BRICOLAGE STUTTGART
MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
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Vorschlag für eine neue Kulturmeile Die städtebauliche Situation der Kulturmeile in Stuttgart war und ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Vom DASL-Konzept des City-Boulevards über einen Ideen-Wettbewerb (2009), der einige neue Konzepte zu Tage brachte, bis hin zum Streit über die Untertunnelung der Kulturmeile liegen bislang schon diverse Ansätze vor. Über die Reduktion bzw. Kompensation des enormen Verkehrseinflusses auf den öffentlichen Raum sind sich alle Ansätze einig. Dem Auto soll weniger Bedeutung im öffentlichen Raum zu kommen – der Fußgänger und andere Mobilitätskonzepte rücken in den Vordergrund. Bislang bleiben diese Konzepte bei der Verringerung des PKW-Aufkommens durch die Schaffung neuer Shared Space Zonen oder grünen Freiräumen. An diesem Punkt knüpft diese Arbeit an, geht aber in der Ausformulierung der Räume einen Schritt weiter. Der Abschnitt zwischen Gerhard-Müller-Platz und Charlotten-Platz bleibt ihrem derzeitigem Wesen nach Ort für kulturelle und öffentliche Nutzungen. Die Kulturmeile erhält durch Verdichtungen zu beiden Seiten einen der Königsstraße ähnlichen Maßstab. Aus der Stadtautobahn wird eine Stadtstraße.
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Inspirations-Collage 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Neues Schloss um 1930 Neues Schloss 1990er Jahre Princes-Street in Edingburgh Eigene Skizze des Neuen Schlosses Verkehrsgerippe-Plan von Hoß Landtag Baden-Württemberg Stirlings Entwurf zur Kulturmeile Belebter Schlossplatz Eigene Luftbild-Collage Außenwanddetail Neue Staatsgalerie Stirling Erstes Arbeitsmodell Stuttgart Workshop
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Inspirationen
Verlauf City-Ring heute
Autogerechtheit in Perfektion - Dem Fußgänger der “Kulturmeile“ auf der Konrad-Adenauer-Straße wird nicht viel Freiraum geboten
Stuttgart 1902 - Der Schlossgarten ist noch von Bauten gesäumt
Stuttgart, Germany 1902
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MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Arbeitsthesen I: Revision der Stadt
01 | Stadträume
These I: Der Individualverkehr verliert in seiner heutigen Ausprägung seine Bedeutung (gewandelte Eigentumsformen und Größen, kein Statussymbol und Libido, Ersatz durch andere Verkehrsformen, strikte Reglementierung)
02 | Verkehrssysteme
03 | Städtebau
Wohnen Stadt Stadt
These II: Die Unzulänglichkeit des Verkehrssystems und die Einschränkung des Stadtlebens durch den City-Ring werden seit den 1980ern in Stuttgart, also seit 30 Jahren beklagt. Viele Studien sind entstanden, wie beispielsweise unlängst ein DASL-Konzept für den Verlauf der Konrad-AdenauerStraße. Der Gewinn dieser Untersuchungen ist oft auf ein Mehr an öffentlichem Raum angelegt, als Ausgleich für den immer noch anwesenden ‚Highway‘. Wahlweise werden diese Freiflächen zu Fußgängerzonen und Grünflächen umgewidmet, Freiflächen, von denen die Innenstadt jetzt schon zu viel hat.
Kultur / Kommerz
Arbeit
Stadt der Funktionstrennung vs. durchmischte, kompakte Stadt
Autogerechte Stadt vs. Hierarchiefreies Verkehrsnetz
Ergänzen, Arrondieren, Verdichten Stadt der großen Nähe und der kurzen Wege
04 | Öffentliche Verkehrsmittel
05 | Autoverkehr
06 | Neue Kommunikationsformen Internet
These III: Der Reiz dieses Gewinns ist wohl nicht hoch genug und ob sich darüber eine bessere (nötige) Vernahtung mit den abgehängten Stadtgebieten herstellen lässt, scheint nicht offenbar zu werden, zumal auch deren Eingangstore (Charlottenplatz, Wilhelmplatz usw.) in ihrer Leere mühselig am Leben gehalten werden. Prof. Klaus Schäfer
Smart 230 | 1 S-Bahn
230 | 170 Autos
10 | 100 m
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1|3m
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Carsharing, Car2Go
Umdenken, optimieren - Öffentliche Verkehrsmittel statt übermäßigem Individualverkehr
Vom stauenden Eigennutzen zur verkehrsgerechten Community
Datenverkehr ersetzt Straßenverkehr
07 | Leitsysteme
08 | Entschleunigung
09 | Maßstäblichkeit
Start
Start
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GPS Ziel
Weniger vermeintliche Verkehrswege durch zielgerichtetes Ankommen z.B. per GPS
Ziel
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Angleichung der Geschwindigkeiten 30 statt 70 km/h im Stadtgebiet
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Keine 40 Tonner im Stadtverkehr maßvollere Formen des Automobils
Andere Wege
Stadtrelief - Konrad-Adenauer-Straße Modellstudie 1:2000
Stuttgart 2010 - Mit Entwurf in Rot
MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Arbeitsthesen II: Revision der Stadt These IV: Grundsätzlich ist ein Verkehrssystem in einer hierarchischen und nach Verkehrsarten getrennten Ordnung nicht stadtverträglich. Die Logik der Autobahn gleicht der eines Flussdiagramms mit Ja- und Nein-Entscheidungen, verlangt ständig nach Verstärkung und läuft einer städtischen Raumlogik entgegen. Normalerweise wächst mit der Ausdehnung des öffentlichen Raumes seine Bedeutung als gesellschaftlicher Repräsentationsraum. In ihm möchte man sich in jeder Form bewegen, in ihm möchte man gerne sein und auch wohnen. So betrachtet ist die Stadtautobahn (mit privaten PKW) kein öffentlicher Raum im eigentlichen Sinne, auch wenn sie gerne die monumentalen und historischen Magistralen einer Stadt besetzt. These V: Diffusion statt Kanalisation - Die Verkehre in der Stadt müssen zusammengeführt werden. Fahrrad, Fußgänger und motorisierter Verkehr benutzen überall denselben Raum, wobei die Spurführung für den motorisierter Verkehr auf ein für die anderen Benutzer verträgliches Maß begrenzt bleibt. These VI: Stuttgart besitzt in seinem Inneren einen eigenen, ihm gemäßen Maßstab. Die Königstraße übernimmt darin die Rolle einer Richtschnur der Proportionen. Prof. Klaus Schäfer
„Wohnen am Parlament“ - Luftbild-Collage mit Stuttgarter Bürgerhäusern
Mut zur Utopie
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Konzeptplan mit Entwurf in Rot
Arbeitsthesen für die Kulturmeile Ende der Meile / Auftakt zur Altstadt Neues Schloss erhält „Rückseite“ Landtag - Vom Gartenpavillion zum Solitär im dichten Stadtgefüge
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Einklammerung Opernhaus Addons an den Stirlingbauten Auftakt zum „Bahnhofsvorplatz“ Quertraversen Hanglage - Schlossgarten
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Städtebauliches Modell 1:1000
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MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Arbeitsthesen III: Revision der Stadt These VII: Nutzung – So wie die Verkehrsorientierung heute als fehlerhafte Entwicklung betrachtet wird, so muss auch die Einseitigkeit der Nutzungsverteilung korrigiert werden. Das hat auch Einfluss auf die gestalterische Vorstellung der Stadträume.
Willy-Brandt-Straße
These VIII: Vordringlichste Leistung eines Stadtumbaus muss die direkte Verbindung mit den anliegenden Quartieren sein. Eine morphologische Verknüpfung stellt sich über bauliche Verbindungen mit Gebäuden und geeignet proportionierten Räumen her. Dazu müssen die losen Enden, Schlusssteine ohne Anknüpfungsmöglichkeiten, die Hochzeichen der Leere entlang des City-Rings fallen, überformt oder neu eingebunden werden. These IX: Baumaterial Parzelle – Maßstäblichkeit, Variabilität, Verteilung von Eigentum, Identifizierbarkeit, ‚Korngröße‘ sind wichtige Eigenschaften der für den Städtebau einzusetzenden Bausteine. Ein zeitgemäßes Maß muss hierfür entwickelt werden. Prof. Klaus Schäfer
Gerhard-Müller-Platz
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Konrad-Adenauer-Straße
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Konzeptskizzen zum Raum um den Landtag 1 Poröse, offene Bauweise 2 Geschlossene Bauweise
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Bestand Entwurf Private Innenhöfe
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Charlotten-Platz
Städtebauliches Modell 1:1000
Rahmenplan City-Ring zwischen Gerhard-Müller-Platz und Charlotten-Platz
MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Städtebaulicher Entwurf Bei der Ausformulierung des Straßenzuges sind einerseits formal strenge Räume entstanden, die dieser repräsentativen Einfahrtsstraße Ausdruck verleihen sollen, andererseits werden subtile Bezüge zu den Bauten von Stirling aufgenommen. Das Ensemble um Staatsgalerie und Musikhochschule versucht bereits ausgefranzte Blockrandstrukturen aufzunehmen und behutsam zu ergänzen. Stirlings Zitatenreichtum wird aufgegriffen und spielerisch weiter entwickelt. Der gesamte Straßenraum erhält seinen städtischen Charme durch Pläze und Aufweitungen, die die Strenge aufbrechen, und Bezüge zum Schloss, zum Theater und zum Landtag herstellen. Der Landtag, vorher als Brosche im Garten, nimmt nun die Rolle eines Solitärs neben den „profanen“ Bürgerhäusern ein.
Ansicht auf die Bürgerhäuser am Neuen Schloss und Landtag mit neuem Bürgerforum
Konrad-Adenauer-Straße
Skizze - Wie kann die Rückseite des Neuen Schlosses aussehen? Schlossgarten oder Bürgerpark?
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+2,00m
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N ±0,00m
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Grünflächen „Bürgersteig“ Bestandsgebäude Entwurf 1 Neues Schloss 2 Kleine Schloss Straße 3 Landtag Baden-Württemberg 4 „Bürgerforum“ 5 Opernerweiterung 6 Großes Haus - Oper 7 Schlossgarten 8 Anbauten an Stirling-Ensemble 9 Musikhochschule
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-1,50m
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Städtebauliches Modell 1:500
Vertiefungsbereich um den Landtag
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MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Wie kann sich der öffentliche Raum anfühlen? Auf welche Weise ist es möglich dem Theaterbau von Littmann städtebaulich so zu begegnen, dass man ihm nicht zu nahe tritt? Diese Skizzen können Anstöße geben. Die Variante 5 stellt das abrupte Enden des Blockrandes dar und inszeniert es konterkarierend zur Pracht des Theaterhauses. Die Erweiterungsbauten könnten als Studiobühnen, Ausstellungsbereiche und Kulissenlager dienen. Atmosphärische Studien zur Bebauung an der Oper 1 2 3 4 5
Ansicht auf Ensemble Musikhochschule und Haus der Geschichte
Variante Pultdach Umschließender Wandelgang Gartenhaus / Orangerie Monolitischer Kubus „Abgeschnittener Block“ mit transparentem Treppenhaus
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Add-On Oper 2
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Stirlinganbautem und Bürgerforum - Modell 1:500
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Schnitt A-A Konrad-Adenauer-Straße
MA 1 Prof. Schäfer Stuttgart - Von der Autostadt zur Bürgerstadt
Mut zur Utopie „Auch da, wo die Utopie nicht voll realisierbar ist, weil die Planung an Vorhandenes anknüfpen muß, kann sie zu städtebaulichen Lösungen führen, die völlig anders sind, als die Ergebnisse des üblichen bewußtlosen Weiterbauens.“ Hans-Paul Bahrdt in „Die moderne Großstadt“
Visualisierung der Neuen Kulturmeile
Die neue Meile
Neue Eingangssituation der Oper - Modell 1:500
Situation vor dem Landtag - Platz für ein Bürgerforum - Modell 1:500