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Baulicher Hochwasserschutz

Hochwasserschutz

Zerstörte Wohnhäuser, überflutete Felder und Äcker, Menschen vor dem Nichts – immer öfter flimmern die Bilder der Verwüstung über unsere Bildschirme. Hier erfahren Sie, wie man sich schützen kann.

Die Tendenz zu immer höheren Lufttemperaturen setzt sich seit Jahren fort, damit einhergehende höhere Niederschlagssummen können im Rahmen der entsprechenden Studien aber nicht verlässlich prognostiziert werden. Was jedoch erwartet wird, sind durch die steigende Verdunstung regional unterschiedliche Änderungen der Abflüsse bei Hochwasser. Laut einer Klimawandelstudie des BMLFUW zeigen besonders kleine Gebiete nördlich des Alpenhauptkammes zunehmende Trends zu Hochwässern – der Grund: intensivere Niederschlagsereignisse und vor allem lokale Starkregenereignisse. Hier wird versucht, auf Basis von langen Zeitreihen der Vergangenheit Aussagen über die Zukunft zu treffen. Beim derzeitigen Wissensstand könnten aber auch hier noch keine gesicherten Aussagen über die Zukunft getroffen werden, so die Experten des ÖWAV (Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband).

Hochwasserschutzmaßnahmen in der Planung

Der Bau eines Hauses auf Grundstücken in HQ-100-Gebieten (in 100 Jahren einmal überflutet) ist verboten. Aber: Dabei handelt es sich um einen rein statistischen Wert, der keine Aussage darüber zulässt, ob ein derartiges Hochwasser öfter oder seltener als einmal in 100 Jahren vorkommt.

Wird Ihr Haus in einer HQ-300-, -500- oder -1000-Zone gebaut, muss das Restrisiko eines sogenannten Abflussereignisses in die Gebäudeplanung miteinbezogen werden. Einfache bauliche Maßnahmen des Hochwasserschutzes reichen hier schon aus:

Bei einer Gefährdung durch Hangwasser – Hochwasser fern von einem Gewässer – setzt man am besten Maßnahmen, die das Eindringen von Wasser in ein Haus nachhaltig verhindern, z. B. hochgezogene Lichtschächte bei Kellerfenstern. Ebenso hilft eine bauliche Erhöhung des Eingangs- bzw. Garagenbereichs oder der Schutz mit kleineren mobilen Dammsystemen. Bei hohen Grundwasserständen sollten Sie die zuständigen Fachdienststellen für die Wasserwirtschaft Ihres Bundeslandes kontaktieren, um die Gefahr abschätzen zu können. Empfehlenswert ist hier eine Bauausführung des Kellergeschoßes mit wasserdichten Wannen (weiße, braune oder schwarze Wanne).

Beim Rückstau von Abwasser aus dem Kanal in das Kellergeschoß, der bei einer Überlastung des Kanals der Gemeinde auftreten kann, hilft der fachgerechte Einbau einer Rückstauklappe. Es empfiehlt sich aber, Rückstauklappen immer wieder auf ihre Funktionstüchtigkeit hin zu prüfen. Diese Schutzsysteme müssen so eingebaut werden, dass keine Niederschlagswässer (Dachrinnen) vor der Rückschlagklappe eingeleitet werden.

Alternativ wird auch der Einbau einer Pumpe für die Abwässer aus den tiefliegenden Bereichen empfohlen. Steht das Haus in einem gefährdeten Gebiet, so kann man sich im Nachhinein mit den genannten Maßnahmen nur gegen Hangwasser und den Rückstau aus dem Kanal schützen. Eine nachträgliche Abdichtung des Kellers von außen ist in den meisten Fällen nicht möglich.

Lokaler Starkregen – wie vorsorgen?

Von Starkregen sprechen die Meteorologen, wenn es in einer Stunde mehr als 25 Liter pro Quadratmeter regnet, bzw. in sechs Stunden mehr als 35 Liter. Wenn also innerhalb kürzester Zeit so viel Regen fällt, kann das Wasser vom Boden nicht ausreichend aufgenommen werden (Stichwort Hangwasser).

Bei einer entsprechenden Neigung des Geländes und einer ausreichend großen überregneten Fläche kann es hier zu einem gefährlichen Abfluss an der Geländeoberfläche kommen. Diese Ereignisse treten meist sehr schnell

auf, dafür ist der Wasserstand meist eher gering. Hier helfen in erster Linie einfache bauliche Maßnahmen am Gebäude: Eingänge zum Haus sollten erhöht ausgebildet sein, die Kellerfenster müssen flüssigkeitsdicht ausgeführt werden und Garageneinfahrten sollten entweder erhöht sein oder flüssigkeitsdicht ausgeführt werden. Die Schäden, die ein lokales Starkregenereignis verursachen kann, sind vergleichbar mit einem klassischen Hochwasser.

Wie sieht es mit Nachrüstung aus?

Mobile Hochwasserschutzsysteme, wie etwa Dammbalken für Fenster, Türen und Tore oder auch hochfahrbare Schutzwände, können eine sinnvolle Alternative zu baulichen Maßnahmen sein. Wichtig ist, dass Sie die notwendigen Rüstzeiten für den Aufbau solcher Systeme berücksichtigen. Kommt das Hochwasser schneller, bzw. kann man nicht rechtzeitig gewarnt werden, um das System aufzubauen, dann nützt der beste mobile Schutz nichts mehr. An neuralgischen Punkten können sich selbstständig aufstellende Systeme installiert werden. Sollten Sie vorhaben, ein Haus in einer gefährdeten Zone zu erwerben, so haben Sie übrigens keinen Anspruch auf bauliche Adaptierungen zum Hochwasserschutz durch den Vorbesitzer. Bei einer Veränderung des Abflussverhaltens durch bauliche Maßnahmen müssen vorab die Auswirkungen auf Dritte geprüft werden. Bauliche Maßnahmen am eigenen Objekt benötigen im Allgemeinen keine wasserrechtliche Bewilligung. Aber Achtung: Wenn Sie Schutzmaßnahmen setzen und dadurch ohne entsprechende wasserrechtliche Bewilligung das Abflussverhalten verändern, kann es im eventuellen Schadensfall zu Entschädigungsforderungen durch beeinflusste Dritte kommen!

Grundstück gefunden, aber noch unsicher?

Sie haben den perfekten Baugrund ins Auge gefasst, möchten aber sichergehen, ob es in der Region eine erhöhte Gefahr bzw. das Risiko für Naturkatastrophen gibt, von denen Sie noch nichts wissen? Dann empfehlen wir Ihnen einen Blick auf die Onlineplattform eHora. Diese Website stellt die mögliche Gefährdung durch unterschiedlichste Natur- und Wetterphänomene wie Hochwasser, Erdbeben, Sturm, Hagel, Schnee, Lawinen, Rutschungen, Blitzschlag dar und soll so auch das Risikobewusstsein des Einzelnen schärfen.

Und so funktioniert’s:

Auf www.hora.gv.at klicken, im Feld oben auf der Seite die gewünschte Adresse eingeben, über die Sie mehr erfahren möchten und dann links durch das Menü klicken, um mehr über die einzelnen Gefahrenpotenziale zu erfahren.

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