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Ganz schön dekadent
Steinreiche Katzen, Schnee im Schloss und pelzige U-Bahnfahrer: Dekadenz hat viele Gesichter. Eine kleine Sammlung.
Ceci n’est pas un Nasenbär Salavor Dalì, spanischer Maler, Begründer des Surrealismus, und nicht zuletzt für seine Exzentrik berühmt, sorgte an einem Sommertag im Juli des Jahres 1969 bei einigen Pariserinnen und Parisern für milde Verwunderung, als er mit einem ungewöhnlichen Haustier an der Leine aus der Métrostation spazierte. Der pelzige Vierbeiner, der da aus dem Untergrund strolchte, war nämlich, wer hätte das gedacht, ein Nasenbär. Süß, süßer, Choupette Das wahrscheinlich reichste Tier der Welt ist eine schneeweiße Birma-Katze namens Choupette, was so viel wie „die Süße“ bedeutet. Sie war das Ein und Alles des berühmten Modedesigners Karl Lagerfeld, der 2019 verstarb. Für Choupettes leibliches Wohl sorgen selbstverständlich weiterhin Starköche und zwei Hausmädchen, die ihr nicht von der pelzigen Seite weichen. Dabei ist Choupette nicht auf das Erbe von Lagerfeld angewiesen, um ihren dekadenten Lebensstil zu finanzieren. Immerhin hat sie selbst als Werbestar mehrere Millionen Euro verdient. Wer jetzt noch nicht genug gehört hat, kann Choupette zusammen mit hunderttausenden anderen Fans auf Instagram folgen! Chapeau!
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L’état c’est moi Ludwig der XVI., besser bekannt als der Sonnenkönig, galt als Inbegriff eines dekadenten Herrschers. Er liebte Prunk und Genuss, feierte ausschweifend und um sich von dem Lustgetümmel in seinem Pariser Schloss abzukühlen, ließ er sich schon mal im Sommer per Kutsche Schnee liefern. Der Sonnenkönig litt zudem an einem leichten Größenwahn und versuchte möglichst viel Macht in seiner Person zu konzentrieren. „L’état c’est moi“, auf deutsch „der Staat, das bin ich“ lautet ein bekanntes Zitat, das ihm gerne in den Mund gelegt wird. Ob er es wirklich so gesagt hat, lässt sich heute schwer
beweisen, seiner Philosophie entsprach es wohl.
Up in the cloud Unsere persönlichen Termine verwaltet der Google-Kalender, unsere Lieblingssongs kennt Spotify am besten und die Fotos von unserem letzten Städtetrip? Gibt es auf Instagram! Der Backup unserer Handydaten wandert direkt up in die Cloud. Die zunehmende technische Auslagerung ist bequem, sicher, aber sie ist auch ein Problem. Und zwar fürs Klima. Bei Umweltschutz mögen wir zwar an Flugreisen, Pappkaffeebecher to go und Avocados aus Chile denken, doch ein französischer Think Tank hat errechnet, dass auch Onlinestreaming im Jahr 2018 rund 300 Millionen Tonnen CO2 verursacht hat – und das ent spricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von Belgien. Ups Die goldenen 20er Charleston im Glitzerkleid, zigarrenverrauchte Jazzclubs, Schnaps im Überfluss. Kurz: eine nie enden wollende Party. Kein Jahrzehnt steht symbolhafter für die Dekadenz als die sogenannten „goldenen 20er-Jahre“ des vorigen Jahrhunderts. Man schreibt diesem Jahrzehnt viel Positives zu: Experimentierfreude, Emanzipation, Aufbruch, sexuelle Befreiung, das Überwinden von Grenzen. Doch die überschäumende Lebenslust konnten sich nicht alle leisten – der Eleganz der einen stand die bittere Armut der anderen gegenüber. Waren die Roaring Twenties wirklich so golden? Oder waren sie ein Tanz auf dem Vulkan vor den dunklen 30er-Jahren und der Weltwirtschaftskrise? Aufbruch und Niedergang liegen manchmal näher beisammen als man denkt.
Geh mir aus der Sonne! Diogenes von Sinope war ein antiker griechischer Philosoph über dessen Leben wenig Stichhaltiges, dafür einige Anekdoten übermittelt wurden. Er dürfte aber das Gegenteil von dekadent gewesen sein. Eine der bekanntesten Legenden über ihn spielt in Korinth, wo der Philosoph in einer Tonne gelebt haben soll. Alexander der Große war gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden und stattete dem Intellektuellen einen Besuch ab. Er fand Diogenes in der Sonne liegend und fragte ihn, ob er einen Wunsch an ihn habe. Daraufhin soll dieser geantwortet haben: „Geh mir bitte aus der Sonne!“ Na, wenn es sonst nichts ist.
44 A Boy With a Movie Camera Spielfilm, 9 min, Iran 2019 Amir Hossein Tabbat
46 Indimenticabile Spielfilm, 20 min, Italien 2019 Gianluca Santoni
48 Lukewarm Spielfilm, 16 min, Austria 2019 Lisa Maria Bickel