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Giftfreier Innenausbau

Allergien, Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zu schweren Krankheiten. Gift- und Schadstoffe gibt es genug in unseren vier Wänden. Auf welche unbedenklichen Baumaterialien Sie setzen sollten, erfahren Sie hier.

Immer mehr Menschen, vor allem Kinder, reagieren allergisch auf Stoffe, deren gesundheitsgefährdende Wirkung bis vor einigen Jahren noch nicht einmal bekannt war. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Hautirritationen haben ihre Ursache oft in Giftstoffen, die bei der Herstellung von Möbeln, Holzanstrichen, Wandfarben und Wohnraumtextilien verarbeitet werden. Der noch immer am häufigsten in heimischen Wohnungen und Häusern anzutreffende Schadstoff ist Formaldehyd. Es schwächt das Immunsystem und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Es kommt typischerweise in Holzwerkstoffen, Schäumen, Lacken, Farben, Versiegelungen und sogar in Textilien, Kosmetika und Spielzeug vor. Die österreichischen Grenzwerte für Formaldehyd wurden zwar gesenkt, in vielen billigen Ost- und Fernostimporten ist es aber nach wie vor in gesundheitsbeeinträchtigender Konzentration enthalten. Also lieber heimische Produkte kaufen und nicht an der falschen Stelle sparen!

Nachträgliche Freisetzung von Giften vermeiden

Wer industriell gefertigte Holz- oder Metalloberflächenveredelungen abträgt

oder repariert, muss zu seinem eigenen Wohl beim Abbrennen oder Abschleifen – auch bei gleichzeitiger Absaugung – unbedingt eine Schutzmaske tragen. Wenn irgendwie möglich, sollten solche Arbeiten auch immer im Freien oder zumindest bei offenem Fenster durchgeführt werden. Kinder sind besonders empfindlich und sollten sich nicht in der Nähe der Arbeitsstätte aufhalten. Achtung! Auch beim Abbeizen lackierter Flächen wird häufig Gift freigesetzt!

Putze sind meist giftfrei

Für den Innenbereich eignen sich Produkte auf Kalk- und/oder Gipsbasis sowie Lehmputze, die keinerlei Giftstoffe aufweisen.

Die Verwendung von Kalkputz lässt sich in allen Kulturkreisen Jahrtausende zurückverfolgen. Naturkalk ist absolut hygienisch und es besteht eine große Gestaltungsvielfalt – vom einfachen weißen Anstrich bis zur hochwertigen Ausmaltechnik. Entscheidend ist, dass keine chemischen Zuschläge wie Lösungsmittel, Konservierungsstoffe oder Weichmacher verwendet werden. Kalk weist alkalische Eigenschaften auf (hohen pH-Wert) und wirkt dadurch antiseptisch und vorbeugend gegen Schimmelbefall. Darüber hinaus fungieren Kalkputzoberflächen quasi als Raumluftfilter: Die diffusionsoffenen Poren des Putzes nehmen Schadstoffe und Belastungen wie Kohlendioxid und Schwefeldioxid auf und bauen sie ab. Auch überschüssige Feuchtigkeit wird der Luft entzogen und später wieder abgegeben. Kalkputz empfiehlt sich besonders für Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit, also Flure, Küchen, Bäder, Schlaf- und Kinderzimmer.

Gips ist ein in der Natur häufig vorkommendes Gestein, das als Sediment durch Ausfällung von verdunstetem Meerwasser vor ca. 285 bis 195 Millionen Jahren entstanden ist. Neben Lehm ist es das älteste Bindemittel und wurde bereits 9000 vor Christus in Kleinasien verwendet. Der Gipsputz zeichnet sich durch Schwindfreiheit und feuchtigkeitsregulierende Wirkung aus, darf aber eben wegen dieses Hygroskopieeffekts (= Wasserbindung aus der Luft) nur im normal belasteten Innenbereich, nicht aber für Nassräume verwendet werden.

Gips- und Gipskalkputze haben eine geringe Wärmeleitfähigkeit und

Ausgleichsfeuchte und fühlen sich daher warm an. Der geringe Unterschied zwischen Wand- und Raumtemperatur bewirkt so eine behagliche Atmosphäre im Raum. Die geringe Oberflächenleitfähigkeit wiederum verhindert das statische Aufladen von Gipsputzen. Deshalb ziehen Gipsputze keinen Staub an. Sie sind nicht brennbar und gehören zur Baustoffklasse A. Zudem wird ein Teil des Wassers beim Erhärten des Gipses gebunden. Im Falle eines Brandes wird dieses Wasser freigesetzt und verbessert somit den Brandschutz.

Lehmputz ist als altbewährte Putzvariante auf gutem und gleichmäßig saugendem Ziegelmauerwerk gedacht. Im ökologischen Hausbau werden vermehrt solche wiederentdeckten Wandbaustoffe eingesetzt. Nach Auftrag als ein- oder mehrlagiger Handputz bzw. Maschinenputz ist für eine ausreichende Belüftung und schnelle Trocknung zu sorgen, um Schimmelbildung durch Mikroorganismen aus der Umgebungsluft zu vermeiden. Beim Anstrich ist zu beachten, dass er äußerst dampfdiffusionsoffen sein sollte, damit die feuchtigkeitsregulierende und schimmelhemmende Wirkung des Lehmputzes erhalten bleibt.

Dispersionsputz meint alle Wandbeschichtungen auf Basis einer Dispersion (ohne Kalk- oder Zementanteil) mit putzartigem Aussehen. Das Material wird verarbeitungsfertig in pastöser Form angeboten.

Der Buntsteinputz schließlich ist eine Variante des Dispersionsputzes (wässrig oder lösemittelhaltig), der bei der Gestaltung von Säulen, Pfeilern und exponierten Wänden Anwendung findet. Der Multicoloreffekt entsteht durch eingefärbte Quarzkörner bzw. natürlich gefärbte Kieselsteine. Aufgetragen wird der Putz mit einer Glättkelle.

Wie giftfrei sind Wandfarben?

Kalkfarben bestehen aus verdünnter Kalklauge und werden als Pulver oder pastös eingesumpft angeboten. Sie ergeben sehr schöne, leicht raue Oberflächen im Innen- und Außenbereich, sind dauerhaft und unempfindlich gegen Feuchtigkeit und wirken desinfizierend und pilzhemmend.

Silikatfarben sind weder wasserlöslich noch wasserverdünnbar, da sie Wasserglas enthalten, das gleichzeitig als Verdünnung und Bindemittel wirkt. Sie sind extrem diffusionsoffen, schimmelhemmend und waschfest. Die einzelnen Komponenten werden erst kurz vor der Verarbeitung der Farben angemischt. Sämtliche Wandfarben von namhaften Herstellern aus dem europäischen Raum enthalten keine giftigen Lösungsmittel und sind daher als unbedenklich einzustufen.

Zementfarben bestehen aus Weißzement und Kalk und ergeben wie Kalkfarben wetterbeständige, wasserdampfdurchlässige Anstriche. Sie können auch auf ständig feuchten Untergründen eingesetzt werden, sind aber eher spröde und neigen zu Rissbildung.

Leimfarben haben ihren Namen vom verwendeten Bindemittel, das aus pflanzlichem Stärke- oder Zelluloseleim besteht. Sie sind in Pulverform, als pastöser Nassleim oder bereits streichfertig erhältlich, optimal für den Wohnbereich geeignet und enthalten ausschließlich ungiftige, organische Stoffe.

Dispersionen sind sowohl farblos als auch in allen Farbtönen erhältlich und auf praktisch allen Untergründen anzuwenden. Der Bindemittelanteil legt fest, ob die Farbe für den Außen- oder

Kriterien ökologischer Produkte

Es ist eigentlich ganz einfach. Natürlich ist, was aus nachwachsenden Rohstoffen auf pflanzlicher und/oder mineralischer Basis hergestellt wird. Und zwar so schonend wie möglich. Doch es gibt schwarze Schafe. Hersteller, die ihre Farben trotz großer Anteile petrochemischer Inhaltsstoffe als „Naturfarben“ bezeichnen, erkennen Sie oft schon am Einsatz von Isoaliphaten oder an der verschleierten Deklaration der Inhaltsstoffe.

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, lesen Sie sich also die Zusammensetzung des jeweiligen Produkts genau durch. Tauchen Schlagwörter wie Isoaliphate oder Isoparaffine am Etikett auf, handelt es sich mit Sicherheit um keine Naturfarbe, egal was vorne draufsteht. Diese petrochemischen, also auf Erdöl basierenden Bestandteile lassen sich nicht wieder in den natürlichen Kreislauf zurückführen. Hersteller echter natürlicher Farben setzen auf die Pflanzenwelt. Aus Stängeln wird Zellulose gewonnen, aus Blättern Farbstoffe, Wachse von Blattoberflächen, Fette und Eiweiße aus Früchten und Duftstoffe genauso wie Harze aus Blüten.

den Innenbereich geeignet ist (über 20 Prozent vol. für den Außenbereich). Kunststoffdispersionen können die Diffusion der Wand stark einschränken.

Latexwandfarbe ist gut geeignet für den Anstrich von Räumen mit hohem Reinigungsbedarf und verfügt über den sogenannten Lotuseffekt, der Wasser wie von Zauberhand abperlen lässt. Original Latexwandfarben basieren auf der Milch des Kautschukbaums. Aufgrund ihrer kostspieligen Herstellung und der wertvollen Rohstoffe ist Latexwandfarbe allerdings sehr teuer. Ersatzweise wird auch Latexdispersionsfarbe angeboten. Sie enthält hohe Kunstharzanteile als Bindemittel, ist funktionell wie original Latexfarbe, enthält allerdings kein Latex mehr. Sie ist wesentlich günstiger und lässt sich in ihrer Beschaffenheit flexibler variieren. Original Latexfarbe ist äußerst strapazierfähig und vor allem für Flächen gedacht, die geputzt und gescheuert werden müssen. Sie ist allerdings nicht atmungsaktiv und wasserundurchlässig. Außerdem ist Latexfarbe nicht überstreichbar. Bei Latexdispersionsfarben wurden diese Nachteile minimiert.

Magnetfarbe enthält Eisenstaub, wird als Grundierung für Wände, aber auch Holz usw. eingesetzt und individuell übermalt. Sie verleiht jeder Oberfläche magnetische Eigenschaften. Die Magnetkraft ist nicht so stark wie bei einer metallischen Oberfläche, dennoch sind die Ergebnisse erstaunlich: Ein einzelner 29-mm-Neodym-Magnet hält bis zu 20 Bögen A4-Kopierpapier!

Achtung bei Lacken!

Nicht alles, was als Lack „geeignet für Innenräume“ definiert ist, ist auch schadstofffrei. Der Giftigkeitsgrad der Inhaltsstoffe, Lösungs- und Bindemittel hängt davon ab, ob die Produkte wasserlöslich, wasserverdünnbar oder lösemittelhaltig sind. „Wasserlöslich“ heißt leider auch nicht automatisch „schadstofffrei“. Für den Endverbraucher werden, von wenigen Ausnahmen (z. B. Bootslack) abgesehen, nur wasserlösliche Lacke angeboten. Gewerbe und Industrie arbeiten nach wie vor mit Chemiebomben. Auf Holzschutzmittel können Sie in Innenräumen generell verzichten und zur Pflege natürliches Bienenwachs oder Öl verwenden.

Leime & Kleber

„Kleber“ ist der Überbegriff für alle Klebestoffe. Nach DIN 16920 vom Juni 1981 handelt es sich dabei um nicht metallische Stoffe, die zu verbindende Teile durch Adhäsion (Flächenhaftung) und Kohäsion (innere Festigkeit) dauerhaft verbinden. Am Bau werden vor allem die folgenden Kleber und Leime eingesetzt:

Synthesekautschuk mit mehr als 65 Prozent Lösemittelgehalt, lösemittelhaltige Kunstharze oder Naturharzklebstoffe mit 20 Prozent Lösemittelgehalt, lösemittelarme oder lösemittelfreie Dispersionsklebstoffe, Reaktionsklebstoffe, die auf Basis von Epoxiden und Polyurethan erzeugt werden, keine Lösemittel enthalten, aber zum Teil bedenkliche Härterchemikalien, sowie unbedenkliche Tapetenkleister auf Zellulose- oder Stärkebasis. Die gesundheitliche Bedenklichkeit von Klebstoffen hängt vorwiegend vom Gehalt an Lösemittel, aber auch von anderen Grundstoffen ab. Diese geben während der Verarbeitung und dem Abbinden flüchtige organische Verbindungen ab. Sind Klebstoffe einmal trocken und ausgehärtet, sind sie in der Regel nicht mehr giftig. Vorsicht ist also hauptsächlich während der Verarbeitung geboten. Reaktionsklebstoffe setzen reaktionsfähige giftige Moleküle, sogenannte Monomere frei, die über die Atemwege und auch über die Haut aufgenommen werden. Beim Verarbeiten von Klebern müssen die vom Hersteller empfohlenen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden! Markenprodukte mit genauer Angabe der Inhaltsstoffe sind empfehlenswert. Um gesundheitliche Folgen zu minimieren, sollten lösemittelfreie, zumindest lösemittelarme Dispersionskleber, bei denen die Grundstoffe in Wasser gelöst sind, oder Klebstoffe auf Basis von Naturprodukten wie Stärke, Kasein, Naturkautschuk und Terpentinöl verwendet werden.

Alpha-Silan-Klebstoffe sind hochelastisch und überstreichbar. AlphaSilane eignen sich unter anderem zur Herstellung rasch aushärtender isocyanatfreier Bau- und Montageschäume, sie finden sich aber auch in kratzfesten Lacken sowie in zinnfreien Silikondichtstoffen und werden etwa als hochtransparente Glasabdichtungen eingesetzt.

Darauf sollten Sie achten!

Auf Inhaltsangaben und Gütesiegel können Sie sich verlassen: Hochwertige Produkte sind weniger bis gar nicht schadstoffbelastet; je billiger aber, desto gefährlicher. Es ist sehr sinnvoll, immer die Inhaltsstoffe nachzulesen und die Anwendungshinweise vom Hersteller genau zu befolgen. Umweltsiegel können helfen, die geeigneten Produkte im Regal zu finden.

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