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Dämmstoffe: Ein Überblick
from Bauperfekt 2023
by wohnnet
Dämmstoffe im Überblick
Die Produktpalette der Dämmstoffe ist ständig im Wachsen, die Produkte selbst werden laufend verbessert. Wie sich die Dämmstoffe kategorisieren lassen und welche es gibt, hier eine Zusammenfassung.
Dämmstoffe lassen sich ganz grob in drei Gruppen einteilen: erdölbasiert, mineralisch und aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Welchen Dämmstoff Sie bei Ihrem Haus einsetzen möchten, hängt nicht nur von den persönlichen Vorlieben und Überzeugungen ab, sondern sollte auch auf die Gegebenheiten Ihres Projekts abgestimmt sein.
Je nach Materialeigenschaften sind die Dämmmaterialien in Form von Platten (z. B. Polystyrol- und Polyurethanschaumplatten oder Resol-Harzschaumplatten), als Rollen (z. B. Glas- oder Steinwolle), als steife oder halb steife Matten (z. B. Baumwolle, Flachs, Kork) erhältlich. Dann gibt es noch loses Dämmmaterial, welches geschüttet (z. B. Perlite, Kork) oder eingeblasen (z. B. Zellulose) wird.
Finden Sie im Folgenden einen Überblick über die geläufigsten und beliebtesten Dämmstoffe in alphabetischer Reihenfolge.
Baumwolle wird in Matten-, Filz- oder Flockenform zur Innendämmung oder im Geschoßdecken- und Dachausbau sowie im Holztafelbau verwendet, besitzt gute Wärmedämmeigenschaften, ist elastisch und gut verarbeitbar. Jedoch ist die Staubbelastung bei der Verarbeitung relativ hoch. Baumwolle ist normal bis schwer brennbar, darf aber keiner längeren Durchfeuchtung ausgesetzt werden, da sie anfällig für Schimmel ist. Da Baumwolle erst seit einigen Jahren in unseren Breiten als Dämmstoff eingesetzt wird, fehlen Recyclingerfahrungen. Vorteil: nachwachsender Rohstoff; Nachteile: lange Transportwege, problematische Anbaumethoden mit Pestiziden (außer Biobaumwolle).
Blähglimmer (Vermiculit) wird aus Vulkangestein hergestellt, ist nicht brennbar, ungeziefersicher, leicht, hat eine kristalline Struktur und kommt vor allem als Schüttung und für Estriche oder Geschoßdecken zur Anwendung. Vorteile: Der natürliche Rohstoff ist wiederverwendbar, deponiefähig und gesundheitlich wie baubiologisch unbedenklich; jedoch sind die Transportwege recht lang und die Verfügbarkeit ist mitunter begrenzt.
Blähperlite, ebenfalls aus Vulkangestein, sind unbrennbar, ungeziefersicher, leicht, körnig und durch Silikonzusätze wasserabweisend. Eingesetzt werden sie meist als Schüttung oder in Plattenform für WDVS, Fassaden- und Kerndämmungen. Vor- und Nachteile: siehe Blähglimmer.
Flachs besteht aus natürlichen, brennbaren Pflanzenfasern. Mit Borsalzzusatz als Brandhemmung versetzt und fallweise mit Polyesterstützfasern versehen, wird er als Matte oder Filz vorwiegend für Innendämmungen wie Zwischensparren- und Trittschalldämmung sowie für den Holzleichtbau verwendet. Flachs besitzt gute Wärmedämmeigenschaften, ist fäulnisresistent und wirkt feuchteregulierend. Vorteile: Flachs ist heimisch, nachwachsend, wird ohne Pestizide angebaut und ist als Rohstoff wiederverwendbar. Nachteile: Flachs ist aufgrund der eingesetzten Borsalze und evtl. Polyesterfasern nur bedingt kompostier- und recycelbar.
Glaswolle zählt zur Mineralwolle und ist eine nicht brennbare Schmelze aus Altglas, Quarzsand und Soda, zu Fasern geschleudert und mit Kunstharz gebunden. Zu Filz oder Platten verarbeitet, wird sie für alle gängigen Dämmvorhaben (außer Perimeterdämmung!) eingesetzt. Sie weist eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit auf, ist leicht zu verarbeiten, nicht brennbar und gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer resistent. Glaswolle ist teilweise recycelbar und deponiefähig. Vorteile: genügend Rohstoffe vorhanden, kurze Transportwege; Nachteile: energieintensive Herstellung, nicht kompostierbar, Faserstaub bei der Verarbeitung.
Hanf wird zu Dämmfilzen und in Vliesform verarbeitet, für Trittschall- sowie Zwischensparrendämmung und zum Ausstopfen von Resthohlräumen verwendet. Hanf ist gut wärme- und schalldämmend, sehr robust und resistent gegen Schädlinge und Feuchtigkeit. Vorteile: nachwachsend, ohne Pestizide anbaubar, kurze Transporte. Aufgrund der eingearbeiteten Borsalze und Polyesterfasern ist er schwer kompostier- und recycelbar. Holzfasern sind normal brennbar, aus Nadelholzabfällen und Schwachhölzern hergestellt, bei hohen Temperaturen und unter Druck zu Platten gepresst und in Leichtbaukonstruktionen verwendet. Unterdeckplatten werden oft zusätzlich mit Bitumen, Latex oder Naturharzen imprägniert. Vorteile: aus nachwachsendem Rohstoff und Abfällen hergestellt, kurze Transportwege; Nachteile: hoher Energieaufwand bei der Herstellung und imprägnierte Platten nicht kompostier- oder recycelbar.
Holzwolle wird mit Zement oder Magnesit gebunden, zu Leichtbauplatten verarbeitet und meist als Putzträger und Sommerwärmeschutz verwendet. Vor- und Nachteile: siehe Holzfasern.
Kokosfasern sind die brennbaren, hohlen Fasern der Kokoshülle. Unter hohem Druck werden sie teilweise mit Ammoniumsulfat oder Borsalz (Brandhemmer) zu Matten oder Vlies verdichtet, sind feuchteresistent und -ausgleichend. Kokosfasern werden u. a. zur Hohlraumdämmung und Ausstopfung von Restflächen sowie für Vorsatzschalen verwendet. Vorteile: Kokos ist nachwachsend und ausreichend vorhanden, darüber hinaus teilweise kompostierbar. Nachteilig sind der monokulturelle Anbau sowie die langen Transportwege.
Kork wird aus Korkschrot mit Wasserdampf expandiert, mit den daraus entstehenden Harzen zu Blöcken gebunden, dann zu Platten geschnitten und für die gängigsten Dämmungen verwendet. Kork ist hoch belastbar, schalldämmend und atmungsaktiv. Außerdem verrottungs- und fäulnisresistent. Wei-
tere Vorteile: Der nachwachsende Rohstoff enthält keine Binde- und brandhemmenden Mittel, er ist deponiefähig, die Platten sind in Form von Granulat weiterverwendbar. Aber: Kork ist relativ teuer und die Transportwege sind lang.
Mineralschaumplatten sind ein nicht brennbares, feuchtigkeitspufferndes Gemisch aus Quarzmehl, Kalkhydrat und Zement mit recht geringer Wärmeleitfähigkeit. Sie sind diffusionsoffen und hydrophil, resistent gegen Bakterien-, Pilz- und Ungezieferbefall und werden vor allem für problematische Innendämmungen verwendet. Vorteile: geringer Energieaufwand bei der Herstellung, als Bauschutt deponierbar; Nachteil: nicht recycelbar.
Polystyrol (EPS = expandiertes Polystyrol) wird aus Erdöl mit Pentan aufgeschäumt, mit Flammschutzmitteln versehen und zu Platten verarbeitet. Es ist unverrottbar, nicht kompostierbar, schwer brennbar, feuchte-, aber nicht UV-beständig. Es wird für die gängigsten Dämmungen, auch Perimeter- und Flachdächer, verwendet. Vorteile: Pentan ist biologisch neutral und teils recycelbar. Nachteile: Im Brandfall können Gifte freigesetzt werden, die Ausgangsstoffe sind begrenzt.
PUR-Hartschaum wird aus Erdöl oder nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrübe, Mais oder Kartoffeln mithilfe eines Treibmittels zu Platten verarbeitet, ist alterungsbeständig, schwer brennbar, schimmel- und fäulnisresistent. Er wird für Dachkonstruktionen und andere gängige Dämmungen eingesetzt. Vorteil: Er kann mit nachwachsenden Rohstoffen produziert werden. Nachteile: Hoher Energieaufwand bei der Herstellung, nicht kompostierbar, bei Verbrennung entstehen Toxine und u. U. FCKW. Resolhartschaum weist im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen einen wesentlich besseren Dämmwert auf. Die Platten werden vor allem dort verwendet, wo enge Platzverhältnisse gegeben sind und trotzdem eine gute Dämmwirkung erreicht werden soll. Resolhartschaum besteht aus Bakelit
Schafwolle wird gewaschen und mit brandhemmendem Borsalz und einem Harnstoffderivat gegen Motten und Fäulnis versetzt, zu Matten oder Filz verarbeitet und für die Füllung bei Leichtbaukonstruktionen sowie zwischen den Balken bei Dächern eingesetzt. Das Material ist von Natur aus brandhemmend, fäulnisresistent, hat sehr gute Dämmeigenschaften und ist langlebig. Außerdem ist Schafwolle teilweise deponiefähig und wiederverwendbar. Nachteile: teuer, teilweise lange Transportwege, Zusatz von Mottenschutzmitteln, Massentierhaltung.
Schaumglas ist ein aus aufgeschäumten Silikaten hergestelltes, geschlossenzelliges dampf- und wasserdichtes, unbrennbares Material. Es wird zu Blöcken geformt und dann in Platten geschnitten. Schaumglas ist der perfekte Ersatz für Polystyrol im Außenbereich und wird für Flachdach- und Perimeterdämmungen eingesetzt. Zwar ist die Herstellung sehr energieaufwendig, doch sind die Rohstoffe nahezu unbegrenzt verfügbar, die Transportwege sind kurz und das Material als Bauschutt deponierbar, teilweise auch recycelbar.
Seegras wird gemäht, mittels Milchsäuregärung als Silage konserviert, gewaschen und zu Zellulose verarbeitet. Das Gras wird als Einblasdämmstoff oder als Stopfdämmstoff genutzt oder zu Matten verarbeitet. Seegras ist schnell wachsend und flächenextensiv.
Steinwolle zählt zur Mineralwolle, ist diffusionsoffen, unbrenn- und unverrottbar. Sie kann keine Feuchtigkeit aufnehmen. Verschiedene Steine werden geschmolzen, zu einem Gespinst geschleudert und mit wenig Kunstharz gebunden. Es ist für alle gängigen Dämmungen geeignet. Vorteile: Der Rohstoff ist in großer Menge vorhanden und deponiefähig; Nachteile: begrenzt recycel- und nicht kompostierbar, energieintensive Herstellung, Entstehung von Faserstäuben.
Stroh wird zu Platten gepresst und beidseitig mit Spezialpapier beklebt. Es ist leicht brennbar und weist keine bedeutenden Wärmedämmeigenschaften auf. Es ist kompostier- und wiederverwendbar und wird häufig gemeinsam mit Lehm verarbeitet.
XPS (Extruderschaum, Extrudierter Polystyrol-Hartschaum): Der pastellfärbige Dämmstoff XPS ist besonders feuchte- und druckstabil. Deswegen werden die Platten bei Anwendungen eingesetzt, bei denen Wasser- und Druckbelastung eine große Rolle spielen: zur Dämmung von Kelleraußenwänden, Flachdächern oder unter der Bodenplatte. Im Gegensatz zu EPS ist XPS geschlossenzellig, was eine bessere Feuchteresistenz zur Folge hat.
Zellulose ist geschreddertes Altpapier, wird mit brandhemmender Borsäure und Borax versetzt und zu Platten gepresst. In Flockenform dient sie zur Hohlraumfüllung bzw. zur Aufsprühung auf senkrechte Flächen. Zellulose ist ein Recyclingrohstoff, sie ist wiederverwendbar und deponiefähig. Nachteile: nicht kompostierbar, bei der Verarbeitung können Feinstäube freigesetzt werden.