LANDMARK FÜR WÜRTH
MA 2 Prof. Lütkemeyer/Schneider Landmark für Würth
Bodenständig, Kraftvoll, Handwerklich Das global-agierende Familienunternehmen Würth hat in der Kleinstadt Künzelsau im Nordosten Baden-Württembergs einen beachtlichen Firmensitz mit Fabrikation, Vertrieb und Verwaltung aufgebaut. Mit einem Wettbewerb für einen neuen Verwaltungsbau, soll die Bedeutung und Bekennung zum Hauptsitz in Deutschland verdeutlicht werden. Der Neubau, am westlichen Rand des Firmenareals gelegen, sollte sowohl administrative als auch repräsentative Funktionen aufnehmen. Neben einem Abholshop, sollten Showroom, Betriebsrestaurant und sämtliche Verwaltungsfunktionen in einen Baukörper untergebracht werden, der weithin sichtbar als „Leuchtturm“ das Unternehmen darstellt. Dabei war die Integration der firmeneigenen Solarpaneele in das Gebäude erwünscht.
Künzelsau
France
Baustrukturplan von Gaisbach-Künzelsau
Stuttgart Munich
Switzerland
Luftbild des Würth-Areals - In weiß Fläche das Entwurfsgebiet
MA 2 Prof. Lütkemeyer/Schneider Landmark für Würth
Entwurfsarbeit im Maßstab 1:1000 Zu Beginn des Entwurfs stellte sich die grundsätzliche Frage nach einem Weg, der sowohl dem Image des Landmarks, als auch der angemessenen Reaktion auf die vorherrschende Fabrikhallenästehtik gerecht wird. Dabei spielte ein „unauffälliges“ Weiterbauen des Areals und das Bilden eines neuen Kristallisationspunktes ein Rolle. Das sich zunehmend nach Norden hin ausdehnende Gelände, soll mit dem Neubau einen Anlaufpunkt bilden, der bisher ausgelagerte Funktionen wie Mensa und Verwaltung bündelt. Gleichzeitig war es uns wichtig, städtebaulich die Wahrnehmung aus Sicht von Autofahrern und Fußgängern zu berücksichtigen. So ist der parallel zur Straße geführte lange Riegel bewusst auf die Fernwirkung der Autofahrer angelegt, die magnetisch von dieser Scheibe angezogen werden und an eine lange Werbetafel erinnert sein könnten.
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1 Erste Ideenskizze - Dem Ausufern des Areals einen „Riegel“ vorschieben 2 Modellstudien 1:1000 3 Favorisierter Entwurf 1:1000
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Städtebauliches Konzept Der Neubau gliedert sich in den nördlichen Teil des Grundstückes ein. Städtebaulich nimmt er die vorhandenen Achsen der angrenzenden B19 im Westen und der Dieselstraße im Osten auf. Im Süden ergibt sich eine großzügige und ganztägig belichtete Außenfläche, die sowohl multifunktional für Veranstaltungen oder den ruhenden Verkehr genutzt werden kann, als auch Erholungsflächen für die Nutzer bietet. Neben einer Grünfläche befindet sich hier der Haupteingang, welcher durch ein eingeschobenes Atrium gekennzeichnet wird. Das Gebäude selbst besteht aus einem über zwei Etagen geführten Sockelgeschoss und einem 80 Meter langen Hochbau.
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Kanten der Baustruktur und des Grundstückes aufnehmen Maßstäbe und Bezüge in der Umgebung Auto- und Fußgängerperspektive berücksichtigen Lange Besonnung des Vorplatzes Skizze - Schürze oder Sockel
Studien zur Ausformulierung des Riegels mit Anbau
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Entwurfsarbeit im Maßstab 1:500 Mit der Arbeit im 500stel Maßstab kristallisierte sich der skulpturale Charakter der Aufgabenstellung heraus. In Modellstudien wird der Versuch unternommen, dem Riegel seine angemessene Proportion zu verleihen und den für ihn schlüssigen Abschluss nach unten zu entwickeln. Logisch schien es, den Körper zu spiegeln und somit die Kanten der Grundstücksgrenze anzunehmen. Der 2-geschossige Sockel schlägt die Brücke zur anderen Seite der Dieselstraße und „erdet“ den dynamischen Baukörper. Er stellt die „Fußgänger-Komponente“ des Entwurfs dar, indem er eine dem Mensagast oder Shopbesucher angemessenen Maßstab bildet.
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1 Erscheinungsformen des Sockels in Skizzen 2 Modellstudien 1:500 3 Endversion 1:500
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aße 19 Bundesstr
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Der 80m lange Riegel erstreckt sich entlang der Westseite und bildet den Landmarkcharakter aus. Er bedient sich der Perspektive des Hauptverkehrsstromes und repräsentiert das Unternehmen Würth. Daneben nimmt sich der östliche Teil leicht zurück. Seine wahrnehmbare Dimension bildet fluchtend eine Brücke zum gegenüberliegenden Firmenareal. Hier zeichnet sich wie am alten Verwaltungstrakt ablesbar das städtebauliche Motiv ab. Aus dem Ensemble von Werkshallen sticht immer wieder eine längliche Grundkubatur heraus. Die eigene Interpretation des Entwurfs hat durch seine Ausrichtung eine klare Zonierung. Im Norden und Westen befinden sich dienende Bereiche, im Süden und Osten der Personenverkehr.
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10m
Grundkörper Sockel und Riegel
20m
30m
Lageplan
Städtebauliches Modell 1:1000
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Raumorganisation und Baukörper
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Der auskragende Teil des Sockelgeschosses beinhaltet die öffentlichen Bereiche. Der südliche Vorplatz „mündet“ in dem zentral gelegenen Eingangsbereich. Dieser schiebt sich keilförmig nach Innen und führt auf einen Empfang, von dem aus die öffentlichen Funktionen, wie Shop, Showroom und Mensa erreichbar sind. Zusätzliche Eingänge an der Dieselstraße ermöglichen einen separaten Zugang zu Abhol- und Mitabreitershop. Die fließenden Übergänge in Verbindung mit dem Empfangsbereich betonen das großzügige Raumgefühl. Ein offener Treppenraum im Zentrum ermöglicht eine natürlich Belichtung durch das oberhalb gelegene Betriebsrestaurant. Die Zusammengehörigkeit dieser Ebenen wird nochmals durch die Galerie des Showrooms verdeutlicht. Nutzungseinheiten, wie die Küche oder Schulungswerkstätten befinden sich an der Westseite.
10m
Di es els ße tra
Gebäude Eckdaten BGF = 12330 m2 inkl. UG NGF = 8030 m2 GRZ = 0,32 Traufhöhe = 30 m
7. OG
6. OG
5. OG
4. OG
3. OG
2. OG
1. OG
EG
UG
Erdgeschoss mit Abholshop, Café, Werkstätten und Empfang
UG
3. OG
Technik
Vertriebskanal 1
Rechenzentrum
Würth Betriebskrankenkasse
Personal Mülllager Papier- u Archivlager 1. OG
4. OG Vertriebskanal 2 Betriebsarzt Fit mit Würth
Betriebsrestaurant Mitarbeitershop
5. OG
Bankhaus Bodensee
Personalabteilung Personalentwicklung
EG
Ausbildungsabteilung
Entrée / Empfang Café
6. OG
Showroom
Konferenzraum
Abholshop
Akademieverwaltung
Lager / Anlieferung
Handwerkerzentrum
Werkstatt / Schulung
Bibliothek
2. OG
7. OG
Würth - Teleservice
Seminar- und Konferenzräume
Würth Versicherungen
Raumprogramm
Städtebauliches Modell 1:1000 - Perspektive von Süden
20m
30m
OG 2
OG 1
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Zwei Kerne erschließen die weiteren Etagen und zonieren den Hauptkörper. Sie umfassen alle wichtigen dienenden Räume. Die Anordnung des Tragwerks unterstützt die Flexibilität der so frei einteilbaren Bürogrundrisse zusätzlich. Jeder gängige Bürotypus kann aufgegriffen werden. In den folgenden Etagen sind die Verwaltungsbereiche angeordnet. Das Obergeschoss mit den Konferenzräumen kann variabel genutzt werden und bietet einen Vorbereich in dem den Besuchern der Ausblick aus fast dreißig Metern Höhe präsentiert werden kann.
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Erste Skizzen zur Fassadenwirkung des Riegels Anziehungskraft aus der Autofahrerperspektive
A
1. Obergeschoss Mensa, Küche, Mitarbeitershop
Städtebauliches Modell 1:1000 - Perspektive von Osten
2. Obergeschoss Würth Teleservice, Würth Versicherungen
OG 4
OG 6
OG 7
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Die Dreiteilung des langen Riegels ermöglicht es, Nutzungen unterschiedlichster Anforderungen günstig anzuordnen. So befinden sich kleinere Einheiten, wie Bankhaus, Betriebskrankenkasse und Bibliothek in den kleineren südlichen Kopfbereichen. Der mittlere große Trakt dient Nutzungen, wie dem Tele-Service oder Vertriebskanal, die eher den Charakter eines offenen Großraumbüros benötigen. Das Konstruktions- und Ausbauraster ermöglicht es, Büroarbeitsplätze an den beiden Fensterseiten anzuordnen und in der Mitte ein Besprechungszone frei zu halten.
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Mögliche Anordnungen von Solarelementen
4. Obergeschoss
6. Obergeschoss
7. Obergeschoss
1 Starre Anordnung 2 Flexibel und nutzergesteuert
Vertriebskanal 2 Betriebsarzt Fit mit Würth
Konferenzraum Akademieverwaltung Handwerkerzentrum Bibliothek
Seminar- und Konferenzräume
Städtebauliches Modell 1:500
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Fassadenstudien Wie ist es möglich dem langgezogenen Baukörper eine Hülle zu geben, die ihn nicht monoton erscheinen lässt, aber gleichzeitig nicht seine innere Struktur mit Treppenkernen nach Außen kehren lässt und somit zu einer banalen Lesbarkeit degradiert wird? Dabei führten uns Studien, zu pattern-ähnlichen elementierten Fassaden, die in der Lage sind die Kerne zu verhüllen und das Leben der Nutzer sichtbar zu machen. Dem einfachen Raster des Tragwerks, wird eine Fassade aus öffenbaren Fensterflügeln vorgehangen, die rhythmisch mit feststehenden Solarpaneelen und dahinter verschieblichen Sonnenschutzblechen verkleidet sind.
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1 Reines Körpervolumen 2 Hülle als Gesicht und Charakter
Fassadenstudien
Städtebauliches Modell 1:500
MA 2 Prof. Lütkemeyer/Schneider Landmark für Würth
Die Fassade ist das Gesicht des Bauwerks. Sie verleiht ihm Charakter, repräsentiert, schützt, wärmt und kühlt. Funktionale Aspekte vereinen sich mit gestalterischen Absichten. Belichtung und Verschattung spielen eine wichtige Rolle. Das Wesen des Gebäudes, seine Orientierung entlang der Straße wird hervorgehoben. Die spielerische Anordnung fester Elemente erzeugen ein einheithliches Bild. Die Kombination mit fexiblen Bausteinen überlagern innere Unterteilungen und machen den Nutzer zum Gestalter.
Skizze - Magnetische Wirkung der oszillerenden Fassade
Querschnitt A-A
Modell 1:500 - Blick von Norden
Ansicht Süd
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Gebäudehülle Neben dem eng verknüpften Konzept von Form und Organisation spielt die Hülle für den Baukörper eine tragende Rolle. Vergleichsweise schlichte Elemente aus großen DrehSpalt-Fenstern verbinden sich mittels heller Kopfbänder. Ihre längliche Reihung unterstreicht die horizontale Gebäudetypologie. Das auftretende Raster zieht sich um das gesamte Bauwerk und prägt die ebenfalls unterschiedlich bespielbare Innenraumgestalt.
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1 Skizze der Eingangsfassade 2 Fassadenschnitt Details 1-3 3 Teilansicht Westseite
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Ansicht West
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Maßgeblich für den lebendigen und repräsentierenden Charakter ist die zweite Ebene der Fassade. Scheinbar verspielt treten in einem dennoch klaren Rhythmus Solarpaneele auf. Diese transluzenten Einheiten übernehmen in ihrer dunklen Erscheinung gleich mehrere Funktionen. Sie erzeugen Energie, repräsentiere ihren Hersteller Würth, gestalten und verschatten gleichsam. Durch ihre Stellung ist eine ständige Hinterlüftung und somit ein Wärmeabtransport gewährleistet. Hinter jeder PV-Einheit gibt es weitere Verschattungen. Helle Lochbleche können je nach Bedarf vor die Fenster geschoben werden. Der Lichteinfall reduziert sich auf das diffuse Erscheinungsbild der Solarmodule und verbessert die Arbeitsverhältnisse. So entsteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Baukörpergestalt und dem Nutzerverhalten. 3
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Konzeptskizze verschiebliche Solarpaneele 1 Außenansicht der verschieblichen Solarpaneele 2 Skizze Horizontalschnitt und Teilansicht 3 Horizontalschnitt Detail Eckausbildung
Ansicht Ost
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Hinter den Kulissen Die bewusste Erfassung jedes einzelnen Entwurfsschrittes bleibt oft undokumentiert auf der Strecke. Die Präsentation des Endergebnisses zeugt selten von dem konzeptionellen Prozess durch den man gegangen ist. Davon motiviert ist ein selbstgebundenes Buch entstanden, in dem der handwerkliche Charakter des Entwurfsprozesses in Form von Skizzen, Modell- und und Fassadenstudien zur Geltung kommen soll. Als haptisches Erlebnis macht es den Entstehungsprozess auf geistiger und sinnlicher Ebene begreifbar.
Visualisierung - Perspektive von der Bundesstraße
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1 - 3 Selbstgebundenes Buch der Entwurfsdokumentation
Modell 1:500 mit selbstgebundenem Buch