüler sind schwerstmehrfach behindert. Das Einzugsgebiet der Schule umfasst Gronau, Heek, Ahaus und Vreden – also den Nordkreis Borken. Weitere Informationen: Johannesschule Gronau Tel. (0 25 62) 9 16 – 180 johannesschule@wittekindshof.de www.johannesschule-wittekindshof.de

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Gemeinsam lernen

vorsichtige Ansätze scheinen schon hier im Wittekindshof zu reifen. Ich möchte Sie dazu ermutigen, diese Gedanken und Planungen zu vertiefen – der Weg zu einem inklusiven Schulsystem wird dadurch gekennzeichnet sein, dass wir systematisch Schritt für Schritt auf das Ziel zugehen. Dabei wird es noch viele Fragen zu klären geben; so auch die Frage, wie sich eine Förderschule auf den Weg machen kann, eine inklusive Schule zu werden. Für Ihr Unterstützungsangebot danke ich Ihnen – denn nur durch Gespräche und Diskussionen über mögliche Wege, über den Austausch über Vorstellungen werden wir gemeinsam diese große Aufgabe stemmen. Dies entspricht auch den bildungspolitischen Zielen, die sich die Landesregierung für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gesetzt hat. Denn die Konvention setzt auf die aktive und selbstbestimmte Partizipation von Menschen mit Behinderungen – in einer inklusiven Gesellschaft; ja hier muss der Leitgedanke unserer Regierung besonders beherzigt werden: „Betroffene zu Beteiligten machen“. Inklusion gestalten – das gilt für alle Lebensbereiche über die Schule bis hin zu Arbeit, Kultur und Freizeit. Ich begrüße Ihre Bemühungen um gemeinsame Projekte mit Grundschulen, wie Kooperationen im Unterricht, in der Pause und während des Ganztags. Jede Schule muss eine Förderschule werden! Gleiches gilt für Ihre Förderung in der Sekundarstufe I. Hier beabsichtigen Sie mit Ihren Möglichkeiten zu unterstützen, dass der Wunsch der Eltern nach einer allgemeinen Schule für ihre Kinder mit Behinderung so oft wie möglich realisiert werden kann. Aber auch Eltern, die eine Förderschule wünschen, sollen dieses Angebot erhalten.

Wenn Sie, Herr Professor Starnitzke, von einem „Anachronismus“ der Schaffung von Sonderwelten sprechen, dann ist das sicher richtig. Aber im Grunde können wir auch den Spieß umdrehen: Statt jetzt darüber zu spekulieren, wann wir welche Schulen abschaffen, müssen wir doch den Gedanken der individuellen Förderung so ernst nehmen, dass wir unsere Anstrengung darauf richten, in diesem Sinne jede Schule zu einer echten Förderschule zu machen. Ich sehe sehr wohl, dass die Fragestellungen für eine inklusive Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen nicht immer ganz einfach zu lösen sind. Aber hier möchte ich dem Leitsatz treu bleiben: Inklusion ist unteilbar. Möglicherweise sind die Wege unterschiedlich und es gibt unterschiedliche Geschwindigkeiten. Mir ist wichtig darauf hinzuweisen, dass Inklusion mehr ist als das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Es geht auch um soziale Teilhabe und die Akzeptanz von Verschiedenheit und Vielfalt. Ja, wir werden viele weitere Schritte – dessen bin ich mir sicher – in den nächsten Jahren in Richtung der allgemeinen Schulen gehen, und ich bin gespannt darauf, wie Sie diese Schritte hier in Bad Oeynhausen und im Kreis Minden-Lübbecke gestalten werden. Es steht unserer Gesellschaft gut an, sich hier in einem gesamtgesellschaftlichen Konsens über die weiteren Entwicklungsschritte zu verständigen. Unser gemeinsames Ziel ist es ja, alle Kinder und Jugendlichen – egal ob mit mehr oder weniger komplexen Behinderungen oder ohne Behinderung – individuell in den persönlichen Kompetenzen zu stärken, so dass alle selbstbestimmt unsere Gesellschaft und somit unsere Zukunft gestalten. Dazu wünsche ich der Schule, den Schülerinnen und Schülern, allen Eltern sowie den Lehrkräften viel Freude, Mut und Erfolg.

Anke Marholdt

Ein Schlüsselerlebnis: Schulleiter Andreas Becker-Brandt kann jetzt die Wege öffnen zu neuen Fachräumen und „Pädagogischen Mitten“.

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Gemeinsam lernen

Volmerdingsen hat sich auf den Weg gemacht

… zwischendurch innehalten und verschnaufen … Nach den Ferien, Anfang September, war es so weit: Im Anschluss an den Schulgottesdienst machten sich Schüler der Wittekindshofer Förderschule mit ihren Lehrern auf den Weg in die neue Schule. Neun Schülerinnen und Schüler gehen seitdem in die Evangelische Grundschule Volmerdingsen. Sie bereichern unseren Schulalltag in vielfältiger Weise: Da ist Lovis, der am Morgen seine Runden durch die Schule dreht. Plötzlich steht er da, strahlt mich an, begutachtet alles und ist auch schon wieder verschwunden. Oder Kiki, die mit ihrem Rollstuhl kommt, vor Freude schreit und gern gestreichelt wird. Oder Anna Lena, die alles genau wissen will und immer neu nachfragt. Kinder begegnen einander ganz ungezwungen Die Kinder begegnen einander auf dem Flur oder auf dem Schulhof ganz ungezwungen. Sie gehen aufeinander zu und helfen sich gegenseitig. Längst ist es nicht mehr nur die Patenklasse, die die Förderkinder in ihre Pläne einbezieht. Da werden Pläne für ein gemeinsames Frühstück umgesetzt oder man trifft Verabredungen zum Spielen. Nach einer Eingewöhnungsphase für beide Seiten sollen dann nach den Herbst­ ferien verstärkt gemeinsame Unterrichts­ projekte geplant und umgesetzt werden. Dann werden die Schüler des Wittekindshofes gemeinsam mit der Klasse 2 der Grundschule Sportprojekte durchführen, die Natur erleben und musizieren. Zu Weihnachten werden wir alle gemeinsam ins Theater gehen, und sicher wird in der Adventszeit manches Weihnachtslied gemeinsam gesungen. Nach den Herbstferien wird dank einer neuen Rampe an der Eingangstür die letzte Barriere beseitigt sein. Dann stehen dem ­Gelingen unseres additiven Modells keine sichtbaren Hindernisse mehr im Wege. Für die Kollegen aus der Förderschule der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ist die Betreuung „ihrer“ Kinder an „unserer“ Schule sicher eine hohe Belastung! Sie sind als Team, ohne wirkliche Pausen, ständig im

Einsatz. Dazu kommen immer wieder die keinem Zeitpunkt wurde die Inklusions-Idee Wege zum Standort der Förderschule. Eine als solche in Frage gestellt. Nach den vielfälVernetzung über das Internet besteht zur tigen gemeinsamen Projekten war es allen Zeit noch nicht. klar, dass das Lernen in einem Gebäude kein Es gehört schon eine große Portion Idea- Problem bedeuten würde. Die kurzen Wege lismus und Liebe zur Arbeit dazu, um trotz würden ganz neue Möglichkeiten eröffnen. der hohen Belastung mit hoher Freundlich- Auch im Schulausschuss wurden die Pläne keit und Geduld für die Kinder da zu sein. der beiden Schulen mit großem Interesse Ich hoffe, dass nach der Eingewöhnungs- verfolgt und befürwortet. Nach all den Verwaltungshürden lagen phase die Rahmenbedingungen so sein werden, dass alle am Projekt Beteiligten mit dann einige Wochen vor den Sommerferien 2011 alle Genehmigungen auf dem Tisch. Der Freude weiter machen und entspannt neue künftige Klassenraum der Förderschule war Ideen umsetzen. Die sechs Wochen an reicher Erfahrung geräumt. Die ersten Handwerker starteten haben einen recht langen, mitunter auch mit den notwendigen Umbaumaßnahmen. mühsamen Vorlauf: Der erste Gedanke an gemeinsames Lernen von Kindern der Schule Wittekindshof und der Evangelischen Grund- Die letzten Ängste sind verflogen schule Volmerdingsen kam an einem AscherNoch vor den Sommerferien trafen sich die mittwochsempfang des Wittekindshofes, als Eltern der Förderschüler mit den Eltern der das Modell der damals in Planung befindlichen neuen Förderschule präsentiert wurde. Patenklasse, der Klasse 2, aus der GrundSchon über viele Jahre gab es engagierte schule zu einem ersten Elternabend. Es war Kollegen in der Förderschule und in der ein Abend, an dem viel geredet und gelacht Grundschule Volmerdingsen, die in verwurde. Nach diesem Abend waren letzte schiedenen Projekten das gemeinsame Ler- Ängste auf beiden Seiten verflogen. nen der Kinder praktiziert haben. Aber gemeinsam unter einem Dach den Alltag zu „Wer einen hohen Berg erklimmen will, tut erleben, war noch einmal ein neuer Schritt. das nicht in Sprüngen, sondern schrittweise Da hieß es zunächst, die Schulaufsicht zu und langsam.“ Dieses Bild, das wir Papst informieren und mit ihr gemeinsam zu über- Gregor dem Großen verdanken, kennzeichlegen, welche Hürden es gibt, wer in die Pla- net auch den Weg, den wir gegenwärtig in nungen einbezogen werden muss. Auch der Volmerdingsen beschreiten. Wir möchten Schulträger der Grundschule musste grünes den Berg erklimmen, werden zwischendurch innehalten und verschnaufen, den Licht für weitere Pläne geben. Ausblick genießen, um dann weiter nach Und schließlich – auch das war besonoben zu gehen. ders wichtig – mussten die Kollegen und ­Eltern von den Plänen der jeweiligen Schulleitung erfahren. Auf dieser Ebene waren Angelika Wilmsmeier, Rektorin der ­Evangelischen Grundschule Volmerdingsen anfangs die Reaktionen sehr unterschiedlich, aber überwiegend positiv, besonders auf Seiten der Eltern. Ab diesem Schuljahr werden neun Schülerinnen und Schüler aus der Schule Wittekindshof in einer AußenAus beiden Schulen gab es interessierte Kolleginnen und Kollegen, die einen geklasse in der Grundschule Volmerdingsen unterrichtet. meinsamen Arbeitskreis gründeten, um so ins Gespräch zu kommen. Allen war klar: es Weitere Informationen: Evangelische Grundschule Volmerdingsen wird ein langer Weg und jeder Schritt muss gut geplant sein. Viele kritische Fragen wur- Tel. (05734) 1678 gsvolmerdingsen@web.de den beantwortet, aber immer ging es vorwww.gsvolmerdingsen.de rangig um organisatorische Probleme. Zu

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Wittekindshof

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser des „Durchblick“ Zunächst einmal herzlichen Dank dafür, dass Sie sich so zahlreich zum neuen „Durchblick“ geäußert haben. Das war in der Vergangenheit nicht immer so! Es hat alle, die an der Umsetzung des neuen Konzeptes beteiligt sind, gefreut, dass Sie vor allem positiv gestimmt waren. Den allermeisten von Ihnen hat es gut gefallen, dass wir den neuen „Durchblick“ nun durchgängig farbig drucken. Auch die großformatigen Fotos, die helfen sollen, die Texte zu verdeutlichen, haben Ihre Anerkennung gefunden. Es ist ein großer Wunsch des Herausgebers und der Redaktion, den Wittekindshof, seine Menschen und deren Themen, möglichst breit bekannt zu machen und zu erläutern. Themen wie Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben sollen weithin Beachtung finden! Der neue „Durchblick“ soll dabei so etwas sein wie die Visitenkarte. Besonders aus dem Kreis der Eltern und Angehörigen ist dieses Bemühen anerkennend registriert worden. Aber auch Mitarbeitende der Diakonischen Stiftung haben mit viel Zustimmung reagiert. Allerdings ist es auch so, dass einige Rubriken, wie sie in Mitarbeiterzeitschriften üblich sind, ver-

misst wurden: etwa Personalnachrichten, die organisatorische Veränderungen betreffen, aber auch Informationen, die das Privatleben tangieren: der Eintritt in den Ruhestand etwa oder auch Angaben zu persönlichem Freud und Leid. „Ich würde das schon gerne erfahren, wenn jemand verstorben ist, mit dem ich über Jahre hinweg zusammen gearbeitet habe“, lautet die durchaus verständliche Begründung im Hinblick auf solche Informationswünsche. Nun könnte man datenrechtliche Gründe nennen, um zu begründen, dass solche Veröffentlichungen nicht so einfach sind, wie sie mitunter erscheinen. Aber auch die Tatsache, dass die Diakonische Stiftung mittlerweile zahlreiche Standorte umfasst und Mitarbeiterschaften, in denen es längst nicht mehr selbstverständlich ist, dass „jeder jeden” kennt, muss bedacht werden. Vielleicht müssen sich neue Formen interner Kommunikation entwickeln, damit wichtige Personalia dort bekannt werden, wo sie wirklich von Interesse sind und persönliche Anteilnahme ermöglichen. Im Rahmen der Wittekindshofer Pressearbeit geschieht das durchaus: Wenn Dienstjubiläen – im Einverständnis mit dem Jubilar – in der Tageszeitung veröffentlicht werden, dann doku-

mentiert eine solche Veröffentlichung auch die Wertschätzung durch den Arbeitgeber. Das gilt auch für Nachrufe im Todesfall, die seitens der Stiftung nach Vorgaben veröffentlicht werden, die grundsätzlich für alle Mitarbeitenden gelten. Was dabei oft vergessen wird: Es kann nur berücksichtigt werden, was kurzfristig und verlässlich in den Leitungssekretariaten mitgeteilt wird und zur Veröffentlichung frei ist. Wir werden uns im Redaktionskreis darüber verständigen, wie wir im kommenden Jahr mit diesen Personalnachrichten umgehen und wie ein System gewährleistet wird, bei dem alle Fakten tatsächlich Berücksichtigung finden. Noch ein Wunsch, der sich nicht nur, aber besonders an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richtet: Wenn Sie Themen vermissen, wenn Sie selbst an der Zeitschrift mitwirken möchten, dann melden Sie sich: Wir freuen uns auf Anregungen und Hinweise und Angebote zur Mitarbeit. Vielleicht hilft das Vorbild von Frau Aschermann: Sie hat den „Durchblick“ gelesen – und uns schriftlich dargelegt, worüber sie sich geärgert hat. Es wäre schön, wenn sie damit eine Leserbrief-Rubrik ins Leben rufen würde. Die Redaktion freut sich darauf! Freundliche Grüße Klaus Schuhmacher Redaktion „Durchblick“

Leserbrief

So, ich musste mal meine Meinung sagen. Zum Artikel: Bitte um Verzeihung, „Durchblick“ 2-2011, S. 11ff. Als ehemalige Mitarbeiterin bekomme ich den „Durchblick“! In dieser Ausgabe gefällt mir gar nicht, dass Sie bei dem Artikel „Bitte um Verzeihung“ diesen sogenannten Witz so herausgestellt haben! Die Hauseltern waren Tag und Nacht im Dienst, versuchten

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zu helfen und auszugleichen (es gab wohl einige, die nicht so waren). Sie dann so herunter zu machen! Gut, dass es Jesus gibt, der da ist und alle kennt. Zudem war die ganze Zeit so anders, nicht nur hier, sondern überall. Ich habe in Schweicheln und in Werther gearbeitet, es war überall ähnlich: Die großen Säle und die großen Gruppen, das knappe Geld! Und

im Krieg und in der Nachkriegszeit das knappe Essen! Das wirkte auf alle. Wenn in dem Buch die Menschen hier zu Wort kommen: Gut und in Ordnung! Doch man soll man es auch gerecht darstellen. – So, ich musste mal meine Meinung sagen. Ruth Aschermann, Bad Oeynhausen


Wittekindshof

Kooperation mit den Johanniter-Ordenshäusern

Wissen, was ich leisten kann!

Mitarbeiten im Rehazentrum Zukünftig sollen fünf Menschen aus dem Wittekindshof in den JohanniterOrdenshäusern arbeiten. Das Rehabilitationszentrum stellt darüber hinaus Praktikums- und Berufsbildungsbereichsplätze zur Verfügung. Ihre Zusammenarbeit haben die beiden großen evangelisch-diakonischen Institutionen nun in einem Kooperationsvertrag erneuert, den Frank Böker, Geschäftsführer der Johanniter-Ordenshäuser, und Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke seitens des Wittekindshofes jetzt unterzeichnet haben. „Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, entspricht unserem diakonischen Selbstverständnis. Mit dem

Wittekindshof haben wir einen Partner, der viel Erfahrung und Fachwissen bei der Berufsförderung einbringt. Wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die wir uns verlassen können. Gemeinsam gelingt es, Mitarbeitende trotz Handicaps so einzusetzen, dass sie nicht überfordert werden und unsere Betriebsabläufe zuverlässig unterstützen“, fasst Frank Böker seine Erfahrung zusammen. Andreas Summe, Integrationsassistent in den Wittekindshofer Werkstätten, berichtet von dem Unterschied, den es für die Mitarbeitenden bedeutet, in einem Betrieb zu arbeiten, in dem die Mehrzahl der Mitarbeitenden keine Behinderung hat: „Viele haben das Ziel, ‚draußen‘ einen Arbeitsplatz zu finden. Sie sind auch bereit, dafür einiges zu tun, um diese Anforderun-

Flexibilität und Zuverlässigkeit eröffnen Berufswege „Die Entwicklung von der Praktikantin auf einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz werden wir nicht allen Mitarbeitenden aus dem Wittekindshof anbieten können. Wenn aber jemand sein Aufgabenfeld mit viel

Flexibilität, Zuverlässigkeit und Verantwortung ausfüllt, spricht nichts gegen eine Übernahme“, erklärt Michael Schelp, kaufmännischer Leiter der Johanniter-Ordenshäuser. Er hofft, dass auch andere Arbeitgeber Menschen mit Behinderung eine Chance in ihrem Unternehmen geben. Auch Vorstandssprecher Starnitzke lobt die Zusammenarbeit: „Inklusion, also das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, kann nur gelingen, wenn verschiedene Akteure zusammenarbeiten und Netzwerke bilden. Deswegen bietet es sich natürlich an, dass wir gerade unter diakonischen Trägern in der Region eng zusammenarbeiten.“

Weitere Informationen: www.wittekindshof.de und www.ahb-klinik.de

Kooperation zur Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben: Frank Böker (vorn l.) Geschäftsführer der JohanniterOrdenshäuser und Vorstandssprecher Prof. Dr. Dierk Starnitzke (r.) anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Begleitet werden sie durch (v.l.) ­Ressortleiter Reiner Breder, Melanie Busch, Michael Schelp, kaufmännischer Leiter der Ordenshäuser, Integrationsassistent Andreas Summe sowie Jochen Malessa. Anke Marholdt

„Ich bin jetzt fast genau ein Jahr in den Johanniter-Ordenshäusern. Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Ich habe ein gelbes T-Shirt und eine schwarze Hose. Das ist meine Dienstkleidung. Ich bin für die Stationen Rheinland und Westfalen zuständig“, erklärt Jochen Malessa. Man spürt dem Mann aus Volmerdingsen an, dass er mit seiner Arbeit im Patientenbegleitservice zufrieden ist. Am Anfang sei es schwierig gewesen: „Aber jetzt wissen die anderen, was ich leisten kann und wir haben uns gut eingespielt. Mit den Patienten gab es noch nie Probleme. Die freuen sich, dass ich sie in dem großen Haus zur Therapie oder zu Untersuchungen begleite.“ Jochen Malessa ist nicht der einzige Mitarbeiter der Wittekindshofer Werkstätten, der in den Johanniter-Ordenshäusern in Bad Oeynhausen tätig ist. Zurzeit hat er zwei Kolleginnen aus dem Wittekindshof: Melanie Busch arbeitet im Hauswirtschaftsbereich, und Katharina Klöpper ist ebenfalls im Patientenbegleitservice tätig. Beide sind dort schon seit drei Jahren beschäftigt.

gen zu erfüllen. Trotzdem kann ihre Teilhabe am Arbeitsleben außerhalb der Werkstatt nur gelingen, wenn Geschäftsführung und die jeweiligen Teams bereit sind, sich auf sie einzulassen. Und das erleben wir seit Jahren in den Johanniter-Ordenshäusern.“ Rechtlich sind dabei mehrere Formen möglich. Während Melanie Busch und Jochen Malessa weiterhin Beschäftigte der Wittekindshofer Werkstätten sind und einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz haben, wird Katharina Klöpper demnächst direkt in den Johanniter-Ordenshäusern einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

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Wittekindshof

Prader-Willi-Syndrom Fachtagung: „Teilhabe durch Arbeit“

Menschen nach ihrem Können einsetzen „Wer Teilhabe verhindert, verletzt Menschenrechte“, so Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, zu Beginn Fachtagung „Teilhabe durch Arbeit“. Zu diesem Thema hatten die Diakonische Stiftung Wittekindshof zusammen mit der Stiftung RegensWagner aus dem bayerischen Absberg Experten für Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom (PWS) nach Bad Oeynhausen eingeladen. Als Schirmherr der Veranstaltung betonte Hüppe, dass es bei der Inklusion keine Ausnahmen geben dürfe. Er räumte ein, dass dafür in der Gesellschaft großer Nachholbedarf herrscht: „Menschen ohne Behinderung sind nicht an Menschen mit Behinderung gewöhnt. Sie haben nicht gelernt, wie man miteinander umgeht. Bei Inklusion geht es darum, nicht mehr zu trennen! Denn

was getrennt wird, muss mühsam wieder zusammengefügt werden.“ Im Blick auf das Tagungsthema wies der Bundesbehindertenbeauftragte auf Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention hin, in dem das Recht auf Arbeit festgelegt ist. Die größte Aufgabe sei es, Menschen, die bislang noch ausgegrenzt sind, zu vermitteln, dass sie dazugehörten. Grundvoraussetzung sei es, nicht danach zu schauen, was jemand nicht könne. Es müsse stärker gefragt werden, was jemand kann und wie das gesellschaftlich nutzbar sei. Jeder Mensch kann und soll arbeiten Professor Dr. Dierk Starnitzke forderte in seinem Grundsatzreferat eine Weiterentwicklung des modernen Arbeitsverständnisses. Ausgehend vom bib-

lischen Schöpfungsbericht und dem sogenannten Sabbatgebot erklärte er, dass das biblische Arbeitsverständnis viel mehr umfasse als die verbreitete Fokussierung auf Existenzsicherung und Produktion: „Jeder Mensch kann in den Augen Gottes arbeiten. Und jeder soll deshalb auch die Möglichkeit bekommen und wahrnehmen, auf seine Weise Arbeit zu leisten.“ Starnitzke betonte, dass nach biblischem Verständnis all das Arbeit sei, was am Sabbat nicht getan werden solle. Dazu gehöre auch das Anzünden einer Lampe, das Abschneiden eines Blattes oder das Pflücken einer Frucht: „Natürlich ist es deshalb in jedem Falle Arbeit, was die Beschäftigten in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung täglich leisten – unabhängig vom Produk­tionsergebnis.“ Integrationsmanagement bei der Volkswagen AG Einen engagierten Einblick, wie Menschen, die nicht die allgemeinen Leis-

Prominente Gäste der PWS-Fachtagung (vorne v.l.): Bundesbehindertenbeauftragter Hubert Hüppe, Vorstandssprecher Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, der Bad Oeynhausener Bürgermeister Klaus

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Mueller-Zahlmann, der Vorsitzende der PWS-Vereinigung Deutschland, Dr. Volker Holzkämper. Michael Dreiucker, Referent der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und Ressortleiter Reiner Breder.

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tungserwartungen erfüllen, in einen börsenorientierten, weltweit tätigen Konzern integriert sind, bot Leopold Paeth, Integrationsmanager der Volkswagen AG in Wolfsburg. Er plädiert dafür, keine „leidensgerechten Arbeitsplätze“ zu schaffen sondern Menschen dort leistungsgerecht einzusetzen, wo ihnen eine Wertschöpfung möglich ist. Entscheidend sei dabei, die Menschen gut kennenzulernen, um ihre Stärken zu fördern. Wohl vertraut war den Tagungsteilnehmer der Hinweis, dass bei vielen zunächst das Selbstwertgefühl gestärkt werden müsse, um sie dann am neuen Arbeitsplatz behutsam zu begleiten: „Wir lassen die Mitarbeitenden nicht allein und schicken sie nicht an den neuen Arbeitsplatz, sondern begleiten sie und kommen auch später bei ihnen vorbei. Ganz wichtig ist es, die Vorgesetzten zu schulen und das Umfeld zu sensibilisieren. Es ist immer wieder ein Ausprobieren. Wenn es nicht klappt, suchen wir eine neue Möglichkeit!“ Trotzdem erteilte der Integrationsmanager jeglicher Sozialromantik eine Absage und betonte, dass auch er betriebswirtschaftliche Rechenschaft ablegen müsse: „Aber wir haben eine Chance, wenn wir Menschen ihrem Können entsprechend einsetzen!“

Anke Marholdt

Wittekindshof

Die Werkstatt in Herne hat sich auf die Bedürfnisse der Frauen und Männer aus der Wittekindshofer PWS-Wohngruppe eingestellt und ermöglicht in enger Zusammenarbeit mit der Wohngruppe Teilhabe am Arbeitsleben.

Praxisnahe Workshops Neben den Plenumsvorträgen waren vier Workshops Herzstück der Fachtagung. Dabei wurde auch die spezifi-

„Wer Teilhabe verhindert, verletzt Menschenrechte“, hat Hubert Hüppe als Bundesbehindertenbeauf-

Anke Marholdt

tragter und Schirmherr der PWS-Fachtagung im Bad Oeynhausener Energie-Forum Innovation erklärt.

sche Situation von Menschen mit Prader-Willi-Syndrom bezüglich der Teilhabe am Arbeitsleben in den Blick genommen. Schwerpunkte bildeten die Gestaltung der Übergänge von der Schule in das Berufsleben, der Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt sowie die Wechselwirkung zwischen den Lebenswelten Wohnen und Arbeiten. Im Workshop Begleitung und Krisenintervention am Arbeitsplatz wurden besondere Erfahrungen aus den Wittekindshofer Werkstätten und aus einer Werkstatt in Herne referiert. Dort wurden spezifische Konzepte für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom entwickelt und eingeübt. Dazu gehört auch die enge Zusammenarbeit mit den Wittekindshofer PWS-Wohngruppen. Diese Werkstattkonzepte waren auch Thema eines Plenumsvortrages. Das Fazit zur Fachtagung war seitens der Organisatoren eindeutig: „Trotz ihres hohen Unterstützungsbedarfs haben auch Menschen mit Pra-

der-Willi-Syndrom ein uneingeschränktes Recht auf Arbeit. Ihnen pauschal die Werkstattfähigkeit abzuerkennen, wie es teilweise praktiziert wird, ist nicht angemessen. Nur in Ausnahmefällen – beispielsweise wenn schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen hinzukommen – müssen vorübergehend alternative Beschäftigungsformen gesucht werden. Bei allen anderen müssen wir zukünftig noch beharrlicher darauf achten, wie ihre Fähigkeiten in den allgemeinen Arbeitsmarkt eingebracht werden können“, erklärten Dr. Hubert Soyer und der Wittekindshofer PWS-Spezialist Norbert Hödebeck-Stuntebeck.

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Wittekindshof

Kinaesthetics-Fachtagung

Auch ein Rollstuhl kann behindern „Ob es hilft, definiert sich nicht am Hilfsmittel, sondern am Kontext, in dem es eingesetzt wird!“: eine komplexe Eingangsthese des schweizerischen Kinaesthetics-Ausbilder Stefan Knobel gleich zu Beginn der Kinaethetics-Fachtagung Anfang September in

… mit Hilfe von Kinaesthetics ­zusätzliche Bewegungs­ kompetenzen entdecken, die niemand erwartet hatte … Bad Oeynhausen. Was es damit auf sich hat, wurde spätestens im Referat der beiden Wittekindshofer Diakone Holger Weißenborn und Michael Lilienkamp unter Mitwirkung von Heinz Rusch sichtbar. Holger Weißenborn und Michael Lilienkamp arbeiten seit Jahren gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Wohnhaus Bethanien nach kinaesthetischen Grundsätzen. Das

konstruktive Miteinander mit Personen wie Heinz Rusch ist dabei wichtig. In vielen Einzelschritten ist es dabei immer wieder gelungen mit Hilfe von Kinaesthetics zusätzliche Bewegungskompetenzen bei Klientinnen und Klienten zu entdecken. Oft auch solche, die niemand erwartet hatte, oder die als „unmöglich“ verworfen worden waren. So dauerte es eine ganze Zeit, ehe festgestellt wurde, dass der große, individuell angepasste Rollstuhl von Heinz Rusch dessen Bewegungsmöglichkeiten beschränkte statt sie erweitern zu helfen. Statt im Rollstuhl zu sitzen, bewegte er sich immer häufiger und freier auf einer Matte. „Plötzlich standen wir vor dem Problem, dass wir nicht mehr in sein Zimmer kamen, weil er direkt hinter der Tür und nicht mehr auf der Matte lag. Als wir endlich bei ihm waren, haben ihn nicht nur wohlbehalten, sondern äußerst zufrieden angetroffen. Jetzt hat er einen neuen Rollstuhl und erobert sich die gesamte Wohngruppe“, berichtet Holger Weißenborn. Es war nicht einfach, einen neuen Rollstuhl zu bekommen: „Aber die Bemühungen haben sich gelohnt. Ich erlebe seine Zufriedenheit und sehe, dass er schmerzfrei ist und keine Medikamente mehr braucht!“

Heinz Rusch hat durch Kinaesthetics einen neuen Rollstuhl erhalten, mit dem er sich

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selbständig fortbewegen kann, was der alte Rollstuhl verhindert hat.

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Kinaethetics eröffnet Lernprozesse Der Bericht über die Entwicklung von Heinz Rusch und dessen Unterstützung durch andere Mitarbeitenden wurde ergänzt durch ein Referat von Hartmut Wloka. In einem „Vorher-Nachher“Vergleich reflektierte der Geschäftsbereichsleiter die systematische Einführung von Kinaestethics im Wittekindshofer Wohnbereich Bethanien, in dem viele Menschen mit starken körperlichen Behinderungen leben. Durch diese unterschiedlichen Blickwinkel gewannen die über 100 Fach- und Leitungspersonen, Studierenden und pflegenden Angehörigen, die zur Fachtagung gekommen waren, einen Einblick über das Entdecken und Weiterentwickeln von Lernpotenzialen in der Behindertenhilfe durch Kinaesthetics und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Qualitätssicherung. Bewegung – Entwicklung – Selbstwirksamkeit und Interaktion Die grundsätzliche Bedeutung von Bewegung als eine wichtige Grundlage für emotionale, körperliche, intellektuelle, sprachliche und soziale Entwicklung arbeitete Miriam Schäper heraus. In ihrem Vortrag betonte die Wittekindshofer Diplom-Psychologin: „Bewegung brauchen wir zur Selbstwahrnehmung. Bewegung ermöglicht das Erleben von Selbstwirksamkeit und eröffnet den Weg zum anderen.“ Nötig sei es deswegen, dass die scheinbare Bewegungslosigkeit eines schwer behinderten Menschen nicht teilnahmslos zur Kenntnis genommen werde, sondern einfühlsam, geduldig und kreativ mache. Der Wittekindshofer Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke hob in seinem Beitrag hervor, dass Kinaesthetics zunächst die Wahrnehmung der Eigenaktivität der Menschen erfordere, um dann in gezielte Unterstützung und Förderung einzumünden. Damit entspreche Kinaesthetics auch der Leitbildorientierung in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof.


Wittekindshof

Aufbau neuer Standorte

Fünf Jahre Wittekindshof Herne

Von Anfang an haben Freiwillige die Arbeit des Wittekindshof mit Geld- und Zeitspenden unterstützt.

Anke Marholdt

Seit fünf Jahren ist der Wittekindshof vor Ort im Ruhrgebiet aktiv. Seit 2006 hat in Herne in zentraler Innenstadtlage das Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) geöffnet und es wird Ambulant Unterstütztes Wohnen für Menschen mit Behinderung angeboten. Das KIZ hat sich zu einem Freizeittreff mit regelmäßigen Bildungsangeboten und einem Kindertreff entwickelt. Zurzeit findet zum vierten Mal in Folge die Ambulante Wohnschule statt, bei dem meist jüngere Erwachsene innerhalb eines Jahres Haushaltsführung vom Putzen bis zur Geld Einteilen lernen und in der benachbarten Trainingswohnung praxisnah einüben. Einige

Das KIZ in Herne ist ein Treffpunkt für Kinder und Erwachsene.

Absolventen haben nach Abschluss der Wohnschule den Schritt aus dem Elternhaus in die Wohngruppe, andere ins Ambulant Unterstützte Wohnen gewagt. Neue Angebote vernetzt vor Ort Da stationäre Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen in Herne fehlen, war von Anfang an, ein Neubau geplant. Die Nachfrage und zeitnaher Handlungsbedarf war vor allem für Menschen mit dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS) so hoch, dass bereits vor der Grundsteinlegung für den Neubau in einem Mietshaus wenige Gehminuten vom KIZ entfernt die erste Wohngruppe in Herne eröffnet wurde. Als Kooperationspartner konnte die Werkstatt für behinderte Menschen Herne-Castrop-Rauxel gewonnen werden. Wittekindshofer PWS-Spezialisten haben über die seltene Behinderungsform, die mit her-

ausforderndem Verhalten, Stoffwechselbesonderheiten und einer angeborenen Esssucht verbunden ist, Mit­ arbeitende geschult, die in enger Kooperation mit der Wohngruppe ein Konzept entwickelt haben, um in der Werkstatt Teilhabe am Arbeitsleben, berufliche Bildung und persönliche Entwicklung zu ermöglichen. Differenziertes Wohnangebot Nach Fertigstellung des Neubaus mit 24 Einzelzimmern im Herbst 2009, ist die PWS-Wohngruppe umgezogen. Die bisher genutzten nebeneinander liegenden Wohnungen in dem Mietshaus in der Innenstadt wurden von einer neuen Regelwohngruppe übernommen, in der sowohl Frauen und Männer leben, die sich auf eine selbständige Wohnform mit ambulanter Unterstützung vorbereiten als auch Personen, die auch langfristig auf

mehr Unterstützung angewiesen sind. Angeboten werden in Herne mittlerweile verschiedene Wohngemeinschaften für jeweils zwei, vier oder sechs Personen. Im Erdgeschoss des Neubaus am Emsring hat sich die Wohngruppe zu einem Angebot für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf entwickelt. Eingezogen sind Frauen und Männer aus Herne und Umgebung, aber auch Personen, die aus den ostwestfälischen Einrichtungen des Wittekindshofes in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt sind. Sie mussten teilweise vor vielen Jahren das Ruhrgebiet verlassen, weil vor Ort passende Unterstützungsangebote gefehlt haben. Aufwendige Pflege ist ebenso möglich wie umfangreiche Unterstützung im psychosozialen Bereich aufgrund von Verhaltensbesonderheiten. Da auf

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Grund der Schwere der Behinderung, aber auch wegen ihres Alters nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner ganztags in einer Werkstatt arbeiten, wurden im Neubau Tagesstrukturierende Angebote aufgebaut, die grundsätzlich auch von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können, die kein Wittekindshofer Wohnangebot nutzen. Fast 60 Klienten und knapp 50 Arbeitsplätze Der Wittekindshof ist in Herne angekommen. In fünf Jahren ist die Anzahl der unterstützten Personen von null auf 56 gestiegen. 46 Frauen und Männer haben einen Arbeitsplatz beim Wittekindshof Herne gefunden, die an vier Standorten und ambulant im gesamten Stadtgebiet tätig sind. Sie arbeiten ver-

aus der Region

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Wittekindshof

Entscheidend ist, in den neuen Wohngruppen und Häusern Freunde und Vertraute zu finden.

netzt mit anderen Sozialträgern. Ein Ko­operationsprojekt ist die Trainingswohnung, die zusammen mit den beiden Förderschulen vor Ort betrieben wird. Freiwilliges Engagement: Zeit- und Geldspenden Von Anfang an haben Freiwillige die Arbeit des Wittekindshofes mit Geld-

und Zeitspenden unterstützt. Ehrenamtliche tragen im KIZ dazu bei, ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten. Das Gymnasium Wanne hat einen Teil des Erlöses ihres Sponsorenlaufes für die Gestaltung des Außengeländes am Wohnhaus Emsring zur Verfügung gestellt. Dank vieler weiterer Spenden und mit Unterstützung in Höhe von 6.000 Euro durch

die Stiftung Oikos konnten ein Sinnespfad angelegt und eine Vogelnestschaukel sowie eine Gurtbandbrücke aufgestellt werden. Sie wurden im Rahmen des Sommerfestes eingeweiht, das zum fünften Geburtstag des Wittekindshofes Herne gefeiert wurde.

Unterwegs nach Berlin Bünde. Zum Ende des vergangenen Jahres haben 26 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung das Musical „Unterwegs nach Bethlehem“ eingeübt und dann mit einer weihnachtlichen Aufführung die zahlreichen Gäste in der Philippus-Kirchengemeinde in Bünde erfreut. In diesem Jahr soll erneut ein Musical aufgeführt werden. Dass die vom Team des Hauses am Dustholz organisierten „Inklusiven Musical-Projekte Bünde“ beispielhaft sind, findet auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe. Sie hat zwei Bünder Mitarbeiter dazu ausgewählt, das Konzept beim Fachkongress der Lebenshilfe im November in Berlin vorzustellen. Unterwegs nach Berlin sind also Diakonin Dorothea Elges und Diakon Jan Meyer. Zusammen mit 33 weiteren ausgewählten Bewerbungen werden sie dort die Projektmesse gestalten und sind eingeladen, an den Kongressveranstaltungen teilzunehmen.

Bessere Sprachkompetenz Gronau. Eine erfreuliche Verstärkung gibt es im Familienzentrum Gronau zu verzeichnen. Aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit konnte dort eine halbe Fachkraftstelle geschaffen werden, um die Sprachförderung in der Kindertagesstätte weiter auszubauen. Unter anderem sollen die Mitarbeiterinnen in ihrer täglichen Sprachvermittlung für Kinder und Jugendliche weitergebildet werden. Und zu diesem Zweck wurde im Familienzentrum ein Unterstützungskonzept erarbeitet und im Rahmen des Programmes „Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache und Integration“ eingereicht – und damit das Auswahlgremium überzeugt. Die fachliche Verstärkung ist allerdings nur für ein Jahr gesichert.

Weitere Informationen: www.wittekindshof.de/herne

Weitere Informationen zu Kitas und Sprachförderung: www.fruehechancen.de


Wittekindshof

Im kommenden Jahr

Jubiläen im Wittekindshof und in Eben-Ezer Im kommenden Jahr 2012 feiert die Diakonische Stiftung Wittekindshof ihr 125-jähriges Bestehen. Im Leitbild der Stiftung wird deutlich, dass die Institution zugunsten der Menschen, die hier unterstützt werden, in den Hintergrund treten soll. Aus diesem Grund soll das 125-jährige Jubiläum nicht in Form eines Festjahres gestaltet werden, bei dem die Institution im Mittelpunkt steht. Vielmehr werden im Jahresverlauf verschiedene Veranstaltungen zu fachlichen Themen stattfinden, bei denen die Arbeit der Stiftung vorgestellt und besprochen werden soll. Außerdem wird es bestimmte

Anlässe geben, bei denen das Jubiläum durchaus gefeiert werden soll: so beim 125. Jahresfest am 3. Juni 2012 auf dem Gründungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Auch die Evangelische Stiftung Eben-Ezer in Lemgo – diakonischer Nachbar des Wittekindshofes – begeht im kommenden Jahre ein Jubiläum: dort ist es bereits das 150-jährige Bestehen. Beide Institutionen haben ihre Termine miteinander koordiniert und aufeinander abgestimmt. In mancherlei Hinsicht verbindet beide Jubiläumsjahre ein roter Faden. So wird man sich wechselseitig bei den Feierlichkeiten

und Vortragsveranstaltungen ergänzen. Auch Bewohner und Klienten aus Lemgo werden nach Bad Oeynhausen kommen – und umgekehrt.

Teamtraining und Azubipower Bad Oeynhausen. Eine neue Form der Persönlichkeitsbildung wird jetzt im Berufsbildungswerk Wittekindshof auch für externe Interessenten angeboten. „Azubipower“ und „Teamtraining“ lauten die Stichworte, unter denen ein Team um Diakon Thomas Heitkamp ein Konzept mit OutdoorAktivitäten entwickelt hat. Klettern im Wald, an Bäumen und im Niedrigseilgarten ist dabei nicht Selbstzweck. Vielmehr geht es dabei um Selbsterfahrung und Selbstüberwindung und um die Stärkung von Kommunikation und Teamfähigkeit. „Azubipower“ richtet sich an junge Menschen in Schule und Beruf, die durch gemeinsames Erleben Schlüsselqualifikationen erlernen und vertiefen möchten. Am „Teamtraining“ dürfen alle teilnehmen, die in einer bestehenden schulischen oder beruflichen Konstellation Fortschritte suchen.

Das 10. KIZ: Café Solero in Bünde Bünde. Mitte September hat in Bünde das 10. Kontakt- und Informationszentrum seine Pforten geöffnet – und steht nun Menschen mit Behinderungen, ihren Freunden und Bekannten sowie allen denen offen, die sich für soziale Anliegen interessieren und stark machen möchten. Wie an den anderen Wittekindshofer Standorten bietet das Bündener KIZ Gelegenheit zum Wohlfühlen und Entspannen, zum Spielen und Diskutieren – und dazu gibt es dann auch eine ansprechende Auswahl an Speisen und Getränken. Daneben dienen die Räumlichkeiten des KIZ aber auch zur Fortbildung und zur Information. Eine besondere Attraktion für Sportfreunde und Menschen, die gerne feiern: Zur Eröffnung überreichte Ressortleiter Uwe Thünemann ein Jahresabonnement für den Sportsender Sky. Interessante Sportereignisse können im KIZ auf Großleinwand empfangen werden. Wie Erfahrung aus anderen Kontaktund Informationszentren belegten, eignet sich das gemeinsame Sporterlebnis als „Integrationsbeschleuniger“, betonte Thünemann.

Wittekindshofer Kalender 2012 Bad Oeynhausen. Auch für das kommende Jahr 2012 wird es wieder einen Wittekindshofer Wandkalender geben. Er steht im Zeichen des 125-jährigen Bestehens der Diakonischen Stiftung. In Wort und Bild werden historische Situationen mit dem heutigen Leben verglichen: Schule, Sport, Einkaufen und das Innere der Erlöserkirche werden ins Bild gesetzt und von Autoren und Autorinnen interpretiert, die den Wittekindshof seit langem kennen und erlebt haben. Am Beginn des Jahres steht eine Besinnung von Vorstandssprecher Dr. Starnitzke, der die Jahreslosung auch im Kontext der Arbeit der Diakonsichen Stiftung interpretiert und zur näheren Betrachtung der durch den Wittekindshof unterstützten Menschen einlädt.

Nähere Informationen: Berufsbildungswerk Wittekindshof Tel. (0 57 31) 75 79 11; thomas.heitkamp@wittekindshof.de

Hier schon einmal einige der Jubiläumstermine: Diakonische Stiftung Wittekindshof: 23. Februar 2012, für geladene Gäste: Aschermittwochsveranstaltung mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Wegen des angekündigten Besuches wurde der Traditionstermin kurzfristig verlegt. 3. Juni 2012, 125. Jahresfest in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. 4./5. Juli 2012, Fachtagung zur Erforschung

der Geschichte von Menschen mit Behinderungen, Bad Oeynhausen, Energie-Forum-Innovation. 31. August 2012, Sommerfest auf dem Gründungsgelände. Stiftung Eben-Ezer Lemgo: 10. Mai 2012, Historisches Symposion, Lemgo; 11. Mai 2012, Festakt in Lemgo; 8. September 2012, Open Air Konzert, Lemgo Innenstadt mit der Gustav Peter Wöhler Band, Pop und Chansons; 9. September 2012, Jahresfest Eben-Ezer in der Lemgoer Innenstadt, Festpredigt: Präses Nikolaus Schneider, EKD-Ratsvorsitzender; 13. November 2012, Sozialpolitisches Symposion: „Soziale Balance als Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft“, mit FrankWalter Steinmeier u.a.

Impressum Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.) Redaktion: Klaus Schuhmacher Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen klaus.schuhmacher@wittekindshof.de Texte: Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Anke Marholdt, Pressesprecherin, und Klaus Schuhmacher. Auswahl und Redaktion: Klaus Schuhmacher Layout: Wilfried Gandras, Hamburg Druck: Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion.

Der Kalender kostet € 10,– zzgl. Porto. Er kann bestellt werden bei Petra Lohri, Tel. (0 57 34) 61-11 35; petra.lohri@wittekindshof.de

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Wittekindshof

Kreis Borken

Sabine Niermann-Probst, Leiterin des Wittekindshofer Familienzentrums in Gronau, weiß aus Erfahrung: Eltern eines Kindes mit Behinderung haben vielfältige Herausforderungen zu bestehen. Trotz professioneller Hilfen obliegt ihnen besondere Verantwortung – „rund um die Uhr“, Jahre lang. Sie leben permanent damit, dass ihr Kind physisch und im Verhalten von gesellschaftlich geltenden Normen abweicht. Natürlich gibt es in jeder Familie bei der Begleitung der Kinder besondere Herausforderungen, Krisen, Ängste und Versagen. In der Regel sind das zeitlich und situativ begrenzte Phasen; es folgen wieder Zeiten, wo alles recht locker geht. Damit Eltern und Erziehungsberechtigte behinderter Kinder und Jugendlicher verlässliche Entlastung und Unterstützung erhalten können, hat sich die Diakonische Stiftung Wittekindshof im Kreis Borken um die Zulassung eines „Familienunterstützenden Dienstes“ beworben und dafür nun die Anerkennung der Bezirksregierung erhalten. Antje Grünkemeier, Mitarbeiterin im Familienzentrum und gleichzeitig Studentin der

Sozialpädagogik im niederländischen Enschede, wurde als Koordinatorin für dieses Aufgabenfeld eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, den „Familienunterstützenden Dienst“ bekannt zu machen sowie Angebot und Nachfrage aufeinander zu beziehen. Nachfrage: das bedeutet, Eltern auf die Möglichkeit hinzuweisen, für einen überschaubaren Kostenbeitrag, der über die Pflegekasse refinanziert werden kann, Entlastung bei der Versorgung und Begleitung ihres behinderten Kindes zu bekommen. Gesucht: Engagierte Personen mit Grundqualifikation Das Angebot besteht in – meist jungen – engagierten Menschen, die bereit sind, Teile ihrer Freizeit in den Dienst einer solchen Aufgabe zu stellen, und die dafür eine gewisse Grundqualifikation mitbringen. „Dies geschieht ehrenamtlich“, unterstreicht Antje Grünkemeier, wobei aber durchaus entstehende Auslagen ersetzt und das Engagement mit einer Aufwandsentschädigung entgolten wird. Meist sind es Studierende oder Auszubildende aus den Bereichen Gesundheit und Sozial-

Ella Buresch

Familienunterstützender Dienst

Gesucht werden: Leute mit guten Ideen und dem Herz auf dem rechten Fleck

wesen, die sich angesprochen fühlen. Gronau und der Kreis Borken sei ein gutes Terrain, um solche Kräfte ansprechen und für den „Familienunterstützenden Dienst“ gewinnen zu können, glaubt Frau Grünkemeier. „Es gibt Ausbildungsstätten in Ahaus, in Coesfeld und auch die Hochschulen in Enschede zählen zu unserem Einzugsbereich, wo wir schon eine Reihe von Interessentinnen und Interessenten ansprechen konnten“. Die Werbung läuft über Plakate und Handzettel; besonders erfolgreich ist man mit der Ankündigung im Internetportal der deutschniederländischen Noabuurschaft. Die Werbung müsse noch weiterlaufen. Aber es gibt schon verbindliche Nachfragen und verlässliche Ankündigungen zur Mitarbeit. Erste Kontakte konnten erfolgreich vermittelt werden. Allerdings geht es nicht nur um Unterstützung im Einzelfall. Der „Fa-

milienunterstützende Dienst“ möchte seine Aktivitäten intensivieren und für Eltern wie für die Kinder und Jugendlichen perspektivisch planbar gestalten. Deshalb möchte man Zusammenkünfte an Wochenenden organisieren, an denen sich dann mehrere beteiligen. Gleiches ist für die Ferienzeit angedacht. Damit der Dienst für alle Beteiligten optimalen Nutzen stiftet, zählt es zu den besonderen Aufgaben der Koordinatorin, Fortbildungsmaßnahmen zu initiieren, die sowohl Eltern und Angehörige weiterbringen, als auch die Unterstützungskräfte bei ihrer Begleitung von Menschen mit Behinderung qualifizieren. Weitere Informationen: Familienzentrum, Tel.: (02562) 964480 familienzentrum@wittekindshof.de

Die Mitarbeiterverträtung im Gespräch mit Elke Dräger

Schwerbehinderte Mitarbeiter haben besondere Rechte Das Mitarbeitervertretungsgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland schützt die Rechte schwerbehinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in besonderer Weise. In diesem Gesetz (§ 50) ist eigens eine Vertrauensperson vorgesehen, die die Rechte dieser Mitarbeitenden im Detail kennt und die Betroffenen dabei unterstützt, diese Rechte zu wahren und durchzusetzen. In der Diakonischen Stiftung Witte-

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kindshof wird diese Aufgabe seit langen Jahren von Elke Dräger wahrgenommen, die als Lehrerin in der Förderschule in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen tätig ist. Mit ihr sprach Helmut Janz, freigestelltes MAV-Mitglied und u.a. zuständig für Kommunikation, über ihre Aufgaben als Behindertenbeauftragte und die Erfahrungen, die sie in dieser Funktion gemacht hat.

Frau Dräger, welche Aufgaben nehmen Sie als Schwerbehindertenvertreterin wahr? Die Schwerbehindertenvertreterin vertritt die Interessen schwerbehinderter Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz. In allen dienstlichen Angelegenheiten kann ich beratend und helfend zur Seite stehen. Um einige Beispiele zu nennen: Es wird darauf geachtet, dass die Rechtsansprüche der

schwerbehinderten Arbeitnehmer eingehalten werden. Die gilt auch im Blick auf die Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. Ich berate beim Ausfüllen von Anträgen an die Behörden, um einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen oder Änderungen vornehmen zu lassen. Außerdem begleite ich auf Wunsch Dienstund Eingliederungsgespräche in den Bereichen der Diakonischen Stiftung.


Wittekindshof

Wenn Ausgleichszahlungen erbracht werden – was geschieht dann damit? Die Ausgleichszahlungen werden im Rahmen der Tätigkeit der Integrationsämter für die schwerbehinderten Arbeitnehmer eingesetzt. Zum Beispiel zur Anschaffung technischer Hilfsmittel am Arbeitsplatz, für die Finanzierung von Arbeitsassistenzen, die im Produktionsprozess schwerbehinderte Kolleginnen und Kollegen unterstützen, und vieles mehr. Die Schwerbehindertenvertreterin ist ein Wahlamt. Wer wählt und wie lange dauert die Wahlperiode? Die Schwerbehindertenvertreterin und deren Stellvertretungen werden von den schwerbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle vier Jahre neu gewählt. Eine Wiederwahl ist möglich. Das Wahlverfahren verläuft so wie das der Mitarbeitervertretung. Es sind die gleichen Vorschriften aus dem Mitarbeitervertretungsgesetz einzuhalten. Ungefähr vierzehn Tage nach der Mitarbeitervertretungswahl soll in der Regel auch die Wahl der Schwerbehindertenvertretung erfolgen. Verantwortlich ist die amtierende Schwerbehindertenvertretung, später der gewählte Wahlausschuss.

Wie viele schwerbehinderte Menschen sind in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof angestellt? Die genaue Anzahl am heutigen Tag kann ich nicht sagen. Es sind aber ca. 100 Kolleginnen und Kollegen in dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen in den Bereichen der Region Ost, Hamm und Herne.

Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke beim Sozialamt im Kreishaus in Minden an der Portastraße. Bei den kreisfreien Städten, wie zum Beispiel in Bielefeld, ist der Antrag direkt im Rathaus zu stellen. Das Antragsformular kann gerne bei mir abgeholt oder auch direkt aus dem Internet heruntergeladen werden.

Wann gilt man im Sinne der Sozialgesetzgebung als schwerbehindert? Als schwerbehindert gilt man, wenn die zuständige Behörde nach Antrag des Betroffenen einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent festlegt. Dabei werden alle vorliegenden Untersuchungsbefunde mit den entsprechenden Bewertungen berücksichtigt. Dieser Grad der Behinderung wird im Schwerbehindertenausweis dokumentiert – ebenso die damit verbundenen Merkmale.

Wenn ich einen Schwerbehindertenausweis erhalten habe, wo kann ich den auf dem Wittekindshof abgeben? Den Schwerbehindertenausweis sollte man immer selber behalten! Eine Kopie dieses Ausweises kann in der Personalabteilung der Verwaltung abgegeben werden. Die Abgabe ist freiwillig aber notwendig um in den Genuss von Nachteilsausgleichen zu kommen. Man sollte dort aber nicht auch noch den Bescheid abgeben, in dem die anerkannte Behinderung aufgeschrieben ist. Schließlich ist ja auch niemand verpflichtet, dem Arbeitgeber mit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die ärztliche Diagnose mitzuteilen.

Welche Behörde ist für einen Antrag auf Schwerbehinderung zuständig? Der Antrag muss beim zuständigen Sozialamt für das Kreisgebiet gestellt werden, in dem der Antragssteller mit dem Erstwohnsitz lebt – also für Bad

Wenn ich als schwerbehinderter Arbeitnehmer anerkannt bin, gibt es dann irgendwelche Vergünstigungen? Ja, natürlich! Als Vollzeitbeschäftigter erhält man eine Woche zusätzlichen Jahresurlaub, der auch bei Krankheit nicht verfällt. Schwerbehinderte haben auch steuerliche Vergünstigungen und einen Kündigungsschutz, der nur sehr erschwert vom Arbeitgeber aufgehoben werden kann. Außerdem können sie eher in Rente gehen. Wer hier genaueres erfahren möchte, kann sich gerne an mich wenden. Arbeiten Sie mit der Mitarbeitervertretung zusammen? Natürlich! Schwerbehindertenvertretung und Mitarbeitervertretung haben das gleiche Ziel, nämlich für die Mitarbeiterschaft da zu sein, ob mit oder ohne Behinderungen! Ich bin ständiger Gast in den alle vierzehn Tage stattfindenden Mitarbeitervertretungssitzungen. Hier kann ich meine Fachlichkeit und Erfahrungen einbringen, was von den Mitarbeitervertretern gerne angenommen wird.

Privat

Wie sieht die Pflicht zur Beschäftigung schwer behinderter Menschen am Beispiel der Diakonischen Stiftung Wittekindshof konkret aus? Arbeitgeber mit mindestens 20 Arbeitsplätzen – und dazu zählt der Wittekindshof ja allemal – haben im Jahresdurchschnitt auf wenigstens 5 Prozent der Arbeitsplätze schwer behinderte Menschen zu beschäftigen. Dabei sind schwerbehinderte Frauen besonders zu berücksichtigen. Hält sich der Arbeitgeber nicht an die Beschäftigungspflicht im Sinne der Sozialgesetzgebung, muss er eine Ausgleichszahlung an den Staat leisten. Ich habe erfreulicherweise immer wieder erlebt, dass Leitungskräfte der Diakonischen Stiftung ständig bemüht sind, so weit wie möglich schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen.

Elke Dräger ist seit über 20 Jahren Schwerbehindertenvertreterin. Sie ist 60 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer Tochter. Seit Jahrzehnten arbeitet sie auf dem Wittekindshof als Lehrerin in der Förderschule in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Dort war sie mehrere Jahre auch Beschwerdebeauftragte für die Schülerschaft sowie die Eltern. Sie ist erreichbar unter: Tel. (01 74) 3 01 49 12 oder elke.draeger@teleos-web.de

Vertreten wird Elke Dräger als Schwerbehindertenvertreter von Dirk Bekemeier, Abt. Informations- und Kommunikationstechnologie in der Haupt­verwaltung, und Christine Pollmeier, ebenfalls Lehrerin an der ­Förderschule auf dem Wittekindshof. In Gronau sind für Anliegen ­Schwerbehinderter zuständig: Margarethe Ellerkamp, Mitarbeiterin in der Wirtschaftszentrale. Sie ist erreichbar unter: Tel. (02562) 916252 oder Schwerbv-Gronau@wittekindshof.de Stellvertreter ist Manfred Becking, Annaheim 4, Gruppe 3.

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Wittekindshof

Pferde eröffnen Erfahrungs- und Lernwelten

10 Jahre Therapeutisches Reiten Wittekindshof „Montag ist Reiten“, erklärt Edda Wiese mit strahlenden Augen. Aber auch wenn das Reiten ausfällt, spricht das Gesicht der Rentnerin Bände: „Pferde machen Pause. Am Montag kein Reiten!“ Eine andere Frau, die gerade ins Ambulant Unterstützte Wohnen umgezogen ist, sagt zur Begrüßung in der Reithalle eigentlich immer wieder: „Ich komme so gerne, und Larro ist mein Lieblingspferd.“ Wenn Beziehungen schwerfallen Das Therapeutische Reiten, das seit zehn Jahren in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof angeboten wird, ist für viele ein Höhepunkt. Regelmäßig einmal in der Woche nehmen rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 4 und über 70 Jahren an dem Angebot rund um das Pferd teil. Darunter befinden sich viele Menschen mit hohem psychosozialem Unterstützungsbedarf. Aufgrund psychischer Erkrankungen oder auch heraus-

forderndem Verhaltens fällt ihnen der Umgang mit anderen Menschen oft schwer. Kontakt zu sich und der Umwelt Durch das Pferd können sie körperliche Nähe, die Wärme der großen, starken und kuscheligen Tiere erleben. Das ist besonders für Erwachsene wertvoll, die sonst wenig körperliche Nähe zulassen. Das Getragenwerden erleben viele Menschen als positive Körpererfahrung. Sie motiviert, sich weiter auf das Tier und dessen Bewegung einzulassen, während sie auf andere Bewegungsangebote ablehnend reagieren: „Beim Reiten werden Reflexe, Gleichgewicht und Körperkoordination kontinuierlich angesprochen. So entsteht sozusagen automatisch ein Dialog zwischen Mensch und Pferd. Damit ist ein erster Schritt zur Kontaktaufnahme mit der Umwelt getan, der Menschen, die stark in sich gekehrt sind, sonst kaum gelingt“, erklärt

­Diakon und Diplom-Sozialpädagoge Michael Rahmöller. Aha-Effekte helfen lernen Nicht selten ist aber auch schon die Beziehungsanbahnung zum Pferd ein weiter Weg. Die Reithalle ist groß, so dass das Tier auch mit großem Abstand beobachtet werden kann. Behutsam findet die Annäherung statt. Manchmal sind es die Fingerspitzen, die für Sekunden das Pferd berühren. Andere Teilnehmer suchen intensiven Körperkontakt. „Sie finden bei uns Wege, um sich selbst zu spüren. Wir bieten ihnen Unterstützung, um dabei neue Erfahrungen zu sammeln. Die verschiedenen Pferde und ihre unterschiedlichen Gangarten ermöglichen eine Vielzahl von Reizen und Erfahrungen. Die einen kommen mit dem Pferd in Bewegung, die anderen zur Ruhe, das gilt auch bei extremen innerpsychischen Spannungen“, erklärt der Reitpädagoge und weist auf echte Aha-Effekte hin: „Die Pferde ermöglichen starke Reize. Im Sinne des emotionalen Lernens sind sie wichtig für alle Lernprozesse. So trägt das Thera-

Anke Marholdt

Kontakt auf Augenhöhe auch wenn das Pferd viel größer als Nick Kestehnus in seinem Rollstuhl ist.

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peutische Reiten direkt dazu bei, Lernprozesse im Alltag zu ermöglichen oder zu fördern.“ Das Selbstbewusstsein stärken Emotionen spielen in vielen Bereichen beim Therapeutischen Reiten eine wichtige Rolle. Viele Reiterinnen und Reiter sind stolz, wenn sie zum erstenmal Trab oder Galopp an der Longe oder ganz alleine im Schritt die Halle durchquert haben und beim Reitertag Applaus für ihre Voltigiervorführung erhalten. Pferdepflege und das Führen der Tiere vom Stall in die Halle sind ein wichtiger Bestandteil. „Die Teilnehmer lernen die Bedürfnisse des Tieres, ihre eigenen Wünsche und die der anderen Reiterinnen und Reiter in Einklang zu bringen, sie übernehmen Verantwortung und erleben, selbst etwas zu bewirken, wenn das Pferd zufrieden schnauft oder es sich führen lässt. Das stärkt das Selbstbewusstsein“, weiß Sylvia Niemeier. Die Diakonin und Diplom-Pädagogin legt großen Wert auf dieses Erleben, das gerade Menschen mit schwerer Behinderung oft nur sehr eingeschränkt haben. Pferde schaffen Vertrauen Das Therapeutische Reiten findet außerhalb des Stiftungsgeländes in einer Reitanlage in Bad OeynhausenVolmerdingsen statt, in der auch ein Verein und viele Hobbyreiter trainieren. Auch wenn der Wittekindshof feste Hallenzeiten gemietet hat, um einen geschützten Rahmen zu schaf-

Anke Marholdt

Wittekindshof

Auf dem Pferderücken kann Inessa Puidokas sich selbst spüren und innerlich zur Ruhe kommen – wichtig ist viel direkter Körperkontakt, weswegen sie rückwärts auf dem Bauch auf dem Pferd liegt. Gleichgewicht auch in dieser Position zu halten, ist für sie kein Problem.

fen, gehören Gespräche und Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zum Alltag. Die gemeinsame Liebe zum Pferd und zum Reiten liefert Gesprächsstoff und verbindet auch ohne Worte.

Aufforderungscharakter und begegnet den Menschen unvoreingenommen, eine Erfahrung, die etwa Menschen mit Speichelfluss oder aggressivem Verhalten selten erleben“, erklärt Sylvia Niemeier.

Pferde mit spezieller Ausbildung Die Therapiepferde wurden so ausgewählt und ausgebildet, dass sie von sich aus den Kontakt zu Menschen suchen und in Anwesenheit der Pädagogen auch Schreien, ständiges Reden, plötzliche Bewegungen, Berührungen an allen Körperteilen und sogar einen Biss ins Fell gelassen hinnehmen. „Das Pferd hat einen hohen

Eindrückliche Erfahrungen Für alle Teilnehmerin und Teilnehmer am Therapeutischen Reiten werden individuelle Förderziele festgelegt, reflektiert und fortgeschrieben. In der Reithalle wird unmittelbar erlebbar,  wenn ein Mensch, der sonst kaum etwas sagt, auf dem Pferderücken plötzlich redet oder sich durch Laute artikuliert;

 wenn jemand, der fast immer redet, im Umgang mit dem Pferd lernt, leise zu sprechen und auf die Reaktionen seines Gegenübers zu achten;  wenn ein Mensch, der ansonsten Bewegung meidet, sich zwischendurch auf den Weg zum Stall macht, um „seine Pferde“ zu besuchen;  wenn ein Menschen, der ständig die Finger in den Augenhöhlen reibt, nach einigen Runden auf dem Pferderücken seine Finger von den Augen löst, sich aufrichtet und schnell wieder seine Jacke über den Kopf zieht, als wollte er die Erfahrung des Getragenwerdens mit niemandem teilen.

Therapeutisches Reiten Wittekindshof  110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Wittekindshofer Wohnangebote in Bad Oeynhausen, Löhne, Lübbecke, Espelkamp, Enger und Herford nutzen

 zusätzlich 13 externe Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit 2009  anerkannt vom Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKTHR) für die Bereiche „Heilpädagogische Förderung“ und „Pferdesport für Menschen mit Behinderungen“

 drei Reitpädagoginnen und -pädagogen, eine Assistentin auf einem Werkstattarbeitsplatz  Präsentationen bei großen und internationalen Reitturnieren in der Region: German Friendships, Bexter Hof Open, Sielpark-Turnier

 Das Angebot rund um das Pferd wird nicht von Krankenkassen oder anderen Kostenträgern finanziert. Es kann nur stattfinden, weil es von Einzelpersonen, Firmen und Vereinen finanziell unterstützt wird.

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Maik Meid

Wittekindshof Fundraising

Ein großes Dankeschön an alle Freunde und Förderer! Auch in diesem Jahr dürfen die Diakonische Stiftung Wittekindshof und ihre Freunde und Förderer auf viele erfolgreiche Spendenprojekte blicken – besonders auf die neue Förderschule in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Mit der Einweihung am 4. Oktober 2011 ging ein langer Weg zu Ende. Für die Schülerinnen und Schüler hingegen fängt der Weg jetzt erst richtig an und zwar geradewegs in die Zukunft, die bessere Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten verspricht.

Die Förderschule Wittekindshof Insgesamt 1,7 Millionen der Kosten für Bau und Ausstattung der neuen Förderschule wurden durch private Spender, Firmen, Vereine, Kirchengemeinden und Stiftungen finanziert. Allen voran sind zu nennen die Dr. Hans-Joachim und Christa Strothmann-Stiftung und die Günter und Rita Rudloff-Stiftung aus Minden sowie die Dieter Ernstmeier Stiftung aus Herford. Ihr Glaube an die neue Schule und ihr Engagement haben dazu geführt, dass weitere Unterstützer ­

g­ ewonnen werden konnten. Anzuführen sind ebenfalls die Familie-Osthushenrich-Stiftung, die IKEA-Stiftung, die Carina-Stiftung und die Firma DTS Systeme. Mit 3.000 Euro und mehr unterstützten folgende Geber den Bau der neuen Schule Wittekindshof: F. + G. Robering Stiftung, Prof. Dr. Werner und Maren Otto, Lions-Förderverein Bad Oeynhausen, Fretthold GmbH & Co. KG, Nils Bogdol GmbH, Kaiser-Apotheke in Bergkirchen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bergkirchen, HANFWOLF Wolf

GmbH & Co. KG, Dr. Erich Marx sowie Dr. Heinz Göben. Ein herzlicher Dank gilt auch der Martin C. Schröder-Stiftung, die den laufenden Betrieb der Förderschule seit Jahren regelmäßig unterstützt. Jedem der insgesamt über tausend Spenderinnen und Spendern, die in dieses Zukunftsprojekt investiert haben und die wir verständlicherweise leider nicht alle namentlich nennen können, ein Extra-Dankeschön!

TuS N-Lübbecke erwischt wieder einmal einen fantastischen Start in die Saison: Zum Auftakt trifft sich die Mannschaft des Handball-Bundesligisten mit Wittekindshofer Fans im Rahdener Haus Aleida.

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Wittekindshof Fundraising

Schon seit einigen Jahren ermöglicht der Bundesligist TuS N-Lübbecke durch die Spende von Saisonkarten diesen treuen und begeisterten Fans den regelmäßigen Besuch der Heimspiele in der Merkur Arena in Lübbecke. Ein dickes Dankeschön dafür auf diesem Wege!

Was will eigentlich Fundraising? Fundraising in der Stiftung Wittekindshof hat ein wichtiges Ziel: Freunde, Förderer und Multiplikatoren zu gewinnen und nachhaltig für die Anliegen der Stiftung zu begeistern. Gemeinsam sollen Visionen umgesetzt und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Behinderungen verwirklicht werden.

Spendenkonten: Volksbank Bad Oeynhausen-Herford BLZ: 494 900 70; Konto: 12 22 00 StadtSparkasse Bad Oeynhausen BLZ: 490 512 85; Konto: 12 22 00

Spenderservice der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Eva-Maria Kern, Tel.: (05734)61-1132 spenderservice@wittekindshof.de

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Thomas Dullweber

Handball-Begeisterung mit Tradition Die Freundschaft zwischen dem TuS N-Lübbecke und vielen Bewohnerinnen und Bewohnern der Wittekindshofer Häuser in Rahden, Lübbecke und Benkhausen ist tief und fest und hat mittlerweile eine lange Tradition. Dazu gehört die Mitgliedschaft einiger Bewohner im Fanclub Red Devils und das gemeinsame Grillen zum Saisonauftakt mit der gesamten Mannschaft auf dem Gelände des Hauses Aleida.


Gemeinsam Was macht eigentlich lernen …

Was macht eigentlich … Tanja Follak?

Die Frage nach ihren persönlichen Schwächen beantwortet Tanja Follak ein bisschen „getrickst“, aber absolut ehrlich: „Schokolade“, sagt sie und erspart sich damit die tiefer gehende Selbstoffenbarung. Das Bewerbertraining – „ganz schön hart und ziemlich realistisch“, wie Andreas Summe als professioneller Wegbegleiter meint – ist ein Schritt auf dem beruflichen Weg von „drinnen nach draußen“, den die junge Frau seit ihrem 17. Lebensjahr ziemlich konsequent verfolgt. Das Training steht dabei schon fast am Schluss. Es gehört heute zum Standard für junge Leute, die einen Beruf suchen. Vom Berufsbildungswerk in die Pizzaria Tanja Follak kam 1993 in das Wittekindshofer Berufsbildungswerk (BBW) in Bad Oeynhausen-Eidinghausen, absolvierte dort zunächst den Förderlehrgang – heute die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme – und wurde dann zur Hauswirtschaftshelferin ausgebildet. Besonders gerne hat sie damals gekocht, egal was. Dass sie damals eine der Besten war, hat sie mit dem Abschlusszeugnis schriftlich bekommen. Doch ein beruflicher Abschluss bedeutet längst nicht immer den direkten Weg zur beruflichen Karriere auf dem ersten Arbeitsmarkt. Tanja Follak jobbt in einer Pizzeria, ganz in der Nähe ihrer Unterkunft. Nach einem Jahr hört sie dort auf – der 400Euro-Job bietet weder eine langfristige Perspektive noch sichert er den eigenständigen Lebensunterhalt. Unterstützt von ihrer Betreuerin stellt sie den Aufnahmeantrag für Ambulant Unterstütz-

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tes Wohnen in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. „Drinnen“, also in den Angebotsstrukturen der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, ist „der Westkamp“ ihre erste Station. Der Westkamp, eine Straße mit Ein- und Zwei-Familienhäusern, oftmals mit kleinen Einliegerwohnungen und Gärten, liegt am Rande des Campusgeländes in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Der Westkamp: Test für ambulantes Wohnen Der Wittekindshof hat dort zunächst ein, später weitere Wohnhäuser erworben und erprobt dort neue Wohnformen. Der Westkamp ist in jenen Jahren so etwas wie ein Labor oder eine Trainingsstation. Viele Angebote, die bis dato selbstverständlich zentral geregelt wurden, gingen in die Verantwortung der Teams aus Mitarbeitern und Bewohnern über. Es wurde gekocht, gewaschen und selbstständiges Zusammenleben ausprobiert und mit Regelungen versehen, mit denen alle Beteiligten leben konnten. Der Begriff SoLe entstand damals – und hat sich bis heute erhalten: „Selbstbestimmte offene Lebensformen“. Aus der anfänglichen Laborsituation wurde rasch ein Programm und ein rasant wachsendes Segment der Wittekindshofer Angebotspalette. Für Menschen wie Tanja Follak bedeutete das systematische Chancen zur persönlichen Entwicklung wie auch zur beruflichen Entfaltung. Die „Alte Post“, mitten auf dem Gründungsgelände, dann Ambulant Unterstütztes Wohnen am „Starkensiek“, einer Straße im Dorf

Hinter dem Begriff „Arbeit und Berufliche Integration“ verbergen sich Unterstützungsleistungen und –formen für Menschen mit Behinderungen und potentielle Arbeitgeber des allgemeinen Arbeitsmarktes. Die

– also schon etwas entfernt – sind die beiden nächsten Wohnorte. 2009 erfolgt ein weiterer Umzug: Es geht in die Hindenburgstraße nach Bad Oeynhausen, in eine kleine Wohngemeinschaft. Über die Zusammensetzung der WG hat sie sich mit Benny verständigt, einem Freund, der verträglich ist und mit dem sie gut zusammenwohnen kann. „Ich verstehe mich so ganz gut mit ihm“, fasst sie die positive Grundstimmung zusammen. Nun bedeuten Umzüge an sich ja noch keine Zunahme an Lebensqualität. Für Tanja Follak gehört auch die berufliche Entwicklung dazu. Nach der Pizzeria waren zunächst wieder Lernschritte angesagt: Da es für sie außer Frage stand, an die hauswirtschaftliche Ausbildung im BBW anzuknüpfen, verkürzte das die Orientierungsphase im Berufsbildungsbereich der Wittekindshofer Werkstätten und rasch machte sie sich auf dem weiten Feld der Hauswirtschaft nützlich. Wirtschaften mit Besen und Kehrblech Da wird dann nicht in erster Linie gekocht, was mal ihr Lieblingsfach im Berufsbildungswerk war – vielmehr gilt es, den angestellten Hauswirtschaftskräften zur Hand zu gehen und auch mal zum Besen und zum Kehrblech zu greifen, um die Räumlichkeiten sauber zu halten. Tanja Follak macht das gut, so dass alle froh sind, wenn sie – beispielsweise auf dem Verwaltungsflur der Wittekindshofer Werkstätten in der großen Betriebsstätte Sonnenbrede für Sauberkeit sorgt. Sie trifft dort auf ein gutes Team und findet Unterstützung


Was macht Gemeinsam eigentlich lernen …

bei ihren Fragen – fachlich wie auch privat. Ihre Anleiterin, Frau Kröger, kann sie auch privat anrufen, wenn es erforderlich scheint. Wenn Not am Mann ist, hilft Frau Follak aus: „Es kam vor, dass ich bei Krankheitsfällen oder Engpässen an der Essensausgabe stand“, sagt Andreas Summe, der eigentlich eher administrativ in der beruflichen Fortbildung tätig ist. „Da habe ich am liebsten Tanja gefragt, ob sie mir helfen kann. Sie hat dann ihre Pause verschoben, und dann haben wir das gemeinsam hinbekommen. Bei um die hundert Mittagessen hätte ich das alleine niemals geschafft!“ Fleiß und Geschick bleiben nicht lange verborgen Fleiß und Geschick im Haushalt, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen bleiben meist nicht lange verborgen. So mühten sich viele darum, Tanja Follak in ihren Reihen zu haben. Die Beschäftigten der Wittekindshofer Werkstätten wählten sie in den Werkstattrat, wo sie schließlich auch zwei Jahre lang Vorsitzende war. Menschen, denen sie eng verbunden war, hätten sie gerne weiter in der Werkstatt als verlässliche Kollegin behalten und ermutigten sie zu bleiben. Aber Tanja Follak wollte nach „draußen“; sie wollte auf einen Arbeitsplatz, auf dem man einen eigenständigen Verdienst erreicht, von dem man leben und mit dem man Pläne machen kann. Mit Hilfe der Wittekindshofer Beschäftigungsgesellschaft BeBeWi und des Integrationsfachdienstes Minden

Schwerpunkt des Bereiches Arbeit und Berufliche Integration sind die Entwicklung und Begleitung von betriebsintegrierten Arbeitsplätzen. Das sind Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, bei denen

die Stelleninhaber ihren Status als tenzen zu erweitern und tragen Werkstattbeschäftigte behalten. so dazu bei, einen Wechsel auf den Betriebsintegrierte Arbeitsplätze bie- ­allgemeinen A­rbeitsmarkt vorzu­ ten die Möglichkeit, den allgemeinen bereiten. Arbeitsmarkt kennen zu lernen, berufspraktische und sozialen Kompe-

Klaus Schuhmacher

Hilfen orientieren sich am individuellen Bedarf und reichen von der Arbeitsplatzsuche über die individuelle Anpassung eines Arbeitsplatzes bis zur Unterstützung bei der Beantragung von Fördergeldern. Ein

Haushalt! Das hat sie gelernt, das kann sie: Tanja Follak in „ihrer Küche“ im Marthahaus.

hat sie dieses Ziel nun erreicht. In einem der Wittekindshofer Geschäftsbereiche war man zu der Auffassung gelangt, dass Tanja Follak in vielen Bereichen der Hauswirtschaft kontinuierlich gute Hilfen leistet, wie man sie auch von einer Kraft aus dem ersten Arbeitsmarkt erwartet. Um auch die soziale Kompetenz zu vertiefen, gab es noch einmal eine umfassende, gezielte Vorbereitung, zu der auch das eingangs zitierte Bewerbertraining zählte.

Am Ende zählt die Unterschrift Das war alles nicht einfach und mit mancherlei Anspannung verbunden. Aber dann war es so weit: Tanja Follak konnte ihre Unterschrift unter einen zunächst auf zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrag setzen. Tanja Follak war „draußen“ – auf dem ersten Arbeitsmarkt. Sie hat ein Ziel erreicht, auf dass sie lange hingearbeitet hat. Dass „draußen“ dabei durchaus „drinnen“ – also im Witte-

kindshof, genauer im traditionsreichen Marthahaus, bedeutet, stört sie wenig. Im Gegenteil, hier kennt sie sich aus, hier hat sie Freundinnen und Freunde. Und neue Pläne hat sie auch schon: Sie möchte ein weiteres Mal umziehen, die kleine WG verlassen, um mit ihrem Verlobten zusammenzuziehen und eine Familie zu gründen.

Klaus Schuhmacher , Öffentlichkeitsarbeit

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Blick zurück

Erinnerung an Pfarrer Dr. Johannes Klevinghaus

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er langjährige Vorsteher des Wittekindshofes, Pfarrer Dr. Johannes Klevinghaus, würde am 7. Dezember 100 Jahre alt. 25 Jahre lang hat er den Wittekindshof geleitet und geprägt. Schon am 10. Februar 1943 wurde Johannes Klevinghaus vom Vorstand der damaligen Westfälischen Evangelischen Heilerziehungs-, Heil und Pflege­anstalt Wittekindshof als Nachfolger von Pfarrer Theodor Brünger gewählt. Faktisch übernahm er das Amt des Vorstehers bereits am 1. September 1944. Da er aber als Kriegsteilnehmer in Frankreich im Einsatz war, führte Pfarrer Brünger die Ämter weiter. Am 21. Juni 1945 traf Johannes Klevinghaus im Wittekindshof ein und wurde am 5. August in das Amt des Anstaltsvorstehers eingeführt. Der Wittekindshof war bei der Amtseinführung von Pfarrer Klevinghaus zu großen Teilen besetzt. Die britische Besatzungsmacht, die die Innenstadt von Bad Oeynhausen als Hauptquartier für ihre Besatzungszone nutzte, hatte im Frühsommer 1945 einen großen Teil der Einrichtung beschlagnahmt. In den besetzten Häusern hatten die Briten das „Scottish General Hospital“ eingerichtet. Nur die Häuser Friedenshöhe und das Schloss Ulenburg konnten weiter als Wohnhäuser für die behinderten Menschen genutzt werden. Ein großer Teil des Wittekindshofes war bereits im Herbst 1941 durch den NS-Staat geräumt worden, um dort schließlich im Frühjahr 1942 ein Lazarett der Wehrmacht einzurichten.

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Der Wittekindshof war Johannes Klevinghaus nicht unbekannt. Er hatte ganz persönliche Bindungen zur Einrichtung. Am 12. Dezember 1937 heiratete er in der Wittekindshofer Kirche Martha Brünger, eine Tochter des Wittekindshofer Vorstehers. Dass er einmal Nachfolger seines Schwiegervaters werden würde, damit hatte er sicherlich nicht gerechnet. Eigentlich hatte er eine wissenschaftliche Laufbahn angestrebt. Nach seinem Studium der evangelischen Theologie in Bethel, Bonn, Tübingen und Münster legte er im Herbst 1934 sein erstes theologisches Examen vor der Bekennenden Kirche ab, ebenso sein zweites im April 1937. Ordiniert wurde er am 25. Juni 1937 in der Christuskirche in Schwelm. Kaufmannsohn aus Schwelm In Schwelm war er auch am 7. Dezember 1911 als Kaufmannssohn geboren worden. Mit vier anderen Geschwistern wuchs er dort auf. Johannes Klevinghaus war Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich gegen Versuche der Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche durch den nationalsozialistischen Staat wehrte. 1934 konstituierte sich die Bekennende Kirche auf einer Synode in Barmen. Daran nahm auch sein Vater als Abgeordneter teil. Am 1. November 1934 wurde Johannes Klevinghaus Assistent für Hebräisch und Neues Testament an der Theologischen Schule Bethel unter Wilhelm Brandt. Wilhelm Brandt war der Vater von Gerhard Brandt, dem späteren Leitenden Pädagogen des

Wittekindshofes. Außerdem absolvierte Johannes Klevinghaus sein Lehrvikariat in Münster und war Leiter des Studentenamtes der Westfälischen Bekenntnissynode. Vom 1. April 1937 bis zur Auflösung am 9. November 1937 war er am Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Bielefeld-Sieker als Studieninspektor tätig. Danach wirkte er von Dezember 1937 bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst im Mai 1941 als Hilfsprediger an der Stiftskirche in Schildesche. 1947 erlangte er den theologischen Doktorgrad an der Universität Münster. Der Titel seine Dissertation lautete „Die theologische Stellung der Apostolischen Väter zur alttestamentlichen Offenbarung“. Seine ersten Jahre im Wittekindshof waren geprägt von Einschränkung und Enge. Immer wieder wurde um die Freigabe der Einrichtung gerungen. Im September 1948 räumten die Briten den Wittekindshof. Die meisten Häuser mussten unter schwierigen Umständen wieder bewohnbar gemacht werden. Schon seit 1946 gab es wieder Neuaufnahmen bzw. es kehrten in der Folgezeit ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner zurück. Vor allem in den 1950er Jahren litt die Einrichtung unter räumlicher Enge und gravierendem Mitarbeitermangel. Besonders wichtig war Dr. Klevinghaus die Ausbildung der männlichen Mitarbeiter unter diakonischem Gesichtspunkt, die er bereits im Oktober 1945 wieder aufnahm. Schließlich wurde auf seine Inititative hin 1949 die Diakonische Brüderschaft Wittekindshof gegründet. 1953 wurden die ersten

Diakone eingesegnet. Eine Intensivierung erfuhr die Ausbildung der Mitarbeitenden vor allem in den 1960er Jahren: 1964 wurde ein Heilpädagogisches Seminar eröffnet und in der Folgezeit eine Krankenpflegeschule. Der pädagogische und medizinische Bereich machte in den 1960er Jahren enorme Fortschritte. Die Einführung von Psychopharmaka verdrängte althergebrachte Behandlungsmethoden. Neue Arztstellen konnten geschaffen, eine neue Beschäftigungstherapie eingeführt und 1968 erstmals eine Psychologin eingestellt werden. Außerdem wurden neue Förderungsmöglichkeiten etabliert: Auf dem Gründungsgelände entstand ein Heilpädagogischer Kindergarten mit Lehrschwimmbecken. In Gronau wurde die Tagesbildungsstätte gegründet und 1969 mit dem Aufbau des Berufsbildungswerkes in Bad Oeynhausen-Eidinghausen begonnen. Annaheim und Schloss Benkhausen werden erworben Besondere Meilensteine waren der Kauf des Annaheims in Gronau 1956 und der weitere Ausbau dieses Standortes, der Kauf von Schloss Benkhausen 1962 und der Bau der „Neuen Abteilung“ zwischen 1963 und 1966 mit mehr als zehn neuen Wohnheimen und sonstigen Gebäuden. Neben seiner Tätigkeit als Vorsteher des Wittekindshofes war Pfarrer Klevinghaus seit 1953 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Evangelischer Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalten, seit 1957 Mitglied der Leitung


Blick zurück

Nach schwerem Unfall verstorben Auf der Fahrt zu einer Leitungssitzung der Landeskirche in Bielefeld verunglückte Johannes Klevinghaus am 16. September 1970 auf der Umgehungsstraße in Herford schwer. Er erlitt dabei schwere Kopfverletzungen und fiel ins Koma. Vom Herforder Kreiskrankenhaus wurde er am 30. September ins Krankenhaus Gilead nach Bethel verlegt. Dort verstarb er am 1. Oktober 1970. Unter großer Anteilnahme fand seine Beisetzung am 6. Oktober 1970 auf dem Alten Friedhof am Langenhagen in der Reihe der Anstaltvorsteher neben seinen Schwiegereltern statt. Wenige Wochen zuvor, anlässlich seines 25jährigen Dienstjubiläums, hatte er in einem Rückblick über diese Zeit geschrieben: Es „wurden Pädagogik und Psychiatrie einbezogen in das Nachdenken über das Spezifische des diakonischen Auftrags. Und nicht zu-

letzt gewann von der Wirklichkeit der so eigenartig zusammengesetzten christlichen Gemeinde her der soziologische Bezug, die Gestaltung der Anstalt zum Sozialgefüge eigener Art, zum Gemeinwesen ein entscheidendes, die Anstalt prägendes, uns Mitarbeiter in Anspruch nehmendes, aber auch beschenkendes Gesicht.“ Pfarrer Klevinghaus war in der Geschichte des Wittekindshofes sicherlich eine der am stärksten prägenden Persönlichkeiten. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Einrichtung zu einem modernen diakonischen Unternehmen. Vieles von dem, was in seiner Amtszeit angedacht und geplant war, wie der Bau des Schülerdorfs, der Werkstatt oder der Turnhalle, konnte er selber nicht mehr erleben und wurde von den Nachfolgern verwirklicht. Mit seinen christlichen Grundsätzen und Werten hat er in der Diakonenausbildung aber auch darüber hinaus viele Mitarbeitende nachhaltig geprägt. Sein Wirken reichte aber weit über den Wittekindshof hinaus. Er prägte maßgeblich das Bild der Behindertenhilfe in der deutschen Diakonie und war eine herausragende Persönlichkeit der Evangelischen Landeskirche Westfalens.

Michael Spehr, Archiv Wittekindshof

Wittekindshofer Archiv

der Evangelischen Kirche von Westfalen und Vorsitzender des Landesverbandes der Inneren Mission der Evangelischen Kirche von Westfalen. Aus Anläss seines 25jährigen Dienstjubiläums schrieb Klevinghaus im August 1970: „Ja, ich habe all die anderen Aufgaben nur wahrnehmen können mit den Erkenntnissen und Gaben, die mir aus der Arbeit in Wittekindshof geschenkt wurden“. Anfragen und Berufungen in andere Ämter, wie zum Beispiel die Übernahme einer Professur oder die Leitung der Rheinischen Mission, lehnte er ab. Er begründete dies unter anderem mit seiner inneren sehr engen Verbundenheit zum Wittekindshof und seinen Menschen.


Wittekindshof Einblick

Jacob van der Velde

Mechthild und Steffen Bock: Melissas Zuhause

1. August 1995: Unsere Tochter Melissa ist zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt und beginnt ihr neues Leben im Haus Kinderheimat im Wittekindshof. Dies ist einer der schmerzlichsten Tage unseres Lebens, verbunden mit der Hoffnung, das Richtige für Melissa und für unsere Familie zu tun. Diese Entscheidung war das Ergebnis eines langen Prozesses, getragen von vielen Gedanken, Gefühlen, Zweifeln, intensiven Gesprächen und Auseinandersetzungen. Vorausgegangen waren elf Jahre voller Höhen und Tiefen, die sich nach der Geburt eines Kindes mit Behinderung unausweichlich einstellen, zumal sich der Schweregrad der Behinderung erst im Laufe der Zeit herauskristallisierte. Erst Jahre später erkannte der damalige Kinderarzt der Kinderheimat: Melissa leidet am so genannten Angelman-Syndrom, einer Kombination aus schwerer geistiger und körperlicher Behinderung. Tägliche Krankengymnastik, zahllose Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Therapien prägten das Leben unserer Familie von Melissas Geburt an. Trotz aller Bemühungen und zahlreicher kleiner und größerer Fortschritte hatten wir zunehmend das Gefühl, nicht genug zu tun. Ein Gefühl, das wir mit vielen Eltern von Kindern mit Behinderung teilen. Zahlreiche schlaflose Nächte, das Wissen, unserer älteren Tochter nicht ausreichend gerecht zu werden. Auch zunehmende gesundheitliche Probleme auf unserer Seite führten zu der schmerzlichen Erkenntnis, dieser Situation nicht mehr gewachsen zu sein. Zum ersten Mal tauchten Gedanken auf, Melissa in eine Einrichtung zu geben. Doch das schlechte Gewissen meldete sich sofort: So etwas tut man nicht! Man kann doch sein Kind nicht einfach weggeben! Wir schaffen das schon irgendwie! – Aber man schafft das nicht irgendwie! Sehr hilfreich in dieser schwierigen Phase waren zahlreiche Gespräche mit Eltern, die diesen Schritt schon hinter sich hatten. Immer wieder berichteten sie uns, in welch starkem Maße ihre Kinder von dieser Entscheidung profitierten. Dass sie sich entwickelten und dass sie ein zweites Zuhause dazu gewonnen hätten. Unsere Entscheidung fiel, nicht leicht, aber unausweichlich. Und dann kam er, der Tag des Abschieds. Es gibt Tage und Situationen im Leben, die man niemals vergisst. Der 1. August 1995 war für uns ein solcher Tag! Melissa dort zurücklassen zu müssen, zerriss uns schier das Herz! Im angrenzenden Wäldchen auf einer Lichtung ließen wir unseren Tränen freien Lauf. Die Zukunft erschien uns wie ein riesengroßes Fragezeichen.


Einblick

November 2011: Das ist jetzt mehr als sechzehn Jahre her. Melissa ist eine fröhliche junge Frau von 27 Jahren. Sie hat sich außerordentlich positiv entwickelt. Sie fühlt sich sehr wohl in ihrem zweiten Zuhause. Sie lebt im Haus Köln im Schülerdorf – ein Umzug in den Erwachsenenbereich steht in absehbarer Zeit an. Bis zum Sommer 2010 besuchte sie die Schule im Wittekindshof. Seit ihrer Schulentlassung arbeitet sie in den Wittekindshofer Werkstätten auf dem Campus. Von Anfang an und mit liebevoller Unterstützung durch die Betreuerinnen und Betreuer der Wohngruppen hat sich Melissa im Wittekindshof wohl gefühlt. Sie konnte uns das zwar nie selbst sagen,

Man kann doch sein Kind nicht einfach weggeben! Wir schaffen das schon irgendwie! – Aber man schafft das nicht irgendwie!

len sozialen und emotionalen Kompetenzen – all das zeugt von einer durchdachten, professionellen und äußerst liebevollen Förderung. In zunehmendem Maße wurden wir Eltern in den Förderungsprozess und das Schulleben mit einbezogen. Diese Öffnung der Schule war für uns Eltern sehr wichtig, da uns unsere Kinder nur in den seltenen Fällen an ihrem Schulalltag teilhaben lassen können. Heute bieten Elterntage, Schulfeste, Schulmitwirkungsorgane sowie der Förderverein zahlreiche Möglichkeiten der Teilhabe und Mitwirkung am Schulleben. Die Einweihung des großartigen Schulneubaus haben wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt: wie gerne hätten wir Melissa noch einige Jahre dort vergönnt! Im kommenden Jahr steht ein weiterer großer Schritt für Melissa – und auch für uns – an: der Umzug in eine neue Wohngruppe im Erwachsenenbereich. Nach den guten Erfahrungen von nunmehr sechzehn Jahren sind wir zuversichtlich, dass dieser Wechsel im Einvernehmen mit Melissa und uns gelingen wird – und dass der „W-Hof“ immer mehr zu Melissas erstem Zuhause wird!

Blicken wir zurück auf den 1. August 1995, so können wir sagen, dass unsere Entscheidung, so schwer sie aber sie lebte es! Ihre offensichtliche Zufriedenheit uns auch damals gefallen ist, die beste gewesen ist, war für uns alle zu spüren – und das tat gut! Und die wir treffen konnten – für jedes einzelne Mitglied die Tatsache, dass andere unsere Tochter gut erzie- unserer Familie! hen und fördern konnten, war eine heilsame Erfahrung für uns Eltern! Mechthild und Steffen Bock sind Eltern zweier Töchter. Sie Die gelebte Tagesstruktur und die freundliche waren auf Bitten der „Durchblick“-Redaktion bereit, darAtmosphäre in den Wohngruppen wirkten sich po- über Auskunft zu geben, wie sie den Wittekindshof – als sitiv auf Melissa aus. In diesem Zusammenhang Unterstützer ihrer Tochter Melissa – erleben. Dabei geht es gefällt uns das System der Bezugsbetreuer beson- nicht um eine Institution an sich – sondern um Konstelladers gut. Auf der Basis einer guten Zusammenarbeit tionen, die im Einzelnen durchaus unterschiedlich ausfalmit den Eltern ermöglicht es eine intensive Betreu- len. Es geht um persönliches Betroffensein, um Konsequenung und Begleitung. Gegen Melissas Bezugsbe- zen, die daraus erwachsen, und um Entscheidungen, die treuer Christian, den sie heiß und innig liebt, haben meistens nicht leicht fallen. Mechthild und Steffen Bock wir als Eltern zeitweilig keine Chance! sind beide als Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen Eine gute medizinische Betreuung und zahlrei- tätig. Steffen Bock ist Mitglied im Wittekindshofer Angehöche Therapieangebote wie Sprachtherapie, Reiten, rigenbeirat. Krankengymnastik unterstützten darüber hinaus Melissas gesundheitliche, motorische und geistige Das Haus Köln, das in diesem Kontext erwähnt ist, gehört Entwicklung. zum Geschäftsbereich Wohnen 1, der Wohnangebote für Besonders hervorzuheben ist die jahrelange er- Kinder und Jugendliche in den Kreisen Minden-Lübbecke folgreiche Arbeit in der Schule. Andere Kinder sind und Herford umfasst. froh, nach längstens dreizehn Schuljahren diesen Ort endlich verlassen zu dürfen – nicht so unsere Weitere Informationen: Tochter! Sie ist ausgesprochen gern zur Schule ge- Geschäftsbereichsleitung Wohnen 1, Kreisen Mindengangen. Die Resultate sprechen für sich: ein von uns Lübbecke und Herford: nicht für möglich gehaltener Grad an Selbstständig- Tel. (0 57 34) 61-15 50, ralf.stoermer@wittekindshof.de. keit, ein an ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten Geschäftsbereichsleitung Wohnen 2, Gronau: gemessen hoher Entwicklungsstand sowie ihre tol- Tel. (0 25 62) 99 20 810, thomas.wittke@wittekindshof.de

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Wilfried Gandras

auf ein Wort Wittekindshof


Wittekindshof auf ein Wort

Gott ist dein Schirm, deine Zuflucht und dein Obdach.

In dem Moment als Marvin die Kerze für Jan entzündet, Bilder des Anfangs finden wir in Jesaja 4, 5 und 6: Gott betritt die neue Mitarbeiterin den Raum unserer Jugend- wird ein Schirm sein „und Zuflucht und Obdach vor dem gruppe. Der Anfang ist für uns die Zeit, in der wir die Wetter und Regen“, so heißt es da. Jesaja nimmt uns Möglichkeit haben, einander wahrzunehmen. dabei mit hinein in die Geschichte des Volkes Israel. Am Beginn steht die Befreiung des Volkes aus Ägypten. Diese Zur Entdeckung und Wahrnehmung dient uns ein Beginn Geschichte und der sich anschließende Weg durch die mit elementaren, rhythmischen, unsere Sinne anspre- Wüste ist die Erfahrung, die Jesaja seinem Volk in spätechenden Formen. Wir gestalten den Anfang unserer Ju- rer Zeit vor Augen hält und sagt: Gott ist dein Schirm, der gendgruppe durch ein Begrüßungsritual. Wir entzünden dich behütet. für den anderen eine Kerze und heißen jeden und jede Das Bild vom behütenden Schirm greift zurück auf den willkommen mit einem speziellen Begrüßungssong. Anfang, der für uns Chancen und Risiken birgt. Aber Gott Für die Mitarbeiterin war es der erste Tag in der Diakoni- begleitet die, die unterwegs sind. Das Bild des Schirmes schen Stiftung Wittekindshof und ein Anfang im konkreten, vermittelt Geborgenheit. Der Schirm ist ein Schutz gegen aber auch im übertragenen Sinn. So geht es uns, wenn Wind und Wetter. In den letzten Tagen haben wir diesen wir etwas Neues beginnen. Etwas zeichnet sich ab. Ein Schutz auf unseren Wegen oft nötig gebraucht. neuer Abschnitt. Etwas kommt auf mich zu. Wie will ich das bewältigen? So ist die Mitarbeiterin gespannt auf das Gott ist dein Schirm, deine Zuflucht und dein Obdach. In Neue. Sie hat noch Mühe, in den Alltag der Gruppe hin- der gegenwärtigen Situation erinnert Jesaja daran, dass einzufinden. Vieles ist ungewohnt für sie. Sie ist unsicher, die Nähe und Wärme Gottes am Anfang der Wegbegleiwas manche Wege hier auf dem Gelände der Stiftung tung standen. In der Krise hält er seinem Volk die frühere Erfahrung vor Augen. Er erinnert an das Vertrauen beim betrifft. Aufbruch. So geht es ihr jetzt – und uns allen bei Veränderungen: Wie gehe ich in die Aufgabe hinein, frage ich zu Beginn. Immer liegen verschiedene Möglichkeiten vor mir. Ich An den Anfängen begegnen mir Fragen und Probleme. brauche Mut, Entscheidungen zu treffen. Ich wünsche mir Da sind die Erwartungen der anderen, die sich schon Gelassenheit, um Schritte zu finden und zu gehen. Wenn längst eingearbeitet haben. Es sind neue Aufgaben, die ich mich an die Anfänge erinnere, weiß ich, dass ich Gott mich fordern. Am Anfang stehen Fragen, manche bedrän- vertrauen kann. Darauf kann ich in kritischen Momenten gen mich. Ich habe die Zeit mit der damit verbundenen zurückgreifen. Unsicherheit wieder vor Augen. Als die Mitarbeiterin den Raum betrat, gab es einfache, Ich erinnere mich wieder, wie ich die Ausbildung begann, aber auf den ersten Blick sichtbare Zeichen für ein herzwie ich die erste große Reise unternahm. Es war der Aus- liches Willkommen. An ihrem ersten Tag in der neuen zug aus dem Elternhaus, der Beginn des Studiums. Es Umgebung erlebte sie so einen Vertrauensvorschuss. waren der Umzug und der erste Tag, den ich hier im Wittekindshof erlebt habe. Immer wieder ist die Anfangszeit etwas ganz Besonderes. Im Beginn liegt eine Herausforderung.

Ihre Pfarrerin Eva Guleiof

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Bei un Sie s zah kein len en

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