YOUKIzine 2019 DEKADENZ

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Festival – 2019



Editorial Es gibt Dinge auf der Welt, die sind naja, Deichkind hat es einmal so gesagt: „Leider Geil!“ – dekadent könnte man auch sagen. Da haben wir wohl alle was vor Augen. Extrawurstsemmeln zum Beispiel, leider geil, Urlaub in Thailand, leider geil, das IPhone 11, leider geil. Und trotzdem bleibt uns heute gar nichts anderes übrig als uns damit aus­ einander zu setzen, worauf wir verzichten müssen, wenn wir unseren Planeten erhalten wollen. Das ist, um es auf gut oberösterreichisch zu sagen, na­ türlich ein “Gfrett”. Wie wir auf der YOUKI 2019 ge­ sehen haben, müssen wir gar nicht auf soviel verzichten. Selbst wenn wir nur essen was die Su­ permärkte aussortieren, können wir noch ein fünf Gänge Menü verspeisen. Und obwohl wir nicht reich sind , können wir eine Marmortafel für alle unsere Gäste anrichten, so wie wir es auf der YOUKI hatten. Wir mögen zwar keinen Job haben, dafür haben wir Zeit im Überfluss. Also lasst uns unsere Jugend wenigstens gemeinsam verschwen­ den! Vier ganz und gar dekadente Tage lang, ganz ohne “leider”, einfach nur geil. In diesen vier Tagen haben wir, die Youki Redaktion, das Magazin ge­ staltet, das Sie nun lesen. Sie finden darin Kurzgeschichten, Beobachtungen, Interviews, Filmkritiken, Selbstkritiken, Amüsantes, Dekadentes, Interessantes. Manche Texte sind Zufallspro­ dukte, spontan im Redaktionsraum entstanden, andere in den Köpfen der Schreibenden gereift. Sie beruhen aber immer auf Erfahrungen, Eindrücken und vor allem auf dem Austausch mit­ einander. Denn YOUKI bedeutet vor allem, gemeinsam etwas Neues zu probieren, und das ist, man ahnt es schon: Leider geil! Und jetzt lasst euch tief in den Plüsch­ sessel sinken, tauscht die Extrawurstsemmel gegen ein Käseweckerl und schlürft an eurer Vanilla Coke. Möge die Lektüre angenehm sein! Hanno & Sarah

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Cornflakes mit Goldplättchen Die Redaktion

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Tagebuch des Verfalls Nora Limbach & Sophia Merten

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Goldie - MediaMeeting mit Soulcat Jana Viktoria Lehner

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Dekadenz und Selbstzerstörung Jana Viktoria Lehner

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Lauter, wilder , Mascha Nora Limbach & Sarah Nägele

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Coping - eine Bewältigungsstrategie Simon Duschlbauer

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Umfrage Dekadenz Nora Limbach & Sophia Merten

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Ganz schön dekadent Sarah Nägele

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Dekadenz – Wer bist du? Die Redaktion

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Iced Out Simon Duschlbauer

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FreiAssoziiert Die Redaktion

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Prom Night Jana Viktoria Lehner & Johannes Pucher

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Schein & Sein Simon Duschlbauer

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Am Anfang war die kleine Gönnung Sophia Merten

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Eine dekadente Playlist

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Gewinnerfilme

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Cornflakes mit Goldplättchen Heute früh hatte ich Cornflakes mit Goldplättchen. Die Cornflakesplättchen schimmerten und sie erin­ nerten mich an ein Leben im Luxus. Dieses Leben ist ein Traum, aber ich weiß nicht, ob es ein guter ist. Eines weiß ich aber sicher, ich werde wieder auf­ wachen. Und dann lebe ich das Leben weiter wie immer, aber will ich das? Extravagant seh ich aus, doch innen bin ich leer. Diese Leere fühlt, glaube ich, jeder, der im puren Luxus lebt. Da bleibt wohl nichts anderes übrig als sie mit Torte und Likör zu füllen. Prost!

- Ein Redaktionsprodukt

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Dekadenz – Wer bist du? Nun, Dekadenz ist ja nichts Gutes. Aber was ist schon gut oder schlecht? Dekadenz fängt eigentlich immer gut an und hört dann schlecht auf. Dekadenz bemerkt man zuerst eigentlich gar nicht. Aber man sollte es eigentlich merken, oder? Da muss ich ger­ ade an den Faust denken. Auch damals hat es schon Dekadenz gegeben. - Sophia Ich denke an Oscar Wilde und die Belle Epoque. Am Ende des 19. Jahrhunderts war der Überfluss und der Luxus in einer gewissen, höher stehenden Gesellschaftsschicht so groß, dass es in einem Ver­ fall münden musste. Tatsächlich kam am Beginn des 21. Jahrhunderts der 1. Weltkrieg und diese Zeit wird oft als „Umbruch“ gesehen. - Julia Dekadenz, Überfluss, Reichtum, Armut, Zerfall, Zerstörung, Zukunft, Entwicklung, Lebensstan­ dard, Lebenseinstellung, Dekadenz, Menschen wollen mehr Kapital und weiter hinaus, weil es der Lebensstandard vorgibt. Zerfall dieses Standards heißt die Zerstörung sozialer Strukuren, kann dein Leben ändern. - Jonas Mit Dekadenz verbinde ich den übertriebenen Ma­ terialismus und die extrem etablierten Statussym­ bole in unserer Gesellschaft und den dadurch entstehenden Verfall unserer Menschlichkeit und das Wegnehmen der Möglichkeit zur freien Entfaltung. - Anonymer Autor Wir Menschen wollen immer mehr. Sobald wir etwas haben können, besorgen wir es uns auch. De­ kadenz bedeutet für mich, dass genau dieses Stre­ ben nach mehr irgendwann Verfall bedeutet. Sei es der Verfall der Sachen, die wir besitzen, der Verfall von uns selbst oder der gesamten Welt. - Katharina Überfluss und Zerfall, nach diesen Worten muss ich an den Kapitalismus und seine Krisen denken. Das Schöne, das verfällt, das Große, das klein wird. Gestern sprach der Welser Bürgermeister von der FPÖ von Tapferkeit und Tugend und ob diese noch vorhanden sind, zum Thema Dekadenz. Das hab ich lustig gefunden. - Nora Angst, Zerstörung neuer Chancen, Verstopfung, überschwänglich, Überfluss, Dekadenz, Zerfall, Exzess, Verklemmung, Einschränkung, ruiniert durch Gier, der Wunsch nach mehr, the Great Gatsby. - Jana

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Tagebuch des Verfalls Eine Betrachtung des YOUKI Raumkonzepts und wie es sich verändert.

Hinein ins Medienkulturhaus, hinauf die Stufen und in der Eingangshalle stehen bleiben. Die Stufen glit­ zern, fast wie wenn man zum Himmel hinaufsteigt. Das erste Anzeichen für Dekadenz ist der Tiger ge­ genüber der Eingangstür, rawwrrr. Das Plüschtier liegt gemütlich auf dem Geländer und mustert die Festivalbesucher*innen von oben. Am Tiger geht es vorbei, hinauf zum Festivalcenter. An der Wand hängen auf der Stiege mehrere Handys, leider nicht echt und ganz, sie sind durchnagelt. Eine Anspie­ lung auf das Verschwenderische der Dekadenz?

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Tag 1 Im Festivalcenter stehend fällt der erste Blick sofort auf die riesige Tafel, die die Designer*innen Lino und Bettina als die Tafel des letzten Abendmahls beschreiben. Die Dekadenz springt einem sofort ins Auge. Der Tisch ist mit roter Marmor­tapete überzo­ gen: Imposant und elegant. Im gedämmten Licht wirkt der Raum stilvoll und ruhig. Auf dem runden Snacktisch stehen riesige Blumenkübel, mit wun­ derschönen Blumen gefüllt. Lino und Bettina pro­ phezeien einen Untergang dieser Schönheit, alles soll verwelken.

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Tag 2 Im hellen Tageslicht wirkt der am Vorabend elegant erscheinende, riesige Raum kahl und leer. Beim Frühstück sagt eine Freundin: „Ich krieg das nicht mehr aus dem Kopf, dass der Marmor Fleisch sein soll“. Da schmeckt das Frühstück gleich viel besser, die Tischplatte, die aussieht wie roter Marmor, ver­ wandelt sich langsam in rohes Fleisch. Ein Licht­ blick: Die Blumen, die inmitten des Essens am Frühstückstisch stehen, sind noch nicht welk. Yes, keine Blätter im Frischkäse.

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Tag 3 Inzwischen ist der fleischige Tisch auch noch zer­ kratzt, fürs Panieren sind die Festivalbesucher*innen zu säuberlich. Jetzt ist die Angst um den Frisch­ käse schon berechtigt, die Blütenblätter hängen ­inzwischen sehnsüchtig herunter. Vielleicht vermis­ sen sie die Frische des Käses. Erst auf den zweiten Blick kann man diese Sehnsucht erkennen.

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Tag 4 Die Blicke der Blumen haben sich sehnsüchtig Richtung Frischkäse und damit Richtung Boden ge­ wandt. Die leuchtenden Farben sind von ihren Ge­ sichtern gewichen, vielleicht haben sie die Hoffnung verloren, endlich den Boden zu erreichen. In der Früh konnte man eine Person beim Versuch beob­ achten, ein Stück vom Tisch abzusägen, das war wohl ein*e Fleischtiger*in. Auch ein Sofa in der Ecke hat sich inzwischen in Rohfleisch verwan­ delt. Als Vegetarier*in hat man es hier nicht leicht.

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Tag 5 „Das Blumenwasser schaut aus wie Abwaschwasser,“ sagt eine Frau während sie sich die Kaffeetasse vom inzwischen braungefärbten Tischtuch nimmt. Die Tafel selber ist ein ganzes Stück kleiner geworden. Da hat jemand die Chance ergriffen, einmal ein richtig großes Schnitzel zu machen; wirklich gut kann dieses Schnitzel aber nicht sein. Der Raum hat sich zwar schleichend verschlechtert, die Stimmung ist aber noch immer … Schartnerbombe!

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Iced out In Zeiten von Klimaerwärmung und Welthunger gibt es Leute, die sich mit Diamanten besetzte Ketten, Ringe, Uhren und vieles mehr leisten. Dieser Trend, dass man seinen Schmuck mit unzähli­ gen Edelsteinen besetzen lässt, ist eine der neuesten Arten zu protzen und nennt sich „Iced Out“. Denn Diamanten werden in der Hip-Hop-Szene, aus der der Trend ursprünglich kommt, als „Ice“ bezeich­ net. Im deutschen Sprachraum ist der Hype Mitte 2019 durch ein Video des deutschen Youtubers „Justin“ ausgebrochen. In besagtem Video kauft sich der junge Mann eine mit fast 20 Karat an Dia­ manten besetzte Rolex Datejust 41mm (siehe Bild) um circa 20 000€ und wurde dafür mit fast einer Million Aufrufen sowie einem riesige Ausmaße an­ nehmenden Trend beziehungsweise Running Gag belohnt. Die ganze deutsche YouTube-Community kannte das „Ice“ an seinem Handgelenk und man muss nur den Begriff „Iced-Out“ in die Suchma­ schine eingeben und bekommt Unmengen an Ergebnissen. Es ist eine verlockende Vorstellung: Die Sonne kommt raus – das Gegenüber erblindet fast vom Glitzern der Steinchen, die die Rolex schmücken. Doch genau dieser Wunsch ist ein größeres Prob­ lem als man im ersten Moment denkt, denn die Uhr wird sich nicht aus Begeisterung für die dahinter steckende Kunst, sondern als reines Statussymbol gekauft… Durch die Bestätigung, die man dadurch bekommt, wird in unseren Köpfen weiter das Bild, dass alles Teure und Trendige ein Muss ist – egal zu welchem Preis, gestärkt. Das führt auch dazu, dass die Schmuckstücke für viel zu hohe Summen ver­ kauft werden und teils einen enormen Wertverlust mit sich bringen. Dies kann man auf Dekadenz als Ganzes so projizieren, dass der Schmuck der Über­ fluss ist, der dann zum Wertverlust, zum Verfall, zum Verlust des Bezugs zur Realität führt. Viele kommen so in den Glauben, dass sie durch das Gönnen eines materiellen Gegenstands etwas Schwerwiegendes, das ihnen im Leben fehlt, erset­ zen oder verbessern können, obwohl es alles lang­ sam noch schlimmer macht. Da muss man also vorsichtig sein und sein Denken auch mal hinterfra­ gen. Man bewegt sich auf dünnem Ice.

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GOLDIE - Media Meeting mit Soulcat Von dieser traurigen Realität spricht auch Soulcat, eine aus der Dominikanischen Republik stammende und nun in Wien lebende DJane. Sie erzählt von ihrem Upbringing und auch von ihrer Lebensrealität als schwarze DJane. Soulcat wurde 1986 in der Dominikanischen Republik geboren und schon in jungen Jahren aus ihrem Zuhause herausgerissen. Sie kam als kleines Kind mit ihrer Tante nach Europa. Als sich ihre Familie dann in Österreich niederließ, konnte sich Soulcat als junges Mädchen mit niemandem identifizieren und die Gesellschaft in Österreich schockierte sie. In ihrer Jugend war sie mit vielerlei Problemen kon­ frontiert – unter anderem Rassismus und Sexismus. Soulcat erzählte, dass der Film „Goldie“ sie emoti­ onal traf, weil sie sich mit der jungen Frau im Film identifizieren kann und der Film bei ihr Erinnerungen aus ihrer eigenen Jugend und ihrem Leben weckte. Der im Film thematisierte emotionale Druck be­ schäftigte Soulcat ihr ganzes Leben lang.

Im abendlichen Media Meeting wurde am Mittwoch der New Yorker Film „Goldie“ von Sam de Jong gezeigt und anschließend mit der DJane Soulcat diskutiert. „Goldie“ handelt von der gleichnamigen jungen Frau, deren größter Traum es ist, berühmt zu sein. Ihre zwei kleinen Schwestern sehen sie bereits als Star. Als ihre Mutter wegen des Verkaufs von Pillen verhaftet wird und die drei Schwestern auf sich al­ leine gestellt sind, stürzt Goldie sich auf ihren Traum. Sie will unbedingt verhindern, dass ihre kleinen Geschwister vom Kinderhilfsdienst aus­ einandergerissen werden. Die junge Frau sucht bei Freunden Unterschlupf und glaubt, sie könnte das Problem selbst lösen. Goldie bekommt die Chance, bei einem Musikvideo als Tänzerin mitzuwirken und sieht darin die einzige Möglichkeit ihre Probleme zu bewältigen. Nur: Um diese Rolle zu be­ kommen, braucht sie einen goldenen Pelz-mantel, den sie sich eigentlich nicht leisten kann. Genau dieser Mantel ist das Zentrum des Films und ein prägnantes Symbol für Dekadenz. Für Goldie ist er das Kleidungsstück, das sie in die Welt hinein katapultieren wird, in der sie leben will. Dekadent, weil der Pelzmantel nur ein extravagantes Kleidungs­ stück ist und nichts an ihrer Situation ändern wird. Eine glänzende Fassade der traurigen Realität.

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Schon als Kind hatte Soulcat große Träume und meint, dass sie auch jetzt noch nicht da ist, wo sie einmal sein will. Wichtig dabei sei ein sicherer Ort und Leute, die einen unterstützen, kurz gesagt: Man braucht Hilfe. Als Frau* sollte man sich nicht unter­ kriegen lassen, auch wenn die österreichische HipHop Szene noch immer sehr männlich dominiert ist und kaum Frauen* Hip-Hop machen. Sowohl die fiktive Goldie als auch Soulcat zeigen eine beeindruckende Stärke. Zwei Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen.

Spielfilm, USA 2019, 88 min Sam de Jong


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FreiAssoziiert Mit dem Lift ins Fitnessstudio, auf Kunstschnee snowboarden, Torte zum Frühstück, Waldwand­ tapete in der Stadtwohnung, verschwende deine Jugend, mit dem Taxi zur Uni, im Champagner­ brunnen baden, Geld verbrennen, wandern in High­ heels, schlafen bis abends, mit dem Nasenbär Gassi gehen, zur Maniküre nach Bangkok, drei Tage wach, a bsoffene Gschicht auf Ibiza, Tanz auf dem Vulkan, Betten aus Zuckerwatte, Aufstand im Schla­ raffenland, zwölflagiges Klopapier mit Rosenduft, Skiwasser im Sektglas, Trüffel aus schlechtem Ge­ wissen essen, Geschirr spülen mit Shampoo, Heizen bei offenen Fenstern, Umzug per Uber, erste Klasse von Wien nach Graz jetten, vier Stunden im Kaffee­ haus vor einer Melange, im Hochzeitskleid zum Hofer, Goldpaletten im Frühstücksmüsli, in Jogging­ anzug und Adiletten zur Arbeit.

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Dekadenz und Selbstzerstörung Dekadent - zu viel. Zu viel und immer mehr, immer mehr. Nicht aufhören können. Nicht aufhören wollen. Es macht nicht glücklich, nicht zufrieden; alles scheint übertrieben und beengend. Und doch ist es befreiend, dieses „zu viel“, man spielt für sich selbst den Fremden. Es fällt in sich zusammen, aus Kontrolle wird Chaos, aber Hauptsache es reißt einen raus.

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Wieso ist es so verlockend, dieses „zu viel“? Die operante Konditionierung in unseren Köpfen lässt uns die Konsequenzen vergessen, „einer geht noch“ und wir trinken noch einmal, ziehen noch einmal, werfen uns selbst in den Ruin - noch einmal. Wir leben im Überfluss, geben uns völlig hin an sinn­ lose Ausgaben. Luxus, den wir nicht brauchen, irre­ levante Wünsche und Vorstellungen - und wir

zerfallen. Und wir verschwenden Ressourcen, Geld, Zeit; und wir verschwenden uns selbst. Wir wünschen uns weg. Weit, weit weg, wo alles anders ist und wir unsere eigenen Fehler nicht einsehen müssen, nur um dort genauso weiterzumachen wie bisher. Und wir hören nicht auf. Und so kämpfen wir weiter wie Boote gegen den Strom und unab­ lässig treibt es uns zurück in die Vergangenheit.

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Prom Night „Oida was is mit dir, Gschissener, greif mi ned an!“ Der Security hebt nur die Augenbrauen und seufzt. Dann hebt er das Sakko des Burschen vom Boden auf, packt ihn am Gürtel und hebt ihn hoch, sodass seine Füße in der Luft baumeln. Als der Junge merkt, dass ein paar aus der anderen Klasse, die grad zum Rauchen draußen stehen kichern, reißt er sich los und dem Security sein Sakko aus der Hand. „Heast ich kann selber gehen du Idiot.“ Dann folgt er dem Handzeichen des Securities Richtung Ausgangstor. Ein paar Meter weiter steht Ralf und beobachtet das Treiben seiner lauten, triebgesteuerten und viel zu stark alkoholisierten Gleichaltrigen. „Einfach pein­ lich“, murmelt er leise, und ärgert sich, den Abend so verschwendet zu haben, hätte er doch für eine Physikarbeit lernen oder eine Serie fertigschauen können. Aus recht viel mehr als Serien schauen und lernen besteht sein Leben nämlich auch nicht. Events wie diese, die sich unter dem Begriff „Ball“ tarnen, sind eigentlich nur eine Möglichkeit für ver­ zweifelte Jugendliche, sich bis zum Hirntod anzufül­ len. Das ist absolut nicht sein Stil - heute war eine schmerzhafte Ausnahme, weil seine Anwesenheit ver­ pflichtend war. Er bereit, sich darauf eingelassen zu haben. Er wirft einen Blick auf sein Handy: 2:28 Uhr, definitiv spät genug um nach Hause zu gehen. Es ist ein Freitagabend im September, an dem das Gymnasium Sacré Coeur in der Stadthalle den Maturaball ihres diesjährigen Abschlussjahrgangs feiert. Für Sebastian ein Abend, an dem er voll in seinem Element ist. Seine Eltern haben die Band für den Ball gesponsert und sein Vater hat deshalb bei der Eröffnung eine Rede gehalten. Für Sebastian ist das nichts Neues; seine Eltern sponsern ständig irgendwas. Als sie um 1:00 Uhr endlich vom Ball nach Hause gefahren sind, hat Sebastian für sich und seine Kumpels eine Magnum Flasche Eristoff aus dem Auto geholt und ja, jetzt, ist er richtig voll. Der Security hat ihn rausgeschmissen, weil er sich mit seiner Krawatte am Luster des Ballsaals schwin­ gen wollte. Aber egal, seine Freunde kommen ohne­ hin später zu ihm, dann geht die Party im Poolhaus seiner Eltern weiter. Fast alle aus dem Jahrgang wissen Bescheid. Mit seinem Mantel in der Hand spaziert Ralf aus dem Burggarten hinaus, in dem sich die Stadthalle befindet. Alles ist still als er auf die Straße hinaus­ tritt. Kein Auto, kein Mensch, kein gar nichts „in diesem Kaff“, denkt sich Ralf. Plötzlich hört er hinter sich ein Würgen und dreht sich um. Ein paar Meter weiter am Gehsteig sieht er Sebastian aus seiner Parallelklasse. Er steht mit dem Kopf an die Wand gelehnt und kotzt sich selbst fast auf die

Füße. Eigentlich will Ralf sich nicht darum anneh­ men, doch die Gestalt seines Mitschülers wirkt so erbärmlich, dass er sich genervt seufzend auf ihn zu­ bewegt. Er greift in seine Sakkoinnentasche und zieht ein Taschentuch heraus, dass er mit spitzen Fingern an Sebastian reicht. Als dieser wieder fähig ist, sich aufzurichten, nimmt er es wortlos, mit einem skeptischen Blick, an, und wischt sich über den Mund. „Was machst du noch hier, du Creep?“, keift Sebastian, während er versucht, den Kragen seines Hemds zu richten. „Kontrolle über mein Leben und meine Leber haben“, schießt Ralf zurück. Beide starren sich einen Moment lang mit einem gehässigen Blick an. Als sich Sebastian abwenden und das Weite suchen will, taumelt er erneut und reißt sein Gegen­ über fast mit auf den Boden; nur mit Mühe bleiben beide aufrecht stehen. „Du bist ja völlig daneben.“, Ralf seufzt laut. „Komm, ich bring dich heim, du Depp.“ Er geht einen Schritt auf ihn zu und streckt den Arm aus, aber Sebastian schlägt die hinge­ reichte Hand sofort weg. „Ich brauch keine Hilfe!“, schnauzt er, doch sein eigener Satz bricht ab, als er sich von der Wand zu lösen versucht und am Stehen scheitert. Verärgert lässt er sich aufhelfen und klopft den Staub von seiner teuren Anzugshose. Mit Mühe rappeln sich beide auf und setzen sich in Be­ wegung. Der Geruch von Alkohol, Zigarettenrauch und Kotze steigt Ralf sofort in die Nase, und er unterdrückt den Impuls, die betrunkene Gestalt wieder von sich wegzustoßen. „Ich versteh nicht, wieso du immer auf Streit und Aufmerksamkeit aus bist.“ Für die Aussage erntet Ralf einen genervten, müden Blick von seinem Ge­ genüber, doch er redet weiter, um seinem Frust Luft zu machen. „Immer stiftest du irgendwas Dämliches an, nur um aufzufallen und deine Marionetten machen mit, weil sie sich von deinem Geld ansaufen können.“ „Wenigstens hab ich Freunde“, mur­ melt Sebastian, konzentriert darauf, nicht zu stol­ pern. “Du glaubst wohl du bist was Besseres, du Streber, mit deinen Noten“, denkt er heimlich. Das Haus von Sebastian ist kaum zu übersehen. Es sieht aus wie ein Jagdschloss. Sebastian tritt die Gartentür mit dem Fuß auf und taumelt durch. „Du kannst ja trotzdem noch reinkommen“, sagt er über die Schulter Richtung Ralf. „Außer du hast was Bes­ seres vor.“ Als er das sagt, lacht er hämisch. Ralf steht einen Moment im Dunklen und denkt nach. Ein Teil von ihm sagt „Scheiß auf den Snob“, der andere Teil sagt: „Scheiß auf den Snob, aber schau dir die Hütte davor noch von innen an!“. Er beschließt, nicht lange zu bleiben und geht rein.

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Drinnen, ein perfekt beleuchteter Garten. Vor ihm ein Pool, so groß wie ein Schwimmbecken im Frei­ bad, umringt von Statuen von irgendwelchen nack­ ten Griechen; es schaut aus wie im Schlossgarten. „Sag mal, wie viel Geld haben deine Eltern eigent­ lich?“, fragt er Sebastian, der gerade versucht sein angekotztes Hemd abzustreifen. Der stößt einen ab­ schätzigen Ton aus. „Ach scheiß auf das Geld!“ Er schmeißt das Hemd gegen die Wand. „Willst du‘s sehen?“ „Was?“ „Das Geld.“ „Wie, ist das hier?“ „Der Tresor ist voll davon, komm mit!“, sagt Sebas­ tian und Ralf folgt ihm ins Nebenzimmer. Es sieht aus wie ein Büro; alle Wände voll mit Bücherrega­ len und ein überdimensionaler Schreibtisch aus ziemlich schönem Holz. Sebastian nimmt ein Bild von der Wand und dahinter kommt eine Tresortür zum Vorschein. Er dreht ein paar Mal an dem Rad, bis es klickt und die Tür aufspringt. Was sich dahinter befindet hat Ralf in seinem Leben noch nie in echt gesehen: Stapelweise Geldscheine! Der Tresor ist zum bersten voll davon. „Willst du was?!“ Die Frage war anscheinend rheto­ risch gemeint, denn Sebastian drückt Ralf noch während er sie ausspricht ein Bündel Geld in die Hand. „Spinnst du, leg das zurück!“, Ralf lässt das Bündel direkt auf den Boden fallen, als wolle er keine Fingerabdrücke darauf hinterlassen. „Scheiß dich nicht an, die merken rein gar nichts davon. Weißt du wie oft ich mich hier bediene?!“, sagt Sebastian. „Du beklaust deine Eltern.“, sagt Ralf, mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber, während er versucht, die Situation zu begreifen. „So ist das. wow.“„Zumindest bin ich kein arrogantes Arschloch.“„Glaubst du!“ Einen Moment herrscht Stille. Dann entweicht Sebas­ tian ein Seufzen. „Du lasst mich erbärmlicher dastehen, als ich eh schon bin.“ Ein empörtes Schnau­ fen kommt von Ralf. „Wenn du‘s eh weißt, wieso tust es dann?!“ “Du hältst mich also für ein Arsch­ loch und du? Du machst alles richtig im Leben oder was? Immer nur lernen? Macht dich das glücklich?” Jetzt war Ralf an der Reihe, aufgebracht zu werden, aber er schluckt seinen Widerspruch hinunter. Se­ bastian lacht. Zuerst nur kurz, doch dann bricht er in ein lautes Gelächter aus. Die Atmosphäre lockert sich ein wenig, als Ralf erkennt, dass es ein ehrliches Lachen ist. „Wir sind zwei Vollidioten, du und ich. Jeder lebt sein eigenes Extrem..“, sagt Sebastian und klopft Ralf auf die Schulter. Plötzlich klingelt es. Erst kurz, dann Sturm. Über die Kamera am Eingang sieht man dass die anderen vom Ball draußen vor der Tür stehen. Ralf und Se­ bastian schauen sich an. „Und was jetzt?“ “Ah, die sollen uns gern haben.”, sagt Sebastian und schaltet die Klingel aus.

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Lauter, wilder, Mascha Bei der Youki 2019 gab es, wie jedes Jahr, ein grandioses Abendprogramm und vor allem Line-up: Neben Bands vom Pink-Girl Noise Rock Camp und einem Wohnzimmerkonzert von MD Baby trat am Freitag unter anderem Mascha auf. Mascha? Who the fuck is Mascha? – Mascha aka Mascha Peleshko ist eine 27-jährige Künstlerin, sie macht hauptsächlich random shit auf ihrem Laptop, so nennt sie das zumindest liebevoll. Sie macht Musik und alles, was ihr sonst in den Sinn kommt. Die Stimmung bei Maschas Auftritt war berauschend. Zuerst stand die Künstlerin im gepunkteten Jump-suit auf der Bühne, zwei neue Outfits befanden sich darunter: Einmal wechselte sie ins blau-schwarze Dirndl und dann in ein gestreiftes Wickelkleid. Mascha singt, schreit, rappt ins Mikrophon und liefert dabei eine einnehmende Performance ab. Am Samstag wollen wir sie interviewen. Sie sitzt im Festivalcenter beim Tisch des Filmworkshops. Als wir sie nach einem Interview fragen, freut sie sich, begleitet uns sofort und schon geht es los.

Du bist dieses Jahr nicht zum ersten Mal hier, wie bist du zur Youki gekommen? Ich bin schon zum dritten Mal bei der Youki und ich finde es wahnsinnig schön und verbinde sehr viel Persönliches und viele Emotionen damit. Ich mag das Familiäre hier und dass die Leute extrem open minded sind, aber halt nicht so dieses fake, sondern einfach: „Hey! Lass uns mal leiwand sein, setzten wir uns hin und machen jetzt einen FilmWorkshop und malen Dinge an die Wand. Es ist ein sehr hippiesquer vibe, und wenn ich in den 70ern aufgewachsen wär, fuck ich wär sowas von ein Hippie. Wie ich zu meiner ersten Einreichung vor drei Jahren gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr.

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Was war das Schönste, das du auf der dies jährigen Youki erlebt hast? Ich glaub, die Afterparty am Freitag, auch wenn ich nicht so lange da war. Ich mag es die Menschen, die hier ihre Arbeiten präsentieren, auch in einem sehr ungezwungenen Rahmen zu erleben, wo sie einfach sagen: „Fuck it, ich mach jetzt nen fucking sexy Lapdance“ Und es ist urlustig und jeder freut sich. Ich bin so ein Mensch, der den behind the Scene stuff mehr genießt.


Wie bist du zur Musik gekommen? Das ist eine sehr komplizierte Frage. Ich habe Klavierunterricht gehabt, als ich klein war, aber so richtig angefangen Musik zu machen und damit in die Öffentlichkeit zu gehen, habe ich erst vor zwei­ einhalb, wahrscheinlich bald drei Jahren. Wie ist das vor zwei, drei Jahren plötzlich passiert? Ich glaube, es war eine Mischung aus sehr lieben, talentierten Freunden, die mich einfach unglaublich inspiriert haben und meinem Exfreund, der mir Ab­ leton gegeben hat, weil seine Band sich aufgelöst hat. Das war glaub ich das Beste, was mir passiert ist, musikalisch betrachtet, weil ich mir dann einfach Tutorials angeschaut habe und dachte: „Hey cool, ich kann meine eigenen Beats basteln, fucking DIY!“ Also hab ich mir gedacht, mach ich einfach alles DIY und so bin ich dann zur Musik, in der Form wie ich sie heute mache, gekommen. Bei unserer Facebook– Recherche ist uns etwas aufgefallen: Du gibst die Sowjetunion als deine Heimatstadt an. Wieso das? Voll, das ist schon länger her. Ich bin in den Über­ resten der Sowjetunion aufgewachsen und komme ursprünglich aus der Ostukraine. Ich bin aber relativ früh, mit circa neun Jahren, nach Österreich gezo­ gen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass irgend so ein Sowjet-Ding sehr tief in mir drin schlummert und es kommt immer wieder durch. Ich weiß es nicht, es ist eine Mischung aus Gag und irgendwie unterbewusstem Verarbeiten von Einflüssen, glaube ich. Was für eine Rolle spielt diese Prägung für dich? Ich denke schon eine große, weil die Ukraine grundsätzlich ein Land mit unglaublich vielen musikalisch talentierten Menschen ist. Musik ist dort Teil des Alltags. Seien das jetzt irgendwelche Volks­ lieder, die am Land gesungen werden, oder in grö­ ßeren Städten, wo dann sehr viele Straßenmusiker, unglaublich talentierte Straßenmusiker, großartige Musik machen. Das überrascht mich jedes Mal, wenn ich zurückfahre. Einfach nur zu sehen, wie musikalisch die Ukraine eigentlich ist. Deine künstlerische Tätigkeit ist sehr viel fältig, du rappst, machst Beats und hast unter anderem einen Schlagersong kompo niert. Woher kommt diese Vielfalt? Das ist eine gute Frage. Ich versuche möglichst ungefiltert an meinen eigenen kreativen Prozess ranzugehen und habe das Gefühl, dass das Men­

schen auch meistens abholt, weil ich einen Kontext dazu gebe, wenn ich von einem Schlager zum Rap gehe. Funktioniert nicht immer, es ist manchmal riskant. Ich glaube der Prozess ist mir einfach viel wichtiger als das Produkt. In deinem Schlager „Liebe siegt“ singst du über häusliche Gewalt. Was hat dich dazu inspiriert? Zwei Dinge: Einerseits die Berichterstattung rund um die Frauenmorde, das war sehr aktuell zu der Zeit. Mich hat die Art und Weise, wie darüber berichtet wurde, unglaublich wütend gemacht. Es wurde so dargestellt, als wär das alles urweit weg und als wären das irgendwelche Kriminalepisoden von der Bulle von Tölz oder so. Aber es ist halt vieler Leute Alltag. Man muss dazu sagen, es ist mein sehr persönlicher subjektiver Ausdruck, wie ich dieses Thema wahrgenommen habe, weil nicht jeder mit diesen Inhalten und Themen so umgeht wie ich. Ich fand es sehr spannend, das in einem Schlagersong zu verarbeiten. Das erste war die Be­ richterstattung rund um die Frauenmorde und der zweite Grund war, dass ich damals herausgeschrien habe, dass ich jetzt alle Genres bediene und keine Fucks mehr gebe. Man hat mir dann gesagt: “Hey du hast keinen Schlager.” Und ich war so: “Hmm inter­ essantes Timing, let´s fucking do that!” Welche Reaktionen hast du auf “Liebe siegt” bekommen und wie war dein Gefühl dabei? Mein persönliches Gefühl war gemischt. Einer­ seits hab ich mich unglaublich gefreut, dass es die Runde macht und tatsächlich auch gehofft, dass es ein Thema ist, das durch die Medien geht und besten­ falls in den Mittelpunkt gerückt wird, in einer guten Art und Weise. Andererseits hab ich auch Bedenken gehabt: Wie arg soll etwas provozieren? Wenn wir provozieren, erreicht es dann Leute? Es heißt ja immer als kunstschaffender Mensch soll man auch Menschen erreichen und die Frage ist, wie erreicht man konservative Haushalte? So etwas Provokatives wie „Liebe siegt“ erreicht vielleicht nicht unbedingt konservative Haushalte, aber vielleicht einzelne Frauen aus diesen Haushalten, die das zum Beispiel in ihrem Facebook-Feed sehen und denken: „Wow das ist heftig, das hat mich berührt“. Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich sehr viele Nachrichten von Betroffenen kriegen würde, das hat mich über­ rascht. Viele fremde Menschen haben mir geschrie­ ben, dass ihnen sowas auch passiert ist oder sehr persönliche Geschichten geteilt. Oder Freunde von mir, von denen ich das nicht wusste, haben mir er­ zählt, dass sie in gewalttätigen Haushalten aufge­ wachsen sind und wie sehr sie das psychisch und körperlich belastet hat. Vor allem in Österreich ist das ein extremes Tabuthema und ich glaube, dass

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das stark mit dem katholischen Einfluss zusammen­ hängt. Deswegen thematisiere ich das im Musik­ video auch. Denn die Familie ist ja heilig. Ich finde grundsätzlich ist Familie etwas sehr Schönes und hoffe, dass jeder eine schöne Familie hat. Aber ich glaube auch nicht, dass man mit dem Kopf durch die Wand Werte schützen sollte, einfach nur weil es Werte sind. Wir sind alle Menschen und wir brau­ chen ein Umfeld, in dem wir uns sicher und wohl fühlen. Du schreibst Kunst mit C, also Cunst. Warum? Ich finde „cunt“ ist so ein schreckliches Wort, einfach schirch und ich will das irgendwie positiv konnotieren. Ich bin nämlich der Meinung, dass man Wörter zurückerobern kann und es ist schon eine Anspielung auf „cunt“. Wenn man als Frau Musik macht, ist es nach wie vor manchmal schwer, vor allem, wenn es kritische Inhalte sind. Man wird sehr schnell als Hexe oder Verrückte bezeichnet. Es wird besser, aber wir sind noch lange nicht an einem Punkt, an dem ich mir keine Gedanken mehr machen muss, wenn ich etwas Kritisches online stelle. Wie gehst du mit Hasspostings um? Ich habe ein Lied namens “Sigi Maurer” geschrie­ ben, darin ging es um die Craft-Bier Causa, das ist schon einige Zeit her. Ich hab damals ein Video von dem Lied, das ich in meinem Wohnzimmer singe, auf Facebook hochgeladen und dachte, das bleibt sowieso in meiner Bubble. Ich persönlich fands sogar eher lustig, aber mein Humor ist sehr eigen, wie ich feststellen musste. Als ich damit dann in der Österreich, der Heute und der Krone gelandet bin, habe ich schnell festgestellt, nein, das ist nichts, wo sich alle einig sind, im Gegenteil. Damals musste ich wirklich mit sehr vielen Nachrichten umgehen und ich habe mein Bestes gegeben, auf alle, die inhaltliche Argumente hatten, zu antwor­ ten und meinen Standpunkt klarzustellen. Das fand ich persönlich wichtig, denn wenn man schon eine Diskussion starten will, was auch der Sinn sein sollte, muss man auch darauf antworten. Also habe ich wirklich auf jeden Kommentar, der inhaltlich etwas zu bieten hatte, geantwortet.

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Wie, außer durch Musik, drückst du dich künstlerisch noch aus? Ich glaube es gibt keine einzige Form, in der ich mich nicht ausdrücken will. Ich sage immer scherz­ haft, ich bin ein Mensch mit sehr vielen Hobbys, aber das ist glaube ich wirklich etwas Zwangsneurotisches in mir. Mich interessieren unglaublich viele Dinge und ich bin jemand, der sehr schnell ins­ piriert und enthusiastisch ist. Ich glaube mittler­ weile, oder bin vielleicht gerade dabei herauszufinden, dass Texte schreiben und Musik machen wahrscheinlich die künstlerischen Sprachen sind, an denen ich mich am meisten bediene. Jetzt noch eine Frage zum Thema des Festivals: Was bedeutet Dekadenz für dich? Dekadenz ist für mich alles, was über die Basics der Lebenserhaltung hinausgeht und in einer vielfachen Ausführung vorhanden ist. Ich finde, dass wir in Europa sehr oft unterschätzen wie dekadent wir wirklich leben. Ich vergesse das selbst oft, wenn ich durch Wien gehe und irgendwelche Freunde kommen vorbei und sagen: „Oh mein Gott! Die lebenswerteste Stadt der Welt und all die Häuser.“ Oder: „Hat da Sissi gewohnt? Das ist wunderschön, was ist das alles?“ Das erinnert mich immer daran, dass wir extrem dankbar sein sollten, dass wir so viele Res­ sourcen und die Möglichkeit haben, etwas zu schaf­ fen. Das ist meine Meinung zu Dekadenz. Ist das eine Meinung zu Dekadenz? Danke für das Interview!


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Schein und Sein Am Festival wird Dekadenz selbstverständlich aufs Härteste kritisiert. Die Festivalgäste überschätzen sich selbst und ihre Meinung maßlos, indem sie sich im Glauben wiegen, in einer Position zu sein, in der sie ihre eingebildete intellektuelle Überlegenheit zum Ausdruck bringen können und sollen. Abends je­ doch wird auf Parties die hundertste InstagramStory über den in Massen konsumierten Alkohol gemacht, die neuesten und teuersten Erwerbungen im Bereich Fashion werden unter dem Vorwand der Selbstentfaltung stolz zur Schau getragen und die zahlreichen Accessoires glitzern im Schein der Blitzlichter der Handykameras. Damit wird der ach so verhasste, dekadente, die Köpfe der Men­ schen zerfressende Social-Media-Wahn in seiner pursten Form unterstützt und daran teilgenom­ men. Am nächsten Morgen wird dann auch schon wieder emsig am Verteufeln der Dekadenz gearbei­ tet, alle sitzen beisammen, schreiben darüber wie schrecklich der Materialismus denn sei und führen in unzähligen Media-Meetings und Redaktionssit­ zungen pseudo-intellektuelle Diskussionen über die teuflische Dekadenz – Ich bin belustigt. Ist diese Kritik also ein (vergeblicher?) Versuch, die eigene unbestreitbare Dekadenz zu leugnen oder ein von Herzen gut gemeintes Bemühen, das eigene Verhalten sowie das von Anderen aufzuzeigen und Möglichkeiten für eine Verbesserung zu finden?

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Coping – eine Bewältigungsstrategie Ein Film der die Abgründe des (modernen) Menschen zeigt und die Frage aufwirft:„Wie lenken wir uns vom Alltag ab?“ In der Rubrik „Do your job“ wurde der Film „Coping“ gezeigt. Eine einminütige Reise, in der der Ver- und Zerfall einiger Personen, die stellvertretend für den Durchschnittsbürger in unserer Gesellschaft gese­ hen werden können, grandios dargestellt wird. Man könnte meinen, dass es die Sucht ist, die sie zer­ frisst aber nein, es ist ihre Arbeit, ihr Alltag, ihr arm­ seliges Leben, ihre grund- und ziellose Existenz, die sie an einen Punkt treibt, wo sie glauben, einen Ersatz für den ihnen fehlenden Sinn nur in gewissen Dingen – in Dekadenz eben – finden zu können. Die Selbstzerstörung von Menschen, hervor­ gerufen durch einen selbstgeschaffenen Druck lässt sich auf unsere ganze Gesellschaft und Generation projizieren, sie vernichtet sich selbst durch Prob­ leme, die ebenso von ihr selbst in diese Welt gesetzt wurden. “Coping” also – ein interessanter Film.

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Animation, France 2019, 01:26 min Vivien Forsans

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Am Anfang war die kleine Gönnung Dekadenz ist schlecht. Aber das war sie nicht immer. Am Anfang war die Dekadenz unschuldig und harmlos. Am Anfang war die Dekadenz gut. Am Anfang war die Dekadenz nur eine kleine Gönnung. Sie hatte keine bösen Absichten und wollte nur ein bisschen Freude und Zufriedenheit bringen. Die De­kadenz machte glücklich, schadete keinem und brachte eine angenehme Abwechslung ins Leben. Sie belohnte und verwöhnte. Die Deka­ denz half beim Ausdruck der Persönlichkeit. Am Anfang war die Dekadenz wirklich gut. Aber jetzt ist sie es nicht mehr. Die Unschuld und die Harmlosigkeit sind spurlos ver­schwunden und die Dekadenz schlägt nun wild um sich. Die kleine Gönnung wird zum verschwen­ derischen Luxus. Die Absichten der Dekadenz sind nun durch und durch schlecht. Freude und Zufrie­ denheit gibt es schon lange nicht mehr. Glücklich macht die Dekadenz keinen mehr, sie schadet nur noch. Belohnen und verwöhnen tut diese Dekadenz auch nicht. Eine Persönlichkeit kann man viel­ leicht schon noch ausdrücken – aber eine negative halt. Wir sind alle dekadent. Auf eine gewisse Weise. Ein bisschen Dekadenz steckt in uns allen drinnen. Aber das ist ja auch nichts Schlechtes. Dekadenz fängt ja gut an. Eine kleine Gönnung, ein bisschen „Self-care“ und etwas Luxus darf man sich schon er­ lauben. Man muss eben einfach nur die Grenzen kennen. Wann wird die Gönnung zum Überfluss? Wann wird „Self-care“ zu Verschwendung? Und wann wird Luxus zu Überheblichkeit? Dekadenz beginnt gut und endet schlecht. Bleiben wir am besten beim Beginn.

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Umfrage Dekadenz: Was ist Dekadenz? – die Suchmaschine spuckt Folgendes aus: De·ka·denz, [kultureller] Zustand, der als durch Überfeinerung in Lebensgewohnheiten und Ansprüchen entstandener Verfall angesehen wird. („die Dekadenz des Bürgertums“) Dekadenz kann sehr vielfältig interpretiert werden, die Festivalbesucher*innen haben das auf Nachfragen mit Freude getan. … Dekadenz bedeutet Überfluss, der schon zu viel wird und schlussendlich das System zerstört. … Kaviar süffeln, in einem vergoldeten Whirlpool, wo das Wasser zur Hälfte aus Champagner besteht, der so schöne Bläschen schlägt. … Absoluter Luxus, Überf luss auf ne absurde Weise, aber es kann auch auf eine spaßige Weise sein. Also Dekadenz kann auch wilde Feierei sein, oder so. Kann ja auch gut sein. …Was dekadent ist? – Ich weiß nicht, so klischeehaft, das ist für mich Kaviar essen. Vielleicht ist De­ kadenz auch hirnlos durchs Leben zu gehen und sich mit nichts zu beschäftigen, so wie ich, so dass ich das zum Beispiel auch gar nicht weiß. … Ein dreilagiges, rosarotes, nach Vanille riechendes Klopapier. … An sich ist es etwas sehr Schlechtes, was in unse­ rer Gesellschaft, glaube ich, eine vorherrschende Eigenschaft ist. Ich glaub, die meisten Leute in un­ serer Gesellschaft sind sehr dekadent, einfach weil sie sich so viel Luxus gönnen und diese Gönnung dann irgendwann nicht nur mehr eine Gönnung ist, sondern einfach schon viel zu viel und enormer Überf luss. Dekadenz ist einfach was, das sich immer weiter steigert und dann mehr oder weniger in einer Katastrophe endet. … Wenn etwas im Überfluss konsumiert wird und das dann wieder schlecht wird. Zum Beispiel die Tische: Die sind auf den ersten Blick Marmor und dann erinnern sie mich doch irgendwie an Fleisch. Das ist halt nicht so cool, ein bisschen grauslich, vor allem beim Essen. … Etwas Extravagantes. Irgendetwas Außerge­ wöhnliches, das eigentlich unnötig ist. …Dass man sich Momente aus dem Alltag her­ ausnimmt, wo man sich auch einmal etwas gönnt. Wirklich einfach einmal, muss nicht immer einen Grund haben. Aber auch, dass man sich ab und zu gehen lassen darf, also dass man sich einfach mal etwas leistet. … I think anything past your basic necessities, right? Go to that extra level of pleasure, excessi­ veness, just anything above of what you need.

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Nach der erfolgreichen Definition von Dekadenz wollten wir wissen, was die Youki – Besucher*innen De­ kadentes machen. Nach kurzem Nachdenken hatten die meisten auch hier eine Antwort parat.

… anytime I´m with someone I´m trying to impress him/her. Or in my film work as well, like, you know when you approach a project you always want to give it a hundred and ten percent. So it’s never really just like that baseline, it´s always pushing the boundary and trying to do more, so yeah, I guess art for me has to be decadent in order to be successful. … Ich glaube meine Posen sind manchmal deka­ dent auf Fotos, weil ich da manchmal so oder ein bisschen mehr Drama mache. Also eher so eine Art Lebensstil, den man mitbringt. … Tee trinken oder Kaffee trinken, da nehme ich mir gern Zeit, vielleicht sowas. Und ja, dass man hin und wieder sich eine Gesichtsmaske machen kann, das ist auch ganz nett.

… ja sicher etwas, dass wir alle sehr oft machen; sehr verschwenderisch sein, nicht drauf achten, dass man eigentlich nicht alles braucht, was man kauft, dass man viel wegschmeißt, dass man sich nicht gut überlegt, was man zum Leben braucht und einfach mal drauf los kauft, seien es Lebensmittel, seien es aber auch andere Dinge. Man bräuchte nicht so viel kaufen, man könnte einfach zusammen tauschen oder besser nachdenken.

… Ich glaub ich kauf mir viel zu viel Gewand. Also ich habe sehr viel Hosenanzüge und jetzt habe ich weiß ich nicht wie viele und ich will mir immer mehr kaufen, also ich habe eh schon viel, aber wenn ich irgendwo einen sehe, will ich mir den trotzdem kaufen. Das hört halt nie auf, egal wie viele ich habe.

… Jetzt im Moment vermutlich Essen, Essen ist mir sehr wichtig.

… ich glaube, dass Leute das relativ schnell als de­ kadent auch bezeichnen könnten, was ich mache, gerade mit meinem Stil. Ich schau eh urlangweilig aus heute, aber grundsätzlich mach ich auch viel Provokantes und ich glaub, das könnten die Leute tatsächlich so bezeichnen. … Ich gehe manchmal gerne zu Starbucks, das ist glaub ich schon etwas dekadent. Ich glaub ich habe so einen gewissen Grundhedonismus, also gut Essen gehen, fancy Essen kaufen, generell viel Essen. … Ich besitze sehr viele Jacken für Übergangs­ jahreszeiten und das ist nicht besonders praktisch, weil in Übergangsjahreszeiten ist es meistens ent­ weder noch sehr warm oder sehr kalt.

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Eine dekadente Playlist Kanye West Pink Floyd Todrick Hall Fergie Die Sterne Falco Peter Zirbs Queen Ariana Grande Iggy Azalea Cardi B Bilderbuch

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Gold digger Money Two Glamorous Was hat dich bloß so ruiniert? Ganz Wien Let’s fail again Bohemian Rhapsody Seven rings Fancy Cartier Bardi Maschin

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Ganz schön dekadent Steinreiche Katzen, Schnee im Schloss und pelzige U-Bahnfahrer: Dekadenz hat viele Gesichter. Eine kleine Sammlung.

Ceci n’est pas un Nasenbär

Salavor Dalì, spanischer Maler, Begründer des Sur­ realismus, und nicht zuletzt für seine Exzentrik be­ rühmt, sorgte an einem Sommertag im Juli des Jahres 1969 bei einigen Pariserinnen und Parisern für milde Verwunderung, als er mit einem unge­ wöhnlichen Haustier an der Leine aus der Métro­ station spazierte. Der pelzige Vierbeiner, der da aus dem Untergrund strolchte, war nämlich, wer hätte das gedacht, ein Nasenbär.

L’état c’est moi

Ludwig der XVI., besser bekannt als der Sonnenkönig, galt als Inbegriff eines dekadenten Herrschers. Er liebte Prunk und Genuss, feierte ausschweifend und um sich von dem Lustgetümmel in seinem Pariser Schloss abzukühlen, ließ er sich schon mal im Sommer per Kutsche Schnee liefern. Der Sonnen­ könig litt zudem an einem leichten Größenwahn und versuchte möglichst viel Macht in seiner Person zu konzentrieren. „L’état c’est moi“, auf deutsch „der Staat, das bin ich“ lautet ein bekanntes Zitat, das ihm gerne in den Mund gelegt wird. Ob er es wirklich so gesagt hat, lässt sich heute schwer beweisen, seiner Philosophie entsprach es wohl.

Süß, süßer, Choupette

Das wahrscheinlich reichste Tier der Welt ist eine schneeweiße Birma-Katze namens Choupette, was so viel wie „die Süße“ bedeutet. Sie war das Ein und Alles des berühmten Modedesigners Karl Lagerfeld, der 2019 verstarb. Für Choupettes leibliches Wohl sorgen selbstverständlich weiterhin Starköche und zwei Hausmädchen, die ihr nicht von der pelzigen Seite weichen. Dabei ist Choupette nicht auf das Erbe von Lagerfeld angewiesen, um ihren dekadenten Lebensstil zu finanzieren. Immerhin hat sie selbst als Werbestar mehrere Millionen Euro verdient. Wer jetzt noch nicht genug gehört hat, kann Choupette zusammen mit hunderttausenden anderen Fans auf Instagram folgen! Chapeau!

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Up in the cloud

Unsere persönlichen Termine verwaltet der Google-Ka­ lender, unsere Lieblingssongs kennt Spotify am besten und die Fotos von unserem letzten Städtetrip? Gibt es auf Instagram! Der Backup unserer Handydaten wandert direkt up in die Cloud. Die zunehmende technische Aus­ lagerung ist bequem, sicher, aber sie ist auch ein Problem. Und zwar fürs Klima. Bei Umweltschutz mögen wir zwar an Flugreisen, Pappkaffeebecher to go und Avocados aus Chile denken, doch ein französischer Think Tank hat er­ rechnet, dass auch Onlinestreaming im Jahr 2018 rund 300 Millionen Tonnen CO2 verursacht hat – und das ent­ spricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von Belgien. Ups

Die goldenen 20er

Charleston im Glitzerkleid, zigarrenverrauchte Jazz­ clubs, Schnaps im Überfluss. Kurz: eine nie enden wollende Party. Kein Jahrzehnt steht symbolhafter für die Dekadenz als die sogenannten „goldenen 20er-Jahre“ des vorigen Jahrhunderts. Man schreibt diesem Jahrzehnt viel Positives zu: Experimentier­ freude, Emanzipation, Aufbruch, sexuelle Befreiung, das Überwinden von Grenzen. Doch die überschäu­ mende Lebenslust konnten sich nicht alle leisten – der Eleganz der einen stand die bittere Armut der anderen gegenüber. Waren die Roaring Twenties wirklich so golden? Oder waren sie ein Tanz auf dem Vulkan vor den dunklen 30er-Jahren und der Weltwirtschaftskrise? Aufbruch und Niedergang liegen manchmal näher beisammen als man denkt.

Geh mir aus der Sonne!

Diogenes von Sinope war ein antiker griechischer Philosoph über dessen Leben wenig Stichhaltiges, dafür einige Anekdoten übermittelt wurden. Er dürfte aber das Gegenteil von dekadent gewesen sein. Eine der bekanntesten Legenden über ihn spielt in Korinth, wo der Philosoph in einer Tonne gelebt haben soll. Alexander der Große war gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden und stattete dem Intellektuellen einen Besuch ab. Er fand Diogenes in der Sonne liegend und fragte ihn, ob er einen Wunsch an ihn habe. Daraufhin soll dieser geantwortet haben: „Geh mir bitte aus der Sonne!“ Na, wenn es sonst nichts ist.

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44 A Boy With a Movie Camera Spielfilm, 9 min, Iran 2019 Amir Hossein Tabbat

46 Indimenticabile Spielfilm, 20 min, Italien 2019 Gianluca Santoni

48 Lukewarm

Spielfilm, 16 min, Austria 2019 Lisa Maria Bickel

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Gewinnerfilme YOUKI 2019

45 Meine Welt, deine Welt Dokumentar, 20 min, Austria 2019 Zoe Borzi

47 Sudden growth

Animation, 5 min, Denmark 2018 Sine Juhl

49 Haar naam was

Spielfilm, 18 min, Belgium 2018 Helena Dalemans

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Hauptpreis 13 – 17 Jahre

A Boy With a Movie Camera A Boy With a Movie Camera folgt dem Protagonisten Ayoub, welcher seinen Traum verwirklichen möchte, Regisseur zu werden. Für eine funktionierende Kamera fehlt ihm jedoch das Geld, deshalb begnügt er sich vorerst mit einem Pappkarton. Ayoubs Traum steht kurz vor dem Platzen, obwohl ihm sogar der örtliche Elektronikhändler entgegenkommt. Spielfilm, 9 min, Iran 2019 Amir Hossein Tabbat Spielfilm, 9 min, Iran 2019 Amir Hossein Tabbat

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Hauptpreis 18 – 22 Jahre

Meine Welt, deine Welt In ihrem Dokumentarfilm gibt die junge Filmemacherin ZOE BORZI einen Einblick in vier vollkommen unterschiedliche Lebenswelten. Eine Bäuerin, ein Mönch, ein Aktivist und eine Drag Queen erzählen von ihrem Alltag und davon, wie sie alle mit Vorurteilen konfrontiert sind. Eine kleine Erinnerung an die Diversität in Österreich und die oft fehlende Toleranz dafür. Dokumentar, 20 min, Austria 2019 Zoe Borzi

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Hauptpreis 23 – 28 Jahre

Indimenticabile Indimenticabile erzählt die Geschichte von Lunas achtzehntem Geburtstag. Voller beeindruckender Sensibilität und Empathie entfaltet sich eine Liebesgeschichte rund um Behinderung, Familie und Coming of Age und man will, dass sie nie endet. Dieser Film beweist abermals, dass jedermanns Geschichte erzählt, gehört und gesehen und nie an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden sollte. Weil sie einfach so schön sind. Spielfilm, 20 min, Italien 2019 Gianluca Santoni

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Innovative Film Award

Sudden growth Alles beginnt in einer idyllischen Kindheit. Dann beginnen die Körper sich zu verändern, plötzlich wachsen Körperteile und Haare sprießen an den unerwartetsten Orten. Bei einigen passiert es schon früh, während andere zurückbleiben. Dieser Stop-Motion animierte Kurzfilm erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens auf eine humoristische und ehrliche Art. Animation, 5 min, Denmark 2018 Sine Juhl

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Regionalpreis

Lukewarm (Sehr lauwarm) Herumlaufen, herumfahren, herumskaten, den mobilen Kiosk, an dem sie Getränke verkauft herumschieben Luca ist immer auf dem Weg irgendwohin, doch bis jetzt hat sie es noch nicht geschafft, ein persönliches Ziel in der Fülle der Optionen, die das Leben bietet, zu finden. Doch es ist sowieso unbeschreiblich heiß, Zeit vergeht, nichts passiert. Luca driftet durch den Sommer wie ein Reh im hellen Scheinwerferlicht, macht eine Reise zu sich selbst. Spielfilm, 16 min, Austria 2019 Lisa Maria Bickel

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Publikumspreis

Her name was (Haar naam was) Als Ode an die Großmutter der Regisseurin beleuchtet Her name was den tristen Seniorenheim-Alltag der Protagonistin Ida. Diese hat sichtlich mit dem Verlust ihrer Autonomie zu kämpfen und sieht ihr Leben groß­ teils fremdbestimmt. Der Einzug des neuen Bewohners Jef bringt jedoch einen Sonnenstrahl in Idas Routine. Spielfilm, 18 min, Belgium 2018 Helena Dalemans

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Impressum Herausgeber YOUKI Verein Media Space Pollheimergasse 17 4600 Wels Erscheinungsort Wels, 2020 Festivalleitung Anna Prischl Anna Rieder Grafik Martin Märzinger Fotografinnen Anja Kundrat Jasmin Peter Redaktion Simon Duschlbauer Loic Heger Jonas Hintersteininger Felix Khinast Jana Viktoria Lehner Nora Limbach Sophia Merten Julia Ritter Kathi Starzer Bernardo Vortisch Redaktionsleitung Sarah Nägele Johannes Pucher

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Y O U K I International Youth Media Festival – 2020 17  21 nov.

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