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EUROPA

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TRENNUNG

TRENNUNG

Europa – wie geht’s, wie steht’s?

Kontinent,Wirtschaftsraum,Wertegemeinschaft–undimmerwiederauch ZufluchtsortfürMenschenausKriegs-undKrisengebieten.Europahatviele Gesichter. Was aber ist Europa genau? Und was bedeutet Europa für die Menschen innerhalb und außerhalb der EU?

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Europa ist ein Erdteil. Genau genommen der westliche Teil des eurasischen Kontinents. Woher der Name stammt, ist umstritten. Der griechischen Mythologie zufolge war Europa der Name einer phönizischen Prinzessin. Als der Göttervater Zeus die schöne Europa sah, verliebte er sich unsterblich in sie. Er verwandelte sich in einen Stier und entführte Europa nach Kreta. Dort gab er sich ihr zu erkennen, machte sie zu seiner Frau und benannte den Kontinent, auf dem sie lebte, nach ihr.

Vom Nachkriegseuropa zur Europäischen Union

Diese Geschichte verbinden vermutlich nur wenige Menschen mit Europa. Die meisten denken an die Europäische Union (EU), also den wirtschaftlichen und politischen Zusammenschluss von 27 europäischen Staaten. Ihren Ursprung hat die EU im Jahr 1952. Aus dem Bestreben heraus, den Frieden im kriegsgeplagten Europa zu sichern, wurde die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet. Fortan wurden die Kohle- und Stahlressourcen von Frankreich, Deutschland, Belgien, Italien, Luxemburg und den Niederlanden gemeinsam verwaltet. Damit gaben diese sechs Länder Teile ihrer Souveränität an eine supranationale Organisation ab – ein wahres Novum in der Geschichte Europas. 40 Jahre später, im Jahr 1992, wurde mit dem „Vertrag von Maastricht“ die Gründung der Europäischen Union besiegelt. Sie soll innerhalb ihrer Grenzen Frieden, Stabilität und Wohlstand sichern.

Was macht die EU eigentlich für mich?

85 Prozent der EU-Bürger:innen sind mit ihrem Leben sehr bis ziemlich zufrieden. Das wurde im Rahmen des sogenannten Eurobarometers im Frühjahr 2021 ermittelt. Was aber macht die

Europa – quo vadis?

Über die Zukunft Europas wird viel diskutiert. Die Szenarien reichen vom Zerfall der Europäischen Union bis hin zur Bildung einer Supermacht nach US-Vorbild. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine ist auch das Wort „Verteidigungsunion“ hinzugekommen. Wohin genau sich die Europäische Union hinbewegt, bleibt abzuwarten. Fakt ist aber, dass die EU viele Baustellen hat: den Klimaschutz, die Migration, den wachsenden Nationalismus und die Folgen der Covid-19-Pandemie. Klar ist aber auch, dass die Länder Europas diese Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können. Mit NextGenerationEU hat die Europäische Union einen Aufbauplan erarbeitet, der gemeinsam mit dem langfristigen EU-Haushalt das größte Konjunkturpaket bildet, das je aus dem EU-Haushalt finanziert wurde. Mit etwa 2 Billionen Euro sollen die wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die durch die Pandemie verursacht wurden, behoben und der Weg zu einem modernen und nachhaltigen Europa geebnet werden. Europäische Union genau? Was macht Europa aus? Viele Errungenschaften der EU sind heute selbstverständlich: die Abschaffung der Grenzkontrollen, der Euro als einheitliches Zahlungsmittel in inzwischen 19 EU-Staaten und auch das Aussetzen der einst so gefürchteten Roaming-Gebühren. Vor allem aber der gemeinsame Binnenmarkt, Bürger-, Arbeitnehmer- und Verbraucherrechte sowie wichtige Qualität- und Umweltstandards gehen auf die EU zurück. Außerdem ist die EU gemeinsam mit den nationalen Regierungen der weltweit führende Geldgeber für Entwicklungshilfe.

EU gleich Friede, Freude, Eierkuchen?

Ist die EU also das Nonplusultra? Fünf Länder – Albanien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Türkei – gelten offiziell als EU-Beitrittskandidaten. Infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine haben auch die Ukraine selbst sowie Georgien und Moldau den EU-Beitritt beantragt. Viele Länder möchten also Teil der EU sein. Auf der anderen Seite gibt es auch Kritiker:innen: Die EU sei zu undemokratisch, zu teuer, zu wirtschaftsnah und ein wahres „Bürokratiemonster“. Zudem sind nationalistische Parteien, die mehr nationale Souveränität fordern, in vielen Ländern auf dem Vormarsch. In Großbritannien mündete die EU-Skepsis sogar im Austritt aus der Europäischen Union. EU-Befürworter:innen argumentieren dagegen: Nur mithilfe der EU könne sich Europa gegen Wirtschaftsmächte wie die USA oder China behaupten und die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft meistern. In der EU ist also nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Und das ist gut! Schließlich ist Kritik und Diskurs in einer offenen und demokratischen Gesellschaft wie der EU erlaubt und auch erwünscht.

Europa – kurz und knapp!

Institutionen

Die Europäische Union ist in ihrer institutionellen Struktur einzigartig und komplex. Die vier wichtigsten Organe der EU sind der Europäische Rat, bestehend aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten, der Rat der EU, der sich aus den Fachminister:innen der EU-Staaten zusammensetzt, die EU-Kommission aus 27 unabhängigen Kommissar:innen und das Europäische Parlament. Letzteres wird alle fünf Jahre direkt von den EU-Bürger:innen gewählt. Eltern Anspruch auf eine Mindestelternzeit und die EU fördert Projekte, die das Angebot an Dienstleistungen wie Kindertagesstätten und Kindergärten verbessern.

LGBTIQ

Obwohl grundsätzlich alle Menschen in der EU das Recht auf Gleichbehandlung haben, sind lesbische, schwule, bisexuelle, Transgender-, nichtbinäre, intersexuelle und queere Menschen weiterhin Opfer von Diskriminierung. In ihrer Rede zur Lage der Union im Jahr 2020 hat Ursula von der Leyen in ihrer Rolle als Präsidentin der EU-Kommission erstmals eine EU-Strategie zur Gleichstellung von LGBTIQPersonen vorgestellt. Die Strategie sieht eine Reihe gezielter Maßnahmen vor, die bis zum Jahr 2025 umgesetzt werden sollen.

GRECAUD PAUL – ADOBESTOCK

Politik

In welchen Bereichen die EU tätig werden kann, ist in den EU-Verträgen geregelt. In manchen Politikbereichen entscheidet jeder Staat selbst, in anderen die EU. In einigen Bereichen gibt es auch eine geteilte Zuständigkeit. In diesem Fall greift das sogenannte Subsidiaritätsprinzip, das heißt, die EU darf nur eingreifen, wenn sie das Problem wirksamer lösen kann. Wer aber entscheidet in der EU? Grundsätzlich macht die EU-Kommission die Gesetzesvorschläge. Anschließend müssen das Europäische Parlament und der EU-Ministerrat dem Entwurf zustimmen, damit das Gesetz verabschiedet werden kann.

Familie

Wie Familien in den einzelnen EU-Staaten leben, unterscheidet sich stark voneinander. Gemein haben aber alle eines: Eltern müssen Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Die EU fördert diese Vereinbarkeit und möchte gleichzeitig geschlechtsspezifische Ungleichheit beseitigen. So haben nach EU-Recht alle

DAVID YOUNG

Jugend

Während der Coronapandemie hat die Jugend in Europa auf vieles verzichtet, um andere zu schützen. Daher hat die Europäische Union 2022 zum #EuropeanYearOfYouth erklärt. Gemeinsam mit anderen EU-Organen, Mitgliedstaaten und Organisationen der Zivilgesellschaft will die EU-Kommission verschiedene Aktivitäten auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene anbieten. Inhaltlich geht es dabei um Themen, die in erster Linie junge Menschen betreffen: Gleichstellung und Inklusion, Nachhaltigkeit, psychische Gesundheit und Wohlergehen sowie vernünftige Arbeitsplätze.

SPASS – ADOBESTOCK

Bildung

Vom Kindergarten bis zum Studium: Die Bildung ist ein wichtiger Bestandteil der EUAgenda, obgleich jeder Mitgliedsstaat seine eigene nationale Bildungspolitik betreibt. Anfang 2021 haben die Bildungsminister:innen einen neuen strategischen Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung verabschiedet. Ein wichtiger Bestandteil davon ist Erasmus+. Seit 2014 fördert das Programm persönliche Begegnungen, digitalen Austausch und gemeinsame Projekte für Schulen, Kitas und andere Bildungseinrichtungen innerhalb der EU.

Wirtschaft

Die Wirtschaftspolitik fällt in den Bereich der einzelnen Mitgliedsstaaten. Aufgrund des gemeinsamen Binnenmarktes, der Wirtschafts- und Währungsunion und den Auswirkungen der Schuldenkrise in einigen Ländern müssen die Mitgliedsstaaten ihre Wirtschaftspolitik jedoch immer stärker abstimmen. Darum wurde im Jahr 2011 der „Euro-Plus-Pakt“ beschlossen – eine Vereinbarung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der 19 Euro-Staaten sowie Bulgarien, Polen, Rumänien und Dänemark.

Fläche

Die Fläche Europas als Kontinent lässt sich nicht eindeutig bestimmen, da es im Osten nach Asien hin keine eindeutige Grenze gibt. Üblicherweise markieren die Grenze das Ural-Gebirge und der Ural-Fluss bis zum Kaspischen Meer. Die südliche Grenze bilden Kaukasus-Gebirge, das Schwarze Meer, der Bosporus und das Mittelmeer. Im Norden und im Westen wird der Kontinent durch das Europäische Nordmeer, die Barentssee und den Atlantischen Ozean markiert. Dieser

geografischen Definition zufolge hat Europa eine Fläche von 10,5 Millionen Quadratkilometern. Die EU ist deutlich kleiner: Ihre Fläche beträgt lediglich 4,2 Millionen Quadratkilometer.

Reisen

Für EU-Bürger:innen ist das Reisen in Europa besonders einfach. Innerhalb des „Schengen-Raums“, zu dem alle EU-Staaten mit Ausnahmen von Irland und Zypern sowie Island, Norwegen, die Schweiz und Lichtenstein gehören, können sie sich frei und ohne Grenzkontrollen bewegen. Und nicht nur das: Ob im Falle von Annullierungen, FlugVerspätungen oder im medizinischen Notfall – die Interessen der Reisenden sind durch EU-Vorschriften geschützt.

Währung

Lira, Gulden, D-Mark – seit 2002 gehören diese Währungen der Vergangenheit an. Heute ist der Euro nicht nur Zahlungsmittel in 19 EU-Mitgliedsstaaten, sondern auch in Andorra, Monaco und San Marino. Grundsätzlich sind auch die übrigen EU-Staaten verpflichtet, den Euro einzuführen. Während einige Länder aber ihre stabile Währung beibehalten wollen, scheitern andere vor allem an ihrer hohen Inflationsrate, die Teil der sogenannten MaastrichtKriterien ist.

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Sprachen

Die große Vielfalt an Kulturen spiegelt sich auch in den Amtssprachen der Europäischen Union wider. Aktuell gibt es 24 Amtssprachen. Damit möchte die EU die Sprachvielfalt erhalten, das Sprachenlernen in Europa fördern und den Bürger:innen die Kommunikation mit den EU-Institutionen erleichtern. Wer also bei der Korrespondenz mit den Institutionen eine der 24 Amtssprachen verwendet, hat das Recht auf eine Antwort in derselben Sprache.

Text: Claudia Giesen

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Düsseldorf und Europa

Evgenia Strauß ist die Leiterin von EUROPE DIRECT Düsseldorf, einem Informationszentrum rund um die Europäische Union. Mit ihr hat die Libelle über die Europäische Union und Düsseldorf gesprochen.

Libelle: Woran merken die Bürgerinnen und Bürger aus Düsseldorf und der Region, dass sie Teil der EU sind? Ich glaube, sie merken es daran, dass sie nichts merken. Es ist selbstverständlich für uns, dass wir ohne Grenzkontrollen von Düsseldorf nach Belgien oder in die Niederlande fahren und dort mit dem Euro bezahlen. Wir können überall in der EU arbeiten, wir können sogar in einem anderen Land arbeiten und hier in Düsseldorf sitzen – Stichwort Homeoffice – und wir können unsere Leistungen, sowohl Dienstleistungen als auch Waren, unkompliziert beziehen und wissen ganz genau, dass die Sicherheitsstandards überall gleich sind. Besonders wichtig für Familien: Die EU garantiert für die Sicherheit von Spielzeug und Farben für Kinder und Jugendliche. Es passiert unglaublich viel, ohne dass wir wahrnehmen, dass Europa am Werk ist.

Libelle: Wo ist die EU speziell in Düsseldorf sichtbar? Seit letztem Jahr gibt es in Düsseldorf eine Europa-Stadtführung, die das EUROPE DIRECT Düsseldorf gemeinsam mit der Düsseldorf Tourismus GmbH konzipiert hat. Die Tour führt zu den wichtigsten Orten des historischen Europas und der EU-Gegenwart. Außerdem, und das ist besonders für Familien interessant, haben wir am Hauptbahnhof das zeTT. Dabei handelt es sich um ein Informationszentrum, das zum Jugendamt gehört und als Partner von Eurodesk von der EU-Kommission gefördert wird. Beim zeTT können sich Jugendliche und junge Erwachsene informieren, zum Beispiel über die verschiedenen Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen, dort zu studieren oder Praktika zu machen. Das ist ein wichtiger Punkt, weil Kinder und Jugendliche Orientierung brauchen.

Libelle: Und umgekehrt? Welche Bedeutung hat Düsseldorf für Europa? Düsseldorf ist ein starker Wirtschaftsstandort. Es gibt viele internationale Unternehmen, auch aus Japan und China, die ihre Europazentralen in Düsseldorf haben und von hier aus den EU-Raum bedienen. Düsseldorf hat eine sehr gute Anbindung an den Flughafen – wird deshalb auch „Ten Minute City“ genannt – und hat für Expats viel zu bieten.

Libelle: Am 9. Mai ist Europatag. Was ist dafür geplant? Anlässlich des Europatags präsentiert das EUROPE DIRECT Düsseldorf in Kooperation mit dem stadtklang e. V. und mit Unterstützung der Stadtwerke Düsseldorf am Samstag, den 7. Mai das Konzert „The Sound of Europe“ am Musikpavillon des Düsseldorfer Hofgartens. Von 13 bis 16 Uhr treten dort vier Künstlerinnen und Künstler mit unterschiedlichen europäischen Hintergründen auf. Familien und Freunde können es sich mit ihren Picknickdecken auf der Wiese gemütlich machen. Dazu gibt es ein gastronomisches Angebot, das das Publikum mit Leckereien versorgt.

Das Gespräch führte Claudia Giesen.

Buch- und Spiele-Tipps

Mein erster Europa-Atlas Road Trip Europa

Die Vielfalt Europas lernen neugierige Kinder ab acht Jahren bei diesem schön illustrierten Kartenspiel kennen. Dabei gibt es Punkte für besuchte Länder, Regionen, Kulturen und die lokale Küche. Game Factory: Road Trip Europa, Euro 15,90

In diesem Sonderband der beliebten Bücherreihe gehen Kinder ab vier Jahren auf eine Reise durch Europa und lernen die verschiedenen Länder Europas kennen. Unter den Klappen gibt es natürlich wieder ganz viel zu entdecken. Andrea Erne / Anne Ebert: Wieso? Weshalb? Warum?: Mein erster Europa-Atlas, Ravensburger Verlag GmbH 2020, ISBN 978-3473329816, Euro 16,99

Fragen an Europa

Wofür steht Europa? Wo fängt es an, wo hört es auf? Was lieben wir, was fürchten wir? 60 Fragen von Jugendlichen wurden von Fachleuten beantwortet und in einprägsame Grafiken übersetzt. Ein tolles Buch für Jugendliche ab zwölf Jahren über die EU, Ländergrenzen und Kontroverses wie Krieg und Populismus. Gesine Gotrian, Susan Schädlich: Fragen an Europa: Was lieben wir? Was fürchten wir?, Beltz & Gelberg 2019, ISBN 9783407812452, Euro 16,95

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