WUNDERHORN Herbst 2017
Das Chaos ist schön, wenn man all seine Bestandteile als gleich notwendig betrachtet. (Édouard Glissant)
Sophie Taeuber-Arp/Hans Arp Aya Cissoko · Patrick Chamoiseau Elnathan John · Dany Laferrière Swantje Lichtenstein Lyrik-Taschenkalender 2018 Harald Priem · Museum Ritter Jerome Rothenberg · Philippe Soupault 5300 Jahre Schrift · Ilija Trojanow VERSschmuggel Iran · VERSschmuggel Litauen
Roman / aus dem Französischen
Roman Aus dem Französischen von Beate Thill
ca.180 Seiten, gebunden EUR 24,80 (D), 25,50 (A) ISBN 978-3-88423-572-0 Ebook 978-3-88423-573-7 Erscheint im August 2017
»Den Lebensweg Massiré Dansiras zu verfolgen, d.h. die Entwicklung einer im Verborgenen lebenden Feministin zu analysieren.« Libération
Aya Cissoko wurde 1978 in Frankreich geboren. Ihre Eltern kamen Anfang der 1970er Jahre aus Mali nach Frankreich. 1986 kommen ihr Vater und ihre Schwester bei einem Brandanschlag in Paris ums Leben. Sie entdeckt das Boxen für sich als Rückzugsort und wird 2006 Amateur-Boxweltmeisterin. Ein Bruch der Wirbelsäule beendet 2010 ihre Boxkarriere. 2011 veröffentlicht sie (zusammen mit Marie Desplechin) ihr erstes Buch, danbé, das unter dem Titel Wohin ich gehe verfilmt wurde. Sie studiert Politikwissenschaften am Institut d’études politiques in Paris. 2016 erschien ihr zweites Buch n’ba, das nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Sie lebt in Paris. Beate Thill, geboren 1952 in Baden-Baden, studierte Anglistik und Geographie. Seit 1983 arbeitet sie als literarische Übersetzerin der Sprachen Englisch und Französisch, mit dem Schwerpunkt Literatur aus »dem Süden«, v.a. aus Afrika und der Karibik. Daneben arbeitet sie als Dolmetscherin, verfasst Texte zur Übersetzungstheorie und für den Rundfunk. Sie hat u.a. den kongolesischen Lyriker Tchicaya U Tam’si, den karibischen Autor Édouard Glissant, den Tunesier Abdelwahab Meddeb und die Algerierin Assja Djebar übersetzt. 2014 erhielt sie den Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin für ihre Übersetzung des Romans Das Rätsel der Rückkehr von Dany Laferrière.
Mutter ist auf der Hut vor jedem Wort, das mir über die Lip» Meine pen kommt. »Dieses Kind redet zu viel! Es kennt keine Scham!
Schlechte Zeichen für später!« Wenn Ma sich sorgt, wird sie steif und ihr stockt der Atem, als würde sie gleich der Schlag treffen. Sie beklagt sich unentwegt über mein Verhalten: »Kunko b’an da la tuma bεε. Immer nur Scherereien. N ma foyi faamuya nin den in ka kow la. Ich versteh wirklich nichts bei diesem Kind.« »Ein ordentliches Mädchen muss unauffällig, zurückhaltend, still sein. Sie muss wissen, wo ihr Platz ist.« Da beschließt sie, mich »so richtig ranzunehmen«, bevor ich noch schwerer zu bändigen bin. »Is ganz unmöglich«, vor einem trotzigen Kind klein beizugeben, das sie neun Monate in ihrem Bauch getragen und unter furchtbaren Qualen in die Welt gesetzt hat, ein störrisches Kind, das sie gestillt und dem sie unzählige Male den Hintern abgewischt hat. Ma macht es sogar zu ihrer Ehrensache: »Ich bin 100 Prozent Bambara«, wiederholt sie mehrfach, den Finger in den Himmel gereckt, wie um unsichtbare Zuhörer zu Zeugen zu rufen. Für Ma ist es eindeutig, die Dinge laufen aus dem Ruder. »Ein Mädchen, schlimmer als ein Junge!« So etwas ist Ma noch nie zu Ohren gekommen. Ihr erstes Kind hatte ihr weniger Kopfzerbrechen bereitet. »I k r kε lajε! A ka Foyi tε se m g ma. Schau dir deinen Bruder an! Er is ruhig. Warum machs du nich wie er?« Um ihren Sohn hatte sie sich nicht so sorgen müssen: Er hat spät sprechen gelernt und danach nie viel geredet. Wenn sie nur den Charakter ihrer beiden Kinder austauschen könnte: ein gut geschmiertes Mundwerk passt besser zu einem Jungen. Auch wenn man am besten still ist. Ma fürchtet nichts so sehr wie das Gerede: »Die Schwarzen palavern einfach zu gern. Nie is was vergess’n und die Rache is krass und gehässig.« Unter diesen Umständen ist es am besten, still zu sein, um Zank und üble Nachrede zu vermeiden. cc
Ma
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Aya Cissoko
Ma ist die berührende Geschichte von Mutter und Tochter, die, hin- und hergerissen zwischen Tradition und Modernität, zwischen Afrika und Europa, nach dem Eigenen suchen. Im Zentrum des Romans steht die Mutter, Massiré Dansira, die im Alter von 15 Jahren aus Mali nach Frankreich eingewandert ist und – nach dem Tod ihres Mannes – als Alleinerziehende mit den Widrigkeiten des Lebens und vor allem der von Männern beherrschten Welt ihrer Stammesherkunft zu kämpfen hat. Sie bietet alles auf, was sie einmal in Mali gelernt hat, um aus ihren Kindern anständige und aufrechte Menschen zu machen: auf Bambara danbé: Würde, Charakterstärke, Respekt vor Traditionen, Kampfgeist. Die Tochter und Ich-Erzählerin lebt ihrerseits im ständigen Kampf mit ihrer Mutter. Sie wächst in Paris als modernes Mädchen auf und muss den Widerspruch zwischen den traditionellen Werten und Anforderungen der familiären Herkunft und denen der französischen Gesellschaft bewältigen. Als Jugendliche hält sie die Maximen aus Afrika für völlig fehl am Platze. Aus ihrem Kampf macht sie eine Profession: sie wird eine erfolgreiche Boxerin. Der Roman vermittelt einen Einblick in das Schicksal von Migrantinnen aus Afrika, die sich in Europa durchschlagen, den alltäglichen Vorurteilen und rassistischen Überheblichkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, und wie sie sich gleichzeitig gegen die starren Traditionen der eigenen Herkunft wehren. Ma ist die Geschichte einer mutigen Frau, die Liebeserklärung einer Tochter an ihre Mutter, die sie bei allem pubertären Widerstand für ihre Würde, Aufrichtigkeit und menschliche Stärke bewundert.
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A f ri k AWu n d e rh o rn / N i ge ri a
Elnathan John An einem Dienstag geboren Roman Aus dem Englischen von Susann Urban
ca.250 Seiten, gebunden EUR 24,80 (D), 25,50 (A) ISBN 978-3-88423-552-2 Ebook 978-3-88423-553-9 Erscheint im Juli 2017
»Unerschrocken und schonungslos beschreibt Elnathan John die Zunahme des radikalen Islamismus in Nigeria. Jeder der hinter dem von den Medien portraitierten Bild etwas über Boko Haram erfahren möchte, muss dieses Buch lesen. Es stimmt nicht hoffnungsfroh, ist aber eine zutiefst menschliche Schilderung.« Taiye Selasi
Dantala, der Protagonist des Romans, lebt mit anderen Kindern und Jugendlichen auf den Straßen von Bayan Layi, einer Kleinstadt im Norden Nigerias. Die Koranschule, auf die sein Vater ihn geschickt hat, hat er verlassen, um sich stattdessen einer Gang anzuschließen. Er stiehlt, um zu Essen und raucht Gras. Nachdem er und andere Straßenkinder im Zuge eines Wahlkampfs beauftragt werden, die Zentrale der oppositionellen Partei in Brand zu stecken und dieses Unterfangen desaströs schiefgeht, muss er fliehen. In Sokoto findet er in einer Moschee Zuflucht, Essen und in Sheikh Jamal einen Imam, der durch seine charismatische Persönlichkeit schnell zu seinem Mentor wird. Mit seinem besten Freund Jibril teilt Dantala sich nicht nur ein Zimmer, sondern auch den Drang, der Komplexität der politischen und religiösen Ereignisse um ihn herum eine Sprache zu geben. Die erste Liebe, dunkle Geheimnisse und die Frage nach persönlicher Loyalität gehören zum Alltag. Es ist eine brutale Welt, in der junge Menschen Verbrechen im Namen von Ideologien verüben, die sie nicht verstehen. Nach einem Besuch im Dorf seiner Mutter kehrt Dantala über ihren gesundheitlichen Verfall schockiert zurück, und gerät mitten in einen Machtkampf um die religiöse Vorherrschaft in der Moschee. Plötzlich muss er sich entscheiden: Welche Art von Moslem, und letztendlich, welche Art von Mann möchte er sein? Ein kraftvoller Bildungsroman, der das mediale Bild eines von Boko Haram dominierten Norden Nigerias herausfordert und uns in eine vielschichtige Welt mitnimmt, in der wir trotz religiösem Fundamentalismus Freundschaft, Liebe und Brüderlichkeit finden.
Elnathan John, geboren 1982 in Kaduna, Nordwest-Nigeria, ist Anwalt, Schriftsteller, Satiriker. Sein literarisches Schaffen wird seit 2013 von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, als seine Erzählung Bayan Layi für den Caine Prize for African Writing nominiert war. Er wurde erneut nominiert im Jahr 2015. Sein erster Roman, Born on a Tuesday, der nun in deutscher Übersetzung geboten wird, schaffte es auf die Shortlist des Nigeria Prize for Literature (NLNG).
Susann Urban arbeitet nach dem Studium der Germanistik, vielen lehrreichen Jahren im Buchhandel und anderswo als Lektorin und Übersetzerin u. a. von John Steinbeck, Nuruddin Farah, Lola Shoneyin, Imraan Coovadia, Nadifa Mohamed und Ishmael Beah. Indra Wussow, Herausgeberin der Reihe AfrikAWunderhorn, studierte Literaturwissenschaft, lebt in Johannesburg/ Südafrika und auf Sylt. Sie arbeitet als Autorin, literarische Übersetzerin und Kuratorin für verschiedene internationale Einrichtungen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. 2002 gründete sie auf Sylt die von ihr geleitete Stiftung kunst:raum sylt quelle. 2008 eröffnete die Stiftung eine Dependance in Johannesburg.
Jungen, die in Bayan Layi unter dem Baobab schlafen, prahlen » Die gern damit, dass sie jemand umgebracht haben. Ich sage dann nie was, denn ich habe niemand umgebracht. Banda schon, aber er mag nicht darüber reden. Während sie durcheinanderplappern, raucht er wee-wee. Gobedanisa ist immer der Lauteste. Er liebt es, alle und jeden an den Tag zu erinnern, an dem er einen Mann erwürgt hat. Ich war zwar dabei, unterbreche ihn aber nicht. Als Gobedanisa und ich mal von einem lambu Süßkartoffeln stehlen wollten, erwischte uns der Farmer. Während er uns unter lauten Morddrohungen hinterherjagte, stürzte er in eine Antilopenfalle. Gobedanisa rührte ihn nicht mal mit dem kleinen Finger an. Wir standen einfach bloß da und sahen zu, wie er kämpfte und kämpfte und allmählich aufhörte zu kämpfen. Mir ist egal, ob Gobedanisa Lügengeschichten verzapft, aber manchmal würde ich ihn gern anraunzen, er soll endlich die Klappe halten. So wie er übers Töten redet, könnte man meinen, er kommt dafür ins aljanna, dass Allah ihm den besten Platz reserviert. Ich weiß, warum er so redet, die Kleineren sollen in Ehrfurcht erstarren. Und Angst vor ihm kriegen. Sein Gesicht ist eine Narbenkarte, die auffälligste ist dünn und lang und reicht vom rechten Mundwinkel bis zum Ohr. Die unter uns, die schon länger hier sind, wissen, dass er die an dem Tag bekam, an dem er mit Banda eine Auseinandersetzung hatte. Keiner der Banda kennt, legt sich mit ihm an. Da kannst du genauso gut dem Tod ins Messer laufen. Keine Ahnung mehr, was der Auslöser für den Streit war. Als ich dazukam, hörte ich Banda brüllen: »Ka fita harka na fa!« Steck deine Nase nicht in meine Angelegenheiten! Normalerweise brüllt Banda nicht, daher wusste ich, dass es etwas Ernstes war. Offenbar hat Gobedanisa ziemlich viel vom wee-wee geraucht, das er von Banda gekriegt hatte. Er gab die unverzeihliche Beleidigung »Gindin maman ka!« von sich. Fotze deiner Mutter! Banda war größer als er, trug einen Talisman und am rechten Arm drei Amulette gegen Messer und Pfeile. Nichts aus Metall konnte ihm etwas anhaben.
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R o m a n / a u s d e m F r a n z ö s i s c h e n
Dany Laferrière Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden Roman Aus dem Französischen von Beate Thill
ca. 140 Seiten, gebunden EUR 19,80 (D), 20,40 (A) ISBN 978-3-88423-568-3 Ebook 978-3-88423-569-0 Erscheint im Juli 2017
Es geht um das Begehren zwischen Schwarz und Weiß, auf allen Beziehungsebenen, auf denen Stereotypen zwischen den Rassen wirksam werden. Anfang der 1980er Jahre in Montreal: Zwei arbeitslose schwarze Migranten hausen zusammen in einer versifften Einzimmerwohnung in der Rue Saint- Denis, mitten in der Altstadt. Der eine liegt auf der Couch, hört den ganzen Tag Jazz, liest im Koran und zitiert Freud. Der andere schreibt auf dem ihm einzig wichtigen Besitz, seiner Remington 22 – das nächtliche Klappern der Tastatur weckt die Neugier der weißen Studentinnen der angesehenen McGill-Universität. Welcher Entgrenzungswunsch ist es, der aus den bildungshungrigen Bürgertöchtern Dauergäste in der Bude der Habenichtse macht? Für die beiden Freunde ist jede eine »Miz«, Miz Literatur, Miz Snob, Miz Sophisticated Lady, Miz Suizid … und aus dem Versuch, sich einen Reim darauf zu machen – unter Befragung der literarischen Tradition jeglicher Couleur –, wächst der Roman in einer souveränen, gewitzten Sprache, wird aus dem exotischen Lover ein Autor. Sein erster Roman hat Dany Laferrière 1986 mit einem Schlag im gesamten französischsprachigen Raum berühmt gemacht und wurde 1989 verfilmt.
Ihr Roman ist das erste echte Porträt von Montreal, das ein » F:schwarzer Schriftsteller zeichnet, geben Sie wenigstens zu, dass Sie
Dany Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, arbeitete zunächst als Journalist, bis er sich unter dem Druck des politisch repressiven Klimas 1976 gezwungen sah, nach Montreal ins Exil zu gehen. Neben Comment faire l’amour avec un nègre sans se fatiguer, hat Laferrière inzwischen über 32 weitere Romane geschrieben und ist einer der bekanntesten Autoren der französischen Sprache. 2014 bekam er mit seiner Übersetzerin Beate Thill den renommierten, vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin vergebenen Internationalen Literaturpreis für seinen Roman Das Rätsel der Rückkehr (L’énigme du retour), Wunderhorn 2013. Seit 2014 ist er Mitglied der Académie française. Beate Thill, geboren 1952 in Baden-Baden, studierte Anglistik und Geographie. Seit 1983 arbeitet sie als literarische Übersetzerin der Sprachen Englisch und Französisch, mit dem Schwerpunkt Literatur aus »dem Süden«, v.a. aus Afrika und der Karibik. Siehe S. 2.
es hart angehen. A: Na ja. F: … und gerade das gefällt uns, weil wir an die klagsamen Schwarzen gewöhnt waren. A: Die in meinem Roman beklagen sich auch die ganze Zeit. F: Ja, aber das hat eine andere Note. Unnachgiebiger, härter, kampflustiger. Die beiden beklagen sich ständig, das stimmt, aber sie können auch draufhauen, und mit einem Humor, der alles mitreißt. A: So ist es im Leben. Man wehrt die Schläge ab und teilt aus. F: Und mit dem Witz als Waffe. Üblicherweise suchen die Schwarzen ihre Zuflucht in Afrika. Aber Ihre Figuren nicht. Wieso? A: Weil sie Westler sind. F: Sie sind Muslime! A: Ja. Ihr Glaube ist der Islam, aber ihre Kultur ist total westlich, sozusagen: Allah ist groß, aber Freud ist ihr Prophet. F: Seltsame Muslime! A: Das ist die Realität. Wissen Sie, was in der Begegnung zwischen einem Schwarzen und einer Weißen vorherrscht, ist die Lüge. F: Malen Sie da nicht, sozusagen, sehr schwarz? A: Hören Sie sich das an. Gestern abend war ich in einer Bar in der Innenstadt. Neben mir saßen ein Schwarzer und eine Weiße. Ich kannte den Typ. Es fehlte nur, dass er dem Mädchen erzählt hätte, er isst gerne Menschenfleisch, er kommt aus dem Busch und sein Vater ist der Hexenmeister seines Dorfes. Wir kennen die Melodie. Und ich sah zu, wie das Mädchen allem voll zustimmte, in Ekstase vor dem echten primitiven Mann, dem Schwarzen, wie er im National Geographic, bei Rousseau und Konsorten dargestellt wird. Ich kenne den Typ gut genug, um zu wissen, er kommt nicht aus dem Busch sondern aus Abidjan, einer afrikanischen Metropole, er hat lange in Dänemark und Holland gelebt, bevor er hier nach Montreal gekommen ist. Er ist ein Städter und ein Westler. Aber das würde er für alles Elfenbein der Welt vor keiner Weißen zugeben. Vor dem weißen Mann möchte er als Westler gelten, aber vor der weißen Frau muss Afrika für ihn gewissermaßen als zusätzliches Geschlecht herhalten.
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lieferbare Titel von Dany Laferrière: Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama
Ein Roman der Lektüren, ein Buch für jeden, der gerne liest, oder vielleicht auch selbst schreiben möchte. Humorvoll komponiert der Autor eine Geschichte aus Anekdoten und theoretischen Ausführungen. 2015 | ISBN 978-3-88423-493-8 | 24,80 € | 328 S.
Das Rätsel der Rückkehr – Roman
Die Nachricht vom Tod seines Vaters bringt das Leben des Erzählers völlig aus dem Gleichgewicht. Beide, Vater und Sohn, hatten ihre Heimat Haiti verlassen und waren ins Exil gegangen. Gemeinsam mit seinem Neffen, seinem jüngeren Alter Ego, bereist er Haiti, das geprägt ist von Korruption, Armut und politischer Verfolgung, aber auch von unauslöschlicher Hoffnung. 2013 | ISBN 978-3-88423-426-6 | 24.80 € | 300 S.
Über die Universalität der französischen Sprache Antoine de Rivarol, mit einem Vorwort von Dany Laferrière Antoine de Rivarols (1753–1801) Rede aus dem Jahr 1783 auf die Preisfrage der Berliner Akademie: »Wodurch wurde die französische Sprache universell?« Dany Laferrière übt als Nachkomme von afrikanischen Sklaven Kritik an der Haltung gegenüber der Sklaverei, die in einer Bemerkung Rivarols deutlich wird. Dennoch eint ihn mit Rivarol die Liebe zur französischen Sprache. 2017 | ISBN: 978-3-88423-560-7 | 18,00 EUR | 80 S.
E s s a y / a u s d e m F r a n z ö s i s c h e n
Patrick Chamoiseau Migranten Essay Aus dem Französischen von Beate Thill
ca. 80 Seiten, Broschur EUR 18,00 (D), 18,50 (A) ISBN 978-3-88423-577-5 Ebook 978-3-88423-578-2 Erscheint im Juli 2017
Patrick Chamoiseau anwortet mit seinem Essay auf das Ohnmachtsgefühl zweier Künstlerinnen: Hind (Meddeb) ist Filmemacherin, sie hat die Räumung des »Dschungels« in Calais dokumentiert und die Zerstörung des Lagers von Geflüchteten an der Metrostation Stalingrad im Zentrum von Paris gefilmt; und Jane, eine junge Schriftstellerin, die von ihren Eindrücken berichtet, wenn sie die Geflüchteten mit einem Frühstück versorgt. Die Hypnose in den westlichen Ländern besagt, wir bräuchten unseren Frieden, »die Ruhe der Zivilisierten«, und diese werde von den Migranten gestört, sie seien Eindringlinge wie einst die Barbaren im antiken Griechenland. Chamoiseau sieht jedoch die Barbarei im Inneren der westlichen Gesellschaften, die dem neoliberalen kapitalistischen System hörig sind. Unter der Herrschaft des Maximalprofits verlieren alle, bis auf einige wenige. Dabei wurde der Reichtum des Westens von allen erbracht, nicht zuletzt von den Menschen in den Kolonien, aber auch über Generationen von den Arbeitnehmern. Dieser Reichtum steht daher allen zu. Die kulturelle, menschliche Seite der Globalisierung ist die »Mondialität«, das Bewusstsein, dass die Welt eins ist. Die Migranten zeigen auf, dass den großen Gewinnern diese Welt nicht gehört. Chamoiseau beschreibt die vitale Kraft der Migranten, ihre Vision zu leben – »etwas Besseres als den Tod findest du überall«, wie es im Märchen heißt. Es gibt kein Leben ohne Bewegung, keine Vitalität ohne Wanderschaft. »Die neoliberale Barbarei hat auf ihre eigene Weise die Welt verriegelt, es wäre völlig verfehlt zu glauben, dass dieser Riegel uns schützt.«
Patrick Chamoiseau, geboren 1953 auf Martinique, studierte in Frankreich Recht und Sozialwirtschaft und arbeitete zunächst als Sozialarbeiter. Er zählt zu den wichtigsten Schriftstellern der Karibik. In seinen zahlreichen Texten beschäftigt er sich hauptsächlich mit der kreolischen Kultur und seiner Herkunftsinsel Martinique. Für seinen Roman Texaco erhielt er 1992 den Prix Goncourt, den wichtigsten Literaturpreis Frankreichs. Sein Roman Die Spur des Anderen (Wunderhorn 2014) kam 2015 auf die Shortlist des Internationalen Literaturpreises des Haus der Kulturen der Welt. Beate Thill, geboren 1952 in Baden-Baden, studierte Anglistik und Geographie. Seit 1983 arbeitet sie als literarische Übersetzerin der Sprachen Englisch und Französisch, mit dem Schwerpunkt Literatur aus »dem Süden«, v.a. aus Afrika und der Karibik. Siehe S. 2.
Chamoiseaus Essay endet mit einer »Erklärung der Dichter«, die zum Widerstand gegen Intoleranz, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Anderen aufruft.
kapitalistischen Demokratien sind nicht vorbildlich. Ihre Aus» Die wüchse, ihre Raubzüge, ihre Ungerechtigkeiten, ihre heimtückische ökonomische Barbarei gehören einer Ordnung an, die wir verinnerlicht haben und von der wir immer ausgehen, wenn wir versuchen, ihren Raubbau an der Zukunft zu bekämpfen. […] Was bleibt uns also? Bestimmt nicht, uns »außerhalb des Maßes« zu stellen, wenn es noch im Maß der herrschenden Ordnung und seinen Schatten bleibt. Dieses »Außerhalb« ist dem Maß unterworfen und reproduziert es. Nein. Wir brauchen eine Überschreitung. Aber nicht die Überschreitung der Terroristen. Wenn die Überschreitung einen Protest wiedergibt, der unvermittelt und allgemein bleibt, hat sie keine Alternative und keinen Vorschlag. Die Barbarei des Terrors ist in diesem Sinne eine verzweifelte Überschreitung, die nur in Verzweiflung treibt. Wenn die Überschreitung nichts anderes bietet als das absolut gesetzte Attentat, wenn sie keine andere Perspektive eröffnet, wenn sie jedes akzeptierte Verhalten mit Füßen tritt, jede Ethik hinter sich lässt, sich dem ungezügelten Hass hingibt, einem Wahnwitz der Gewalt, dann hat sie nur ein Ziel: alles in ihren Abgrund des Opfertods hineinzusaugen. Dies ist ihr einziger, völlig sinnloser Sieg. Diese Überschreitung ohne Sauerstoff reißt alles nieder. Sie verschließt jeden Horizont. Sie erbeutet alle Bilder. Sie schafft ein übermächtiges Symbol. Darin liegt ihre Versuchung. Sie simuliert die Illusion einer absoluten Sicherheit, sie behauptet, eine Waffentüchtigkeit, die sich zur Guillotine macht, das Unrecht und die Rache seien die einzigen Wege, sich Luft zu verschaffen. Ihre Sinnlosigkeit hat eine große Macht. Ihre morbide Logik behauptet, nur mit einer solchen Logik könnten wir das Gesicht wahren. Aber wir können etwas entgegensetzen, indem wir den falschen Schein zertrümmern.
lieferbare Titel von Patrick Chamoiseau: Die Spur des Anderen – Roman
Brief an Barack Obama. Die unbezähmbare Schönheit der Welt
2014 | ISBN 978-88423-444-0 | 24,80 € | 272 S.
2011 | ISBN 978-3-88423-378-8 | 12.00 € | 64 S.
Der Held des Romans strandet auf einer einsamen Insel und verbringt die erste Nacht voller Panik auf einem Baum. Seit er am Strand eine Spur entdeckte gilt sein Denken nicht nur der Insel, sondern auch dem Anderen – er wird Robinsons größte Herausforderung, als Begegnung mit sich selbst.
Das Buch enthält zwei Essays, die von Édouard Glissant und Patrick Chamoiseau gemeinsam veröffentlicht wurden. Der Brief, der kurz nach Obamas Erfolg verfasst wurde, enthält eine detaillierte Analyse der Stellung der USA in der Welt, insbesondere der Impulse, die diese Gesellschaft antreiben und diese Wahl und (kurze) Euphorie möglich machten.
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aus dem Französischen
Philippe Soupault Die Zeit der Mörder Erinnerungen aus dem Gefängnis Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
ca. 400 Seiten, gebunden EUR 28,00 (D), 29,00 (A) ISBN 978-3-88423-570-6 Ebook 978-3-88423-571-3 Erscheint im August 2017
Philippe Soupault, geboren 1897 in Chaville bei Paris, lernte 1917 über Apollinaire André Breton kennen. Zusammen mit Breton und Louis Aragon war er Initiator der surrealistischen Bewegung, entzog sich jedoch schon bald deren Gruppenzwang, um eigene Wege zu gehen. Er wurde Verleger und Herausgeber von Zeitschriften. In den dreißiger und vierziger Jahren arbeitete Soupault als Journalist, später war er UNESCO-Beauftragter und RadioProduzent. Am 12. März 1990 starb er in Paris. Seit 1981 publiziert der Verlag eine Soupault-Werkausgabe.
Philippe Soupault war 1938 von Léon Blum, dem ersten sozialistischen Premierminister Frankreichs, beauftragt worden, in Tunis eine Radiostation aufzubauen, um der Propaganda der italienischen Faschisten, die über Radio Bari Nordafrika erreichte, etwas entgegenzusetzen. Tunesien war damals französisches Protektorat. Der Überfall Hitlers auf Frankreich 1940 und die Besetzung Frankreichs und das damit verbundene Vichy-Regime unter Marschall Pétain hatten daher auch Folgen für Tunesien. Der Antifaschist Soupault wurde umgehend seines Postens als Direktor von Radio Tunis enthoben. 1942 wurde er denunziert, im März wegen Hochverrats verhaftet und in das Gefängnis von Tunis gebracht. Im September 1942 wurde er in die vorläufige Freiheit entlassen und konnte zusammen mit seiner Frau Ré am 13. November 1942 von Tunis nach Algier fliehen, bevor am nächsten Tag die Stadt von den Nazi-Truppen unter Marschall Rommel besetzt wurde. Die Zeit der Mörder ist ein außergewöhnliches Zeitdokument, in dem der Autor seine Mitgefangenen, seien es Kriminelle oder Widerstandskämpfer, porträtiert, über die Demütigungen und Erniedrigungen ber ichtet, die sie Tag für Tag erleiden müssen. Er beschreibt den Gefängnisalltag, wird zum Vertrauten der Gefangenen, die es seltsam finden, dass er Bücher liest. In seinen Beschreibungen steckt seine ganze Verachtung für das faschistische Regime und dessen menschenverachtendes System. »Die Zeit der Mörder« ist eine Zeitkapsel von besonders erschreckender Aktualität. Vom Autor schon 1945 in den USA veröffentlicht, wurde das Buch erst 2015 in Frankreich publiziert.
Sabine Müller, geb. 1959 in Lauffen/Neckar, Studium der Germanistik, Philosophie, Pädagogik in München, Erlangen und Bonn. Übersetzt Belletristik und Wissenschaft aus dem Französischen und Englischen, u.a. Andrei Makine, Cecile Wajsbrot, Erik Orsenna, Philippe Grimbert, Annie Leclerc, Alain Mabanckou. Zahlreiche Stipendien des Landes Baden-Württemberg, des Deutschen Übersetzerfonds und der Berliner Übersetzerwerkstatt, 2011 Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis. Holger Fock, geb. 1958 in Ludwigsburg, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie und übersetzt seit 1983 französische Literatur, u.a. Gegenwartsautoren wie Cécile Wajsbrot, Andreï Makine (beide zusammen mit Sabine Müller), Pierre Michon und Antoine Volodine. 2011 EugenHelmlé-Übersetzerpreis.
aus den Gefängnissen oder aus den Lagern kommt, wird ein » Wer anderer Mensch sein als der, den man einen freien Menschen nennt. Meines Erachtens ist es durchaus gerechtfertigt zu sagen, dass man diese Menschen verkennt, sollte man sie nicht etwa ganz vergessen haben. Man spricht immer wieder von der Rückkehr der Gefangenen, erklärt, dass man ihnen einen »Platz« bereithält, wenn sie zurückkommen, aber man will nicht zur Kenntnis nehmen, in welchem Zustand sie zurückkommen werden. Man glaubt ganz und gar zu Unrecht, sie könnten eines Tages, eines schönen Tages, dem ihrer Befreiung, »ihren Platz« wieder einnehmen unter den Menschen, die nie in Ketten gelegt waren, unter denjenigen, die man völlig unzutreffend ihresgleichen nennt.
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lieferbare Titel von Philippe Soupault: Der schöne Heilige – Roman Übers.: Hans Thill
Geschichte eines Weißen Übers.: Hans Thill
In seinem ersten Roman erzählt Philippe Soupault die Geschichte einer eigenartigen Freundschaft zwischen Jean X und Philippe Soupault, auf der Suche nach Abenteuern, gesellschaftlichem Erfolg, dem Sinn des Lebens.
Ein erster Ansatz des dreißigjährigen Soupault zu einer Autobiographie: er verfolgt die Frage nach der eigenen (auch poetischen) Persönlichkeit, die Schilderung der Kindheits- und Jugendjahre.
1992 | ISBN 978-3-88423-074-9 | 18.50 € | 192 S.
Die Reise des Horace Pirouelle – Roman Übers.:Manfred Metzner Soupaults Kurzroman über die Erlebnisse des Negers Pirouelle auf Grönland: Dort lebt er mit den Eskimos, erlernt deren Sitten und Gebräuche, ihre Sprache. Ethnologie als poetischer Akt eines Bohémiens – eine surrealistische Phantasie aus Zeiten, als das Reisen noch ein Abenteuer war. 1992 | ISBN 978-3-88423-053-4 | 14.50 € | 82 S.
Les champs magnétiques / Die magnetischen Felder zus. mit André Breton | Übers.: Ré Soupault Ein abenteuerliches, faszinierendes Stück Prosa aus den Anfängen der Moderne: Die »Magnetischen Felder« ist der erste Text, der unter konsequenter Anwendung einer Technik entstanden ist, die später zur surrealistischen Technik par excellence werden sollte: dem automatischen Schreiben. 1990 | ISBN 978-3-88423-045-9 | 20.50 € | 192 S.
1990 | ISBN 978-3-88432-064-0 | 15.20 € | 126 S.
Bitte schweigt. Gedichte und Lieder 1917–1986 Übers.: Roland Erb Die Auswahl umfaßt die Entwicklung dieses großen Dichters von den Anfängen noch vor dem Dadaismus über die vorwiegend surrealistische Zeit, die existentielle Dichtung der dreißiger und vierziger Jahre, die Chansons und Oden der Nachkriegszeit bis hin zum beeindruckenden Alterswerk. 1989 | ISBN 978-3-88423-056-5 | 20.50 € | 231 S.
Die letzten Nächte von Paris – Roman Übers.: Ré Soupault Ein Roman über das Leben im nächtlichen Paris der 1920er Jahre, ohne »Pigalle« und »Moulin Rouge«, über die Faszination der Pariser Unterwelt, aus der Sicht eines jungen Mannes auf der Suche nach dem alltäglichen Mythos. 1987 | ISBN 978-3-88423-024-4 | 11.30 € | 155 S.
Begegnungen mit Dichtern und Malern Übers.: Ré Soupault In elf Essays stellt Soupault die wichtigsten Vertreter der literarischen und bildnerischen Moderne vor: Guillaume Apollinaire,
Georges Bernanos, Blaise Cendrars, René Crevel, Robert Delaunay, James Joyce, Marcel Proust, Pierre Reverdy, Georges Ribemont-Dessaignes, Henri Rousseau, Raymond Roussel. 1986 | ISBN 978-3-88423040-4 | 11.30 € | 103 S.
Das letzte Spiel – Roman Übers.: Ré Soupault Das ironische Porträt eines exzentrischen Dichters seiner Generation: Als Vorbilder sind Rigaud, Crevel und Drieu La Rochelle unschwer zu erkennen. 1984 | ISBN 978-3-88423-032-9 | 13.50 € | 200 S.
Ein großer Mann – Roman Übers.: Ré Soupault Die Geschichte eines besessenen Erfinders und rücksichtslosen Unternehmers im Frankreich der 1920er Jahre, zu der Soupaults Großonkel Louis Renault als Vorbild diente. 1983 | ISBN 978-3-88423-027-5 | 11.80 € | 161 S.
Der Neger – Roman Übers.: Ré Soupault Edgar Manning ist »der Neger«, der in Barcelona eine Prostituierte namens »Europa« ermordet, durch die Länder Europas und ihre Gefängnisse irrt und die weiße Zivilisation für seine Zwecke benutzt, ohne von ihr beeindruckt zu sein. 1982 | ISBN 978-3-88423-021-3 | 9.70 € | 100 S.
Poesie Angkor Wat, Ta Prohm, Prasat Kravan … Orte, die vor 500 Jahren dem Khmer-Königreich Kambuja (im heutigen Kambodscha) zugehörten, Tempelanlagen einer für die damalige Zeit einzigartigen städtischen Zivilisation. Es sind ebenso vergessene Orte, deren frühe Geschichte von der jüngeren verdeckt wurde, von der Zeit der maoistisch-nationalistischen Roten Khmer und ihrem Schreckensregime. Hinduistische und buddhistische Einflüsse, weitgestreckte urbane Netzwerke, Zeugnisse von Herrschaft und Sklaverei – seit den frühen 1990er Jahren können sie intensiv erforscht und von Touristen bereist werden. Auch die Gedichte von Ilija Trojanow begeben sich dorthin. Sie erforschen das Jetzt, in dem jede Epoche sich mit Relikten, Fetischen und Psychosen bemerkbar macht. Ein Dickicht von Bedeutungen und Verdrängtem, Benutztem und Missachtetem. Ihre Reise geht darüber noch hinaus, etwa in indischen Metropolen oder in Saudi Arabien spüren sie religiösen Kulten und gesellschaftlichen Exzessen nach. Sie sind in Berührung mit den Körpern der Elenden, zwischen Schweiß und Gebet, und sie wenden sich nicht ab vor den Ritualen, ihrer Härte, ihrer Metaphysik und ihrer Pracht.
Ilija Trojanow verwurzelt in stein Gedichte zweisprachig englisch-deutsch Übersetzt von Fabjan Haffner, José F.A. Oliver und Susann Urban
ca. 60 Seiten, Klappenbroschur EUR 17,80 (D), 18,30 (A) ISBN 978-3-88423-575-1 Erscheint im Juni 2017
Ilija Trojanow, 1965 in Sofia geboren, aufgewachsen in Nairobi, studierte Jura, Ethnologie und Havarie in München. 1989 Gründung des Marino Verlags für Bücher über Afrika. Autor, Übersetzer und Publizist. Lebte u.a. in Bombay und Kapstadt. Seit 2008 in Wien. Zuletzt erschienen: Angriff auf die Freiheit (mit Juli Zeh), 2009. EisTau, 2011. Der überflüssige Mensch, 2013. Macht und Widerstand, 2015. Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen, 2016. Nach der Flucht, 2017. Auszeichnungen und Preise: Adelbert-von-Chamisso-Preis 2000, Preis der Leipziger Buchmesse 2006, Berliner Literaturpreis 2007, Mainzer Stadtschreiber 2007, Würth-Preis für Europäische Literatur 2010, Carl-Amery-Literaturpreis 2011. Übersetzungen in 30 Sprachen.
Poesie/ZWIESPRACHEN
Swantje Lichtenstein Von Form von Vorn – Literarisches Ηören, performatives Schreiben und Gertrude Stein
32 Seiten, Klappenbroschur EUR 15,80 (D), 16,30 (A) ISBN 978-3-88423-567-6 Erscheint im Juni 2017
Die US-amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein wurde 1874 in Allegheny, Pennsylvania, als Kind einer deutsch-jüdischen Familie geboren. Ab 1902 lebte sie in Paris. Ihr Salon wurde zum Treffpunkt von Malern der Moderne (Matisse, Picasso) und amerikanischen Schriftstellern (John Dos Passos, Ernest Hemingway), die sie mit ihren sprachlichen Experimenten, theoretisch dargestellt in Lectures in America (1935) beeinflusste. »Sie setzt alle Worte in eine Reihe, sie setzt sie ein, wieder fort und weiter, setzt immer wieder neu an, lotet aus, den Grund, alle Gründe, setzt sich nicht, sondern im Grunde setzt sie einmal an und setzt sich fort, in dem sie sich fortschreibt und den Text, indem sie immer wieder an setzt und neu ansetzt und kein Wort unterlässt, sich aber reduziert auf die wichtigsten Worte, die kleinen, wichtigen Momente, die sie so, durch das Fortsetzen auf den Punkt bringt am Ende. Bis sie einsetzt. Neu.« (Swantje Lichtenstein) Swantje Lichtenstein begleitet die Reflexionen über Getrude Steins sprachliche Experimente mit einer Sprechperformance, die Aufnahmen davon sind via QR-Code auf der Website des Wunderhorn Verlags nachzuhören.
Swantje Lichtenstein, geboren 1970, lebt und arbeitet in Köln/Düsseldorf. Arbeitet in unterschiedlichen Genres zwischen Literatur, Kunst und Theorie. Professorin für Text und Ästhetische Praxis in Düsseldorf. Zuletzt erschienen: Geschlecht. Schlagen vom Schlage des Gedichts (2013), Kommentararten (2015).
Zwiesprachen – Holger Pils und Ursula Haeusgen (Hg.) Eine Reihe des Lyrik Kabinetts München (www.lyrik-kabinett.de) Dichter widmen sich Dichtern, denen sie eine poetische Reverenz erweisen oder mit denen sie sich im stillen Dialog befinden: Klassiker der Moderne oder früherer Epochen, Neuentdeckungen anderer Literaturen und Zeiten.
Steffen Popp: Panzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos 32 Seiten, ISBN 978-3-88423-528-7
Christoph W. Bauer: Das zweite Auge von Florenz. Zu Leben und Werk von Guido Cavalcanti 24 Seiten, ISBN: 978-3-88423-555-3
Uljana Wolf: Wandernde Errands. Theresa Hak Kyung Chas translinguale Sendungen 40 Seiten, ISBN 978-3-88423-529-4
Marion Poschmann: Du ungeseh’ner Blitz. Zur Dichtung Catharina Regina von Greiffenbergs 32 Seiten, ISBN: 978-3-88423-554-6
Daniela Danz: Das philosophische Licht um mein Fenster. Über Friedrich Hölderlin 24 Seiten, ISBN 978-3-88423-530-0
Mirko Bonné: Die Poesie der Erde ist nie tot. Zu Leben und Schreiben von John Keats 32 Seiten, ISBN: 978-3-88423-543-0
Marcel Beyer: Muskatblut, Muskatblüt
Katharina Schultens: So oder so, an der Naht entlang. Zu Marina Zwetajewa 32 Seiten, ISBN: 978-3-88423-542-3
32 Seiten, ISBN 978-3-88423-532-4
Poesie / VERSschmuggel – Iran Iranische Dichtung heute, das ist die Lust am Experiment und am Entdecken, in einem Land, das in großem Wandel begriffen ist, ästhetisch wie gesellschaftlich. Aurélie Maurin, Bis heute verehrt man dort Ferdousis Versepen und die formstrenge Diwanpoesie von Rumi, und die Gedichte Thomas Wohlfahrt (Hg.) des Säulenheiligen Hafis werden von allen auswendig gelernt. Die heutige Dichtung hat den Vers von seinen metrisch-formalen Fesseln befreit. Alltags- und Kindersprache, Dialekte sowie neue Themen und Poesie aus dem Iran und Deutschland Motive hielten Einzug ins Gedicht. zweisprachig persisch-deutsch Das Haus für Poesie hat sechs Stimmen iranischer Gegenwartsdichtung nach Berlin eingeladen: im alireZa aBBaSi Herbst 2016 trafen sie mit sechs deutschsprachigen علیرضا عباسی Dichtern zusammen, um sich in den Workshop VERSschmuggel zu begeben und das Abenteuer zu 204 Seiten, Klappenbroschur ali aBDollahi wagen, sich gegenseitig zu übersetzen, ohne die EUR 19,80 (D), 20,40 (A) علی عبداللهی Sprache des anderen zu verstehen. Die DichterInnen ISBN 978-3-88423-564-5 arbeiteten paarweise mit vorab angefertigten InterlineSara mohammaDi arDehali arübersetzungen als Material. So entstand ein direkter سارا دمحمی اردهالی Austausch, der ein intensives Schmuggeln von stilistischen Zusammenhängen, kulturellen Konnotationen, maryam fathi poetischen Traditionen und Kompositionsverfahren Mit Gedichten von Alireza Abbasi, Daniela ermöglichte. Die Dichter sind dabei auch an der مریم فتحی Danz, Ali Abdollahi, Jan Volker Röhnert, Sara Übersetzung ihrer eigenen Gedichte beteiligt und Mohammadi Ardehali, Silke Scheuermann, können sich in der fremde Sprache erleben: das Eigene maZaher Shahamat Maryam Fathie, Max Czollek, Mazaher Shahamat, wird in fremde Verse geschmuggelt und vice versa. مظاهر هشامت Die Ergebnisse dieses großen Übersetzungstreffens Michael Donhauser, Iraj Ziaei, Charlotte Warsen. sind in diesem Buch nachzulesen und dank QR-Codes iraJ Ziaei mitzuhören.
VERSschmuggel /
ﻗﺎﭼﺎق ﺷﻌﺮ ﻓارسی،ﺷﻌﺮ آﳌاﻧی
ایرج ضیایی
Aurélie Maurin Thomas Wohlfahrt Haus für Poesie کتاب کوله پشتی
Poesie / VERSschmuggel – Litauen
Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt (Hg.)
VERSschmuggel / perVERSmai Poesie aus Litauen und Deutschland zweisprachig litauisch-deutsch
184 Seiten, Klappenbroschur EUR 19,80 (D), 20,40 (A) ISBN 978-3-88423-563-8
Mit Gedichten von Agné Zagrakalyté, Sabine Scho, Aivaras Veiknys, Christian Filips, Gytis Norvilas, Mathias Traxler, Sigitas Parulskis, Christoph Wenzel, Antanas Jonynas, Norbert Hummelt, Giedré Kazlauskaité, Orsolya Kalász.
Zwölf Dichterinnen und Dichter aus dem litauischen und deutschen Sprachraum finden sich in der vorliegenden Anthologie vereint und geben darin Einblicke in ihr Schaffen. Bislang wissen wir recht wenig über die Wirkungen im Bereich der Lyrik, die beide Sprachräume innerhalb der letzten zehn Jahre aufeinander hatten, und auch nichts darüber, welche Dichterinnen und Dichter diese maßgeblich geprägt haben. Die nun vorliegende Anthologie, die zeitgleich in zwei Verlagen, in Deutschland und Litauen, erscheint, unternimmt den Versuch, dies zu ändern, und zwar im besten Sinne: sie will eine Brücke bauen zwischen den beiden poetischen Räumen und diese dadurch einander ein kleines Stück näherbringen. Alle Gedichte erscheinen zweisprachig; über den gedruckten QR-Code können die Stimmen der Dichter zugeschaltet werden, sodass sich der private Lese- zu einem Konzertraum erweitern lässt. In kurzen Essays berichten die Dichterinnen und Dichter zudem aus ihren poetischen Werkstätten.
Aurélie Maurin wurde in Paris geboren, hat Literaturwissenschaft und Linguistik studiert. Sie lebt als freie Literaturübersetzerin, Kuratorin (›Haus der Kulturen der Welt‹, ›Haus für Poesie‹ Berlin) und Musikerin in Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift la mer gelée. Thomas Wohlfahrt ist Gründungsdirektor und Leiter des ›Haus für Poesie‹ Berlin. Der promovierte Literatur- und Musikwissenschaftler initiierte und leitete internationale Großprojekte wie den Literatur Express Europa 2000, die Website lyrikline.org, den ZEBRA Poetry Film Award und das poesiefestival berlin. Er ist Mitglied vieler nationaler wie internationaler Gremien und kuratiert und berät verschiedene internationale Literatur- und Kunstprogramme. Er ist Träger des Grimme-Online-Awards.
Poesie und Kunst Welche Spuren hinterlässt das literarische Werk von Hans Arp bei den Dichter*innen der heutigen Zeit? Arps direkte und springlebendige Lyrik findet auch bei zeitgenössischen Autoren großen Widerhall. Ebenso die Arbeiten von Sophie Taeuber-Arp. In der Reihe Arp im Ohr nehmen heutige Dichter*innen die Herausforderung an und präsentieren ihren Hans Arp oder ihre Sophie Taeuber-Arp – wie im Fall von Ursula Krechel. Es sind Texte auf Motive der großen Klassiker der Moderne, die für diesen Anlass verfasst wurden, Gedichte und Reden. Sie sind Ergebnis einer Veranstaltungsreihe im ArpMuseum Bahnhof Rolandseck (in Zusammenarbeit mit der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur), die seit dem Jahr 2009 stattfand. Da für die kommenden Jahre ein Arp-im-Ohr-Stipendium am Bahnhof Rolandseck ausgeschrieben ist, wird diese Anthologie in lockerer Folge fortgesetzt werden.
Hans Thill (Hg.)
Arp im Ohr 1 Anthologie. Gedichte und Reden Zur Aktualität von Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp
ca. 88 Seiten EUR 19,80 (D), 20,40 (A) ISBN 978-3-88423-574-4 Erscheint im Oktober 2017
Mit Beiträgen von: Ursula Krechel, Eugen Gomringer, Nora Gomringer, Franz Mon, Arne Rautenberg
Hans Thill, geboren 1954 in Baden-Baden, lebt seit 1974 in Heidelberg. Lyriker und Übersetzer. Mitbegründer des Verlags Das Wunderhorn, dort tätig bis 2010. Seither Leiter des Künstlerhauses Edenkoben. Zahlreiche Übersetzungen vor allem aus dem Französischen. Herausgeber der Reihe Poesie der Nachbarn – Dichter übersetzen Dichter. Herausgeber zusammen mit Michael Braun zahlreicher Anthologien. Für den Gedichtband Kühle Religionen (Wunderhorn 2013) erhielt er den Peter-Huchel-Preis 2004. Zuletzt erschienen: Buch der Dörfer (Matthes & Seitz, Berlin 2014), Ratgeber für Zeugleute (Brüterich, Berlin/Rettenegg 2015) und Dunlop (Urs Engeler, Schupfart 2016).
In Zusammenarbeit mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck und der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur.
Geschichte der Schrift
Michaela Böttner, Ludger Lieb, Christian Vater, Christian Witschel (Hg.)
5300 Jahre Schrift
ca. 220 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen EUR 29,80 (D), 30,60 (A) ISBN 978-3-88423-565-2 Erscheint im Juli 2017
Seit den frühesten Hochkulturen verwenden wir Menschen Schrift. Die Entwicklung der Schrift vor inzwischen 5300 Jahren markiert für uns den Beginn einer Kulturepoche, in der wir noch immer leben. Der vorliegende Band folgt episodenhaft den Epochen der Schrift- und Menschheitsgeschichte, beginnend im alten Zweistromland und Ägypten, endend in unserer Gegenwart. In 50 Beiträgen werden 50 Schriftträger vorgestellt, die so verschieden sind wie ihre Herkunft und ihre Schreiber und Leser: Mesopotamische Steuerlisten in Keilschrift, altägyptische Totenbücher, klassisch-griechische Vasenmalereien, römische Tempelinschriften und Graffiti, mittelalterliche Prachtbibeln, Reliquienkästchen und Teufelspakte, Musikvideos, Street Art und Hypertext. Die einzelnen Beiträge handeln von Poesie und Buchhaltung, von Rechtsprechung und von Musik, von Geschichtsschreibung, Mathematik, Logik und Kunst, von Schreibtechniken und von Schreibmaterialien. QR-Codes verlinken die Beiträge mit der Homepage des Projekts, auf der weitere Materialien und Informationen dargeboten werden.
Die »Donnerklanghöhle«, der erste Aufbewahrungsort der Stein-Sutren aus dem »Wolkenheimkloster« etwa 75 km südwestlich von Peking. Die Höhlendecke wird von vier achteckigen Säulen gestützt, in die insgesamt 1056 kleine Buddha-Figuren ein gemeißelt sind. Beginn der Ausarbeitung: 7. Jahrhundert n. Chr.
Zusammenstellung von Screen shots aus: Antoine Bardou-Jacquet/ H5: Musikvideo zu Alex Gopher, »The Child«, 1999. In dem Clip wird die gezeigte Stadt mit all ihren Elementen — Gebäude, Natur und deren Phänomene (wie z.B. Wolken) — mit Hilfe von Buchstaben in ihrem Umrissen nachgebildet und zugleich bezeichnet.
Der reich bebilderte Band versammelt die Vorträge der Akademischen Mittagspause an der Universität Heidelberg, die im Sommersemester 2015 vom Heidelberger Sonderforschungsbereich 933 »Materiale Textkulturen« und vom Heidelberg Center for Cultural Heritage (HCCH) interdisziplinär und Fachgrenzen überschreitend ausgerichtet wurde.
Ly r i k - Ta s c h e n k a l e n d e r 2 0 1 8
Paul-Henri Campbell und Michael Braun (Hg.)
Lyrik-Taschenkalender 2018
ca. 230 Seiten, gebunden EUR 17,80 (D), 17,30 (A) ISBN 978-3-88423-559-1 Erscheint im Juni 2017
Mit Gedichten von: Ataol Behramoğlu, Bertolt Brecht, Yevgeniy Breyger, Alexandru Bulucz, Safiye Can, Mara-Dara Cojocaru, Róža Domašcyna, Mahmud Falaki, Karin Fellner, Paul Fleming , Phoebe Giannisi, Johann Wolfgang Goethe, Andreas Gryphius, Dirk Uwe Hansen, Sibyllas Vricic Hausmann, Michael Jerjomin, Oleg Jurjew, Orsolya Kalász, Gertrud Kolmar, Birgit Kreipe, Quirinus Kuhlmann, Frederico García Lorca, Gwendolyn MacEwen, Olga Martynova, Conrad Ferdinand Meyer, Eduard Mörike, Márió Z. Nemes, Harry Oberländer, José F.A. Oliver, Meret Oppenheim, Ilma Rakusa, Else Lasker Schüler, Jelena Schwarz, Kurt Schwitters, Colin Simms, Marek Śnieciński, Marin Sorescu, Ilse Weber, Marina Zwetajewa
»Übersetzen ist so gut dichten, als eigene Werke zustande bringen, nur schwerer, seltener ... am Ende ist alle Poesie Übersetzung.« Die Einsicht des Frühromantikers Friedrich von Hardenberg alias Novalis besitzt auch für die Dichtung des 21. Jahrhunderts Aktualität. Das frühromantische Ideal einer symbiotischen Verbindung von Poesie und Übersetzung wird daher auch in diesem Lyrik-Taschenkalender aufgenommen, der diesmal zahlreiche deutschsprachige Autorinnen und Autoren mit unterschiedlichen Bezugskulturen versammelt. Jüngst bezeichnete der englische Dichter George Szirtes im Guardian Übersetzung und Migration als »lifeblood of culture«. Sie seien zusammengenommen ein Garant für Vitalität in globalen Gesellschaften. Unsere Autoren erweitern durch ihr Schreiben den Resonanzraum des Deutschen als Literatursprache. Wie seine kalendarischen Vorgänger webt der LyrikTaschenkalender 2018 dabei ein Netz aus Gedichten, poetischen Korrespondenzen und Kommentaren. Die 16 beteiligten Dichterinnen und Dichter kommentieren jeweils ein Lieblingsgedicht deutscher Sprache, einen Klassiker aus früheren Epochen. Hinzu kommen erstmals auch Gedichte internationaler Autoren, in eigens für den Kalender angefertigten Übersetzungen. Michael Braun und Paul-Henri Campbell, die beiden Herausgeber, stellen alle am Lyrik-Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem exemplarischen Gedicht vor.
Michael Braun, geboren 1958 in Hauenstein/Pfalz, Studium der Germanistik und Politischen Wissenschaft, lebt als Literaturkritiker in Heidelberg. Er veröffentlicht Essays zu Fragen einer zeitgenössischen Poetik. 2007 bis 2011 gab er den Deutschlandfunk-Lyrikkalender heraus (Wunderhorn), seit 2012 den Lyrik-Taschenkalender. Paul-Henri Campbell, 1982 in Boston (USA) geboren, schreibt Lyrik sowie Prosa in Englisch und Deutsch, und übersetzt in beide Sprache. Zuletzt von ihm erschienen: Space Race (lyrikedition München 2015), Am Ende der Zeilen. | At the End of Days. Gedichte:Poetry (fhl Verlag Leipzig 2013), nach den narkosen (Wunderhorn 2016).
Reihe P
Jerome Rothenberg Khurbn Gedichte zweisprachig englisch-deutsch Übersetzt von Barbara Felicitas Tax und Norbert Lange
ca. 60 Seiten, Broschur EUR 17,90 (D), 18,40 (A) ISBN 978-3-88423-576-8 Erscheint im August 2017
Der Shoah-Zyklus des amerikanischen Ethnopoeten Rothenberg besticht durch seine poetische Kraft. Auf einer Reise nach Polen, dem Herkunftsland seiner Eltern, sucht Rothenberg Auschwitz und Treblinka auf. Er ist erstaunt über den Rummel in Auschwitz und das verlassene Treblinka. In einer Vorbemerkung schreibt er: »Die Abwesenheit der Lebenden schien ein Vakuum zu schaffen, in dem die Toten – die Dibbiks, die vor ihrer Zeit starben – frei sprechen konnten … Holocaust … war ein Wort das mir immer unangenehm war: zu christlich, zu hübsch, zu sehr abstellend auf ein ›Opfer‹, das ich nicht verstand und auch heute nicht verstehe. Das Wort, das wir dafür benutzten, war das jiddische khurbn (khurban), & das war auch das Wort, das ich nach Polen mitgenommen hatte … Die Gedichte, die mir zuerst in Treblinka zu Ohren kamen, waren die deutlichste Botschaft, die ich je bekommen habe, warum ich Gedichte schreibe. Sie sind auch eine Antwort auf die Vorstellung – von Adorno und anderen – daß man nach Auschwitz keine Gedichte mehr schreiben könne oder solle.«
Jerome Rothenberg, geboren 1931 in New York, ist einer der herausragenden Dichter Amerikas. Als Ethnopoet und Avantgardist gilt er als poetischer Vermittler zwischen den Kontinenten. In seinen Gedichten verarbeitet er indianische Songs und jiddischen Lieder. Michael McClure nannte ihn einen »DNA-Raumfahrer, der die Steinzeithöhlen des Jetzt erforscht«. Einige Gedichte aus Khurbn waren Teil eines Rothenberg-Dossiers, das 2014 in der Zeitschrift Schreibheft erschienen ist.
Barbara Felicitas Tax, geboren 1970 in Schoten/Belgien, lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Berlin. Übersetzungen u.a. für die Zeitschrift »Schreibheft«. Zuletzt erschien: Anna Rabinowitz, Darkling (Luxbooks, 2012). Norbert Lange, geboren 1978 in Gdingen/Polen, lebt als Lyriker, Essayist und Übersetzer in Berlin. Zuletzt erschienen der Gedichtband Das Schiefe, das Harte und das Gemalene (Luxbooks, 2012) und der Essayband Das Geschriebene mit der Schreibhand (Reinecke & Voss, 2010). Außerdem hat er amerikanische und britische Dichter übersetzt und herausgegeben, zuletzt: Andrew Duncan, Radio Vortex (Brueterich Press, 2016) und Charles Bernstein, Angriff der Schwierigen Gedichte (Luxbooks, 2014).
»Reihe P« ist eine neue Bibliothek der Modernen Poesie, in der die weltweit wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik dem deutschen Leser in beispielhaften Nachdichtungen präsentiert werden. Herausgeber sind Joachim Sartorius, Hans Thill und Ernest Wichner.
Kunst
Harald Priem GAP Zeichnung, Stempeldruck, Installation Katalog zweisprachige Ausgabe deutsch-englisch
55 Seiten EUR 19,80 (D), 20,40 (A) ISBN 978-3-88423-566-9 Erscheint im Juni 2017
Diese Publikation erscheint anlässlich des installativen Ausstellungsprojektes DE-STRUK-TI-ON in der ehemaligen Synagoge Hemsbach im Rahmen der Ausstellungs reihe »Atelier und Künstler 10«.
Die ehemalige Synagoge Hemsbach ist ein Ort des Gedenkens. Seit 1987 wird der in der Progromnacht 1938 zerstörte und in den 80er Jahren restaurierte Synagogenraum für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Harald Priem hat sich in Hemsbach auf »Spurensicherung« begeben. Sein künstlerisches Werk entsteht an Orten, die gar nicht mehr oder nur vorübergehend genutzt werden oder verlassen sind. Seine Arbeitsweise ist dadurch charakterisiert, dass er Merkmale oder Spuren, die einen bestimmten Ort kennzeichnen, in andere künstlerische Medien überträgt. In der ehemaligen Synagoge Hemsbach transformierte der Künstler einzelne Formen aus Ornamenten der Deckenbemalung fragmenthaft in Stempel-Model und Druckstöcke, mit denen er lange Papierbahnen und andere Bildträger übereinander und/ oder nebeneinander bedruckte und teilweise mit zeichnerischen Mitteln weiter zu kompakten, ungegenständlichen Kompositionen verdichtete. Im Rahmen des Projektes entstand auch eine Großplastik als dauerhafte Installation auf dem Hofraum vor der Synagoge. In den großflächigen Linolschnitt MEMBRANE sind die Namen der ermordeten ehemaligen jüdischen Hemsbacher Mitbürgerinnen und Mitbürger mit einem Liniengeflecht verwoben, das fragmenthaft Ornamentformen des Deckengemäldes aus dem ehemaligen Gebetsraum der Synagoge aufgreift. Kuratiert wurde die Ausstellung von Julia Philippi, Galeristin und Vorstand des Heidelberger Kunstvereins.
Harald Priem wurde in Pforzheim geboren, studierte u.a. an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe und an den Hochschulen Augsburg und Mannheim. Er ist Dozent für digitale Medien. Zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen. Lebt und arbeitet freischaffend in Mannheim.
Kunst
Museum Ritter (Hg.)
Raumwunder Installationen, Raumkonstruktionen, Lichtskulpturen Katalog zweisprachige Ausgabe deutsch-englisch
88 Seiten, Broschur EUR 21,80 (D), 22,50 (A) ISBN 978-3-88423-557-7
Künstler der Ausstellung: Jacob Dahlgren, Tamás Kaszás, Manuel Knapp, Hans Kotter, Annette Sauermann, Annett Zinsmeister, Beat Zoderer.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich, einhergehend mit neuen Kunstformen wie Installation, Konzept- und Lichtkunst, das künstlerische Interesse am Thema Raum grundlegend verändert. In der Gegenwartskunst findet eine bemerkenswert vielschichtige Neugestaltung von Raum statt: Der Raumbegriff umfasst nicht mehr allein gestalterische und konstruktive Aspekte, sondern auch virtuelle, soziokulturelle und interaktive Komponenten. Der Katalog zur Ausstellung Raumwunder stellt sieben aktuelle Positionen geometrisch-abstrakter Kunst vor, die auf unterschiedliche Weise den Raum erobern, ihn erweitern und neu modellieren. Installationen und begehbare Kunstwerke sind ebenso Teil der Ausstellung wie dreidimensionale Objekte aus Spiegeln, Baumwollfäden und bautypischen Materialien wie Beton, Pressspanplatten oder Stahlprofilen.
Frankfurter Buchmesse 2017: Ehrengast Frankreich
Lieferbare Titel:
Alphonse Allais | Übers.: Heribert Becker Der Radscha langweilt sich! Humoresken
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Das magnetische Land. Die Irrfahrt der Osterinsel R apa Nui – Essay
Abdelwahab Meddeb | Übers.: Beate Thill, Hans Thill Aya – Roman
Alphonse Allais | Übers.: Manfred Metzner; Hg.: Andreas Bee Album Primo-Avrilesque
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Kultur und Identität. Ansätze zu einer Poetik der Vielheit – Essay
Abdelwahab Meddeb | Übers.: Hans Thill Talismano – Roman
Anders schreibendes Amerika. Eine Anthologie der Literatur aus Québec 1945-2000 Hg.: Lothar Baier, Pierre Filion
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Schwarzes Salz – Gedichte
1984 | ISBN 978-3-88423-033-6 | 11.30 € | 124 S.
2010 | ISBN 978-3-88423-342-9 | 16.80 € | 99 S.
1993 | ISBN 978-3-88423-075-6 | 34.90 € | 26 S.
2000 | ISBN 978-3-88423-164-7 | 28.80 EUR | 376 S.
Guillaume Apollinaire | Übers.: Hans Thill Erzketzer & Co. 2003 | ISBN 978-3-88423-213-2 | 21.90 € | 240 S.
Francis Carco | Übers.: Hans Thill Jesus Schnepfe – Roman
2005 | ISBN 978-3-88423-242-2 | 15.80 € | 86 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Traktat über die Welt – Essay
Scholastique Mukasonga | Übers.: Andreas Jandl Die Heilige Jungfrau vom Nil – Roman
1999 | ISBN 978-3-88423-154-8 | 23.60 € | 240 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Faulkner Mississippi – Essay
1991 | ISBN 978-3-88423-070-1 | 23.60 € | 375 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Mahagony – Roman
1988 | ISBN 978-3-88423-054-1 | 18.50 € | 255 S.
Gérard Chaliand | Übers.: Beate Thill Bis an die Grenzen von Eldorado – Erzählung
1989 | ISBN 978-3-88423-057-2 | 18.50 € | 219 S.
2008 | ISBN 978-88423-295-8 | 19.90 € | 166 S.
Jean-Marie Gustave Le Clézio | Übers.: Beate Thill Raga – Besuch auf einem unsichtbaren Kontinent – Erzählung 2008 | ISBN 978-3-88423-310-8 | 16.80 € | 124 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Zersplitterte Welten. Der Diskurs der Antillen – Essay 1986 | ISBN 978-3-88423-041-1 | 20.50 € | 312 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Die Hütte des Aufsehers – Roman
1983 | ISBN 978-3-88423-030-5 | 17.50 € | 272 S.
Nicolas Dhervillers | Hg.: Meinrad Maria Grewenig, Weltkulturerbe Völklinger Hütte Behind The Future – Fotografien
Michel Leiris | Übers.: Waltraud Gölter Vivantes cendres, innommées / Lebende Asche, namenlos – Gedichte
Französische Karikatur der Gegenwart Hg.: Manfred Metzner, Martin Stather
Abdelwahab Meddeb | Übers.: Rainer G. Schmidt Zwischen Europa und Islam. 115 Gegenpredigten
2012 | ISBN 978-3-88423-397-9 | 19.90 € | 96 S.
1994 | ISBN 978-3-88423-093-0 | 15.20 € | 64 S.
Jean Louis Garnell. Fotografien 19962001 Hg.: Württembergischer Kunstverein Stuttgart 2001 | ISBN 978-3-88423-179-1 | 29.70 € | 128 S.
Meine schlichten Reisen. Gedichte aus Belgien Reihe: Poesie der Nachbarn | Hg.: Hans Thill 2011 | ISBN 978-3-88423-375-7 | 19.90 € | 180 S.
Édouard Glissant | Übers.: Beate Thill Die Entdecker der Nacht – Roman
Jean Carrière | Übers.: Hans Thill Der Preis – Roman
1993 | ISBN 978-3-88423-087-9 | 20.50 € | 269 S.
2002 | ISBN 978-3-88423-193-7 | 19.90 € | 136 S.
1997 | ISBN 978-3-88423-124-1 | 25.80 € | 320 S.
2002 | ISBN 978-3-88423-200-2 | 21.80 € | 212 S.
1998 | ISBN 978-3-88423-136-4 | 20.50 € | 190 S.
1993 | ISBN 978-3-88423-082-4 | 18.50 € | 126 S.
2007 | ISBN 978-3-88423-288-0 | 29.80 € | 418 S.
Abdelwahab Meddeb | Übers.: Mohammed Bennis, Hans Thill Ibn Arabis Grab – Gedichte
2014 | ISBN 978-3-88423-469-3 | 24,80 € | 216 S.
Sélim Nassib | Übers.: Hans Thill Stern des Orients – Roman
1997 | ISBN 978-3-88423-111-1 | 20.50 € | 281 S.
Bernard Noël | Übers.: Angela Sanmann Körperextrakte – Gedichte 2010 | ISBN 978-3-88423-349-8 | 17.90 € | 109 S.
Jacques Roubaud | Übers.: Ursula Krechel Stand der Orte – Gedichte 2000 | ISBN 978-3-88423-166-1 | 13.50 € | 48 S.
Philippe Sollers | Übers.: Hans Thill Portrait des Spielers – Roman
1992 | ISBN 978-3-88423-080-0 | 25.00 € | 364 S.
Philippe Sollers | Übers.: Hans Thill Der Kavalier im Louvre. Vivant Denon (1747-1825) 2000 | ISBN 978-3-88423-168-5 | 25.80 € | 301 S.
Ré Soupault | Hg.: Manfred Metzner Katakomben der Seele. Eine Reportage über Westdeutschlands Vertriebenenund Flüchtlingsproblem 1950 2016 | ISBN 978-3-88423-546-1 | 17,80 € | 64 S.
Ré Soupault – Das Auge der Avantgarde Hg.: Claudia Emmert, Manfred Metzner, Frank-Thorsten Moll 2015 | ISBN 978-3-88423-511-9 | 24,90 € | 192 S.
Ré Soupault – Künstlerin im Zentrum der Avantgarde Hg.: Inge Herold, Ulrike Lorenz, Manfred Metzner 2011 | ISBN 978-3-88423-363-4 | 29.80 € | 264 S.
Ré Soupault – Bauhaus. Die heroischen Jahre von Weimar Hg.: Manfred Metzner, Übers.: Beate Thill 2009 | ISBN 978-3-88423-332-0 | 16.80 € | 62 S.
Philippe Soupault. Portraits. Fotografien 1934–1944 Ré Soupault | Hg.: Manfred Metzner 2003 | ISBN 978-3-88423-217-0 | 19.90 € | 96 S.
Frauenportraits aus dem »Quartier réservé« in Tunis – Fotografien Ré Soupault | Hg.: Manfred Metzner 2001 | ISBN 978-3-88423-140-1 | 39.90 € | 112 S.
Tunesien 1936–1940 – Fotografien Ré Soupault | Hg.: Manfred Metzner 1996 | ISBN 978-3-88423-102-9 | 29.70 € | 128 S.
Paris 1934–1938 – Fotografien Ré Soupault | Hg.: Manfred Metzner 1994 | ISBN 978-3-88423-088-6 | 24.60 € | 95 S.
Pierre Verger. Schwarze Götter im Exil – Fotografien Hg.: Manfred Metzner, Michael M. Thoss; Übers.: Margrit Klingler-Clavijo und Beate Thill 2004 | ISBN 978-3-88423-223-1 | 49.90 € | 352 S.
VERSschmuggel / réVERSible Gedichte aus Frankreich Hg.: Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt 2012 | ISBN 978-3-88423-411-2 | 26.80 € | 200 S., mit 2 CDs
VERSschmuggel / reVERSible. Canadian Poetry – Poésie du Québec Hg.: Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt 2008 | ISBN 978-3-88423-299-6 | 26.80 € | 222 S., mit 2 CDs
Claude Vigée | Übers.: Adrien Finck, Maryse Staiber, Lutz Stehl Soufflenheim – Gedichte 1996 | ISBN 978-3-88423-110-4 | 18.50 € | 130 S.
2004 | ISBN 978-3-88423-226-2 | 22.00 € | 149 S.
Fotonachweise: S.1: Foto Ré Soupault: Philippe Soupault in Tunesien, 1940 © 2017 VG Bild-Kunst Bonn/Manfred Metzner; S.2: Jean-Baptiste Pellerin, Sabine Schnell; S.3: Alla Sieg, Thomas Stöckle, Ivan Muller; S.4: Wunderhorn, Sabine Schnell; S.5: Patrick Chamoiseau; S.6: Foto Ré Soupault © 2017 VG Bild-Kunst Bonn/ Manfred Metzner; privat; S.7: privat; S.10: Adine Sagalyn
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