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Neues Kleinwasserkraftwerk liefert Strom für 6.000 Haushalte

Foto: zek Nach dreijähriger Bauzeit ging im Mai dieses Jahres das neue Kraftwerk Argenbach der illwerke vkw in Betrieb. Die Anlage erzeugt genug Ökostrom, um im Jahr durchschnittlich circa 6.000 Vorarlberger Haushalte zu versorgen.

NEUES KLEINKRAFTWERK AM ARGENBACH LIEFERT STROM FÜR CA. 6.000 HAUSHALTE

Im Frühling dieses Jahres konnte nach drei Jahren aufwändiger Bautätigkeit das neue Kraftwerk Argenbach im Hinteren Bregenzerwald ans Netz genommen werden. Vorarlbergs größtes Energie- und Dienstleistungsunternehmen Illwerke vkw hatte bereits 2011 ein Vorprojekt entwickelt, das einen Ersatzneubau des bestehenden Traditionskraftwerks Au vorsah – allerdings mit einem Vielfachen an Leistung. 2018 starteten die Bauarbeiten, die mit der Inbetriebsetzung in diesem Frühjahr ihren Abschluss fanden. Ein ungleich großes Maschinenpaar stellt das technische Herz der neuen Anlage dar. Es wird im Regeljahr rund 24 Gigawattstunden Ökostrom erzeugen, genug um sämtliche Haushalte und Gewerbebetriebe der umliegenden Gemeinden Au, Schoppernau und Damüls zu versorgen.

Das Wasser des Argenbachs, ein Zubringer der Bregenzer Ach, dient seit vielen Jahren der Stromerzeugung. Bereits im Jahr 1900 wurde das Gewässer vom neu errichteten Kraftwerk Au genutzt. Nach heutigen Maßstäben allerdings im bescheidenen Umfang: „Sowohl was die Ausbauwassermenge als auch was die Fallhöhe betrifft, lagen die Dimensionen in etwa bei einem Zehntel des Ausbaugrades der nun realisierten Nachfolger-Anlage“, erzählt Ralph Poschenrieder, Projektleiter von illwerke vkw. Die Anlagen und ihre Konzepte seien nicht zu vergleichen. Ralph Poschenrieder, der das Projekt seit den Anfängen 2011 bis zur Inbetriebnahme begleitete, kennt die Entstehungsgeschichte des Ersatzneubaus natürlich bis ins Detail. „Zu Beginn waren zwei Hauptvarianten entwickelt worden: eine kleinere, deutlich einfacher zu realisierende und eine größere, baulich markant aufwändigere mit einem eigenen Stollen. Dann wurden die beiden Varianten eingehend verglichen, wobei nach Rücksprache mit der Gemeinde und den Behörden die Stollenvariante sich als bessere Option herauskristallisierte“, so der Projektleiter. Nachdem 2012 im Rahmen einer behördlichen Vorprüfung mögliche k.o.-Kriterien ausgeschlossen werden konnten, wurde ein Einreichprojekt entwickelt, das 2013 bei den zuständigen Behörden eingereicht wurde. Zwei Jahre später lag der positive Bescheid für das Kraftwerksprojekt bereits vor.

ZURÜCK AUS DER SCHUBLADE „Wir hatten just zu dem Zeitpunkt grünes Licht für das Projekt erhalten, als die Strompreise im Keller waren – wirklich ganz unten. Es war klar, dass das Projekt so viel Geld kosten würde, dass es bestenfalls an die Wirtschaftlichkeitsgrenze kommt. Es wurde daher einmal auf Eis

Baustelle im Bereich der Wasserfassung im Oktober '21. Drei Kräne sind im Schutz der umfangreichen Hangnetze im Einsatz. Für die Hangsicherungen zeichnete GEOS Spezialbau verantwortlich.

Foto: illwerke vkw

gelegt“, erinnert sich Ralph Poschenrieder. Nachdem es in 2017 mit den Strompreisen wieder nach oben gegangen war, wurde das Projekt neu ausgeschrieben. Es wurde konkret. Von seinem Konzept her handelt es sich beim neuen Kraftwerk Argenbach um ein Laufkraftwerk. Das heißt, dass kein Speicherbetrieb vorgesehen ist. Nur das aktuell zufließende Wasser wird von den Maschinen abgearbeitet. Die Konzessionswassermenge ist mit 3.500 l/s angegeben. Damit ließen sich 30 Badewannen in einer Sekunde füllen, wie der erfahrene Fachmann anschaulich vergleicht. Gefasst wird das Triebwasser auf 1.031 m Seehöhe in einer höchst unzugänglichen Schlucht, die für die Bautätigkeit über einen eigenen Stollen erschlossen wurde. Durch den rund 5 m breiten und 2 Kilometer langen Stollen führt auch der obere Teil der Druckrohrleitung, die am unteren Stollenportal in eine erdverlegte Gussrohrleitung übergeht. Insgesamt erstreckt sich die Druckrohrleitung über eine Länge von 4,1 Kilometer – von der Schlucht bis zum neuen Krafthaus-Standort – rund 200 m oberhalb der Einmündung in die Bregenzer Ach. Dabei überwindet der Kraftabstieg eine statische Fallhöhe von 244 Meter.

STOLLEN MACHT FASSUNGSBAU MÖGLICH Ende 2018 startete die Stollenbaufirma mit der Baustelleneinrichtung und dem Voreinschnitt am unteren Stollenportal auf 940 m Seehöhe. Im Juni des Folgejahres konnte es dann mit den eigentlichen Vortriebsarbeiten losgehen. Mit einer Steigung von 4,3 Prozent wurde der 2 Kilometer lange Stollen im Sprengvortrieb hergestellt. Dabei hatten die Mineure am Ende insgesamt 60.000 m3 Fels und Gestein ausgebrochen. Gegen Ende 2020 war es schließlich soweit, nach 22 Monaten war der Durchbruch geglückt, und wenig später war der Stollen bereits so ausgebaut, dass er mit schwerem Gerät durchfahren werden konnte. „Uns war wichtig, dass der Ausbruchsquerschnitt durchaus großzügig ist. Mit 30 m2 haben wir einerseits ausreichend Platz für die Rohrleitung zur Verfügung, und können andererseits auch problemlos mit großen Fahrzeugen durchfahren. Das machte die Fertigstellung der Wasserfassung sogar während und nach der Verlegung des Druckrohrs möglich“, so der Projektleiter.

GESCHICK IM STEILHANG GEFRAGT Während die Ausbruchsarbeiten am neuen Stollen 2019 im Gange waren, wurden zeitgleich auch – von unten beginnend – schon Teile der unterirdischen Druckrohrleitung verlegt. Das Baulos Rohrverlegung wurde an die Firma Oberhauser & Schedler Bau (O&S Bau), ein Hoch- und Tiefbauunternehmen aus Andelsbuch, vergeben, das darüber hinaus auch noch die Errichtung der Wasserfassung und des Maschinenhauses übernommen hatte. „Die Baufirma O&S Bau war für uns ein Glücksfall. Mit großer Flexibilität, Einsatz und viel Erfahrung hat das gesamte Team für perfekte Abläufe auf der Baustelle gesorgt und die großen Herausforderungen mit Bravour gemeistert“, lobt Ralph Poschenrieder. Mit Ende 2020 waren bereits 1.400 m der 2.030 m langen Gussrohrleitung unter der Erde. Dabei gestalteten sich die Verlegearbeiten im Steilhang als äußerst anspruchsvoll, wie der Projektleiter erklärt: „Für die Grabarbeiten kam ein angeseilter Schreitbagger zum Einsatz. Die 8 Meter langen und 4 Tonnen schweren Rohrschüsse wurden zusammen mit dem Bettungsmaterial über einen Mobilkran zur Trasse geliefert. Eine etwas unkonventionelle, aber geschickte Lösung mit dem gewünschten Erfolg.“

ROHRLEITUNG PASST SICH ANS GELÄNDE AN Verlegt wurden die Rohre mittels der so genannten „Auf-Zu-Methode“, was nichts anderes bedeutet als: Künette wird ausgehoben, Rohr mit Bettungsmaterial eingebaut, Künette wird geschlossen. Was banal klingt, hat aber einen wesentlichen Vorteil gegenüber anderen

Über 2,1 Kilometer verlegen die Fachleute von O&S Bau die 8 m langen und 4 Tonnen schweren Gussrohre von Saint Gobain.

Foto: zek

Übergang von Guss auf GFK: Der GFK-Sonderformteil wurde in einen massiven Betonklotz eingegossen.

Die GFK-Rohre von Etertec wurden auf speziellen Rohrsätteln aufgeständert.

Foto: illwerke vkw

Verlegemethoden. Schließlich kann auf diese Weise fast bei jeder Witterung verlegt werden, was gerade im alpinen Bereich enorme Zeitersparnisse möglich macht. Als Rohrtyp kamen für den unteren Trassenteil, also im Anschluss an den Stollen, Gussrohre vom Fabrikat Saint-Gobain der Dimension DN1200 zum Einsatz. „Wir haben mit diesem Rohrsystem zum Glück ein sehr gutes europäisches Qualitätsprodukt erhalten, das auch eine hohe Lebensdauer der Leitung garantiert“, so der Projektleiter. Die Rohre wurden mit speziellen Langmuffen ausgeführt, um eine höhere Flexibilität bei der Verlegung im schwierigen Gelände zu erreichen. Poschenrieder: „Üblicherweise liegt die Abwinkelbarkeit bei Gussrohren dieser Dimension gerade noch bei 1 oder 1,5 Grad. Das hätte für uns aber deutlich mehr Formstücke und Betonfixpunkte – und in weiterer Folge auch einen höheren Zeitaufwand bedeutet. Mithilfe der Langmuffen können diese Rohre bis zu 4 Grad in der Verbindung abgewinkelt werden, wodurch die Trasse optimal an die Topographie des Geländes angepasst werden kann. Alles in allem haben wir nur zwei Fixpunkte benötigt.“ Wie man die auftretenden Kräfte an den Rohr-Biegungen am effektivsten ins Erdreich ableitet, konnte das Team von O&S Bau demonstrieren. Zu diesem Zweck wurde gemäß den Anregungen des Planungsbüros Bernard Ingenieure ein extrem leistungsstarkes Geotextil über den Fixpunkt gespannt und mit der Erdreich-Überdeckung belastet.

AUF ROHRSÄTTELN DURCH DEN STOLLEN Nachdem im zweiten Quartal 2021 der Stollenausbau abgeschlossen und eine Faserbetonsohle eingezogen war, konnten auch die Verlegearbeiten im oberen Teil der Druckrohrleitung beginnen. Über die gesamte Länge des circa 2.000 m langen Stollens wurde eine GFK-Druckrohrleitung DN1400 erstellt, die auf vorgefertigten Rohrsätteln aufgeständert verlegt wurde. Geliefert wurden die Rohre vom österreichischen Druckrohrleitungsspezialisten Etertec, der sich schon seit einigen Jahren zum Speziallieferanten in Sachen GFK-Druckrohleitungsbau im deutschen Sprachraum entwickelt hat. Heute unterstützt der Systemlieferant aus Österreich seine Partnerunternehmen in Deutschland und der Schweiz in allen technischen Fragen zum Thema Druckrohrleitungsbau bzw. Vertrieb. Sämtliche Sonderformteile fertigt Etertec am eigenen Standort selbst oder lässt sie in zertifizierten Fertigungsstätten herstellen. Auch der Übergangskonus, ein Sonderformstück, das die GFK- mit der Gussrohrleitung verbindet, stammt aus der Fertigung des GFK-Rohrspezialisten Etertec. Um die im Betrieb auftretenden Kräfte bestmöglich aufzunehmen, wurde der Konus in einen mächtigen Beton-Fixpunkt eingegossen. Der direkte Übergang der beiden unterschiedlichen Rohrtypen wurde mit einer hochwertigen Straub-Kupplung fixiert. Dass die O&S Bau sowohl bei der GFK- als auch bei der Guss-Rohrleitung ausgezeichnete

Keine Sonne für 4 Monate, extreme Minusgrade: Die Winterbaustelle an der Wasserfassung in der Schlucht stellte das Team von O&S Bau vor große Herausforderungen. Fertigstellung der Wehranlage im Juni 2022.

Foto: illwerke vkw

Foto: illwerke vkw

Arbeit geleistet hatte, sollte sich spätestens bei der Druckprüfung im April dieses Jahres zeigen. „Zuerst wurde nur der oberste Bogen im Stollen geprüft, danach erfolgte abschließend noch eine Druckprüfung über die restlichen 3,8 Kilometer, die ebenfalls auf Anhieb positiv ausfiel. Das war zum Glück aber schon absehbar. Denn die Baufirma hatte bereits im Vorfeld Luftdruckprüfungen an der Gussleitung durchgeführt. Eine sehr kluge Maßnahme, denn im Fall der Fälle hätte das sehr viel Zeit gespart“, sagt Projektleiter Poschenrieder.

HANGNEIGUNGEN BIS 60 GRAD Noch vor Fertigstellung des Stollens begann die Baufirma im Frühjahr letzten Jahres mit den Vorarbeiten für den Bau der Wasserfassung in der Schlucht. Und die sollten es in sich haben. „Die Hänge in diesem extrem unzugänglichen Areal weisen Neigungen bis zu 60 Grad auf. Hier mussten zuerst Schutzzäune errichtet werden. Danach wurden großflächige Spritzbetonwände errichtet und im Gelände verankert. Eine der Wände wurde bis hinunter zum Fundament des Entsanders, eine andere bis zum Fundament der Wasserfassung gebaut. Im weiteren Bauverlauf wurden zur Sicherung noch zusätzliche Schutznetze eingezogen. Diese gesamten Maßnahmen haben uns mehrere Wochen Zeitverlust im Projektverlauf eingebracht“, erinnert sich der Projektleiter. Mit drei Partien gleichzeitig arbeitete O&S Bau schließlich am 50 m langen Entsanderbauwerk und an der Wasserfassung. Man habe relativ viel an Material abtragen müssen, bevor man auf massiven Fels stieß, auf dem sich das Fassungsbauwerk verankern ließ, erzählt Poschenrieder. Am Ende flossen rund 2.500 m3 Beton, um das massive Bauwerk in der Argenbachschlucht zu realisieren. Wie diffizil sich die Arbeiten in der Schlucht gestalteten, lassen schon die Witterungsbedingungen erahnen. Ganze vier Monate kein Sonnenstrahl und zweistellige Minusgrade machten die Arbeiten sowohl für die Baufirma als auch für den Stahlwasserbauer zu einer echten Prüfung. FASSUNG MIT HOHEM AUTARKIEGRAD Das Fassungsbauwerk weist ein kleines Vorbecken auf, in dem sich grobes Geschiebe ablagern kann. Das Wehrbauwerk selbst besteht im Wesentlichen aus einem modernen Tiroler Wehr und einer 4 m breiten Geschiebeklappe, über die das angesammelte Geschiebe bei Bedarf abgeführt werden kann. Gerade weil die Fassungsanlage so abgeschieden situiert ist, wurde von den Betreibern auf einen möglichst hohen Automatisierungsgrad geachtet, wie Ralph Poschenrieder bestätigt: „Diese Wasserfassung ist die bestausgestattete in unserem ganzen Kraftwerkspark. Für den hohen Autarkiegrad dieses Anlagenteils wurde eine Reihe technischer Finessen integriert.“ Im Rahmen der Ausschreibung wurde die gesamte stahlwasserbauliche Ausrüstung an ein Unternehmen vergeben, das seit Jahrzehnten mittlerweile einen hervorragenden Ruf im Alpenraum genießt: die Firma Gufler Metall aus Moos im Passeiertal, die nahezu ihr ganzes Leistungsportfolio dafür abrufen konnte. So wurde etwa

os-bau.at

Wir leben Leidenschaft und Perfektion.

Foto: zek Foto: zek Die Wasserfassung in der Argenbachschlucht gilt als die am besten ausgestattete im Kraftwerkspark von illwerke vkw. Das Tiroler Wehr ist mit einem vollautomatischen hydraulischen Gegenrechen ausgeführt. Der Hydraulikzylinder der Wehrklappe ist im Wehrpfeiler verborgen.

Der Hydraulikzylinder im Wehrpfeiler treibt die 4 m breite Wehrklappe an.

Foto: zek

das Tiroler Wehr mit einer modernen Gegenrechenanlage ausgeführt, die von unten – also äußerlich nicht sichtbar – im Reinigungsfall den Gegenrechen gegen das Tiroler Wehr und so allfälliges Geschiebe nach oben drückt, woraufhin es durch das Wasser von den relativ flachen Stahlstäben weitertransportiert wird. Die Rechensegmente werden jeweils über einen eigenen Hydraulikzylinder, die unterirdisch im Wehrköper integriert sind, bewegt. Speziell an der Fassung ist, dass der 4 m lange Hydraulikzylinder für den Antrieb der Wehrklappe ebenfalls komplett unterirdisch im Wehrpfeiler untergebracht wurde. Das hat den Vorteil, dass kein Bauteil nach oben ragt und somit die Verklausungsgefahr minimiert wird. Der hydraulische Antrieb und der Zylinder sind über einen unterirdischen Verbindungsweg vom Wehrhaus aus problemlos zu erreichen. „Dieses System von Gufler Metall eignet sich für diesen Standort hervorragend. Außerdem gibt es aktuell nur ganz wenige Anbieter am Markt, die mit diesem Produkt so viel Routine und Know-how haben wie die Stahlwasserbauer aus dem Passeiertal“, argumentiert der Projektleiter.

EFFEKTIVES ABSCHEIDEN VON SEDIMENTEN An der Fassung erfolgt die dynamische Restwasserabgabe, zu diesem Zweck wurde ein massives, rund 3 cm starkes Stahlblech installiert. Von der Wasserfassung gelangt das Triebwasser in der Folge in das großzügig angelegte Doppelkammer-Entsandungssystem, wo Sedimente bis Korngröße 0,2 mm abgeschieden werden. Auf diese Weise kann effektiv Abrasion an den Laufradbechern der Turbinenlaufräder vorgebeugt werden. Erreicht das Sediment eine gewisse Höhe in der Entsanderkammer, wird automatisch die Spülung ausgelöst. Im Anschluss an das Entsandersystem gelangt das Triebwasser noch zum 2,80 m breiten Feinrechen, wo noch ein letztes Mal das Triebwasser vor ungewünschtem Treibgut gereinigt wird. Zu diesem Zweck wurden in dem Rechenhaus zwei Teleskoparm-Rechenreinigungsmaschinen installiert. Der Feinrechen, ebenso wie die beiden Rechenreinigungsmaschinen stammen wie die 6 installierten Schützen aus dem Hause Gufler Metall. Sie wirken nicht nur massiv, sie wurden auch möglichst langlebig ausgelegt.

GROSSE LEISTUNGSSPREIZUNG DER MASCHINEN Rund 250 m tiefer, etwa 200 m vor der Einmündung des Argenbachs in die Bregenzer Ach starteten im April letzten Jahres die Arbeiten am neuen Krafthaus, ebenfalls ausgeführt von der O&S Bau aus Andelsbuch. Das Gebäude beherbergt zwei ungleich große Maschinensätze, die bewusst so angeordnet wurden, dass man noch mit einem LKW ins Ma-

Zwei massive RRM von Gufler Metall sorgen für freien Einlauf am Feinrechen.

Foto: zek An der Wasserfassung waren umfangreiche Hangsicherungsmaßnahmen erforderlich.

Foto: illwerke vkw

schinenhaus einfahren kann. Dies macht allfällige Wartungs- oder Reparaturarbeiten in Zukunft einfacher. Die Leistungsspreizung der Maschinen ist durchaus markant – und dies aus gutem Grund, wie der Verantwortliche von illwerke vkw betont: „Während die größere Turbine auf ein Schluckvermögen von 2.900 l/s ausgelegt ist, wurde die kleinere nur für 600 l/s konzipiert. Das hat zwei Gründe: Zum einen handelt es sich bei der kleinen 4-düsigen Peltonturbine um eine sogenannte ‚Winterturbine‘, die eben in der kalten Jahreszeit dafür sorgt, dass die Anlage auch bei ganz wenig Wasser noch am Netz verbleibt, dass Wasser fließt und Wärme im Krafthaus ist. Zum anderen haben wir die Leistungsgrenze so gewählt, dass der zugehörige Generator noch mit 400 V betrieben werden kann. In weiterer Folge bedeutet das, dass der zugehörige Transformator mit 400 V Unterspannung gleichzeitig für die Eigenversorgung verwendet werden kann. Damit erspart man sich den Eigenbedarfstrafo und ein Abgangsfeld in der Mittelspannungschaltanlage.“

ENGPASSLEISTUNG VON ÜBER 7 MW Beide Turbinen stammen vom bekannten Branchenspezialisten Andritz Hydro, der zwei leistungsstarke, aber eben auch ziemlich unterschiedliche Maschinen lieferte. Während die 6-düsige Peltonturbine über innengesteuerte Düsen verfügt und das Turbinengehäuse komplett einbetoniert wurde, verfügt die kleine 4-düsige Maschine über außengesteuerte Düsen und das Turbinengehäuse ist freistehend. Bei einer Nenndrehzahl von 1.000 Upm erreicht sie ca. 1,4 MW, die große schafft bei einer Drehzahl von 600 Upm eine Leistung von ca. 5,8 MW. Im Zusammenspiel überschreitet die Engpassleistung unter Volllast die 7 MW-Grenze, dies belegten die ersten Tests während der Schneeschmelze im heurigen Frühling. Beide Turbinen sind direkt mit je einem wassergekühlten Synchrongenerator des tschechischen Qualitätsherstellers TES gekuppelt. Die kleinere Maschine ist auf 420 kV ausgelegt, während die große auf 6,4 MV kommt. Besonders imposant das Gewicht des großen Generators, der

ELECTRICAL ROTATING MACHINES UP TO 30MW

Generators and motors Synchronous/ asynchronous COMPONENTS FOR ELECTRIC MACHINES

Mechanical components Electrical components TECHNICAL SERVICE

Service and maintenance of machines on a site Automation Siemens solution partner

Technische Daten

• Ausbauwassermenge: 3.500 l/s • Kraftabstieg total: 4,1 km

Maschine 1 • Turbine: 6-düsige Peltonturbine • Fabrikat: Andritz Hydro • Ausbauwassermenge: 2.900 l/s • Drehzahl: 600 Upm • Nennleistung: ca. 5,8 MW • Generator: Synchron • Fabrikat: TES • Generatorspannung: 6,4 MV • Generatorgewicht: 32 t

• Druckrohrleitung: Guss • Länge: 2.100 m DN1200 • Fabrikat: Saint-Gobain

• Bau: Oberhauser & Schedler Bau • Hangsicherung: GEOS Spezialbau • Stahlwasserbau: Gufler Metall • Fallhöhe: 244 m • Bauzeit: 3 Jahre

Maschine 2 • Turbine: 4-düsige Peltonturbine • Fabrikat: Andritz Hydro • Ausbauwassermenge: 600 l/s • Drehzahl: 1.000 Upm • Nennleistung: ca.1,4 MW • Generator: Synchron • Fabrikat: TES • Generatorspannung: 420 V • Generatorgewicht: 8 t

• Druckrohrleitung: GFK • Länge: 2.000 m DN1400 • Lieferant: Etertec

• Automation: Andritz Hydro • Planung: Bernard Ingenieure • Regelarbeitsvermögen: 24 GWh

Froschperspektive auf das bereits montierte Pelton-Laufrad der 6-düsigen Turbine.

Foto: illwerke vkw Foto: illwerke vkw Bei tiefwinterlichen Bedingungen im Dezember '21 wird der 32 Tonnen schwere Generator eingehoben.

32 Tonnen auf die Waage bringt. Sowohl mit den beiden Turbinen als mit den zugehörigen Generatoren zeigen sich die Betreiber nach den ersten Betriebserfahrungen hoch zufrieden. Die Ableitung der hier erzeugten Energie erfolgt über zwei Transformatoren auf der 30 kV-Ebene. Neben der elektromaschinellen Ausrüstung des Kraftwerks lieferte Andritz Hydro auch noch das gesamte steuerungs- und leittechnische Equipment.

HOHE IDENTIFIKATION MIT PROJEKT Über den gesamten Projektverlauf hinweg legten die Betreiber großes Augenmerk auf eine möglichst nachhaltige und naturverträgliche

Foto: zek Umsetzung des Bauvorhabens. Zu diesem Zweck wurde es permanent durch eine ökologische Bauaufsicht überwacht. Auch das Thema Schallschutz spielte eine gewisse Rolle, da es Anrainer in der Nähe des Maschinenhauses gibt. Aus diesem Grund wurden im Unterwasserkanal vier Lamellenvorhänge und eine Holztauchwand eingebaut sowie ein Schallschutzgutachter eingebunden. Von außen ist heute auch bei Vollbetrieb kaum etwas von den beiden Maschinen zu hören. Ende April dieses Jahres war es endlich soweit: Nach dreijähriger Bauzeit konnten die beiden Turbinen erstmalig angedreht werden. Seither bewähren sich die beiden Maschinensätze bereits im täglichen Einsatz. Rund 24 GWh Ökostrom wird das neue Kleinkraftwerk in Zukunft durchschnittlich ins 30 kV-Netz einspeisen. Das Fazit der Projektleitung, die sich im Projektverlauf mit Herausforderungen wie Corona, diversen schwierigen Umwelteinflüssen oder Lieferengpässen konfrontiert sah, fällt dennoch erstaunlich positiv aus: „Mit einem harmonischen Team ist alles möglich“, sagt Ralph Poschenrieder und lobt die hohe Identifikation mit dem Projekt, die Flexibilität und die lösungsorientierte Herangehensweise von allen Beteiligten, die damit einen wichtigen Beitrag zur Vorarlberger Energiezukunft geleistet haben.

Ein leistungsstarkes Maschinenduo, bestehend aus zwei ungleich großen Pelton-Turbinen aus dem Hause Andritz Hydro und direkt gekoppelte TES-Synchrongeneratoren, erzeugt im Regeljahr rund 24 GWh Ökostrom.

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