Oktober | 2 - 2011
Durchblick
Leitbild leben
 Diakonische Stiftung Wittekindshof
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, der erste „Durchblick“ im neuen Gewand ist da! Durch diese Zeitschrift wollen wir Ihnen wichtige Themen unserer Arbeit zur Kenntnis geben und diese gemeinsam mit Ihnen bewegen. Unsere wesentlichen inhaltlichen Anliegen haben wir in den letzten Monaten nach einem intensiven Bearbeitungsprozess mit vielen internen und externen Beteiligten in dem Leitbild aufgeschrieben, das dieser Ausgabe beiliegt. In diesem ersten neuen „Durchblick“ erläutern wir deshalb, welche Bedeutung für uns der zentrale Gedanke unseres Leitbildes hat, der da heißt „Menschenwürde gestalten: Teilhabe in jedem Lebensalter“. Dies geschieht auch auf dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über Inklusion. Deshalb trägt diese Erstausgabe in neuer Form auch den Titel „Leitbild leben“. Dabei haben wir darauf geachtet, dem inhaltlichen Grundgedanken unserer Arbeit auch eine bestimmte äußere Form zu geben, die sich in einem neuen Corporate Design der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ausdrückt. Der erste thematische Hauptteil des „Durchblick“ wird auch in zukünftigen Ausgaben über interne Themen der Stiftung hinausgehen und besondere Fragestellungen in Gesellschaft und Sozialarbeit aus diakonischer Perspektive behandeln. Dabei geben wir auch externen Autoren Gelegenheit, sich zu äußern. Wir sind froh, dass wir für dieses Heft aus der Geschichtswissenschaft Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler für einen Beitrag gewinnen konnten. Bei der Bildgestaltung hat uns Jürgen Escher unterstützt. Und als Diakon aus Rummelsberg gibt uns Andi Weiss am Schluss einen persönlichen Einblick. Im zweiten Hauptteil des neuen „Durchblick“ finden Sie dann regelmäßig wichtige Nachrichten und Beiträge aus der Stiftung. Dazu haben wir uns verschiedene neue Rubriken einfallen lassen, die für Sie hoffentlich informativ und interessant sind. Ich danke dem Hamburger Grafiker Wilfried Gandras für die kompetente Mit entwicklung und Umsetzung des neuen „Durchblick“-Konzeptes. Nun lade ich Sie herzlich ein, in diesem „Durchblick“ in neuer Fassung auf Entdeckungsreise zu gehen. Geben Sie uns bitte gern Rückmeldungen dazu.
Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher 2
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Diakonische Stiftung Wittekindshof Menschenwürde gestalten.
Nur so wird ein Leitbild zum Leitbild: Christina Göben befaßt sich beim Jahresfest 2011 interessiert mit den neuen Wittekindshofer Grundsätzen.
2 Editorial 4 Auf einen Blick KörperBewegungTanz Thema Leitbild leben 6 Menschenwürde gestalten. Predigt zum Jahresfest 2011 11 Bitte um Verzeihung 14 Welt in der Welt. Schlaglichter aus der Geschichte des Wittekindshofes Wittekindshof 17 Von Gronau nach Mazedonien 18 Arbeiten in ganz anderen Strukturen 20 40 Jahre Berufsbildungswerk Wittekindshof 21 Gegen den Exklusions-Trend 22 Neues Studium führt zum Diakonenamt 23 Wir gratulieren 24 „Zukunftskonferenz Pflege“ stellt Weichen für bedarfsorientierte Versorgung 26 Suchthilfe trifft Behindertenhilfe 26 Aus der Region 27 Impressum 28 Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst 29 Mitarbeitervertretung (MAV) 30 Fundraising Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen 32 Was macht eigentlich … Klaus Siewert? 34 Blick zurück Vom Jahresbericht zur Institutionen-Kommunikation 36 ein Blick Andi Weiss. Heimat
Anke Marholdt
38 Auf ein Wort „Denn Du bist bei mir…“
Leitbild Blickwinkel leben Julian Göpel
„Die Aufführung hat viel Spaß gemacht beim Jahresfest. Das Publikum war toll! Meine Pflegemutter hat sich das auch angesehen. Die war ganz begeistert. Ich würde das jederzeit wieder machen!“ Melanie Backs
„Bei der Aufführung war meine Bezugsbetreuerin da. Die hat gesagt, dass es ganz toll war. Die ist stolz auf mich!“ Antje Quistorf
„Ich habe schon
KörperBewegungTanz
KörperBewegungTanz ein integratives und generationsübergreifendes Tanzprojekt zum Thema: MenschenWürdeGestalten. Eine Kooperation der Wittekindshofer
wieder Gänsehaut, wenn ich an das Tanzprojekt denke – so schön war es!“ Sabine Kötitz-Hielscher
„Jeder bringt seine Individualität, seinen Körper und eigene Bewegungsideen ein, woraus wir eine gemeinsame Choreografie entwickelt. Es geht nicht darum, komplizierte Schrittfolgen möglichst perfekt zu tanzen.“ Katharina Vorderbrügge
„Die Kinder waren toll. Die Eltern hatten Vertrauen, das ist nicht selbstverständlich, dass sie bei uns sein dürfen. Die Kinder haben gelacht und waren stolz. Das war toll.“ Ramon Horrocks
großes Foto: Anke Marholdt; Bildreihe unten: Anke Marholdt, Jürgen Escher
MenschenWürdeGestalten
Musiktherapie, des Kontakt- und Informationszentrums Volmerdingsen und der Evangelischen Kindertagesstätte Arche Noah, Eidinghausen
19. Juni 2011
Leitbild leben
Menschenwürde gestalten. Predigt zum Jahresfest 2011 Markus 10,46-52: „Und sie kamen nach Jericho. Und als er (Jesus) aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Und als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich! Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“
gemessen und begutachtet, in Schemata gepresst. Wer dort hinein passt und dem entspricht, was man gemeinhin „normal“ nennt, der ist „in Ordnung“. Wer aber nicht ins allgemein erwartete Schema passt, der bekommt Probleme. Das gilt zum Teil schon vor der Geburt, so dass manche, die Abweichungen von bestimmten Normen und Formaten aufweisen, gar nicht erst das Licht der Welt erblicken. Andere bekommen dann Schwierigkeiten nach der Geburt, wenn sich zeigt, dass sie mit den Formaten und Formatierungen unserer Gesellschaft nicht zu Recht kommen. Vielleicht weil sie anders aussehen als andere oder weil sie nicht innerhalb eines Jahres laufen lernen und sogar in ihrem ganzen Leben nicht auf eigenen Füßen stehen. Oder auch weil sie nicht mit Messer und Gabel essen, sondern mit den bloßen Händen und vollem Mund und weil sie sich nicht mit Worten verständigen, sondern mit lauten Rufen. Wenn Menschen z.B. ihr Leben lang auf dem Boden rollen oder kriechen, passen sie nicht zu dem aufrechten Gang, der in unserer Gesellschaft erwarLeben mit Format tet wird. Wenn sie nicht gesittet essen, werden sie an den meisten Esstischen von der Seite angesehen. Unser Leben ist geprägt von Formaten und Forma- Und wenn sie, statt leise zu sprechen, sich durch tierungen. Bereits von unserer Geburt an werden wir laute Schreie mitteilen, wendet man sich von ihnen
Fotografien: Jürgen Escher, Anke Marholdt
Dierk Starnitzke, Vorstands sprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof
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ab. Sie und viele andere, die man behindert nennt, stören die gemeinschaftliche Ordnung und passen nicht in unsere fest gesetzten Formate. Und doch sollen sie sich an die Ordnungen und Formate der Gesellschaft halten, in ihre Schemata einpassen, wenn sie denn schon mal da sind. Wer nicht gerade ist, wird so weit wie möglich gerade gemacht. Wer sich nicht selbst in die gesellschaftliche Ordnung einfügen kann, wird in Ordnung gebracht. In „recht“-winkligen Häusern mit „recht“winkligen Räumen, in sozialen Ordnungen, die genau beschreiben, was gerade und was krumm ist. Wohl fühlt man sich da sicherlich nicht. „Spiel“Raum gibt es da wenig. Denn wer einen schrägen Körper hat und in einem rechtwinkligen Gestell leben muss, bei dem fängt es schnell an zu drücken. Dem fällt es auch schwer, sich zu bewegen. Und
besonders der Kontakt mit anderen wird für ihn schwierig, denn die rechtwinkligen Formate und Ordner schaffen Distanz zueinander. Mit der Zeit entwickeln viele Menschen Wege, irgendwie in diesen engen und unpassenden Formaten zu leben. Sie fügen sich ein und machen das Beste aus ihrer Situation, Anpassung! Sie geben einfach den Versuch auf, sich weiter zu bewegen, mit anderen zu kommunizieren und menschliche Nähe zu suchen, Resignation! Oder sie werden wild und versuchen mit aller Kraft an den Formaten und Ordnern zu zerren und daraus auszubrechen! Aus Formaten ausbrechen Jesus hielt sich auf seiner Wanderschaft in Jericho auf. Als er die Stadt wieder verließ, saß einer am Wegesrand, der nicht in die Formate dort hineinpasste. Er war blind, hatte also eine Behinderung. Das bedeutet einerseits, dass er nicht sehen konnte – andererseits aber wahrscheinlich auch, dass er gern von den Menschen übersehen wurde. So saß er still am Wegesrand. Aber als Jesus kommt, lässt er sich nicht länger in die Formate seiner Umwelt hineinpressen. Er schöpft Hoffnung, laut fängt er an zu schreien: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Das sprengt die Verhaltenserwartungen der anderen. Schnell wollen sie ihn wieder in Ordnung bringen, ihn in die angemessenen Schemata gesellschaftlichen Lebens zurück pressen. Aber Bartimäus weiß, was er will. Er möchte auch als Mensch mit einer Behinderung wahrgenommen werden, will sich nicht länger in das Schema eines Blinden fassen lassen, der – bitte
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schön – still am Wegesrand sitzt und die anderen machen lässt. Deshalb schreit er noch viel mehr: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Als Jesus das hört, versteht er sofort. Er möchte den Menschen mit Behinderungen aus seiner Rolle am Wegesrand herausholen. Deshalb hält er auf seinem Weg an und sagt den Leuten: „Ruft ihn her!“ Und sie rufen den Blinden und sprechen zu ihm: „Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!“ Soviel „beachtet Sein“ erweckt den ganzen Mut des Behinderten. Er wird von Jesus hergerufen, mitten in diese Gesellschaft hinein, wird durch den Befehl Jesu sogar von anderen dazu ermutigt, seinen fest gefügten Platz am Wegesrand zu verlassen. Freudig und aufgeregt kann er nun die Formate seines bisherigen Verhaltens abstreifen, sich auf den Weg machen, sich frei bewegen: „Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.“
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Nun aber bange Erwartung bei Bartimäus. Was wird Jesus von ihm wollen, wenn er ihn zu sich geholt hat? Aber Jesus erwartet nichts von ihm. Stattdessen fragt er ihn: „Was willst du, daß ich für dich tun soll?“ Der Blinde spricht zu ihm: „Daß ich sehend werde.“ Da sagt Jesus zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“ Die Begegnung mit Jesus befreit den Menschen aus seiner Behinderung. Er muss nicht mehr am Wegesrand sitzen und ausgegrenzt sein. Er kommt an, mitten in der Gesellschaft, weil er von Jesus in seiner besonderen Art beachtet wird. Jesus stellt ihm die entscheidende Frage: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Das heißt: er macht sich zum Unterstützer dessen, was sich Bartimäus für sein eigenes Leben wünscht. Weil er der Herr ist, kann er Bartimäus sogar von seiner Behinderung befreien. So kann der seinen Weg eigenständig
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ehen und entscheidet sich dafür, zukünftig mit besondere für geistig behinderte Menschen, ist es g Jesus zu ziehen. leider immer noch schwer, bei der Umsetzung der eigenen Lebensentwürfe von diesen Rechten zu profitieren.“ Wir haben uns deshalb in der DiakoniTeilhabe in jedem Lebensalter schen Stiftung zum Ziel gesetzt, solcher Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen aus dem Heute stellen wir der Öffentlichkeit das Leitbild der gesellschaftlichen Leben entschieden entgegen zu Diakonischen Stiftung Wittekindshof vor. Es basiert wirken. Damit folgen wir dem Beispiel Jesu. Wir sind auf dem Handlungsleitenden Bild, das wir vor zwei allerdings keine Wunderheiler. Deshalb werden wir Jahren mit über zweitausend Mitarbeitenden unse- den Menschen, die wir unterstützen, ihre Behinderer Stiftung gemeinsam erarbeitet haben. In diesem rungen und Einschränkungen nur sehr begrenzt Leitbild sind die wesentlichen Aussagen unseres nehmen können. Wir wollen sie aber dabei unterHandlungsleitenden Bildes für die Öffentlichkeit, stützen, dass sie ihre eigenen Wege gehen können, also auch für Sie, zusammengefasst. Es findet sich wie Bartimäus. Sie sollen dort leben können, wo sie darin vieles wieder, was wir in den Aktionen hier im wollen, sollen an Bildung und Arbeit, an FreizeitGottesdienst und im Predigttext hören und sehen. gestaltung und allen anderen Bereichen unseres Im Leitbild steht geschrieben: „Die grundlegende gesellschaftlichen Lebens teilhaben können, sollen Überzeugung des christlichen Glaubens ist es, dass so weit wie irgend möglich mitten in der Gesellkein Mensch aufgrund seiner Eigenschaften und schaft leben können. In besonders geschützten RäuFähigkeiten aus der menschlichen Gemeinschaft men sollen sie sich nur dann aufhalten, wenn das ausgegrenzt oder benachteiligt werden soll.“ Diese aufgrund ihrer speziellen Persönlichkeit und Lebiblische Überzeugung hat sich in den letzten Jahr- benssituation dringend angeraten ist. Das verstehen zehnten auch in den modernen demokratischen wir als ein menschenwürdiges Leben. Und deshalb Staaten durchgesetzt. Deshalb heißt es weiter: trägt unser Leitbild den Titel: „Menschenwürde ge„Heute ist es die Grundlage aller demokratischen stalten. Teilhabe in jedem Lebensalter.“ Staaten, alle Menschen gleich zu behandeln. Dazu gehört das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Menschenwürde entspricht insofern ebenso Formate den Menschen anpassen dem christlichen Grundinteresse wie auch den staatlichen Grundrechten.“ In unserem Leitbild ist nicht alles gerade und rechtLeider gab es nicht nur zu Zeiten Jesu, sondern winklig. Es finden sich dort viele Schrägen. Aber wer auch heute gibt es noch an vielen Stellen solche sagt eigentlich, was gerade und was schräg ist? Ausgrenzungen von Menschen mit Behinderungen, Warum heißt ausgerechnet der 90-Grad-Winkel wie sie die Geschichte von Bartimäus beschreibt – „rechter“ Winkel? Sind deshalb andere Winkel und auch bei uns in Deutschland. Mit den Worten des Schrägen etwa nicht „recht“? Wir möchten uns mit Leitbildes: „Für Menschen mit Behinderungen, ins- diesem Leitbild mit seinen vielen Schrägen dafür
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einsetzen, dass unsere Gesellschaft ihre geprägten Formate in Frage stellt. Dass sie mitten in der Gesellschaft auch andere Formen und Formate menschlichen Lebens zulässt, die nicht der geläufigen Ordnung, der Geradlinigkeit und den rechten Winkeln entsprechen, die erwartet werden. Auch „schräges“ Verhalten soll für Menschen mit Behinderungen mitten in der Gesellschaft möglich sein. Dazu heißt es in unserem Leitbild: „Nicht die Menschen mit Behinderungen haben sich der auf die Bedürfnisse Nichtbehinderter zugeschnittenen Lebenswirklichkeit anzupassen. Umgekehrt muss die Gesellschaft – also auch wir selbst – sich so verändern, dass Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam ein selbst bestimmtes und voll einbezogenes Leben führen können.“ Wir werden deshalb in unseren Veröffentlichungen und Medien in Zukunft ein wenig schräg daher kommen, nicht nur in unserem Logo mit dem neuen „W“, sondern auch in der gesamten Gestaltung im neuen Außenauftritt. Wir werden den Menschen ihre Behinderungen an vielen Stellen nicht nehmen können – wir sind ja nicht Jesus. Aber wir wollen Menschen mit Behinderungen nach Kräften dabei unterstützen, dass sie sich in der gesellschaftlichen Ordnung zu Recht finden können. Andererseits möchten wir auch in der Gesellschaft darauf hinwir-
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ken, dass sie neue Formate und Ordnungen des Zusammenlebens entwickelt, damit dort Menschen mit Behinderungen Platz und Raum finden, um mitten in der Gesellschaft ihr Leben zu leben, auch wenn sie manchmal in den gewohnten Rastern mit ihrem Verhalten als schräg empfunden werden. Hinter diesem Anliegen werden wir als Stiftung bewusst in den Hintergrund treten. Wie unser zurückhaltendes „W“ im Logo werden wir uns nicht als Institution nach vorn stellen. Vielmehr wollen wir mit unserer Arbeit und unseren Formen eher Freiräume schaffen, in denen sich Menschen mit Behinderungen bewegen und ihr Leben menschenwürdig gestalten können, wie die fünf Kegel in unserem Logo. Das ist ein Perspektivwechsel, den wir mit Ihnen gemeinsam gestalten wollen. Ich bitte Sie deshalb herzlich, sich auf diesen zentralen Gedanken unseres Leitbildes einzulassen und ihn aktiv mit zu unterstützen, damit Menschenwürde in unserer Gesellschaft weiter Gestalt gewinnen kann. Ich möchte die Menschen mit Behinderungen ermutigen, mit Selbstbewusstsein durchs Leben zu gehen und ein möglichst selbstständiges Leben zu wagen. Ich bitte unsere Mitarbeitenden, sich diesem Leitbild entsprechend in ihrer täglichen Arbeit anzustrengen, damit vollständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für die Menschen möglich wird, die sie unterstützen. Und ich bitte alle anderen von Ihnen darum, sich mit uns von dieser Idee begeistern zu lassen, dass ein Leben von Menschen mit und ohne Behinderungen mitten in unserer Gesellschaft möglich ist. Wenn wir in dieser Weise zusammen leben, dann werden wir das gute Gebot Gottes erfüllen, das da heißt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
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Bitte um Verzeihung „Drei W-hofer klopfen an der Himmelspforte fragt Petrus was wollt ihr hier, In den Himmel, fragt Petrus was warst du auf Erden Pflegling, sagte der 1. da sagte Petrus komm rein der 2. sagte Bruder Petrus komm rein der 3. sagte Hausvater. Da sagte Petrus du hast den Himmel auf Erden gehabt – ab in die Hölle“ Dierk Starnitzke, Vorstands sprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof
Dieser Witz stammt aus dem Tagebuch eines ehemaligen Bewohners der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, der vor einiger Zeit verstorben ist. Er beschreibt in einer Mischung aus Humor und Kritik die Strukturen der Arbeit in der Stiftung in den 1950er und 1960er Jahren. Der Verfasser gibt hier den Spruch eines anderen Bewohners wieder. Durch die Form des Witzes wird deutlich, dass die Aussage einerseits nicht ganz ernst gemeint ist, andererseits aber auch eine deutliche Kritik an den damaligen Verhältnissen enthält. Der Text ist hier zitiert nach der historischen Studie von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler, die im Juni unter dem Titel „Als wären wir zur Strafe hier“ Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung – der Wittekindshof in den 1950er und 1960er Jahren“ in der Schriftenreihe des Institutes für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel veröffentlicht wurde (Zitat von S. 219 der 2. Auflage). Dazu finden Sie in dem anschließenden Beitrag mehr. Dieses Buch war von der Dia konischen Stiftung Wittekindshof in Auftrag gege-
ben worden. Wir wollten damit erreichen, dass die zurzeit an vielen Stellen in Gesellschaft und Politik, aber auch im Wittekindshof, diskutierte Frage der damaligen Verhältnisse in Wohnheimen solide und durch neutrale Personen für unsere Stiftung bearbeitet wird. Prof. Schmuhl und Dr. Winkler sind anerkannte Forscher, die sich aus politologischer und historischer Perspektive auch an anderen Stellen intensiv mit den damaligen Geschehnissen befasst haben. In einer Mischung von Zeitzeugeninterviews und Erforschung historischer Dokumente haben sie in den letzten beiden Jahren diese Studie erarbeitet. Darin finden sich neben den ausgewerteten Akten und Interviews noch zusätzliche Materialien, die das damalige Leben eindrücklich beschreiben, unter ihnen auch dieses Tagebuch eines Bewohners mit dem oben zitierten Witz. Der Stempel Behinderung Die Beerdigung dieses Menschen gehört mit zum Beeindruckendsten, was ich in der Stiftung erlebt habe. Der Trauergottesdienst fand bei strengem Frost und hohem Schnee in der prall gefüllten Erlöserkirche auf dem Stiftungsgelände statt. Die Schar der Gottesdienstbesucher war so bunt gemischt, wie man das sonst selten in einer Kirche sieht: Leitungskräfte, andere Mitarbeiter, Bewohner, Mitglieder eines örtlichen Vereins in entsprechender Tracht usw. Die meisten der Menschen wirkten sehr betroffen und gerührt. Viele Tränen waren an diesem Tag zu sehen, auch von Leuten, von denen man das nicht gedacht hätte. Der Posaunenchor, in dem der Bewohner jahrzehntelang gespielt hatte, wurde verstärkt um Auswärtige, die den Verstorbenen auch sehr schätzten und spielte so strahlend wie schon lange nicht mehr. Der Trauerzug zum Grab in klirrender Kälte nahm kein Ende. Fast alle Gottesdienstbesucher verabschiedeten sich persönlich am Grab. Der Posaunenchor spielte weiter, obwohl schon die ersten Instrumente einfroren. Insgesamt spürte man einfach: Hier ist eine echte Persönlichkeit gestorben und
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Die handschriftlichen Texte, Seite 12 bis 16, stammen aus den Lebenserinnerungen von Georg B., die er ab 2002 niedergeschrieben hat und die im Archiv Wittekindshof als Manuskript „Alltag 1960ziger-75“ vorliegen.
wird nun beerdigt – übrigens ganz in der Nähe der früheren Anstaltsleitungen. Das war im doppelten Sinne ein sehr trauriger Anlass. Hier war nicht nur ein liebenswerter Mensch gestorben, sondern seine Lebensgeschichte war zum guten Teil eine Passionsgeschichte. Pfarrer Martin Wedek beschrieb die Biographie dieses Bewohners in seiner Trauerpredigt folgendermaßen. „(Er) wurde 1953 in Gelsenkirchen geboren. Damals wurde eine Entscheidung für sein Leben gefällt. Es gab Hilfebedarf. Und man wollte helfen und hat es auch getan. Aber die Hilfe ging einher mit einer folgenschweren Entscheidung: Der kleine Junge (…) bekam den Stempel ‚geistig behindert‘. Und so kam er als Kleinkind hierher zum Wittekindshof. Man sah einen Hilfebedarf, und hier sollte er die nötige Hilfe bekommen. Und er hat auch die Hilfe erfahren. Allerdings hat der Stempel ‚geistig behindert‘ ihn mehr in seinem Leben belastet als sein tatsächlicher Hilfebedarf. Er hat das als erwachsener Mann selbst erkannt – und auch benannt. Vor dem Hintergrund der Frage, ob er sich nicht vorstellen könne, in anderer Weise zu wohnen, sagte er einmal zu mir: ‚Ich habe denen gesagt: Ihr habt mich hospitalisiert. Jetzt ist das meine Heimat. Und hier will ich nicht mehr weg.‘ Wieder und wieder hat er erfahren: du bist behindert; du gehörst hier nicht hin; du gehörst da oben hin (in den Wittekindshof). (…) Gott sei Dank gibt es auch andere, gute Erfahrungen, von denen wir z.B. heute in der Zeitung lesen können: ‚Die historische Gruppe Corona Historica vom Wasserschloss Ovelgönne trauert: am Samstag verstarb ihr Gründungsmitglied‘. Und wissen Sie, was mich an dem Artikel so freut? Da steht nichts von diesem Stempel, den man ihm aufgedrückt hat. Da ist (er) einfach ein Bürger mit besonderen Verdiensten. (Er) war Salz in der Suppe der Gemeinde und unseres Gemeinwesens. Er hat mitgemischt. Er hat Teilhabe gelebt.“
wie das auch in dem oben zitierten Witz deutlich wurde. Zum anderen beschämte es mich, zu diesem Anlass exemplarisch die Versäumnisse der Behindertenhilfe insgesamt und damit auch unsere eigenen Versäumnisse so deutlich vorgeführt zu bekommen – obwohl ja viele Mitarbeitende, besonders die im Witz kritisierten „Hausväter“, mit großem Engagement auch viel Gutes bewirkt haben. Beschämend ist auch, mit welcher Würde und welchem Humor der Bewohner mit dem umgegangen ist, was er an Ausgrenzung in der Gesellschaft und auch im Wittekindshof erfahren hat. Und wie er nicht nur in seinem Leben, sondern sogar noch bei seiner Beerdigung ein Stück Inklusion, ein selbstverständliches Zusammensein von Menschen mit und ohne Behinderung gestiftet hat. Ich denke: Ach, wäre es uns doch nur gelungen, ihn zumindest noch in den letzten Jahren weiter in die Gesellschaft hinein zu begleiten und ihm mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen! Aber das hat er eben, reflektiert wie er war, zu diesem späten Zeitpunkt in seinem Leben entschieden abgelehnt. Trost
Für mich ist in meiner Beschämung ein kleiner Trost der Predigttext, den er sich selbst für seine Beerdigung gewünscht hat. Das ist die Ostergeschichte von der Auferstehung Jesu Christi, die im Gottesdienst in der Version von Matthäus 28,1-10 gelesen wurde. Aus dem Blickwinkel des Gedankens der „Teilhabe“ bekommt die Botschaft von der Auferstehung noch einmal neue Bedeutung. Der Gedanke wendet sich gegen Ausgrenzung aus der menschlichen Gemeinschaft, die schlimmste Form der Ausgrenzung ist aber der Tod. Sterben bedeutet, nie mehr teilnehmen zu können am geselligen Leben in Gemeinschaft. Der Tod unterbricht alle noch so intensiven Beziehungen scheinbar unwiederbringlich. AuferBeschämung und Bedauern stehung ist so gesehen die Überwindung dieser furchtbaren Ausgrenzung, die durch den Tod geAuch mich hat diese Beerdigung sehr betroffen schieht. Gott erweckt Jesus Christus zu neuem Legemacht hat. Zum einen kannte ich den Verstorbe- ben. Und wir können deshalb glauben, hoffen und nen persönlich gut. Wir hatten viele schöne Begeg- wissen, dass auch wir in dieser Weise zu neuem nungen, in denen sein Humor stets hervorstach, so Leben auferstehen. Die Auferstehung ermöglicht
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insofern eine neue Gemeinschaft, in der niemand mehr ausgegrenzt wird – anders als in dem oben zitierten Witz. Ich bin deshalb auch fest davon überzeugt, dass dieser Auferstehung alle Menschen teilhaftig werden. Wie Paulus in 1. Korinther 15,22 schreibt: „Denn wie die Menschen in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Konsequenzen Dieser Glaube an die Aufhebung aller Ausgrenzungen im ewigen Leben kann dann aber nicht als Vertröstung aufs Jenseits verstanden werden. Er muss uns doch dazu führen, schon jetzt so weit wie möglich solchen Ausgrenzungen entgegen zu wirken! Wir müssen einfach dafür sorgen, dass – gewissermaßen als Lehre aus der Vergangenheit – in unserer Gegenwart und Zukunft so wenig wie möglich Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung geschieht und so viel wie möglich gemeinschaftliches Leben gedeiht. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht noch weiterhin solche Biographien wie die des Verstorbenen aktiv befördern. Darum wollen wir uns nach Kräften bemühen. Die Studie von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler zeigt uns, dass die Lebensgeschichte des hier beschriebenen Bewohners kein Einzelfall war. Viele haben ähnliches und mehr erdulden müssen, bis hin zu Gewaltanwendung und Missbrauch. Ihre Erlebnisse bleiben oft unbenannt und unausgesprochen. All diese bekannten und unbekannten Geschehnisse müssen auch noch die heute in der Dia konischen Stiftung Wittekindshof Verantwortlichen zutiefst beschämen. Im Wissen um diese zum Teil
sehr schlimmen Erfahrungen möchte ich deshalb im Namen der Stiftung alle Betroffenen von Herzen um Verzeihung bitten. Ob sie verzeihen können, das kann dabei nur ihnen überlassen bleiben. Mit der Bitte um Verzeihung kann es dann aber nicht getan sein, sie fordert weitere Konsequenzen. Durch die Veröffentlichung der historischen Studie, nun schon in 2. Auflage, möchten wir ein Signal setzen. Wir wollen die damaligen Lebensbedingungen und Vorgänge der Öffentlichkeit bekannt machen. Zugleich wollen wir damit signalisieren, dass die Zeit des Schweigens und der Tabuisierung zu Ende sein soll, und dass man nun über die damaligen Geschehnisse offen sprechen können soll. Das ist gewiss ein erster wichtiger Schritt zur Verarbeitung mancher belastenden Erfahrungen – für Bewohner wie auch für ehemalige Mitarbeitende. Außerdem möchten wir Betroffene dabei begleiten und unterstützen, mit diesen Erfahrungen in ihrem weiteren Leben umgehen zu können. Schließlich wollen wir mit dazu beitragen, dass in Politik und Gesellschaft anerkannt wird, dass solche belastenden Erlebnisse nicht nur in der Heimerziehung der 1950er und 1960er Jahre, sondern auch in der Behindertenhilfe zu beklagen sind – und dass man deshalb die Betroffenen nun auch unterstützen muss, damit fertig zu werden. Unser Leitbild mit dem Motto „Menschenwürde gestalten. Teilhabe in jedem Lebensalter.“ verpflichtet uns, sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit allen Situationen kritisch auseinander zu setzen, in denen Menschen mit Behinderungen ausgegrenzt werden. An diesem Maßstab werden wir auch unsere eigene Arbeit immer wieder kritisch messen müssen.
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„Welt in der Welt“?
Welt in der Welt. Schlaglichter aus der Geschichte des Wittekindshofes Dr. Ulrike Winkler, Studium der Politik-, Rechts-, und Erziehungswissenschaften, lebt freiberuflich in Berlin, zahlreiche wissenschaft liche Veröffentlichungen zur Diakonie-, Sozial- und Zeitgeschichte Dr. Hans-Walter Schmuhl, außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld, stellvertretender Leiter des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Zeit-, Wissenschafts-, Stadt- und Diakoniegeschichte
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Das Modell der Inklusion verweist auf eine Gesellschaft, die alle Menschen – ungeachtet ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters und ihres Gesundheitszustandes, ihrer körperlichen, psychischen und kognitiven Möglichkeiten und Grenzen, ihres sozialen Status, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer politischen Überzeugungen, ihres Glaubens, kurz: ungeachtet ihrer Eigenart und ihres Eigensinns – von vornherein einschließt, sie ganz selbstverständlich an allen Lebensbereichen gleichberechtigt teilhaben lässt, ihren Bedürfnissen und Wünschen vorausschauend Rechnung trägt, die Vielfalt des menschlichen Lebens nicht nur hinnimmt und duldet, sondern das je Andere als Wert an sich annimmt, schützt und fördert. Eine solche Gesellschaft gibt es (noch) nicht – im Gegenteil. Die Situation von Menschen mit Behinderungen – auch und vor allem: von Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen – ist in unserer Gesellschaft nach wie vor von deren Exklusion geprägt. Denn die bis in unsere Tage praktizierten Konzepte der Integration zielen auf eine Anpassung der Menschen mit Behinderungen an die Strukturen und Bedürfnisse der Gesellschaft ab, wohingegen Inklusion auf die Anpassung der Gesellschaft an die Bedürfnisse der Menschen durch den konsequenten Abbau jeglicher Barrieren setzt, die einer gleichberechtigten Teilhabe im Wege steht.
Auch Pastor Johannes Klevinghaus (1911–1970), Vorsteher des Wittekindshofes seit 1945, dachte in den 1960er Jahren intensiv über die sich anbahnende Neuausrichtung der Behindertenpolitik nach. Grundsätzlich erklärte er sich mit dem Globalziel der „Integration des geistig Behinderten in die Gesellschaft“ einverstanden und unterstützte alle Fortschritte der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation, zugleich wandte er sich jedoch entschieden dagegen, die Anstalt pauschal „als ein Getto“ abzustempeln: „Die Vorstellung ist gänzlich falsch, Anstalt bedeute in jedem Fall Einengung, Lebensminderung, Freiheitsberaubung. Das Gegenteil ist der Fall. Anstalt ist geschützter Raum und darum Freiheitsbereich, Möglichkeit zu freier Bewegung und Entfaltung. Die Anstalt ist eine Welt für sich, weil sie eine Welt für ihn, den Geistesschwachen, sein soll. Sie ist es aber wiederum nicht so, dass sie nicht Welt in der Welt wäre mit einer bestimmten Zielrichtung auf die Welt hin“. Die Anstalt sollte demnach für die „Frischen“ ein Sprungbrett in die Gesellschaft und zugleich ein Schutz- und Schonraum für die „Schwachen“ sein, die nicht in die Gesellschaft integriert werden könnten und deshalb in der „Welt in der Welt“ Glieder einer Gemeinschaft werden sollten. Dieser Gedanke der Beheimatung übersah jedoch die strukturellen Zwänge, die den „geschützten Raum“ zu einer Falle werden ließen, aus der es kaum ein Entkommen gab. Die beiden in unserer Studie im Detail nachgezeichneten Heimkarrieren zeigen zum einen, dass es zu einem Gutteil vom Zufall abhängen konnte, ob ein verhaltensauffälliges Kind in den 1950er/60er Jahren als „erziehungsschwierig“ in einem Heim der Kinder- und Jugendhilfe, als „psychisch krank“ in einer jugendpsychiatrischen Einrichtung oder als „schwachsinnig“ in einem Haus der Behinderten-
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hilfe untergebracht wurde – mit weitreichenden Folgen für seinen weiteren Lebensweg. Menschen, die es im Kinder- oder Jugendalter in eine heilpädagogische Einrichtung im Bereich der Behindertenhilfe verschlagen hatte, hatten es – auch nach Erreichen der Volljährigkeitsgrenze – schwer, sich aus der Sonderwelt der Anstalt wieder zu lösen. Wichtige soziale Kompetenzen, ja selbst basale Kulturtechniken, waren ihnen nicht vermittelt worden, Bildungspotentiale blieben ungenutzt, die Berufsperspektiven waren beschränkt, Kontakte außerhalb des Anstaltskosmos bestanden nicht. Die Hindernisse auf dem Weg zu einer Integration in die Gesellschaft türmten sich hoch auf und waren für manchen schier unüberwindlich. Wie andere Einrichtungen der Behindertenhilfe, so blieb auch der Wittekindshof eine „Welt für sich“. Die Not der Nachkriegszeit Die Lebensbedingungen in dieser Welt waren hart. Bis in die frühen 1960er Jahre hinein war der Alltag im Wittekindshof – wie auch andernorts – von der Verwaltung des Mangels geprägt. In der Folge der Weltwirtschaftskrise der späten Weimarer Republik, des politischen Drucks in der Zeit des Nationalsozia lismus, des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die Gebäude heruntergekommen, verwohnt und nur notdürftig ausgestattet. Die Anstalt litt unter der chronischen Unterfinanzierung, dem gravierenden Mangel an (ausgebildetem) Personal, vor allem aber unter der „Aufnahmenot“ – denn die Nachfrage nach Heimplätzen war enorm. Lebten 1945 – nach den Abtransporten im Rahmen der NS-„Euthanasie“ – gerade noch 269 Menschen mit Behinderungen auf dem Wittekindshof, waren es zu Beginn der 1960er Jahre schon wieder über 1.700. Man sei, so räumte Pastor Klevinghaus öffentlich ein, bei der
Belegung „an die Grenze des äußerlich Möglichen gegangen und über die Grenzen des Vertretbaren hinaus“. Die Folge: Viel zu große Gruppen von Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von viel zu wenigen, nicht hinreichend qualifizierten, chronisch überforderten Pflegekräften in viel zu beengten Verhältnissen versorgt. Eine Subkultur der Gewalt Diese Rahmenbedingungen förderten die Entstehung einer Subkultur der Gewalt. Denn der Alltag wurde beherrscht von der Notwendigkeit, den Betrieb des Hauses aufrechtzuerhalten. Die eigentlichen Ziele der Arbeit mit geistig behinderten Menschen – Förderung der körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen, Beschulung, berufliche und soziale Rehabilitation – traten demgegenüber oft genug in den Hintergrund. In der strukturellen Überforderungssituation griffen manche Brüder und Schwestern zu Gewaltmitteln. Bei den Brüdern waren es vor allem junge, unerfahrene, fachlich nicht qualifizierte Männer, von denen einige auch im Leben außerhalb der Anstalt nicht zurecht gekommen waren, die zur Gewalt griffen, um sich zu behaupten. Bei den beiden Schwestern des Gerahauses, die von den Zeitzeuginnen als gewalttätig beschrieben werden, handelte es sich um eine ältere Diakonisse, deren Kräfte nicht mehr für den Dienst in einem Krankenhaus reichten, und um eine jüngere Schwester, die trotz eines gewissen heilpäd agogischen Talents, auf sich allein gestellt, völlig überfordert war. Es sei hervorgehoben, dass längst nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wittekindshofes an der Subkultur der Gewalt teilhatten – die Quellen bieten auch Beispiele dafür, dass Brüder und Schwestern freundlich, vertrauensvoll und achtsam mit den ihnen anvertrauten Kindern umgingen.
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Hans-Walter Schmuhl/ Ulrike Winkler, „Als wären wir zur Strafe hier“ Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung – der Wittekindshof in den 1950er und 1960er Jahren, Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, Band 19, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 2011, 2. Auflage, ISBN: 978-3-89534-929-4, 14 Euro
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Manche sahen zwar weg, wenn Kollegen gewalttätig wurden, andere griffen aber ein, wenn sie Zeugen von Gewalt wurden, erstatteten Meldung oder veranlassten gewalttätige Kollegen, sich selbst zu melden. Anders als in manchen Einrichtungen der Kinderund Jugendhilfe finden sich im Falle des Wittekindshofes keinerlei Hinweise darauf, dass von der Anstaltsleitung Signale an das Personal ausgesandt wurden, es mit dem Verbot körperlicher Züchtigung nicht allzu genau zu nehmen. Freilich wurden – vor ausgesetzt, ein gewisses Maß an Gewalt wurde nicht überschritten – Fälle von körperlicher Züchtigung, wenn sie bemerkt wurden, keineswegs mit der sofortigen Kündigung geahndet, wie es die Hausordnung eigentlich vorschrieb, sondern es ergingen lediglich „ernste Ermahnungen“ und im Wiederholungsfall „scharfe Verwarnungen“. Bei fortgesetzten Übertretungen des Züchtigungsverbots, bei augenfälligen groben Misshandlungen und bei Fällen sexueller Gewalt handelte die Anstaltsleitung indes, einmal in Kenntnis gesetzt, rasch und konsequent, indem sie die Opfer wie die Täter einer zeitnahen, akribischen Befragung unterzog, den Tatbestand gründlich aufklärte und auf dieser Grundlage unverzüglich ihre Entscheidungen traf. Sieht man von einem Fall während des Zweiten Weltkrieges ab, wurden alle Pfleger, die Bewohner misshandelt oder missbraucht hatten, vom Dienst suspendiert und entlassen, in einem Fall verweigerte die Anstaltsleitung sogar ein Arbeitszeugnis. Allerdings sahen die Verantwortlichen davon ab, Strafanzeige zu erstatten. Dies war offenkundig nicht allein der Sorge geschuldet, der Ruf der Anstalt könne Schaden nehmen. Vielmehr sah sich die Anstaltsleitung gegenüber Mitarbeitern, die sich an Bewohnern vergangen hatten, in einer gewissen Fürsorgepflicht oder sogar in einer „väterlichen Verantwortung“. So ließ sie, indem sie von einer strafrechtlichen Verfolgung der Täter absah, diesen die Möglichkeit, sich in einer anderen Einrichtung im Bereich der Behindertenhilfe zu bewerben. Gegenüber diakonischen Einrichtungen, die sich nach solchen Bewerbern erkundigten, gab man zwar die Kündigungsgründe offen an, scheute sich aber zu-
meist, von einer Einstellung gänzlich abzuraten, sondern stellte der um Auskunft nachsuchenden Einrichtung anheim, dem Betreffenden – als „Wagnis vor Gott“ – eine zweite Chance zu geben. Auch konnte es vorkommen, dass der Wittekindshof seine Beziehungen zu anderen Einrichtungen spielen ließ, um für den schuldig Gewordenen einen neuen Arbeitsplatz in der Diakonie zu organisieren. Die theologische Umschreibung des Geschehens als „Weg in die Tiefe“ suggerierte eine Abfolge von Schuld, Reue, Vergebung und Heiligung und verstellte den Blick auf die einfache Tatsache, dass Menschen, die aufgrund biographischer Brüche – gar durch eigene Erfahrungen mit Gewalt und Missbrauch – über keine gefestigte Persönlichkeit verfügen, für pädagogische, gar heilpädagogische Aufgaben schlichtweg ungeeignet sind. In schroffem Gegensatz dazu stand die bittere Einsicht eines Pflegers, dass er, da ihm die charakterlichen Voraussetzungen fehlten, für den Beruf des Diakonen und Pflegers nicht geeignet sei: „Kann ich nur ohne Schläge, durch überlegenes Auftreten, Geist, Güte und Strenge alle in Zucht halten, so komme ich klar als Respektsperson, wenn nicht, so bin ich fehl am Platz […]“. Hinweise darauf, dass den Opfern von Misshandlung und Missbrauch besondere Zuwendung zuteil wurde, finden sich in den Quellen nicht. Die Aufforderung, über das Erlebte und Erlittene Stillschweigen zu bewahren, die in einem Fall überliefert ist, spricht eher dafür, dass die Opfer mit ihrem Schmerz, ihrer Angst und ihrer Scham allein blieben. Die Geschehnisse im Wittekindshof waren – diesen Schluss lassen unsere bisherigen Forschungen zu – nicht einmalig. Es steht zu erwarten, dass Studien zu anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe zu ähnlichen Ergebnissen gelangen werden. Der Wittekindshof hat den Mut, auf dem Weg zur historischen Aufklärung der Missstände in Heimen für Menschen mit Behinderungen voranzugehen. Es ist zu wünschen, dass andere Einrichtungen folgen werden – und dass Menschen mit Behinderungen in der Debatte um die öffentliche Anerkennung und Unterstützung von ehemaligen Heimkindern endlich Gehör finden.
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Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Prader-Willi-Syndrom
Im August 2010 hat der Wittekindshof das erste Wohnangebot für Kinder und Jugendliche mit Prader-Willi-Syndrom (PWS) eröffnet. Für das stationäre Angebot eingesetzt hatte sich der DiplomPsychologe Norbert Hödebeck-Stuntebeck, weil er im Rahmen der ambulanten PWS-Beratung mehrere Familien kennengelernt hatte, die zusätzliche Unterstützung benötigen. Wohnguppe in Gronau Mit geringem Umbauaufwand konnten im ehemaligen Schülerhaus in der Nähe der Wittekindshofer Annaheime in Gronau sieben Einzelzimmer und ein Gastzimmer eingerichtet werden. Die benachbarte Wittekindshofer Johannesschule hatte bereits Erfahrung im Umgang mit einer Schülerin, die mit PWS lebt. Schulleitung und Kollegium waren sofort bereit, sich auf weitere Schülerinnen und Schüler einzulassen. Sie nahmen an PWS-Fortbildungen teil, lernten Grundlagen über die seltene Behinderungsform und den pädagogisch-psychologischen Unterstützungsansatz kennen. „Die Zusammenarbeit mit der Johannesschule war von Anfang an sehr gut. Wohngruppe und Schule arbeiten nach den gleichen Grundlagen und Regeln, ziehen an einem Strang, aber bieten den Kindern und Jugendlichen gleichzeitig zwei getrennte Lebensräume“, erklärt Norbert Hödebeck-Stuntebeck. In der neuen Wohngruppe leben Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Alle sieben Einzelzimmer sind damit belegt und es liegen weitere Anfragen vor. Auch das Gastzimmer haben bereits verschiedene junge PWS-Betroffenen genutzt.
chen hat sie Besuch von ihren Eltern bekommen. Neben dem Wiedersehen stand erneut die PWS-Schulung im Mittelpunkt. Auch im November, vor der Rückreise ist eine Schulung geplant ist, damit der in Gronau begonnene Weg in Mazedonien erfolgreich fortgesetzt werden kann. Netzwerkarbeit in Mazedonien Gleichzeit hat die PWS-Netzwerkarbeit Konturen angenommen. In Zusammenarbeit der Kinderärztlichen Vereinigung Mazedonien, der IPWSO und des Wittekindshofes ist eine Fachkonferenz für professionelle Begleiter und Eltern geplant. „Wir wollen in den Bereichen Ernährung, Stoffwechsel, hormonelle Besonderheiten, Psychologie und Verhalten Grundlagen an Multiplikatoren vermitteln, damit das Prader-WilliSyndrom früher diagnostiziert werden kann und Unterstützungsangebote aufgebaut werden. Auch in Mazedonien sollen keine Menschen mit PWS mehr in jungen Jahren an den Folgen der behinderungsbedingten Esssucht sterben müssen, so wie das früher in Deutschland der Fall war“, erklärt Norbert Hödebeck-Stuntebeck die internationalen Bemühungen.
Unterstützung über Grenzen hinweg: Norbert Hödebeck-Stuntebeck im Gespräch mit den mazedonischen Gästen. Anke Marholdt
Von Gronau nach Mazedonien
war eine Beratung per Telefon oder E-Mail nicht möglich. Die Wittekindshofer Leitung entschied, die Familie, die großes Interesse daran hat, ein PWSNetzwerk in Mazedonien aufzubauen, durch eine Gastaufnahme zu unterstützen. Die konkrete Einzelfallhilfe soll damit auch anderen zugute kommen. Im November war Emanuela probeweise für eine Woche zu Gast in Gronau. Begleitet wurde sie von ihrer Mutter und der Tochter ihrer Kinderärztin als Dolmetscherin. Beide lebten in einer Pension und wurden durch die Wittekindshofer PWS-Spezialisten geschult. Mit Mutter und Kind begann eine vielversprechende Zusammenarbeit, so daß alle Beteiligten den Wunsch hatten, Emanuela einen längeren Aufenthalt zu ermöglichen. Mit Unterstützung der DeutschMazedonischen Gesellschaft gelang es, diesen Aufenthalt zu finanzieren. Regeln, die Mutter und Tochter im Wittekindshof kennengelernt hatten, halfen, die Zwischenzeit zu überbrücken. Im Mai ist Emanuela wieder in das PWS-Gastzimmer in Gronau eingezogen. Die Eingewöhnung in der Wohngruppe und der Johannesschule war unproblematisch. Nach einigen Wo-
Gastaufnahme aus Mazedonien Zu ihnen gehört die zwölfjährige Emanuela Kostoska aus Skopje in Mazedonien. Ihre Familie hatte sich an die Internationale PWS-Organisation (IPWSO) gewandt. Aufgrund der Sprachbarrieren
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Diakon Hartmut Wloka wechselt nach Hamm
Arbeiten in ganz anderen Strukturen Wer Sie auf dem Gründungsgelände im Wohnbereich Bethanien erlebt, spürt, dass Ihr Herz für die 215 Bewohnerinnen und Bewohner und die 217 Mitarbeitenden schlägt. Warum verlassen Sie nun diesen Geschäftsbereich? Mich reizt das Neue. Zahlenmäßig ist der Geschäftsbereich Hamm wesentlich kleiner, die Vielfalt der Angebote ist jedoch viel größer. Aus Bethanien weiß ich, was es für Familien bedeutet, wenn ihre Angehörigen bei uns Kurzzeitwohnen nutzen. In Hamm und im Kreis Warendorf bieten wir Familien verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten an. Neben Wohnangeboten für Kinder und Jugendliche vor allem ambulante Angebote: Begleitete Elternschaft, Heilpädagogische und Sozialpädagogische Familienhilfe, Begegnungsmöglichkeiten im Kontakt- und Informationszentrum, Ambulant Unterstütztes Wohnen. Diese Vielfalt fas ziniert, aber ich habe auch Respekt davor. Sie haben häufig auf die Vorteile hingewiesen, die das Gründungsgelände bietet. Mit welchen Argu menten? Für viele Menschen im Geschäftsbereich Bethanien ist die Infrastruktur ideal: ärztliche, psychologische und therapeutische Dienste sind hier im Haus und in den Nachbargebäuden, Großküche und Wäscherei, deren Mitarbeitenden auch für kurzfristige Sonderanforderungen ein offenes Ohr haben, die fußläufig erreichbare Werkstatt und Tagesstrukturierende AngeDiakon Hartmut Wloka aufgewachsen am Steinhuder Meer, später wohnhaft in Bückeburg, Volmerdingsen und Wulferdingsen verheiratet mit Diakonin Bärbel Wloka, drei Kinder, zwei Enkel
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bote, die nicht nur organisatorisch zum Wohnbereich gehören, sondern wo wir alle an einem Strang ziehen. Hinzu kommen viele Menschen, die man um Rat fragen und um tatkräftige Unterstützung bitten kann. Auch wenn alte Anstaltsstrukturen manchmal behindern, steckt viel Potential im Gründungsgelände. Das werde ich in Hamm und im Kreis Warendorf nicht haben. Dort wird in ganz anderen Strukturen gearbeitet. Aber auch das finde ich spannend und eine Herausforderung. Hier sind Entwicklungen möglich, die ich mir bisher kaum vorstellen kann. Was werden Sie am meisten vermissen? Die Menschen! Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung bringen in mir etwas zum Schwingen. Noch enger als mit den Bewohnerinnen und Bewohnern arbeite ich mit den Mitarbeitenden zusammen. Ich schätze die Strukturen, in denen wir hier arbeiten und die Art, wie wir Auseinandersetzungen führen. Außerdem habe ich in Volmerdingsen Schwestern und Brüder, mit denen ich zusammenarbeite, mit denen es gelungen ist, Bruder und Vorgesetzter zu sein, und einige, denen ich persönlich sehr viel verdanke. Sie haben vor wenigen Jahren eine längere Ausbildung zum Themenbereich Spiritualität abgeschlossen, waren Ältester der Brüder- und Schwesternschaft und engagieren sich dort seit langen Jahren. Werden Sie dieses Engagement im Ruhrgebiet so fortsetzen?
Ich gehe nicht nach Hamm, um zu missionieren. Aber ich möchte fortsetzen, was mir hier wichtig ist. Natürlich muss ich auf Standards, Gesetzesvorgaben und Zahlen achten und als Geschäftsbereichsleitung auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Aber die Frage „Wie geht es dir?“ darf nie zu kurz kommen. Sie wird ernsthaft, wenn ich mir für die ehrliche Antwort Zeit nehme. Dann geht es um Wahrnehmung und Achtsamkeit. Das hat nicht immer gleich mit Gott zu tun, aber kann existentiell sein und viel mit meinem Glauben zu tun haben. Spiritualität hat mehr mit dem Alltag zu tun, als man oft denkt. Es ist die Suche nach Gott, den ich nie ganz finden werde. Werden Sie nun Pendler zwischen Ihrem derzeitigen Wohnort und Hamm? Nein und ja! Wir haben ein Haus in Wulferdingsen. Aber ohne Präsenz funktioniert Leitung nicht, deshalb werde ich eine kleine Wohnung in Hamm haben und dort bleiben, wenn es nötig und sinnvoll ist. Pendeln wird aber auch dazu gehören – auch wegen der Fach- und Leitungskonferenzen, wo ich zukünftig die besonderen Fragen, Anforderungen und hoffentlich auch viele gute Erfahrungen aus einer jungen dezentralen Aufbauregion einbringen werde. Dazu gehört auch der Brüder- und Schwesternrat, in dem ich weiter mitarbeiten möchte. Worauf freuen Sie sich am meisten? Ich freue mich darauf, viele Menschen kennenzulernen! In erster Linie sind das die Mitarbeitenden, von denen ich viel lernen will. Das Leitungsgeschäft ist mir seit über 20 Jahren vertraut, die Arbeitsfelder in Hamm und
Radio- und Fernsehtechniker, vier Jahre Bundeswehr, Ausbildung als Diakon und Erzieher, Management für Leitungskräfte an der Evangelischen Fachhochschule Bochum
Stationen im Wittekindshof: Mit arbeiter Haus Hauptstraße, Vorwerk, Bethanien und Therapeutischer Dienst, Gruppenleiter Marthahaus, Hausleiter in Weserland; seit Januar 2000 Hausleiter Bethanien; heute Geschäftsbereichsleiter Wohnen V
Anke Marholdt
Wittekindshof
Bernd Samson, Regionalleiter, Hartmut Wloka, Geschäftsbereichsleiter, und Uwe Thünemann, Ressortleiter, freuen sich auf die Zusammenarbeit in Hamm und im Kreis Warendorf.
im Kreis Warendorf sind mir noch wenig bekannt. Ich freue mich aber auch auf die Menschen, die wir unterstützen. Sie kennen zu lernen wird nicht so einfach sein, weil nicht alle in drei benachbarten Häusern anzutreffen sind. Ich werde auch deswegen viel unterwegs sein. Übrigens auch in der direkten Nachbarschaft meines Büros und unserer Standorte, denn das, was ich gar nicht kann, ist anonym bleiben. Ich will wissen, wer da sonst noch wohnt, lebt und arbeitet – auch eine Tasse Kaffee mit dem Nachbarn ist mir wichtig. Andere Menschen in Ihrem Alter fangen an, die Zeit bis zur Rente zu zählen. Warum lassen Sie sich mit 57 Jahren noch einmal auf etwas ganz Neues ein? Ja, es wird wohl meine letzte Berufsstation sein. Aber ich schließe Kreise. Am Anfang meines Berufslebens, als ich nach meiner Radio- und Fernsehtechnikerausbildung vier Jahre Schwerpunkt: Unterstützung von Menschen mit schweren Mehrfach behinderungen als Basismitarbeiter, auf unterer und seit über 20 Jahren auf mittlerer Leitungsebene; sowie Unterstützung von Menschen mit herausforderndem Verhalten und Doppeldiagnosen
bei der Bundeswehr war, habe ich über meine Frau, die Gemeindediakonin war, evangelische Jugendarbeit kennengelernt. Wir haben in einer Dienstwohnung in Bückeburg gelebt. Das Haus wurde auch für Tagungen und Seminare genutzt. Wir haben für 30 Leute gekocht… Als ich im Wittekindshof selbst mit der Diakonenausbildung angefangen habe, war 1978 Haus Hauptstraße mein erster Dienstort. Dort haben auch damals schon sehr selbständige Menschen gewohnt, von denen einige in die eigene Wohnung umgezogen sind. Heute bieten wir solchen Menschen genau die ambulanten Angebote an, für die ich auch zuständig sein werde. Den Wunsch, auch beruflich noch einmal etwas anderes zu machen, hatte ich schon länger, aber wenn es einem sehr gut gefällt, da wo man ist, ist man wählerisch …. Aber nun sind Sie zuversichtlich, dass der Sprung von Bethanien ins Ruhrgebiet wirklich die richtige Wahl ist? Vielleicht überrascht es, aber ich habe den Aufbau in Herne unmittelbar miterlebt. Ich habe die Teamentwicklung in Herne kennengelernt und viele Fragen, Entwicklungen und Herausforderungen zusammen mit Dorothee Blome im Rahmen kollegialer Bera-
tung besprochen. Für mich ist dabei der Abstand zwischen Campus und Ruhrgebiet immer kleiner geworden. Ich muss zugeben, dass mir erst vor fünf Jahren die „Tour de Ruhr“, bei der Monika Sippel und Uwe Thünemann uns Leitungskräften die Regionalisie-
rung vor Ort vorgestellt haben, die Augen für die Lebensqualität des Ruhrgebiets geöffnet hat. Auch davon will ich mehr kennenlernen. Das Gespräch mit Diakon Hartmut Wloka führte Anke Marholdt, Pressesprecherin.
Angebote im … … Geschäftbereich Wohnen V, Minden-Lübbecke „Bethanien“
… Geschäftsbereich Wohnen X, Hamm/Kreis Warendorf
Wohnangebote für 215 Frauen und Männer im Alter zwischen Mitte 20 und über 90 Jahren im Marienheim, Lazarusheim und in Bethanien. Kurzzeitwohnen Pflegeinterventionsbetten: zeitlich befristetes Angebot für Menschen mit besonderem medizinisch-pflegerischem Unterstützungs bedarf bei akuten Erkrankungen, nach Operationen oder am Ende des Lebens. Betreuungsschwerpunkt: hoher medizinisch-pflegerischer Unter stützungsbedarf einschließlich spezialisierter Pflege bei Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung und/oder älteren und alten Menschen; alle Mitarbeitenden haben Grundkenntnisse in Kinaesthetics, um Bewegungspotentiale wahrzunehmen und zu fördern. Tagesstrukturierende Angebote für über 100 Frauen und Männer, die nicht (mehr) arbeiten.
Wohnangebote für 45 Kinder, J ugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung: heilpädagogischer Intensivbereich, Betreutes Wohnen für junge Erwachsene. Kurzzeitwohnen Ambulant Unterstütztes Wohnen für Frauen und Männer mit geistiger oder psychischer Behinderung. Sozialpädagogische Familienhilfe: Unterstützung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) für Familien und Alleinerziehende in belasteten und schwierigen Erziehungssituationen. Heilpädagogische Familienhilfe: Unterstützung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) in Familien mit behinderten Angehörigen in belasteten und schwie rigen Erziehungssituationen. Begleitete Elternschaft für Eltern mit Behinderung. Kontakt-Dund u rc hInformationsb l i c k 2 -2 0 1 1 1 9 zentrum (KIZ)
Wittekindshof
Ausbildung und berufliche Integration
40 Jahre Berufsbildungswerk Wittekindshof Das Berufsbildungswerk (BBW) Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Eidinghausen feierte im Mai sein 40-jähriges Jubiläum: nachmittags mit vielen Ehemaligen, Freunden und Nachbarn und einem familienfreundlichen Mitmachprogramm – vormittags mit einem Festakt und geladenen Gästen. „Das Ziel, junge Menschen auf eine Tätigkeit auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten und dort zu integrieren ist unverändert. Vor 40 Jahren hat man es mit eigenen Mittel versucht und mit den Wittekindshofer Betrieben zusammengearbeitet. Heute sind Betriebe in der Umgebung wichtige Kooperationspartner, die Teile der Ausbildung übernehmen,“ betonte Roland Cornelsen, der als Geschäftsbereichsleiter Arbeit/Bildung das BBW leitet, anlässlich des Jubiläums.
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt hatten in den letzten 40 Jahren Konsequenzen für das BBW. Grundqualifikationen wie der Umgang mit Computer und Internet sind hinzugekommen. An die Stelle von Ausbildungen als Bekleidungsnäherinnen oder Buch binder, sind Recyclingwerker, Verkaufshelfer und als neuestes „Service helfer mit Schwerpunkt Altenhilfe“ getreten. Insgesamt haben knapp 7.200 junge Menschen das BBW-Wittekindshof besucht, von denen fast 4.700 eine meist theoriereduzierte Ausbildung absolviert haben. Bianka Nagel, eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen im BBW, begrüßt die Entwicklung der Personenzentrierung: „Früher haben wir Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation angeboten, und alle haben das gleiche
gemacht. Heute werden für jeden Einzelnen individuelle Förderpläne erstellt. Wir erarbeiten ein Stärkenprofil und legen gemeinsam lang- und kurzfristige Ziele fest. Heute muss keiner mehr Werkstücke erstellen, nur weil sie auf dem Lehrplan stehen. Es geht um Aufgaben, durch die jeder in kleinen Schritten seinen Zielen näher kommen kann“, betont die Ausbildungsleiterin. Sie erinnert sich, dass sich auch der Umgang mit den jungen Menschen verändert habe: „Früher war das Du üblich und Widerrede gegen die Anweisungen des Ausbilders gab es so gut wie nicht. Heute reden wir viel mehr miteinander. Wir geben nicht mehr jeden einzelnen Arbeitsschritt vor, sondern die jungen Menschen erledigen mit unserer Unterstützung Projekte und lernen dabei ihre Arbeit zu strukturieren und Verantwortung zu übernehmen.“
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Zum BBW-Geburtstag eine Torte: (v.l.) Corinna Cornelius, Denise Sundermeier, Melissa Witkowski, Ausbildungsleiterin Bianka Nagel, Jasmin Brinkmann und Nelly Holzrichter
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Wittekindshof
Nachgefragt mit Sabrina Menzel
Auszubildende fragt Prominente „Ich wünsche dem Berufsbildungswerk, dass es weiterhin mit soviel Energie, Atmosphäre und Engagement die Stärken und Schwächen der jungen Menschen sieht und ihnen außerordentliche Chancen gibt, die es anders nicht gäbe. Als Bürgermeister wünsche ich mir, die Einrichtung noch viele Jahrzehnte hier in unserer Stadt zu haben. Ich würde mich dafür auch einsetzen.“ Klaus Mueller-Zahlmann, Bürgermeister der Stadt Bad Oeynhausen „Diese jungen Menschen sind trotz oder gerade wegen ihrer Lernschwierigkeiten oder Behinderung ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und können sich einbringen. Angesichts des demographischen Wandels und einer alternden Bevölkerung ist es wichtig, allen jungen Menschen eine berufliche Perspektive und die Möglichkeit zur Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten geben zu können. Darum werden auch in Zukunft Einrichtungen wie das Berufsbildungswerk Wittekindshof als Teil unseres sozialen Zusammenhaltes unverzichtbar sein. Neben diesem sozialen Aspekt ist es nicht zuletzt auch eine Frage der ökonomischen Vernunft.“ Steffen Kampeter, Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Minden/Berlin
„Berufsbildungswerke sind als zentrierte Kompetenzen zur Erstausbildung junger Menschen mit Behinderung – ebenso wie andere Spezialeinrichtungen wie beispielsweise Universitäten – wichtige Partner der Wirtschaft und der Gesellschaft. Der demographische Wandel und die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung bieten die Chance, diese Kompetenzen weiterzuentwickeln und attraktive Angebote für junge Menschen in Kooperation mit der Wirtschaft zu gestalten. Persönlich hatte ich durch meine Tätigkeit bei der BAG BBW die Gelegenheit, hoch motivierte junge Menschen kennenzulernen. Diese jungen Menschen haben mir beigebracht, dass der offene Umgang mit Stärken und Schwächen einen großen Gewinn bringt, sowohl in Arbeitsprozessen als auch in persönlichen Bereichen. Eine Erkenntnis, von der wir alle lernen können, ob mit oder ohne Behinderung.“ Dr. Katja Robinson, Geschäftsführung Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e.V. (BAG BBW), Berlin
„Ich bin sehr zufrieden. Vor ungefähr zwölf Jahren hatte ich den ersten, jetzt den zweiten ehemaligen Auszubildenden des Berufsbildungswerkes fest eingestellt und hatte zwischendurch immer Praktikanten. Es wird immer junge Menschen geben, die in der Ausbildung intensiv betreut werden müssen. Das ist im Handwerk und in der Industrie nicht möglich. Da brauchen wir die Unterstützung des Berufsbildungswerkes.“ Karlheinz Becker, Inhaber Becker Maschinen-Elemente, Bad Oeynhausen
„Für den Kreis Minden-Lübbecke ist die Arbeit des Berufsbildungswerkes Wittekindshof sehr wichtig!“ Dr. Ralf Niermann, Landrat des Kreises Minden-Lübbecke
Zitate aus: „Nachgefragt mit Sabrina Menzel. 40 Jahre BBW“ – Ein Film von Micha Heitkamp (Kamera und Schnitt), Bad Oeynhausen, Mai 2011 .
Übergang Schule/Beruf
Gegen den Exklusions-Trend Die Prognosen kündigen Fachkräftemangel und demografischen Wandel mit immer weniger jungen Menschen an. Man könnte folgern, dass bald alle Schulabgänger eine Ausbildungschance haben. Aber Clemens Wieland, Projektleiter bei der Gütersloher Bertelsmannstiftung und Gastreferent beim Festakt zum 40-jährigen Jubiläum des Berufsbildungswerkes, hat diese These verneint: „Die Anforderungen im Berufsleben steigen. Der Trend zur Exklusion von Jugendlichen, die nicht mehr als einen mittleren Schulabschluss haben, wird sich verstärken trotz der Vision von Inklusion.“ Als Gegenmaßnahme hat die Bertelsmann-Stiftung die „Initiative Über-
gänge mit System“ mit dem Ziel ins Leben gerufen, allen Jugendlichen den Weg in die Ausbildung zu ermöglichen. Die Hauptforderungen hat Clemens Wieland vorgestellt. „Ganz wesentlich ist die Stärkung präventiver Ansätze in der Schule, so früh wie möglich! Denn Vorsorge ist nicht nur besser, sondern auch billiger als Nachsorge!“ Schon in der Schule sollten die Berufsorientierung ausgebaut werden und frühzeitig individuelle Kompetenzprofile erarbeitet werden, um die jungen Menschen in ihrer Berufsorientierung zu unterstützen. Handlungsleitend müsse sein, dass sich die Ausbildung lohne. „Ausbildung ist keine karitative Veranstaltung,
sie muss für den Betrieb und ebenso für den Auszubildenden gewinnbringend sein.“ Nötig sei eine Unterstützung der Betriebe, da sie zukünftig gezwungen seien, auch schwächere Jugendliche vermehrt in die Ausbildung zu übernehmen. Sie bräuchten professionelle individuelle Beratung und Begleitung und die jungen Menschen ausbildungsbegleitende Hilfen. Nötig sei mehr Flexibilität bei der Ausbildungsgestaltung, damit diejenigen, die mehr Zeit zum Lernen brauchen, die Ausbildung auch strecken oder unterbrechen könnten. Übergangssysteme, zu denen auch das Berufsbildungswerk gehöre, seien notwendig, weil nicht alle den direkten Übergang Schule und Beruf bewältigten. Sie müssten jedoch angesichts der unterschiedlichen Lebenssituation der jungen Menschen individueller und
flexibler gestaltet sein. Praxisorientierung sei nötig, damit die jungen Menschen lernen, was im Berufsleben benötigt werde. Sie sollten Teilqualifikationen erlangen können, die sich an den Anforderungen der anerkannten Berufsausbildungen orientierten. Zur Umsetzung werde nicht mehr Geld benötigt, sondern ein besserer Einsatz der vorhandenen Ressourcen. Der „Maßnahmedschungel“ mit unterschiedlichen Rechtsgrundlagen und Steuerungslogiken, fehlenden Standards und unklaren Verantwortlichkeiten müsse überwunden werden. Nötig sei eine bessere Koordinierung zwischen Bund, Ländern und Kommunen – vor allem: „Weniger kurzfristige Maßnahmen und besser koordinierte langfristige Strategien.“ Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de
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Wittekindshof
Kooperationsvertrag mit der Fachhochschule der Diakonie theologisch-seelsorgerliche Kompetenzen, um Not zu erkennen und Menschen auch in existentiellen Situationen zu begleiten, Sinnfragen und die christliche Botschaft zu kommunizieren. Zum Studium gehört ein Mentoring-Programm, bei dem qualifizierte Mitglieder der Diakonischen Brüderund Schwesternschaft Wittekindshof oder der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth die Studierenden begleiten. Die Studierenden sollen die Möglichkeit erhalten, miteinander Gemeinschaft zu erfahren und an Angeboten der Gemeinschaften teilzunehmen.
Neues Studium führt zum Diakonenamt „Es ist eine gleichwertige Ergänzung der bewährten Ausbildung an der Dia konenschule Wittekindshof, dass ab sofort auch ein Studium zum Amt der Diakonin oder des Diakons führt“, erklärte der Wittekindshofer Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke. Gemeinsam mit dem Rektor der Fachhochschule der Diakonie (FHdD), Professor Dr. Martin Sauer, unterzeichnete er den Kooperationsvertrag zur Durchführung des grundständigen Studiengangs „Diakonie im Gemeinwesen. Soziale Arbeit und Dia konik“. Er führt zur Doppelqualifikation als staatlich anerkannte Sozialarbeiter/ in und schafft die kirchlich anerkannte Voraussetzung zur Einsegnung in das Amt der evangelischen Diakonin bzw. des evangelischen Diakons. Im Kooperationsvertrag ist festgelegt, dass die Diakonische Stiftung Wittekindshof und die Diakonische
Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof pro Jahr durchschnittlich vier der insgesamt 30 Studienplätze belegen. Die Studierenden erhalten einen Arbeitsvertrag mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 13 Wochenarbeitsstunden während des Studiums und einem Arbeitsangebot zwei Jahre über das Studium hinaus. Studieninhalte Der Studienschwerpunkt liegt auf der Gestaltung individueller Hilfen für Menschen in ihrer gewohnten Umgebung und einer dementsprechenden Gestaltung des Gemeinwesens. Durch das Studium sollen Kompetenzen erworben werden, um in verschiedenen Lebenslagen, unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus und Kulturen professionell agieren zu können. Dazu gehören Rechts- und Methodenkenntnisse der Sozialen Arbeit ebenso wie
Bei der Unterzeichnung des Vertrages für das neue Studium der Diakonie: Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Michael Postzich, Ausbildungsleiter und
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Pfarrer der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft sowie Prof. Dr. Martin Sauer, Rektor der Fachhochschule
Kooperation diakonischer Unternehmen Der Wittekindshofer Vorstandssprecher betonte bei der Vertragsunterzeichnung, dass das neue Studium im doppelten Sinn die gute Kooperation großer diakonischer Träger zeige: „Die FHdD wird von einer gemeinnützigen GmbH getragen, die von 12 diakonischen Unternehmen aus ganz Deutschland gegründet wurde. Der neue Studiengang basiert auf enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Nazareth, die zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört, und dem Wittekindshof. Um die gegenseitige Verbundenheit zu stärken und den Studiengang kontinuierlich zu reflektieren und weiter zu entwickeln, wurde im Kooperationsvertrag ein regelmäßiger Dialog festgelegt.“ Zugangsvoraussetzungen Studienvoraussetzung sind Abitur oder Fachhochschulreife oder eine Berufsausbildung unter Umständen in Verbindung mit einer Zugangsprüfung. Die Studiengebühren betragen 230 Euro pro Monat. Weitere Informationen: www.fh-diakonie.de Beratung: Michael Postzich, Pfarrer der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof und Ausbildungsleiter der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, Tel. (0 57 34) 61-24 60, michael.postzich@wittekindshof.de
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Die Heilerziehungshilfeausbildung erfolgreich abgeschlossen haben folgende Berufseinsteige rinnen und -einsteiger: Yvonne Brinkmeier, Lars Daniel, Jennifer Eck, Marta Jaroszewicz, Lea Neese, Tim Neuhaus, Jana Rürup, Marion Skibowski (Bad Oeynhausen), Diana Schäffer (Löhne), LenaMarie Flöring, Bastian Kaase (Bünde), Marc Rüter (Espelkamp), Vanessa S chäffer, Lena Schürmann (Minden), Kirsten Sachse, Ilona Harhausen (Hille), Lena Höltkemeier (Porta Westfalica), Hannah Hillebrand (Raddestorf), Katharina Schnittker (Hüllhorst), Ann-Kathrin Hallmann, Daniela Rudolphi, Franziska Scholle, Johann Sudermann (Lübbecke), Alexander Plöntzke (Vlotho) und Nikolas Fels (Melle).
Bildungsabschlüsse
Fotografien: Maik Meid
Wir gratulieren
Die Ausbildung als Erzieherin und Erzieher haben erfolgreich abgeschlossen: Sebastian Ambrock, Carolin Franta, Marcel Koch, Dennis Koch, Pawel Kröker, Friederike Zimmermann (Bad Oeynhausen), Bettina Peters (Bünde), Sabrina Tegeler (Hüllhorst), Philipp Arning, Denise Baran, Anja Hoberg (Löhne), Jacqueline Ottenberg (Lübbecke), Miriam Blechschmidt (Melle), Angelika Oberhommert (Porta Westfalica) und Jana Horn (Stadthagen).
Zusätzlich zur Heilerziehungshilfeausbildung haben den Abschluß zur geprüften Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (gFAB) für Mitarbeitende in Werkstätten für behinderte Menschen erfolgreich absolviert: Karin Knipping, Boris Stanis lavjev (Bad Oeynhausen), Andreas Lörch (Enger), Tatjana Busch (Hille), Andreas Rochel, Ralf Spilker (Minden), Joachim Tzschachmann (Vlotho), Waldemar Schlegel (Lemgo), Michaela Wood (Detmold), Peter-Jakob Onkelbach (Höxter) und Henning Stollberg (Warmsen), außerdem haben die gFAB-Prüfung bestanden: Jürgen Kugel (Minden), Carmen Schmitz-Peun (Espelkamp) und Claudia Engelke-Helmerking (Diepenau).
Das Zeugnis als Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger haben erhalten: Steffen Wilmink (Bad Bentheim), Erkut Altug, Sarah-Natalie Kröger, Sabrina Retzlaff (Bad Oeynhausen), Lara Breitenkamp, Anne-Kathrin Hoffmann (Bünde), Inga Schmidt, Patrick Schüpmann (Espelkamp), Linda-Marie Franke (Herford), Clarissa Maschmeier (Hüllhorst), Ann Kathrin Schöne, Lucas Struckmeyer (Kirchlengern), Sabrina Bleil (Löhne), Sandra Joseph (Lübbecke), Tobias May, Anna Nebeling, Ana-Kristin Schwabe (Minden), Verena Sieveke (Oerling hausen) und Nicole Reinecke (Rahden).
Die erstmals durchgeführte staatlich zertifizierte Ausbildung Praxis anleitung haben erfolgreich abgeschlossen: Stefan Bierbaum, Uwe Brammert, Jessica Kleine, Kristina Krüger (Bad Oeynhausen), Claudia Sadroschinski (Enger), Alexandra Bahe (Minden), Jessica Reimler (Hille), Stefanie Schlensker (Porta Westfalica), Marion Meyer-Erk (Diepenau), Christa Lange, Claudia Peters (Hüllhorst) und Marina Robert (Ahaus).
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Wittekindshof
Besonderer Bedarf bei Menschen mit Behinderung
„Zukunftskonferenz Pflege“ stellt Weichen für bedarfsorientierte Versorgung
Perspektiven für die Pflege in der Zukunft: Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen diskutieren Erfahrungen und Zielsetzungen.
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Fotografien: Anke Marholdt
Das Thema „Pflege“ rückt gesamtgesellschaftlich in den Fokus: Bundesminister Rösler hatte – als er noch Bundesgesundheitsminister war – von 2011 als dem „Jahr der Pflege“ gesprochen. Gemeint hatte er damit insbesondere die geplante Reform der Pflegeversicherung und die von der Regierung in Aussicht genommene Ausbildungsoffensive, um dem wieder einmal drohenden Fachkräftemangel in der Pflegebranche zu begegnen. Viel zitiert wird der demographische Wandel: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Pflegebedürftigkeit. Dieses gilt gleichermaßen für Menschen mit und ohne Behinderungen. In den Einrichtungen der Behindertenhilfe leben zunehmend mehr Menschen mit
schweren Behinderungen – auch dies bedeutet einen erhöhten Pflegebedarf. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof hat sich diesem Themenkomplex im Rahmen einer „Zukunftskonferenz Pflege“ zugewandt. Es geht darum, sich gut auf neue Anforderungen vorzubereiten und dem steigenden Pflegebedarf professionell zu begegnen. 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Wohnen, Arbeit, den Unterstützenden Diensten, aus Therapie und Medizin und dem Bauund Immobilienservice haben sich deshalb im Frühjahr vergangenen Jahres zwei Tage lang intensiv mit diesen Themen bei einer Zukunftskonferenz beschäftigt.
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Die Zukunftskonferenz ist eine anspruchsvolle Arbeitsmethode, in der die Teilnehmenden ihre Ideen und Expertise einbringen und in mehreren Phasen – hier bezogen auf die gesamte Pflegethematik – methodisch zusammenfügen: Es wird die Vergangenheit betrachtet: Wo kommen wir her? Welche Meilensteine gab es in den letzten Jahren? Es wird die Zukunft eingeschätzt: Welche Entwicklungen kommen auf uns zu? Und die Gegenwart bewertet: Wo sind unsere Stärken? Wo können wir uns verbessern? Auf dieser Basis wird eine gemeinsame Vision entwickelt: Dabei geht es um innovative Pflegekonzepte und die notwendigen Rahmenbedingungen.
Schließlich werden gemeinsame Ziele formuliert und konkrete Umsetzungsschritte geplant. Bedingt durch die unterschiedlichen Erfahrungen und Blickwinkel der Teilnehmenden kam es in den interdisziplinär zusammengesetzten Gruppen zu einer Vielzahl kreativer Arbeitsergebnisse. Am Ende des zweiten Arbeitstages gab es mehrere Oberthemen, für die in einem Abschlussplenum die weitere Bearbeitung festgelegt wurde. Jeder Teilnehmer konnte sein Interesse zur Mitarbeit an speziellen Themen direkt kundtun. Die dabei bearbeiteten zentralen Themen und Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Pflege in dekonzentrierten ambulanten und stationären Wohnformen muss auch zukünftig sichergestellt sein. Die Angebotspalette muss erweitert werden. Dazu zählt die Betreuung von demenzerkrankten Klienten. Spezielle Pflegebedarfe müssen gedeckt sein z.B. durch die Schaffung zusätzlicher Pflegeinterventionsbetten. Es muss in ausreichendem Maße fachlich gut qualifiziertes Personal vorhanden sein. Die Mitarbeiterschaft erhält Unterstützung durch den Arbeitgeber. Bedarfsorientierte, barrierefreie Räumlichkeiten müssen vorhanden sein. Pflege muss sich am Handlungsleitenden Bild der Diakonischen Stiftung Wittekindshof (HLB) orientieren. Die interdisziplinäre Zusammen arbeit muss gesichert sein: z.B. durch regelmäßigen fachlichen Austausch zwischen Wohnbereichen und Schule. Die beiden beschriebenen Konferenztage waren der Auftakt für die vertiefte Bearbeitung der Themen in Arbeitsgruppen. Zur Vorstellung der Ergebnisse war ein weiterer Konferenztag im Februar 2011 vorgesehen. Bei der Auswertung des 3. Konferenztages wurde deutlich, dass die Vielseitigkeit des Themas eine regelmäßige Weiterbefassung erfordert: Dies gilt besonders für die Sicherstellung von Pflege in dekonzentrierten Wohnformen. Dazu wurde ein umfangreicher Maßnahmenplan entwickelt. Das Thema „Demenzbetreuung“ findet weitere Bearbeitung in einem Fachzirkel, der auch die Entwicklung von Modellen zur Mitarbeiterfortbildung zum Gegenstand hat. Das bestehende Konzept der speziellen Pflegesituationen – mit dem
Angebot von „Interventionsbetten“ – wird intern und extern vermehrt bekannt gemacht und soll ausgeweitet werden. Unterschiedliche Fortbildungskonzepte und -module für Pflegefortbildungen sind in Bearbeitung – dabei steht der Bedarf von Klienten mit einer geistigen Behinderung im Mittelpunkt. Das umfassende Thema der bedarfsorientierten Räumlichkeiten wird ebenfalls in einem Fachzirkel weiter bearbeitet. Die in der Arbeitsgruppe „Pflege orientiert sich am HLB“ entwickelte, sehr praxisorientierte Fortbildung wird im Geschäftsbereich V durchgeführt und ausgewertet und soll danach in das Angebot des Fortbildungsreferates übernommen werden. Als fester Ansprechpartner für die Themen der Zukunftskonferenz wurde der Fachzirkel Pflege benannt. An dieser Stelle abschließend ein Zitat aus einer aktuellen Publikation des Landschaftsverbandes WestfalenLippe (Menschen mit Behinderung im Alter, 2010): „Strategien, die lediglich auf eine Übertragung der geriatrisch ausgelegten Konzepte der Altenhilfe auf Menschen mit Behinderungen setzen, sind nicht hinreichend und werden den besonderen Bedarfen der Zielgruppe nicht gerecht.“ Diese Zusammenfassung entspricht auch der Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zukunftskonferenz und enthält zur weiteren Umsetzung eine Fülle neuer Herausforderungen. Weitere Informationen: Sabine Thater, Tel. (05734) 61-12 02 sabine.thater@wittekindshof.de
Sabine Thater, Diplom-Berufspädagogin
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In Kooperation mit dem Landschaftsverband – Fachtagung geistige Behinderung und Sucht
Suchthilfe trifft Behindertenhilfe „,Normal berauscht?‘ Geistige Be hinderung und Sucht/Substanzmissbrauch“ war Titel einer Fachtagung in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen. Und zugleich wird es der Titel einer weiteren Fachtagung sein. Die Resonanz im Juli war so groß, dass die Tagung am 9. November in der Wittekindshofer Turnhalle wiederholt wird. Veranstalter ist die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Zusammenarbeit mit der LWLBehindertenhilfe, dem Landesbetreuungsamt und dem Wittekindshof. 150 Mitarbeiter aus der Sucht- und Behindertenhilfe sowie gesetzliche Betreuer konnte Doris Sarrazin, Diplom-Pädagogin und fachliche Leiterin der LWLKoordinationsstelle Sucht, begrüßen. Weitere 200 Frauen und Männer hatten eine Absage erhalten: Sie haben nun im November ein ‚zweite Chance‘. Suchtrisiko gleicht dem der Gesamtbevölkerung Zu Beginn der Tagung erinnerte Dr. Michael Schubert vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der
aus der Region
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Universität Halle, dass sich die Wohnund Lebenssituation behinderter Menschen an diejenige der Allgemeinbevölkerung angepasst habe: „Durch gemeindeintegrierte offene Angebote erhöhen sich die Möglichkeiten auf ein selbst bestimmtes, selbst gestaltetes Leben, mit denen zugleich die Risiken des ‚normalen Lebens‘ einhergehen, zu denen auch Sucht und übermäßiger Substanzkonsum zählen.“ Zentrale Bedeutung komme den legalen Suchtmitteln Nikotin und Alkohol zu, wobei der Anteil an wirklich süchtig Trinkenden im wesentlich dem Anteil in der Gesamtbevölkerung entspreche. Suchtverhalten schafft dringenden Handlungsbedarf Dass dringender Handlungsbedarf besteht, betonten der Wittekindshofer Geschäftsbereichsleiter Diakon Dietmar Struck und sein Kollege Dr. Konrad Peter, Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie. „Im Kontext eines übermäßigen Konsums kann es, wie bei anderen stark angetrunkenen Menschen auch, zu Sachbeschädigungen, Diebstahl und aggressivem Ver-
Abriss der Ameise Bad Oeynhausen. Im August wurde auf dem Gründungsgelände die Ameise abgerissen, ein in den 1970er Jahren entstandener Anbau der Alten Friedenshöhe. „Nach einem kontinuierlichen Veränderungsprozess in den letzten Jahren ist die Ameise das erste Wohnhaus, das wir abreißen, um Freiraum für Sozialraumentwicklung zu schaffen“, erklärte Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke. Der Abriss ist Teil einer Gesamtentwicklung des Gründungsgeländes, bei der systematisch veraltete Gebäudeund Angebotsstrukturen abgebaut und durch neue ersetzt werden sollen.
halten kommen. Das löst Angst aus und überfordert. Hinzu kommen erhebliche Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Und nicht zuletzt ist die Gesundheit der Betroffenen durch extremen Alkoholpegel und gefährliches Verhalten im Straßenverkehr massiv gefährdet.“ Brücken zwischen Sucht- und Behindertenhilfe schaffen Dass sich die Arbeitsweisen und Grundhaltungen in der Sucht- und Behindertenhilfe oft deutlich unterscheiden, betonte der Diplom-Sozialarbeiter Jürgen Lamm von der Fachstelle Suchtprävention der Suchthilfe direkt in Essen: „Die Betreuung und Förderung in der Behindertenhilfe basiert auf Nähe und Beziehung, die Suchthilfe arbeitet mit professioneller Distanz.“ Er plädierte dafür, dass Mitarbeiter umschalten lernen und Therapieformen entwickeln, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten von Menschen mit Intelligenzminderung entsprechen: „Wir müssen mit einfacher Sprache und Bildern arbeiten. Rein kognitive Methoden schließen diese Menschen aus. Sie müssen eine Chance zum Erleben haben.“ Ähnlich äußerte sich auch Dr. Thomas Heinz, der Chefarzt der Abteilung Sucht-Rehabilitation der LWL-Fachkli-
Fachsimpeln mit Handballprofis Rahden/Lübbecke. Grillen im Wittekindshof ist für die Handballprofis vom TuS-N-Lübbecke seit elf Jahren „ein ganz wichtiger Termin in der Saisonvorbereitung, zu dem alle gerne kommen“, so Co-Trainer Hans Georg Borgmann. Geschätzt werden die besondere Atmosphäre und der herzliche Umgang miteinander. Wittekindshofer Fans aus Espelkamp und Lübbecke kommen dazu, um die Profis persönlich zu treffen, deren Spiele sie sonst in der Merkur-Arena oder via Übertragung im KIZ Lübbecke verfolgen. Da die Handballbegeisterung ansteckend ist, stellt der Verein mittlerweile 26 Dauerkarten zur Verfügung.
nik Warstein. Er arbeitet mit geistig behinderten Menschen, die eine Sucht erkrankung haben und empfindet es als Bereicherung: „Wir lernen durch diese Menschen, auch einmal aus der sonst üblichen professionellen Distanz heraus zukommen. Wir lernen, mit der spontanen Herzlichkeit und Impulsivität dieser Klienten umzugehen, und entwickeln daraus neue Arbeitsformen“, so Dr. Thomas Heinz, der am Rande der Fachtagung das Wittekindshofer Lamaprojekt kennengelernt hat, das eine unterstützende Funktion in der Begleitung von Menschen mit Suchterkrankungen hat. „Das ist ein gelungenes Praxisbeispiel, weswegen wir demnächst in den Wittekindshof kommen, um es genauer kennenzulernen“, kündigte der Warsteiner Suchtexperte an. Wittekindshofer Stufenmodell für Menschen mit Suchterkrankungen Vorgestellt wurde das Stufenmodell, mit dem im Wittekindshofer Geschäftsbereich Wohnen IV auf dem Gründungsgelände Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung und Suchterkrankung begleitet werden: „Wenn jemand aus einer sehr entgleisten Situation kommt und sich und andere unter Alkoholeinfluss sehr
gefährdet hat, verlangen wir absolute Abstinenz und kontrollieren das auch, weil nur so eine wirkliche Veränderung geschaffen werden kann. Gleichzeitig bieten wir aber auch gerade am Anfang so viel Unterstützung und Halt, dass die Abstinenzforderung auch eingehalten werden kann“, erklärte Diakon Dietmar Struck. Diplom-Psychologe Stephan Busch kämper betonte, dass durch das Stufenmodell die nötige Motivation geschaffen werde, um den erreichten Verzicht auf Alkohol auch dann beizubehalten, wenn eine weitgehende Rückkehr zu einem normalen Alltagsablauf erfolgt und die Klienten z.B. wieder ohne Begleitung an Festen oder externen Urlaubsangeboten teilnehmen. Entscheidend sei, dass alle Mitarbeitenden eng vernetzt und nach den gleichen Grundlagen arbeiten und verlässliche Beziehungen ermöglichen. „Wenn es sein muss, muss man auch abends oder am Wochenende präsent sein. Dass sich der Einsatz lohnt, beweist die geringe Rückfallquote und die Tatsache, dass auch solche Männer schon seit Jahren ‚trocken‘ sind, denen andere es überhaupt nicht mehr zugetraut haben, dass sie auch ohne Alkohol leben können“, freut sich Diakon Dietmar Struck.
Protesttag zur Inklusion Herford. „Alle inklusive – alle gemeinsam“ war in Herford das Motto zum diesjährigen Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Erstmals engagiert waren auch mehrere Wittekindshofer Geschäftsbereiche und die Musikgruppe SambaSole, die den Protestzug durch die Innenstadt anführte. „Der Begriff Inklusion betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und geht jeden und jede an. Inklusion ist der Versuch, Beziehungen für alle zu ermöglichen und Vielfalt zu bejahen“, erklärte Martina Nickles, Behindertenbeauftragte der Stadt Herford.
Café Klee in der Altstadt von Minden Minden. Im Mai dieses Jahres hat die Diakonische Stiftung Wittekindshof in Minden ihr bislang neuntes Kontaktund Informationszentrum (KIZ) eröffnet. Das KIZ-Café Klee – so der Eigenname des Veranstaltungsangebotes in den Mindener Altstadt – ist in der Simeonstraße 5 zu Hause und befindet sich nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Neben einem Cafébereich in gemütlicher Atmosphäre gibt es im neuen KIZ verschiedene Beratungs-, Fortbildungs- und Freizeitangebote. Die Angebote stehen grundsätzlich allen Interessierten offen.
Jürgen Escher
Wittekindshof
Die Arbeit mit Lamas hat eine wichtige Funktion im Stufenmodell nach dem Menschen mit geistiger Behinderung und Suchterkrankung im Wittekindshof unterstützt werden.
Wasser – klar und deutlich Gronau. Mit ihren Recherchen zum Thema Wasser und dem dabei entstandenen Bilderbuch „So schön könnte es an der Dinkel sein“ haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse Oberstufe 1 der Gronauer Johannesschule beeindruckt. Sie wurden für ihre Dokumentation beim Schülerwettbewerb „Schulen ans Wasser“ mit dem ersten Preis ihrer Altersgruppe ausgezeichnet. Bei einem Empfang in Düsseldorf erhielten die Gronauer Schülerinnen und Schüler ein Preisgeld von 1000 Euro aus der Hand von Landes-Umweltminister Johannes Remmel.
Impressum Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.) Redaktion: Klaus Schuhmacher Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen klaus.schuhmacher@wittekindshof.de Texte: Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Anke Marholdt, Pressesprecherin, und Klaus Schuhmacher. Auswahl und Redaktion: Klaus Schuhmacher Layout: Wilfried Gandras, Hamburg Druck: Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion.
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Ehrenamtliches Engagement
Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst Anfang Juli haben die ersten neun Ehrenamtlichen des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ihr Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme am Kurs zur Befähigung und Ermutigung erhalten. Der Kurs wurde von Pfarrer Martin Wedek (Pastoraler Dienst) und Diakonin Christa Klausmeier (Koordinatorin Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst) geleitet. Die Ausbildung hat 100 Unterrichtsstunden umfasst und wurde durchgeführt nach den Standards des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes e.V. sowie den einschlägigen Curricula der Hospizbewegung in Deutschland.
„Ich habe erlebt, dass ein Freund am Lebensende begleitet wurde. Das finde ich wichtig. Ohne den Kurs hätte ich mir das nicht zugetraut!“
Der eigene Umgang mit Sterben, Tod, Verlust und Trauer wurden in der Ausbildung ebenso thematisiert wie Nähe und Distanz, das Wahrnehmen der Situation Sterbender und ihrer Angehörigen, Kommunikation und Gesprächsführung. Da der Hospizdienst überwiegend in den Wittekindshofer Wohnhäusern arbeiten wird, war der Umgang mit Abschiedsprozessen bei Menschen mit geistiger Behinderung ein weiteres Thema. Der Ambulante Hospiz- und Pallia tivberatungsdienst bildet auch weiter ehrenamtliche Mitarbeitende aus. Weitere Informationen: Interessierte wenden sich bitte an Diakonin Christa Klausmeier, Koordinatorin Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst, Tel. (05734) 61-14 13, hospizdienst@wittekindshof.de. Anke Marholdt
Einige der zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes verfügen bereits über langjährige Erfahrung in der Begleitung und Unter-
stützung von Menschen mit Behinderung, andere haben den Kurs parallel zum Unterkurs der Diakonenausbildung besucht. Anlässlich der Zertifikatsübergabe erklärten sie: „Ich habe erlebt, dass ein Freund am Lebensende begleitet wurde. Das finde ich wichtig. Ohne den Kurs hätte ich mir das nicht zugetraut!“ „Früher als ich selbst noch in einer Wohngruppe gearbeitet habe, hätte ich mich sehr gefreut, wenn jemand gekommen wäre, der einfach Zeit hat und auch nachts bei einem schwer kranken Menschen am Bett sitzen kann.“ „Ich bin fast Ruheständlerin und wollte erstmal gucken, ob Hospizarbeit etwas für mich ist!“ „Es war schon lange mein Plan: Wenn ich im Ruhestand bin, mache ich Hospizdienst. Aber es hat dann doch etwas Zeit gebraucht. Ich habe mehrfach von Angeboten der Hospizdienste gelesen. Als ich dann vom neuen Ambulanten Hospizdienst im Wittekindshof gehört habe, wusste ich, dass ich da mitmachen will.“ „Zum Befähigungs- und Ermutigungskurs gehört auch ein Praktikum. Ich habe über sechs Woche einen Menschen mit schwerer mehrfacher Be-
hinderung besucht. Ich hatte schnell das Gefühl, dass die Besuche für uns beide etwas sind. Auch ich komme dabei zur Ruhe.“ „Ganz wichtig war während der Ausbildung der Seminartag mit Erik Bosch. Hospizdienst ist für mich nicht mehr Sterbebegleitung, sondern Begleitung des Lebens bis zum Schluss.“ „Ich bleibe dabei, weil so viele junge Leute dabei sind.“
Die ersten Ehrenamtlichen für den Wittekindshofer Hospizdienst mit Diakonin Christa Klausmeier (1.v.l.) und Pfarrer Martin Wedek (6.v.l.): (v.l.) Lukas Maack, Roswitha Backs, Sandra Becker, Hildegard Koslowski, Vanessa-C. Diekmann, Niklas Niedermeier, Elvira Epp, Rosemarie Ellerhoff und Michael Carstensen.
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Mitarbeitervertretung Die Arbeit der Gesamtmitarbeitervertretung wird aktuell vom Team in der Geschäftsstelle auf dem Gründungsgelände des Wittekindshofes in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen koordiniert und organisiert.
Beratung und Unterstützung Die Gesamtmitarbeitervertretung pflegt die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Diakonischen Stiftung, den Ressortleitungen und anderen Führungskräften am Arbeitsplatz vor Ort. Sie hat entsprechend dem Mitarbeitervertretungsgesetz verschiedene Beteiligungsrechte wie z.B. die Mitbestimmung bei Einstellungen und Kündigungen, die Mitwirkung bei Gesundheits- und Unfallverhütungsmaßnahmen und die Mitberatung bei der Aufstellung von Stellenplänen und Organisationsänderungen am Arbeitsplatz. Die GMAV trifft sich regelmäßig; sie informiert, berät und entscheidet über Belange der Mitarbeitenden im Sinne des MVG. Dazu bestehen Arbeitskreise, die den Entscheidungsgremien im Interesse aller Wittekindshofer Mitarbeitenden zuarbeiten. Die Gesamtmitarbeitervertretung vernetzt die gemeinsamen Interessen der Mitarbeitenden der unterschiedlichen Standorte und ist Garant dafür, dass die spezifischen Erfahrungen der einzelnen Mitarbeitervertretungen gebündelt werden und die teils lange Tradition der MAV-Arbeit in der Stiftung gewahrt bleibt und für die Zukunft offensiv genutzt wird.
Weitere Informationen: GMAV–Geschäftsstelle, Pfarrer-Krekeler-Straße 27, 32549 Bad Oeynhausen Tel. (05734) 61-24 40, Telefax (05734) 61-24 41 mav@wittekindshof.de Angelika Kaspar
Parallel zur Organisationsentwicklung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mit „neuen Regionen“ und erweiterten Arbeitsschwerpunkten gewinnt auch die Gesamtmitarbeitervertretung (GMAV) an Bedeutung. Dieses Gremium, unter Vorsitz von Diakon Dieter Thormann, ist auf der Grundlage des Mitarbeitervertretungsgesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland (MVG EKD) tätig. Die Gesamtmitar beitervertretung hat dafür Sorge zu tragen, dass die Interessen sämtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen Bereichen der Stiftung gewahrt sind. Damit vertritt die Gesamt mitarbeitervertretung übergeordnet die Mitarbeitervertretungen der Ost- Region mit dem Campusgelände und den Standorten in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford und die Mitarbeitervertretungen in Gronau sowie in Hamm und Herne, die selbstverständlich weiterhin für alle Anfragen und Anregungen von Kolleginnen und Kollegen direkt zur Verfügung stehen. Die Mitarbeitenden können aber auch – besonders bei Fragen von allgemeiner Bedeutung – den direkten Kontakt zur Gesamtmitarbeitervertretung suchen.
In der Geschäftsstelle können sich alle Mitarbeitenden der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Fragen ihres Arbeitsplatzes und der dazu gehörenden Rahmenbedingungen beraten und unterstützen lassen.
v.l.: Cornelia Pangritz, Dieter Thormann, Annette Holtz, Helmut Janz
Rothenburg Tourismus Service
Rothenburg o.d. Tauber vom 9. bis 11. Dezember 2011 Der MAV–Arbeitskreis Kunst und Kultur bietet eine Fahrt nach Rothenburg o. d. Tauber an. Das Programm legen wir gemeinsam fest. Die Unterbringung ist ausschließlich mit Halbpension möglich. Das Hotel Landwehr-Bräu verfügt über eine eigene Brauerei, die wir besichtigen wollen. Kosten: € 215,- pro Person im Doppelzimmer Anmeldung: MAV-Geschäftsstelle auf dem Wittekindshof bei Annette Holtz, Tel. (05743) 61-24 42
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Wittekindshof Fundraising
Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen Für Claudia und Thorsten Berger war der Mai ein Glücksmonat – und dank des Brautpaares auch für die Schülerinnen und Schüler der neuen Förderschule. „Wir wollten diesen besonderen Tag nicht nur mit unseren Hochzeitsgästen teilen, sondern auch mit den Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen. So entschieden wir uns, die Kollekte aus Anlass unserer Trauung der neuen Förderschule des Wittekindshofes und der Kinderund Jugendarbeit unserer Kirchengemeinde zukommen zu lassen“, erzählt Claudia Berger, Erzieherin und Diakonin im Kinder- und Jugendbereich. Die Förderschule und die Gemeinde durften sich jeweils über 111 Euro freuen. Wem ihre Herzensgabe zugute kommen sollte, wusste das Brautpaar sofort. „Aus unserer beruflichen und persönlichen Einstellung ist diese Entscheidung gefallen. Meinem Mann und mir liegt das Wohl der Kinder und Jugendlichen sehr am Herzen. Zudem sind wir eng mit dem Wittekindshof verbunden: über meine Arbeit und über die Eltern meines Mannes, die hier ebenfalls tätig sind. Eine besondere Überraschung zu unserer Hochzeit machte uns meine Wohngruppe: Sie trug ein Lied von den Comedian Harmonists vor, und anschließend gab uns jeder persönliche Segenswünsche mit auf den Weg.“
ein Geschenk
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Ein Geschenk für sich und andere Auch Renate und Heinz Dehnen teilten ihr Glück: Sie wünschten sich zu ihrem 60. Hochzeitstag Spenden für die neue Förderschule. Das Ehepaar arbeitete mehr als 40 Jahre für die Diakonische Stiftung Wittekindshof und bleibt ihr auch im Ruhestand treu: Sie wohnen auf dem Gelände in Volmerdingsen und bekommen so aus nächster Nähe die Entwicklungen mit. „Ich habe früher im Gerahaus den Mädchen bei den Schularbeiten geholfen. Schon damals haben wir sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Jungen und Mädchen bei uns lesen, schreiben und rechnen lernen. Heute bietet die neue Förderschule den Kindern noch bessere Möglichkeiten, sich zu entwickeln“, begründet Renate Dehnen die Entscheidung, sich Herzensgaben für dieses Projekt zu wünschen. Fast 270 Euro spendeten die Gäste und Gratulanten; kleine und sehr persönliche Geschenke waren dennoch dabei: „Unsere Enkelkinder haben uns eine ganz besondere Freude bereitet: Sie haben uns zum Essen eingeladen. Vor allem über die gemeinsame Zeit und die guten Gespräche haben wir uns sehr gefreut.“ Das Leben feiern Ob Grüne oder Diamantene Hochzeit – freudige Anlässe, die geteilt werden können, gibt es viele. In den vergan-
Scannen und spenden Jetzt mit dem Smartphone den QRCode scannen und zehn Euro für das Projekt A+B=C spenden, denn „Arbeit und Bildung ergeben Chancen für Menschen mit Behinderungen“.
genen zwei Jahren kamen mit diesen Herzensgaben über 25.000 Euro für die Stiftung zusammen, davon über 17.000 Euro allein in diesem Jahr. Gefeiert wurden vor allem besondere Hochzeitstage und Geburtstage. Aber auch das Sommerfest eines Unternehmens und ein Ordinationsjubiläum zählten zu den Festlichkeiten, die mit Menschen mit Behinderungen auf diese Weise geteilt wurden. Wenn Wünsche Wirklichkeit werden Mit Hilfe eines 80. Geburtstags erhielt das Haus Weserland eine größere und überdachte Terrasse. Nun können die Bewohnerinnen und Bewohner auch bei Regenwetter Grillfeste feiern. Für pädagogisches Spielzeug und therapeutische Materialien sorgten Herzensgaben in Höhe von ca. 1.600 Euro anlässlich eines 40. Geburtstags. Frauen und Männer in der Gruppe 5 im Bereich Vorwerk, die sehbehindert oder blind sind, können damit ihre taktile Wahrnehmung weiterentwickeln. Mit Herzensgaben Spuren im Leben hinterlassen Nicht nur freudige Anlässe werden mit Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen von Freunden und Förderern geteilt. Beim Abschied eines geliebten Menschen setzen sie so ein sichtbares Zeichen ihrer Verbunden-
Spendenkonten Volksbank Bad Oeynhausen-Herford BLZ: 494 900 70, Konto: 12 22 00 Stadtsparkasse Bad Oeynhausen BLZ: 490 512 85, Konto: 12 22 00
heit. Allein im vergangenen Jahr entschieden sich 19 Trauergemeinden für Herzensgaben statt Blumenschmuck. Mit insgesamt ca. 23.000 Euro wurden 2010 unterschiedliche Bereiche des Wittekindshofes unterstützt, und: Die traurigen Anlässe spendeten so dennoch Trost und Zuversicht. Das Ferienhaus in Cuxhaven erhielt beispielsweise einen Zuschuss von ca. 6.600 Euro für eine Rollstuhlschaukel. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit schweren körperlichen Behinderungen oder Menschen mit Beatmungsgerät können so das Schaukeln genießen und erfahren eine völlig neue Körperwahrnehmung. Jede Herzensgabe zählt Wenn auch Sie sich Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen wünschen, unterstützt Sie die Stiftung gern mit nützlichen Hilfen wie Einlegekärtchen für Ihre Einladungen, vorgefertigten Überweisungsträgern und Spenderlisten. Ausführliche Informationen zu Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen bieten Ihnen unsere Broschüren. Weitere Informationen: Eva-Maria Kern und Maik Meid freuen sich, Sie im persönlichen Gespräch zu beraten. Tel. (05734) 61-11 32 spenderservice@wittekindshof.de
Besuchen Sie die Diakonische Stiftung Wittekindshof auf www.facebook.de/wittekindshof oder folgen Sie ihr via Twitter: @wittekindshof
Pรถnnighaus Photography
Wittekindshof Fundraising
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Leitbild Was macht leben eigentlich …
Was macht eigentlich … Klaus Siewert?
„Wir haben zwei Autos zerschlissen. In 43 Jahren sind wir mehr als 250.000 Kilometer gefahren, um unseren Sohn zu besuchen. Heute würde ich den weiten Weg von Dortmund nach Bad Oeynhausen nicht mehr schaffen. Für uns ist es ein Segen, dass Klaus seit zwei Jahren in Herne wohnt. Jetzt trennen uns nur noch 15 Kilometer“, berichtet KarlHeinz Siewert. Der engagierte Vater und seine Ehefrau Hanni sind 43 Jahre lang jeweils 306 Kilometer gefahren, um ihren Sohn zu besuchen.
zusätzlich mit dem „Dortmunder Bus“ gekommen, den jahrelang das Diakonische Werk in Dortmund für Eltern gechartert hatte, deren (erwachsene) Kinder im Wittekindshof lebten und die anders als Siewerts selbst kaum oder keine Möglichkeiten hatten, nach Ostwestfalen zu fahren. Umgekehrt war auch Klaus Siewert regelmäßig zweimal im Jahr im Sommer und zu Weihnachten bei seinen Eltern in Dortmund. So haben Karl-Heinz und Hanni Siewert viel dafür getan, dass ihr Sohn trotz der weiten Wege immer Familienanschluss hatte.
Unvorstellbar: kein Besuch der Eltern Ganz so eindeutig positiv kann Klaus Siewert über seinen Umzug in den Neubau am Emsring nicht sprechen. Natürlich ist es gut, jetzt ganz in der Nähe seiner Eltern, Nichten, Tanten und Onkel zu wohnen. Dass seine Eltern ihn nicht mehr besuchen könnten, ist eigentlich unvorstellbar. Sie waren immer da, wenn es etwas zu feiern gab oder wenn er krank war und zwischendurch natürlich auch. Seine Mutter ist
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Optimale Förderung in Volmerdingsen gefunden „Wir haben optimale Förderangebote für unseren Sohn gesucht. Aber die gab es vor 45 Jahren nicht im Ruhrgebiet. Deswegen ist Klaus mit elf Jahren in den Wittekindshof nach Bad Oeynhausen-Volmerdingsen gekommen“, erinnert sich der Vater, der jetzt unendlich erleichtert ist, dass sein Sohn im Herbst 2009 ins Ruhrgebiet zurück-
kehren konnte, obwohl sie mit der Betreuung im Volmerdingsener Wittekindshof zufrieden waren: „Als ich gehört hatte, dass der Wittekindshof in Herne bauen will, haben wir uns sofort gemeldet. Man wird nicht jünger. Die lange Autobahnfahrt ist eine Strapaze. Wir wussten, dass wir das nicht mehr lange machen können. Wir sind sehr glücklich, dass Klaus hier in Herne einen Platz bekommen hat!“
Familie Siewert vor dem neuen Wohnhaus am Herner Emsring
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Wohnortnahe Unterstützungs angebote: Im Wittekindshof sind in den letzten Jahren wohnortnahe Unterstützungsangebote in den Mittelpunkt gerückt. In Zielvereinbarungen mit dem Landschaftsver-
Lebensmittelpunkt: Volmerdingsener Wittekindshof Trotzdem hat sich das Wittekindshofer Gründungsgelände für Klaus Siewert zum Lebensmittelpunkt entwickelt. Hier ist er aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat später in der Werkstatt gearbeitet und wurde am 14. Mai 1972 konfirmiert. Das Datum hat er wie viele andere Zahlen und Namen exakt im Kopf. Als schlimmstes Erlebnis im Wittekindshof nennt er das Feuer in Morgenstern, in dem großen Wohnhaus, in dem er selbst gelebt hat: „Mein Schlitten und mein Zelt auf dem Dachboden sind verbrannt“, erinnert sich der heute 56-Jährige. Vertraute Wege und enges Beziehungsgeflecht Zu den Höhepunkten zählten die gemeinsamen Urlaubsfahrten nach Spanien, Ungarn, Bulgarien und Cuxhaven-Döse. Aber auch alleine war Klaus Siewert gerne unterwegs und ist mit dem Bus nach Minden oder in den
Was machtLeitbild eigentlich leben …
Werre-Park zum Gucken und Einkaufen gefahren. Die Wege in Bad Oeynhausen und Umgebung waren ihm vertraut und er hatte mit den Jahren ein enges Beziehungsgeflecht zu Mitbewohnern, Mitschülern und später auch Arbeitskollegen aufgebaut.
Anke Marholdt
Unterstützungsbedarf leben und beschränkt. Kindertagesstätten, Menschen können in ihre Herband Westfalen-Lippe (LWL) wurde entsprechende Leistungen anbieSchulen und Werkstätten, aber festgelegt, dass Wohnmöglichkeiten kunftsregion zurückkehren, andere ten. Der Wittekindshof entwickelt auch Ärzte, Therapeuten und Klinibrauchen sie erst gar nicht zu verin überversorgten Regionen abdabei auch Kooperationspartnerken sollen sich darauf einstellen, und in unterversorgten Städten und lassen. Wohnortnahe Unterstütschaften mit anderen Sozialträgern. dass in ihrem Einzugsbereich mehr zungsangebote sind nicht auf die Kreisen aufgebaut werden. Menschen mit Behinderung und Bereitstellung von Wohnangeboten
BVB-Fan fällt Abschied schwer Der Abschied aus Bad Oeynhausen ist Klaus Siewert entsprechend schwer gefallen, auch wenn er als Heimat Dortmund nennt und er nach eigenen Angaben seit 1978 BVB-Fan ist. „Weil die aus Dortmund sind“, erklärt er und zeigt stolz auf die Meisterschale, die er ins Fenster geklebt hat und das Meisterbuch, das auf seinem Schreibtisch neben den sorgfältig handgeschriebenen Bundesligatabellen und Fußballzeitungen liegt. Urkunden an der Wand zeigen tiefe Verwurzelung In Herne vermisst er am meisten die Männer aus dem Krekelerhaus, wo er lange gewohnt hat: „Wir konnten immer so gut miteinander reden“, erinnert sich der Mann, dessen tiefe Verwurzelung im Bad Oeynhausener Wittekindshof auch durch die Urkunden und Bilder sichtbar wird, die über seinem Bett in Herne hängen: Urkunden von der Jubiläumskonfirmation, vom Dienstjubiläum in der Werkstatt sowie zum 25- und 40-jährigen Bewohnerjubiläum und ein Abschiedsfoto mit den Kollegen aus der Werkstatt. Gedanken an die alte Heimat Wenn Gäste aus Bad Oeynhausen nach Herne kommen, fragt Klaus Siewert
Nach dem Wechsel: für Fußballfan Klaus Siewert ist seine „Hauptstadt" nun deutlich näher gerückt.
nach Neuigkeiten und es hat ihn tief berührt, als er vom Tod von zwei engen Weggefährten gehört hat. Wissen wollte er, ob die auch Kränze und eine Blumenschale bekommen hätten, so wie er es bei einer anderen Beerdigung im Wittekindshof selbst erlebt hatte. Umzug in Herne Im Sommer hat Klaus Siewert erneut Umzugskisten gepackt. Der Umzugswagen musste dieses Mal aber nur vom Stadtteil Eichenforst in die Herner Innenstadt fahren. „Klaus kommt gerne in das Kontakt- und Informa
tionszentrum zum Kartenspielen, und noch lieber schlendert er durch die Fußgängerzone. Beides kann er mit wenigen Schritten aus der neuen Wohnung in der Vinckestraße erreichen. Außerdem wohnen hier Menschen, mit denen er sich besser unterhalten kann als am Emsring“, erklärt Geschäftsbereichsleiterin Dorothee Blome, die Klaus Siewert den Umzug vorgeschlagen hatte und überzeugt ist, dass die kleine Wohngemeinschaft ihm auch weitere Entwicklungschancen eröffnet. Seinen Arbeitsplatz in den Werkstätten für Behinderte Herne/ Castrop-Rauxel, wo er sich sehr wohl
fühlt, muss er durch den Umzug nicht wechseln. Mit dem Bus alte Bekannte besuchen Als Klaus Siewert entdeckt hatte, dass auch der Busbahnhof ganz in der Nähe seiner neuen Wohnung ist, hat er einen Wunsch sofort ausgesprochen: „Einfach so mit dem Bus rumfahren, das wäre schön. Dann fahre ich auch zum Emsring, das ist ja nicht so weit wie Morgenstern in Volmerdingsen!“
Anke Marholdt, Pressesprecherin
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Vom Jahresbericht zur Institutionen-Kommunikation
A
m Anfang der Diakonischen Stiftung Wittekindshof stand sicherlich keine Diskussion über das äußere Erscheinungsbild. Auch die Frage, wie man das auch damals schon notwendige Briefpapier ansprechend gestalten könnte, wird zunächst keine besondere Rolle gespielt haben. Formen und Farben spielten bei der Umsetzung der Gründungsmotivation des „Asyls für evangelische Blöde“ keine Rolle. Die Gründer hatten zunächst andere Probleme – durchaus auch solche, die dem Institutionen-Verständnis der neuen Einrichtung galten. Die Frage nach dem Namen und später auch nach der erläuternden Selbstbeschreibung sozusagen im Untertitel scheint eine solche Grundfrage ge wesen zu sein. War die Gründungs urkunde vom 2. Mai 1887 noch mit der Selbstbezeichnung „Das Wittekindshaus“ überschrieben, entschied man sich kurze Zeit später, am 18. Oktober desselben Jahres, für den bis heute vertrauten Namen „Wittekindshof“ – und trug damit der sich abzeichnenden Dynamik in der Nachfrage und der sich anbahnenden baulichen Entwicklung Rechnung. Ein Briefkopf aus dem Jahre 1890 ist mit dem heute völlig diskreditierten Begriff „Blödenheim ,Wittekindshof‘ überschrieben. In Texten aus dieser Zeit wird immer wieder von der „Anstalt“ gesprochen.
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Die Briefbögen, die im Jahr 1905 in Gebrauch waren, weisen denn auch die „Blödenanstalt Wittekindshof“ aus. Jahresberichte mit Engeln Dass man bereits im Kontext der ersten Beschreibungen der neuen Institution Wittekindshof großes Interesse daran hatte, positive Inhalte mit bildhaften Darstellungen zu hinterlegen, um so die Identifikation mit der neu geschaffenen Einrichtung und den dort lebenden Menschen zu fördern, zeigen die akribischen Drucke der ersten Jahresberichte. Pfarrer Hermann Krekeler gab darin Rechenschaft und suchte zugleich um materielle und ideelle Unterstützung nach. Dabei orientierte er sich im Stil und in der Darstellung an Vorbildern, die er als Pastor und Hausleiter in Bethel erlebt hatte. Ein typisches Beispiel: Der Bericht aus dem Jahre 1893, den zwei liebliche Engelein als „Gruß aus dem Wittekindshofe!“ präsentieren, ist von einem sehr realistisch gestalteten Band mit den damaligen Gebäuden des Wittekindshofes umrahmt. Abgebildet sind darauf auch das Dorf und die Volmerdingsener Kirche – die heutige Erlöserkirche entstand erst ein Jahrzehnt später. Die Stiche mit den einzelnen Gebäudedarstellungen haben sich auch intern großer Beliebtheit erfreut und
zählen teils heute noch zum Bilderschmuck einzelner Wohnhäuser. Den verschiedenen Briefbögen, die im Laufe der Zeit zum Einsatz kamen, wurde ganz offensichtlich keine Bedeutung im Sinne von Öffentlichkeitsdarstellung beigemessen. Sie umfassen – mal mehr, mal weniger – Absenderund Ortsangaben sowie Konten, die zur Aufrechterhaltung geschäftlicher Kontakte unabdingbar waren. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Briefbogen der „Westf. Ev. Pflege- und Erziehungsanstalt Wittekindshof“ aus dem Jahr 1929. Das Kronenkreuz als diakonisches Zeichen Erstmals 1937 und dann durchgängig ab Mitte der 50er Jahre taucht auf dem Wittekindshofer Geschäftspapier als symbolhaftes Gestaltungselement das heute so genannte „Kronenkreuz der Diakonie“ auf. 1925 von Professor Richard Boeland als Zeichen für die Innere Mission entworfen, anschließend verschiedentlich modifiziert, wurde es 1957 bundesweit zum offiziellen Symbol des neu gegründeten Diakonischen Werkes. Dieses Erkennungszeichen wurde zwar – wie im Wittekindshof – diakonieweit anerkannt und irgendwie verwendet; es hatte aber keine Initialwirkung für ein homogenes grafisches Erscheinungsbild diakonischer Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland. Vielmehr begannen einzelne
Anbieter eher unsystematisch und nach eigenem Gutdünken Logos, Erkennungszeichen und Slogans zu entwickeln und diese dann schrittweise in einer sich allmählich abzeichnende Unternehmenskommunikation großer Einrichtungen und (Teil-)Verbände zusammenzuführen. Das „Kronenkreuz“ war dabei so etwas wie die kleinste Gemeinsamkeit – aber selbst dabei waren Form- und Farbgebung jahrzehntelang keiner allgemein verbindlichen Regelung unterworfen. Das Streben nach Eigenständigkeit verlangte nach eigener Symbolik! Und so mutierten die Kronenkreuze – zum Schaden eines diakonischen Gesamtauftrittes. Corporate Design im Wittekindshof Will man für die Diakonische Stiftung Wittekindshof den Beginn einer kontinuierlichen Befassung mit Corporate Design-Elementen datieren, so erscheint das Jubiläum zum 100jährigen Bestehen im Jahre 1987 dafür geeignet. Vor dem Hintergrund einer Reihe von Initiativen zur Darstellung Wittekindshofer Aktivitäten in der Öffentlichkeit – z.B. Festschrift und Ausstellung –, wurden dazu erstmals auch externe Experten hinzugezogen. Ein wichtiger Schritt war die Entwicklung einer sogenannten Wort-Bild-Marke für die Diakonische Stiftung, mit der der Bad Oeynhausener Grafiker Udo Halstenberg beauftragt wurde. Dabei verstän-
Blick zurück
Klaus Schuhmacher, Öffentlichkeitsarbeit
Wittekindshofer Archiv; Auswahl Michael Spehr
digte man sich auf die bis heute geltende Wittekindshofer Farbgebung: einen in der technischen Umsetzung recht anspruchsvollen Gelbton, der bewusst gewählt wurde, um sich von der vorherrschenden Tönung der Mitbewerber etwas abzusetzen. Die Verwendung des Kronenkreuzes der Diakonie war dabei ebenso fest vor gegeben worden wie auch bei der grundlegenden Überarbeitung und Erweiterung des Corporate Designs durch die Agentur Amadeo Marketing und Design aus Münster im Jahr 2006. Den vorläufigen Abschluss in der gestalterischen Darstellung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof nach innen und außen stellt nun die aktuelle CD-Linie dar, für die der GrafikProfessor Richard Jung (Krefeld, Hamburg) verantwortlich zeichnet. Allerdings ist dieses neue Erscheinungsbild nicht allein der Kreativität eines kompetenten und wirtschaftserfahrenen Fachmannes zu danken. Es ist vielmehr Ergebnis eines mehrjährigen intensiven Leitbildprozesses mit einer Vielzahl von Diskussions- und Entscheidungsgängen an denen zahlreiche Wittekindshofer Mitarbeitende und erstmals auch Klientinnen und Klienten sowie Angehörige und externe Fachleute mitgewirkt haben. Maßstab für das gestalterische Auftreten der Diakonischen Stiftung Wittekindshof sind die Inhalte und Zielsetzungen der Wittekindshofer Leitbildprozesse, an denen sich auch das Leitungshandeln und die Motivation der gesamten Mitarbeiterschaft ausrichten.
Wittekindshof ein Blick
Andi Weiss: Heimat
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Fotografien: Thomas Dullweber
Wittekindshof
Andy Weiss, Rummels berger Diakon, Literat und Musiker hat auch im Wittekindshof gute Freunde. Von seinem Besuch in Rahden erzählt er zu Beginn seines neuen Buches „Heimat“.
Gerade habe ich meine Freunde im Wittekindshof, einer Wohngruppe für geistig und körperlich behinderte Menschen, besucht. Vor zwei Jahren hatte ich hier im hohen Norden schon einmal ein Konzert gespielt. Im Haus werde ich von einem charmant lächelnden Herrn im schwarzen Anzug mit Fliege empfangen. Ihm fällt das Sprechen schwer. Ich verstehe nicht alles, aber seine Augen leuchten. Er geht heute Abend zu einem Konzert, sagt er mir stolz. Deshalb hat er sich schick gemacht. Klasse, sage ich – dann sehen wir uns ja dort! (…) Wolfgang, ein kleiner feiner alter Kerl, zerrt mich am Arm. „Komm!“, schnaubt er und zieht mich zu seinem Zimmer – natürlich werde ich mir wieder jedes Zimmer anschauen. Wolfgangs Zimmer ist als Erstes dran. „Schau!“, er zeigt auf sein Keyboard, nimmt seine Gitarre. Er greift einen Phantasieakkord, schlägt in die Saiten und lacht. „Jetzt du!“ Ich spiele auch einen Akkord – der genauso schief klingt wie der von Wolfgang. Er lacht. „Schau!“, sagt er und deutet auf Fotos seiner Freunde, auf Bilder und auf seine Urkunden – 25 Jahre wohnt er nun hier. Da stürzt Christoph aus seinem Zimmer. In der Eile hat er vergessen, seine Hose hochzuziehen. Er nimmt mich an der Hand und zeigt mir sein Reich. Wie schön, wie liebevoll und persönlich jeder hier seine eigenen vier Wände eingerichtet hat. Klasse! Claus, ein anderer Bewohner, ruft: „Los, Andi Mainz, mein Zimmer möchte ich dir auch zeigen!“. Dort stehen schon Kartons zum Umzug bereit. „Das kommt weg – und das – das kommt weg – und das bleibt.“ Er zeigt auf die Dinge, die alle noch verpackt und verstaut werden müssen. Claus wird in den nächsten Tagen in eine eigene Wohnung ziehen. Darauf freut er sich schon. Dann sitzen wir beim Abendbrot. Claus springt auf und ruft: „Ich möchte eine Rede halten!“. Und schon stellt er sich vor die Gruppe und sagt mit geschwollener Brust: „Ich möchte Andi Mainz ganz herzlich bei uns in der Gruppe begrüßen!“ „Weiss“, verbessert ihn Thomas, „das ist der Andi Weiss!“. „Also gut!“, sagt Claus, „wir begrüßen Andi Mainz ganz herzlich in unserer Gruppe. Und dann möchte
ich euch noch sagen, dass ich jetzt eine Wohnung gefunden habe!“. Die anderen aus der Gruppe stöhnen. Claus hat schon seit Wochen kein anderes Thema mehr. „Dort werde ich selber kochen, ich werde selber putzen, ich kaufe selber mein Brot, ich kaufe selber meine Butter, ich kaufe selber ...“ Er wird heute Abend auf der Bühne noch ein Lied mit mir singen. Das heißt, ich spiele ein paar Akkorde und Claus singt. Dieses Stück gibt es nicht wirklich, der Text ist in einer mir unbekannten Sprache. Stolz wird er auf der Bühne stehen. „Aufgepasst!“, wird er rufen: „Ich singe euch jetzt mal ein Lied! Alle herhören!“ Beifall. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende. Und schon sitze ich wieder im Zug nach Hause, bin fasziniert und gerührt – und fahre mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend weil ich durch diese Begegnung großartig beschenkt wurde. Gleichzeitig denke ich, schade – hier wäre ich gerne noch länger geblieben. Irgendwie habe ich mich hier sehr wohl, fast schon „wie zu Hause“ gefühlt. „Geht das?“, denke ich, hunderte Kilometer weit weg von meinem richtigen Zuhause. Können Menschen, die wirklich bei sich zu Hause sind, anderen Menschen ein Gefühl von Heimat schenken? Mit freundlicher Genehmigung Auszug aus: Andi Weiss, „Heimat – oder die Kunst, bei sich selbst zu Hause zu sein“, adeo Verlag, Asslar 2011. Diakon Andi Weiss arbeitet in einer Münchner Kirchengemeinde. Er ist Songwriter, Musiker, Geschichtensammler und -erzähler, und tritt regelmäßig als Moderator, Musiker und Sprecher im Rundfunk und Fernsehen (z.B. ZDF-Gottesdienste) auf. Die Hanns-Seidel-Stiftung zeichnete ihn mit dem „Nachwuchspreis für Songpoeten“ aus. 2009 erhielt er den christlichen Musikpreis DAVID in der Kategorie „Bester Nationaler Künstler“. Konzert in der Wittekindshofer Erlöserkirche Andi Weiss singt aus „ungewohnt leise“ und „Heimat“, am Montag, 6. Februar 2012, um 18.30 Uhr in der Wittekindshofer Erlöserkirche, Bad Oeynhausen-Volmerdingsen
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Foto: Maik Meid; Montage: Amadeo Marketing & Design
auf ein Wort Wittekindshof
Wittekindshof auf ein Wort
„Denn du bist bei mir…“
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Friedrich Karl Barth hat solche Erfahrungen in folgenden Worten zusammengefasst: Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in dir.
Diese Worte sind der Schlussvers eines Gedichts, das Bleibe still neben mir im Raum, Dietrich Bonhoeffer einem Brief an seine Verlobte beiJag den Spuk, der mich schreckt, aus dem Traum, fügte – geschrieben im Gefängnis im Advent 1944. Die sing ein Lied vor dich hin, das ich mag, Erfahrungen, die Bonhoeffer verdichtet hat, beschreibt er und erzähle was war, manchen Tag. im Brief so: „Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe aus- Zünd ein Licht an, das Ängste verscheucht, bildet, die wir im Alltag kaum kennen. (…) Du, die Eltern, mach die trockenen Lippen mir feucht, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid mir wisch mir Tränen und Schweiß vom Gesicht, immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedan- der Geruch des Verfalls schreck' dich nicht. ken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, MusikHalt ihn fest, meinen Leib, der sich bäumt, stücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie halte fest, was der Geist sich erträumt, zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man spür' das Klopfen, das schwer in mir dröhnt, lebt und an dessen Realität man keine Zweifel hat. Wenn nimm den Lebenshauch wahr, der verstöhnt. es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ,zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken‘, so ist diese Be- Wenn es so weit sein wird mit mir, wahrung am Abend und am Morgen durch gute unsicht- brauch in den Engel in dir. ** bare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“ * In dieser Perspektive hat sich in diesem Jahr eine erste Die guten Mächte – das sind oft konkrete und ganz Gruppe Ehrenamtlicher in einem Befähigungs- und Ermenschliche Dinge und Handlungen, die Gott wunderbar mutigungskurs darauf vorbereitet, um auf dem Grünin Dienst nimmt, um Menschen Erfahrungen seiner heil- dungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und samen Gegenwart und Bewahrung im Leben und im im Umkreis schwerstkranker und sterbender Menschen Lebensbegleitung am Lebensende mit Achtsamkeit, BeiSterben zu schenken. stand und Mitmenschlichkeit zu schenken. Das Wort „Denn du bist bei mir…“ (Ps 23) ist ihnen gleichsam Zuspruch und Verheißung sowie Auftrag, dass sie in ihrem Dienst gesegnet und anderen zum Segen werden. Die Ehrenamtlichen gehören zum Ambulanten Hospizdienst mit Diakonin Christa Klausmeier als Koordinatorin, die gemeinsam mit mir regelmäßig Kurse zur Vorbereitung auf dieses Ehrenamt durchführt. Der nächste Kursus beginnt im Herbst dieses Jahres. Sprechen Sie uns an. Wir * aus: Brautbriefe Zelle 92: 1943-1945/Dietrich Bonhoeffer; Maria von informieren Sie gern, sei es, dass sie Beratung und UnterWedemeyer. Hrsg. von Ruth-Alice von Bismarck und Ulrich Kabitz, stützung möchten oder Interesse an diesem Ehrenamt München 1994, S. 208f. haben. ** Text: Friedrich Karl Barth, Peter Horst; Musik: Peter Janssens aus: Uns allen blüht der Tod, 1979; alle Rechte im Peter Janssens Musik Verlag, Telgte-Westfalen
Martin Wedek, Pfarrer und Dipl.- Diakoniewissenschaftler
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BKK Diakonie Von Mensch zu Mensch ...
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BKK Diakonie – eine starke Gemeinschaft! Die etwas andere Krankenkasse, speziell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Bereich, bietet:
• Individuelle Beratung statt Call-Center • Bonusprogramm und Gesundheitswochen statt Einheitsbehandlung • Ganzheitliches Denken und Naturheilkunde statt Massenmedizin Zudem kooperiert die BKK Diakonie gezielt mit Diakonischen Einrichtungen, die besonders werthaltige Leistungen anbieten, wie zum Beispiel Gesundheitstrainings an attraktiven Urlaubsorten. Und das alles ohne Zusatzbeitrag auch in 2011.
Werden und werben Sie ein Mitglied. Es lohnt sich! Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch unter 0180 - 25 und bis zu 42 ct/Minute aus anderen Netzen).
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