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Modernisierungsschub für zwei Traditionskraftwerke

Für den rund 30 m langen Einlaufrechen am Traditionskraftwerk Spinnerei Feldkirch installierte der Branchenspezialist BRAUN Maschinenfabrik nun eine vollautomatische, verfahrbare Rechenreinigungsmaschine, die zuverlässig für optimale Zuflussbedingungen sorgt.

Foto: BRAUN

BRAUN SORGT FÜR MODERNISIERUNGSSCHUB VON ZWEI TRADITIONSKRAFTWERKEN

Um weiterhin einen sicheren und verlustfreien Betrieb am Einlauf sicherzustellen, stand für zwei echte Traditionskraftwerke unlängst ein Modernisierungsschub auf dem Programm: Zum einen für das Kraftwerk Göschenen im Schweizer Kanton Uri und zum anderen für das Kraftwerk Spinnerei Hämmerle im Vorarlberger Feldkirch. Was beide dabei verbindet: Die Betreiber setzten auf das Know-how des erfahrenen Stahlwasserbau- und Maschinenbauspezialisten BRAUN Maschinenfabrik aus Vöcklabruck, der für beide Anlagen eine neue, moderne Rechenreinigungsmaschine inklusive Fahrbahn, Antrieb und elektrische Schaltanlage lieferte. Den Praxistest haben die Maschinen mit Bravour bestanden.

Der Niedergang der europäischen Textilindustrie hatte auch vor dem traditionsreichen Textilunternehmen Hämmerle nicht Halt gemacht. 2016 schloss die Spinnerei in Feldkirch-Gisingen für immer ihre Pforten. Doch nicht alles kam damit zum Stillstand. Die Turbinen des Kraftwerks, die sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts drehten und Strom für die Fabrik lieferten, wurden noch nicht in den Ruhestand geschickt. Im Gegenteil: Das Kraftwerk wurde saniert, und heute leistet es als saubere Stromquelle nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Klimabilanz im Ländle. Damit dies auch weiterhin gewährleistet bleibt, sollte nun auch die Einlaufsituation optimiert und modernisiert werden. Konkret ging es darum, eine neue, leistungsstarke und zuverlässige Rechenreinigungsmaschine nachzurüsten. Ein Auftrag, bei dem die Betreiber nichts dem Zufall überlassen wollten. Sie beauftragten die bewährten Branchenprofis von BRAUN Maschinenfabrik aus dem oberösterreichischen Vöcklabruck, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen den vorgegebenen Zeitplan einhalten konnten.

INTEGRATION IN DEN ALTBESTAND Genau genommen handelt es sich um eine hydraulisch verfahrbare, vollautomatisierte Teleskop-Rechenreinigungsmaschine vom Typ RRM-T-F-H, die das Team von BRAUN Maschinenfabrik für das VorDas Reinigungsprogramm absolviert die neue RRM im Rahmen von zwölf Putzvorgängen. Foto: BRAUN

Die neue RRM erreicht eine Putztiefe von circa 6,5 m.

In die bestehende Struktur des Altbestands wurde die Unterkonstruktion für die Fahrbahn der neuen RRM integriert.

arlberger Traditionskraftwerk konstruieren, fertigen und liefern sollte. „Damit wir diese in die bestehende Einlaufstruktur integrieren konnten, stand im Vorfeld eine 3D-Laser-Vermessung auf dem Programm, die verständlicherweise im abgestauten Zustand zu erfolgen hatte. Auf Basis dieser Messerkenntnisse konnten wir in die annähernd 100 Jahre alte Baustruktur eine neue Fahrbahn bzw. Unterkonstruktion für die Rechenreinigungsmaschine planen“, erläutert Roman Unterberger, Projektleiter bei BRAUN Maschinenfabrik, die Ausgangssituation.

ZUVERLÄSSIGKEIT ALS MARKENZEICHEN Entsprechend ihrer klassischen Betriebsfunktion dient die RRM dem Reinigen des bestehenden Einlaufrechens, der eine lichte Weite von circa 30 Meter aufweist. Das heißt, die Maschine entfernt zuverlässig das anfallende Treibgut – wie Äste, Laub oder Zivilisationsmüll. Ausgerüstet mit einem Tandemzylinder ist der Teleskoparm der RRM in der Lage, den 52° geneigten Einlaufrechen bis auf eine Tiefe von 6,5 Meter zu reinigen. „Die Reinigung des Einlaufrechens läuft in zwölf Putzvorgängen ab. Das Treibgut wird dabei in die Spülrinne, die ebenfalls Teil unseres Lieferumfangs war, befördert. Am Ende des Reinigungsprogramms begibt sich die Rechenreinigungsmaschine wieder in die Ruheposition“, beschreibt Unterberger den Vorgang. Die Anlage ist dabei so konzipiert, dass sie vollautomatisch – ohne personelle Besetzung – betrieben werden kann. In den ersten Betriebswochen konnte die neue RRM bereits ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Seit sie Ende November letzten Jahres in Betrieb genommen wurde, sorgt sie im täglichen Betrieb zuverlässig dafür, dass das Triebwasser möglichst ungehindert in den Einlauf des Kraftwerks einströmt – und keine unliebsamen Stillstandszeiten die Wirtschaftlichkeit der Anlage gefährden.

Demontage der alten, stationären vierfeldrigen Rechenreinigungsmaschine

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HERAUSFORDERUNG AUF ENGSTEM RAUM Dass die technischen Lösungen für Wasserkraftwerke aus dem Hause BRAUN Maschinenfabrik nicht nur in Österreich hochge-

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schätzt werden, belegt auch das Kraftwerk Göschenen im Schweizer Kanton Uri. An der Wehranlage Urnerloch in der SchöllenenSchlucht, von wo das Triebwasser aus der Reuss durch einen separaten Stollen mit eigenem Wasserschloss zum Kraftwerk Göschenen geleitet und seit 1961 im Kraftwerksbetrieb verarbeitet wird, bedurfte es einer Erneuerung der bestehenden Rechenreinigungsmaschine. Und auch in diesem Fall vertrauten die Verantwortlichen der Kraftwerk Göschenen AG auf die Erfahrung und Kompetenz von BRAUN Maschinenfabrik. Die bestehende vierfeldrige Rechenreinigungsmaschine mit Kettenantrieb entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen in der Wasserkraft und sollte durch eine moderne, vollautomatische und hydraulisch verfahrbare RRM der oberösterreichischen Branchenspezialisten ersetzt werden. „Was diesen Auftrag zu einer echten Herausforderung machte, waren vor allem die räumlichen Voraussetzungen“, erklärt Peter Schanza, Leiter des Bereichs Vertrieb & Marketing bei BRAUN Maschinen-

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Foto: BRAUN Vor allem die beengten Platzverhältnisse im Inneren der Kaverne – ein Zugang mit 1 m lichten Weite – machten Demontage und Montage zur Herausforderung.

fabrik. „Denn die Rechenreinigungsanlage befindet sich in einer Art Kaverne im Berginneren, und das Einlaufbauwerk ist dementsprechend schwer mit größeren Bauteilen zu erreichen.“ Von den Technikern von BRAUN wurde durch das verschlungene Gangsystem mit einer lichten Weite von gerade einmal 1 Meter an der engsten Stelle viel Flexibilität und Einfallsreichtum abverlangt. So musste etwa das Maschinengehäuse in drei Teile geteilt eingebracht und am Einbauort wieder zusammengebaut werden. „Gerade die Abklärungs-, Planungs- und Konstruktionsaufwände waren daher erheblich“, resümiert Peter Schanza.

PUNKTLANDUNG IM ZEITFENSTER Die zweite zentrale Herausforderung für die Arbeiten der Stahlwasser- und Spezialmaschinenbauspezialisten lag im engen Zeitkorsett, in dem die Erneuerung passieren musste. Im vorgegebenen Zeitfenster von 3. Januar bis zum 27. Januar dieses Jahres hatte sowohl die Demontage der alten Anlage als auch die Montage der neuen zu erfolgen. Hinzu gesellten sich auch noch die Tücken der aktuellen Pandemie-Restriktionen. „Bedingt durch die Beschränkungen in der Corona-Pandemie mussten wir die Vorinbetriebnahme der Rechenreinigungsmaschine mit dem Kunden über eine Remote-Verbindung abwickeln. Doch auch diese Hürde konnte durch die Flexibilität und das Know-how auf beiden Seiten gemeistert werden“, erzählt der Bereichsleiter der Firma BRAUN. Am 1. Februar dieses Jahres konnte die neue RRM erfolgreich an den Betreiber übergeben werden. Seitdem bewährt sich die neue Anlage in der Kaverne im täglichen Einsatz. Konkret handelt es sich bei der RRM für den Einlauf am Urnerloch des KW Göschenen ebenfalls um den Typ RRM-T-F-H, der nun anstelle einer Kettenzug-RRM installiert wurde. Die Reinigung des 65° geneigten und 12,5 Meter breiten Einlaufrechens erfolgt hier in drei Putzvorgängen, die Abfuhr des Treibguts über die bestehende Spülrinne. Die neue vollautomatische RRM ist auf einer circa 10 Meter breiten Bahn verfahrbar. Der mit ebenfalls einem Tandemzylinder ausgeführte Teleskoparm erlaubt eine Putztiefe von circa 4,3 Meter. Für den Kraftwerksbetrieb bedeutet die Inbetriebnahme der neuen Rechenreinigungsmaschine einen echten Modernisierungsschub.

Foto: BRAUN Im Gegensatz zur alten stationären RRM ist die neue aus dem Hause BRAUN Maschinenfabrik vollautomatisch und über die gesamte Breite des rund 12,5 m breiten Einlaufrechens verfahrbar.

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WIRTSCHAFTLICHKEIT IM BLICK Und dies gilt für beide Traditionskraftwerke. Schließlich hat sich die Erkenntnis mittlerweile längst durchgesetzt, dass ein Wasserkraftwerk – so modern es sonst auch ist – nur so leistungsstark und zuverlässig sein kann, wie seine Wasserzufuhr gesichert bleibt. Kommt es zu ungewollten Stillstandszeiten aufgrund nicht vorhergesehener Probleme am Einlauf, drückt dies sehr schnell auf die Wirtschaftlichkeit einer Anlage. Daher setzen erfahrene Betreiber auf das Know-how von Unternehmen wie BRAUN Maschinenfabrik, die in ihrer Firmengeschichte auf eine lange Referenzliste von Hunderten von Wasserkraftanlagen verweisen können. Mit dem KW Göschenen und dem KW Spinnerei Feldkirch sind gerade zwei weitere hinzugekommen.

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Der Eingang zum Kavernenkraftwerk als Nadelöhr für die Montagearbeiten im Inneren.

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