zek hydo 05 2015

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HYDRO

DIE SITUATION UM DIE WASSERRAHMENRICHTLINIE VERSCHÄRFT SICH Der Disput um die Eintiefung der Weser von ihrer Mündung bis zur Hansestadt Bremen war nicht unbedingt dazu angetan, die Wasserkraftgemeinde in den DACH-Ländern in helle Aufregung zu versetzen. Möchte man meinen. Was sich daraus entwickelte, hat aber durchaus das Potenzial dazu. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte gegen gegenständliches Vorhaben, das eine Verbesserung der Schiffbarkeit zum Ziel gehabt hätte, am EU-Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg geklagt. Und Recht bekommen. Argumentiert wurde vom Hohen Gericht auf Grundlage der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Im Urteilsspruch hieß es, dass bereits geringe Verschlechterungen in Teilbereichen eine Verschlechterung des Gewässerzustands insgesamt bedeuten. EU-Mitgliedsstaaten seien demnach dazu verpflichtet, die Genehmigung für ein konkretes Vorhaben zu versagen, wenn dies eine „Verschlechterung“ des Zustands eines Oberflächenwasserkörpers verursachen könne oder wenn es die Erreichung eines „guten Zustands“ gefährde. Eine striktere Auslegung der bisherigen Regeln zum Gewässerschutz scheint kaum möglich. Was das für die Genehmigung von Neuprojekten im Bereich Kleinwasserkraft bedeutet, ist schwer abschätzbar. Mit Sicherheit aber nichts Gutes. Eine Verschlechterung ist gemäß einer derart restriktiven Gesetzesauslegung bereits gegeben, wenn sich eine einzige Qualitätskomponente – wie etwa die Fischfauna, oder die Gewässerflora, oder die Sauerstoffbedingungen, oder die Trübung, oder ein anderer ökologischer Parameter – um eine Klasse verschlechtert. Dass man unter diesen Voraussetzungen kaum mehr eine Genehmigung für ein neues Kleinwasserkraftwerk erwirken kann, scheint naheliegend. Das sieht offenbar auch die politische Führung im Wasserkraftland Tirol so. Wie die Tiroler Tageszeitung (TT) berichtete, zeigte sich der Tiroler Landeshauptmann bereits kämpferisch und meinte: „Ich fordere die EU-Kommission auf, die Wasserrahmenrichtlinie zu ändern.“ Ob der Adressat der Forderung nachkommen wird, darf bezweifelt werden. Schließlich bedarf es üblicherweise auch einer starken Interessensvertretung in Brüssel, um alle Meinungsbildner und die entscheidenden Instanzen zu dem gewünschten Anpassungsschritt zu bewegen. Sollte dies entgegen einer hohen Wahrscheinlichkeit tatsächlich gelingen, dauert es üblicherweise Jahre eine EU-Richtlinie zu ändern. Keine rosigen Aussichten also. Umweltminister Andrä Rupprechter hat laut TT bereits eine Prüfung angekündigt. Er gehe davon aus, dass Bewilligungsverfahren komplexer werden, hoffe aber, dass Wasserkraft- und Beschneiungsprojekte nicht völlig verhindert werden. Mit dieser Hoffnung wollen sich die Landeshauptleute von Tirol und Vorarlberg nicht begnügen. Sie haben laut TT bereits in einem gemeinsamen Schreiben die Vertreter der Alpenregion dazu aufgefordert, sich für eine Änderung der Wasserrahmenrichtlinie einzusetzen. Auch dies ein löblicher Ansatz, der allerdings nur dann Erfolg verspricht, wenn es in Brüssel endlich eine tat- und schlagkräftige Lobby gibt, die sich für die Belange der kleinen und mittleren Wasserkraft einsetzt. In dieser Hinsicht gibt es noch enormen Aufholbedarf. Auf der anderen Seite sollte man auch die rechtlichen Rahmenbedingungen noch einmal auf alle Optionen hin abklopfen. Schließlich erlaubt das EU-Recht Ausnahmen vom Gewässerschutz. Diese sind möglich, wenn ein Projekt großen Nutzen für die menschliche Gesundheit, oder für die Sicherheit, oder etwa für die nachhaltige Entwicklung bringt. Wer weiß, ob nicht findige Juristen hier ein Schlupfloch für die weitere Entwicklung der Wasserkraft in Europa finden? Eines von vielen Themen, die auf den einschlägigen Wasserkraft-Events in diesem Herbst diskutiert werden. Den Auftakt machte fast traditionsgemäß das Internationale Anwenderforum, das in diesem Jahr in Liechtenstein über die Bühne ging. Spannende Themen wurden auch auf der Praktikertagung an der Universität Graz behandelt. Und in den nächsten Wochen folgen weitere Veranstaltungen, die hoffentlich einige neue Aufschlüsse für viele aktuell brennende Fragen bringen werden. Abschließend möchte ich mich wieder bei allen bedanken, die am Entstehen der vorliegenden Ausgabe mitgeholfen haben. Ich darf Ihnen, lieber Leser, eine gute Zeit mit der neuen zek HYDRO wünschen. Ihr MAG. ROLAND GRUBER Chefredakteur

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HYDRO

18 KW ROTHLEITEN

29 KW BÄRENWERK

36 FIRMENJUBILÄUM

40 KW JERZENS

Aktuell

Notstromversorgung Projekte

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Interessantes & Wissenswertes SHORT CUTS

Wasserkraftspezialist liefert Notstrom-Geno an den Bodensee

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GENERATORTECHNIK

Projekte 18

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Editorial Inhalt Impressum

Oktober 2015

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Ökostromproduktion unter Hochdruck im Wallis KW SIWIBACH

Schubert Elektroanlagen feiert 50-jähriges Bestehen

Veranstaltung

FIRMENJUBILÄUM

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Projekte 03 04 06

Steirische Wasserkraftfamilie beweist Durchhaltevermögen KW ANDORFERMÜHLE

Veranstaltung 36

Hangentwässerung macht ein Kleinkraftwerk möglich KW NAVIS

Feierliche Eröffnung für ein Salzburger Wahrzeichen KW BÄRENWERK

Gebrüder Haider nehmen weiteres Kraftwerk in Betrieb KW BUCHAUERBACH

Partner bringen niederbayrisches Kraftwerk in Schuss KW BUCHBERG

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KW SAMINA

Neues Murkraftwerk ermöglicht mehr als dreifachen Stromertrag KW ROTHLEITEN

Speicherkraftwerk wird in ein Pumpspeicherwerk umgebaut

Gewachsenes Kraftwerksprojekt erfreut Tiroler Betreiber KW JERZENS

„Wasserkraft - Turbinen & Systeme“ an der TU Graz PRAKTIKERKONFERENZ 2015


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KW SAMINA

48

Projekte 66

Lungauer Quartett investiert in saubere Wasserkraft

Foto: VERBUND

Foto: R. Korner

HYDRO

KW NAVIS

Neues Kraftwerk liefert Strom für Sägewerk KW POMWENGER

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Kraftwerksneubau in der Obersteiermark macht sich bezahlt KW SCHÖDER II

Veranstaltung 74

Reger Erfahrungsaustausch im Fürstentum Liechtenstei

KW STUBENBERG

Veranstaltung 80

Europas Wasserkraft präsentiert sich in Salzburg RENEXPO SALZBURG

KW BRANDGRABENBACH

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Technik 82

Omicron erweitert Angebot an e-technischem Zubehör STARKSTROMTECHNIK

Schwerpunkt E-technische Optimierung 84

Zukunftsfit dank E-technischer Optimierungen DIGITALISIERUNG

18. INT. ANWENDERFORUM

Rohrtechnologie

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Murkraftwerk glänzt mit neuer e-technischer Ausrüstung KW WEINZÖDL

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Rohrverlegung an der Feistritz auf der Zielgeraden KW STUBENBERG

88

Industrie 4.0 macht vor Energiewirtschaft nicht halt SMART POWERPLANTS

78

KW WEINZÖDL

86

Anzeigen zek HYDRO 5 /2015 Amiantit Troyer Andritz Hydro

U2 U3 U4

ABB Added Value Alpecon BHM Ing. Bosch Rexroth Braun Clean Energy Sourcing Danner Diadem dlp Ziviltechniker Elin Empl Bau EN-CO Fritsch ZT GEOtrade Geppert GMT Haider Bau Hitzinger HSI Hydro Hydro-Construct Intertechno Investment-Rotbach Jank Koncar Kössler Künz Marti MBK Mitterfelner Muhr Neumann ZT Omicron Ossberger Pam Saint Gobain Rittmeyer S.K.M. Salzburg AG seamtec Siemens Talsperrensymposium TMH-Hagenbucher TRM-Tiroler Rohre Watec Hydro WKV

34 20 40 19 85 32 13 54 10 67 23 31 13 40 7 47 44 54 44 77 45 60 8 71 15 9 25 31 54 21 12 73 83 7 43 87 60 35 85 58 14 51 68 61 16+81

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Mag. Roland Gruber und Günter Seefried VERLAG

Gruber-Seefried-Zek Verlags OG Lindaustraße 10, 4820 Bad Ischl Tel. & Fax +43 (0) 6247- 84 726 office@zekmagazin.at www.zek.at CHEFREDAKTEUR

Mag. Roland Gruber, rg@zekmagazin.at Mobil +43 (0) 664-115 05 70

Die bestehende Wasserfassung wird an die neuen hydraulischen Bedingungen angepasst und eine neue Steuerungstechnik implementiert.

REDAKTION

David Tscholl, dt@zekmagazin.at Mobil +43 (0) 664-240 67 74 Andreas Pointinger, ap@zekmagazin.at Mobil +43 (0) 664-22 82 323 MARKETING

Foto: zek

Günter Seefried, gs@zekmagazin.at Mobil +43 (0) 664-3000 393

Die beiden Maschinensätze des alten KW Gurtnellen werden gegen neue mit 10 MW Leistung getauscht.

ORGANISATION

Erika Gallent, office@zekmagazin.at Mobil +43 (0) 664-242 62 22 GESTALTUNG

Foto: Salzburg AG

AUFSICHTSRÄTE EBNEN DEN WEG FÜR KRAFTWERKSPROJEKT GRIES Vor kurzem haben die Aufsichtsräte von Salzburg AG und VERBUND die grundsätzlichen Beschlüsse für eine Umsetzung des Projektes getroffen. Mit Hochdruck wird nun daran gearbeitet, alle erforderlichen Vor-aussetzungen für einen Baubeginn Mitte 2016 zu schaffen. Bereits 2013 hatten Salz-burg AG und Verbund die Genehmigung der UVPBehörde zum Bau des Kraftwerks Gries erhalten. Die Projektumsetzung war jedoch durch die wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen am Strommarkt unterbrochen. Die Gespräche mit der Gemeinde über eine mögliche zukünftige Aufgabenaufteilung und weitere Projektoptimierungen wurden kontinuierlich fortgesetzt. Die Zusage des Landes Salzburg, die Gemeinde Bruck bei der Umsetzung von Maßnahmen im öffentlichen Interesse mit Mitteln aus dem Gemeindeausgleichsfonds zu unterstützen, hat den Kraftwerksplänen jetzt neuen Schub verliehen. Nun starten die Ausschreibungen für die Bauarbeiten und die Anlagentechnik sowie die Vorbereitungen für die Einreichung zur Förderung nach dem Ökostromgesetz und weitere Detailgespräche. Die Kraftwerks-Investition in der Größenordnung von rund 50 Millionen € setzt mit den darin inkludierten Infrastruktur-Maßnahmen wertvolle Wirtschaftsimpulse.

Impressum HERAUSGEBER

Gruber-Seefried-Zek Verlags OG Lindaustraße 10, 4820 Bad Ischl Tel. & Fax +43 (0) 6247- 84 726 office@zekmagazin.at www.zek.at ENDFERTIGUNG, PDF-CREATING

MEDIA DESIGN: RIZNER.AT Stabauergasse 5, A-5020 Salzburg Tel.: +43 (0) 662 / 87 46 74 E-Mail: m.maier@rizner.at DRUCK

Druckerei Roser Mayrwiesstraße 23, 5300 Hallwang/Salzburg Telefon +43 (0) 662-661737 Grünes Licht für das Kraftwerk Gries: Das Kraftwerk kann mit einer Leistung von 8,85 Megawatt und einer Jahreserzeugung von 42 Mio. Kilowattstunden Strom für weit mehr als 10.000 Haushalte erzeugen. Foto: Salzburg AG

GRÜNES LICHT FÜR DEN AUSBAU DES KRAFTWERKS GURTNELLEN Der Regierungsrat im Kanton Uri hat nun einem Ausbau und der damit verbundenen Neukonzessionierung des Urner Traditionskraftwerks Gurtnellen zugestimmt. Dank dieser Entscheidung kann der Projektbetreiber, das EWA, noch in diesem Jahr mit den Vorarbeiten für den Ausbau beginnen. Grundsätzlich wird die bestehende Wasserfassung, an die neuen hydrologischen Bedingungen angepasst und eine neue Steuerungstechnik implementiert. Zudem wird die alte genietete Stahl-Druckrohrleitung ausgetauscht und die beiden betagten Turbinen aus dem Jahr 1942 ersetzt. Konkret werden zwei baugleiche 4düsige Peltonturbinen mit jeweils 5 MW Leistung installiert. Die Leistung wird von 6 MW auf 10 MW erhöht. Ziel ist es, die Bestandsanlage noch so lange wie möglich in Betrieb zu halten, um die wasserreichen Monate Mai und Juni noch mitzunehmen. „Wenn wir im Sommer die Maschinen abstellen, sollten wir plangemäß Ende September 2017 mit neuer Ausrüstung wieder den Betrieb aufnehmen können. Das heißt, wir rechnen mit einer Brutto-Bauzeit von etwa 2 Jahren“, sagt Werner Jauch, Leiter Energie und Mitglied der EWA-Geschäftsleitung.

Foto: EWA

HYDRO

VERLAGSPOSTAMT

A-4820 Bad Ischl GRUNDLEGENDE RICHTLINIEN

zek HYDRO ist eine parteiunabhängige Fachzeitschrift für kleine bis mittlere Wasserkraft im alpinen Bereich. ABOPREIS

Österreich: Euro 68,00, Ausland: Euro 78,00 inklusive Mehrwertsteuer zek HYDRO erscheint sechsmal im Jahr. Auflage: 12.000 Stück Auf August Hirschbichler folgt im Vorstand der Salzburg AG nun Horst Ebner nach (re). Gemeinsam mit Leonhard Schitter (li) wird Horst Ebner die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben.

Dem Ehrenkodex des Österreichischen Presserates verpflichtet


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Foto: Energie Steiermark

HYDRO

Eine hohe Auszeichnung für das „E-Office“ in der steirischen Landeshauptstadt

ENERGIE STEIERMARK ERWIRBT ELEKTRIZITÄTSWERK NEUDAU Das Elektrizitätswerk Neudau Kottulinsky wird von der Energie Steiermark und ihrem Tochterunternehmen Energienetze Steiermark übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion betrifft sowohl das Stromverteilnetz als auch den Kun-denstock des traditionsreichen oststeirischen Unternehmens der Fa-milie Hanns und Aglae Kottulinsky. „Unsere Bereitschaft für neue Ko-operationen mit kleinen Elektrizitätsunternehmen ist stark“, so Vor-standssprecher Christian Purrer. „Wir halten die Türen für weitere Partnerschaften in der überaus zersplitterten EVU-Landschaft unseres Bundeslandes weit offen. Hier sehen wir noch viel Potential für Synergien, von denen unsere Kunden profitieren können.“ Das E-Werk Neudau versorgt rd. 700 private Haushalte, Klein- und Mittelbetriebe, das Stromnetz hat eine Länge von ca. 40 km Die Energie Steiermark wird die Neudauer Kunden in Neudau mit Naturstrom beliefern.

US-ARCHITEKTURPREIS FÜR „E-OFFICE“ DER ENERGIE STEIERMARK Einer der weltweit wichtigsten Architekturpreise wurde in Chicago an die Energie Steiermark vergeben – für Design und Nachhaltigkeit der Konzernzentrale „E-Office“ in Graz. Das renommierte Architekturmuseum „The Chicago Athenaeum“ hat das Projekt, das vom Architekturbüro Giselbrecht+Partner gestaltet wurde, mit dem „Green Good Design Award 2015“ prämiert. Über hundert Einreichungen aus 24 Nationen wurden von der Jury bewertet. Den in Chicago gegründeten Award gibt es bereits seit 1950, bis heute gilt der Preis als eine der wichtigsten Architekturehrungen weltweit. Die Gewinner setzen weltweit neue Akzente in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltdesign. Das „E-Office“ der Energie Steiermark überzeugte unter anderem durch die innovative Verbindung von Solarenergie, Regenwassernutzung, Fassadentechik und Wärmepumpensystem.

Foto: DIVE Turbinen

Zwei neue Dive-Turbinen wurden im Sommer in Chile installiert.

ZWEI WEITERE DIVE-TURBINEN IN CHILE AM NETZ Vor kurzem hat die DIVE-Turbinen GmbH & Co. KG zwei weitere Wasserkraftanlagen mit je 540 kW Leistung bei ca. 3,60m Fallhöhe in Betrieb genommen. Bereits seit 2011 sind DIVE-Turbinen an zwei Standorten in Chile im wartungsfreien Dauerbetrieb. Die Neuerungen dabei: Der Generator, normalerweise vollständig unter Wasser, sitzt über dem Oberwasserspiegel und wird aktiv wassergekühlt. Damit wurde die Gesamtbautiefe des Kraftwerks um ca. 2m reduziert und somit Bauwerkkosten gesenkt. Mit einem Laufraddurchmesser von 2,25m sind es in punkto Baugröße die bislang größten DIVE-Turbinen. Eine neue Umrichtertechnik mit integrierter Netzüberwachung und –synchronisation ermöglicht einen einfachen Betrieb und Anschluss an das lokale Stromnetz. Durch die Umrichtertechnik wird es ermöglicht die Turbine drehzahlvariabel zu betreiben um einen optimalen Wirkungsgrad bei schwankenden Wassermengen sicherzustellen. Oktober 2015

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Foto: Voith

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Foto: MeinAlpenStrom

Unternehmer und Eigentümer Cord Prinzhorn und Philipp M. Rehulka, Geschäftsführer der neuen MeinAlpenStrom GmbH, vor dem neuen Kraftwerk Rothleiten.

Das Wasser der Mur wird in Frohnleiten schon lange zur Stromerzeugung genutzt. Er kennt die Anlagen genau: Helmut Murlasits, Leiter der Frohnleiten Energieund Liegenschaftsverwaltung GmbH

Foto: MeinAlpenStrom

NEUER STROMANBIETER MEINALPENSTROM IN ALLER MUNDE Österreichs jüngster Stromanbieter, die im Besitz der Familie Prinzhorn befindliche MeinAlpenStrom GmbH, will neue Maßstäbe für hochwertigen und preisgünstigen Ökostrom setzen: Seit Juni 2015 bietet der neue Stromlieferant mit seinem Tarif ECHTÖKOSTROM hundertprozentigen Ökostrom, produziert in den unternehmenseigenen Kleinwasserkraftwerken in Niklasdorf und Frohnleiten an der Mur. „Echter Ökostrom muss mehr können“ lautet das Credo des neuen Anbieters. Konsequenterweise liefert MeinAlpenStrom ausschließlich Strom aus eigener Produktion, ohne Stromeinkauf an der Börse oder zugekaufte Herkunftszertifikate. Rund 20.000 Haushalte können

aus den beiden auf neuestem Stand der Technik modernisierten Kraftwerken mit Strom versorgt werden. Mit einem garantierten Fixtarif von 5,5 Cent/kWh zählt MeinAlpenStrom zu den günstigsten Qualitätsanbietern am Markt. Als rein privater Anbieter ist das Unternehmen zu 100% von Politik und E-Wirtschaft unabhängig. Schlanke Strukturen ermöglichen – in Verbindung mit der eigenständigen, ökologisch vorbildlichen Stromerzeugung in den beiden Kleinwasserkraftwerken in Niklasdorf und Frohnleiten – eine effiziente Preisgestaltung. Volle Transparenz und Rückverfolgbarkeit bei der Stromproduktion ebenso wie bei der Tarifgestaltung dienen als besonderer Anreiz für kritische Stromkunden. www.meinalpenstrom.at

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Das Kernstück der StreamDiver-Technologie bildet das Aggregat mit einem in eine ölfreie Rohreinheit eingebauten Dauermagnetgenerator, von 50 kW bis 800 kW verfügbar.

STREAMDIVER TREIBT SCHWEDISCHES WASSERKRAFTWERK AN Nach rund einem Jahr Rehabilitierungsarbeiten haben das schwedische Versorgungsunternehmen Skellefteå Kraft AB und Voith vor kurzem feierlich das Wasserkraftwerk Bruksfors nahe der Stadt Robertsfors im Nordosten des Landes, rund 700 Kilometer von Stockholm entfernt, eingeweiht. Anfang 2014 beauftragte Skellefteå Kraft das Kompetenzzentrum Kössler des Geschäftsbereichs Small Hydro von Voith mit der Lieferung einer 250-kW-StreamDiverTurbine, die Anfang 2015 in Betrieb genommen wurde. Das Projekt ist beispielhaft dafür, wie ökologische und ökonomische Aspekte miteinander verflochten werden können. Skellefteå Kraft als Betreiber von Bruksfors musste strenge Umweltschutzauflagen erfüllen: Weder Öl noch Schmiermittel oder andere giftige Substanzen durften bei der Errichtung ins Wasser gelangen. Das gilt nun auch im Betrieb. Zudem musste der StreamDiver in die vorhandene Infrastruktur eingefügt werden – in diesem Fall in einen bislang nicht genutzten Turbinenschacht –, um Auswirkungen durch zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Skellefteå Kraft sieht Vorteile durch wenige bewegliche Teile in der Maschine im Vergleich mit herkömmlichen Lösungen, da sich dadurch Wartungsaufwand und -kosten reduzieren lassen. Forscher der Technischen Universität Luleå haben zudem ein einzigartiges Fischwandersystem entwickelt, durch das für die Wanderung flussabwärts eine Umführung geschaffen wird.


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HYDRO

Foto: MarkusAltmann

WASSER MARSCH FÜR DAS KRAFTWERK HOHENWARTE Dieser Tage neigen sich die Sanierungsarbeiten am PumpspeicherKraftwerk Hohenwarte ihrem Ende entgegen. Rund vier Monate hatte das Projekt in Anspruch genommen. Rund 9 Mio. Euro hatte der Betreiber Vattenfall in das Retrofitprogramm investiert. Zu den wesentlichen Maßnahmen gehörten die Sanierung der Dammdichtung am komplett entleerten Oberbecken des PSW Hohenwarte II sowie umfangreiche Betonsanierungen an der Staumauer Eichicht als auch an den Auslaufbauwerken der PSW Hohenwarte I und II. Zum einen dienen die Maßnahmen dazu, die Sicherheit der Anlagen für die kommenden Jahrzehnte zu gewährleisten. Zum anderen soll die Wirtschaftlichkeit des PSW Hohenwarte II verbessert werden. Peter Apel, Chef der Geschäftseinheit Wasserkraft Deutschland bei Vattenfall, sagte: „Die Energiewende ist bei uns voll angekommen. Schon mit dem derzeitigen und geplanten weiter steigenden Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien werden wesentlich höhere Anforderungen an die Flexibilität unserer Anlagen gestellt. Wir stellen uns dieser Herausforderung. Die derzeitige Erlös- und Abgabensituation honoriert unseren wichtigen Beitrag jedoch momentan nur unzureichend. Dennoch nehmen wir viel Geld in die Hand, damit unsere Pumpspeicherwerke auch in den kommenden Jahrzehnten zur Sicherheit und Stabilität der Stromversorgung in bewährter Weise beitragen. Allerdings muss die Politik die Speicherung von elektrischer Energie nunmehr auch als Notwendigkeit anerkennen und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Stromspeicher wirtschaftlich arbeiten können.“ Foto: eyevis

Nach einem Revisionsstillstand von vier Monaten nimmt das PSKW Hohenwarte wieder den Betrieb auf.

Modernste Visualisierungs-Technologie trägt zur optimierten Prozesssteuerung der TIWAG bei.

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Oktober 2015

TIWAG NUTZT MODERNSTE VISUALISIERUNGS-TECHNOLOGIE Im Dispatching Center der TIWAG an deren Hauptsitz in Innsbruck hat eyevis, der Reutlinger Hersteller von Visualisierungslösungen in Zusammenarbeit mit der Firma WEY, einem in der Schweiz ansässigen, weltweit operierenden Technologieunternehmen, ein Großbildsystem, sowie die KVM Switch Lösung WEY Distribution Platform installiert. Die zentrale Aufgabe des Dispatching Centers ist die Überwachung des gesamten Energiemanagements der TIWAG Kraftwerke. Dies beinhaltet auch die Vorhersagen der Zuflussmengen der Kraftwerke, Prognosen des Strombedarfs der Kunden und eine umfassende Darstellung der relevanten Energiemärkte. Um den hohen Anforderungen an die Sicherheit und Stabilität der Energieversorgung gerecht zu werden, ist das Dispatching Center an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr besetzt.


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HYDRO

Foto: wikimedia CC

FH-Kärnten am Standort Villach

MASTERKURS FÜR WASSERKRAFT Wasserkraft gleich welcher Größe stellt weltweit in vielen Ländern ein stabiles Rückgrat der Elektrizitätsversorgung dar. Die vorhandenen Potentiale sind erst zu etwa 25% genutzt. Es ist anzunehmen, dass die zukünftige Entwicklung z.B. in Afrika oder auch in Lateinamerika Hand in Hand mit dem Wasserkraftausbau verlaufen wird. Um diese Entwicklung auf stabile und unabhängige Beine zu stellen, bedarf es der Entwicklung regionaler Kompetenz. Die genannten Randbedingungen berücksichtigend hat die Fachhochschule Technikum Kärnten in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernhard Pelikan einen Masterlehrgang mit dem Titel: „Small Hydropower for Sustainable development“ entwickelt, der genau dem Erwerb dieser Kompetenz dienen soll. Da der Zugang zu derartigen Ausbildungsprogram-men zumeist mit erheblichen Reise-

VERBUND-Energiekonferenz energy2050 -Tag 1. Pitch Talk: Oliver Koch, Rainer Baake, Birgit Fenderl (Moderation), Walter Boltz und Christian Schönbauer (v.l.n.r)

Foto: Verbund

VERBUND-ENERGIEKONFERENZ ENERGY2050 IN FUSCHL AM SEE Die VERBUND-Energiekonferenz energy2050 fand von 23. bis 25. September 2015 am Fuschlsee in Salzburg statt. Unter dem Titel “Am Marktplatz Energiezukunft. Was wollen die Kunden, was kann die Branche?” diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die Herausforderungen der Energiezukunft. Im Rahmen der energy2050 wurden zudem auch energienahe Start-ups vorgestellt: Rund 60 Jungunternehmen aus ganz Europa haben sich beworben, die besten fünf davon stellten sich im Rahmen der VERBUND-Energiekonferenz energy2050 dem Publikums-Voting. Innovativen Input lieferte auch die nächste Generation der EnergieExperten: Im Vorfeld zur energy2050 wurde in einem zweitägigen „energyLAB“ gemeinsam mit allen Stakeholdern der Marktplatz der Zukunft gebaut.

Die Bleilochtalsperre ist Bestandteil des Vattenfallpakets.

Foto: wikimedia CC

VATTENFALL STARTET VERKAUF VON WASSERKRAFTGESCHÄFT Die Vattenfall GmbH hat mit dem Verkauf ihres Wasserkraftgeschäfts in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg gestartet. Es handelt sich konkret um die Pumpspeicherwerke der Saalekaskade Bleiloch, Hohenwarte I/II und Wisenta – sowie den Pumpspeicher Goldisthal und um die Laufwasserkraftwerke Eichicht, Burgkhammer und Wisenta. Die Stausseen gehören zu den Kraftwerken dazu. In Sachsen sollen die Pumpspeicherwerke Niederwartha bei Dresden und Markersbach im Erzgebirge verkauft werden, in Sachsen-Anhalt das Pumpspeicherwerk Wendefurth an der Bode im Harz. Angeboten wird jedoch nur im Komplettpaket, das auch Teile des Braunkohlegschäfts von Vattenfall beinhaltet: Ein Bieter muss also das gesamte Paket erwerben. Das deutsche Bundesland Sachsen wünscht sich indes einen „verantwortungsvollen Investor“.

und Aufenthaltskosten belastet ist, wurde dieses Masterprogramm als Fernlehrgang konzipiert. Die Studierenden sind somit nicht genötigt länger andauernde Auslandsaufenthalte bezahlen zu müssen, sondern können ihr Studium praktisch zu 100% von ihrer Heimat aus absolvieren. Der Kontakt zu den Lehrenden muss dennoch bestehen und wird unter Zuhilfenahme moderner Prof. Dr. Bernhard Pelikan Kommunikationsinstrumente wie skype oder doodle bewerkstelligt werden. Das Spektrum der Unterrichtsfächer reicht von den Grundlagen wie Hydromechanik, Hydrologie, Energiewirtschaft, Flussbau, Gewässerkunde und Gewässerökologie bis zu sehr speziellen Fachbereichen wie Tunnelbau, Rohrleitungsbau, Stahlwasserbau und Sperrenbau. Darüber hinaus werden auch begleitende Kompetenzen durch Fächer wie Architektur, Projektmanagement, Wirtschaftlichkeitsanalyse, Risikoanalyse und Verhandlungstechnik vermittelt. Selbstverständlich ist auch die Abfassung einer Master Arbeit verpflichtend vorgesehen. Der Beginn der Master Lehrganges, der zur Gänze in englischer Sprache abgehalten wird, ist für Anfang März 2016 geplant. Genauere Informationen erhalten sie auf der Homepage des Technikums Kärnten (http://www.fh-kaernten.at) sowie direkt vom Lehrgangsleiter Prof. Dr. Pelikan (pelikan@boku.ac.at)

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Foto: eon

Foto: wikimedia CC

Blick auf die Altstadt von Zug (CH)

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EINWEIHUNG UW ALTGASS: VERSORGUNGSSICHERHEIT IM RAUM ZUG Am 11.09.2015 wurde in Baar ZG im Beisein von Stadt-, Gemeindenund Behördenvertretern das erneuerte Unterwerk Altgass eingeweiht. Axpo, Wasserwerke Zug AG (WWZ) und Swissgrid haben insgesamt 37 Mio. CHF in die Modernisierung der Anlagen investiert. Mit der Erneuerung des Unterwerks Altgass sowie der Leistungs- und Effizienzerhöhung des Netzes wird die Versorgungssicherheit in der Region auch mit Blick auf die Energiezukunft gestärkt. Um dem steigenden Strombedarf auch in Zukunft Rechnung zu tragen und vorhandene Netzengpässe zu beseitigen, wird der Raum Zug von 50 auf 110 Kilovolt (kV) umgestellt und aufgrund dessen wurde das Unterwerk Altgass während einer Bauzeit von zwei Jahren gesamthaft erneuert. Die bisherigen 16- und 50-kV-Schaltanlagen sowie die 50/16- und 220/50-kV-Transformatoren im Unterwerk Altgass hatten nach mehr als 40 Jahren ihr technisches Lebensende erreicht. EON VERÄUSSERT WASSERKRAFTWERKE IN ITALIEN E.ON hat mit ERG Power Generation S.p.A eine Vereinbarung zum Verkauf der Wasserkraftwerks-Gruppe im italienischen Terni abgeschlossen. Die ERG-Gruppe mit Sitz in Genua ist einer der führenden Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien und überzeugt von der langfristigen Zukunftsfähigkeit dieses Geschäftsfelds. Die Wasserkraftwerks-Gruppe Terni erstreckt sich über die Regionen Umbria, Lazio und Marche. Sie besteht aus 16 Wasserkraftwerksblöcken, einer Pumpstation, sieben großen Dämmen, drei Stauseen (Salto, Turano und Corbara), 22 Wehren und 155 Kilometer Kanälen und Tunneln. Die Anlagen nutzen das Wasser der Flüsse Nera, Velino und Tiber mit ihren Nebenflüssen. Mit einer Gesamtleistung von 527 Megawatt erzeugt die Kraftwerksgruppe etwa 1,4 Terawattstunden Strom pro Jahr.


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HYDRO

STATKRAFT STARTET WASSERKRAFTWERK MIT 170 MW IN PERU Vier Jahre nach Baubeginn hat die norwegische Statkraft 130 Kilomter nördlich von Lima ein Wasserkraftwerk mit einer Kapazität von 172 Megawatt in Betrieb genommen. Die Anlage in Cheves am Fluss Huara liefert Strom an acht lokale Versorger. Nach Regierungsangaben belief sich das Investitionsvolumen für das Projekt auf mehr als 600 Millionen US-Dollar. Es ist das neunte Kraftwerk von Statkraft in Peru. Das Unternehmen ist seit 2003 in der Andenrepublik aktiv, bis vor einem Jahr unter dem Namen SN Power. Seine Gesamtleistung im Land erhöht sich damit auf 443 Megawatt bzw. 2.500 Gigawattstunden pro Jahr. Perus Präsident Ollanta Humala betonte in seiner Ansprache anlässlich der Kraftwerkseröffnung, dass Peru das Potential habe, Energieexporteur in Lateinamerika zu werden. (Quelle: peru-vision.com)

Foto: wikimedia CC

Ständeratsaal bei einer Sitzung

SCHWEIZ - STÄNDERAT SETZT BEI ENERGIEWENDE AUF WASSERKRAFT In einer derzeitigen Debatte rund um die Schweizer Energiestrategie erwirkte der Schweizer Ständerat nicht nur den Bau neuer Wasserkraftwerke zu fördern, sondern auch bestehende Grosskraftwerke zu subventionieren. Bestehende Grosswasserkraftwerke sollen künftig Finanzhilfen des Bundes erhalten, wenn sie sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden. Dafür will der Ständerat 0,2 Rappen aus dem Netzzuschlag für erneuerbare Energien reservieren. Der betroffene Kanton müsste mit tieferen Wasserzinsen einen Beitrag leisten. Weiter hat der Ständerat am Dienstag entschieden, dass Windturbinen, Wasserkraftwerke oder Pumpspeicherkraftwerke künftig unter Umständen auch in Naturschutzgebieten gebaut werden dürfen. Konkret soll die Nutzung von erneuerbaren Energien zum nationalen Interesse erklärt werden. Damit wäre eine Güterabwägung möglich, wenn es um den Bau von Anlagen in Landschaften von nationaler Bedeutung geht. Der Ständerat folgte in diesem Punkt grundsätzlich dem Bundesrat und dem Nationalrat.

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Foto: wikimedia CC

Das Donaukraftwerk Kachlet bei Passau bekommt eine neue Wasserzuleitung.

Foto: Energie AG

Fischbesatz im Bereich der neuen Fischwanderhilfe zwischen Traun und Sipbach (v.l.): Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner, Revierleiter Gerhard Sandmayr, Landesfischereimeister Siegfried Pilgerstorfer und Landesrat Max Hiegelsberger.

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DONAUKRAFTWERK KACHLET WIRD DEMNÄCHST ERNEUERT Die E.ON Kraftwerke GmbH wird im Auftrag der Rhein-MainDonau AG, im Oktober und November 2015 die rund 90 Jahre alte Wasserzuleitung zum Kraftwerk aus dem linken Uferhang der Donau (Ostseite) grundlegend erneuern. Ein erstes Teilstück der Wasserleitung zwischen Kraftwerk und der Staatsstraße ST 2125 beim Umspannwerk der Bayernwerk AG wurde bereits in den1980er Jahren erneuert. Jetzt wird der zweite Leitungsabschnitt in Angriff genommen. Er liegt zwischen dem Umspannwerk und dem unterirdischen, 3,5 Meter in die Erde reichenden Wassersammelbauwerk (sog. Hochbehälter mit 50.000 Liter Fassungsvermögen) im bewaldeten östlichen Uferhang am Ende des nördlichen Fingers des Lenzenwegs. Insgesamt wendet die Rhein-Main-Donau AG rund 150.000 Euro für die Erneuerung der rund 340 Meter langen Wasserzuleitung auf. FISCHWANDERHILFE - ENERGIE AG BINDET SIPBACH AN DIE TRAUN AN Die fischdurchgängige Vernetzung der Fließgewässer ist für die Fischökologie von besonderer Bedeutung, da viele Fischarten in Seitengewässer auswandern, um dort zu laichen. Der Sipbach, ein Seitenzubringer zur Traun, unterhalb des Kraftwerkes Traun-Pucking, mündete bislang über einen steilen Abfall und war daher für Fische nicht passierbar. Um dieses Wanderungshindernis für Fische durchgängig zu machen, wurde von der Energie AG in enger Abstimmung mit den zuständigen Dienststellen des Landes und Vertretern der Fischerei eine Fischwanderhilfe errichtet und somit der Sipbach als Laich- und Aufzuchtgewässer angebunden. Gestaltet wurde die fast 300 Meter lange Fischwanderhilfe als natürlicher Beckenpass, der nach zentimetergenauen Plänen und exakten wissenschaftlichen Vorgaben der Ökologen aus rund 540 Tonnen Granit errichtet worden ist.


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Deutschland Deutschland als als Host Host des des ersten ersten German-African German-African Business Business Summit Summit

CONTOURGLOBAL UND ARMENIEN KAUFEN WASSERKRAFTWERK ContourGlobal und die Republik Armenien haben den Abschluss der Übernahme der Vermögenswerte des Wasserkraftwerks Vorotan verkündet. Dies besteht aus drei einzelnen, am Vorotan-Fluss im Süden Armeniens gelegenen Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 405 MW. Bei der Übernahme handelt es sich um die größte jemals getätigte private US-Investition in der Geschichte Armeniens und die erste USInvestition überhaupt in den Energiesektor Armeniens. Die WasserkraftKaskade Vorotan macht ca. 15 % der installierten Kapazität des Stromversorgungssystems Armeniens aus und liefert ausreichend Energie für 250.000 Haushalte. Laut Vertragsbestimmungen ist ContourGlobal Hydro Cascade Eigner und Betreiber der drei Wasserkraftwerke am Vorotan-Fluss und speist das Stromnetz Armeniens unter einer langfristigen Abnahmevereinbarung. Das Unternehmen will der Republik Armenien als effektiver Partner zur Seite stehen.

Kraftwerk Vorotan am gleichnamigen Fluss in Armenien

Foto: Contourglobal

Foto: SAFRI

GERMAN-AFRICAN BUSINESS SUMMIT - AFRIKAS ENERGIEZUKUNFT Am 7. und 8. September 2015 fand in Berlin der erste German-African Business Summit statt, auf dem hochrangige politische und wirtschaftliche Vertreter aus Afrika und Deutschland über die Potenziale und Chancen auf dem afrikanischen Kontinent diskutierten. Heike Bergmann, Mitglied der GF der Voith Hydro Heidenheim, stellt in der Podiumsdiskussion „Future trends in Africa“ das Thema Wasserkraft als wichtige erneuerbare Energiequelle vor. Sie erläutert: „Energie ist die Grundlage für Afrikas Zukunft: Sie vereinfacht den Alltag der Menschen und ist natürlich genauso notwendig beim Auf- und Ausbau industrieller Strukturen in Afrika. Die Wasserkraft spielt dabei eine große Rolle, denn zuverlässige, stabile erneuerbare Energien sind insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels von großer Bedeutung und in Afrika gibt es riesiges Potenzial.“

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Die Wasserkraft Volk AG, sonst mehr mit der Umsetzung von Wasserkraft in elektrische Energie beschäftigt, macht ihrem Namen diesmal auf ganz ungewohnte Art und Weise Ehre: Im Juni 2015 hat die Wasserversorgungsgesellschaft Bodensee ein neues Notstromaggregat von MTU Onsite Energy in Betrieb genommen. Das Aggregat basiert auf einem schnell laufenden 20-Zylinder Hochleistungs-Dieselmotor der MTU-Baureihe 956 und einem WKV Synchrongenerator der Baureihe G13 h-4 H. Die Notstromanlage ermöglicht die Förderung von 3.000 Litern Wasser pro Sekunde. Der Betreiber erweitert damit die vorhandene Notstromanlage und sorgt dafür, dass die Trinkwasserversorgung für vier Millionen Bürger in Baden-Württemberg bei Stromausfall sichergestellt wird. Mit 6.500 Kilowatt mechanischer Leistung und 7.885 kVA Generatorleistung bei Cosphi 0,8 und einer Nennspannung von 6 kV ist dieser Energieerzeuger das stärkste Notstromaggregat, das MTU Friedrichshafen je gebaut hat.

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er Generator wurde von MTU bei der WKV AG im August 2013 bestellt und für die leistungsoptimierte Notstromanlage nach Maß gebaut. Wegen der hohen Nenndrehzahl von 1.500 1/min wurde der Rotor aus massiven Stahlplatten zusammengefügt und wie bei WKV üblich über Kopf gewickelt. Der Generator wurde von MTU im Prüffeld der WKV AG in Gutach abgenommen und für gut befunden.

Fotos: WKV

WKV LIEFERT GENERATOR FÜR NOTSTROMAGGREGAT DER BODENSEE-WASSERVERSORGUNG

Das neue MTU-Aggregat mit WKV-Generator

Das neun Meter lange Dieselaggregat wurde dann im MTU-Werk 2 in Friedrichshafen gefertigt und getestet. Mit einem Schwertransporter ging die 67 Tonnen schwere Anlage im März 2015 auf die kurze Reise von Friedrichshafen bis zum etwa 35 km entfernten Wasserwerk in Sipplingen. Mit rund 1.700 km Rohrleitungen und 125 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr ist die BodenseeWasserversorgung der größte Wasserversorgungs-Zweckverband in ganz Deutschland.

schnittlichen Wasserbedarfs gefördert, aufbereitet und transportiert werden. Dies bedeutet nach Aussage von Dr. Marcel Meggeneder, dem technischen Geschäftsführer der Bodensee-Wasserversorgung, ein deutliches Plus an Versorgungssicherheit für vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg. Durch den derzeitigen Umbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende steigt das Risiko eines Stromausfalls. Dieses Risiko könne unter Einsatz des neuen Aggregates minimiert werden.

PLUS AN VERSORGUNGSSICHERHEIT Um bei Stromausfall die 320 Städte und Gemeinden in ganz Baden-Württemberg sicher mit Trinkwasser versorgen zu können, betreibt die Bodensee-Wasserversorgung bereits seit 1986 eine Notstromanlage auf dem Sipplinger Berg. Das neue Stromaggregat erhöht die verfügbare Leistung von 8,8 auf 15,3 MW. Mit dieser Energie können im Notstrombetrieb bis zu 75 % des durch-

ZUR BODENSEE-WASSERVERSORGUNG: Am 25. Oktober 1954 gründeten 13 Städte und Gemeinden den Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, um den steigenden Trinkwasserbedarf mit Zusatzwasser aus dem Bodensee zu decken. Heute versorgt die Bodensee-Wasserversorgung insgesamt etwa 4 Mio. Einwohner jederzeit und in ausreichender Menge mit täglich maximal 670.000 m3 bestem Trinkwasser aus dem Bodensee.

4-poliger Rotor, fertig bewickelt, vor dem Imprägnieren im WKV-Werk

Die Aufbereitungsanlage Sipplingen am Bodensee

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Foto: zek

Im Sommer dieses Jahres wurde der Probebetrieb des neuen Kraftwerks Rothleiten erfolgreich abgeschlossen. Seitdem befindet sich das neue Mur-Kraftwerk im Regelbetrieb und erzeugt im Jahr durchschnittlich knapp 47 Millionen kWh sauberen Strom.

NEUES MURKRAFTWERK ERMÖGLICHT MEHR ALS DREIFACHEN STROMERTRAG Seit Mai dieses Jahres rotieren zwei hochmoderne Compact Rohrturbinen aus dem Hause ANDRITZ HYDRO im neuen Kraftwerk Rothleiten im Mittleren Murtal. Sie erzeugen Strom für die Frohnleiten Energie- und Liegenschaftsverwaltungs GmbH, kurz FEL, die zusammen mit drei anderen Murkraftwerken unter dem brandneuen Label „MeinAlpenStrom“ ihren Wasserkraftstrom vermarktet. Das neue Kraftwerk Rothleiten ist ein Ersatzneubau für ein aus dem Jahr 1925 stammendes Ausleitungskraftwerk, das sowohl in Hinblick auf die Wehranlage als auch auf die elektromechanische Ausrüstung das Ende seiner technischen Lebensdauer erreicht hatte. Die neue Anlage wurde nun innerhalb von nur anderthalb Jahren Bauzeit von der Fa. FELBERMAYR als bauausführendes Unternehmen realisiert. Sie stellt nicht nur in energietechnischer Hinsicht einen echten Quantensprung zum Altbestand dar, sondern wartet auch mit umfassenden ökologischen Verbesserungen auf.

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ie Murschlinge bei Rothleiten im Mittleren Murtal rund 30 Kilometer nördlich von Graz gilt seit Jahrhunderten als Siedlungs- und Industriestandort, an dem das Wasser sowohl für die Energiegewinnung als auch für Produktionszwecke genutzt wurde. Vor allem mit seiner Papierproduktion machte der Standort seit mehr als 130 Jahren von sich reden. Die erste Papierfabrik wurde von der Familie Schweizer gegründet. Später ging das Unternehmen in die Bauernfeind-Gruppe über, die einen Produktwechsel von Zeitungspapier zu Wellpapperohpapier vollzog. Danach betrieb der Mondi Konzern die Papierfabrik für weitere Jahrzehnte, ehe der Traditionsbetrieb 2010 von der Hamburger-Gruppe des Industriellen Thomas Prinzhorn übernommen wurde. Mit einem Investitionsprogramm und einer Reorganisation des Unternehmens wollte man sich noch einmal den harten Wettbewerbs-

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bedingungen am internationalen Papiermarkt stellen. Leider ohne Erfolg. Überkapazitäten am europäischen Papiermarkt und verschärfte internationale Wettbewerbsbedingungen machten eine Schließung des Werks letztlich unausweichlich. Ende April 2013 wurde das letzte Kapitel in der Papiererzeugung in Rothleiten geschlossen. UVP-PFLICHT FÜR NEUBAU Ein wesentlicher Faktor für die Papierproduktion war seit jeher die unmittelbare Nähe zur Mur. Bereits Mitte der 1920er Jahre errichteten die Betreiber das erste Wasserkraftwerk, um die Fabrik mit Strom zu versorgen. Konkret handelte es sich dabei um ein Ausleitungskraftwerk mit einem 400 m langen Ausleitungskanal, das auf eine Ausbauwassermenge von 80 m3/s und eine Ausbaufallhöhe von 4,6 m ausgelegt war, wobei die gesamte Leistung der fünf installierten Fran-

cis-Turbinen etwa 2,2 MW betrug. Jährlich lieferte die Anlage rund 13,8 GWh Strom, der in der Regel zur Gänze für die Papierproduktion verbraucht wurde. Das Krafthaus selbst lag innerhalb der Murschlinge direkt am Werksgelände der Papierfabrik. Nachdem die Gewerke der Anlage nicht mehr Stand der Technik waren und auf Dauer die Betriebssicherheit nicht mehr garantiert werden konnte, hatte sich die damalige Besitzerin, die Mondi Frohnleiten GmbH, entschlossen, das alte Wasserkraftwerk durch eine neue und erweiterte Anlage zu ersetzen. Eine erste Herausforderung bestand dabei in der UVP-Pflicht für das Projekt. Diese ergab sich, da der Projektstandort zwischen den beiden Murkraftwerken Laufnitzdorf und Rabenstein, beides Anlagen von VERBUND, gelegen ist und durch den relativ geringen Abstand zu beiden die Definition einer Kraftwerkskette erfüllt ist. 2009 wurde das UVP-


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Projekt durchlaufen und letztlich positiv beschieden. OPTIONEN FÜR VERBESSERUNG ERKANNT Ein zentraler Aspekt des Neubauprojektes war die Erhöhung der Ausbauwassermenge von 80 m3/s auf 200 m3/s. Allein damit war eine markante Leistungssteigerung des Kraftwerks sichergestellt. Das neue Maschinenhaus sollte verlegt, der alte Ausleitungskanal verfüllt, der Lauf der Mur umgelegt und ein adäquates Konzept für eine ökologische Realisierung erarbeitet werden. Dass auf den positiven UVP-Bescheid nicht umgehend die Umsetzungsphase folgte, hatte mit den Besitzverhältnissen zu tun, die sich 2010 änderten, als die W. Hamburger GmbH das Papierwerk Frohnleiten erwarb und damit auch das betagte Kleinwasserkraftwerk, das fortan von der Frohnleiten Energie- und Liegenschaftsverwaltungs GmbH (FEL) betrieben wurde. „Mithilfe unseres Planungspartners, BHM Linz, hatten wir das Neubauprojekt genauestens analysiert und dabei festgestellt, dass es eine Möglichkeit gab, auch die Fallhöhe und somit die Effizienz der Anlage markant zu erhöhen“, erzählt der Leiter der FEL, DI Helmut Murlasits, der bereits federführend in den Umbau des Kraftwerks Niklasdorf involviert gewesen war.

Foto: zek

WIN-WIN-SITUATION ERARBEITET Dass man die Möglichkeit der Erhöhung der Fallhöhe zuvor nicht wahrnehmen konnte, lag wohl daran, dass sich die ehemaligen Betreiber von Mondi mit den Verantwortlichen der Papierfabrik Mayr-Melnhof, die sich in unmittelbarer Nähe befindet, nicht einigen konnten oder wollten. „Ursprünglich lag im Bereich des Werks von Mayr-Melnhof eine Sohlschwelle vor, von der aus der wasserrechtlich verbriefte Einzug von Kühl- und Löschwasser erfolgte. Die Idee bestand darin, diese Sohlschwelle abzubrechen, wodurch die Unterwassereintiefung um ca. 450 m verlängert und damit die Fallhöhe um ca. 1,40 m weiter erhöht werden konnte. Es gelang uns dahin-

gehend einen Konsens zu finden, der für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation möglich. machte. Natürlich waren wir in der Folge gefordert, die weitere Versorgung mit Kühlund Löschwasser über ein speziell dafür konzipiertes Heberwerk sicherzustellen“, erklärt Helmut Murlasits. ANPASSUNGEN AN NEUE PARAMETER 2013 ersuchte die FEL um eine Änderung im UVP-Bescheid für das geplante Kraftwerk an. Konkret betraf dies neben der Erhöhung des Staupegels auch die Verlängerung der Eintiefungsstrecke im Unterwasserbereich, die ursprünglich auf 750 m ausgelegt war und die man nun auf 1.200 m ausdehnen wollte. Hinzu kam eine Verkleinerung bei den Wehrverschlüssen, da sich aufgrund der Unterwassereintiefung auch die Überfallhöhen geändert hatten. Eine weitere Änderung betraf das Saugrohr, das zum Auslauf hin steiler nach unten geneigt werden sollte, sowie einige Anpassungen an der Fischaufstiegshilfe. Dazu der verantwortliche Planer von BHM, DI Gerhard Schönhart: „Um den größeren Höhenunterschied möglichst sanft auszugleichen, musste der naturnahe Beckenpass verlängert werden. Im Zuge dieser Anpassung ist es auch gelungen, die Lockströmung am unterwasserseitigen Einstieg zu erhöhen, was verständlicherweise von den Ökologen goutiert wurde. Im Grunde musste die Fischaufstiegshilfe noch einmal an die neuen Vorgaben des Leitfadens für Fischaufstiegshilfen angepasst werden, die sich 2010 geändert hatten.“ Vom grundsätzlichen Konzept der Fischaufstiegshilfe wich man allerdings nicht ab. Einerseits wurde ein naturnahes Umgehungsgerinne geplant, das ideale Migrationsbedingungen für sämtliche Bewohner der Mur sicherstellt. Zudem wurde die Mündung des oberwasserseitig einmündenden Gamsbaches umgelegt und ein Zusammenfluss mit der Fischaufstiegshilfe erreicht. Dies ermöglicht den Fischen die Wahlmöglichkeit, sich entweder in der der Mur Richtung Oberwasserseite zu bewegen oder den Gamsbach flussaufwärts

Das neue Kraftwerk ersetzt eine Anlage aus den 1920er Jahren, die fast 90 Jahre im Dienst der lokalen Papierindustrie gestanden war.

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Foto: FEL / Murlasits

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Im Vergleich zum ersten Projektentwurf konnte die Wehranlage um fast 5 Meter schmäler ausgeführt werden. Im Bild der Rohbauzustand Ende September 2014.

zu schwimmen. Die FAH ist ganzjährig mit 600 l/s zu dotieren. Ab dem Bereich des „Pools“ kommen weitere 100 l/s hinzu.

Foto: FEL / Murlasits

TROCKENE BAUGRUBE GEFORDERT Als 2013 auch der positive Bescheid des UVP-Änderungsverfahrens vorlag, konnten die Betreiber endlich den Startknopf für die Projektumsetzung drücken. „Am 4. November 2013 ging es los. In der ersten Bauphase wurde das alte Feuerwehrhaus abgebrochen, das Containerdorf eingerichtet und das Baufeld freigemacht“, erzählt Helmut Murlasits. Knapp zwei Wochen später begann das mit den Bauarbeiten beauftragte Team der Fa. FELBERMAYR mit dem Baugruben-Voraushub für die neue Wehranlage. Danach wurde bis März 2014 an der Sicherung der Baugrube gearbeitet. Dazu BHM-Projektleiter Schönhart: „Zum Fluss hin haben wir eine rückverankerte Bohrpfahlwand errichtet, die am Ende in den orographisch linken Baupfeiler integriert wurde. Rundherum wurde eine Schmalwanddichtung in Kombination mit einer rückverankerten Dichtspundwand angelegt.“ Das Ergebnis entsprach voll und ganz den strengen behördlichen Vorgaben, die einen maximalen Baugrubenzufluss von 10 l/s – 14 l/s erlaubte. Um die Dichtheit der ca. 25 m tiefen Baugrube zu erreichen, war eine 12 m tiefe Schmalwand und Spundbohlen mit einer Länge von 12 m erforderlich, um auf den anstehenden Felsrücken aufsetzen zu können. In Hinblick auf Hochwassersicherheit war die Baugrube auf ein HQ20 ausgelegt.

Um für Turbine 1 optimale Anströmverhältnisse zu erreichen, wurde eine geplante vorgezogene Pfeilerwand wieder zurückgezogen und eine Kalotte (Pfeil) aufgesetzt.

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Bis Mitte April dieses Jahres hatten die Montage-Techniker von ANDRITZ HYDRO die beiden Compact-Rohrturbinen bereits installiert.

MIT FLÄCHENSPRENGUNGEN IN DIE TIEFE Im Februar 2014 stand für den FELBERMAYR-Bereich Ingenieurtiefbau die Errichtung der Bodenplatte auf dem Programm. Kein einfaches Unterfangen, da man sich zuvor durch die massive Phyllit-Schicht im Untergrund arbeiten musste. Rund 20 Flächensprengungen waren erforderlich, um Schicht für Schicht in die Tiefe zu gelangen. „Im Hinblick auf die Sprengungen galt es sämtliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Durch die Nähe zur Eisenbahn mussten wir einige Messdosen setzen. Natürlich betraf die Sicherung auch unsere eigenen Turbinen, die im alten Kraftwerk noch immer Strom erzeugten. Als Sicherung vor Steinschlag wurde das Sprengungsareal mit Matten abgelegt“, sagt Murlasits und ergänzt: „Eine ganz spezielle Vorgabe von Seiten der Geotechnik sah vor, dass der freigelegte Phyllit innerhalb von 24 Stunden wieder versiegelt werden musste. Das Material ist zwar unterirdisch steinhart, beginnt aber an der Luft sehr rasch zu zerbröseln.“ SCHALUNG WIE „WOHNZIMMERMÖBEL“ Ein weiterer wichtiger Meilenstein im Projektfortschritt betraf das Einbetonieren von Saugschlauch und Saugrohrkonus, was im Juni 2014 erfolgte. Zu diesem Zweck wurden vom bayerischen Branchenspezialisten Mitterfelner Schalungsbau im Vorfeld die dafür benötigten Schalungen gebaut. Dabei ist nicht nur eine hochpräzise Ausführung der zum Teil durchaus komplexen geometrischen Form erforderlich, sondern auch eine professionelle Aussteifung, damit die Schalung bei Transport, Montage, sowie letztlich beim Betonieren absolute Formtreue beweist. „Die Schalung war so groß wie ein kleines Einfamilienhaus. Dabei zeigte sich die Holzoberfläche nach dem Kitten und Verschleifen so glatt, dass es mit einem Wohnzimmermöbel konkurrieren hätte können. Das Team von Mitterfelner hat sehr sauber gearbeitet“,


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Foto: zek

Die beiden Compact Rohrturbinen sind auf eine Ausbauleistung von je 5,1 MW ausgelegt.

lobt Helmut Murlasits. Die glatte Oberfläche ist am Ende bare Münze wert, schließlich sorgt sie auch für eine möglichst glatte Betonoberfläche, an der kaum Strömungsabrisse oder Verwirbelungen entstehen. BETON OHNE FUGEN Im Sommer 2014 wurden dann auch die ersten Komponenten der Turbine angeliefert, die aus dem Hause ANDRITZ HYDRO Ravensburg stammt. Das Turbinengehäuse wurde in der Folge mittels so genannter „Spinnen“ fixiert und freistehend installiert. „Die Firma ANDRITZ HYDRO hat bei diesem Projekt auch viel Know-how in Bezug auf den Einbau eingebracht. Einerseits wurde eine möglichst kompakte Bauform erreicht, die sich baulich günstig für unser Projekt auswirkte. Zum anderen konnten wir erstmalig extrem schmale Oberwasser-Mauerringe – ebenfalls von ANDRITZ HYDRO geliefert – einbauen. Durch die Freigabe der Betonierart konnten wir erstmalig auf ein schichtweises Einbetonieren der großen Schalung verzichten, sondern den ganzen Prozess in einem Zug durchführen“, so Murlasits. „Um vor eventuellen Abweichungen sicher zu sein, haben wir während des Betoniervorgangs permanent Messungen durchgeführt. Außerdem war ein Betonlabor zugegen, das den Beton stetig mit Verzögerern und Beschleunigern behandelt hat. Auf diese Weise war ein durchgehendes Betonieren von unten nach oben möglich. Die Abweichung betrug am Ende lediglich 1 mm“, ergänzt Gerhard Schönhart von BHM. Der große Vorteil liegt auf der Hand: Der Beton hat keine einzige Fuge. Murlasits: „Schon beim ersten Kontakt mit dem Wasser haben wir gesehen, dass es super dicht wurde. Das ganze Kraftwerk ist nahezu staubtrocken.“ EXTREME LAUFRUHE DER TURBINEN Dass die erfahrenen Kraftwerksbetreiber in der Turbinenfrage einmal mehr auf das Knowhow und die Qualität von ANDRITZ HYDRO vertrauten, lag nicht zuletzt an den guten Erfahrungen, die man im erst 2013 realisierten Kraftwerk Niklasdorf gemacht hatte.

Doch im Vergleich zu den deutlich kleineren Maschinen in Niklasdorf weisen die beiden Compact Rohrturbinen des KW Rothleiten weitere technische Pluspunkte auf. „Abgesehen von den Dimensionen, wir haben hier Maschinen mit je 100 m3/s Schluckvermögen, zeigen die Maschinen auch Unterschiede im Hinblick auf ihre Laufruhe. In Niklasdorf waren Wälzlager verbaut, hier kommen Gleitlager zum Einsatz – der Unterschied ist deutlich hör- und spürbar. Außerdem wurde eine Wellenanhebung mittels Hydraulik integriert, die Reibungswiderstände beim Losfahren auf ein Minimum beschränkt. Vor allem in Hinblick auf die technische Lebensdauer ein durchaus relevanter Aspekt“, so der Betriebsleiter der FEL. Mit ANDRITZ HYDRO hatte man einen Partner gefunden, mit dem man die individuellen Vorstellungen und Bedürfnisse optimal umsetzen konnte. „Natürlich kann man sich alles vergolden lassen, aber beim Kraftwerksbau geht es darum, dass man sich auch ein Spitzenmodell an die individuellen Anforderungen anpassen lässt, um ein Maximum an Effektivität herauszuholen. Und genau das haben wir hier gemeinsam mit dem Lieferanten geschafft“, resümiert Murlasits.

Foto: zek

Schaltschränke von ANDRITZ HYDRO im Kraftwerksinnern

dorn, später dann der Stator des Generators. Nachdem der Laufradmantel verschlossen war, wurde der Generator mittels Generatorabschlusshaube abgedichtet. Danach folgte noch der Einbau des Leitapparates, der Anschluss an den Servomotor, sowie an das Fallgewicht. ANSTRÖMUNG OPTIMIERT Was die Effizienzoptimierung des Kraftwerks betraf, so beschränkte sich diese keineswegs auf den installierten Maschinensatz. Darüber hinaus wurde auch an der baulichen Struktur gefeilt. So wurde etwa der Einlaufbereich vom

WEITERE MONTAGESCHRITTE Das hohe Qualitätsniveau der des Maschinensatzes wird zudem durch einen hochwertigen Generator aus der Produktion von ELIN Motoren abgerundet. „Es war uns wichtig, dass wir einen ELIN-Generator verwenden. Für uns ein zentraler Baustein für eine lange Lebensdauer“, so der Projektleiter. Während im September 2014 der Einbau der Stahlwasserbauteile durch die beauftragte Firma Künz sukzessive Formen annahm, erfolgte zeitgleich die Montage der weiteren Turbinenteile. Zudem wurde im Oktober 2014 von der Fa. FELBERMAYR die bestehende Sohlschwelle abgetragen, damit die Absenkung um weitere 2 m vorgenommen werden konnte. Im Bereich des Maschinenhauses folgten weitere Montageschritte. So wurde von den Profis von ANDRITZ HYDRO der Leitapparat montiert, danach die Welle mit HilfsOktober 2015

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Foto: Felbermayr

Das neue Kraftwerk Rothleiten aus der Vogelperspektive

Foto: FEL / Murlasits

Gelungene Zusammenarbeit: Von links: Sefedin Hadzic (Felbermayr), Josef Kreuzer (Projektleitung - Added Value), Bernhard Mitis (Bauleiter Felbermayr) und DI Gerhard Schönhart (BHM).

Planungsbüro BHM in Zusammenarbeit mit der Universität Graz optimiert. Gerhard Schönhart: „Für das ursprünglich geplante Kraftwerk hatte es am Institut für Wasserbau an der TU Graz bereits einen Modellversuch gegeben. Doch aufgrund der Erhöhung der Ausbauwassermenge um 20 m3/s gegenüber dem ursprünglichen Modellversuch und weil das Kraftwerk nun tiefer wurde, haben wir die Anströmung numerisch nachrechnen lassen. Dabei hat sich sofort gezeigt, dass der Einlauf verkürzt und mit 35 Grad sehr steil ausgeführt werden könnte. Zum anderen zeigte sich, dass die geplante vorgezogene Pfeilerwand zu einer suboptimalen Anströmung von Turbine 1 führt. Aus diesem Grund haben wir diese Pfeilerwand wieder zurückgezogen und ihr eine Kalotte aufgesetzt. Damit wurde nun nicht nur die Anströmung der Turbine optimiert, sondern zugleich eine Einsparung in der Baustruktur erreicht.“ PROJEKTERFOLG IN ANDERTHALB JAHREN Rückblickend sind die Zahlen des Bauvorhabens durchaus beeindrukkend: Insgesamt wurden 388.000 m3 Erdreich bewegt, 44.000 m3 Wasserbausteine verbaut, 27.000 m3 Beton eingesetzt und 2.600 Tonnen Bewehrungsstahl eingebracht. Der Großteil des Aushubmaterials wurde im Übrigen zum Verfüllen des ursprünglichen Flussbettes und des alten, 400 m langen Ausleitungskanals verwendet. In Summe nahmen die Hauptarbeiten rund 1,5 Jahre in Anspruch. Im Mai waren bereits die ersten Andrehversuche mit den Turbinen angelaufen, während man noch mit Restarbeiten und einzelnen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen beschäftigt war. Dass sämtliche Arbeiten im Zeitplan und qualitativ bestmöglich ausgeführt wurden, ist nicht zuletzt ein Verdienst des Bauleitungsteams rund um Helmut Murlasits, das zudem

Josef Kreuzer Gesamtprojektleitung und GF der Added Value GmbH, Gerhard Schönhart und Rudi Kandler von BHM sowie den Kraftwerksspezialisten und Chefelektrotechniker Werner Machazek, umfasste. Was die Turbinensteuerung und die Automatik betrifft, so steuerte dies auch die Firma ANDRITZ HYDRO bei. Die übergeordnete Leittechnik sowie die Mittelspannungsschaltanlage und Niederspannungsverteilung kamen jedoch von einem anderen, ebenfalls höchst kompetenten Partner: der Firma Siemens. MASSGESCHNEIDERTE TECHNK - SERVICE INKLUSIVE Auch bei der elektrischen Ausrüstung wurde nicht an Qualität gespart. Mit der Beauftragung der Siemens Small Hydro, Region Süd wurde der Auftrag an eine Firma mit bekannt hoher Kundenzufriedenheit und sehr großer Erfahrung im Kraftwerksbau, sowie einem Garant für langfristige Partnerschaft, Verfügbarkeit und Kundennähe vergeben. Ange-passt an die Errichterwünsche lieferte Siemens für dieses Bauvorhaben die elektrische Ausrüstung von der Kraftwerksausrüstung bis zum Wehranlagenverteiler: Zum Lieferumfang gehören eine 20kV und 6kVMittelspannungsanlage, 2 Stk. Transformatoren mit einer Leistung von je 6.300kVA, einem Eigenbedarfstransformator, Niederspannungs- und Gleichspannungshauptverteilung, die gesamte Schutz-, übergeordnete Automatisierung- und Kraftwerksleittechnik sowie sämtliche Verkabelungen für das Kraftwerk inkl. Detailengineering, Montage und Inbetriebsetzung. Siemens Small Hydro konnte im Rahmen der Auftragsvergabe mit einem Komplettpaket aus maßgeschneiderter Elektro- und übergeordneter Leittechnik, lokalem Service, Kundennähe und fachlicher Kompetenz überzeugen. Die Lieferung, Montage und Inbetriebsetzung konnten pünktlich wie gewohnt realisiert werden. Am 25. März dieses Jahres wurde der Mur-Durchstich hergestellt.

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Fallhöhe: 5,7 m Ausbauwassermenge: 200 m3/s Turbinen: 2 x Compact Rohrturbine Fabrikat: ANDRITZ HYDRO Durchmesser Ø: 3.650 mm Ausbauleistung: je 4,9 MW Generatoren: 2 x Synchrongenerator Fabrikat: ELIN Motoren Generatorleistung: 6.212 kVA Nennstrom: 569 A cos phi: 0,85/0,92 Nennspannung: 6,3 kV Bemessungsdrehzahl: 120 min-1 Nennfrequenz: 50 Hz Automation & Leittechnik: ANDRITZ HYDRO Generatorgewicht: 53 to Anzahl der Wehrfelder: 3 Verschluss B x H: 16,0 x 7,80 m Verschlusssystem: 3 Segmentverschlüsse mit Aufsatzklappen Stahlwasserbau: Künz Wehranlagen-Breite: 59 m Unterwasser-Eintiefungsstrecke: 1.200 m Sohlgefälle: 1 ‰ Übergeordnete Leittechnik: Siemens Graz Planung: BHM Jahresarbeit im Regeljahr: 46,9 GWh

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Foto: Felbermayr

Technische Daten


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ÖKOLOGIE UND HOCHWASSERSCHUTZ Ein zentraler Punkt in der Projektumsetzung betraf die ökologischen Maßnahmen. Zum einen wurde eine mustergültige Fischmigrationshilfe in Form eines naturnahen Beckenpasses errichtet. Seine Beson-derheit liegt in dem darin integrierten „Pool“, von dem aus die Fische auch den hier angeschlossenen Gamsbach erreichen können. Zudem wurden mehrere Amphibientümpel angelegt und diverse ökologische Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt. Besonders großes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass die angrenzende Aulandschaft in ihrem ökologischen Bestand erhalten wurde. Im Vergleich zum Altbestand, bei dem es in Niedrigwasserzeiten immer wieder zu einem Trockenfallen in der Ausleitungsstrecke gekommen ist, konnte nun ein gesichertes Fließkontinuum geschaffen werden. Ein anderer wichtiger Punkt betrifft den Hochwasserschutz. Mit der Umlegung des Murlaufs sowie der Verlegung der Gamsbachmündung wurde ein Schutz bis hin zu einem 100-jährlichen Hochwasser erreicht. MASSIVE ERTRAGSSTEIGERUNG Am 12. Juli 2015 war es schließlich soweit: Der 30-tägige Probebetrieb der beiden Rohrturbinen wurde ohne Unterbrechungen erfolgreich beendet. Einem Start in den Regelbetrieb stand nichts mehr im Weg. Mit den beiden neuen je 4,9 MW starken Compact Rohrturbinen aus dem Hause ANDRITZ HYDRO ist das neue Kraftwerk Rothleiten nun in der Lage, jährlich rund 46,9 GWh sauberen Strom aus der Kraft der Mur zu erzeugen. Das bedeutet mehr als eine Verdreifachung der Stromausbeute gegenüber dem Altbestand, der ein Arbeitsvermögen von etwa 13,8 GWh aufwies. Doch auch im Vergleich zum genehmigten Erstprojekt aus dem Jahr 2009 lässt sich ein markanter Unterschied ausmachen. Schließlich wären mit der ersten Variante lediglich 33,9 GWh möglich gewesen. „Der Produktionsunterschied beträgt in etwa jene Menge, die

Foto: zek

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Ein aufwändig gestaltetes Umgehungsgerinne mit einem naturnahen Beckenpass sorgen für eine funktionelle Migrationspassage um das Kraftwerk.

die Altanlage geliefert hat“, zieht Helmut Murlasits einen anschaulichen Vergleich. Der Aufwand für das neue UVP-Verfahren und für das Suchen eines gemeinsamen Konsenses hatte sich in jedem Fall ausgezahlt. RÜCKGRAT DES KRAFTWERKSPARKS Mit dem modernen Kraftwerk Rothleiten bleibt auch ein Stück Industriegeschichte am Traditionsstandort Frohnleiten erhalten. Zudem stellt die Anlage heute das Herzstück des Kraftwerksparks der Prinzhorn Holding dar, die mit ihren vier Kleinwasserkraft- werken an der Mur mit insgesamt rund 17 MW Leistungskapazität sauberen und dabei günstigen Wasserkraftstrom vermarktet. Unter dem neuen Label „MeinAlpenStrom“ etabliert man sich gerade unter den heimischen Stromanbietern. In weiterer Folge ist geplant, diese neue Marke auch anderen Kleinwasserkraftbetreibern als Franchisemodell anzubieten. Kein Wunder, dass der Strom aus dem neuen Murkraftwerk derzeit in aller Munde ist.

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Das Einheben des Wehrsegments mit Aufsatzklappe

Montage der Dammtafeln für den Turbinenauslauf

Auch der Feinrechen wurde von der Hans Künz GmbH geliefert

Fotos: Künz

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450 TONNEN STAHLWASSERBAU AUS DEM LÄNDLE FÜR NEUES MURKRAFTWERK Speziell in der Frage der stahlwasserbaulichen Ausrüstung hatten Sicherheit und Funktionalität höchste Priorität bei den Betreibern des neuen Murkraftwerks Rothleiten. Nicht zuletzt dank der guten Erfahrungen aus vorangegangenen Kraftwerksprojekten setzte man vertrauensvoll wieder auf die Qualität des Vorarlberger Stahlwasserbauunternehmens Hans Künz GmbH. Sämtliche Wehrsegmente, Schützen, Dammbalken, Panzerungen sowie die Rechenreinigungsmaschine wurden zeitgerecht gefertigt, geliefert und montiert – in Summe 450 Tonnen an Stahlwasserbauelementen, die eine hohe Betriebssicherheit des neuen Kraftwerks garantieren.

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ten. Während eine Crew am Krafthaus zugange war, arbeitete die andere an der Wehranlage. Logischerweise darf es dabei zu keinen Fehlern in der Planung und der Fertigung kommen, da keine Zeit für Korrekturen vorhanden ist. Das bedeutet auf der anderen Seite auch, dass die Qualitätssicherung perfekt sein muss.“ SONDERLÖSUNG GEGEN VERKLAUSUNGEN Die gesamte konstruktive Auslegung, sowie Fertigung, Konservierung, Montage, Elektrik und die Hydraulik wurden von der Hans Künz GmbH realisiert. Die markantesten Stahlwasserbauteile des neuen Kraftwerks stellen zweifellos die Wehrverschlüsse für die drei Wehrfelder dar. Sie wurden als Segmente mit Aufsatzklappe mit einer Größe von 16 x 7,8 m ausgeführt. „Diese Ausführung entspricht prinzipiell dem gewohnt hohen Standard von Künz, der durch eine Vielzahl von ausgeführten Anlagen erreicht wurde“, meint Walter Schönecker. Doch die gegenständlichen Segmente wurden durchaus in einigen Punkten spezifiziert

und modifiziert: Da der Segmentdrehpunkt bei HQ100 überströmt wird, wurde der Hydraulik-Zylinder nicht zwischen Wand und Stützarm angebracht, sondern in einer Linie mit dem Stützarm auf dem Segmentkasten. Dadurch kann gewährleistet werden, dass sich bei der Hochwasserabfuhr kein Geschwemmsel zwischen Stützarm, Zylinder und Wand verklemmt. Darüber hinaus wurde das ganze System für einen späteren Einsatz einer Luftsprudelanlage vorbereitet. Foto: Künz

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ereits 2013 war der Auftrag über die stahlwasserbauliche Ausrüstung des neuen Murkraftwerks Rothleiten an die Firma Künz aus dem Vorarlberger Hard ergangen. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen ausgezeichneten Ruf in der Wasserkraft erarbeitet. Stahlwasserbau aus dem Hause Künz zählt zugleich zum Solidesten und Innovativsten, was die Branche derzeit weltweit zu bieten hat. Dennoch stellte der Auftrag der Frohnleiten Energie- und Liegenschaftsverwaltung, kurz FEL, die Vorarlberger Stahlbauer vor eine Herausforderung: Der Zeitrahmen von gerade einmal 15 Monaten von Auftragseingang bis zur Inbetriebnahme erforderte das ganze Know-how des Unternehmens. „Das Zeitfenster vom Gewinn des Auftrags bis zur Inbetriebsetzung des Kraftwerks, das uns als Lieferant zur Verfügung stand, war sehr klein. Damit war der Druck für Konstruktion, Fertigung und Montage enorm“, sagt der Projektleiter von Künz, DI Walter Schönecker. „So mussten wir während der Montage mit zwei Teams parallel arbei-

Setzen der Wehrdammbalken - zum sicheren Verschluss des Turbineneinlaufs Die Rohrtrasse führt rund 3 km bergseitig entlang der Forststraße.


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Die H100 aus dem Hause Künz ist eine verfahrbare GreifarmRechenreinigungsmaschine, die sich bereits an anderen heimischen Kraftwerken bestens bewährt hat.

Foto: Künz

Eine sinnvolle Maßnahme, um den Aufwand für einen späteren Einbau einer solchen Anlage bei Bedarf in Grenzen zu halten. WEHRDAMMBALKEN MIT DOPPELTER FUNKTION Bedingt durch den Umstand, dass die Wehrfelder des benachbarten Kraftwerks Niklasdorf desselben Betreibers dieselben lichten Weiten aufweisen, kann der Betreiber diese Dammbalken auch beim neuen Kraftwerk Rothleiten bei Bedarf verwenden – und damit Kosten sparen. Ganz uneingeschränkt gilt dies aber nicht. Da die Stauhöhe beim Kraftwerk Rothleiten deutlich höher ist, müssen zuerst spezielle, überspannte Dammbalken an unterster Position eingesetzt werden, ehe man die bestehenden Dammbalken des KW Niklasdorf einsetzen kann. „Großes Augenmerk musste daher auf die Wiederverwendbarkeit des Zangenbalkens und auf den Dichtungsübergang zwischen den beiden unterschiedlichen Dammbalkensystemen gelegt werden“, so der Projektleiter. Bei der Frage der Rechenreinigungsmaschine entschieden sich die Betreiber für das Erfolgsmodell H1000, welches sich schon seit einigen Jahren bei anderen Kraftwerken an der Mur oder auch an der Salzach bewährt hat. NEUES REFERENZPROJEKT AN DER MUR Im Spätsommer letzten Jahres begann die Montage-Crew von Künz mit den Arbeiten an der Armierung, im September folgte bereits der Auftakt für die Montagearbeiten am Krafthaus. In weiterer Folge verlief der Einbau der Stahlwasserbau-Elemente zügig, sodass einer ersten Teilinbetriebnahme noch vor Weihnachten letzten Jahres nichts mehr im Wege stand. Im Frühling dieses Jahres konnte der renommierte Stahlwasserbauer aus Hard seinen Auftrag in Frohnleiten abschließen. Die Hans Künz AG fügte ihrer langen Liste an Referenzanlagen mit dem KW Rothleiten eine weitere hinzu. Das Resümee von DI Walter Schönecker fällt entsprechend positiv aus: „Die Liebe zum Detail,

innovative Ausbildungen und ständige Neuentwicklungen von bereits erfolgreich ausgeführten und erprobten Bauteilen waren auch für den Betreiber in der Steiermark starke Argumente, die zu dieser Zusammenarbeit führten.“

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Über zehn Jahre war das Kraftwerk am Buchbergerbach stillgestanden. Nun wurde die Anlage von grundauf saniert und mit neuer Maschinentechnik ausgerüstet. Die neue GLOBAL Hydro Peltonturbine ist auf 96,7 kW ausgelegt.

PARTNER MIT HANDSCHLAGQUALITÄT BRINGEN NIEDERBAYERISCHES KRAFTWERK IN SCHUSS Grund zum Anstoßen gab es Anfang September im niederbayrischen Hohenau. Und zwar wurde von Betreiber Erwin Pauli die erfolgreiche Revitalisierung seines Kraftwerks Buchberg mit zahlreichen Vertretern der am Umbau beteiligten Unternehmen gefeiert. Der Star des Abends war die nagelneue Pelton-Turbine des oberösterreichischen Wasserkraftspezialisten Global Hydro Energy, die zwei schon mehrere Jahre stillstehende Durchströmturbinen ersetzt.

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rwin Pauli, seines Zeichens umtriebiger Geschäftsführer eines Maschinenbauunternehmens, hat neben seiner Rinder- und Pferdezucht noch eine weitere Leidenschaft: die Nutzung von Wasserkraft. Er betreibt zwei Kleinkraftwerke in seiner Heimatgemeinde Hohenau, unweit von Passau, und dazu noch eines in der ehemaligen DDR. Sein jüngstes Projekt ist die komplette Revitalisierung des Kraftwerks Buchberg, welches schon 1974 von seinem Vater am Buchbergerbach errichtet wurde. Damals hatte man zwei Durchströmturbinen mit Riemenantrieb installiert, die gemeinsam eine Leistung von 60 kW erreichten. Weil die Anlage aufgrund massiver Schäden am Fassungsbauwerk schon über 10 Jahre stillstand, entschloss sich Erwin Pauli zu einer großangelegten Sanierung.

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REVITALISIERUNG MIT HAND UND FUSS „Erhalten geblieben ist von der alten Anlage nur das Krafthaus und die Druckrohrleitung. Von der Turbine über den Generator bis hin zur Steuerung und die komplette Wasserfassung inklusive dem dazugehörigen Stahlwasserbau ist am Kraftwerk Buchberg alles neu“, sagt der mit den ausgeführten Arbeiten höchst zufriedene Erwin Pauli. Weil es sich bei der Revitalisierung des KW Buchberg lediglich um notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen handelte, musste der Betreiber auch um keine Neukonzessionierung seiner Anlage ansuchen. Das Wasserrecht für den Kraftwerksbetrieb ist noch bis ins Jahr 2034 gültig – mit der neuen maschinellen Ausrüstung wird auch die Konzessionsverlängerung in 19 Jahren eine reine Formalität darstellen, ist sich Erwin Pauli sicher.

STAHLWASSERBAU AUS EIGENER HAND Dass der Anlagenbetreiber auch ein echtes Ass im Maschinenbau ist, bewies er mit der Konstruktion des elektrisch betriebenen Teleskoprechenreinigers. Von der ersten Konzeption bis hin zur finalen Fertigung und Montage wurde die von Erwin Pauli als „Prototyp“ bezeichnete Rechenreinigungsmaschine im eigenen Maschinenbauunternehmen hergestellt. Die Steuerung des Rechenreingers geschieht über die Anlagensteuerung, welche durch Pegelsensoren den Wasserstand misst und den Rechenreiniger im Bedarfsfall in Bewegung setzt. Auch an der 220 m langen Druckrohrleitung aus Stahl mit einer Wandstärke von 8 mm legte Erwin Pauli mit seinen Mitarbeitern Hand an. Nötig machte dies das Abschlussstück der im oberen Teil in DN 600 beziehungsweise in unteren Abschnitt in DN 400


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ausgeführten Kraftwerksleitung. Dieses war im Laufe der Jahre undicht geworden, wodurch ein Austausch des betroffenen Teilabschnitts unumgänglich wurde. KUNDE MIT HANDSCHLAGQUALITÄT Im Rahmen der Inbetriebnahmefeier erzählte Günter Rosenberger von GLOBAL Hydro, wie es kam, dass sich Erwin Pauli für die Pelton-Turbine des oberösterreichischen Turbinenherstellers entschied: „Bei einer Hochzeit in der Nähe von Hohenau wurde in einem Gespräch nebenbei erwähnt, dass Herr Pauli sich auf der Suche nach einer neuen Turbine für sein Kleinkraftwerk befindet. Nachdem ich ihn kurz darauf anrief, war ich auch schon drei Stunden später in Hohenau.“ Nachdem die beiden Wasserkraftexperten sich sofort gut verstanden und Erwin Pauli in weiterer Folge eine Global Hydro Energy-Referenzanlage besichtigte, die ihn von der Qualität der Maschine überzeugte, wurde das Geschäft unmittelbar nach dem ersten Kontakt per Handschlag besiegelt. Insgesamt investierte der niederbayrische Maschinenbauer rund 400.000 Euro in die Revitalisierung seiner Anlage, die nach knapp fünf Monaten Bauzeit erfolgreich abgeschlossen werden konnte. BAUTEILTRANSPORT MIT HÜRDEN Eine gewichtige Herausforderung stellten bei den Revitalisierungsmaßnahmen der Transport des tonnenschweren Turbinengehäuses und Generators dar. Weil das Krafthaus des KW Buchberg sich am Fuße eines steilen Waldweges befindet, konnten die Turbinenteile nur mittels eines von Erwin Pauli bereitgestellten Baggers bewegt werden. Weil das Gebäude zudem baulich nicht verändert werden durfte, mussten die Anlagenmonteure die sperrigen Bauteile in Millimeterarbeit ins Krafthaus einfädeln. Trotzdem gelang es, den Maschinensatz nach erfolgreicher Einbringung möglichst zugänglich zu platzieren, wo-

Eine moderne 2-düsige Peltonturbine von Global Hydro ersetzt zwei alte Durchströmturbinen

durch die einzelnen Bauteile auch im Wartungsfall leicht erreichbar sind. NEUE TURBINE MACHT SICH BEZAHLT „Bei einer Fallhöhe von rund 48 m sowie einem im Jahresverlauf stark schwankenden Wasserdargebot bot sich eine 2-düsige Pelton-Turbine als ideale Maschine für das

Kraftwerk Buchberg an. Mit der Ausbauwassermenge von 250 l/s kommt der mit einem vertikalen AEM-Synchrongenerator gekoppelte Maschinensatz auf eine Leistung von 96,7 kW“, führt Philipp Meindl, der zuständige Projektleiter von GLOBAL Hydro, aus. Auffallend leise arbeitet der AEM-Generator, der sich vom Wirkungsgrad sowie von der

Technische Daten

Die Wasserfassung am Buchbergerbach im bayerischen Hohenau

Ausbauwassermenge: 250 l/s

Fallhöhe: 48 m

Turbine: 2-düsige Peltonturbine

Fabrikat: Global Hydro

Ausbauleistung: 96,7 kW

Generator: Synchrongenerator

Fabrikat: AEM

Druckrohrleitung: Stahl

Durchmesser: DN600 / DN400

Länge: 220 m

Steuerung & Automatik: HEROS3 GLOBAL Hydro

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Foto: GLOBAL Hydro

Zwei alte Durchströmturbinen mit Riemenantrieb kamen im Altbestand auf gerade einmal 60 kW Leistung.

Die RRM wurde vom Betreiber selbst hergestellt

Foto: zek

Baugröße als idealer Stromwandler für das Kraftwerk erwiesen hat. Dass die Turbine auch bei einem massiv verringerten Wasserdargebot noch zuverlässig am Netz bleibt, zeigte sich bei der Eröffnungsfeier. Obwohl der Buchbergerbach aufgrund des ungewöhnlich heißen August nur einen Bruchteil seines üblichen Wasserdargebots führte, erzeugte die Turbine bei einer Leistung von 7 kW noch immer Strom. Zudem weist die GLOBAL Hydro - Turbine

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eine äußerst geringe Synchronisationszeit auf. Steht der Maschine nach einem Stillstand wieder genug Wasser zur Verfügung, geht diese unter einer Minute wieder in den Regelbetrieb über. Hydraulikaggregat, Generator und Absperrklappe sind die einzigen Zukaufteile der Mühlviertler Turbinenhersteller. Sämtliche Bauteile – vom Turbinengehäuse bis hin zum aus einem einzigen Edelstahl-Monoblock gefrästen Pelton-Laufrad – werden im Werk in Niederranna von qualifiziertem Fachpersonal vormontiert und getestet. Auch die

Anlagensteuerung Heros3 wurde von der hauseigenen Software-Abteilung auf die Ansprüche moderner Wasserkraftanlagen hin entwickelt. Diese verfügt über eine intuitive Steuerung, wie man sie von Smartphones gewohnt ist. Zudem lässt die Software nur technisch korrekte Eingabe zu, wodurch ungewollte Aktionen im Kraftwerksbetrieb ausgeschlossen werden können. Natürlich ist die Steuerung auch komplett aus der Ferne regelbar, wodurch der Betreiber seine Anlage komfortabel via PC von zu Hause aus überprüfen und konfigurieren kann.

Jede Menge strahlende Gesichter bei der Eröffnungsfeier für das neue Kraftwerk. Betreiber Erwin Pauli (2. v.l.) zeigt sich zufrieden mit den erbrachten Leistungen der beauftragten Unternehmen.

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Hinter der Fassade des historischen Kraftwerks Bärenwerk im Salzburger Fusch ist heute wieder jede Menge moderne Technik verborgen. Nach erfolgreicher Modernisierung kann das Kraftwerk nun mit einem Leistungsplus von 30 Prozent wieder den Regelbetrieb aufnehmen.

SALZBURG AG NIMMT MODERNISIERTES BÄRENWERK WIEDER IN BETRIEB Nach drei Jahren Bauzeit war es soweit: Eines der ältesten Kraftwerke der Salzburg AG, das Bärenwerk im Pinzgauer Fusch, ging wieder ans Netz. Rund 48 Mio. Euro investierte die Betreiberin in die Modernisierung der Anlage, deren Leistung um fast 30 Prozent erhöht werden konnte. Zugleich wurde die Ökologie am Speichersee Ferleiten verbessert. Am 11. September stand nun die feierliche Wiedereröffnung auf dem Programm. Bei Kaiserwetter hatten sich rund 300 Ehrengäste am historischen Krafthaus eingefunden, um gemeinsam das „Comeback“ des Bärenwerks zu feiern. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür konnten Interessierte die wichtigsten Anlagenteile besichtigen.

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as Kraftwerk Bärenwerk, errichtet Anfang der 1920er Jahre, zählt seit jeher zu den wichtigsten Wasserkraftwerken im Bundesland Salzburg. Die Anlage leistete einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Salzburgs in der Zwischen- und Nachkriegszeit. Es sei eine sehr mutige Entscheidung gewesen, meinte Mag. August Hirschbichler, Vorstandsprecher der Salzburg AG, im Rahmen seiner Eröff-

Foto: zek

DI Martin Pfisterer erläuterte technische Details.

nungsrede, das Kraftwerk damals zu errichten. Schließlich überragten die Erzeugungskapazitäten den Strombedarf dieser Zeit um Längen. Unvergessen in diesem Zusammenhang jene Frage, die der damalige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl bei der Eröffnung 1924 ans Publikum richtete: „Wer soll denn den ganzen Strom abnehmen?“ Tatsächlich wurde dieser in den Anfangsjahren sogar bis nach Wien transportiert. Damals

waren 179 Kleinanlagen als Stromproduzenten – überwiegend in Privatbesitz – in Betrieb. Mit dem Bau des Bärenwerks erreichte die damals gerade gegründete SAFE, das Vorgängerunternehmen der Salzburg AG, mit einem Schlag ein Drittel der gesamten Erzeugungskapazitäten dieser Kleinanlagen zusammen. „1924 waren insgesamt 6788 Glühlampen registriert. Der Anschlusswert im Netz betrug damals 1 MW – heute liegt er bei Projektleiter DI Martin Lumetzberger stand den interessierten Gästen Rede und Antwort

Sigi Kämmerer führte gewohnt pointiert durch das Programm der Eröffnungsfeier.

Pfarrer Tarcise Orema spendete den Segen für das revitalisierte Kraftwerk.

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STOLLENBAU ALS HERZSTÜCK Mit diesem Bekenntnis als Grundeinstellung war die Salzburg AG vor einigen Jahren daran gegangen, nach Möglichkeiten zur Optimierung und Modernisierung des in die Jahre gekommenen Bärenwerks zu suchen. Letztlich sollte das Verjüngungs- und Modernisierungsprogramm, das man dem Traditionskraftwerk angedeihen lassen wollte, im Wesentlichen die Erweiterung des bestehenden Speichers Ferleiten, die Erneuerung des Triebwasserwegs, die Sanierung der drei bestehenden Maschinensätze sowie die steuerungs- und leittechnische Optimierung umfassen. Das Herzstück des Projektes war dabei zweifellos der Bau des neuen, über drei Kilometer langen Druckstollens. Warum der alte Bestandsstollen nicht mehr in Frage kam, erläutert der Projektleiter der Salzburg AG, DI Martin Lumetzberger: „Bedingt durch die Erhöhung der Triebwassermenge wären wir schon prinzipiell nicht um einen Ausbau und eine Sanierung des Bestandsstollens herumgekommen. Wir haben im Vorfeld eine Vielzahl

unterschiedlicher Planungsvarianten durchgespielt, wobei sich letztlich der Stollen-Neubau als die wirtschaftlichste Variante erwiesen hat. Der Vorteil liegt vor allem darin begründet, dass während der dreijährigen Bauzeit der Kraftwerksbetrieb mit dem Altbestand parallel zu den Bauarbeiten aufrecht bleiben konnte. Das stellte sich als relevanter Aspekt einer Kalkulation heraus, die auf 80 Jahre ausgelegt ist.“ „BUDDELBÄR“ GRÄBT DURCH DEN BERG Für den Bau des neuen Stollens grub sich die eingesetzte Tunnelbohrmaschine, von den Fuscher Volksschülern liebevoll „Buddelbär XL“ getauft, von April bis September 2013 mit einer Vortriebsleistung von durchschnittlich 30 Meter pro Tag durch den Berg. Rund 15 Mann der beauftragten Marti AG betreuten die Fräse, die insgesamt 185 Meter lang, Mit dem Einheben der 10 m breiten und 4,50 m hohen Fischbauchklappe aus dem Hause Braun Maschinenfabrik wurde ein wichtiger Meilenstein im Projektverlauf erreicht.

Foto: Braun

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Unterstützt von Fuschs Bürgermeister Hannes Schernthaner, der Salzburger Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Salzburg AG-Vorstandsprecher August Hirschbichler drückte die kleine Lea Sophie, die Tochter von Projektleiter, Martin Lumetzberger, den Knopf, der die drei Maschinensätze wieder in Betrieb setzte.

Foto: Salzburg AG

820 MW, also bei mehr als dem 800-Fachen. Natürlich fragte man sich damals, wie viele Glühlampen man dank dem neuen Bärenwerk denn noch installieren würde“, sagte Hirschbichler. Doch der Bau des damals größten Wasserkraftwerks im Salzburger Pinzgau zeugte von Mut und großem Weitblick. Attribute, die – so August Hirschbichler – auch heute noch gefordert waren, um eine derartige Investition zu tätigen. Schließlich stellt gerade der niedrige Strompreis die Wirtschaftlichkeit massiv in Frage. Die Salzburg AG will aber dennoch ihrer Linie treu bleiben. Hirschbichler: „Wir investieren immer noch in Wasserkraftwerke, weil eine Energiewende in unseren Breiten ohne Wasserkraft nicht funktionieren kann.“

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530 Tonnen schwer war und über eine Leistung von 2.000 PS verfügte. Um für einen eventuellen Fall eines Karstwassereinbruchs gewappnet zu sein – der sich glücklicherweise nicht ereignete – wurde die TBM mit einem speziellen Pump- und Wasserableitungssystem ausgerüstet. Hinzu kamen spezielle Bedüsungen und Wassersprühvorhänge, sowie Atemschutz für die Arbeiter, als man im zweiten Bohr-Abschnitt in einem Bereich mit Asbestverdacht vorgedrungen war. Der partielle Wasserandrang von bis zu 10 l/s wurde vom Bauteam der Firma Marti souverän gebändigt. Lumetzberger: „Im Grunde ist der Stollenausbruch sehr gut gelaufen, so gut, dass wir damit sogar einige Wochen vor unserem Zeitplan zu liegen kamen.“ MILLIMETERARBEIT MIT STAHLROHREN Auf den Ausbruch des Stollens folgte dessen Auskleidung. Dazu wurde eine BetonInnenschale eingebaut, die mittels Injektionen vorgespannt wurde, um den später auftretenden Betriebsdrücken standzuhalten. Im Anschluss an die Apparatekammer wurde die rund 40 Meter lange Panzerrohrstrecke errichtet, die über einen speziellen Konus in die ebenfalls neue Stahl-Druckrohrleitung führt. Mithilfe eines Spezial-Tiefladers wurden zu diesem Zweck die 10 Meter langen Stahlrohre mit einem Innendurchmesser DN2900 und einer Wandstärke von 30 mm in den Stollen eingebracht. Die 20 bis 23 Tonnen schweren Stahlrohre dienen der Panzerung der rund 40 Meter langen Panzerrohrstrecke. An die Panzerrohre anschließend wurde eine Rohrkonus installiert, der die Leitung von DN2900 auf DN1400 verjüngt. Im


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Foto: Empl Bau

Foto: Salzburg AG

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Aufgrund schwieriger Untergrundverhältnisse gestaltete sich der Bau der Wasserfassung als durchaus herausfordernde Aufgabe für die Fa. Empl Bau.

Mit einer Vortriebsleistung von rund 30 Meter pro Tag grub sich die 185 Meter lange und 2.000 PS starke Tunnelbohrmaschine durch den Berg.

Gegensatz zu den Panzerrohren, die durch Hinterbetonieren des Ringspaltes fixiert sind, steht der Rohrkonus frei in der Apparatekammer, in der auch die neue Rohrbruchklappe installiert wurde. Von selbiger bis zum Stollenportal wurden in weiterer Folge Stahlrohre DN1400 verlegt. Um den teils starken Krümmungen des Trassenverlaufs zu folgen, wurden die einzelnen Rohrabschnitte vollständig vorgefertigt. „Diese Rohre so genau vorzuproduzieren – und sie danach auch zu verlegen ist eine enorme Leistung. Alles muss millimetergenau stimmen“, so Martin Lumetzberger. Über rund 280 Meter erstreckt sich der Stollenabschnitt, bevor die Leitung am Portalbauwerk in den erdverlegten Teil mit einer Flachstrecke von 550 Meter und dem steilen Schlussabschnitt übergeht, der im Hang oberhalb des Krafthauses verläuft. BAULOGISTIK GEFORDERT Bei der Verlegung bewies die beauftragte Baufirma Empl Bau nicht nur großes technisches Know-how, sondern auch logistisches Können. Das Graben der Künette erfolgte mit gesicherten Maschinen von oben nach unten, während die Verlegearbeiten danach von unten nach oben erfolgten. Zu diesem Zweck wurde am Grund des Rohrgrabens ein Schienenstrang verlegt, um darauf die Rohre via Seilwinde an ihren Bestimmungspunkt hinabzulassen. Im Gegensatz zu den beiden alten Druckrohrleitungen, die oberirdisch verliefen, sollte von der neuen Rohrleitung nichts mehr zu sehen sein. Sie wurde komplett unterirdisch verlegt – ebenso wie das Hosenrohr, das ebenfalls neu installiert wurde.

UNGÜNSTIGE UNTERGRUNDVERHÄLTNISSE Neben dem Triebwasserstollen kam vor allem dem Neubau der Wasserfassung Ferleiten spezielle Bedeutung zu. „Das lässt sich damit erklären, dass durch die Verschiebung der Wehrachse flussabwärts der bestehende Speicher um rund 3.400 m3 Nutzinhalt vergrößert wurde. Und zum anderen, dass man auf diese Weise die neuen Anlagenkomponenten unter Betrieb der Altanlage errichten konnte“, sagt Projektleiter Martin Lumetzberger. Bei der Projektierung und der baulichen Umsetzung waren allerdings einige Rahmenbedingungen mit einzuberechnen. Darunter fielen etwa die Berücksichtigung der Zufahrtsituation im Hinblick auf Straßensperren und Lawinengefahr, sowie die Hochwassersicherheit. Eine schadlose Hochwasserabfuhr von 30 m3/s musste jederzeit sichergestellt werden. Was die Projektumsetzung zusätzlich erschwerte, waren sehr ungünstige Untergrundverhältnisse am geplanten Wehrstandort. Als Folge wurde eine Mischgründung aus Flach- und Pfahlgründung gewählt, wobei Einzelpfähle mit einer Länge bis zu 21 m zum Einsatz kamen. Der beauftragten Baufirma Empl Bau gelang es, in der sehr knapp bemessenen Ausführungszeit die bis zu 9 Meter hohen Wände in einem Abschnitt herzustellen. Für das Team von Empl Bau bestand vor allem die Herausforderung darin, dass sie auf engem Raum sehr umfangreiche und verschiedenartige Tiefbauarbeiten abzuwickeln hatte. Im Wesentlichen wurden die Bauarbeiten an der Wasserfassung in zwei Bauabschnitten abgeschlossen. Im Sommer 2014 wurden die Stahlwasserbau- und die elektrotechnischen Einrichtungen installiert und wenig später die alte Wasserfassung abgetragen.

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Baugröße ermöglicht. Rechenreinigungsmaschinen aus dem Hause Braun Maschinenfabrik zählen zu den leistungsstärksten und zuverlässigsten am Markt. Für den Projektablauf war es essentiell, dass die oberösterreichischen Stahlwasserbauer ihre bekannte Termintreue unter Beweis stellten. Nach dem Installieren der stahlwasserbaulichen Einrichtungen steuerte das Projekt bereits auf seinen Endspurt zu. Nachdem im Herbst 2014 von der Firma Empl die alte Wasserfassung abgetragen und die noch fehlenden oberwasserseitigen Flügelmauern an der neuen Wasserfassung errichtet worden waren, stand dem ersten Einstau nichts mehr im Wege. Einer der letzten großen Meilensteine des Projektes wurde damit erreicht. VERJÜNGUNGSKUR FÜR DIE TURBINEN Während am Speicher Ferleiten die letzten stahlwasserbaulichen Arbeiten im Gange waren, stellte sich langsam auch im Krafthaus des Bärenwerks immer mehr Betriebsamkeit ein. Zwar wurden die bestehenden Maschinensätze nicht ausgetauscht, dafür aber von Grund auf saniert. Der Auftrag für die Sanierung der Turbinen ging an die Firma Kössler aus St. Georgen, die vier neue Laufräder mit modernster CNC-

Foto: Stadtwerke Feldkirch / Mathis

MASSIVER VERSCHLUSS AUS STAHL Mit den umfangreichen stahlwasserbaulichen Arbeiten wurde der traditionsreiche Branchenspezialist Braun Maschinenfabrik aus Vöcklabruck betraut, der seit Jahrzehnten für innovative und zugleich hoch solide Lösungen in der Wasserkraft steht. Die Oberösterreicher Stahlwasserbauspezialisten lieferten die 10 m breite und 4,5 Meter hohe Fischbauchklappe, die in Summe mehr als 21 Tonnen wiegt. Der massive Wehrverschluss aus Stahl, der den Pegel des Speichers Ferleiten reguliert, wird zu beiden Seiten von je einem Hydraulikzylinder mit einer Hubkraft von 525 kN betrieben. Neben der Wehrklappe lieferte Braun zudem die erforderlichen Schützen – Einlauf-, Grundablass- und Spülschütz, sowie die angeschlossenen Hydraulikaggregate. Im Lieferumfang waren zudem noch Grob- und Feinrechen und die Rechenreinigungsmaschine inkludiert. Der Feinrechen weist eine Neigung von 70° auf und bringt eine Lichte Höhe von knapp 6 m mit. Daraufhin musste die Rechenreinigungsmaschine ausgelegt werden. Braun lieferte daher eine Teleskop-RRM mit einer Putzlänge von 7,6 m. Diese Länge wird dadurch erreicht, dass die Maschine aus vier ineinander verschiebbaren Teilen besteht, was anderseits auch eine kompakte

Im Gegensatz zum Altbestand wurde die neue Druckrohrleitung nun unterirdisch verlegt.

Foto: zek

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Per Tieflader wurden die Panzerrohre mit einem Durchmesser DN2.900 in den Stollen eingebracht

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Die Wehrklappe an der Wasserfassung wird beidseitig von je einem Hydraulikzylinder betrieben. Über den Grundablass können bis zu 36 m3/s abgeführt werden.

Auch die drei Turbinen wurden wieder in Schuss gebracht. Für ihre Ertüchtigung sorgte die Firma Kössler.

befinden, galt es die Lasten, bestehend aus Rotorgewicht, Schwungradgewicht und Laufradgewicht, anteilsmäßig aufzuteilen.“ Das zuvor offene Kühlsystem hatte systembedingte Schwächen, da das Wasser für die Kühlung des Öls über Kupferrohre in das Innere des Lages geführt wurde, wobei es immer wieder zu Kondenswasserbildung gekommen war. Daher wurde das offene System vom AMB-Team Kössler auf einen geschlossenen Schmierkreislauf umgebaut. Nun wird das gekühlte Schmieröl mithilfe einer Pumpe über einen Wasser-ÖlWärmetauscher, der am Schmierölversorgungsaggregat sitzt, gezielt dem Lager zugeführt.

Foto: zek

Foto: Stadtwerke Feldkirch

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Technik aus geschmiedetem Edelstahl lieferte. Zudem wurden sämtliche Gleitlager für Generator und Turbine erneuert. Dabei wurde auch eine hydrostatische Anhebung integriert, um für die zahlreichen Startund Stopp-Vorgänge eine ausreichende Schmierölversorgung zu gewährleisten. Dazu Ing. Kurt Schiep, Leiter AMB Kössler: „Für uns lag die große Herausforderung darin, die Gleitlager auszutauschen, ohne die Generatoren zu demontieren. Das bedeutete, dass immer nur ein Lager nach dem anderen getauscht werden konnte. Die alten Lager mussten teilweise autogen herausgeschnitten werden, bzw. wenn Guss das Grundmaterial darstellte, wurde der Lagersockel mittels Einsatz von einem schweren Hydraulikzylinder zertrümmert. Die neuen Lagerständer waren so konstruiert, dass diese, versehen mit denselben Anschlussmaßen, seitlich eingeschoben wurden. Eine sehr heikle Angelegenheit war dann auch das Ausrichten der Lager zueinander sowie das Auswiegen der Lagerlasten. Da sich auf einer Welle vier Lager

MODERNSTE STEUERUNGSTECHNIK HINTER ALTER FASSADE Auch in Sachen E-Technik, Steuerungs- und Leittechnik wurde das Traditionskraftwerk auf den neuesten Stand der Wasserkraft-Technologie gebracht. Dafür verantwortlich zeichnete die ABB AG, Wien, die in Fusch ihr Know-how unter Beweis stellte. Dabei beschränkten sich die Arbeiten des Teams von ABB nicht nur auf das Krafthaus, sondern umfassten auch die Apparatekammer, sowie die Wasserfassung. An beiden Anlagenorten wurden mit der 400 V Hauptverteilung und der Leittechnik 800xA wesentliche Erneuerungen verwirklicht. Der Auftragsumfang für die Arbeiten im Krafthaus umfasste einerseits die Generatorschaltanlage, die Generatorausleitung inkl. Sternpunktzellen, und anderseits auch die 400V Hauptverteilung, die Hilfsbetriebverteilung, den elektrischen Schutz, sowie die Erregung inklusive der Transformatoren. Hinzu kam noch die Leittechnik 800xA. Mit dieser Ausrüstung gelang es, das Traditionskraftwerk auch in steuerungs- und leittechnischer Hinsicht wieder für die Aufgaben und Herausforderungen dieser Tage betriebsfit zu machen. Das Team von ABB bewies dabei ein-

Technische Daten

Ausbauwassermenge: 6,45 m3/s Turbine 1: 2-düsige Peltonturbine Nenndurchfluss: 2,5 m3/s Turbine 2: 2-düsige Peltonturbine Nenndurchfluss: 1,0 m3/s Turbine 3: 4-düsige Pelton-Zwillingsturbine Nenndurchfluss: 2,95 m3/s Generatoren: 3 x Synchrongeneratoren Speicher Ferleiten Volumen: 19.000 m3 Rohrstollen Länge: 3.250 m Druckrohrleitung Länge: 732 m Rechenreinigung: Teleskop-RRM (Braun) Wehrklappe: 10 m x 4,50 m Engpassleistung: 14,96 MW

Fallhöhe: 291 m Laufraddurchmesser: 1.300 mm Nennleistung: 4.480 kW Laufraddurchmesser: 1.240 mm Nennleistung: 1.540 kW Laufraddurchmesser: 1.540 mm Nennleistung: 5.194 kW 6.000 kVA / 2.600 kVA / 7.500 kVA Grundablass-Kapazität: 36 m3/s Rohrgröße Ø: DN2900 mm Rohrgröße Ø: DN1400 mm Stahlwasserbau: Braun Gewicht: 21 t Regelarbeitsvermögen: 66,3 GWh

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Die neuen Maschinenleitstände von ABB inklusive der Schutzschränke und Wasserhaushaltssteuerungen

mal mehr seine hohe Flexibilität und seine große Termintreue. Noch sind die Arbeiten von ABB am Bärenwerk aber nicht ganz abgeschlossen. Derzeit wird noch der Tausch der Leittechnik 800xA am Wasserschloss sowie an der Bachfassung Weichselbach vorgenommen. Letzte Modernisierungsschritte für eine Anlage, die nun wieder den Sprung in die Wasserkraft-Neuzeit geschafft hat. ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT ERREICHT „Mit dieser Modernisierung wurde die Leistungsfähigkeit des Kraftwerks um 28 Prozent gesteigert. Ausgestattet mit modern-

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Neue Ausführung der generatorseitigen Generatorausleitung

ster Technologie bildet das historische Kraftwerk nun die Brücke zwischen der Geschichte und der Zukunft der Salzburger Energieversorgung“, sagte August Hirschbichler. Ein wichtiger Aspekt für einen erfolgreichen Projektablauf sei zudem der gute Kontakt mit der Gemeinde Fusch gewesen, wie sowohl Projektleiter Martin Lumetzberger als auch der Bürgermeister von Fusch bestätigten. Schernthaner bedankte sich daher auch persönlich bei Lumetzberger und dessen Team für die gute Zusammenarbeit und betonte auch den Vorteil für die Gemeinde, dass nun – nach Abbau der oberirdischen Druckrohr-

Foto: ABB

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Trafoseitige Generatorausleitung

leitung – wieder rund 8.000 m2 Naturraumund Weideflächen frei seien. Ein wichtiger Aspekt des Projektes betraf seine ökologische Ausrichtung. So entstanden Flachwasserzonen und ein großes Biotop neben der Fuscher Ache. Überdies wurde auch auf den ökologischen Fußabdruck des Projektes geachtet. So wurde das Ausbruchsmaterial aus dem Stollen in unmittelbarer Nähe zur Baustelle in einer Geländemodellierungsfläche eingebracht, nicht zuletzt um der Umwelt rund 11.000 Lkw-Fuhren mit dem Ausbruchsmaterial zu ersparen, wie Martin Lumetzberger betonte.


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Foto: Salzburg AG

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Der Umbau brachte auch ökologische Verbesserungen am Fassungsstandort mit sich.

BEKENNTNIS ZUR WASSERKRAFT Welche energiepolitische Wertigkeit ein Kraftwerk wie das neue Bärenwerk für Salzburg hat, unterstrich die Salzburger Landtags-Präsidentin Brigitta Pallauf, die ebenfalls anlässlich der Wiedereröffnung das Wort ergriff. „Wir stehen in Salzburg mit einem Erneuerbaren-Anteil von 45,2 Prozent im nationalen und internationalen Vergleich gut da! Aber selbst bei sehr ambitionierten

Der Speicher Ferleiten auf 1.130 Meter Seehöhe weist ein Fassungsvermögen von 19.000 m3 auf.

Einsparungs- und Effizienzzielen braucht es Ausbauprojekte im Land die uns langfristig unabhängig von fossiler Energie machen. Bereits im Jahr 2020 sollen 50 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aus heimischen erneuerbaren Quellen stammen. Dieses Projekt leistet dazu einen wichtigen Beitrag und ist ein Musterbeispiel dafür wie ökologischer, behutsamer und nachhaltigen Ausbau erneuerbarer Energiequellen gelingen kann.“ Die

Bedeutung der Wasserkraft für das Bundesland Salzburg betonte auch Salzburg AGVorstand Leonhard Schitter: „Das Kraftwerk deckt den Strombedarf von 19.000 Haushalten und spart jährlich mehr als 53.000 Tonnen CO2 ein. Versorgungssicherheit ist für uns das oberste Gebot, und dabei hat Strom aus Wasserkraft einen massiven Stellenwert, denn in Salzburg haben wir die Ressource dazu und wir nutzen sie“.

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Ein unvergesslicher Jubiläumsabend über der Firma Schubert Elektroanlagen in Ober-Grafendorf

50 JAHRE SCHUBERT ELEKTROANLAGEN – EIN INNOVATIONSFÜHRER FEIERT JUBILÄUM Mehr als 200 Besucher waren der Einladung der Firma Schubert Elektroanlagen gefolgt, die am 1. Oktober dieses Jahres ihren 50. Geburtstag feierte. In Anwesenheit von zahlreichen Ehrengästen bot das traditionsreiche Familienunternehmen aus dem niederösterreichischen Ober-Grafendorf ein spannendes Festprogramm, das den Bogen von hochkarätigen Fachvorträgen, über Betriebsbesichtigung bis hin zu einem bunten Festabend am Firmenareal spannte. Unter dem Motto „Erfolg hat bei Schubert Tradition“ warf man noch einmal einen Blick in die Vergangenheit, um sich mit der großen Erfahrung vertrauensvoll für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten.

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wie Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit. Hinzu kommen Innovationskraft und das Vertrauen auf die Kompetenz bestens ausgebildeter Mitarbeiter. Das war damals, in der Gründungszeit des Unternehmens, so – und das ist auch heute noch so. 50 Jahre Firmengeschichte sind 50 Gründe genug, innezuhalten, noch einmal zurückzuschauen und – natürlich – das Jubiläum zu feiern.

HOCHKARÄTIGE VORTRÄGE Bei Kaiserwetter trafen sich die ersten Gäste schon am Vormittag des 1. Oktober im Festspielhaus St. Pölten, in dem die Firma Schubert ein hochkarätiges Vortragsprogramm auf die Beine gestellt hat. Der Auftakt der Veranstaltung sollte zugleich einen ersten kleinen Höhepunkt bilden: DI Dr. Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkom-

Frau Luise van Staa gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Tiroler Landtagspräsidenten DDr. Herwig van Staa, flankiert von den beiden Festrednern, dem Präsidenten des Forum Alpbach Dr. Franz Fischler (li) und Prof. MMag. Dr. Thomas W. Thurner (re)

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enn sich ein Unternehmen über ein halbes Jahrhundert hinweg in derart dynamischen Märkten wie der Energietechnik, Umwelttechnik, Wasserverund -entsorgung sowie der Anlagentechnik behaupten kann, dann kommt das nicht von ungefähr. Hinter dem Erfolg von Schubert Elektroanlagen steht eine Philosophie, die getragen wird von wertkonservativen Begriffen

Ing. Lothar Wessely von Schubert führte eine Gruppe durch das Firmenareal


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FÜHRUNGEN DURCH DEN BETRIEB Im Anschluss an die Vorträge im Festspielhaus St. Pölten verlagerte sich das Geschehen zum Firmenareal von Schubert Elektroanlagen nach Ober-Grafendorf. Nach der persönlichen Begrüßung durch Geschäftsführer Mag. Claus Benedict und sein Team nutzten die Gäste das Angebot, sich im Rahmen geführter Betriebstouren das gesamte Leistungsportfolio des Traditionsunternehmens zeigen zu lassen. In kleinen

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Vollautomatische Kupfer-Stanzmaschine

Gruppen ging es durch das auf Hochglanz getrimmte Firmengebäude, wo im Rahmen kleiner Stationen Arbeitsschritte, Hintergründe und Automationstechniken erläutert wurden. Präsentiert wurden sowohl die extrem energiesparenden Beschneiungsanlagen von 2SNOW, als auch diverse Messtechniken und Prüfverfahren, die sowohl extern angeboten werden als auch der eigenen Qualitätssicherung dienen. Hinzu kommt die Software-Entwicklung für die Steuerung von Kleinwasserkraftanlagen, wobei hier von der 100-prozentigen Firmentochter ACC (Automation Competence Center) ein absolut neues Steuerungssystem für Kleinwasserkraftwerke exklusiv vorgestellt wurde, das schon 2016 den Kleinwasserkraft-Markt erobern will. Außerdem wurden die Mittelspannungsanlagen, die NiederspanFoto: zek

missar eröffnete das Vortragsprogramm. In seinem Eröffnungsreferat sprach er darüber, wie die Europäische Union „zukunftstauglich zu machen“ sei. Dabei zeigte der erfahrene Politiker und Vordenker einmal mehr auf, dass gewisse Reformen unerlässlich sein werden. Besonders hellhörig wurden im Zuge seiner Ausführungen die anwesenden Wasserkraftbetreiber, die den Standpunkt des ehemaligen EUKommissärs zum Thema „Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie“ interessiert zur Kenntnis nahmen. Sinngemäß bestätigte er, was von vielen Branchenkennern häufig hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde: dass man in Österreich mangels politischen Rückhalts die Rolle des Vorzugsschülers einnehmen wolle – und dies hauptsächlich auf dem Rücken der Betreiber. Nicht weniger spannend präsentierten sich die beiden folgenden Vorträge von DI (FH) Thomas Brandstätter, MBA, der über die Gefahren des Internets sprach, sowie von Univ.-Prof. MMag. Dr. Thomas W. Thurner, dessen Vortrag lautete „Innovation ist kein Zufall“ – und damit bestens zum Jubilar des Tages passte.

Auch mobile Mess- und Prüfsysteme waren zu sehen.

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Ausgestellt war auch die Kompakt-Trafostation der Firma Trepka.

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Die Steuerungstechnik für Kleinwasserkraftwerke zog viele Interessierte an.

Nach wie vor gehört der Schaltschrankbau zu den Kernkompetenzen des Unternehmens In der Tochterfirma ACC wurde als „jüngstes Baby“ eine neue, hochmoderne Software für die Steuerung von Kleinwasserkraftwerken entwickelt.

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Jedes noch so kleine Detail eines Schaltschrankes wird zuvor am PC erfasst und über eine eigene Software dargestellt.

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Für das außergewöhnliche musikalische ShowProgramm sorgte Blues-Legende Hans Theessink

nungs-Hauptverteilungen sowie die Öl- und Gießharz-Transformatoren vorgestellt – auch in diesem Bereich mit absoluten Marktneuheiten gespickt. Auf breites Interesse stieß auch die Präsentation der vielleicht traditionsreichsten Kernkompetenz von Schubert Elektroanlagen, der Bau von Schaltschränken. Welche Arbeitsschritte heute vollautomatisch übernommen werden können, welche Abläufe dahinter stecken, und wo noch immer das menschliche Know-how und die Erfahrung erforderlich sind, um die Schaltschränke weiterhin zum „Mercedes der Branche“ zu machen – wurde eingehend erklärt und demonstriert. Eine spannende Einstimmung auf einen Jubiläumsabend, der in der Folge noch sehr viel zu bieten hatte.

Menschen aus seiner privaten Umgebung und natürlich seine wichtigsten Mitstreiter in der Firmenführung gekommen waren. Namentlich begrüßte er den Abt von Stift Stams HR Dir Mag. German Erd, den Finanzminister Dr. Hans Jörg Schelling, den Tiroler Altlandeshauptmann und jetzigen Präsidenten des Tiroler Landtages Dr. Dr. Herwig van Staa, mit dem ihn auch private Bande verbinden, und weitere Prominenz aus Politik und Wirtschaft aus Niederösterreich und RestÖsterreich. Als weiteren kleinen Höhepunkt kündigte Benedict dann das Musikprogramm an, das sich durchaus ein wenig unkonventionell für eine Unternehmensfeier anhörte, zugleich aber von hoher Geschmackssicherheit zeugte: Schubert Elektroanlagen konnte die holländisch-österreichische BluesLegende Hans Theessink für den Abend gewinnen. Mit Background-Chor und PianoBegleitung zauberte der Vollblut-Musiker ein wenig Südstaaten-Blues-Atmosphäre in das gediegene Festzelt am Firmenareal.

PROMINENZ AM PODIUM Es wurde Zeit, dass Geschäftsführer Mag. Claus Benedict, das Wort ergriff. Dabei konnte er seiner ehrlichen Freude Ausdruck verleihen, dass so viele Ehrengäste, so viele

DER BLICK ZURÜCK Einen weiteren Höhepunkt, gesetzt zwischen gediegener niederösterreichischer Kulinarik – zwischen Hauptgang und Dessert -, stellte die filmische Rückschau auf 50 Jahre Firmenge-

Mag. Claus Benedict - einmal in der Funktion des Conferenciers

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AUF DER GANZEN WELT DAHEIM Beeindruckend auch der kurze filmische Abriss über erfolgreiche Referenzprojekte, die das Unternehmen bislang über die ganze Welt

Entspannte Atmosphäre im gediegenen Festzelt

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Dank an Mutter Maria-Luise Benedict

schichte dar. Von den Anfangsjahren über die wirtschaftlichen Turbulenzen zur Zeit der Ölkrise in den frühen 1970ern bis hin zum rasanten Aufstieg zu einem der bestetablierten und innovativsten Branchen-Unternehmen spannte sich der Bogen der dokumentarischen Aufarbeitung. Vom Gründertrio des Unternehmens, dem auch KR Ing. Helmut Benedict angehörte, bis zum alleinigen Geschäftsführer Mag. Claus Benedict, der offen einräumte, wie viel er von seinem Vater, aber auch von seiner Mutter gelernt hatte, um heute erfolgreich den Weg an der Firmenspitze bestreiten zu können. Der Geschäftsführer nutzte das Podium dann auch dazu, sich bei verdienten Mitarbeitern zu bedanken und diese einmal vor den Vorhang zu holen. Durchaus faszinierend, mit welchen Anekdoten die Ältestgedienten dabei aufwarten konnten – und welche Bilder sie noch von den Bedingungen in den Anfangsjahren zeichneten. Bilder, die zum Teil heute nicht mehr zur hochtechnisierten BetriebsInfrastruktur passen wollten.

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Eine freundliche Begrüßung: Dr. Hans Jörg Schelling (li) mit Gattin Ursula und DDr. Herwig van Staa

geführt haben: Wasserkraftwerke in Indien, Peru, Grönland in Tansania, oder zuletzt die 12 MW-Anlage im Tiroler Stanzertal. Schneeanlagen für so bekannte Wintersportorte wie Saalbach, Mayrhofen oder Wagrain. E-Technik-Anlagen für das TMobile Center Wien, die Wildparkanlage Parndorf, die Himmelstreppe Mariazeller Bahn, das Skilift-Zentrum Gerlos, die Photovoltaik-Anlage am Wildkogel, die FernkälteAnlage am Wiener Schottenring, diverse ÖBB-Zuganlagen oder die Forschungsanlagen für das Austrian Institute for Technology. Wasserversorgungsanlagen in ganz Österreich und Energieversorgungsanlagen für die ganze Welt, unter anderem auch am Fuße des Himalaya in Bhutan. Die Jahresproduktion der Schaltschränke ergibt aneinandergereiht eine Länge von zwei Kilometern.

Die Geburtstagstorte durfte nicht fehlen. LAbg. Bgm. von Yspertal Karl Moser, Ing. Franz Hochebner (Schubert), Dr. Hans Jörg Schelling, Mag. Claus Benedict, Bgm. von OberGrafendorf DI (FH) Rainer Handlfinger und Ing. Franz Sommerauer (Schubert) - von links

Eine Antwort auf diese Herausforderung sehen die Niederösterreicher in Begleitmaßnahmen wie Internationalisierung und der ständigen Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. Wenig überraschend kann man daher bei Schubert Elektroanlagen auf sehr qualifiziertes Personal bauen, das zudem eine ausgeprägte Bindung zum Unternehmen vorweisen kann. Das Team der so genannten „Schubertianer“ – wie sich die Mitarbeiter gerne nennen – zeichnet sich darüber hinaus durch gegenseitige Wertschätzung und hohe soziale Kompetenz aus. Hinzu kommt eine überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft. Alles Bausteine für den Erfolg des Unternehmens. Mittlerweile hat man am Standort über 300 Lehrlinge ausgebildet, aktuell erstmalig auch ein Mädchen. Dass Mitarbeiter über 40 Jahre dem Betrieb die Treue halten, spricht für sich.

GUTE WÜNSCHE FÜR DIE ZUKUNFT Im weiteren Verlauf des Abends ließen Finanzminister Dr. Hans Jörg Schelling und Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa ihre rhetorische Klasse aufblitzen und unterhielten mit ihren Reden in geistreicher und pointierter Manier prächtig. Für Geschäftsführer Mag. Claus Benedict galt es an diesem Abend, zahllose Hände zu schütteln und Glückwünsche entgegen zu nehmen. Erfreulich für ihn und sein Team, dass so viele geladene Gäste nach Ober-Grafendorf gekommen waren. Es zeugt auch von einem großen Netzwerk, schließlich baut ein Dienstleistungsunternehmen wie die Firma Schubert Elektroanlagen auch auf so manche strategische Partnerschaft. Und so klang der Abend mit viel positiver Resonanz und vielen guten Wünschen aus. Ein Abend, an dem so mancher Gast auch gerne zu einem „Schubertianer“ geworden ist. Foto: Schubert

DER „SCHUBERTIANER“ – EIN WERTVOLLER MITARBEITER Die rasenden Innovationen in der Informationstechnologie bedeuten für Schubert Elektroanlagen, dass man sich immer schneller an wechselnde Bedingungen anpassen muss.

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Erfahrung, Kompetenz und Teamgeist auf der Bühne vereint: Ing. Alexander Schneeweis, MA, Ing. Johann Buresch, Cornelia Stauffer, Veronika Tod, Reinhard Füllerer, MMag. Marianne van Staa, Mag. Claus Benedict, Franz Wieder (v.l.)

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Die Wasserfassung wurde mit einer Schlauchwehr ausgerüstet. Über einen Seiteneinzug werden bis zu max. 4 m3/s gefasst und über den Entsander geleitet.

GEWACHSENES KRAFTWERKSPROJEKT ERFREUT TIROLER ÖKOSTROMPRODUZENTEN Ende September fand die feierliche Eröffnung für das neue Kleinwasserkraftwerk Jerzens im Tiroler Pitztal statt. Für die Betreiber der lang ersehnte Abschluss eines Projektes, das bereits vor rund sieben Jahren seinen Ausgang genommen hatte. Ursprünglich von Gerd Wechselberger, einem lokalen Privatunternehmer, als sehr dezentes Kleinkraftwerk geplant, nahm das Bauvorhaben über die Jahre immer größere Ausmaße an. Am Ende sollte die Erzeugungskapazität gegenüber dem Ausgangsprojekt mehr als eine Verdoppelung erreichen. Mit den beiden modernen Maschinensätzen, bestehend aus zwei Francis-SpiralTurbinen aus dem Hause Geppert mit zwei direkt gekoppelten Synchrongeneratoren vom Fabrikat Hitzinger – ist es heute in der Lage, jährlich rund 17 GWh sauberen Strom zu erzeugen. Damit können sämtliche Haushalte im Pitztal versorgt werden.

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er Initialfunke für das Kraftwerk Jerzens nimmt sich erstaunlich bescheiden aus: Der Pitztaler Tüftler Gerd Wechselberger hatte sich mit der Idee beschäftigt, den Brunnen hinter seinem Haus zur Energiegewinnung zu nutzen. 40 Watt Leistung – mehr waren nicht geplant. Doch die Umsetzung stellte sich schnell als wenig effizient und unrentabel heraus. Das war 2007.

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Doch der Mann aus Jerzens ließ sich nicht entmutigen und suchte nach anderen Möglichkeiten. Nachdem er ergebnislos einige kleinere Bachläufe im Tal untersucht hatte, kam ihm die Pitze in den Sinn, die als namensgebendes Gewässer das Pitztal durchfließt. Allerdings schien zu Anfang auch dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Von einigen Seiten kam ihm zu Ohren, dass der Bach

nicht mehr hydroelektrisch nutzbar wäre. Der Grund: Seit 1964 wird die Pitze in ihrem Oberlauf gefasst und zum Gepatsch-Speichersee im Kaunertal geleitet. Das trifft auch auf das Wasser des Taschachbachs, dem größten Zubringer der Pitze, zu. Überdies wird die Pitze im Bereich von Wenns ein weiteres Mal gefasst, um von hier aus dem TIWAGKraftwerk Imst zugeführt zu werden. Mit dem


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GEFÄLLSTUFE VERDOPPELT Den neuen Plänen zufolge wurde das Krafthaus weiter talauswärts verlegt, während die Wasserfassung weiter nach oben „wanderte“. Die genutzte Gefällstufe wurde damit verdoppelt, die Ausbauwassermenge blieb gleich. „Technisch gesehen brachte die Erweiterung einige, wenige Änderungen mit sich. Zum Beispiel wurde nun anstelle des ursprünglich geplanten Tirolerwehrs eine SchlauchwehrDas imposante neue Krafthaus an der Pitze.

Foto: WKW Jerzens

EIN PROJEKT DAS WÄCHST Gerd Wechselberger war noch nicht bereit aufzugeben. Und nachdem von Behördenseite keine grundsätzlich ablehnenden Botschaften zu vernehmen waren, beschloss er gemeinsam mit einem Partner, dem Unternehmer Ing. Horst Androschin, ein Kleinwasserkraftprojekt an der Pitze auf Schiene zu bringen. Zu diesem Zweck beauftragten die beiden das Planungsbüro alpECON OEG aus Imst, das in der Folge bereits im Jänner 2011 ein naturschutz- und wasserrechtlich bewilligtes Projekt erwirkt hatte. „Als das Projekt fertig war, hat man noch einmal innegehalten. Mit weiterführenden Überlegungen kamen Erweiterungspläne hinzu – und das Projekt wuchs“, erinnert sich alpECON Geschäftsführer Ing. Werner Klinger, der das Einreichprojekt mit seinem Büro von Anfang bis Ende federführend begleitet hat. Mit der Weiterentwicklung des Kraftwerksprojektes wurden auch die Projektpartner mehr. Den beiden Privatunternehmern schlossen sich die Gemeinde Jerzens und die Stadtwerke Imst an. Letztere halten heute je 24 Prozent, während die restlichen 52 Prozent der Betreibergesellschaft auf die beiden Initiatoren aufgeteilt sind.

Die beiden Francis-Spiralturbinen aus dem Hause Geppert sind in einem Größenverhältnis von 1/3 zu 2/3 konzipiert. Sie treiben jeweils einen wassergekühlten Synchrongenerator von Hitzinger an. Ein hochwertiges Maschinengespann.

Anlage mit Seiteneinzug vorgesehen und wurde hier auf den Spezialisten für Schlauchwehranlagen, das Büro ZT Fritsch GmbH, zurückgegriffen. Von der ökologischen Seite gesehen zog das Änderungsprojekt keine großen Anpassungen nach sich“, erklärt Klinger. Das Neuprojekt wurde schließlich offiziell als Änderungsprojekt bei den Behörden eingereicht, verhandelt und genehmigt. ZWEI PLANER – EIN ZIEL In Anbetracht der Größe und Komplexität des Projektes holte sich alpECON einen Partner für die Einreichplanung an Bord, der viel Know-how und Erfahrung im Wasserkraftsektor einbrachte: die ZT-Fritsch GmbH aus Steyr. Werner Klinger beschreibt die Arbeitsteilung der beiden Planungspartner: „Das Büro Fritsch hat in der Einreichung die Wasserfassung geplant und trat dann, als es natürlich auch um die Frage der Mannstärke Foto: zek

verbleibenden Wasser in der Pitze – so das gängige Vorurteil – wäre kein Kraftwerk mehr möglich. Oder vielleicht doch?

ging, in der Ausführungsphase federführend als Generalplaner auf. Zudem verfügt das Büro Fritsch über eine Statik-Abteilung und konnte auch die gesamte Bauaufsicht abwickeln. Unser Büro hat dem Büro Fritsch dann als Subunternehmer zugearbeitet.“ Als hervorragende Ergänzung konnte die alpECON dabei eine ihrer größten Stärken ausspielen – die Behördenverfahren, in denen man auf eine große Erfahrung verweisen kann. Die Zusammenarbeit trug Früchte. Die ZT-Fritsch GmbH gilt zurzeit nicht umsonst als eines der innovativsten Wasserbau-Ingenieurbüros im Lande. Mit einem sehr guten Gespür für hydraulische Konturen und Funktionalität hat die ZTFritsch GmbH die topografischen Gegebenheiten in der Gestaltung der Fassung und des Krafthauses optimal genutzt und eine hocheffiziente Anlage geschaffen, die sich zudem harmonisch ins Landschaftsbild einfügt. HOCHWÄSSER ÄNDERN PLÄNE Im Frühling letzten Jahres wurde es ernst. Die ersten Baumaschinen rückten an, die Umsetzungsphase begann. Die Bauarbeiten wurden dabei auf zwei Lose aufgeteilt. Während AT Thurner Bau für Wasserfassung und Krafthaus verantwortlich zeichnete, war die Baufirma Fiegl mit der Verlegung der Rohrleitung betraut. Beide Baulose sollten im weiteren Bauverlauf mit Tücken und so manchem Stolperstein aufwarten. „Ursprünglich war die Errichtung des Entsanderbauwerkes orographisch rechts, im Schutze des Fangedammes, geplant. Die Pitze sollte möglichst lange in ihrem angestammten Bachbett verlaufen. In der Niederwasserzeit sollten dann Schlauchwehr und die Organismenaufstiegshilfe (FAH) unter Ableitung der Pitze Oktober 2015

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Heikle Rohrkrümmung um ein denkmalgeschütztes Objekt.

Das erste von insgesamt 426 Gussrohren

Foto: alpECON

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Verlegung der SaintGobain Gussrohre DN1400

durch den Entsander errichtet werden“, erklärt DI Thomas Huber, Direktor der Stadtwerke Imst. Aber es sollte anders kommen. „Wir hatten an der rechten Seite einen Fangedamm errichtet und die Aushubswände bereits mit Spritzbeton gesichert. Leider hatten wir dann am 31. Juli ein kleineres und am 13. August ein größeres Hochwasser zu bewältigen. Ist beim ersten Mal nur die Baugrube geflutet und verlandet worden, was recht rasch behoben werden konnte, so war es beim 2. Ereignis umso schlimmer. Der Fangedamm war so massiv beschädigt, dass er nicht wiederherstellbar war. Das Vertauschen der Bauphasen, Beginnen mit der Errichtung der FAH, zeigte sich als einzig sinnvoller Ausweg. Aber auch das war mit Schwierigkeiten verbunden, da wir hier an die Landestraße angrenzten. Um diese vor Setzungen zu schützen, mussten massive Sicherungs- und Unterfangungsarbeiten durchgeführt werden. Mit Fertigstellung der FAH und Wehranlage konnte die Ableitung der Pitze über diese Bauwerksteile erfolgen und das Entsandungsbauwerk umgesetzt werden.“ Die Hochwässer hatten nicht nur die Bauplanung auf den Kopf gestellt. Darüber hinaus war auch eine Bauzeitverzögerung von rund einem Monat die Folge. Schließlich waren Umplanungen erforderlich, für einen kurzen Zeitraum stand die Baustelle an der Wasserfassung still. „Die entstandenen Schäden konnten wir zum allergrößten Teil über unsere Versicherung geltend machen. Dass die so schnell geholfen hat, muss man positiv vermerken. Generell glaube ich, dass es für jeden angehenden Bauherrn wichtig ist, sich eingehend über mögliche Risiken bereits im Vorfeld Gedanken zu machen. Dann erlebt man im Ernstfall keine böse Überraschung“, gibt Thomas Huber zu denken.

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Das Sommer-Hochwasser bedeutete einen Zeitverlust von einem Monat im Bauplan.

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TRIEBWASSER FLIESST AUCH AUFWÄRTS Generell entpuppte sich die Verlegung der Druckrohrleitung als echte Herausforderung. Zum einen verläuft die rund 3.400 m lange Druckrohrleitung durch teils schwieriges Gelände. Zum anderen ließ es sich nicht vermeiden, sie über einen Tiefpunkt zu einem Hochpunkt zu führen. Dies bedeutet, dass eine maximale Triebwassermenge von 4 m3/s auf ihrem Weg zum Maschinenhaus eine Steigung hin zum Hochpunkt überwinden muss, der 12 m tiefer als das Fassungsbauwerk liegt. In Hinblick auf die damit verbundene Gefahr des Lufteinschlusses bzw. Lufteinzugs bei Druckschwankungen waren spezielle Maßnahmen erforderlich. „Wir haben den Druckstoß an der Universität Graz noch einmal berechnen lassen. Nach diesen Ergebnissen wurden schließlich die beiden Lüftungsventile am Hochpunkt und am Beginn des eigentlichen Kraftabstieges gesetzt, die ein hohes Maß an Sicherheit aufweisen. Auch die Firma PAM, die für die Lieferung der Gussrohre verantwortlich war, Foto: WKW Jerzens

DAS KONZEPT EINER „WINTERBAUSTELLE“ Gerade was die Verlegung der Druckrohrleitung sowie den Bau des Krafthauses anbelangte, wollte man kritische Bauabschnitte in die Wintermonate verlegen. Projektinitiator Gerd Wechselberger erklärt, dass

dahinter gleich mehrere Gründe steckten: „Zum einen ist im Winter Niederwasserzeit, zum anderen ist zumeist auch die Standfestigkeit in der kalten Jahreszeit besser, was sich gerade bei Böschungssicherungen bemerkbar gemacht hat. Der wohl wesentlichste Punkt war aber, dass die Bauwirtschaft in alpinen Tourismusregionen wie dem Pitztal auch daran interessiert ist, im Winter Arbeit zu haben. Und gerade im Bereich des Krafthauses störten die Bauaktivitäten den Tourismus ja in keiner Weise.“ Zudem hatten sich die Verantwortlichen viele Gedanken darüber gemacht, wie man das Projekt am ökologisch verträglichsten realisiert. „Wir haben aus diesem Grund auch beim Bau der Druckrohrleitungen darauf geachtet, dass wir mehr als zwei Drittel der Trassenlänge im bestehenden Wegenetz verlegen. Dabei haben wir durchaus auch Umwege in Kauf genommen, um die Naturlandschaft nicht mehr als nötig zu belasten“, sagt Gerd Wechselberger.

Das Hochwasser im August 2014 beschädigte den bereits errichteten Fangedamm an der Wasserfassung.


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Fotos: WKW Jerzens

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Das Hosenrohr wird behutsam verhoben und montiert.

Winterbaustelle Wasserfassung

Hanganschnitt mit massiver Sicherung unmittelbar vor dem Krafthaus.

hat einen Spezialisten beigezogen, der sich ebenfalls des Themas angenommen hat. Eine weitere wichtige Maßnahme war natürlich, dass der beauftragte Turbinenlieferant, die Fa. Geppert, auf Basis dieser Berechnungen die entsprechenden Schwungmassen an den beiden Turbinen ausgelegt hat“, so Werner Klinger vom Büro alpECON. MINUTIÖSE LOGISTIK DER ROHRLIEFERUNG In der Frage des Druckstoßes kommt natürlich auch dem eingesetzten Rohrmaterial eine gewisse Rolle zu. Für die Verantwortlichen kam daher nichts anderes als duktiler Guss in Frage. Die Wahl fiel auf SaintGobain-Rohre von PAM Österreich, die ihren Sitz in Innsbruck hat. Die Hochdruckrohre von Saint-Gobain PAM sind optimal angepasst an die extrem schwierigen Installations- und Nutzungsbedingungen in Gebirgsregionen. Sie sind außen mit einer Zinkisolierung versehen und innen mit einer Zementmörtelschicht ausgeführt. Dank ihrer Materialeigenschaften können sie zuverlässig in felsigen Gebieten und stark abschüssigem Gelände installiert werden. Die hohe Zuverlässigkeit ihrer Dichtungen und Befestigungen sorgt für entsprechende Langlebigkeit bei sehr hohem Druck. „Wir haben eine minutiös gestaffelte Logistik eingeführt, die sowohl die Geländevorgaben - wenig Platz, hohe Abschüssigkeit - als auch zeitliche Vorgaben berücksichtigten. So konnten wir die Aufnahme der Lieferung der 3.400 Linearmeter DN1400 Rohre ab Anfang Juli 2014 zusichern“, so Albert Möltner, Generaldirektor von Saint-Gobain Gussrohrvertrieb, Österreich. „Mit Guss haben wir sicher die richtige Materialwahl getroffen“, sagt Gerd Wechselberger und ergänzt: „Auch wenn das Handling nicht ganz einfach war. Wir hatten Stücklängen von 8 m mit einem Gewicht von 5,5 Tonnen, was bei cm-genauer Verlegung einiges an Kraftaufwand und enormes Fingerspitzengefühl erforderte. “

RÜCKANKERUNG FÜR ROHRLEITUNG VONNÖTEN Eine saubere Verlegung ist die Voraussetzung dafür, dass man die Rohre in der Muffenverbindung bis zu 3 Grad abwinkeln kann. Das bedeutet, dass man damit Richtungsänderungen ohne Formstücke vornehmen kann. Kein unwesentlicher Faktor bei einer Rohrleitung von 3,4 km Länge. Schließlich stellen Sonderformstücke immer einen erhöhten Kostenaufwand dar. Als Herausforderung entpuppte sich der letzte Trassenabschnitt, der steile Einmündungsbereich hin zum Krafthaus. Klinger: „In diesem Bereich war ein massiver Geländeeinschnitt vonnöten. Die Verhältnisse waren heikel, sodass in den kritischen Phasen ein Geologe beigezogen wurde. Die Rückwand wurde im oberen Abschnitt mit bis zu 7 m tiefen Ankern und Spritzbeton gesichert. Unterhalb war massiver Fels anstehend, welcher zwar aufwändigst zu entfernen, aber hinsichtlich Standfestigkeit und Einleitung von Kräften wiederum von Vorteil ist.“ „Am Übergang von der flachen Böschung zur Steilböschung beim Krafthaus ergibt sich ein nach außen gerichteter Bogen in der Druckrohrleitung. Bei der Durchströmung mit 4 m3/s - das bedeutet, dass rund 5.200m3 Wasser mit bis zu 2,6 Meter pro Sekunde in der Rohrleitung in Bewegung sind - ergeben sich in diesem Punkt massive Schubkräfte, welche durch verankerte Schwerlastfundamente abgearbeitet werden müssen. Man muss sich die Belastung auf Rohrleitung und Rohrbögen vorstellen, wenn 5200 Tonnen Wasser bei einer Abschaltung der Turbinen von den Absperrklappen auf null gebremst werden“, ergänzt Thomas Huber. Zu sehen ist von den umfangreichen Arbeiten am Krafthaushang allerdings nicht mehr viel, die Rekultivierungen und Begrünungen haben die Spuren dieses Geländeeingriffs bereits fast zur Gänze getilgt.

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Foto: WKW Jerzens

Ein Blick auf den unteren Teil der Rohrtrasse aus der Vogelperspektive

Foto: WKW Jerzens

Foto: Stadtwerke Feldkirch

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Die Wasserfassung im Weiler Ritzenried in der Gemeinde Jerzens mit der Fischtreppe.

HEIKLE DRUCKPRÜFUNG Im April dieses Jahres konnte Fiegl Bau den Abschluss der Rohrverlegung vermelden. Wenig später folgte die Druckprüfung. Diese hatte bei den verantwortlichen Planern im Vorfeld für etwas Nervosität gesorgt, da die Prüfung umfangreiche sicherheitstechnische Überlegungen voraussetzte. „Bedingt durch die Dimension der Leitung, den Druck und vor allem den Verlauf, der zum Teil oberhalb einer Straße und einmal auch oberhalb einer Siedlung führt, war bei einem Bruch ein Gefährdungspotenzial gegeben. Zum Glück und natürlich dank der guten Arbeit der Verlegemannschaft hat alles perfekt geklappt“, erzählt Werner Klinger. Mitte Mai dieses Jahres war mit dem Abschluss der Druckprüfung der Kraftabstieg fertiggestellt. SCHLAUCHWEHR BEHAUPTET SICH Die zweite große bauliche Herausforderung betraf die Wasserfassung. Diese wurde vom Büro ZT-Fritsch GmbH geplant, das seine große Erfahrung bei der Errichtung einer Schlauchwehr-Anlage im alpinen Raum einbringen konnte. Konkret wurde ein Schlauchwehr mit einer Länge von 12,00 m installiert, die im gefüllten Zustand eine Höhe von 1,70 m erreicht. Vor allem in Hinblick auf das Geschiebemanagement an der Pitze stellt die Hydroconstruct-Schlauchwehr eine nahezu ideale Lösung dar. Hinzu kommt, dass die einfache Regulierbarkeit den Gegebenheiten im Pitztal entgegenkommt. Gerd Wechselberger: „Im Pitztal ist praktisch noch keine Ringleitung vorhanden. Fällt der Strom im vorderen Pitztal

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aus, dann muss gewährleistet sein, dass das Schlauchwehr auch ohne Strom funktioniert. Das ist eben ein großer Vorteil dieses Systems.“ Der Oberwasserspiegel wird über ein Wechselspiel von Füllpumpe und Entleerpumpe automatisch geregelt. Als Sicherheit verfügt das Schlauchwehr über eine mechanische Einrichtung: Im Entleerungsschacht befindet sich ein leeres Gefäß, das sich ab einem gewissen Überstau im Pumpenschacht zu füllen beginnt. Allein durch die Schwerkraft öffnet das schwerer werdende Gefäß die Entleerungsklappe. Die klassische Wasserfassung mit Seiteneinlauf hat sich durch die Schlauchwehrtechnik auch in hochalpinen, stark geschiebeführenden Flussläufen durchgesetzt, wobei hier die Hydroconstruct GesmbH aus Steyr in Oberösterreich, mit der Technologie des wassergefüllten Wehres und nunmehr bereits 8 in Betrieb befindlichen Anlagen in Tirol eine Vorreiterrolle übernommen hat. STAHLWASSERBAU – SOLIDE REALISIERT Großer Wert wurde von den Bauherrn auch auf die stahlwasserbauliche Ausrüstung gelegt. Im Bewusstsein, dass es sich um ein Langzeitprojekt handelt, haben sich die Verantwortlichen für robuste langlebige und zugleich innovative Lösungen entschieden. Der Auftrag ging an den Salzburger Stahlbau- und Stahlwasserbau-Spezialisten GMT mit Sitz in Kuchl. GMT steuerte diverse Schützen mit zugehörigen Antrieben, den Grob- sowie den Feinrechen und die Teleskop-Rechenreinigungsmaschine bei. Letztere zeichnen sich durch eine geräuscharme und


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Mit seinen beiden ungleich dimensionierten Maschinensätzen bringt es das neue Kraftwerk Jerzens auf eine Engpassleistung von 4,14 MW.

Foto: WKW Jerzens

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Inbetriebsetzung von Generator 1

umweltfreundliche Arbeitsweise aus. Die Stahlwasserbau-Konstruktionen von GMT haben sich den Ruf erworben, Vorteile durch kostengünstige Wartung und geringen Verschleiß zu bieten. „Auch die Termintreue der Firma GMT hat uns überzeugt. So konnte jedes Rädchen optimal ineinander greifen“, meint Werner Klinger. Wesentlicher Bestandteil der Wasserfassung ist der großzügig ausgeführte DoppelkammerEntsander mit einer Gesamtlänge von 25 m und einer Breite von 8,2 m. Er wurde so ausgeführt, dass eine Kammer die komplette Triebwassermenge aufnehmen – und somit auch während eines Spülvorgangs der Kraftwerksbetrieb aufrecht bleiben kann.

GENERATOR 1 Typ: Drehstrom-Synchrongenerator Fabrikat: Hitzinger Nenndrehzahl: 1.000 Upm Nennscheinleistung: 2.000 kVA Nennspannung: 6300 V Nennstrom: 183 A cos phi: 0,85 Lager: Gleitlager Kühlung: wassergekühlt Gewicht: 11,425 to

TURBINEN IN 2/3 ZU 1/3 ANORDNUNG Was die elektromaschinelle Ausrüstung des Kraftwerks anbelangt, so gingen die Überlegungen zu Beginn noch auseinander. Hatte man ursprünglich die Kombination von einer größeren Francis- mit einer kleineren PeltonTurbine im Sinn, so fiel letztlich die Wahl auf zwei Francis-Turbinen. Aufgrund des jahreszeitlich bedingten stark schwankenden Wasserdargebots in der Pitze bot sich die klassische „Ein-Drittel-zu-zwei-Drittel-Aufteilung“ an – dementsprechend die Auslegung der beiden Maschinen. „Im Sommer schwillt die Pitze durch die Schnee- Gletscherschmelze zu einem tosenden Gebirgsbach an. Daher ist die Wasser-

GENERATOR 2 Typ: Drehstrom-Synchrongenerator Fabrikat: Hitzinger Nenndrehzahl: 750 Upm Nennscheinleistung: 3.800 kVA Nennspannung: 6300 V Nennstrom: 348 A cos phi: 0,85 Lager: Gleitlager Kühlung: wassergekühlt Gewicht: 18,2 to

führung selbst in niederschlagsarmen Jahren in den Sommermonaten am höchsten. Bereits im Spätherbst kann es zu einer Vereisung der Wasserläufe bis hin zur Grundeisbildung kommen. Das Minimum der Wasserführung ist üblicher Weise in den Monaten Februar oder März gegeben. Wir rechnen damit, dass es manchmal auch zu Stillstandstagen in den Niederwasserphasen kommen kann“, so der Imster Planer. SCHUTZ GEGEN GLETSCHERSCHLIFF Im Zuge der Ausschreibungen der elektromaschinellen Einrichtung konnte sich die Firma Geppert, das Traditionsunternehmen aus Hall i. Tirol, durchsetzen. Geliefert und montiert

Ing. Werner Klinger von alpECON und Bauleiter der ZT Fritsch GmbH, Ing. Hubert Feuerhuber an der Fassung

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Die gesamte Steuerung und Automation wurde von den Spezialisten von Schubert Elektronanlagen realisiert.

Jerzens Bgm. Karl Raich, Ing. Horst Androschin, DI Thomas Huber (Direktor Stadtwerke Imst), Projektinitiator Gerd Wechselberger und der Imster Vize-Bgm. Stefan Krismer (v.l.) bei der Erstinbetriebsetzung der Maschinen.

Ein Blick ins neue Maschinenhaus mit den beiden ungleich großen Maschinensätzen.

ausgelegt ist, beträgt die Ausbauleistung der größeren Turbine 2 immerhin 3.357 kW. Die Engpasseistung wird mit 4,14 MW angegeben. HOHE VERFÜGBARKEIT DURCH HOHE GENERATOREN-QUALITÄT Höchste Verfügbarkeit garantieren auch die gewählten Generatoren. Die Verantwortlichen setzten dabei auf die Qualität der Firma Hitzinger, dem bekannten Traditionshersteller aus Linz. Während Maschine 1 auf eine Nennscheinleistung von 2.000 kVA ausgelegt ist, beträgt jene des größeren Generators immerhin 3.800 kVA. Damit stammt er aus der Baureihe der „großen Generatoren“, die Hitzinger seit einigen Jahren für die Wasserkraft entwickelt. Der Sprung von den kleineren Maschinen hin zu jenen zwischen 2 MVA und 4 MVA stellte dabei durchaus eine Herausforderung für die Ingenieure des Branchenspezialisten dar. Schließlich steigen die Anforderungen und Belastungen in diesen Größenordnungen mit dem Gewicht nur in den seltensten Fällen linear an. Parameter wie Schwingungen, Drehzahlfestigkeit mussten Foto: WKW Jerzens

wurden zwei horizontale Francis-Turbinen in nahezu identischer Bauweise, die auf 1.400 l/s bzw. auf 2.600 l/s ausgelegt sind. Was die Turbinen dabei besonders auszeichnet, dass sie in einer 2-Lageranordnung konzipiert wurden. Das bedeutet, dass das Francis-Laufrad fliegend auf der Generatorwelle mittels Ölpressverband montiert ist. Vorteile dieser Verbindung sind die erhöhte Rundlaufgenauigkeit und die hervorragenden Montagefreundlichkeit. Die Abdichtung zwischen Welle und Gehäuse erfolgt mittels berührungsloser Labyrinthdichtung. Bei der Ausführung der Turbinen wurde zudem dem hohen Feinstoffanteil in der Pitze, die schließlich Gletscherschliff führt, Rechnung getragen. Um die Standzeit zu erhöhen, wurden die hydraulischen Flächen von Laufrad, aber auch der Leitschaufeln mit Wolframcarbid beschichtet. Auch die Deckel und Spaltflächen wurden mit dieser Schutzschicht überzogen. Die beiden Francis-Turbinen bestechen durch hohe Wirkungsgrade. Dank eines hochmodernen Designs, das erst in den letzten Jahren verfeinert und weiterentwickelt wurde, erreichen die Francis-Turbinen aus dem Hause Geppert höchste Effizienz. Während die kleinere Turbine auf eine Leistung von 1.673 kW

modifiziert und diverse Lagerberechnungen angestellt werden. Dabei bringen die Generatoren der großen Baureihe heute die selben Qualitätsmerkmale mit, welche die kleineren Wasserkraftgeneratoren bereits seit Generationen auszeichnen: Hohe Lebensdauer, Robustheit, Laufruhe und höchste Effizienz. Die beiden Wellen im Kraftwerk Jerzens laufen auf Gleitlagern. Diese sind wassergekühlt und über externe Ölkreisläufe geschmiert. Das garantiert hohe Reserven im Hinblick auf die Temperaturentwicklung unter Volllast. GEMEINSAM MIT ANRAINERN Ein wesentliches Anliegen für Gerd Wechselberger und seine Partner war es, die betroffene Bevölkerung, respektive die Anrainer möglichst eng in das Projekt einzubeziehen. „Bei den Grundstückskäufen und den Dienstbarkeitsrechten ist man uns sehr entgegengekommen. Für uns war es daher auch Ehrensache, die Anrainer bestmöglich zu informieren und am Entstehungsprozess teilhaben zu lassen“, so der Projektinitiator. „Für die Anrainer war es alles andere als einfach, für ein Jahr diese Baustelle vor der Haustüre zu haben. Daher haben wir sie regelmäßig informiert, sie zu exklusiven Baustellenführungen eingeladen. Sie sollten einfach wissen, was hier gebaut wird und welche weiteren Schritte folgen.“ Das erklärte Ziel lautete, dass sich auch die heimische Bevölkerung mit dem Kraftwerksprojekt identifizieren sollte. Für die Projektverantwortlichen war dies letztlich ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. ÖKOLOGISCHES MUSTER-PROJEKT Ein anderer lag in der möglichst hohen ökologischen Verträglichkeit der Projektumsetzung. Als markantes Beispiel steht dafür ein „Findling“ in der Größe eines Kleinwagens, der im Bereich der Wasserfassung in fast allen Bauphasen im Weg war. Trotzdem wurde er

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nicht angerührt, nicht von seinem Platz verhoben. Er ist heute in das Gesamtensemble Wasserfassung integriert - mit seiner ursprünglichen, standortspezifischen Vegetation. Der äußerst schonende Umgang mit der Ressource Natur konnte in produktiven Gesprächen mit den Sachverständigen schon im Vorfeld verdeutlicht werden. Auch im Betrieb wird die Umweltverträglichkeit groß geschrieben. Das Kraftwerk ist den jüngsten Vorgaben der WRRL angepasst. „Für jeden Monat gibt es einen unterschiedlichen Mindestrestwassersockel, wodurch das natürliche Abflußverhalten nachgebildet wird. Zudem dürfen maximal 50 % des ankommenden Wasser für die Energieerzeugung genutzt werden. Oberste Priorität beim Abfluss des Restwassers hat die FAH welche konstant mit 250 l/s beschickt werden muss. Um das Ganze steuerungstechnisch richtig abbilden zu können wurde bachaufwärts eine Radarpegelmesstelle installiert. Das Funktionieren dieser Messung ist entscheidend für das Funktionieren des Restwassermanagements“, so Thomas Huber. PARTNER ZIEHEN AN EINEM STRANG Gerade im Hinblick auf die wichtige Erfahrung in Bau und Betrieb von Kraftwerken war die Einbeziehung der Stadtwerke Imst ein besonders wichtiger Schachzug der Projektinitiatoren. „Die Stadtwerke Imst haben uns zudem mit ihrem Know-how in verwaltungstechnischen und gesellschaftsrechtlichen Fragen überzeugt“, sagt Gerd Wechselberger. Den Beweis seiner Kompetenz lieferte das Team von DI Thomas Huber nicht zuletzt im Zuge der erbrachten Eigenleistungen. So wurde et-

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Jerzens Bgm. Karl Raich, LA Jakob Wolf, der Imster Vize-Bgm. Stefan Krismer, Ing. Horst Androschin und Gerd Wechselberger (v. l.) drückten den Startknopf.

wa die Verlegung des 25 kV-Kabels über 4 km bis nach Jerzens von den Stadtwerken Imst übernommen, ebenso wie die Installation und IBS der Mittelspannungsanlage. Auch die Einbindung in die übergordnete Leittechnik der Stadtwerke Imst wurde von den Imstern selbst realisiert. Für die Betreuung des Kraftwerks im Betrieb ist Gerd Wechselberger verantwortlich, der in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk zuhause ist, in zweiter Instanz dann die Stadtwerke Imst. STROM FÜR DAS PITZTAL Einen Meilenstein erreichte das Projekt am 9. Juni dieses Jahres, als die Maschinen erstmalig Strom aus der Kraft der Pitze erzeugten. An den ersten drei Tagen lieferte die Anlage gleich 300.000 kWh. Mittlerweile ist der

Probebetrieb abgeschlossen und das Kraftwerk in den Regelbetrieb überführt. Grund genug, dass die Betreiber die Eröffnung der Anlage am 27. September gebührlich feierten. Für Stromversorger wie die Stadtwerke Imst kommt einer Anlage wie dem KW Jerzens ganz besondere Bedeutung zu. Schließlich steigen in diesem Kraftwerk die Produktionszahlen in den Sommermonaten an, während in den meisten Anlagen des EVU in dieser Zeit die Stromerträge bereits zurückgehen – dem Gletscherwasser sei Dank. Insgesamt wird das neue Kraftwerk im Regeljahr rund 17 GWh sauberen Strom ans Netz liefern. Dieser Wert entspricht in etwa dem Verbrauch aller Haushalte im Pitztal. Allein daran lässt sich ermessen, wie hoch die Hartnäckigkeit des Projektinitiators einzuschätzen ist.

Technische Daten Ausbauwassermenge: 4,0 m3/s Bruttofallhöhe: 134,0 m Engpassleistung: 4,14 MW Turbinen: 2 x Francis-Spiralturbine Fabrikat: Geppert Turbine 1: 1.673 kW

Nennwassermenge: 1,6 m3/s

Turbine 2: 3.357 kW

Nennwassermenge: 2,4 m3/s

Drehzahl: M1: 1.000 Upm

M2: 750 Upm

Generatoren: 2 x Synchrongeneratoren (Hitzinger) DRL Rohre: Material: duktiler Guss (GGG) Lieferant: PAM

Fabrikat: Saint-Gobain

DRL: Länge: 3406,5 m

Rohrgröße Ø: DN1400 mm

Fassung: Schlauchwehr Fabrikat: Hydroconstruct Breite: 12,00 m

Stauziel: 1.104 müA

Entsander: 2-Kammer

Größe: 25 m x 8,2 m

Stahlwasserbau: GMT

RRM: GMT

Steuerung & Automation: Schubert Elektroanlagen Planung: ZT Fritsch GmbH & alpECON Imst Bauaufsicht: ZT Fritsch GmbH Jahresarbeit im Regeljahr: 17 GWh

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Das Speicherkraftwerk Samina in Vaduz (LI) wurde saniert und in ein Pumpspeicherkraftwerk umgebaut. Zwei identische Turbinen aus dem Hause ANDRITZ Hydro sorgen seit Frühjahr 2015 nun für die Stromproduktion in Liechtensteins größtem Kraftwerk. Das Wasser wird in einem eigenen Pumpkreis bei Bedarf wieder in den Wochenspeicher hochgepumpt.

SPEICHERKRAFTWERK SAMINA SANIERT UND IN PUMPSPEICHERKRAFTWERK UMGEBAUT Das Vaduzer Speicherkraftwerk Samina ist das größte und wichtigste Kraftwerk des Fürstentums. Die Ende der 40er Jahre gebaute Anlage machte Liechtenstein damals energieunabhängig. Bis in die 1960er Jahre konnte mit ihr sogar noch Strom exportiert werden. Zuletzt vermochte das Kraftwerk zwar nur mehr rund 12 % des heimischen Energiebedarfs zu decken, aber für die Basisversorgung spielte das Kraftwerk dennoch eine wichtige Rolle. Doch die Zeit nagte am Saminawerk, und im Zuge einer routinemäßigen Kontrolle im Jahr 2004 offenbarten sich diverse Mängel. Es bestand mittelbarer Handlungsbedarf, und so überlegten sich die „Liechtensteinischen Kraftwerke“, die Betreiber des Saminawerks, wie die Zukunft der Anlage aussehen sollte. Nach intensiven Überlegungen hatte man sich entschlossen, das Kraftwerk Samina zu sanieren und es in ein modernes Pumpspeicherkraftwerk umzubauen. Damit sollte man, schon wie anno dazumal, Weitblick beweisen und sich für die Zukunft wappnen. War damals noch das Ziel die Energieunabhängigkeit zu erreichen, ist es nun das europäisches „Smart Grid“, für das sich die Projektverantwortlichen rüsten wollen.

D

as Wasserkraftwerk Samina im Liechtensteinischen Vaduz wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs gebaut. Das Projekt galt damals als wirtschaftlicher Kraftakt, denn zur Deckung der Baukosten musste das Land einen Kredit von 7,5 Mio. CHF aufnehmen. Ein derartig großes Projekt wollte man damals nicht ohne Zustimmung der Bevölkerung durchsetzen, und so fand am 15. Juni 1947 eine Volksabstimmung zum Bau des Kraftwerks statt. Mit überwältigender Mehrheit sprach sich das Liechtensteiner Volk für das Kraftwerk aus. Die damalige

Entscheidung für das Mammutprojekt versprach nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze, sondern wurde mit viel Weitblick für die kommenden Generationen gefällt. Das Speicherkraftwerk stellte Liechtenstein nämlich zum damaligen Zeitpunkt völlige Energieunabhängigkeit vom österreichischen Feldkirch in Aussicht. Wie sich später noch herausstellen sollte, konnte man sogar bis in die 1960er Jahre hinein Strom exportieren. Noch im Jahr 1947, kurz nach der erfolgreichen Volksabstimmung, wurde bereits mit dem Bau des Kraftwerks begonnen.

Foto: Roland Korner

Rohrverlegung im schwierigen Gelände

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VOM SAMINA- INS RHEINTAL Das Fürstentum verfügt nicht über viele Möglichkeiten zur Stromproduktion - zu diesem Schluss kam die Vorstudie aus dem Jahr 1946 von Dipl.-Ing. ETH Hans Eichenberger. Demzufolge stünde dem Land lediglich der Saminabach mit seinen Zuflüssen als einzig verwertbare Wasserkraftressource zur Verfügung, da sich das gesamte Einzugsgebiet vollständig im Fürstentum Liechtenstein befinde. Im Fokus der Idee, was später auch so in das Kraftwerkskonzept übernommen wurde, standen dabei das Samina- und das Rheintal. Ersteres verläuft östlich der „Drei Schwestern“, drei Gipfel einer Bergkette im Rätikon, parallel zum Rheintal. Die Sohle des oberen Saminatals liegt dabei rund 850 m höher als die Ebene des Rheintals. Dadurch ergab sich die Überlegung, den Gebirgskamm zwischen den beiden Tälern zu durchqueren und das Gefälle bis nach Vaduz ins Rheintal zu nützen. WOCHENSPEICHER-ANLAGE Das Saminawerk wurde im Zuge dieser Überlegungen schließlich als Hochdruckkraftwerk

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mit Wochenspeicher ausgeführt. Im Saminatal bei Steg wurde die Wasserfassung mit Staubecken angelegt. Das Ausbauwasser des Stausees wurde hier in eine Hangleitung mit 1,55 km Länge und Durchmesser DN1000 geleitet. Danach folgte ein Druckstollen von 2 km Länge mit DN1800 bis zum Wasserschloss oberhalb der Zentrale. Hier wurde das Wasser in eine Druckleitung von 2 km Länge und von DN750 auf DN550 verjüngend hinunter in die Zentrale geschickt. Dort standen drei horizontalachsige Freistrahlturbinen zur Abarbeitung des Triebwassers bereit. Nach voller Inbetriebnahme besaß das Werk eine Ausbauleistung von 9.600 kW und produzierte pro Jahr im Durchschnitt 30,36 Mio. kWh Strom.

Die Projektverantwortlichen setzten auf eine duktile Gussrohrleitung mit der Dimension DN900 der Firma Duktus. Die Rohrelemente wurden von der Zürcher Firma TMH Hagenbucher geliefert.

SANIERUNG UND UMBAU Weitere Untersuchungen ergaben, dass auch bei den Maschinengruppen, die seit 55 Jahren unermüdlich in Betrieb waren, Handlungsbedarf bestand. Zusätzlich war am Standort der Zentrale im Gebiet Schwefel, Vaduz, eine Auflage bezüglich Lärmemission zu erfüllen. Summa summarum hätten sämtliche Sanierungsarbeiten mit rund 35 Mio. CHF zu Buche geschlagen. Die Erweiterung zu einem Pumpspeicherkraftwerk mit einem neu zu errichtenden Unterwasserbecken, zwei Maschinen und dem Neubau der Zentrale, würde 15 Mio. CHF kosten. Angesichts dieser Zahlen schlug das Projektteam nach umfangreichen Wirtschaftlichkeitsprüfungen dem Verwaltungsrat im April 2009 vor, das Saminawerk zu erneuern und zu einem Pumpspeicherkraftwerk umzubauen. Der Verwaltungsrat stimmte dem zu und im Herbst 2011, nach zweijähriger Bewilligungsphase, konnte der Startschuss zu den Bauarbeiten erfolgen.

chen letzten Sprengung der Untertagebau in der Speicherkaverne abgeschlossen. Insgesamt wurden 60.000 m Gestein aus dem Vaduzer Flysch gelöst. Der ausgebrochene Stollen wurde anschließend mit einer Betonsohle versehen und die Wände mit Spritzbeton, Anker und Armierungsnetzen gesichert. Der fertige Unterwasserspeicher mit 8 m Durchmesser bietet nun Platz für 40 Mio. Liter. ERNEUERUNG DER DRUCKLEITUNG Im Zuge der Projekterarbeitung wurde die komplizierte Linienführung der alten Triebwasserleitung untersucht. Man prüfte, ob nicht eine direkte Verbindung zwischen dem Stausee Steg und der Zentrale in Vaduz mit einem Schrägstollen sinnvoller wäre. Doch schnell zeigte sich, dass die alte Linienführung geradezu optimal ist. „Unsere Vorgänger sind hier sehr geschickt den Rutschgebieten und Stellen mit schlechter Geologie ausgewichen. Sie haben also damals bereits beste Arbeit geleistet“, so Gerald Marxer, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Liechtensteinische Kraftwerke (LKW). Es gab also Bei einer Routinekontrolle im Jahre 2004 wurden erhebliche Mängel an der Druckrohrleitung festgestellt. Sie wurde nun komplett erneuert und durch eine duktile Druckrohrleitung im oberen Bereich, und eine Stahlrohr-Druckleitung im unteren Bereich ersetzt.

Im ersten Bauabschnitt wurde der 750 m lange Speicherstollen nahe der Zentrale in Vaduz ausgebrochen. 300 Sprengungen waren dafür nötig.

Foto: Roland Korner

Foto: Roland Korner

750 M LANGER SPEICHERSTOLLEN Nach offiziellem Spatenstich am 26. Oktober 2011 wurde im ersten Schritt mit dem Untertagebau für den Unterwasser-Speicherstollen begonnen. Bis in den Sommer 2012 wurde hierfür täglich gesprengt. Insgesamt wurde der Zünder bis zur Fertigstellung der Ausbrucharbeiten 300-mal betätigt. Am 27. September 2012 wurde mit der feierli-

Foto: Roland Korner

SICHERHEITSRISIKO UND HANDLUNGSBEDARF Während seiner ganzen Betriebszeit wurde das Kraftwerk Samina in regelmäßigen Abständen auf Abnützungserscheinungen, Schäden, Sicherheit und Betriebstauglichkeit geprüft. Im Jahre 2004 wurden im Zuge dieser Untersuchungen schwere Mängel an der Druckrohrleitung festgestellt. Neben den normalen Gebrauchsspuren fehlte der innere Korrosionsschutz nahezu vollständig. Bei näherer Untersuchung des Stahls äußerten sich zudem erhebliche Materialschwächen. Es bestand also mittelbarer Handlungsbedarf – wollte man ein unmittelbares Sicherheitsrisiko vermeiden.

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Die neue Zentrale wurde in einem Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Die Fassade leuchtet nachts in Blau.

keinen Grund, hier etwas zu ändern. Zur Freude der Ingenieure waren die Hangleitung entlang des Saminabachs und der Druckstollen bis zum Wasserschloss in einem hervorragenden Zustand – ein weiterer Verdienst der damaligen Ingenieure. Also konnte man sich auf den Tausch des letzten Abschnitts der Triebwas-serstrecke, die 2.100 Meter lange Druckrohr-leitung, beschränken. SCHWIERIGES GELÄNDE Die alte Stahlrohrdruckleitung wies einen abnehmenden Durchmesser von DN750 auf DN550 auf. Für die damalige Ausbauwassermenge von 1.400 l/s war dies ausreichend. Die maximale Ausbauwassermenge wurde nun aber im Zuge des Neubaus auf 2.000 l/s angehoben. Dementsprechend musste die neue Druckleitung vergrößert werden, konkret auf den Durchmesser DN900 . Bei der Materialwahl setzte man aufgrund des steilen und extremen Geländes auf hochwertige duktile Gussrohre der Firma Duktus, die von der

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Im unteren Bereich musste man druckbedingt auf Stahlrohre umsteigen. Die Schweißer waren in schwierigem Gelände mit bis zu 80 % Steigung gefordert.

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Züricher Firma TMH Hagenbucher geliefert wurden. Die Rohre erfüllen hohe Anforderungen in Bezug auf Funktionalität, Einbau und Belastbarkeit in extremem Gelände. Der Werkstoff bietet aufgrund der werksseitig geprüften Systemkomponenten hohe Sicherheitsreserven. Die nummerierten Rohrelemente lieferte TMH Hagenbucher direkt zur Baustelle, und dort konnten diese, dank der längskraftschlüssigen Steckmuffen-Verbindungen, schnell und witterungsunabhängig montiert werden. Das System bewährte sich einmal mehr bestens in der Praxis. „Wir hatten abschnittsweise Steilgelände mit bis zu 80 % Neigung, und dort konnten wir dank des Steckmuffen-Systems auf schwierige Schweißarbeiten verzichten“, so Marxer. Einen weiteren Vorteil bietet der Außenschutz der Gussrohre, der aus Zinküberzug mit Zementmörtelumhüllung besteht. Durch die beigemischten Fasern im Zementmörtel wird eine extreme Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanische Beanspruchung erreicht. Damit können diese Rohre in den vorhandenen, anstehenden grobkörnigen Boden verbaut werden. Ein spezielles Bettungsmaterial ist damit obsolet. STAHLROHRE IM UNTEREN ABSCHNITT Im Abschnitt der Rohrleitung vor der Zentrale musste druckbedingt auf geschweißte Stahlrohre mit einer Gesamtlänge von rund 1.200 m zurückgegriffen werden. Die dafür nötigen Rohre stellte die Firma Montagen AG in Trübbach aus bis zu 24 mm dicken Stahlplatten her. Die Verlege- und Schweißarbeiten gestalteten sich für die aus der Region beauftragten Unternehmer sehr herausfordernd. Im schwierigen Gelände wurden in Summe sprichwörtlich schweißtreibende 140 Schweißnähte erstellt und geprüft. Abschließend mussten sie sowohl innen als auch

außen noch mit Korrosions- und Verschleißschutz versehen werden. NEUBAU DER ZENTRALE Da sich rings um die alte Zentrale im Ortsgebiet von Vaduz eine Wohnsiedlung befindet, und diese auch stetig größer wurde, mussten Maßnahmen zur Verringerung der Lärmemission getroffen werden. Bedingt durch die Umwandlung in ein Pumpspeicherkraftwerk, entschied man sich die Zentrale neu zu bauen. Damit sich diese möglichst elegant in das Wohngebiet einfügt, wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Als Ergebnis entschied man sich für zwei moderne Kuben, die sich nach hinten in den Felsen erstrecken. Das besondere optische Highlight: Nachts leuchtet die Fassade aus PolycarbonatPlatten in Blau. „Wir sind mit dem Erscheinungsbild sehr zufrieden. Ich finde, die Zentrale zählt damit sicherlich zu den schönsten im Kraftwerksbau“, so Gaston Jehle, Marketing- und Kommunikationsleiter der LKW begeistert. Zusammen mit der parkähnlichen Grünfläche im Vordergrund fügt sich die Zentrale harmonisch in das Wohngebiet ein. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist die zusätzliche Unterkellerung, die als Zwischenspeicherbecken dient. Direkt darüber befindet sich die Maschinenhalle mit einer Breite 27,5 m. Diese wurde aus Schallschutzgründen in doppelschaliger Konstruktion ausgeführt. MODERNE KRAFTWERKSTECHNIK Im Sommer 2014 wurde noch eifrig an der Fertigstellung der Zentrale gearbeitet. Pünktlich im Herbst 2014 konnte mit der Montage der ersten der zwei identen Turbinengruppen begonnen werden. Durch die Erhöhung der maximalen Ausbauwassermenge auf 2.000 l/s entschied man sich für zwei idente zweidüsige Pelton-Turbinen aus dem Hause ANDRITZ HYDRO mit einem maximalen Schluckvermögen von jeweils 1.000 l/s. Bei einer Nettofallhöhe von 816 m kommen beide Maschinen so auf eine Anschlussleistung von je 7.300 kW. Der Wirkungsgrad beider Turbinen, inklusive aller anfallenden Verluste, beträgt 90,5 % bis 91,2 %. Die mit 1.000 Upm drehenden PeltonLaufräder sind direkt mit den Wellen ihrer Generatoren verbunden. Die beiden Generatoren mit einer Leistung von jeweils 9 MVA lieferte die ELIN Motoren GmbH. Der steirische Motorenhersteller lieferte zudem auch die zwei Asynchron-Motoren, die für den Betrieb der Pumpen nötig sind. Diese werden mit einer Leistung von 6.100 kW und einer Drehzahl von 2.980 Upm angetrieben. Dabei müssen sie in der Lage sein, 4000 rpm Über-


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Die Betreiber setzen auf zwei idente zweidüsige Pelton-Turbine von ANDRITZ Hydro. Sie besitzen eine Anschlussleistung von je 7.300 kW und arbeiten mit einem Wirkungsgrad von 91,2 %. Die Wellen der beiden Turbinen sind direkt mit den Generatoren aus dem Hause ELIN Motoren gekoppelt.

Technische Daten

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Turbinen:

drehzahl zu leisten und sind mit einem Zusatzträgheitsmoment in Form einer eingebauten Schwungmasse ausgestattet. Bei der Hauptpumpe setzte man auf eine mehrstufige Horizontalpumpe aus dem Hause Sulzer Pumps mit einer Förderleistung von 500 l/s und einem Förderdruck von 85 bar. Im Spätfrühling 2015 konnten alle notwendigen Montagearbeiten erfolgreich abgeschlossen werden, und die neuen Maschinen konnten in den Probebetrieb übergehen. FÜR DIE ZUKUNFT GERÜSTET Am 26. Juni 2015, im Beisein von Regierungs-, Landtags- und Gemeindevertretern,

sowie weiteren zahlreichen Ehrengästen, wurde nun das neue Pumpspeicherkraftwerk Samina offiziell eingeweiht. Nach dreieinhalbjähriger Bauzeit und einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen CHF konnte Liechtensteins wichtigstes Kraftwerk wieder ans Netz gehen. Mit dem neuen Pump-speicherwerk habe das Fürstentum nun alle Voraussetzungen für ein zukünftiges „Smart Grid“ geschaffen, wie die Liechtensteinische Kraftwerke betonen. Dank des getrennten Pumpen- und Turbinenkreises kann man damit gegenüber großen Pumpspeicherwerken, flexibler und schneller auf Schwankungen reagieren.

Typ: 2 x Pelton zweidüsig Fabrikat: ANDRITZ Hydro Durchfluss: je 1.000 l/s Nettofallhöhe: 816 m Leistung: je 7.300 kW Drehzahl: 1.000 Upm

Generatoren:

Typ: Synchron Fabrikat: ELIN Motoren GmbH Leistung: 9 MVA Drehzahl: 1.000 Upm

Pumpenmotor:

Typ: Asynchron mit Frequenzumrichter Fabrikat: ELIN Motoren GmbH Leistung: 6.100 kW Drehzahl: 2.980 Upm

Mehrstufige Horizontalpumpe:

Fabrikat: Sulzer Pumps Förderleistung: 500 l/s Förderdruck: 85 bar

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Das neue Kleinwasserkraftwerk in der steirischen Eisenwurzen: das KW Buchauerbach. Das Krafthaus liegt unmitelbar an der Wasserfassung des Kraftwerks St. Gallen

GEBRÜDER HAIDER NEHMEN KRAFTWERK BUCHAUERBACH IN BETRIEB Mit dem Kraftwerk Buchauerbach ging im obersteirischen Bezirk Liezen im heurigen März eine weitere Wasserkraftanlage der Unternehmensgruppe Gebrüder Haider ans Netz. Das Ausleitungskraftwerk verfügt über eine 4-düsige Pelton-Turbine der Marke Global Hydro Energy und nutzt eine Bruttofallhöhe von 169 m. Rund 4 GWh saubere Energie können dadurch jährlich ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden.

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Betrieb von eigenen Kleinwasserkraftwerken. Zum Leistungsspektrum gehören Projektierungsarbeiten, Planungsleistungen, Behördenmanagement, Finanzierungsabwicklung, Bauabwicklung gesamt, sowie die Betriebsführung und umfasst somit das Leistungsbild vom Generalunternehmer bis zum Totalunternehmer für Kleinwasserkraft. Zurzeit sind 20 Anlagen in Österreich und Rumänien in Betrieb, weitere befinden sich in

Planung bzw. in Bauvorbereitung. Die Fa. Haider produziert mit ihren Kraftwerken samt Beteiligungen rund 90 GWh Ökostrom jährlich, wodurch etwa 25.000 Haushalte versorgt werden können. AUSLEITUNGSKRAFTWERK NACH MASS Die Anlage am Buchauerbach wurde als Ausleitungskraftwerk konzipiert, welches das Triebwasser über ein Tirolerwehr fasst und Im Herbst 2014 wurde die Wasserfassung errichtet.

Foto: Gebr. Haider

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laner, Baufirma und Betreiber – üblicherweise teilen sich diese drei Funktionen zwischen mehreren Unternehmen beim Bau eines Wasserkraftwerks auf. Die Unternehmensgruppe Gebrüder Haider hingegen, die mit rund 2.200 Mitarbeitern in den Sektoren Bau, Industrie, Forst, Immobilien, Handel und Energie tätig ist, bündelt all diese Funktionen beim Bau ihrer Kleinkraftwerke. Die geballte Kompetenz in Sachen Planung, Bau und Betrieb stellte sie nun auch bei der Realisierung, des Kraftwerks Buchauerbach unter Beweis, dessen Krafthaus als Oberliegeranlage direkt an der Wehranlage des Kraftwerks St. Gallen (Gebr. Haider) platziert ist und ebenfalls von der Unternehmensgruppe errichtet und betrieben wird. Dabei kann man auf eine lange Erfahrung im Kraftwerksbau zurückgreifen, die mittlerweile rund 25 Jahre zurückreicht. In dieser Zeit realisierten die Gebrüder Haider mehr als 80 Anlagen unterschiedlicher Größen. Seit rund zehn Jahren befasst man sich im Unternehmen verstärkt wieder mit der Errichtung und dem


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Der Synchrongenerator der Fa. Hitzinger wird von einer einbetonierten, 4-düsigen Peltonturbine mit 970 kW aus dem Hause Global Hydro Energy angetrieben.

über eine rund 3,3 km lange Druckrohrleitung seiner Verwertung zuführt. An der Wasserfassung befinden sich noch das Entsanderbecken sowie ein Schützenhaus mit innenliegendem vertikalen Feinrechen und dem dazugehörigen hydraulisch betriebenen Teleskop-Rechenreiniger. Ausgeführt wurde der Stahlwasserbau von der Firma Danner Maschinenbau aus dem oberösterreichischen Pettenbach. „Zudem haben wir an der Wasserfassung noch eine seitliche Spülklappe installiert, über die abgelagerte Sedimente und Geschiebe aus dem Stauraum weitergeführt werden können“, sagt Projektleiter Dipl.-Ing. Christian Mandl. Flankiert wird das Querbauwerk von einem naturnah angelegten Beckenpass, durch den die Fische die Wasserfassung optimal umgehen können. Nach einer rund zweijährigen Vorlaufzeit, in der man die behördlichen Genehmigungen einholte, wurde Ende August 2014 der erste Spatenstich gesetzt. 8 Monate später, im März 2015, konnte dann auch schon der Probebetrieb starten. Am aufwändigsten stellte sich dabei die Verlegung der Druckrohrleitung heraus, deren Trassenführung zu etwa einem Drittel in einer Landesstraße verläuft. Weil die Straße während der Arbeiten nicht gesperrt werden konnte, musste man sich zudem noch um die Regelung des Verkehrs kümmern. Durchgeführt wurden die Erdarbeiten, die Rohrverlegungsarbeiten und die Arbeiten an den Außenanlagen von der Gebr. Haider Bauunternehmung GmbH, während die Betonbauwerke von der Haider & Co Hoch- und Tiefbau GmbH realisiert wurden. KNIFFLIGER ROHRLEITUNGSBAU Die Kraftwerksleitung hat eine Gesamtlänge von 3.350 m und wurde mit GFK-Rohren in den Druckstufen PN 16 und PN 25 ausgeführt. Während die Druckrohrleitung im oberen Bereich auf einer Länge von 1.850 m eine Dimension von DN 800 aufweist, verjüngt sie sich im unteren Teil der Rohrtrasse auf DN 600. „Die Rohrleitung quert dabei dreimal den Buchauerbach, wobei eine Gewässerquerung oberirdisch hergestellt wurde. Die 19 m lange Rohrbrücke ist dabei als massive Stahlrohrkonstruktion ausgeführt, als Übergänge auf die glasfaserver-

Foto: zek

Der Planer der Anlage DI Christian Mandl kontrolliert die Kraftwerksparameter am Touch Panel.

Foto: zek

Foto: Gebr. Haider

Verlegung der rund 3,3 km langen Druckrohrleitung aus GFK.

stärkten Kunststoffrohre dienen Schraubkupplungen. Das Stahlrohr wurde bei der Montage mit einem Schwerlastkran in einem Stück eingehoben und auf den Betonfundamenten befestigt“, führt Mandl aus. PELTON-TURBINE MIT PLATZSPARENDEN ABMESSUNGEN Weil man beim KW Buchauerbach die maximale Fallhöhe ausnutzen wollte, bot sich als Krafthausstandort eine freie Fläche direkt an der Wehranlage des Unterliegerkraftwerks St. Gallen an. Praktischerweise kann dadurch das abgearbeitete Triebwasser der Neuanlage direkt in den Entsander des Bestandskraftwerks eingeleitet werden. „Allerdings hatten wir mit dem gewählten Kraftwerksstandort zwischen Landesstraße und Gewässer nur begrenzten Platz. Eine Antwort auf diesen Umstand war eine spezielle Ausführung der 4-düsigen Pelton-Turbine – und zwar mit innenliegenden Düsen“, berichtet Christian Mandl. Dank der innenliegenden Düsen nimmt die vom österreichischen Wasserkraftspezialisten Global Hydro Energy gelieferte Turbine nur wenig Platz ein und konnte dadurch fast vollständig im Boden des Krafthauses einbetoniert werden. Die Innenabmessungen des Maschinenraums betragen lediglich 4,50m / 6,00m. Zudem erreicht man mit den 4 Düsen ein sehr breites Betriebsband, wodurch die Maschine auch bei stark verringertem Wasserdargebot noch zuverlässig am Netz bleibt. Bei einem Schluckvermögen von 700 l/s ist der Maschinensatz

Technische Daten

Ausbauwassermenge: 700 l/s

FallhöheBrutto: 169,00 m

Turbine: 4-düsige Peltonturbine

Fabrikat: Global Hydro

Laufraddurchmesser: 700 mm

Ausbauleistung: 970 kW

Generator: Synchrongenerator

Fabrikat: Hitzinger

Nennleistung: 1.150 kVA

Nennstrom: 1.660 A

cos phi: 0,9

Nennspannung: 400/231 V

Drehzahl: 750 Upm

Überdrehzahl: 1.350 Upm

Druckrohrleitung: GFK

Druckstufen: PN16 / PN25

Durchmesser: DN800 / DN600

Länge: ca. 3.350 m

Stahlwasserbau: Danner

Steuerung & Automatik: MBK

Regelarbeitsvermögen: ca. 4 GWh

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Foto:Gebr. Haider

Teleskop-RRM aus dem Hause Danner

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Das Triebwasser wird über ein Tirolerwehr eingezogen.

auf einen Ausbauleistung von 970 kW ausgelegt und soll im Regeljahr rund 4 GWh Ökostrom erzeugen. Das aus einem EdelstahlMonoblock gefräste Laufrad mit einem Durchmesser von 700 mm ist direkt mit einem vertikalen Hitzinger-Synchrongenerator mit einer Nennscheinleistung von 1.150 kVA gekoppelt und dreht mit exakt 750 U/min. Der 6,3 t schwere Generator inklusive Laufrad konnte mit einem Gabelstapler - beigestellt durch die Tochterunter-

A-4463 Großraming 40 Tel.: +43(0)7254/7355-0* Fax: +43(0)7254/7355-29 E-Mail: office@gebr-haider.at

nehmung Martin Atzlinger GmbH - ins Krafthaus eingebracht und auf der Turbine montiert werden. Auch auf die Anrainer in unmittelbarer Nähe des Krafthauses wurde bei der Wahl des Stromwandlers Bedacht genommen. Um den Lautstärkepegel des Kraftwerks im Betrieb möglichst gering zu halten, wurde der Generator mit einer Wasserkühlung ausgestattet. LEITTECHNIK UND STEUERUNG Für die leittechnische Ausstattung des Kraftwerks Buchauerbach beauftragte man die MBK Energietechnik GmbH aus dem süd-

A-8904 Ardning 70 +43(0)3612/7575-0* +43(0)3612/7575-20 E-Mail: office.ardning@gebr-haider.at

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Danner Maschinenbau GmbH Hinterbergstraße 7, 4643 Pettenbach, Austria

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WASSERKRAFTANLAGEN GESAMTANLAGEN · TURBINENBAU · STAHLWASSERBAU · SERVICE/WARTUNG

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oststeirischen Ilz. Die E-Technikspezialisten haben im vergangenen Jahrzehnt fast alle Wasserkraftanlagen der Gebrüder Haider mit der entsprechenden Leittechnik ausgestattet. Beim KW Buchauerbach stellte man ebenfalls wieder die gesamte elektrotechnische Ausrüstung in Form von Energieverteilung, Turbinenregelung, Mittelspannungsanlage und Transformator bereit und installierte diese fachgerecht. Zudem wurde die Steuerung des KW St. Gallen in die Leittechnik der Neuanlage eingebunden, wodurch die beiden Kraftwerksstufen nun optimal miteinander korrespondieren.


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Foto: zek

Mittels Spezialbohrmaschine werden rund 46 m tiefe Brunnen geschlagen, um das Wasser unterhalb des Rutschkörpers nach oben zu befördern.

HANGENTWÄSSERUNG MACHT KLEINKRAFTWERK MÖGLICH Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein Wasserkraftwerk angetrieben werden kann. Eine originelle und dabei höchst sinnvolle wird derzeit gerade im Tiroler Navis, unweit von Innsbruck, realisiert: ein Kraftwerk, das aus Drainage-Wässern gespeist wird. Um einen Hang zu sichern, der seit Jahren in Bewegung ist, wird derzeit vom Forsttechnischen Dienst für Wildbachund Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Mittleres Inntal, eine aufwändige Hangentwässerung vorgenommen. Das dabei gesammelte Wasser soll über ein komplexes Leitungsnetz – bestehend u.a. aus TRM-Gussrohren – talwärts in ein Kleinkraftwerk geleitet werden. Derzeit sind die Rohrverlegearbeiten noch voll im Gange, die erste Turbine steht vor der Inbetriebnahme.

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eit Jahren sorgt ein Hang des engen Navis-Tals, einem Seitental des Wipptales südlich von Innsbruck bei den Verantwortlichen der Wildbach- und Lawinenverbauung für tiefe Sorgenfalten. Der Hangabschnitt, auf dem die „Kerschbaumsiedlung“ mit ihren 84 Wohnhäusern liegt, strebt in stetiger Bewegung talwärts zu. Eine höchst bedenkliche Entwicklung, deren Auswirkungen bereits vor Jahren evident wurden. Mauerrisse und regelrechte Aufwölbungen der Bodenplatten in den Garagen seien bei vielen der betroffenen Häuser aufgetreten, heißt es. „Das war der Grund, warum bereits im Jahr 2001 mit Oberflächen-Entwässerungsmaßnahmen begonnen wurde. Diese haben eine stabilisierende Wirkung gezeigt – und funktionieren bis heute“, erzählt DI Florian Riedl vom Forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Mittleres Inntal, kurz WLV. Der Tiroler Ingenieur leitet das technisch an-

spruchsvolle Projekt mit dem Ziel, das Abgleiten der Rutschmasse zu reduzieren bzw. im Idealfall zum Stillstand zu bringen. „Der übergeordnete Prozess, der auch aus den LaserScan-Daten ersichtlich ist, ist ein tiefgreifender ,Talzuschub’, mit einer Lockermaterialauflage. Nach der anfänglichen Stabilisierung hat sich der Hang 2009 wieder zu bewegen begonnen. Dabei liegen die Geschwindigkeiten derzeit zwischen 1 bis 3 cm/Jahr.“ Gewisse Teile des Rutschkörpers weisen unterschiedliche Gleitgeschwindigkeiten auf. DAS ÜBEL AN DER WURZEL GEPACKT Um das weitere Abgleiten zu unterbinden, mussten die Verantwortlichen versuchen, das Übel an der Wurzel zu packen. Zu diesem Zweck wurde 2009 ein umfassendes Erkundungsprogramm gestartet, das die drei zentralen Fragen beantworten sollte: Wo befindet sich die Gleitbahn der Lockermaterialauflage? Wie groß ist sie? Und wo genau erfolgen die

Wasserzutritte? Nachdem das Erkundungsprogramm im Herbst 2014 abgeschlossen wurde, konnte sofort das Hauptprojekt ausgearbeitet werden, das ein Bündel von Maßnahmen vorsah. „Unser Hauptproblem war natürlich das Wasser. Daher konzentrierte sich unser erstes Maßnahmenpaket auf die Tiefenentwässerung oberhalb der Kerschbaumsiedlung“, erklärt Florian Riedl. Zu diesem Zweck schlug das Bauteam der WLV im Laufe dieses Jahres im vorgesehenen Bereich entlang einer Linie 50 Brunnen im Abstand von 10 m mit einer Tiefe von je 45 m. In dieser Tiefe fällt der hauptsächliche mit Druck beaufschlagte Wasserandrang des Tiefenwassers an. Für eine nachhaltige Stabilisierung ist es erforderlich, dieses Wasser nach oben zu befördern und somit eine Druckentlastung durchzuführen. Daher wird nun in jedem Brunnen eine Pumpe installiert. Dass man damit einen hohen energetischen Aufwand treibt, ist den Planern bewusst. Doch dank Oktober 2015

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Ein erfahrener Baggerfahrer sorgt für ein sicheres Verheben des Gussrohrs in die Künette.

eines ausgeklügelten Konzeptes kann das ganze Entwässerungssystem völlig energieautark betrieben werden. DRAINAGEWASSER ENERGETISCH GENUTZT „Wir wollten natürlich das Wasser energetisch nutzen, das wir aus der Tiefe befördern. Man muss bedenken, dass ohnehin eine schadlose Ableitung bis zum Talboden notwendig wäre. Daher hat es sich angeboten, anstelle einer Freispiegelleitung eine Druckrohrleitung zu errichten, in der wir das Drainagewasser bis hinunter ins Tal leiten, wo wir es über zwei Turbinen abarbeiten können – und danach dem Naviserbach zurückgeben“, so der Projektleiter. Dabei stellt die Drainagewasserleitung aus der ersten Sperrbrunnenreihe oberhalb der Kerschbaumsiedlung die Unterstufe der zweistufigen Anlage dar. Die Oberstufe speist sich aus der rund 280 Meter oberhalb geplanten zweiten Sperrbrunnenreihe und noch zusätzlich gesammelten Drainagewässer. Aus diesem Grund arbeitet die WLV an zwei parallel verlegten Druckrohrleitungen durch das Projektgebiet. FLEXIBLE LEITUNG GEFRAGT Für diesen Einsatz vertraut die WLV auf duktile Gussrohre aus dem Hause TRM – und das hat gute Gründe. Ein ganz wesentlicher betrifft die längskraftschlüssige VRS-T®/BLS-Verbindung, die für die – gerade für diese Bestimmung unbedingt erforderliche – Flexibilität und Stabilität der Rohrleitung sorgt. Riedl: „Entscheidend war für uns, dass mit der Druckrohrleitung eine Querung des Talzuschubs möglich ist. Das heißt, dass die Leitung einen ‚schleifenden Verlauf ’ zu tolerieren hat. Man muss sich vorstellen, dass der Stillstand der Rutschmassen ein sehr träger Prozess ist, der sich erst langsam einstellt. Das heißt, dass auf die Rohrleitung kontinuierlich starke transversale Kräfte einwirken können. Aus diesem Grund haben wir die Rohrleitung bei der Querung des stabilen zum bewegten Bereich in einem Betonrohr als Hülle verlegt. Diese Hülle kann im Extremfall reißen, was aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass die schub- und zuggesicherte Druckrohrleitung reißt. Sie bleibt aller Voraussicht nach noch vorläufig unversehrt und intakt. Dadurch bekommen wir einen gewissen Handlungsspielraum.“

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KRITERIEN IM BRUNNENBAU Eine weitere zentrale Frage für den Erfolg der Projektumsetzung betraf den Brunnenbau. Auf Basis der Erkenntnisse aus den Probebohrungen und Vorerhebungen wurde die exakte Tiefe festgelegt, die ein Absenken des Wasserniveaus unter dem anstehenden Felsrücken vorsah. Darüber hinaus musste der Brunnendurchmesser aufgrund des Wasserdargebots bestimmt werden. „Wir hatten ja Probebohrungen gemacht und wussten somit, was uns erwartet – in etwa 0,20 bis 0,40 l/s“, so der Projektleiter. Foto: zek

Die 50 Brunnen sind in einem Abstand von je 10 m angeordnet.

ZÜGIGER LEITUNGSBAU Konkret wurden entlang der Trasse für die Unterstufe Gussrohre mit einem Durchmesser von DN250 über eine Länge von 840 m verlegt. Dabei setzte man auf eine Rohrvariante mit Zementmörtelumhüllung, die über einen erhöhten mechanischen Schutz verfügt. Dadurch kann das Rohr direkt in den anstehenden, grobkörnigen, teilweise auch felsigen Mutterboden verlegt werden. Die aufwändige und kostenintensive Anlieferung von Bettungsmaterial wird somit vernachlässigbar. Dass die Verlegung zügig und mehr oder weniger witterungsunabhängig erfolgen kann, spielt bei einem derart aufwändigen und komplexen Projekt eine wichtige Rolle. Mit ihrer erfahrenen Mannschaft gelang es der WLV, auch in schwierigem Gelände einen stetigen Verlegefortschritt zu gewährleisten. Dazu Florian Riedl: „Der Rohrleitungsbau ist sehr gut gelaufen, auch wenn wir sehr steile Bereiche mit bis zu 60 Prozent Steigung durchqueren mussten.“ Er verweist auch auf eine weitere Herausforderung, die sich durch die eine oder andere Feuchtstelle im Untergrund ergab. „Wir haben in der Künette zugleich eine Drainage- und eine Sammelleitung mitverlegt, damit das Drainagewasser nicht direkt in die Künette eingezogen wird. Auf diese Weise haben wir eine saubere Ableitung hin zum Vorfluter erreicht.“

Die Möglichkeit der zug- und schubsicheren Verbindung der TRM Gussrohre spielt eine zentrale Rolle für das Projekt.


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SPEZIALPUMPEN MIT BEGRENZTER LEBENSZEIT Für diesen speziellen Einsatz wählten die Verantwortlichen der WLV keine Reinwasserpumpen, sondern Pumpen, die in der Lage sind, einen erhöhten Feinanteil aufzunehmen. Konkret kommen Pumpen der norditalienischen Marke Caprari zum Einsatz, die einen erhöhten Feinanteil tolerieren. Allerdings ist auch deren Lebensdauer relativ eng begrenzt. Bei einem erhöhten Feinstoffanteil gehen die Planer heute von einer Lebensdauer von 5 bis 7 Jahren aus. Der Energiebedarf einer derartigen Pumpe liegt bei etwa 1 kW. Das bedeutet, dass der zukünftige Gesamt-Energieaufwand für das Pumpensystem zwischen 50 und 80 kW betragen wird. Eine Leistungskapazität, die vom derzeit gerade in Montage begriffenen Kleinwasserkraftwerk locker abgedeckt werden sollte. 188 kW und 116 kW sollen die beiden Maschinen von Ober- und Unterstufe liefern und somit einen vollständig autarken Betrieb der Hangentwässerung sicherstellen. „Derzeit

Dank ihrer Zementmörtelumhüllung können die TRM-Gussrohre ohne spezielles Bettungsmaterial im Erdreich verlegt werden.

Foto: zek

Von der Konzeption der Brunnen her beschlossen die Planer, auf den sonst nicht unüblichen Pumpensumpf zu verzichten. Stattdessen wurde eine grobe Rollierung eingebracht, die für eine bessere Kühlung der Pumpe – und somit für eine längere Lebensdauer sorgen soll. Essentiell ist in diesem Zusammenhang die Entsandung des Brunnens. Bis auf 5 m unterhalb der Geländeoberkante wurde zu diesem Zweck ein geschlitztes Filterrohr installiert, sowie ein isoliertes Vollrohr im Bereich der Pumpe. „Das Wichtigste beim Brunnenbau ist das Entsanden, das wir in unserem Fall von erfahrenen Hydrogeologen begleiten lassen. Wenn ein Brunnen einmal gut entsandet ist, kann man davon ausgehen, dass er sich im laufenden Betrieb effektiv selbst entsandet“, so Riedl.

kann davon ausgegangen werden, dass wir mit dem gewonnen Strom, die gesamte Anlage autark betreiben können. Mit einem möglichen Stromüberschuss könnten Rücklagen gebildet werden, um den periodischen Tausch der Pumpen finanzieren zu können“, sagt Florian Riedl. ERSTE ERGEBNISSE ENDE NÄCHSTEN JAHRES ZU ERWARTEN Das aufwändige Hangsicherungsprojekt liegt voll im Zeitplan. Abhängig von den Witterungsbedingungen wird in diesem Herbst noch an der Rohrverlegung hin zur Oberstufe gearbeitet, während bis Ende Oktober die Turbinenmontage im Krafthaus abgeschlossen sein sollte. Riedl. „Die Brunnen der unteren Sperrreihe sind gebohrt, die Hälfte ist bereits ausgebaut und entsandet. Derzeit sind wir gerade dabei, die ersten Pumpen zu installieren, um aus den ersten zehn Brunnen bereits Wasser zu entziehen. Ende Oktober ist geplant, erstmals das drainierte Wasser über Turbine 1 abzuarbeiten.“ Für nächstes Jahr steht der Abschluss der Erkundung für die Entwässerung im Oberhang auf dem Programm. Dann soll der Bau der zweiten Vertikalbrunnenreihe fixiert werden,

In diesem Bereich treffen die beiden Rohrtrassen von Oberstufe und Unterstufe zusammen.

Foto: zek

Mit wenigen Handgriffen sind die Bügel für die Schubund Zugsicherung in der Rohrmuffe eingesetzt.

Foto: zek

die rund 20 bis 30 weitere Tiefenbrunnen umfassen soll. „2016 konzentrieren wir uns auf die Oberflächenentwässerung im Oberhang, während zeitgleich die Druckrohrleitung für die Oberstufe bis ganz nach oben verlegt werden soll. Ich gehe davon aus, dass wir 2017 mit der zweiten Phase der Vertikalbrunnen beginnen werden.“ 2017 soll zudem mit einem weiteren Teil des Maßnahmenpaketes begonnen werden: Es ist vorgesehen, bestehende Weideflächen auf dem Rutschhang weidefrei zu stellen. Hier wird wieder aufgeforstet, alte Bestände sollen verjüngt werden und im gesamten flächenwirtschaftlichen Projekt behandelt werden. Diese flächenwirtschaftlichen Maßnahmen flankierend zu den Entwässerungsmaßnahmen stellen den langfristigsten Teil des Maßnahmenpaketes dar, die bis Ende des Projektzeitraums 2024 abgeschlossen sein sollten. Ob und wie schnell die getroffenen Maßnahmen Wirkung zeigen, soll sich schon bald herausstellen. Florian Riedl erwartet bereits Ende nächsten Jahres erste Ergebnisse hinsichtlich der Bewegungsraten des Rutschkörpers. Vielleicht können die Bewohner der Kerschbaumsiedlung im Navistal spätestens dann wieder ganz ruhig schlafen.

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Beim Bau des Kraftwerks Arndorfermühle im steirischen Bezirk Bruck-Mürzzuschlag musste die Familie Gapp Durchhaltevermögen zeigen. Drei Mal sollte in der Planungsphase neu gestartet werden, ehe mit dem Bau begonnen werden konnte.

STEIRISCHE WASSERKRAFTFAMILIE BEWEIST BEIM KRAFTWERKNEUBAU DURCHHALTVERMÖGEN Im Jahre 2008 wurde die Familie Gapp auf das stillgelegte steirische Kraftwerk „Arndorfermühle“ an der Laming aufmerksam. Nach gründlicher Standortprüfung entschied man sich hier wieder eine Anlage zu errichten. Die darauffolgende Planungsphase sollte sich jedoch schon bald als langwierige Prozedur herausstellen. Probleme beim Grundstückserwerb zwangen die Familiengesellschaft „E-Werk Rastal GmbH“ zu mehrfachem Kurswechsel. Aus einem anfänglich geplanten Ausleitungskraftwerk wurde schlussendlich ein Laufkraftwerk, und aus einer Revitalisierung ein Neubau. Im Herbst 2014 erfolgte schließlich der lang herbeigesehnte Baustart. rndorf bei Kapfenberg ist eine kleine 340 Seelen-Gemeinde in der Hochsteiermark. Durch den Ort fließt die Laming, deren slawischer Name so viel bedeutet wie „die Schnelle“ oder „die Reißende“. Diese namensgebende Eigenschaft machte sie dadurch für die Wasserkraftnutzung attraktiv. In Arndorf selbst befand sich auch eine Mühle, jedoch sind heute nicht mehr viele Informationen über sie vorhanden. Die ersten Eintragungen über ausgestellte Bescheide in Zusammenhang mit der „Arndorfermühle“ reichen bis in das Jahr 1852 zurück. „Die Bescheide selbst konnten wir jedoch nicht mehr ausfindig machen, also war nicht viel über die Mühle in Erfahrung zu bringen“, so Karl Gapp, Geschäftsführer der E-Werk Rastal GmbH. 2008 wurde die Familie Gapp, die an der Laming bereits zwei Kraftwerke betreibt, auf die vergessene Arndorfermühle aufmerksam.

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RÜCKSCHLÄGE IN DER PLANUNGSPHASE Nach gründlicher Standortanalyse entschied sich die Kraftwerksfamilie Gapp, der Arndorfermühle wieder Leben einzuhauchen. Zusammen mit einem Planungsbüro entwarf man ein Konzept, welches die Umwandlung des ehemaligen Laufkraftwerks in ein modernes Ausleitungskraftwerk vorsah. Am Standort der Arndorfermühle soll dabei das Wasser gefasst und in eine 400 m lange Druckleitung geleitet werden. Flussabwärts der Laming, im Bereich einer weiteren Sohlstufe, würde das Krafthaus seinen Platz finden. Nach Abschluss der Planungen konnte sich die Familiengesellschaft, die E-Werk Rastal GmbH, sogleich rund 95 % der dafür nötigen Grundstücke sichern. Jedoch bei einem Grundstücksabschnitt, der für die Rohrverlegung äußerst wichtig war, legte sich der Eigentümer quer. „Leider wurde das letzte Grundstück noch

während der Planungsphase anderweitig verkauft, und eine Einigung mit dem neuen Eigentümer konnten wir nicht mehr erzielen“, sagt Karl Gapp. Das gesamte Konzept musste als Konsequenz daraus komplett verworfen werden. Das Projekt verlief danach für einige Zeit im Sande. ZWEIMALIGER KURSWECHSEL Einige Jahre später nahm die Familie Gapp aber das Projekt erneut in Angriff. Mit einem radikalen Kurswechsel sollte es doch noch realisiert werden können. Die Idee „Ausleitungskraftwerk“ wurde komplett verworfen und durch ein Revitalisierungsvorhaben ersetzt. Ein modernes Laufkraftwerk am alten Standort sollte es nun werden. Doch wieder musste die Familie Gapp einen herben Rückschlag einstecken – die Kalkulation ergab eine zu hohe Kostenintensität. „Wir hätten hierfür das alte Mühlengebäude Oktober 2015

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Eine horizontale Rechenreinigungsmaschine der Firma S.K.M. hält den 9 m langen Horizontal-Rechen sauber. Das Geschwemmsel wird über ein Spülschütz, ebenfalls S.K.M ins von der Firma S.K.M, insUnterwasser Unterwasserbefördert. befördert.

von den Stadtwerken Kapfenberg komplett kaufen und sanieren müssen, und das obwohl wir nur einen Bruchteil des Gebäudes für den Kraftwerksbetrieb benötigt hätten. Selbst bei Rückvermietung der übrigen Gebäudefläche zu Lagerzwecken, hätte sich das Projekt nicht gerechnet“, so Gapp. Wieder musste ein Kurswechsel eingeschlagen werden – wollte man an dem Standort festhalten. Der Durchbruch in der Planung gelang schließlich in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Mach & Partner ZT GmbH. Die steirischen Planer aus Gratwein-Straßengel hatten in der Vergangenheit bereits im Auftrag der Familie Gapp ein Kraftwerk ähnlichen Typs an der Laming realisiert. Diese Anlage sollte nun als Vorbild für das Projekt in Arndorf fungieren. Bei der Endplanung und der Bauausführung setzte man auf die Kompetenz der in Gleisdorf ansässi-

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gen InterTechno Engineering GmbH. Anstatt das linksufrige Krafthaus unterhalb des Wehres zu sanieren, war nun der Bau eines neuen Krafthauses am rechten Ufer, direkt neben der Wehranlage, vorgesehen. Die große Herausforderung hierbei stellten die sehr beengten Platzverhältnisse dar. KOMPAKTES KONZEPT ÜBERZEUGT Nur wenige Meter Platz zwischen der Laming und dem angrenzenden Grundstück eines Pferdeguts standen für den Bau des Krafthauses zur Verfügung. Ein kompakter Kubus in Betonguss, unter Ausnützung des vertikalen Raumes, sollte genügend Platz für die Unterbringung der Kraftwerkstechnik bieten. Beim Maschinensatz setzte man ebenfalls auf eine kompakte Kaplan-Turbine mit direkt gekoppeltem Generator. Der zu diesem Zwecke ideale vertikalachsige Maschinensatz stammt aus dem Hause

WATEC-Hydro und besitzt eine Anschlussleistung von 188,2 kW. Direkt angeschlossen ist ein Synchron-Permanentgenerator mit einer Leistung von 200 kVA. Bei einer Fallhöhe von 6,3 m wird der Maschinensatz mit maximal 3 m3/s durchflossen. RECHTSSEITIGE HANGSICHERUNG Die anschließenden Bauarbeiten am Krafthaus verliefen fast ohne Probleme. Lediglich bei der rechtsseitigen Baugrubensicherung offenbarte sich Unerwartetes:“ Anstatt der erwarteten standfesten Konglomeratschichten kamen nur mehrere lose Sand/Kies Horizonte zum Vorschein“, so DI Christian Rucker, Projektleiter von InterTechno Engineering. Da man erst in tieferen Bereichen auf die besagten Konglomerate traf, musste nahezu der gesamte rechtsseitige Bereich der Krafthausbaugrube mittels Verankerungen und Spritzbeton gesichert werden.


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Im Vertical-Slot-Fischpass kommen Schlitzeinsätze aus Lärchenholz zum Einsatz.

KLAPPENWEHR UND HORIZONTALE RRM Beim Wehrbereich setzte man auf ein System mit Wehrklappe, Horizontal-Rechen und dazugehöriger horizontaler Rechenreinigungsmaschine (RRM) aus dem Hause S.K.M. Die hydraulisch betriebene Wehrklappe verfügt über eine Dimension von 7,5 m x 3,2 m. Zwischen Krafthaus und Wehrklappe wurde eine weitere Klappe, die als Spülschütz für die horizontale RRM dient, installiert. Diese hat die Aufgabe, das Geschwemmsel in das Unterwasser weiterzugeben. Die Reinigung des Rechens erfolgt dabei pegelgesteuert mittels hydraulischem Antrieb und

Auch wegen der beengten Platzverhältnisse setzte Familie Gapp auf eine vertikalachsige Maschinengruppe aus dem Hause WATEC Hydro.

Zahnleiste. Mit einer Putzarmlänge von 2,9 m und einer Rechenputzbreite von rund 1,5 m hält die S.K.M. - RRM den darunterliegenden Horizontalrechen auf einer Länge von insgesamt 9 m zuverlässig sauber.

nicht nur dieses Querbauwerk können die Gewässerlebewesen ab sofort wieder überwinden, durch den Neubau des KW Arndorfermühle wurden in der näheren Umgebung zwei weitere Sohlschwellen entfernt.

FISCHAUFSTIEG MIT HOLZEINLAGE Um auch der EU-Wasserrahmenrichtlinie gerecht zu werden, wurde ein Fischaufstieg in der Vertical-Slot-Bauweise angelegt. Die Dimensionen des Aufstiegsbauwerks, ausgelegt auf die Leitfischart, einer 40 cm langen Bachforelle, erlaubte die Verwendung von Schlitzeinsätzen aus Lärchenholz. Dotiert wird der Fischaufstieg mit 180 l/s. Doch

VORERST LETZTES PROJEKT Familie Gapp bewies Durchhaltevermögen und wurde dafür belohnt. Mit einer Jahresarbeit von 935.000 kW/h, soll sich das Kraftwerk in spätestens 25 Jahren rechnen. Geht es nach Karl Gapp, so ist das Kraftwerk Arndorfermühle jetzt das letzte Projekt, das die Kraftwerksfamilie realisiert hat – zumindest vorerst jedenfalls.

Technische Daten Turbine:

Typ: Kaplan

Fabrikat: WATEC Hydro

Durchfluss: 3 m3/s

Nettofallhöhe: 6,3 m

Leistung: 188,2 kW

Generator:

Typ: Synchron-Permanent

Fabrikat: VUES

Leistung: 200 kVA

Drehzahl: 375 Upm

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Foto: zek

Romeo Hutter von der EnAlpin AG und Martin Furrer von der Gemeinde Eisten freuen sich über die erfolgreiche Fertigstellung und Inbetriebnahme des Gemeinschaftskraftwerks Siwibach.

ÖKOSTROMPRODUKTION UNTER HOCHDRUCK IM SCHWEIZER WALLIS Beim Kraftwerk Siwibach im Schweizer Kanton Wallis wird seit der Inbetriebnahme im November 2014 unter Hochdruck saubere Energie erzeugt. „Hochdruck“ ist dabei wörtlich zu verstehen: Die mit zwei baugleichen Pelton-Turbinen von ANDRITZ HYDRO ausgestattete Anlage nutzt eine Bruttofallhöhe von 843 m. Damit erzeugt man bei einer Ausbauwassermenge von 150 l/s jährlich rund 4,5 GWh Ökostrom. Sämtliche Bauteile der Anlage – von der Turbine bis hin zu den einzelnen Rohrstücken der Druckrohrleitung - wurden wegen der unzugänglichen hochalpinen Lage durch Helikopterflüge an Ort und Stelle gebracht.

WASSERFASSUNG AUF ÜBER 2000 M Das Wasser des Siwibachs wird auf 2.395 m durch ein Tirolerwehr gefasst und anschlie-

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Die Verlegung der duktilen Druckrohrleitung erfolgte fast durchgehend in alpinem Steilgelände.

Foto: EnAlpin

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n der Errichtung sowie dem Betrieb der KW Siwibach AG beteiligten sich zu 85 % die Gemeinde Eisten sowie zu 15 % der Walliser Energieversorger EnAlpin AG. Die ersten Planungen des Hochdruckkraftwerks wurden durch die EnAlpin AG bereits im Jahr 2010 erstellt, als die Gemeinde Eisten die Konzession für die hydroenergetische Nutzung des Siwibachs freigab. 2013 wurde im April durch die zuständigen Behörden die Baubewilligung erteilt, worauf man im September desselben Jahres noch mit der Errichtung der Druckrohrleitung beginnen konnte. Aufgrund des mit fahrbaren Geräten unzugänglichen Geländes war bei sämtlichen Bauabschnitten der Einsatz von Helikoptern zum Transport von Mensch und Material unverzichtbar.

ßend dem Entsander zugeführt. Das von Sedimenten getrennte Ausbauwasser fließt nun weiter in ein Regulierbecken, welches einerseits die Funktion besitzt Wasserschwankungen auszugleichen und andererseits das Ansaugen von Luft verhindert. Das Regulierbecken markiert zudem gleichzeitig den Anfangspunkt der insgesamt 2.730 m langen Druckrohrleitung. „Nach erfolgter KEV-Zusage für die Anlage, konnte noch im Herbst 2013 mit der Verlegung der Druckrohrleitung (DRL) begonnen werden. Dank günstiger Wetterbedingungen und dem Fleiß der Monteure konnten wir innerhalb von zwei Monaten mehr als zwei Kilometer der DRL fertigstellen. Wegen des Wintereinbruchs Mitte Oktober war aus Sicherheitsgründen zu dem Zeitpunkt aber Baustopp“, erklärt EnAlpin AG Projektleiter Romeo Hutter. Nach dem erzwungenen Baustopp konnten im Frühjahr 2014 nach der Schneeschmelze die Arbeiten fortgesetzt werden. Die offi-


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Foto: EnAlpin

Das Wasser des Siwibachs wird in knapp 2.400 m Seehöhe mittels Tirolerwehr gefasst. In einem Entsanderbauwerk können sich die Sedimente des Gebirgsbaches vom Triebwasser lösen

KRAFTWERKSLEITUNG IM STEILGELÄNDE Die DRL des Kraftwerks wurde auf ihrer gesamten Länge in duktilen Gussrohren des Schweizer Rohrspezialisten TMH Hagenbucher erstellt und verläuft fast durchgängig durch hochalpines Steilgelände. Im oberen Abschnitt wurde die Kraftwerksleitung auf einer Länge von 1.000 m in DN 400 verlegt. Der mittlere Abschnitt der Rohrtrasse weist auf einer Länge von 800 m einen Durchmesser von DN 300 und verjüngt sich beim Schlussstück auf einer Länge von 930 m auf DN 250. Die Rohrverbindungen werden bei den TMH-Gussrohren durch ein anwenderfreundliches Steckmuffensystem hergestellt. „Mitverlegt mit der DRL wurden zudem Lichtwellenleitungen, die eine störungsfreie Kommunikation zwischen den elektrotechnischen Bauteilen an Krafthaus und Wasserfassung ermöglichen. Noch vor dem Winter-

Technische Daten Maschinensatz:

Turbine: 2 x Pelton 2-düsig

Fabrikat: Andritz Hydro

Durchfluss: je 75 l/s

Bruttofallhöhe: 843 m

Leistung: je 1,1 MW

Generator: Hitzinger Synchron

Jahresarbeit: 4,5 GWh

einbruch konnte auch noch die rund 600 m lange 16 kV-Leitung talabwärts zum Energieabtransport fertiggestellt werden“, führt Projektleiter Hutter aus. KRAFTHAUS MIT HELIPORT Die Kraftwerkszentrale des KW Siwibach befindet sich auf 1.552 m Höhe und ist nur zu Fuß durch einen rund 40-minütigen Fußmarsch über einen steilen Waldweg erreichbar. Um die tonnenschwere Turbine und den Generator anliefern zu können, wurde vor dem Krafthaus ein eigener Helikopterlandeplatz geschaffen. Das Herzstück des Krafthauses bilden zwei baugleiche 2-düsige Pelton-Turbinen des Herstellers Andritz Hydro und wurden von Grund auf in der Schweizer Filiale in Jonschwil konstruiert und gefertigt. Als Stromwandler dienen zwei horizontal gekoppelte Hitzinger-Synchrongeneratoren mit einer Spannung von 400 V. Auch bei der Anlagensteuerung sowie der elektrotechnischen Ausrüstung setzten die Anlagenbetreiber auf die jahrelange Erfahrung von

PROJEKT ZAHLT SICH AUS Während mit der Errichtung des Kraftwerk Siwibach rund 1.000 eidgenössische Haushalte jährlich ihren Strombedarf decken können, macht sich die Anlage auch für die Grundstückseigentümer entlang der Rohrtrasse bezahlt. Diesen wurde durch eine eigens errichtete Abzweigung der DRL eine Entnahmestelle zu Bewässerungszwecken und zur Landschaftspflege bereitgestellt. In Summe wurde rund 7,5 Mio. SFR in die Umsetzung des Projekts investiert.

Das Krafthaus befindet sich auf 1.552 m Seehöhe und ist nur durch einen 40-minütigen Fußmarsch durch einen steilen Waldweg erreichbar. Um die tonnenschwere Kraftwerksausrüstung anliefern zu können, wurde ein Heliport am Krafthaus geschaffen.

Foto: EnAlpin

zielle Inbetriebnahme des KW Siwibach feierte man nach etwas mehr als einem Jahr Bauzeit am 21. November 2014.

Andritz Hydro. Bei einer Bruttofallhöhe von 843 m und einer Durchflussmenge von jeweils 75 l/s kommen die Maschinensätze gemeinsam auf eine Ausbauleistung von rund 1,1 MW. Etwa 4,5 GWh sauberer Strom werden mit dieser elektromechanischen Ausrüstung im Regeljahr am Kraftwerk Siwibach produziert. Die speziell für derartige Hochdruckverhältnisse angefertigten Pelton-Laufräder werden durch jeweils 2 Düsen hydraulisch angesteuert. Weil das Triebwasser durch den enormen Höhenunterschied mit mehr als 300 km/h auf die Laufradbecher trifft, wurden diese in Design und Ausführung durch eine hohe Anzahl an kleineren Pelton-Bechern entlang der Laufradperipherie an die herrschenden Hochdruckbedingungen angepasst. „Generell wurde bei der Auswahl der Maschine Wert auf massive Bauweise gelegt. Zudem lassen sich die Maschinen beim jahreszeitlich bedingten wechselnden Wasserdargebot durch die beiden Düsen besser steuern beziehungsweise auch noch im unteren Betriebsband weiterfahren. Im vergangenen Winter hatten wir mit 18,5 l/s nur etwas mehr als 10 % der maximalen Ausbauwassermenge von 150 l/s zur Verfügung und konnten trotzdem noch am Netz bleiben“, erklärt Romeo Hutter.

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Die TU-Graz war heuer bereits zum vierten Mal Gastgeber der Praktikerkonferenz. In diesem Jahr fand sie unter dem Motto „Wasserkraft, Turbinen & Systeme“ am 15. und 16 September statt und lockte zahlreiche Teilnehmer in die steirische Landeshauptstadt.

PRAKTIKERKONFERENZ 2015 AN DER TU GRAZ „Wasserkraft, Turbinen & Systeme“ - unter diesem Motto fand am 15. und 16. September die Praktikerkonferenz 2015 an der Technischen Universität (TU) Graz statt. Die bereits zum vierten Mal in der steirischen Landeshauptstadt abgehaltene Veranstaltung stellte ein ideales Forum zum Austausch unter Fachleuten aus sämtlichen Bereichen der Wasserkraft dar. Veranstalter Prof. Helmut Jaberg, seines Zeichens Vorstand des Instituts für hydraulische Strömungsmaschine (HFM) an der TU Graz zeigte sich höchst erfreut über eine Vielzahl zufriedener Besucher und Referenten.

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Das Motto der diesjährigen Praktikerkonferenz –„Wasserkraft, Turbinen und Systeme“ - leitet sich indirekt vom flächenmäßigen Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen ab. Die Schwankungen bei der Energieerzeugung durch Wind und Sonne stellen enorme Anforderungen an Turbinen und Systeme im Wasserkraftbereich dar. „Zum einen weil die erforderliche Reaktionszeit sehr kurz, die Feinjustierung der Regelenergie sehr genau und die Schalthäufigkeit der Kraftwerke sehr hoch werden wird, beziehungsweise teilweise schon ist. Bei diesen Themen will die Praktikerkonferenz ein Forum zum Austausch zwischen Betreibern, Herstellern und der Forschung sein. Eine Plattform von Praktikern für Praktiker. Sowohl für das Schlüsselelement Turbine, aber auch für das Gesamtsystem mit Stellorganen, Triebwasserweg und Wasserschlossdimensionierung“,

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Veranstalter Prof. Helmut Jaberg erfreute sich an dem großen Zuspruch zur Veranstaltung.

schreibt Veranstalter Prof. Helmut Jaberg in der Veranstaltungsleitung. BREITES THEMENFELD Dementsprechend breitgefächert waren auch die Inhalte der jeweils 45-minütigen Vorträge der Fachreferenten. Im Eröffnungsvortrag etwa referierte der Geschäftsführer der Verbund Hydro Power Wien, Dr. Karl Heinz Gruber, über Entwicklungen in der Wasserkraft als Baustein der Stromwende. Gefolgt von Dipl.-Ing. Helmut Mennel, MBA, Vorstandsmit-glied der VIW und VKW, der einen Ausblick auf die Zukunft von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken gab. Technisch spezifischer wurde es beim Vortrag von Dr. Klaus Kuhn, seines Zeichens Leiter der Technik bei Andritz Hydro Ravensburg. Dieser stellte das Konstruktionskonzept, die aufwändige Montage und die Betriebserfahrungen


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Das Fachpublikum nützte die Praktikerkonferenz um sich mit Branchenkollegen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

einer 4-stufigen Pumpturbine mit 140 MW am Umwälzkraftwerk Tierfehd in der Schweiz vor. Noch am selben Tag referierte DI (FH) Thomas Gaal von der AXPO Power AG Baden über das Konzept von hydraulischen Kurzschlüssen anhand der Kraftwerksbeispiele Mattmark und Linth-Limmern. Dabei wurde gezeigt, wie Turbinen und Pumpen innerhalb eines Systems durch vergleichsweis geringe Investitionen zu einer gemeinsamen optimierten Arbeitsweise gelangen und dadurch die Effizienz der Anlagen gesteigert

werden konnte. In Summe wurden an beiden Tagen 16 Fachvorträge gehalten, zu deren Abschluss die rund 140 Teilnehmer jeweils ihre spezifischen Fragen und Eindrücke direkt an die Vortragenden richten konnten. Auch das kulinarische Angebot der Steiermark sollte am Ende des ersten Konferenztages bei Speis und Trank gewürdigt werden. Die Veranstalter luden dazu in eine typisch steirische Buschenschank unweit von Graz, wo die Teilnehmer den Abend in gemütlicher Atmosphäre ausklingen ließen.

An zwei Tagen wurde den rund 140 Teilnehmern ein Programm von 16 Fachvorträgen geboten.

ZUFRIEDENE GÄSTE – ZUFRIEDENER VERANSTALTER Auf die bei der Mittagspause des zweiten Konferenztages gestellte Frage, wie zufrieden Veranstalter Prof. Helmut Jaberg mit dem Verlauf der Praktikerkonferenz ist, antwortet dieser: „Ich bin dann glücklich, wenn auch die Teilnehmer mit der Veranstaltung zufrieden sind. Und bisher habe ich durch die Bank nur positive Rückmeldungen von Besuchern und Vortragenden erhalten. Stolz bin ich auch auf unsere exzellente Referentenliste. Dabei handelt es sich durchwegs um hochrangige Experten, die in Industrie und Forschung viel bewegen und bei uns direkt aus ihrer wertvollen Praxis-erfahrung berichten.“ Prof. Jaberg zeigte sich zudem erfreut, dass in Person von Thomas Gaal ein Vortragender der Praktikerkonferenz gleichzeitig als aktueller Student den Universitätlehrgangs „Master of Engineering-Wasserkraft“ absolviert. Dieser seit 2014 am HFM-Institut angebotene Fernlehrgang richtet sich an all jene Personen mit entsprechender Vorbildung, die bereits über mehrjährige Praxis in der Wasserkraft verfügen und ihr Wissen fachspezifisch vertiefen möchten. Eine Menge Wissen und Erfahrungsaustausch wurde auch den Teilnehmern der heurigen Praktikerkonferenz geboten. Beste Voraussetzungen also, dass die meisten Besucher auch bei der nächsten Konferenz 2017 wieder nach Graz kommen werden. Die dreiköpfige Delegation der Firma EFG: Werner Goldberger, Matthias Viertler und Gero Pretis (v.l.)

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Robert Gruber und Franz Baksa: zwei Unternehmer, die sich der Kleinwasserkraft verschrieben haben. Gemeinsam mit zwei Partnern haben sie nun eine Anlage im Weißpriachtal realisiert.

LUNGAUER QUARTETT INVESTIERT IN SAUBERE KLEINWASSERKRAFT Die Nutzung heimischer Ressourcen zum Zwecke der Energiegewinnung – das haben sich vier findige Unternehmer aus dem Salzburger Lungau auf ihre Fahnen geschrieben. Gemeinsam haben sie unlängst unter großem persönlichen Einsatz ein innovatives Kleinwasserkraftwerk in der UNESCO Biosphärenpark-Gemeinde Weißpriach realisiert. Die Anlage, die auf knapp 300 kW Leistung ausgelegt ist, wird im Jahr rund 1.000 Megawattstunden sauberen Strom liefern – und einen wichtigen Beitrag zum „grünen Image“ des idyllischen Lungauer Seitentals liefern. Überdies darf das Kleinkraftwerk aufgrund der zugunsten des Lärmschutzes realisierten Lösungen durchaus als „Musteranlage“ bezeichnet werden. aum ein anderer Bezirk in Österreich, in dem Eigenständigkeit und Selbstversorgung historisch bedingt eine derart bedeutende Rolle zugekommen ist wie im Salzburger Lungau. Gerade was die Elektrifizierung angeht, war man über Jahrzehnte auf die Initiativen von Einzelnen angewiesen. Eine flächendeckende Stromversorgung wurde erst nach 1946 verwirklicht, als die Stromautobahn über den Radstädter Tauern auch den südlichsten, stark ländlich geprägten Teil des Salzburger Innergebirges erreichte. Vor diesem entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass hier auch heute noch Kooperationsgeist und die Besinnung auf bodenständige Werte und Ressourcen lebendig und geachtet sind.

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SCHÜTZENSWERTES NATUR-IDYLL Gelebt werden diese Werte von jungen Unternehmern wie Robert Gruber und Franz Baksa, die schon seit einigen Jahren in erneuerbare Energien in ihrem Heimatbezirk investieren. Zuletzt hatten sie vor drei Jahren die beiden Kleinwasserkraftwerke Müllnerbauer und Dorfergraben in Zederhaus – einer weiteren der 15 Lungauer Gemeinden – in die Tat umgesetzt. Für ihren letzten „Coup“ schlossen sich die beiden mit zwei anderen lokalen Unternehmern zusammen, um ein weiteres Kleinwasserkraftwerk zu errichten – und zwar im malerischen Weißpriach-Tal. Aufgrund seiner relativen Abgeschiedenheit hatte das idyllische Tal mit der kleinen, auf mehrere Fraktionen aufgeteilten Gemeinde

bei Wanderern und Naturliebhabern bis vor wenigen Jahren noch den Status eines Geheimtipps. Heute ist es mittlerweile auch über die Salzburger und Steirer Grenzen hinaus als Natur-, Wander- und Fischer-Eldorado bekannt. Das Tal liegt auf 1.100 m Seehöhe südlich des Hauptkamms der Schladminger Alpen. Es ist geprägt von dichten Wäldern, seinen Almen und den markanten Bergseen. Entwässert wird das Tal durch die Longa – ein Begriff, der aus dem Slawischen stammt und so viel heißt wie „die Gekrümmte“. Gerade Fliegenfischer schnalzen bei ihrer Erwähnung mit der Zunge. Aufgrund des reichen Naturlebensraums zählt Weißpriach heute zu den schützenswerten UNESCO-Biosphärenpark-Gemeinden.


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GANGLINIE OHNE HISTORIE Zwei Punkte gab es jedoch, die den Planern von Dienesch - Laner Prax einiges an Kopfzerbrechen bereiteten. Zum einen die sehr knapp bemessene Zeit von der Projektidee bis zur von den Bauherrn gewünschten Umsetzung, sowie das Fehlen einer auf langjährigen Messungen beruhenden Wasserganglinie des Brandgrabenbachs. „Natürlich gab es von Seiten der einheimischen Bevölkerung subjektive Einschätzungen des Schüttungsvermögens. Doch diese konnten wir nicht als Planungsgrundlage heranziehen. Wir haben dann zügig mit eigenen Wassermessungen begonnen. Aber erst in Zusammenarbeit mit dem hydrographischen Dienst des Landes Salzburgs ist es schließlich gelungen, eine Dauerlinie für das Gewässer zu entwickeln, auf deren Basis eine sichere und funktionelle Auslegung für die Nutz- und Restwassermengen erfolgen konnte“, so Peter Santner. Im Frühsommer 2014 wurde – nach Vorliegen der erforderlichen Genehmigungen – mit dem Bau der Anlage begonnen. Die Baumeister- und die Rohrverlegungsarbeiten konnten noch im selben Jahr abgeschlossen werden, während die Installations- und E-TechnikArbeiten erst in diesem Jahr realisiert wurden. Seit Frühling dieses Jahres ist das neue Kleinkraftwerk im Probebetrieb.

Verlegung der Druckrohrleitung aus duktilem Guss.

Tirolerwehr angelegt, dem ein Sandfang, das Schiebergebäude mit Feinrechen und Rechenreiniger angeschlossen sind. Aufgrund der Geschiebeträchtigkeit und der Gefahr von Vermurungen wurde die Fassung derart kompakt geplant, dass sie als „murfähig“ einzustufen ist. 265 m beträgt die Bruttofallhöhe, die das Triebwasser – maximal 135 l/s – bis zum Maschinenhaus überwindet. Darin ist eine 4-düsige Peltonturbine mit einer Leistung von 270 kW installiert, die einen Synchrongenerator von Hitzinger antreibt. Der Grund, warum sich die Betreiber für eine Turbine des Südtiroler Wasserkraftspezialisten entschieden hatten, ist einfach erklärt. Im 2013 errichteten Kraftwerk Dorfergraben hatte man ebenfalls auf eine Turbine von Troyer gesetzt – und damit bislang beste Erfahrungen gemacht. GUSSROHRE IM FELSGELÄNDE Beste Erfahrungen hatten die Wasserkraftbetreiber zuvor auch schon mit den duktilen Gussrohrsystemen des Tiroler Traditionsherstellers

Foto: Peter Santner d/l/p

FASSUNG VOR MUREN GESCHÜTZT Beim neuen Kleinwasserkraftwerk Brandgrabenbach handelt es sich um eine moderne, wenngleich durchaus klassisch konzipierte Hochdruck-Anlage. Die Wasserfassung wurde auf etwa 1.350 m Seehöhe als

Foto: Peter Santner d/l/p

BACH MIT MASSIVEN QUERBAUWERKEN 2012 fassten die vier Lungauer die Idee ins Auge, an einem LongaZubringer in der Fraktion Hinterweißpriach – dem Brandgrabenbach – eine neue Ökostromanlage zu errichten. Durchaus ein Projekt, das Stolpersteine auf dem Weg zur möglichen Umsetzung in sich bergen könnte. Nicht zuletzt ob der Tatsache, dass der Naturraum zu den hoch schützenswerten im Land zählt. Das Quartett beschloss, sich an einen etablierten Wasserkraft-Planer zu wenden, mit dem man gemeinsam in den „Projektmarathon“ gehen wollte. „Ganz wichtig war natürlich der Umstand, dass der Brandgrabenbach seit vielen Jahren durch Quer- und Sicherungsbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung geprägt ist. Ein ‚sehr guter Zustand’ war somit nicht gegeben. Damit waren aus naturschutzrechtlicher Hinsicht bereits gute Vorzeichen gegeben“, erklärt der zuständige Projektplaner DI Peter Santner vom Planungsbüro Dienesch - Laner - Prax ZiviltechnikerGmbH. „Ein weiterer positiver Aspekt war der Umstand, dass der Großteil des Trassenareals einem der vier Betreiber gehört, was aufwändige und manchmal auch teure Verhandlungen mit Trassenanrai-nern obsolet machte.“

Die fertig gestellte Wasserfassung des kleinen Hochdruck-Kraftwerks.

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Der Maschinensatz, bestehend aus einer zweidüsigen Peltonturbine aus dem Hause Troyer sowie einem Synchrongenerator von Hitzinger, sorgt im Jahr für eine durchschnittliche Erzeugung von etwa 1,05 GW.

LÄRMSCHUTZ FÜR DIE ANRAINER Seit Frühling dieses Jahres läuft das Kleinkraftwerk rund um die Uhr. Im Regeljahr wird die Anlage rund 1,05 GWh sauberen Strom aus der Kraft des Brandgrabenbachs erzeugen. Das Krafthaus, das mit seiner Lärchenoptik bestens an die Naturlandschaft des Weißpriachtals angepasst wurde, weist aufgrund seiner Nähe zu einigen Wohnhäusern zudem noch eine Besonderheit auf: Es wurde besonders geräuscharm ausgeführt. Zu diesem Zweck wurden eine auf 43dB ausgelegte Lärmschutztüre eingebaut, der Generator mit Wasserkühlung versehen und im Auslaufbereich Dichtlappen angebracht. Mit diesen Maßnahmen wurde der Vorbildcharakter des

Foto: zek

TRM gemacht, die eine auf Jahrzehnte hinaus sichere Triebwasserführung von der Entnahme zur Energieumwandlung im Maschinenhaus gewährleisten. Auf einer Trassenlänge von 1062 m kamen nun Rohre mit einem Durchmesser von DN300 und einer Druckstufe von PN40 zum Einsatz. „Für dieses Projekt eigneten sich die duktilen Gussrohre von TRM besonders gut, da die Verlegung großteils in steilem und felsigem Gelände erfolgte. Die Rohre konnten mit dem vor Ort gegatterten Material gebettet werden, sodass wir kein Bettungsmaterial in die schwer zugänglichen Bereiche liefern mussten. Das erspart nicht nur das Bettungsmaterial, sondern überdies Zeit und Geld. Zudem erwiesen sich die Verbindungselemente im Handling als ausgezeichnet“, erklärt Peter Santner. Prioritäres Ziel der Verlegung war ein möglichst gestreckter Verlauf der Leitung. Aufgrund der schwierigen Topographie kamen dennoch 11 Rohrbögen zum Einsatz. Auch Betonwiderlager zur Aufnahme der Längskräfte wurden installiert. Für ein Höchstmaß an Betriebssicherheit sorgt die längskraftschlüssige VRS-T®/BLS®-Verbindungen, wodurch die Rohrleitung nun auch höchsten außergewöhnlichen Belastungen, wie etwa einem Hangrutsch, standhalten kann.

neuen Ökostromerzeugers in dem Lungauer Seitental abgerundet. Die vier Betreiber können sich über ein Kleinkraftwerk freuen, das den südlichsten Bezirk des Bundeslandes Salzburg einen Schritt näher zur Energieunabhängigkeit bringt.

Technische Daten

Ausbauwassermenge: 135 l/s Turbine: 2-düsige Peltonturbine Ausbauleistung: 270 kW Generator: Synchrongenerator Nennleistung: 360 kVA Druckrohrleitung: duktiler Guss Durchmesser: DN300 Regelarbeitsvermögen: 1,05 GWh

Fallhöhenetto: 249 m Fabrikat: Troyer AG Drehzahl: 1.000 Upm Fabrikat: Hitzinger Nennstrom: 519 A Fabrikat: TRM Länge: 1.062 km


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Unweit der Stadt Salzburg gelegen befindet sich das Kraftwerk Pomwenger, dessen Stromertrag zum Betrieb des gleichnamigen Sägewerks dient. Im Zuge der Vorschreibungen durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie wurde das Kraftwerk nun von Grund auf neu errichtet.

NEUES KRAFTWERK POMWENGER LIEFERT STROM FÜR SÄGEWERK Unweit der „Mozartstadt“ Salzburg gelegen befindet sich das Kraftwerk Pomwenger, dessen Stromertrag zum Betrieb des gleichnamigen Sägewerks verwendet wird. Weil man wegen einer Vorschreibung der EU-Wasserrahmenrichtlinie am alten Standort mehrere massiv unwirtschaftliche Maßnahmen durchführen hätte müssen, entschieden sich die Betreiber für einen kompletten Neubau. Das von der Jank GmbH vom Maschinensatz über den Stahlwasserbau bis hin zur Leittechnik ausgerüstete Kraftwerk verfügt über eine doppelt regulierte Kaplan-Turbine, mit der sich im Regeljahr rund 500.000 kWh Strom erzeugen lassen.

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ereits in der vierten Generation führt die Familie Pomwenger ihr Sägewerk in der Gemeinde Hallwang. Bei der 1880 als „Tiefenbachmühle“ errichteten Anlage wurde noch bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Maschinenbetrieb durch hölzerne Wasserräder umgesetzt. 1957 schließlich ersetzte man die Holzräder durch eine Francis-Turbine, mit der man das energetische Potential des Gewässers „Fischach“ viel effektiver ausnutzen konnte. Bei einer Ausbauwassermenge von 2,6 m3/s erzielte die mit einem Riemenantrieb versehene Turbine eine Leistung von rund 56 kW. Hätte man 2012 aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht die Auflage erhalten, am Kraftwerksstandort bis 2015 eine Fischaufstiegshilfe zu errichten und rund 1.300 l/s Restwasser abzugeben,

wäre die Francis-Turbine heute noch immer im Einsatz. VOR VOLLENDETE TATSACHEN GESTELLT „Anfänglich haben wir versucht, den Anlagenbetrieb mit der geforderten Restwassermenge aufrecht zu erhalten. Weil wir den durch das Wasserkraftwerk erzeugten Strom aber für den Sägewerksbetrieb verwenden, wäre ein wirtschaftlicher Betrieb beim schwankenden Wasserdargebot der Fischach auf Dauer nicht möglich gewesen“, erklärt Geschäftsführer Jakob Pomwenger und führt weiter aus: „Doppelt ärgerlich war zudem die Tatsache, dass wir vor wenigen Jahren bei der alten Turbine noch eine kostspielige Revitalisierung am Getriebe durchgeführt haben.“ Nachdem die Sägewerksbetreiber wegen der Auflagen zum Handeln

gezwungen waren, nutzte man noch im selben Jahr die vom Land Salzburg angebotene Wasserkraftberatung. Dabei trat man in Kontakt mit Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Helmut Mader von der Universität für Bodenkultur in Wien, der für das Land Salzburg in Wasserkraftfragen zuständig ist. Nach einer Beschau der Gegebenheiten durch den Wasserkraftexperten vor Ort und einer Durchrechnung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten entschieden die Pomwengers sich zu einem kompletten Neubau ihres Wasserkraftwerks. Dabei gab man den alten Werkskanal auf und errichtete das neue Kraftwerk rund 150 m bachaufwärts direkt an der Fischach. Während die alte Anlage noch als Ausleitungskraftwerk funktionierte, wurde das neue KW Pomwenger nun als Laufwasserkraftwerk Oktober 2015

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Foto: Pomwenger

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Nach zweijähriger Vorlaufphase konnten die Bauarbeiten im September 2014 gestartet werden. Mit der Firma Jank fand man den richtigen Partner für dieses Projekt.

konzipiert. Die Einreichplanung wurde dabei von Dr. Helmut Mader durchgeführt. Mit diesem neuen Anlagenkonzept konnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, erklärt Jakob Pomwenger: „Mit der neuen Anlage als Laufwasserkraftwerk steht uns mit 5 m3/s fast die doppelte Wassermenge zur Verfügung. Außerdem entnehmen wird das Wasser nun direkt an der Wehranlage und leiten es nach der Verwertung in das früher trocken liegende Flussbett ein. Zudem müssen wir durch die als Vertical-Slot-Fischpass angelegte Fischaufstiegshilfe nur mehr 180 l/s Restwasser abgeben.“ DEN RICHTIGEN PARTNER GEFUNDEN Nachdem man sich für den Neubau entschieden hatte, begann der für Anlagenbetreiber obligate Behördenmarathon – laut Jakob Pomwenger der aufwändigste Teil des

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GÜNSTIGER BAUVERLAUF Im September 2014 schließlich konnten die Bauarbeiten mit der Erteilung der letzten behördlichen Genehmigung nach rund zwei Jahren Vorlaufzeit starten. Die Fertigstellung konnte dank der optimalen Vorplanung sowie eines günstigen Bauverlaufs schon ein knappes halbes Jahr später im März 2015 gefeiert werden. Den ersten Schritt stellte die Unterwassereintiefung mit schwerem Gerät dar, durch die man eine leichte Erhöhung der Bruttofallhöhe erreichte. Sobald die Erd- und Betonbauarbeiten abgeschlossen waren, konnten auch schon die Stahlwasserbaukomponenten geliefert und montiert werden. Eine Besonderheit hierbei: Von der alten Wehranlage wurde der 5,7 m breite und 4,1 m hohe Einlaufschütz wieder verwendet. Die restlichen Komponenten wie etwa der Grundschütz mit aufgesetzter Stauklappe, der Dotierschütz sowie die komplette Rechenreinigungsanlage inklusive Schutzrechen, wurden von Grund auf neu konzipiert. Wegen des enormen Gewichts werden sämtliche Stahlwasserbauteile mit hydraulischem Antrieb bewegt. Der mit insgesamt 60 Rechenstäben mit einer Stärke von jeweils 8 mm ausgestattete Horizontalrechen ist 8 m breit, 1,6 m hoch und besitzt eine Stablichte von 20 mm. Gereinigt wird der Schutzrechen von einer vollautomatischen Rechenreinigungsanlage, die durch einen auf der Maschine platzierten mitfahrenden elektrohydraulischem Antrieb bewegt wird.

Neben der neuen doppelt-regulierten Kaplan-Turbine samt aufgesetzem Generator, lieferte das Familienunternehmen aus Jeging auch eine moderne horizontale Rechenreinigungsmaschine, samt dazugehöriger Stahlwasserbau-Komponenten.

Jakob und Albert Pomwenger setzten mit der Jank GmbH auf einen Komplettanbieter in Sachen Wasserkraft (v.l.n.r)

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Kraftwerkneubaus. Zudem begab man sich auf die Suche nach Herstellern, die die neue Anlage mit der geeigneten maschinellen Ausrüstung versehen sollten. Dabei stieß man auf die Jank GmbH aus dem oberösterreichischen Jeging, einem ebenfalls bereits in der vierten Generation geführten Familienbetrieb. Das Innviertler Unternehmen fungiert dabei als Komplettanbieter, sowohl Planung als auch der Bau von Wasserkraftwerken kommen bei der Jank GmbH aus einer Hand. Die gesamte technische Ausrüstung – von den Turbinen über den Stahlwasserbau bis hin zur Elektrotechnik – wird im Werk in Jeging entwickelt, konstruiert, gefertigt und vom eigenen Fachpersonal montiert. Dieses Konzept überzeugte auch die Sägewerksund Kraftwerksbetreiber, die während des Projekts von DI. Siegfried Jank, seines Zeichens technischer Leiter des Maschinen-

baus der Jank GmbH, in sämtlichen Belangen umfassend betreut wurden.


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Auch die elektrotechnische Ausrüstung und Steuerung stammt aus dem Hause Jank.

KAPLAN-TURBINE MIT OPTIMALER LEISTUNG „Ausschlaggebend für den Zuschlag zur maschinellen Ausrüstung des KW Pomwenger waren zudem die hervorragenden Leistungsdaten der Jank-Turbine, die auch bei geringem Durchfluss noch einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad garantiert“, sagt Jakob Pomwenger. Für die neue Anlage kommt eine doppelt-regulierte Kaplan-Turbine zum Einsatz, die bei einer Bruttofallhöhe von rund 2,2 m und einer Durchflussmenge von 5 m3/s eine Engpassleistung von 93 kW erreicht. Vertikal auf der Turbine sitzt der direkt gekoppelte Synchrongenerator des Herstellers Krebs & Aulich. Der Stromwandler verfügt über eine Spannung von 400 V und dreht ebenso wie die Turbine mit exakt 176,47 U/min. Im Regeljahr soll das Maschinengespann rund

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Im Vertical-Slot-Fischpass von MABA herrscht bereits reger Verkehr.

500.000 kWh Ökostrom zum Betrieb des Sägewerks erzeugen. Die elektrotechnische Ausrüstung der Neuanlage sorgt für einen automatisierten Betrieb und wurde ebenfalls von der Firma Jank geliefert und installiert. Durch die intelligente Steuerung JaPPOS (Jank Power Plant Operating System) haben die Kraftwerksbetreiber jederzeit sämtliche Anlagenparameter im Blick und können gegebenenfalls nötige Anpassungen unkompliziert vornehmen. STARK FREQUENTIERTER VERTICAL-SLOT-FISCHPASS Komplettiert wird das neue Laufkraftwerk der Salzburger Sägewerksbetreiber durch seine Fischwanderhilfe. Dabei setzte man auf einen Vertical-Slot-Fishpass der Firma MABA Fertigteilindustrie GmbH aus Wiener Neustadt. Dieses System wurde

ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit Dr. Helmut Mader entwickelt und hat sich seit seiner Einführung an dutzenden Kraftwerksstandorten bewährt. Durch seine patentierte Fertigteilbauweise lassen sich die einzelnen Schlitzelemente aus Beton schnell und unkompliziert versetzen. Die Größe der einzelnen Becken wird dabei schon bei der Planung an das jeweilige Fischarten-Leitbild angepasst. Laut den Kraftwerksbetreibern wird der Fischpass von den Gewässerlebewesen sehr gut angenommen, besonders in den Abend- und Morgenstunden tummeln sich beim Ein- und Ausstieg zahlreiche Flusskrebse und Fische. Sobald auch an den übrigen Stellen der Fischach die Durchgängigkeit wieder hergestellt ist, soll ein Monitoring Aufschluss darüber geben, wie viele Bachbewohner den neuen Fischaufstieg genau nutzen.

Technische Daten Turbine:

Typ: Kaplan Fabrikat: Jank Durchfluss: 5 m3/s Bruttofallhöhe: 2,2 m Leistung: 93 kW

Generator:

Typ: Synchron-Permanentmagnet Fabrikat: Krebs & Aulich Leistung: 100 kW Drehzahl: 176,47 Upm

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Das Triebasser wird an einem massiven Querbauwerk mit Tiroler Wehr gefasst.

KRAFTWERKSNEUBAU IM STEIRISCHEN ÖKOSTROMBEZIRK MACHT SICH BEZAHLT Mit einer Anzahl von über 50 Kleinwasserkraftwerken hat sich der in der Obersteiermark gelegene Bezirk Murau die Bezeichnung „Ökostrombezirk“ wahrlich verdient. Mit dem kompletten Neubau des Kraftwerks Schöder 2 erhöht sich die Energieproduktion der vom lokalen EVU Elektrowerk Schöder GmbH betriebenen Anlage um rund zwei Drittel. Dafür sorgt eine brandneue 6-düsige Pelton-Turbine des Herstellers Andritz Hydro, die bei einer Ausbauleistung von fast 2 MW jährlich rund 8,7 GWh nachhaltig erzeugte Energie produziert.

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abgeschlossen. Für die Planungen des neuen Kraftwerks engagierte man das Grazer Ingenieurbüro Dr. Krauß ZT GmbH sowie Dipl.Ing. Peter Johannes Neumann aus Hausmannstätten, der das Projekt durchgängig kompetent und zuverlässig betreute. DRUCKROHRLEITUNG IN ANSPRUCHSVOLLEM TERRAIN Aufgrund des schwierigen Geländes entlang der Trassenführung entschied sich der An-

lagenbetreiber, die neue DRL in massiven Gussrohren DN 900 auszuführen. Geliefert wurden die Rohre vom Tiroler Gussrohrspezialisten TRM. „Weil das Gelände im Bereich der Rohrtrasse durch Naturgewalten durchgängig von Überschwemmungen betroffen sein kann, wurde die DRL zum Teil in schubund zugsicherer Ausführung hergestellt“, erklärt Betriebsleiter Ing. Josef Bischof, der auch für die anderen beiden Wasserkraftanlagen der Elektrowerk Schöder GmbH 2014 wurde das Kraftwerk Schöder II vollständig erneuert.

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bwohl das alte KW Schöder 2 erst 1978 in Betrieb in Betrieb genommen worden war, machte die an mehreren Stellen undichte Druckrohrleitung aus Eternit einen kompletten Neubau des Kraftabstiegs unumgänglich. Auch die ursprüngliche verwendete Francis-Turbine stellte sich im Laufe der Jahre als die nicht-optimale Maschinenvariante für den Standort heraus. Weil die löchrige Triebwasserleitung in der Vergangenheit auch schon zu einer großflächigen Überschwemmung geführt hatte, forcierte man beim EVU Elektrowerk Schöder GmbH eine Kompletterneuerung der Anlage. Das erste An-suchen zum Neubau reichte man bei den zu-ständigen Behörden bereits 2008 ein. Bis allerdings die Bauarbeiten starten konnten, in deren Verlauf man Krafthaus, Wasserfassung und Druckrohrleitung (DRL) völlig neu errichtete, sollten noch sechs Jahre vergehen. Im Frühjahr 2014 war es schließlich soweit und die Bagger konnten anrollen. Die Bauzeit sollte schließlich rund 8 Monate in Anspruch nehmen. Zum ersten Mal angedreht wurde sogar noch im Dezember 2014, und im heurigen Frühling waren auch die Rekultivierungsmaßnahmen an der Baustelle


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Die 6-düsige Peltonturbine aus dem Hause ANDRITZ HYDRO überzeugt auch durch ihre Wartungsfreundlichkeit.

zuständig ist. Bei einer Bruttofallhöhe von 175,5 m erreicht die DRL dabei eine Gesamtlänge von 3.456 m. Die Wasserfassung wurde zwar an der ursprünglichen Stelle belassen, ansonsten blieb am Querbauwerk am Katschbach aber kein Stein auf dem anderen. Man betraute die TEERAG-ASDAG AG mit der Ausführung des gesamten Betonbaus inklusive Entsanderbecken und der Gestaltung der naturnah errichteten Fischaufstiegshilfe in Form eines Beckenpasses. Für die stahlwasserbauliche Ausrüstung wurde die steirische Firma S.K.M. aus Kammern beauftragt. Diese lieferte und montierte fachgerecht die Spül-, Einlauf-, Dotations- und Kontrollschütze, das Tirolerwehr mit Grobrechen sowie die horizontale Rechenreinigungsmaschine und den dazugehörigen Feinreichen. Sämtliche Bauteile werden hydraulisch geregelt und sind in die intelligente Kraftwerkssteuerung integriert. „Die Restwassermenge, welche rund ein Drittel der gesamten Ausbauwassermenge ausmacht, wird durch Pegelsensoren dynamisch geregelt und automatisiert über den Fischaufstieg abgegeben“, führt Josef Bischof aus, der sich mit der finalen Ausführung der Anlage sehr zufrieden zeigt. 6-DÜSIGES KRAFTPAKET Im Krafthaus des KW Schöder 2 setzt man auf eine technisch hochwertige Lösung in Form einer 6-düsigen vertikalachsigen PeltonTurbine des Herstellers Andritz Hydro. Bei einem Schluckvermögen von 1,4 m3/s kommt der Maschinensatz auf eine Ausbauleistung von 1.970 kW, wodurch sich im Regeljahr rund 8,7 Mio. kWh nachhaltig erzeugte Energie produzieren lassen. Gekoppelt ist die Turbine mit einem Hitzinger-Synchrongenerator, der direkt auf der Turbine aufsitzt, mit 750 U/min dreht und über eine Nennscheinleistung von 2.400 kVA verfügt.

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Mithilfe der sechs Düsen lässt sich das stark schwankende Wasserdargebot im Katschbach optimal abarbeiten.

Mit den 6 elektrisch angesteuerten Düsen kommt der Maschinensatz optimal mit dem stark schwankenden Wasserdargebot des Katschbachs zurecht. Die Turbine garantiert sowohl im Volllast- als auch im Niederlastbereich einen hohen Wirkungsgrad und bleibt auch bei einer Wassermenge von unter 10 % noch zuverlässig am Netz. Neben einer robusten Bauweise überzeugt die freistehende Maschine zudem durch ihr wartungsfreundliches Design, bei der sämtliche Komponen-ten leicht zugänglich sind. E-TECHNIK AUS EINER HAND Für die elektrotechnische Ausrüstung des Kraftwerks Schöder 2 setzte man auf das Know-how von Siemens. Diese stellten mit der intelligenten Anlagensteuerung und Visualisierung, Mittelspannungsanlage, Transformatoren bis hin zur Brandschutzanlage die komplette Leittechnik des Kraftwerks zur Verfügung. Zudem wurde die Unterliegeranlage KW Schöder 1, die im Jahr 2007 in Betrieb ging und über eine fast idente maschinelle Ausrüstung verfügt, mittels Lichtwellenleiter in die Kraftwerkssteuerung der Neuanlage integriert.

Technische Daten

Ausbauwassermenge: 1,4 m3/s

Fallhöhe: 162,3 m

Turbine: Peltonturbine

Düsen-Anzahl: 6

Fabrikat: ANDRITZ HYDRO

Nennleistung: 1.970 kW

Generator: Synchrongenerator

Fabrikat: Hitzinger

Leistung 2.400 kVA

Nennspannung: 690/398 V

Nennstrom: 2.008 A

Frequenz: 50 Hz

Drehzahl: 750 Upm

Überdrehzahl: 1.350 Upm

cos phi: 0,9

Erregerspannung: 67,4 V

Druckrohrleitung: Material: duktiler Guss

Fabrikat: TRM

Druckrohrleitung Länge: 3.456 m

Rohrgröße Ø: DN900 mm

Rechenreinigung: Horizontal-RRM (S.K.M.)

Stahlwasserbau: (S.K.M.)

Regelarbeitsvermögen: 8,7 GWh

Dipl.-Ing. Peter Neumann Ingenieurbüro f. Kulturtechnik u. Wasserwirtschaft Schönbergweg 4 I A- 8071 Hausmannstätten Tel +43 664 2307380 oder +43 3135 47460 e-mail: p.j.neumann@a1.net

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Das Triebasser wird an einem massiven Querbauwerk mit Tiroler Wehr gefasst.

KRAFTWERKSNEUBAU IM STEIRISCHEN ÖKOSTROMBEZIRK MACHT SICH BEZAHLT Mit einer Anzahl von über 50 Kleinwasserkraftwerken hat sich der in der Obersteiermark gelegene Bezirk Murau die Bezeichnung „Ökostrombezirk“ wahrlich verdient. Mit dem kompletten Neubau des Kraftwerks Schöder 2 erhöht sich die Energieproduktion der vom lokalen EVU Elektrowerk Schöder GmbH betriebenen Anlage um rund ein Drittel. Dafür sorgt eine brandneue 6-düsige Pelton-Turbine des Herstellers Andritz Hydro, die bei einer Ausbauleistung von fast 2 MW jährlich rund 8,7 GWh nachhaltig erzeugte Energie produziert.

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schlossen. Für die Planungen des neuen Kraftwerks engagierte man das Grazer Ingenieurbüro Dr. Krauß ZT GmbH sowie Dipl.Ing. Peter Johannes Neumann aus Hausmannstätten, der das Projekt durchgängig kompetent und zuverlässig betreute. DRUCKROHRLEITUNG IN ANSPRUCHSVOLLEM TERRAIN Aufgrund des schwierigen Geländes entlang der Trassenführung entschied sich der An-

lagenbetreiber, die neue DRL in massiven Gussrohren DN 900 auszuführen. Geliefert wurden die Rohre vom Tiroler Gussrohrspezialisten TRM. „Weil das Gelände im Bereich der Rohrtrasse durch Naturgewalten durchgängig von Überschwemmungen betroffen sein kann, wurde die DRL zum Teil in schubund zugsicherer Ausführung hergestellt“, erklärt Betriebsleiter Ing. Josef Bischof, der auch für die anderen beiden Wasserkraftanlagen der Elektrowerk Schöder GmbH 2014 wurde das Kraftwerk Schöder II vollständig erneuert.

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bwohl das alte KW Schöder 2 erst 1978 in Betrieb genommen worden war, machte die an mehreren Stellen undichte Druckrohrleitung aus Eternit einen kompletten Neubau des Kraftabstiegs unumgänglich. Auch die ursprüngliche verwendete Francis-Turbine stellte sich im Laufe der Jahre als die sub-optimale Maschinenvariante für den Standort heraus. Weil die löchrige Triebwasserleitung in der Vergangenheit auch schon zu einer großflächigen Überschwemmung geführt hatte, forcierte man beim EVU Elektrowerk Schöder GmbH eine Kompletterneuerung der Anlage. Das erste Ansuchen zum Neubau reichte man bei den zuständigen Behörden bereits 2008 ein. Bis allerdings die Bauarbeiten starten konnten, in deren Verlauf man Krafthaus, Wasserfassung und Druckrohrleitung (DRL) völlig neu errichtete, sollten noch sechs Jahre vergehen. Im Frühjahr 2014 war es schließlich soweit und die Bagger konnten anrollen. Die Bauzeit sollte schließlich rund 8 Monate in Anspruch nehmen. Zum ersten Mal angedreht wurde sogar noch im Dezember 2014, und im heurigen Frühling waren auch die Rekultivierungsmaßnahmen an der Baustelle abge-


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Die 6-düsige Peltonturbine aus dem Hause ANDRITZ HYDRO überzeugt auch durch ihre Wartungsfreundlichkeit.

zuständig ist. Bei einer Bruttofallhöhe von 175,5 m erreicht die DRL dabei eine Gesamtlänge von 3.456 m. Die Wasserfassung wurde zwar an der ursprünglichen Stelle belassen, ansonsten blieb am Querbauwerk am Katschbach aber kein Stein auf dem anderen. Man betraute die TEERAG-ASDAG AG mit der Ausführung des gesamten Betonbaus inklusive Entsanderbecken und der Gestaltung der naturnah errichteten Fischaufstiegshilfe in Form eines Beckenpasses. Für die stahlwasserbauliche Ausrüstung wurde die steirische Firma S.K.M. aus Kammern beauftragt. Diese lieferte und montierte fachgerecht die Spül-, Einlauf-, Dotations- und Kontrollschütze, das Tirolerwehr mit Grobrechen sowie die horizontale Rechenreinigungsmaschine und den dazugehörigen Feinreichen. Sämtliche Bauteile werden hydraulisch geregelt und sind in die intelligente Kraftwerkssteuerung integriert. „Die Restwassermenge, welche rund ein Drittel der gesamten Ausbauwassermenge ausmacht, wird durch Pegelsensoren dynamisch geregelt und automatisiert über den Fischaufstieg abgegeben“, führt Josef Bischof aus, der sich mit der finalen Ausführung der Anlage sehr zufrieden zeigt. 6-DÜSIGES KRAFTPAKET Im Krafthaus des KW Schöder 2 setzt man auf eine technisch hochwertige Lösung in Form einer 6-düsigen vertikalachsigen PeltonTurbine des Herstellers Andritz Hydro. Bei einem Schluckvermögen von 1,4 m3/s kommt der Maschinensatz auf eine Ausbauleistung von 1.970 kW, wodurch sich im Regeljahr rund 8,7 Mio. kWh nachhaltig erzeugte Energie produzieren lassen. Gekoppelt ist die Turbine mit einem Hitzinger-Synchrongenerator, der direkt auf der Turbine aufsitzt, mit 750 U/min dreht und über eine Nennscheinleistung von 2.400 kVA verfügt.

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Mithilfe der sechs Düsen lässt sich das stark schwankende Wasserdargebot im Katschbach optimal abarbeiten.

Mit den 6 elektrisch angesteuerten Düsen kommt der Maschinensatz optimal mit dem stark schwankenden Wasserdargebot des Katschbachs zurecht. Die Turbine garantiert sowohl im Volllast- als auch im Niederlastbereich einen hohen Wirkungsgrad und bleibt auch bei einer Wassermenge von unter 10 % noch zuverlässig am Netz. Neben einer robusten Bauweise überzeugt die freistehende Maschine zudem durch ihr wartungsfreundliches Design, bei der sämtliche Komponen-ten leicht zugänglich sind. E-TECHNIK AUS EINER HAND Für die elektrotechnische Ausrüstung des Kraftwerks Schöder 2 setzte man auf das Know-how von Siemens. Diese stellten mit der intelligenten Anlagensteuerung und Visualisierung, Mittelspannungsanlage, Transformatoren bis hin zur Brandschutzanlage die komplette Leittechnik des Kraftwerks zur Verfügung. Zudem wurde die Unterliegeranlage KW Schöder 1, die im Jahr 2007 in Betrieb ging und über eine fast idente maschinelle Ausrüstung verfügt, mittels Lichtwellenleiter in die Kraftwerkssteuerung der Neuanlage integriert.

Technische Daten

Ausbauwassermenge: 1,4 m3/s

Fallhöhe: 162,3 m

Turbine: Peltonturbine

Düsen-Anzahl: 6

Fabrikat: ANDRITZ HYDRO

Nennleistung: 1.970 kW

Generator: Synchrongenerator

Fabrikat: Hitzinger

Leistung 2.400 kVA

Nennspannung: 690/398 V

Nennstrom: 2.008 A

Frequenz: 50 Hz

Drehzahl: 750 Upm

Überdrehzahl: 1.350 Upm

cos phi: 0,9

Erregerspannung: 67,4 V

Druckrohrleitung: Material: duktiler Guss

Fabrikat: TRM

Druckrohrleitung Länge: 3.456 m

Rohrgröße Ø: DN900 mm

Rechenreinigung: Horizontal-RRM (S.K.M.)

Stahlwasserbau: (S.K.M.)

Regelarbeitsvermögen: 8,7 GWh

Dipl.-Ing. Peter Neumann Ingenieurbüro f. Kulturtechnik u. Wasserwirtschaft Schönbergweg 4 I A- 8071 Hausmannstätten Tel +43 664 2307380 oder +43 3135 47460 e-mail: p.j.neumann@a1.net

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Die diesjährige Veranstaltung fand in einem Wahrzeichen der zweitgrößten Stadt Liechtensteins, Schaan, dem Veranstaltungszentrum SAL statt.

18. INTERNATIONALES ANWENDERFORUM - REGER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN Vom 24. bis zum 25. September dieses Jahres wurde das kleine Liechtenstein für zwei Tage zum Hot-Spot der alpinen Wasserkraftbranche. Der renommierte Konferenzveranstalter in Sachen Erneuerbare Energie, OTTI e.V., veranstaltete die 18. Auflage des Internationalen Anwenderforums Kleinwasserkraftwerke in der zweitgrößten Stadt des Fürstentums, in Schaan. Einmal mehr waren über 200 Teilnehmer der Einladung gefolgt, um den professionellen Rahmen für umfassenden Erfahrungsaustausch zu nutzen und um neue Kontakte zu knüpfen. Die Fachleitung unterstand in diesem Jahr Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Pelikan. rotz seiner bescheidenen Größe kann man das Fürstentum Liechtenstein durchaus als kleines „Schwergewicht“ in der Wasserkraft sehen. „Klein aber oho“, meinte dazu auch der fachliche Leiter der Veranstaltung Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Pelikan, der in seiner Eröffnungsrede darauf hinwies, dass auf einer Landesfläche von nur 160 km2 immerhin 13 Wasserkraftwerke betrieben werden. 9 davon sind Trinkwasserkraftwerke. Damit ist die Wasserkraftdichte doppelt so hoch als im „Wasserkraftland Österreich“. Natürlich haben die Liechtensteiner mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen, wenn es um Neubau, Modernisierung oder Sanierung geht. „Heikle Projekte belegen, dass es auch hier großes Fachwissen und noch mehr Erfahrung braucht, um die Forderungen nach technischer Qualität und wirtschaftlicher Stromerzeugung jenen des Umweltschutzes anzugleichen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln“, so Pelikan. Die Kleinwasserkraft befindet sich dieser Tage in einer kritischen Phase, in der es viele bren-

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nende Fragen zu erörtern gilt. Diese brennenden Fragen in einem lebendigen Forum zu behandeln und einen seriösen Meinungsaustausch anzuregen, wurde zum erklärten Ziel der Veranstaltung ausgerufen. Die 18. Auflage des Internationalen Anwenderforums Kleinwasserkraftwerke bot einmal mehr den idealen Rahmen dafür. TECHNISCHE INNOVATIONEN 213 Teilnehmer waren nach Schaan gekommen, darunter 42 Aussteller, die die Plattform der Tagung nutzen wollten. Im Rahmen von sechs Vortragsblöcken wurden die diesjährigen – wie immer aktuellen und zukunftsweisenden – Themen präsentiert und diskutiert. Nachdem Bernd Porzelius von OTTI e.V. Regensburg, Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Pelikan und Dr. Thomas Zwiefelhofer, der stellvertretende Regierungschef des Fürstentums, offiziell die Teilnehmer begrüßt hatten, ging es gleich in medias res. Den Auftakt im Block „Technik“ machte Peter Schenk von

der Schenk AG, der über eine Richtbohrung für eine Druckrohrleitung im UNESCOWeltkulturerbe-Ort Rivaz berichtete. Eine technisch sehr aufwändige, aber zugleich absolut zielführende Maßnahme, die erfolgreich durchgeführt werden konnte. Danach sprach DI Andreas Ringler von der Wasserbau Ringler GmbH über überflutbare Flusskraftwerke, wobei er sich speziell mit der Geschichte, aber auch mit der Technik und einigen Praxisbeispielen auseinandersetzte. Den Abschluss des ersten technischen Blocks bildete schließlich der Vortrag von DI Jessica Schmidt von der Universität Siegen. Sie präsentierte eine neuartige Turbinenform, das StEwaKorad, das gewisse Vorteile gegenüber einem unterschlächtigen Wasserrad bringt. Im Anschluss an das Technologieforum, in dem die ausstellenden Unternehmen die Möglichkeit hatten, ihre Produkte und Dienstleistungen kurz vorzustellen, war die diesjährige Pressekonferenz angesetzt. Rede und Antwort stand dabei der fachliche Gesamtleiter Prof. Dr. Bernhard Pelikan.


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Ein aufmerksames Auditorium

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Großer Saal im Veranstaltunszentrum SAL in Schaan.

SCHWIERIGE RAHMENBEDINGUNGEN IN DER SCHWEIZ Neben den häufig diskutierten Themen wie EU-Wasserrahmenrichtlinie, mangelnde Förderung der Wasserkraft oder die Bedeutung der Pumpspeicher-Kraftwerke stand diesmal auch die Situation der Schweizer Kleinwasserkraft im Mittelpunkt der Diskussion. Martin Bölli von ISKB / ADUR und Infostelle Kleinwasserkraft, erläuterte die Ergebnisse aus der jüngst stattgefundenen Abstimmung des Ständerats über die Rahmenbedingungen der Kleinwasserkraft in der Energiestrategie 2050. Aus Sicht der Schweizer Kleinwasserkraft ist zwar erfreulich, dass die Untergrenze bei der Förderung der Kleinwasserkraft wieder von 1‘000 kW auf 300 kW gesenkt wurde. Aber dafür wurde neu nun eine Obergrenze für Kraftwerke mit einer Leistung von mehr als 3 MW oder einer Jahresproduktion von mehr als 5 GWh eingeführt. Solche Anlagen haben keinen Anspruch mehr auf die Abnahme- und Vergütungspflicht. Bei der Kleinwasserkraft hat dies einschneidende Konsequenzen: Die Jahresproduktion von 5 GWh entspricht einer Leistung von ungefähr 750 kW. Mit dem Beschluss des Ständerates würden somit Kleinwasserkraftwerke mit einer Leistung zwischen 300 und 750 kW gefördert – alle anderen nicht. Aus Sicht des Interessenverbands Schweizer Kleinkraftwerk-Besitzer ISKB sind beide Grenzen willkürlich – und führen mit Sicherheit nicht zu verlässlichen und stabilen Investitionsbedingungen. Der ISKB hofft, dass in der Kommission des Nationalrates eine vernünftigere Lösung gefunden werden kann.

punkt den Themen Fischlifte und Fischschleusensysteme. DI Markus Hintermann von der Hydro-Solar AG stellte dabei den Fischlift Birs vor, DI Matthias Meyer jenen in Fuhren der Kraftwerke Oberhasli AG. Dr.-Ing. Frank Seidel von der KIT Uni Karlsruhe präsentierte danach die wasserbaulichen Untersuchungen zum Fischlift Baldeney, der in einer Sonderbauweise errichtet worden ist. Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages übernahm DI Bernhard Monai, aka der Wasserwirt, der das von seinem Unternehmen entwickelte Fischschleusensystem dem Auditorium näherbrachte. Damit war Tag 1 allerdings noch nicht vorbei. Wie traditionell üblich, konnten sich die Teilnehmer noch ein frisches Bier vom Fass genehmigen und in aller Ruhe die Fachausstellung besuchen. Seinen Ausklang fand der Abend schließlich im Landgasthof Mühle, in dem viele der Teilnehmer die Gelegenheit für ein gutes Abendessen und ein geselliges Miteinander mit den anderen „Wasserkraft-Bewegten“ nutzten.

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FISCHLIFTE IM BRENNPUNKT Der erste Teil des Nachmittagsprogramms stand ganz im Zeichen eines wichtigen, aber nicht allzu bekannten Themas in der Wasserkraft: Vibrationen und Messtechnik. Einerseits ging es dabei um elastische Entkopplungen von Wasserkraftwerken und effiziente Schutzmaßnahmen vor Körperschall, sowie anderseits um moderne Messverfahren. Nach der Kaffeepause widmete sich der Programmschwer-

EINE NIXE FÜR EINEN „WIEDERHOLUNGSTÄTER“ Nachdem Tag 1 mit einem Umweltthema geendet hatte, ging es am Morgen des zweiten Veranstaltungstages ebenfalls mit dem Thema Umwelt weiter. DI Tobias Rüesch von der Rüesch Engineering GmbH erläuterte moderne Schallschutzmaßnahmen in der neuen Zentrale der Traditionsanlage Stoffel in Mels. Einmal mehr gelang es Tobias Rüesch dabei, technische Fakten und wohlfeile Rhetorik zu verbinden, um sich zum zweiten Mal nach 2013 den Preis für den besten Vortrag zu sichern. Sein Vortrag wurde zum besten der diesjährigen Tagung gewählt. Im Anschluss an den ersten Vortrag stand das Thema „Fischdurchgängigkeit im Mittelpunkt“. DI Andreas Warnecke stellte ein System an der oberösterreichischen Ager vor, während DI Mattia Pergher von der SEL AG über das Thema „Nachrüstung von bestehenden Wasserkraftanlage mit Fischpässen und Fischschutzsystemen bei KonzessionsDI Markus Hintermann von der Hydro-Solar AG präsentierte den Fischlift in Birs.

Wie schon 2013 ging auch in diesem Jahr die „Nixe“ - die Auszeichnung für den besten Vortrag - an DI Tobias Rüesch.

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In Liechtenstein freute man sich über das rege Interesse an der Kleinwasserkraft: Prof. DI Dr. Bernhard Pelikan, Dr. Thomas Zwiefelhofer, der stellvertretende Regierungschef des Fürstentums, DI Gerald Marxer von den Liechtensteinischen Kraftwerken sowie Bernd Porzelius von OTTI e.V. Regensburg (v.l.).

erneuerung“ referierte. Den Abschluss des Blocks bildete der Vortrag über technische Neuerungen bei Wasserkraftschnecken in Kombination mit Fischaufstiegsschnecken durch DI Christian Habermann.

GUT GEBUCHTE EXKURSIONSZIELE Traditionsgemäß stellen Exkursionen zu sehenswerten Kraftwerken den Abschluss des Internationalen Anwenderforums dar. Das war auch bei der 18. Auflage in Schaan nicht anders. Während ein Teil das Kraftwerk Illspitz der Stadtwerke Feldkirch besuchen konnte, nutzte eine andere Gruppe die Möglichkeit, das Kraftwerk Samina in Liechtenstein zu besichtigen. Während es sich beim Kraftwerk Illspitz um ein hoch modernes Niederdruck-Laufkraftwerk an der Mündung des Ill in den Alpenrhein handelt, stellt das Kraftwerk Samina eine ebenfalls neu sanierte Pumpspeicher-Anlage dar, die eine installiert Turbinenleistung von 2 x 7,5 MW aufweist. Beide Besichtigungsziele erwiesen sich als hochkarätig. Die interessierten Teilnehmer kamen auch in diesem Jahr wieder voll auf ihre Rechnung – und werden wohl im nächsten Jahr wieder dabei sein, wenn das 19. Internationale Anwenderforum seine Pforten öffnen wird.

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KRAFTWERK STADTBRÜCKE IM GESPRÄCH Das weitere Vormittagsprogramm sollte sich danach wieder eher techniklastigen Punkten zuwenden. DI Matthias Hochschwarzer vom Ingenieurbüro Patscheider & Partner etwa erläuterte den Winterbetrieb alpiner Wasserfassungen, bevor DI Reinhard Hassinger von der Universität Kassel über neue Aspekte zur Einschätzung von Feinrechen sprach. Beson-

ders interessant auch der folgende Vortrag von Emanuel Kretz, der über die Optimierung eines neuen Rechenprofils durch numerische Strömungssimulation und anschließender praktischer Evaluierung sprach. Den letzten Themenblock bildeten praktische Beispiele und generelle Betrachtungen. Martin Bölli vom Interessenverband Schweizer Kleinkraftwerk-Besitzer zeigte auf, vor welchen Herausforderungen die Schweizer Kleinwasserkraft heute steht und welche Perspektiven sie immer noch hat. Im Anschluss daran wurde ein komplettes Kraftwerksprojekt vorgestellt. DI (FH) Mario Conrad von der Hydro-Solar AG präsentierte die Gesamt-

erneuerung der Wasserkraftanlage Stadtbrükke in Lichtensteig an der Thur. Ein höchst gelungenes Revitalisierungsprojekt. Die Ehre des Abschlussvortrags wurde DI ETH Gerald Marxer von den Liechtensteinischen Kraftwerken zuteil. Er befasste sich mit dem Thema Bedeutung und Wirtschaftlichkeit eines kleinen Pumpspeicherwerks für einen regionalen Versorger. Ein würdiger Abschluss für eine Tagung, die einmal mehr ihrem guten Ruf gerecht wurde.

Auch in diesem Jahr nutzten zahlreiche bekannte Branchenunternehmen das Internationale Anwenderforum, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.

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Das Kraftwerk Stubenberg am See ist das Gründungskraftwerk der FeistritzwerkeSteweag GmbH. Nach 110 Betriebsjahren wurde es nun in den Ruhestand geschickt. Das neue Kraftwerk Stubenberg soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen.

ROHRVERLEGUNG AM KRAFTWERK STUBENBERG AM SEE AUF DER ZIELGERADEN Das Kleinkraftwerk Stubenberg an der Feistritz blickt auf eine 110 jährige Geschichte zurück, und war bei seiner Entstehung für den Einzug der Elektrizität in der Region Gleisdorf verantwortlich. Für die Betreiberin, die Feistritzwerke-Steweag GmbH, ist Stubenberg zudem eine ganz besondere Anlage – es ist das Gründungskraftwerk des steirischen Energieversorgers. Mit dem Baustart des neuen Kleinkraftwerks Stubenberg im Herbst 2015 wurde die 1905 in Betrieb genommene Anlage nun in ihren verdienten Ruhestand geschickt – allerdings nur in produktionstechnischer Hinsicht. Aufgrund der historischen Bedeutung wurde das alte Krafthaus nämlich in ein Schaukraftwerk umgewandelt und für die Bevölkerung geöffnet. Direkt daneben laufen derzeit die letzten Arbeiten am neuen Kraftwerk auf Hochtouren. Die letzten Rohre werden verlegt, und die Maschinen auf ihren Betrieb vorbereitet. Läuft alles nach Plan, so soll Ende 2015 an der Feistritz bei Stubenberg am See wieder der Strom fließen. as Kleinwasserkraftwerk Stubenberg an der Feistritz liegt in der östlichen Steiermark nahe Graz und wurde im Jahre 1905 errichtet. Für die FeistritzwerkeSteweag GmbH, das damals noch den Namen „Feistritzwerke, Elektrizitätswerk der Gemeinde Gleisdorf“ trug, war das Ausleitungskraftwerk gleichzeitig auch das Gründungskraftwerk. In mehr als einem Jahrhundert brachte es die Anlage auf etwa 882.000 Betriebsstunden. Sie produzierte dabei ca. 550 Millionen kWh Strom. In den Anfangsjahren des Kraftwerks deckte die produzierte Strommenge noch den gesamten Strombedarf der Ortschaften Gleisdorf, Pischelsdorf, Stubenberg am See, Kaindorf, Pöllau und Winzendorf. Das war natürlich nur durch den geringen Stromverbrauch in der damaligen Zeit möglich. Dieser war sogar so gering, dass man Sonntagsnachmittag das Kraftwerk abstellen

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Das alte Krafthaus wurde in ein Schaukraftwerk umgewandelt. Hier können die Besucher die Technik von anno dazumal täglich betrachten.

musste. Zum Vergleich mit der heutigen Zeit: Zuletzt produzierte das Kraftwerk Stubenberg ca. 1,2 Prozent des benötigten Strombedarfs derselben Region. UMWANDLUNG IN SCHAUKRAFTWERK Nach 110 zuverlässigen Betriebsjahren wurde im März 2015 das alte Kraftwerk Stubenberg, mit dem Baustart der neuen Anlage, in den wohl verdienten Ruhestand geschickt. Damit die historische Bedeutung der Anlage aber nicht in Vergessenheit gerät, verwandelte man das alte Krafthaus in ein Schaukraftwerk. Besucher können dieses nun täglich besuchen und die historischen Maschinen, die alle noch aus den Jahren 1905 und 1925 stammen, betrachten. Mittels Schautafeln kann man sich außerdem näher mit der Geschichte des Wasserkraftwerks und dem Einzug der Elektrizität in Gleisdorf beschäftigen.


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Beim Neubau des Kraftwerks setzt man auf GFK-Druckrohre aus dem Hause HOBAS. Durchnummeriert werden die einzelnen Rohrstücke bis zur Baustelle geliefert.

NEUBAU DES KRAFTWERKS Direkt neben dem alten Kraftwerk, am Standort des ehemaligen Wärterhäuschens, entsteht zurzeit das neue Krafthaus. Der erhebliche Unterschied in den Dimensionen zwischen altem und neuem Gebäude zeigt auf, wie stark sich die Wasserkrafttechnologie im letzten Jahrhundert weiterentwikkelt hat. 2012 wurde von der Energie Steiermark Green Power GmbH mit der Einreichplanung für den Neubau des Kleinwasserkraftwerks begonnen. Im November 2014 erfolgten bereits der Baustart bei der Wasserfassung und die Verlegung der neuen Druckrohrleitung. Letztere wird nun komplett neu verlegt. Bei der alten Anlage wurde das Wasser mittels eines Stollen bis zu einem Wasserschloss oberhalb des Krafthauses geleitet. Von dort ging es über eine Druckrohrleitung weiter ins Krafthaus. Damals umging man so den engen Klammbereich. ROHRVERLEGUNG ENTLANG DER FEISTRITZ Die neue Druckrohrleitung verläuft nun genau durch diese Engstelle. Sie wird im bestehenden Fuß- und Radweg entlang der Feistritz neu verlegt. Startpunkt der insgesamt 1.740 m langen Rohrstrecke ist das linksufrige Einlaufbauwerk der Wasserfassung. Obwohl das Krafthaus ebenfalls linksufrig angelegt ist, muss die Rohrleitung aufgrund des engen Klammbereichs für rund 500 m auf das rechte Ufer ausweichen. Hierfür wurden zwei Bachquerungen vorgenommen. Diese Arbeiten, sowie die Verlegung der Druckrohrleitung, übernahm die Firma Hinteregger Bau. Im November 2014 begann man mit der Verlegung der Rohr-

leitung rund 100 m oberhalb des neuen Krafthauses. BETREIBER SETZT AUF GFK Beim Rohrsystem vertraute man auf hochwertige GFK Rohre der Firma HOBAS. Sie sind leicht zu transportieren, einfach zu verlegen und sehr flexibel in der Handhabung. Leichte Kurven können durch Abwinkeln in der Verbindungsmuffe, oder durch Schrägschnitte sehr einfach bewerkstelligt werden. Betreiber schwören zudem auf den besonders niedrigen Reibungskoeffizienten dank der sehr glatter Rohr-Innenflächen. Zusammen mit der hohen KorrosionsbeständigDas HOBAS System überzeugt die Betreiber durch einfaches Handling, Flexibilität und Langlebigkeit

keit, besitzen GFK-Druckrohre der Firma HOBAS daher eine sehr lange Lebensdauer von weit über 50 Jahren. Was das Rohrsystem noch attraktiv macht, ist die hohe Verlege-Leistung dank geringem Gewicht, durchnummerierter Anlieferung der einzelnen Rohrelemente und praktischen Steckmuffenverbindungen. Durch die relative Nähe des HOBAS Werkes kann zudem sehr schnell auf Änderungen reagiert werden. Für das Kraftwerk Stubenberg lieferten die Kärntner ihr Rohrsystem in der Dimensionen DN2000, der Druckstufe PN6 und einer Steifigkeit von 10.000 N/m2. Selbst bei hohen Lasten ist so die Stabilität und Zuverlässigkeit der Rohrleitung stets gewährleistet. Ein Vlies zwischen Rohrleitung und Überdeckung schützt diese zusätzlich vor Auftrieb und hält sie sicher im Erdreich. INBETRIEBNAHME ENDE DES JAHRES Läuft alles nach Plan, so sollen sämtliche Arbeiten an der Rohrstrecke im Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden können. Zeitgleich laufen die Arbeiten an der Wasserfassung und dem Krafthaus auf Hochtouren. Sollte es hierbei zu keiner Verzögerung kommen, so wird das neue Ausleitungskraftwerk Stubenberg noch in diesem Jahr ans Netz gehen. Zwei FrancisSpiralturbinen mit einer Anschlussleistung von 1.270 kW warten bereits im Krafthaus, um gemeinsam die maximale Ausbauwassermenge von 6,5 m3/s abarbeiten zu können. Bei einer Nettofallhöhe von 23,4 m erwarten sich die Betreiber dadurch ein Regelarbeitsvermögen von 6,75 GWh per anno. Oktober 2015

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EUROPAS WASSERKRAFT PRÄSENTIERT SICH IN SALZBURG Wenn am 26. November 2015 um 11.00 Uhr die RENEXPO® HYDRO zum siebten Mal eröffnet wird, ist die größte und umfassendste Fachmesse für gewässerverträgliche Wasserkraft bereits in vollem Gange. Mehr als 90 Aussteller aus acht EULändern sowie aus der Schweiz sind bereits jetzt schon angemeldet und werden ihre technische sowie ökologische Kompetenz zur umweltverträglichen Stromerzeugung präsentieren. Erwartet werden deutlich mehr als 100 Aussteller.

BEDEUTUNG DER PUMPSPEICHERUNG Bei der „7. Kleinwasserkraftkonferenz: Innovation und Wirtschaftlichkeit“ kommen am ersten Messetag Juristen und Techniker zu Wort, die Neuentwicklungen, besondere Problemlösungen und Rechtsfragen erläutern. Der öffentliche Energie-Talk im Anschluss an die Messe-Eröffnung am 26.11.2015 um 11.00 Uhr wird Lösungen zu den Herausforderungen der Energiewende ansprechen. Für die erneuerbaren Energien der Zukunft wird die Pumpspeicherung zur wichtigen Problemlösung. Die Pumpspeicherung kann einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit über das Leitungsnetz liefern, der im „1. Internationalen Kongress: Pumpspeicherkraftwerke“ am 26.11.2015 ausführlich erörtert wird. Das „3. Seminar: Mess-, Steuer-, Regel- und Sicherheitstechnik“ widmet sich ebenfalls am

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ersten Messetag einer optimalen Anlagenüberwachung und Datenfernübertragung. Am Nachmittag des ersten Messetages wird die seit 2009 bestehende österreichische Strombörse EXAA, eine Folge der Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes, vorgestellt und am 27.11. gibt es am Stand der EXAA die Möglichkeit am Börsen-Grünstrom-Testhandel mitzumachen. Ein heißer Tipp voller Spannung! Über die „EU Hydro Power Lobbying Strategy Conference & Workshop“ sollte auf Anregung des Messebeirates ein Verband oder eine Arbeitsgruppe während der Messe 2015 entstehen, um das Potential und die Anliegen der Wasserkraft europaweit und auf europäi-

scher Linie zu vertreten. Sich informieren und mitmachen, vom Kaufmann über die Technik bis zur Ökologie, ist dringend erwünscht. EXKURSION ZU SALZACH-KRAFTWERK Dass die innovative Wasserkraft inzwischen intensiv am Schutz der Gewässer in Umsetzung der Ziele des 2. Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes mitarbeitet, wird am zweiten Messetag, dem 27.11.2015, beim „3. Fachkongress: Gewässerverträglicher Wasserkraftausbau“ in einer Reihe von Vorträgen diskutiert. Die Exkursion zum modernen Kraftwerk Lehen zeigt ökologische Entwicklungen in der praktischen Umsetzung. Die Führung schließt mit einem Punsch am Kraftwerk. Foto: REECO

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as umfangreiche Kongressprogramm bietet bisher vom 26. - 28.11. 2015 mit elf Konferenzen und Seminaren, von der Kleinstwasserkraft bis zur Pumpspeicherung, eine noch nie erreichte Informationsdichte. Von der Technik über die Ökologie bis zur Wirtschaftlichkeit und zur Finanzierung spannt sich der Informationszyklus für den Besucher. Auch der Grüne Strom aus der Steckdose wird mehrfach auf der Messe angeboten und findet seine Direktkäufer und Verkäufer unter den Messebesuchern. Übrigens, jeder Wasserkraftwerksbesitzer, der die Messe besucht, ist auch potentieller Grünstromverkäufer am Strommarkt…

Intensive Vorbereitungsgespräche des Messebeirats in Salzburg


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Ende November wird die Salzach-Metropole Salzburg einmal mehr zum Mekka der Wasserkraft.

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Das „3. Seminar: Rohrsysteme für Wasserkraftanlagen“ am zweiten Messetag spricht richtige Dimensionierung, geringe Reibungsverluste und lange Funktionssicherheit von Triebwasserrohren an. „(M)ein Traum von (m)einem Wasserkraftwerk“ kann ebenfalls am 27.11.2015 ab 09.00 Uhr mit der Wasserwirtschaft des Landes Salzburg kostenlos diskutiert und beraten werden. Anschließend geht es zum Grünstrom-Handel. Angekündigt ist auch ein weiteres brisantes Thema, der „Western Balkans Investors Workshop & Matchmaking Event“, der am 27.11.2015 im Rahmen der RENEXPO HYDRO 2015 stattfindet. Ziel sollte eine realitätsnahe Beurteilung von Investitionen in Erneuerbare Energien in diesen Ländern sein. Oft vernachlässigt wurden die Kleinstwasserkraftwerke, die nunmehr als höchst innovative Anlagen eine zuverlässige Energieversorgung in netzfernen oder unterversorgten Gebieten ermöglichen. Am letzten Messetag, dem 28.11.2015 beginnt um 09.00 Uhr das „1. Seminar: Klein(st)wasserkraftwerke – große Wirkung“. Dass eine Steigerung der Lebensdauer und der Zuverlässigkeit eines Wasserkraftwerkes stark von der Wartung der Anlage abhängt, ist nicht neu. Erstmalig kann man zu dem Thema das

„1. Seminar: Inspektion, Wartung, Instandhaltung und Reparaturen“ am Vormittag des letzten Messetages, dem 28. 11. 2015, besuchen. SALZBURG IM ADVENT Zu dieser Fülle an Fachinformationen erwarten den Besucher auf der Messe vor allem die verschiedensten Turbinen, Wasserkraftschnekken und Wasserräder, RohrleitungsHersteller, Armaturen, Rechenanlagen, Fischwanderhilfen, Generatoren sowie hoch entwickelte Mess-, Regel und Steuerungstechnik

inklusive Durchflussmessung . Auch planende Ingenieure und Ökologen werden ihre Erfahrung zur Problemlösung vorstellen. Der Messebesuch im Salzburger Advent 2015 wird jedenfalls zum Erlebnis werden.

Kontakt und Information: REECO Austria GmbH Doina Vorosan Josef-Schwer-Gasse 9 / AT - 5020 Salzburg Tel: +43 (0) 662 8226 – 35 / Fax: +43 (0) 662 8226 – 47

presse@reeco.eu

www.renexpo-hydro.eu

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Das Modul TransformerTest wird zusammen mit dem OMICRON MPD 600 System für TE-Messungen und Analysen eingesetzt

OMICRON ERWEITERT SEIN ANGEBOT AN ELEKTROTECHNISCHEM ZUBEHÖR OMICRON ist ein weltweit tätiges Unternehmen, das innovative Prüf- und Diagnoselösungen für die elektrische Energieversorgung entwickelt und vertreibt. Der Einsatz von OMICRON-Produkten bietet höchste Zuverlässigkeit bei der Zustandsbeurteilung von primär- und sekundärtechnischen Betriebsmitteln. Umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Inbetriebnahme, Prüfung, Diagnose und Schulung runden das Leistungsangebot ab. Kunden in mehr als 140 Ländern profitieren von der Fähigkeit des Unternehmens, neueste Technologien in Produkte mit höchster Qualität umzusetzen. Service Center auf allen Kontinenten gewährleisten ein umfangreiches Wissen und eine erstklassige Unterstützung der Kunden. Mit der neuen abgleichenden Messbrücke MBB1 sowie dem Softwaremodul MPD TransformerTest für Werksabnahmeprüfungen von Leistungstransformatoren ergänzt OMICRON sein umfangreiches Sortiment an elektrotechnischem Zubehör.

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nfang September kündigt OMICRON das neue Softwaremodul MPD TransformerTest für Teilentladungsprüfungen (TE) von Leistungstransformatoren im Rahmen von Werksabnahmeprüfungen an. Dieses optionale Softwaremodul unterstützt Anwender bei Werksabnahmeprüfungen anhand einer detaillierten Anleitung für zuverlässige QIEC- und/oder RIV-TE-Messungen zur Beurteilung des Isolationszustands. Zusammen mit dem OMICRON MPD 600

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System für Messungen und Analysen von Teilentladungen (TE) sorgt es für schnelle, effiziente und zuverlässige TE-Prüfverfahren. SCHRITT-FÜR-SCHRITT-ANLEITUNGEN BEIM PRÜFAUFBAU UND DER MESSUNG Das Softwaremodul TransformerTest leitet den Anwender Schritt für Schritt durch den Aufbau, die Kalibrierung und die TEMessung mit einem oder mehreren MPDGeräten. Über das individuell anpassbare

Dashboard für Messungen werden die vom Anwender ausgewählten Daten angezeigt. Auch nach Abschluss der TE-Prüfung unterstützt das Modul die Anwender bei der Erstellung individueller Berichte mit Messdaten und Auswertungen. ABLÄUFE GEMÄSS GELTENDEN NORMEN Die vom Softwaremodul MPD TransformerTest angegebenen Prüfschritte basieren auf geltenden Normen und Testprofilen


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bezüglich Leistungstransformatoren, wie IEC 60076-3-Ed.3, IEC 60076-11, IEEE C57.12.90, IEEE C57.113-R2002 und IEEE C57.124-1991. Das Modul ermöglicht den Anwendern die frühzeitige Planung von Messabläufen basierend auf diesen geltenden Normen.

Die abgleichende Messbrücke MBB1

Foto: OMICRON

TE-MESSUNGEN IN STÖRUNGSREICHEN TESTUMGEBUNGEN In Kombination mit dem OMICRON MPD 600 Mess- und Analysesystem für Teilentladungen (TE) ermöglicht die MBB1 differenzielle TE-Messungen gemäß der Empfehlung in Norm IEC 60270. So werden zuverlässige TE-Messungen in störungsreichen Testumgebungen sichergestellt. RAUSCHUNTERDRÜCKUNG FÜR OPTIMALE ERGEBNISSE TE-Messungen sind ein wichtiges Instrument zur Beurteilung des Isolationszustands während der Entwicklung und dem Betrieb von Hochspannungsbetriebsmitteln. Für eine zuverlässige Messgenauigkeit müssen externe Störquellen minimiert werden. Dazu umfasst die MBB1 einen Stromkreis mit Brückenschaltung, der TE-Signale aus zwei Messimpedanzen überlagert und gewichtet. Störsignale werden so reduziert und die Rauschunterdrückung wird verbessert, so dass optimale Messergebnisse erzielt werden. EINFACHER AUFBAU UND UN-KOMPLIZIERTER BETRIEB Die MBB1 ist die einzige abgleichende Messbrücke mit Plug-andPlay-Betrieb. Messungen an Prüfobjekten, für die keine Entkoppelung vom Erdungszweig möglich ist, können auch auf Hochspannungspotential erfolgen. Automatische Einstellungen erlauben einen schnellen Aufbau für optimale Messverfah-ren. Neben der neuen abgleichenden Messbrücke MBB1 steht für das OMICRON MPD 600 System zur TEMessung und -Analyse für unterschiedliche TE-Prüfanwendungen eine Vielzahl von weiterem TEZubehör zur Verfügung. Oktober 2015

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Foto: zek

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Zukunftsfit mit modernster Steuerungstechnik

ELEKTROTECHNISCHE OPTIMIERUNGEN MACHEN KRAFTWERKE ZUKUNFTSFIT Keine andere Form der Erneuerbaren Energieträger hängt in ihrer wirtschaftlichen Darstellung von so vielen Parametern ab wie die Wasserkraft. Dabei ist längst nicht ausschließlich von natürlichen Einflussfaktoren wie etwa Wasserdargebot oder Hochwasser die Rede. Auch diverse andere Parameter, die sich etwa aus rechtlichen, ökologischen, historischen, oder hydraulischen Rahmenbedingungen ergeben, spielen eine zunehmend große Rolle. Ein modernes Kraftwerk muss heute in der Lage sein, diese Vielzahl an Parametern zu berücksichtigen und stets den Betrieb am energiewirtschaftlichen Optimum zu halten. Möglich macht dies eine zeitgemäße elektrotechnische und steuerungstechnische Ausrüstung. Für zahlreiche Kleinkraftwerke liegt gerade in diesem Bereich noch beachtliches Steigerungspotenzial, das es zu heben gilt.

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ehr als 10.000 kleine und mittlere Wasserkraftwerke in Österreich, der Schweiz, Süddeutschland und Südtirol leisten heute einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung. Viele davon sind mit moderner Maschinentechnik ausgerüstet, und viele sind auch in steuerungs- und leittechnischer Hinsicht auf dem neuesten Stand. Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor genug Anlagen, deren Potenzial gerade im Hinblick auf ihre steuerungstechnischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft ist. Das trifft vor allem auch auf Kraftwerke zu, die über Automationssysteme aus den Anfangsjahren der Automationstechnik verfügen. Relais- und Schütztechniken mit hohe Ansprech- und Abfallzeit, sowie der bekannten Geräuschentwicklung beim Schalten, schneiden schlecht ab im Vergleich zu modernen digitalen Steuersystemen. Sie sind heute auch immer

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seltener anzutreffen. Ein wesentlicher Grund ist, dass viele Bauteile nicht mehr am Markt erhältlich sind. Dies trifft aber auch auf digitale Automationssysteme zu, die vor 15 bis 20 Jahren installiert wurden. Für den Großteil davon sind gewisse Komponenten bereits zur Mangelware geworden. Wer einzelne Verschleißkomponenten nicht rechtzeitig auf Lager gelegt hat, ist inzwischen gezwungen auf Nachfolgersysteme umzusteigen. Zumeist geht dies aber nicht ohne tiefgreifenden Umbau der Leittechnik und zumeist auch einer Neuprogrammierung der Software vonstatten. ANGEPASST AN MARKTPREISE Gut geplant und umgesetzt, können die modernen Leit- und Steuerungstechniksysteme heute mit ihrer Vielzahl an neuen Features den Kraftwerksbetrieb auf ein neues

Niveau bringen und zudem ungenutztes Erzeugungspotenzial heben. Die Parameter, welche die Produktion eines Wasserkraftwerks beeinflussen, sind mannigfach. Es geht darum: Wie sieht es mit Niederschlag aus, wie mit dem Schmelzwasser, wie mit den Pegelständen an den Tages- oder Wochenspeichern? Geht es um die Wirtschaftlichkeit – heute wichtiger denn je – kommt die Frage nach aktuellen Marktpreisen hinzu. Zu welcher Zeit ist es am sinnvollsten, mit der Anlage Strom zu liefern? Modernste Steuerungen sind bereits heute in der Lage, die Kraftwerksproduktion an die energiewirtschaftlichen Erfordernisse und Gegebenheiten anzupassen und holen so das wirtschaftliche Optimum aus dem Kraftwerk. Natürlich gibt es auch andere Parameter, die in der Steuerung eines Kraftwerks eine wichtige Rolle spielen können: Hier kommen


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Grafik: zek

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Moderne Kraftwerke berücksichtigen zukünftige Wetterprognosen.

Aspekte wie Schleusenbetrieb, Schwall-Sunk-Thematik, der Betrieb von Ober- bzw. auch Unterlieger-Anlagen und selbstredend die ökologischen Vorgaben hinzu. Gerade die Dotierung von Organismenaufstiegshilfen, Restwasserabgaben, Lockströmpumpen und vieles mehr sind prioritär vom Betreiber zu behandeln – und müssen entsprechend in einem modernen Leitsystem hinterlegt sein. ALLE PARAMETER IM GRIFF Derzeit wird bereits an Leitsystemen getüftelt, die auch Wetterprognosen in ihre Optimierungsmodelle mit aufnehmen. Einerseits steht dabei im Vordergrund, mit wie viel Wasser in naher Zukunft geplant werden kann. Anderseits nehmen in diesen Überlegungen auch

die zu erwartenden Erzeugungsdaten von Wind- und Sonnenergie eine wichtige Rolle ein. Denn daraus lässt sich ableiten, wie viel Regelenergie zur Verfügung gestellt werden soll. Erste Simulationsmodelle, die auch den jeweiligen Strommarktpreis mitberücksichtigen, sind bereits in Entwicklung. Nur wer sämtliche Parameter im Blick und im Griff hat, kann seine Wasserkraftanlage am Optimum betreiben. Mittels moderner Steuerungs- und Leitsysteme und einer profunden Software kann das komplexe Zusammenspiel dieser Parameter so geregelt werden, dass das Kraftwerk ein Höchstmaß an wirtschaftlichem Betrieb erreicht. EINFACHE UND ÜBERSICHTLICHE BEDIENUNG Moderne SCADA-Systeme, wie sie heute von einigen Branchenspezialisten am Markt angeboten werden, bieten einige zusätzliche Vorteile. Gerade im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit oder auf den Umgang mit Störungsmeldungen hat sich sehr viel getan. Von früher waren es Betreiber gewohnt, dass für den Fall einer Störung ein Meldeprotokoll eingerichtet war. Dementsprechend mager fielen die entsprechenden Meldungen aus. Heute liefern moderne Systeme exakte Informationen, um welchen Fehler es sich handelt, wo er auftritt und welche Auswirkung er hat. Zudem bieten ausgeklügelte Systeme heute auch die Möglichkeit, gewisse Tendenzen und Trends abzulesen und vor schleichenden Prozesse mit negativen Folgen zu warnen. Optisch besonders eindrucksvoll zeigen sich die Vorzüge dieser Systeme in den übersichtlichen Visualisierungen, die für diverse Benutzeroberflächen angepasst werden. Ob Handy, Laptop oder Tablet: mit modernen SCADA-Systemen hat der Betreiber heute jederzeit und von jedem Ort aus sein Kraftwerk im Griff. Der Kraftwerksbetrieb im 21. Jahrhundert ist ohne digitaler Technik nicht mehr vorstellbar.

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Foto: VERBUND

Im Rahmen eines zweijährigen Modernisierungsprojektes wurde das Kraftwerk Weinzödl wieder auf den Letztstand der heutigen Wasserkrafttechnik gebracht.

MURKRAFTWERK WEINZÖDL GLÄNZT MIT NEUER ELEKTROTECHNISCHER AUSRÜSTUNG Zwei Jahre lang wurde das Grazer Murkraftwerk in Weinzödl umfassend modernisiert. Neue Turbinen und neue Generatoren wurden installiert, die Leittechnik zur Gänze erneuert. Dank der tiefgreifenden Modernisierung bringt das 30 Jahre alte Kraftwerk im Gemeindegebiet der steirischen Landeshauptstadt heute um 20 Prozent mehr Stromertrag. In Summe produziert die Anlage genug sauberen Strom, um rund 22.000 Haushalte zu versorgen. VERBUND als Betreiber investierte in die „Verjüngungskur“ des Kraftwerks mehr als 20 Millionen Euro.

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ach mehr als 30 Betriebsjahren war die Zeit für eine grundlegende Modernisierung des steirischen Murkraftwerks Weinzödl gekommen. Die Anlage sollte anstelle der alten, wartungsintensiven Straflo-Turbinen zwei moderne KaplanRohrturbinen erhalten. Hinzu sollten noch zwei leistungsoptimierte Synchrongeneratoren kommen, um die Anlage wieder betriebsfit für die nächsten Jahrzehnte zu machen. Doch damit nicht genug: Auch die Leittechnik wollte man auf neue Beine stellen und auf den modernsten Stand der Technik bringen. Der Auftrag dafür ging an den Branchenspezialisten Rittmeyer Wien, der sich bei vergleichbaren Referenzprojekten bereits einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet hat. MESSTECHNIK AUS EIGENEM HAUS Konkret wurde die Firma Rittmeyer mit der kompletten Demontage und Neu-Installation der elektrischen Ausrüstung von Wehranlage, der Leittechnik der beiden Maschinensätze M1 und M2, der Leittechnik für den Mühlkanal, der redundanten Wasserhaushaltsautomatik, kurz WHA, dem Kraftwerksrechner-Leitstand, sowie mit der Erneu-

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erung der Messtechnik zur Erfassung von Oberwasser- und Unterwasser-Pegel sowie dem Pegel nach dem Rechen betraut. Letzteres gilt nicht zu Unrecht als eine der ganz starken Seiten der Firma Rittmeyer, die über eine Messtechnik zur Erfassung von Pegelständen aus dem eigenen Hause verfügt. „In diesem Fall wurden zwei parallele Messverfahren angewendet. Einmal hydrostatische Messungen mittels Tauchsonde und dazu ein pneumatisches Pegelmessverfahren. Dies dient nicht nur einer erhöhten Messpräzision, sondern auch der Redundanz des Systems“, erklärt Michael Hirn, der gemeinsam mit Helmut Coufal die Projektleitung der Fa. Rittmeyer innehatte. Die eingesetzte MPBTauchsonde sowie die pneumatischen Messverfahren für die Pegelmessung weisen eine Messtoleranz von 0,1% auf. Zusätzlich vertraute man in der Frage der Stellungsmessung der Stauklappen und Segmente auf den bewährten RIVERT-Winkelgeber, ebenfalls ein Produkt aus dem Hause Rittmeyer. UMBAU ÜBER ZWEI JAHRE Der Startschuss für die E-Technik-Spezialisten aus Wien fiel Ende April 2013. Nach

einer offiziellen Kick-Off-Besprechung konnte mit den Engineering-Arbeiten und mit den ersten Schaltschrankfertigungen begonnen werden. Über die nächsten zwei Jahre hinweg – bis Mai dieses Jahres – sollte das Team von Michael Hirn mit der elektro- und leittechnischen Modernisierung des Kraftwerks Weinzödl beschäftigt sein. Vor Ort erfolgte der Auftakt im September 2013, als mit der Erneuerung des ersten Wehrfeldes und einer Station der Wasserhaushaltsautomatik begonnen wurde. Mit der Erneuerung der Maschinenleittechnik M1 ging es im Jänner letzten Jahres los, nachdem die erste der beiden neuen Maschinen - M1 montiert worden war. Maschine M3 am Mühlkanal folgte im Herbst letzten Jahres, und mit der Erneuerung der Leittechnik von Maschine M2 konnte schließlich im Jänner dieses Jahres begonnen werden. Sie ging im April ans Netz. PARALLELBETRIEB ALS HERAUSFORDERUNG Als besondere Herausforderung für die Rittmeyer-Crew sollte sich das Platzproblem in den Kraftwerksräumlichkeiten herausstellen. Schließlich wurde einerseits nichts am


Foto: Rittmeyer Foto: Rittmeyer

Neue E-Technik für das Traditionskraftwerk Weinzödl

Gebäude selbst verändert und anderseits mussten die neuen Schaltschränke möglichst nah ihrer Funktionsbereiche untergebracht werden. Hierbei erwies es sich einmal mehr als günstig, dass die Firma Rittmeyer in der Lage ist, Schaltschränke in sehr kompakter Form zu bauen. „Grundsätzlich kam erschwerend hinzu, dass die Umbauarbeiten während des laufenden Kraftwerksbetriebes stattfanden – und somit ein provisorischer Parallelbetrieb von alten und neuen Komponenten installiert werden musste“, erklärt Michael Hirn. Speziell die Installation dieses Parallelbetriebes zwischen neuer und alter Steuerung hatte es durchaus in sich. „Man muss sich nur das Beispiel des Turbinenreglerschranks vor Augen führen, der ursprünglich beide Turbinen regelte. Da ja eine Maschine weiterlaufen musste, mussten wir die andere sorgfältig aus der alten Technik herauslösen.“ KOMPATIBEL ZU 1703-TECHNIK In diesem Zusammenhang kam auch mit der Anbindung an das alte 1703-WHA-System eine weitere Herausforderung auf das Team der Firma Rittmeyer zu. Michael Hirn: „Die alte Wasserhaushaltsautomatik war mit 1703-Komponenten ausgeführt. Für den Parallelbetrieb musste diese WHA an das neue Kraftwerks-LAN angebunden werden.“ In der Folge wurde mit jeder Erneuerung eines Funktionsbereichs Schritt für Schritt eine Verknüpfung mit der alten WHA ausgebunden. Nachdem Maschine M2 abgestellt wurde, konnte die alte WHA schließlich komplett deaktiviert, ausgebunden und demontiert

Neben der neuen elektromaschinellen Ausrüstung besticht das Murkraftwerk heute auch durch modernste Leittechnik, realisiert von der Firma Rittmeyer Wien.

werden. Sämtliche Maßnahmen waren nur deshalb möglich, weil das E-Technik-Team der Firma Rittmeyer auch über breite Erfahrung mit 1703-Steuerungen verfügt. Angefangen vom Softwaretechniker, über den Servicetechniker bis hin zum Installationspersonal, hatte Rittmeyer in Summe 8 Mann an dem Projekt beschäftigt. Den Abschluss fanden die Arbeiten im Mai dieses Jahres, nachdem die zweite neue Kaplan-Rohrturbine M2 den Regelbetrieb aufgenommen hatte. ZUSÄTZLICH STROM FÜR 4.000 HAUSHALTE Für das Team der Firma Rittmeyer stellt die Modernisierung des Kraftwerks Weinzödl eine weitere interessante Erfahrung und ein wichtiges Referenzprojekt dar. Schließlich gilt die Anlage als eine der ersten, in der damals die neu entwickelte Straflo-Turbine installiert wurde. Zudem konnte man dabei einmal mehr die große Flexibilität, aber auch das breite Know-how unter Beweis stellen, das notwendig ist, um ein derart komplexes Projekt im vorgegebenen Zeitrahmen zu realisieren. Obwohl sich die Wassermenge nicht geändert hat, kann das neue Kraftwerk aufgrund seiner verbesserten Technik ab sofort zusätzlichen Strom für 4.000 Grazer Haushalte liefern. Insgesamt erzeugt die Anlage im Regeljahr rund 63 GWh Strom. Abschließend folgt auf den Modernisierungsschritt in punkto Technik noch eine neue Fischwanderhilfe, die in den nächsten Monaten gebaut wird.

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Alle Fotos: SEAMTEC

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Seamtec Smart PowerPlant in Österreich mit 300 kW

SEAMTEC SMART POWERPLANTS – INDUSTRIE 4.0 MACHT AUCH VOR DER ENERGIEWIRTSCHAFT NICHT HALT Seamtec entwickelt für seine Kunden nachhaltige und innovative Lösungen rund um die Automatisierung und Optimierung von Wasserkraftwerken und Biomasseanlagen. Insbesondere im Kraftwerks- und Energiebereich sind Zuverlässigkeit, Hochverfügbarkeit und Ausfallsicherheit der Steuerungstechnik zwingend erforderlich.

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ls Spezialist im Bereich erneuerbare Energien entwickelt Seamtec innovative Regelungsverfahren, die es ermöglichen, den Wirkungsgrad von Wasserkraft- und Biomasseanlagen auf höchste Werte zu optimieren. Das Portfolio des Unternehmens umfasst die gesamte Automatisierungs-, Steuerungs- und Elektrotechnik, begonnen bei der Sensorik bis zur Einspeisung und der damit verbundenen Netzregelung. Dazu wird mit Partnern, wie lokalen Turbinenbauunternehmen, eng zusammengearbeitet, die mit ihren Anlagen Leistungsgrößen zwischen 10 kW und 20 MW abdekken. Durch dieses gesamtheitliche Denken schafft Seamtec für den Endkunden ganzheitliche Lösungen. „Anlagenoptimierung beginnt bei uns von der ersten Minute eines Projektes. Schon in der Planungsphase werden die wesentlichen Grundsteine für einen optimalen Anlagenwirkungsgrad, hohe Zuverlässigkeit und beste Effizienz gelegt“, so Peter Reiter, Geschäftsführer von Seamtec. ZUSAMMENSPIEL MASCHINENBAU UND ELEKTROTECHNIK Für ein perfektes Zusammenwirken und einen zuverlässigen Betrieb von Wasserkraft-

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werken ist eine enge und abgestimmte Zusammenarbeit von Anlagenplanung, Maschinenbau und Elektrotechnik erforderlich. Für eine optimierte Energieerzeugung spielen all diese Komponenten eine wesentliche Rolle und können einen maximalen Gesamtwirkungsgrad nur bei enger Abstimmung zueinander gewährleisten. Deshalb ist es wesentlich nicht nur den Turbinenwirkungsgrad und den Generatorwirkungsgrad zu berücksichtigen. Da sind noch weitere Punkte, wie eine

korrekte Auslegung des Transformators, der Schaltanlagen, Anbindung an das Energienetz, Sensorik und Steuerungssoftware wesentlich. Genau bei diesem Gesamtansatz setzt das Seamtec Smart PowerPlant Konzept an. Mit den seit Juli 2015 gültigen Normen und rechtlichen Vorschriften für Energieeffizienz bei Transformatoren und der neuen Anforderungen an die Schaltanlagen wurden neue Grundlagen für Optimierungen in der Elektrotechnik geschaffen.

Punktuelle Schwingungsanalyse an einer Francis Turbine


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SEAMTEC CLOUD AUTOMATION SYSTEM Forschung und Entwicklung ist für Seamtec ein wesentlicher Bestandteil, um als junges und dynamisches Unternehmen dem Mitbewerber immer eine Länge voraus zu sein. Durch ein eigens entwickeltes 2-schichtiges Softwarekonzept wurde das Seamtec Cloud Automation System entwickelt, aktuell das wohl modernste webbasierte Visualisierungsund SCADA System im Kraftwerksbereich. Durch die modulare und objektorientierte Umsetzung konnte die Softwarezuverlässigkeit massiv erhöht und die InbetriebnahmeZeiten sowie die Anlagenkonfiguration und Erweiterbarkeit erheblich verbessert werden. Dabei wurde nicht nur die Software modular aufgebaut, sondern auch der Hardwareaufbau zeigt durch die Modularisierung eine wesentliche Vereinfachung in Form von Wartbarkeit und Erweiterbarkeit. Durch das 2-schichtige Softwarekonzept wird auf der untersten Ebene eine autonome und sichere Steuerung für die einzelnen Anlagenteile gewährleistet. Die einzelnen Anlagenteile werden über ein zentrales Bussystem miteinander vernetzt. Das Gesamtsystem setzt sich aus den Steuerungskomponenten (Ein/Ausgänge, dezentrale CPUs), dem Bussystem und einem Industrie PC mit Microsoft Windows Embedded zusammen. Die dadurch entkoppelte Anlagenvisualisierung ist rein webbasiert aufgebaut. Dies bedeutet, dass auf der Anlage mittels MultiTouch Bedienpanel eine Bedienung wie auf modernen Tablets oder Smartphones erfolgt, sowie das gesamte Datenmanagement über einen eigenen Datenbankserver die gesamten Anlagendaten aufzeichnen und archivieren. AUTOMATISCHER AUSTAUSCH MIT CLOUD Der große Vorteil von SEAMTEC Cloud Automation System ist, dass mehrere An-

Kameravisualisierung

Cloud Automation System

lagen über gesicherte VPN-Verbindungen Daten automatisch mit der Seamtec Private Cloud austauschen und archivieren können. Der Kunde kann sich über die Cloud zentral einloggen und hat dort die Möglichkeit, alle seine Anlagen zu überwachen und sie von überall auf der Welt in Echtzeit zu steuern. Und dies alles ohne zusätzliche Software am Endgerät installieren zu müssen. Auch bei den Endgeräten gibt es keine Einschränkungen, so kann vom normalen PC bis hin zu Smartphones und Tablets die Fernwartung

einfach und intuitiv erfolgen. Auch für die Anlagenhersteller bietet diese Lösung einen wesentlichen Vorteil, da zentral auf alle Anlagen zugegriffen werden kann, um etwa Probleme zu beheben, Daten miteinander zu vergleichen oder ein dynamisches Wartungsmanagement (Predictive Dynamic Maintainance) anzubieten. Alle Informationen werden mit neuesten Verschlüsselungstechnologien gesichert übertragen, wodurch eine maximale Sicherheit im Datenverkehr gewährleistet ist.

Online Datenauswertung aus dem Archiv

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Kraftwerksanlagen sowie auch die einzelnen Anlagenteile entwickelten sich in den letzten Jahren zu einem immer komplexeren Gesamtsystem und stellten auch an die Automatisierungstechnik neue Herausforderungen. Neben den klassischen Steuerungstechnischen Aufgaben ist es in Smart PowerPlants wesentlich, Abläufe zu verbessern, Fehler zu vermeiden und mögliche Störausfälle frühzeitig zu erkennen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind neuartige Lösungsansätze erforderlich. CONDITION MONITORING Condition Monitoring Systeme stellen dafür einen Grundbaustein zur Verfügung. Durch zusätzliche Messmethoden, kontinuierliche Datenaufzeichnung und komplexe Mathematische Funktionen können Veränderungen an den Anlagenzuständen detektiert werden. Durch die Verbindung der Echtzeitdaten von zum Beispiel Temperaturen, Schwingungen, Energiewerte, u.a. mit den speziell aufbereiteten Archivwerten lassen sich Maschinenzustände charakterisieren und Fehler frühzeitig erkennen. SCHWINGUNGSANALYSE Ein wesentlicher Bestandteil von Condition Monitoring stellen meist Schwingungsanalysen dar. Dabei können mit den von Seamtec entwickelten Messsystem die Turbinen- sowie Generatorlager online überwacht und mögliche Schädigungen am Lager, wie Beschädigung von Rollkörper, Innen- oder Außenringfehler sowie Unwucht am Turbinenstrang detektiert und über das zentrale Alarm- und Fehlerhandling ausgewertet werden. Dadurch konnten zum Beispiel bei Anlagen sehr rasch eine erhöhte Verschmutzung von Laufrädern, mechanische Verstellung von Leitschaufeln oder ähnliches erkannt werden. ZUVERLÄSSIGKEIT/LEBENSDAUER Neben einem optimierten Anlagenwirkungsgrad sind für Kraftwerksanlagen vor allem eine lange Lebensdauer und ein zuverlässiger Betrieb gefordert. Durch den immer höher werdenden Automationsgrad können Systeme mit mehr Intelligenz ausgestattet werden, um die Zuverlässigkeit noch weiter zu heben. Neben allen mechanischen Anforderungen und Verbesserungen ist eine optimale Abstimmung der Regelungsvorgänge notwendig, um sowohl den Energieoutput einer Anlage zu maximieren als auch die Lebensdauer und Zuverlässigkeit zu verlängern. Seamtec setzt hier vor allem auf eine Abstimmung der Hardwarekomponenten des Maschinenbaus mit den eingesetzten Regelungsmethoden.

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Düse einer 6-düsigen Peltonturbine mit 6 MW Leistung

PREDICTIVE DYNAMIC MAINTAINANCE (PDM) Unter dem Begriff Predictive Dynamic Maintainance (PDM) versteht sich ein vorausschauendes Wartungsmanagement welches nicht mehr nach statischen Wartungszyklen vorgeht, sondern auf Grund der ermittelten Verschleißeigenschaften, welche aus den Maschinendaten, Archivwerten sowie den Auswertungen aus dem Condition Monitoring dynamisch definierte Wartungszyklen. Dadurch werden Anlagenkomponenten zum korrekten Zeitpunkt getauscht. Da jede Wasserkraftanlage etwas unterschiedlich im Betrieb und der Beanspruchung ist, muss sich ein statischer Wartungsplan immer auf die sichere Seite legen. Mittels der von Seamtec entwickelten Predictive Dynamic Maintainance werden Wartungspläne dynamisch der eingesetzten Betriebszeiten und Verschleißeigenschaften definiert. Dadurch werden Wartungskosten entsprechend gesenkt, sowie die Wartungszeiträume können vorausschauend geplant werden, um Stillstände der Anlagen in wasserarme Zeiten zu legen. SEAMTEC SMART POWERPLANT (SSPP) Das Seamtec Smart PowerPlant ist eine ökologisches und wirtschaftliches Gesamtkonzept für Wasserkraftanlagen welches als Teil eines intelligenten globalen Energiesystems allen Anforderungen gerecht wird. Es vereint die oben angeführten einzelnen Konzepte zu einem großen Ganzen mit vielen Vorteilen: - Intuitive Bedienbarkeit mit MultiTouch Lösung auf webbasierter Lösung ohne zusätzliche Software zu benötigen, und das vom Smartphone bis zum Industrie PC.

• Weltweiter High Security Multi-User Zugriff • Selbstlernende Anlagenkomponenten für einen besseren Gesamtwirkungsgrad, abhängig von der verfügbaren Wassermenge. • Höchste Anforderungen an neu Smart Grid Netze • Predictive Dynamic Maintainance für eine günstigere Anlagenwartung Das Seamtec Smart PowerPlant ist Teil der Energielandschaft der Zukunft. Mehr unter:

www.seamtec.at

Peter Reiter, Geschäftsführer SEAMTEC bei der Inbetriebnahme eines Seamtec Smart PowerPlants




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