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Formfrage: Welcher Haustyp wird es?
from Bauperfekt 2023
by wohnnet
Formfrage: Wie sieht Ihr Traumhaus aus?
Für viele ist es der Idealtyp eines Hauses: das Einfamilienhaus mit Garten. Der Klassiker unter den Privatbauten bekommt aber immer öfter Konkurrenz – vom anpassungsfähigen Eingeschoßer über den echten Kostensparer bis hin zum baulichen Urtyp.
Privatsphäre und viel Platz stehen bei den meisten Baufamilien ganz oben auf der Wunschliste. Ein freistehendes Einfamilienhaus samt großzügiger Wohn- und Gartenfläche verspricht genau das. Ein Lebenstraum, der für ungefähr 40 Prozent der Österreicher bereits wahr geworden ist und den sich mindestens genauso viele noch zu erfüllen hoffen – steigenden Preisen zum Trotz. Geplant und gebaut wird aber längst nicht nur mehr das zweigeschoßige Haus mit Garten rundherum. Diese Art zu wohnen hat zwar nicht ausgedient, verliert jedoch angesichts kleinerer und teurerer Grund stücke die Gunst vieler Baufamilien. Und weil Baupläne immer auch Zukunftspläne sind, richtet sich die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Haustyp häufig nach den sich unweigerlich verändernden Lebensphasen.
Alles auf einer Ebene
Besonders im Fertigbau-Sektor der Renner der letzten Jahre: der Bungalow. Der Unterschied zum Standard-Einfamilienhaus: er ist eingeschoßig und punktet dadurch mit absoluter Barrierefreiheit, aber auch
Flexibilität. Wächst die Familie und wird mehr Platz benötigt, kann recht unkompliziert aufgestockt oder der Dachboden ausgebaut werden. Behält man alle Zimmer auf einer Ebene, bietet der Bungalow ein komfortables und sicheres Wohnumfeld im Alter. Die Tatsache, beim Saugen, Wäsche holen oder Umräumen keine Treppen steigen zu müssen, überzeugt aber auch die jüngere Generation. Architektonisch interessant: Anders als beim mehrgeschoßigen Haus muss bei Planung des Grundrisses die Statik des Obergeschoßes nicht berücksichtigt werden, was moderne, offene Raumkonzepte ermöglicht. Ausgeführt wird der Bungalow je nach Geschmack quadratisch oder als Winkelbau, mit Flachdach oder Walmdach, mit großen Fensterflächen oder integrierten Terrassen.
Abstriche müssen bei der Wohnfläche gemacht werden. Möchte man annähernd so viele Quadratmeter wie in einem Stockhaus, muss die Grundfläche größer werden. Das wiederum setzt eine entsprechende Grundstücksgröße voraus. Andernfalls muss man sich wohl oder übel mit einem kleineren Garten arrangieren. Die Gebäudegröße beeinflusst in weiterer Folge auch die Kosten für die Dachkonstruktion und den Keller bzw. die Bodenplatte. Was auch bedacht werden sollte: mit dem Wegfall von Stiegenhäusern wird nur vermeintlich Raum eingespart. Die Anordnung sämtlicher Räume auf nur einer Ebene erfordert nämlich mehr Flurwege, wodurch unter dem Strich nicht mehr Wohnraum zur Verfügung steht.
Alle unter einem Dach
Ein Haus zu kaufen oder zu bauen, wird immer teurer. Allein schon der Blick auf die aktuellen Grundstückspreise nimmt vielen Projekten den Wind aus den Segeln. Es lohnt sich aber, den Blick zu weiten und sich von der festgefahrenen Vorstellung zu lösen, dass das Eigenheim ein einzelnes freistehendes Häuschen sein muss. Denn Wohnglück lässt sich auch dann finden, wenn man es teilt, zum Beispiel in einem Doppelhaus. Hier wohnt man im buchstäblichen Sinne gemeinsam unter einem Dach, jede Haushälfte besitzt aber einen separaten Eingang und einen privaten Garten. Das sichert Eigenständigkeit und Rückzugsmöglichkeiten. Geteilt werden zum großen (finanziellen) Vorteil beider Parteien die Bau- und Grundstückskosten. Und auch die Heizkosten einer Doppelhaus hälfte sind aufgrund der gemeinsamen Trennwand etwas geringer als bei einem freistehenden Einfamilienhaus.
Gestalterisch steht das Doppelhaus anderen Haustypen um nichts nach – die Doppelhaushälften müssen nicht identisch sein, selbst die Grundrisse können variieren. Einigen müssen sich die Bewohner lediglich auf das Dach. Sind die zukünftigen Nachbarn einander unbekannt, ist ein Back-to-BackHaus eine gute Überlegung. Bei dieser Bauweise befindet sich der Anknüpfpunkt des Gebäudes an der Rückfront – das schafft etwas mehr Distanz. Als Basis für ein gutes Zusammenleben “im Doppel” sollten jedenfalls Verantwortlichkeiten genau abgeklärt werden, um Streitig keiten, zum Beispiel hinsichtlich des Dachs, der Fassade oder der Heizung, zu vermeiden. Sein gesamtes Potenzial spielt ein Doppelhaus natürlich immer dann aus, wenn sich beide Wohnparteien gut verstehen, womöglich sogar befreundet oder verwandt sind. Nicht umsonst lässt sich der Haustyp auch ideal für ein Mehrgenerationenhaus nutzen: es sind dann nur ein paar Schritte, die etwa Enkel und Großeltern voneinander entfernt sind. Gleichzeitig ist eine räumliche Trennung stets vorhanden – im Gegensatz zum Zweifamilienhaus, in dem Eingang und Treppenhaus von allen Bewohnern genutzt werden.
Wo sich alles um die Mitte dreht Ein moderner, alternativer Haustyp, der allerdings auf einer uralten Grundidee beruht, ist das Hof- oder Atriumhaus. Das Besondere an diesem Architekturtyp ist, dass die Wohnräume um einen offenen oder mit Glas überdachten Innenhof angeordnet sind. Ähnlich wie der Bungalow, wird das typische Atriumhaus ebenerdig realisiert und ist entsprechend barrierefrei planbar – unter anderem ein wichtiges Kriterium für altersgerechtes Wohnen. Bevorzugt eingesetzt wird der Haustyp in dicht besiedelten Gebieten, wo dem Wunsch nach Privatheit und Ruhe mit anderen Gebäudeformen nur schwer nachzukommen ist. Der Innenhof ist von außen meist nicht einsehbar und somit geschützt vor fremden Blicken, aber auch vor störendem Straßenlärm.
Größter Nachteil des Atriumhauses: Aufgrund des vorhandenen Innenhofs braucht es nicht nur etwas mehr Platz als ein herkömmliches Einfamilienhaus, es ist auch in seiner baulichen Umgestaltungsmöglichkeiten begrenzt. Besonders eine nachträgliche Aufstockung, wie sie bei Einfamilienhäusern oft geschieht, würde sich hier negativ auf den Lichteinfall und damit die Helligkeit im Atrium auswirken. Auch ist ein Atriumhaus aufgrund seiner Bauweise um etwa 10 Prozent teurer als konventionelle Haustypen.