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LERNEN LERNEN
Lebenslang
Seien wir mal ehrlich: Mit dem Thema Lernen verbinden viele eher gähnende Langeweile, nicht enden wollende Unterrichtsstunden und zähe Nachmittage über den Hausaufgaben. Hier machen wir uns auf die verschlungenen und vielfältigen Pfade eines in Wirklichkeit hochspannenden lebenslangen Prozesses.
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Text: Andrea Vogelgesang
Lernen – so denken immer noch viele –- fange ja erst richtig mit dem Schuleintritt an und finde dann auch vornehmlich im Klassenraum statt. Ab diesem Zeitpunkt beginne der „Ernst des Lebens“, wird i-Dötzchen immer wieder mit auf den Weg gegeben. Hört sich nicht gerade nach Spaß an. Aber wo und wie entsteht eigentlich Wissensaneignung beziehungsweise dessen Vermittlung? In der Politik, in Erlässen oder Richtlinien? Im Arbeitszimmer des Lehrers, im Klassenraum, auf dem Pausenhof? Schon im Spielzimmer des Kleinkinds oder gar zu dem Zeitpunkt, wenn ein Säugling in seinem jungen Hier und Jetzt im Bettchen scheinbar absichtslos strampelt? Lernen wird gemeinhin als intentionale Aneignung von neuen, eher kognitiven Fertigkeiten definiert. Entgegen früherer Annahmen besitzen Neugeborene allerdings von Geburt an eine ganze Reihe von Fähigkeiten, über die sie von sich aus mit der Umwelt kommunizieren. Heute hat sich der Begriff des „kompetenten Säuglings“ durchgesetzt, den der Psychologe Martin Dornes geprägt hat. Demnach sei ein Baby von Anfang an aktiv, differenziert und beziehungsfähig, ein Wesen mit Kompetenzen und Gefühlen, die bisherige Erkenntnisse der Psychoanalyse weit übertreffen würden.
Das Gedächtnis als Fundament Sein Weltverständnis erobert sich das Kind mit eigenem Tun innerhalb seiner Umgebung. Die Aktivitäten finden zunächst auf der sensomotorischen Stufe statt, die von null bis zwei Jahren dauert. Diese Bezeichnung geht auf die Erkenntnisse des Schweizer Entwicklungspsychologen Jean Piaget zurück, die, wenn auch schon alt, nach wie vor Gültigkeit haben. In dieser ersten Lebensphase stehen der Erwerb von sensomotorischer Koordination und praktischer Intelligenz im Mittelpunkt, die am Ende zum Erreichen der Objektpermanenz führt. Babys im Alter von sechs Monaten juchzen vor Lachen, wenn ihre Mama ein kleines Schmusetier über ihrem Bettchen hin- und herschwenkt. Verschwindet es aus ihrem Radius, vielleicht hinter dem Rücken der Mutter, vergessen sie es sozusagen und wenden den Blick einem beliebigen anderen Gegenstand zu. Erst ungefähr zwei Monate später fangen sie bei der gleichen Szenerie an zu quengeln und beginnen, den kleinen Kuschelfreund zu suchen, sobald er außer Sichtweite gerät. Sie erinnern sich nun an ihn, das Objekt bleibt also permanent in ihrem Gedächtnis.
Experimentieren und abgleichen Damit Entwicklung und Lernen überhaupt stattfinden können, bedarf es der Fähigkeit zur Assimilation, die jedes Baby mit auf die Welt bringt. Darunter versteht man, dass neue Eindrücke ständig bereits bestehenden ersten Denkformen angepasst werden, während als überholt erwiesene umgewandelt werden, um sie auf die neuen Bedingungen abzustimmen. Das geistige System steht also in einer kontinuierlichen Wechselbeziehung mit der Umwelt, um ein durch neue Erfahrungen entstehendes Ungleichgewicht wieder in Balance zu bringen. Dieser Prozess der Wissensanpassung begleitet uns übrigens ein Leben lang. Was beim Blick ins Babybettchen also vielleicht wie absichtsloses Gebrabbel und Spiel mit den Händchen aussehen mag, ist von Anfang an ein Experimentieren und Lernen.
Am Anfang ist alles real „Nicht ist im Verstande, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist.“ Diesen Gedanken formulierte bereits Aristoteles. Etliche Philosophen und Pädagogen betonen seither, wie wichtig die Wahrnehmung mit allen fünf Sinnen, verbunden mit der Motorik, für Kinder ist. Die Grundlage für spätere Denkprozesse liegt im anschaulichen Ausprobieren. Erst nach dem ersten Geburtstag setzt die Entwicklung kognitiver Schemata ein. Darunter
M N S T U D I O - S T O C K . A D O B E
HAUSAUFGABEN
Schon 1964 hat der Pädagoge Bernhard Wittmann in seinem Buch „Vom Sinn und Unsinn der Hausaufgaben“ Ergebnisse einer viermonatigen Untersuchung von sechs Volksschulklassen vom dritten bis siebten Schuljahr dokumentiert. Die Schüler*innen brauchten in diesem Zeitraum keine Hausaufgaben in den Fächern Rechnen und Rechtschreiben zu machen. Resultat: Die Leistungen im Rechnen zeigten sich am Ende sogar besser als der Kinder, die nicht von den Hausaufgaben befreit waren. Ähnliche Ergebnisse gab es in der Rechtschreibung. Zu vergleichbaren Schlussfolgerungen kam eine 2008 durchgeführte Studie der TU Dresden, wonach sich durch Hausaufgaben keine besseren Zeugnisnoten nachweisen ließen. Allerdings sollten die so wichtige Wiederholung und das Trainieren selbstständigen Lernens nicht unterschätzt werden und im Rahmen des Schulbesuchs stattfinden.
fällt beispielsweise die Fähigkeit zur Klassifikation: Gegenstände können jetzt nach Merkmalen wie Farbe, Größe oder Struktur sortiert werden. Piaget spricht dann bei der Entwicklungsphase von circa 24 Monaten bis vier Jahren vom präoperationalen Stadium, mit dem die Sprachentwicklung und symbolisches und vorbegriffliches Denken einsetzen. Das Kleinkind fängt an, mit abstrakten Vorstellungen und Symbolen umzugehen, und kann diese von realen Objekten unterscheiden.
Eine innere Vorstellung Dies veranschaulicht die folgende Beobachtung der dreijährigen Cousinen Letizia und Sophia bei einem Treffen: Während die Eltern sich unterhalten, haben die Kleinen nach einigem Hin- und Herlaufen eine Idee: „Du bist das Pferd und ich bin der Reitlehrer“, gibt Letizia vor, während Sophia sofort ihre Hände zu Vorderhufen formt und mit einem Wiehern zustimmt. Derartige symbolische „Als ob“- Spiele sind nun nicht nur möglich, sondern auch sehr beliebt, und die Fähigkeit zum Konjunktiv ist sozusagen geboren. Gegenstände werden umfunktioniert, der Bauklotz zum Auto oder ein Kissen zur Puppe. Dies ist ein erheblicher Entwicklungsschritt. Erst zwischen vier und acht Jahren können Denkprozesse in rein innerlichen Vorstellungen ablaufen. Begriffsbildung, eine Form von Regelbewusstsein und eine Ordnung nach Zusammenhängen und Kausalbeziehungen finden statt. Mit der Schulreife (etwa sieben bis zwölf Jahre) kommt nach und nach die Kompetenz hinzu, verschiedene Merkmale eines Gegenstands und Vorgangs gleichzeitig zu erfassen, die sogenannte Stufe der konkreten Operation. Damit entwickelt sich auch die Fähigkeit, v o ra u s z u s c h a u e n und eigene Aktionen zu reflektieren. Man spricht von verinnerB A L U C H I S –A D O B E S T O C K lichtem Handeln. Nun sind bei Kindern Spiele mit Regeln beliebt.
Die Welt des Lesens In der Zeit des Lesen- und Schreibenlernens laufen komplexe Vorgänge ab, bei denen in der ersten Klasse der Fokus zunächst auf dem Erfassen der einzelnen Buchstaben liegt. Auch da ist ein haptisch-anschaulicher Ansatz förderlich. Carina, die vergangenes Jahr eingeschult wurde, hatte in diesem Zusammenhang anfangs eine außergewöhnliche Hausaufgabe. Sie musste Stöcke, Kerne oder Gräser sammeln und aus diesen später auf eine Pappe die Buchstaben des Alphabetes kleben. Im Unterricht dann befühlten die Mitschüler*innen gegenseitig die Lettern, teils mit verschlossenen Augen, um den richtigen zu erraten. Das haptische Begreifen und Erfühlen unterstützt das Gehirn, das zunächst nur einzelne Buchstaben erfassen kann. Erst nach der Festigung im Langzeitgedächtnis können mehrere Buchstaben gleichzeitig aufgenommen und als ein Wort identifiziert werden. Über Wiederholung und viel Übung entsteht eine Automatisierung. Das geht parallel einher mit der Übung der Augenbewegungen, die unbewusst bleiben, jedoch entscheidend dafür sind, wie schnell über die Augenmuskulatur ein Text in größeren Abschnitten erfasst werden kann. Dieser Bewegungsablauf muss im Kindesalter automatisiert werden, damit sich ein flüssiges Lesetempo entwickelt.
Berühren und begreifen Die Wissenschaftlerin Maryanne Wolf spricht beim Lesenlernen von der Vernetzung einer Vielzahl von Gehirnregionen mit dem Effekt einer „bewusstseinsverändernden Dimension“, bei der Empathie, Kreativität, Intelligenz und letztendlich auch Spaß gefördert würden. Sie warnt, dass durch häufigen Gebrauch digitaler Geräte mit tendenziell kürzeren Sätzen das Gehirn in der Folge längere Sätze nicht mehr aufnehmen könnte. Die für das Lesen so wichtige Geduld würde nicht mehr aufgebracht und kognitive Fähigkeiten wie das Erfassen, Analysieren, Durchdenken komplexer Zusammenhänge könnten sich kaum entwickeln. Auch mathematisches Denken geht von haptisch-körperlichen Erfahrungen
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Heterogene Lerngruppe – Differenzierung
Nicht nur aufgrund variierender kognitiver Reifungsprozesse, sondern auch mit Blick auf die familiäre Herkunft stehen Lehrer*innen vor einer Kinderschar mit sehr unterschiedlichem Lernstand. Alina Scholz, 22, erlebt das tagtäglich, wenn sie als Erzieherin im Anerkennungsjahr die Klassenlehrerin unterstützt.
Libelle: Wie gestaltet sich Differenzierung im Alltag?
Alina Scholz: Wenn der Lehrerin auffällt, dass Schüler*innen im normalen Lernstoff nicht mit
kommen, werden sie gezielt aus
P R I V A T
dem Unterricht geholt und ich gebe ihnen in einem Nebenraum individuelle Unterstützung. Das bedeutet vor allem auch ein gezieltes Eingehen auf das Kind und dessen Verfassung. Das ist bei Lernschwierigkeiten sehr wesentlich. Unsere Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt, wo viele Kinder aus einem häuslich belasteten Umfeld kommen, wo sie keine oder kaum Hilfe erhalten. Von 30 Schüler*innen haben circa zehn Schwierigkeiten.
Und wie wird auf der inhaltlichen Ebene gearbeitet? Es gibt ein großes Angebot an angepassten Aufgaben, die als Wiederholung auf einer einfacheren Stufe ablaufen. Dabei werden Inhalte gefestigt, bevor vorangeschritten wird. Solch eine Übungsphase zu ermöglichen, ist sehr wichtig. Wir haben viele Lernspiele am Computer mit je nach Lernproblem auch ganz einfachen Aufgaben, wie Farben oder Formen zuzuordnen. Generell finden, ob in Deutsch oder Mathematik, Wiederholungen auf anschaulicher Stufe statt.
Wie nehmen Sie denn die Lernschwierigkeiten oder auch deren Ursachen wahr? Während die Lehrerin unterrichtet, habe ich die Klasse im Blick. Auffällig ist, dass sich viele Kinder einfach schnell ablenken lassen und Konzentrationsschwierigkeiten haben. Es handelt sich um Erst- und Zweitklässler zusammen und Kinder aus der E 3, das bedeutet die Eingangsstufe für die dritte Klasse für Jungen und Mädchen, die den entsprechenden Lernstand noch nicht erreicht haben, aber nicht sitzengeblieben sind. Nach dem Wochenende berichten mir die Schüler*innen eigentlich kaum, dass sie rausgehen oder Freunde treffen. Dafür sind sie viel am Smartphone, auf Youtube oder Tictoc.
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R Ö M M E R - C O L L M A N N
LERNLANDSCHAFT
Im Neubau der Regenbogenschule hat in Düsseldorf die erste sogenannte Cluster-Grundschule eröffnet. Hier lernen jeweils Kinder der ersten bis dritten Klasse in einer „Schule in der Schule“ zusammen. Die Klassen eines Clusters haben einen aufeinander abgestimmten Stundenplan und die Kinder können selbst entscheiden, in welcher Lerngruppe sie an Mathematik-, Deutsch- oder Englisch-Lernangeboten teilnehmen. Essenziell dafür ist die neuartige Raumstruktur einer Lernlandschaft mit zahlreichen abgetrennten Bereichen, die über Fenster jederzeit einsehbar sind, sowie eine schalldämmende Decke. Lehrer*innen, Erzieher*innen und das weitere Personal verstehen sich als Lernbegleiter*innen der Kinder. „Der Cluster holt die Kinder dort ab, wo sie stehen. Die Kinder nehmen ihr Lernen selbst in die Hand“, führt Rektorin Anke Schäfer das Konzept aus, bei dem die Freude am Lernen im Vordergrund stehe. (trc)
aus. Der Konrektor einer Grundschule, Thomas Berg, verweist auf die Wichtigkeit der Verknüpfung körperlicher Erfahrungen mit kognitiven Prozessen. Beim Balancieren, Klettern, Treppensteigen und Rückwärtsgehen zum Beispiel würden Nervenzellen im Gehirn miteinander verbunden, die das mathematische Denken fördern würden.
Freies Spiel ist Lernen Pädagoge Berg will diese motorischen und haptischen Erfahrungen nicht getrennt vom schulischen Lernen sehen und zeigt sich besorgt in Bezug auf den Mangel an freien Entfaltungsmöglichkeiten schon bei jüngsten Kindern und deren verplanten Terminkalendern über den Unterricht hinaus. Er plädiert für genügend Raum zum freien Spiel eben auch im Schulalter und betont dabei die positiven Aspekte für schulische Leistungen. Es sei weit mehr als ein schöner Zeitvertreib, ganz im Gegenteil – es wirke sogar als ein bedeutender Co-Faktor fürs lebenslange Lernen. Der Hirnforscher Gerald Hüther bezeichnet das kindliche, absichtslose Spiel sogar als „Dünger für das Gehirn“. Es fördere optimale neuronale Vernetzungen, viel mehr als zu frühe gezielte Belehrungen und Förderungen. Kinder würden darüber am besten lernen, wobei sie sich unbewusst Inhalte suchten, die sie gerade bräuchten. Man könnte also sagen, sie selbst sorgen im Spiel für ihre eigene optimale Förderung. Dabei würden sie in regelrechte Flows eintauchen, die wiederum die Ausschüttung von Glückshormonen und neue neuronale Verbindungen im Gehirn begünstigten. Und genau das ist auch dann noch vonnöten, wenn der sogenannte „Ernst des Lebens“ beginnt, der heutzutage schon in den ersten Schuljahren mit seinem Leistungsdruck angekommen ist.
Als Person reifen Der Kinderarzt, Wissenschaftler und Buchautor Dr. Herbert Renz-Polster möchte die frühe Kindheit keinesfalls als eine Schulvorbereitungsveranstaltung oder gar ein vorgezogenes Berufskolleg sehen, sondern als Aufbau eines Lebensfundaments. Heutzutage bestehe die Gefahr darin, die Kleinsten schon zu früh zu „Naturwissenschaftlern“ oder zu „Mathematikern“ zu machen. „Aber Kinder werden nicht stark, kreativ und als Persönlichkeiten kompetent, indem sie das Handbuch der Erwachsenen abarbeiten. Sie wollen an ihren eigenen Geschichten wachsen. Und diese Geschichten selbst zu entdecken, das liegt ihnen im Blut.“ Eltern oder Erziehende dürften nicht vergessen, wie wichtig es für die Heranwachsenden sei, Fertigkeiten auszubilden, die sie im Leben als Person bestehen lassen. Voraussetzung dafür sei, sich selbst mit seinen Impulsen, Emotionen und Gefühlen kennenzulernen und zu erfahren, mit anderen klarzukommen, also vor allem auch in sozialer Hinsicht „erwachsen“ zu werden. Ein junger Mensch hat ja nun mal mehr zu erwerben als abfragbares Schulwissen. Vielmehr geht es um ein Zusammenspiel von körperlichen, sozialen und charakterlichen
Komponenten. Kinder brauchen Zeit B A L U C H I S –A D O B E S T O C K
Das Wesen des kindlichen Lernens hat Maria Montessori sehr einfühlsam erfasst, von ihr stammt auch der Begriff „Pädagogik vom Kinde aus“. Bei ihren Beobachtungen an kleinen Kindern stellte sie etwas fest, dass sie als „Wiederholung der Übungen“ bezeichnet hat. Haben die kleinen Händchen im wahrsten Sinne des Wortes etwas begriffen, sieht man Jungen und Mädchen regelrecht in reiner Konzentration versinken, eine gefühlte Ewigkeit. Da wird zum Beispiel nochmal und nochmal eine Murmel eine schiefe Ebene herunterrollen gelassen. Die italienische Pädagogin deutete die Wiederholung als ein inneres Streben des Kindes nach einer vollkommenen Entwicklung, der einen Zustand innerer Stärke nach sich ziehe. Ließe man ein Kind dabei sich selbst überlassen, könne es sich, ohne auf andere zu achten, seinen ureigenen Motivationen und Interessen zuwenden. Solch ein Lernen erfordert haptische, anschauliche Erfahrungen in einer stressfreien Atmosphäre. Die Realität sieht oft anders aus und endet in Überforderung – nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Oft werden junge Schüler*innen auch zu früh mit zu wenig an
schaulichen Inhalten konfrontiert. Laut Piaget wird erst ab ungefähr elf Jahren die Fähigkeit erreicht, abstrakte Inhalte wie Hypothesen gedanklich zu erfassen, Fragestellungen theoretisch und systematisch zu analysieren. Erst dann sind Heranwachsende zur höchsten Form des logischen Denkens gereift. Er nennt es Stufe der formalen Operationen. Die Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Gabriele Trost-Brinkhues, weist noch auf etwas anderes Entscheidendes hin: Schulreife korreliere nicht automatisch mit einem bestimmten erreichten Lebensalter, sondern jedes Kind habe ein individuelles Entwicklungsprofil und eine eigene Geschwindigkeit, die von zahlreichen Parametern beeinflusst würden. Es bestehe eine sogenannte Normvarianz bezogen auf körperliche, intellektuelle, sprachliche, soziale und emotionale Fähigkeiten, die besonders bei fünf- bis sechsjährigen Kindern in diesen Bereichen stark variierten. Eine Beobachtung, die in den vergangenen Jahren noch zugenommen hat. Gesund entwickelte Fünfjährige können demnach eine Entwicklungsvarianz von bis zu vier Jahren aufweisen, sich in Bezug auf bestimmte Entwicklungsbereiche also auf der Stufe eines Dreijährigen oder aber eines Siebenjährigen befinden. Würden diese Faktoren außer Acht gelassen, könne dies für ein Kind massive Folgen haben.
Risse im Gebäude Das Gebäude an Erkenntnissen, Wissen und Erfahrungen, sei es zur Didaktik, Methodik oder Pädagogik – über Jahre, über Generationen aufgebaut – bekommt aufgrund neuer Erkenntnisse kontinuierlich immer wieder mal den ein oder anderen neuen Baustein hinzugefügt und ersetzt alte, die als überholt gelten. Dieses Gebäude also ist nicht statisch, sondern wird ständig ein wenig renoviert, könnte man sagen. Zurzeit wankt es gewaltig, ein Beben – ein Nachbeben, ausgelöst durch die coronabedingte Schulschließung. Neue Bildungswege insbesondere auf dem digitalen Gebiet erfahren praktische Erprobung und stehen mehr im Fokus als je zuvor. Derzeit probt NRW den vorsichtigen Wiedereinstieg in den „normalen“ Schulalltag. Dem digitalen Weg sei Dank, kann das Lernen inzwischen alternativ fortgesetzt werden – mehr oder weniger erfolgreich, aber auf lange Sicht ein nicht mehr wegzudenkendes Medium. Beim digitalen Lernen bleibt die Präsenz der Lehrerin oder des Lehrers jedoch äußerst wichtig. Die Lehrkraft muss vorausschauend berücksichtigen, welche Fragen oder Probleme seitens der Kinder beim eigenständigen Suchen und Lernen im Internet oder auf entsprechenden Lernplattformen der Schule auftauchen können und den Prozess möglichst individuell begleiten. Zudem brauchen Schüler*innen nach wie vor den zwischenmenschlichen Austausch auf der realen Ebene, der ihnen Rückmeldung spiegelt, sei es mit Lehrpersonen oder Klassenkamerad*innen. Und wie hier aufgezeigt, dürfen durch die Zunahme digitalen Lernens nicht die ganzheitlichen Faktoren in Vergessenheit geraten, denn nur damit wird es ein spannender Vorgang, der nicht nur Wissensanhäufung, sondern schlichtweg auch Spaß bringt.
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Düsseldorf macht Schule
Die Düsseldorfer Schullandschaft ist vielfältig. Die Stadt betont immer wieder ihr Engagement in Sachen Bildung und Schule. Das muss sie auch, denn stetig steigende Einwohnerund Kinderzahlen erfordern ein ständiges Wachsen im Schulsektor, um überhaupt auf dem Laufenden zu bleiben.
Text: aus der Redaktion
Im August sind 5800 i-Dötzchen in Düsseldorf eingeschult worden, 100 mehr als im Vorjahr. Mutig haben sie zum ersten Mal ihren zumeist neuen Schulranzen geschultert und sind der Lehrerin ins Klassenzimmer gefolgt. Dort machen sie nun die ersten Erfahrungen mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen, lernen neue Kinder kennen und gewöhnen sich vor allem an den noch ungewohnten Schulalltag. Etwas ist ganz besonders in diesem Schuljahr: Die 5800 Jungen und Mädchen haben ihre Schulzeit unter Pandemiebedingungen und damit vorerst mit Nasen-Mund-Bedeckung begonnen. Die meisten i-Dötzchen besuchen eine der städtischen Grundschulen. Rund 350 Kinder sind an nichtstädtischen Grundschulen angemeldet worden, dazu zählen zum Beispiel die Japanische Schule, Griechische Schule, Waldorfschule, Internationale Schule sowie Schulen außerhalb Düsseldorfs. Wie immer sind auch einige Fünfjährige dabei: 100 i-Dötzchen sind noch nicht schulpflichtig, wohl aber schulfähig und kommen auf Antrag der Eltern vorzeitig in die Schule. OGS-Betrieb im 17. Jahr Ein großes Thema im Grundschulbereich sind immer auch die Betreuungsmöglichkeiten in den Nachmittag hinein. Seit nunmehr 17 Jahren läuft in Düsseldorf das Modell der „Offenen Ganztagsschule“, kurz OGS. Einstmals mit knapp 400 Plätzen gestartet, stehen aktuell fast 16 000 Plätze zur Verfügung, was einer Versorgungsquote von 68 Prozent entspricht. Außerdem gibt es Grundschulen, die ganztägig unterrichten. So sind in vielen Klassen die Kinder, die mittags nach Hause gehen, schon lange in der Minderzahl. Im Rahmen der OGS, die mit dem Mittagessen beginnt, bekommen die Schüler*innen wechselnde außerunterrichtliche Bildungsangebote wie zum
Beispiel Sportgruppen, Instrumentalstunden, Theater-AGs, Kreativ-Workshops und vieles mehr. Die jeweiligen Träger der OGS sind das Jugendamt, aber auch Awo, Caritas und Diakonie.
Neues Infomaterial zum Schulstart Um den Übergang von der Kita in die Grundschule zu begleiten und mögliche Probleme frühzeitig aus dem Weg zu räumen, hat die Landeshauptstadt Düsseldorf entsprechende Informationen auf ihrer Internetseite neu zusammengestellt. Grafische Darstellungen, ein
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Leitfaden für die letzten beiden Jahre vor der Einschulung und wichtige Fragen rund um die Schulanmeldung werden in Filmen anschaulich beantwortet. Die Filme stehen in zehn Sprachen online zur Verfügung und ersetzen auch die bisherigen Informationsveranstaltungen für Eltern, weil diese Infoabende wegen Corona voraussichtlich nicht stattfinden können.
Magazin: „Düsseldorf macht Schule“ Viele Themen rund um „Schule und Bildung“ unterlagen in den vergangenen Jahren und insbesondere Monaten einem starken Wandel. Passend dazu veröffentlicht die Stadt das Magazin „Düsseldorf macht Schule“ – der Titel ist gleichzeitig auch der Slogan einer städtischen Marketingkampagne. Das Heft greift neben den veränderten Strukturen und Prozessen zukunftsorientierte Themen wie beispielsweise neue Raumkonzepte, Digitalisierung, kreatives Lernen, ganzheitliche Schulverpflegung und Nachhaltigkeit auf. Auf mehr als 60 Seiten werden die Entwicklungen in der Düsseldorfer Schullandschaft anschaulich dargestellt. Zahlreiche Expert*innen, Kolleg*innen und Kooperationspartner*innen geben spannende Einblicke in den Schulalltag und diskutieren Visionen für die Schule der Zukunft.
Wie geht es nach der Grundschule weiter? In den weiterführenden allgemeinbildenden städtischen Schulen sind zum Schuljahr 2020/2021 4429 Kinder (Vorjahr: 4334) in die Klasse 5 aufgenommen worden. Davon fanden 2254 Kinder einen Platz an einem Gymnasium, das sind mehr als 50 Prozent aller Schüler*innen. 1164 Schüler*innen wechselten auf eine Realschule und 215 besuchen jetzt die Hauptschule. 796 Kinder konnten einen der nach wie vor begehrten Plätze an den Düsseldorfer Gesamtschulen ergattern. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der die Düsseldorfer Kennzahlen vorstellte, sagt: „Düsseldorf ist eine wachsende Stadt. Entsprechend wird das gesamte Schulsystem inklusive Betreuung im Offenen Ganztag von der Stadtverwaltung kontinuierlich ausgebaut.“
Schullandschaft Düsseldorf Mit beispielsweise dem Neubau der RegenbogenGrundschule in Friedrichstadt oder dem AlbrechtDürer-Berufskolleg in Benrath gibt es in Düsseldorf einige Leuchttürme moderner Schulbauten. So ermöglichen die Räume der Regenbogenschule den Kindern das Arbeiten in sogenannten Clustern. Jüngere und ältere Schüler*innen arbeiten zusammen und helfen sich gegenseitig. Im gewerblich-technischen Albrecht-Dürer-Berufskolleg erleben die Schüler*innen in Lehrküchen, Gasträumen oder Werkstätten zukünftige Arbeitsplätze quasi unter Live-Bedingungen. Aber leider gibt es am anderen Ende der Skala auch Schulen – nicht selten trifft dieses Schicksal die Haupt- und Förderschulen – in völlig unzureichend ausgestatteten, veralteten Gebäuden, deren Betrieb allein durch das besondere Engagement der Lehrkräfte und Schulgemeinden aufrechterhalten wird.
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