Yoga Vidya Journal Nr. 41, 2020

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Bericht:

Vertrauen und Gelassenheit von Atma Martin Heim Die Welt steht Kopf. Schon seit Jahren kündigen sich große Veränderungen auf unserem Planeten an. Wer wach auf die Gesellschaft blickt, wird wahrscheinlich weniger von den derzeitigen Ereignissen überrascht sein. Ich möchte jetzt nicht die Pandemie zu weit in den Vordergrund heben, denn da ist sie schon seit Monaten. Die Medien und unsere alltäglichen Gesprächsthemen sind oftmals von denselben Inhalten gekennzeichnet. Daneben scheinen mir sämtliche Konfliktbereiche gleichzeitig mit vermehrter Intensität aufgerüttelt. Es gibt weiterhin weltweite Demonstrationen gegen Rassismus, für Naturschutz, Gleichberechtigung, um nur ein paar der vordergründigen Themen zu nennen.

Ursprung unserer Ängste

Wichtig ist für mich eher der Ursprung unserer durchaus menschlichen Ängste, die durch die derzeitige globale Lage ausgelöst werden. Die prägnanteste; die Angst vor dem Tod und dem Wandel. Aber natürlich sind auch Krankheit und Altern durchaus für die Mehrheit der Erdbevölkerung nicht gerade ein angenehmes Thema und unser Umgang mit Corona berührt viele Wunden, die im Menschen darauf warten, angesehen zu werden. Wie finden wir einen konstruktiven Umgang mit solchen beschwerlichen Themen? Viele Naturvölker finden sich eher weise mit den natürlichen Faktoren ab, welche alle verkörperten Lebewesen begleiten. In einigen Kulturen werden Totenfeste gefeiert, um den Segen der Ahnen zu erbitten und diese wiederum zu ehren. Der Tod gehört zum Leben und anstatt davor zu flüchten, gibt man ihm den Raum, welcher ihm ohnehin gebührt. Leben ist steter Wandel! Außerdem erfahren alte Menschen auch in östlichen Kulturkreisen generell hohe Wertschätzung. Diese beruht auf Respekt und auf den Erfahrungswerten einzelner, weiser gewordener Menschen, welche um Rat bei entscheidenden Fragen gebeten werden. Weise Menschen können den Ereignissen im alltäglichen Erleben vollkommener ins Auge blicken und eher Gelassenheit ausstrahlen, welche sich wie ein tiefes Vertrauen in das Sein äußert. Letztlich können wir sehen, dass lebendige, verkörperte Weisheit den Menschen im Leben am besten stützt. Doch wie hilft man dieser am besten zur Reife?

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Es ist nicht einfach in alltäglichen Handlungen Weisheit, Bewusstheit, Gelassenheit und Vertrauen zu entwickeln, gerade wenn es scheint, als stünde unsere gesamte Wahrnehmung, unser ganzes Leben auf dem Spiel. Aber man kann es auch so sehen; man darf diese Wahrnehmung aufs Spiel setzen, um deutlich zu erkennen, worum es wirklich geht. Diese Krisen sind stets neue Möglichkeiten um aufzuwachen. Ansonsten lassen wir uns von dem Tumult unseres aufgepeitschten Geistes täuschen, welcher uns dann glauben machen möchte, dass seine Ängste und Sorgen „mein Leben“ sind. Im Gehenlassen unserer begrenzenden Vorstellungen werden wir also mit etwas Übung allmählich gelassener. Wir beharren weniger auf einem festen Selbstbild und empfinden uns auf einmal mehr und mehr von grundlosem Frieden durchdrungen.

Das Tor des Vertrauens wählen

Deswegen ist es immer wieder wichtig, sich von Zeit zu Zeit den stärksten Ängsten zu stellen, wenn man nicht von ihnen beherrscht werden möchte. Wenn man spürt, dass da letztlich nichts geschieht, was lebensbedrohlich ist, bekommt man ein gewisses Zutrauen in das Leben, und man beginnt auf dem Wind des Seins mit Flügeln und offenerem Herzen zu gleiten. Man bereichert das Leben anderer, so wie man sich selber bereichert! Man kann sagen; wenn ich nicht das Tor des Vertrauens wähle, um in das Herz des Lebens einzutreten, misstraue ich noch, wäge ab und erfahre unter Umständen immer wieder denselben Schmerz der illusorischen Trennung, bis ich mich letztlich traue in das Ungewisse zu fallen. Wenn man sich also erst einmal angesichts der erwachenden Bewusstheit fragt, ob es sich lohnt den Schritt durch das Tor des Lebens zu tun, möchte ich fragen, ob die Alternative in Furcht, Misstrauen und Sorge zu leben für Dich eine attraktive, willkommene Option ist …  Atma Martin Heim hat mit etwa zwanzig Jahren die Meditation für sich entdeckt. Anfang Dreißig erkannte er den Stellenwert gelebter Spiritualität. Gerne teilt er seine Erfahrungen.


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