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YOUKI 2017 INTERNATIONAL YOUTH MEDIA FESTIVAL




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EDITORIAL

Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird. Ray Bradbury

EN ROUTE

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Ray Bradbury mag ja nicht falsch liegen mit seiner Behauptung, doch die Produkte der sogenannten Traumfabriken sollte man nicht unterschätzen – sie können ebenso fantastisch wie erhellend sein, vor allem ermöglichen sie grenzenloses Reisen durch Raum und Zeit. Im Kino genügt ein Schnitt, um die Zuschauer Tausende Kilometer weit weg zu katapultieren: in andere Städte und fremde Kulturen, auf ferne Kontinente oder gar unerreichbare Planeten. Wer im November 2017 also weder die Zeit noch das Geld hatte, um Bradburys Rat zu befolgen, und statt in aufregende Metropolen, exotische Länder, Wüsten oder Urwälder zu reisen nur einen Ausflug in die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs unternahm, konnte sein Fernweh trotzdem stillen: Die 2017er-Ausgabe des YOUKI – International Youth Media Festival zeigte im Wettbewerb 84 Filme aus 24 Ländern, darunter Beiträge aus Süd Korea, Hong Kong, den USA oder etwa Nepal – Filme, die mit oder ohne ihre MacherInnen beachtliche Strecken hinter sich gebracht hatten, um auf der Welser Kinoleinwand zu laufen.


Da es beim Reisen aber nicht immer ums Ankommen, sondern oftmals nur ums Wegkommen und ums Unterwegssein geht, richtete sich der Festivalfokus auf ebendiese Bewegung: Unter dem Titel „EN ROUTE | Unterwegs“ widmete sich das Programm unterschiedlichen Arten des Reisens – dem ziellosen Driften, dem freiwilligen Fortgehen auf Zeit als auch der unfreiwilligen Flucht auf Dauer, der Suche nach Freiheit, nach Wurzeln, nach neuer Heimat und nach Identität. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem Schiff: immer scheint eine äußere Bewegung auch das Innere in Bewegung zu versetzen, eine Verwandlung loszutreten, die den Reisenden verändert und mit neuem Bewusstsein heimkehren lässt. In eben diesem Sinne kann auch die Begegnung mit dem Bewegtbild für die äußerlich zwar regungslos im sicheren Sessel des dunklen Kinosaals verharrenden BetrachterInnen zur aufwühlenden, umwälzenden, mitreißenden Erfahrung werden: zur erhellenden Konfrontation mit dem Fremden, mit einer Wirklichkeit jenseits des Vertrauten, die die (Neu-)Entdeckung des Eigenen ermöglicht und ihn/sie als Anderen und mit verändertem Blick auf die Welt in die gewohnte Realität zurückkommen lässt. Nicht selten geht der Aufbruch aus dem sicheren Terrain der Heimat in die „weite Welt“ mit dem Prozess der Erwachsenwerdens Hand in Hand, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, mit Verlust und neugewonnener Freiheit: Wie in George Lucas’ American Graffiti (USA 1973) – eines der vielen Pro-

gramm-Highlights des letzten YOUKI – verlässt man für das Studium, den Beruf, die Liebe usw. das gewohnte Umfeld, lässt zumindest räumlich Eltern, Familie, Kindheitsfreunde hinter sich, befreit sich von festgefahrenen Denkmustern und manchmal auch von seinem alten Ich. Wo ein Abschied ist, da gibt es meist auch eine Ankunft, und nicht selten ist das Reisen und Weggehen mit Rückkehr verbunden, mit (temporären) Wiedersehen. Dank YOUKI ist auch Wels zumindest ein Mal im Jahr ein ‚Hafen’, in den man gerne einfährt, ein Ort der (Wieder-)Vereinigung – und zwar nicht nur für diejenigen, die hier aufgewachsen sind und alte Freunden wiedertreffen, sondern auch für jene, die es zum ersten Mal hier her verschlägt: in eine Gemeinschaft, die Interessen und Leidenschaften teilt, die dem Fremden aufgeschlossen begegnet, in der man sich Zuhause fühlt.

VON MICHELLE KOCH


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INHALT

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STATEMENT ZUR RETTUNG DES KULTURLANDES OÖ

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KARTE DER TEILNEHMERINNEN

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GEH’ WEITER

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HINTER DEN KULISSEN UNTERWEGS ...

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ICH PACKE MEINEN KOFFER

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YOUKI-REISETAGEBUCH

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WENN EINER EINE REISE TUT…

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IMPRESSIONEN DES ANSCHLIESSENDEN FILMGESPRÄCHS

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MIT SQUALLOSCOPE IM „EXTRAZIMMER“

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HORROR AUF DEN ZWEITEN BLICK

DIE SOUNDTRACKEMPFEHLUNG DER REDAKTION FÜR DEN NÄCHSTEN ROAD TRIP

BIOGRAFISCHE AUTOSTOPP-ERGÜSSE

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WO WILLST DU UNBEDINGT MAL HINREISEN UND WARUM?

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SECHS URLAUBSTYPEN, DIE JEDER KENNT!

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ERINNERUNGSWÜRDIGE REISEN

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VON WALEN UND YOUKIKINDERN

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GEWINNERINNEN


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STATEMENT ZUR RETTUNG DES KULTURLANDES OÖ

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Seit längerer Zeit müssen Kulturinitiativen mit stagnierenden Förderungen zurechtkommen. Das Beibehalten eines qualitativ hochwertigen und vielfältigen kulturellen Angebots ist nur durch einen hohen persönlichen Arbeitseinsatz, durch Ehrenamtlichkeit, gute Vernetzung und ein helfendes Miteinander möglich. Praktisch niemanden geht es um einen finanziellen Verdienst, den es ohnehin kaum gibt, praktisch allen geht es um eine Haltung: Kunst und Kultur ist ein lebensnotwendiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Zukünftig soll das Kulturbudget noch massiver gekürzt werden! Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem nicht noch mehr eingespart werden kann: Wenn die Kultur ausgehungert wird, müssen Initiativen zwangsläufig aufgegeben werden und verschwinden. Jahrzehnte langes Engagement und harte Arbeit zerbröseln! Zurück bleibt ein großes Loch! Gerade in Zeiten, in denen Engstirnigkeit und Kasterldenken immer salonfähiger zu werden drohen, muss in Kultur, Offenheit und Diversität investiert werden. Ohne eine vielfältige Kulturszene wäre Oberösterreich ein ödes Land. Seit 19 Jahren erweitert die YOUKI den filmischen und somit auch gesellschaftlichen Horizont der Jugendlichen – und das soll in Zukunft auch so bleiben!! Deshalb unterstützt bitte die Initiative „Kulturland retten“ mit Eurer Unterschrift!


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KARTE DER TEILNEHMERINNEN

bei 29 Filmen Filmemacher anwesend 17 aus Österreich 2 aus der Schweiz 2 aus Kroatien 2 aus den Philippinen 1 aus Deutschland 1 aus Dänemark 1 aus Israel 1 aus Schweden 1 aus Spanien 1 aus Libanon

24 Länder 84 Filme insgesamt

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die weitesten Entfernungen zurückgelegt haben die Anwesenden mit den Beiträgen aus den Philippinen, Israel und Libanon


die weitesten Entfernungen zurückgelegt haben die Beiträge aus den USA, Uruguay, Süd Korea, den Philippinen, Hong Kong und Nepal

die kürzesten Entfernungen haben die Beiträge aus OÖ zurückgelegt, davon sind 3 aus Wels


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GEH’ WEITER Also komm. Komm, geh’ noch ein Stück. Immer weiter, nur weiter. Setz den linken Fuß vor den rechten. Den Rechten vor den Linken. Den Linken nach vorne. Trage Schuhe. Einmal noch. Noch ein bisschen. Geh’ weiter. Du schaffst das. Nicht langsamer werden. Komm, geh’ weiter. Laufe ein Stück. Pass’ auf die Hürden auf. Spring’ drüber. Laufe drum herum. Kriech’ drunter durch. Werde schneller. Heb’ beide Füße gleichzeitig vom Boden. Fliege. Mach größere Schritte. Laufe ein wenig langsamer, so schnell hältst du nicht lange durch. Komm, lauf weiter. Gehen ist doch nicht so schwer. Komm weiter. Einen Schritt noch. Und noch einen. Bewege dich. Bewege deine Beine. Schau, wo du hintrittst. Geh’ gleichmäßig. Geh’ weiter. Schleiche. Hinke. Reise. Wandere. Trample. Stolziere. Tanze. Fliege. Komm, geh’ weiter. Hör nicht auf zu gehen. Wenn du stehenbleibst, ist es aus.

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VON HELENA BRUNNBAUER


HINTER DEN KULISSEN UNTERWEGS ... Das Festival ist voll im Gange und ein interessantes Programm nach dem anderen läuft über die Leinwand. Reges Treiben herrscht vor allem hinter den Kulissen. Denn während ich hier im Redaktionsraum sitze und schreibe, gehen Leute ein und aus, diskutieren, besprechen und produzieren. Das diesjährige Youki-Team ist bunt zusammengewürfelt aus Personen, die für unterschiedliche Bereiche zuständig sind, ob unter anderem Fotografie, Grafik, Schreiben, Organisation, Jury oder Technik, man ist mit Enthusiasmus und Ideenreichtum am schaffen. Der Fokus „En Route | Unterwegs“ spiegelt sich auch behind the scenes gut wider, denn alle sind ständig auf den Beinen. Sei es die Stiege hinunter, wieder hinauf ins Gästebüro oder in den Redaktionsraum, zu Jurysitzungen, etc. ... oder sei es, sich einfach auf eine Art gedankliche Reise zu begeben, um all seine Kreativität in sein aktuelles Projekt zu stecken.

VON FLORA KLEISER


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H IC E K C A P N E N I E . . . M R E F F KO t a h ion t k a n d e e n n R rI Ie e K g h U e c is O su e Y e R e b i l D im iva ? f t r n s a e l e d h F die gt: Was n Fall fe befra auf keine päck

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Ich habe immer etwas zum Schreiben dabei: Immer, wenn mir etwas auffällt, schreibe ich das auf, oder wenn ich nicht weiterweiß, schreibe ich einfach. · Ich habe immer das Handy dabei, weil man alles damit machen kann. Ich kann meine Mails checken, kann nachschauen, wenn ich was wissen will, oder Musik hören. · Shampoo! Aber eigentlich hab’ ich als erstes an Kondome gedacht! · Ein Kugelschreiber, ein Buch, eine musizierbare Platine, eine Stirnlampe, ein passendes Gutscheinheft. · Ein Zahnbürstl. · Es hat eine Zeit gegeben, da war ich im Ausland und da habe ich meinen Pass immer mitgenommen. Nicht nur wegen der Ausweispflicht, einfach nur, damit man weiß. · Auf jeden Fall ein gutes Buch: am besten von Charles Bukowski oder Ernest Hemingway.


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n e n i e l k n t e s i n i s e e a r e D e T . m it erall m m i r t n b z e a t t ü h je koc S n ’ a n b i r a sse d m h, e h n n u h n z Ic ewa it ka izbuc sche n a s Rei er, dam in Not rinkfla ane. · Gsel, T E s n p · e ü a . u l n s n i h B e e c e h , S r n c i , e ma ess ra. · E sche der. · oM r a ley- Kame Geldt l, Kalen n, Pet est e : eine weilig ekabe Bitum Great . d lang dy, La neider, Boys – lycerin Han ensch street upe, G z k Bol , Bac eine L , m 2 u . e l l o V s Hit

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Freunde! · Eine Fotokamera, um alles aufzunehmen und Erinnerungen festzuhalten. · Ein Taschenmesser und – zum Autostoppen unverzichtbar – einen Edding und einen großen Pappkarton. Und Honigwaffeln. · Leatherman, eine Kopftaschenlampe, einen warmen Schlafsack und eine 2x4-Meter Plane, Paketband, vielleicht noch ein Buch. · Eine Tafel Schokolade.


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Die SoundtrackEmpfehlung der Redaktion für den nächsten Road Trip

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WO WILLST DU UNBEDINGT MAL HINREISEN UND WARUM?

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In die 1920er Jahre auf eine riesen Gatsby-Feier! · Einmal würde ich gerne nach Kanada reisen. · Ich möchte unbedingt einmal die Polarlichter sehen. · Ich würde gerne nach Neuseeland reisen, weil es dort Kiwis gibt. · Ich möchte gerne zum Mars, weil ich Marsianer werden will. · Ich möchte gerne an den Strand, weil es dort warm ist, weil es Meer gibt, weil’s nach Entspannung, Salz und Freiheit riecht. · Ich möchte gerne mal in die Mongolei, weil ich dort noch nie war.· Ich würde gerne nach Norwegen reisen, weil Aurora aus Norwegen kommt. · Ich würde gerne nach Paris fahren, weil ich dort einen Brieffreund hab’, den ich gerne kennenlernen würde. VON AMIRIA HERRMANN UND FINN-HALVAR PETERS


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Ich würde gerne nach Australien reisen, weil ich unbedingt surfen lernen will. · Ich würde gerne nach Indien, weil es dort ganz viele Gewürze gibt. · Wels, weil ich dort Wels sagen kann, und nicht Wöls. ·Ich würde gerne einmal Wale‑Watching in der Antarktis machen, weil ich diese Tiere faszinierend finde. · Ich würde gerne nach Nimmerland reisen, weil Erwachsenwerden so ein kleines Problem ist. · Ich wünsche mir, einmal in Island zu sein, weil dort das schönste Blau existiert. · Ich würde gerne nach Amsterdam fliegen, weil es dort so viele Fahrräder gibt. · Texas, weil: peng, peng, peng! · Ich würde gerne nach Neuseeland reisen, weil ich dort noch nie war. · Ich würde gerne nach Island, weil ich die Sprache lustig finde. EN ROUTE

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Ich würde gerne mal auf eine Ranch, weil ich glaube, dass ich mich dort richtig frei fühlen würde. · Ich würde gerne nach Australien reisen, weil dort das Wetter so gut ist und ich die Tiere toll finde. · Ich würde gerne nach Belgrad „Sankt Pölten – reisen, ein Raum so leer weil ich und so grau, man da schon einmal kann dort nur geile war, aber und inspirative leider nur Sachen machen.“ für zwei Tage, und gerne länger geblieben wäre. · Ich würde gerne in die Vergangenheit reisen und noch einmal 14 sein, weil Erwach­sensein langweilig ist. · Ich will in eine heile Welt kommen, weil diese hier immer kaputter wird. VON AMIRIA HERRMANN UND FINN-HALVAR PETERS


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Sechs Urlaubstypen, die jeder kennt! Vorgestellt in einem Whatsapp-Chat

Elke

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Urla

Urlauber Rüdiger, Ulli, Elke, Sandra, W... Liebe Freunde! Ich habe es endlich geschafft, mir Urlaub zu nehmen. Aus diesem Grund wollte ich fragen, ob wir gemeinsam verreisen wollen? LG Peter-Maximilian Rüdiger Weiß nicht so recht... von wann bis wann? Von 20. Juli – 1. August, LG Ulli Super, da bin ich dabei! Da wird doch glatt mein neuer Bikini getestet :) Rüdiger Aaach keine Ahnung... da kommen die neuen Folgen von Game of Thrones raus... Ulli Spießer!

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Willi Balle rm

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Rüdiger, Ulli, Elke, Sandra, W... freier Wildbahn zu verbringen. Das wär doch was! Ulli Das wars dann wohl mit dem neuen Bikini... Willi Schade :( :D Rüdiger

Willi

https://allesistkultur.at Schaut da mal rein, sind super Angebote, LG Rüdiger Hey, Leute, wird bei mir wohl nichts... habe schon was anderes vor!


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Urlauber Rüdiger, Ulli, Elke, Sandra, W...

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Rüdiger

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Hey, Leute, wird bei mir wohl nichts... habe schon was anderes vor! Rüdiger hat die Gruppe verlassen Elke Typisch... Willi Endlich sind wir den Langweiler los! Party haaaard :) Sandra Werd einmal deinem Alter gerecht! Willi So etwas muss ich mir nicht gefallen lassen! Willi hat die Gruppe verlassen

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Ich werde mit meinen Eltern heuer in Kroatien zelten gehen. Ihr könnt euch ein Zelt neben uns aufbauen Ulli Du bist 36?! Sandra

Und du 40 und glaubts noch immer, dass du im Bikini gut ausschaust... anscheinend liegt die Weisheit doch nicht im Alter

Fazit: Überleg' dir gut, mit wem du deinen Urlaub planst! VON FLORA KLEISER, STEPHANIE MARCHER UND ANNA-SOPHIE CAMILLA POLZER


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YOUKI-Reisetagebuch EN ROUTE

ZIIIIIIIIIIEH DIR SPRACHE REIN Dienstag 21. November 2017 Das MKH hat man schon von Weitem gesehen, in den Fenstern bewegten sich beeindruckend bunte Projektionen. Die Eingangstür öffnet sich nur langsam, aber endlich bin ich drin, in dieser eigenen Welt. Sofort habe ich bemerkt, dass hier schon einiges im Gange ist: Kreatives Schaffen, die Energie des Hauses und die Vorfreude konnte ich fast mit den Händen greifen. Ich habe meine Suche begonnen, dabei hat es mich in den ersten Stock verschlagen. Dort fand ich zu meinem Erstaunen: ein Haus. Ein Haus in einem Haus, wow. Sowas gibt’s nur hier. Ich wusste nicht recht wohin mit mir, alles war ein bisschen groß, ein bisschen bunt. Im ersten Stock hab’ ich noch die Redaktion und die Küche gefunden auf meiner Suche nach dem richtigen Ziel. Und dann hingen da Skateboards von der Decke. Die haben mich so gefesselt, dass ich fast die Stiege runtergefallen bin. Ich hab’ mich dann unten weiterverirrt, bin dabei im „Extrazimmer“ gelandet. Plötzlich habe ich von weiter weg laute Stimmen gehört. Es wurde etwas verkündet! Man sprach von der Geschichte der YOUKI, von großen Problemen, schönen Momenten, Fragen wurden gestellt. Ich konnte mein Glück beinahe nicht fassen, als auf den breiten Stu-

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fen Laura-Lee Röckendorfer und Boris Schuld auftauchten. Solch berühmte Leute trifft man nur hier. Danach hab’ ich endlich mein Ziel gefunden, hat eh lang genug gedauert, die Reise war erschöpfend. Müde habe ich mich im Kinosaal 1 auf einen Platz fallenlassen. Eröffnet wurden die Filme mit dem Trailer der Youki, da hatte ich kurzzeitig fast ein wenig Angst … Ein Mädchen taucht auf. Ausdruckslos starrt sie in die Kamera. Schwarz. Ein anderes Mädchen taucht auf. Auch sie blickt direkt in die Kamera. Langsam wird klar, irgendetwas wird passieren. Die Musik verbreitet Panik, die Katastrophe steht kurz bevor. Das erste Mädchen hebt die Hand und … beginnt zu lachen. Erleichterung machte sich in mir breit. Selfietest #1. Auf eine Reise, bei der sich der Horizont dreht, wurden wir beim ersten Film mitgenommen – Hypnodrom. Immer schneller dreht er sich, bis wir am Ende wieder langsamer werden und ankommen. Der Film: beeindruckend, aber nichts für Leute mit schwachem Magen. Bier & Calippo: Ich hätte die Angst meines Lebens, wenn ich in diesen Bus steigen müsste. Die meiste Zeit hab ich mir gedacht: „Ooooh meine Göttin, kann der nicht bitte auf die Straße schauen?“


Er betrügt sie. Beide noch jung, vielleicht sechzehn? Als sie ihm erzählt, dass sie schwanger ist, brach mir das Herz. Es wirkte so nahe, das könnte jedem passieren. „Bier und Calippo!“ Der Song ist hängengeblieben, ich hab' sogar jetzt noch einen Ohrwurm. Bier und Calippo, Bier und Calippo. Alles steuert auf die Katastrophe zu: Sie trennen sich. Die Reaktion vom Vater auf ihre Schwangerschaft ist menschlich, er bemüht sich sehr um seine Tochter. Das Lachen des Kindes bringt mir die Freude zurück. Später habe ich erfahren, dass es Laura-Lees Sohn ist. Ich bin sicher, der Kleine hat eine steile Schauspiel-Karriere vor sich.

Meine Zitate des Tages: „Nachsätze trauen Vorsätzen zu wenig zu.“ „Warum wollen die alle weg?“ „Schwangerschaftstests kriegt man für 20€ auf ebay.“ „Früher war ich auch einmal jung.“

VON LENNI BRUNNBAUER


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Mittwoch 22. November

Mit Kaffee beginnt der Tag gleich viel besser. YOUKI-Geher sind anscheinend keine Frühaufsteher ;) Den Vormittag verbringe ich bei Eva und Miriam im Gästebüro. Die beiden freuen sich, mir zu erzählen, was es neben den Filmen noch so gibt: Vermittlungsprogramme für Schulklassen, Labs und Workshops – morgen beginnt ein Drehbuch-Workshop und ein Arduino-Workshop ist schon im vollen Gange. 12.00 Uhr: Endlich habe ich es wieder bis zum Kinosaal 1 geschafft. Hier beginnt gerade der 3. Block der Wettbewerbs-Filme: RUN THE WORLD – laut Erzählung ein Filmprogramm mit feministischem Kontext. Goschn (AUT 2016) hinterlässt ein beklemmendes Gefühl. Im Hotel bittet ein Mann die Putzkraft, ihm die Tür zu seinem Zimmer

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aufzuschließen. Doch im Inneren sieht sie eine Frau, sie schlägt die Tür wieder zu. Das sei seine Ehefrau, warum diese ihm nicht die Tür öffne, sei kompliziert, erklärt der Mann. Daraufhin beginnt er zu schreien, seine Frau solle ihn ins Zimmer lassen. Die dazugehörige Rezeptionistin beschließt, sich nicht weiter einzumischen, obwohl das blaue Auge der Frau im Zimmer klar macht, dass sie geschlagen wird. Ich verstehe: die Situation ist schwierig. Die Frau im Hotelzimmer hat ausdrücklich gesagt, sie wolle keine Hilfe, ist ja auch verständlich, ihr Mann wäre sicher alles andere als begeistert gewesen. Aber warum gibt es Menschen, die so ignorant sind und lieber so tun, als wäre nichts passiert? Die lieber die Augen verschließen, als für andere einzustehen?


Ein junges Mädchen, etwa 15 Jahre alt, umgeben von Männern. Ihr Reich ist im Wasser, doch die Trainer holen sie immer wieder an Land, denn dort ist ihr Machtgebiet. Das Mädchen allerdings lässt sich die Lästereien hinter ihrem Rücken nicht gefallen, sie wehrt sich. Während dem Training ihrer älteren Kollegin drängt sie sich auf deren Schwimmbahn und überholt sie sogar. Beim Gespräch mit den Filmemachern erklären diese uns den Titel: „No matter what hits her, she will go up again.“ Opdrift (DNK 2017) – im Deutschen: „Auftrieb“. Noch etwas, das es nur in den unendlichen Weiten der YOUKI gibt: junge aus Dänemark angereiste Filmemacher. Später erfahre ich, dass sogar Leute von den Philippinen da sind. Auch Israel, Spanien, Schweden und der Libanon sind unter anderem vertreten. Nach den Wettbewerbs-Filmen gibt es drei Langfilme, dafür tun mir zwar eigentlich die Augen schon zu sehr weh, aber wozu ist man denn

auf einem Filmfestival? Eindeutig nicht, um freiwillig wieder aus dem dunklen Kinosaal rauszukommen, sondern eindeutig, um stundenlang auf Leinwände zu starren! Die Vater-Tochter-Beziehung im letzten Film Paradies! Paradies! (AUT 2016) hab’ ich so berührend gefunden, dass ich sogar geweint habe. Später hat mich die Musik ins Extrazimmer gelockt, eindeutig eine gute Idee, den Instinkten zu folgen: Squalloscope hat ein wunderbares Wohnzimmerkonzert geliefert, eine beeindruckend-einzigartige Stimme. Aber noch beeindruckender finde ich, dass sie alle Songs selbst geschrieben und aufgenommen hat – sogar die Artwork für ihre Platten hat sie selbst gemacht.

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KILL THE ROAD Donnerstag, 23. November 2017

Beim Mittagessen habe ich die „Gra- super erfolgreichen Menschen und dann phikkinder“ Benjamin und Jeremias ken- kommt man drauf, dass die ja auch ganz nengelernt. Die beiden sind mir in bunten, normale Menschen sind. Und daaann vollgepatzten Overalls auf der Stiege ent- kommt man drauf, wie unfassbar nett sie gegengekommen. Wieder einmal bin ich sind und findet sie gleich noch viel toller. überrascht, wie unfassbar nett die Men- „Wast wie guad des is, wann alle zmittag schen hier sind. Gleich wurde mir erklärt, Linsen essen und dann in einen Kinosaal dass Benjamin der „good Cop“ und Jere- gehen?“ Ich kann mir nicht mal vorstelmias der „bad Cop“ ist. Sie haben mir von len, wie anstrengend es sein muss, diese ihrem Graffiti-Workshop und ihren Zielen 84 Kurzfilme in nur 3 Tagen zu schauen. erzählt. Viele Kinder seien von der Freiheit, Und natürlich danach noch richtig Spaß die sie ihnen geben, überfordert. Neben haben bei den Nightlines – das kommt den vier Stunden Freude, die sie den Kin- beinahe einem Marathon gleich. Filmemadern bereiten wollen, ist es Jeremias ge- cherInnen und CineastInnen sind sogar heimer Traum, die Kinder vom analogen noch härter im nehmen als SportlerInnen. Arbeiten mit Bildern zu begeistern. Er berichtet von herzerwärmenden Meine Zitate des Tages: Treffen mit Jugendlichen, die als Kind mal einen Workshop bei ihm besucht „My children need haben, und ihm dann Jahre später mit new shoes for their feet.“ Spraydosen an der Donauzeile entgegenkommen. Natürlich darf er dann „Von der Freiheit vor Begeisterung nicht in Tränen ausüberfordert.“ brechen – „Oh mein Gott, WIE schön ist das, das ist sooooo super!“ –, sondern muss sich cool geben. „Jo, was geht. Malt ihr da drüben?“ Maaaximal ist ein FistCheck drin. Erst wenn die Jugendlichen dann ein paar Schritte weitergegangen sind, kann er heimlich weinen, versteckt dabei aber die Tränen unter der Kapuze. Er muss ja seine Coolness wahren. Wow. Wow wow wow! Hab’ heute sogar ein Mitglied der Jury getroffen, Clara Gallistl. Da ist man so fasziniert von

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FORT FÄHRT MAN, UM HEIMZUKOMMEN Freitag 25. November 2017

Den Großteil meines Tages habe ich im Kino verbracht, nachdem ich versucht habe, die Leute dazu zu überreden, Wisperl zu kosten. Ein Obst, das zwar nicht so lecker ausschaut, aber gar nicht schlecht schmeckt. Mein absoluter Lieblingsblock – WHERE THE WILD THINGS ARE. Ein eindeutiger Touch von Fantasy und Nicht-Realem. Beim ersten Film Martien (CHE 2016) kann ich beinahe nicht aufhören zu lachen, obwohl der Einstieg eher ernst ist: In einer Tankstelle in Frankreich lässt einen das wunderbare Spiel aus Stille, übersteigerter Lautstärke, leiser Musik und Plätschern von Wasser eintauchen in die Welt von Martien, von dem nach einem Blick auf seine Hörgeräte klar ist: er ist taub. Gerade ist er gefeuert worden, sein Kollege will ihm helfen, doch wir bekommen gar keine Zeit, uns um Martien zu sorgen, auch wenn sich seit Anfang des Films das tiefe Bedürfnis in mir regt, aufzuspringen und ihm zu helfen, denn auf einmal überfallen zwei maskierte Personen die Tankstelle, während Martien die Batterien seiner Hörgeräte wechselt und davon nichts mitbekommt. Spätestens als Martien einen der Maskierten bittet, YOUKI 2017

seine Haube hochzuziehen und deutlich zu artikulieren, wird klar, das geht schief. Als dann auch noch ein Mann, dem beide Beine fehlen, dazu kommt und die Szene von Polizeigeheul untermalt wird, ist das Chaos perfekt. Genauso lustig geht es in Back den Kuchen (DEU 2016) weiter, als der Sohn den Auftrag von der Mutter erhält, für den amerikanischen Onkel einen Kuchen zu backen. Zwar ist von Anfang an das Scheitern dieses Unterfangens klar, doch erst am Ende des Films werden die wahren Ausmaße bekannt. Im Kuchen landen zwar auch theoretisch richtige Zutaten wie Mehl, Milch und Eier, allerdings die Eier mit Schale, statt Zucker kommt Salz dazu, die Geschirrspülertabs hält er für Backpulver und dann noch ein bisschen Rum. Gaaaaanz vorsichtig noch etwas drauf leeren. Nein, das war sicher zu wenig, besser die halbe Flasche. Am Ende landen der Junge und seine Familie betrunken und rülpsend am/unterm Küchentisch.


Nach Kleine Welten (AUT 2016) ist mir jedoch nicht zum Lachen. Der Vater sieht durch das Astloch in einem Stück Holz zwei Jugendliche spielen, die allerdings gar nicht da sind. Der Sohn versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er endlich mit dem Holz Ruhe geben soll, obwohl er das junge Mädchen – ich nehme an die Schwester – selber auch sieht, bis er schließlich in der Nacht das Stück in den Ofen wirft. Nun bleibt dem Vater keine Möglichkeit, die Jugendlichen zu sehen, wütend wirft er das Stück zu Boden, doch plötzlich landet ein Ball vor seinen Füßen. Der Film lässt mich mit der Frage zurück, was real ist und was nur in unserem Kopf passiert. Am Abend komme ich nach einem Mittagsschlaf gut ausgeruht wieder zurück, gerade rechtzeitig für das Programm ANGRY YOUNG WOMEN ON THE ROAD, in dem Agnès Vardas Sans toit ni loi (Vogelfrei, FRA 1985) als analoge 35mm-Kopie gezeigt wird. Der Film beginnt mit dem Tot von Mona, der Protagonistin. Im Folgenden werden die letzten Wochen ihres Lebens er-

zählt, wobei merkbar nicht die Suche nach dem Grund für ihren Tot im Vordergrund steht, sondern die Frage, welche Spuren ein Mensch, den niemand vermisst, nach seinem Tot hinterlässt. Die Stimmung des Films ist einzigartig, das liegt sicherlich auch daran, dass klar erkennbar ist, dass dieser Film nicht digital ist. Alle 20 Minuten wird die Leinwand für einige Sekunden schwarz, weil die Filmrollen miteinander verbunden wurden und diese Klebestellen auch durchlaufen müssen. Film-feeling der besonderen Art.

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WENN EINER EINE REISE TUT…

... so kann er/sie nicht nur was erzählen (Matthias Claudius), sondern er/sie hat für diese Reise meist auch seine ganz eigenen Gründe. So auch die drei YOUKI-treuen Jungfilmemacherinnen Lisa Weber, Iris Blauensteiner und Kurdwin Ayub, die im Programm ROAD TO ROOTS am Mittwochabend ihre Dokumentarfilme präsentierten.

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YOUKI 2017

Sitzfleisch In Sitzfleisch (AUT 2014) unternimmt Lisa Weber mit ihrem erwachsenen Bruder und ihren Großeltern einen Roadtrip zum Nordkap – dabei geht es ihr weniger darum, den nördlichsten Punkt Europas zu erreichen, für Lisa ist vor allem der Weg das Ziel. Ohne ausgetüfteltes Konzept, aber mit Würstchen von Zuhause, musikalischer Begleitung von den Lieblings-Schlagern der Großeltern und im Dauerdunst von Opas Tschick, richtet die Filmemacherin und Enkelin die Kamera nicht auf die vorüberziehenden Landschaften oder die fremden Städte, die passiert werden, im Fokus steht die Fahrgemeinschaft, die zwischenmenschlichen, nicht immer einfachen Beziehungen: zwischen dem beinahe seit 50 Jahren verheirateten Ehepaar und zwischen den Generationen. Für die Filmemacherin ein erhellender Blick auf die eigenen Wurzeln, für das Publikum ein entwaffnend offener Einblick in die privaten Konstellationen, Konflikte und Dynamiken der Familie Weber, der eine Mixtur aus Gefühlen freisetzt, die einem aus dem eigenen Familienleben vertraut sind: verschrobener Witz, peinliches berührt sein, Traurigkeit und tiefe, liebevolle Verbundenheit.


Paradies! Paradies!

Rast Iris Blauensteiner widmet sich in Rast (AUT 2016) den Orten, die fern des Zuhauses liegen: einer Raststätte und einem Campingplatz an der Donauufer Autobahn. In strengen Tableaus porträtiert Blauensteiner die Urlauber und Arbeiter, deren Reisen an diesen Transitorten freiwillig oder unfreiwillig unterbrochen werden, sobald die Fahrzeuge stillstehen: Wohnmobile, die ihr Urlaubsziel erreicht haben, und LKWs, die wegen festgesetzter Lenkzeiten und Fahrverboten an Sonn- und Feiertagen rasten müssen, werden zum beengten Ersatzzuhause auf Zeit. Blauensteiner bekommt von den Bewohnern intime Einsichten in die mobilen Behausungen, in Rituale und persönliche Geschichten: ein Leben on the road bringt nicht nur Freiheit und fortwährende Bewegung, sondern auch Einsamkeit und Stasis mit sich.

Back to the roots heißt es auch in Paradies! Paradies! (AUT/IRQ 2016): 1990 als Kurdin im Irak geboren, floh Kurdwin Ayub 1991 mit ihrer Familie aus dem Irak nach Wien. Beinahe ein viertel Jahrhundert später reist sie gemeinsam mit ihrem Vater Omar, der sich in der alten Heimat eine Wohnung für seinen Lebensabend kaufen will, nach Kurdistan. Während Omar diesen Ort zunächst patriotisch als Paradies auf Erden glorifiziert und mit guten Erinnerungen an eine vergangene Zeit auflädt, bleibt Kurdwin – nicht zuletzt auch dank der Kamera, die der Filmemacherin als eine Art Schutzschild dient – distanziert und verhandelt die ihr unzugängliche und teilweise Unbehagen auslösende Umwelt mit bewusst naiven und ironischen Brechungen, die die Kluft zwischen Ideal und Realität der irakischen Lebenswelt aufdecken. Nicht erst an der Kampfzone von Peshmerga mit dem IS, sondern auch inmitten ihrer kurdischen Familie, ihren Großeltern, Tanten und Onkeln, scheint Kurdwin sich unbeheimatet zu fühlen. In einer fremden Kultur mit fremden Gepflogenheiten und einer Sprache, die sie nicht beherrscht, stellt sie sich die Frage, die auch Omar sich immer mehr eingestehen muss: Was ist Heimat? Und wo genau ist sie? Paradies! Paradies! ist ein intimes, stellenweise skurriles und ernüchterndes Generationen-Porträt, das kulturelle Ver- und Entwurzelung sowohl als individuelles Familienschicksal und zugleich als Massenphänomen des 20. und 21. Jahrhunderts spürbar werden lässt.

VON MICHELLE KOCH


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Impressionen des anschließenden Filmgesprächs

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YOUKI 2017


Ein langer Tag voller Wettbewerbsbeiträge und anschließend ein noch längerer Abend mit dem ROAD TO ROOTS-Filmblock. Bei so einem Sitz-a-thon gibt’s fast keine Luft zum Durchschnaufen. Sitzfleisch (Lisa Weber, AT 2014), Rast (Iris Blauensteiner, AT 2014) und Paradies! Paradies! (Kurdwin Ayub, AT/IRQ, 2016) machen als Dreierpack aber Sinn, noch mehr in genau dieser Reihenfolge, und am meisten tatsächlich erst im Anschluss an die illuminierenden Gespräche mit den Künstlerinnen. Das Trio beginnt mit einer irrwitzig-persönlichen Reise in die Ferne, bietet noch kurz eine thematische Atempause, und kommt dann endlich groß mit einem Besuch in die Heimat ans Ziel. Viel gibt es zum Lachen und das Publikum selbst ist lustig heute. Dann halten alle die Luft an, bis jemand auf der Leinwand hoffentlich wieder die Spannung löst. Manch einem sind bei der Fragenrunde von Sitzfleisch und Paradies! Paradies! die Lacher von vorhin vielleicht wieder hochgekommen und binden ihnen nun einen unangenehmen Knoten im Rachen. Kontext ist alles. Ich hätte an beide Künstlerinnen mindestens eine Frage, nun kommen sie mir aber zu persönlich vor? Sie bekommen Fragen von anderen Leuten im Publikum gestellt und beantworten dabei auch nichtsahnend meine eigenen.

Gestik, Mimik, Sätze die plötzlich abbrechen, Dinge, die gefragt, aber umgangen werden, und Worte, die nicht gesagt werden, beantworten alle meine unangenehm intimen Fragen, die ich nicht mehr formulieren muss. Die Regiesseurinnen rücken ihre Projekte in den Kontext der Reise hierhin und von hier weg in die nahe Zukunft. Rast zeichnet sich von den anderen beiden im Sinne seiner Interpersonalen Wahrnehmung ab. Wir sind „nur“ zur Beobachtung, vielleicht Befragung, und die Einblicke, die wir in das Leben der rastenden LKW-Fahrer, Camper und jeglicher anderer machen, sind vergleichsweise kurz. Trotzdem war auch hier der persönliche Bezug da; als Immigrantin, dessen Elternteil früher selbst BerufsfahrerIn war, wird hier nun eine Wissenslücke geschlossen, der ich mir bis dato nicht wirklich bewusst gewesen bin. Wer wird vom gewohnten, langen Alltag am Rastplatz erzählen, wenn es die außergewöhnlichen, kurzen Eindrücke sind, die sich viel besser zu einer spannenden Story ausschmücken lassen? Das allgegenwärtige, gespannte Verhältnis zwischen den un/freiwilligen Migrations- und Alters-Generationen im Kontrast zu all den Menschen, die zurückgelassen und wieder besucht werden, ist ein zuordenbarer Schmerz, eine familiäre Krise, und auf jeden Fall eine der Formen des Unterwegsseins.

VON KATARINA NAHTMAN


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MIT SQUALLOSCOPE IM „EXTRAZIMMER“

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Die Leute besprachen die Abendvorstellung und bestellten sich nacheinander Getränke. Man konnte von einer gewissen Unruhe im „Extrazimmer“ sprechen. Doch dann trat eine junge, schöne Frau ins Licht der einzigen Lampe im Raum. Alle Blicke waren nach vorne gerichtet und es wurde still. Keiner wollte etwas sagen oder sich auch nur bewegen. Sie holte tief Luft und begann ihre eigenen, persönlichen Geschichten zu singen. Die Zuhörer, die sich am Anfang noch nicht so sicher waren, ob sie den Abend im Medien Kultur Haus verbringen, wurden bereits beim allerersten Ton überzeugt. Es ist von keiner anderen die Rede als von der Klagenfurterin Anna Kohlweis, die sich unter den Pseudonym Squalloscope am gestrigen Abend im Medien Kultur Haus die Seele aus dem Leib gesungen hat. Für mich war dieses Konzert ein weiterer Punkt, der mir klargemacht hat, dass die YOUKI 2017 unvergesslich wird.

VON ANNA-SOPHIE CAMILLA POLZER


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HORROR AUF DEN ZWEITEN BLICK

Ein Horrorkurzfilm schafft es dieses Jahr, den Zeitgeist erschreckend gut zu treffen. In den NIGHTMARES-Block, der thematisch Schauerge­ schichten verschiedenster Art am Mittwoch präsentiert hat, schafft er es aber nicht. Stattdessen ist er Teil des krönenden, 5-teiligen Abschlusses der Wettbewerbs­ blöcke der YOUKI 2017: DROP IT LIKE IT’S HOT.

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Taste of Love (Paul Scheufler, AUT 2017), La Última Virgin (Bàrbara Farré, ESP 2017), Gone Went Gone Fuck Shit Fuck (Lisa Zielke, AUT 2017), Fucking Lejemordere i telefonbogen (August Aabo, DNK 2017), und Gib der Katze Milch (Max Gleschinski, DEU 2017) bilden das Schlussquintett, welches unter dem Banner „Coming of Age“ Sex, Sexualität und Selbsterforschung thematisiert. Während Taste of Love (der wohl ästhetisch ansprechendste und allegorisch spannendste Beitrag dieses Blocks) und Gone Went Gone Fuck Shit Fuck als zwei der raren Einreichungen mit LGBT+ Interesse leger die Regenbogenflagge wehen lassen, konzentriert sich La Última Virgin auf das Konzept der Jungfräulichkeit und die Komplexität des sexuellen Konsenses. Bleiben noch zwei Kandidaten übrig, und


einer von ihnen ist der Horrorfilm. Der andere sieht nur aus wie einer. Gib der Katze Milch lässt mit seinem eleganten Umgang mit Schatten das Herz in Schwarz-Weiß höherschlagen, weil er visuell einfach an Horrorklassiker erinnert, an einen Noir, oder modernen Kulthorror wie Nadja (1994) und A Girl Walks Home Alone At Night (2014). Das Blut in den Adern gefrieren zu lassen schafft er aber nicht, will er vielleicht auch gar nicht. Bei der letzten Szene haben sich viele im Publikum aber hörbar geekelt, am lautesten die Herren. Da war es nur noch Fucking Lejemordere i telefonbogen (eng.: Fucking killas on speed dial). Ich kann mir denken, wieso dieser Short in genau diesem Block gelandet ist. Objektiv macht das Sinn, es geht um Sex und das Teenagerdasein. Einen männlichen, weißen, wütenden Teenager, der glaubt, die Welt schulde ihm etwas. Vor allem die Freundin seines Peinigers, denn er selbst ist ein netter Typ und

weiß, was für sie am besten wäre, wenn nur sie es auch sehen könnte! Und er nimmt sich genau das, was ihm seiner Meinung nach zusteht, tanzt (bildlich und wörtlich) bewaffnet bei einer Party an und zwingt das Mädel, das ihn vorher mehrmals abserviert hat, mit ihm zu tanzen, zu knutschen, ihren „Fehler“ einzusehen. Sein Peiniger hat nun Respekt vor dem Protagonisten, und letzterer ein neues Selbstbewusstsein. Happy End. Ich grüble seither, ob der Kurzfilm als Kritik an gegenwärtiger „wütender-junger-Weißerwill-was-ihm-zusteht-und-holt-es-sich-mit-Gewalt“-Thematik gemeint war. Oder vielleicht doch als reine Power-Fantasie, mit der sich selbst ernannte „nice Guys“ – „nette“ Kerle, die Frauen hassen, weil jene doch nur mit Arschlöchern zusammen sein wollen – gut identifizieren können. Und das war einer der Aspekte, der Fucking Lejemordere i telefonbogen für mich in die Horrorsparte schiebt, das Unwohlsein, die Realitätsnähe, der Fakt, dass andere junge weiße Männer sich mit dieser Wut identifizieren können und ihnen der Protagonist sympathisch erscheinen kann (einige befürwortende Lacher im Publikum). Auch visuell spricht einiges für Horror, die harschen Schnitte, die Ambiguität, das mulmige Gefühl, dass der Typ auf der Leinwand gleich explodiert und ein Massaker veranstaltet. Wenn es so etwas wie ein Prequel im Geiste gibt, ist Fucking Lejemordere i telefonbogen das vielleicht für American Psycho (2000). Dass Jakob genauso gern wie Patrick Bateman das Bein in Situationen schwingt, in denen ihm seine Opfer komplett ausgeliefert sind, kann aber auch reiner Zufall sein.

VON KATARINA NAHTMAN


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Biografische Autostopp-Ergüsse Teil I Die große Ära des Autostoppens ist vorbei. Sagt mein Vater. Bei mir hat es aber trotzdem immer funktioniert. Also, meistens auf jeden Fall.

Das seltsame am Autostoppen ist, dass es in Erzählungen, auf Bildern und in Filmen eigentlich immer abenteuerlich und leiwand wirkt. Obwohl es oft einfach nur daraus besteht, an irgendeiner scheiß Straße mit einem zerfallenden Pappschild zu stehen und zu warten. Und das gegebenenfalls Ewigkeiten. Autostoppen ist behaftet von alter Romantik. Von Freiheit und Abenteuer, ‚Wildnis‘ und dem ‚Ungewissen‘. Aufregend. In der Realität habe ich es manchmal als beflügelnd und schön empfunden, manchmal aber auch einfach als nervenaufreibend und anstrengend. Hier also einige Auszüge meiner bisherigen glanzvollen Autostopperinnen-Karriere:

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Biografische Autostopp-Ergüsse von Lena

Wir befinden uns fünfzig Kilometer östlich der schwedischen Stadt Jönköping auf einer Autoraststätte. Seit zwei Stunden stehen wir da, unser Schild mit der Aufschrift ‚Stockholm‘ hochhaltend. Neben uns die überfüllten Tramperrucksäcke. Wir haben im Raststations-Shop bereits grüne Zimtschnecken als Jause gekauft, weil sie am billigsten waren. Es fahren viele Autos von der Raststätte auf die Autobahn auf, aber niemand nimmt uns mit. Manche winken uns kurz zu oder schenken uns seltsame Blicke, oder sie geben uns irgendwelche Zeichen, die bedeuten sollen, dass sie uns gerne mitnähmen, aber leider das Auto voll haben oder in eine andere Richtung fahren. Es wird Abend und kühl. Ich kundschafte die Umgebung bereits nach einem Schlafplatz aus. Warum nimmt uns niemand mit!? Es wird dunkel. Ich gehe aufs Klo und als ich wieder rauskomme, macht Rupert den Vorschlag, es doch noch auf der anderen Seite der Raststation zu versuchen. Dort gibt es auch eine Autobahnauffahrt. Aber ‚nachdem es die ist, von der wir hergebracht worden sind, nehmen wir nicht an, dass es dort sinnvoll wäre, zu stoppen. Nach zwei Sekunden hält ein großer Bonzenwagen

an. Der Fahrer sagt, er fahre nach Stockholm, wir könnten einsteigen und mitfahren. Wir freuen uns. Wir sind, ohne es zu wissen, drei Stunden an der falschen Auffahrt gestanden. Der Fahrer ist der ‚Boss‘ in seiner Firma und freut sich, jungen Menschen zu helfen. Er erwähnt immer wieder und wieder, dass er der ‚Boss‘ in seiner Firma sei. Das Innere des Wagens ist extrem ausgestattet, wir sitzen wie auf dem bequemsten Sofa der Welt, tratschen mit dem Fahrer (hab ich schon erwähnt, dass er der ‚Boss‘ in seiner Firma ist?) und zwingen unsere Augen, in der wärme des Wagens nicht zuzufallen. Nach einiger Zeit halten wir an einer Raststelle an und er kauft uns Kaffee und Zimtschnecken, aber normalfarbene. Weil er der ‚Boss‘ in seiner Firma ist. Ich freue mich. Rupert mag keinen Kaffee, muss aber trotzdem einen nehmen, weil der Fahrer eben der ‚Boss‘ in seiner Firma ist und ein ‚Nein‘ zu Kaffee nicht akzeptiert. Kurz nach Mitternacht erreichen wir Stockholm. Der ‚Boss‘ verabschiedet sich beschwingt von uns. Wir freuen uns den Haxen aus, dass wir es doch in einem Tag bis nach Stockholm geschafft haben.

VON LENA STEINHUBER


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abe!

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sg Sonderau

Diesmal

als Thea

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Biografis che Autostop p-Ergüss e

Teil II

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Akt 1 Szene 1 Personen: L R Opa Div. Autofahrer/innen (kann mit Statist/innen besetzt werden)

Zwei junge Leute (L und R) stehen mit ihren überdimensionalen Rucksäcken irgendwo nördlich von Helsinki neben einer Straße. Sie strecken ihre Daumen in Richtung Norden und lächeln jede/n vorbeifahrende/n Autofahrer/in übermäßig freundlich an (ein wenig verzweifelt). Sie wollen in die Stadt Lahti. R ist zuversichtlicher als L. L: Mah, es bleibt einfoch neamt steh‘n! R: Ja, wart ma noch a bisserl, es kommt sicher nu wer. L: Jo, mia kinnan eh nix anderes tun als warten. Von da komm‘ ma eh ned weg, wenn uns koana mitnimmt. Die Autofahrer/innen, schauen die beiden beim Vorbeifahren verständnislos und genervt an. L setzt sich grantig auf den Boden. R streckt weiterhin den Daumen raus. R:

Schau amoi, der Opa da.

Ein alter Mann bleibt mit seiner Karre bei den beiden stehen. L und R springen freudig auf und hasten zu ihm. Er spricht eine Mischung aus Finnisch und Deutsch. Sehr konfus. L und R werfen sich Blicke zu, die zeigen: ‚Nein, wir fahren nicht mit dem Opa mit.‘ L: Nein, nein danke ... Kuusi ... No, we wait ... Nein danke ... Nein wir wollen nicht mit ... Nach einigem reden fährt der alte Mann weiter. Nach weiterem langen Warten: R: Hätt ma doch mit dem mitfoan solln?? L: Jo ... I woas ned ... Hm. Is eh wurscht. Mah, i wünsch ma dass uns jetzt wer mitnimmt ... R: Hee, da is der Opa wieder. Der alte Mann kommt wieder mit seiner alten Karre angetuckert und bedeutet L und R, er könne sie ein Stück in Richtung Lahti (wo die beiden hinwollen) mitnehmen. Nach einigem Zögern steigen sie ein. R als Beifahrer, L hinten. Die Rucksäcke passen fast nicht ins Auto.

VON LENA STEINHUBER


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Akt 1 Szene 2 64

Im fahrenden Auto. Während der Fahrt redet der alte Mann auf Finnisch-Deutsch-Englisch, dass er L und R zur alten Autobahn bringe, weil es da besser ginge, Autozustoppen, weil die Leute da nicht so schnell fahren. L:

(mit fragendem Blick zu R) Ähh ... Wir wollen auf der Autobahn nach Lahti. Lahti, yes? Autobahn?? No, not old Autobahn, NEW Autobahn bitte ...

Sie kommen auf die alte Autobahn. Außer dem Auto des Opas ist weit und breit kein Fahrzeug zu sehen. Sie zeigen ihm in seinem Auto-Atlas von 1995, wo sie hinwollen. Er redet Unverständliches. Er sagt ihnen irgendwie mit seinem drei-Sprachen-Mix, dass er ihnen den Deutschen Soldatenfriedhof hier neben der Straße zeigen will. Sie schauen den Friedhof vom Auto aus an. Er redet Unverständliches. Opa: Ich habe Zeit, Zeit ... You young, I help ... Ich gerne ... mkdjmpfiowerjhfgj kefnkwejüeuighfnvwjnfuuii (im Falle einer Theaterinszinierung möglichst echte finnische Wörter).

Sie fahren weiter.

L: Fahren sie in Richtung Lahti? Opa: Lahti, halbe Strecke Lahti, Lahti .......... (Zeigt auf eine mit Stacheldraht umzäunte Strafanstalt)

Hier war mein ... Sohn ... Also, Arbeit ...

L und R sehen sich erstaunt über den Spiegel an.

R: Aha. Opa: Mein Sohn Elektriker ... Arbeitete ... Hier installierte ... L: Ach so.

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Sie fahren weiter.


Akt 1 Szene 3 Im Auto. Bei einem Parkplatz bleibt der Opa stehen und sagt (umständlich und in drei Sprachen), hier sei ein See. Er fragt (umständlich und in drei Sprachen), ob L und R mit ihm in die Finnische Sauna gehen wollen, es sei eine sehr gute Sauna. R: Ähh ... Nein danke ... L: Neinneinnein no, wir wollen nach Lahti, nicht in die Sauna. L A H T I. Opa: Nicht Sauna?... jkrfgnhibpvjkmfjgerwmküüääiiiuuu no? ... Okay ...

L und R steigen aus.

L: Mah Oida ... Jetzt sind ma irgendwo. R: Ja ... Glaubst, find ma heit nu wen der uns mitnimmt? L: Keine Ahnung ... bis jetzt hat‘s ja net so guat funktioniert ... R: Ja, irgndwie is in Finnland echt nu schwieriger als in Schweden ...

Der Opa steigt auch aus und breitet ein großes weißes Papier auf der Motorhaube aus, auf dem ausgedruckte Bilder aufgeklebt sind. Er zeigt es L und R. Opa: Meine Verwandten ... Großmutter ... Familie ... Stimmungsumschwung von L und R. Sie sind plötzlich nicht mehr genervt vom Opa. Sie sehen sich die Bilder an. Der Opa erzählt ihnen einige Dinge über seine Verwandten. Er erzählt, er habe das Plakat mit seinem Bruder gemacht. Nach einer Weile verabschieden sie sich. R: Okay. Irgendwie nett, oba irgendwie scheiße. Wos mach ma jetzt? Sie versuchen weiter zu stoppen. Schlussendlich nimmt sie niemand mehr mit und sie müssen mit dem Bus wieder zurück nach Helsinki fahren, um von dort aus weiter Richtung Lahti zu kommen. L: Oida, irgndwie ham ma jetzt an ganzn Tag verschissn. R: Naja, wir haben an echten finnischn Opa kennenglernt. L: Hm.

Vorhang. Ende.

ILLUSTRATION VON HANNA HERCEG, TEXT VON LENA STEINHUBER


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Eine Sammlung der schönsten und schlimmsten Urlaubserlebnisse unserer YOUKI-Gäste und -MitarbeiterInnen

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Erinnerungswürdige Reisen

„Mein schlimmstes Erlebnis war die Matura-Reise nach Gran Canaria. Da waren Kakerlaken im Zimmer und ich hatte einen so starken Sonnenbrand, dass ich fast gespieben hab’ – und das nicht vom Alkohol. Meine schönste Erinnerung ist ein Urlaub als Kind mit meinen Eltern.“ THERESA „Die Pizza in Italien war das Beste!“gfhfhgfhgf ANDREAS UND DANIEL SIND SICH ABSOLUT EINIG

„Ich hab’ ein schlimmes Urlaubserlebnis, aber das ist zugleich mein romantischstes, weil ich mich am liebsten daran erinnere, obwohl ich es eigentlich gar nicht so wirklich miterlebt hab’, weil ich damals erst drei Jahre alt war: Wir sind mal von der Polizei über einen Berg gejagt worden, als ich mit meiner Familie und mit Freunden unerlaubterweise wildcampen war in Griechenland. Wir wurden dann von der Polizei über einen ganzen Berg gejagt. Und ich musste aufs Klo – alle sind schon geflüchtet, nur meine Mama und ich haben uns hinter Büschen direkt neben den Polizisten versteckt und dort gewartet, bis sie weg waren. Aber wir sind alle entkommen. Infolge dessen ist es richtig schlimm weitergegangen: Wir sind dann in eine Pension und dort gab es Fledermäuse. Die Besitzer der Pension haben die Fledermäuse getötet und die Löcher, in die sie immer reingeflogen sind, mit Taschentüchern zugestopft. Das ist meine schlimmste Erinnerung“ LAURA

„Das prägendste Erlebnis war mein Bergsteigen in Nepal. Nach zehn Tagen gehen ohne Strom und Internet, nur umgeben von Fels und Natur, passiert schon sehr viel mit einem: Nicht nur die äußere Landschaft verändert sich, sondern auch die innere, die Konzentration auf einen selbst: Das Loslassen vom Alltag und das Ankommen im Wandern. Das schlimmste Erlebnis hatte ich mit einer Freundin, mit der ich durch Rumänien gereist bin: Sie wurde am helllichten Tag sexuell belästigt. Ich war zu dem Zeitpunkt aber gerade einkaufen und nicht für sie da. Das war ein sehr unschönes Erlebnis – für sie noch schlimmer, aber auch für mich im Nachhinein –, das den Urlaub sehr überschattet hat.“ ANDI

„Ich bin mit meinem Freund nach Hamburg gefahren, weil ich mir ein Grimes-Konzert anschauen wollte. Wir sind mit dem Flixbus gefahren, das war eine extrem lange und anstrengende Reise. Wir waren im Februar unterwegs, in Hamburg war es extrem kalt, wir hatten aber kein übertrieben warmes Zeug dabei, was bedeutet, dass wir immer gefroren haben. Unser Hotel war auf der Reeperbahn, ein ehemaliges Bordell. Es war relativ billig und ich fand, das war ein netter Gag. Im Prinzip waren dort aber nur eklige Männer einquartiert, die mit dem Tourbus auf die Reeperbahn gekommen sind. Die Reeperbahn an sich war schon interessant zum Anschauen, alles so bunt. Auch das Konzert, das in einer schönen Location stattgefunden hat, die an einen kleinen barocken Theater„Das tollste Erlebnis war die Fahrt mit der Fähre raum erinnert hat. Am nächsten Tag hatten wir nach Schweden und unser Besuch im Lego- kein Zimmer mehr, unser Bus ging aber erst um land in Dänemark.“ SIMON 2 Uhr nachts. Keine Ahnung, warum ich das so VON MICHELLE KOCH


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geplant hab’. Wir sind die ganze Zeit herumgewandert und hatten schlussendlich kein Geld mehr. Mein Papa hat mir dann Geld geschickt, von dem wir spontan ins Kino gegangen sind, um uns Death Pool anzuschauen. Der Kinobesuch war eigentlich das Spannendste der Reise, weil das Kino ein uraltes Theater war, das Originalfassungen gezeigt hat. Aber dann, zwischen 23 und 2 Uhr, kam die schlimmste Zeit: Es war unglaublich kalt, wir wussten nicht, was wir noch machen sollen, weil wir nirgends mehr rein gehen konnten, also sind wir nur noch um den Busbahnhof herumgeschlichen. Es war zur Flüchtlingszeit. Wir haben eine Flüchtlingsfamilie gesehen mit einem kleinen Mädchen, das sich vollgepinkelt hatte. Die Mutter hat versucht, die Hose zu wechseln, und es war so kalt. Das war so schlimm. Der Bus kam dann natürlich zu spät. Wir haben uns überlegt, ob wir irgendwo in einer warmen Hotellobby warten können, aber als wir Richtung Eingang gingen, kam schon der Portier auf uns zu, um uns den Weg abzuschneiden, weil er gesehen hat, dass wir kein Geld haben. In der Früh sind wir in Wien angekommen und ich musste am gleichen Tag noch arbeiten. Und wir haben den Zug von Wien nach Wels verpasst und hatten dann kein Geld mehr für ein neues Ticket. Mein Freund konnte dann fast nicht mitfahren, also hab’ ich einen Nervenzusammenbruch gekriegt, weil ich ihn nicht allein zurücklassen wollte. Sein Vater hat ihm dann Geld geschickt und wir sind heimgefahren. Eine aufreibende Reise – alles für ein Konzert.“ HANNA „Der schlimmste Urlaub war, als wir bei unserer Oma waren und uns alle zerstritten haben. Das schönste Erlebnis war meine Solo-Kurzreise nach Prag. Das war voll schön, weil ich immer dachte, dass ich nicht allein sein kann, ohne mir dann selbst auf die Nerven zu gehen. Aber ich hab’s mit mir allein gut ausgehalten – auch wenn’s nur ein paar Stunden waren, aber das war großartig.“ NINA

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„Meine furchtbarste Reise war die Matura-Reise nach Kroatien – „Segeln echt oarg“ hat das geheißen, das ist so was wie Summer-Splash, nur auf dem Segelboot. Das ist eigentlich voll die schöne Landschaft dort, aber es hat so Partyboote gegeben und wenn man zum Boot schwimmen wollte, musste man in der Bucht durch die Kotze der Besoffenen schwimmen. Deshalb hab’ ich auf der Reise dann auch das Alkoholtrinken boykottiert irgendwann, weil ich es so eklig gefunden hab’ – und das heißt was!“

gefragt, ob er sie entfernen kann. Der hat sich das angeschaut, kam mit einer großen Dose Insektenvernichtungsspray zurück und machte die Tür zu. Dann hörte man ihn sprühen: Pfff ... Pffffff ... Pfffffffffffff! Kurze Pause. Pfffffffffffffff ... Pfffffffffffffffffffffffffffffffffffffffff! Noch eine Pause. Dann: Bam, bam, bam, bam, bam!! Er hat die Kakerlake mit der leeren Sprühdose erschlagen.“ BORIS

„Ich habe nicht einen schönsten Urlaub erlebt, sondern eine ganze Reihe. Seit ich 3 Jahre alt bin, fahren meine Eltern mit uns in eine kleine „Ich war mal mit meiner Freundin länger in Asien Wohnung in Kirchberg in Tirol, jedes Jahr im unterwegs und wir wollten nach Burma, also Winter zum Skifahren und im Sommer zum Myanmar. In jedem Reiseführer, jeder Infobro- Baden, Spazieren und Faulenzen. Zwar gibt schüre und Reisewarnung stand, dass das es dort nicht mehr so viele spannende neue Geld, das man mitbringt, in einwandfreien, Dinge, weil wir eben schon seit 15 Jahren in druckfrisch gebügelten 100-Dollar-Noten sein den gleichen Ort fahren, aber es gefällt uns muss, weil man sonst einfach nichts bekommt. immer noch so gut dort, dass wir, als wir letztes Erst haben wir in Bangkok den falschen von Jahr überlegt haben, mal wo anders hinzufahren, zwei Flughäfen erwischt, sodass es zeitlich beschlossen haben: Da kann es nie so schön schon knapp wurde. Am richtigen Flughafen sein wie in Kirchberg, wir fahren lieber immer haben wir an mehreren Bankomaten erfolglos dort hin!“ LENNI versucht, Geld abzuheben, und standen dann vor der Wahl: entweder in den Flieger hüpfen und schauen, wie wir dann zu Geld kommen, oder einfach umbuchen. Wir haben uns fürs Flugzeug entschieden. Als wir ankamen, hatten wir folglich kein Geld, aber wir hatten insofern Glück, weil einen Tag vor unserer Ankunft der erste Geldautomat in Burma aufgesperrt hatte. Zu dem sind wir dann hingefahren und haben Geld abgehoben ... und dann hab’ ich dort meine Kreditkarte steckenlassen. SARAH

Eine andere Geschichte mit schöner Situationskomik gibt es ebenfalls von dieser Asienreise: In Kambodscha haben wir eine billige Absteige gefunden. Uns hat eh schon nichts mehr abgeschreckt, wie waren einiges gewohnt und mittlerweile schon geeicht auf Kakerlaken, aber dort im Klo war wirklich ein großes Ding, ein Mutant. Also haben wir den Hostelbetreiber

VON MICHELLE KOCH


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Impressionen zum Filmblock HOME:

Sie packen ihren Koffer und nehmen mit … Kleider, auf die man gut projizieren kann – Grenzen …? (R: Liza Darab, BRG Landwiedstraße. Klasse 7A, AUT 2017) Ihr Leben – A Story of Emigration (R: Stephanie Koussa, LBN 2016) Einen Kohlestift – „” (R: Markus Lerchbaum, AUT 2017) Die Kindheit – Between Lands (R: Lore Rinsoz, CHE 2017) Ein Kalb – Ananta Yatra (R: Sunil Pandey, NPL 2017)

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YOUKIs Kurzfilmblock HOME beschäftigt sich mit Migration, Grenzen und Isolation. Die hinteren Reihen im Kinosaal 1 sind fast ausschließlich von SchülerInnen besetzt. Gut so. Viele der Kinder, die in den Filmen vorkommen, müssen bereits im Kindergartenalter der Realität des Krieges ins Gesicht sehen, also sind die Jugendlichen im Saal nicht „zu jung“, um sich mit den schweren Thematiken auf der Leinwand auseinanderzusetzen. Ohne Krieg aufzuwachsen ist ein beinahe ausschließlich westliches Privileg, und damit kommt die Verantwortung, nicht die Augen vor aktueller, globaler Realität zu verschließen. Den zwei Parabeln „“ und Ananta Yatra hätte mehr Kontextualisierung geholfen, weswegen die Abwesenheit der Filmemacher umso deutlicher aufgefallen ist. Ob die Geschichten tatsächlich erfolgreich ihre Nachrichten an das Publikum transportieren haben können? Einer der Filme hat zumindest großen Anklang bei der Jury gefunden; für mich persönlich eines der cinematografischen YOUKI-Highlights. Vielleicht umso überraschender, dass Grenzen…?, der mit Abstand abstrakteste Beitrag, gleichzeitig auch so geradlinig und konzeptuell klar ist, dass ein Input der FilmemacherInnen nicht gefehlt hat. Zum Glück ist nach dem treffenden Schlussstatement der letzten Körperprojektion noch schnell Zeit gewesen, während des Abspanns eine Träne wegzudrücken.

Die RegisseurInnen von A Story of Emigration und Between Lands sind zu unserem Glück zugegen und beantworten schüchterne Fragen eines Publikums, das sich nicht recht traut, tiefer auf die Flüchtlingsthematik der beiden Kurzfilme einzugehen. Die beiden Fragerunden bleiben oberflächlich. Trotzdem bekommen wir guten Aufschluss über den Verbleib der Menschen, die porträtiert werden. Nachdem man die Tragödien, das Leiden von ganzen Nationen und Generationen in einer so kondensierten Form auf sich einwirken hat lassen, erscheinen die Fragen, die man gerade noch stellen wollte, zu trivial. Schließlich geht es hier um komplett traumatisierte Menschen, die ihre Familien an die harte und unvorhersehbare Emigrationsreise verloren haben. Oder um solche, die bereit sind, ihrem Dasein freiwillig einen Schluss zu setzen, um nicht mehr in der allwährenden Depression ihres Lebens existieren zu müssen. Oder auch um Kleinkinder, die aus dem Stehgreif zur eigenen Unterhaltung die Protestslogans in eine verlassene Gegend kreischen, in einem Land, in dem außer Ihresgleichen sie nur wenige verstehen können. Umso deprimierender dann ein Moment, in dem eine kurze, flüchtige, abwertende Bemerkung von einer der so marginalisierten Personen kommt, die aber ernüchternd daran erinnert, dass Hass auf Roma und die damit verbundenen Stereotype global geltend sind. Schade war auch, dass die SchülerInnen und LehrerInnen bei der Fragerunde schon verschwunden gewesen sind. Der Reaktionen einiger von ihnen nach zu urteilen wäre ein Austausch zwischen FilmemacherInnen und gelangweilten welser Teenagern der Empathie der nächsten Generationen zugutegekommen.

VON KATARINA NAHTMAN


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VON WALEN UND YOUKI-KINDERN

Einige Walarten legen in ihrem Leben Tausende Kilometer zurück. Sie treten regelmäßige Reisen zwischen ihren Fortpflanzungsgründen in tropischen und den Nahrungsgebieten in polaren Gebieten an. Ob sie wissen, dass sie wiederkommen werden, wenn sie den einen Ort verlassen, um zum anderen zu schwimmen? Ihre Jungen begleiten sie auf den Reisen, um zu lernen, wo sie hinmüssen. Ob sie wohl dieselbe Reise antreten würden, wenn ihre Wal-Eltern ihnen nicht den „richtigen“ Weg gezeigt hätten? Und während ich so über Wale nachdenke – ich wäre gern ein Wal, denk ich mir –, fällt mir auf, dass meine eigene Familie treu den Gebräuchen der Wale folgt. Als die YOUKI 1999 zum ersten Mal als eigenständiges Filmfestival stattfand, war ich beinahe ein Jahr alt – ein aufgeweckter, durch die Gegend watschelnder, immer grinsender, kleiner, windeltragender Lockenschopf. „Und außerdem warst du süß und schnuckig und blablabla“ #ZitatMama (hat sie wirklich so gesagt). Da meine Mama eindeutig nicht zur Hausfrau geboren ist, was man beispielweise daran merkt, dass ich meine Spaghetti regelmäßig ohne Basilikum essen muss, war ihr in der Zeit, die sie nach meiner Geburt bis zur ersten YOUKI daheim verbracht hat, ziemlich fad. Da man eh nicht alles im Leben können muss, und Mama das mit dem Mama-Sein ziemlich gut drauf hat, ist das mit dem Hausfrau-Sein nicht weiter schlimm. Ihre Langeweile hat jedenfalls dann dazu geführt, dass sie in besagtem Jahr angefangen hat, mit Hans Schoiswohl die YOUKI zu leiten, womit unsere Reise begann, die heute, 2017, bei Weitem nicht abgeschlossen, sondern im vollen Gange ist.

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YOUKI 2017


VON LENNI BRUNNBAUER


77 76 Einen Großteil meiner Kindheitserinnerungen spielen sich im MKH und im alten Schl8hof ab, dabei hat sich mein – sich erst entwickelndes – Gehirn leider nicht die Mühe gemacht, diese Erinnerungen ordentlich zu kategorisieren und ihnen eine Menge Hashtags zu verpassen, damit ich nachher noch weiß, wann, wo, was, mit wem, warum und wie stattgefunden hat. Und am wichtigsten: war Haralds roter Schal dabei? Stundenlang habe ich mir in Mamas YOUKI-Büro „Winnie Puuh“-Filme angeschaut, für die mir Harald jedes Mal extra einen Fernseher und einen Videorekorder aufgebaut hat. Ich habe gemalt, bevorzugterweise mit Hans’ Lieblingsfüllfeder und seinen teuren Künstlerstiften, und mit Fragen, Kommentaren und Wissensausbrüchen meine Anwesenheit kundgetan, hab’ das Containerbüro im Schl8hof besucht und mich dabei unglaublich wichtig gefühlt. In meinen ersten 10 Jahren sind sogar einige Kurz- und Trickfilme entstanden, deren Qualität allerdings eher fraglich ist und die wahrscheinlich nie einen YOUKI Preis erhalten werden. Mein jüngerer Bruder war nicht nur geplant im Sinne von „Wir haben vorher besprochen, dass wir noch ein Kind bekommen wollen“, nein, seine Geburt war so geplant, dass sie in den Zeitpunkt der YOUKI gepasst hat – meine Eltern haben ausgerechnet, wann das Kind spätestens da sein muss, damit Mama die YOUKI auf keinen Fall verpasst. Im Juli 2003 ist er dann zur Welt gekommen, zwar ohne Locken, aber trotzdem ziemlich süß. Da Menschen oft nicht aus ihren Erlebnissen lernen wollen, ist es erwähnenswert, dass meine Mama aus ihrer Langweile 1998/99 gelernt hat und nach der Geburt meines Bruders beschlossen hat, praktisch nicht daheim zu bleiben und schon im August wieder für die YOUKI gearbeitet hat. „Ich will ein Wal sein“, hat sich vielleicht meine Mama gedacht, als sie nach ihrer 10. YOUKI den Beruf gewechselt und die YOUKI an junge NachfolgerInnen übergeben hat. Am Anfang des heurigen Sommers hat sie mir erzählt, dass sie sich immer gewünscht hat, dass ich und mein Bruder später auch mal im MKH beziehungsweise eben bei der YOUKI arbeiten. Ihr war allerdings klar, dass ich, würde sie mir das vorschlagen, genau das nicht machen würde, und so musste sie warten, bis ich mit 18 Jahren selbst auf die Idee kam: „He, ich könnt doch vielleicht auch im MKH arbeiten und im Herbst bei der YOUKI mitmischen“.

EN ROUTE

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v. links n. rechts: Florian Wagner, Paul Porenta, Lisa Mai, Clara Gallistl, Jochem Bealus


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GEWINNERINNEN Jorum Jorum ist aus Uganda nach Kroatien migriert und besucht dort die letzte Klasse der Volksschule. Seine Klassenkameraden beschließen ihren neuen Mitschüler zum »Star« eines kurzen, leichtfüßig erzählten Dokumentarflms zu machen, in dem rasch klar wird, dass der eigentlich zu Porträtierende es sich nicht nehmen lässt, ein Wörtchen dabei mitzureden, auf welche Weise das zu geschehen hat. Dies verleiht dem Film einen ganz besonderen Twist. So erfahren wir die Gedanken der Kinder über Gemeinschaft und eine Gesellschaft in der Migration normal ist,lernen über verschiedene Schulsysteme und wie diese voneinander proftieren können. Und auf einer zweiten Ebene lernen wir Jorum als einen starken Charakter mit einem ansteckenden Sinn für Humor kennen. Vielen Dank dem Filmteam dafür!

Primary School Grigor Vitez, HVR 2016 Hauptpreis Age 10–14

Sensations

The Bloom of Youth

Der Preis in der Kategorie FilmemacherInnen zwischen 15 und 20 geht an Sensations von Katharina Maunz. Die Jury war beeindruckt von der Intensität des Zusammenwirkens von Lyrik, bildlicher Gestaltung und Schauspiel. In nur 3 Minuten 42 Sekunden entfalten und überlagern sich die Stadien wechselseitiger Anziehung in einem ganz eigenem, von der messbaren Realität entrückten Kosmos. Im Schauspiel von Selina Sophie Rudlof und Precious Chibonam kommt eine Intimität und Zärtlichkeit zum Vorschein, die die Herzen des Publikums und der Jury berührten.

Wir zeichnen eine emotional intelligente Parabel aus, die auf beeindruckend eigenständige Weise einen symbolisch angeordneten Blick auf die Auseinandersetzung mit nationaler, politischer Geschichte wirft. Ein politisch depressiver, schulisch motivierter Junge wird weggeschickt, weil er gegen ein längst überholtes, disziplinär organisiertes Schulsystem rebelliert - indem er einschläft. Wir zeichnen Ádám Freunds The Bloom of Youth aus.

Katharina Maunz, AUT 2017

Adam Freund und Adam Fekete, HUN 2015

Hauptpreis Age 15–20

Hauptpreis Age 21–26

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YOUKI 2017


Unter der Toten

Spuren im Mehl

Die Beziehung zwischen Julia und ihrem Vater ist eher angespannt. Er versucht ihr klarzumachen, dass Alkohol gefährlich ist und sie auf sich aufpassen soll. Sie ist der festen Überzeugung, alles im Griff zu haben. Bei einem Treffen im Kaffeehaus, welches eigentlich dazu gedacht war, die Wogen zu glätten, verbessert sich die Situation nicht wirklich. Am nächsten Tag muss der Vater feststellen, dass er mit seinen Befürchtungen Recht behalten sollte.

Ein Werwolf geht um, zu allem Überfuss ist er unsichtbar. Eine wissenschaftliche Gemeinschaft, detailvoll porträtiert und liebevoll persifiert, macht sich auf die Jagd nach dem Monster. Die schauspielerische Leistung des jungen Ensembles ist erstaunlich, die technische Umsetzung sprüht vor Erfndergeist. Vor allem fasziniert die ansteckende Begeisterung, mit der hier inszeniert wurde. Eine lobende Erwähnung geht an das Team von Spuren im Mehl.

Eric Weglehner, AUT 2016

Jugendfilm e.V., DEU 2016

Regionalpreis

Lobende Erwähnung

Ananta Yatra

Fucking Killas on Speed Dial

The winner of the innovative film award shows us flmmaking isn‘t just a visual experience on a white screen. The core of an innovative flm takes place in our head and transforms a passive crowd into an active audience. The award winner portraits one of the strongest female protagonists we‘ve seen on this festival, embraises tradition and spirituality, but at the same time it‘s radical and grounded. With his silencing camerawork and thoughtful soundtrack it has the capacity to refect and ask questions about life, to transcend cultural boundaries into a universal story.

Eine unkonventionelle filmische Darstellung der Faszination des jungen Jakobs für Rakel, ein Mädchen aus seiner Gegend. Rakel ist allerdings in einer Beziehung mit einem erbitterten Widersacher von Jakob. Kann Jakob Rakel von seinen Qualitäten überzeugen?

Sunil Padney, NPL 2016

August Aabo, DNK 2017

Innovative Film Award

Publikumspreis


IMPRESSUM

HERAUSGEBER YOUKI, VEREIN MEDIA SPACE POLLHEIMSTRASSE 17 4600 WELS ERSCHEINUNGSORT

WELS, 2018

FESTIVALLEITUNG

BORIS SCHULD LAURA-LEE RÖCKENDORFER

GRAFIK

NINA BOHONOVÁ

FOTOGRAFINNEN JASMIN PETER HANNAH SCHWAIGER REDAKTION LENNI BRUNNBAUER HANNA HERCEG AMIRIA HERRMANN FLORA KLEISER STEPHANIE MARCHER KATARINA NAHTMAN FINN-HALVAR PETERS ANNA-SOPHIE CAMILLA POLZER LENA STEINHUBER REDAKTIONSLEITUNG

MICHELLE KOCH

DRUCK

GRASL FAIRPRINT BAD VÖSLAU KLIMANEUTRALE PRODUKTION, ERNEUERBARE ENERGIE, NACHHALTIGES PAPIER, PFLANZENÖLFARBEN.



SAVE THE DATE 20 – 24. NOVEMBER 2018

YOUKI INTERNATIONAL YOUTH MEDIA FESTIVAL

WWW.YOUKI.AT


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