BAUKULTUR Zeitschrift des DAI
Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
Schwerpunkte
Innovative Wohnkonzepte
Nachhaltigkeit
BAUKULTUR Zeitschrift des DAI
Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
Schwerpunkte
Innovative Wohnkonzepte
Nachhaltigkeit
Wohngebäude von ALHO werden von Anfang an integral geplant, seriell vorgefertigt und sind dadurch um 70 Prozent schneller realisiert als in herkömmlichen Bauweisen.
Bauen mit System: die ALHO Modulbauweise Fixe Kosten. Fixe Termine. Fix fertig.
noch vor 20 Jahren hielt man die Wohnungsfrage für gelöst: Vor allem im Osten, aber auch im Westen standen Siedlungen in den Städten und deren Rändern leer, und die Stadtforscher begannen, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man die schrumpfenden Städte lebenswert halten kann. Freudig konnte man sich dem Abriss vieler Zumutungen des Massenwohnungsbaus widmen, während das Klimaproblem noch im Hinterzimmer des schlechten Gewissens schlummerte.
Mit unserem Anspruch auf immer mehr Quadratmeter pro Person, mit den immer kleiner werdenden Haushalten und vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und notwendiger Zuwanderung sind wieder andere Themen im Fokus und längst Gemeinplätze: Deutschland braucht mehr Wohnraum, in manchen Gebieten der Republik weniger, in den meisten sehr viel mehr, und das so schnell wie möglich. Dabei darf es nicht zu viel kosten, sollte keine zusätzlichen Flächen versiegeln und muss nachhaltig sein: CO2 sparend oder besser einlagernd, schadstoffarm, gesund und barrierefrei bewohnbar, am besten in umgenutzter oder angepasster Bestandssubstanz, ansonsten so effizient wie möglich. Unsere Fachwelt sucht nach Lösungen für all die Herausforderungen, entwickelt wieder serielles Bauen, verarbeitet mehr Holz, entwirft ortsunabhängige Module für schnelles Bauen, begrünt und versickert, plant und gestaltet all das und erfindet zu guter Letzt Label und Zertifikate, die die postulierten Qualitäten testieren. Und dennoch: Es reicht nicht.
Auf der Suche nach dem umfassend nachhaltigen Bauen sind wir gerade noch am Anfang eines langen Weges. Denn Wohnbaukultur ist immer auch Städtebaukultur – die die „Kommunikation“ der Gebäude untereinander miteinschließt. Dies gilt auf dem Dorf, in der Stadt und in der Metropole. Guter Wohnungsbau ist nicht nur die Optimierung der inneren Funktionen und Qualitäten, er produziert immer auch ein Draußen: Die Außenwand des Innenraums, der nur das Individuum betrifft, ist die Innenwand des Außenraumes, der alle betrifft. Die Wohnung ist Teil des Hauses, dieses ist Teil eines Quartiers, aus deren vieler die Stadt sich zusammensetzt. Das bleibt auch in der Klimakrise so. Als Architekten und Ingenieure ist unsere Aufgabe nicht vornehmlich, technische und ästhetisch hinnehmbare Lösungen für neue Aufgabenstellungen zu bieten, sondern auf derselben Ebene die
sozialen und kulturellen Fragen mit zu beantworten. Das bedeutet: Jedes Projekt muss sich fragen lassen und eine Antwort darauf haben, ob es nicht nur für sich, sondern auch für die anderen, das Dorf, die Stadt etwas zu bieten hat. Und das nicht tagesaktuell, sondern für die kommenden Jahrzehnte, besser Jahrhunderte.
Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der Flächenfraß von Landschaft durch das Bauen ein Ende haben muss. Das bedeutet Verdichtung der bereits besiedelten und erschlossenen Flächen. Und das geht nur gut mit einer Verfeinerung der Umgangsformen, der Wiederentdeckung einer „kommunikativen“ Architektur. Dass das vom Einzelnen verlangt, vom exzessiven Individualismus ein Stück zugunsten der Gemeinschaft zurückzutreten, ist das große Thema unserer Zeit. Nur auf dieser Grundlage kann die notwendige Verdichtung nicht nur technisch gelöst, sondern umgekehrt zu einer von allen wahrnehmbaren städtebaulichen Qualität entwickelt werden. Wäre es umsetzbar, müsste man einen „Emissionshandel der Verunstaltung“ erfinden.
Noch haben wir große Mühe, die Zielkonflikte motorisierter Individualverkehr versus lebenswerter öffentlicher Raum, individueller Entfaltungsdrang versus Bauflächenbegrenzung, Umsatzsteigerung und Innovationslust der Bauindustrie versus Dauerhaftigkeitserfordernisse glaubwürdig untereinander aufzulösen. Bisher wurden Zielkonflikte – weil es am Ende immer der einfachste Weg ist, zu oft durch Flächenfraß verarbeitet, deren Ergebnis beispielsweise stadtsprengende Einfamilienhausgebiete sind – mit all ihren negativen städtebaulichen und umweltschädlichen Effekten.
Im vorliegenden Heft werden Projekte vorgestellt, die innerhalb dieses Problemfelds als Vorschläge zu verstehen sind und zur Diskussion anregen wollen. Dafür ist allen Beteiligten herzlich zu danken – und Ihnen, wenn Sie in den Diskurs einsteigen!
Tobias Nöfer Vorsitzender des AIV zu Berlin-BrandenburgDer Termin für den diesjährigen DAI Tag wurde auf Mitte September vorgezogen. Die Veranstaltung findet nun am Wochenende vom 15.–17.9.2023 statt. Der DAI und der AIV zu BerlinBrandenburg laden heute schon ganz herzlich zur Teilnahme ein! Nähere Informationen finden Sie zeitnah auf der DAI Web-Seite.
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Titel:
Schwerpunkt: Innovative Wohnkonzepte
Kommunikatives Raumgefüge: Einfamilienhaus in Tübingen
Weiterwohnen: Umbau eines Landhauses in Italien
Jeder ist willkommen: Gästehaus des Klosters Plankstetten
Weitergedacht: Hotelerweiterung in Münster
Haus auf Stelzen: Parkplatzüberbauung in Regensburg
Unten parken, oben wohnen: Garagenaufstockung in Karlsruhe
Klug kombiniert: Wohnquartier in Stuttgart
Modulbau für den Bund: Spessart-Gärten in Aschaffenburg
Oben wohnen, unten schlafen: Einfamilienhaus in Leonberg
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Heidelberg Materials: CO2-optimierter Beton trifft innovativen Wohnungsbau
STIEBEL ELTRON GmbH & Co. KG: Energie aus der Erde und vom Dach redstone GmbH & Co. KG: Schnelles Ende für kalte Wände
holzius GmbH: Gelebte Naturverbundenheit
NOVO-TECH GmbH & Co. KG: Nachhaltigkeit durch klimapostiven Stoffkreislauf
NATURinFORM GmbH: Langlebig und wartungsfrei
GROHE Deutschland Vertriebs GmbH: Zu neuem Leben erweckt
Autoren | Vorschau | Impressum
Weltkongress Gebäudegrün 2023 Der Weltkongress Gebäudegrün 2023 findet vom 27.–29.6.2023 in Berlin und online statt. In rund 80 Vorträgen werden die Themen Stadtklima, Regenwasserbewirtschaftung, Nachhaltigkeit und Zukunftsstadt beleuchtet. Am dritten Kongresstag besteht die Möglichkeit, an Exkursionen zu besonderen Projekten in Berlin teilzunehmen. Organisiert wird der Weltkongress vom Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) mit der Unterstützung von internationalen und nationalen Partnern und Verbänden. www.bugg-congress2023.com
gefährdet eingestuft. Im Rahmen eines Notfallmechanismus wurden die Altstadt von Odessa in der Ukraine, die Internationale Messe im libanesischen Tripoli und die Wahrzeichen des antiken Königreichs Saba im Jemen in die Liste des gefährdeten Menschheitserbes aufgenommen. Durch den Eintrag können technische und finanzielle Hilfen in Anspruch genommen werden, um den Schutz und Erhalt der bedrohten Stätten zu gewährleisten. www.unesco.de
Aldo Rossi Der italienische Architekt Aldo Rossi (1931–1997) gehört zu den bekanntesten Baumeistern der Moderne. Neben seiner Architektur sind es vor allem die bunten, lebensfrohen Zeichnungen, die mit ihren geometrischen Formen und antiken Vorbildern die unverwechselbare Handschrift Rossis tragen. Die Ausstellung im Museum für Architekturzeichnung präsentiert noch bis zum 14.5.2023 über 110 Werke des
Botschaft anhand von 28 Beispielen aus Dänemark. Sie ist noch bis zum 14.5.2023 im Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin zu sehen. www.nordischebotschaften.org
Verdichtung oder Verdrängung In Zürich hat sich in den letzten 20 Jahren eine zunehmend auch kritisch diskutierte Praxis der städtischen Verdichtung nach innen mittels Ersatzneubau-
Urban Future 2023 Nachhaltige Stadtentwicklung in all ihren Facetten –Energie, Mobilität, Wohnen und Leben. Darum geht es vom 21.–23.6.2023 in Stuttgart auf der Urban Future Konferenz. Themen wie nachhaltige Mobilität, lebenswerte Nachbarschaften, Revitalisierung von Stadtvierteln, Bürgerpartizipation oder neue Industriekonzepte werden mit über 250 internationalen Rednern in Plenarsessions, Workshops und Seminaren diskutiert. www.urban-future.org
UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbekomitee hat drei neue Stätten zum Welterbe erklärt und zugleich als
Aldo Rossi: Studie für den Block in der Schützenstraße in Berlin, Aquarell und Tinte auf Papier, 1993, Privatsammlung (Foto: © Eredi Aldo Rossi, Courtesy Fondazione Aldo Rossi)
Architekten, die zum großen Teil erstmals öffentlich gezeigt werden. www.tchoban-foundation.de
Lebenswerte Stadt Buchstäblich heiße Diskussionen werden aktuell über Stadtentwicklung geführt. Dabei müssen Städte sich für die Zukunft rüsten und nachhaltiger werden. Wie das aussehen kann, zeigt die Ausstellung „Lebenswerte Stadt“ der Dänischen
ten etabliert. Ziel war es, Wohnraum zu schaffen, um den bestehenden Bedarf zu decken und das prognostizierte Bevölkerungswachstum aufzufangen. Die Ausstellung „Verdichtung oder Verdrängung? Wenn Neubauten ersetzen“ im ZAZ BELLERIVE Zentrum Architektur Zürich stellt noch bis zum 26.3.2023 soziale und bauliche Aspekte der städtischen Verdichtung durch Ersatzneubauten zur Diskussion.
www.zaz-bellerive.ch
Umwelt gestalten! In der DDR sind zwischen 1949 und 1989 mannigfaltige Kunstwerke im öffentlichen Raum entstanden. Das Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt wirft gemeinsam mit dem Architekten und Fotografen Martin Maleschka und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in der Ausstellung „Umwelt gestalten!“ ein Schlaglicht auf baubezogene Kunst in Brandenburg und thematisiert den Umgang mit diesem Erbe. www.landtag.brandenburg.de
Wie ist es um die Zukunft für das Wohnen bestellt? Welche Rahmenbedingungen, neuen Konzepte und Möglichkeiten braucht es, um neuen Wohnraum zu schaffen? Und muss Wohnen nicht eigentlich weitergedacht und diskutiert werden als nur im Hinblick auf die eigenen vier Wände, die Wohnung oder das Einfamilienhaus? Umfasst Wohnqualität nicht auch das jeweilige Stadtquartier?
Diese und ähnliche Fragen diskutierten Experten aus unterschiedlichen Disziplinen des Planens und Bauens Ende November 2022 in Hamburg. Der Veranstaltung „Die Zukunft des Wohnens“ waren mehrere Fachgespräche in kleinerer Runde vorangegangen. Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit sollten nun die Ergebnisse mit der Fachöffentlichkeit und interessierten Laien diskutiert werden. Im Rahmen des Programms „Ein Monat Baukultur“ hatten die Hamburgische Architektenkammer und Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen zusammen mit der Hamburger Stiftung für Baukultur dazu eingeladen.
„Überraschend einig war man sich bei den Handlungsfeldern und Herausforderungen, wie Wohnen in Zukunft gelingen kann“, so Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, in seiner Anmoderation der Diskussionsrunde. Insgesamt zehn zentrale Themen und Vorschläge hatten die Experten in den fachlichen Gesprächen entwickelt: Reduzieren, sowohl die Pro-Kopf-Wohnfläche als auch den Material- und Technikeinsatz, um ressourcenschonender bauen zu können. Vereinfachen, vor allem die eingesetzte Gebäudetechnik, die mit Fertigstellung des Gebäudes zum Teil bereits veraltet ist. Umbauen, damit der Paradigmenwechsel hin zu mehr Klimaschutz gelingt, sollte der Umbau vor dem Neubau Vorrang haben. Und sollte neu gebaut werden, dann flexibel, mit Wohnungsgrundrissen, die sich später an die jeweilige Lebensphase anpassen lassen. Anspornen, neue Förderungen und finanzielle Anreize schaffen für innovative und nachhaltige Projekte. Ermöglichen und Experimentieren, indem man Vorschriften und Restriktionen zurücknimmt, Raum schafft, um neue Ansätze auszuprobieren. Die bayerische Architektenkammer hat es mit dem Gebäudetyp E vorgemacht und diesen Vorschlag im Landtag durchgesetzt – bleibt zu hoffen, dass sich diese neue Regelung bald auch auf Bundesebene etabliert. Alliieren, disziplinübergreifend zusammenarbeiten, um so gemeinsam Lösungen für ökologisch vertretbaren und bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen. Beleben: Innenstädte und Dorfplätze, die nicht erst seit Corona zu verwaisen drohen, weiterent-
rechts
Diskussionsrunde im Rahmen der Veranstaltung
„Die Zukunft des Wohnens“ (Foto: Hamburger Stiftung Baukultur, Julia Schwender)
wickeln hin zu öffentlichen Räumen mit hoher Aufenthaltsqualität. Innenentwicklung muss weiterhin konsequent Vorrang haben. Ausbilden: Der Fokus auf Umbau statt Neubau sowie nachhaltige Bauweisen und -materialien fordert neue Herangehensweisen und Techniken. Hier gilt es konsequent, die Kollegen in Architekturbüros, Bauämtern und dem Handwerk zu qualifizieren und zu schulen, damit der Paradigmenwechsel im Bauwesen gelingen kann.
Kontrovers wurde die Diskussion, als es um die Frage ging, ob man sich Baukultur, Schönheit und Ästhetik angesichts der drängenden Probleme am Wohnungsmarkt, angesichts knapper Ressourcen und steigendem Kostendruck überhaupt leisten kann. „Unbedingt!“ denke ich, wenn Materialien knapp und kostenintensiv werden, gilt es dann nicht umso mehr, in den planenden Prozess und die Umsetzung klug zu investieren, um Gebäude, Plätze und Räume zu schaffen, deren Qualität auch künftige Generationen überzeugt und begeistert? Als Leser der BAUKULTUR werden Sie vermutlich zustimmen. Vielleicht war es gerade deshalb auch gut, dass es an diesem Abend Platz für kritische Fragen gab und das Podium dazu Stellung nahm. Nicht zuletzt in Gesprächen mit Bauherrenschaft und Geldgebern werden ähnliche Fragen auftauchen, und dann könnte es hilfreich sein, sie vorab durchdacht zu haben, damit sich Wohnbaukultur auch in Zukunft durchsetzt und gelingt.
Claudia Rudischwww.bundestiftung-baukultur.de
Die in Berlin, München und Frankfurt ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.
… Bau- und Architektenrecht
Nur ausnahmsweise bei Kostenvorschussanspruch keine Fristsetzung erforderlich
Soweit der Auftraggeber (AG) von seinem Auftragnehmer (AN) einen Kostenvorschuss gemäß § 637 Abs. 3 BGB für die Beseitigung vorhandener Mängel verlangen will, muss er diesem grundsätzlich zunächst eine angemessene Frist zur Mangelbeseitigung setzen (§ 637 Abs. 1 BGB).
Von diesem Erfordernis kann nur in wenigen, in § 637 Abs. 2 BGB genannten, Ausnahmefällen abgewichen werden. Besonders relevant sind hier die Fälle der ernsthaften und endgültigen Verweigerung der Nacherfüllung durch den AN und die Unzumutbarkeit der Nacherfüllung für den AG.
Hinsichtlich letzterer Fallgruppe hat das Kammergericht (KG) mit Urteil vom 25.02.2022 (Az.: 21 U 1099/20) herausgearbeitet, dass für die Annahme einer Unzumutbarkeit allein das Vorliegen eines Mangels noch nicht ausreicht. Vielmehr müssen so viele und gewichtige Fehler vorhanden sein, dass aufgrund der darin zum Ausdruck kommenden Unzuverlässigkeit des AN nicht mit einer ordnungsgemäßen Nachbesserung gerechnet werden kann – die Vertrauensgrundlage muss tiefgehend erschüttert sein.
Diese Voraussetzungen waren in dem Fall, der dem KG vorgelegt wurde, gegeben. Hier hatte der AN ein bereits nicht zugelassenes Wärmedämmverbundsystem gewählt. Hinzu kamen eine Vielzahl von Ausführungsfehlern und später die mangelnde Bereitschaft des AN zur Aufklärung der Mangelursache. Zuletzt hatte der AN auch nur eine unzulängliche Mangelbeseitigung angeboten. All dies habe laut KG dazu geführt, dass das Vertrauen des AG in eine Nachbesserung durch den AN erschüttert war.
Generell bleibt es jedoch dabei, dass es sich insofern um eine Ausnahme handelt. Die strengen Voraussetzungen sind vom AG darzulegen und zu beweisen. Im Zweifel sollte dem AN daher vor der Geltendmachung von Ersatzvornahme- und Kostenvorschussansprüchen vorsichtshalber eine Frist zur Nachbesserung gesetzt werden.
Rechtsanwältin Lisa Hagelskamp
Aufklärung eines ungewöhnlich niedrigen Angebotspreises
Die VK Bund nimmt zur Beurteilung des Vorliegens eines ungewöhnlich niedrigen Angebots Stellung (Beschluss vom 12.12.2022, Verg 3/22).
Der Auftraggeber (AG) vergibt in einem offenen Verfahren Leistungen zur Durchführung der Bewachung. Als einziges Zuschlagskriterium bestimmte der AG den Preis, wobei der Auftragnehmer zur Einhaltung der einschlägigen tariflichen Vorschriften verpflichtet wurde.
Der unterlegene Bieter rügte die beabsichtigte Zuschlagserteilung an den Bestbieter, da eine Aufklärung von dessen Angebot nicht erfolgt sei. Nachdem die AG die Rüge zurückweist, weil das Angebot des Bestbieters nicht die niedrigste Aufgreifschwelle erreicht habe und es auch sonst keine Auffälligkeiten gebe, wendet sich der unterlegene Bieter mit einem Nachprüfungsantrag an die VK Bund.
Der Nachprüfungsantrag hat zwar keinen Erfolg, jedoch führt die VK Bund zu der Frage aus, wann der Preis eines Angebotes ungewöhnlich niedrig erscheint. Grundsätzlich habe der Auftraggeber einen Einschätzungs- bzw. Beurteilungsspielraum. Dabei sei die Betrachtung der im Wettbewerb abgegebenen Angebote im Regelfall nicht ausreichend. Um das Verhältnis zwischen dem angebotenen Preis und der zu erbringenden Leistung sachgemäß einschätzen zu können, seien vielmehr eine grundsätzliche Betrachtung und Würdigung aller für die Angebotskalkulation relevanten Merkmale geboten, sofern der AG solche ausdrücklich in den Vergabeunterlagen vorgegeben hat. Wenn in den Vergabeunterlagen wie im vorliegenden Fall Kalkulationsvorgaben enthalten seien, müssten diese in die Preisangemessenheitsprüfung einbezogen werden.
Die VK Bund stellt demnach fest, dass die Beurteilung eines Angebots als ungewöhnlich niedrig nicht nur anhand der von der Rechtsprechung entwickelten sog. Aufgreifschwelle (20 % Preisabstand zum Angebot des zweitplatzierten Bieters) erfolgen darf.
Rechtsanwalt Christian Cordes
Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe
Tel.: 030–880331–231, Mail: l.robbe@zirngibl.de, www.zirngibl.de
Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May
Tel.: 089–29050–231, Mail: u.may@zirngibl.de, www.zirngibl.de
Es gibt Neuigkeiten, was den DAI Tag in Berlin anbelangt: Leider musste er vom ursprünglich geplanten 22.–24.9.2023 auf das Wochenende davor verschoben werden, also auf den 15.–17.9.2023. Grund ist der Berlin-Marathon: In ganz Berlin ist an diesem Wochenende kein bezahlbares Hotelzimmer zu finden. Wir bemühen uns derzeit um Hotelkontingente und werden Sie informieren, sobald diese bereit stehen. Aber das Motto des Symposiums steht, das der AIV zu Berlin-Brandenburg für Samstag, den 16.9.2023 plant: „Stadt. Weiter.Denken“. Thema wird also sein, welchen Herausforderungen sich Planer im Umbau der Stadt im post-automobilen Zeitalter stellen müssen, wie wir mit dem Klimawandel in Bezug auf den Städtebau umgehen und wie Gebäude sich nach- und wiedernutzen lassen, respektive, was mit „übriggebliebenen“ Verkehrsinfrastrukturen geschieht.
Am 15.2.2023 tagte der neugegründete Beirat des DAI zum zweiten Mal. Besprochen und beschlossen wurde, ein neues Veranstaltungsformat zu entwickeln, das ein national relevantes Thema regional widerspiegelt und erweitert. Konkret heißt das, dass das DAI Präsidium aufgerufen ist, in Abstimmung mit dem Beirat zwei prominent besetzte Vorträge pro Jahr in einem digitalen Format zu entwickeln, die live oder als Konserve den einzelnen AIVen zur Verfügung gestellt werden. Diese wiederum können diese Vorträge dann nutzen, um eigene Veranstaltungen darum zu planen. Wenn Sie also Vorschläge oder Wünsche für national relevante Themen haben, senden Sie diese sehr gerne per Mail an die DAI Geschäftsstelle: burns@dai.org. Ich freue mich auf Post.
WENN SIE MIT IHREN ENTWÜRFEN MASSSTÄBE SETZEN, BRAUCHEN SIE EINE ABSICHERUNG, DIE DASSELBE TUT.Fabian Burns
In Felldorf bei Tübingen haben METARAUM Architekten BDA ein Einfamilienhaus entwickelt, das sich nicht nur optisch von der Umgebung absetzt. Auch energetisch setzt es neue Maßstäbe. Die Tragwerksplanung für das Gebäude haben Rößler Hertkorn GmbH – Jürgen Hertkorn, Herrenberg, geliefert.
Den Bauherren schwebte ein modernistisches, kubisches Wohnhaus vor, getragen von einem zukunftsfähigen Gebäudekonzept. Außenbezug sollte das Haus besitzen, mit diversen Terrassen, um die Blickbeziehungen in die Landschaft zu genießen.
Raumaufteilung
Das Ergebnis ist ein zweigeschossiger Kubus, der auf dem Tiefgeschoss aufsitzt. Er bildet den Kern des Wohnhauses mit Wohn- und Arbeitsbereichen im Erdgeschoss sowie Schlaf- und Fitnessräumen im Obergeschoss, gekrönt von der vollständig nutzbaren Dachfläche, dem „Deck“. Die Nutzungen sind offen miteinander verbunden, können aber durch Schiebetüren und Faltwände bei Bedarf geschlossen werden. Durch zwei architektonisch ausgeprägte Lufträume stehen die Räume untereinander auch vertikal in Verbindung. So entstehen ein höchst kommunikatives Raumgefüge und eine dynamisch anpassbare
Raumaufteilung. Alle Staumöbel und Schrankräume sind baulich integriert, als Einbauschränke, raumbegleitende Lowboards oder als Brüstungsumwehrungen. Barrierefreie Bäder und eine Aufzugsvorhaltung ermöglichen den Bauherren, auch im Alter noch in ihrem Haus wohnen zu können.
Konstruktion
Unter der Vorgabe, ein schlankes und auf drei Seiten offenes Tragwerk zu entwerfen, wurde aus wirtschaftlichen Gründen sowie unter Berücksichtigung der vorherrschenden Erdbebenzone das Haupttragwerk als Stahlbetonkonstruktion gewählt. Die Aussteifung des massiven Kubus erfolgt über die Wandscheibe auf der Nordwestseite und den Aufzugskern. Die Betonkonstruktion dient ebenfalls als Speichermasse und ist in Teilen temperiert. Eine Stahlkonstruktion wurde für die schlanken Außenstützen, die vorgestellte Südwestfassade und den den Kubus über-
kragenden Schirm gewählt. Diese dient zur Befestigung der Cortenstahlverkleidung sowie der eingehängten Holzrahmenkonstruktion der thermischen Hülle, die gleichzeitig die Längsaussteifung der Stahlkonstruktion ist. Die thermische Hülle, von zwei der drei Außenseiten des Kubus, besteht aus einer vorgehängten großformatigen Glasfassade mit Fenstertüröffnungen. Die gedämmten Betonflächen, vor allem an der geschlossenen Nordwestfassade, sind mit einer Folie eingedichtet, die dem metallischen Farbton der Fassadenprofile und der als Verkleidung vorgehängten lichtdurchlässigen Streckmetallfassade entspricht.
Das Gebäudeenergiekonzept verfolgt die Vision einer bestmöglichen Effizienz mit regionaler Erdwärmenutzung und Umsetzung einer erdgekoppelten Wärmepumpenanlage unter Beachtung des Mottos „Keep-it-simple & smart“.
Dabei wird der Untergrund zum Wärmeentzug im Winter und zur Wärmerückführung im Sommer eingesetzt. Neben einer Fußbodenheizung wurden auch die Decken im Gebäude thermisch aktiviert. Auf die untere Bewehrung der Decken wurden etwa 700 m Rohrleitungen für die Betonkerntemperierung eingelegt, sodass vier Heiz- bzw. Kühlkreisverteiler zur Verfügung stehen. Im Erdwärmesystem, genauso im Gebäu-
deverteilsystem, wird ein Wasser-Frostschutzgemisch in geringer Konzentration (10 %) eingesetzt, sodass ohne Systemtrennung die entsprechenden Temperaturen vom Untergrund an das Gebäude übertragen werden können.
Wallie Heinisch
Fotos: Zoeey Braun
Zeichnungen: Metaraum
Persönlich und engagiert.
Loyal und unabhängig. Für Unternehmer und Unternehmen.
Seit über 25 Jahren.
Umbau eines Landhauses in Italien
Inmitten der Dörfer und Weinberge Norditaliens haben Alvisi Kirimoto Architects in Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern von Milan Ingegneria ein Landhaus restauriert und erweitert. Eingebettet in die Hügellandschaft ist so ein Rückzugsort entstanden, der die Umgebung in den Mittelpunkt stellt und mit ihr verschmilzt.
Das Ensemble erstreckt sich über eine Fläche von 910 m² und besteht aus zwei Bestandsbauten, die sich durch die typischen Merkmale der ländlichen Architektur in Norditalien auszeichnen. Der Erweiterungsbau bildet den dritten Bauteil. Mehrere Außenbereiche runden die Anlage ab und ergänzen sie: Es gibt Gemüsegärten und Grünflächen für Freizeitaktivitäten. Ein großer Infinity-Pool lädt zum Schwimmen ein, die zum Pool hin ausgerichtete Veranda beherbergt neben einer Sitzlandschaft auch einen Grillbereich und einen Pizzaofen.
Bestandsgebäude
Zum Bestand gehören ein Haupt- und ein Nebengebäude. Das Hauptgebäude erstreckt sich über drei Ebenen. Das Erdgeschoss nimmt die Küche, den Essbereich und ein großes Wohnzimmer auf. Ein Kamin trennt den Essbereich vom Wohnzimmer. Im ersten Stock befindet sich das Hauptschlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank und einem Badezimmer. Im Untergeschoss sind zwei Gästesuiten untergebracht sowie ein Weinkeller, der die aus über 3.000 Flaschen bestehende private Sammlung der Eigentümer beherbergt.
links
Der mit einer Holzstruktur umhüllte Erweiterungsbau setzt sich im Außenbereich in Form einer Pergola fort
unten
Der Erweiterungsbau erscheint im Unterschied zum massiven Bestandsgebäude leicht und luftig
Darüber hinaus gibt es im Nebengebäude noch drei weitere kleinere separate Wohneinheiten, die sich über zwei Geschosse verteilen.
Erweiterungsbau
Herzstück des Projekts ist der Erweiterungsbau, durch den der Wohnbereich des Hauptgebäudes erweitert wurde. Die mit Zedernholzlatten umhüllte Gebäudestruktur zeichnet sich durch einen regelmäßigen Rhythmus aus, der sich im Außenbereich in Form einer Pergola fortsetzt. Den Innenräumen verleihen die hell gestrichenen Wände und Decken sowie die großen Fenster eine freundliche und minimalistische Atmosphäre.
Materialwahl
Für den Boden der Untergeschosse setzte der Planer auf grauen Mikrozement, für das Erdgeschoss auf einen grauen Naturstein, der in der Umgebung abgebaut wird. Die Böden im Obergeschoss und im Erweiterungsbau sind mit Eichenparkett ausgelegt. In den Untergeschossen und im Erdgeschoss sind die weißen Wände mit Decken aus Sichtmauerwerk kombiniert, während sie im Obergeschoss komplett weiß gehalten sind. Weit weg von der Hektik der Stadt ist so ein Wohnsitz entstanden, der Entspannung, ländlichen Charme und moderne Eleganz vereint.
Christine Ryll
Fotos: Mario Cappelletti
Gästesuite im Untergeschoss
Die Kappendecken im Erdgeschoss und Untergeschoss des Bestandsgebäudes sind steinsichtig belassen
rechts Das Gästehaus St. Wunibald wurde mit Holz aus dem klostereigenen Forst und Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klosters errichtet
Die Benediktinerabtei Plankstetten beauftragte das Büro hirner & riehl architekten & stadtplaner mit dem zweiten Bauabschnitt der Generalsanierung der Abtei. In Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern von LERZER ING+Plan realisierten sie für die wachsende Zahl der Seminargäste eine zeitgemäße Unterkunft – das Haus St. Wunibald.
Unter dem Motto „Schöpfung bewahren“ hat sich das Kloster Plankstetten zu einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen entwickelt, das auch einen zertifizierten Bauernhof betreibt. Im Sinne dieser ökologischen Grundeinstellung sollte das neue Gästehaus mit ökologisch und baubiologisch unbedenklichen Materialien geplant und gebaut werden.
Das im Westen der Anlage errichtete Haus St. Wunibald wird mit dem Bestand über ein neues Kellergeschoss verbunden, in dem sowohl die Gebäudetechnik als auch die Küche der Klosterschenke untergebracht sind. Hauptsächlich jedoch dient das Kellergeschoss zur Stabilisierung des angrenzenden steilen Hanges, dessen Erddruck auf längere Sicht die Bausubstanz der historischen Klosterbauten gefährdet hätte.
Das Gästehaus wurde als Holzständerkonstruktion geplant. Neben der geforderten energetischen Einhaltung des Passivhausstandards kamen, soweit baukonstruktiv möglich, ausschließlich CO2-neutrale Baustoffe aus regionaler Herstellung zum Einsatz. Das Holz wurde im Klosterwald geschlagen und vor Ort im Sägewerk zugesägt und getrocknet. Als Rückgriff auf die im his-
torischen Bestand vorhandenen Mannan-Mann-Decken wurden vorgefertigte 3,35 m breite Deckenelemente aus nebeneinanderliegenden, miteinander verdübelten Deckenbalken eingebaut. Um Spannweiten von über 10 m zu ermöglichen, wurden die Decken mit Aufbeton versehen und als Holz-BetonVerbunddecken ausgeführt. Neben dem ökologischen Vorteil erzeugt dies eine sehr schöne Untersicht. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Bauart ist, dass die Wertschöpfung zum größten Teil bei den ausführenden regionalen Firmen bleibt.
Für die Dämmung der Wände wurde Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klostergutes genutzt: möglichst goldgelbes langhalmiges Getreidestroh aus Weizen und Roggen. Stroh dämmt hervorragend und lagert für die gesamte Nutzungsdauer CO2 im Gebäude ein. Die Herstellung der Strohdämmballen verbraucht nur minimale Energiemengen. Sie bildet keine Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungsmittelpflanzen und entsteht „nebenbei“ im ablaufenden landwirtschaftlichen Ernteprozess. Zudem wächst es jährlich nach. Ein weiterer Vorteil ist der einfache Rückbau durch Kompostierung. Stroh speichert zudem Wärme und bewirkt so einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Zudem
konnten bei diesem Bauvorhaben kurze Transportwege gesichert werden. Die Innenwände sind mit einem Lehmputz versehen: Er ist feuchteregulierend, nimmt Schadstoffe auf undwirkt sich positiv auf das Raumklima und die Behaglichkeit der Gäste aus.
Brandschutz
Das Haus St. Wunibald ist aufgrund der baulichen Verbindung mit den historischen Gebäuden als „Sonderbau“ in die Gebäudeklasse 5 nach BayBO einzuordnen. Eine Umsetzung als Strohballenbau war deshalb nur mit erheblichem Aufwand und der Genehmigung einiger Abweichungen im Brandschutznachweis möglich. Die Außenwände sind konsequent frei von jeglichen Installationen gehalten und geschossweise gekapselt, die Holzfassaden mit Brandschürzen aus Stahl ausgeführt. Die Gefachdämmung aus normalentflammbarem Baustroh ist beidseitig durch eine nicht brennbare Schicht gekapselt, innenseitig mit Lehmputz und außenseitig mit einer Gipsfaserplatte. Die Wände bestehen aus zwei
rechts Im Kellergeschoss sind Spuren eines früheren Gewölbes freigelegt worden
oben
Die klösterlich schlicht eingerichteten Einzelzimmer bieten einen Ort der Ruhe
miteinander verschraubten je 18 cm tiefen Holzrahmen, in welche die 36 cm dicken Strohballen gepresst wurden. Aus der Ballengröße von 36 x 72 x 50 cm ergab sich zudem ein ungewöhnliches Rastermaß von 72,5 cm für die Holzständerbauweise.
Martin Hirner, Robert Härtl
Fotos: Sebastian Schels
oben
Das Erdgeschoss beherbergt zusätzlich Räume für einen Kindergarten und die Pfarrverwaltung
Querschnitt: Neubau und Bestand sind durch ein neues Kellergeschoss verbunden
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Hotelerweiterung in Münster
Bestand erhalten und weiterdenken war die Grundhaltung bei der Planung der beiden Hotels Novotel und Ibis Budget unweit des Münsteraner Hauptbahnhofs. Um die Stadt an dieser Stelle weiterzubauen, entstanden drei Gebäude mit sehr unterschiedlichen Fassaden.
Das Bestandsgebäude, das zuvor lange Zeit leer gestanden hatte, ist in seiner äußeren Erscheinung nur wenig verändert worden. „Zum Glück passten sowohl die Abstände der Fenster als auch die Geschosshöhen gut für den Entwurf eines Vier-Sterne-Novotels“, erläutert Architekt Thierry Louvieaux. So konnte es erhalten und umgebaut werden. Das benachbarte Eckgebäude hatte ebenfalls lange leer gestanden, war jedoch so marode, dass es nicht umgebaut werden konnte. An seiner Stelle entstand ein hell verklinkerter Neubau, der durch ein verglastes Treppenhaus sinnvoll mit dem Bestandsgebäude verbunden wurde. Die zwei Gebäude zusammen bilden das Novotel. Im dritten Gebäude, ebenfalls einem Neubau, entstand zwischen dem Novotel und einem Parkhaus das Ibis Budget.
Bestandsumbau
Im vorangegangenen Investorenwettbewerb konnte 2015 das Büro PSP Weltner Louvieaux mit der Grundhaltung des erweiterten Bestands punkten. Das Novotel interpretiert mit seiner hellen Fassade und dem Schrägdach die Altstadtgebäude Münsters und betont die Straßenecke, an der sich der Eingang befindet. Da unter dem Schrägdach teilweise keine Hotelzimmer angeordnet werden konnten, bot sich dieses Geschoss für die Gebäudetechnik an, die sich auf diese Weise architektonisch elegant in die Kubatur einfügt. Das Dach stellt mit Lamellen lediglich einen optischen Schutz dar, die wasserführende Schicht befindet sich auf der Geschossdecke darunter. So konnte hier die Lüftungszentrale aufge -
stellt werden, die durch die Lamellen des Daches Frischluft bekommt. Wie ein Mosaik wirken die Fensterformate des Neubaus und setzen sich so von der regelmäßigen Struktur des Altbaus ab. Damit im Bestandsgebäude die Hotelküche eingerichtet werden konnte, wurde das Erdgeschoss 80 cm tiefer gelegt und neu strukturiert. Das Dach musste vollständig erneuert werden, da die zuvor vorhandene Sprengwerkskonstruktion zu kleinteilig für eine Weiternutzung war. Statisch fängt nun eine Stahlbockkonstruktion die zusätzlichen Lasten ab. Vom Dach abgesehen wurde strukturell nur wenig in den Bestand eingegriffen. Ursprüngliche Elemente, wie eine alte Stahltür, weisen innen auf den Übergang vom Neuzum Altbau hin. Den Höhenunterschied der beiden Gebäude im Erdgeschoss erleben Hotelgäste bereits im Neubau. Nur die Lobby liegt auf Straßenniveau. Zum Restaurant geht man wenige Schritte hinunter, sodass hier ein höherer Luftraum entstand, der dem Essbereich Weite verleiht.
Der Gebäuderiegel des Zwei-Sterne-Hotels Ibis Budget dient für das Novotel als Schallschutz zum Parkhaus und säumt einen lauschigen Patio, der von beiden Hotels genutzt wird. Damit Hotelgäste im Ibis Budget trotzdem gut schlafen können, orientieren sich die Zimmer in den oberen Geschossen zu diesem Hof, während sich im Erdgeschoss lediglich Nebenräume befinden. Im Novotel grenzen die Konferenzräume an den Patio, sodass die Gäste für eine Kaffeepause dort an die frische Luft können. Der Hof hat zudem die Auf-
links
Die drei nebeneinanderliegenden Häuser, von denen der Bestandsbau und der Eckneubau das Novotel und der zweite Neubau das Ibis Budget beherbergen, ergänzen mit drei unterschiedlichen Fassaden die Kleinteiligkeit des Bahnhofsviertels
PROJEKTDATEN
Bauherr/Investor: AP Investhotel Münster GmbH
Architektur und Projektsteuerung: PSP Weltner Louvieaux, Berlin
Techn. Projektsteuerung: Heyen Lippross Kiefer Architektur, Münster
Innenarchitektur: Ester Bruzkus, Berlin
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Restaurant im Erdgeschoss des Novotels
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Die zwei Neubauten rahmen einen rund 7 m breiten Patio, der von den Gästen beider Hotels genutzt werden kann
gabe, für Licht und Luft auf dem eng bebauten Grundstück zu sorgen. Mit einer Geschossflächenzahl von annähernd 4 entstanden auf dem etwa 3.000 m2 großen Grundstück rund 12.000 m2 Grundfläche mit 117 Zimmern im Novotel und 123 im Ibis Budget. Die Schwierigkeiten bei der Baustellenlogistik mit der stark befahrenen Zufahrtstraße sind vorstellbar, und so arbeitete das Büro PSP Weltner Louvieaux ab dem Zeitpunkt der Ausführungsplanung mit dem ortsansässigen Büro Heyen Lippross Kiefer Architektur zusammen.
Innenarchitektur
Starke Farben leiten die Gäste in den beiden Hotels. Im Ibis Budget sind das vor allem Gelb- und Grautöne, während im Novotel Grüntöne in Verbindung mit Messing im Erdgeschoss und Bordeaux mit Cremetönen in den oberen Geschossen den Räumen ihren Rhythmus verleihen. Die langen Hotelflure werden durch Farbstreifen, die sich über die Wände, die Decke und den Teppichboden ziehen, in Segmente unterteilt. In den Zimmern setzt sich die Farbgebung fort. Gepolsterte Kopfteile der Betten mit dazu passenden Polstermöbeln machen sie komfortabel. Messingglänzende Beschriftungen auf mattem farbigem Grund weisen den Weg zu den Zimmern und den weiteren Räumlichkeiten. Im Restaurant kombinierte die Innenarchitektin lange, gepolsterte Sitzbänke, die zudem den Raum zonieren, mit frei beweglichen Stühlen. Vor allem die lange Bank unter dem Fenster ist einer der Lieblingsplätze der Gäste.
Ulrike Meywald
Fotos: Werner Huthmacher
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Unter den weit auskragenden Obergeschossen gibt es neben den PKW-Stellplätzen auch überdachte Fahrradstellplätze mit direktem Zugang zum Gebäude
Im Osten von Regensburg sticht ein samtig anmutendes Wohnhaus heraus. Die dunkle Holzfassade, das begrünte Dach – es schwebt förmlich über dem grauen Pflasterbelag. Bauherr und Planer des „Hauses auf Stelzen“ sind die Bayerischen Staatsforsten. Die Tragwerksplanung wurde von Schneider Bauingenieure aus Riedenburg erstellt.
Die Wahl auf Holz als primären Baustoff kommt nicht von irgendwoher: Das verbaute Holz stammt direkt aus den Wäldern, die die Bayerischen Staatsforsten bewirtschaften. Und wenn das Holz vor der eigenen Haustür gewachsen ist und nachhaltig erzeugt wurde, ist es ein klimaneutraler Baustoff.
Raumkonzept
Ohne neue Flächen zu erschließen oder zu versiegeln, schafft der Neubau dringend benötigten Wohnraum, indem er einen bis dahin von den Beschäftigten genutzten Parkplatz überbaut. Auf insgesamt sechs Ebenen überlagern sich hier unterschiedliche Nutzungen: Während die Beschäftigtenparkplätze in eine Tiefgarage verlegt wurden, parken die Bewohner direkt unter dem aufgeständerten Gebäude im Erdgeschossbereich. In den Obergeschossen haben insgesamt 33 barrierefreie Wohnungen Platz gefunden. Das Architektenteam der Bayerischen Staatsforsten setzten so Ein- und Zweizimmerwohnungen mit in Summe ca. 900 m² Wohnfläche um. Das Dach ist als grüne Oase konzipiert und dient allen Bewohnern als Treffpunkt und Erholungsort.
Um den Stellplatzschlüssel der Stadt Regensburg erfüllen zu können, wurde das Gebäude aufgeständert. Für den über dem Erdgeschoss liegendem Tragrost wurde eine HybridKonstruktion aus Baubuche und Stahl gewählt. Die unterschiedlichen Materialien ergänzen sich hierbei in ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Somit entstand eine funktionale, konstruktive und ökonomische Lösung.
Die Obergeschosse wurden mit einer karbonisierten Holzschalung aus heimischem Fichtenholz verkleidet. Die Technik des Verkohlens der Holzoberfläche – Yakisugi genannt – hat ihren Ursprung in Japan. Durch das kontrollierte Beflammen des Holzes wird die Zellstruktur so verändert, dass ein beständiger und natürlicher Schutz vor Wasser, Schimmel, Fäulnis und Insekten entsteht. Ohne Chemie oder Farbe erreicht man so eine langlebige Holzfassade mit geringen Instandhaltungskosten, zu 100 % recycelbar und mit hervorragender Ökobilanz. Zudem entsteht durch die thermische Behandlung eine einzigartige Oberfläche: die Maserung und Struktur des Fichtenholzes tritt deutlich in Erscheinung und lässt jedes Brett zu einem Unikat werden.
Das Gebäude zeichnet sich durch leistbare Wohnungsgrößen und flexibel möblierbare Grundrisse aus. Um die vorhandene Wohnfläche maximal nutzen zu können, sind alle Einzimmerwohnungen mit einem Raummöbel ausgestattet, welches neben der Küchenfunktion viel Stauraum bietet. Auf eine Verkleidung der Oberflächen oder Kapselung der Holzbauteile wurde in allen Bereichen vollständig verzichtet. Die Brettsperrholzoberflächen der Wände und die Brettstapelholzoberflächen der Decken sind sichtbar und wurden unter Berücksichtigung baubiologischer Aspekte nur mit einem Hartöl behandelt. Ebenso wurden alle Fenster und Türen aus Lärchenholz ausschließlich geölt. Als Sonnen- und Sichtschutz dienen manuell bedienbare Schiebeläden aus Lärchenholz. Alle Wohnbereiche verfügen über eine Fußbodenheizung. Die Wärmeversorgung erfolgt über ein Nahwärmenetz des angrenzenden Bürogebäudes der Bayerischen Staatsforsten, das eine zentrale Holzpellet-Anlage besitzt.
Der gemeinschaftliche Dachgarten bietet nicht nur den Bewohnern Platz zur Entfaltung. Auch Insekten und Vögel haben dort ihren Lebensraum gefunden. Insgesamt wurden im Bereich des Dachgartens und der Freiflächen ca. 170 verschiedene Arten von insekten- und vogelfreundlichen Bäumen, Sträuchern, Stauden, Gräsern und Zwiebeln gepflanzt. Alle Frei- und Dachflächen sind so angelegt, dass eine maximale Entsiegelung erreicht wird. Durch die intensive Dachbegrünung und die Gestaltung der Pflasterflächen mit offenen Rasenfugen werden ca. 70% des Niederschlagswassers zurückgehalten und das öffentliche Kanalnetz entlastet. Gleichzeitig wird dadurch, im innerstädtischen Kontext, das Mikroklima verbessert.
Thomas Feigl, Lisa Schex
Fotos: Manfred Jarisch
Garagenaufstockung in Karlsruhe
Wer kennt sie nicht, die reihenweisen Garagenanlagen vor den Wohnanlagen unserer Städte? Sie beanspruchen große Flächen, während es gleichzeitig an Wohnraum mangelt. In Karlsruhe hat Falk Schneemann Architektur zusammen mit den Tragwerksplanern von wh-p Ingenieure, Stuttgart, drei Garagenanlagen mit Tinyhouses aufgestockt. Unten wird weiter geparkt, darüber zukünftig gewohnt.
Architekt Falk Schneemann hatte schon 2017 ein Konzept für Garagenaufstockungen entwickelt und damit einen Ideenwettbewerb gewonnen. Es folgten mehrere Machbarkeitsstudien im Auftrag der Karlsruher Volkswohnung GmbH und nun auch ein realisiertes Projekt: Im Rintheimer Feld in Karsruhe entstanden zwölf Aufstockungen mit ca. 540 m² Wohnfläche. Die Großsiedlung ist im Wesentlichen mit locker stehenden vier- und fünfgeschossigen Häuserzeilen aus den 1950er Jahren und mit Hochhäusern aus den 1970er Jahren bebaut. Auf einer Fläche von ca. 1,3 km² leben dort ca. 2.500 Einwohner. Die Aufstockungen der Garagen waren im gültigen Bebauungsplan realisierbar, da sie hier als Gebäude ohne Nutzungsangaben eingetragen sind. Zudem erhielt die Maßnahme vom Land Baden-Württemberg als innovatives und beispielgebendes Projekt eine Förderung.
Bei den Garagenaufstockungen handelt es sich um drei L-förmige und nahezu baugleiche Anlagen. Jede der Anlagen besteht aus drei Einzimmerwohnungen und einer Zweibzw. Dreizimmerwohnung. Die wohl aus den 1970er Jahren stammenden Garagen bleiben als solche in Betrieb. Neue Stellplätze mussten nicht nachgewiesen werden, da die LBO Baden-Württemberg dies für Aufstockungen von Gebäuden, die älter als fünf Jahre sind, nicht fordert. Die Lastabtragung erfolgt über die Garagen, die nur lokal auf Grund von relativ kleinen Fundamenten mit Stahlstützen auf Punktfundamenten ertüchtigt werden mussten. Die Dachlandschaft der Aufstockungen ergibt sich aus den Funktionsbereichen der einzelnen Einheiten: niedrig im Bereich von
Küchen und Bädern und hoch in den Wohnbereichen. Trotz der geringen Größe von knapp 30 m² bieten so auch die Einzimmerwohnungen ein großzügiges Wohngefühl mit angemessener Privatsphäre. Erschlossen werden die Wohnungen über außenliegende Treppen und Laubengänge. Aus Brandschutzgründen sind die Fassaden vollständig mit Titanzink verkleidet.
Das Projekt ist kreislaufgerecht und sortenrein ausgeführt und wurde in dieser Hinsicht von Prof. Dirk Hebel vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beraten. Kreislaufgerechtes und sortenreines Bauen bedeutet, dass Materialien, Baustoffe und Bauteile so verwendet und eingebaut werden, dass sie ohne Vermischung oder Anhaftung anderer Fraktionen nach Ende des Lebenszyklus auf der ursprünglichen Qualitätsstufe wiederverwendet oder wiederverwertet werden können. Dies resultiert in einem weitestgehenden Verzicht auf das Verkleben, Verschäumen, Nassabdichten oder den Einsatz von Materialmixturen verschiedener Materialfraktionen, wie z. B. dem Verzicht auf nicht monomateriale Folien, verklebte Schichtaufbauten, chemische Imprägnierungen oder Kompositholzstoffe wie Leimholz oder verklebte Holzwerkstoffplatten.
Bei den Aufstockungen kam zudem Urban Mining zur Anwendung, d. h. es wurden Holzböden und Holztüren aus Abrissgebäuden aufgearbeitet und in die neuen Einheiten eingebaut. Hinsichtlich Heizung, Elektro und Telekommunikation
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Die Garagenaufstockungen werden in elementierter Holzbauweise mit sortenreinen Materialien und wiederverwertbaren oder wiederverwendeten Bauteilen errichtet
funktionieren die Aufstockungen als Satelliten der Bestandsgebäude und sind an deren Technikzentralen angeschlossen.
Die Aufstockungen können nach einer Zeit des Gebrauchs demontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden können. Bei einer weitergehenden Verdichtung des Quartiers auf Grundlage eines neuen Bebauungsplanes müssen die Aufstockungen daher nicht abgerissen und entsorgt werden, sondern können versetzt und weiter bewohnt werden. Obwohl das Versetzen einen gewissen Aufwand bedeutet, ist der ökonomische und ökologische Vorteil gegenüber einem Abriss enorm. Entsprechend wurde die Versetzbarkeit intensiv beplant, wobei Wert auf eine gute Balance zwischen einem nicht zu sehr erhöhten Aufwand bei der Planung und Errichtung und einem möglichst geringen Aufwand bei der Versetzung gelegt wurde.
Die Garagenaufstockungen stehen für die Potenziale, die sich aus einem kreativen Umgang mit baulichem Bestand, Baurecht und der Praxis des Nachverdichtens ergeben. Dies gilt sowohl hinsichtlich des Schaffens von Wohnraum als auch hinsichtlich typologischer und gestalterischer Aspekte. Die Garagenaufstockungen sind darüber hinaus ein Versuchsund Forschungsprojekt zum kreislaufgerechten und mobilen Bauen. Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2023 wird das Projekt entsprechend evaluiert und dokumentiert.
Falk Schneemann Architektur
Visualisierungen: Falk Schneemann Architektur
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Isometrie: Großzügig bemessene Raumhöhen vermitteln in den verhältnismäßig kleinen Wohnungen ein angenehmes Raumgefühl
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Grundrisse Erdgeschoss und Obergeschoss: Die kompakten, öffentlich geförderten Ein- bis Dreizimmerwohnungen sollen vorzugsweise an Studierende und Alleinerziehende vermietet werden
Wohnquartier in Stuttgart
In Stuttgart-Bad Cannstatt entsteht derzeit ein nachhaltiges Quartier, das Wohnraum für die Mitarbeiter des Klinikums Stuttgart bietet. Es basiert auf den Modulen der AH Aktiv-Haus GmbH & Werner Sobek. Die Leistungen umfassen die Projekt-, Objekt- und Tragwerksplanung, die BIM-Koordination, das Energiekonzept, die TGA-Planung, die Themen Wärme- und Schallschutz sowie die Beratung zur KfW-Förderung.
Die insgesamt 330 Wohnungen verteilen sich auf sechs Gebäude mit vier bzw. fünf Geschossen. Alle Gebäude werden in Holzmodulbauweise errichtet. Der erste Bauabschnitt wurde in nur sechs Monaten errichtet und an den Bauherrn, die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), übergeben. Der zweite Bauabschnitt wird bis Ende 2023 fertig gestellt.
Hohe Wohnqualität
Zentrales Anliegen war es, ein architektonisch anspruchsvolles Konzept umzusetzen und Wohnraum mit hoher gestalterischer, baulicher und funktionaler Qualität zu schaffen. Großzügig gestaltete Grün- und Gemeinschaftsflächen sowie kühlende Frischezufuhr zwischen den Gebäuden tragen zur hohen Wohnqualität bei. Eine Durchwegung in alle Richtungen vernetzt die Freiräume miteinander und erleichtert den Austausch zwischen den einzelnen Gebäuden. Die Höhenentwicklung der Baukörper wurde so gestaltet, dass die Aussicht vom oberhalb gelegenen Galgenberg auf das Stadtpanorama von Stuttgart weiterhin uneingeschränkt möglich ist. Jede
Wohnung hat einen Balkon oder eine Terrasse. Durch große, bodentiefe Fenster wird ein hoher Anteil an natürlicher Belichtung und Belüftung sichergestellt.
Modulbauweise
Die Module sind in leichter Holzständerbauweise errichtet. Sie werden seriell im Werk gefertigt, einem Qualitätstest unterzogen und auf der Baustelle miteinander verbunden. Dies reduziert den Materialverbrauch und die Abfallerzeugung in der Produktion – und ermöglicht eine durchgehende Qualitätssicherung. Die Modulbauweise minimiert im Vergleich zu herkömmlicher Bauweise nicht nur die Bauzeit
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Die Fassaden aus vorvergrautem Lärchenholz sorgen für eine spürbare Behaglichkeit auch im Außenbereich
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Bodentiefe Fenster sorgen für eine gute Belichtung
um sechs bis zwölf Monate. Sie reduziert auch Lärm und Schmutz auf der Baustelle. Der reguläre Betrieb des direkt angrenzenden Klinikums wurde durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt.
Die Recyclingfähigkeit der Module wird durch eine sortenreine Verwendung und gut lösbare Verbindungen der Baustoffe gewährleistet: „Design for disassembly“. Die modulare Bauweise ermöglicht nicht nur eine vereinfachte Montage am Standort, sondern ist auch Voraussetzung für den sortenreinen, abfallfreien Rückbau der Module am Ende ihres Lebenszyklus. So wird sichergestellt, dass alle verwendeten Materialien in biologische bzw. technische Kreisläufe zurückgeführt werden.
Die Versorgung des Quartiers basiert auf einem nahezu autarken, vollständig regenerativen Energiekonzept. Um die Wohngebäude im KfW 40 Plus Standard zu realisieren, wurde ein möglichst effizientes Heizungssystem auf Basis von SoleWasser-Wärmepumpen, Photovoltaikmodulen und SolarHybridkollektoren entwickelt. Zusätzliche Wärmepumpen auf den Dächern sorgen für eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft und minimalen Energieverlust. Die Dächer aller
Gebäude sind mit PVT-Kollektoren belegt, um Solarenergie in Form von Strom und Wärme nutzen zu können. Die Südfassaden der meisten Gebäude sind zusätzlich mit fassadenintegrierten PV-Modulen ausgestattet, um die Energiegewinnung zu maximieren. Batteriespeicher erhöhen die Autarkie des Quartiers.
Max Mannschreck
Fotos: Zooey Braun
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Regelgrundrisse der beiden Gebäudetypen (Grafik: AH Aktiv-Haus)
Spessart-Gärten in Aschaffenburg
Premiere im bundeseigenen Wohnungsneubau: In Aschaffenburg setzt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erstmals auf Gebäude in serieller Bauweise. Mit dem Partner ALHO Systembau entstanden auf einer ehemaligen Militärfläche in Rekordzeit 52 Wohnungen in vier baugleichen, fünfgeschossigen Stadtvillen. Ein Modell für die Zukunft.
Auf dem Wohnungsmarkt nimmt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) eine Sonderstellung ein. Schließlich verwaltet und bewirtschaftet das zentrale Immobilienunternehmen des Bundes schwerpunktmäßig dienstlich genutzte Liegenschaften – also die Dienstgebäude von Ministerien und anderer Einrichtungen des Bundes, militärische Liegenschaften oder auch Forstflächen. Jedoch hält die BImA auch Wohnungen in ihrem Bestand, die im Rahmen der Wohnungsfürsorge vor allem Bundesbediensteten als bezahlbarer Wohnraum nahe des Dienstortes zur Verfügung stehen. Mehr als 38.000 Wohnungen sind das aktuell – Tendenz steigend: Bis zu 8.000 neue Wohneinheiten will die Bundesanstalt in den kommenden Jahren deutschlandweit bauen –und das möglichst schnell und nachhaltig.
In Aschaffenburg bot sich die Gelegenheit für ein Pilotprojekt im seriellen und modularen Wohnungsbau im Bereich der „Spessart-Gärten“, der zuletzt freigegebenen Fläche der ehemaligen Konversionsliegenschaft „Travis Park“. Das Gelände war bis 2007 von den US-Streitkräften genutzt worden, anschließend entwickelten die BImA und die Stadt Aschaffenburg das Gebiet gemeinsam. Die Bundesanstalt veräußerte den überwiegenden Teil der Liegenschaft zu Wohnbauzwecken. Ein knapp 3.000 m² großes Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Stadtgarten Rosensee“ behielt sie im Bestand, um selbst Wohnungen zu bauen.
Preisgünstiger Wohnraum in hoher Qualität
Um diese möglichst schnell zu realisieren, griff die Bundesanstalt auf eine Rahmenvereinbarung des „GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen“ zurück. Diese wurde mit neun Anbietern von Bauleistungen in serieller und modularer Bauweise geschlossen, um den Bau preisgünstiger Wohnungen in hoher Qualität zu beschleunigen. Den Zuschlag – auch für den zweiten Bauabschnitt – erhielt die Firma ALHO Systembau GmbH. Das Essener Büro Koschany + Zimmer Architekten KZA entwarf auf Basis des ALHO Baukasten Systems und der gestalterischen Vorgaben der Stadt Aschaffenburg vier Modulbauten, welche die Grundstücksfläche optimal ausnutzen: Den vier oberirdischen Geschossen setzten die Planer noch ein Staffelgeschoss als fünfte Etage obenauf. So entstanden mit vergleichsweise geringen Mehrkosten zwei zusätzliche Vierzimmer-Wohnungen mit jeweils knapp 100 m² Wohnfläche „on top“. Auf den Etagen darunter verteilen sich jeweils vier barrierefreie Zwei-, Drei-, und Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen zwischen 49 und 99 m² und Balkon bzw. Terrasse. Insgesamt verfügen die Häuser über jeweils 1.800 m² Bruttogeschossfläche, Tiefgarage, Mieterkeller und ökologische Gründächer.
Lebhaftes Fassadenbild
Die Architekten gliederten die kompakten und klaren Kubaturen der Punkthäuser durch horizontal und vertikal ange -
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Die Spessart-Gärten in Aschaffenburg sind Teil einer ehemaligen Wohnsiedlung der US-Streitkräfte, die städtebaulich neu geordnet wurde
ordnete Fenster als Lochfassade. Wo immer möglich wählten sie bodengleiche Fenster. So gelangt viel Tageslicht in die Räume. Die Modulbauweise ermöglicht eine besondere Flexibilität im Gebäudeinneren – und das auf jeder Etage unabhängig voneinander. Erkennbar ist dies auch in der Fassade: Da die Fenster beim modularen Bauen nicht wie sonst aus statischen Gründen stringent übereinander angeordnet werden müssen, platzierten die Architekten sie, der inneren Organisation folgend, entsprechend frei. Außerdem kam ein Balkonsystem zum Einsatz, bei dem die geräumigen Freisitze nicht als separate Tragkonstruktion dem Baukörper vorangestellt, sondern der Fassade an einer filigranen Stahlkonstruktion direkt angehängt sind. Die Balkone sind nicht direkt übereinander, sondern leicht versetzt angeordnet. So entstand ein lebhaftes und spannungsvolles Fassadenbild – und das in Rekordgeschwindigkeit: In nur sechs Monaten Bauzeit wurden 52 im ALHO-Werk präzise vorgefertigten Module vor Ort zu den ersten zwei Punkthäusern zusammengefügt und anschließend ausgebaut. Der zweite Bauabschnitt verlief ebenso schnell und reibungslos: Die Übergabe der zweiten beiden Wohngebäude fand Anfang 2023 statt.
Beitrag zum wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauen „Möglichst schnell, möglichst kostengünstig und möglichst nachhaltig. Das ist unser Ziel für die Schaffung bezahlbarer Wohnungen im Kontext der Wohnraumoffensive“, erklärt Paul Johannes Fietz, Mitglied des Vorstandes der BImA, beim Richtfest des ersten Bauabschnittes. „Viele Dinge des täglichen Gebrauchs werden nicht individuell, sondern seriell hergestellt – die Autoindustrie ist da ein gutes Beispiel. Im Hinblick auf den Wohnraummangel, der vor allem in den großen Ballungsgebieten herrscht, haben wir uns darum gerne
der Idee angeschlossen, dieses Prinzip auch auf das Bauen zu übertragen“, so der BImA Vorstand weiter. „Die modulare Bauweise leistet einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauen, denn sie reduziert sowohl den Zeit- als auch den Energieverbrauch während der Bauzeit auf ein Minimum.“ Die Vorteile des modularen Bauens gegenüber konventionellen Bauweisen zeigte sich schon gleich zu Beginn der Bautätigkeiten: „Beim Bau der Tiefgarage hatten wir anfangs mit schlechtem Wetter zu kämpfen“, berichtet Beate Schneider, Projektverantwortliche aus der BImA-Hauptstelle München. „Im Gegensatz dazu ist die Hochbauphase mit den Raummodulen sehr reibungslos verlaufen.“ Und Thies Langholz, Leiter der Wohnraumoffensive bei der BImA, ergänzt: „Hierbei hat sich ein großer Vorteil der Modulbauweise gezeigt: die Vorfertigung der Module in einer trockenen, witterungsgeschützten Produktionshalle. Außerdem hält die nur kurze Montagezeit draußen auf der Baustelle die Belastungen für Anwohner, etwa durch Lärm und zusätzlichen Verkehr, sehr gering.“
Ausblick
Dem Pilotprojekt zum modularen und seriellen Wohnungsbau des Bundes folgen bereits neue, größere Bauvorhaben – beispielsweise in der Berliner Cité Foch in Reinickendorf (etwa 450 Wohnungen), im Maienweg im Hamburger Stadtteil Alsterdorf und in Langen bei Frankfurt a. M. (jeweils etwa 100 Wohnungen).
Christiane Worring
Fotos: ALHO Systembau GmbH
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Das Haus ist als Massivbau in monolithischer Ziegelbauweise gemauert, also weitgehend ohne Wärmedämmverbundsystem
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Die Materialkombination aus weißem Putz, Sichtbeton und Holz sorgt in den Innenräumen für eine freundliche Atmosphäre
Ein altes, abbruchreifes Einfamilienhaus an einem steilen Nordhang in einem älteren Wohngebiet in Leonberg stand längere Zeit leer, bis sich die Stadtverwaltung dazu entschloss, das Grundstück zu teilen und für zwei Einfamilienhäuser zu erschließen. Auf dem einen Grundstück entstand ein Massivbau in monolithischer Ziegelbauweise, geplant von holzerarchitekten aus Stuttgart.
Der Wunsch des Bauherrn bestand darin, das ca. 650 m2 große, schmale Hanggrundstück sinnvoll für eine vierköpfige Familie zu bebauen und trotz aller Umstände einen nach Süden ausgerichteten Wohnbereich inklusive Terrasse zu erschaffen. So vereint der Neubau nun die Vorzüge der Ausrichtung des Erdgeschosses mit angeschlossener Terrasse nach Süden mit dem weiten Ausblick Richtung Norden.
Umkehrprinzip
Im Unterschied zur klassischen Anordnung in Einfamilienhäusern – Wohnen im Erdgeschoss, Schlafen in den Obergeschossen – wird hier, aufgrund der Hangsituation, das Prinzip gedreht: Im oberen Stockwerk wird gewohnt und in den unteren Stockwerken geschlafen.
Das obere Stockwerk ist definiert durch fließende Übergänge zwischen Eingangs- und Koch-, Wohn- und Essbereich. Der erhöhte Dachraum akzentuiert den öffentlichen Raum des Hauses, in dem Gäste empfangen werden. Eine den Hang betonende, einläufige Treppe verbindet diesen mit den beiden Untergeschossen. Im 1. Untergeschoss gelangt man in den Kinderbereich mit Kinderbad, im 2. Untergeschoss in den Elternbereich mit großzügigem Bad und Ausgang in den unteren Garten.
Im Erdgeschoss verleiht die Verwendung von Eichenholz als Möbeloberflächen in Kombination mit weiß verputzten Wänden und Sichtestrich dem Wohnbereich eine warme, wohnliche Atmosphäre. In den Untergeschossen wurde das Prinzip gedreht: Holz als Bodenbelag in Kombination mit weiß verputzten Wänden und Sichtbetondecken gibt den Räumen einen angenehmen Charakter.
holzerarchitekten
Fotos: Zooey Braun
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Stellinger Terrassen in Hamburg: Durch den Einsatz von EcoCrete konnte eine CO2-Reduktion von 30% im Vergleich zum Branchenreferenzwert erreicht werden (Visualisierungen: © www.moka-studio.com)
Im Hamburger Stadtteil Stellingen entsteht auf ca. 7 ha ein neues urbanes Quartier. Alle Gebäude werden der DGNBGold-Zertifizierung sowie den Anforderungen des IFB-Passivhausstandards und des KfW-Effizienzhaus 40-Standards entsprechen. Auf dem ca. 10.000 m² großen Baufeld D, den Stellinger Terrassen, errichtet die MAGNA Real Estate AG sechs ökologisch und sozial nachhaltige Gebäude mit 141 Wohnungen im freifinanzierten Mietwohnungsbau.
Den Architekturwettbewerb für die Stellinger Terrassen gewannen Schenk Fleischhaker Architekten aus Hamburg. Der Entwurf überzeugte besonders durch sein innovatives Wohnkonzept. Das Quartier vereint Familien- und moderne Clusterwohnungen für Senioren, Studierende und Alleinerziehende, und davon sind insgesamt 113 Wohnungen barrierefrei. Die Neubebauung präsentiert sich als fein gegliederter Klinkerbau. Sichtbetongesimsbänder gliedern die Fassade und machen die unterschiedlichen Nutzungen und Zonen deutlich. Begrünte Innenhöfe zwischen den Gebäuden ermöglichen Entspannung und eine lebendige Nutzung. Es sind Fahrradstellräume mit Platz für Lastenfahrräder mit E-Bike-Aufladung und eine Tiefgarage mit 99 PKW-Stellplätzen vorgesehen.
Die Aug. Prien Bauunternehmung aus Hamburg errichtet für die MAGNA Real Estate AG das nachhaltige Quartier mit der klaren Aufgabenstellung des Bauherren: Reduzierung der eingesetzten grauen Energie bei der Gebäudeerstellung. Die graue Energie ist die in Gebäuden gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet werden muss. Das neue Quartier wird hinsichtlich der Klimaeffizienz höchsten Standards entsprechen. Möglich wird dies unter anderem durch den Einsatz von besonders klimaeffizientem C02-optimierten Beton von Heidelberg Materials.
Bei diesem Projekt wurden 14.000 m³ EcoCrete mit einer CO2-Reduktion von ca. 30 % im Vergleich zum Branchenreferenzwert eingesetzt. Diese Reduktion wird rein technisch und ohne Kompensationsmaßnahmen erreicht. „Wir haben offen kommuniziert, wie sich die Werte des EcoCrete zusammensetzten und den Beton nach den DGNB-Anforderungen
beim Institut Bauen und Umwelt e.V. nach EPD zertifizieren lassen“, erklärt Benjamin Zimmermann von der Heidelberg Materials. Der CO2-optimierte Beton wird für ca. 90 % aller vor Ort betonierten Bauteile, wie der Sohle, Decken und Wände genutzt. Für die Sohle kam die Güte C30/37 und für die Decken und Wände ein C25/30 zum Einsatz. Das Untergeschoss wird überwiegend auf Halbfertigteilwände gestellt. Die Obergeschossdecken bestehen aus Filigrandecken. Balkone, Loggien, Brüstungen und teils auch Wandpfeiler werden als Vollfertigteile erstellt. Der größte Betonierabschnitt waren 453 m³ an einem Tag, mit anschließenden Glättarbeiten der Betonsohle.
Betonmischer im Fünfminutentakt
Die größeren Betonagen mussten bis zur Fertigstellung des jeweiligen Betonierabschnitts durchweg betoniert werden. Das bedeutet, an einem Tag kamen im Fünfminutentakt bis zu 60 Betonmischer an die Baustelle. Eine klare Handlungshilfe von Heidelberg Materials an die Aug. Prien Bauunternehmung war, dass gerade bei kalten Temperaturen mehr Abbindezeit einzuplanen ist und dadurch mehr Schalung vorgehalten werden muss. Aug. Prien hat mehrere Probekörper auf der Baustelle angefertigt; diese wurden vom hausinternen Betontechnologen dokumentiert. So konnte das Verhalten des Betons über die Zeit auch bei kalten Temperaturen überprüft werden. Fazit: Es hat zwar etwas länger mit der Abbindezeit gedauert, aber sogar bei dem schwierigsten Bauteil – der Sohle – hat alles sehr gut funktioniert.
www.heidelbergmaterials.com
Wenn ein renommierter Fachplaner der technischen Gebäudeausrüstung sich entschließt, noch einmal selbst als Bauherr aktiv zu werden und sein Traumhaus realisiert – dann ist klar, dass insbesondere die Haustechnik höchsten Ansprüchen genügen muss. Detlef Morus, Gründer und bis Juni 2022 Gesellschafter des TGA-Fachplanungsbüros M-TEQ GmbH, ist genau diesen Schritt gegangen.
Das Ergebnis ist gleich in mehreren Bereichen beispielhaft: Erneuerbare Energien spielen dank Sole-Wasser-Wärmepumpenheizungsanlage und PV-Anlage auf dem Dach die Hauptrolle, das Energiemanagementsystem ist nur ein Bestandteil der Smart-Home-Ausstattung. Und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für jederzeit saubere Luft.
Zwei Wohneinheiten
Das Ehepaar Morus wohnt nun auf rund 150 m² ausschließlich im Erdgeschoss: „Das war ein wichtiger Punkt, wir wollten unser neues Zuhause möglichst ebenerdig gestalten, um für alle Eventualitäten im Alter gerüstet zu sein“, so Detlef Morus. Im Obergeschoss ist eine weitere Wohneinheit mit ca. 120 m² Wohnfläche entstanden, die vermietet wird.
Sole-Wasser-Wärmepumpe
Schon das bisherige Eigenheim des TGA-Experten war mit einer Erdreich-Wärmepumpe ausgestattet: Die Sole-WasserWärmepumpe WPF 10 cool von Stiebel Eltron hatte nicht nur die Beheizung, sondern an heißen Tagen auch die Kühlung der Räume übernommen. Aufgrund der rundum positiven Erfahrungen sah dann auch die Planung für das neue Haus eine Erdreich-Wärmepumpenanlage vor. Zum Einsatz kommt eine WPE 13 vom Stiebel Eltron, auch hier übernimmt
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Sonnenenergie wird gleich auf zwei Arten gewonnen: In Form von thermischer Energie mit einer kleinen Solarthermieanlage sowie als Strom über PV-Module
die Wärmepumpenanlage Beheizung, Warmwasserbereitung und Kühlung des Gebäudes, das komplett mit Fußbodenheizung ausgestattet ist.
Photovoltaik und Solarthermie
Auf dem Dach ist eine 8,6 kWp große Photovoltaikanlage mit Ausrichtung Südost installiert. Die Prognose hat ergeben, dass der jährliche Stromertrag rund 8000 kWh betragen wird. Die Erzeugung geht direkt gegen den jeweils aktuellen Verbrauch von Haushalt und Wärmepumpe, mit etwaigem Überschuss wird die 10,2 kWh große Batterie geladen. Wenn dann noch Strom vom Dach übrig ist, wird der in das Netz eingespeist. Zusätzlich generiert eine relativ kleine SolarthermieAnlage von gerade einmal 5,0 m² noch direkt thermische Energie, die die Warmwasserbereitung unterstützt und für die Beheizung des Außenpools genutzt wird.
Insgesamt 175 Bohrmeter
Ungewöhnlich ist die Bohrtiefe der Sondenbohrungen zur Erschließung des Erdreichs als Wärmequelle für die WPE. Denn da die Untere Wasserbehörde der Stadt Köln eine maximale Bohrtiefe von 25 m vorgibt, wurden insgesamt sieben Bohrungen à 25 m realisiert. „Ich wollte auf jeden Fall eine Erdreich-Wärmepumpe, weil ich damit sehr gute Erfahrungen in meinem bisherigen Haus und natürlich auch als Planer bei vielen anderen Bauvorhaben gemacht habe“, ergänzt Morus.
Strom als alleiniger Energieträger
„Strom ist der einzige Energieträger, den wir selbst erneuerbar produzieren können – als Hausbesitzer über die PV-Anlage auf dem Dach, aber auch als Gesellschaft über größere PV-Anlagen oder Windräder oder Wasserkraft“, ist Morus
überzeugt. „Da ist es nur folgerichtig, dass da, wo das möglich ist, direkt elektrifiziert wird. Und in Gebäuden ist das in der Regel nicht nur problemlos machbar, sondern auch noch deutlich effizienter als alle Alternativen. Nehmen wir das Beispiel Wärmepumpe: Aus 1 kWh Strom werden über die Wärmepumpe in diesem Gebäude 5–6 kWh Wärme. Das ist eine unschlagbare Effizienz!“ Auch aus diesem Grund empfiehlt der Planer grundsätzlich, den Einsatz einer Wärmepumpenanlage als Heizungsanlage zu prüfen.
Aus Erfahrung: Stiebel Eltron
Außerdem rät er zu Stiebel Eltron-Produkten: „Ich arbeite seit 25 Jahren mit Stiebel Eltron zusammen, und aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ich nicht nur überzeugt bin von den Produkten des Unternehmens, sondern auch von vielen weiteren Faktoren, die fast noch wichtiger sind: Beratung, Unterstützung, Schulung, Service und natürlich auch die Abarbeitung, wenn es mal an der einen oder anderen Stelle hakt. Stiebel Eltron ist ein absolut zuverlässiger Partner.“
STIEBEL ELTRON GmbH & Co. KG
Dr.-Stiebel-Straße 33 37603 Holzminden www.stiebel-eltron.de
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Ein sorgfältig abgestimmtes Konzept aus Sole-Wasser-Wärmepumpe, Speichern, Photovoltaikanlage und Solarthermie sorgt für die hocheffiziente, umweltfreundliche Wärmebereitstellung
rechts Dämmplatte Clima fresch
Um der finanziellen Belastung durch die steigenden Energiepreise entgegenzuwirken, drosseln viele Bürger die Raumtemperatur in ihren vier Wänden und ziehen sich stattdessen wärmer an. Grundsätzlich eine gute Idee, doch birgt diese Sparmaßnahme die Gefahr, dass sich in den Wohnräumen Schimmel bilden kann. Darunter leidet nicht nur der Wohnkomfort, sondern es können vor allem Atemwegserkrankungen entstehen.
Von der Problematik sind insbesondere Menschen betroffen, die in unsanierten Altbauten und schlecht gedämmten Häusern leben. Diese Gebäude haben kältere Außenwände und mehr Wärmebrücken, über die die Wärme leichter nach draußen gelangt. Wenn nun die Zimmertemperatur zusätzlich runtergestellt wird und sich dadurch die Luftfeuchtigkeit im Raum erhöht, setzt sich Feuchtigkeit an den kalten Wänden ab und bietet einen optimalen Nährboden für Schimmelpilze.
Intelligente Dämmsysteme
Eine Lösung, die effektiver ist als teures Heizen und häufiges Lüften von bereits kühlen Räumen, ist die Innenraumdämmung der Außenwände. Mit intelligenten Dämmsystemen
können einzelne Räume energetisch saniert werden: Dämmplatten, die Feuchtigkeit und Wärme aufnehmen und wieder abgeben, wirken nicht nur der Schimmelproblematik entgegen, sie sorgen auch langfristig für einen hohen und kostengünstigen Wohnkomfort.
Flexibilität bei der Ausführung
Der große Vorteil der Innenraumdämmung ist ihre einfache und flexible Ausführung. Im Vergleich zu einer umfassenden Fassadendämmung benötigt sie keine kostspieligen Gerüste und keine Rücksichtnahme auf Wetterverhältnisse. Darüber hinaus lässt sie sich partiell anbringen. Step by step können einzelne Räume ohne großen Aufwand energetisch saniert werden. Bei Gebäuden mit denkmalgeschützten Fassaden kommt sie ohnehin als einzige Dämmvariante in Frage.
Nachhaltige Lösungen
redstone bietet Innendämmplatten für die raumseitige Wärmedämmung an, die mit etwas handwerklichem Geschick sogar selbst angebracht werden können. Zu den Lösungen gehört u. a. die gesunde Innendämmplatte Clima fresch, die aus den nachhaltigen Bestandteilen Perlit und recycelter Zellulose umweltschonend hergestellt ist. Diese umweltverträglichen Naturstoffe ermöglichen eine hohe Formstabilität und eine gute Regulation der Raumfeuchtigkeit. Weitere Innendämmplatten sind das Clima Redboard® pro aus Zellulosefasern und modifiziertem Kalziumsilikat, das eine hohe Kapillaraktivität und Schimmelresistenz aufweist, und die Pura Mineraldämmplatte mit einer besonders unkomplizierten Verarbeitungsfähigkeit und hohen Wärmedämmung. Alle drei Dämmplatten bestehen aus mineralischen Stoffen und sind dadurch nicht brennbar, weisen eine gute Diffusionsfähigkeit auf und eignen sich insbesondere für Allergiker.
Fotos: Ulrich Hoppe
www.redstone.de
links oben Pura Mineraldämmplatte
links Dämmplatte Clima Redboard® pro
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Das Wohngebäude gilt als erstes Klimahaus A in Südtirol mit einem besonders gesunden Raumklima
Neben seinem Hotel Aqua Bad Cortina in St. Vigil in Südtirol errichtete Nicol Alberti Mutschlechner das Vollholzhaus „ciAsa“. Für die Produktion der Vollholzelemente engagierte er lokale Handwerksbetriebe und das Unternehmen holzius. Das mit der Panung beauftragte Büro Pedevilla Architects wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Bereits die Projektbeschreibung von Pedevilla Architects klingt außergewöhnlich: „Das Gebäude basiert auf der archaischen Form eines Hauses, bei der keine Unterscheidung zwischen Dach und Fassade gemacht wird. Die aufstrebende Form des Daches macht es von weitem sichtbar, gleichzeitig nimmt das Dach durch seine tief liegende Trauflinie eine schützende Haltung ein. Dabei taucht die Form des Trapezes als wiederkehrendes Element im gesamten Entwurf auf.“
Vision vom Holzhaus
„Vor der Realisierung unseres Hauses stellten wir uns vor, in einem BetonZiegel-Ambiente zu wohnen. Gleich danach umkreisten die Gedanken in unserem Kopf die Alternativen – und wir hatten das Bild eines Holzhauses mit entsprechendem Ambiente vor Augen. Schon war die Wahl getroffen“, so Bauherr Nicol Alberti Mutschlechner über seine „ciAsa“. Der Begriff stammt aus dem Ladinischen und steht für „Haus“.
Ohne Leim und ohne Metall
„In allem Schlechten liegt was Gutes“, meint der Volksmund. Als der Sturm „Vaja“ mehrere tausend Hektar Waldfläche in den Dolomiten niederriss, sah
der Bauherr darin eine Chance, das Holz für den Bau des Hauses zu nutzen, vor allem jenes zwischen 1.500 m und 1.700 m über dem Meeresspiegel. Mit holzius als Partner konnte das eigene Mondholz – Fichte in feinfasriger Qualität und Zirbe – genutzt werden. Im Werk in Prad wurden die vorgeschnittenen, naturgetrockneten Teile innerhalb eines Monats unter Berücksichtigung der natürlichen Wuchsrichtung des Baumes – von unten nach oben – verarbeitet. Ohne Leim und Metall mit garantierter Formstabilität fand die Produktion der Vollholzelemente statt. Die insgesamt 36 cm starken Außenwände mit fertiger Oberfläche in handgehobelter Zirbe bestehen aus insgesamt 6 Lagen an 6 cm starken Holzbohlen, verbunden mit einer Gratleiste in
Schwalbenschwanzform. Damit erzielen die Innen- und Außenwände eine hohe Tragfähigkeit, wodurch ein mehrgeschossiges Gebäude setzungsfrei gebaut werden kann. „Durch die großzügigen Wandstärken konnten ein sehr niedriger Wärmeübertragungswert erreicht und auf jede weitere Wärmeisolierung verzichtet werden. So sind auch keine Folien und keine Dampfsperren in den Wandelementen verbaut“, so Herbert Niederfriniger, Firmengründer und Geschäftsführer von holzius. Das für die Fassade verwendete Lärchenholz ist auch ohne jegliche Behandlung von Natur aus wasserbeständig.
Fotos: Gustav Willeit
www.holzius.com
Nachhaltig ist das, was kommende Generationen zu keinem Nachteil gereicht. Das Designkonzept Cradle to Cradle hat das Ziel, mit materialgesunden Produkten eine konsequente geschlossene Kreislaufwirtschaft zu schaffen und Klima- und Ressourcenprobleme ganzheitlich und langfristig zu lösen.
Als Europas größter Hersteller von polymergebundenen Holzwerkstoffen für den Außenbereich setzt NOVO-TECH bei der Entwicklung und Herstellung der Produkte genau auf dieses Konzept. Eingesetzt werden kreislauffähige Materialien, die durch ihre sortenreine Trennbarkeit endlos in technischen Kreisläufen zirkulieren – also nicht zu Abfall werden. Die Produkte sind zudem so entwickelt und gefertigt, dass sie möglichst lange verwendet werden können, möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und außerordentlich materialgesund sind.
Holzwerkstoff GCC
Die Basis für das Produktdesign ist der materialgesunde und zu 100 % stofflich wiederverwertbare Holzwerkstoff GCC (German Compact Composite), der u. a. mit der unabhängigen, wissenschaftsbasierten Zertifizierung Cradle to Cradle Certified® auf Gold-Level und dem C2C Certified Material Health CertificateTM auf Platin-Niveau ausgezeichnet ist. Alle Produkte sind völlig unbedenklich, frei von PVC und Weichmachern und zur Herstellung von Kinderspielzeug zugelassen. Für die Herstellung des Werkstoffs GCC wird kein Baum gefällt. Es finden ausnahmslos Holzfasern Verwendung, die als Restholz in der Hobel- und Sägeindustrie anfallen. Das Holz dazu stammt aus nachhaltig bewirtschafteten und
PEFC-zertifizierten europäischen Waldbeständen. NOVOTECH nimmt die Späne als Basis der Produkte und sorgt durch die Weiterverwendung im Stoffkreislauf für die dauerhafte Speicherung von Kohlenstoff im Material.
Mit seinen langlebigen und robusten Terrassendielen, Fassadensystemen, Sichtschutz- und Zaunsystemen der Marke megawood® leistet NOVO-TECH seinen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit für die nächsten Generationen und zeigt, wie Unternehmen mit Ressourcen verantwortungsvoll umgehen können. Im neuen Wiederaufbereitungswerk der NOVOTECH „Circular“ werden zudem ausgemusterte Produkte aus GCC und ökotoxikologisch unbedenkliche und kreislauffähige WPC-Produkte anderer Herkunft sowie duroplastische Verbundmaterialien zurückgenommen und zu 100 % in die Herstellung neuer Produkte eingebunden. NOVO-TECH ist hier Vorreiter und bisher das einzige Unternehmen, das der Wind- und Energiebranche die klimapositive stoffliche Wiederverwertung alter Rotorblätter ermöglicht.
Neben Händler-Rücknahmesystem, Dielen-Erkennung per App und freiwilliger Objektregistrierung durch den Nutzer bietet NOVO-TECH einen Nutzungsvertrag auf Basis des Nießbrauchs an. Hierbei handelt es sich um die vertraglich vereinbarte Rückgabe mit bis zu 30 Jahre Herstellerverantwortung für den vereinbarten Zweck. Es fallen keinerlei Entsorgungskosten an, und die 100 %ige Wiederverwendung des Materials ist garantiert.
NOVO-TECH auf der BAU 2023
Mit passenden Leitthemen zur Nachhaltigkeit wie „Herausforderung Klimawandel“ und „Ressourcen und Recycling“ beschäftigt sich die BAU 2023 in München. Auch NOVO-TECH ist mit einem Stand vertreten: Halle A5 / Stand 530.
www.novo-tech.de
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Auf allen Balkonen und Terrassen wurde die NATURinFORM-Massivdiele „Die Kompakte“ in der Sonderfarbe Schwarzbraun verlegt
Das Jenaer Wohnquartier „Nordlichter“ der Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG entspricht den Ansprüchen an modernes Wohnen in allen Belangen. Mit „Nordlichter III“ wurde 2021 ein weiterer Bauabschnitt mit neun Häusern fertiggestellt. Die 135 Wohnungen sind alle mit Balkon oder Terrasse ausgestattet. In Zusammenarbeit mit den Erfurter Landschaftsarchitekten von „plandrei“ war das Architekturbüro Schettler & Partner aus Weimar für die Planung des Projektes verantwortlich.
Auf den Balkonen und Terrassen wurde als Oberbelag die Massivdiele „Die Kompakte“ von NATURinFORM in der Sonderfarbe Schwarzbraun verlegt. Ausschlaggebendes Argument für deren Verwendung war das abgestimmte System aus Unterkonstruktion und Dielen, das eine fachgerechte und schadensfreie Montage ermöglicht. Gleichzeitig sprachen Aspekte wie Wartungsfreiheit, Langlebigkeit, Witterungsbeständigkeit und vor allem auch die Rutschsicherheit für die Dielen. Mit der feingeriffelten Oberfläche wird mit R12 die zweithöchste Stufe der Rutschhemmung gewährleistet, die Blockstreifen-Oberfläche erreicht sogar R13.
Nachhaltige Outdoor-Beläge
NATURinFORM ist auf intelligente Lösungen für OutdoorBeläge und Profile spezialisiert. Im Werk im oberfränkischen Redwitz an der Rodach werden die Holzverbundstoffe hergestellt: in Material, das die optischen Eigenschaften traditioneller Bauholzarten mit der Beständigkeit eines technischen Polymers verbindet. Bei der Herstellung werden die Holzfasern mit einem umweltfreundlichen, sortenreinen thermoplastischen Polymer so zusammengebracht, dass es sich wie ein Schutzmantel um jede einzelne Faser legt. Weil das Polymer selbst vollkommen wasserabweisend ist, kann so auch in die fertige Diele kein Wasser mehr eindringen – behält aber die optischen und thermischen Eigenschaften von Holz. Ein großer Vorteil bei Flächen rund um feuchte und nasse Einsatzbereiche: Das Material verquillt und verrottet nicht, noch splittert es oder wird rutschig. Gerade Kommunen und öffentliche Investoren, die immer häufiger nachhaltige Produkte in ihren Ausschreibungen fordern, bevorzugen daher NATURinFORM.
Klimaneutrale Herstellung und Ressourcenschonung Klimaschutz und Ressourcenschonung haben absolute Priorität. Für die als klimaneutral zertifizierte Produktion der Holzverbundwerkstoffe greift NATURinFORM ausschließlich auf Holzfasern aus heimischer und nachhaltiger Forstwirtschaft (PEFC-zertifizierte Holzlieferanten) zurück. Hierfür werden also keine Bäume zusätzlich gefällt, die Holzfasern sind ein Nebenprodukt der holzverarbeitenden Industrie.
Alle Produkte sind zudem zu 100 % recycelbar, nach der Verwendung der Dielen werden diese vom Unternehmen nach einer Prüfung zurückgenommen und wieder dem Fertigungsprozess zugeführt.
Für alle Terrassendielen und Fassadenprofile von NATURinFORM liegen die nach internationalen Normen erstellten Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) vor. Jedes Produkt wird kontinuierlich internen und externen Qualitätskontrollen und Belastungstests unterzogen, um eine gleichbleibend tadellose und erstklassige Holzwerkstoffqualität sicherzustellen.
NATURinFORM auf der BAU in München: Halle B5 / Stand 301
www.naturinform.de
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Im Inneren der Gebäude setzten die Architekten auf Purismus und Geradlinigkeit, hier mit den nachhaltigen GROHE Eurosmart Cosmopolitan Waschtischarmaturen (Foto: Meike Hansen / Archimage)
Bestandsbauten als wertvolle Ressource anzuerkennen, ist eine wichtige Stellschraube in der Architektur, um den hohen Anteil der Baubranche an den weltweiten CO2-Emissionen zu verringern. Wie leerstehende Gebäude durch Revitalisierung neue Nutzungen aufnehmen können, zeigt die ehemalige Baumwollspinnerei in Kolbermoor. An dem Projekt waren insgesamt drei Büros beteiligt: Behnisch Architekten, Quest Architekten und LBGO Architekten.
Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist ein klassisches Beispiel für den Strukturwandel im urbanen Raum. Wo einst Baumwolle industriell verarbeitet wurde, ist heute auf dem über 200.000 m² großen Gelände ein moderner Stadtteil mit Wohnungen, Gewerbeeinheiten, Parks und Veranstaltungsräumen entstanden.
Das alte Spinnereigebäude der Baumwollfabrik ist heute das Herzstück des Quartiers. Darin befinden sich 42 Loftwohnungen und 23 Büro- und Praxisräume. Das Gebäude wurde teils restauriert, teils durch modernere Stahlbeton-Bautechnik ergänzt. Auch das historische Batteurgebäude, in dem früher die Baumwolle aufgelockert und von Verunreinigungen befreit wurde, wurde aufwendig saniert. Neben einer Bar sind dort Läden, Büros und Arztpraxen untergebracht. Die ehemalige Energiezentrale der alten Spinnerei erinnert noch heute dank erhaltenem Entladekran und einem großen Dampfkessel an ihre industrielle Vergangenheit. Nun beherbergt das Gebäude moderne Veranstaltungsräume.
Auf dem Areal wurde zudem ein abwechslungsreiches Naherholungsgebiet, der sog. Spinnereipark, angelegt. Westlich der alten Industriegebäude sind hier zwei unterschiedliche Typen moderner Wohnhäuser entstanden: Behnisch Architekten erschufen hier die „Conradty-Häuser“ als nördlichen Abschluss des Quartiers. Ihre nach Süden ausgerichtete Holzfassade mit terrassiert angeordneten Glasflächen eröffnet den Blick in den angrenzenden Park. Dagegen sind die nach ihrer Form benannten Y-Häuser direkt im Park zwischen dem alten Baumbestand platziert worden, der so erhalten werden konnte. Die Lochfassade mit silbrig grauer Holzverschalung wird durch großzügige Glasflächen unterbrochen.
Zeitgemäße Ausstattung im Bad
Auch in den Bädern legten die Architekten viel Wert darauf, Historie mit zeitgemäßen Elementen zu verbinden. Die Waschtischarmaturen der Serien GROHE Lineare und GROHE Eurostyle Cosmopolitan fügen sich mit ihrem geradlinigen Design und dem schlanken Armaturenkörper perfekt in das moderne Wohnambiente ein. Beide Armaturen helfen dank integrierter EcoJoy Technologie zudem beim Wassersparen, da der Durchfluss begrenzt wird – ohne Einbußen beim Komfort. Bis zu 50 % weniger Wasserverbrauch sind möglich, sodass auch Nebenkosten reduziert werden können. Ausgestattet mit SilkMove ES Technologie sorgt GROHE Lineare darüber hinaus dafür, dass in der mittleren Stellung des Hebels nur kaltes Wasser ausgegeben wird. Unnötiger Warmwasserverbrauch wird so vermieden.
www.grohe-objekt.de
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Das ehemalige Spinnereigebäude ist heute das Herzstück des Quartiers (Foto: Meike Hansen / Archimage)
BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 45. Jahrgang
ISSN 1862-9571
Herausgeber
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Lisa Schex
Bayerische Staatsforsten AöR Regensburg www.baysf.de
Robert Härtl
Martin Hirner hirner & riehl architekten & stadtplaner partg mbb München www.hirnerundriehl.de
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METARAUM Architekten BDA Stuttgart www.metaraum.de
Max Mannschreck
Werner Sobek AG Stuttgart
www.wernersobek.com
Ulrike Meywald
Heyen Lippross Kiefer Architektur Marketing und Kommunikation Münster
www.hlk-architekten.de
Tobias Nöfer
AIV zu Berlin-Brandenburg, Vorsitzender NÖFER ARCHITEK TEN Berlin
www.aiv-berlin-brandenburg.de www.noefer.de
Dr. Claudia Rudisch
Bundesstiftung Baukultur
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam
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